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Die Tochter des Puppenmachers

von

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Puppenmacher

Silvester und Neujahr waren gekommen und vergangen, doch Near hatte nicht viel davon mitbekommen. Er lag den Rest der Woche mit einer leichten Lungenentzündung im Bett und hatte sich auch danach noch nicht richtig erholt. Zu Neujahr kam es schließlich zu einer furchtbaren Katastrophe, die die Leiter des Waisenhauses in helle Aufruhr versetzten: Sechs Kinder waren über Nacht spurlos verschwunden. Und es waren nicht nur Kinder aus dem Waisenhaus, es wurden insgesamt vier weitere Kinder aus Winchester entführt und man ging davon aus, dass es sich um denselben Entführer handelte, der an Weihnachten fünfzehn Kinder aus dem Norington-Waisenhaus entführt hatte. Near wurde das Gefühl einfach nicht los, dass Alice etwas mit den Entführungen zu tun hatte. Wo sie auch auftauchte, verschwanden kurze Zeit später Kinder. Entweder steckte sie selbst dahinter, oder aber William Chevalier. Aber es fehlte das Motiv. Grundlos würde er jedenfalls nicht so viele Kinder entführen.

Naja, Mello würde schlecht Auskunft geben, wenn er ihn fragen würde. Der würde nur wieder den nächsten Ausraster bekommen. Und noch stand die Wahrscheinlichkeit, dass einer von beiden bzw. beide zusammen dahinter steckten, bei maximal 15,67%. Ohne Motiv war also nichts zu machen.

Nach dem Frühstück suchte er Oliver auf, den begabtesten Hacker in Wammys House, der im Moment dabei war, ein spezielles Programm zu entwickeln, dass sich ohne Probleme in jedes System hacken konnte, egal wie gut geschützt es war. Es sollte so funktionieren, dass es die Firewall einfach umprogrammierte, anstatt sie einfach zu deaktivieren oder zu umgehen. Der so genannte „Hackschlüssel“. Der Prototyp war fast fertig. Oliver versprach, Near bei seiner Suche zu helfen und würde sich melden, sobald er irgendwelche Ergebnisse hatte. Solange es aber nichts Neues gab, kümmerte Near sich um die noch ausstehenden Schulaufgaben, die sie über die Ferien zu bearbeiten hatten. Der Nietzsche-Text mussten noch zu Ende bearbeitet werden und außerdem waren da noch die Matrizenaufgaben, die noch nicht fertig waren.

Near setzte sich an den Schreibtisch und begann mit der Arbeit. Mit seinem Spielzeug konnte er ja später noch weiterspielen. Zum Glück waren die Aufgaben nicht sonderlich schwer und so hatte er sie in einer Viertelstunde fertig. Anschließend heftete er alles ordentlich ab und verstaute alles wieder an seinem Platz. Dann ging er zum Fenster um es zu öffnen, da sah er Alice auf der Baumschaukel sitzen. Sie trug ein hellblaues Kleid mit rosa Schleifen und auch einen rosa Haarreif. Ihr blondes Haar war deutlich kürzer als vorher und sie wirkte irgendwie völlig apathisch. Dann aber lehnte sie sich ein wenig zurück und begann zu singen.
 

„Hey Lucy, I remember your name

I left a dozen roses on your grave today

I'm in the grass on my knees, wipe the leaves away

I just came to talk for a while

I got some things I need to say

Now that it's over

I just wanna hold her

I'd give up all the world to see that little piece of heaven looking back at me

Now that it's over

I just wanna hold her

I've gotta live with the choices I made

And I can't live with myself today

Hey Lucy, I remembered your birthday

They said it'd bring some closure to say your name

I know I'd do it all different if I had the chance

But all I got are these roses to give

And they cant help me make amends“
 

Near schnappte sich seine Jacke und eilte, so schnell es seine Kondition zuließ, zum Schaukelbaum doch als er dort ankam, war Alice bereits wieder weg. Dafür lag ein kleines Büchlein auf der Schaukel, das sie wohl absichtlich zurückgelassen hatte. Es war ein Bilderbuch und dazu noch ein ziemlich ungewöhnliches. Die Zeichnungen waren sehr schön und detailliert, allerdings waren Schrift und Bilder nicht gedruckt. Es sah so aus, als hätte jemand selbst Geschichten geschrieben und diese hinterher einbinden lassen. An dem Buch klebte ein kleiner Zettel auf dem geschrieben stand „Ab hier musst du ohne meine Hilfe weitermachen. Ich wünsche dir viel Glück.“

Near sah sich noch einmal um, nur um sicherzugehen, ob Alice auch wirklich weg war. Dann nahm er das Buch an sich und ging wieder zurück ins Haus. Anstatt jedoch ins Zimmer zu gehen, suchte er lieber den Salon auf und setzte sich in die Nähe des Kamins. Ihm war kalt und außerdem ließ sich ein Buch doch viel besser bei flackerndem Kaminfeuer lesen.

Während er das Buch oberflächlich durchblätterte, fiel ihm auf, dass dieses Buch offensichtlich aus der Feder eines hochbegabten Kindes stammte. Die Zeichnungen waren wirklich gut, aber an der Art wie der Text geschrieben war, ließ sich doch eindeutig erkennen, dass der Autor noch nicht das Teenager-Alter erreicht hatte. Das Buch fasste mehrere Kurzgeschichten, die ähnlich wie Märchen geschrieben waren. Und jede dieser Geschichten handelte entweder von Puppen, oder vom Streben nach Schönheit und Perfektion. Eine Geschichte erhielt besonders viel Aufmerksamkeit von Near. Die Geschichte von einem Mädchen, das zur Puppe wurde. Sie handelte von einem wunderschönen Mädchen, das in einem Turm lebte. Sie war sehr einsam, wurde aber wegen ihrer Schönheit von allen bewundert. Doch dann bekam sie aber eines Tages große Angst, dass sie ihre jugendliche Schönheit verlieren könnte und so kam eine gute Fee, die ihr einen Wunsch erfüllen wollte. Das Mädchen wünschte sich unvergängliche Jugend und ihr Wunsch wurde gewährt. Als sie sich dann aber beim Rosenpflücken an der Hand verletzte, bekam sie Angst davor, dass sie durch Verletzungen entstellt werden könnte und rief noch einmal die Fee herbei und wünschte sich von ihr einen Körper, der unverwundbar war. Sie wollte einen Körper haben, der für immer schön bleibt und so schenkte ihr die Fee einen Körper aus makellos weißen und harten Porzellan.

Nun war das Mädchen glücklich, doch da sie nun für immer lebte, musste sie ansehen wie all ihre Freunde starben und wie Kriege ihr Land verwüsteten. Erneut wurde sie furchtbar unglücklich und rief ein weiteres Mal die Fee herbei. Sie sagte „Was nützt mir ein Körper, der für immer jung und schön bleibt, der unverwundbar ist, wenn ich doch am Ende so einsam und traurig bin? Bitte nimm mein Herz, ich will keinen Kummer mehr spüren, der es brechen könnte. Solange ich Kummer spüre, kann ich nicht glücklich sein.“ Doch die Fee warnte sie, dass sie, wenn sie erst mal kein Herz mehr hatte, dann auch keine Freude mehr spüren könnte. Doch das Mädchen ließ sich nicht beirren und flehte voller Schmerz die Fee an, ihr Herz aus der Brust zu nehmen. Die Fee folgte ihrem Wunsch und nahm dem Mädchen ihr Herz. Und so verlor das Mädchen alles, was sie bis dahin hatte. Freude, Trauer, Wut und alle anderen Empfindungen. Sie wurde innerlich ganz leer und verspürte auch jetzt kein Glück mehr.

Jahr um Jahr zog ins Land und das Mädchen weinte nicht über die Kriege, freute sich aber auch nicht für neue Freunde. Sie war am Ende noch einsamer, als sie es vorher schon war. Auch wenn sie keinen Schmerz mehr spüren konnte, war sie diesen Zustand leid. Sie wollte wieder ein Mensch sein. Doch als die Fee ein weiteres Mal erschien, sagte sie „Ich kann deine Wünsche nicht rückgängig machen. Du hast meine Warnungen ignoriert und jetzt musst du damit leben.“ Damit verschwand die Fee wieder und kehrte nicht mehr zurück. Das Mädchen erkannte, dass sie für immer eine lebende Puppe sein würde und sah nur noch einen Ausweg um diesen Alptraum zu beenden, den sie sich selbst geschaffen hatte: Sie öffnete das Fenster des Turmes und sprang in die Tiefe. Auf dem Boden zerbrach ihr Körper in tausend Stücke und die Leute, die das mit angesehen hatten, eilten herbei. Doch was sie vorfanden, waren nur Bruchteile einer völlig leeren Hülle.
 

Was war in diesem Kind bloß vorgegangen, als es diese Geschichte geschrieben hatte? Ohne Zweifel besaß es eine unglaubliche Kreativität und Tiefsinnigkeit, aber so etwas schrieb man doch nicht ohne Grund. Irgendetwas musste diesem Kind doch durch den Kopf gefahren sein. Irgendetwas Belastendes…. Warte, hatte Hester nicht gesagt, dass William Chevalier Puppen als ein Sinnbild der Perfektion und Schönheit betrachtete? Konnte es sein, dass es bloß nicht nur ein Hobby oder eine Leidenschaft, sondern auch eine Obsession gewesen sein könnte? Nachdem Near sich das Buch angesehen hatte, rief er Hester an, um sich noch mal zu William Chevalier zu erkundigen. Als er auf seine Leidenschaft zu sprechen kam, reagierte sie ein wenig skeptisch. „Also ich weiß zwar, dass William Ästhetik sehr wichtig war und er fasziniert von der Schönheit der Puppen war, aber dass er davon wirklich besessen war…. Das ist mir noch nie aufgefallen. Warum fragst du?“

„Ich habe hier das Geschichtenbuch von seiner Tochter. Und hauptsächlich handelt es von Personen, die nach Perfektion streben und daran später zugrunde gehen. Ich vermute, dass sie diese Geschichten geschrieben hat, um das krankhafte Verhalten ihres Vaters zu verarbeiten. Wahrscheinlich ist es ihm gut gelungen, vor der Außenwelt seine Besessenheit zu verbergen, aber sein Privatleben sah da sicherlich anders aus. Hat Alice vor fünf Jahren auch wie eine Puppe ausgesehen?“

„Nun, sie sah sehr hübsch aus und hatte große Augen. Manche haben zwar gesagt, sie sieht einer Puppe sehr ähnlich, aber ich habe selbst nie darüber nachgedacht. Du glaubst doch nicht etwa…“

„Noch will ich mich nicht festlegen, aber ich vermute, dass William Chevalier seine Tochter zu einer lebenden Puppe machen wollte. Er war besessen von allem, was schön ist und er wollte, dass Alice perfekt ist. Sie war sein ganzer Stolz und ihr Tod war deswegen ein katastrophaler Verlust für ihn.“

Hester war ein klein wenig skeptisch, aber sie wollte Near auch nicht seine Theorie widerlegen. Sie schien es ihrem ehemaligen Kollegen wohl doch zuzutrauen, dass er zu so etwas imstande war. Doch bevor Near das Gespräch beendete, wollte er noch eine Sache dringend loswerden, die ihn beschäftigte. „Wie riskant ist eine Herztransplantation?“

„Nun, es gibt die üblichen Risiken einer Infektion nach der Operation, die größtenteils mit Medikamenten zu bewältigen ist. Was die OP selbst angeht, so verlaufen meist 98 von 100 Operationen gut und der Patient kann noch fünf bis zehn Jahre problemlos weiterleben. Es kommt aber auch auf den entsprechenden Arzt an, der die Operation durchführt. Hundertprozentig kann man gewisse Risiken nicht ausschließen.“

„Gut“, murmelte Near und atmete tief durch. „Ich hab nachgedacht. Ich möchte mich operieren lassen. Und ich möchte, dass du die Operation durchführst.“

„Okay, ich hab verstanden. Dann werde ich dich in die Liste eintragen und dafür sorgen, dass du so bald wie möglich operiert wirst. Bei der nächsten Kontrolluntersuchung werden wir noch mal intensiver darüber sprechen. Aber ich finde es sehr mutig von dir, dass du dich für die OP entschieden hast.“

„Ich bin nicht mutig. Ich sehe es nur als Niederlage an, wenn ich so früh schon sterben muss.“

Damit legte Near auf und ging in den Speisesaal. Dort gab es jetzt Tee, heißen Kakao und dazu Süßgebäck. Auf Süßes konnte er zwar gerne verzichten, aber ein Tee konnte nicht schaden. Als er dort ankam, saßen dort außer Fear, Linda und Chris nur Matt und Mello. Während Near sich einen Orangentee einschüttete, überlegte er, ob er nicht vielleicht die Möglichkeit in Betracht ziehen sollte, mit Mello zusammenzuarbeiten. Immer mehr erhärtete sich nämlich sein Verdacht, dass William Chevalier etwas mit der Entführung der Kinder zu tun hatte. Beweise oder Indizien hatte er zwar nicht, aber es war doch seltsam, dass kurz nach Alices Tod Kinder verschwanden. Und kaum tauchte sie wieder auf, wurden weitere Kinder entführt. Nur was hatte William Chevalier mit den Kindern vor? Wozu brauchte er sie? Selbst wenn er nur ihre Organe brauchte, dann wären doch ihre Leichen wieder aufgetaucht. Oder waren die Kinder gar nicht tot?

Während er nachdachte, bemerkte er gar nicht, dass Oliver sich neben ihn setzte und ein Laptop auf den Tisch legte. „Heyho, Near. Ich hab mir schon gedacht, dass ich dich hier finde.“

„Hast du was gefunden?“

„Gefunden ist gar kein Ausdruck. Es gibt da einige interessante Dinge, die ich in Erfahrung gebracht habe.“ Damit öffnete Oliver eine Textdatei, in der er einige Auszüge abgespeichert hatte. „William Chevalier heißt mit Geburtsnahmen William J. Dunsley und wurde in Bukarest geboren. Seine Eltern waren beide Ärzte einer Hilfsorganisation und während seine Mutter als Sanitäterin arbeitete, führte sein Vater ein Geschäft für Prothesen. Als es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Zigeunerclans kam, kehrte William mit seinem Vater zurück, die Mutter starb bei den Unruhen. Sie lebten seitdem in London und William machte eine Ausbildung im Geschäft seines Vaters. Doch er entschied sich dafür, Arzt zu werden und ging an die Universität. Sein Vater verstarb kurz nach Beendigung seines Studiums an Darmkrebs und William verkaufte das Geschäft und machte eine Reise nach Frankreich, genauer gesagt nach Grenoble, wo er dann Jeanne Chevalier kennen lernte. Sie folgte ihm nach England und dort heirateten sie auch. William, der seinen Namen schon immer gehasst hatte, nahm den Namen von Jeanne an, obwohl es damals nicht üblich war. Wahrscheinlich tat er das, weil Chevalier viel schöner und gehobener klang, als Dunsley. Mit knapp 25 Jahren wurde William schließlich Chirurg und galt bereits zu dem Zeitpunkt als bester Chirurg in England. Zwei Jahre später brachte Jeanne eine Tochter zur Welt, Alice Chevalier. Jeanne überlebte die Geburt nicht und so zog William seine Tochter alleine auf.“

„Hat er irgendwelche Vorstrafen?“

„Er hat ordentlich Schlagzeilen gemacht. Knapp ein Jahr nach der Geburt seiner Tochter hat er einen Weg gefunden, den Zellwachstum aufzuhalten, um somit ewige Jugend zu ermöglichen. Es gelang ihm, einen Hundewelpen über vier Jahre im selben Zustand zu bewahren. Allerdings hatte das Zeug massive Nebenwirkungen.“

„Und welche?“

„Die Zellen verloren ihre Fähigkeit, sich zu regenerien. Bedeutet also, dass der Körper außer Stande ist, Verletzungen zu heilen. Und genau aus diesem Grunde wurde dieses Mittel gar nicht erst zugelassen. Daraufhin hat sich Chevalier nur noch seiner eigentlichen Arbeit gewidmet und seine Tochter aufgezogen.“

Ein Mittel, dass ewige Jugend versprach, gleichzeitig aber auch Verwundbarkeit bedeutete. Wenn Chevalier seiner Tochter dieses Mittel gegeben hatte um ihre Schönheit zu bewahren, dann bedeutete das auch, dass sie so oder so den Unfall nicht überlebt hätte, weil ihr Körper nicht imstande gewesen war, die Verletzungen zu heilen. Aber wie passte es mit dem Verschwinden der Kinder zusammen? „Hast du auch herausgefunden, ob es damals eine Reihe von Entführungen gab?“

„Ja, dazu habe ich einiges gefunden. Das alles fing in Bukarest an, als mehrere Zigeunerkinder verschwunden sind. Sie sind nie wieder gefunden worden, selbst ihre Leichen nicht. Es gab nur eine einzige Zeugin, eine alte Romni, die steif und fest behauptete, dass ein Europäer die Kinder zu Puppen verarbeitet und dann verkauft habe. Die Frau war allerdings geistig nicht mehr ganz auf der Höhe und starb auch kurz darauf an Altersschwäche. Die Geschichte spielte sich allerdings in den 40er Jahren ab und man nannte den Kindesentführer auch „Puppenmacher von Bukarest“. Bis heute blieb der Fall ungeklärt.“

„Gab es auch Entführungen, als William Chevalier nach England kam?“

„Es gab zu dem Zeitpunkt überall vereinzelte Entführungen. Die meisten gab es aber kurz nachdem er auf die Uni ging.“

Ein geheimnisvoller Puppenmacher, der die Kinder angeblich zu Puppen machte… ein Chirurg, der ein Mittel für ewige Jugend entdeckt hatte. Und eine Tochter, die gestorben ist und doch wieder auftauchte und immer noch so jung wie damals war. So langsam ergaben diese Fragmente ein Bild, das sich nach und nach aus Puzzleteilen zusammenfügte. Folgende Theorien waren jetzt möglich: Alice war damals nicht bei dem Unfall verunglückt bzw. ein anderes Kind wurde ins Krankenhaus eingeliefert, das Alice ähnlich sah. Vielleicht um zu verhindern, dass ans Tageslicht kam, dass Chevalier seiner Tochter diesen Wachstumsstopper verabreicht hatte. Aber was war danach mit Alice passiert und was ist mit den restlichen Kindern geschehen? Hatte er sie für seine Versuchszwecke benutzt und sie anschließend beseitigt?

Near bedankte sich für Olivers Hilfe und ließ sich alle ausgedruckten Dokumente geben. Es machte wohl keinen Sinn, er musste mit Mello sprechen und ihm eine Zusammenarbeit vorschlagen. Dass diese beiden Fälle miteinander verknüpft waren, stand inzwischen ganz außer Frage. Allerdings würde es schwierig werden, Mello davon zu überzeugen, der Zusammenarbeit zuzustimmen. Trotzdem musste er es versuchen. Da Mello gerade heiße Schokolade trank, war er meistens dann am Besten drauf. Aber ein kleines „Freundschaftsangebot“ konnte auch nicht schaden. Von Oliver ließ er sich deswegen eine Tafel belgischer Zartbitterschokolade geben und ging zum Tisch der Älteren. Mello war in einige Akten vertieft, während Matt an seiner PSP zockte. Near setzte sich Mello gegenüber und wartete, bis dieser ihn bemerkte und zuerst ansprach.

„Was willst du denn, Schneeflöckchen?“

„Das soll ich dir von Oliver geben. Extra aus Belgien bestellt.“ Damit gab er ihm die Schokolade doch Mello rührte sie nicht an. Er traute dem Braten nicht. „Ich will die Nachrichten, nicht das Wetter. Komm also direkt zum Punkt!“

„Es geht um deinen und meinen Fall.“

„Seit wann hast du einen Fall? Hat deine Puppe einen Mord begangen, oder wurde sie entführt?“

„Sie gehört einem Mädchen, das vor fünf Jahren bei einem Verkehrsunfall gestorben ist. Trotzdem stand sie vor einigen Tagen direkt vor mir und hat sich als genau jene vermeintliche Tote zu erkennen gegeben. Ihr Vater ist ein berühmter Chirurg, der ein Mittel entwickelt hat, um das Wachstum bei Kindern zu stoppen. Es steht der Verdacht, dass er hinter den Entführungen steckt und dass bereits sein Vater Kinder entführte. Ich will dir allerdings nicht den Fall vor der Nase wegschnappen und da uns beiden daran gelegen ist, sollten wir doch für einen Moment unsere Rivalität beilegen und zusammenarbeiten. Du bräuchtest meine Informationen, um etwas über den Verbleib der Kinder zu erfahren und den Täter zu überführen und ich will herausfinden, wofür Chevalier sie entführt hat.“

Mello sah ihn finster, aber auch prüfend an und hatte die ganze Zeit, in der Near redete, kein Wort gesagt. Als sein Gegenüber fertig war, sagte er immer noch nichts. Er drehte weder durch, noch machte er sich lustig über ihn. Dann aber sah er ihn noch finsterer an. „Du verlangst allen Ernstes von mir, dass ich mit dir zusammenarbeite? Dir, der du mir den ersten Platz und damit die eventuelle Nachfolge für L weggenommen hat? Ahahaha, du bist echt so was von bescheuert….“

„Jetzt lass hier nicht den gehörnten Ehemann raushängen, Mello“, schaltete sich nun Matt ein, der sich dieses Theater einfach nicht mehr anhören wollte und auch keine Lust hatte, noch eine Streiterei mitzubekommen. „Near hat vollkommen Recht. Wir stehen sowieso völlig auf’m Schlauch und haben keinen Plan, wie es weitergehen soll. Und Near kommt ohne Informationen zu den Entführungsopfern auch nicht viel weiter. Wir profitieren doch alle von einer Zusammenarbeit. Also könnt ihr beide euren Rosenkrieg auf ein anderes Mal verschieben und euch einfach mal zusammenreißen?“

„Wir führen keinen Rosenkrieg. Mir passt es einfach nicht in den Kram, dass ich mit jemanden zusammenarbeiten soll, der mir meinen rechtmäßigen Platz weggenommen hat.“

„Jetzt benimmst du dich echt wie ein beleidigtes Schulmädchen. Vergiss doch einfach mal diese Tatsache, es geht hier immerhin um Menschenleben. Um Kinder wie wir! Ein paar aus Wammys House sind immerhin auch verschwunden! Also schluck deinen falschen Stolz endlich mal runter und arbeite mit Schneeflöckchen zusammen.“ Matts Machtwort hatte seine Wirkung gezeigt. Mello seufzte und gab dann schließlich sein Einverständnis. „Okay, treffen wir uns in einer Stunde in der Bibliothek. Dann reden wir über alles, was wir bis jetzt an Fakten gesammelt haben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ashlie
2012-07-11T16:00:21+00:00 11.07.2012 18:00
Mir hat die Geschichte bisher sehr gut gefallen.
Mach weiter so.

Von:  RK9OO
2012-07-11T14:53:34+00:00 11.07.2012 16:53
Huff... endlich komm ich auch mal zum kommentieren x.x

Aww... 'Schneeflöckchen'... das ist mein Lieblingsspitzname für Near, hihi <3 *giggle*
"„Jetzt lass hier nicht den gehörnten Ehemann raushängen, Mello“, schaltete sich nun Mello ein", du meinst wohl, Matt schaltet sich ein :P

Hm, ich glaub ja mittlerweile, dass der Puppenmacher die Kinder entführt, um an denen sein Mittelchen zu testen und zu verbessern... und dann macht er sie zu Puppen, um das Alles zu vertuschen o.o


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