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Heal me!

SasuNaru
von

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Lektion vier? Kuscheln!

Ein Blick in den Himmel genügte, um Sasuke wissen zu lassen, dass nunmehr Stunden vergangen sein mussten, seit er sich im Wohnzimmer vor der offenen Gartentür des Uchiha Anwesens auf dem Boden niedergelassen hatte. Langsam zog sich die Dunkelheit über das helle Blau des Horizontes, drängte die Sonne an den äußersten Rand, bis sie schließlich, nach einer letzten Demonstration ihrer Farbpracht, vollends verschwunden war und die sternenlose Schwärze den gesamten Himmel verschlungen hatte.
 

Sasuke winkelte seine Beine an, schlang seine Arme um diese und legte seinen Kopf auf den Knien ab. Irgendwie erinnerte ihn dieses farbenfrohe Schauspiel der Natur an sich selbst. Manchmal fühlte er sich wie der Himmel, war er doch von so vielen Einflüssen abhängig.
 

So leitete jeder Abend die unerbittliche Dunkelheit ein und färbte den Himmel schwarz. Die Nacht holte den Tag ein, so wie der junge Uchiha immer wieder von seiner grausamen Vergangenheit eingeholt wurde. Itachi. Dann fühlte er sich, als trüge er eine ausnahmslos schwarze Seele in sich. Er wollte seinen unwürdigen Bruder in dieselbe Finsternis holen, in die dieser ihn vor Jahren durch seine unverzeihlichen Taten gestürzt hatte … auch wenn dies für Sasuke bedeuten sollte, dass er selbst nie wieder aus diesem Schatten hinaustreten konnte.
 

Doch auch die Nacht war einmal zu Ende und so trat immer wieder die Morgendämmerung ein, bei der die Sonne sich wieder langsam in den Himmel schlich und sowohl Wärme als auch Helligkeit brachte. Ein sachtes Orange zierte dann den Horizont. Narutos Lieblingsfarbe. Diese Farbe, sie bildete den Übergang zum alltäglichen Blau, der Farbe der Hoffnung. Jedes Mal, wenn der schwarzhaarig Shinobi in die blauen Augen des jungen Uzumaki blickte, spürte er die Hoffnung auf sich übergehen. Das Blau in sich hineinströmen.
 

Aber heute war die Hoffnung gestorben. Der Himmel war schwarz und Sasuke hatte das Gefühl der morgendliche Sonnenaufgang würde in ungreifbarer Ferne liegen. Er ist verliebt, rief er sich das Resultat des Gespräches zwischen Naruto und Kiba ins Gedächtnis. Warum hat er dann gefragt ob mein verräterischer Blick für ihn bestimmt war?War es wirklich nur aus Spaß? … Und was hätte mein Blick schon verraten sollen?! Es gibt nichts, das ich zu verbergen hätte! Der Schwarzhaarige zog seine Augenbrauen zusammen, wodurch sich seine Augen zu schmalen schlitzen verengten, und spannte seinen Kiefer an.
 

Die letzten Tage waren pure Zeitverschwendung gewesen. Wie konnte ich mein Ziel nur so aus den Augen verlieren? Wie konnte der Hass für meinen Bruder neben dem Zusammensein mit Naruto zweitrangig, wenn nicht sogar unbedeutend werden? Er schüttelte leicht den Kopf. Menschen waren doch alle gleich. Früher oder später machte sich immer bemerkbar, dass sie alle nicht gut füreinander waren. Ich muss-
 

Ein eindringliches Klopfen ließ den schwarzhaarigen Shinobi aufschrecken. Eine Stimme folgte sogleich.
 

„Sasuke, bist du da?” Mit einem Mal beschleunigte sich der Herzschlag des Gerufenen. Naruto, dachte er und formte dabei unwillkürlich den Namen mit seinen Lippen. „Bitte mach die Tür auf”, setzte der Blonde fort, ohne eine Antwort abzuwarten, die er nicht bekommen hätte. Tch, dass er es sich noch wagt hier aufzutauchen. Der junge Uchiha wollte im Moment niemanden sehen, vor allem nicht diesen blonden Vollidioten. Es blieb überraschend still und Sasuke glaubte schon Naruto wäre wieder gegangen. Welch ein naiver Gedanke.
 

„Ich … ich werde auch sofort wieder gehen, aber ich habe noch meine ganzen Klamotten und so bei dir und die brauche ich. Lass mich die wenigstens holen. Bitte, Sasuke.” Einen Augenblick lang hatte der Schwarzhaarige wirklich geglaubt der junge Uzumaki wäre seinetwegen wieder her gekommen … doch ihm ging es offensichtlich nur um seine bescheuerten Sachen. Noch ehe Sasuke wusste, was er tat, hatten ihn seine Füße zur Eingangstür getragen, die er nun schwungvoll aufriss.
 

„Mann, für einen Moment hab ich echt gedacht du lässt-”, setzte Naruto erleichtert an, wurde jedoch sogleich unterbrochen.
 

„Pack deine Sachen und verschwinde.” Der junge Uchiha bemühte sich nach außen hin gleichgültig zu wirken, doch der plötzlich veränderte Ausdruck in dem Gesicht des Blonden ließ auf ein Misslingen dieser Bemühungen schließen. Erschrockene Augen starrten Sasuke hinterher, als dieser sich umdrehte und wieder den Platz vor der Gartentür im Wohnzimmer anstrebte. Er hatte wohl doch wütender geklungen, als er gewollt hatte.
 

Als der Schwarzhaarige sich wieder gesetzt und in seine Ausgangsposition – angewinkelte, umschlungene Beine und abgelegten Kopf – gebracht hatte, versuchte er sich wieder auf den Blick nach draußen zu konzentrieren, doch stattdessen lenkte ihn jedes kleinste Geräusch, das der blonde Chaot verursachte, viel zu sehr ab, als dass er seine Aufmerksamkeit der Außenwelt widmen konnte.
 

Er hörte wie sich die Tür schloss und Schritte, die ihm näher kamen und sich wieder entfernten. Er hörte das Rascheln beim Durchwühlen von Kleidung und Reißverschlüsse, die zu und wieder auf gezogen wurden. Dann wurde es still und Sasuke bemerkte, dass draußen dicke graue Wolken den Nachthimmel eroberten, die selbst das letzte bisschen Licht des ohnehin nur noch neblig scheinenden Mondes gnadenlos verschlangen. Was macht er da?, fragte sich der schwarzhaarige Shinobi, als die Sekunden verstrichen und er immer noch keine Regung des Blonden vernehmen konnte. Er kann noch nicht gegangen sein, die Tür-
 

Bevor er seinen Gedanken zu Ende bringen konnte, ertönten wieder die Schritte, diesmal jedoch langsamer und immer näher kommend. Als sie schließlich so präsent waren, dass der junge Uchiha schwören konnte Naruto stände nun im Türrahmen des Wohnzimmers, verstummten diese und eine Stimme erklang zur Bestätigung nur einige Meter hinter ihm.
 

„Du Sasuke, weißt du vielleicht wo mein Pyjama geblieben ist? Ich kann ihn nirgendwo finden.” Tch, sei doch froh, wenn du dieses kindische Ding los bist. Dieser Gedanke war Sasukes einzige Reaktion auf den Blonden, der davon natürlich herzlich wenig mitbekam. Nach Sekunden konnte der Schwarzhaarige ein leises Seufzen hören und dann wurde es wieder still. Er wird sicher wieder gehen. Hn, soll er doch endlich verschwinden.
 

Offensichtlich scherte sich der junge Uzumaki einen Dreck darum, wie es Sasuke ging, wenn er nicht einmal fragte, warum dieser so verloren und zusammengekauert auf dem Boden saß. Der Schwarzhaarige schluckte, schloss die Augen und vergrub sein Gesicht zwischen seinen Knien. Sollte dieser blonde Vollidiot doch gehen, der junge Uchiha war es gewöhnt allein zu sein und so war es wohl auch am besten. In bittere Gedanken versinkend, spürte er, wie es an seiner rechten Seite mit einem Mal warm wurde … und plötzlich traf ihn ein heißer Hauch an seinem Ohr.
 

„Tut mir leid, was da vorhin bei den Onsen passiert ist, Sas. Aber du kennst mich doch, bei mir darf man nicht jedes Wort ernst nehmen”, flüsterte Naruto Sasuke sanft zu, dessen Herzschlag sofort in die Höhe schnellte. Nachdem er den kurzen Schreck überwunden hatte, stieß er den Blonden im nächsten Augenblick unsanft von sich und wich selbst ebenfalls ein Stück zurück.
 

„Dich kann man nicht ernst nehmen!”, fauchte er den ihm Gegenübersitzenden wütend an, der nur einen überraschten Blick erwiderte. Lange konnte der Schwarzhaarige den Augenkontakt jedoch nicht halten, weswegen er seinen Kopf zur Seite drehte. Trotzdem meinte er aus dem Augenwinkel erkennen zu können, dass Naruto eine Zeit lang auf seiner Unterlippe kaute, bevor er schließlich wieder etwas sagte.
 

„H-hast du es ernst gemeint, als du gesagt hast, dass mir meine Existenz leid tun soll?”, fragte er leise, während er mit zusammengezogenen Augenbrauen und ernster Miene auf den Boden starrte. Was … was ist das auf einmal für ein Ton, mit dem er spricht? Warum, verdammt, klingt er so niedergeschlagen?! Sasuke war überfordert, eindeutig. Er hatte die kleine Welt hinter der Stirn des Blonden nie wirklich verstanden, aber nun war er endgültig verwirrt von dessen immer gegensätzlicher wirkenden Worten und Taten. So zeigte er durch Gesten und Reaktionen immer wieder, dass er Sasukes Nähe nicht mochte und doch sprach er dann Worte wie diese aus.
 

Und trotzdem war die erste Erwiderung, die dem Schwarzhaarigen zu dieser Frage einfiel, 'Nein'. Doch das konnte er unmöglich antworten.
 

Dann bemerkte der junge Uchiha, wie der Blonde plötzlich aufschaute und sich einfach erhob. Sofort schossen Sasuke Gedanken durch den Kopf. Wird er jetzt gehen, weil ich ihm nicht geantwortet habe? Ist er enttäuscht oder vielleicht sogar wütend? Soll ich ihm sagen, dass es nicht wirklich so gemeint war? Er konnte beobachten, wie Naruto zu zögern schien. Aber warum? Auf einmal setzte er sich wieder in Bewegung, kam auf den Schwarzhaarigen zu … und ließ sich wortlos direkt neben ihm nieder.
 

Starr vor Nervosität konnte und wollte Sasuke nicht zu seinem besten Freund schauen. Umso überraschter war er, als er mit einem Mal spürte, wie sich eine Hand auf seine legte, ihn damit eine unbeschreibliche Wärme ausgehend von der Berührung durchströmte und sein Herz anfing viel zu stark gegen seine Brust zu hämmern. Und dann tat Naruto es. Diese Stimme so gedämpft, dieser Atem so heiß auf Sasukes Haut, diese Lippen nur noch so gering entfernt.
 

„Sas, ich merke doch, dass dich was bedrückt. Und wenn du mir deine Sorgen nicht anvertrauen kannst, wem dann?”
 

Und plötzlich fiel der schwarzhaarige Shinobi in ein tiefes Loch. Wie ein Schlag hatte ihn diese Aussage seines besten Freundes getroffen. Selbst wenn er wusste, dass der Blondschopf so etwas nicht hatte auslösen wollen, so konnte Sasuke doch nichts dagegen ausrichten, als ihn das unerbittliche Gefühl der Einsamkeit packte und skrupellos gegen die harte Realität schmetterte. Ich bin allein, dachte er, denn er hatte tatsächlich niemanden, dem er etwas anvertrauen konnte.
 

Dann wanderte der Blick des Schwarzhaarigen zu der Hand des jungen Uzumaki, die auf seiner eigenen lag. Er zog die Augenbrauen zusammen. Sasuke fühlte sich so verloren. Warum war da auf einmal wieder dieses seltsame Verlangen, dieses Kribbeln in den Fingern? Dann, ohne groß darüber nachzudenken, ging er diesem Verlangen nach und verschränkte seine Finger mit denen des anderen. Es schien fast so, als suchte er nach Halt, nach Geborgenheit, nach etwas, das ihn aus diesem Loch der Einsamkeit holte … und als würde er genau das bei Naruto finden. Denn dieser wich vor Sasukes Geste nicht zurück, sondern empfing sie mit einem Druck auf ihre Hände.
 

Indessen pochte das Herz des Älteren wie wild und er fragte sich, ob er wirklich noch einen Schritt weiter gehen konnte. Ob er es tatsächlich wagen konnte dem anderen zu zeigen, dass er nicht allein sein wollte und dass es Naruto sein sollte, der ihn aus seiner Einsamkeit holte. Ich will nicht mehr allein sein. Dieser unausgesprochene Wunsch war es, der Sasuke den Mut gab über seinen Schatten zu springen und trotz vor Nervosität zitterndem Körper diesen Schritt zu gehen. So rückte er schließlich ebenso zaghaft wie wortlos näher an seinen besten Freund heran und legte seinen Kopf auf Narutos Schulter.
 

Der junge Uchiha konnte hören, wie der Blonde aufhörte zu atmen und ab diesem Moment herrschte eine Stille, die den Älteren derart verunsicherte, dass er mit jeder weiteren verstreichenden Sekunde der altbekannten Panik näher kam. Auch er hielt nun den Atem an, jedoch eher mit der Absicht sich an hektischem Keuchen zu hindern. Schon beinahe unerträglich dehnte sich dieses atemlose Schweigen aus und erfüllte den Raum mit einer solch schweren Luft, dass Sasuke glaubte sein Kopf würde gleich platzen. In solchen Situationen wurde dem jungen Uchiha immer wieder unmissverständlich klar, wie stark seine Angst vor Nähe wirklich war.
 

Doch dann, nach einer halben Ewigkeit und kurz bevor der Schwarzhaarige tatsächlich davor gewesen war wieder einmal die Fassung zu verlieren, … erwiderte der Jüngere seine Geste und lehnte seinen Kopf gegen Sasukes, während er hörbar ausatmete. Mit einem Mal war das aufkeimende Panikgefühl des schwarzhaarigen Shinobi wie weggeblasen und auch er begann nun wieder zu atmen, nachdem er einen möglichst leises, jedoch vom anderen nicht unbemerktes zitterndes Keuchen ausgestoßen hatte. Ich bin nicht allein. Diese Worte denken zu können und endlich zu wissen, dass es stimmte fühlte sich so gut an, dass Sasuke nicht wusste wohin mit seinen unerwarteten Glücksgefühlen.
 

Bis jetzt hatte er sich niemals auf irgendjemanden eingelassen, weil er geglaubt hatte niemand wäre das Risiko einer neuen Enttäuschung wert und es hätte ohnehin keinen Sinn, da ihm kein Mensch das ersetzen konnte, dessen er vor langer Zeit beraubt wurde … Und das letztere stimme auch. Trotzdem belehrte ihn genau dieser Moment an Narutos Seite eines besseren, denn er fühlte endlich wieder das, wonach er sich insgeheim immer so sehr gesehnt hatte. Geborgenheit. Und jedes Mal, wenn er Naruto so nah war, durchströmte ihn eine unerklärliche Wärme, die der Schwarzhaarige sonst niemals empfand.
 

Ein kalter Windhauch bahnte sich seinen Weg durch die nächtliche Dunkelheit bis in das beleuchtete Wohnzimmer des Uchiha Anwesens und erfasste den nicht gerade warm bekleideten Sasuke, weswegen es ihn unweigerlich fröstelte.
 

„Ist dir kalt?”, fragte Naruto plötzlich leise und der Ältere zuckte bei dem Klang seiner Stimme kurz zusammen, da sie schon so lange nicht mehr gesprochen hatten.
 

„Es geht schon”, erwiderte der Angesprochene, doch als würde sein Körper gegen ihn arbeiten, überkam ihn ein Kälteschauer, der ihn zittern ließ und somit auf die Frage des Blonden mit einem deutlichen „Ja” antwortete.
 

„Sollen wir vielleicht die Tür zu machen … und in dein Zimmer gehen?”
 

„Nein”, schoss es wie aus einer Pistole aus dem Mund des Schwarzhaarigen. Er ließ seine Antwort unbegründet, doch er selbst gestand sich ein, dass er nicht aufstehen und sich somit von seinem besten Freund entfernen wollte. Jedoch blieb ihm durch seine Konzentration auf Narutos Vorschlag die Tür zu schließen unbemerkt, dass der blonde Chaot die letzten Worte ungewohnt zögerlich ausgesprochen hatte, sodass diese letztlich untergegangen waren. Nichtsdestotrotz löste der Jüngere sich von Sasuke und stand ungewohnt steif auf.
 

„Wo gibt’s hier Decken?”, stellte er sogleich seine tonlose Frage ohne den Schwarzhaarigen anzusehen. Irritiert von dem Tun und der Frage Narutos deutete der Ältere nur auf einen kleinen Schrank, der unfern an einer Wand stand. Der junge Uzumaki machte sich daran zu besagtem Schränkchen zu gehen und die Türen zu öffnen. Dann zog er eine Decke hervor. „Darf ich?”, fragte er mit einem nicht allzu echt wirkenden Lächeln auf den Lippen.
 

„Nein, du wirst sie jetzt wieder zurücklegen, dich hier hinsetzen und dir den Kältetod holen. Idiot”, schnaubte Sasuke, um seine Verwirrtheit und vor allem seine Enttäuschung zu überspielen. Wieso ist er so plötzlich aufgestanden? Bin ich vielleicht doch zu weit gegangen, als ich mich an ihn gelehnt habe? … Und was will er eigentlich mit dieser bescheuerten Decke? Ich habe doch gesagt mir ist nicht kalt!
 

Während der schwarzhaarige Shinobi mit seinen Gedanken beschäftigt war, stand der Blondschopf da und zögerte, bevor er schließlich wieder zurück zu seinem besten Freund ging und sich setzte … Jedoch ohne den anderen wieder in den Arm zu nehmen. Stattdessen schlang er die Decke um sich, wodurch er es Sasuke nun schier unmöglich machte sich wieder an ihn zu lehnen. Der Schwarzhaarige würde sich unerwünscht vorkommen, denn diese Geste von Naruto, dieses Abschotten und dieses weite Wegsetzen sprachen für Sasuke eine eindeutige Sprache.
 

Er will diese Nähe nicht.
 

Das war keine Vermutung, sondern eine Feststellung. Kurz zuvor hatte der junge Uchiha noch gehofft Naruto würde zurück kommen und sich wieder ganz nah neben ihn setzen, doch das hatte er nicht getan. Ein bitteres Schmunzeln stahl sich auf Sasukes Lippen, als er aus dem Augenwinkel zu seinem besten Freund hinüber schaute und sah, dass dieser seltsam steif dasaß und starr in die nächtliche Dunkelheit blickte. Er will mich nicht. Der Schwarzhaarige senkte seinen Blick und schluckte, biss sich dann aber abrupt auf die Zunge, als ihm bewusst wurde, was er da gerade gedacht hatte.
 

„Er will mich nicht”? In welchem Sinne soll er mich auch schon wollen? Wir sind nur Freunde … und Rivalen! Aufgebracht winkelte er seine Beine an, umschlang sie und presste unter zusammengezogenen Augenbrauen seine Stirn gegen die Knie. Er konnte einen ärgerlichen Laut nicht unterdrücken, aber das war ihm im Moment egal. So glücklich er vorher gewesen war, so wütend war er nun. Wütend auf sich selbst, weil er in letzter Zeit immer mehr das Gefühl hatte keine ausreichende Kontrolle über seine Gedanken zu haben, und wütend auf Naruto, weil er schon wieder Dinge tat, die einfach nicht zusammen passten.
 

Erst ging er auf Sasuke ein und lehnte sich ebenfalls an ihm an, und jetzt? Jetzt saß er da, wie versteinert, nachdem er genügend Distanz zwischen sich und dem Schwarzhaarigen gebracht hatte. Das ist doch alles zum Haare ausreißen! Wieso fühlt es sich an, als würde Naruto in ungreifbarer Ferne sitzen? Und wieso fällt es mir so schwer mich davon abzuhalten einfach zu ihm herüber zu rücken und somit auch die letzten Zentimeter zwischen uns zu überwinden?
 

Die innere Unruhe des jungen Uchihas wuchs stetig und er wusste wirklich nicht, wie er ihr entgegenwirken sollte. Am liebsten würde er den Blonden einfach zur Rede stellen und ihn fragen, was das alles soll … Aber Reden traute sich der schwarzhaarige Shinobi im Moment nicht zu. Zu hoch war das Risiko, dass seine Stimme aufgrund seiner Wut und der Kälte, die er allmählich empfand, bebte und dass Naruto dies falsch interpretieren könnte.
 

Sasuke war so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er weder den Blick des Blondschopfs auf sich gespürt, noch bemerkt hatte, dass dieser sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. Doch was der Schwarzhaarige nun eindeutig fühlte, war, wie sich die Wärme plötzlich wieder an ihn schmiegte, sich um ihn legte, bis er schließlich perplex den Kopf hob, um nach der Ursache zu schauen … und Naruto direkt neben sich sitzen sah.
 

„W-was soll das werden?”, stammelte der junge Uchiha etwas überfordert von der unerwarteten Nähe.
 

„Die … die Decke ist auch groß genug für zwei Leute”, antwortete der Blonde sogleich und wandte seinen Blick ab. Sasukes Herz schlug, wie schon so oft in Narutos Nähe, ungesund schnell und dieses wohlige Kribbeln in seinem Bauch wurde sogar noch stärker, als die Fingerspitzen des jungen Uzumakis zögerlich über seinen Rücken hin zu seiner Seite glitten und ihn dort umfassten, sodass Sasuke nun von dem Jüngeren umarmt wurde.
 

„Ist das so … in Ordnung für dich?”, fragte der Blondschopf leise und drückte seinen besten Freund kurz ein wenig fester an sich, um zu zeigen, was er meinte.
 

„Ja!” Des Älteren überaus schnelle Antwort brachte Naruto zum Schmunzeln. Dann wurde es wieder ruhig … Für Sasuke unangenehm ruhig, denn nun, wo sein bester Freund auch noch den Arm um ihn gelegt hatte, wusste er noch viel weniger, wie er reagieren sollte. Ob ich ihn auch umarmen soll? Nein, vielleicht will er das überhaupt nicht. Obwohl … er umarmt mich doch auch, wieso sollte ich es ihm dann nicht gleich tun? Während der Schwarzhaarige all seinen Mut zusammenkratzte, den er zur Überwindung seiner Zweifel brauchte, hob sich seine Hand schon wie von alleine und berührte den Rücken des Blonden, bevor Sasuke sich schließlich einen Ruck gab und seinen Arm um den Jüngeren schlang … Und plötzlich begann Naruto zu kichern, womit dieser das Herz seines besten Freundes für einen Moment still stehen ließ. Lacht er etwa über mich?
 

„Das kitzelt”, bemerkte der Chaot. Beinahe sofort zog der schwarzhaarige Shinobi seine Hand wieder zurück und flüsterte befangen „Oh, tut mir leid”, doch Seitens des Blonden ertönten sogleich Wiederworte.
 

„Nein nein, ist schon in Ordnung! Leg deinen Arm wieder um mich, ich mag das”, sagte er lächelnd und mit verlegenem Blick. Er mag es? Ungläubig wiederholte der junge Uchiha die Worte des anderen in seinen Gedanken, doch er tat, worum er gebeten wurde. Dieses Mal hat er es ausgesprochen. Er hat es deutlich ausgesprochen, dass er die Nähe zu mir mag. Sasuke konnte schwören, dass er in diesem Augenblick rot anlief, so heiß, wie ihm gerade wurde. Doch er konnte nichts dagegen tun. Der Gedanke, dass Naruto ihn in gewisser Weise wollte, war einfach zu … schön.
 

Vorüber gingen die Minuten und nach und nach lichteten sich draußen die Wolken, sodass immer mehr von der Sternenpracht des Nachthimmels zum Vorschein kam. Dieses Schauspiel beobachtend hatte der Schwarzhaarige begonnen dem jungen Uzumaki verträumt über die Seite zu streichen, nachdem er sich an ihn gelehnt hatte. Der Blonde hatte inzwischen die Augen geschlossen und schien ganz offensichtlich die Berührungen des Älteren zu genießen.
 

„Sasuke?”, dringt es auf einmal leise an das Ohr des Schwarzhaarigen, der sofort in seiner Bewegung erstarrte.
 

„Hm?”, erwiderte der Angesprochene etwas aus dem Konzept gebracht.
 

„Lektion vier erfolgreich abgeschlossen.”
 

„Du meinst Lektion drei,” korrigierte der junge Uchiha ihn.
 

„Die auch”, fügte der Blondschopf ohne Erklärung hinzu und schmunzelte über Sasukes Verwirrtheit.
 

„Wie meinst du das?”
 

„Gegenfrage: Was denkst du, was wir hier gerade tun?” Was wir hier tun? Sasuke wusste wirklich nicht worauf sein bester Freund hinaus wollte, also schwieg er. Derweil löste der junge Uzumaki sich ein wenig von dem Schwarzhaarigen, um ihm in die Augen sehen zu können.
 

„Mensch Sasuke, noch nie was von Kuscheln gehört?”, lachte der blonde Shinobi über seinen verdutzt drein blickenden Freund. „Das wäre nämlich die vierte Lektion gewesen. Und die hast du sogar so gut wie alleine geschafft. Du machst dich echt gut, wenn ich bedenke, dass du vor ein paar Tagen sogar vor meiner Hand auf deiner Schulter zurückgeschreckt bist.” Sasuke erwiderte nichts. Es war ihm irgendwie peinlich sozusagen dabei erwischt worden zu sein die Nähe des anderen gesucht zu haben.
 

„Deine Pupillen sind geweitet”, wechselte der blonde Chaot plötzlich das Thema.
 

„Es ist dunkel, Naruto. Das ist eine ganz natürliche Reaktion des Körpers auf fehlendes Licht.”
 

„Aber du guckst gerade mich an und ich sitze im Licht.”
 

Kurz zögerte Sasuke mit seiner Frage. Den Kerl werde ich wohl nie verstehen. „Und was soll uns das jetzt sagen?”
 

„Man sagt, dass sich die Pupillen weiten, wenn man jemanden ansieht, den man sehr sehr gerne hat … Wenn du verstehst, was ich meine.” Ja durchaus, der junge Uchiha verstand sehr gut. Und genau das machte ihn verlegen, weswegen er wieder einmal einfach schwieg und anfing seine Lippen zu befeuchten. Was … was ist das hier für eine Atmosphäre? Und wieso sagt er so was?
 

„Deine Pupillen sind auch weit”, kam es schließlich von dem Schwarzhaarigen, um das undefinierbare Schweigen zu brechen. Was ist das nur für ein Blick, mit dem er mich ansieht?
 

„Dann stimmt es vielleicht sogar, was man sagt. Oder was denkst du, Sas?” Narutos Erwiderung war nur noch ein Flüstern und auch Sasuke brachte nicht mehr zustande.
 

„Hmm, vielleicht.” Leicht verträumt schweifte der Blick des Älteren kurz zu den Lippen des Blonden, deren Anblick ihn schlucken ließ, bevor er wieder in diese wunderschönen blauen Augen seines besten Freundes schaute.
 

Auf einmal fiel Sasuke eine lange Strähne seiner Haare ins Gesicht und er wollte sie gerade hinter sein Ohr streichen … doch Naruto war schneller. Er hatte seine Hand gehoben und strich nun beinahe zärtlich mit seinen Fingerspitzen über Sasukes ebenmäßige Haut seiner Wange, um die nervige Strähne zu beseitigen. Aber als das getan war, machte der Blonde keine Anstalten seine Hand wieder zu senken. Stattdessen verweilte sie noch kurzzeitig auf der Wange des Schwarzhaarigen, bis sie schließlich etwas weiter nach unten glitt und sanft, aber bestimmt das blasse Kinn umfasste.
 

Währenddessen wusste der junge Uchiha nicht, wie ihm geschah. Und er wusste ebenfalls nicht, was Naruto da eigentlich tat. Doch er wusste sehr wohl, warum ihm in diesem Moment so warm wurde und warum sein Herzschlag sich beschleunigte. Und er hoffte inständig, dass nun folgte, was er sich ersehnte.
 

Derweil suchte Naruto nach einer freien Hand seines besten Freundes, doch fasste er diesem versehentlich an die Innenseite seines Oberschenkels. Bei dieser Berührung zog Sasuke scharf die Luft ein und obwohl er dachte der Blonde würde seine Hand sogleich wieder zurücknehmen, tat er es nicht. Stattdessen schaute der junge Uzumaki wieder auf, mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen.
 

Bilde ich mir das ein oder kommt er mir immer näher? Sasuke biss sich auf seine Lippen. Das konnte doch gar nicht sein. Was machte der blonde Chaot da überhaupt? Es war doch nicht tatsächlich das, wonach es aussah … oder? Verunsichert schaute der Schwarzhaarige nach unten und wartete ab, was geschehen würde. Kurz darauf spürte er, wie Narutos Finger der Hand, die immer noch auf seinem Oberschenkel lag, sich leicht in diesen krallten und beinahe sofort fühlte der junge Uchiha, wie heißer Atem gegen seine Mundpartie schlug und sich eine Nasenspitze auf seine drückte.
 

In Ekstase versetzt und überrollt von einer Lawine von Hormonen schlug dem schwarzhaarigen Shinobi das Herz bis zum Halse, als er aufschaute und sah, dass Naruto seine Augen geschlossen hatte. Er tat es ihm gleich. Er schloss seine Augen, leckte noch einmal nervös über seine Lippen und hörte den zittrigen Atem des Blonden.
 

Und dann geschah es.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Bisou
2013-04-16T22:24:46+00:00 17.04.2013 00:24
bin hin und weg wie du die beiden beschreibst. man kann sich richtig reinfühlen. einerseits ist da naruto, sich seiner gefühle bereits bewusst und baut eine beziehung zu sasuke auf, die auf dem prinzip anziehen und abstoßen beruht. wenn er zu nahe ist, wird er sich die finger verbrennen, aber ganz und gar seine finger von sasuke zu lassen schafft er dann auch wieder nicht..
auf der anderen seite ist da sasuke, der verlernt hat, zu vertrauen und somit nie eine beziehung zu einem menschen eingegangen ist. demzufolge ist es auch kein wunder, dass ihn manche von narutos aktionen aus der bahn werfen und er nicht weiß, wie weit er gehen kann und darf. wann ist die grenze überschritten und man tritt jemanden zu nahe? mir gefällt es, wie du die unsicherheit von sasuke beschreibst. jemand, der ständig angst vor verletzungen hat, geht kein risiko ein. es erfordert mut, über seinen schatten zu springen und sich seinen ängsten zu stellen.
warte ungeduldig, wie ich es nun mal bin, auf das nächste kapitel. mal sehen, was sich naruto noch so einfallen lässt, um sasuke die angst zu nehmen ;)
lg
bisou
Antwort von:  Shileyn_Nea
18.04.2013 18:43
Wow *_____* Ich kann gar nicht sagen, wie unendlich glücklich mich dein Kommentar macht ♥ Und ich bin total froh darüber, dass das, was ich schreibe, genauso ankommt, wie es von mir beabsichtigt war :3 Außerdem liebe ich Kommentare, die sich mit dem Inhalt konkret auseinandersetzen und du hast es auf den Punkt gebracht :)
Also vielen vielen Dank für die Rückmeldung und ich versuche so schnell wie möglich das nächste Kapitel fertigzustellen.

Liebste Grüße,
Shi ♥
Von:  sonoka
2013-04-13T19:07:17+00:00 13.04.2013 21:07
kawaiiii ^^ was für ein schönes Kapitel ich bin hin und weg die beiden sin deinfach zu süß.
ich finde du beschreibst die gefühle von Sasuke sehr gut ma kann sehr gut mitfühlen. mach weiter so und ich freue mich schon aufs nächste kappi
LG Sonoka XD


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