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Heal me!

SasuNaru
von

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Lektion zwei? Händchenhalten!

Lektion 2: Händchenhalten
 

Ich sollte diesem Schwachsinn schleunigst ein Ende bereiten, bevor er richtig begonnen hat, redete Sasuke sich ein, als er im Badezimmer vor dem Waschbecken stand und mit leerem Blick in den Spiegel starrte, während das Wasser vor sich hin plätscherte. "Die zweite Lektion kann kommen", habe ich mir gestern noch gedacht? Tch ... Die nächste Lektion kann mich mal.
 

Der schwarzhaarige Shinobi drehte den Wasserhahn zu und fuhr sich durch die ohnehin schon zerzauste Mähne. Gestern, nachdem Naruto gegangen war, hatte Sasuke lange nicht einschlafen können. Zu sehr hatten die Ereignisse des vergangenen Tages ihn beschäftigt … und schließlich war er zu dem Fazit gekommen, dass das alles ganz und gar nicht gut für ihn war. Immerhin hatte er ein Verhalten an den Tag gelegt, das er sich wirklich nicht erklären konnte.
 

Naruto hatte einfach einen schlechten Einfluss auf ihn, davon war Sasuke felsenfest überzeugt. Es war schon schlimm genug sich dem viel zu aufbrausenden Wesen dieses nichtsnützigen Chaoten während der Trainingszeiten und den Missionen aussetzen zu müssen. Aber dann auch noch seine Freizeit mit ihm zu verbringen war wahrlich eine Zumutung.
 

Ziellos schlenderte der junge Uchiha in seinem Haus umher. Ohne eine bestimmte Reihenfolge blieb er vor der Tür jedes Raumes kurz stehen und blickte hinein, sah jedoch nichts als unendliche Leere. So wie immer. Schließlich ließ er sich gedankenverloren auf seinem Bett nieder.
 

Noch nie hatte sich der Schwarzhaarige so unsicher gefühlt, wie gestern in der Nähe seines besten Freundes. Diese Unsicherheit war eine Schwäche, die durchaus vermeidbar war. Er hatte sich vor dem Blonden die Blöße gegeben … und so weit würde er es niemals wieder kommen lassen. Nicht, wenn er selbst es verhindern konnte.
 

Denn er durfte keine Schwäche zeigen. Das konnte Sasuke sich nicht leisten, wenn er tatsächlich irgendwann gegen seinen verhassten Bruder antreten und seine schon so lang ersehnte Rache bekommen wollen würde. Auch wenn er Naruto als seinen besten Freund bezeichnete, hatte er nie vor gehabt diesen an sich ran zu lassen … und doch hatte er genau das in den letzten zwei Tagen getan.
 

Der Schwarzhaarige seufzte schwer, während er seinen Kopf in den Nacken legte und die Augen schloss. Er würde-
 

Plötzlich schreckte Sasuke hoch, als ihn ein stürmisches Klopfen unsanft aus seinen Gedanken riss. Das kann doch nicht schon Naruto sein. Doch als er die Tür öffnete, sollte sich seine stille Befürchtung bestätigen.
 

„Hallo Sasuke!“, rief der blonde Ninja überaus gut gelaunt mit seinem typischen breiten Grinsen und zerstörte somit das letzte bisschen Ruhe, das der junge Uchiha bis vor einigen Sekunden noch genossen hatte.
 

„Was willst du denn schon hier?“
 

„Wir haben heute viel vor, mein Lieber! Die freie Zeit müssen wir nutzen“, erklärte er sich und sauste an dem schwarzhaarigen Shinobi vorbei, ohne dass dieser ihn überhaupt herein gebeten hatte. „Wo kann ich meine Sachen hinstellen?“
 

„Das ist dir doch sonst auch immer egal. Was ist das überhaupt für eine riesige Tasche? Willst du bei mir einziehen oder was?“
 

„Einziehen wäre noch ein bisschen früh, meinst du nicht Sasuke?“, witzelte der blonde Wirbelwind, während er vielsagend mit den Augenbrauen wackelte. „Aber bei dir übernachten tue ich trotzdem.“ Bei diesen Worten zuckte Sasukes Auge gefährlich, wovon der junge Uzumaki allerdings nichts mitbekam, da er geradewegs auf einen Raum zuging.
 

„Verschwinde“, murmelte der schlechtgelaunte Schwarzhaarige vor sich hin, nachdem er den Kopf gesenkt und angefangen hatte sich die Schläfen zu massieren.
 

Irritiert drehte der Blonde sich zu ihm um. „Hast du was gesagt?“
 

„Ich habe gesagt du sollst verschwinden, Naruto. Sofort.“ Das letzte Wort knurrte er mit einem solchen Nachdruck, dass für kurze Zeit Stille zwischen den beiden besten Freunden herrschte, in der der junge Uchiha den anderen nur anfunkelte, bis Naruto das Schweigen schließlich brach.
 

„Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden oder so? Du bist ja noch schlimmer drauf als sonst. Hör lieber auf so böse zu gucken. Mit einem Lächeln auf den Lippen bist du viel hübscher.“ Zum Schluss bekam Sasuke noch ein Augenzwinkern zugeworfen, woraufhin er sich anstrengen musste seine Augen vor Schock nicht aufzureißen, und sein Herz einen Schlag auszusetzen schien. Warum wusste er allerdings selbst nicht. Wieso kann ich diesen Idioten nicht einfach raus werfen, verdammt?! Was hält mich nur davon ab?
 

Während Sasuke am Rande der Verzweiflung stand, schleuderte der Blonde seine Tasche achtlos in das Zimmer seines Freundes und kehrte sofort wieder zurück. „Was ist es?“, fragte der Schwarzhaarige auf einmal.
 

„Was ist was?“
 

„Womit du mich heute quälen wirst“, presste Sasuke deutlich unzufrieden hervor. Er bekam keine Antwort. Stattdessen trat der mal wieder grinsende Wirbelwind näher und hielt ihm einfach nur seine offene Hand hin.
 

„Was soll ich damit?“
 

„Ach komm, Sasuke. Stell dich nicht blöd. Du weißt ganz genau was ich will“, antwortete der junge Uzumaki und leckte sich dann gespielt lasziv über die Oberlippe. Der Schwarzhaarige zog scharf die Luft ein, musste allerdings zugeben, dass er recht hatte. Er wusste, dass Naruto seine Hand haben wollte, doch er verdrängte dieses Wissen, in der Hoffnung es sei nur ein schlechter Scherz.
 

„Du bist widerlich. Und nein, ich weiß nicht, was du meinst.“
 

„Nun gib mir schon deine Hand.“ Er wackelte ungeduldig mit den Fingen.
 

„Vergiss es.“ Sasuke stellte sich stur und verschränkte demonstrativ seine Arme vor der Brust.
 

„Mann, Sasuke! So schwer kann das doch nicht sein.“
 

„Tch, als ob ich mit dir Händchenhalten würde. Ich bin doch nicht schwul.“
 

„Das hat doch mit schwul sein nichts zu tun. Von mir aus kannst du mir auch erst mal nur ans Handgelenk packen, wenn dir das angenehmer ist. Das erfüllt auch seinen Zweck.“ An sein Handgelenk packen. Der Schwarzhaarige senkte seinen Blick, schaute auf Narutos wieder gesenkte Hand und musste schlucken. Wenn das alles nicht so verdammt gestellt wäre, wenn ich ihn einfach an die Hand nehmen würde nur um ihn hinter mir her zu schleifen, dann wäre das gar nicht so ein großes Problem und-
 

„Ich hab Hunger, Sasuke! Mach mal schneller“, drängelte der Blonde.
 

„Was hat das denn bitte mit Essen zu tun?“ Bei dieser Frage breitete sich ein Grinsen auf dem Gesicht des Jüngeren aus, das Sasuke ahnen ließ, dass er es nicht nur bei einfachem 'Händchenhalten' belassen würde.
 

„Meinst du echt, dass ich so eine große Tasche nur voll mit Schlafsachen habe? Die Hälfte davon ist Essen, weil wir gleich nämlich zusammen kochen werden! Du machst ja sonst immer alles alleine, da dachte ich es wäre doch eine super Übung, wenn wir mal zusammenarbeiten und ich dabei die linke Hand übernehme und du die rechte“, verkündete Naruto nun schließlich freudig sein Vorhaben, worauf Sasuke erst einmal nichts zu entgegnen wusste. Er war fassungslos.
 

Woher hat er nur immer diese hirnrissigen Ideen? Er ist so ein Idiot, so ein riesengroßer Idiot, dachte der junge Uchiha, indessen er versuchte sich mit tiefem Ein- und Ausatmen zu beruhigen. Doch plötzlich ging er einen Schritt auf Naruto zu, umfasste sein Handgelenk und zerrte ihn in sein Zimmer. Dem Gesichtsausdruck des Blonden zu urteilen dachte dieser, dass Sasuke ihm gleich den Kopf abreißen würde. Umso verwunderter war er, als sie vor seiner Tasche zum stehen kamen und sein bester Freund ihm befahl sie mitzunehmen.
 

Wenig später standen die beiden dann tatsächlich in der Küche, die schier unendliche Zahl von Narutos eingepackten Lebensmitteln auf dem Küchentisch ausgebreitet, und während Sasuke sich noch fragte, was er hier eigentlich tat, wünschte sich Naruto unter knurrendem Magen nichts sehnlicher, als endlich die Misosuppe mit seinen geliebten Ramen schlürfen zu können.
 

* * *
 

„Mann, bin ich voll. Das war echt lecker!“ Naturo tätschelte sich mit seiner freien Hand schmatzend den Bauch, nachdem er sich auf das Sofa fallen gelassen hatte.
 

„Hn“, schnaubte Sasuke. Das Kochen allein war schon wirklich mühsam genug gewesen, aber wenn er gewusst hätte, dass der Blondschopf sogar während des Essens darauf bestehen würde 'Händchen zu halten', hätte er sich niemals darauf eingelassen. „Hör auf zu schmatzen und sag mir lieber, was du noch mit mir vor hast.“
 

„Oh Sasuke, so eifrig? Du stehst wohl drauf, wenn ich dir Befehle gebe, was? Du gibst es bloß nicht zu“, raunte Naruto kurz, bevor sein bester Freund ihm unsanft in die Seite boxte, ihn aber keines Blickes würdigte. „Au!“
 

„Idiot. Ich habe nur keine Lust hier sinnlos herum zu sitzen. Das ist pure Zeitverschwendung.“
 

„Mmh, wenn du darauf keine Lust hast, dann ja vielleicht auf … mich“, fuhr der Blonde unbeirrt fort und wackelte mit den Augenbrauen, während er sein Gesicht Sasukes näherte, bis ihn dessen bitterböser Blick zu durchbohren schien. „Guck doch nicht gleich so, ist doch nur Spaß! Wie auch immer.“ Er schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder zurück. „Wir haben gerade erst gegessen, also wird es keine Action geben. Dafür gehen wir aber eine hübsche Runde spazieren.“
 

„Hn! So gehe ich mit dir ganz sicher nicht vor die Tür“, schnaubte der Schwarzhaarige mit arrogant abfälligem Blick und hob dabei ihre sich haltenden Hände.
 

„Ach was, wir bleiben doch nicht hier in der Stadt! … Nur du und ich und der leise Wind, der die Bäume des Waldes zum Rascheln bringt. Klingt das nicht romantisch, Sasuke?“ Der Ältere verkrampfte sich bei den letzten Worten augenblicklich, ließ sich sonst aber nichts anmerken. Tch, Romantik!
 

„Mir scheint bisher entgangen zu sein, dass so ein unfähiger Idiot, wie du, überhaupt dazu fähig ist Romantik zu definieren, geschweige denn zu verstehen. Ichiraku's war dir für Sakura anscheinend immer romantisch genug … So viel also zu dem Romantiker Naruto Vollidiot Uzumaki“, verschmähte er Naruto, der deutlich entsetzt über Sasukes Konter war.
 

„Boah, das war jetzt aber gar nicht nett, du Bastard! Außerdem wollte Sakura doch sowieso nie mit mir ausgehen, warum hätte sie dann bei was anderem, als den besten Ramen der Welt, ja sagen sollen?“, rechtfertigte sich der Blonde mit vor Trotz aufgeblasenen Wangen. „Und ich habe auch nie behauptet, dass ich sie romantisch ausführen wollte, klar? Also unterstell' mir hier keine falschen Sachen.“
 

„Tch“, war alles, was der junge Uchiha noch von sich gab, bevor er dem Wirbelwind seine Hand entriss und sich auf den Weg nach draußen machte, die Hände tief in seine Hosentaschen geschoben.
 

„Hey, wo willst du hin?“, hörte er seinen besten Freund überrascht rufen.
 

„Ich dachte du wolltest mich in den Wald verschleppen, um mich endlich ungestört foltern zu können“, erwiderte Sasuke mit eisigem Sarkasmus in der Stimme ohne sich dabei umzudrehen oder stehen zu bleiben. „Also beweg' dich, ich will dich scheitern sehen.“
 

„Dir werd' ich's zeigen!“ Der Blondschopf fühlte sich eindeutig herausgefordert. „Ich mache das hier nicht umsonst, Bastard. Du wirst schon sehen!“ Vom Ehrgeiz gepackt stürmte Naruto voran und packte den Älteren beim Vorbeigehen am Arm, um ihn hinter sich her zu ziehen, wodurch dieser sofort Widerstand leistete.
 

„Habe ich nicht deutlich genug gesagt, dass du mich nicht anfassen sollst, bis wir im Wald sind?“, knurrte der Schwarzhaarige und entriss seinem besten Freund den Arm.
 

„Ah, 'tschuldige. War irgendwie ein Reflex, heh.e.“ Irgendwie verlegen lachend kratzte sich der blonde Shinobi am Kopf, fuhr aber sogleich unbeirrt fort. „Aber jetzt beeil' dich, sonst wird es bald dunkel!“ Ohne eine Entgegnung abzuwarten, rannte der Blonde los, weswegen Sasuke wohl oder übel nichts anderes übrig blieb als hinterherzulaufen. Als ob mir bei so einem Kindergarten jemals wohl sein könnte, dachte der junge Uchiha bitter, während sie schweigend auf dem Weg zum Wald waren. Als ob das alles hier überhaupt irgendetwas bewirken würde. Hn. Händchenhalten. Wer kam denn bitte auf so eine hirnrissige Idee? … Natürlich, Naruto. Wer denn auch sonst.
 

Sasuke erinnerte sich an den Anblick, der sich ihm kurz zuvor geboten hatte, als er zufällig in den Spiegel geschaut hatte, der im Flur hing, während Naruto und er zusammen daran vorbeigelaufen waren. Es war wirklich nicht mehr, als das Erhaschen eines Blickes in den Spiegel gewesen, und doch hatte dieses Bild dem schwarzhaarigen Shinobi ein seltsames Gefühl im Bauch bereitet. Es hat einfach nur bescheuert ausgesehen. Irgendwie abnormal und-
 

„Da wären wir!“, rief Naruto plötzlich und blieb abrupt stehen. Der scheinbar dauerhaft schlechtgelaunte Schwarzhaarige tat es ihm gleich, hielt jedoch einige Meter Abstand zu dem anderen, während er skeptisch umher schaute.
 

„Hn. Sieht genauso unspektakulär aus, wie der Rest des Waldes“, kommentierte Sasuke unbeeindruckt.
 

„Na und? Du wolltest doch, dass uns keiner sieht und da erfüllt das Plätzchen hier doch voll und ganz seinen Zweck, oder?“ Der Blonde streckte seinem besten Freund die Zunge heraus, während er ohne Rücksicht auf Verluste die Meter zwischen ihnen in beachtlichem Tempo überwand und schon beinahe grob nach Sasukes Hand griff, als er vor ihm zum Stehen kam.
 

Diesen durchfuhr bei der Berührung mit Naruto ein Kribbeln, von dem er nicht wusste, ob er es als angenehme oder unliebsame Empfindung einordnen sollte. Er entschied sich relativ schnell für letzteres. Was soll daran denn auch schon angenehm sein? Tch.
 

„Also … In welche Richtung wollen wir gehen?“ Der junge Uzumaki bekam nur ein desinteressiertes Schnauben als Antwort. „Dann eben da lang!“ Die beiden besten Freude setzten sich in Bewegung und für einige Sekunden herrschte Stille zwischen ihnen, bis es natürlich wieder einmal Naruto war, der diese brechen musste.
 

„Hey, Sasuke. Kann ich dich mal was fragen?“ Der Blonde schaute zu dem jungen Uchiha, der seinen Blick starr nach vorne gerichtet hatte.
 

„Du würdest mich auch fragen, wenn ich nein sagen würde.“
 

„Stimmt. Du kennst mich eben“, lachte Naruto und fuhr fort. „Ähm, na ja. Die Sache ist die ...“, begann er ungewohnt zurückhaltend. „Ich hab mich nur mal gefragt, wieso … ähm, wieso es dir so schwer fällt jemandem nah zu sein, weißt du.“ Er räusperte sich verlegen und Sasuke verkrampfte sich schlagartig, als diese Worte Narutos Lippen verlassen hatten. War es nicht schon schlimm genug, dass er sich auf so einen Blödsinn hier eingelassen hatte? Musste Naruto dieses Thema nun auch noch ansprechen und ihn zusätzlich quälen?
 

„Sa- Sasuke, du tust mir weh.“ Erst jetzt merkte der Schwarzhaarige, dass er seine Fingernägel in die Hand seines Freundes gekrallt hatte, doch er war nicht dazu fähig seinen Griff zu lockern. Dazu war er innerlich viel zu aufgebracht, auch wenn er sich äußerlich zu beherrschen versuchte.
 

„Die Frage hättest du dir sparen können, du Vollidiot“, presste Sasuke langsam hervor. „Du kennst die Antwort.“ Er wusste, dass er damit recht hatte und doch hatte Naruto ihn danach gefragt. Der blonde Shinobi hatte ernsthaft noch hinterfragt warum der junge Uchiha die Nähe jedes einzelnen Menschen auf dieser Welt verabscheute, warum er niemandem, außer sich selbst vertrauen konnte.
 

Sasuke presste seine Lippen zusammen. Lag es nicht auf der Hand, dass man die Schuld bei dem suchen musste, dem er damals so selbstverständlich sein Vertrauen geschenkt hatte, der ihn trotzdem eiskalt hintergangen hatte und ihm schließlich alles genommen hatte, was ihm wichtig gewesen war? Nichts als purer Hass stieg in dem Schwarzhaarigen auf. Itachi.
 

„Hey.“ Der Ältere zuckte vor Schreck fast unmerklich zusammen, als Naruto anfing mit ruhiger Stimme auf ihn einzureden. „Tut mir leid, dass … dass ich dich daran erinnert habe. Das wollte ich nicht. Aber ich hoffe du weißt, dass du mir immer vertrauen kannst.“ Sasuke spürte, wie der andere mit seinem Daumen besänftigend über seinen Handrücken strich, wodurch er sich nach kurzer Zeit wieder ein wenig entspannte und die Hand des Jüngeren weniger fest umklammerte.
 

Vertrauen.
 

Würde der schwarzhaarige Shinobi das überhaupt noch können? Nein. Davon war er bis jetzt überzeugt gewesen, doch wenn er zu dem Blonden schaute, war da so ein Gefühl. Könnte ich es riskieren? Ist es das wert? Er wusste es nicht. Wusste nicht, was er von all dem hier halten sollte. Wusste nicht, wie er sich fühlen sollte. Wusste nicht, was das für ein Gefühl war. Kann ich ihm wirklich vertrauen? … Nein. Sein Blick schweifte zu ihren vereinten Händen. Nein … noch nicht.
 

Minutenlang sagte keiner der beiden etwas und während Naruto sich immer und immer wieder dafür verfluchte die Stimmung – falls denn überhaupt eine gute bestanden hatte – ruiniert zu haben, hatte Sasuke mit sich zu kämpfen. Jedoch nicht wegen den düsteren Gedanken, die er kurz zuvor noch gehabt hatte … sondern viel eher wegen dem jungen Uzumaki. Er konnte es nicht fassen, dass ein derartig ernstes Thema durch eine solche Kleinigkeit verdrängt wurde. Doch er konnte diese Kleinigkeit, dieses Zucken in seinen Fingern, nicht ignorieren, denn in ihm schien sich ein plötzliches Verlangen auszubreiten.
 

Das ist absurd. Ich kann doch nicht einfach … Nein, unmöglich. Der schwarzhaarige Shinobi war eindeutig überfordert. War er nicht noch vor kurzer Zeit davon überzeugt gewesen das alles hier wäre reinste Zeitverschwendung? Wieso, um Himmels Willen, hatte er dann nun dieses irritierende und vor allem bescheuerte Bedürfnis? Er atmete tief ein, den Blick starr nach vorne gerichtet, hielt die Luft an und lockerte kurz die Finger der Hand, die Narutos festhielt, nur um diese sofort mit denen des Blonden zu verschränken.
 

Auf einmal spürte er, wie der andere leicht zusammenzuckte und am liebsten hätte der junge Uchiha seinen Griff sogleich wieder gelöst, wenn der Jüngere seine Hand nicht überraschenderweise leicht und irgendwie beruhigend gedrückt hätte, nachdem er seinen Blick an ihn geheftet hatte. Sasuke konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass sein bester Freund ihn erst mit großen verblüfften Augen ansah und dann anfing zu lächeln, was seinen Puls unweigerlich in die Höhe trieb. Dann schlang der Blondschopf seine Finger nochmals für einen winzigen Augenblick fester um die Hand des anderen, fast als wollte er ihm damit sagen genau so wäre es gut.
 

Irgendetwas an dieser Situation bereitete Sasuke aber ein wenig Unbehagen, weswegen er sich schließlich räusperte und nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einen Ton von sich gab. „Wir sollten uns auf den Rückweg machen, es ist schon relativ dunkel.“
 

„Ja ja, finde ich auch!“, reagierte Naruto ein wenig zu schnell, weil der Schwarzhaarige sich deswegen nun fragte, ob das etwas zu bedeuten hatte. Der Bedeutung nachgehen würde er aber trotzdem nicht.
 

Nur gemächlich beschleunigten die beiden ihr Tempo und wie schon so oft an diesem Tag, schienen sie sich nichts zu sagen zu haben. Verwunderlicherweise verlor nicht einmal Sasuke ein schlechtes Wort darüber, dass sie beinahe den ganzen Rückweg lang ihre Hände so verschränkt hielten, wie er selbst es in die Wege geleitet hatte. Warum … Warum fühlt es sich auf einmal so gut an Narutos Hand zu halten, dass ich sie nicht mehr loslassen möchte? Ist es die Wärme, die von ihm ausgeht? Ist es der Stolz über die Stärke, die ich ihm damit beweisen will? Oder-
 

Der junge Uchiha wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Naruto plötzlich seine Hand von ihm löste und ihn eine Kälte überkam, deren Ursprung Sasuke sich nicht so recht erklären konnte … oder wollte. Jedoch kommentierte er das Tun des Blonden nicht, weil er wusste, dass er es für ihn tat. Denn ihm war bekannt, dass Sasuke so nicht mit ihm gesehen werden wollte. Stattdessen aber ergriff der andere wieder das Wort.
 

„Du sag mal, Sasuke. Wo schlafe ich denn heute?“
 

„Im Garten“, meinte der Schwarzhaarige mit ernster Stimme, woraufhin der Jüngere nur lachte.
 

„Nein, mal ernsthaft. Wo ist denn Platz? Im Wohnzimmer oder in deinem Zimmer oder-“
 

„Ich sagte doch bereits du schläfst im Garten“, unterbracht Sasuke ihn mit ebenso monotoner Stimme, wie zuvor.
 

„Hey, das ist nicht lustig, du Bastard! Hör auf zu lügen, sonst schlafe ich in deinem Bett!“
 

„Tch. Träum' weiter“, war alles, was Sasuke entgegnete. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen, als Naruto ihm weiterhin spielerisch drohte. Immer wieder herrlich, wie schnell er doch auf die Palme zu bringen ist.
 

* * *
 

Naruto schreckte augenblicklich hoch, als er von einem lauten Geräusch geweckt wurde. Was war das? Er blickte sich irritiert um, doch als er nichts fand, was die Ursache hätte sein können, zuckte er mit den Schultern. Muss ich wohl nur geträumt haben. Gerade hatte sich der Blonde wieder unter seiner warmen Decke verkrochen - sein bester Freund war doch so großzügig gewesen ihn im Zimmer nebenan schlafen zu lassen - da hörte er es plötzlich wieder.
 

Ein Schrei ... Sasuke?
 

Langsam krabbelte der blonde Shinobi aus seinem Bett und setzte leise einen Fuß vor den anderen, bedacht keinen Lärm zu verursachen. So gut kannte er das Haus dann doch noch nicht. Er tastete sich vorsichtig an der Wand entlang und schlich in das Zimmer des Schwarzhaarigen. Im Türrahmen blieb er stehen.
 

Mann, ist das dunkel hier. Ich seh' ja gar nichts! Und doch konnte Naruto hören, wie eine Bettdecke raschelte und gehetzter Atem aus dem Zimmer drang. Bei diesen Geräuschen fing das Herz des Blonden an schneller zu klopfen. Was ist da los? Unsicher nähere er sich dem Bett des schwarzhaarigen Shinobi und als sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erschrak er vor dem Anblick, der sich ihm nun unverkennbar bot.
 

Sasuke, wie er mit seinen Armen hilflos um sich schlug, wie er schon beinahe krampfhaft zuckend seinen Kopf, seinen ganzen Körper hin und her warf, wie er unter angst-verzerrtem Gesicht schmerzvoll erscheinendes Stöhnen von sich gab ... Aber er schlief. Und dann wieder, direkt vor Narutos Augen. Ein Schrei. Ein so unterdrücktes, qualvolles Schreien, dass Naruto mit einem Schlag hellwach war und ihn unter inzwischen rasendem Herzen eine Flut der Angst überkam. Seine Hände krallten sich, wie von selbst, in die Schultern des Schlafenden und fingen an ihn zu rütteln.
 

„Sasuke! Sasuke, wach auf!“ Immer wieder rief er seinen Namen in der Hoffnung er würde bald aufwachen. „Du träumst nur, Sasuke. Es ist nur ein Traum!“ Unaufhörlich wuchs die Angst in dem Blonden, je länger sein bester Freund die Augen geschlossen hielt. Wieso wacht er nicht auf? Wieso wacht er, verdammt nochmal, nicht auf?!
 

Doch dann, endlich riss Sasuke die Augenlider auf und Naruto verstummte sofort. Ihm fiel ein Stein, nein, ein ganzer Berg vom Herzen, weswegen er nicht fähig war, sich zu bewegen. Er starrte nur in die panisch, überrascht blickenden schwarzen Augen, während er den schnellen, heißen Atem gegen seine Wangen schlagen spürte. Das Leben war gerade dabei gewesen in den Blonden zurückzukehren, da schlangen sich auf einmal zwei blasse Arme fest um seinen Nacken und erst jetzt fiel ihm auf, dass der Schwarzhaarige zitterte. Erst blinzelte Naruto überrascht, doch dann erwiderte er die Umarmung, weil er das Gefühl hatte, dass dies genau das war, was sein Freund gerade brauchte.
 

Sekunden verstrichen, in denen Sasuke keine Anstalten machte sich zu rühren. Stattdessen schien er sich immer fester an den Jüngeren zu klammern, wodurch ihre nackten Oberkörper näher aneinander gepresst wurden, während seine Atmung immer gleichmäßiger und ruhiger wurde. „Naruto", flüsterte der Schwarzhaarige plötzlich so leise, dass der Blondschopf es fast überhört hätte. Es klang wie eine Erleichterung, wie-
 

„Naruto?!“ Sasukes Griff versteifte sich, kurz bevor er den eben Gerufenen gewaltsam von sich stieß, sodass dieser alles andere als sanft mit seinem Hinterteil auf dem Boden landete.
 

„Scheiße, Sasuke! Was sollte das denn?“, fragte er den schwarzhaarigen Shinobi fassungslos über dessen unerwartete Reaktion, doch statt einer Antwort bekam er nur eine Gegenfrage.
 

„Was willst du in meinem Zimmer?“ Härte war in seiner Stimme zu vernehmen, die er trotz Mühe nicht ganz aufrecht halten konnte. Das leise Zittern verriet ihn.
 

„Du hast mir einen Schrecken eingejagt, Mann! Schreist hier rum und schlägst um dich, wie ein Wilder. Hattest du einen Alptraum oder was?“ Sasuke sank zurück in sein Bett und strich sich mit seinen Händen über das Gesicht, indessen er schwer seufzte und versuchte sich zu beruhigen. Das kann doch nicht wahr sein. Ausgerechnet in dieser Nacht musste es passieren. Der junge Uchiha schwieg, doch dafür sprachen seine Gedanken umso mehr. Es war wieder so ein Traum gewesen. Diese Träume suchten ihn schon seit jener Zeit heim, seit ihm das Schlimmste widerfahren war, was er sich hätte vorstellen können. Und nun hatte Naruto es gesehen.
 

„Sasuke. Was ist los?“, fragte der Blonde plötzlich sanft, während er sich auf seine Bettkante setzte. Erst reagierte Sasuke nicht und der junge Uzumaki dachte schon er würde mal wieder keine Antwort bekommen, doch er wurde schnell eines besseren belehrt, als eine gedämpfte Stimme ertönte.
 

„Manchmal habe ich Alpträume, aber ich schaffe es meistens nicht alleine aufzuwachen ... Also danke.“ Es kostete den Schwarzhaarigen hörbar Überwindung das letzte Wort auszusprechen.
 

„Soll ich noch bei dir bleiben, bis du wieder eingeschlafen bist?“ Naruto meinte die Frage ernst. Er wollte für seinen besten Freund da sein.
 

„Tch. Hör auf mich zu bemuttern, immerhin bin ich hier der Ältere.“ Mit einem Schlag schien Sasuke wieder ganz der Alte zu sein ... und doch musste er sich eingestehen, dass ihn ein undefinierbares Kribbeln im Bauch überkommen hatte, als der Blonde diesen Vorschlag gemacht hatte.
 

„Ich bemuttere dich doch nicht“, stellte Naruto schnell mit frech ausgestreckter Zunge klar, während er sich erhob und zielstrebig die Tür ansteuerte. „Aber ich hab' doch versprochen dir zu helfen, also muss ich ja wohl auch auf dich aufpassen.“
 

„Hn“, schnaubte der schwarzhaarige Shiobi nur. „Mach doch was du willst.“ Bei Beendigung der Worte, hatte der Wirbelwind bereits das Zimmer verlassen und kurz darauf war ein Poltern zu vernehmen. Sasuke stützte sich auf seine Unterarme, um zur Tür blicken zu können. Was tut dieser Idiot da?
 

Auf diese unausgesprochene Frage, fand er schnell eine Antwort, als er mit ansehen konnte, wie der blonde Shinobi ein großes, sperriges Möbelstück durch den Türrahmen hievte und direkt vor seinem Bett platzierte. Es war ein Sessel. Sofort machte er es sich darauf bequem, sodass er dem Älteren nach kurzer Zeit im Schneidersitz schräg gegenüber saß.
 

„So! Jetzt kannst du wieder in Ruhe schlafen, Sasuke. Ich vertreibe alle bösen Geister für dich“, versprach Naruto dem jungen Uchiha mit einem breiten, ehrlichen Lächeln „Und ich passe auf, dass keiner durchs Fenster kommt und dich vergewaltigt“, fügte er noch mit wackelnden Augenbrauen hinzu.
 

„Na wenn das so ist, bin ich meinen potenziellen Vergewaltigern ja jetzt schon ausgeliefert, bei so einem Idiot wie dir.“
 

„Hey!“, beschwerte sich der Beleidigte. „Wie wär's mal mit ein bisschen Dankbarkeit, du Bastard?“
 

„Tch.“ Der Schwarzhaarige Shinobi hatte keine Lust auf unnötige und sinnfreie Diskussionen, also beschloss er das zu tun, was er am besten konnte. Schweigen.
 

Er spürte Narutos Blick auf sich ruhen, als würde er jede seiner Bewegungen beobachten. Er nimmt das mit dem Aufpassen wohl echt ernst, hm? ... Wie nied- Sasuke biss sich sofort auf die Zunge, als er merkte was er da wieder denken wollte. Naruto ist nicht, war nie und wird auch niemals niedlich sein!
 

Nachdem diese unangebrachten Gedanken weitgehend verstummt waren, wurde es wieder ruhig. Zu Sasukes Verwundern gab Naruto auch lange keinen Ton von sich, weswegen der Schwarzhaarige seinen Kopf zu ihm drehte ... und feststellen musste, dass er eingeschlafen war. Was für ein hervorragender Aufpasser. Plötzlich sah er, wie es den jungen Uzumaki fröstelte.“

„Naruto, wach auf und geh' wieder in dein Bett“, sagte er so laut, wie er gerade konnte, doch anstatt einer Antwort bekam er ein tiefes Seufzen zu hören. Super, jetzt ist er auch noch richtig eingeschlafen, wie es aussieht. Er beobachtete, wie den Jüngeren immer öfter ein Zittern überkam, also setzte er sich auf. Naruto war eindeutig zu schwer zum Tragen ... und auch wenn er leicht genug gewesen wäre, hätte Sasuke es nicht getan.
 

Mit schweren Schritten schleppte sich der junge Uchiha in das Zimmer nebenan, schnappte sich Narutos Bettdecke und kam wieder zurück, um den Blonden zuzudecken. Einen Moment lang blieb Sasuke noch vor dem Sessel stehen und betrachtete das Gesicht seines besten Freundes, das vom fahlen Mondlicht erhellt wurde. Und dann überkam ihn auf einmal ein Gedanke, der sein Herz höher schlugen ließ.
 

Ich habe ihn umarmt.
 

Er wusste nicht, was ihn da zuvor geritten hatte. Es war einfach das Erste, was ihm eingefallen war und irgendwie hatte es sich richtig angefühlt. Aber warum? Gedankenversunken hob der schwarzhaarige Shinobi eine Hand und näherte sie Narutos Gesicht, bis er mit den Fingerspitzen seine Wange berührte und langsam weiter über den Kiefer strich und ... plötzlich die Hand so schnell wieder zurückzog, dass man meinen konnte er hätte sich soeben an einem Feuer verbrannt. Verdammt, was mache ich eigentlich ständig?!
 

Frustriert warf Sasuke sich wieder auf sein Bett und vergrub sein Gesicht in dem Kopfkissen. Dieser Umgang mit Naruto war definitiv nicht gut für ihn. Er lenkt mich vom Wesentlichen ab. Also warum kann ich es nicht einfach beenden? Er macht mich schwach. Naruto ist meine Schwäche. Er unterbrach seinen Gedankenstrom. „Was?! Naruto ist meine Schwäche? Tch!“ Er biss wütend in das Kissen. Wann hatte der junge Uchiha das letzte Mal so viele verschiedene Emotionen in so kurzer Zeit durchlebt? ... Und was bitte soll mir das jetzt sagen? Er wollte nur noch schlafen. Nicht mehr denken, nicht mehr reden, nichts mehr sehen. Einfach nur in den friedlichen Ozean der Schwärze gleiten, wenn ihm solch eine Ruhe denn für die restliche Zeit der nächtlichen Dunkelheit vergönnt sein würde.



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