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Der Pakt

von

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Hi,
 

sorry, dass wir die letzten Monate immer so oft auf uns warten lassen. Aber Job und co. fordern mehr als nur ein Bisschen unsere Aufmerksamkeit.

Wir hoffen ihr verzeiht uns und es gefällt euch auch weiterhin.
 

lg
 

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Die Kutsche ratterte über die Straßen, die mit jedem Kilometer unebener wurden, nach Landewednack, einen kleinen Ort in Cornwell. Im Inneren des Gefährts wurde der Earl von Phantomhive immer mies gelaunter, da er schrecklich durchgeschaukelt wurde. Da zog sein Butler auf einmal die Vorhänge vor die Fenster der Kutsche und zog ihn auf seinen Schoß. „Schlaf doch ein bisschen, bis wir da sind. Du müsstest dir vorkommen, wie ein Baby in seiner Wiege!“

„Ein Baby, dass am Schüttelsyndrom stirbt“ murmelte Ciel missmutig, lehnte sich aber an seinen privaten Teufel.

„Nun, wo wir hinfahren, gibt es keine Toten mehr…“

„Was schlimmer ist als es klingt, ich weiß.“

„Wir werden bestimmt unseren Spaß haben.“, stellte Sebastian fest und kraulte Ciels unteren Rückenbereich.

„So würdest nur du das nennen“ murmelte der Jüngere, nun wesentlich entspannter.

„Und du?“, hauchten warme Lippen an seinem Ohr.

„Arbeit.“

„Und was nennst du Spaß?“ Ciel schwieg, aber die Röte auf seinen Wangen verriet genug. „Manchmal bist du einfach noch zu unschuldig.“, grinste sein Butler und küsste ihn.

„Ich bin bloß nicht so verdorben wie du.“

„Oh doch!“ Sebastian leckte sich über die Lippen. „Ich habe dich alles in den letzten Jahren gelehrt!“

„Wirklich alles?“ fragte Ciel, mit skeptischen Amüsement, nach.

„Zumindest alles, was du verdorben nennst.“, erklärte der Ältere mit einem teuflischen Grinsen.

„Das kann ich nicht leugnen.“

„Und was willst du jetzt mit deinem Wissen anfangen?“, fragte Sebastian ruhig, aber eindeutig.

„Hm…“ Unschuldig sah Ciel ihn durch seine Wimpern hindurch an und schob sich eine Hand unter den Hintern, die so natürlich direkt Kontakt zu Sebastian herstellen konnte. Jener begann bereit zu grinsen und legte den Kopf zurück.

„Ich glaube, du musst da genauer werden!“

„Und hier dachte ich, du wärst ein Meister des Subtilen.“

Sebastian zog eine Augenbraue hoch, da das lediglich seine Art war zu sagen, dass er mehr von dem wollte, was Ciel angedeutet hatte. „Und wenn ich will, dass du mir mal genau zeigst, was du alles gelernt hast?“

„Ist das eine Prüfung? Werde ich dafür benotet?“

„Je besser die Note, desto größer die Belohnung!“, erklärte Sebastian und drückte sich der Hand entgegen.

„Dann schaue ich mal, was ich für eine Eins tun kann…“
 

Seltsamer Weise wurden die Ohren ihres Kutschers auf der Fahrt taub, weshalb er nicht wusste, wie laut seine Gäste gewesen waren, oder was sie getrieben hatten.

Nicht mal das kleinste Haar saß beim Earl Phantomhive nicht da wo es sollte, als er und sein Butler endlich die kleine Ortschaft Landewednack erreichten und er die höllische Kutsche verlassen konnte. Sein Butler war sehr beschwingt, als er ihm aus der Kutsche half und ihm das einzige Gasthaus in der näheren Umgebung zeigte.

„Was ich nicht alles für meine Arbeit tue“ murmelte Ciel, als er sich das besagte Gebäude ansah. Es war ein einfacher Holzbau, der sauber, aber so schlicht wirkte, dass die Anwesenheit des Earls es bereits aufwertete.

Sebastian nickte und wies den Kutscher an, der nun wieder hören konnte, dass er ihr Gepäck ins Gebäude bringen sollte. Er selbst, deutete Ciel den Eingang und öffnete ihm die Tür. Ein leichtes Kopfnicken war sein Dank, als Ciel an ihm vorbei schritt, seine Umgebung genau musternd.

Da kam auch schon ein stämmiger Mann auf sie zugeeilt und wischte sich die Hände an einem Handtuch trocken. „Ich wünsche einen wunderschönen guten Tag, die Herren!“

Ciel musterte den Mann abschätzig und erkannte, dass dessen voluminöser Backenbart wohl das Gepflegteste an ihm war. Da er den Stand dieses Mannes nicht kannte, überließ er es Sebastian ihn vorzustellen. Jener tat das auch mit großen Worten, wobei dem Wirt bereits anfingen Geldzeichen in den Augen zu leuchten. Er konnte ja nicht ahnen, dass Ciel keinen Cent zahlen würde, sollte nicht alles zu seiner Zufriedenheit sein. Da das Haus zur Zeit aber auch nicht besucht war, führte der Wirt sie sofort in den ersten Stock des Gebäudes und dort direkt in das beste Zimmer, das er hatte.

„Ich hoffe, es wird ihnen in meiner bescheidenen Herberge an nichts fehlen, falls doch, zögern sie nicht und lassen mich rufen!“, erklärte der Wirt. Zu seiner Überraschung wurde er nicht entlassen, sondern musste mit anhören, was der Earl auszusetzen hatte.

Ciel deutete mit seinem Spazierstock zuerst auf das Bett und dann auf die Fenster. „Ich benötige bessere Lacken und weitere Kissen. Tauschen sie die Vorhänge gegen etwas Geschmackvolles aus und lüften sie!“

Etwas pikiert, nickte der Ältere und öffnete sofort die Fenster, wodurch direkt starker Wind ins Zimmer drang. „Ich werde gleich das Mädchen beauftragen und sie steht ihnen ebenfalls für alle Wünsche zur Verfügung!“

„Warum stehen sie dann noch hier?“

Kaum ausgesprochen, verschwand der Wirt und Sebastian knurrte verstimmt. Zustimmend nickte Ciel ihm zu. „Diese Herberge ist wirklich sehr unter meiner Würde!“

„Wenn dir die Kleine auch nur zu nahe tritt, ziehe ich ihr bei lebendigem Leib die Haut ab!“, grollte sein Butler weiter, hatte er den Wirt doch genau verstanden, nämlich, dass das Zimmermädchen wahrhaft Alles für Ciel machen würde.

Jener rollte irritiert mit den Augen. „Das Mädchen ist sicher so uninteressiert wie ich.“

„In solchen Herbergen ist es üblich, das hohe Gäste auch sexuelle Dienste zur Verfügung gestellt bekommen!“, wurde Ciel erklärt.

„Die ich nie annehmen würde!“

„Allein ihr Gedanke zählt!“, kam die Eifersucht zum Vorschein.

„Du bist unmöglich“ grollte Ciel und rieb sich frustriert die Nasenwurzel. Da wurde er zart in den Arm genommen.

„Ich kann nichts dagegen tun. Es ist so eine Art Instinkt, das weißt du doch und genau das, lässt es mich noch nicht einmal bedauern.“

„Wie wäre es dann mit verbergen? Wo es doch manch einmal so irritierend ist?“

Einige Sätze lagen Sebastian nun auf der Zunge und Ciel konnte sehen, dass dies der Fall war, dennoch zuckte der Ältere mit den Schultern und antwortete getroffen. „Wenn es das ist, was du willst…“

„Ich will nur nicht, dass du dich immer so aufregst!“ protestierte Ciel da sofort. „Deine Eifersucht mag ein Instinkt sein, aber der Instinkt lässt dich wirken, als würdest du an mir zweifeln!“

„Nein…“ Sebastian schüttelte den Kopf. „Es ist frustrierend verbergen zu müssen, dass ich dir gehöre.“, erklärte er zum ersten Mal offen seine ‚nicht vorhandenen‘ Gefühle. „Was wiederum der Grund dafür ist, dass man dich als eine Art Freiwild betrachtet.“

„…Ich kann an der Gesellschaft nichts ändern.“

„Das kann niemand.“ Seufzend zog Sebastian den Jüngeren an sich und suchte dessen Nähe. Versöhnlich ließ Ciel sich halten und erlaubte Sebastian sich seine Bestätigung zu holen.

Der Teufel hatte in den vergangenen Jahren die Menschlichkeit begonnen immer besser zu verstehen und es zog sich dadurch sein innerstes manchmal unangenehm zusammen. Dennoch löste er sich wieder von Ciel und grinste teuflisch. „Lust dem Tod den Arsch zu versohlen?“

„Achte auf deine Ausdrucksweise, Sebastian. Wir sind immer noch englische Gentleman“ ermahnte Ciel und rückte sich den Zylinder zurecht. „Außerdem sollten wir erst einmal klären, was hier überhaupt vor sich geht.“

„Verzeihung, junger Herr.“, der Butler grinste und zog sich zurück.

Ciel nickte und zog jetzt auch seinen Gehrock zurecht. „Pack lieber erst einmal meine Koffer aus…nachdem du den Schrank gesäubert hast!“

„Sehr wohl.“ Sebastian nickte unterwürfig und begann mit der Reinigung. Sein Herr trat unterdessen an eins der beiden Fenster, die die Südseite des Zimmers zierten.

„Lass uns noch einmal alle Fakten durchgehen.“

„Zuerst einmal ist auffällig, dass hier bereits seit längerer Zeit niemand mehr verschieden ist.“

„Was lässt darauf schließen, dass es mehr als ein glücklicher Zufall ist?“

„Ein Bauer ist vor kurzem in seine Mistgabel gefallen und läuft noch immer mit Löchern im Torso herum.“, erklärte Sebastian mit einem sarkastischem Grinsen.

„Ich nehme an du willst einen Blick auf seine Seele werfen und gegebenen Falls deine Zähne hinein schlagen?“

Überlegend rieb sich der Teufel den Bauch. „Ich habe bereits ein paar Jahre nicht mehr gespeist.“ Er dachte schließlich an den Masseur des Earls. „Aber das geht nur, wenn er einen Pakt mit mir schließt…“

„Ich denke du wirst einen Weg dafür finden.“

„Da bin ich mir sicher!“, versicherte er dem Jüngeren in großer Vorfreude.

Ciels sichtbares Auge glitt über die wenig genutzte Straße vor ihrem Hotel, scheinbar ohne etwas zu suchen, während er seinen Gehstock zwischen den Fingern drehte.

„Vielleicht finde ich ja auch einen schönen Jüngling…“, überlegte der Teufel nun laut.

Ciels Augenbrauen zuckten kurz und unmerklich zusammen. „Wir sollten nicht zu sehr auffallen.“

„Das Eine, schließt das Andere nicht aus.“ Durch die Spiegelung im Glas wurde Sebastian ein giftiger Blick zu geworfen. Jener grinste zufrieden und lenkte ein. „Aber mehr als die Seele des Bauern, wäre wohl zu viel.“

„Das will ich auch meinen“ murmelte der Earl streng.

„Angst, dass ich dick werde?“, wurde Ciel überrascht gefragt.

„Eher träge.“

„Glaubst du das wirklich, dass mir das passieren könnte?“

„Wir wollen es doch nicht riskieren, oder?“

Sebastian zog eine Augenbraue hoch und grinste Ciel an, bevor er seinen Putzlappen niederlegte und auf diesen zu trat. Dann gab er ihm einen Kuss. „Manchmal bist du mir ähnlicher, als mir lieb ist!“

„Du hast also einen schlechten Einfluss auf mich?“

„Würde deine Tante behaupten…“, bemerkte der Teufel, teuflisch grinsend.

„Meine Tante behauptet Vieles.“

„Nur nicht öffentlich!“, grinste Sebastian weiter und ließ den Jüngeren los. „Aber so ist das Weibervolk nun mal.“

„Weshalb ich glücklicherweise nur eine Ehefrau habe.“

Der Butler nickte und begann wieder mit dem putzen. „Es ist auch lange her, dass es Brauch war, mehr als eine Gattin zu besitzen.“

„Es war klug diesen Brauch abzuschaffen“ murmelte Ciel und sah wieder aus dem Fenster.

„Gibt es etwas das deine Aufmerksamkeit besonders auf sich zieht?“, wurde er gefragt.

„Es ist eher, was es nicht tut.“

„Sprich Herr!“, forderte der Butler, der gerade in seiner Arbeit aufging.

„In diesem Dorf geht etwas Merkwürdiges vor, aber keiner scheint sich daran zu stören. Alles scheint ganz normal.“

„Das ist einer der Gründe, neben dem Bauern, warum ich aufmerksam geworden bin.“

„Wenn man genau hinsieht bemerkt man, wie bemüht alle sind normal zu wirken.“

„Bemüht?“

Nachdenklich nickte der Wachhund der Königin. „Die Normalität ist nicht echt.“ Er wurde wissend angesehen.

„Sie werden aus zwei Gründen Angst haben. Zwei typisch menschlichen Gründen."

„Und welche wären das?“

„Angst for dem Fremden, der ‚Unsterblichkeit‘ und Gier. Also Angst davor, zu verlieren, was man hat und immer mehr wollend, es nicht teilen können.“

Ciel war zwar immer noch dem Fenster zugewandt, schenkte seine Aufmerksamkeit nun aber vollkommen seinem Butler. „Wie genau triff das hier zu?“

„Du hast den Wirt gesehen, natürlich sind sie alle gierig, aber, dass er sogar sein Zimmermädchen, seine Tochter, verkauft, ist nicht mehr ganz so normal. Das hier keiner mehr Stirbt, ist gute Werbung. Wer weiß, was er glaubt, dass du hast, da du ausgerechnet hier absteigst. Die Frau auf der Straße gegenüber…“, merkte Sebastian weiter an, obwohl er sie nicht sah. „Sie ist tot krank und hatte sich mit dem Tod abgefunden, wenn nicht sogar angefreundet. Jetzt fürchtet sie sich, wann es soweit ist und warum sie noch unter uns weilt, weil sie bereits auf dem Sterbebett lag. Du kannst es an ihrer Unsicherheit sehen und wie sie sich immer wieder umsieht, als ob sie jemanden fürchtete und erwartete. Außerdem an ihrer kränklich, blauen Hautfarbe.“

„Eins hast du übersehen“ kommentierte Ciel da, ohne seine Bewunderung über diese Analyse preiszugeben.

„So?“, war der Teufel doch überrascht.

Ciel nickte und richtete seine Augen wieder auf besagte Frau. „Die Art und Weise, wie sie ihre Mitmenschen ansieht. Sie weiß wer hierfür verantwortlich ist.“

Stolz trat in Sebastians Blick und er schaffte es nicht, dieses Glitzern zu verbergen. Er hatte seinen Schützling, Meister, Herr aber vor allem Liebhaber gut unterrichtet, dass er als Sterblicher so viel erkennen konnte. „Ich sehe nicht aus dem Fenster, woher sollte ich es wissen...“ Dem Älteren war dies natürlich auch klar, er konnte es auf eine für Menschen unmögliche Art spüren. Sein Kopf schüttelte sich, bevor er nickte. „Geh raus und rede mit ihr, vielleicht bekommst du etwas raus.“

Missfallen spiegelte sich in den Zuckungen von Ciels Mundwinkeln. „Mit dem einfachen Volk sprechen?“

„Eher mit einer Toten.“

„Wenn du es so sagt…“

„Ich kann es dir versichern. Das Blau ihrer Haut stammt vom Sauerstoffmangel, den ein Sterbender bekommt, wenn sein Körper die Luft nicht mehr aufnehmen kann.“

„Das macht natürlich Sinn.“

„In der Zwischenzeit kümmere ich mich um deine Kleidung.“, lächelte der Butler.

„So, wie ich es von meinem Butler erwarte.“

„Und wie es sein sollte.“, wurde ihm bestätigt. „Ich werde auch das Bett frisch beziehen und mich um eine Grundreinigung des Zimmers kümmern.“

„Wunderbar.“ Ciel ließ seinen Gehstock auf den Boden knallen und wandte sich dann zur Tür. „Ich werde sicherlich nicht lange brauchen.“

„Ich wünsche dir viel Erfolg!“ Sebastian lächelte ihm nach und das auch noch, als er die Tür hinter sich schloss.

Mit scheinbar unendlicher Gelassenheit verließ der Earl Phantomhive sein Hotel und überquerte die Straße, die von seinem Fenster aus sichtbar war. Die Frau, die ungefähr 10 Jahre älter war, als er selbst, erstarrte sofort, als er auf sie zu trat. Scheinbar zufällig trafen sich ihr Blick und der des Earls. „Guten Tag!“ grüßte jener da und legte ein Lächeln auf, welches Sebastian gerne als charmant bezeichnete.

Hätte sie es gekonnt, wäre sie aufgrund des Lächelns wohl errötet, da ihr so ein gut aussehender Jüngling es schenkte, doch stattdessen war ihr Blick einen Moment ängstlich, als sie den Gruß erwiderte. „Tag.“

„Sie leben hier?“

Die Frau nickte und ihr Blick wurde etwas fragend. „Und sie sind auf der Durchreise?“

„Ja, allerdings verzögert sich unsere Weiterreise. Sie wissen nicht zufällig wo man sich hier gut die Zeit vertreiben kann?“

„Das kommt immer darauf an, was sie suchen.“, wurde ihm zurückhalten, aber dennoch freundlich erklärt.

„Ich suche vor allem nach Orten, an denen es für mich und meine Begleitung sicher ist. Gibt es Plätze die ich meiden sollte?“

Auch wenn ihr Blick noch einmal unsicher über die Straße glitt, schenkte die Frau ihm nun ein Lächeln. „Um ihre Gesundheit brauchen sie sich wirklich nicht sorgen. In unserem kleinen Städtchen ist schon lange niemand mehr ums Leben gekommen.“ Sie zwinkerte Ciel zu. „Sie können also ruhig mit ihrer Freundin in den Wald gehen, oder wo immer sie hin wollen um ungestörte Zeit zu genießen.“

„Freundin?“ fragte Ciel, leicht irritiert nach. „Ich bin verheiratet, Madam!“

„Natürlich!“, erwiderte sie vielsagend und bedeutete damit, dass sie die Nebenfrau niemals wieder erwähnen würde, die sie ihm zutraute, wie jedem Adligen, der er offensichtlich war.

Ciel half das nicht seine verdüsterte Laune zu verbergen. „Ihr sagt also, dass das ganze Städtchen gleich besuchbar ist? Niemand lebt hier, von dem man sich fern halten müsste?“

„Nur die üblichen Tratschtangen und Versagersöhne sollten sie vielleicht meiden.“ Sie überlegte angestrengt, da es auch fast keine Verbrechen mehr gab, seit der Bauer nicht gestorben war. „Und von Mrs. Clarks sollten sie sich fern halten.“ Ihre Stimme wurde leiser und klang nach dem üblichen Gerücht einer Kleinstadt. „Sie ist eine Hexe!“

„Eine Hexe?“ fragte Ciel, mit Überraschung in den Augen, nach. Die Frau nickte und begann Flüsternd von den Séancen und anderen, für sie und die anderen Bewohner, unheimlichen Dingen zu erzählen, die Mrs. Clarks tat. „Das klingt wirklich nach einer Hexe“ stimmte Ciel ihr bedächtig zu. „Wo wohnt diese Frau denn, damit ich ja nicht in ihr Territorium komme.“

„Am Stadtrand, zwischen den Weiden, am Bach.“, wurde ihm erklärt. „Da wo die Strömung ganz schnell ist.“

„Zwischen den Weiden, ja?“ Bedächtig legte Ciel den Kopf schief. „Ich verspreche ihnen, dass ich mich nicht blindlings dieser Gegend nähere.“

„Dann bin ich ja beruhigt!“, lächelte die Frau.

„Vielen Dank, dass sie mir so gut weitergeholfen haben.“

„Gern geschehen!“ Sie lächelte dem jungen Earl noch einmal zu, bevor sie wieder äußerst vorsichtig zurück in ihr Haus ging.

Ciel verweilten noch einen Moment, bevor er, höchst zufrieden mit sich selbst, ins Hotel zurückkehrte. Dort war sein Zimmer inzwischen soweit fertig, dass alles perfekt war und Sebastian hatte ihm sogar schon einen Tee vorbereitet. „Wie ich sehe, habe ich dir genug Zeit gelassen“ kommentierte Ciel trocken, als er sein Zimmer betrat. Er sah ein Nicken, als Sebastian ihm bereits einen Stuhl zurecht rückte.

„Wenn sie jetzt ihren Tee einnehmen wollen?“ Dem Butler wurde kurz zugenickt, bevor Ciel sich setzte. Zufrieden wurde dem Jüngeren der Tee serviert. „War ihr Ausflug erfolgreich?“

„Äußerst erfolgreich.“

„Wenn sie mich einweihen wollen?!“

„Es gibt wohl eine ‚Hexe’ hier im Ort, der man die Schuld an allem gibt.“

„Eine Hexe?“, wurde Sebastian hellhörig.

„Sie wird zumindest als solche bezeichnet.“

„Warum?“

„Mrs. Clarks scheint einige übernatürliche Praktiken auszuüben und ist ihren Nachbarn daher nicht geheuer. Mir wurde geraten mich von ihr fernzuhalten.“

Der Butler nickte. „Dann werden wir sie also heute Abend noch aufsuchen?“

„Das will ich doch meinen.“

„Dann werden wir ja eine interessante Nacht vor uns haben.“ Sebastian nickte zufrieden und reichte Ciel noch ein paar Kekse.

„Ganz recht. Wir sollten uns deshalb nach dem Tee zur Ruhe begeben, um für heute Nacht ausgeruht zu sein“ erklärte der Earl und nahm sich einen der selbst gemachten Kekse.

„Ich denke, ich sollte Vorbereitungen treffen, während ihr ruht.“, erklärte der Butler lächelnd.

„Habe ich wir oder ich gesagt?“

„Verzeih, natürlich werde ich dich begleiten.“, wechselte der Ältere wieder ins persönliche. Zufrieden zuckten Ciels Mundwinkel nach oben, was er verbarg indem er in einen weiteren Keks biss.

„Willst du gleich schlafen?“

„Gäbe es denn eine andere Tätigkeit der ich nachgehen sollte?“

„Nein, jede andere Tätigkeit wäre unvernünftig, da wir nicht wissen, was uns genau erwartet.“

„Warum fragst du dann?“ fragte der Jüngere nach, wobei er durch seine langen Wimpern hindurch zu Sebastian aufsah.

„Es hätte ja durchaus sein können, dass du noch weitere Informationen in der Stadt hättest sammeln wollen.“, stellte dieser daraufhin trocken fest, denn Sebastian war während ihrer Arbeit eigentlich immer voll auf jene konzentriert und ignorierte andere Triebe.

„Das hätte ich sicherlich vor dem Tee erledigen können.“

„Dann werde ich jetzt unser Zubettgehen vorbereiten.“

„Tu das. Ich beende solange meinen Tee.“ Sebastian lächelte und tat, was er gesagt hatte.

Ciel stellte seine Teetasse beiseite und fand Sebastian direkt an seiner Seite, um ihn auf zu helfen. Außerdem legte der Butler gekonnt seine Finger an den jungen Earl um ihn professionell zu entkleiden. Schweigsam ließ Ciel ihn machen, bis er vollständig nackt war. „Mir ist zu warm für ein Nachthemd.“

„Das wäre nicht unbedingt gut für deine Gesundheit.“

„Ich bin doch unter der warmen Decke.“

„Es ist dennoch immer besser, mit Kleidung zu schlafen. Es sei denn, man plant andere Dinge im Bett.“

„Haut an Haut schlafe ich aber besser, das kannst du nicht abstreiten.“

„Ganz wie du meinst.“ Sebastian machte eine nickende Verbeugung und legte seine Arme wärmend um Ciel, den er so ins Bett führte.

Möglichst grazil legte dich der Earl auf die Schlafstätte. „Willst du dich nicht auch ausziehen?“

„Natürlich, es würde sonst meine Kleidung ruinieren.“ Sebastian lächelte und begann nun sich zu entkleiden. Sich siegreich fühlend rutschte Ciel nicht auch nur einen Millimeter zur Seite. Zu seinem Verdruss, ließ der Ältere aber seine Unterwäsche an, bevor er sich zu ihm legte und lediglich eine Position zum Kuscheln mit ihm einnahm, damit er nicht frieren würde. „Ich wünsche dir angenehme Träume.“ Ciel grummelte und schmiegte sich an den Größeren. Dennoch bekam er einen zärtlichen Kuss. „Wenn wir wieder zu Hause sind, bekommst du, was du dir wünschst.“

„Das weiß ich.“

„Das ist gut.“ Sebastian runzelte die Stirn und befühlte den jüngeren Körper. „Vor allem, da du scheinbar wirklich krank wirst.“

„Blödsinn“ schnaubte Ciel und drückte seine Nase gegen Sebastians Hals, weshalb sein Körper ‚besorgt‘ weiter gestreichelt wurde.

„Aber du bist ganz warm!“

„Du bist bloß kalt wie ein Fisch!“

„Ich werde dir gleich dein Nachthemd holen und eine Wärmflasche!“, erklärte Sebastian und wollte sich erheben, doch die Arme seines Herrn hielten ihn fest.

„Sei still, du störst sonst meinen Schlaf.“

Der Butler verzog sein Gesicht und sorgte nun selbst dafür, dass sich die Zimmertemperatur erhöhte. „Schlaf gut!“

„So ist es recht“ bestimmte Ciel und drückte sich wieder fest an ihn. Er wurde noch näher gezogen und Sebastian vergrub seine Nase in Ciels Haar, wie damals, als als sie ihren Pakt geschlossen hatten. So dauerte es tatsächlich nicht lange bis der junge Earl tief und fest eingeschlafen war, gänzlich eingehüllt in die Präsenz seines Butlers. Zufrieden beobachtete jener ihn dabei, bis es wieder Zeit war, zu erwachen und er ihn weckte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Allmacht
2012-12-28T16:47:31+00:00 28.12.2012 17:47
So, jetzt bin ich endlich dazu gekommen, das Kapitel zu lesen und was sehe ich, da ist doch gleich noch eines. Mal sehen, wie gut mein Webstick ist während der Zugfahrt.
lg


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