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Dunkler als Schwarz

S&S Das Schicksal findet seinen Weg
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, bin für Verbesserungsvorschläge offen. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow Leute! 5 Kommentare zum letzten Kapitel :) echt toll habe mich so gefreut!
Bleibt nur noch zu sagen: Danke für euer Interesse!
Hoffentlich kommt das nächste auch so gut an.
Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser,
das hier sollte eigentlich länger werden aber ich habe es jetzt kurzerhand mehr als halbiert weil ich es sonst einfach nicht schaffe es endlich mal fertig zu bekommen - was sagt ihr Kapitel lang oder kurz besser? :)
Der nächste Teil folgt dafür aber bald und ist so halb fertig.
Ich hoffe ihr habt noch Interesse die Geschichte weiter zu verfolgen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute,
joar ist schon eine Weile her, ich schaffe es gerade zeitlich nicht sehr viel an der Geschichte zu arbeiten, daher nur ein ganz ganz kleines Kapitel damit ihr mich nicht vergesst! Ich hoffe es gefällt euch trotzdem!
Ich finde echt, dass ich Actionszenen nicht sonderlich gut draufhabe, aber ich habe es wirklich versucht! Falls noch Interesse besteht würde ich versuchen nächste Woche das nächste Kapitel fertig zu stellen :)

ganz liebe Grüße an alle Leser! Komplett anzeigen

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Zeit

“It’s so hard to forget pain,

but it’s even harder to remember sweetness.

We have no scar to show for happiness.

We learn so little from peace.”


 

Es waren einige Monate ins Land gezogen, hatten die Jahreszeiten verändert. Nun, das stimmte nicht ganz. Sakura seufzte tief, während sie von ihrem dampfenden Abendessen und den auszuarbeitenden Patientenakten abließ und aus dem verschneiten Fenster lugte. Das Schneeweiß, das ihr entgegen strahlte, erinnerte sie nämlich daran, dass in diesem Teil der Welt ewiger Winter herrschte.
 

Gähnend räkelte sie sich, kreiste mit den Schultern. So ganz verstand sie immer noch nicht, wie es zustande gekommen war, dass sie sich nach wie vor im Reich des Schnees befand. Ihre Unterstützung war ohne Zweifel gefragt. Doch zum Hauptteil, wenn sie ganz und gar ehrlich war, war sie aus persönlichen Gründen angereist. Einem persönlichen Grund. Doch das war Monate her und außer der Erkenntnis, dass die Menschen hier besseres verdienten, war sie nur von einer kalten Spur zur nächsten gewandert. Seit Wochen befand die Rosahaarige sich nun in diesem Lazarett. Der Standard der hier herrschte, war mit den Ihr bekannten Maßnahmen nicht vergleichbar. Mangelnde Hygiene, kaum oder falsches Verbandzeug, es kam sogar vor, dass es an Nahrung fehlte. Der Friede war in diesem Land auch in der Nachkriegszeit nicht eingekehrt, es gab immer wieder Aufstände die blutig niedergeschlagen wurden, von medizinischer Versorgung ganz zu schweigen. Ungerechtigkeit herrschte.
 

Ein weiteres Mal gähnte sie, versuchte sich die Müdigkeit aus den Augen zu reiben. Der Krieg und alles was ihm gefolgt war hatte sie gezeichnet. In letzter Zeit war sie ständig todmüde. Wenn sie nach einer beinahe schlaflosen Nacht die Schlafzimmer Decke zum tausendsten Mal studierte und zu leugnen versuchte wie einsam sie sich fühlte, rief sie sich die Gesichter aller in Erinnerung, deren Leben sie gerettet hatte. Nur das hielt sie ab ihrem Heimweh nachzugeben, loszuziehen - nach Konohagakure.
 

Zu diesem Zeitpunkt deutete noch nichts darauf hin, dass die Spur, die sie verfolgt hatte längst nicht so verloren war wie angenommen. Das Schicksal wollte nämlich, dass ein eisiger Windstoß all Ihre bisherigen Gedanken verwehte als die Holztür des Lazaretts auf geschmettert wurde und ein junger Mann hineinhastete, dabei beinahe stolperte.
 

„Es gibt viele Verletzte bei einer Mission am Fuße des Berges!“, gestikulierte der aufgeregte junge Mann, an dessen Stirnband ein in Eisen geschlagenes Wappen stolz aufblitzte, im krassen Kontrast zu der Angst, die ihm ins Gesicht geschrieben stand.
 

Er war Shinobi aus Kirigakure.
 


 

Der Schneewind trieb ihr den Geruch der Tannenwälder in die Nase, die sich über weite Teile des Schneereiches erstreckten. Die müden Sonnenstrahlen des heutigen Tages kitzelten ihre Nase, vermochten die Kälte dennoch nicht zu vertreiben. Die intensiv grünen Augen der Frau wanderten den vereisten Berg hinauf, an dessen Spitze sie Rauch aufsteigen sah, während sie regungslos auf einem Hausdach ausharrte, die Gedanken wild und ungeordnet.
 

"Verdammt ..", flüsterte die rosahaarige Kunoichi in gedankenverlorenem Ton während sie sich abstieß um sich mit ihrem Begleiter einen Weg über die zugeschneiten Dächer der Stadt zu bahnen.

Wie die Welt aussieht

Sakura begriff nicht warum sie vier tote Shinobi vorfand. Die Vorgehensweise dieser Shinobi aus Kirigakure war nicht üblich, denn Einsätze hatten immer mit Medic Nins abgesichert zu sein, das war ein ungeschriebenes Gesetz. Hier ging man anders vor, als sie es gewohnt war.
 

Abschätzend sah sie sich um, es hatte eine Explosion gegeben, die einen Teil des aus grauem Stein gefertigten Industriegebäude zerstört hatte. Sie zog scharf Luft ein, als sie unweit den Anführer dieser Todesmission erspähte, das Wappen an seinem rechten Arm verriet den Shinobi, der sich von einer Steinmauer geschützt selbst einen Druckverband anlegte.
 

Mit festem Schritt näherte sie sich, die Wut in ihrem Magen immer weiter aufschaukelnd, je näher sie kam „Warum gibt es hier niemanden der medizinische Versorgung leistet?“, gab sie in scharfem Ton von sich während sie ihm zu deuten gab, dass sie ihm den Verband anlegen würde.
 

Mit geschockten Augen blickte er sie nun an, die sie mutmaßen ließen, dass er nicht mehr Herr der Lage war „Wir haben keinen Widerstand erwartet, zumindest nicht in dieser Form. Dieses Land wird seit dem Krieg von unseren Truppen überwacht.“
 

Sakura wurde aus ihrer Tätigkeit gerissen, denn Geschosse wurden nun von dem Industriegebäude aus abgefeuert, trafen einen der Shinobi wenige Meter von Sakura entfernt, der Mann ging schreiend zu Boden. Sie handelte schnell, ließ den Anführer zurück und näherte sich dem Verletzten mit bedacht. Es war im Moment wichtiger den möglicherweise schwer Verwundeten zu behandeln. Die Rosahaarige bahnte sich geschickt einen Weg zu ihm, überwand dabei einige Trümmerteile, die sie mit einem Schlag in kleine Steinchen zerlegte. Was ihr medizinisch geschultes Auge sofort alarmierte, war eine winzige Wunde aus der eine Unmenge an Blut austrat, sodass sie gerade noch zu sehen bekam, wie das Licht in seinen Augen für immer verblasste. Ihre Hilfe kam zu spät. Sakura senkte den Kopf, selbst nach all den Jahren waren solche Situationen für sie nicht einfach. Sie betrachtete seinen Brustkorb. Ihr war nicht klar, wovon er getroffen worden war, so etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen.
 

Plötzlich – eine ungeheure Explosion im Gebäude die so stark war, dass sie Ziegelsteine und Holz durch die Luft schleuderte. Sakura wurde zu Boden geworfen und die Luft bestand aus allen möglichen Teilen, die wie ein brausender Regen überall um sie herum niedergingen, noch mehr Tod bringend. Verzweifelt hielt sie sich die Ohren zu und presste die Augen fest zusammen, ein so lauter Leerton in Ihrem Kopf, dass sie komplett die Orientierung verlor. Mit einem Schlag fühlte sie sich so überfordert, dass es ihr Tränen aus den Augen drückte, doch auch Tränen konnten das lähmende Gefühl, dass sich ihre Eingeweide hinunter fraß nicht vertreiben. Sie wusste nicht was hier gerade passierte, alles war ein einziges Chaos, egal wohin sie auch blickte.
 

Da gab es Worte, Worte die sie im Innersten in den letzten Monaten wieder und wieder Revue passieren lassen hatte, vielleicht, weil sie eine so tief vergrabene Hoffnung wieder auferstehen hatten lassen. Warum sie in ausgerechnet diesem Moment aus ihrer Erinnerung wiederhallten, lag womöglich daran, dass sie im Begriff war zu sterben. „Ich muss es selbst sehen – wie die Welt aussieht. All die Dinge über die ich hin weggesehen habe, ich habe das Gefühl als wäre ich in der Lage sie jetzt zu sehen.“
 

Sasuke hatte damals vermutlich gehofft eine bessere Welt vorzufinden. Doch die Welt erschien Sakura nicht gut zu sein.
 

Fabelhaft, teilte ihre innere Stimme ihr mit alles, was ich für den Krieg gegeben habe war umsonst - sinnlos - wenn sich die Menschen trotzdem gegenseitig abschlachten.
 

Nun lag sie hier am Boden, vor ihr ein Schlachtfeld aus Tod und Blut. Hatte sie nicht bereits genug Shinobi sterben sehen? Genug Leichen? Ein Flashback des Krieges erschien vor Ihrem geistigen Auge, doch die brutale Szene schien sich nicht wesentlich von der vor Ihren Augen zu unterscheiden. Hatte sie nicht genug gelitten, warum waren Ihre Opfer nichts wert? Warum konnte noch immer kein Frieden auf der Welt herrschen? Sakura ballte ihre Fäuste und setzte so viel Chakra in ihren Handflächen frei, dass es schmerzte.
 

Der bohrende Schmerz, der von der Metallstange herrührte, die sich durch ihren Oberschenkel gebohrt hatte begann erst jetzt seine volle Bandbreite zu zeigen und zwang ein schmerzhaftes Keuchen von ihren Lippen.
 

Als jemand die Rosahaarige nicht unbedingt sanft an der Schulter rüttelte, schreckte Sakura zusammen. Sie hatte keine Berührung erwartet. Reflexartig war sie wieder im hier und jetzt, denn ihre Sehkraft klärte sich und gab nach und nach den Blick auf schwarze Haarsträhnen frei, mit denen der Schneewind unbarmherzig spielte.
 

Ein leises "Sasuke-kun" – formte sich auf Ihren Lippen.
 

Mit seiner gewohnt, eleganten Leichtigkeit stand er vor ihr, fast so, als wäre es das natürlichste auf der Welt. Er wirkte so kontrolliert. Sein Katana, die dunkle Kampfkleidung und der unnachgiebige Gesichtsausdruck verliehen ihm eine erhabene Ausstrahlung, als wäre er der perfekte Shinobi.
 

Angespannt schluckte Sakura den Kloß in ihrem Hals hinunter, hörte das Blut in ihren Ohren pulsieren. Verunsichert wie sie reagieren sollte, aufgrund der gerade erlebten Ereignisse, aufgrund der Tatsache, dass sie ihm soeben begegnet war, fixierte sie ihn, während ihr Verstand auf Hochtouren arbeitete, sich an Worte und Sätze erinnerte, die keinerlei Sinn ergaben, so schnell wieder verfolgen wie sie gekommen waren. Sie war einfach überfordert in diesem Moment, nicht nur das Schlachtfeld sondern ihn inmitten dessen zu Begegnen, damit hatte sie heute Morgen nicht gerechnet.
 

Verzweifelt hatte die Rosahaarige versucht ihre Erinnerungen an ihn zu verdrängen, verändern und vergessen. Und doch hatte es ihr nie Ruhe gelassen nicht zu wissen wo er war oder wie es ihm nach dem Krieg ging. Jetzt blickten grüne Augen in Schwarze und alles kochte wieder hoch. Seinetwegen! Ihre Hände begannen unkontrolliert zu zitterten, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals sie - sie würde vermutlich jeden Augenblick durchdrehen.
 

„Kannst du dich darum kümmern?“, war seine sachliche Frage, die verriet, dass er die Situation mit der Nüchternheit betrachtete, mit der sie ein Shinobi betrachten musste.
 

„Ja“, pflichtete sie ihm schlicht bei, sie wollte, musste dafür sorgen, dass sie sich jetzt nicht nutzlos fühlte, biss ihre Zähne fest zusammen, während sie die Stange aus ihrem Körper zog und sofort Ihre heilenden Hände zum Einsatz brachte. Wenigstens das funktionierte.

Der Moment in dem sich alles dreht

Warum ausgerechnet hier, warum jetzt? War alles nur Zufall?
 

„Endlich habe ich dich gefunden ..“, murmelte sie – was ihr durch den Kopf schoss - während der Schmerz ihrer Wunde immer mehr verblasste, verschwand. Sie hatte sich wieder vollkommen geheilt.
 

Idiotin!, schimpfte ihre innere Stimme, wie so oft war sie Opfer ihrer eigenen Unsicherheit geworden. Warum hatte er nur diese Wirkung auf sie? Wie konnte Sasuke so jemanden wie sie überhaupt ernst nehmen? Und warum analysierte sie jedes Wort, das sie an Ihn richtete und hatte Angst diese falsch zu formulieren?
 

Sich selbst verfluchend, weil sie es nicht besser hin bekam schien die Zeit stehen zu bleiben, als er ihr diesen undefinierbaren Blick schenkte, der alles oder nichts bedeutete. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, wie es sein würde wenn sie ihn finden würde. Und doch war alles anders verlaufen.
 

„Tut mir leid, ich weiß nur nicht –" Sie sah ihn an, seit langer Zeit wieder wirklich. Nicht nur in ihrer Erinnerung. Er hatte gekämpft, oder zumindest etwas von er Explosion abbekommen, sie sah es an seiner Kleidung, an der Art wie er seinen Atem scharf ausstieß.
 

Sie erinnerte sich an den Krieg als sie hinter ihm gestanden hatte. Sasuke war der Shinobi der mit ihnen zusammen gekämpft hatte, als es darum gegangen war zu überleben. Der, den sie unbedingt hatte kennen lernen wollen, als sie noch so jung gewesen war. Der Konoha, seine Heimat, verraten hatte, getrieben von einer Besessenheit, in die Dunkelheit gezogen. Der sie alle hatte töten wollen. Dem endlich wieder Verstand eingeprügelt worden war, der immer noch keinen Frieden gefunden zu haben schien.
 

„Kannst du aufstehen?“, war seine emotionslose Frage.
 

Seine Augen fixierten etwas in der Ferne, das Gebäude, das dort eben noch gestanden hatte – dem Erdboden gleichgemacht, unbarmherzig, nichts mehr übrigblassend, außer einem Haufen Steine und Leichen. Sie versuchte zu begreifen was eben passiert war, doch ihr fehlten Details. Die Stille, die sich plötzlich über das gerade noch laute Schlachtfeld ausgebreitet hatte war geisterhaft.
 

Mühsam schälte sie sich auf Ihre Beine, ihr Kopf viel zu voll mit Fragen. Zu wenig Worte um sie zu stellen.
 

Plötzlich wieder ein Knall der die Luft zerschnitt. Sie sah noch Susanoo aufblitzen und schützte ihr Gesicht mit dem Arm bevor Sakura wieder zu Boden gerissen wurde. Dieses Mal war der Schmerz bei weitem größer, sie keuchte, bemerkte wie Blut in beunruhigenden Mengen aus ihrem Körper floss. Doch hatte sie nicht gesehen, wovon sie getroffen worden war.
 

„So sieht man sich wieder!“, keuchend stütze sie sich im Schnee ab um einen Blick auf einen hellhaarigen Mann zu erhaschen. Seine Augen tiefschwarz, ein psychopatisches Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, dass es nicht gut mit einem meinen konnte. Was sofort auffiel war diese unnatürlich weiße Hautfarbe und die absurd große Brandwunde die sich beinahe über die Hälfte seines Gesichtes erstreckte. In seinen Händen befand sich eine Art Holzgeschoss, aus dessem vorderen Ende feiner Rauch aufstieg. Damit musste er sie niedergeschossen haben. „Hat dir die Demonstration meiner neusten Erfindung gefallen?“
 

„Was willst du?“, gab Sasuke unnachgiebig zurück.
 

Was er als Antwort bekam war ein neurotisches Lachen, wodurch sich bei Sakura der Magen zusammenzog. „Im Moment beseitige ich Probleme!" Er stemmte die linke Hand in die Hüften, das Holzgeschoss noch immer auf Sasuke gerichtet. "Ich wusste das du Witterung aufgenommen hast - auch wenn ich, nachdem du den Anschlag auf Sae Takeru vereitelt hast, nicht wusste, mit wem ich es zu tun habe.“, gab der Weißhaarige mit einem schelmischen Grinsen von sich.
 

Unbeeindruckt stand Sasuke ihm gegenüber, es schien auch nicht nötig sich Sorgen zu machen.
 

„Aber -“, fuhr er fort „Ich fühle mich geehrt die Aufmerksamkeit einer derartigen Berühmtheit auf mich gezogen zu haben, ein echter Kriegsheld.“
 

„Tz ..“, zischte Sasuke arrogant ohne auch nur eine Emotion auf seinem Gesicht erahnen zu lassen.
 

Sakura war sicher, jeden Moment mit anzusehen, wie Sasuke seine Kraft zur Schau stellen würde. Die Anspannung, die zwischen Beiden in der Luft lag wurde mit jedem Moment deutlicher und sie würde sich entladen, so viel stand fest.
 

"Du wirst nicht mehr erleben wie das Zeitalter der Shinobi ein Ende findet. Für das -" Er strich über sein halb verbranntes Gesicht. "Habe ich mich noch nicht bei dir revanchiert. Ich denke der Tod ist eine angemessene Strafe dafür!!" Er lachte, und sein kratziges Lachen kam immer in den unpassendsten Momenten. Sakura hatte schlagartig kein gutes Gefühl mehr bei der Sache, der Weißhaarige war zu selbstsicher. Sie wollte, dass Sasuke aus dem Schussfeld verschwand. Andererseits würde Susanoo ihn schützen und Sasuke hatte schon weitaus überlegenere Gegner besiegt. "Aber alles der Reihe nach. Zuerst töte ich dich, dann hole ich mir das Land des Schnees.“
 

Sakura merkte wie sie immer kraftloser wurde, aber sie wollte es sehen und hören, was gleich passieren würde. Mit aller Gewalt hielt sie sich davon ab der Müdigkeit nachzugeben. Der Blick der sich auf Sasukes Gesicht angebahnt hatte, er wirkte kampflustiger als zuvor.
 

„Du hast die Shinobi hier her gelockt.“, meinte Sasuke nüchtern, es war mehr eine Feststellung als eine Frage „Du bist verantwortlich für diese Explosion ..“
 

„Shinobi hier im Land des Schnees! Die glauben uns kontrollieren und unterwerfen zu können! Die glauben sie sind die Herrscher der Welt!!“, Nun war der Gesichtsausdruck von Sasukes Gegenüber schlagartig todernst geworden und die Beiden blickten sich feindselig in die Augen. „Das Land gehört uns Menschen!"
 

„Du denkst ich würde zulassen, dass du das Land regierst?“, bezweifelte Sasuke. Bedrohlich langsam baute sich Susanoo auf, während Sasuke seinen Stand verbesserte und sich in Angriffsposition begab. Sakura wusste, er würde jeden Augenblick loslegen - sie kannte ihn einfach zu lange.
 

„Ich weiß das wirst du nicht... Uchiha Sasuke, man erzählt sich du sollst fantastische Augen besitzen. Die Quelle deiner Kraft ..“ seine Worte klangen mehr nach einer Drohung, als einer Frage.
 

Sasuke hechtete los, im Vergleich zu früher nichts an Geschwindigkeit einbüßend, ganz im Gegenteil. In Sachen Geschwindigkeit hatte ihm selten jemand das Wasser reichen können. Sakura beobachtete atemlos den Verlauf des Kampfes, denn beinahe zeitgleich wurden aus dem Holzgeschoss drei Schüsse abgefeuert, laut und unnachgiebig zerschnitten sie die Luft. Sasuke setzte wie gewöhnlich auf seine Augen die die Flugbahn des Geschosses zwar wahrnahmen, doch etwas unkalkulierbares geschah. Für gewöhnlich war es ihm ein leichtes Gefahren visuell zu folgen und diesen auszuweichen, doch das Geschoss war zu schnell als das er es noch mit Körperreaktion verhindern hätte können. Verbunden mit einem enormen Schmerz drang es in seine Schulter ein, nachdem es seinen Schutzgeist ungehindert durchbrach. Nie hätte Sakura damit gerechnet, dass sie Zeuge wurde, wie er kurz darauf zu Boden ging. Sein Schutzgeist war durchbrochen, nutzlos gegen die Kraft der Waffe.
 

Für Sakura war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie sich eingestehen musste, dass sie an Ihr körperliches Ende gelangt war. Die Wunde war schlimmer als angenommen. Sie konnte nicht mehr verfolgen, was weiter passierte. Mit letzter Kraft gelang es ihr noch wenige Fingerzeichen zu formen.
 

Dann verlor sie das Bewusstsein.
 


 

Scharf zog sie die Luft in Ihre Lungen, während sie reflexartig zum Sitzen kam. Ihr Bauch war es, der getroffen worden war. Mit einer kleinen Kugel aus Metall, die sie nun zwischen Daumen und Zeigefinger drehte um sie aus allen Winkeln zu betrachten. Sie musste mit einer ungeheuren Geschwindigkeit abgefeuert worden sein. Es war Glück gewesen es noch geschafft zu haben, ihr Byakugou zu aktivieren, dass es ihr erlaubt hatte die tödliche Wunde zu heilen.
 

Ein abschätzender Rundumblick um den Ernst der Lage zu analysieren, zur Abwechslung wieder Herr darüber zu werden. Auf den ersten Blick schien niemand mehr lebendig zu sein. Dann stockte ihr der Atem.
 

Sasuke kniete dort, nicht weit von ihr. Sie konnte es nicht begreifen, wusste nicht was die Minuten ihrer Bewusstlosigkeit über passiert war. Sasuke hatte seine Augen mit den Händen bedeckt, während er sich nach links und rechts wand, den Kopf zu Boden gesenkt. Blut vor ihm, in den Schnee gezeichnet. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, einige schwarze Strähnen hingen hinein, verdeckten es. Alarmiert kämpfte sie sich abermals auf die Beine, die fast noch zu wackelig waren um ihr Körpergewicht zu tragen und die Trümmer die im Weg waren zu überwinden.
 

„Sasuke!“, schrie sie hysterisch, während sie eine Hand auf seiner Schulter platzierte. Alles was sie in diesem Moment noch sah, in ihrem Tunnelblick, war er und das Blut das seine Kleidung durchtränkt hatte.
 

Endlich bekam sie seine Augen zu Gesicht und erschrak aufgrund der Grausamkeit die sich ihr bot. Nicht nach all dem, was passiert war. Sie schlug sich schockiert die Hand vor den Mund. War er blind?

Im kalten Schnee

Er schlug wild um sich. In anbetracht der Lage konnte sie ihm das nicht verdenken. Unkontrolliert, egal wen oder was er treffen würde. In diesem Moment fragte sie sich, ob die Wut ihn vollkommen auffressen würde oder ob nach dem, was gerade geschehen war, noch etwas von ihm übrig sein würde. Immerhin waren es seine Augen, die ihn zu dem machten, der er nun mal war. Ein Uchiha. Aber er lebte, schrie und tobte und hatte alles Recht der Welt dazu.
 

Verbitterung kämpfe sich nun an die Oberfläche, gepaart mit einer Art Lähmung die es Sakura für den Bruchteil einer Minute unmöglich machte, Handlung zu ergreifen. Sie wusste was zu tun war, das Erste und dringlichste war die Wunden zu schließen. Sasuke musste weiterleben. Sein Leben durfte nicht hier enden. Nach der dunklen Vergangenheit wünschte sie ihm so sehr, dass er zur Ruhe kommen durfte.
 

„Sasuke -“, setzte sie im Guten an, einen ersten Schritt in die richtige Richtung machend. Doch er ließ sich nicht besänftigen, fast animalisch schlug er in ihre Richtung.
 

„Ich bring ihn um!“, brüllte Sasuke mit so einer Wut in der Stimme, dass Sakura einen Schritt zurücktrat. Sein Chakra stieg immer wieder in furchterregendem Maße an. Es war ein krasser Kontrast, war er doch sonst so beherrscht und wortkarg. „Ich bring ihn um!“, wiederholte er und schlug dabei mit der geballten Faust auf den Schnee ein. Immer wieder, obwohl es keinen Sinn mehr machte. Sie hatte ihn schon tobend vor Wut erlebt, doch dies war ein neues Level das er erreichte. Was sie in diesem Augenblick vor sich hatte war Sasukes Dunkles-ich.
 

Wenn er so weitermachte, würde er verbluten, so viel stand fest. Er würde zusammenbrechen. Aber was wenn die Zeit dann nicht mehr reichen würde? Wenn sein Körper einfach aufgeben würde? Sakura schluckte schwer. Es gab eine Menge Dinge die sie nicht konnte, sie war nie perfekt gewesen. Doch medizinisch gesehen tat sie stets was in ihrer Macht stand und die Erfahrung in Sachen Erstversorgung ließ sie wissen welch wichtiger Faktor Zeit war. Im menschlichen Körper flossen nur 5 Liter Blut. Wie viel noch in Seinem?
 

„Beruhige dich -“ startete sie einen neuen Versuch zu ihm durchzudringen, ihn versöhnlich an der Schulter zu packen doch er versetzte ihr einen Hieb.
 

„Fass mich nicht an!“, fauchte er wie ein wild gewordenes Tier, das man in die Ecke getrieben hatte. Egal was sie sagte, es schien ihn nur noch mehr in Raserei zu versetzten.
 

Ihr kam eine blitzschnelle Idee, die in Ihrem Kopf aus der Not heraus schnell zu einem Vorhaben wurde. Es war vielleicht medizinisch möglich seine Augen zu ersetzten. Sein Augenlicht würde sie retten können. Im einen Moment legte sie sich ihre nächsten Schritte zurecht, im nächsten zog sie eine starke Sedierungsspritze aus dem Beutel, der an ihrem Bein befestigt war.
 

Als er zusammensackte, war es ihr Arm, der es seinem Kopf erlaubte in Ihren Schoß zu sinken. Sein Körper schien all diese Anspannung und Wut immer mehr gegen Müdigkeit einzutauschen. Im Weiß des Schnees zu ihren Füßen lief weiterhin Blut aus und färbte ihn stetig etwas mehr in ein sattes Dunkelrot. Sie bettete seinen Kopf im Schnee bevor sie sich ansah, wie schlecht es wirklich um ihn stand. Mit glühenden Händen machte sie sich ein Bild. Die Lage war mehr als ernst. Die Kugeln hatten vor allem an seiner Schulter schwere Schäden angerichtet, seine Arterie regelrecht zerfetzt, Rückstände überall in seinem Fleisch verteilt. Es würde eine komplizierte Operation nötig sein.
 

Dann spürte sie es: Heiße Tränen die sich unaufhörlich an die Oberfläche drängten. Sakura hatte es nicht bemerkt gehabt. Warum sie weinte, während sie ihn zu retten versuchte, wusste sie nicht. Noch nie hatte sie während eines medizinischen Notfalls geweint, immer hatte sie zumindest diese Beherrschung über sich behalten. Ihre Finger zitterten, wollten nicht gehorchen. Vielleicht aus der Angst heraus auf sich gestellt zu sein, ohne jemanden wie Tsunade, der darauf achtete wie sie vorging. Ohne Naruto, der immer alle beschützte. Ohne Sasuke, der immer so wirkte, als könne er jeden besiegen. Dies war der wichtigste Grund, warum sie nicht versagen wollte: weil er es war, der hier im Schnee lag. Sasuke. Er brauchte ihre Hilfe und Sakura war die einzige, die ihn jetzt retten konnte.
 

In diesem Moment hatte sie das Gefühl, dass das Atmen nicht mehr richtig funktionierte. Sie versuchte es zwar mit aller Kraft, aber irgendwie schien sie es verlernt zu haben.
 

Erste Schneeflocken segelten vom Himmel, würden vielleicht mit der Zeit das Rot im Schnee bedecken, das sich an diesem Ort breitgemacht hatte. Die Stille, die sich mittlerweile eingeschlichen hatte war totengleich. Sakura war die Einzige die zu Leben schien.
 

Es machte keinen Sinn hier zu bleiben, sie brauchte Materialien wie Verbände, eine Zange um das Geschoss zu entfernen. Notdürftig schloss sie die Wunde bevor sie ihn über ihre Schulter legte und sich auf den Weg zum Lazarett unten in der Stadt machte.
 


 

Schnee rieselte langsam auf den durchgefrorenen Boden vor den Toren der Stadt des Lichtes, dessen passender Name von dem bläulichen Leuchten des Himmels herrührte, der im Land des Schnees ansonsten gerne von mächtigen, weißen Schneewolken behangen war. Heute konnte man den blauen Schein besonders gut bewundern. Obgleich dieses wunderschönen Naturschauspiels war es ein armes Städtchen. Die Gebäude hier waren aus kältefestem hellgrauem Gestein gebaut, das im unbarmherzigen Winter, der das Land beherrschte, Schutz schenkte. Während Sakura den Stadtmauern immer näher kam wurde sie von einer Schneeflocke bei ihrem langsamen Fall begleitet. Kaum hatte diese den Boden berührt, hatte sie die Tore auch schon passiert, denn sie hatte es eilig.
 

Das Lazarett, in dem sie ein Zimmer zu bewohnte, so lange sie dort aushalf, befand sich mittig in der Stadt, nahe am Meer. Da Sakura hilfsbereit war, war ihr eine Wohnmöglichkeit im zweiten Stock angeboten worden. Als sie die Türschwelle überquerte spürte sie keine Erschöpfung. Da war nichts außer Adrenalin, das sie veranlasste weiterzumachen. Sakura legte ihn auf Ihr Bett nieder.
 

Ihre Augenbrauen zusammengezogen erlaubte sie es Ihrem Chakra Fluss sich zu konzentrieren, herauszufinden, wo genau sich die Metallkugel in seiner Schulter befand. Anschließend öffnete sie die Wunde erneut, fuhr mit einer Zange hinein. Sein Körper bäumte sich dabei auf, doch sie drückte ihn mit der anderen Hand kontrolliert auf die Matratze. Spätestens jetzt war keine Spur mehr von Angst, sie war einer routinierten Präzision gewichen.
 

Eine halbe Stunde später wischte Sie ihm so gut es eben ging Blut vom Körper und kam kurz darauf mit dem Gesicht auf der Matratze zum Liegen. Ihr Atem ging schnell, aufgrund des enormen Chakra Verbrauchs der letzten Minuten und sie verfiel kurze Zeit später in einen erschöpften Schlaf.
 

Unruhig schreckte sie wieder auf, wusste nicht wie lange sie weg gewesen war. Ihren Kopf zur Seite drehend betrachtete sie ihn, überzeugte sich, dass die vergangenen Stunden tatsächlich stattgefunden hatten. Er hatte schwere Verletzungen von dem Kampf getragen und schien nun zu schlafen. Im Gesicht und am Oberkörper hatte sie ihm Verbände angelegt und bisher hatte keine Wunde erneut geblutet. Es kam ihr in diesem Moment alles so unwirklich vor. Als wären sie nicht durch die Hand dieses Mannes um ein Haar gestorben, als hätte er Sasuke nicht die Augen genommen. Als wäre sie nicht wieder seit viel zu langer Zeit mit ihm alleine. Zuletzt war sie es wohl im Krieg gewesen. Bis zu diesem Moment hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt intensiv darüber nachzudenken, alles war so schnell geschehen - aber nun brach all das auf sie ein.

 

Die vielen toten Shinobi. Der Weißhaarige. Das Holzgeschoss. Der Moment als Sasuke nachgegeben hatte, in den Schnee gefallen war. Wie sie es im letzten Moment geschafft hatte sich zu heilen.
 

Was war es nur mit ihm, dass sie immer wieder an den Rand ihrer Grenzen trieb? Sie hatte ihr zu Hause verlassen um den offenbar ausweglosen Versuch zu unternehmen ihn zu finden während für all ihre Freunde das Leben weiter ging, sie sich etwas aufbauten jagte sie den Geist ihrer Vergangenheit. Wollte Sasuke das überhaupt? Er hatte ihr deutlich gesagt, dass er diese Reise alleine antreten würde. Trotzdem konnte sie nicht ablassen von ihm. Er war der Einzige den sie je gewollt hatte. Egal wie oft sie sich an ihm verbrannt hatte, so wollte sie ihn doch glücklich und in Sicherheit wissen. Dieser Gedanke war gleichermaßen beunruhigend und gefährlich, denn er hatte sie dazu getrieben Konoha unbefugt zu verlassen.
 

Und da passierte es, Blut, dass sich einen Weg durch seinen Verband suchte, was kein gutes Zeichen war. Seufzend stand Sakura auf. Sie benötigte weitere medizinische Hilfsmittel, die im Land des Schnees teures und seltenes Gut waren. Kurzerhand machte sie sich fertig um auf den Markt der Stadt einzukaufen, der sich in einer kleinen steinernen Halle in der Nähe befand.
 

Mit Einkäufen in der Hand erblickte sie ein Poster, dass ihre Aufmerksamkeit errang, es hing an ausgewählten Stellen der Stadt und auch hier auf dem Markt. Sae Takeru, ein Name der sich nach den neusten Geschehnissen bei ihr eingeprägt hatte. Der Mann der ihnen beinahe das Leben gekostet hatte hatte behauptet, dass Sasuke den Anschlag auf Sae Takeru vereitelt hatte. Diese Ungewissheit, dass sie nicht die leiste Ahnung hatte, was sich hier abspielte, gefiel ihr nicht. Es war Zeit etwas daran zu ändern.
 

„Wer ist das?“, fragte sie den ärmlichen Fischverkäufer scheinbar nebensächlich. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen sah sie sich etwas beim Sushi um das er anbot. Viele die ein wenig Geld besaßen, kauften sich ein Boot um am Meer zu Fischen, aber Nahrung war trotzdem stets knapp bemessen.
 

„Bist wohl noch nicht lange hier .. das ist Sae Takeru.“, gab dieser schroff von sich.
 

Sakura schenkte ihm einen interessieren Blick, der ihm signalisierte, dass sie mehr erfahren wollte.
 

„Er kandidiert gerade um die Wahl zum Schneekaiser zu gewinnen.“
 

„Oh, so ist das.“, gab Sakura freundlich zurück und schenkte ihm ein Lächeln, das der Mann leicht erwiderte, während sie ihm Sushi abkaufte.
 

„Dann ist da noch Zeo. Es ist noch nie vorgekommen, dass sich welche aus dem Volk zur Wahl aufstellen lassen!“, fuhr der Mann fort, begeisterter als zuvor und Sakura erstarrte. Zum ersten Mal bemerkte sie das Plakat des Mannes, der vor wenigen Stunden hunderte Leben genommen hatte und versucht hatte auch sie zu ermorden. „Da ist es nicht verwunderlich, dass er ziemlich beliebt ist. Viele sagen, dass er endlich dafür sorgen wird, dass die große Hungersnot aufhört!“ Sakura presste unbemerkt ihre Hand zu einer Faust und drückte fest zu, sie tauschte dunkle Blicke mit dem Mann auf den Plakat aus über den sie im Moment noch kaum etwas wusste.
 

„Und wie will er das anstellen?“, gab sie von sich.
 

„Naja. Er setzt eben vor allem darauf, dass die großen Eisenvorräte für Rüstungszwecke eingesetzt werden. So will er tausende Arbeitsplätze schaffen und auf diesem Weg das Land zu Reichtum führen. Außerdem wird er dafür sorgen, dass wir nicht länger unterdrückt werden.“
 

Sie dankte dem Mann, denn er hatte ihr zumindest ein klein wenig Einsicht gewähren können, gab ihm mehr Geld als es ausmachte und war wieder zurück auf den Weg zum Lazarett, zu Sasuke. Jeder Schritt schien Sakura schwerer zu fallen als der zuvor. Er musste bald aufwachen, wenn er es nicht schon war und bei all dem, das Sakura bisher wusste braute sich etwas Dunkles über dem Land des Schnees zusammen.

Über das Meer

Sakuras unverkennbare Präsenz blieb nicht unbemerkt, dennoch regte er sich nicht. Der schwarzhaarige junge Mann saß vor dem geöffneten Fenster und lauschte dem Schneewind.
 

Sanftes Klopfen und das Knarren der Holzdielen bestätigten seinen Verdacht, dass er nun nicht mehr ungestört sein würde.
 

Unentschlossen stand Sakura in der Türschwelle, blickte zum Bett vor dem geöffneten Fenster. Die Abenddämmerung war mittlerweile hereingebrochen, was bedeutete, dass ein ganzer Tag verstrichen war. Sie wusste nicht, ob es an dieser Stille oder der Dunkelheit lag, aber all das erweckte in ihrem Herzen ein Gefühl von Unbehagen. Was nun passieren würde war ihr viel zu wichtig.
 

„Im Land des Schnees gibt es keinen Frieden. Wie konnte Naruto nur denken ..“ sprach er zu sich selbst, als würden ihn die Geister der Vergangenheit verfolgen. Er schien sie nicht wahrzunehmen. Einzelne Schneeflocken rieselten beim Fenster hinein, fingen sich in Sasukes pechschwarzen Haarsträhnen.
 

„Du bist wach.“, machte die Kunoichi ihn auf sich aufmerksam, bevor ihre Schritte sich in der Mitte des Zimmers verloren und ihre Finger eine lose, blassrosa Haarsträhne hinter ihr Ohr kämmten. Den Einkauf platzierte sie auf einem Holzstuhl.
 

„Hn.", war seine eintönige Zustimmung. Sasuke saß noch genauso aufrecht im Bett wie in dem Moment, als sie zur Türe hereingekommen war. Gleichgültig atmete er die eisige Luft, die sich in seinen Lungen ausbreitete ein.
 

Sie hatte Schlimmeres erwartet, dass er wieder durchdrehte – vielleicht sogar auf sie losging. Aber er schien ruhig, möglicherweise noch benommen aufgrund der Sedierung.
 

„Wie fühlst du dich …“, hakte Sakura ein in der Hoffnung ihn ein klein wenig zum Reden zu bewegen. Ein meist schweres Unterfangen. „Was vorhin passiert .."
 

„Lass es“, fiel er ihr ins Wort. Es war weder seine Absicht mit ihr hier zu sein, noch ihre Fragen zu beantworten. Um ehrlich zu sein war sein erster und dringendster Wunsch, Rache zu nehmen. Da war dieser Teufel in ihm der lange still gewesen war und nun war es, als würde er ihn wieder beherrschen. Der Teufel würde befriedigt sein sobald es getan war. Wie genug tuend würde es sein ihm sein Katana in den Bauch zu stoßen, Blut fließen zu sehen.
 

„Sag mir was los ist!“, sie musste zugeben, dass sie ihn provozierte, ohrfeigte sich mental dafür es nicht lassen zu können. Die Vermutung lag nahe, dass ihm nach ihrem Vortrag nun wieder ein ganz bestimmtes Wort vorschwebte, das Sasuke ihr an den Kopf werfen konnte: nervig. Doch begriff er nicht, dass sie helfen konnte? War er eben noch ruhig, so sah man ihm die aufkeimende Anspannung nun an, da waren seine Finger die sich krampfhaft in das Bettlaken krallten. „Zeo.. das ist doch der Name dieses Mannes.. was will er?",
 

Eine Wolke schien sich über den Mond zu schieben, sodass die Hälfte seines Gesichtes langsam in Dunkelheit versank und diesen Moment nur noch mehr untermalte.
 

„Tote Shinobi.“, meinte Sasuke. „Weshalb du nach Konoha zurückkehren solltest.“
 

Sakura zog die Augenbrauen zusammen. Zeo kandidierte zum Kaiser des Landes, nach allem was sie bisher erfahren hatte. Wenn es so weit gekommen war, wer würde ihn davon abhalten mit Armeen in den Nachbarländern einzufallen, Shinobi zu ermorden? Mit Metallkugeln zu erschießen, gegen die selbst Sasuke nichts ausrichten hatte können. Der Gedanke graute ihr. Seine Abneigung gegen Shinobis hatte er unter Beweis gestellt - unzählige waren bei der Explosion umgekommen. Er hatte gewirkt als würde er seine Wahrheit mit aller Macht umsetzen. Und diese beinhaltete offenbar, dass Shinobis der Feind waren.
 

„All diese Shinobi die jetzt tot sind.. wir könnten in Konoha Hilfe..“
 

„Was willst du von mir?“, fauchte die Dunkelheit und die Adern auf seinem Hals pulsierten dabei. Da schwang so viel Bitterkeit in Sasukes Aussage mit. Sie glaubte auch eine Prise Wut herauszuhören, auch wenn sie vielleicht zu viel hinein interpretierte. Keiner konnte ihm vorschreiben, dass er in Konoha nach Hilfe betteln sollte. Sein Gegner gehörte ihm. Das war seine Rache und er wollte sie sich nicht von Sakura nehmen lassen.
 

Offenbar bemerkte auch Sakura, dass es wenig Sinn machte ihm das vorzuschlagen.
 

„Hör zu, du blutest wieder sehr stark. Ich muss frischen Verband anlegen, ist das ok?“
 

Sie hatte sein Augenlicht gerettet, nur hatte sie keine Ahnung wie er darauf reagieren würde. Sasuke berührte den Verband in seinem Gesicht, hielt den Atem an als würde er schmerzlich wieder daran erinnert werden was passiert war.
 

„Ich habe dir Augen transplantiert. Es wird noch ein paar Wochen dauern ehe du den Verband abnehmen kannst. Auch die Verletzung an deiner Schulter ist schwer, aber .. –„
 

„Du hast was getan?“ Er atmete fokussiert und bedrohlich laut aus. Die Ruhe vor dem Orkan.
 

Fest stand, wie sehr Sasuke sein derzeitiger Zustand ankotzte und dass Sakura noch genau das gleiche nerv tötende Mädchen war, das nie aufhörte zu reden. In diesem Moment war es ihr Pech sich ihm ständig aufdrängen zu müssen, seine Pupillen zuckten unter dem Verband hin und her.
 

„Ich weiß nicht genau was dich getroffen hat, es war eine Art Metallkugel, sie muss eine ungeheure Geschwindigkeit gehabt ha..“
 

Mit einem Mal erhob er sich, überwand den Abstand zwischen den Beiden und baute sich in voller Größe vor ihr auf. Seine Haltung, über seine ernste Mimik, bis hin zum wütenden beben seiner Schultern signalisierten Gefahr. Unberechenbarkeit.
 

„Wieso tust du das alles?", zischte er. Sie wünschte sich ein klein wenig Reue in seiner Mimik zu entdecken. Wenigstens einen kleinen Rest, ein klein wenig Sympathie ihr gegenüber. „Du drängst dich mir auf! Obwohl ich dir gesagt habe, dass ich diese Reise alleine antrete bist du hier. Willst du sterben?“ In diesem Moment hasste er sie. Doch sie liebte ihn und wäre ihm überall hin gefolgt. All das war dumm, ohne jeden Sinn.
 

„Dann hätte ich dich dort sterben lassen sollen?“ Weshalb wollte er ihre Hilfe nicht? Sie wusste, wie viel er auf seine Abstammung gab, doch stellte er seinen Stolz tatsächlich über sein Leben? Wie stolz konnte Jemand sein? Sakura schüttelte den Kopf, nie hätte sie ihn im Stich gelassen, das war gegen ihre Natur. „Ich kann mir vorstellen wie schlimm es für dich ist. Aber du bist der stärkste Shinobi den ich kenne, Sasuke. Du wirst dich davon erholen.“ Alleine die Tatsache, dass er nach dieser Operation vor ihr stand bewies wie sehr. Bei seinen Verletzungen war zu erwarten gewesen, dass er mehrere Tage brauchen würde und doch stand er vor ihr. Sie fragte sich ob der Grund dafür war, dass er sich die Blöße nicht erlaubte.
 

„Tse-" stieß Sasuke bedrohlich aus und ballte die Fäuste um seine Wut irgendwo hin abzuleiten, nur nicht auf sie. Jetzt glaubte sie auch noch ihn bestärken zu müssen, solange er nicht tot war, würde ihm niemand seine Würde nehmen - ihre nervige Art sich ihm aufdrängen zu müssen und die Tatsache, dass sie ihm ohne seine Einwilligung Augen transplantiert hatte, brachte ihn zum Kochen. „Geh mir aus dem Weg!" Nun schob er sich an ihr vorbei, doch Sakura wich nicht zur Seite, leistete Widerstand.
 

„Hast du mich nicht verstanden?“, stieß er hervor. Gut, dann hasste Sasuke sie – aber das bedeutete wenigstens, dass er etwas empfand. Nach all dem würde sie ihn nicht an die dunkle Seite verlieren.
 

„Nein."
 

„Sakura - provozier mich nicht." Grob packte er ihr Handgelenk daraufhin, zwang sie, ihren Arm immer weiter zu heben. Sie stieß ein schmerzhaftes Keuchen hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und war überzeugt, er würde ihren Arm jeden Moment brechen. Ihre Zuversicht verschwand so schnell wie sie gekommen war, verpuffte in Gewalt. Die Situation war unkontrollierbar geworden.
 

„Du hättest in Konoha bleiben sollen.", warf sie ihm aus dem Affekt heraus vor, entriss ihm ihren schmerzenden Arm.
 

Er ließ seinen Kopf etwas sinken. "Diesen Satz habe ich absolut nicht kommen sehen.", in seiner Stimme schwang ein Unterton mit, der ihr Gänsehaut aufkommen ließ. Hilflos rieb sie sich die Oberarme. Jetzt war er einfach nur noch unfair, darauf aus sie zu verletzen. "Was folgt jetzt? Willst du mir gestehen, dass du mich liebst? Das war doch die Reihenfolge, wenn ich mich recht erinnere."
 

Sakura sah weg und verschränkte ihre Arme vor dem Körper. Da war sie wieder, diese herablassende Art sie zu behandeln, noch bevor er den Satz beendet hatte bereute er es. Es war tatsächlich nicht seine Absicht sie vor den Kopf zu stoßen und er wusste er war zu weit gegangen, doch dass sie ihm Vorschreiben wollte was er zu tun hatte war ihm zu wieder. Sie konnte es nicht akzeptieren. Das er nicht in dem Dorf war, wo sie hinter vorgehaltener Hand über die grauslichen Taten tuschelten, die sein Clan vollbracht hatte. Wo er ständig daran erinnert wurde. Tatsächlich hatte er mit dem Gedanken gespielt zurückzukehren, doch nun erforderten die Angelegenheiten im Land des Schnees seine Aufmerksamkeit.
 

„Das wollte ich nicht sagen ..", blaffte sie ihn an während ihre Augen anfingen verräterisch zu glänzen.
 

„Sakura ..", kommentiere Sasuke ihre schroffe Wortwahl, den Mund zu einem ernsten Strich verzogen. Sasuke würde immer ein überheblicher Ninja sein, der sich nicht daran störte mit direkten Worten oder Taten, die er als richtig erachtete, zu verletzten. Trotzdem verkörperte er auch Perfektion und Kraft, gemischt mit Raserei und Hass, die ihn auf seinem Ninjaweg begleiteten. Was für eine einzigartige Kombination er doch war.
 

Er hatte seine Mauer. Seine verdammte Mauer, die nichts und niemanden durchließ. All das Positive, das sie in letzter Zeit in ihm gesehen hatte schien vergangen. Wahrscheinlich bereute er es nicht mal ihr all das gesagt zu haben.
 

"Warum hast du mir dann das Gefühl gegeben, ich soll in Konoha auf dich warten?", fauchte sie verletzt zurück, wollte nicht das er merkte wie sehr seine Worte sie wieder einmal getroffen hatten. „Du kannst mir nicht vormachen, dass es dir egal ist. Das wir dir egal sind, der Frieden für den du gekämpft hast dir plötzlich egal ist. All das bedeutet etwas. Wir bedeuten etwas!“ Schwäche zu zeigen war ihm gegenüber nie besonders klug und doch folgten weitere Tränen, brannten sich unaufhaltsam ihre Wangen hinunter, auf ihre Kleidung. Auch ihrer Stimme war es anzuhören, dass sie in Tränen ausgebrochen war. Sie wollte ihn nicht an seine erneuten Rachepläne verlieren! Nicht wieder machtlos zusehen müssen wie er sich abwandte.
 

Bis hinunter in ihren Magen brannte es, wenn sie daran dachte, dass er sie so verletzen konnte und es nichts gab womit sie sich davor schützen konnte. Sie hätte auf der Stelle umkehren können, auf direktem Weg nach Konoha. Was würde dann passieren? Eigentlich sollte es ihr egal sein, doch das war es nicht. Da war noch etwas. Sie hatte im Krieg für Frieden gekämpft. Auch wenn die Menschen die hier lebten ihr fremd waren, so wünschte sie ihnen dennoch Frieden und sie hatte viel für diesen geopfert. Neji war gestorben. Viele andere mit ihm.
 

„Sasuke -" verzweifelt schüttelte sie den Kopf, als könnte sie das lähmende Gefühl, dass sich ihre Eingeweide hinunter fraß damit vertreiben. Seine Worte, die immer noch viel zu tief gingen.
 

„Sakura?“, erstarrte er, auch seine Tonlage hatte sich verändert, was Sakura sofort alarmierte. „Mit wem hast du gesprochen?“
 

Verwirrt hob sie den Kopf, wischte sich traurig Tränen aus dem Gesicht. „Mit einem Sushi Verkäufer, warum?“
 

„Weil sie hier sind..“
 

Mehrere Schüsse durch das dünne Holz des Raumes und Sasukes linkes Bein knickte ein, wodurch er fast das Gleichgewicht verlor. Sein Bein war getroffen worden.
 

Es war nicht egal was sich eben zwischen den Beiden abgespielt hatte, es war wie die Entladung eines heftigen Gewitters. All den Frust auf den jeweils anderen abzulassen und seine feindselige Art waren schlimm mit an zu hören gewesen. Aber die Situation im Kampf war etwas völlig anderes als das. Nach all dem wusste sie, wenn es hart auf hart kam würde er ihr den Rücken frei halten und nur das zählte im Moment.
 

Sofort eilte sie an seine Seite „Sasuke, ich stütze dich.“ Heftig ausatmend kombinierte sie ihre Möglichkeiten, kam aber immer nur zu dem Schluss, dass sie es aus dem Fenster schaffen mussten, der Ausgang war keine Option.
 

Bestimmt schlug er ihre Hand weg. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Lieber würde er sterben als sich diese Blöße zu geben. Sich von Sakura tragen zu lassen kam dem Geständnis gleich, dass er hilflos war.
 

„Komm schon.“, gab Sakura nun gereizt von sich, ihre Nerven waren mittlerweile am Ende „Ich will deinetwegen nicht sterben.“ Sie zuckte zusammen als die Holztüre nachgab und aus den Angeln vor ihre Füße fiel. Dabei wurde das brennende Licht, dass sich direkt daneben befand umgeworfen und steckte den Tisch in brand. Sakura würde es ihm nie verzeihen, wenn sie Beide durch seinen Stolz starben.
 

Ein Mann stürmte herein und Sakura sah dem Tod ins Auge als er sein Geschoss anlegte um erneut zu schießen. Er war höchstens zwei Meter entfernt, er würde sie nicht verfehlen und sie erstarrte, blickte direkt in den Lauf des Holzgeschosses. Wie konnte er sie gefunden haben, war sie nicht vorsichtig genug gewesen? Es musste nur der Abzug betätigen werden, nur eine kleine Bewerbung würde ihr Ende bedeuten.
 

Sasukes Feuertechnik erhellte den kleinen Raum und verfehlte den Mann knapp, denn er sprang zur Seite, doch es verschaffte ihnen Zeit aus dem Fenster zu flüchten.
 

Katzengleich landeten beide auf der Schneedecke, jedoch vermochte Sasukes blutendes Bein ihn nicht mehr zu stützen. Ein weiterer Schuss zerschnitt sogleich die Luft, gefolgt von einem Schmerzschrei den Sasuke nicht unterdrücken konnte, während dessen sein Körper abermals Richtung Boden zog. Sakura standen mit einem Mal alle Haare zu berge, der Schrei war so laut und gefährlich zugleich. Aus dem Affekt drehte sie sich um und sah, dass das Larzarett in Flammen aufging und Männer beim Vordereingang herausstürmten. Ihre nasskalten Hände griffen Sasuke nun unter die Arme, ehe die Beiden anfingen um ihr Leben zu laufen. Wie durch ein Wunder schafften sie es bis zum Meer, wo sie Chakra mobilisierten um am Wasser wandern zu können.
 

Fluchend mussten ihre Verfolger nach einigen Schritten ins Wasser aufgeben, trotzdem feuerten sie noch ein paar Mal Schüsse ab, verfehlten die Beiden jedoch. Spätestens jetzt wusste Sakura, dass sie erst einmal in Sicherheit waren.
 

„Ich schaffe es alleine.“, stieß er sie von sich und ging blind voran. Sakura schüttelte den Kopf, er wollte einfach keine Hilfe annehmen und war sauer auf Sakura. Was hatte ihn im Land des Schnees nur so verändert? Sie hatte die Veränderung in ihm doch deutlich gesehen.
 

Der Weg über das Meer setze sich fort und sie wusste, dass ihn die Wunden bei jedem Schritt plagten aber er sich aus Stolz weigerte sich etwas anmerken zu lassen.
 

Hinzu kam, dass beide wussten was passieren würde sobald das letzte bisschen Chakra aufgebraucht war. Sakura dachte zurück an den Tag als sie gelernt hatte auf Bäume zu klettern, für ihr besonderes Talent gelobt worden war, Chakra optimal zu verbrauchen. Doch nach den riesigen Mengen die sie für Sasukes Heilung aufgebracht hatte war nur noch ein letzter Rest übrig und es war kein Land in Sicht. Sie konnten dieses Tempo nicht ewig durchhalten und würden ertrinken.
 

Sakura sah zum Himmel, der Mond thronte in all seiner strahlenden Pracht über dem Meeresspiegel. Was würde diese Reise noch bringen? Sie hielt es für angebracht wenigstens zu erfahren, wofür sie ihr Leben riskierte. Mittlerweile befand sie sich mit ihm auf Schritt Ebene und sah über ihre Schulter zu ihm hinüber.
 

„Ich vermute es gibt einen Grund warum du ins Land des Schnees gekommen bist.“
 

„Du vermutest richtig.", sprach er leise während er seinen Atem hörbar ausstieß und ihr deutlich vermittelte, dass er nicht gewillt war mit ihr zu sprechen.
 


 

- Wochen zuvor -
 

„Wer bist du?“
 

„Mein Name ist Zeo und ich werde die Ära der Shinobi beenden.“ Er blickte Sasuke direkt ins Gesicht und hob dabei den Kopf.
 

„Solange ich lebe wird es nicht dazu kommen.“, erwiderte Sasuke mit scharfer Stimme. Schwarz traf auf Rot. Zeos Augen waren steinkalt, ließen keine Reflexion erahnen. Wie zwei leere schwarze Tunnel. Doch da lag eine grausame Entschlossenheit in ihnen.
 

„Ich hasse dich. Du bist wie alle Shinobi so arrogant zu denken, du wärst uns Menschen überlegen. Ich werde dir und deiner Sippschaft Angst beibringen. Ihr werdet im Krieg gejagt werden und doch werde ich euch hinrichten.“, er presste die Lippen aufeinander und ballte vor Wut die Fäuste.
 

Sasuke zog die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. In der Welt, die Naruto und er Erschaffen hatten würde er keinen Krieg dulden. Er würde den Frieden bewahren und jeder der dem im Wege stand musste mit seiner Strafe rechnen.
 

Sasuke hatte genug gehört. Zeo wollte sich ihm nicht fügen und er würde sein Vorhaben nicht dulden. Er formte eine Feuerkugel, die er auf seinen Gegner losließ.


 


 

Bei dieser Begegnung mit Zeo hatte er geglaubt ihn beseitigt zu haben. Stattdessen hatte sich herausgestellt, dass lediglich ein Teil seines Gesichtes verbrannt war und Sasuke seinen Willen Shinobi zu töten nur noch befeuert hatte. Er biss die Zähne zusammen. Nicht nur, dass er es gewagt hatte ihm seine Augen zu nehmen, er hatte ihn besiegt und somit gedemütigt. Es war ein Fehler gewesen ihn zu unterschätzen.
 

„Sasuke.“, vielversprechend blickte Sakura voraus, berichtete ihm, dass Land in Sicht war, eine kleine Insel mit Hafen um genau zu sein.

Während du schliefst

Erleichterung stellte sich bei Sakura ein als sie auf die großen Holztüren zuschritten, sie hatten es geschafft. Die Wirtin betrachtete die Beiden mit argwöhnischem Ausdruck als sie in die Taverne stolperten, ausgefroren und erschöpft boten sie alles andere als ein unauffälliges Bild, dennoch war Sakura froh über die Wärme, die hier spürbar wurde.
 

„Wir benötigen Zimmer.“, machte es Sakura kurz und versuchte freundlich zu lächeln während Sasukes Anwesenheit kaum bemerkbar war, so wortkarg war er mittlerweile geworden.
 

„Macht 100 im Voraus“, meinte die Wirtin, deren skeptisches Gesicht tiefe Falten aufzeigte. „Ihr werdet mir doch keinen Ärger machen?“
 

„Wir sind nur erschöpft von der Reise.“, versuchte Sakura sie zu beschwichtigen und überreichte ihr das Geld. „Wir hätten gerne zwei Zimmer.“
 

„Mehr als eines ist nicht zu haben.“ gab diese skeptisch zurück und zog die Augenbrauen zusammen. Wie es schien befanden sie sich auf einer kleinen bewohnten Fischerinsel und dies war vermutlich die einzige Gaststädte, die allerdings gut besucht zu sein schien.
 

Sakura errötete, selbst nach einem solch chaotischem Tag brachte sie der Gedanke mit ihm ein Zimmer zu teilen in Verlegenheit. Der Wirtin konnte sie nicht in die Augen sehen während sie ihr mitteilte. „Gibt es denn wirklich kein weiteres?“
 

Nicht nur der Blutverlust hatte am Weg hierher dafür gesorgt, dass es ihm an Kraft fehlte, sein Kopf brummte und er war nach wie vor nicht in der Lage zu Sehen. Am Schlimmsten aber schmerzten die Einschusswunden, die Metallkugel in seinem Rücken pulsierte und er spürte den Schmerz bei jeder kleinsten Bewegung, jedem Schritt den er machte. Außerdem bestand die Gefahr, dass die Wirtin sie rauswerfen würde wenn Sakura so weitermachte. „Wir nehmen es!“, meinte Sasuke trocken und Sakura schenkte ihm sofort einen besorgten Blick, sie verstand bis jetzt nicht wie er es geschafft hatte sich auf den Beinen zu halten. Jeder Schritt den er aus Sturheit machte tat ihr genau so weh wie ihm.
 

Auf dem Weg zum Zimmer ging Sasuke ein weiteres Mal seine Optionen durch. Unter normalen Umständen hätte er ihn aufgespürt, ihn getötet. Nun war viel Zeit verstrichen und die Spur war kalt, hinzukam, dass er bezweifelte in seinem derzeitigen Zustand viel ausrichten zu können, auch wenn er es sich nicht gerne eingestand. Er musste realistisch bleiben. Im Moment musste es Vorrang haben zu Kräften zu kommen - auch wenn er innerlich vor Wut kochte. Nein, er hätte niemals zugestimmt sich jetzt zu Bett zu begeben – er hätte jeden noch so kleinen Stein umgedreht um seinen Gegner ausfindig zu machen. Und er hätte ihn gejagt um Rache zu nehmen. Aber nicht in Anbetracht der Umstände. Er dachte sehr pragmatisch. Der Umstand, dass ihm seine Augen genommen worden waren war ein herber Rückschlag, doch es befeuerte ihn auch noch rücksichtsloser zuzuschlagen und seinen Gegner zu eliminieren. Ein Ziel das ihn zum Handeln befehligte. Sasuke war kein leicht zu nehmender Rivale. Und da passierte es, das was hatte passieren müssen, dass Sasuke beinahe mit einer Säule kollidierte. Beinahe hätte sie Lachen müssen, doch sie schluckte es gekonnt runter, zu groß war die Sorge um ihn und der Versuch ihn anzuleiten was den Weg über die schmalen Stufen betraf, zu prekär.
 

Endlich waren sie beim Zimmer angekommen, auf das die Wirtin mit einem beiläufigen „Viel Vergnügen“ die Sicht preisgab. Sakura erstarrte sofort zur Salzsäule. Nur ein Bett. Mit ihm. Heute Nacht. Einfach an etwas anderes denken. Denk an .. an .. an die winzige Waschschüssel die da in der Ecke steht. Kein Bad. Keinerlei Rückzugsort. Ahh. Sakura blickte sich um, doch in diesem Raum befand sich nun wirklich absolut nichts, dass sie irgendwie auf einen anderen Gedanken hätte bringen können. Minimalistisch, beinahe ärmlich hätte man das Zimmer nennen können und doch waren beide dankbar dafür.
 

Sie beobachtete ihn, wie er sich auf das Bett nieder lies, ächzend und machte sich dann hastig daran die paar Sachen die sie bei sich trug auf dem Tisch auszubreiten und sich einen Überblick über ihre medizinischen Materialen zu machen. Glücklicherweise befanden sich die gekauften Utensilien noch in ihren Taschen.
 

Schließlich war es Sasuke, der das lange Schweigen durchbrach. „Ich habe die Kontrolle verloren.“
 

„Ist schon ok.“ meinte Sakura sanft, während sie ihren Kopf senkte und in ihrer Tätigkeit stoppte. „Du hattest alles Recht dazu.“ Er hatte ihr gegenüber wirklich seine dunkle Seite gezeigt, doch das was er eben zuzugeben hatte wertete sie als so etwas wie eine Entschuldigung.
 

Sasuke nickte kaum merklich.
 

„Waffenstillstand?“, fügte sie schließlich hinzu und näherte sich dem Bett auf dem er saß, seine Kleidung war voller Blut.
 

„Aah.“, brummte er, Sasuke sah total erledigt aus und das war auch kein Wunder.
 

„Ich muss mir deine Wunden ansehen ..“, setzte sie schließlich an was sie schon seit Stunden beschäftigte. Er. Seine gesundheitliche Verfassung. Wie es ihm ging.
 

Doch Sasuke empfand seine jetzige Verfassung als demütigend. Für ihn war es nie leicht Schwäche zu zeigen. Die Tatsache, dass Sakura ihm zum zweiten Mal das Leben gerettet hatte. Es lag nicht daran, dass es Sakura war. Respekt ihr gegenüber war etwas, dass sie sich verdient hatte und seit dem Krieg wusste er sie zu schätzen. In gewisser Weise war er ihr Dankbar, auch wenn er es nie so benannt hätte. Die momentanen Umstände waren es, die ihn ankotzen. Seine Unterlegenheit, die ihn vor ihr bloßstellte. Sein Gefühl für Stolz und Ehre war nie klein gewesen.
 

Widerwillig zog er sich das Oberteil über den Kopf und Sakura zog scharf die Luft ein. Es war ihr nur gelungen ihn notdürftig zu heilen.
 

„Ich muss die Blutung stillen.“, meinte sie, während sie ihr heilendes Chakra in den Händen mobilisierte. „Du musst erschöpft sein, leg dich hin.“
 

Sie hätte es nicht ansprechen müssen, der Blutverlust hatte ihn unendlich müde gemacht. Sich fügend legte er sich auf den Bauch, ließ seinen Kopf auf dem Kissen nieder.
 

Sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen, drohte ihm den Dienst zu verweigern, aber seine Gedanken waren noch immer wild. Sein Leben das wieder aus der Bahn geworfen worden war. Dies war keine kleine Niederlage gewesen. Er wusste nicht, ob er nach dem was passiert war bei Verstand bleiben konnte. Er schloss die Augen und sah wie er Zeo sein Schwert Kusanagi durch die Brust stieß. Das alleine würde ihn antreiben sich nicht aufzugeben, die Vorstellung wie sein Gegner die Augen weidete, erschrocken vom Schmerz. Alles in ihm schrie nach Rache, er hatte diesem Gefühl schon einmal nachgegeben und war in die Dunkelheit gegangen. Würde es wieder soweit kommen? Der Schutz von Konoha war ihm zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich ein Anliegen. Und doch schien dieser wieder in weite Ferne zu rücken. Die Reise um für seine Sünden zu bezahlen, Konoha, Sakura, die ihm gefolgt war - all das konnte, würde warten.
 

Sakura. Er fühlte sich, als würde er ihr etwas schulden. Der Gedanke kam ihm wie ein Blitz, dass er zwar hier war um für seine Sünden zu bezahlen, doch sie war es, an denen er sie begangen hatte. Musste er nicht bei ihr damit beginnen?
 

Sasuke atmete heftig aus als Sakura anfing die Kugel aus seinem Rücken zu holen, seine Gedanken wurden von diesem Schmerz weggefegt. „Wieso bist du hier?“, stieß er hinter zusammengebissenem Kiefer hervor um sie zum Reden zu bewegen, damit er sich irgendwie vom Schmerz ablenken konnte. Das erste Mal, dass ihre übermäßige Redseligkeit ihm gelegen kam.
 

„Ich ..“ es war das erste Mal seit sie ihn hier getroffen hatte, dass er etwas über sie erfahren wollte. Es war unerwartet so etwas aus seinem Mund zu hören, doch irgendwie tat es im Moment auch gut, denn es war zu still im Raum und Sakura konnte sich selbst zu laut denken hören.
 

Es war kein Geheimnis, dass Sakura ihn in Konoha wissen wollte. Und würde er dem nicht zustimmen, so wollte sie ihm zumindest auf seiner Reise eine Hilfe sein. Auch wenn sie am Ende wieder alleine dastehen würde. Sasuke war wahrlich gut darin sie zurück zu stoßen. Zu schmerzhaft war der Gedanke, damals mit dreizehn, als er sich von ihr abgewandt hatte. Doch Sakura wollte nicht mehr von ihm zurückgelassen werden. Es hätte Frieden einkehren können. Er hätte in Konoha bleiben können, ihretwegen. Weil sich dieser Abschied angefühlt hatte, als ob er nicht gehen wollte. Weil sich dieser Abschied wie ein Anfang angefühlt hatte. Deshalb war sie hier. Seinetwegen. Doch all das war so dumm, ohne jeden Sinn.
 

Sie hatte schon oft versucht ihn zu hassen, nur um am Ende wieder Sehnsucht nach ihm zu haben. Sakura war schlicht und ergreifend unglücklich in ihn verliebt. Der Gedanke heute Nacht mit ihm dieses Bett zu teilen. Dieser Umstand verwirrte sie und ihr Herz klopfte wie wild gegen ihre Brust. Es war irrsinnig und ohne jede Logik und sie war sicher, dass er nicht dasselbe empfand.
 

„Ich möchte, dass es dir gut geht.“ War schließlich ihre viel zu späte Antwort und in diesem Moment berührte sie in einer sanften Geste seine Wange und wischte ihm etwas getrocknetes Blut weg. „Lass mich dir eine Hilfe sein.“ Sasuke war starr, woraufhin Sakura den Kopf sinken ließ, ihre Augen peinlich berührt abwandte. Es war gut, dass er sie nicht sehen konnte so rot wie ihre Wangen im Moment waren.
 

Für heute konnte sie nicht mehr machen und beendete ihren Eingriff. Sie sah ihn an, ehrlich und ohne den Blick abzuwenden. Zumindest hatte er sich nicht gewehrt und schien ihr zu vertrauen. Sakura fragte sich, ob dies ein Zeichen war, wenn auch nur ein ganz kleines, dass er ihre Hilfe akzeptierte?
 

Da nichts mehr zu sagen war wandte sie sich einer weitaus peinlicheren Tätigkeit zu. Die Waschschüssel, die ihr zumindest diesen Luxus bieten konnte. Sie fing an sich auszuziehen und zu waschen und obwohl sie von seiner Blindheit wusste und er langsam vor Erschöpfung einschlief, musste sie alle paar Minuten zu ihm hinübersehen. Es war skurril, sie nackt hier mit ihm. In ihren kühlsten Tagträumen, und davon gab es reichlich, hätte sich Sakura so eine Situation nicht ausgemalt.
 

Ungeduldig und peinlich berührt hängte sie nun ihre Kleider über den Kamin neben die seinen. Das Feuer tauchte den Raum in warmes, gemütliches Licht. Sobald sie fertig war schlüpfte sie schnell unter die Decke. Wieder blickte sie zu ihm, es war beinahe wie eine Sucht geworden. Er war auf dem Bauch eingeschlafen und sah so friedlich aus, wie ein Junge. Vorsichtig zog sie die Decke über seine Schultern bevor sie selbst versuchte etwas schlaf zu finden was ihr in dieser Nacht kaum gelingen wollte.
 


 

Sie erwachte und Sasuke war fort, es war noch immer tiefste Nacht. Wollte dieser Tag denn nie enden? Verwirrt zog sie sich ihre Kleider über und machte sich auf den Weg nach unten – die Taverne besaß einen Schankraum und Sakura vermutete, dass er nicht weit entfernt war.
 

Sie fand ihn auch sofort dort vor, ohne Verband. Er hatte sich ihm entledigt, obwohl sie ihm das untersagt hatte, da es Komplikationen mit sich bringen konnte.
 

„Du hast den Verband abgenommen!?“, kam sie alarmiert auf ihn zu. „Du solltest zumindest eine Woche ..“ Er musste Schmerzen haben, schwach sein. Sie hatte die Blutung gestillt, die Wunde verschlossen und dennoch war er bei nicht einsatzbereit.
 

„Dafür ist keine Zeit.“
 

„Das ist nicht dein ernst? Du bist noch nicht bereit..“
 

Erst jetzt bemerkte sie die Schriftrolle, die sich ausgebreitet vor ihm befand, er soeben verfasst haben musste und einige Schriftzeichen stachen ihr ins Auge. War es möglich?
 

„Du erstattest Bericht an Kakashi?“, war ihre erschrockene Reaktion.
 

„Aah.“
 

„Er weiß, dass ich dich gefunden habe?“
 

„Aah.“
 

„Aaaber .. er hat nichts erwähnt, kein Wort. Er wusste nicht, dass du hier bist ..“
 

Ein Blick in seine Augen bestätigte ihr, dass sie sich irrte. Seine Augen. Seine neuen Augen, die so alt wirkten, so tief schwarz waren, als hätte sich nie etwas geändert. Sakura schluckte schwer.
 

„Kakashi wusste wo du warst .. die ganze Zeit über..“
 

Sakura fühlte sich verraten. Wie viele Monate hatte sie ihm nachgetrauert, Kakashi hätte jede Möglichkeit gehabt ihr zu berichten, dass Sasuke auf Einzelmission geschickt worden war. Stattdessen war sie gegangen, hatte ihn auf eigene Faust gesucht. Monate lang war sie durch das Land gereist, war Hinweisen nachgegangen. Sie hatte Konoha ohne Befugnis verlassen, obwohl Kakashi gewusst hatte, wo Sasuke sich befand und es ihr verschwiegen hatte. Wieso das alles? Sakura wurde schlecht, vor lauter Unwohlsein musste sie sich erst einmal setzen. Nach allem was sie bisher gesehen hatte lief diese Mission außerdem mächtig schief, es war als ob er kurz davor war sich wieder der dunklen Seite zuzuwenden.
 

„Junges Fräulein, was darf es sein?“
 

„Das gleiche wie er.“
 

Da saß sie, eine Schale Reiswein vor sich, an ihrer Seite ein wortkarger Uchiha und kippte auf das Gefühl hin betrogen worden zu sein, die Flüssigkeit ihren Rachen hinunter.
 

„Ein Anbu Team ist verschwunden. Die Mission war unkalkulierbar, deshalb hat Kakashi mich geschickt." Es war die Art wie er die Wörter betonte, die ihn verraten hatte und eine Reaktion von ihr forderte.
 

„Bist du betrunken?“
 

„Nein.“ Die Schale Sake in Addition zu denen, die er vor ihrer Ankunft getrunken hatte, ließen sie an dieser Antwort zweifeln. Auch, wenn sie es ihm nicht direkt beweisen konnte. Es war befremdlich. Sie hatte Sasuke nie Alkohol trinken sehen. Ohne Zweifel waren sie Beide älter geworden. Unwillkürlich fragte Sakura sich, was sie noch alles nicht über ihn wusste. Er war lange duch das Land gestreift und hatte bestimmt viel erlebt. In diesem Moment viel es ihr auf. Diese Augen, sie kamen ihr beinahe noch dunkler vor als das Schwarz, das den Seinen ihren unverwechselbaren Charakter geben hatte. Sakura befand in diesem Moment für sich, dass er nie so schön gewesen war wie in diesem Moment. Er erwiederte ihren Blick scharf, was dazu fühete, dass sie ertappt anfing zu reden.
 

„Ist es dein Arm? Tut er zu sehr weh? Hast du deshalb getrunken?“, säuselte sie beinahe.
 

Warum musste sie immer wieder auf seiner Hilflosigkeit herumreiten? Mittlerweile waren sie eben in einem Alter wo solche Dinge nicht mehr ungewöhnlich sein dürften. Ihm entkam ein Seufzen, Sakura hatte etwas an sich das ihn einfach auf die Palme brachte und sie schien jede Kleinigkeit die er sagte oder tat genaustens zu analysieren.
 

„Lass mich dir ein kleines Geheimnis verraten .." bloß um sie zu provozieren, goss er ihr Sake ein, während seine Augen sich unbarmherzig in die ihren bohrten und sie große Mühe hatte seinem Blick standzuhalten. „Wären die Dinge anders .. hätte ich dich damals vielleicht sogar schön finden können .."
 

Alte, längst vergessene Tagträume bahnten sich einen Weg aus ihrem Unterbewusstsein. Ihr Kindheitsschwarm, wie er vor ihrer Türe stand um sie abzuholen, wie er an ihrer Seite einschlief, wie sie ihm beim Duschen einen verstohlenen Blick zuwarf und morgens mit ihm frühstückte während er über der Morgenzeitung brummte und sie seine üble Laune mit einem Lächeln quittierte. Ein Leben zusammen mit dem Mann, den sie immer gewollt hatte. Das war das unrealistischste Szenario und schien wieder einmal so fern. Sie hatte es sich die ganze Zeit über so gewünscht, auch wenn sie es sich ausgeredet hatte.
 

„Doch es ist wie es ist .."
 

Es war so unfair, so unfair und gemein von ihm ihr das jetzt zu sagen. Wenn er schon so mit ihr redete, wollte sie ihm nicht diesen Erfolg gönnen, sie wollte nicht das er jetzt ihren Schmerz sah, denn genau das hatte er erreichen wollen. Vielleicht war er auch nur wütend aufgrund dessen was passiert war und ließ es an ihr ab, einmal mehr verstand sie einfach nicht weshalb er so reagiert hatte. Sie hasste es nie zu wissen was in ihm vorging.
 

„Willst du mit mir Spielen Sasuke? Na schön .." Selbstsicher hob sie die Schale an ihre Lippen und kippte die Flüssigkeit hinunter, den Augenkontakt nie unterbrechend. Weil sie den angewiderten Gesichtsausdruck und das Husten, das daraufhin folgte eher schlecht als recht überspielte, konnte sich Sasuke ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Selbst trank er ohne die Miene zu verziehen, sein Markenzeichen.
 

„Du begreifst die Spielregeln nicht.."
 

Sein selbstgefälliges Grinsen ließ sie den Rest ihrer Beherrschung verlieren.
 

Und Sakura platze in diesem Moment der Kragen.
 

„Weißt du was, Sasuke, .. du hast kein Recht dazu.“ Weshalb benahm er sich ihr gegenüber so? Was hatte sie nun wieder falsch gemacht. Er redete ja nicht darüber. Sie wusste nie was ihn störte. Eine Münze für seine Gedanken.
 

Sein Grinsen verschwand, wie es gekommen war. Er war wirklich zu weit gegangen. Sake und die Tatsache, dass sie seine Blöße gesehen hatte, hatten ihn dazu getrieben. Sonst konnte er sich doch auch so gut beherrschen, doch sie hatte etwas an sich das ihn diese Beherrschung verlieren lies.
 

„Es ist nicht gegen dich gerichtet..“, sprach er ein ehrliches Wort. Vielleicht war er einfach so, wenn es um andere Menschen ging. Direkt, von sich stoßend, auch wenn er es gar nicht beabsichtigte. Vielleicht bekam er es nicht besser hin und würde es nie. „Sag mir was ich tun soll.“, meinte er dann und es klang fast wie eine Entschuldigung.
 

Da war sie. Die Kurzschlussreaktion ihres Gehirns. Ihr Mund der plötzlichen Worte formte, endlich das einforderte was sie sich schon so lange ersehnte. „Du könntest mich küssen.“
 

Es passierte alles so furchtbar schnell. Der Gedanke an seine Lippen auf ihren. Die Tatsache, dass er nicht auf ihre Worte reagierte. Ihr Herz, das brach. Sie fühlte in ihrem ganzen Körper diesen Phantomschmerz, es war wie körperlicher Schmerz. Als ob sie nicht atmen könne. Und ihre Scharm stieg ins unermessliche, erreichte gerade ihre Höchstform. Ihre Wangen die unendlich heiß wurden und eine traurige Erkenntnis: Jeden Morgen würde sie wach werden, von neuem alleine.

Kampf mit der Schuld

Obwohl er es wollte, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Zu sehr hingen ihre Worte noch im Raum, in seinen Gedanken, über ihren Köpfen in dem Bett in dem sie nebeneinander lagen um Schlaf zu finden. Zeo war es nicht der diesen im Moment unmöglich machte, Sakuras Worte von vorhin, dass er sie küssen sollte hatten ihn verstört, anders konnte er es nicht betiteln. Er war auf eine Art und Weise wütend auf sie, die er nicht verstehen konnte. Was dachte sie sich, wenn sie ihm so etwas sagte?
 

Intimität. Etwas, das Sasuke nicht so ganz verstand. Dachte Sakura darüber nach? Über diesen nächsten Schritt? Hatte sie sich vorgestellt wie es wäre, mit ihm?
 

Er lag auf dem Rücken, drehte seinen Kopf zu ihr hinüber. Zentimeter von ihm entfernt lag sie zusammengerollt unter dem Fell, atmete gleichmäßig und sah total fertig aus als hätte sie geweint. Es war als sehe er sie zum ersten Mal seit vielen Jahren, so ungewohnt war es sie hier zu sehen. Ihre sonst so gepflegte Frisur war wild und zerwühlt, genau wie seine Gedanken. Sasuke seufzte, es machte keinen Sinn weiter darüber nachzudenken und er fand auch keine Ruhe. Auch wenn er in keiner guten körperlichen Verfassung war, so beschloss er zu trainieren um den Kopf frei zu bekommen. Sein Gegner würde sich schließlich auch nicht ausruhen und er musste einfach Dampf ablassen.
 

Es war später Vormittag als Sakura darauf hin erwachte und wie bereits in der vergangenen Nacht fand sie ein leeres Bett vor. Sie hatte aufgrund der Erschöpfung von letzter Nacht bis in den Vormittag hinein geschlafen und fuhr erschrocken hoch.
 

„Wissen Sie, wo er ist?“, begann das Spiel mit der alten Wirtin von neuem.
 

„Dein Mann ist schon vor Sonnenaufgang zur alten Steinhalle aufgebrochen.“, meinte diese forsch ohne von ihrem Kreuzworträtsel aufzusehen.
 

Ahhhhh. schrie die innere Sakura Sasuke als IHR MANN. Hilflos blies sie sich eine rosane, verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Wirtin musste doch wissen, dass sie kein Paar waren nachdem sich Sakura vor wenigen Stunden für ein zweites Zimmer eingesetzt hatte. Wollte sie sie damit ärgern? Sie fühlte sich einem Wortwechsel nicht gewachsen nach letzter Nacht, hatte heimlich stundenlang geweint. Hinzu kam, dass ihr Kopf kurz vor dem Platzen stand. So fühlte sich also ein Kater an, jetzt verstand sie die Zustände in denen sie Tsunade bisher schlafend vorgefunden hatte besser. Es musste am Sake gelegen haben, dass sich ihr Verstand letzte Nacht verabschiedet hatte. Sasuke eine solche Frage zu stellen, ungläubig massierte sie ihre Schläfen während sie den Weg beschritt, den die Wirtin ihr beschrieben hatte.
 

Vor ihr befand sich eine riesige, etwas marode Halle aus grauem Stein, die teilweise eingestürzt zu sein schien. Über die Eingänge konnte sie diese nicht mehr betreten, denn diese waren zerfallen. Sakura suchte sich ihren Weg über die Mauern hinweg um ins Innere zu gelangen. Es dauerte nicht lange bis sie Sasuke meditierend auf dem Boden ausmachte. Er sah friedlich aus wie er dem Nichts lauschte und nun wohl den Hall, den Sakuras Absätze auf dem Boden verursachten. Je näher sie kam, desto deutlicher wurde sein entspanntes Gesicht.
 

„Darf ich dir Gesellschaft leisten?“, wisperte sie ihm zu.
 

„Aah.“, war seine Zen-mäßige Zustimmung.
 

Sie ließ sich ihm gegenüber sinken. Wie konnte sie nur diese unangenehme Geschichte aus der Welt schaffen, das alles war ihr so unendlich peinlich, dass sie am liebsten im Boden versunken wäre.
 

Doch es kam nicht dazu, denn sie konnte nicht ihre Augen von ihm ablassen, musste die Gelegenheit ergreifen ihn so unverfroren anzustarren.
 

„Dein Sharingan!“, konnte sie ihre Überraschung nicht unterdrücken, als zwei rote Iris direkt in sie hinein zu sehen schienen. In ihnen ein Tuor. Er hatte sie wiedererweckt.
 

„Du bist wirklich unglaublich, Sasuke.“ Es war der pure Anflug von Freude. Seit ihrer Anwesenheit im Land des Schnees war ein Rückschlag dem nächsten gefolgt und nun schien sich das Blatt zu wenden. Sie würden sich eine Strategie überlegen und Zeo zur Strecke bringen. „Wie hast du das geschafft?“
 

„Womöglich hatte er Uchiha Blut.“, gab Sasuke das preis, was er von Angang an irgendwie gespürt hatte.
 

„Was?“
 

„Wer war er, der, von dem du diese Augen hast?“
 

„Ich .. es tut mir leid, ich habe keine Ahnung Sasuke.“, gab sie wahrheitsgemäß zurück „Er war ein Patient der Klinik in der ich ausgeholfen habe der gestorben ist, wir kannten seinen Namen nicht.“
 

Sasuke seufzte, eine Antwort dieser Art hatte er bereits befürchtet.
 

„Ich will sie testen.“, forderte er daraufhin.
 

Er wollte also kämpfen? Als seine Ärztin konnte sie ihm nur davon abraten, doch sie kannte seinen Sturschädel. In diesem Punkt war er Naruto um nichts unterlegen. Sasuke würde trainieren, mit oder ohne sie. Und wenn sie ehrlich war, so galten mittlerweile andere Regeln als die, die sie gewohnt war. Es stand zu viel auf dem Spiel. Sasuke hatte Recht, sie begriff die Spielregeln noch nicht, sie konnte nur versuchen sich ihrem Schicksal zu fügen und zu tun, was sie für notwendig hielt.
 

So nickte sie. Sasuke hatte es irgendwie geschafft sein Sharingan wieder zu erwecken. Er war ein genialer Shinobi, so viel stand fest. Dann kamen ihre Gedanken auf letzte Nacht zurück. Vielleicht war ein Kampf im Moment genau das was sie brauchte. Seine Nicht-Reaktion als sie ihn gebeten hatte sie zu küssen tat weh. Im Moment wirkte es beinahe, als wolle er sich für seine Worte entschuldigen. Vielleicht war ein Kampf seine Art dies zu tun.
 

Beide erhoben sich, brachten Abstand zwischen sich und bewegten sich in Kampfposition. Sakura jedoch verlor keine Zeit und versuchte den Überraschungsmoment für sich zu nutzen. Sasuke war ihr in Punkto Schnelligkeit überlegen und diesem Vorteil musste sie entgegenwirken. Das Chakra, dass sie in ihren Händen mobilisierte wurde mit geballten Fäusten auf ihn losgelassen als sie losraste um ihn mit einem Faustschlag im Magen zu treffen. Sasuke wich mit einer eleganten Bewegung aus. Als hätte Sakura mit dieser Reaktion gerechnet, drehte sie sich im selben Moment um ihn mit ihrem anderen Arm im Gesicht zu treffen. Auch diesem Angriff entkam er spielerisch, indem er sich zurückbeugte. Sakura war zu langsam, doch wenn sie es schaffen würde ihn zu treffen wäre der Schlag hart genug. Ihre Stärke fand sich konfrontiert mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit. Hinzu kam, dass er alles andere als gesund war, weshalb sich Sakura gute Chancen ausrechnete.
 

Sie startete einen erneuten Versuch, donnerte auf ihn los, doch drei Schläge gingen wieder ins Leere. Er war schnell, so verflucht schnell. Seine Art zu kämpfen erinnerte sie an ihre Anfänge mit ihm im Team. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er sich rechts neben ihr befand und so versuchte sie ihn mit ihrem Bein zu erwischen um ihn von den Füßen zu reißen. Sie musste es irgendwie schaffen ihn zu fassen und einen Treffer zu landen. Mitten im Angriff änderte sie ihre Taktik und zog auch ihren Arm nach. Diesem Angriff entkam er nur knapp indem er in die Luft sprang was seiner ganzen Aufmerksamkeit verlangte. Sakura lag ein Grinsen auf den Lippen, denn sie war stolz ihn so in die Zwickmühle gebracht zu haben. Leider kostete ihr dieser kurze Moment kostbare Zeit und gab ihm die Möglichkeit seinen Gegenangriff zu starten, es kam zum ersten Schlagabtausch, Sasuke landete einen Volltreffer in ihren Bauch, woraufhin Sakura zu Boden stürzte und einige Male auf dem staubigen Boden aufkam bevor sie zu liegen kam. Keuchend rappelte sie sich auf, sein Tritt hatte es in sich gehabt.
 

„Du lässt deine Gefühle das Beste aus dir holen, du hast gezögert.“
 

Sakura seufzte, denn er hatte recht.
 

Sie ließ keine Zeit verstreichen, kam blitzschnell auf die Beine und steckte alles was sie hatte in die Schläge mit denen sie ihn aus dem Gleichgewicht bringen wollte, zog immer wieder blitzschnell ihre Faust nach um ihn auf dem Oberkörper zu treffen. Der Kampf war plötzlich mehr für sie als Übung. Sie wollte ihm ihr Können unter Beweis stellen, er sollte sie anerkennen. Sie dachte in diesem Moment an seine gemeinen Worte von letzter Nacht und das half ihr noch kontrollierter zuzuschlagen. Schließlich konnte er nicht mehr zurückweichen. Mit einer schnellen, unerwarteten Bewegung krallte sie ihre Finger in sein Shirt um ihn zu fassen zu bekommen und mit der anderen Hand sein Gesicht zu treffen.
 

Nun hatte er das Gleichgewicht rücklings verloren, sein verletztes Bein, wo Sakura eben erst die Schusswunde versorgt hatte, knickte ein und durch Sakuras Hand, die sich in sein Shirt verkrampft hatte fielen nun beide zurück Richtung Erdboden, was die Zwei in einer unkomfortablen Position landen ließ. Sakura saß mit gespreizten Beinen auf ihm und er lag flach auf dem Boden unter ihr, eine Staubwolke wurde um die Beiden herum aufgewirbelt und machte eine klare Sicht schwer. Ihre Gesichter waren nur knapp voneinander entfernt, sie erkannte die Umrisse seinen Gesichtes. Sie hatte es nicht bemerkt, doch er hatte sein Schwert gezogen und dessen Klinge befand sich nun an ihrer Kehle während Sakuras Faust den Boden neben seinem Kopf zertrümmert und den Staub aufgewirbelt hatte, sie hatte ihn verfehlt. Es war Sasukes Sieg. Der Kampf war vorbei.
 

Sie sah ihm in die Augen, keuchend vor Anstrengung „Du bist so verdammt schnell.“
 

„...“
 

Langsam ließ er Kusangi von ihrem Hals sinken und sah sie nur an, sein Blick war unergründlich.
 

Ihre Wangen färbten sich in ein zartes Rosa, als sie realisierte, wie anzüglich sie im Moment auf ihm saß. Es hatte beinahe etwas Sexuelles, diese Tatsache entging auch Sasuke nicht. Für den Bruchteil einer Sekunde kam ihm der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn Sakura jetzt keine Kleidung an hätte. Schnell zog sie sich von ihm hinunter und versuchte vom Offensichtlichen abzulenken.
 

„Du hast gut gekämpft.“, meinte sie verlegen.
 

„Du ebenfalls.“, diese Anerkennung musste er ihr lassen. Vielleicht war es so etwas wie ein Schuldgefühl für sein Verhalten von letzter Nacht, das ihn bewogen hatte näher darüber nachzudenken und sich einzugestehen wie stark sie war. Seine Sünden zu büßen war das Ziel seiner Reise gewesen, an ihr hatte er nicht nur eine begangen.
 

„Sasuke-kun“, nutzte sie den kurzen Moment der Vertrautheit. Sie saß auf dem Boden und er setzte sich auf, betrachtete ihren Rücken während er sein Bein begutachtete, das ihm wieder den Dienst versagt hatte. „Darf ich dich etwas fragen.“
 

„Ahh.“
 

„Weshalb bist du so wütend auf ich? Ich habe mir die ganze Nacht den Kopf darüber zerbrochen und bin zu dem Entschluss gekommen dich am Besten selbst zu fragen…“ Das bestätigte seinen Verdacht, dass sie letzte Nacht wirklich seinetwegen geweint hatte.
 

Sasuke versuchte ihre Frage zu beantworten, doch er war sich selbst über einige Dinge nicht im Klaren. Er konnte nicht leugnen, dass er seit sie hier war stets ablehnend ihr gegenüber gewesen war. Doch verstand es selbst nicht so ganz weshalb. Irgendetwas löste diese Gefühle in ihm aus. Zum einen passte es ihm nicht, dass sie ihm gefolgt war, obwohl er ihr ausdrücklich gesagt hatte, er reise alleine. Vielleicht war es diese Lebenslust, die sie dabei ausstrahlte. Eine Leichtigkeit die er verloren hatte. Sein Leben fühlte sich dunkel an und er fragte sich in letzter Zeit viel zu oft nach dem Sinn. Der Sinn seines Lebens. Sie hingegen, sie schien durchs Leben im Licht zu tanzen und diese Tatsache erinnerte ihn daran, dass sein eigenes Leben in der Dunkelheit lag. Zum anderen wusste er nicht wie er mit ihren Annäherungen und ständigen Sympathien ihm gegenüber umgehen sollte, es überforderte ihn schlichtweg. Daher wehrte er sie mit abweisenden Gesten ab. Solche Dinge waren für Naruto bestimmt, aber nicht für ihn. Seine Augen aber waren der wundeste Punkt, etwas das sein Blut zum Kochen brachte, wenn seine Gedanken auf das Geschehene zurückkamen. Und Sakura hatte das Pech da zu sein und ihn zu bedrängen, wenn das passierte.
 

Er musste zugeben, dass er zu weit gegangen war, vor allem letzte Nacht und nahm sich in diesem Moment vor gleichgültiger auf ihre Annäherungen zu reagieren und sie nicht dafür zu bestrafen. Seine Wut würde sich noch früh genug entladen, wenn er seinem Gegner gegenüberstehen würde.
 

„Es passt mir nicht, dass du mir hierher gefolgt bist.“, war seine schlichte Antwort und sie war nur halb ehrlich. Es spielten mehrere Faktoren eine Rolle, als er sich selbst eingestehen wollte. Vor allem konnte er es ihr nicht gestehen, dass er sich von ihr bloßgestellt fühlte, sie seinen Stolz angekratzt hatte als sie ihm das Leben gerettet hatte.
 

„Ich möchte mich dafür entschuldigen.“, gab sie kleinlaut bei. „Denkst du, du kannst mir verzeihen?“
 

„Aah.“
 

„Ich hoffe du kommst mit mir aus.“, fügte Sakura noch hinzu.
 

„Wir werden sehen.“, meinte er ehe er anfing sein Schwert in der Scheide zu versenken um aufzubrechen. Zumindest hatte er es sich vorgenommen, denn Sakura war nicht länger das schwache Mädchen von damals, das hatte er bereits im Krieg mit eigenen Augen gesehen. Nur einige Meter hatte er zurückgelegt als ihn ihre Worte erneut innehalten ließen.
 

„Es gab einen Augenblick, in Konoha – kurz bevor du diese Reise angetreten hast - oder?“
 

Alle Emotion war von seinem Gesicht wie weggewischt. Sie tat es schon wieder. Schon wieder näherte sie sich ihm an, für all das was sie von ihm verlangte war er der Falsche, warum begriff sie es nicht? Er konnte ihr nie geben was sie sich wünschte. Er fühlte die giftigen Worte in sich aufkeimen um sie wieder mit einem Kommentar zum Schweigen zu bringen, stattdessen beruhigte er sich selbst.
 

„Es könnte immer so sein.“, meinte sie, bevor sie sich ebenfalls aufrichtete um sich ihm anzuschließen.
 

Sasuke senkte den Kopf. Wie oft wollte sie ihm noch eine gemeinsame Zukunft anbieten? Es wirkte mittlerweile so deplatziert von ihr. Vielleicht hatte er für einen kurzen Moment darüber nachgedacht, wie ein Leben mit ihr in Konoha aussehen würde, dachte er dann. Aber für ihn gab es im Moment wichtigeres.
 

„Wir brechen morgen Richtung Hauptstadt auf“, befahl er, ignorierte ihre Worte, bevor er wütend voranging und versuchte seine Gefühle irgendwie zu schlucken und den Schmerz in seinem Bein zu ignorieren, hinter ihm eine Sakura die ihm entrüstet folgte.

Die Zuneigung, sie zeigt sich

Ihre Reise über das Meer schien endlos anzudauern, denn sie steuerten stets in die selbe Richtung und es gab nichts zu sehen außer dunkles Wasser. Wann immer sie das Wort an Sasuke wandte erhielt sie nur eine trotzige Antwort, weshalb sie es irgendwann bleiben ließ. Sie schätzte ihn wie so oft falsch ein, denn er hatte nach ihrer Auseinandersetzung ungewollt angefangen einiges zu hinterfragen das zwischen ihnen abgelaufen war.
 

Auf dem Festland angekommen entpuppte sich der Rest des Weges in die Hauptstadt als halsbrecherisch und es blieb ohnehin wenig Zeit für Worte, denn Sasuke wollte ihn offenbar in rekordwürdigem Tempo hinter sich bringen. Desto schneller er lief, desto weniger Atem hatte Sakura ihn zu bedrängen.
 

„Das muss es sein.“, durchbrach Sakura die Stille als sie die Tore der Hauptstadt erblickte und konnte ihren lauten Atem kaum unterdrücken. Beinahe wunderte sie sich, dass sie mit ihm Schritt gehalten hatte und nicht wieder ohne ihn dastand. Diesbezüglich hatte er jedenfalls kein Vertrauen verdient.
 

Der Markplatz war voller Menschen in ihren besten Gewändern, die offenbar die Wahl, die in nur drei Tagen stattfinden würde, ausgelassen feierten. Es war ein Fest zu Ehren der Demokratie. Die Straßen waren mit den buntesten Laternen geschmückt und hell erleuchtet, ein eigenartiger Brauch, wie Sasuke befand.
 

„Wir sollten uns unter die Leute mischen“, befahl er. Es war Zeit ihren Feind auszuforschen bevor sie Zeo gegenüberstehen würden. „Doch dieses Mal werden wir draußen übernachten um uns nicht zu verraten.“, spielte er auf ihren Fehltritt in der Stadt des Lichtes an. Sakura biss sich auf die Unterlippe.
 

„Das würde zwar Sinn machen, aber Sasuke es ist viel zu kalt.“
 

„Überlass das mir.“, meinte er. Er hatte es zwar bisher vermeiden können, doch die Situation würde ihn nun dazu zwingen ein Zelt mit ihr zu teilen überlegte er, ehe er seine Schritte fortsetzte und die Beiden kurze Zeit später Teil des Trubels wurden. Er mochte es nicht unter Menschen zu sein, war lieber für sich, doch dieses Mal blieb ihm keine Wahl, wenn sie unentdeckt bleiben wollten mussten sie sich unauffällig verhalten. In ihrer jetzigen Kleidung liefen sie allerdings Gefahr aufzufallen und es wäre unklug Zeo wissen zu lassen wo sie sich befanden. Sakura hatte sich daher kurzerhand umgezogen. Sie hatte ein etwas besseres Kleid bei sich, dass sie versiegelt bei ihren Sachen aufbewahrte für feierliche Anlässe.
 

Besonders laut wurde es, als sie an einer Art Festzelt vorbeikamen aus dem ausgelassene, laute Stimmen ertönten. Sasuke befand, dass Betrunkene oft die Gesprächigsten waren und beschloss einen Blick hinein zu werfen. Zu seiner Verwunderung waren die Meisten hier nicht in prächtige Kleider gehüllt, sondern eher in solche Lumpen gekleidet wie die meisten Menschen, die er im Land des Schnees bisher getroffen hatte.
 

Die Beiden platzierten sich auf einem beliebigen Tisch, Sasuke spürte schon die skeptischen Blicke die ihnen dabei zukamen. Sakura in diesem eleganten Kleid, er in der dunklen Kampfkleidung. Hatten sie sich bereits verraten?
 

„Was wollt ihr?“, gab die Kellnerin den Beiden zu verstehen, dass sie nicht viel Zeit hatte, denn das Zelt war brechend voll.
 

„Bier.“, antwortete Sasuke knapp und die Kellnerin verschwand sofort.
 

Sakura blickte ihn überrascht an. „Um nicht aufzufallen.“, rechtfertigte er sich und schaute weg von ihr, Sakura musste ein leichtes Grinsen unterdrücken. Er rechtfertigte sich doch sonst nicht. Manchmal konnte er sie mit seiner Art so erheitern. Unwillkürlich fragte sie sich, ob ihm das Kleid gefiel, zumindest hatte er sie darin betrachtet, achtete Sasuke auf solche Dinge?
 

„Meine lieben Unterstützer und Freunde..“, war er schließlich ein Festredner, der vorne auf einer Tribüne seine Stimme erhoben hatte, während die Kellnerin zwei Bier in einem Glas brachte, das so groß war wie Sakuras Kopf. „Wie ihr wisst findet in nur drei Tagen die Wahl zum Schneekaiser statt. Lasst mich daher sagen, dass es für mich nichts Wichtigeres gibt als unser Land! Wer an den Frieden glaubt, für den werde ich mein letztes geben! Für jeden einzelnen der mir seine Stimme zusichert!“
 

Sasuke blickte zu Sakura, wie sie verzweifelt an ihrem viel zu großen Bier trank. Wenn sie ihr Vorhaben beendet hatte würde sie zweifellos betrunken sein. „Ich kenne ihn.“, offenbarte Sasuke ihr knapp. „Das ist Sae Takeru.“ Sakura musterte den braunhaarigen großen Mann, den sie nur von einem Plakat kannte. Nachdem dieser die Ansprache beendet hatte, wanderte er von einem Tisch zum nächsten um die potentiellen Wähler zu begrüßen.
 

„Sasuke Uchiha.“, der Angesprochene wendete sich ihm zu als Sae vor den Beiden auftauchte. „Schön dich zu sehen.“
 

„Sae.“, grüßte Sasuke ihn.
 

„Und wer ist deine hübsche Begleitung?“
 

„Hallo, mein Name ist Sakura Haruno.“, gab die angesprochene höflich preis und schüttelte ihm die Hand.
 

Sae sprach nun etwas leiser. „Es ist leider nicht ganz ungefährlich mich mit euch sehen zu lassen, doch ich denke wir haben einiges zu Besprechen. Kommt morgen nachts in mein Haus am Hafen. Aber lasst euch in der Zwischenzeit nicht erwischen, es ist nicht besonders klug in dieser Stadt als Shinobi entlarvt zu werden.“
 

„Ist das so offensichtlich?“, wollte Sakura wissen.
 

„Sagen wir mal so, einige die hier leben riechen Shinobi Kilometer gegen den Wind und du solltest dein Stirnband ablegen.“, meinte dieser ernst „Passt auf euch auf!“ und wandte sich kurzerhand ab, alles sollte genau so wirken wie an jedem anderen Tisch.
 

„Ich hoffe ihr bleibt bis zum Feuerwerk.“, fügte er winkend hinzu und hatte seine Maske, die des fröhlichen Politikers, wieder aufgesetzt. Sakura versuchte so unauffällig es ging ihr Stirnband von ihrem Kopf zu lösen und bemerke, dass Sasuke das seinige wie gewöhnlich nicht zur Schau gestellt hatte, weshalb hatte er ihr gegenüber nichts erwähnt? Hatte er sie womöglich deshalb von oben bis unten betrachtet und nicht weil ihm ihr Kleid aufgefallen war? Sie hatte schlicht und ergreifend nicht daran gedacht es abzulegen, immerhin war sie es seit Jahren gewohnt, das Zeichen des Feuerreiches zu tragen.
 

Und so trank Sakura wieder von ihrem Bier und betete sich nicht bereits enttarnt zu haben. So verging mindestens eine halbe Stunde in der keiner der beiden etwas sagte und die Show auf der Bühne lauthals weiterlief, Sakura beobachtete jedoch auch immer wieder Sasuke, der ihr gegenüber saß und einen nachdenklichen und abwesenden Gesichtsausdruck präsentierte.
 

„Woran denkst du?“, ergriff sie endlich die Initiative. Auch wenn es ihn nervte, die festliche Stimmung und die vielen ausgelassenen Menschenstimmen brachten sie unweigerlich in eine verspielte Stimmung.
 

„Sakura ..“
 

„Ich für meinen Teil habe gedacht, dass das Fest gar nicht so übel ist. Die Laternen und die Menschen die feiern. Irgendwie festlich, findest du nicht?“
 

Er sah sie nur an, doch antwortete nicht. Manchmal wunderte er sich über ihre Art die Welt zu sehen. Dies waren Dinge die er zwar sah, aber die für ihn keine Bedeutung hatten. Aber irgendwie fand er es gut, dass wenigstens sie es wertschätzte. Nur wünschte er sich, in Anbetracht ihrer Lage, dass sie ihre Konzentration auf den bevorstehenden Kampf richtete. Sie hatte schon immer viel mehr mit solchen Dingen anfangen können als er. Sakura beschloss es vorerst dabei zu belassen. Im Moment war Sasuke nicht wütend und nachdem ihre Tarnung nicht auffliegen durfte war es besser, wenn es dabei blieb.
 


 

Das Zelt, das sie nicht weit entfernt der Hauptstadt am Rand eines mächtigen beschneiten Nadelwaldes aufgestellt hatten, war klein und Sakura war nicht sicher, ob sie darin erfrieren würden. Der Gedanke, dass einzig der Alkohol, den sie getrunken hatte sie warm halten würde schien ihr rational gesehen wie ihr Todesurteil. Doch Sasuke hatte gesagt, er würde sich darum kümmern. Sie hatte es nie erlebt, dass er sein Wort gebrochen hatte.
 

Es war grotesk ihm in das Zelt zu folgen, ihm zuzusehen wie er sich seiner warmen Sachen entledigte, sogar seinem Oberteil. Erst jetzt bemerkte er ihren unsicheren Blick und die Röte, die ihr ins Gesicht geschrieben stand. Ihm selbst viel es ja auch nicht leicht, doch er versuchte diesen Gedanken wegzuschieben und begab sich auf die Decken die am Boden ausgebreitet waren.
 

„Ich habe dir gesagt, dass du es mir überlassen solltest.“, bedeutete er mit einer Geste die ihr signalisierte, sie solle näherkommen.
 

„Ahh.. ich vertraue dir.“, bestätigte sie ihm unsicher. Er wollte tatsächlich, dass sie sich an ihm wärmte? Ihr Herz hämmerte schlagartig gegen ihren Brustkorb. Sie konnte nicht fassen die Nacht so mit ihm zu verbringen.
 

Sakura hörte ihren Herzschlag in ihren Ohren pochen als sie sich an seinen nackten Oberkörper begab und die Decke über den Beiden für zusätzliche Wärme sorgte. Hastig löschte Sasuke das Licht und es war dunkel um sie herum. Sasuke war tatsächlich herrlich warm und sie vermutete, dass dies seiner Fähigkeit Chakra in seinen Lungen zu Feuer zu erhitzen geschuldet war.
 

Sie fühlte seine Haut an der ihren und es war das erste Mal das sie eine solche Art von Körperkontakt erfuhr. Nie hatte sie ihn so berühren können. Die Luft war so geladen, dass es ihr schwer fiel überhaupt zu atmen. Der Versuch nicht krampfhaft zu wirken, konnte ihm doch nicht entgehen, oder? Sakura schluckte schwer, ihr Körper schien irgendwie zu versagen und wollte sich einfach nicht entspannen. Es war unfassbar welche Wirkung er auf sie hatte, schon immer gehabt hatte.
 

Je länger der Kontakt zu ihm andauerte, desto angenehmer befand Sakura diesen jedoch, bis sie es tatsächlich schaffte sich halbwegs zu entspannen. Dieser Moment würde ihr immer in Erinnerung bleiben.
 

Sasuke konnte sich nicht mehr erinnern, wann ihn überhaupt jemand zuletzt berührt hatte, von Sakuras Behandlung abgesehen. Unfreiwillig musste er an die Situation denken, in der sie sich beim Training wiedergefunden hatten. Er biss seine Zähne fest aufeinander. In Sasuke fand ein wortloser Kampf statt. Sein Leben lang hatte er sich nicht anstrengen müssen Neigungen dieser Art zu ignorieren, egal ob es um Sakura ging oder andere Frauen. Doch nun hatte sich das Schicksal eingemischt und trieb ihn dazu sich Gedanken zu machen. Wenn sie so neben ihm lag, er ihren Körper an seinem spürte, dann ging das nicht spurlos an ihm vorbei. Alles hatte mit ihren ewigen Vorschlägen begonnen, und plötzlich drehten sich seine Gedanken im Kreis. Seit sie trainiert hatten war es ihm nicht mehr möglich nicht daran zu denken. Er schluckte. Sakura hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass es seine Entscheidung war wie sich ihre Beziehung entwickelte. Er würde nichts weiter tun müssen als es zuzulassen.
 

Verdammt! Trotz allem was er ihr angetan hatte schaffte er es nicht sie zu vertreiben. Sie hielt alles aus. Ihre Geduld ihm gegenüber schien keine Grenzen zu kennen. Sie hatte all seine Launen ertragen, all seine Wutausbrüche.
 

„Wie schaffst du das nur?“, meinte er irgendwann in der Dunkelheit um seinen inneren Monolog endlich zu beenden, ihr Körper war ganz nah an dem Seinem. „Mhh..“, ertönte ihre schläfrige und ruhige Stimme, sie hörte sich an, als fühle sie sich geborgen. Und so war es auch, sie wäre beinahe eingeschlafen. Im Moment war sie überzeugt sich noch nie so sicher wie in seinen Armen gefühlt zu haben. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto mehr verliebte sie sich in ihn.
 

„Auszuhalten was ich dir angetan habe.“ Es half ihm irgendwie, dass sie ihn dabei nicht ansah. In der Dunkelheit fühlte er sich geschützt.
 

Sakura war plötzlich wieder hellwach und richtete ihren Kopf auf. Öffnete er sich ihr gegenüber gerade? „Deinetwegen.“, antwortete sie ohne nachzudenken mit ruhiger Stimme, denn auch ihr gab die Dunkelheit ein Gefühl von Anonymität was irrwitzig war, denn sie war ihm nie näher gewesen als in diesem Moment. „Ich denke einfach du hast es verdient glücklich zu sein.“ Es war gut, dass sie ihn nicht sah, denn Sasuke weidete überrascht die Augen.
 

Wieder stellte er sich selbst in Frage. Warum hatte er so reagiert, als sie ihn gefragt hatte ob es einen Moment zwischen ihnen gegeben hatte bei seinem Abschied? Es ließ ihn einfach nicht los, warum er immer wieder so abweisend reagierte, wenn sie sich ihm annäherte. Er konnte nicht einmal daran denken, er hasste es sich eine Zukunft mit ihr vorzustellen. Es machte ihn wütend. Doch verstand er selbst nicht ganz warum.
 

„Weshalb?“ Er musste es wissen, aus ihrem Mund hören.
 

Sakura schoss die Röte ins Gesicht, er zwang sie so unverblümt es auszusprechen obwohl er selbst nie etwas über seine Gefühle preisgab. Das war eine völlig neue Facette an ihm. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern als sie erwiderte: „Du bist ehrenvoll und behältst selbst in den schlimmsten Situationen einen kühlen Kopf. Du bist klug und stark und großartig und .. ich .. glaube einfach, dass du tief in dir nicht böse bist. Es waren die Umstände die dich so handeln ließen.“, Sakura zögerte einen Moment ehe sie mutmaßte, dass es nun auch schon egal war. Sie konnte jetzt alles rauslassen, es würde vielleicht schon bald keine Rolle mehr spielen. „Wir waren jung und naiv, haben geglaubt, dass unsere Träume wahr werden.“ Sakura dachte an den Tag an dem Team 7 ins Leben gerufen wurde, wie falsch sie doch alle gelegen hatten. „Kurz darauf haben wir alle unsere Träume scheitern sehen, den Ernst des Lebens kennen gelernt. Doch egal womit ich konfrontiert wurde, du warst die ganze Zeit in meinen Gedanken. Du bist mein Ziel. Deshalb kann ich dich nicht an die dunkle Seite verlieren. Es tut mir leid, wenn ich dich deshalb nerve.“ Es war genau dieser Moment als er den zärtlichen Unterton in ihrer Stimme vernahm, in dem er seinen inneren Widerstand aufgab. „Sasuke, ich weiß schon lange Zeit, dass ich dich liebe.“
 

„Danke.“, war seine simple Antwort und seine Stimme hörte sich zum ersten Mal seit Tagen nicht mehr wütend an nachdem sie ihm ihr tiefstes Innerstes offenbart hatte. Mehr noch, es fühlte sich an, als würde eine Last von ihm abfallen. Zum ersten Mal gestand er sich ein, dass es für sie mehr als eine Schwärmerei war.
 

Und plötzlich viel es ihm wie Schuppen von den Augen, vielleicht waren es ihre ehrlichen Worte, die ihm endlich halfen diese Erkenntnis zu gewinnen. Das Gefühl das er nicht verstehen hatte können, dass sich in Wut ihr gegenüber gezeigt hatte. Sakura hatte ihn nie aufgegeben. Die ganze Zeit über hatte sie nichts als Geduld und Verständnis für ihn aufgebracht. Er hatte sich selbst dazu gezwungen, doch es war ihm nicht leicht gefallen seine Kameraden zu verraten. Und die Tatsache, dass sie sich ihm dauernd in den Weg stellte machte es nur schwerer für ihn sich der dunklen Seite zuzuwenden. Sie zwang Sasuke permanent sich zwischen seinen Plänen und seinen Kameraden sowie ihr zu entscheiden. Zu gut konnte er sich noch an ihre Worte von damals bei seinem ersten Abschied erinnern „Ich weiß du hasst mich.“ Er hätte ihr schon zu diesem Zeitpunkt zustimmen können, dass er sie hasste und er hatte sich selbst eingeredet, dass es so war. Doch er war still geblieben, hatte es nicht getan, denn Hass war das falsche Wort. Zwar hasste er, dass sie ihm permanent vor Augen führte was er verpasste, da er sich für Rache entschieden hatte und versuchte ihm ihren Weg aufzuzwingen, doch Sakura selbst hasste er nicht. Tief in ihm störte es ihn das die Rache auf die er sich fokussiert hatte Sakura dazu gebracht hatte zu denken, er würde sie hassen, wenn es nicht wahr war. Auch jetzt war ihm die Rache an Zeo wichtig, doch Sakura hinderte ihn daran sich in seinen Racheplänen zu verlieren. Dass sie ihn ständig dazu zwang sich zu entscheiden, dieser Konflikt kostete ihm Kraft. Doch vielleicht konnte er Beides. All die schlimmen Nächte die er verbracht hatte, die ihm die Wärme genommen hatten. Vielleicht war es sein Fehler sich selbst nicht zuzutrauen, dass er Beides konnte. Vielleicht würde er seinem Ziel folgen und trotzdem ein Gefühl außer Rache oder Hass zulassen können.
 

Er entschied in diesem Moment, dass er es wollte. Aus irgendeinem Impuls beschloss er zu sehen, wie es sich anfühlte. Innerhalb eines Wimpernschlages hatte sich Sasuke über sie begeben und machte sie mit seinem Gewicht unter sich fest. Es war falsch und er würde sie zerstören. Sie konnte ihn kaum ausmachen, so dunkel war es als sie seine Lippen spürte. Gerade träumte sie, war es nicht so? Das Universum und alles was sich in ihm befand schien stehen zu bleiben, so sehr riss sie dieser Kuss aus der Bahn. Er war wie alles an ihm, fordernd, unerwartet und ungewiss, so sehr Sasuke der sie vereinnahmte. Sein Geschmack, sein Atem der warm und gleichmäßig kam. Ihre Augen weideten sich, bevor sie sich langsam und bedächtig schlossen. Ihr verwirrtes Herz schlug kraftvoll und schnell gegen ihren Brustkorb. All die unterdrückten Gefühle die sie für ihn hegte kamen in diesem Kuss wieder auf und bahnten sich an die Oberfläche.
 

Als hätte jemand Strom durch ihren Körper geleitet, Adrenalin pumpte sich durch ihre Venen. Beide wurden plötzlich wild und ungezwungen, als hätten sie schon viel zu lange darauf gewartet, dass es passierte. Es traf Sakura wie einen Blitz als sie realisierte wozu das gerade führte.
 

Es war so ungewohnt und doch wie das natürlichste auf der Welt sie zu küssen. Wie durch einen Schleier nahm er wahr, dass seine Atmung nur noch abgehackt kam, sein Brustkorb sich hoch und tief senkte als er von ihr abblies um seine Hand unter ihr Kleid zu führen und es ihr auszog. Ihre Haut war weich und erhitzt und ihre Hände fanden sich in seinen Haaren, an seinem Nacken und seiner Schulter.
 

„Du bist so schön.“, kam es von ihren Lippen, als er die seinen wieder an ihre führte und ihre Worte damit erstickte. Schön? Welch eine überbewertete, unnütze Eigenschaft. Er konnte kaum atmen, so erregt und aufgewühlt war er im Moment, gleichzeitig fragte er sich, was er da gerade tat. Es dauerte eine schiere Unendlichkeit sich seiner Hose zu entledigen und doch waren es nur Sekunden in denen sein Puls zunehmend kräftiger schlug.
 

Zu plötzlich nahm er sie, seine Gedanken wie ausgeschaltet. Er handelte nur noch aus Instinkt, etwas das er schon immer gut beherrscht hatte. Sie wich erschrocken ein Stück vor ihm zurück.
 

Hatte er ihr weh getan? War er wie so viele Male zuvor zu selbstsüchtig? Aber sie hielt es aus, hatte ihn schon so viele Male ausgehalten. So waren sie in ihren Rollen. Sasuke, der keine Rücksicht nahm und Sakura die ihn aushielt. Es war in diesem Moment, als das Zelt ein klein bisschen von dem weit entfernen Feuerwerk in der Stadt erleuchtet wurde und sie sein Gesicht sah.
 

Sie beobachtete ihn ganz genau, denn er hatte sich bisher nicht gerührt, so viel Mitgefühl hatte selbst er, sie nicht zu verletzten. Ihr Atem ging viel zu schnell und sie zitterte am ganzen Körper als sie ihm Zustimmung erteilte und hauchte „Mach weiter.“ Plötzlich schien die Situation noch intimer zu werden. Sakuras Herz schlug so schnell, dass sie glaubte es würde jeden Moment aus ihrer Brust springen als er anfing sich zu bewegen. Der Ausdruck auf Sasukes Gesicht dabei gefiel ihr. Als könne er nicht fassen was er verpasst hatte. Es ließ keinen Zweifel daran, dass ihm gefiel wie es sich anfühlte. Beinahe erleichtert legte er die Stirn auf dem Kissen neben ihrem Kopf ab während er sich bewegte.
 

Auch auf Sakura prasselten die Gefühle nur so herab, sie fühlte es von ihrem Bauch bis in die Füße, wie ein markerschütterndes Erdbeben das alles veränderte, alles mit sich riss.
 

Der Moment war unperfekt perfekt. Alles was Sakura über Liebe wusste kam von ihm, einem Shinobi der nie von Liebe gesprochen hatte. Ihre Beziehung zueinander einfach zu nennen war eine Lüge, doch er war das ewige Stolpern wert. Sie wusste, dass er so nahe er dem Gefühl von Zuneigung kommen konnte ihr gegenüber empfand. Sonst würde er das nicht tun. Sie wusste es so sicher wie sie wusste, dass sie in diesem Moment atmeten und Blut durch ihre Venen floss. Von ihm gab es keine Flut von Liebesbeweisen. Aber das Wenige das er ihr von sich zeigte, war so viel intensiver. Es war ehrlich. Ohne irgendwelche Verschönerungen. Direkt. Alle Worte die sie sich immer erträumt hatte von ihm zu hören waren plötzlich überflüssig. Er musste es nicht aussprechen, was zählte war was er tat. Es bedeutete alles, dass er ihr in diesem Moment nahe war und es war ihr genug. Ihr Herz war voll mit seinen Lauten, seinem Geruch und Geschmack.

Sünden

Sie erwachte am nächsten Morgen als Sasuke damit beschäftigt war sich seine Sachen überzuziehen, was nicht gerade leise geschah. Außerdem entzog sie sich so seiner Wärme und es hatte einige Grad unter null. Der Schneewind hatte die ganze Nacht über ihnen hinweggefegt und trotzdem hatten sie tief und fest geschlafen. Nun ja, so tief wie Shinobis auf der Flucht eben schlafen konnten.
 

„Sasuke.“, murmelte sie schlaftrunken und ihre Hand versuchte nach ihm zu greifen.
 

„Triff mich draußen.“, durch den Mangel an Nutzung war seine Stimme dunkel, er verließ das Zelt, begab sich an die nicht weit entfernte Klippe, die eine tolle Aussicht auf die Hauptstadt bot. Einige Raben kreisten über den höchsten Dachspitzen und Sasuke beschattete diese dabei und begab sich an den Rand der Steinklippe. Irgendwann fuhr er sich durch die Haare, die derzeitige Situation als schwierig zu bezeichnen war untertrieben, die Wahrheit war, dass er schlichtweg keine Erfahrung mit vergleichbaren Dingen hatte. Er hatte keine Mutter und keinen Vater die ihn unterstützt hatten, niemand der ihm diesbezüglich Hilfe bot. Wie schon so oft war er auf sich gestellt. Was er schon von klein auf gelernt hatte war, dass innerhalb seines Clans derartige Dinge verheirateten Menschen zustanden. Doch das waren er und Sakura nicht. Er stellte sich die tadelnden Worte seines Vaters vor, könne er ihn jetzt sehen. Vielleicht hätte er Sasuke gesagt, dass er sie zu einer unehrbaren Frau gemacht hatte, zudem den Uchiha Clan entehrte. Manchmal verblasste das Abbild seines Vaters vor Sasukes geistigem Auge, doch die Werte die er verkörpert hatte lebten teilweise in ihm weiter.
 

Was war nur mit ihm los. Sasuke seufzte, er hatte sonst derartigen Verlangen nicht nachgegeben und doch hatte er diese Türe geöffnet, war durch sie hindurchgetreten und nun war es nicht möglich sie wieder zu schließen. Das konnten sie nicht ignorieren, nicht so tun als sei nichts zwischen ihnen vorgefallen. Nur das ihm diese Gedanken erst heute kamen, nicht aber gestern Nacht, gestern Nacht war es einfach gewesen sie auszuziehen. Zumal er Sakuras Hoffnungen, definitiv befeuert hatte. Ihm erschien es einfach nicht angebracht. Andererseits, es war Sakura.
 

Wenn er ehrlich war, dann hatte es nur mit ihr passieren können. Nur sie war verrückt genug ihm bis hier, ans Ende der Welt, zu folgen. Wenn sie ihn nicht aushielt tat dies keiner.
 

Der Wunsch seinen Platz in der Welt zu finden, die Konsequenzen seiner Handlungen zu begreifen. Sasuke hatte keine Orientierung wo sein Leben ihn hinführte, das einzige was er bisher kannte war seinen Fokus auf sein Ziel zu richten, nicht sich seinen eigenen Emotionen zu ergeben. Seine Disziplin hatte ihm stetig von derartigen Entscheidungen abgehalten. Plötzlich war Rache nicht alles was ihn antrieb, dieses Mal hatte er diese außen vorgelassen. Ihm hatte etwas, das ihm seinem Ziel nicht näherbrachte gefallen, er hatte es getan, weil er es wollte. Vielleicht richtete er damit noch mehr Schaden an, beging wieder Sünden, vielleicht würde er sie zerstören aber dennoch, die letzte Nacht war überraschend positiv gewesen. Und ja, er hatte sich damit in ihm unbekanntes Terrain begeben.
 

Unterdessen war Sakura noch immer nackt, die Röte stand ihr ins Gesicht. Ein Flashback der letzten Nacht beschäftigte sie. Sein Körper auf ihrem, seine Zuneigung die schlagartig so hitzig und hastig aufgekommen war, wie aus dem nichts. Ihr Geständnis an ihn, die Dankbarkeit in seiner Stimme waren ein krasser Kontrast zu dem Eisklotz der sie am heutigen Morgen geweckt hatte. Doch was hatte sie erwartet, dass schlagartig alles was unausgesprochen zwischen ihnen lag gelöst war? Es war kompliziert mit ihm und das würde es vermutlich immer sein. Doch da war wieder diese naive, kindliche Hoffnung die ans Licht kam, aus ihr herausbrach wie Sonnenstrahlen durch die dichtesten Gewitterwolken. Die Hoffnung, dass nun doch noch alles zwischen ihnen gut werden würde und sie zusammen enden würden. Es war kompliziert, ja. Aber die letzte Nacht hatte ihr einfach bewiesen, dass ihre Geduld richtig war, dass Sasuke sie gebraucht hatte und jetzt einen Schritt auf sie zugegangen war. Sie hatte schließlich nicht mit irgendjemandem geschlafen, sondern mit dem Mann, der seit ihrer Kindheit ein alles für sie war. Ihr Herz ging über voller glücklicher Emotionen.
 

Als Sakura endlich fertig war mit packen, sie ließ sich dabei reichlich Zeit um ihre Gedanken zu ordnen, was ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen war, fasste sie ihren ganzen Mut zusammen und atmete vier Mal tief durch bevor sie zu ihm nach draußen trat. Das was letzte Nacht zwischen ihnen passiert war, war so viel leichter gewesen als die nächsten Schritte im Schnee die sie auf ihn zumachte. Das grelle Sonnenlicht blendete sie, sie traf Sasuke an der Klippe, wie er auf die Stadt blickte und sich langsam zu ihr umdrehte, sie wollte seinen schwarzen Augen ausweichen, die langsam die ihren fanden doch scheiterte daran.
 

„Hast du für heute irgendetwas geplant?“, fragte sie um der unangenehmen Stille zu entkommen.
 

„Nur nachts.“, meinte Sasuke, bevor ihm bewusstwurde, dass Sakura seine Worte womöglich falsch auffassen könnte. Sie wurde auch augenblicklich noch roter. „Werden wir Sae einen Besuch abstatten.“, fügt er schnell hinzu und es klang so furchtbar emotionslos. Weil er mit ihr schlief bedeutete das nicht, dass sich alles fügte, auch wenn dies schmerzhaft einzusehen war. Der Tag konnte heiter werden, irgendwie wusste Sakura, es würde sich als Problem herausstellen über das, was passiert war, zu sprechen. „Wir sollten etwas essen“, meinte er dann und sie nickte nur verlegen.
 


 

Unweit der alten Steinhallte, in der sie trainiert hatten, an einem nahegelegenen Laden kehrten die Beiden ein um eine Reisspeise mitzunehmen.
 

„Ich kenne dich! Du bist Sasuke Uchiha, Ninja aus dem Feuerreich!" wendete sich nun der Verkäufer des Standes überraschenderweise an Sasuke während er diesem das Packet mit Essen überreichte. „Lass mich sagen, dass du das Land verlassen solltest, was auch immer du hier willst.", die Abneigung in seiner Stimme war klar zu vernehmen.
 

„Wieso sagen Sie das?", fragte Sakura scharf. Sasuke wartete nur abschätzend ab, wenn die Menschen die sich hier tummelten sie ebenfalls identifizierten durchkreuzte das ihre Tarnung.
 

„Der letzte Weltkrieg brach wegen euch Shonibis aus! Seitdem geht es uns so schlecht das meine Tochter beinahe verhungerte. Madara Uchiha, Sasuke Uchiha. Dieser Nachname ist weltbekannt!" Sie knirschte mit den Zähnen da er ein so feindliches Bild gegenüber Shinobis, Uchihas vertrat, immerhin hatte Sasuke in diesem Krieg sein letztes gegeben und er war nicht der Grund gewesen warum er ausgebrochen war. Vielleicht hatte er dabei eine tragende Rolle gespielt aber so harte Worte hatte er dennoch nicht verdient.
 

„Sasuke Uchiha ist der Grund weshalb ihr noch lebt. Wir wollen euch helfen." Verteidigte Sakura ihn, und sah zu ihm hinüber, immer noch reagierte er nicht. Er sah so emotionslos aus wie eh und je. Sie hatte sich so in ihn verliebt, dass sie bedingungslos für ihn kämpfe, keine Gegenleistung erwartete. Sie wollte nicht, dass jemand abfällig über ihn sprach, hatte dies noch nie zugelassen.
 

„Ich habe anderes gehört. Das Uchiha eine angeborene Zerstörungswut haben und er ein Verräter ist.“, das Wort Verräter spuckte er Sasuke förmlich ins Gesicht.
 

Sasukes Augenbrauen zogen sich zusammen als sein Chidori mit bedrohlichem Zwitschern zum Leben erwachte und dabei ein lautes Zischen erzeugt wurde, seine Sharingan blickten dem Mann entgegen wie eine Drohung, sollte er noch ein Wort von sich geben. „Du redest zu viel!" zischte Sasuke und beendete somit das Gespräch, denn der Mann fürchtete sich sichtbar. Sasuke würde ihn für seine Worte schlagen, hier und jetzt würde er auf ihn losgehen. Er ballte seine Hand zu einer Faust.
 

Sakura griff diese jedoch um das Handgelenk und hielt ihn leicht zurück. „Er liegt falsch.“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen. „Komm Sasuke, lass uns gehen.“
 

Sasuke atmete hörbar aus, ließ zu das Sakura ihn wegzog und durch die Menschenmasse führte, hunderte Augen auf den Beiden. Es war besser, wenn sie liefen. Der Schleier der Wut der sich aufgebaut hatte verschwand mit jedem Schritt zunehmend, ihr folgte die übliche Leere die er mittlerweile einfach nur noch schlimm fand, doch er entkam ihr nie.
 

Sakura hielt noch immer seine Hand während sie ihn zwischen den Leuten hindurchführte bis ihre Spur verblasste. Es war gut möglich, dass Zeo nun wusste, dass sie sich in der Hauptstadt befanden, ihre Schritte verlangsamten sich allmählich. Sakura hatte Angst vor diesem Mann, denn sie fühlte sich gegen seine Waffen machtlos, es war etwas das sie nicht kannte. Wenn sie an den traumatisierenden Moment dachte als er Sasuke niedergeschossen hatte, dann war ihr erster Gedanke allerdings, dass sie ihn trotzdem aufhalten wollte. Sakura wollte es sogar unbedingt, denn seit sie Krieg erlebt hatte wünschte sie sich nichts sehnlicher als Frieden. Dieser Wunsch war so stark, dass sie ihn kaum in Worte fassen konnte.
 


 

Nachdem sie wieder in der alten Steinhallte trainiert hatten und dies hart über mehrere Stunden verlief die Nahrungsaufnahme stillschweigend. Sie hatten sich einen Platz auf dem Boden gesucht und Sasuke saß ein Stück entfernt, sie erhaschte einen hübschen Ausblick auf seinen Rücken. Der Mann den sie liebte, hatte sie nicht weniger Hart behandelt beim Training, im Gegenteil. Er hatte sich nicht zurückgehalten und Sakura hatte das Gefühl, er habe all seine Energie und Wut in dieses Training gesteckt, sie hatte keine Chance gegen ihn gehabt. Allerdings hätte sie es auch nicht anders gewollt. Langsam waren seine Wunden verheilt, allmählich kam er wieder zur vollen Stärke und zeigte Sakura einmal mehr, was für ein Gegner er sein konnte.
 

Er tat ihr leid, die Worte des Mannes auf dem Markt waren grausam gewesen und sie vermutete, dass sie ihn auch jetzt noch plagten. Vielleicht konnte sie ihn auf andere Gedanken bringen. Sakura sah immer wieder unauffällig zu ihm hinüber während sie die wenigen Reisstücke abwesend in ihren Mund schob. Sie konnte das Essen dieses Mannes nicht mit gutem Gewissen verspeisen und beschloss schließlich es sein zu lassen, Sasuke hatte das Essen nicht angerührt.
 

„Schmerzen deine Wunden noch?“, warf sie scheinbar beiläufig in den Raum.
 

Er schüttelte nur den Kopf. Noch immer hatten sie kein Wort über letzte Nacht verloren und Sakura war mit der Situation schlichtweg überfordert. Zwischen ihnen bestand ohne Zweifel ein Kommunikationsproblem. Sakura sprach zu viel und Sasuke, nun ja, wenn er sprach, so waren seine Worte entweder abweisend oder nichtssagend ihr gegenüber.
 

„Darf ich sehen?“ Sie legte das Essen beiseite und lehnte sich langsam zu ihm hinüber um die Verbände an seiner Schulter abzunehmen, er ließ sie stumm gewähren und schenkte ihr einen schnellen Blick aus den Augenwinkeln. Sakura schaffte es einfach nicht die Situation anzusprechen und er sprach sowieso nur das nötigste. Sie suchte seinen Blickkontakt, fand ihn nicht, Sasuke hatte den Kopf etwas gesenkt. Sie fragte sich ob er traurig war.
 

„Der Mann hätte nicht so mit dir sprechen dürfen.“
 

„Er nannte mich einen Verräter.“, entgegnete Sasuke nachdenklich „Alles was ich weiß ist, dass ich getan habe was ich tun musste.“
 

Sie wusste nicht was sie dem entgegensetzen sollte, stammelte dann jedoch „Dein Einsatz im Krieg überwiegt dem aber, alles andere ist Vergangenheit." Fürsorglich legte sie ihre heilenden Hände auf seine nun entblößte Wunde, vermutete jedoch, dass dies die letzte Behandlung sein dürfte. Das Eintrittsloch sah wirklich gut aus, außer einer hässlichen Narbe die bleiben konnte schien sie gut abzuheilen. All diese Wunden und Narben, dachte sie als sie seinen Oberkörper musterte. All die Kämpfe als er mich gebraucht hätte und ich nicht da gewesen bin. Ich konnte ihm nie eine Hilfe sein.
 

„Du hast das gut gemacht.“, dachte Sasuke laut und sie blickte schlagartig auf, fand dieses Mal seine schwarzen Augen. In ihr war kein Clan Blut, alles was sie erreicht hatte kam nur von ihr durch harte Arbeit und er kam nicht umhin sie dafür zu respektieren.
 

„Vielen Dank.“, meinte sie höflich und senkte schüchtern ihren Blick wieder als sie realisierte, was er meinte. Es bedeutete ihr sehr viel, dass er ihre Fähigkeiten anerkannte. Überhaupt deshalb, weil es kaum vorkam, doch was er sagte, das meinte Sasuke ehrlich. Und irgendwie bedeutete es auch, dass sie ihm doch eine Hilfe gewesen war.
 

„Es könnte allerdings eine Narbe bleiben.“
 

„Eine Narbe bedeutet, dass ich überlebt habe.“, meinte er schlicht.
 

„Vielleicht sammelst du sie auch nur, weil du einen Beweis willst, dass du für deine Sünden bezahlst.“, gab sie zurück und ihre grünen Hände erloschen. Sie suchte seinen Augenkontakt wieder, ihre Worte waren gewagt, das war ihr bewusst. Doch alleine wie er sich auf dem Markt verhalten hatte, hatte ihr bewusst gemacht, dass er unter seinen Entscheidungen litt und mit der Vergangenheit nicht abgeschlossen hatte.
 

„Wie?“, war die Frage, die er sich seit dem Ende des Krieges stellte. Bisher war es einfacher gewesen sie im Raum stehen zu lassen, weil es keine befriedigende Antwort zu geben schien. Und doch fragte er sie, Sakura, wie er für das, was zwischen ihnen vorgefallen war Genugtuung leisten konnte.
 

Ihre Pupillen weideten sich bevor sie ein sanftes „Lass mich an dich heran.“, herausbrachte.
 

Er antwortete ihr nicht, doch ging ihm durch den Kopf wie viel sie da von ihm verlangte. Er hatte ihr doch seine Zuneigung gezeigt, was ihm große Überwindung gekostet hatte. Außerdem hatte er den ganzen Tag mit ihr verbracht. Warum war ihr nie etwas genug was er tat, schien nie zu reichen? Warum musste sie immer mehr von ihm fordern? Sie verlangte ihm zu viel ab. Sakura war wohl erst zufrieden, wenn er sie heiratete.
 

Doch er war noch nicht bereit sich mit seiner Gefühlswelt auseinanderzusetzen. Er blickte sie aus schwarzen Augen an, suchte abermals bewusst den Augenkontakt und ihre Grünen entgegneten ihm diesen voller Erwartung, es war nicht unangenehm sie so anzusehen. Doch dann wandte er sich ab, stand auf und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen.
 

„Es ist Zeit.“, forderte er. Die Dunkelheit würde sie schützen, wenn sie gleich ihrem Bekannten Sae einen Besuch abstatten würden.
 


 

„Können wir ihm trauen?“, fragte Sakura als sie das Haus am Hafen ausmachte. Es wirkte sehr ärmlich, war aus demselben grauen Stein und etwas Holz gefertigt, wie vieles in diesem Land. Der Mond bestrahlte das kleine Häuschen spärlich.
 

„Ich weiß es nicht.“, gab Sasuke ehrlich zurück ehe er an die Haustüre klopfte. Es war stockdunkel und Sakura blickte sich ein weiteres Mal um, niemand schien sie verfolgt zu haben.
 

„Kommt herein, kommt herein, ehe euch jemand sieht.“, war es Sae der den Beiden noch so spät abends die Tür öffnete.
 

„Ich habe für euch meine Kontakte unter den Händlern spielen lassen, war nicht einfach die zu bekommen.“, gab er zurück während er einige fein säuberlich in Stoff eingewickelte Waffen enthüllte.
 

Sasuke sah sie sich genauer an während Sakura das Haus musterte, immer darauf bedacht ob sie nicht in eine Falle getabt waren aber hier schien niemand zu sein, außer die Ehefrau des Fischverkäufers, eine relativ große, schwarzhaarige Schönheit in einem schwarzen Kimono. Ihre Haare waren extrem wild und lang. Sie wirkten, egal was sie auch mit ihnen anstellen würde, als ob sie nie an Ort und Stelle bleiben wollten.
 

„Ihr müsst müde und hungrig sein.“, meinte diese und klang dabei so freundlich als ob sie nie etwas anderes in ihrem Leben getan hätte als Reisende zu umsorgen. Hungrig waren sie, nachdem das Essen so unbefriedigend ausgefallen war.
 

„Ja das sind wir in der Tat.“, gab Sakura zurück „Bitte versteh mich nicht falsch, doch ich muss diese Frage einfach stellen: Wieso können wir euch vertrauen?“
 

„Zeo ist wahnsinnig. Deshalb.“, war es Sae der sich nun einmischte. „Er ist dafür verantwortlich, dass unser geliebter Sohn…“
 

Seine Frau half ihm weiter, denn Sae war die Stimme gebrochen „Wenn ihr wollt können wir euch beim Abendessen mehr darüber berichten, ihr könnt auch über Nacht bleiben.“
 

Saes Ehefrau führte alle zu dem Tisch, der bereits mit Geschirr gedeckt war, sie präsentierte den Fisch als sie den Deckel des Topfes, der sich in der Mitte befand anhob. Wie alles in diesem Haus wirkte auch das Geschirr eher ärmlich, passte nicht zusammen, doch das selbstgemachte Essen sah lecker aus. Nachdem alle Platz genommen hatten begann Sae zu erzählen, was ihm offenbar lange Zeit auf dem Herzen lag.
 

„Seit dem Krieg, seit die gesamte Königsfamilie getötet wurde, ist in unserem Land nicht mehr an Frieden zu denken.“ begann Sae. „Alles fing damit an, dass ich mit der Fischerei nicht mehr genug verdient habe. Ich konnte meine Familie nicht mehr ernähren. Da lernte ich Zeo kennen und habe angefangen Waffen für ihn vom Hafen der Hauptstadt bis zur Stadt des Lichtes zu transportieren. So habe ich unser Haus finanziert. Bis ich gesehen habe wie er Shinobis bei ermordete .. doch er tötete sie nicht nur...“
 

„Was meinen sie damit?“, unterbrach ihn Sakura. Sasuke lauschte nur aufmerksam Saes Schilderungen.
 

„Sobald sie Tod sind sammelt er ihr Chakra.“, Sae unterbrach, offenbar kostete es ihm viel Kraft weiter zu sprechen. „Unser Sohn war ein guter Junge, doch leider hatte er einen Fehler, denn er war in der Lage Chakra zu bilden. Das letzte Mal habe ich ihn in der Stadt des Lichtes gesehen als wir zusammen eine Lieferung dort abluden, ich glaube, dass er dort auch gestorben ist.“, er senkte seinen Kopf „Das war der Moment als ich beschlossen habe mich als Politiker zu engagieren.“
 

„Wo ist diese Fabrik?“, unterbrach ihn Sasuke.
 

„Ich bin mir sicher, dass er auch hier in der Hauptstadt irgendwo Waffen produziert, doch ich weiß nur von der Stadt des Lichtes mit Sicherheit, diese wurde allerdings in die Luft gejagt.“
 

„Das ist sein übliches Vorgehen.“, meinte Sasuke an Sae gewandt, er präsentierte seine Schlussfolgerung die wie immer klug und durchdacht „Ich denke er lockt Shinobis zu seinen Standorten, jagt diese in die Luft und es gibt keine Überlebenden. Nach dem Krieg ist das Land des Schnees Shinobi aus Kirigakure zugeteilt worden. Sie sollten für Ordnung sorgen, jedoch entglitt ihnen das Land, sie konnten es nicht kontrollieren.“
 

Eine Weile war es still am Tisch und irgendwie war Sakura der Hunger vergangen. Die Wahl war schon übermorgen. Was würde dieser Tag bringen? Würden sie das tun können an dem so viele Shinobis vor ihnen gescheitert waren? Sasuke war weit entfernt von seiner ehemaligen Stärke.
 

„Was weißt du sonst über ihn?"
 

„Er teilt mein Schicksal, denn auch sein Sohn starb. Es passierte hier in der Hauptstadt. Ich weiß nur, dass Shinobis gegeneinander kämpften und er dabei umkam."
 

„Stimmt es was man sich erzählt, dass ihr der letzte Uchiha seid?“, erhob die Ehefrau von Sae unerwartet die Stimme. Es war das erste Mal, dass sie sich in das Gespräch während des Abendessens einmischte. „Es ist schon lange her, beinahe dreißig Jahre als ich in dieses Land kam.“, Sasuke musterte die Frau mit den schwarzen Haaren und den ebenso schwarzen Augen. „Doch ursprünglich komme ich aus dem Land des Feuers. Mein Name lautete einmal Sayuka Uchiha.“
 

„Ist es möglich?“, Sakura wusste was im Moment auch Sasuke durch den Kopf schoss. War es möglich, dass der, dessen Augen Sasuke trug und Saes Sohn ein und dieselbe Person waren?
 

„Ich würde dir gerne etwas zeigen, was ich noch aus dieser Zeit habe.“, meinte Saes Ehefrau weiter an Sasuke gewandt und erhob sich von ihrem Sitzplatz, gab ihm zu verstehen er solle mit ihr den Raum verlassen.
 

„Ich würde mich gerne zu Bett begeben.“, entgegnete Sakura daraufhin. Sie hoffte die Beiden würden ihr ihre Unhöflichkeit verzeihen, sie schienen sehr nette Menschen zu sein. Sie blickte abschätzend zu Sasuke hinüber um ihn mit einem Blick zu entlocken, ob er derselben Meinung war, dass sie jetzt gehen sollte. Sie wollte ihm die Wahl lassen, irgendwie wirkte es als ob er dankbar dafür war.
 

„Komm, du musst müde sein. Hier oben auf dem Dachboden befindet sich ein Schlafzimmer.“, erhob sich Sae um sie durch die schmalen Gänge bis hin zu einer Holztüre zu geleiten die offenbar auf den Dachboden führte. „Sehen wir zu, dass wir ein bisschen Feuer machen.“
 


 

„Das ist alles, was ich noch von jener Zeit besitze, es bedeutet mir sehr viel.", sagte Sayuka Uchiha und holte etwas in Tücher gehülltes aus einer Truhe in ihrem Schlafzimmer.
 

Sasuke begutachtete es, ein Kimono mit einem Fächer, dem Symbol der Uchiha, solche hatte er früher oft gesehen. Kleidung dieser Art war im Uchiha Viertel genäht worden, unmittelbar dort wo er einst gelebt hatte.
 

„Beantworte mir eine Frage: Wie haben sich die Uchiha gemacht?", Sayuka blickte ihn an, wie er das Symbol das auf dem Kimono eingenäht war nicht aus den Augen lassen konnte.
 

„Nicht so wie du denkst.", er schluckte die Bitterkeit hinunter. Nach der Vergangenheit und den Geschichten des Hasses und Mordes, die sich innerhalb der Uchiha immer zu wiederholten schienen, hatte er keine Ahnung wo sein Platz in der Welt war. Vielleicht war es sein Schicksal der einzige Überlebende zu sein, dachte er dann. Möglichkeiten zu sterben hatte er genug gehabt. Sayuka und Saes Sohn, den er nie kennen gelernt hatte, er besaß jetzt seine Augen. Doch das wollte er ihr nicht gestehen.
 

„Dies ist das Schicksal vieler Kämpfer. Obwohl ich seit langer Zeit nicht mehr dort lebe bin ich in Trauer über die Nachrichten, die mich von dort erreicht haben.“
 

Sasuke sagte nichts, die bitteren, bitteren Erinnerungen seiner Vergangenheit brachen zu plötzlich an die Oberfläche. Er schnappte schlagartig nach Luft. Wie immer brannte die Trauer wie Feuer in seinen Lungen, wenn ihn die Bilder jener Nacht ins Gedächtnis kamen. Er war ein Kind gewesen verdammt. Manchmal kam er sich vor, als wäre er einfach kein ganzer Mensch mehr. Der Teil von ihm der Liebe und Freude beherbergt hatte war in jener Nacht in dem Haus in dem er aufgewachsen war gestorben. Wie konnte er Sakura je das geben was sie sich von ihm wünschte?
 

„Doch du bist nicht alleine, du hast deine Ehefrau.“ Sasuke sah sie an, lies sich seine Überraschung jedoch wenig anmerken. Es war legitim, dass Sayuka angenommen hatte Sakura würde zu ihm gehören, immerhin waren sie mittlerweile in einem gewissen Alter und zu zweit gekommen. Sayuka hatte recht, er war nicht alleine. Die Frage war, ob er ihre Nähe zulassen wollte, wozu er einfach nicht bereit war. Und doch stellte er sich vor wie es sein konnte. Wie hatte sie es nur geschafft ihn in so kurzer Zeit so in seinen Grundfesten zu erschüttern? Eines schien klar, der unerklärbare Wille sie beschützen zu wollen hatte sich bereits in ihrer Kindheit gezeigt, er hatte Angst die Kontrolle zu verlieren und dass sie dabei starb. Dafür wollte er nicht die Verantwortung tragen.
 


 

Sakura lag unterdessen einsam im Bett, es war vielleicht eher mehr eine Pritsche und versuchte sich in einem Fell zu wärmen während das Feuer den Raum allmählich erträglich temperierte. Im Land des Schnees war es wirklich eiskalt, es sollte Sakuras Meinung nach in Land des Frierens umbenannt werden. Dieses eine Mal wollte sie sich entspannen und Sasuke aus ihren Gedanken verbannen, doch immer wieder mischten sich diese mit Szenen der letzten Nacht. Er auf ihr, sein Gewicht das sie niedergedrückt hatte, sein Kuss der sie elektrisierte, seine Bewegungen auf ihr, ihre Finger an seinem Nacken, sein Geschmack, wie er stöhnte. Sie musste unweigerlich an den Ausdruck auf seinem Gesicht denken. Sie liebte ihn, verdammt noch einmal. Es war für sie bedingungslose Liebe. Schon wieder, noch immer. Sie hatte sich noch nie so begehrt gefühlt wie letzte Nacht, nie glücklicher. Es spielte keine Rolle das es so spontan gewesen war, die Umstände waren ihr vollkommen egal. Auch das es so rücksichtslos leidenschaftlich gewesen war. Er hatte sie die ganze Nacht über gehalten verdammt, er hatte sie in seinen Armen gehalten, das erste Mal so nahe an sich heran gelassen. Für Beide, doch vor allem für ihn, war dies ein enormer Schritt. Es war so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen und Sakura befürchtete, dass ihnen die Zeit davonlief. Was würde passieren, wenn Sasuke durch diese Türe kommen würde? Würde er sie küssen? Was ging in ihm vor, wie dachte er darüber? Sie wusste es nicht, wie immer war er ein unbeschriebenes Blatt für sie.

Der Einzelgänger

Das die alte Standuhr bereits den nächsten Tag anzeigte bedeutete, dass die Wahl morgen stattfinden würde. Der Tag der über Leben und Tod entschied rückte unaufhörlich näher und obwohl ihn die Tatsache keine Sieges Strategie zu haben ratlos machte, war dies nicht der Mittelpunkt seiner momentanen Gedanken. Sayuka war ihm fremd und er hatte noch nicht entschieden wie er es bewerten sollte, dass sie einst eine Uchiha gewesen war. Sein Clan und dessen Ehre bedeutete Sasuke noch immer viel.
 

„Ist sie deine Ehefrau?“, halten ihre Worte in seinen Gedanken wieder. Sayuka hatte von ihr gesprochen. Sakura. Fest biss er die Zähne aufeinander, er konnte Sakura, die immer eine solche Freude an den kleinen Dingen hatte, nicht sterben sehen, weil er zu schwach war und es nicht schaffte sie zu beschützen. Er wollte nicht auch dafür noch die Schuld tragen. Irgendetwas würde sich ergeben, irgendein Ausweg. Vielleicht, dass sie nach Konoha zurückkehrte, wobei Sasuke bezweifelte, dass sie dies aus freien Stücken tun würde.
 

Sasuke hielt kurz inne und senkte seinen Kopf bevor er sich in das Zimmer begab von dem er annahm, dass Sakura mittlerweile darin schlief. Sakura zuckte als sie ein leises knarren der Holztüre vernahm, hatte es vor lauter Gedanken und Kälte nicht geschafft in erholsamen Schlaf überzugleiten und setzte sich nun im Bett auf. Er war endlich da. Kurz fragte sie sich ob er ihr berichten würde was soeben zwischen ihm und Sayuka vorgefallen war, verwarf den Gedanken allerdings sofort. Beinahe apathisch blickte er sie an, als ob er noch weniger als sonst zu Scherzen aufgelegt war und seine dunklen Augen sprachen Bände.
 

„Zieh dich aus.“, sagte er in einem Ton, der keine Widerworte zuließ. Das Feuer des Kamins tauchte sein Gesicht in warmes Licht und unterstrich die Kanten seines Kinns, warf Schatten darauf. Er machte den Eindruck als würde er es todernst meinen.
 

„Hier?“ Sakura weidete die Augen, was war nur in ihn gefahren? Ihr Gesicht wurde ganz heiß, dieses unangenehme Gefühl das langsam kam, die Tatsache das sie sich wie ein unreifes Mädchen fühlte, all das konnte nur er bei ihr verursachen. Sie war nicht seine Mätresse, doch so sprach er gerade mit ihr. Kurz wagte es keiner von Beiden das Wort zu erheben, nur das leise Knistern des Kamins vermied, dass es tatsächlich ruhig war.
 

Sasuke wollte es selber sehen, was jetzt passierte. Wenn sie noch all ihre Sinne beisammenhatte, wäre dies der Zeitpunkt an dem sie ihre Sachen packte und so schnell wie möglich vor ihm nach Konoha fliehen sollte. So wie all die Male, als Sasuke die Zeit als Junge auf dem Dach seiner ehemaligen Wohnung in Konoha verstreichen lassen hatte, immer wieder die Bilder seiner toten Eltern Revue passierend, konnte er sich nie mehr fühlen. Die Vergangenheit hatte ihm ein verfluchtes Trauma beschert, würde ihn nie wieder normal sein lassen, hatte Vorbehalte geschürt in allem was Sasuke tat und dachte. Diese verfluchte Vorahnung, dieses Gefühl vor dem was bevorstand, ließ ihn im Moment weder schlafen noch klar denken. Sie musste das Land verlassen, es ging nicht anders. Dies war seine Mission und er arbeitete alleine.
 

Doch sie tat es nicht. Den Teufel würde sie tun ihn zu verlassen, nicht wenn sie so kurz davor war, das zu bekommen, was er ihr schon immer verwehrt hatte. Sakura tat, was er ihr befohlen hatte, kam auf ihn zu und machte sich dabei langsam an ihren Kleidungsstücken zu schaffen. Sie sah ihn dabei durch ihre Wimpern hindurch an, versuchte seinem intensiven Blick stand zuhalten. Sie war so schrecklich unerfahren und doch wollte sie unter allen Umständen mit ihm diese Erfahrungen machen. Gleichzeitig war da diese entsetzliche Angst vor seiner Zurückweisung.
 

„Schon so lange Zeit..“, flüsterte sie und er konnte sie kaum verstehen, so leise war ihre Stimme. Ihr Herzschlag, so schnell und doch so regelmäßig in ihren Ohren. „..will ich dich..“. Seine Augen folgten ihren Fingern unaufhaltsam, wie sie den letzten Knopf ihres Gewandes öffnete und es sich von den Schultern strich, ihre Kleidung fiel einfach so zu Boden. Er blickte Sakura an. Es war das erste Mal, dass er sie so richtig nackt vor sich sah, dass er überhaupt eine Frau so sah. Sasuke schluckte. Daraufhin schritt Sakura rückwärts ins Bett und legte sich auf den Rücken, vollkommen nackt. Er hätte wirklich gedacht, dass die Situation anders ausgehen würde, doch sie würde ihn nicht verlassen und es war gleichzeitig nicht fair von ihm sie in Gefahr zu bringen. Das nannte man wohl eine verfahrene Situation. Diese unbewusste Vorahnung, dass es am Tag der Wahl eskalieren würde, man konnte es Instinkt nennen, doch er spürte einfach, dass es nicht gut ausgehen konnte. Und sie würde er mit sich in den Abgrund reißen.
 

Sie war dumm. Das war jetzt der Zeitpunkt an dem er ihr ihre Kleider reichen sollte und ihr sagen sollte, sie solle nach Konoha gehen. Vielleicht würde der Schmerz ausreichen, damit sie sich endlich von ihm lösen konnte.
 

Doch das tat er nicht. So gut war er nicht. Als er anfing sich sein Oberteil aufzuknöpfen und sie dabei voller Begierde ansah, in all ihrer Nacktheit auf ihn wartend, hielt er sich vor Augen wie selbstsüchtig er war. Achtlos ließ er seine schwarze Kleidung auf den Boden fallen. Nun war es an ihr ihn zu betrachten, ihre Augen wanderten von seinem Kopf aus seinen Körper hinunter bis zu einer Stelle die reichte, dass sie ihren Blick schüchtern abwandte. Sasuke folgte ihr ins Bett und fixierte ihre Hände rau über ihrem Kopf auf dem Kissen. Schwarze Augen fanden grüne und er schien auf etwas zu warten.
 

Eine Ewigkeit schien zu vergehen bevor sie ein „Ist okay..“ hervorbrachte und sofort den Blick von ihm abwenden musste, sie konnte ihn nicht ansehen, nicht wenn sie so unter ihm lag, nicht wenn er sie so nervös machte mit dem was er tat und sagte, nicht wenn sie nicht sicher war, ob es mehr von ihm war als sie auszunutzen. Es waren seine Lippen die quälend langsam folgten, sie endlich erlösten und in einen Kuss verwickelten der sie vergessen ließ wer sie war und dass sie gerade daran gedachte hatte ob sie für den Mann mit dem sie gleich schlief etwas war.
 

Da war seine Hand, die nichtsahnend ihre Brust fand. Sakuras Erregung und die sexuelle Angespanntheit des Moments waren plötzlich unerträglich und ihre Beine machten ihm unmissverständlich Platz. Wenn er sie so küsste und berührte schien alles unkompliziert zu sein. Da war von einem Wimpernschlag zum nächsten keine Schüchternheit mehr, keine Angst zurückgewiesen zu werden, kein Zweifel nur ihr Verlangen und ein Ächzten als Sasuke ihre Körper einfach vereinte. Es war einfach sich ihm hinzugeben, viel zu einfach sich fallen zu lassen, fühlte sich richtig an, als hätte es nie anders sein sollen als das er es war. Sakura legte den Kopf in den Nacken, stöhnte ihm ein leises Sasuke entgegen. Ihre Finger verkrampften sich an seiner Schulter und in seinen schwarzen Haaren und seine Hände stützten sich unmittelbar neben ihrem Kopf. Der Kuss der dem folgte war hart und sein Atmen kam nur noch abgehackt im Takt mit ihren gemeinsamen Bewegungen bis sie sich gegenseitig über den Abgrund rissen.
 


 

Kurze Zeit später fand sie sich in seinen Armen. Beide schienen den Moment kurz auskosten zu wollen und schon bald spürte Sakura die elende Müdigkeit die sie schon seit Tagen fest beherrschte und die sie abermals heimzusuchen drohte. Obwohl sie sich so abgehetzt fühlte, versuchte sie krampfhaft ihre Augen offen zu halten, riss diese immer wieder auf.
 

„Du kannst schlafen.", bedeutete er und sie entspannte sich dadurch etwas. Er sagte nichts weiter, war so einfach gestrickt wenn es um banales ging. Sie war müde, also musste sie schlafen. So einfach war es, bei ihr mussten es immer Gefühle sein, die mitspielten. War es ok schon zu schlafen, was würde er denken? Sie bezog ihn immer mit ein.
 

Er war ihr nahe, sie spürte seine Wärme überall, an ihrem Bauch, ihren Beinen, ihrem Gesicht, all den Stellen an denen sie seinen Körper berührte. Desto mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto mehr baute er seine Komfort Zone ab. Sein Innerstes schrie noch immer, dass es nicht gut war, wenn er ihr zu vertraut wurde doch dafür schien es irgendwie zu spät.
 

„Sasuke? Was hast du gemeint .. als du gesagt hast, wenn die Dinge anders gewesen wären hättest du mich schön finden können.", murmelte sie im Halbschlaf was sie noch immer beschäftigte. Seine rätselhaften Worte die ihr nie aus dem Kopf weichen wollten und die sie viel zu oft zerpflückte.
 

„Das war nie das Problem.“, gestand er ihr düster. Sakura grinste daraufhin und schlief dabei erschöpft ein. Kurz betrachtete er ihr Gesicht. Das Problem war, dass er es selbst nicht zulassen wollte ihr nahe zu sein.
 

Anstandslos erhob er sich und streifte sich seine Kleidung über bevor er aus dem Fenster stieg und mit einem Sprung federleicht auf dem Dachgiebel landete. Keine Sekunde zu spät machte er ihn in der Ferne aus, den letzten Grund Hoffnung zu bewahren. Sein Falke, dessen Krallen Nachricht von Kakashi mit sich brachten, landete auf seinem Unterarm. Geschickt öffnete er das Papier mit einer Hand und las die wenigen Zeilen.
 

Sasuke,

ich habe eine Truppe von drei Shinobis zu euch gesendet doch ich befürchte, sie werden euch nicht rechtzeitig erreichen. Ihr seid auf euch gestellt. Bitte gib auf Sakura und dich acht. Es tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten habe.

Kakashi.
 

Sein Blick verfinsterte sich. Sasukes Falke erhob sich wieder und er sah ihm zu wie er in den wolkenverhangenen Nachthimmel aufstieg. Die derzeitige Situation war nicht zu seiner Zufriedenheit. Die Tatsache, dass er sie nicht beschützen können würde verhinderte seit Tagen, dass er ordentlichen Schlaf fand. Er machte sich ernsthafte Gedanken wie es enden würde.
 

Kraftlos ließ er sich auf einem Dachbalken nieder, die Füße von sich gestreckt und dachte darüber nach wie viele Abende er in seinem Leben schon alleine auf Dächern verbracht hatte, vor allem laue Sommernächte in Konoha als er noch jünger gewesen war. Viele Entscheidungen hatte er bisher dort getroffen, alleine zu sein war genau das, was er jetzt brauchte um nachzudenken. Den Nachthimmel zu betrachten beruhigte ihn ungemein und es war als würde die Stille ihm große Denkanstöße erleichtern. Mit gebannten Augen die einzelnen Sterne die durch die Wolken blitzten über ihm betrachtend, empfand er die Stille die ihn umgab als sehr angenehm. Viel zu gerne war er unter sich, Einsamkeit war unkompliziert.
 

Er wusste selbst, dass er nicht leicht war, er hatte mit einigen Dingen gekämpft und war noch lange nicht am Ziel. Innerlich würde er immer mit der Logik des Eigenständig-seins und der Verbindung die er mit seinen Kammeraden aufbaute kämpfen. Nie konnte er garantieren, welche Seite die Oberhand gewinnen würde - doch er war sicher, sollte ihr irgendetwas zustoßen, dann konnte er nicht bei Verstand bleiben, dann würde er sich unaufhaltsam der dunklen Seite zuwenden. Wie oft hatte er versucht sie weg zustoßen? Er hatte wirklich sein Bestes gegeben. Weil er überzeugt war, dass sie es ohne einander leichter hatten.
 

Nun erhob er sich, klopfte sich den Schnee etwas von den Schultern. Er würde es beenden, so lautete sein Entschluss. Was er tat hatte einfach nicht seine Richtigkeit, er hätte sie nie so berühren dürfen wie er es getan hatte und es war besser, wenn jeder seine Wege ging, es war sinnvoller. Er wusste, wie schlimm er sie wieder verletzen würde, doch sein Entschluss stand fest. Weil eine Beziehung mit ihm sie nicht glücklich machen konnte.
 

Mit ihm war ein ungemütlich kalter Windstoß beim Fenster hereingekommen. Sakuras Schlaf hielt nicht länger an, denn sie wurde auf Sasuke aufmerksam, der sich relativ leise zurückbegeben hatte, doch sie hatte gelernt mit offenen Augen zu schlafen.
 

„Wieso schleichst du dich immer vor mir weg?“
 

Er starrte sie wortlos an, beinahe apathisch, noch immer stand er am Fenster und rührte sich nicht, verbreitete damit eine düstere Aura die die Stimmung sofort änderte. Es gab einfach keine Möglichkeit, die dieses Unterfangen irgendwie erleichtern würde.
 

„Ich kann nicht so weitermachen.“ Es wäre falsch von ihm eine Beziehung mit ihr einzugehen. Dafür war er zu kaputt, dafür war zu viel von ihm gestorben. Weil er sie immer ausschließen würde, weil er ihr einfach nicht das geben konnte was sie von ihm wollte.
 

Es war nun Sakura, die sich aus dem Bett erhob, plötzlich hellwach.
 

„Bitte tu das nicht.“ Erst jetzt bemerkte er ihr rotes, angeschwollenes Gesicht und den Schweiß auf ihrer Stirn. „Tu es mir nicht an, aber vor allem dir.“ Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu, doch sie wirkte schwächlich, als ob sie jeden Moment in sich zusammenbrechen würde. Diese Müdigkeit in ihren Gliedern, so hilflos wie sie auf ihn zuschritt, von nichts weiter als einer dünnen Decke umhüllt, die ihre Hand fest umklammerte damit sie nicht entblößt vor ihm stand, betonte ihre Verletzlichkeit. In gewisser Weise hatte sie sich seelisch vor ihm entblößt und er würde ihr gleich den Rest geben.
 

„Was war das zwischen dir und mir?“
 

„Nichts.“, war seine Antwort und sein Gesicht gab nichts von den Gedanken preis, die ihn den ganzen Tag über beschäftigt hatten, da war nichts außer Leere. Es war kaltherzig von ihm Sakura dies unverblümt mitzuteilen doch vielleicht überlebte sie nur so. Seine Wortwahl ließ sie das erste Mal glauben, dass es bei ihm tatsächlich nichts für sie gab.
 

„Bedeute ich dir wirklich so wenig? Hast du dich deshalb nicht um Verhütung geschert?“. Als hätte sie mit dem letzten Satz all die restliche Kraft die sie noch in der Lage war aufzubringen Sasuke entgegen geschleudert, waren es nun die Tränen die sich abermals seinetwegen auf den Weg machten, ihren Körper derart zum Zittern brachten, dass sie nicht mal mehr vernünftig stehen konnte. Mit dem Arm wischte sie sich unbeholfen über ihr Gesicht. Wieso war er so? Es war erschreckend wie wenig Emotion von ihm kam, wie wenig er empfand. Sie war so nativ, so verheerend dumm. Vielleicht schlief er öfter mit Frauen, vielleicht bedeute ihm Sex nicht so viel wie ihr. Vielleicht war er in dieser Hinsicht nicht wie sie. Aber sie war auch heillos in ihn verliebt, vielleicht hatte sie deshalb die Wahrheit nicht sehen können oder wollen.
 

Er würde sie zerstören. Allerdings wurde sein Vorhaben unerwartet unterbrochen als sie ihm leicht entgegen kippte und er sie an den Schultern zu fassen bekam und ihren Sturz abfing als hätte er bereits eine Vorahnung gehabt.
 

„Was ist..?“, war seine Frage.
 

„Ich habe Fieber.", lautete ihre Analyse. Nicht nur das, sie war körperlich äußerst schwach, Sakura vermutete, dass sie sich entweder eine schwere Erkältung oder etwas Tragischeres zugezogen hatte und dies war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.

Die Angst um dich

Blitze erhellten den Raum und der Schneewind trieb in enormer Geschwindigkeit zwischen den Gebäuden der Hauptstadt. Sasuke bereitete die Decken, die Sayuka ihm gegeben hatte und das Wasser neben ihr auf dem Bett auf, bevor er seine Hand auf ihre Stirn legte. Sie glühte, er sprach sie an doch sie wirkte zunächst als würde sie ihn nicht hören, bevor sich ihre glasigen Augen endlich auf ihn richteten, ihn aber trotzdem nicht wahrzunehmen schienen. Als er ein feuchtes Tuch über ihre Stirn legte dachte er daran, wie seine Mutter einst selbiges bei ihm getan hatte, wenn er an Fieber gelitten hatte. Sie hatte ihm aus Büchern vorgelesen bis er eingeschlafen war und er hatte sich bemüht ihr dabei zuzuhören bis die Erschöpfung ihn in den Schlaf gezwungen hatte.
 

Sakura hätte an ihre Genesung denken sollen, aber sie hatte nur Augen für den Schwarzhaarigen vor ihr, musste ihm zusehen bei dem was er tat. Seine Worte hatten sie getroffen, das nichts, das er hervorgebracht hatte klang noch immer in ihrem Kopf nach. Er wollte Sex von ihr, seine Befriedigung, nichts weiter. Ihrer Schwäche für ihn hatte dafür gesorgt, dass sie sich bedingungslos darauf eingelassen hatte. Es tat plötzlich weh neben dem Mann zu sein den sie liebte. All die Wärme, die ihren Bauch gefüllt hatte, ihre erbärmliche Hoffnung geschürt hatte, war mit Kälte getauscht worden. Es erinnerte sie so sehr an ihre Jugend. Der Versuch Sasukes Aufmerksamkeit zu erhaschen und ihr andauernder Herzschmerz der darauf folgte. So gern sie mit ihm sein wollte, so war sie sich im Moment nicht sicher ob sie es noch ertragen konnte.
 

„Wenn du gehen willst, dann geh.“, kam ihre Stimme und es tat weh ihm das zu sagen, doch er sollte nicht bei ihr sein, wenn er das nicht wollte.
 

„Ich helfe dir.“, war seine eintönige Antwort die keine Wiederworte zuließ. Unsicher musterte sie ihn wie er vor ihr stand, seine Hand bohrte sich in den Stoff seiner eigenen Hose.
 

„Ah.“, sie klang kraftlos und schloss traurig ihre Augen. Er wollte irgendetwas tun, dass sie sich besser fühlte.
 

„Ich weiß nicht wie…“, sprach er das offensichtliche aus. In medizinischen Dingen war er nicht besonders bewandert.
 

„Dort drüben bei meinen Sachen befindet sich eine Ampulle. Könntet du die holen?“
 

Erleichtert darüber, dass sie offenbar für ihre eigene Medizin gesorgt hatte, machte Sasuke sich wie angeordnet an ihren Habseligkeiten zu schaffen und erhaschte überrascht einen Blick auf das Bild von Team 7 das all die Jahre offenbar unbeschadet überstanden hatte. Sie war so dumm, etwas so unsagbar nutzloses kilometerweit mit sich zu schleppen. Selbst packte er lediglich notwendigstes ein. Dennoch stahl sich ein kaum merkliches Grinsen auf sein Gesicht als er sich selbst auf dem Bild erkannte. Viele Jahre waren seither vergangen und doch war die Erinnerung daran, wie nahe sie an Familie zu haben herangekommen waren noch frisch. Unumgänglich legte er seinen gefassten Gesichtsausdruck wieder auf und begab sich an ihre Seite.
 

„Du musst sie mir in die Brust spritzen.“, instruierte sie Sasuke. Er half ihr sich der Decke zu entledigen, die das einzige war das ihren kranken, nackten Körper bedeckte. Da lag sie vor ihm, entblößt, wie ein junges Mädchen, hatte nichts mehr von der Frau mit der er geschlafen hatte, die er anziehend gefunden hatte. Der Schweiß auf ihrem Körper glänzte und ihre Haut wirkte erhitzt und geschwollen. Vor nicht einmal einer Stunde hatte sie sich ihm hingegeben und ihm war nicht aufgefallen, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Hatte sie es nur so aussehen lassen? Hatte sie ihn glauben gemacht, sie wäre gesund um seinen Wünschen zu entsprechen?
 

„Was ist es?", fragte er - seinen Blick auf die Nadel der Ampulle gerichtet.
 

„Ich habe es vor meiner Abreise hergestellt. Damit komme ich wieder auf die Beine. ", ihre Worte kamen abgehackt. „Hier.“, meinte sie, während sie Sasukes Hand vorsichtig am Handgelenk umfasste und führte. „Ist die Stelle.“ Sasukes Zeigefinger markierte jetzt den Punkt auf ihrer Haut und ihre Hand lag sanft über der seinen. Dort lag ihr Herz, jetzt konnte er es endlich zu Ende bringen und es restlos vernichten.
 

Er holte sich ein letztes Mal mit einem fragenden Blick ihre Erlaubnis, bevor er die Nadel in ihrer Haut versenkte und mit seinem Daumen die Flüssigkeit dezimierte.
 

„Sasuke, es könnte eventuell zu Nebenwirkungen kommen.“, kaum verließen diese Worte ihre Lippen, passierte es. Ihr Körper bäumte sich schlagartig auf, es wirkte als hätte sie einen Anfall während sie ihren Kopf zurückwarf und ihre Augäpfel dabei in den Hintergrund traten. Ihr Körper verkrampfte sich, jeder einzelne ihrer Muskeln war schlagartig bis zum Zerreißen angespannt. Er versuchte ihren Körper zu fixieren, sie irgendwie im hier und jetzt zu halten.
 

Schockiert bemerkte er das Blut, das sich nun aus ihrer Nase und ihren Ohren zwang, während ihr Körper abermals anfing wie verrückt zu verkrampfen. Er packte ihre Schultern mit Druck, versuchte sie mit seinem Gewicht unten zu halten. Was sollte er tun? Er war hilflos, hatte keine Erfahrung mit derartigen Dingen. Ihr Blut spritze in feinen Spritzern in sein Gesicht während ihr Kopf sich unaufhörlich hin und her bewegte.
 

"Sakura!", schrie er in der Hoffnung sie irgendwie zu erreichen, damit sie ihm sagen konnte wie er handeln sollte und seine eigene Stimme war ihm dabei fremd. So hörte sich die blanke Angst an, Angst sie zu verlieren.
 

Auch Sayuka war aufgrund des Schreis an Sasukes Seite gekommen, erschrak als sie sein Gesicht sah, das mit feinen Blutspritzen überzogen war. Sie konnte nicht mehr tun als ihm gut zuzureden, doch er hörte ihre Worte kaum. Zu tief saß der Schock.
 

Über eine halbe Stunde hielt er Sakura so in der Matratze und versuchte sie zu fixieren, bis die Krämpfe endlich vollends nachgelassen hatten. Als sie wieder ruhiger atmete setzte er sich auf das Bett, die Steinwand in seinem Rücken, hüllte sie in eine Decke und lehnte sie an seinen Oberkörper um darauf zu achten ob ihr Atem schwächer wurde, was tatsächlich der Fall war.
 

Sasuke fuhr sich durch die schwarzen Haare. Mit Worten hatte er nie gut gekonnt und es viel ihm verdammt noch mal nicht leicht Zuneigung zu zeigen. Zu schwer wog seine Vergangenheit, als dass er sich ihr unbefangen nähern hätte können. Nun fühlte es sich an, als wäre ihm die Zeit die er brauchte genommen worden, die vorher immer da gewesen war. Dies wurde ihm in diesem Moment schmerzhaft bewusst. Wenn sie ihn so ansah als wolle sie die ganze Welt umarmen, als wäre er ihre Welt, dann war es da. Soweit er sagen konnte noch an das Gefühl eine Familie zu haben heranzukommen, empfand er ihr gegenüber. Damit kam auch die Verlustangst. Nicht weil sie ihn verließ, damit konnte er leben und es war ihr gutes Recht, würde ihn nicht einmal verwundern. Seine Angst war der Gedanke, dass sie starb und er zusehen musste.
 

Sollte sie wieder unter die Lebenden zurückkehren, er wusste nicht wie er handeln würde. Er konnte sich nicht so ausdrücken wie Naruto und schon gar nicht seine Gefühle so auf der Zunge tragen wie Sakura. Er bekam es einfach nicht besser hin, als alle im Glauben zu lassen er empfinde nichts.
 

Langsam sah er zu wie sich ihre Geister zu regen begannen, der Körper den er so lange auf die Matratze gedrückt hatte, bis er endlich aufgehört hatte zu zittern und der nun so schwach war. Er war so ein verfluchter Verräter. Ein Verräter Konoha gegenüber, Sakura gegenüber, sich selbst und dem gegenüber, was er wollte. Er musste endlich damit aufhören. Allmählich wurde Sakura wach und sagte seinen Namen. Sie öffnete die Augen und es schien kurz zu dauern bis sie realisierte wo sie war.
 

„Wie geht es dir?“
 

„Gut.“, war ihre schleppende Antwort, als ob sie noch in einer anderen Welt stecken würde, doch ihr war nicht zu glauben, denn ihre kratzige Stimme verriet sie. „Hast du Wasser?“
 

„Aah.“, entgegnete er so einsilbig wie oftmals und reichte ihr das Wasserbehältnis, es waren ihre Augen die dabei unsicher seine suchten. Mit zusammengezogen Augenbrauen erwiderte Sasuke ihren Blick. Es bestand kein Zweifel, dass ihn irgendetwas aus dem Takt brachte.
 

„Wieso bist du so leichtsinnig? Dieser Anfall war lebensbedrohlich…“ Warum hatte sie ihre Krankheit nicht langsam auskuriert, statt sich dieses verfluchte Medikament von ihm verabreichen zu lassen.
 

„Um wieder einsatzbereit zu sein. Ich kann dich nicht alleine kämpfen lassen...“ die unerwartete Kraft die hinter ihren Worten lag zeigte, wie viel Leben noch in ihr steckte. Sie war nicht gegangen. Die Erleichterung, dass dem so war gepaart mit der Hilflosigkeit, die er die letzten Stunden erlebt hatte, führten zu einem beklemmenden Gefühl in seiner Brust. Doch wie gewöhnlich trug der nichts davon nach außen.
 

Er musste einfach wissen, dass sie tatsächlich noch da war, kam ihr näher und platzierte einen unerwarteten Kuss auf ihren Lippen. Ein Kuss in dem sie beinahe etwas Verzweiflung schmecken konnte und auch wie viel ihm die letzten Stunden abverlangt hatten. Zuerst war sie zu perplex um ihn zu erwidern, doch dann ließ sie seine Berührung zu, legte ihre Hände wie selbstverständlich um seinen Hals. Sie zog ihn fest an sich, sodass sie nebeneinander liegend auf dem Bett Platz fanden. Von ihrem Blut, das mittlerweile auf dem Kissen und den Decken angetrocknet war schien dabei keiner der Beiden Notiz zu nehmen.
 

Dieses Mal waren die Berührungen anders. Langsamer, passierten mit viel mehr Geduld, waren vertrauter. Als ob sie zerbrechen würde, so vorsichtig hielt er sie bei sich. Er hing regelrecht an ihr, ein so untypisches Verhalten für ihn, ihre Nähe zu suchen. Schlagartig lag Besorgnis in seinen Augen, in seiner Mimik. Nur kurz ließ er zu, dass sie diesen seltenen Gesichtsausdruck bei ihm erblicken durfte, dass sie sah wie ihn die Situation überforderte, dass sie seinen Kern sah, seine wahren, tief begrabenen Gefühle, seine Verletzlichkeit.
 

„Ist okay. Ich bin wieder gesund.", flüsterte sie „Ich bin da.“ Es kam ihr für den Bruchteil einer Sekunde vor, als hätte er sich tatsächlich vor ihr entblößt und ihr preisgegeben welche Sorge er mit ihrer Gesundheit verband. Diese Erkenntnis berührte sie und sie konnte nichts gegen das verfluchte Pochen ihres Herzens tun. Diese verletzliche Seite von Sasuke, die er ihr nie zeigte weckte den tiefen Instinkt in ihr, für sein Wohlergehen sorgen zu wollen.
 

Es war Sakura die ihn nun beruhigend streichelte an seinem Hals, seinem dunklen Haarschopf, allem was sie zu fassen bekam in der Hoffnung ihm den Schock den er offenbar erlebt hatte irgendwie nehmen zu können. „Ich liebe dich.“, flüsterte sie ihm sanft entgegen und wunderte sich im selben Moment ob es ihm unangenehm war, wenn sie ihm dauernd so etwas sagte. Doch sie schämte sich nicht dafür, weil es so sehr stimmte, dass sie es kaum ertragen konnte.
 

Sie fand sich letztendlich auf ihm, sein Körper unter ihr und ihr nackter, nur in Decken gehüllter darauf. Es vergingen einige Sekunden in denen sie einfach nur ineinander geschlungen da lagen, bis es Sasuke scheinbar zu nah wurde und er sich von ihr wegzog. Schnell verbannte er das, was ihn angreifbar machte wieder nach innen in den Käfig aus dem es gekommen war. Nun lag er einfach nur ein Stück neben ihr, auf seinem Rücken, die Arme über seinem Kopf und beobachtete mit wachsamen Augen die Decke über ihnen, während Sakura ihren Blick nicht von ihm nehmen konnte und ihre Augenlider immer schwerer wurden, kurz darauf driftete sie in einen erschöpften Schlaf und fand für ein paar Stunden Ruhe während Sasuke neben ihr lag und seinen Gedanken nachging.
 


 

Als sie ihre Augen wieder aufschlug war er das erste, das sie sah und wie von selbst versuchte sie nach ihm zu greifen, sich in seine Nähe zu begeben, wurde jedoch von seinen Worten unterbrochen.
 

„Ich hätte das nicht sagen dürfen.“ wisperte er rau, da schwang ein vergib mir zwischen den Zeilen mit. Ihm lag mehr an ihr, als er preisgab. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto mehr erkannte sie, dass ihm Emotionen wie Wut, Verzweiflung und Lust nicht fremd waren. Er hielt diese Gefühle jedoch verborgen.
 

„Das es dir nichts bedeutet hat?“, fragte sie nach und die Müdigkeit, die sie noch nicht abgeschüttelt hatte machte sich dabei in ihrer Stimme bemerkbar. Eine Antwort blieb er ihr schuldig. Es musste anstrengend sein, ständig darauf zu achten keine Gefühle preiszugeben, wenn er in seinem Leben doch so oft mit ihnen konfrontiert wurde. Jedoch machte ihn das unverkennbar zu Sasuke und zum Teil glaubte sie zu wissen, was ihn zu dem Mann gemacht hatte der er war.
 

Es war Sakura die schließlich die unerträgliche Stille durchbrach. Das Gefühl, dass er über etwas bedeutendes nachdachte ließ sie einfach nicht los. „Was beschäftigt dich?“
 

„Sakura ich habe über die Situation nachgedacht.“, gab er mit dunkler Stimme bekannt. Es hörte sich in Sakuras Ohren viel zu ernst an was sie sofort alarmierend in die Realität beförderte.
 

Das konnte nicht wahr sein, nicht nachdem er so fürsorglich gewesen war. Sie bedeutete ihm etwas, das hatte ihr die Besorgnis in seinen dunklen Augen verraten.
 

„Bevor du weitersprichst, ich glaube ich weiß was du sagen willst.“, unterbrach sie ihn und suchte seine Nähe erneut, kroch auf seinen Oberkörper, von wo aus sie einen guten Blick in sein Gesicht erlangen konnte.
 

„Bitte..“ sah sie ihm flehend in die Augen. Sie spürte einfach, was er im Begriff war zu tun. Er würde sie verlassen. Sein Herz war so lange Zeit mit Dunkelheit gefüllt gewesen. Sie versuchte pausenlos zu ihm durchzudringen, ihn zu erweichen und wunderte sich ob irgendetwas davon bei ihm ankam. Wenn er jetzt ging, wenn er sie jetzt zurückstieß, dann wusste sie nicht ob sie noch an ihm festhalten konnte. Es war zu viel das er ihr da zumutete.
 

„Mh-“, gab Sasuke zurück und stockte kurz, überrascht von seiner eigenen Überforderung. Sein Entschluss stand fest, es war einfach nicht richtig von ihm daran festzuhalten. Es war etwas, dass er um ihretwillen tun musste. Sie konnte entscheiden was sie damit anfangen wollte.
 

„In meinem Clan ist so etwas unverheiratet ein Tabu.“ Er klang ganz pragmatisch.
 

„Wir haben in letzter Zeit einige Tabus gebrochen.“, meinte Sakura und biss sich auf die Unterlippe, sie konnte nicht fassen das dies sein vorgeschobener Grund sein sollte, warum er es beendete. Was auch immer es war, sie hatten es ja nicht einmal geschafft ihm eine Definition zu geben. Sie hätte wirklich mehr von ihm erwartet, spürte wie sich erneut Tränen anbahnten.
 

Das ziehen in ihrer Brust war dumpf und sie wusste sie konnte es ignorieren, wenn sie sich nur ganz stark konzentrierte. Sie wollte nicht weinen, weil er dann sah welche Macht sie ihm über ihr dummes, dummes Herz gegeben hatte. Hatte sie sich denn so geirrt in ihm? Waren das Einzige was er zulassen konnte Wut, Rachegedanken und Lust? Oder wollte er sie zwanghaft loswerden, weil sie ihn emotional so unbarmherzig überforderte? Jetzt schaffte sie es nicht mehr sie zurückzuhalten, brach endgültig in Tränen aus als sie daran dachte wie es war mit ihm zu schlafen oder einfach nur mit ihm zu sein. Sie hatte sich so begehrt und beschützt gefühlt. Sie wusste, dass sie nicht perfekt war, doch für ihn versuchte sie es. Es schien egal wie oft sie gegen seine Barrieren ankämpfte, sie wurde immer wieder zurückgeschleudert. Es tat weh verdammt. Doch sie versuchte es wieder und wieder. Die Scharm war, dass er sie kontinuierlich zurückwies.
 

Traurig senkte sie den Kopf, was war es das ihn überzeugen konnte seine Meinung zu ändern? Es gab nichts, wirklich nichts, dass sie für ihn nicht versuchen würde. Sie wollte ihn retten aus seiner Einsamkeit, seiner emotionalen nicht Verfügbarkeit. „Wir hätten nie geglaubt, dass wir all den Tod sehen würden als wir junge Ninjas waren, oder?“ Die Tränen bahnten sich nun einen Weg über ihre Wangen, brachten ihre Worte zum zittern „Naja, vielleicht habe auch nur ich so gedacht. Du hast von Anfang an am Klarsten gesehen, warst viel früher erwachsen. Doch auch ich bin erwachsen geworden. Ich habe auch Menschen sterben sehen. Und ich möchte dir sagen, dass ich es nicht bereue bei dir zu sein, in dieses Land gekommen zu sein. Aber bitte, lass nicht alles umsonst sein..“
 

„Sakura!“, meinte er mit fester Stimme und bewegte seine Hand langsam an ihr Gesicht, bis er die Nässe an ihrer Wange fühlte. „Das wollte ich damit nicht sagen.“ Sie war schlagartig ganz starr. „Immer weinst du.“
 

Die Wahrheit war, er wollte Konoha dienen, er wollte Frieden bewahren, er wollte beschützen was er hatte. Die Wahrheit war allerdings auch, dass er nicht wollte, dass sie aufhörte ihn so anzusehen.
 

Es dauerte kurz ehe seine Worte in ihrem Geiste Revue passierten.  „In meinem Clan ist so etwas unverheiratet ein Tabu.“
 

„Ahh willst etwa? .. bedeutet das etwa das was ich denke ..“ Sakura konnte kaum den Satz zu Ende bringen, so sehr überschlugen sich die Wörter die sie aussprechen wollte aber nicht konnte.
 

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen ehe Sasuke mit einem leichten Nicken ihre Vermutung bestätigte. „Wenn du es willst...“ Wenn es nicht anders ging, dann eben so. Für ihn war es eine Entscheidung ihr gegeben über, ein Versprechen sie zu schützen, zu ihr zu stehen, sie zu einer ehrbaren Frau zu machen. Er wollte nicht so ein Mann sein, dazu war er nicht erzogen worden.
 

Nur ob er das konnte, dem war er sich nicht sicher. Er würde hart an sich arbeiten müssen, es würde ihm unsagbar schwer fallen sich ihr zu ergeben. Doch dieses Mal wollte er das richtige tun bevor der Tag kam, an dem sie getrennt werden würden und er tun musste was zum Wohle Konohas notwendig war. Er stellte den Drang sich zu rächen mit der Möglichkeit für Frieden zu kämpfen gegenüber. Genau dieser Punkt hatte bisher immer seinen Weg in die Dunkelheit besiegelt, der Schrei nach Rache der ihn alles vergessen ließ. Er wollte nicht von Liebe sprechen, von so etwas verstand er nichts. Er lebte für das was er für bedeutend befand, für Fakten und für Tatsachen die nachvollziehbar waren. Aber sie hatte seine Sicht auf die Dinge verändert.
 

Sein subtiler Antrag kam aus heiterem Himmel. Nach all den Abweisungen seinerseits war dieser Moment wie aus einem eiskalten See aufzutauchen und die ersten frischen Atemzüge zu machen. Es gab viel unausgesprochen zwischen den Beiden, wenn sie jetzt zusagen würde ihn zu heiraten war das heillos überstürzt. Zuerst nahm er sie so unverblümt, verkündete dann, dass es nichts bedeutete und jetzt wollte er heiraten? Seine Gedankengänge waren einfach nicht festzuschrauben.
 

Sakura wusste, dass der morgige Tag ihrer beider Schicksal entscheiden würde. Vielleicht hatte er deshalb gehandelt oder auch aus Ehrgefühl heraus. Außerdem klang er so schrecklich pragmatisch. Weshalb plötzlich dieses Extrem? War es die Angst um sie gewesen? Vielleicht. War er endlich einen Schritt weiter, nach all den Jahren? Möglicherweise. Handelte er aus der Situation heraus? Mit Sicherheit.
 

Trotzdem zeigte sein Handeln seine Verbundenheit zu ihr. Trotzdem war da ein kindlicher Teil von ihr, der es Naruto, allen Freuden, streich das, ganz Konoha mitteilen wollte, dass Sasuke Uchiha, der Mann den sie liebte, ihr soeben einen Heiratsantrag gemacht hatte! Und er hatte es mit seiner Handschrift getan, auf seine Weise. Hätte sie jemand gefragt, sie hätte geantwortet, sie fühle sich in jenem Moment zutiefst ergriffen. Da war ein nicht zu bändigendes Gefühl der Zuneigung für ihn.
 

„Ich will es.“, sagte sie letztendlich federleicht. Ohne weiter zu denken was diese wenigen Worte ihr abverlangen konnten, legte sie ihre Hände um seinen Nacken und zog ihn näher um ihn zu küssen, lächelte in den Kuss hinein. Sie war ihm verfallen und schämte sich nicht einmal dafür ihn zu lieben. Dann löste sie sich von ihm, Freude und Übermut aufkommend, die sie nicht verhindern konnte.
 

Da ihr Gesicht langsam aber sicher Rot anlief vergrub sie es kurzerhand in seiner Brust. Sasuke bemerkte in diesem Moment für sich, dass sie sich so benahm wie in ihren Genin Tagen. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet und nie gedacht, dass sie einfach so zusagen würde. Wenn es um ihn ging dann überraschte sie sich immer wieder selbst, hatte das Gefühl sich nicht einschätzen zu können. Wenn sie bei ihm war, dann war es anders als mit allen anderen Menschen. Wenn er sie berührte oder anblickte, dann sprang ihr Herz und es bestand die Gefahr, dass sie sich wie ein Mädchen verhielt und ihre eigene geistige Gesundheit anzweifelte.
 

„Du weißt gar nicht, was du mir bedeutest.“, erwiderte sie und Sasuke konnte sich ein schiefes Grinsen nur schwer verbieten, war sie doch so unvernünftig überschwänglich.
 

„Danke.“ Sakura blickte ihn an, es war nicht das erste Mal, dass er dieses Wort an sie richtete und doch dämmerte ihr die Bedeutung erst in diesem Augenblick. Dankbarkeit. Weil sie es irgendwie geschafft hatte ihn nie loszulassen.

Nie enden dürfende Nacht

Der wolkenbedeckte Himmel der Außenwelt hatte sich verzogen und teilweise der Sonne Platz gemacht, die jetzt vereinzelte kurze und lange Strahlen beim Fenster hineinschickte als würde sie versuchen Sakuras ambivalente Laune zu imitieren. Es war später Nachmittag des selbigen Tages und sie saß auf dem Bett und betrachtete gläsern ihr Spiegelbild. Alleine die Vorstellung, was sie im Begriff war zu tun kam ihr unrealistisch vor, als wäre es jemand anderes dessen Hochzeit bevorstand. Sae kannte den Priester, der kurzfristig eingewilligt hatte. Sasuke machte kurzen Prozess, war nie eine Person gewesen die zögerte, wenn er etwas für sich beschlossen hatte. Es passierte schnell, als Grund dafür der morgige Tag, dessen Ungewissheit wie ein Schwert über ihnen Köpfen schwebte. Und doch gab es heute, das wenige Stunden bot, in denen Sakura zumindest versuchen wollte froh zu sein. Immerhin würde sie bekommen was sie immer gewollt hatte, den Mann den sie liebte und doch fühlte sich der Moment schwermütig an.
 

Seine Zuneigung war nicht logisch, sie war überstürzt. Was war das für ein Leben, wenn er ständig auf der Flucht war, nie zur Ruhe kam solange es Bedrohungen gab die er sich aufbürdete. Sie fragte sich ob sie damit leben wollte. Sie fragte sich, ob dieses riesen Chaos in das sie da hinein geraten war sich noch irgendwie zum Guten wenden konnte. Würde er Kompromisse machen, würde er sich auf sie einlassen, so richtig und ganz fallen lassen? Würde er mit ihr in Konoha leben? Er war ein Wanderer und Sakura machte das wandern mittlerweile krank, sie vermisste die Wärme im Feuerreich, die Sicherheit eines zu Hauses. Nein, diesen Teil von ihm würde sie wohl nicht beherrschen, ein Leben auf Wanderschaft führte er schon viele Jahre. Und dann war da noch eine Frage: Wollte er sie nur heiraten, weil er mit ihr geschlafen hatte? Was waren seine Beweggründe dabei? Wie schon so oft waren diese für sie unergründlich. Es schien für ihn keine große Sache zu sein. Wie stellte er sich das alles vor?
 

Jahre lang war sie in ihrer Beziehung mit ihm auf der Stelle getreten, hatte ihm nachgesehen und innerhalb weniger Tage machten sie überstürzt Fortschritt. Doch aus irgendeinem Grund fürchtete sie sich nicht. Sie kannte keinen Rückzieher, denn sie liebte ihn, noch mehr seit sie sich einbildete ihn ein klein wenig besser kennen gelernt zu haben. Seine Unsicherheiten gesehen zu haben, seine Schwäche und seine Menschlichkeit die er gut zu verbergen wusste. Nachts wach zu liegen, nicht zu wissen wie es ihm ging, hatte Sakura in Konoha keine Ruhe gelassen, sie so geplagt, dass sie sich letzten Endes zu dieser aussichtslosen Reise aufgemacht hatte, ihr Leben eingebüßt hatte. Und wenn sie ihn jetzt heiratete, dann hatte Sasuke zumindest einen Grund in Konoha zu bleiben. Vielleicht würde sich alles von selbst fügen.
 

Plötzlich ein Klopfen an der Tür und Sayuka die von Sakura hereingebeten wurde, ein seidiges etwas in Händen.
 

„Ich habe diesen wundervollen Kimono für meine eigene Hochzeit von meinen Eltern geschickt bekommen. Er wurde einst im Uchiha Viertel handgefertigt.“, meinte Sayuka und offenbarte den Blick auf einen rot, weißen Kimono mit dem Uchiha Wappen auf den Rücken. „Es wäre mir eine Ehre, wenn du ihn tragen würdest.“
 

Sakura bedankte sich höflich und Sayuka bot an, Sakura bei der Vorbereitung zu unterstützen.
 

„Weshalb hast du Konoha verlassen?
 

„Als ich dreizehn Jahre alt war beschloss mein Vater, dass es Zeit für mich wäre zu heiraten. Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, ich wäre nicht ein Friedensangebot gewesen, denn Sae ist ein Cousin des ehemaligen Kaisers.“
 

„War das schlimm für dich?“ Es war genau in diesem Moment, als Sayuka etwas zu fest durch Sakuras Haare frisierte und sie dabei riss.
 

„Weißt du, dann hätte ich Sae nicht, keine Ehe mit ihm und unser Sohn wäre nie geboren.“ Sakura beschloss nicht mehr weiter darauf einzugehen da die Thematik Sayuka offenbar schmerzte.
 

„Freust du dich auf die Ehe?“, plauderte Sayuka mit einem Lächeln weiter, während sie Sakuras Haare hochsteckte.
 

„Wie kann ich wissen, dass alles gut wird?“, fragte Sakura düster und betrachtete Sayuka durch die Reflexion des Spiegels.
 

„Du weißt es nicht!" Momentan wusste sie nicht, was sie mit diesen Worten anfangen konnte. Doch dann rief sie sich sein Gesicht in Erinnerung und die einfache Tatsache, dass sie ihn nicht aufgeben wollte. Natürlich hatte sie so manchen Kampf mit sich gefochten, schließlich waren die Umstände alles andere als normal, doch es war Sasuke. Sasuke den sie schon beinahe ihr ganzes Leben lang kannte.
 

Schließlich betrachtete sie ihr Abbild im Spiegel, den Kimono der ihre Figur wundervoll umspielte, ihre Haare die feierlich und sauber hochgesteckt worden waren und fühlte sich alles andere als bereit.
 


 

Sasuke kam kurz darauf zurück und trat ein. Als sie sich zu ihm umdrehte stockte ihr der Atem. Er trug ein feierliches schwarzes Gewand von dem beim Fest keine Spur gewesen war, Sakura dachte daran, was für ein schöner Mann er war.
 

„Ich hatte Erfolg.“ meinte er nur und bestätigte somit, dass alles bereit war.
 

„Sasuke ..“ bedeutete Sakura und stand auf um ein paar Schritte auf ihn zuzumachen, die Unsicherheit in ihrer Stimme war kaum überhörbar. „Du siehst toll aus.“
 

Sasuke sah sie nur abschätzend an und wartete darauf, was sie ihm zu sagen hatte. Er kam allerdings nicht umhin Sayukas Kimono an ihr zu bemerken.
 

„Ist das alles nicht viel zu kurzfristig?“ All ihre Freunde und Bekannten, ihre Eltern, die dem nicht beiwohnen konnten. Und außerdem fragte sie sich, ob es jemanden gab den er auf seiner Hochzeit wohl missen würde, verwarf den Gedanken allerdings scharmvoll.
 

„Hn.“, war seine einfache Antwort. Falls er verunsichert war, so ließ er sich dies nicht anmerken. Er trat an sie heran und sie begutachtete ihn in seiner Kleidung, versuchte sich jeden Millimeter seines Gesichtes und seiner Präsenz einzuprägen, so wie er jetzt unmittelbar vor ihr stand. „Sakura bist du dir sicher, dass du das willst?“, wie schaffte er es nur so absolut keine Emotionen in diesem Satz zu transportieren. „Es ist okay, wenn nicht.“ Er bot ihr diesen Ausweg, dieses letzte kleine Schlupfloch. Insgeheim konnte er sich nicht vorstellen, dass es zwischen ihnen unkompliziert sein konnte.
 

In diesem Moment kam alles zu einem zentralen Gedanken zusammen, der ihr Sicherheit gab. Der logisch erklärte wieso sie überhaupt hier war. Sie hatte ihn die ganze Zeit über geliebt, seit ihrer Kindheit. Und diese Liebe und das grenzenlose Verständnis für ihn waren stark. Einfach weil er er war, der sie mit einem Blick oder einer Berührung aus der Bahn werfen konnte, einen guten Kern hatte und eine pragmatische Art die Welt zu analysieren die ihn einfach ausmachte und er verdiente es einfach jemanden an seiner Seite zu haben, nicht alleine zu sein. All das und noch viel mehr gab ihr Gewissheit, dass sie eine Ehe mit ihm wollte. Sie nahm sich vor ihm Raum zu geben und Verständnis für ihn aufzubringen. Sie wollte einen Weg für sie beide finden. Letzten Endes überragte das Gefühl der Zuneigung allem Zweifel.
 

„Ich möchte wissen was du willst Sasuke. Es war immer deine Entscheidung und doch mochtest du mich nie.. wieso also plötzlich?“ Alles um sie herum war still, ihre Gedanken wie weggefegt, da waren nur sie Beide und dieser Blick aus dunklen Augen dem Sakura nie standhalten konnte. Sie wusste selbst nicht, woher sie die Kraft für ihre Frage nahm. Sie wünschte sich das er ihr ein klein wenig Sympathie schenkte, sie brauchte die Sicherheit das er sie wollte. Doch es war wahr, dass er sie am langen Arm verhungern hatte lassen, wenn es um Zuneigung ging. Hatte sein Umdenken etwas mit Schuldgefühlen zu tun? Sie wusste zwar, dass Sasuke ein hohes Maß an Ehrgefühl hatte aber das übertraf ihre Vorstellungskraft!
 

„Mh.." Er bemerkte sehr wohl wie Sakura gerade auf seine Antwort hin fieberte, wie sich ihr ganzer Körper vor Anspannung verkrampfte, doch was wollte sie mit dieser Frage bezwecken? Wollte sie von ihm Selbstbestätigung? Einerseits war es in seinem Clan einfach nicht ehrenvoll unverheiratet mit jemanden zu schlafen. Aber es lag auch an einer Erkenntnis ihr gegenüber, die ihn auf eine Art umdenken lassen hatte, die er selbst nicht vollends begriff. Da war das Bedürfnis sie zu halten und dabei zu wissen, dass sie sich sicher fühlte. Natürlich war Sakura stark, darum ging es nicht, sie konnte Kämpfe für sich entscheiden. Es ging darum, dass er geschworen hatte, dass nie wieder jemanden etwas zustoßen würde der ihm nahe stand.
 

Sasuke schloss die Augen und massiere seinen Nasenrücken, diese Frau forderte ihn. Die Sonnenstrahlen erhellten dabei seine Sicht. Mit geschlossenen Augen die Sonne sehen. So fühlte es sich an, wenn er an Sakura dachte. Wärme. Ihm vielen die folgenden Worte nicht leicht, doch er wusste, dass er ihr irgendetwas geben musste.
 

Sasuke senkte seinen Kopf und die Emotionen in seiner Stimme waren kontrolliert als er hinzufügte. „Als ich dachte ich verliere dich ist mir klar geworden, dass ich das nicht kann...“
 

„Sasuke..“ Sakura war bewegt von seinen Worten, doch es reichte noch nicht. Seit Sakura jung war hatte sie davon geträumt ihn eines Tages zu heiraten. Doch in ihrer Vorstellung war so manches anders verlaufen. Aber spielte dieser naive Traum überhaupt noch eine Rolle? Sakura brauchte keine große Zeremonie, keine Geschenke und zahlreichen Augenzeugen. Sie konnte sogar auf ihre Eltern verzichten, wenn es das war, was er brauchte. Sie war sicher besonders ihre Mutter würde es verstehen. Ihr einziger Wunsch war Einigkeit und das er sie liebte, wenn auch auf seine Art. „Ich weiß wie schwer es dir fällt … aber dieses eine Mal muss ich einfach wissen..“ Sakura senkte den Kopf, bevor sie ziemlich leise hinzufügte „Liebst du mich?“ Vorsichtig sah sie zu ihm auf, wagte es kaum ihren Blick zu heben. Auch wenn sie Angst vor den Konsequenzen hatte, sie musste eine Antwort von ihm erhalten.
 

Er war still. Kein Wort würde seinen Mund verlassen, da war dieses Limit und er kannte es schon lange, eine Grenze die es ihm nicht möglich war zu überschreiten. Es war so viel leichter so zu tun als würde nichts von dem etwas bedeuten.
 

„Weißt du, du sollst die Freiheit haben so zu sein wie du bist, aber manchmal bin ich mir nicht sicher ob ich damit umgehen kann.“, sprach sie nun, enttäuscht nachdem er schwieg „Du musst auch gar nicht antworten, aber wenn du dir nicht im Klaren darüber bist..“ die nächsten Worte kamen unglaublich schwer über ihre Lippen „..dann heirate mich nicht.“
 


 

Die Zeremonie war kurz und schlicht, man konnte sie auch nicht als romantisch betiteln, doch so etwas hatte Sakura auch nicht erwartet. Es waren nur wenige Worte, gesprochen in einem Schrein am Rande der Hauptstadt. Der graubärtige Priester betonte, dass sie sich treu sein mussten, einander Vertrauen mussten bis ans Ende.
 

Nun war sie an der Reihe. Da waren drei Augenpaare, Sae, Sayuka und vor allem die von Sasuke die auf ihr lagen. Sakuras Wangen waren so rosa, dass sie kurz dachte sie würde vor Hitze vergehen. „Deine Frau zu werden war lange Zeit mein Traum. Und ich werde mich bemühen dir die Freiheit und die Unterstützung zu geben so zu sein wie du bist.“
 

Als Sasuke anschließend ihre Hand nahm gab er ihr alles worauf sie gewartet hatte, eine Gänsehaut die sie nie vergessen würde. Für ihn war diese kleine Geste eine große Überwindung und für Sakura alles was zählte, mehr musste sie nicht wissen. Sie verstand was er durchgemacht hatte, der Horror seines Lebens, seine Dämonen. Sie hatte ihm verziehen. Sie konnte ihm all seine Fehler vergeben und sie hielt alles aus was er getan hatte. Im hier und jetzt spielte die Vergangenheit ohnehin keine Rolle. Die Zukunft war geschaffen, sie würden viel damit anfangen. Er hatte seine Familie verloren und vielleicht würde er in ihr eine finden. In der Liebe ging es nicht nur um Romantik. Es ging um Aushalten, Geduld, Verständnis und Vergebung und den Versuch zusammen zu sein. Sakura besiegelte diese Gedanken mit ihrer Unterschrift auf einem nichtssagend, weißem Papier, direkt neben der seinen.
 


 

Es war ihre Hand die die seine unter dem Schutz des Tisches suchte und festhielt. Sakura wollte sich nur auf diesen Moment konzentrieren und ihn in all seinen Details erfassen um sich daran erinnern zu können. Sie besiegelten mit Sayuka und Sae die Hochzeit traditionell mit einem Schluck Sake und einem zugegebenermaßen einfachen Essen und redeten über die Strategie die sie am Morgen an den Tag legen würden. Sowohl Sae als auch Zeo würden eine letzte Wahlrede halten und ob Zeo bereits wusste, dass sie dort anwesend sein würden war so ungewiss wie ihre Ehe oder ob sie morgen sterben würden.
 

„Du solltest darüber nachdenken die Rede morgen nicht zu halten.“, durchbrach Sasuke das bisherige Gespräch und wechselte somit zu einem Thema, das Sae nicht gefallen zu schien, denn er hob skeptisch eine Augenbraue.
 

„Das ist ausgeschlossen. Was würde das Volk denken wenn ich nicht anwesend bin? Ich würde die Wahl nicht gewinnen..“
 

„Was bedeutet dir dieses Amt?“, war Sasukes emotionslose Frage, Saes Motivation war ihm schon viel zu lange nicht ganz klar, doch er vermutete, dass sie seiner eigenen nicht so unähnlich war. Er kämpfe für seine Heimat, soviel wusste er mittlerweile.
 

„Ich möchte mein Volk retten und mein Land.“
 

„Dir sollte klar sein, dass es schlecht für dich ausgehen kann.“, formulierte er eine Warnung, die gleichzeitig eine unbarmherzige Tatsache war.
 

„Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Nur davor mitzuerleben, wie Zeo aus meinem Volk unbarmherzige Kämpfer und Mörder macht.“
 

Sasuke war von dieser Antwort nicht angetan, äußerte sich jedoch nicht zu Saes Beweggrund, da es nichts an der derzeitigen Situation geändert hätte.
 


 

Zurück in ihrem temporären Schlafzimmer angekommen entkleidete sich Sakura von ihrem Kimono während Sasuke noch im Badezimmer im unteren Stockwerk zugange war. Anschließend machte sie sich daran den Kamin zu entzünden, bisher hatte Sasuke diese Tätigkeit übernommen aber sie wollte nicht, dass er sich damit aufhielt wenn er gleich nass aus der Dusche kam. Es fühlte sich eigenartig an auf ihn zu warten, selbst wenn es sich nur um Minuten handelte wechselte sie in dieser Zeit vier Mal ihre Position und zog sich den Kimono sogar wieder an, dann wieder aus. Die Nervosität die sich in ihr Aufbaute äußerte sich darin, dass ihre Knie weich wurden und ihre Wangen rosa wenn sie an Sasuke dachte. Gott, wie konnte ein Mann sie nur so aus unruhig werden lassen?
 

Es dauerte schier ewig bevor er den Raum betrat, innehaltend vor ihr stand, denn das was sie noch am Körper trug überließ nicht viel der Vorstellung. Ein weißes Seidenhemd. Kurz spielte er mit dem Gedanken, dass die Krankheit sie vielleicht zu sehr erschöpft hatte, als das sie jetzt noch mit ihm schlafen wollte, aber sie wirkte nicht als ob dies der Fall war. Auch Sakura sah ihn an und die Unsicherheit die sie gerade noch verspürt hatte wurde abgelöst von dem Wunsch ihn jetzt zu haben. Wortlos fielen sie übereinander her, er hob sie hoch, platzierte sie auf der winzigen Kommode im Zimmer und küsste sie als ob es kein Morgen gäbe, was vielleicht der Fall war. Ihre Hände fuhren seinen Rücken entlang, sie fühlte die leichte Nässe die noch an ihm hing und seine Finger fanden unter das wenige das sie noch anhatte, zogen es ihr vom Körper, entlockten ihr ein Keuchen. Sein Handtuch ging dabei zu Boden und einige Wassertropfen lösten sich von seinen nassen Haaren, tropften auf ihre Schulter.
 

„Warte…“, meinte Sakura, bevor sie sich von ihm wegdrückte und in ihrer Tasche wühlte.
 

„Was ist damit?“ Irritiert machte er einen Schritt zurück. Sie hatte ihm bereits vorgeworfen sich nicht um Verhütung zu kümmern doch er hatte nicht erwartet, dass sie sich dem annahm.
 

Sasuke sah sie an, zögerte kurz, dann wollte er seinen Arm gerade heben, als sie ein „Darf ich?“, hervorbrachte und ihm offenbarte wie nervös sie dabei war. Ihr tat leid, dass sie immer das Gefühl hatte sich komisch zu benehmen wenn sie bei ihm war, nicht wusste was sie tun oder sagen sollte, doch sie konnte ihr Verhalten auch nicht ablegen. Dafür brachte Sasuke sie zu sehr aus dem Takt.
 

Er nickte nur, wartete ab was sie jetzt vorhatte. Die Tatsache, dass sie ihn dort berührte, ihre Hände da unten leicht und vorsichtig mit ihm waren, brachte Ungeduld in ihm auf, anders konnte er es nicht benennen. Abwartend, bis sie endlich fertig war, kam sie schließlich zu ihm zurück, legte beide Hände um ihn bevor sie ihn küsste, wieder auf die Kommode gehoben wurde und ihre Beine nun unmissverständlich auseinanderbrachte. Er ließ keine Zeit mehr verstreichen und nahm sie auf der Kommode, von ihr kam nur ein kehliges Keuchen.
 

Es war gut, schön, sich mit ihr zu bewegen, doch es kam ein Punkt an dem Sasuke sich unerwartet von ihr entfernte.
 

„Sasuke was?“
 

Sie nahm seine Hand als er sie zum Bett führte und nun war es an ihr über ihn herzufallen, ihn zu küssen und so schafften sie es gerade so bis zum Bett wo sie auf dem Bauch Platz fand. Sie fühlte ihn über sich und schloss ihre Augen, denn der Rhythmus den er nun anstrebte war anders. Hart, schon bald konnte sie sich ein lautes Keuchen nicht mehr verkneifen. Es war als ob er das erste Mal alle Hemmungen zurückgelehnt hätte und es gefiel ihr wenn er so unbefangen war. Sie stöhnte Laut in seine Bewegungen hinein uns als sie kam hatte sie für einige Sekunden keine Kontrolle mehr über ihren Körper, so sehr verkrampfte sie sich unter ihm. Auch er endete und ließ sich regelrecht neben ihr ins Bett fallen. Sakura suchte sogleich seine Nähe, kuschelte sich an seinen Körper, beide versuchten irgendwie wieder zu Atem zu kommen. Er konnte nicht bestreiten, dass das Gefühl nachdem er mit ihr schlief, das des völligen Still seins seiner Gedanken, die Tatsache, dass er kurz nicht an die Sorgen des nächsten Tages dachte erleichternd war.
 

„Das war…“, fing Sakura an.
 

„Besser.“, beendete Sasuke ihren Satz.
 

„Glaubst du es ist immer so gut?“
 

Sasuke schenkte ihr daraufhin nur einen verschmitzten Blick, es wirkte beinahe als ob er dabei so etwas wie ein wenig Stolz offenbarte. Sie legte ihre Lippen auf die seinen, der Kuss war sanft und er schmeckte nach Salz und sie war sich sicher , dass noch nie etwas so gut für sie gerochen hatte wie diese Person.
 

Als sie sich von ihm entfernte bemerkte er, wie erledigt sie mittlerweile aussah, die letzten Tage auf der Flucht und Trainingskämpfe gegen ihn hatten ihr sichtbar zugesetzt. Auch die Krankheit hatte an ihren Kräften gezehrt. Er bezweifelte, dass sie kämpfen konnte, selbst wenn sie sich das einreden würde.
 

„Wir sollten schlafen..“
 

„Kann ich dich noch etwas fragen?“
 

„Aah.“
 

„Wieso kämpfen wir? Es ist nur, wir sind zusammen und irgendwie fühlt es sich an als könnte uns das wieder genommen werden.“
 

„Für Konoha.“, war seine Antwort.
 

„Ich will doch nur ein bisschen mehr Zeit mit dir.“ Wie unbeständig ihr Glück war. Sie machte es von ihm abgängig. Doch etwas hatte sich auch seinerseits verändert. Die Tatsache das er sich Gedanken machte wie er sie beschützen konnte, sie überhaupt in seinen Gedanken war. Die Tatsache, dass ein Teil von ihm ihretwillen kämpfte. Es war seine Pflicht dafür zu sorgen das sie nicht starb, diese Empfindung war ihm bisher zwar nicht fremd, jedoch nie so bewusst gewesen.
 

„Bekommst du.“, erwiderte Sasuke um sie zu besänftigen, sie sollte endlich Schlaf finden, doch wenn er sie so missmutig anblickte, dann konnte sie den Gedanken nicht verwerfen ihn erneut haben zu wollen. Vielleicht war das Schicksal gut zu ihr und nahm ihn ihr nicht nach so kurzer Zeit.
 

„Versprichst du es?“, fragte sie und bemerkte wie ihr Herzschlag zunahm weil sie wusste, dass ein solches Versprechen nie eingehalten werden konnte. Ihre Zeit lief möglicherweise gerade ab. Wie erwartet erwiderte er nichts. Er konnte nichts versprechen das nicht wahr war.
 

„Sasuke?“, flüsterte sie in die Stille und ihre Worte wurden vom Knistern des Kamins begleitet.
 

„Mh?“
 

„Du hast nie erzählt wie deine Reise bisher verlaufen ist..“
 

Er seufte hart und da waren sie, Sasukes bisherige Erlebnisse, zwar wortkarg, aber dennoch so viel detaillierter als erwartet. Wie Kakashi ihn im geheimen diese Mission erteilt hatte, weil eine talentierte Anbu Gruppe verschwunden war, wie er bei seinen Nachforschungen Zeo getroffen, gegen ihn gekämpft und dessen Gesicht verbrannt hatte. Sie sprachen noch lange in dieser Nacht, wechselten zu variablen Themen, einmal sogar zu dem Moment in einem verfluchten Krieg als er erkannt hatte, dass sie ihm nicht so egal war wie er gewollt hätte. Natürlich hätte er dies nie so benannt und dennoch verstand sie ihn mittlerweile besser. Meistens war es Sakura die sprach und er der sich gelegentlich einbrachte und sie kamen vom Hundertsten ins Tausendste. Als endlich Ruhe einkehrte dachte Sakura noch kurz über seine kargen Worte nach, die jedoch stets so viel Sinn machten, so logisch waren, bevor sie langsam in den Schlaf überdriftete.
 

Sie wollte noch irgendetwas sagen bevor sie endgültig aufgeben musste, denn sie hätte diese Nacht mit Sasuke ewig fortführen können. „Ich liebe dich..“, sagte sie und sah ihn an. "Ich liebe dich..", wiederholte sie noch einmal mit mehr Gefühl. Seine schwarzen Augen waren auf sie gerichtet und sie wusste nicht ob es Überforderung oder Unsicherheit war, die für einen kurzen Augenblick hindurchsickerte. Es machte ihn so herrlich menschlich. Wie gut es sein würde neben ihm aufzuwachen, dass sie es noch oft erleben wollte, mit ihm alt werden wollte. Es war zu viel passiert, als das sie noch das Gefühl hatte Kontrolle über die Ereignisse im Land des Schnees zu haben. Generell verflog Zeit an diesem Ort und raste auf einen bestimmten Augenblick zu, ein endloses, verwirrendes Auf und Ab dazwischen.
 

Schließlich schlief sie ein, auch Sasuke musste zugeben, dass die letzten Nächte an ihm gezehrt hatten.
 

Er lag dennoch an ihrer Seite, schlaflos, mit offenen Augen, grübelte über eine schwerwiegende Entscheidung, von der Sakura noch nichts wusste und studierte wie schon zu oft die Schlafzimmerdecke. Lange Zeit über waren seine Gedanken in der Vergangenheit geblieben, doch schlagartig kreisten sie um seine Zukunft.

Die Wahrheit ohne Worte

Sakura erwachte und zuckte instinktiv aus dem Schlaf hoch. Das erste was sie mit einem schnappen nach Luft bemerkte waren diese Augen die sich längst in ihre Seele eingebrannt hatten und die ihm jedes einzelne Mal mühelosen Respekt verschafften. Seine wachende Position auf dem Holzsessel am Rande des Raumes verhieß nichts Gutes, Sasukes Arme waren auf seinen Schoß gestützt und die Dunkelheit in Kombination mit seiner schwarzen Kampfkleidung machten es ihr schwer ihn vollends auszumachen.
 

„Sasuke was..“, ihr Körper richtete sich auf während sie die Decke krampfhaft vor sich hielt. Sie sah nur bruchhafte Umrisse, kaum Details was sich etwas besserte als er sich erhob und in das Mondlicht trat.
 

„Es ist nicht dein Kampf.“, meinte er dunkel.
 

„Was willst du damit sagen?“ Sakura versuchte aufzustehen doch seine Körperhaltung ließ sie inne halten.
 

„Du kommst nicht mit.“
 

„Das meinst du nicht ernst..“ Stocksteif saß sie im Bett, reagierte viel stärker als sie es in diesem Moment gewollt hatte indem sie die Augen weit aufriss. „Du hast gesehen wie er diese Shinobi getötet hat... du darfst dich ihm nicht alleine stellen!“
 

„Du bist nicht in der Verfassung für einen Kampf.“, wollte er das Gespräch bereits beenden.
 

„Ich kann kämpfen!“ Die Panik die mehr und mehr in ihr aufkam war nicht mehr zu bändigen.
 

„Kakashi würde dich nach einer so schweren Krankheit an keiner Mission teilnehmen lassen.“, verlautbarte er schlicht was sowohl er als auch sie bereits wussten. Was seit ihrem Zusammenbruch und dem Moment als ihr Blut in sein Gesicht gespritzt war unausgesprochen im Raum stand.
 

„Kakashi ist nicht hier. Ich bin hier und du bist hier, das ist gerade alles was wir haben. Du weißt selbst das deine Chancen schlechter stehen wenn du alleine gehst .." Er sah sie lediglich an, befand es als unnötig etwas zu erwidern da sein Entschluss bereits feststand. Seine rabenschwarzen Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht als er den Kopf leicht nach unten beugte während Sakura wie sie es immer tat so lange redete bis er entweder seine Meinung ändern würde oder sie zurück ließ.
 

„Sag mir wieso ..“ Für einen Mann der so selbstsüchtige Taten begangen hatte, machte sein Verhalten wenig Sinn. Sie biss sich auf die Lippe, es sei denn, er war nicht so selbstsüchtig und egoistisch wie es ihm nachgesagt wurde. „Möchtest du etwas beweisen indem du ihm alleine gegenüberstehst?“
 

„Ich weiß es nicht.“
 

„Ist es meinetwegen?“
 

„Ich weiß es nicht.“
 

„Wieso dann Sasuke, sag es mir - wieso..“ Damit du es nicht tust, lag ihm auf der Zunge. Er hatte so viel falsch gemacht, sie musste ihn dieses Opfer bringen lassen, ihn all die Male, als er falsch gehandelt hatte gut machen lassen, denn mittlerweile wusste er so viel mehr.
 

„Du bist so kompliziert.“, leise, kaum merklich, untermauerte er seine Worte mit einem Seufzen.
 

Wieso konnte er ihr nicht ein einziges Mal sagen was er wirklich dachte? Selbst jetzt nicht? „Sasuke mach das nicht.. schließ mich nicht aus!“, flehte sie.
 

Als er sich zu ihr nach vorne beugte brachen die Worte endlich, vielleicht nur weil sie einfach nicht locker ließ, aus ihm heraus. Er sprach nicht gerne über seine Gefühle und Gedanken, doch wenn er sich dazu überwand dann waren seine Antworten schonungslos ehrlich. „Ich kann dich nicht beschützen wenn du mit mir kommst!“ Vielleicht hatte er zu lange gewartet, vielleicht verstand sie nicht wie ernst es ihm war, vielleicht hatten die Worte so lange in ihm gesteckt, dass sie nun bedeutungslos waren.
 

Sie schrecke mit offenem Mund zurück und gleichermaßen schlug ihr Herz und raste einen Takt schneller als zuvor. Seine Worte klangen sehr wohl logisch und doch so unvernünftig in ihren Ohren. Vielleicht war es die Art wie er sie betont hatte, eine Eigenheit die er sonst vermied. Es war sein Wille sie zu beschützen, das war ihr endlich klar. Doch hieß das nicht, das er etwas empfand? Für sie. Diese Fürsorglichkeit. Was war sie, wenn nicht ein stummer Beweis? Sie bewunderte den Mann zu dem er geworden war, die Veränderung. Der erste frühe Morgenstrahl zwang sich beim Fenster hinein und verkündete wie ein Weckruf, dass es nur noch wenige Augenblicke zwischen ihnen sein durften. Ungewollt fragte sie sich, wie sie einen Menschen nur so lieben konnte wie den der vor ihr stand und wie sie nur um einen Menschen immer aufs Neue solche Angst haben konnte. Sie wusste wie viel gerade auf dem Spiel stand. „Nein.“ Sie konnte ihn nicht gehen lassen, musste ein Argument finden, ihn irgendwie überzeugen. „Nein .. du ..“, doch irgendwie wollten die Worte nicht mehr aus ihrem Mund, vielleicht gab es überhaupt keine für das was Sakura ihm sagen wollte.
 

Er überwand den letzten Meter zwischen den Beiden, griff mit einer Hand nach ihrer Wange, und hob ihr Gesicht an als wolle er es sich einprägen, damit er es nicht vergas. „Es ist meine Entscheidung.“ Es fühlte sich an wie ein Abschied und dabei war er so sanft.
 

„Lass mich nicht zurück..“
 

Tränen liefen ihr nun die Wangen hinunter als sie in seine roten Augen blickte und ins Bett zurück kippte, sie konnte gerade noch seine Stimme vernehmen aber nicht was er sagte. Wie damals auf der Parkbank als er sie zurückgelassen hatte war die Situation an Ähnlichkeit kaum zu überbieten.
 

Er hatte sie mit einem Genjutsu belegt, sie würde bestimmt einige Stunden unfähig sein ihm zu folgen, mit etwas Glück lange genug bis der Kampf entschieden war. Er ließ sie Szenen sehen, glückliche aus Konoha in denen er nicht vorkam. Wenn nötig würde sie auch ohne ihn in Konoha leben können, vielleicht sogar einfacher wenn er nicht da war. Denn sie war anders als er, sie konnte gut mit Menschen, mit Freunden. Er war kein Gefühlsmensch. Er war egozentrisch, daran gewöhnt die Last alleine zu tragen. Letztendlich konnte er sich nicht vorstellen ihr ein guter Partner zu sein. Ein Teil von ihm wünschte es sich, doch die Realität war, dass er sich bei jedem Abendessen mit Eltern, jeder Feier und jedem Zusammentreffen mit Freunden fehl am Platze fühlen würde und sie mit seiner Abwesenheit enttäuschen würde.
 

Sasuke schluckte, letztendlich hatte ein Shinobi keine Gewissensbisse wenn es darum ging seine Mission auszuführen und doch viel es ihm für den Bruchteil einer Sekunde schwer. Dennoch war es der einzig logische Weg. Wenn er versagte würde sie sterben und das wollte er nicht verantworten. Sein Plan war riskant, doch er würde nicht zulassen das ihr etwas passierte und wenn er sich dafür opfern musste dann war das eben der Preis für seine Sünden. Sein auf und ab führender Ninja-Weg der ein Ende fand, indem er für das was er anderen angetan hatte bezahlte.
 

Ein letztes Mal sah er auf sie herab wie sie dort lag. Ein zusammengerolltes Chaos voller rosa Haarsträhnen und tief in ihm fühlte es sich zum ersten Mal seit Tagen an als hätte alles was er erlebt hatte ihn bis an diesen Punkt geführt. Die Unruhe in ihm wurde endlich still nach all den schlaflosen Nächten. Alles passiere wie es passieren sollte als wäre es vorbestimmt gewesen. Er war keine Person die Momente übermäßig dramatisierte, es war nur ein simpler Gedanke der in ihm aufkam: Auch wenn er nach Krieg und Hass geschmeckt hatte, seine Gefühle ausgeschaltet hatte, sie hatte ihn nie aufgegeben. Sie war ein Fixpunkt in seinem Leben. Und jetzt wendete er sich von ihr ab, verließ sie erneut gegen ihren Willen weil ihn die Situation dazu zwang. Es hatte nicht anderes sein sollen, weil er nicht zulassen konnte, dass ihr etwas passierte - nein - jetzt konnte er doch endlich ehrlich sein, wenigstens zu sich selbst. Ihm blieb kaum noch Zeit sein Verhalten zu reflektieren. Weil sein Blick sich nun nicht mehr nur auf seine Vergangenheit richtete sondern auf das Wohl aller Ninja-Nationen. Weil er seine von Hass erfüllte Haltung aufgegeben hatte und es im Laufe seiner Reise geschafft hatte sich anderen Gefühlen gegenüber zu öffnen. Weil er Gefühle hatte - für Sakura.

Alles endet, aber nie der Krieg

Die Menschenmassen richteten ihre Blicke Richtung Tribüne, schienen den Worten von Sae beeindruckt zu lauschen. Inmitten der Menge stand ein Shinobi mit schwarzem Haar und verschränkten Armen der mit Adleraugen die Situation im Blick behielt und nicht leugnen konnte, dass Sae eine gewisse Präsenz besaß wenn er sprach. Vielleicht reichte Saes Beliebtheit um dieses Amt zu erhalten und das Land in eine andere Bahn zu lenken als Zeo, der eine feindliche Einstellung gegenüber Shinobis unterhielt und Sasuke nicht daran zweifeln ließ, dass es zu Krieg zwischen dem Feuerreich und dem Land des Schnees kommen würde. Wieder beobachtete er die Situation, kein Detail schien ihm zu entgehen, denn alles war zu erwarten, doch bisher hatte er keine besonderen Vorkommnisse beobachten können.
 

Sae kam schon beinahe zum Ende seiner Rede, da bemerkte er eine winzige Regung auf dem Kirchenturm unter dem Sae gerade sprach, keine Sekunde darauf machte er einen Schatten aus. Sein Körper begab sich sofort in alarmbereitschaft, seine Beine bereit einen Sprint hinzulegen und seine Sharingan verrieten ihm viel früher als allen Menschen die friedlich um ihn herum standen, was sich in diesem Augenblick anbahnte: Eine Bombe ähnlich derer, die vor einigen Tagen die Fabrik in der Stadt des Lichtes zerstört hatte. Er war gezwungen sich in die Offensive zu begeben. Fest biss er sein Kiefer zusammen, bis seine Zähne knirschten, er hätte fluchen können, denn er hatte Sae davor gewarnt. Die Tatsache, dass Saes Leben in Gefahr war zwang ihn seine Deckung aufzugeben, wenn er die Explosion verhindern wollte blieb ihm keine Wahl.
 

Ohne Zeit einzubüßen hechtete er aus der Masse heraus, was lautes Gemurmel und Aufregung innerhalb der Menschen nach sich zog, ein wirres Stimmen Chaos bildete sich, teilweise sogar erschrockene Schreie und Personen die ihm aus dem Weg gingen. Sasuke begab sich vor unzähligen Augen mit einigen Sätzen auf den Kirchenturm und die Stimmen waren nur noch ein entferntes Murmeln, als er durch ein steinernes Fenster das hohe Steingebäude betrat. Eine ihm unbekannte Person grinste ihm entgegen bevor er blitzschnell einen Art Griff betätigte, der die Bombe die er bereits von unten ausgemacht hatte freisetzte. Sasukes Augen offenbarten das innere der Bombe: Pures Chakra, doch er hatte kein Zeit diesen Gedanken zu Ende zu denken. Ihm blieb keine Möglichkeit irgendwie in das Geschehnis einzugreifen, denn alles was folgte passierte im Bruchteil weiniger Sekunden. Sasuke, der sich schützend die Arme vor den Körper hielt und sich rückwärts zurück durch das Fenster stürzte, den Turm hinunterfiel um es in letzter Sekunde noch zu schaffen sich selbst vor der Explosion zu retten. Die Bombe explodierte dabei so gewaltvoll, dass er im Fall bemerkte, dass sie ihn erreichte und er davon erfasst wurde. Die Druckwelle war so stark, dass der komplette oberste Teil des Turmes zerstört wurde.
 

Sasuke kam nahe des Podestes zum Liegen, die Druckwelle die ihn erfasst hatte sorgte dafür, dass er hart auf dem Steinboden aufkam, in seinen Ohren klangt für ein paar Sekunden nur ein dumpfer Ton und er war orientierungslos. Kurz blieb ihm die Luft weg, und als er an sich hinuntersah bemerkte er, dass sein Bein blutete. Was er jedoch wenig honorierte und nur am Rande zur Kenntnis nahm. Die Masse schrie panisch, während sich mehrere Steinbrocken vom Kirchenturm lösten und auf die Menschen niederstürzten, viele die es nicht schafften zu entkommen, unter sich begruben. So schnell es ihm in seinem derzeitigen Zustand möglich war, versuchte er auf die Beine zu kommen, bemerkte jedoch, dass sein Bein schwerer demoliert war als zunächst angenommen.
 

Chaos und Panik herrschte, Menschen schrien und weinten, liefen um ihr Leben, es war eine Todesszene die sich bot, voller Blut und Angst und er inmitten von all dem. Sasuke strengte jeden einzelnen Muskel in seinem Körper an um in Saes Richtung voranzukommen, ihn irgendwie zu schützen, der Staub und Schutt der sich unaufhaltsam über den Platz legte machte ihm das Sehen in die Ferne unmöglich. Er hatte weder Blickkontakt mit Sae, noch mit dem Gegner, der nicht weit sein konnte. Adrenalin pumpte durch seine Venen. Als er es endlich schaffte, sich in Saes Nähe vorzukämpfen, konnte er gerade noch zusehen wie sich ein weiterer Steinbrocken löste und Sae in Sekundenschnelle von diesem begraben wurde und um sein Leben schrie bevor ihn das enorme Gewicht erdrückte.
 

Betreten wandte Sasuke den Blick ab, und blieb stehen, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Wieso passierte ihm so etwas? Wie verdammt nochmal hatte ihn sein Gegner so kalt erwischen können? Unbändige Wut kam in ihm auf während er sich fluchend vorkämpfte um den Steinbrocken von ihm hinunter zu heben und nachzusehen, ob noch etwas von ihm übrig geblieben war, allerdings schaffte er es nicht weit, denn ein Schuss ertönte und traf ihn. Lautlos ging er zu Boden, wurde von dem Geschrei von Hunderten Menschenstimmen, die panisch um ihn herum liefen, übertönt. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, in der er nur seinen eigenen schweren Atem und Schreie vernahm, bevor die tiefe Stimme die hinter ihm ertönte dafür sorgte, dass sein Körper sich verkrampfte.
 

„Ich habe gedacht, ich hätte dich gebrochen.“, er war starr, wusste nicht wie er reagieren sollte. „Doch offenbar ist noch immer etwas von dir übrig.“ Zeo kam breitbeinig stolzierend auf Sasuke zu, der Triumph und die Genugtuung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sasuke wollte sich nicht kampflos geschlagen geben, rappelte sich auf die Knie und stütze sich mit den Händen am Boden ab, seine Finger nach der Eintrittswunde tastend, der rote Blutfleck auf seiner Brust der stetig größer wurde. „Ich wusste du bist nicht tot, es war schön sich vorzustellen wie du elendig blind vor dich hinvegetieren würdest. Es ist wohl Schicksal, dass wir uns hier wieder begegnen, nachdem es keiner von uns bisher geschafft hat den anderen zu töten!“, er beugte sich zu Sasuke hinunter, seine Waffe an dessen Kopf haltend, dieser hielt die Luft an. Zeos Finger zuckte nervös beim Abzug herum vor lauter Euphorie über seine Überlegenheit, ehe er ihm ins Ohr flüsterte „Doch dieses Mal stirbst du..“
 

Sasuke horchte in diesem Moment in sein Innerstes, der Moment als er geschworen hatte Zeo zu töten. Nicht nur weil Kakashi ihm diese Mission auferlegt hatte, nicht nur wegen dem was er ihm angetan hatte, nicht nur weil er Sakura beschützen wollte. Dieser Mann stellte eine Gefahr für alle Shinobi dar, weit über die Grenzen des Schneereiches hinaus. Nach allem was er in seinem Leben gesehen und erlebt hatte, spürte er die Gefahr und den Wahnsinn der von ihm ausging deutlich und sah es als seine Pflicht an dem Einhalt zu gebieten und nicht noch mehr Blutvergießen zuzulassen. Und doch hatte er versagt, diese Verbissenheit die ihn immer angetrieben hatte, die Tatsache, dass er so schnell unterlegen gewesen war, schockierte ihn und kratze hart an seinem Stolz. Es war als hätte er aufgegeben, als würde er selbst nicht mehr daran glauben den Sieg davon zu tragen. Vielleicht weil er bereits zu viel von seinen Fähigkeiten eingebüßt hatte, war zu tief gefallen, irgendwie fehlte ihm der Glaube an den Sieg. Diese verfluchten Nächte, Tage und Monate, in denen er von einer Niederlage in die nächste, von einem Alptraum zum nächsten gestolpert war, den Boden unter den Füßen verloren hatte, beinahe um den Verstand gekommen war, sich beinahe wieder in seiner Wut verloren hätte. Irritiert schloss er seine schwarzen Augen, da war ihr Gesicht vor ihm und zum ersten Mal wurde sein Mund trocken wenn er an sie dachte. Ihre weiche Haut, ihre Bewegungen unter sich, wie sie ihn ansah als wäre er so vieles für sie. Es schmeckte bitter dass ihm vielleicht wieder alles genommen wurde und in diesem Moment bereute er beinahe, dass er es einfach nicht geschafft hatte sich ihr gegenüber zu offenbaren. Beinahe, dachte er dann, hatte sie es geschafft, dass er zufrieden war. Zumindest mit ihnen, wenn schon nicht mit sich selbst oder seiner Unfähigkeit diesen Kampf zu gewinnen oder seiner dunklen Vergangenheit.
 

Mit gesenktem Blick sah er hinüber zu dem Steinbrocken, der Sae begraben hatte. Er war ohne Zweifel tot, langsam bildete sich eine Pfütze Blut unter dem Stein. Er war unterlegen, er kannte keinen Ausweg aus seiner derzeitigen Situation. Äußerlich präsentierte er das berühmte Erscheinungsbild der Gefasstheit, doch innerlich fragte er sich, ob sein Ende gekommen war. Seine Augen waren onyx und so kalt, dass sie mit dem Schnee um ihn herum beinahe konkurrieren konnten.
 

Die Männer die Zeo begleiteten traten an Sasuke heran und legten ihm brutal Ketten um, eine um seinen Hals, die mit dicken Eisenketten mit Handschellen verbunden war, Sasuke kannte sie aus dem Gefängnis von Konoha, sie würden sein Chakra zurückhalten.
 

Er konnte nur beigeben, als sie ihn zurück zum Podest zerrten um ihn wie einen Volksverräter der Masse zu präsentieren.

Der dunkle Traum endet und beginnt

Die Sonne die beim Küchenfenster hineinlächelte veranlasste Sakura zu einem wohligen Seufzen, ihre Finger umfassten ein Glas Eistee. Dabei die Menschen um sich zu haben, mit denen sie aufwachsen war erfüllte sie mit Frieden. Und doch - wenn sie beim Tee mit Ino saß überkam sie das Gefühl, dass etwas fehlte. Wenn sie mit Naruto unterwegs war wurde sie stumm, weil ihr auf eigenartige Weise bewusst wurde, wie fehlplatziert die Hitze des Sommers wirkte. Sie konnte diese widersprüchlichen Gedanken nicht einordnen, bis ein Bild von ihm wie eine lang verblasste Erinnerung an die Oberfläche trat und sie plötzlich mit jeder Faser ihres Körpers wusste, dass er fehlte. Es war als hätte er in dieser Welt nie gelebt, all kenne sie Sasuke Uchiha aus den Erzählungen eines Buches. Sie verlor ihren verfluchten Verstand eines Nachts in ihrem Bett, als sie die Erinnerungen an ihn erneut quälten und schrie vor Frustration. So konnte sie nicht leben, nicht wenn sie sein Geist verfolgte. Nichts machte mehr Sinn, nichts passte zusammen, nichts fügte sich zu einem Ganzen.
 

Wie sich zu zwingen, aus den tiefen eines Traumes zu erwachen, so anstrengend war es, aus diesem mächtigen Genjutsu auszubrechen. Alles was blieb war die Stille des Raumes. Sakura war zu benommen um sich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen oder zu begreifen, ob das was sie erblickte real war. Das Fell unter ihr, an das sie gerade noch ihren Kopf geschmiegt gehabt hatte, ihre tauben Lippen. Schlagartig war der letzte Augenblick mit Sasuke wieder in ihre Erinnerungen eingebrannt. Sein überfordernder Blick, seine Bewegungen, seine Berührung an ihrer Wange, die Wahrhaftigkeit, die sich zwischen ihnen abgespielt hatte. „Du hast mich zurückgelassen-“, flüsterte sie apathisch um sich selbst daran zu erinnern, das ihr nichts von ihm geblieben war.
 

Und dann war ihr Geist wieder hellwach, doch ihr Körper spielte nicht mit. Sie musste zu ihm, wo immer Sasuke auch war und wieviel Zeit auch vergangen war. Zitternd schlug sie das Fell zur Seite, fuhr sich fahrig durch ihr geschwollenes Gesicht, ihre Beine wie gläsern, unfähig sie zu ihren Waffen zu führen, damit sie diese an sich nehmen konnte. Sie musste fort! Sie musste ihn beschützen! Plump fiel zu Boden, landete auf ihrem Bauch. Ihre Hand verkrampfte sich zu einer Faust, schwach wie sie in diesem Augenblick war, hätte sie aufgrund der Panik die sich heftig in ihr aufbaute schreien können. Nicht wieder versagen, nicht wo es so wichtig war Stärke zu zeigen.
 

Sie schaffte es schließlich schrittweise, erst ein Bein, dann das andere auf den Boden zu setzen und sich in die Höhe zu ziehen und dann lief sie über die Straßen der Hauptstadt als hänge ihr Leben davon ab, ein Wirbel aus Gedanken begleitete sie dabei. Den Weg bis zum Markplatz kannte sie und je näher sie kam umso mehr bahnte sich die Hölle an. Da waren Massen von panischen Menschen die ihr entgegenströmten, es ihr mit ihren Körpern schließlich beinahe unmöglich machten, weiter nach vorne vorzudringen. Sie nahm ihre eignen Bewegungen nicht mehr war, alles passierte taub, untermauert mit einem Rausch aus Adrenalin und dem lauten schlagen ihres Herzens in ihren Ohren.
 

Bis sie schließlich ein Bild vor sich hatte, das sie erstarren ließ. Den, der ihr so viel bedeutete, die schwarzen Haare und die Schultern an denen sie sich halten wollte. Das Gesicht das sie so gerne betrachtete, weil sie nicht begreifen konnte weshalb sie es so liebte, weshalb ein angedeutetes Lächeln ihr Herz schneller schlagen ließ.
 

Sie hatte freie Sicht auf das Podest, auf dem Zeo und Sasuke sich befanden und die Situation ließ ihren Atem stocken. Es machte keinen Sinn sich weiter vorzukämpfen, ein Eingreifen war zu riskant solange eine Waffe an Sasukes Kopf positioniert war und sein Leben bedrohte.
 

„Du wolltest Sae retten, darum haben meine Leute im Turm bereits auf dich gewartet. Saes Schicksal war an dem Tag, als er in die Politik einstieg, bereits besiegelt.“ flüsterte Zeo so leise in Sasukes Ohr, dass nur dieser ihn verstehen konnte. All dies war geplant gewesen: Sasuke als Attentäter hinzustellen, der unbarmherzig tötete und das Ansehen der Shinobis somit weiter zu verschlechtern. Zeo hatte Hass geschürt der auf einer Lüge basierte.
 

Er packte Sasuke brutal an seinem Haarschopf und riss seinen Kopf schmerzhaft nach oben. „Und jetzt entschuldige mich, mein Volk braucht mich.“
 

Sakuras Augen weideten sich als Zeo sich erhaben präsentierte, wenn Sasuke mittlerweile eines bewiesen hatte, dann wie waghalsig er war, in dem Versuch sie zu beschützen. Vielleicht musste sie ebenfalls waghalsig sein.
 

Zeo brüllte der Masse von Menschen zu, die es noch nicht restlos geschafft hatte sich vom Marktplatz zu entfernen. Der Rauch und Schutt hatte sich mittlerweile gelegt. „Einwohner vom Land des Schnees, der Attentäter ist gefasst!!!“
 

Wie einen Verbrecher in dicke Eisenketten gelegt und auf Knien präsentierte Zeo Sasuke der Masse. Sakura konnte nur zusehen, wie Sasuke dabei brutal geschlagen wurde. Der Cocktail aus Verzweiflung und Wut ließ Hitze in ihrem Körper aufsteigen, während sie die Hände zu einer festen Faust presste und ihre Lippen bebten. Sie war machtlos, lächerlich klein, konnte nur dort stehen und ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie hatte nie gewollt, dass irgendetwas in dieses Welt ihm Leid zufügte und doch hatte sie es nie verhindern können. Sie wollte ihm das Gefühl geben, auf sie zählen zu können. Und nun war da so viel Blut an seinem Körper und eine verfluchte Waffe an seiner Schläfe, die ihm vielleicht das Leben nahm und sie konnte nichts tun als dort zu stehen wie ein hilfloses Mädchen, während der Mann den sie liebte vielleicht-. Zitternd hielt sie sich eine Hand vor den Mund, musste sich zusammenreißen, damit ihre Beine nicht unter ihr zusammen knickten. Er hatte sie mit hohem Einsatz verteidigt: seinem Leben. Trotzdem kam sie nicht umhin seine Entscheidung zu respektieren, er hatte seine Familie verloren und seine Taten bewiesen wie wenig er bereit war sie sterben zu sehen. Umso mehr schmerzte es sie mitansehen zu müssen, was nun passierte.
 

„Seht ihr mein Gesicht?“, er zeigte auf die scheußlichen Brandnarben und die Masse wurde restlos auf ihn aufmerksam. „Es ist das Gesicht eines Shinobi Opfers! Shinobi greifen unaufhaltsam in unser Land ein! Töten einen Politiker, der für Frieden in unserem Land einstand!“ Demonstrativ vergrub Zeo seine Finger in Sasukes Haaren, wohl um irgendwie zu demonstrieren, wie überlegen er ihm war. Dieser knirschte nur mit seinen Zähnen, ansonsten ließ sein Gesicht keine Emotionen erahnen.
 

„Über Jahrhunderte haben sich Shinobi über uns gestellt und uns ihren Willen aufgezwungen. Ihr hab gesehen wie mächtig bloß einer von ihnen ist, er könnte hunderte töten. Es ist an der Zeit sich zu wehren! Ich verspreche euch heute und hier: Uns wird nie mehr jemand unterdrücken! Wir sind ein freies Volk!“, brüllte er den Menschen voller Zuversicht zu, erst waren es nur einige die mit Applaus und Schreien zustimmen, bis sich schließlich ein allumfassendes Jubeln in der Masse einstellte.
 

„Ich habe ihn erwischt!“, schrie Zeo weiter „So wie ich alle Shinobi töten werde die es wagen, hier in unserer Heimat einzufallen! Für die Sicherheit unseres Landes!“
 

Es war ein massenhaftes Klatschen das nun immer lauter wurde und in Sakuras Ohren widerhallte. Schockiert blickte sie nach links und rechts, die Schreie die seinen Tod forderten nahmen zu. Sie konnte nichts tun, ihr blieb keine andere Wahl als zuzusehen was nun passierte.
 

„Volk vom Land des Schnees: Was soll nun mit diesem Attentäter passieren?!?“
 

„Tötet ihn!“, schrien wieder einige im Takt und Zeo konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen. Die Leute waren voller Blutdurst. Niemand hatte Zweifel, dass Sasuke als Bedrohung, als Übermacht, als Feind in das Land gekommen war. Das war genau die Art von Aufsehen, die Zeo gebraucht hatte um an Macht zu kommen und seine Ansichten zu beweisen. Ihm würde gefolgt werden und er würde einen erneuten Krieg verursachen.
 

Tränen und das Zittern ihrer Lippen schienen kein Ausdruck zu sein, für das was Sakura in diesem Moment empfand und dann geschah es: in Mitten der Masse stach ihm ihre ungewöhnliche Haarfarbe ins Gesicht. Schwarze Augen suchten Grüne und beide schienen für den Bruchteil einer Sekunde zu wissen was der andere dachte. Sasuke entschuldigte sich für sein Versagen und Sakura versprach ihm Rache für das, wie er zugerichtet worden war. Sie sah ihn dabei so flehend an, als hoffe sie, er würde noch irgend einen Trumpf ausspielen können, irgend einen Ausweg wissen den es nicht gab. Ein Rufen - sein Name - verließ Sakuras Lippen und wurde von den hunderten Schreien die seinen Tod verlangten hoffnungslos übertönt.
 

„Komm, ich will es hören, fleh mich an…“, flüstete Zeo nahe an seinem Gesicht und Sasuke senkte seinen Blick, schwarze Haarsträhnen verdeckten dabei sein Gesicht. Zeo schlug ihn hastig mit der Waffe zu Boden, stellte dann unbarmherzig sein Bein auf die Einschusswunde auf Sasukes Brust und drückte diesen somit brutal nieder. „Sag es, tu mir den Gefallen.“
 

Sasuke konnte nicht anders als bei dem Druck auf seine Wunde aufzuschreien. Zeo gab nach, erlöste ihn kurzzeitig von dem Scherz, nur um noch fester auf ihn zu steigen. Gänsehaut überzog ihren Körper als wieder ein Schrei ertönte, dieses Mal lauter und leidender als der zuvor. Sasuke wusste wie es sich anfühlte, wenn jemand vor den eigenen Augen starb und wollte Sakura diesen Anblick ersparen, allerdings bedeutete dies, dass er seinen Stolz hinunterschlucken musste und Zeo das geben musste was er verlangt hatte.
 

„Töte mich .. nicht hier.“, waren Sasukes Worte und seine eigene Stimme klang dabei fremd. Zeo grinste nur, er hatte genau das erreicht was er wollte und sein Sieg gefiel ihm so sehr, dass er es kaum schaffte vor Euphorie nicht zu Lachen.
 

„Was diesen Verräter betrifft!“ kündigte Zeo nun mit großen Worten vor der Bevölkerung an, „Wir werden ihn im Gefängnis hinrichten wegen Verrates an unserem Land.“ Mit einem letzten Schlag verlor Sasuke schließlich das Bewusstsein, Blut lief seine Schläfe hinab. Es war noch nicht an der Zeit ihn zu töten, das würde seinem Image schaden, vor dem Volk musste er stets ein makelloser Politiker sein und dazu gehörte bestimmt nicht selbst eine Hinrichtung zu vollziehen. Insgeheim kribbelte es ihm allerdings schon in den Fingern, denn er würde seinem Gegner das, was ihm angetan worden war zurückbezahlen. Gegen diesen verfluchten Fischverkäufer Sae hatte er gewonnen. Ein Gegner war tot, der zweite würde ihm gleich in die Hölle folgen. Zeo hatte viel riskiert und alles gewonnen, was seiner guten Planung und seiner Geduld zu verdanken war.
 

„Wer ist dafür, dass Zeo zum Schneekaiser erhoben wird?“, schrie schließlich ein Mitstreiter, der an Zeos Seite schritt. Sakura hätte schreien können als sie den Jubelschrei der Bevölkerung vernahm, all das war ein Alptraum.

In den Schatten

Sasuke erlangte das Bewusstsein an einem unbekannten, kalten Ort. In seinem halbwachen Zustand versuchte er sich zu erinnern, wie lange er sich bereits hier befand, doch weder die Tageszeit, noch seinen körperlichen Zustand, konnte er in der Halbdunkelheit einschätzen. Kurz glaubte er, der Müdigkeit erneut nachgeben zu müssen, da war ihm als lägen Augenpaare auf ihm. Den Atem anhaltend lauschte er in das Nichts, das ihn umgab. Er vermutete Bewegungen unmittelbar neben ihm, konnte dies aber nicht mit Sicherheit bestätigen. Diese verfluchte Benommenheit, seine sonst so scharfen Sinne waren unzuverlässig, sein Blick getrübt, sein Körper ein Chaos aus Schmerz und Blut. Bis er schließlich unfreiwillig aufgeben musste und erneut dem Schlaf verfiel, sich im selben Augenblick sicher war, dass jemand sich neben ihm befand.
 

Er erwachte mehrere Male und war sich teilweise nicht einmal bewusst, dass er geschlafen hatte, faszinierte immer wieder in diesem benommenen Zustand. Vielleicht, so vermutete er, befand er sich in Zeos Waffenfabrik, doch auch hierfür fand sich kein Beweis. Vermutlich war die Nacht längst hereingebrochen oder bereits der Morgen. Sasuke stöhnte, sein Rücken schmerzte mehr als er zugeben wollte, als hätte ihn etwas durchbohrt das ihn fixierte, je wacher er wurde und je klarer er im Kopf war, desto mehr setzte der Schmerz ein. Seine Bewegungen waren unendlich schwer, es schien unmöglich auch nur einen Finger zu heben und dennoch war er unruhig und angespannt, verzog das Gesicht. Hinzu kam, dass seine Arme mit schweren Ketten fixiert waren.
 

Im Grunde wollte er sich dafür umbringen, dass er so schwach und nutzlos gewesen war - diese verfluchte Arroganz, die eine seiner größten Lasten war. Dennoch wusste er, wie wenig ihm Selbsthass in seiner Situation half und so verdrängte er diese Gedanken. Sasuke drehte unter großer Anstrengung seinen Kopf nach rechts, der Schmerz der ihn dabei durchfuhr ließ ihn beinahe wieder das Bewusstsein verlieren und er schrie auf. Früher waren seine Schreie gefährlich gewesen doch diesen hörte man kaum. Da war eine Art Flüssigkeit die in seinen Organismus gepumpt wurde und ihn lähmte. Er konnte kaum einen Finger bewegen oder einen klaren Gedanken formen.
 

Sakura Gesicht als sie hilflos zusehen hatte müssen, wie sie ihn so zugerichtet hatten, war etwas das er immer bereuen würde. Er hatte ihr angesehen wie viel Sympathie sie für ihn empfand und auch wie viel Verlustangst. Dieselbe Angst, die auch er verspürt hatte bewies ihm, dass sie sich mittlerweile näher waren als er zugeben konnte. Ehrfürchtig schloss er nun seine Augen und es war totenstill um ihn, da war nur sein Gedankenpalast in dem er sich an einem ganz anderem Ort befand.
 

Wie lange er sich selbst eingeredet hatte, dass er nichts für sie empfinden durfte, nur um es schlussendlich doch zu tun. Bereits so viele Jahre kannte er Sakura, hatte sie erwachsen werden sehen und er wünschte sich in diesem Moment ihr zu sagen, wie sehr sie sein Leben beeinflusst hatte. Er kämpfte für sie und in einer Situation wie dieser trieb ihn der Gedanke sie wiederzusehen dazu, sich nicht aufzugeben.
 

Er war dumm gewesen, ihr all dies nicht mitzuteilen, unsagbar dumm es sich nicht zu erlauben. Zuneigung aus seinem Leben zu verbannen, genauso wie Vertrauen. Vor Jahren schon hatte er den Gedanken an Familie tief in seinem Inneren begraben. Immer hatte er diese Impulse mit dem Gedanken weggeschoben, dass er mehr Zeit für solche Dinge haben würde und nun hatte er sich die schönen, friedlichen Tage durch die Finger gehen lassen. Wie Sand waren sie ihm entglitten, ihm entronnen.
 

Die Stille und die Stunden oder Minuten die verstrichen gemischt mit seinen giftigen Gedanken schienen ihn zu vereinnahmen als er schließlich feste Fußschritte vernahm, die sich ihm näherten.
 


 

Wann sie begriffen hatte, dass sie Sasuke liebte wusste sie nicht mehr. Seine ununterbrochene Ignoranz ihr gegenüber hatte früher schwer an in ihrem Selbstwert gezehrt. Insgesamt war es mehr eine Reise gewesen als ein Moment, ein andauernder Prozess mit vielen Augenblicken in denen sie ihn geliebt und im nächsten Moment verflucht hatte. Und doch war sie ihm gefolgt, hatte sich geweigert Sasuke aufzugeben, bis er im Land des Schnees in diesem verdammt kalten Zelt zum ersten Mal in ihre Richtung satt in die entgegengesetzte gegangen war.
 

Erst im Anschluss darauf hatte sie ihn wirklich näher kennen gelernt und eine Seite an ihm entdeckt, die gütig und verletzlich war, sobald seine Wut verklang. Zwischen all seinen Fehlern, all der Dunkelheit die ihn verfolgte, hatte sie erkannt, dass da mehr war als der schöne Schein. Ein Mensch, der im Grunde nicht alleine sein wollte, ein Mensch der ihre Nähe genoss. Ein Mensch, dem bereits so viel schlechtes wiederfahren war und der eine neue Chance erhalten hatte: nach dem Krieg und dem Tumult seines bisherigen Lebens neu anzufangen, egal ob auf gute oder schlechte Weise. Diese Chance musste er erhalten, seine erste Mission nach dem Krieg durfte nicht Sasukes letzte sein. Einen so starken Willen, wie Sasuke aus diesem Verließ herauszuholen, hatte sie noch nie gehabt! Sasuke brachte diese Seite von ihr zum Vorschein, brachte sie dazu über ihren Schatten zu springen, sich weiterzuentwickeln, zu lernen, besser sein zu wollen. Der Wunsch ihn zu beeindrucken, ihn unterstützen zu wollen, hatte sie ihr Leben lang angetrieben und ihr zu der Stärke verholfen, die sie mittlerweile besaß.
 

Mit diesen Gedanken betrat Sakura Haruno den Eingang zum unterirdischem Keller, den sie entdeckt hatte, als sie Sasukes brutalen Entführern gefolgt war. Sie stieg unendliche lange Steintreppen hinunter, nur schwacher Kerzenschein beleuchtete den Weg. Bis sie zwei Wachen vor einer kleinen Holztüre ausmachte, sich an die steinerne Wand presste um unentdeckt zu bleiben. Die Angst auf sich gestellt zu sein, mit der Verantwortung über Sasukes Leben, saß ihr im Nacken, sie fühlte ihre Arme an der kalten Steinwand zittern, bis in die Fingerspitzen, sogar ihre Knie drohten einzuknicken. Immer hatte sie zumindest Naruto oder Kakashi hinter sich gehabt, die ihr Sicherheit gegeben hatten.
 

Da so viel auf dem Spiel stand und sie wahrhaftig auf sich gestellt war, musste sie unbarmherzig durchgreifen, durfte nicht zögern: Sie durfte dieses Mal nicht versagen. Sie würde ihr letztes geben, ihr Leben wenn es nötig war, um diesen Krieg abzuwenden und Sasuke zu retten, ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. Da ihre Nerven schon zum Zerreißen angespannt waren, kam sie blitzschnell aus ihrer Deckung hervor, knockte einen der erschrockenen Männer sofort mit einem Faustschlag aus. Der zweite holte eine Waffe hervor und schaffte es einen Schuss abzufeuern, der Sakura am Arm streifte während sie auf ihn zulief und ihm einen Chakra geladenen Hieb versetzte, der ihn bewusstlos zu Boden gehen ließ.
 

„Shannaro!“, fluchte sie und wusste sofort, dass sie einen verheerenden Fehler gemacht hatte. Sie aktivierte ihre glühende Hand um ihre Blutung notdürftig zu stillen. Dieser verfluchte Schuss war laut gewesen, zu laut.
 

Stressperlen prangten auf ihrer Stirn, als sie ohne Zeit zu verlieren durch die Türe preschte und durch die verwinkelten Gänge eilte. Während sie panisch, beinahe hysterisch, ihre Geschwindigkeit immer mehr erhöhte, analysierte sie die Situation, dachte daran, dass es hier leicht möglich war hinterrücks überrascht zu werden. In der Hoffnung niemanden zu begegnen, setzte sie ihre Schritte fort, versuchte sich irgendwie zu orientieren, betete, dass niemand auf sie aufmerksam geworden worden war. Als sie keine zehn Schritte weiter ein Knacken hinter sich hörte, fuhr sie herum und blickte direkt in den Lauf einer Waffe. Diese Präsenz.
 

„Sayuka?“, keuchte Sakura mit offenem Mund. „Was tust du hier?“
 

„Ich mache dir einen einmaligen Vorschlag. Du wirst dir selbst diese Ampulle spritzen.“, sie holte vollkommen überraschend und ohne zu zögern eine Nadel mit einer hellen Flüssigkeit hervor und warf sie Sakura entgegen, diese fing sie mit Leichtigkeit. Gift? Nur welches, welches war es? “Im Anschluss hast du 15 Minuten um Sasuke zu finden und zu heilen. Willigst du nicht ein, erschieße ich dich sofort. Erzählst du Sasuke, dass ich dich getroffen habe, erschieße ich euch beide.“
 

„Was!?“, Sakura fand nicht mal Worte für dieses Vorhaben, das sehr gut durchdacht und keineswegs spontan erschien und sie vollends überrumpelte. Vermutungen huschten durch ihren Kopf, aber keine schien Sinn zu machen.
 

„Du hast mich verstanden!“, Sayuka schien gestresst zu sein, was in Zusammenhang mit ihren Worten nur eines bedeutend konnte.
 

„Was habt ihr mit Sasuke gemacht? Und weshalb verlangst du das von mir?“
 

„Ich habe überhaupt nichts getan..“ behauptete Sayuka und hob ihre Lippe zur Hälfte an um ihr ein triumphierendes Lächeln zu schenken, während sie die Waffe auf Sakuras Kopf richtete. Vielleicht gefiel es ihr, wie überraschend die Situation für Sakura war, sie hatte sie wahrhaft kalt erwischt. Diese Frau war so verdammt freundlich gewesen und nun offenbarte sie ein zweites Gesicht. Im Bruchteil einer Sekunde kombinierte Sakura, führte sich ihre Erlebnisse mit Sayuka erneut vor Augen: Sie hatte sie an den Haaren gerissen, kurz vor der Hochzeit. Feindseligkeit? Ihr Sohn war gestorben in der gleichen Stadt in der Sasuke Zeo getroffen hatte. Zufall? Und doch konnte sie nicht alle Zusammenhänge erfassen.
 

„Du und Zeo, habt ihr all das zusammen…aber…dein Mann, dein Sohn…“, sie stolperte in diesem Augenblick über ihre eigenen Worte.
 

„Ja, ich bin dafür verantwortlich, dass Sae gegen Zeo rebelliert hat – weil ich meinen eigenen Sohn getötet habe und Zeo dafür die Verantwortung übernommen hat.“, als sie den Augenkontakt unterbrach vermutete Sakura Trauer, aber wer wusste schon was Sayuka empfand, immerhin schien sie die grausamste Tat die sich ein Mensch vorstellen konnte begangen zu haben. „Mein Sohn und ich haben Jahre lang meinem Mann geholfen neu produzierte Waffen von der Stadt des Lichtes bis zur Hauptstadt zu segeln. Eines Tages hat mein Sohn beim Abladen bemerkt, dass Shinobi in der Waffenfabrik gefangen waren, die nun mal zur Erzeugung der Waffen notwendig sind. Er hätte seinem Vater davon erzählt, er hätte allen davon erzählt, deshalb musste er dort sterben. So habe ich meine Treue Zeo gegenüber bewiesen und dieser hat im Gegenzug Sae erzählt ein Unfall hätte sein Leben gefordert. Sae nannte ihn allerdings einen Lügner.“
 

Schockiert hielt sich Sakura ihre Hand vor den Mund. Sie hatte also tatsächlich ihren eigenen Sohn geopfert. Nur wofür? Um einen Shinobi Mörder zu unterstützen? Und ihre Worte erklärten auch endlich, weshalb Sasuke im geheimen hergeschickt worden war, um die zahlreichen verschwundenen Shinobi zu suchen. Vermutlich hatte sie die ganze Zeit über Zeo Bericht erstattet, sie alle verraten. Sie hatte Sae getäuscht und war damit für seinen Tod mitverantwortlich, sie hatte Sakura und schließlich Sasuke getäuscht. Doch was am schwersten wog war, dass sie ihren eigenen Sohn getötet hatte.
 

„Du hast uns hintergangen.“, lautete Sakuras bittere Schlussfolgerung und sie presste ihre Lippen dabei fest zusammen.
 

„Während Sae die Werte von Zeo nie vertreten konnte, habe ich immer gewusst, dass Shinobi sich schon vor langer Zeit über uns Menschen gestellt haben.“
 

„Verrate mir wieso. Wieso sollen Shinobi schlecht sein, was haben sie dir je getan?“, spie Sakura ihr mittlerweile wutentbrannt entgegen, ballte die Hände zu Fäusten. Wie genugtuend würde es sein sie mit ihrer Rechten zu treffen?
 

„Ich konnte nie Chakra bilden. Weißt du eigentlich wie es war mit einem Vater in einem Shinobi Dorf aufzuwachsen, dem einzig und alleine das wichtig war? Ich war für ihn eine Schande und schließlich hat er mich ins Land des Schnees weggeben.“, ein trauriges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und für den Hauch einer Sekunden konnte sich Sakura ausmalen, welche Beweggründe Sayuka gehabt haben musste.
 

„Du vergisst, das auch ein Shionbi nichts weiter als ein Mensch ist. Wenn du die Begabung wegnimmst – derselbe Kern. Es gibt keinen Unterschied.“
 

„Halt deinen Mund!“, spie sie Sakura entgegen bevor sie ihr ganz nahe kam und ihre schwarzen Augen sich in Sakuras bohrten. „Wir sind für euch Menschen zweiter Klasse! Weil ich kein Shinobi war, war ich wertlos für meinen Vater, meinen Clan, für ganz Konoha. Ich wollte nicht gehen, ich war ein Kind und niemand hat sich auch nur für mich eingesetzt. Als mein Sohn dann das Sharingan erweckt hat…konnte ich nicht anders als ihn zu hassen. Er kam ganz nach meinem ach so begabten Bruder, meinem Vater, ich sah nur noch die Beiden in ihm. Ich wusste, dass er für meinen Traum, endlich die Anerkennung zu erlangen, die mir von Geburt an zusteht, sterben musste!“
 

In Konoha als zweitgeborenes Kind im ehrenvollen Uchiha Clan, ohne angeborenes Ninja Talent aufzuwachsen, war nicht einfach gewesen. Während sich Sayukas älterer Bruder Shisui als begabtes Nachwuchstalent der Uchiha an der Ninja Akademie in ganz Konoha einen Namen machte, hatte ihr nie jemand die Beachtung geschenkt, nach der sie ihr ganzes Leben gefleht hatte.
 

Besonders als sie weggegeben wurde, zu Zwecken des „Friedens“, wie sie ihr sagten, musste sie eine tagelange Reise in ein ihr unbekanntes Land antreten, um mit einem fremden Mann verheiratet zu werden. Ihre Mutter hatte ihr bei ihrer Abreise unter Tränen mitgeteilt, dass sie und ihr Vater die dreizehnjährige Sayuka jedes Jahr besuchen würden, während ihr Vater nur aussprach, was für den Rest ihres Lebens in ihren Kopf eingebrannt sein würde: Dass ihre Kinder die Möglichkeit haben würden die Blut Line weiterzuführen.
 

Ihre Eltern blieben aus, es vergingen mehrere Jahre, in denen Sayuka aus dem verschneiten Fenster lugte, immer in der Hoffnung nach ihnen. Aus dieser Hoffnung wurde bald Verbitterung und dann starker Hass.
 

„Was willst du von Sasuke? Weshalb soll ich ihn heilen? Warum ermordest du uns nicht einfach?“, fauchte ihr Sakura mit zusammengezogenen Augenbrauen entgegen. Es war ihr egal, dass sie gerade vollends die Fassung verlor. Was hatte sie noch zu verlieren?
 

„Ich war bereits aufgrund dieser Erzählungen, die fast schon Sagen gleichen, fasziniert von Sasuke. Von dem, über den das Volk in Legenden berichtet über Länder und Grenzen hinweg. Der berühmte, stärkste Shionobi, der Anerkennung im Krieg erlangt hat und der aus demselben Clan wie ich selbst stammt. Ich wünsche mir nichts mehr als diese Anerkennung!“
 

Was verdammt nochmal hieß das? Wenn sie so von Sasuke sprach klang das, als wolle sie mit ihm zusammen sein oder steckte ein anderer unverständlicher Plan hinter ihren Worten? Sayuka zeigte auf die Ampulle in Sakuras Faust, die sie bereits beinahe vor Wut zerdrückt hätte. Sie vermutete, dass Sayuka ihr die Frage, was sich darin befand, ohnehin nicht beantworten würde, also ließ Sakura sie. Es hätte ohnehin nichts an der Situation geändert.
 

„Ich wiederhole mich: Du spritzt dir das und hast dann 15 Minuten – genug Zeit um an den Ende dieses Ganges zu laufen und ihn zu heilen. Anschließend stirbst du für ihn als Heldin.“
 

„Wie geht es ihm?“, fragte Sakura mit Sorge in der Stimme. Wie oft hatte sie sich nun bereits nach ihm erkundigt? Warum verflucht nochmal erhielt sie keine Antwort?
 

„Zeo hat ihn schlimm zugerichtet.", gab Sayuka schließlich widerstrebend preis. "Was soll ich sagen, er hat seine eigenen Interessen.“
 

„Und wenn ich es nicht tue?“ Diese unvermeidbare Frage, dabei kannte sie die Antwort bereits. Als ob sie eine Wahl hätte.
 

„Vermutlich stirbt er und dich erschieße ich hier und jetzt. Auf diese Weise kannst du ihn retten und stirbst in dem Wissen, dass ich deinen Platz füllen werde.“

Die Heldin

Die Kriegsvorbereitungen waren in vollem Gange. Nachdem er nun Schneekaiser war, wollte Zeo als ersten Schritt das Land von Shinobis reinigen. Sobald dieser Schritt getan war würde sofort die nächste Phase beginnen. Er würde die Bevölkerung im Westen, in der Stadt des Lichtes, als Kampftruppen versammeln, mit Waffen ausstatten und über die Grenzen hinweg in die benachbarten Länder schicken. Zivilisten hatten nichts zu befürchten. Sein Ziel waren die großen Ninja Dörfer und er wusste, dass sein Volk durchaus aus zähen Kämpfern bestand.
 

Der einzige Rückschlag in dieser Planung war der Verlust der Waffenfabrik in der Stadt des Lichtes durch Sasuke Uchiha. Wie bereits zahlreiche Shinobi zuvor lag sein Feind nun auf einem seiner Tische, fixiert mit einer Nadel im Rücken und lieferte ihm bis zu seinem Tod unfreiwillig die Basis seiner Waffen – Chakra. Er war verflucht stolz letzten Endes als Sieger hervorgegangen zu sein, überlegen gewesen zu sein. Diese Tatsache bewies, wie weit seine Waffen mittlerweile entwickelt waren und dass durchaus eine Chance bestand seine Ziele zu verwirklichen. Mit einem Grinsen ging Zeo weiter seinen Gedanken nach und genoss gleichzeitig seinen Triumph. Beobachtete ihn wie ein Raubtier, wartete ungeduldig darauf, dass er wieder zur Besinnung kam. Die Betäubung in seinem Blut war mittlerweile so minimal, dass es sich nur noch um Minuten handeln konnte.
 

Dann, endlich, öffnete Sasuke langsam seine Augen. Wie auf Kommando schritt Zeo erhobenen Hauptes näher an ihn heran, begrüßte ihn mit einem „Endlich.“, während sich der Weißhaarige über Sasuke beugte.
 

Dieser keuchte nur verächtlich, sein Stolz war noch immer ungebrochen.
 

„Was ist? Spürst du die Metall Nadel in deinem Rücken - in deiner Wirbelsäule? Es gab einige, die vor Schmerz nicht mal bei Bewusstsein geblieben sind, geschweige denn bei Verstand.” Der weißhaarige Führer umrundete Sasuke mit aneinander reibenden Händen. Konnte nicht leugnen, dass es in ihm Genugtuung weckte, wenn er ihn unterlegen dort liegen sah, erbärmlich wie einen Kranken.
 

„Lass mich dir nur eine Frage stellen.“, gab Sasuke unbeeindruckt zurück, doch seine Stimme war kraftloser als er es gewollt hatte. Seine sichtbaren Venen hatten eine ungesunde schwarze Farbe angenommen. Die Flüssigkeit die in ihn gepumpt wurde zerstörte seinen Chakra Fluss. „Woher nimmst du das Chakra für diese Waffen?“ Chakra befand sich in seinen Bomben und Waffen und dieses musste von irgendwo her stammen – sein Sharingan hatte diese Tatsache schon bei ihrem ersten Treffen enthüllt. Es war eine Vermutung und wenn er recht hatte, wurde auch ihm dieses Schicksal gerade zuteil.
 

Zeo wich erschrocken zurück. Auch wenn er so tat als sei er überlegen, so brauchte er dennoch lebende Shinobis um seinen Plan ausführen zu können. Sasuke war der erste, der dies auf Anhieb erkannt hatte.
 

„Ich weiß es.“, war Sasukes unterkühltes Geständnis, das Zeo signalisierte, dass ihn an zu lügen keinen Sinn machte. Dieser bemühte sich um Fassung.
 

„Ich habe keine besondere Stärke wie du, nur den Wunsch mein Land zu befreien und zu diesem Zweck die ultimativen Waffen - doch das braucht dich nicht mehr zu interessieren. Dein Zweck erfüllt sich hier. Du stirbst für ein höheres Wohl - als Exempel für den Rest der Shinobi Welt.“ Sasukes Muskeln spannten sich bei Zeos Worten an. Allmählich war er wieder bei vollem Bewusstsein und Zeo ließ Kampflust in ihm aufkommen, er fing an sich wie ein wildes Tier in seinen Ketten hin und her zu reißen.
 

Leichtfüßig schritt Zeo an Sasukes Rechte und zog dort an einem Hebel, der Sasuke schmerzhaft den Rücken verdrehte. Seine Kiefer spannten sich an als er endlich realisierte, dass er mit schweren Eisenketten an eine Art Folterbank gekettet war. Sasuke konnte sich einen unterdrückten Schmerzensschrei nicht verbieten. Was auch immer in seinem Rücken steckte verursachte ihm durch diese Bewegung ungeheure Schmerzen. So schnell wie seine Motivation gekommen war, verblasste sie wieder und die Folter die er ertragen musste ließ ihn alles vergessen.
 

„Du hättest es beinahe geschafft – mich zu töten und du hast es definitiv geschafft mein Gesicht zu entstellen!“, fuhr Zeo fort und demonstrierte mit seiner erhabenen Körperhaltung seine Überlegenheit, beugte sich provokant über Sasuke. „Ich habe dir als Rache deine Augen genommen - du hättest den Rest deines Lebens als Dreck verbringen können! Und doch hast du dich mir erneut in den Weg gestellt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dir diesen Mut von Anfang an zugetraut. Du bist schließlich ein Kriegsheld, die Geschichten über den legendären Ninja Sasuke Uchiha sind um die ganze Welt gegangen. Es wird auch um die ganze Welt gehen wenn du hier stirbst und ein Zeichen für die Unabhängigkeit unseres Landes sein. Wenige Shinobi reichen aus, um uns mit hunderten Waffen auszustatten, besonders wenn sie so ergiebig sind wie du es bist. Wir haben genug um in die Nachbarländer einzuziehen und die Ära der Schinobi zu beenden!“
 

Wieder zog er am Hebel, es ertönte ein lautes Knacken als etwas in Sasukes Rücken brach. Er konnte einen weiteren verzweifelten Schrei einfach nicht unterdrücken, beinahe überrasche es ihn selbst, dass noch so viel Leben in ihm steckte.
 

„Wenn ich dich so ansehe, wie du hier vor mir liegst, dann sehe ich, dass ich dich gebrochen habe. Dieser halbherzige Versuch mich zu stoppen.“
 

Sasuke dachte in diesem Moment, dass sein Ende gekommen war. Das ihn alles in seinem Leben an diesen unausweichlichen Punkt geführt hatte. Ein Teil von ihm hatte es gewusst, seit er Konoha verlassen hatte. Er hatte sich und sein Leben bereits in der Vergangenheit aufgegeben. Damals als er sich Orochimaru versprochen hatte. Damals als er den Verstand verloren hatte und alle hatte töten wollen. Es war ihm alles egal gewesen, sogar ob er starb. Und doch hatte er sich weiterentwickelt. Beinahe hatte er Angst davor zuzugeben, dass etwas in seinem Leben mittlerweile Bedeutung für ihn hatte, sodass er sich nichts sehnlicher wünschte als leben zu dürfen. Er wollte leben und das was für ihn Bedeutung hatte behüten. Wieso verdammt nochmal war es sein ewiger Fluch nicht dazu in der Lage zu sein? Sollten dies tatsächlich seine letzten Momente sein, bereute er nur drei Dinge: Seinen ehemaligen Weg in die Dunkelheit und dass er nicht mehr für seine Heimat tun konnte - und für Sakura.
 

„Aufhören!“ Sakuras Stimme war kaum wieder zu erkennen, so erhitzt klang sie. „Ich bin jetzt dein Gegner!“, donnerte sie, während sie das Überraschungsmoment nutze um mit ihrer Faust die Gitter, hinter denen sich die Beiden befanden, bedrohlich zu verbiegen, jedoch nicht durchbrechen konnte. Staub und feine Steinchen lösten sich dabei vom Mauerwerk und rieselten in ihre strähnigen Haare. Sasukes Mundwinkel zuckte leichte nach oben, er hatte damit gerechnet, dass Sakura hier auftauchen würde.
 

„Hör auf ihn zu quälen.“, sie hatte es nicht ausgehalten, sie hatte es nicht weiter mit ansehen können und auf den perfekten Moment warten können. Zeo blickte sie berechnend an und presste seine Hand zu einer festen Faust.
 

„Wieso? Denkst du er ist das Opfer? Entspricht es etwa nicht der Wahrheit, dass er Menschen getötet hat?“, schrillte Zeos Stimme und in diesem Moment erstarrte Sakura und fragte sich ob dieser Mann überhaupt bei Verstand war. Welche verfluchten Wahnvorstellungen hatte er? Er kannte Sasuke nicht. Zwar hatte er Fehler begangen, dennoch war er im Kern ein guter Mensch und hatte versucht Buße zu tun. „Beweg dich keinen Millimeter, oder du wirst zusehen wie er stirbt!“
 

Sakura musste klug Handeln und versuchen Zeo nicht weiter zu erzürnen. So wie die Situation im Moment aussah, waren sie im Nachteil und sie traute Zeo, sowie Sasuke, alles zu. Sie musste Zeit schinden, sich irgendetwas überlegen und entschied sich aus der Not heraus für das naheliegendste: sich zu rechtfertigen, vernünftig zu bleiben. „Ich kenne Sasuke.“, entgegnete sie, „Er will eine gerechtere Welt. Eine Welt ohne Krieg. Er will nicht-“
 

„Halt den Mund! Ihr Beide mischt euch in unsere Politik ein, denkt ihr könnt entscheiden wer im Land herrscht und wer nicht! Das ist unser Land! Weißt du eigentlich wie es ist, wenn es dort draußen Menschen gibt die Dörfer mit einer Handbewegung auslöschen können? Die ohne großen Aufwand unser Land erobern können wenn ihnen der Sinn danach steht?“
 

„Darum geht es dir also? Wir Shinobi haben nie etwas dergleichen getan!“
 

„Du dummes Mädchen! Du weißt überhaupt nicht wovon du sprichst. Ich hatte eine Familie. Doch nach dem Krieg musste ich zusehen, wie Shinobi aus dem Nachbarland in unserem Land eingefallen sind um es zu erobern. Sie machten auch vor unserem zu Hause nicht halt. Sie nahmen sich unser Essen und schliefen in unseren Betten. Wir mussten gehorchen. Niemand ließ uns eine Wahl! Sie haben mir alles genommen. Mein Sohn Shio wurde bei einem sinnlosen Show-Kampf zwischen Shinobis ermordet als er sie beobachtete. Er war ein unschuldiges Kind verdammt! Meine Ehefrau Koyuki verfiel kurz darauf hin dem Wahnsinn und brachte sich um! Die Beiden waren alles was ich hatte!“
 

„Das ist schrecklich.“, gab Sakura kleinlaut bei und senkte betroffen ihren Blick. Was Sayuka und nun auch Zeo für Schicksale erlitten hatten, ließ sie nicht kalt. Sie konnte nicht anders als ihre Beweggründe anzuerkennen und ihre Finger verkrampften sich zu einer Faust. Die Spirale des Hasses kannte keine Gewinner. „Ich will das alles keinesfalls rechtfertigen! Doch es ist nicht wahr, dass alle Shinobi schlecht sind. Viele von uns kämpfen für den Frieden und es ist ein Verbrechen, wenn du sie abschlachtest oder folterst.“
 

„Wer für Gerechtigkeit und Wahrheit kämpft, der begeht kein Verbrechen.“, antwortete Zeo so still, dass es gleichzeitig bedrohlich klang und bohrte dabei seinen Blick in Sasuke.
 

Voller Wut erwiderte Sasuke den Blick, erst jetzt bemerkte er, das sich seine Sharingan wie von selbst aktiviert hatten. Ein natürlicher Instinkt. Aus Wut und einem letzten Willen heraus am Leben zu bleiben. Sakuras Anwesenheit motivierte ihn, über seine Grenzen zu gehen. Er konzentrierte verbissen sein letztes Chakra, wobei er selbst nicht wusste, wie er noch etwas ausrichten sollte, da sein Chakra Fluss vollends aus dem Takt war. Und doch durfte er nicht versagen. War er mittlerweile wieder stark genug? Stark genug schwarze Flammen zu erzeugen?
 

„Die Wahrheit ist, dass Shinobi Menschen beschützen.“, zischte Sasuke ihm entgegen und ein überhebliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Zischend und knisternd erhob sich eine bedrohlich hohe Flamme über ihren Köpfen. Vielleicht würde es reichen um Zeo abzulenken. Sasukes nächste Worte betonte er beinahe wie ein Mantra. „Denn sie sind schlicht und ergreifend stärker und haben die Möglichkeit dies zu tun.“
 

Es war Zeo der nun mit voller Wucht ausholte und Sasuke die Faust ins Gesicht rammte als er realisierte, dass dieser ein zweites Mal im Begriff war seine Waffenfabrik zu zerstören. Sasukes Kopf drehte sich zur Seite und er spuckte keuchend Blut auf den Boden. Zeo drehte vollends durch, alle Stricke waren nun gerissen, seine Stimme nur noch ein kreischendes Schreien. „BESCHÜTZEN? Dann hast du keine Unschuldigen getötet? Wolltest nicht nach Konoha gehen und aus Rache dort jeden Mann, jede Frau, jedes Kind abschlachten?“ Sasuke knirschte mit den Zähnen auf Zeos Worte hin, denn es stimmte. Dieses Kapitel gehörte zu seinem Leben und er würde sich auf ewig dafür hassen. Genau das war auch der Grund warum er kein Glück verdiente, kein ruhiges friedliches Leben. Und doch wünschte er es sich.
 

Das Knistern der Flammen hinter Zeo ließ ihn den letzten Rest Beherrschung verlieren als er brüllte: „Mach es aus, mach das Feuer aus!!!“ Es waren schwarze Flammen die den Hintergrund dramatisch untermauerten, unaufhörlich brannten, sodass der Raum langsam unerträglich heiß wurde – sie breiteten sich zunehmend im Kerker aus.
 

„Sakura du kannst es!“, schrie ihr Sasuke zu, spuckte Blut aus, das sich erneut in seinem Mundraum angesammelt hatte. „Kämpf verdammt nochmal!“ Seine Kiefer spannten sich an weil er nun nichts anderes mehr tun konnte als an sie zu glauben.
 

Es passierte im Bruchteil einer Sekunde. Zeo der den Hebel bis zum Zerbrechen nach unten drückte. Die Folterbank die Sasukes Körper noch weiter auseinanderzog. Ein schreckliches Knacken in seiner Wirbelsäule. Sein Körper der weiter auseinandergerissen wurde, doch er presste die Lippen aufeinander, wollte seinem Gegner nicht auch noch diese Genugtuung geben - doch er ertrug es nicht, nicht zu schreien. Seine Schreie waren das schlimmste das Sakura je gehört hatte, zerschnitten die Luft, waren gleichermaßen gefährlich und verzweifelt. Auch wenn Zeo ihr angedroht hatte, er würde ihn töten sobald sie etwas unternahm – es war eine Art Kurzschlussreaktion - in diesem Moment verlor auch Sakura jegliche Selbstbeherrschung. Sie musste ihn sofort dort heraus holen, er durfte ihm das nicht antun.
 

„Sasuke!!“, schrie sie hysterisch als sie, wie in einem Tunnelblick, nur noch ihn sah und alles Chakra das sie mobilisieren konnte in ihren nächsten Schlag setzte. Mit einigen harten Schlägen gelang es ihr endlich die Eisenstäbe zu zerschmettern, während sich Zeo unbemerkt zurückzog. "Nein! Halt durch!!", flehte sie, während sie die Reste der Barriere aus dem Weg räumte und mit aufgerissenen Augen auf Sasuke zulief. Währenddessen hatte sich Zeo in den Hintergrund begeben, Rückzug gesucht, vielleicht etwas um das Feuer zu bändigen das Sasuke verursacht hatte, denn er wusste nicht, dass dies unmöglich war.
 

„Komm her, komm ich hol dich da runter!“, ihre Stimme zitterte gefährlich als sie Sasuke endlich erreichte. Sie riss die Eisenketten um seine Handgelenke voller Tatendrang von ihm und entfernte vorsichtig die Infusion aus seiner Vene. Erst dann erlaubte sie sich in Tränen auszubrechen, während ihr Kopf kraftlos und verzweifelt auf seine Brust sank. „Steh auf, komm lass uns gehen.“, flüsterte sie gedämpft in seine Kleidung, die mit Blut und Schmutz übersät war. Sie konnte nicht mehr, es war alles zu viel. Die Flammen waren mittlerweile verteufelt nahe, doch er bewegte sich nicht, lag einfach nur da, versuchte nicht mal zu entkommen während seine Finger die Haare an ihrem Hinterkopf fanden und sich darin verfingen. Irgendwie hatte seine Berührung etwas beruhigendes und sie schaffte es wieder halbwegs regelmäßig zu atmen. „Sasuke!“, flehte sie und er verstand sie beinahe nicht da sie ihr Gesicht so fest auf seine Brust presste. Wie gerne hätte er sie in den Arm genommen, nur um sie zu beruhigen, damit ihre lästigen Tränen endlich aufhörten. Er hasse es wenn sie weinte, Ninjas hatten seiner Meinung nach nicht zu weinen. „Du musst aufstehen.“ Ihre Schultern zitterten unkontrolliert und sie konnte nicht verhindern ihren Emotionen wieder einmal schutzlos ausgeliefert zu sein. Warum tat man ihm so etwas grausames an? Wieso starb ausgerechnet ER? Der, mit dem sie sich immer eine Zukunft gewünscht hatte?
 

„Wir müssen weg, wir müssen flüchten!“, stammelte sie erneut, bevor die Erkenntnis endlich kam. Er konnte nicht, er konnte nicht gehen. Der Schock saß tief in ihren Augen, ihren Augen und ihrer Mimik, in der er immer wie in einem offenen Buch hatte lesen können.
 

„Es ist okay.“, er streichelte ihr Gesicht, hinter lies dabei blutige Flecken auf ihren Wangen. Sein Blut. Er hatte zu viel davon verloren. Ihre Hände suchten endlich die Einschusswunden, versuchten sie zuzudrücken und er schrie dabei, unter ihren Fingern lebendes Fleisch und in ihren Adern pures Adrenalin. Ihre glühenden Hände begannen endlich ihren Dienst, versorgten seine schweren Wunden.
 

„Du wirst jetzt nicht aufgeben, oder?“, flehte sie und ein flüchtiges Grinsen umspielte seine Lippen bevor sein Kopf zurück auf die Liege schnellte und er ihr leicht zunickte. Er antworte nicht. Er konnte nicht aufgeben, ihretwegen konnte er nicht aufgeben, ihretwegen konnte er nicht aufhören zu kämpfen.
 

Für sie hatte er sich opfern wollen, so viel verstand sie nun. Noch war er am Leben, sie beide waren am Leben. Es bestand eine Chance! Egal wie verzweifelt die Situation auch war. Sie würden es aus der Fabrik schaffen und dieser verfluchte Ort würde verbrennen. Es gab keine andere Möglichkeit. Auch wenn sie spürte wie ihre Kräfte aufgrund des Giftes schwächer wurden, sie würde ihn notdürftig heilen und dann würde sie ihn tragen, um ihrer beider Leben laufen - es würde gehen, es musste gehen. Und doch verstand sie nicht, warum er sich selbst in solch eine Situation gebracht hatte.
 

„Wieso hast du mich geheiratet, wenn du alles alleine machen willst?“, zischte sie unter Tränen und verzweifelte beinahe an der schwere seiner Wunden.
 

Wie zu oft konnte er ihr keine vernünftige Antwort geben. Einerseits war es in seinem Clan eine Sache der Ehre nicht unverheiratet miteinander zu schlafen. Andererseits hatte er befürchtet, er würde den Tag der Wahl nicht überleben. Vor allem aber hatte er es ihretwegen getan. Ihre Worte hatten ihn irgendwie in seiner emotionalen nicht Verfügbarkeit erreicht und erschüttert.
 

„Der Hauptgrund ist, dass ich dich nicht sterben sehen kann.“, verriet schließlich seine belegte Stimme und offenbarte ihr auf tragische Art und Weise, wie sehr er an ihr hing.
 

„Denkst du ich kann dich sterben sehen?! Sasuke ich hatte noch nie im Leben so Angst. Als du geschrien hast.. dein Schrei ging mir durch Mark und Bein.“
 

„Es tut mir-“, begann er doch Sakura schüttelte nur den Kopf, gab ihm zu verstehen, dass es in Ordnung war. Verwundert blickte er sie an – ihre unversiegbaren Tränen gemischt mit seinem Blut und Staub - all das klebte in ihrem Gesicht und doch Lächelte sie ihn verzeihend und fürsorglich an. Denn es spielte jetzt keine Rolle – dass er sie zurückgelassen hatte, alleine hergekommen war.
 

Er hätte ihr in diesem Moment sagen können, dass er sie liebte und doch wusste er, dass er es nicht schaffen würde diese Barriere zu überwinden. Dafür war er zu kaputt.
 

Vielleicht war es der Stress der Situation oder der Schmerz der ihn sich selbst vergessen ließ, kaum einen klaren Gedanken fassen ließ. Oder die Kombination aus allem, dass er es das erste und vielleicht letzte Mal schaffte es ihr deutlich zu machen. Er blickte sie nur intensiv an und wisperte „Danke.“ Es war ein sanftes Flüstern und doch hatte sie ihn genau verstanden und auch die Bedeutung hinter seinen Worten. Ihre Augen weideten sich.
 

„Ich liebe dich auch - Baka.“, flüsterte sie zum unzähligsten Male und neue Tränen kamen hinzu und addierten sich zu jenen, die sie seinetwegen bereits vergossen hatte, während sie ihn besorgt und zugleich liebevoll anlächelte. Er tat ihr so leid, er musste entsetzliche Schmerzen haben und kein Medic auf der Welt konnte sie ihm im Augenblick nehmen. „Sasuke, als wir dort standen, vor dem Priester. Du weißt noch, was er gesagt hat? Dass wir uns Vertrauen müssen ..“
 

„Wieso-“, fing er an, da er nicht wusste worauf sie hinaus wollte, wurde jedoch unterbrochen als ein Schuss ertönte und Sakura wie in Zeitlupe vor seinen Augen zu Boden stürzte, während das heilende Grün ihrer Hände verblasste. Da war kein Geräusch mehr um ihn herum, keine knisternden Flammen die er noch vernahm, keine Schreie oder das Gebäude das langsam in sich zusammenfiel, er hörte nur den dumpfen Aufprall als ihr Körper auf dem Boden aufkam.

Was von dir bleibt

Dort im Staub lag sie nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und presste ihre Finger auf ihre blutende Wunde während ein Stöhnen ihre Lippen verließ. Die Luft im Raum knisterte, Adrenalin floss durch seine Wehnen. Obwohl sein Körper nicht mehr konnte, nicht mehr wollte, war er bis zum Zerreißen angespannt. Sasukes schwarzen Augen legten sich auf ihn, Zeo, ohne eine Sekunde den Fokus zu verlieren. Wie ein böses Omen Schritt er auf sie zu, wie der Sensenmann persönlich. Dann hielt er vor Sakura, ließ sich Zeit, hatte keine Eile während sein Arm nach ihr griff. Eines stand fest: Er war sich seines Sieges bereits sicher. Schließlich krallte sich seine Hand brutal in ihren rosa Haarschopf. Für den Bruchteil einer Sekunde löcherten Zeos ernste Augen sie und was er dann zu ihr sagte, würde Sasuke noch viele Male durch den Kopf geistern: Das Sakura eine Hure war. Wie wenig er von ihr hielt zeigte er auch, als er anfing sie an ihren Haaren hinter sich her zuschleifen, immer weiter weg von Sasuke. Sakura schrie ihm zu, streckte ihre Hand nach ihm aus. Sasukes Kiefer übte enormen Druck auf seine Zähne aus, so sehr, dass diese knirschten und ein leises Knurren entwich seiner Kehle. Blut säumte ihren Weg, ihre Beine funktionierten nicht, ebenso wie ihre Augen, die kein klares Bild mehr zustande bringen wollten. Da waren nur noch Bruchstücke der Realität.
 

Dann endlich stoppte der Marsch, Sakura atmete. Der Griff in ihre Haare, der ihr Schmerzen verursacht hatte wich der Leblosigkeit. Sie lag einfach dort, zu Zeos Beinen auf dem Boden. Vor ihr tat sich etwas Großes auf. Ein Abgrund, der mehrere Meter hinunter zu etwas führte, das aussah wie eine unterirdische Höhle in der Erde, beinahe schon eine unterirdische Schlucht von enormen Ausmaß. Sie erkannte auf ihrem Grund etwas, das aussah wie Blitze oder enorme Energie. Sakura dachte in diesem Moment, das so die Hölle aussehen musste.
 

Alles war plötzlich so still. Beinahe friedlich. Vollkommen lautlos drehte sie ihren Kopf zur Seite, die Anstrengung dieser Bewegung kaum in Worten messbar. Ihr Blick galt in diesem Moment nur ihm, Sasuke, der nach ihr schrie, ihren Namen - und doch hörte sie ihn kaum.
 

„Sieh ihn dir gut an, solange du noch kannst.“, richtete Zeo nun süffisante Worte an sie. „Ich foltere ihn Tage lang bevor er stirbt, für das was er mit meinem Gesicht gemacht hat.“ Zeo beugte sich quälend langsam zu ihr hinunter, abermals hob er ihren Kopf an den Haaren an. Das Sakura röchelte sagte ihr nur ihr Atem, der in der Luft sichtbar wurde. So nahe war sie Zeo noch nie gewesen, seine schrecklichen Brandnarben im Gesicht waren nur Zentimeter entfernt während er sich zu ihr hinunterbeute.
 

„Ich habe euretwegen alles verloren.“ Als Zeo dies sagte, erinnerte es sie viel zu sehr an Sasuke. Überhaupt konnte sie nur an ihn denken. Sie hörte ein Stöhnen und es dauerte ehe sie realisierte, das sie es selbst war. Immer wieder setzte sie an, doch ihre Stimme versagte nur erneut.
 

„Sasuke .. wo bist du?“, brachte sie schließlich krächzend hervor. Zeo ließ sie los als hätte er sich verbrannt, ihr Kopf kam auf dem Boden auf. Blut floss über ihr Gesicht, in ihren Mund und sie schmeckte es auf ihrer Zunge, und doch waren ihre Lebensgeister noch immer da. Sasuke sollte sie ansehen, ihr sagen was sie jetzt tun sollte, ihr sagen, sie solle keine Angst haben, dass alles gut werden würde, denn sie hatte entsetzliche Angst.
 

„Lass sie“ ertönte Sasukes Stimme, mittlerweile hatte er keinen Funken Beherrschung mehr. So hörte sich die blanke Aufregung an. „Fass sie noch einmal an und ich töte dich!“
 

Ein leises Sasuke verließ ihre Lippen, nicht mehr als ein Flüstern. Sie konnte nicht in Worte fassen, wie sehr sie diesen Menschen liebte. Er war dort, nur wenige Meter entfernt und doch konnte sie ihn nicht erreichen. Sie wollte ihn nicht loslassen, er hatte doch alle die er geliebt hatte verloren. Seine Familie war gestorben. Sie hatte die ganze Zeit über nichts mehr sein wollen, als sein Fels in der Brandung und nicht nur eine seiner traurigen Erinnerungen.
 

Gott sie wollte leben, sie wollte so sehr leben, dass in diesem Moment ihr ganzer Körper erzitterte. Persönliche Gefühle waren bei Missionen fehl am Platz, aber verdammt nochmal, sie war nur ein Mädchen mit Todesangst. Sie lag hilflos auf dem Boden im Dreck, unfähig sich zu bewegen oder zu verteidigen. Alles was sie denken konnte war, dass sie sterben würde. Sasuke würde sie retten, nicht wahr? Er hatte sie bisher immer gerettet. Er war stark.
 

Die Luft vibrierte, als Sasuke Chidori zum Leben erweckte. Zwar hatte er sich noch immer nicht befreien können, doch endlich hatte er es geschafft, sein Chakra so weit zu kontrollieren. Er würde die elektrische Energie in seine Umgebung ableiten. Seine Reichweite war eingeschränkt, aber mit etwas Glück würde es funktionieren. Ein Treffer reichte, nur einer. Zeo richtete nur mit ausdrucksloser Mimik die Waffe an Sakuras Kopf.
 

„Ich schwöre es, ich töte sie! Mach es aus! Mach das Feuer aus! Oder ich werfe sie in diese Schlucht!!!“, brüllte Zeo Sasuke entgegen und nichts ließ and er Ernsthaftigkeit seiner Worte zweifeln. Die schwarzen Flammen loderten unaufhörlich und Sasuke senkte berechnend den Kopf. Warum hatte sie ihm nachkommen müssen verdammt. So wie er selbst konnte sie nicht aus ihrer verdammten Haut. Seit Tagen hatte der Gedanke sie zu verlieren ihn verfolgt, wie eine dunkle Vorahnung. Da war diese laute Stimme in ihm, die schrie, dass er sowieso nichts behielt das ihm etwas bedeutete. Trotzdem hatte er sich ihr so sehr hingegeben, wie er es mit seinem verkorkstem, gestörtem Selbst nur hatte tun können.
 

Erneut blickte er sie an. Für den Bruchteil einer Sekunde bestand Blickkontakt zwischen Sasuke und Sakura und da sah sie es in seinen Augen und seiner Mimik. Er würde den Angriff abbrechen, ihretwegen. Er würde sich ergeben und dabei wusste er nicht, dass ihr Schicksal ohnehin besiegelt war. Sie fühlte wie sie schwächer wurde, sie fühlte das Gift wirken und ihr Blut, wie es unaufhörlich ihren Körper verließ. Ihr Blick war kraftlos, nur noch selten klar. Wenn Sasuke nachgegeben würde, würden sie alles verlieren.
 

Endlich realisierte sie es. Sie musste dieses eine Mal ihn retten. Dieses eine Mal würde sie stark sein, dieses eine Mal würde er sich auf sie verlassen können. Vielleicht war es von vorne herein, seit sie ihn kannte, ihre Bestimmung gewesen ihn zu retten. Vielleicht hatte sie das Schicksal aus diesem Grund bis hier her geführt.
 

Sie hatte in den letzten Wochen so sehr gelebt. Ihre Zeit war so kostbar gewesen, Gott war sie kostbar.
 

Wenn sie diese Welt verließ, dann verließ sie sie ohne Reue. Nur das sie jemanden zurücklassen würde.
 

Der Geschmack in ihrem Mund war bitter und sie schluckte ein letztes Mal. Mit aller Kraft klammerte sie sich nun an Zeos Bein. Dieser wusste schlagartig, was sie im Begriff war zu tun, wirbelte herum, sichtbar in Schock und mit weit aufgerissenen Augen.
 

Angst hatte sie in ihrem Leben viel zu oft daran gehindert das zu tun, was sie tun wollte, tun musste. Immer hatte sie Sasuke und Naruto gebraucht. Zögern, zweifeln, nicht handeln. Sie hatte so oft geweint.
 

Letzte Worte waren für Menschen, die noch nicht genug getan hatten.
 

„Ich war glücklich ..“, sagte Sakura so laut sie noch konnte und schenkte ihm ein mildes Lächeln.
 

Mit letzter Kraft stieß sie sich über den Abgrund, riss Zeo dabei von den Beinen, sodass er mit ihr hinunter stürzte. Das Leben. Es ging schnell und war schnell vorbei. Ein leiser Tod. Eigentlich war es nur eine Sekunde, doch für Sasuke schien in diesem Augenblick die Zeit stehen zu bleiben. Er konnte es nicht realisieren. Er riss seinen Körper beinahe aus Gewohnheit weiter hin und her, schaffte es nicht sich loszureißen, bewegte sich noch immer keinen Millimeter vom Fleck. Seine Verletzungen waren zu schwer.
 

Chidori verblasste, er brauchte es nicht mehr.
 

Und plötzlich war er da, hatte ihn eingeholt: Der bedeutungslose Augenblick der Einsamkeit, dem er nun nicht entkommen würde. Er war noch da, wie immer war er noch da, war übrig geblieben. In diesem Moment ließ er den Schmerz zu, die Leere, das Nichts.
 

Warum hatte er sich wieder darauf eingelassen, wieder an einem Menschen festgehalten? Es war seine Überzeugung gewesen, sich von diesen Dingen loszusagen, frei zu sein und leichter zu leben. Und dann war sie wieder in sein Leben getreten. Sie war ein Reiz gewesen, dem er nachgegeben hatte. Ein Reiz, den er hatte behalten wollen, auch wenn er nie einen Plan gehabt hatte wie er ihn annehmen sollte. Er hatte einer Sehnsucht nachgegeben, die er seit dem Tod seiner Eltern verloren geglaubt hatte.
 

Wie es wohl sein würde, sobald die Flammen ihn erreichten, seine Haut verbrennen würden? Wie lange es wohl schmerzen würde? Ob es das überhaupt würde?
 

Das nächste das er sah, war Sayuka die sich mit einer Waffe in der Hand über ihn beugte.
 

„Alles ok?“, war Sayukas piepsende Stimme, während sie versuchte ihn aufzurichten, doch die Nadel in seinem Rücken machte dies unmöglich. „Kannst du aufstehen?“ Gleichgültig schüttelte Sasuke seinen Kopf.
 

„Die Nadel in meinem Rücken - zieh sie raus!“, meinte er dann. Sie brauchte zu lange, viel zu lange.
 

Sayuka sah ihn nur mit aufgerissenen Augen an, verschwand unter dem Tisch und fand offenbar eine Möglichkeit die Nadel so zu entfernen wie sie ihm zugeführt worden war. Sein Schrei zitterte vor Schmerz und er verlor fast das Bewusstsein dabei. Einige Sekunden lag er mit zugekniffenen Augen dort. „Sakura..“, tobte er dann und flüsterte ihren Namen, Sayuka starrte ihn nur leer an, vollkommen überfordert. Kaum war Sasuke wieder halbwegs bei Verstand, zwang er seinen Körper sich so schnell er konnte Richtung Abgrund zu bewegen. Doch es funktionierte nicht, er stolperte, schaffte es nicht sich zu halten. Er konnte nicht gehen, verdammt, schlug mit der Faust auf den Boden.
 

„Vorsichtig!“, ermahnte Sayuka ihn und kam an seine Seite um ihn mit ihrem Körper aufzustützen und so überwanden die Beiden ein paar Meter. Der Krater tat sich vor ihnen auf, eine unendliche Schlucht die irgendwo in der Dunkelheit verschwand. Sasuke konnte teilweise nicht einmal den Grund ausmachen.
 

„Sie sind da rein gefallen... das können sie unmöglich überlebt haben..“, war es Sayuka, die sich zu Wort meldete und er stieß sie zur Seite, sein Körper ging gegen den Boden und dann schleppte er sich den letzten Meter bis zum Abgrund hin. Der Schmerz in seinem Rücken war ihm egal, sein Überleben in dem einstürzenden Gebäude war ihm egal, er verfolgte nur ein Ziel: den Vorsprung zur Schlucht erreichen. Und als er dies tat war da absolut nichts, er konnte Sakura nirgends ausmachen.
 

„Sakura..“, brüllte er aus Leibeskräften, obwohl er wusste, sie würde ihm nicht antworten. Er sank in sich zusammen, so hilflos hatte er sich noch nie gefühlt. Wenn er eines gelernt hatte, dann dass er den Schmerz nicht zulassen durfte. Physisch und psychisch. Vielleicht konnte er ihn auch jetzt wegdenken, wenn er sich nur ganz stark konzentrierte.
 

„Beruhige dich!“, versuchte Sayuka ihm zu helfen und stützte ihn erneut mit ihrem Oberkörper, kam an seine Seite, doch ihm war nicht zu helfen. Er senkte seinen Kopf gegen den Boden und seine Augen schlossen sich schmerzerfüllt. Seine schlimmsten Befürchtungen waren Realität geworden, er hatte sich doch geschworen er würde nie, nie wieder jemanden der ihm nahe stand sterben lassen. Er hatte kämpfen wollen, er hatte sie beschützen wollen mit allem was er hatte. Die schwarzen Flammen umhüllten sie mittlerweile und es konnte sich nur noch um Minuten handeln bevor das Gebäude einstürzen würde.
 

„Komm! Wir müssen weg hier!“, verlautbarte Sayuka und zog an seiner Kleidung und Sasuke ließ es geschehen, nichts schien im Moment eine Rolle zu spielen. Er gab sich auf.

Kämpferherz

Sasuke konnte sich nicht auf den Beinen halten und sprach nicht mehr. Zu sehr hatte ihm der Blutverlust zugesetzt. Kaum noch war er da, in der Realität. Da war dieser graue Schleier vor seinen Augen und diese Leere in ihm, die sich unaufhaltsam ausbreitete während Sayuka ihn mit vollem Körpereinsatz zurück in ihr Haus schleppte. Seine Gedanken waren wirr und wie gelähmt.
 

Ein Mann betrat den Raum. Der Unbekannte beugte sich mit keuchendem Atem über Sasuke, der die Augen bereits halb geschlossen hatte. Medizinische Versorgung war in diesem Land eigentlich eine Seltenheit. Und doch hatte Sasuke Glück.
 

„Er braucht eine Bluttransfusion!“, hörte er den Mann sagen während er Sasukes Körper abtastete. Dieser fühlte sich schwer, fern von jeglicher Realität. Alles war still, beinahe friedlich. „Sonst kann ich ihn nicht retten.“
 

„Er kann mein Blut haben!“, erwiderte Sayuka und machte hastig ihren Arm frei. Der Arzt legte eine Verbindung zwischen ihrer Vene und der seinen und flickte im Anschluss mit feinen, geschickten Händen Sasukes Wunden. Jede Minute zählte dabei. Immer wieder öffnete Sasuke die Augen, nur um sie dann wieder schließen zu müssen. Sein Körper war zerrissen, in Fetzen aus Blut und Fleisch. Ab und zu erblickte er Sayukas Gesicht, nur um wieder beinahe das Bewusstsein zu verlieren. Er spürte ihre Hand um die seine und wie fest sie sich an ihn klammerte. Der Schmerz wurde kaum erträglich, als der Arzt tief in seiner Wunde stocherte um Schmutz und Kugeln zu entfernen. Sein Geist war messerscharf nur um Sekunden später erneut zu versagen. Ihm war nicht klar ob Minuten oder Stunden waren die vergingen.
 

Alles in seinem Kopf drehte sich um eine Frage: Warum durfte er nicht gehen? Hätte Sayuka nicht so schnell gehandelt - er wäre ohne Zweifel tot. Vielleicht wollte er es sein. Hatte es schon in jener Nacht vor 20 Jahren sein wollen. Wie erlösend es wohl wäre, nach allem das er erlebt hatte. Sasuke fühlte sich alt, ermüdet. Sein Leben war stets anstrengend gewesen, zermürbend und unbarmherzig emotional. Er hatte nahestehende Menschen sterben sehen, hatte seine Zukunft in Scherben geschlagen vor seine Füße gespuckt bekommen. Und versucht, dass diese Scherben wieder Sinn ergaben. Doch er hatte sie nicht mehr zusammensetzen können.
 

Er war abgestumpft. Gerade deshalb hätte er nie daran geglaubt, dass ihn jemals wieder etwas derart erschüttern könnte wie Sakuras Tod. Und doch war es passiert. Dieser Teufelskreis wiederholte sich immer und immer wieder, verfolgte ihn wie sein Schatten. Alles, das ihm etwas bedeutet hatte war gestorben.
 

„Ich komme morgen wieder“, beende der Arzt ohne Namen endlich die Tortur. Doch Sasuke hörte ihn nicht mehr, hatte das Bewusstsein verloren. „Er hält das Nähen nicht länger durch, gönnen wir ihm eine Pause. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt.“
 

„Ich bin dir zu Dank verpflichtet!“, erwiderte Sayuka. Während die meisten Einwohner im Land ohne medizinische Versorgung auskommen mussten hatte ihre Familie aufgrund von Beziehungen damit weit weniger Probleme.
 

Der Arzt packte seine wenigen Sachen zusammen und wandte sich zum Gehen, als er es sich plötzlich anders zu überlegen schien und inne hielt. „Eins noch, ich habe gehört was Sae zugestoßen ist – mein Beileid.“ Beinahe klangen seine Worte wie eine Drohung, so eiskalt war seine Stimme geworden. Ohne Zweifel war es eine Anspielung auf das Attentat das Sasuke mutmaßlich begangen haben sollte. Er war kein dummer Mann und die Situation schien ihm zu missfallen.
 

Sayuka tat seine Bemerkung mit einer Handbewegung ab und blickte zu Sasuke. „Du glaubst doch nicht alles, das du hörst Tamiki?“ Sie intensivierte Ihren Blick der voller Zuneigung lag, doch der Rest ihres Gesichtes war kalt wie Stein. „Wie lange wird es dauern, bis er sich erholt?“
 

Das Desinteresse an dem Tod ihres Mannes war für Tamiki offenbar erschütternd. Es ging dem Mann bei Sayukas Worten durch Mark und Bein. Vorsichtig antwortete er schließlich. „Er braucht eine Schiene, ich denke er hat mit einem gebrochenen Wirbel zu kämpfen. Wenn er die Nacht überlebt und nicht an inneren Blutungen stirbt hat er gute Chancen.“ Bevor der Mann den Raum verließ gab er noch knapp bekannt, dass es wohl besser wäre, wenn sie sich um einen anderen Arzt bemühen würde, doch Sayuka ignorierte ihn. Sie hatte nur Augen für den Schwarzhaarigen vor ihr, er hatte sie um den Verstand gebracht. Dass ihr Herz klopfte oder ihre Wangen warm wurden hatte sie schon viele, viele Jahre nicht mehr erlebt. Wie es wohl wäre, in seinen Armen zu liegen? Eigentlich konnte sie es doch, oder nicht? Vorsichtig kroch sie zu ihm ins Bett, an seine Brust und legte ihren Kopf darauf ab. Ihre Hand berührte ihn vorsichtig, als wäre er aus Glas. Da war nur noch der Ton seines schlagenden Herzens. Das Geräusch beruhigte sie und sie entspannte sich augenblicklich. Alles schien sich plötzlich auszuzahlen.
 

Sasuke schlief den ganzen Tag immer wieder unruhig ein nur um erneut unter Schmerzen zu erwachen. Er fühlte sich, als wäre er zu lange im Schnee liegen geblieben, oder als ob er sich noch darin befände. Zeit war nur ein Traum, ein Fetzen, ein ferner Gesang.
 

Wenn er bei Bewusstsein war starrte er auf die Wand über ihm, sein Blick war nicht fokussiert. Ein Schatten tanzte den Raum hinauf und es herrschte absolute Stille, er war alleine im Zimmer. Sasuke fühlte wieder diese Leere in ihm. Dieser innere Schmerz war ihm nicht fremd. Er war ein alter Bekannter und die Einsamkeit sein Fluch und sein Segen. Die Welt über ihm stürzte zusammen. Die Decke über seinem Kopf, die er gefühlt ewig angestarrt hatte brach auf ihn ein, Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er fühlte diesen tiefen Schmerz in sich, wie einen Phantomschmerz dem er nicht entkam. Nie mehr würde er ihr Gesicht sehen. Nie würde er ihr sagen können, wie viel er von sich offenbart hatte und wie sehr er sich jetzt nach ihr sehnte.
 

All das war beschissen, ohne jeden Sinn. Dieses Chaos in seinen Kopf, diese Schlacht der starken Emotionen in ihm. Für gewöhnlich gab er sich der Wut hin. Nur was blieb ihm, um wütend darauf zu sein? Nichts. Übrig blieb lediglich dieser alles verzehrende Schmerz der ein Beweis dafür war, dass er noch da war, dass er noch lebte und sie nicht.
 

Ein Tagtraum, der ihn fütterte, mit Leben. Was war real, was nicht? Er wusste es nicht mehr, er stand unter Drogen, Schmerzmitteln, was auch immer. Und so hatte er schrecklich viel Zeit um zu reflektieren was passiert war.
 

Sakura. Sakura war bei ihm gewesen. In Zeiten, in denen er sich beinahe selbst aufgegeben hatte. Im Land des Schnees, der Ort der ihm eine der größten Prüfungen seines Lebens auferlegt hatte. Doch sie, sie hatte sich geweigert ihn auf zugegeben. Sie hatte an ihn geglaubt und er hatte nie verstanden weshalb.
 

So viele Jahre über hatte er ihr keine Beachtung geschenkt, doch bei dieser Mission hatte sich etwas verändert. Plötzlich war da jemand gewesen der ihn nicht losließ, ihn anfeuerte, sich auf ihn verließ. Er hatte sie zum ersten Mal so richtig gesehen. Es hatte sich beinahe so angefühlt, sie hatte sich angefühlt wie die Familie die er verloren hatte. Es war dieses Gefühl gewesen, er konnte es nicht festmachen. Nur das es danach nicht mehr möglich gewesen war sie nicht mehr zu sehen. Ihre Seele, wie sehr sie ihn anbetete. Nicht über sie nachzudenken, darüber wie es sein könnte mir ihr, wie sein Leben sein könnte und er hatte sie anerkannt. Hatte für den Bruchteil eines Tages wieder zu diesem unschuldigen Kind werden können, das er eigentlich hätte sein müssen, bevor seine Welt zusammengebrochen war.
 

Wie eine Welle war Sakura über ihn hinweggeschabt, hatte ihn mitgerissen. Er war in ihr untergegangen. Hatte die Stimme in seinem Kopf, die ihm zuflüsterte, dass er dazu bestimmt war alleine zu sein ignoriert als er mit ihr geschlafen hatte. Sie hatte ihn gewollt, die ganze Zeit über. Wieso verstand er bis jetzt nicht. Er schloss die Augen und seufzte. Gott war sie unschuldig gewesen und so schön, er hatte es nicht fassen können. Er sehnte sich nach ihr. Einfach weil sie sie war. Diese Erinnerungen an sie, wie sie neben ihm lag, quälten ihn am meisten. Einfach weil sie in ihnen so sehr am Leben war.
 

Gleichzeig hatte er mit diesem Band zu ihr nicht umgehen können. Es war einfach alleine zu sein, er kannte es nicht anders, er wollte es nicht anders. Er hatte sie gleichzeitig so sehr gewollt und gleichzeitig so sehr verlassen wollen, dass es ihn zerrissen hatte.
 

Sasuke schloss seine Augen während er mit der flachen Hand auf das Bett schlug. „Du verdammter Idiot!“, hustete er dabei und sein Fluch galt nur sich selbst. Gott, wenn sie nur hier wäre, es war alles so viel erträglicher wenn sie da war. Jeder Moment dieser Reise, dieser Mission, hatte nur sie erträglich gemacht. Sie hatte ihn verlassen.
 

An seinem Hals unter seiner Kleidung befand sich eine Kette und an ihr ein Ring. Denselben Ring, den auch Sakura gehabt hatte. Shinobis trugen Ringe wie diesen nicht öffentlich zur Schau, zu groß war die Gefahr erpresst zu werden. Vorsichtig tastete Sasuke nach ihm, holte ihn hervor. Er rollte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her und betrachtete ihn im Licht. Gott verdammt, wie sehr er sie vermisste. Viel zu sehr. Sie war genug, es war lächerlich, wie sehr sie genug für ihn gewesen war. Die Erinnerung an sie, der Klang von seinem Namen wenn sie ihn aussprach hing immer noch in diesen Raum. Ihre Nähe war der einzige Ort den er je vermisst hatte in seiner Dunkelheit.
 

Da er nicht in der Lage war das Bett zu verlassen hatte Sasuke Zeit, süchtig zu werden, nach den Erinnerung an sie, die verschwinden würden. Immer wieder ging er die Szenen gedanklich durch die zu ihrem Absturz in die Schlucht geführt hatten. Immer wieder plagten ihn die gleichen verstörenden Bilder. Wie sie hinter Zeo hergezerrt wurde in einem Meer aus Blut, die blanke Angst die ihre Augen wiederspiegelten. Wie ihr Blick ihn panisch gesucht hatte. Ihr Opfer. Es war klar wohin ihn diese Gedanken führen würden: Zurück zur Wut, zurück zu der Personen die er nicht mehr sein wollte. Dieser Weg war ihm in die Wiege gelegt worden.
 

Je länger er dort lag, desto mehr Ungereimtheiten taten sich auf. Weshalb hatte Sayuka eine Waffe in der Hand gehalten? Was für eine Bedeutung hatten die letzten Worte die Sakura versucht hatte an ihn zu richten? In seinem Geist herrschte Chaos.

Der Kompass

Sasuke erwachte aus seinem Schlaf, als er spürte, wie ihm jemand über den Kopf strich. Seine Reaktion blieb keine Sekunde aus, fest faste er Sayukas Hand und sie zuckte augenblicklich zusammen.
 

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie ihn und der Augenkontakt zwischen den Beiden brach nicht eine Sekunde ab.
 

Sasuke keuchte nur. Wie sollte er sich schon fühlen? Seine Augen waren leer als wären sie jeglichem Licht beraubt. Noch nie in seinem Leben hatte er so schwer an seinen Verletzungen gelitten. Ihm war eine Schiene angelegt worden um seinen Rücken zu schonen was dazu führte, dass er sich nicht bewegen oder drehen konnte.
 

„Sprich doch endlich mit mir..“, meinte sie, doch er reagierte nicht. Sie hatte auch eine Schale voll heißem Wasser inklusive Waschtuch mit an sein Bett gebracht. „Lass mich deine Wunden sehen.“ Sie berührte ihn am Bauch er zuckte zusammmen, sodass sie kurz stoppte und ihre Hand beinahe wieder wegzog. Doch dann fasste Sayuka neuen Mut, bewegte ihre Hand langsam weiter nach unten, bis an den Bund seiner Kleidung während Sasukes Arm schließlich den ihren losließ und sich ergab. Und dann fanden sich ihre Finger unter seiner Kleidung, sie zog ihm seine Hose aus, genauso wie sein Shirt, bis er nur noch so vor ihr lag wie er eben war und sie begann ihn von Schmutz und Blut zu befreien.
 

„Entspann dich.“ Und der entspannte sich tatsächlich etwas, verkrampfte seinen Körper nicht mehr. Er stellte sich Sakura vor, wie sie ihn berührte. „Du bist traurig. Das verstehe ich. Vielleicht denkst du, du hättest keine Aufgabe mehr, jetzt wo sie weg ist. Aber denk daran, dass das Land im Moment führerlos ist und nicht wenige meinen Aufstieg vorgeschlagen haben. Ich könnte deine Hilfe verdammt gut gebrauchen.“
 

Was interessierte ihn das Land, warum sollte er sich dafür einsetzen? Dieses motivationiale Problem hatte er von Anfang an gehabt und noch immer keine eindeutige Antwort auf diese Frage.
 

„Du kannst die Tatsache, dass sie tot ist nicht ändern, genau so wenig wie ich meinen Mann zurück bekomme. Überlege dir wie es von nun an weitergeht.“, meinte Sayuka schließlich, nachdem sie ihren Waschvorgang beendet hatte und anfing ihm in die frische Kleidung zu helfen, die er bei sich gehabt hatte. „Du und ich sind eine Option.“, offenbarte sie nun endlich das was ihr schon so lange auf der Zunge gelegen hatte.
 

„Wovon sprichst du?“ Seine Stimme klang so verflucht fremd, so bitter. Er wollte nicht so abwertend klingen. Das machte Schmerz aus ihm. Er wurde verschlossener und kälter.
 

„Mit deinen Fähigkeiten und meinem politischen Wissen– es wäre so viel möglich – wir könnten das Land verändern, die Armut beenden, den Hunger. Was bringt es dir zurück zu kehren? Was hat Konoha jemals für dich getan? Bleib hier, ändere dein Leben. Lass uns den Uchiha Clan neu aufbauen.. unsere Kinder wären .. reinrassig.“
 

„Nein..“, brummte er und die unverkennbare Drohung, die in diesem einen Wort verborgen lag hätte für die meisten Menschen gereicht um sich augenblicklich zurückzuziehen. Das was sie ihm momentan erzählte wollte er nicht hören. Er presste unter Druck die Luft aus seinen Lungen, sodass ein Zischen im Raum ertönte und als er nach einem Blinzeln seine Augen öffnete waren diese blutrot und funkelten bedrohlich in Sayukas Richtung - Augen die mit dem Schmerz stärker wurden.
 

Sayuka stolperte vor Schreck zurück, fiel beinahe über ihre eigenen Füße während sie direkt in seine Augen blickte. Zum ersten Mal schaute sie direkt in sein Mangekyou Sharingan und die erhabene Präsenz, die dieses ihm verlieh war unbestreitbar.
 

Sasuke erhob sich aus dem Bett, federleicht und ohne die geringsten Anzeichen, dass er Schmerzen hatte. „Das was du mir erzählt hast ist nicht alles, habe ich recht?“
 

„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“
 

Sasuke trat an sie heran und Sayuka machte einige Schritte zurück ohne ihm den Rücken zu kehren bis sie an der Wand angekommen war und es kein Zurück mehr gab. Brutal umgriff Sasuke nun ihren Hals und drückte sie gegen die Wand, bis ihre Beine den Kontakt mit dem Boden verloren.
 

„Du denkst nicht ernsthaft, dass ich, nachdem ich zu einem Abtrünniger Attentäter erklärt wurde mit dir zusammenarbeiten könnte? Was verheimlichst du?“
 

In seiner rechten Hand bemerkte Sayuka plötzlich Sasukes Katana, das bedrohlich aufblitzte als Licht darauf fiel.
 

„Rede oder ich töte dich.“, waren seine letzten Worte, bevor er die Fassung verlieren würde.
 

„Ich habe mich verliebt in dich, du solltest dich für mich entscheiden.“, presste Sayuka heraus, das atmen fiel ihr schwer, da Sasuke Druck auf ihren Hals ausübte. Sayukas Gesicht wurde weiß, ihr Atem kam nur noch abgehackt. „Ich wusste ihr wart in diesem unausgesprochenen Stadium als ich Sakura deine Ehefrau nannte.“ Er hätte Sakura deshalb verlassen, wäre sie nicht todkrank geworden, er hätte sich umgedreht und wäre gegangen. Und dass sie die Behauptund aufstellte in ihn verliebt zu sein konnte er in keinster Weise nachvollziehen. Vielleicht war es eher so, dass sie ihn besitzen wollte.
 

„Du hast mich manipuliert... doch das ist nicht die ganze Wahrheit, du warst ebenfalls dort als sie gestorben ist mit einer Waffe in deinem Besitz..“, flüsterte Sasuke in ihr Ohr, bevor er im gleichen Atemzug sein Katana direkt in ihren Bauch bohrte. Er hatte es satt zu reden, Worte brachten nichts und diese Spirale der Wut und Gewalt, in der er sich befand zog ihn immer weiter in den Abgrund. Sayuka stöhnte schmerzerfüllt, bevor eine Fontäne Blut aus ihrem Mund kam, direkt auf die frische Kleidung, die sie Sasuke gerade angezogen hatte, Tränen bildeten sich in ihren Augen.
 

Sasuke erhob sich vom Bett, federleicht ohne jedes Anzeichen von Schmerz.
 

„Was geschieht hier?“, rief Sayuka verzweifelt, schlagartig war sie unverwundet und stand direkt vor ihm. Alles an ihm, jede Faser seines Körpers strahlte diese unfassbare Stärke aus.
 

„Rede.“, sagte Sasuke bedrohlich ruhig, während er das Katana in seiner Hand zückte.
 

„Ich habe dir alles erzählt!“, erwiderte Sayuka verzweifelt, während sie sich umdrehte und versuchte aus dem Raum zu flüchten.
 

Für Sasuke war es ein leichtes, sie einzuholen und sie mit seinem Katana am Bein zu verletzen. Sie landete unsanft auf dem Boden und versuchte sich weiterzuschleppen. Ihr Herz raste und ihr Körper zitterte vor Angst, denn sie wusste was gleich geschehen würde.
 

„Das ist nicht die ganze Wahrheit!“, betonte Sasuke und verfolgte sie, wobei er sich nicht sonderlich anstrengen musste.
 

Sayuka musste diese brutale Szene vierzig Mal durchleben, ehe sie endlich gestand, Sakura Gift verabreicht zu haben, insgeheim einen Groll gegen Konoha zu hegen und Sae und Zeo gegeneinander aufgehetzt zu haben, sowie ihren eigenen Sohn ermordet zu haben.
 

Sasuke hatte sich unterdessen keinen Millimeter aus dem Bett bewegt, sein Körper war zwar schwach, doch seine Augenkraft war offenbar vollständig zurückgekehrt. Er beschloss Sayuka für dieses Vergehen zu töten - es war das einzige das ihm Frieden bringen würde und dann konnte er dieses gottverdammte Haus verlassen. Doch ehe er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte ortete er etwas. Narutos Chakra, er hätte es unter tausenden erkannt, wie es sich näherte. Er wollte nicht zulassen, dass Naruto ihn so sah, versuchte sich im Bett aufzurichten. Unter einem Schmerzschrei umwickelte er notdürftig sein zerschundenes Bein mit einem Stück Stoff, das er sich aus dem Bettlaken riss. Sein Oberkörper war mit einer Art Schiene gestützt um seine Wirbelsäule zu schützen. Nur deshalb, und weil er es sich in den Kopf gesetzt hatte, war es ihm möglich dieses Zimmer zu verlassen, keine Sekunde würde er mehr an diesem Ort verbringen. Sollte Sayuka doch in seinem ewigen Genjutsu immer und immer wieder sterben, wenn sie erwachte würde sie vermutlich wahnsinnig sein oder geisteskrank.
 

Der erste Schritt vor die Türe machte ihm erneut bewusst, dass Kälte dieses Land regierte. Ein Schneesturm tobte und versperrte ihm die Sicht, schützend hielt er einen Arm vor sich.
 

„Sasuke!!!!“, brüllte ihm der energiegeladene Blondschopf entgegen, doch seine Stimme war durch die Entfernung für Sasuke kaum hörbar. Narutos Freude seinen Freund nach so langer Zeit wieder zu sehen ließ ihn noch schneller laufen, auch die Angst spielte mit, möglicherweise zu spät zu kommen, er hatte von den verhärteten Verhältnissen im Land des Schnees von Kakashi berichtet bekommen.
 

Sasuke blieb endlich stehen, nur wenige Meter von Naruto entfernt, hinter ihm machte er Hinata und Shino aus, womit sie ein Dreierkonstrukt bildeten.
 

„Sasuke!! Wir sind endlich angekommen. Unterstützung ist da! Ich weiß nicht ob sie dich gefunden hat, doch Sakura ist schon vor Monaten aufgebrochen um dich zu suchen. Hat sie dich gefunden?“ Wut machte sich in ihm breit. Vor verdammten Tagen hatte er einen Schriftsatz verfasst, um Hilfe gebeten. Wieso verdammt nochmal waren sie so spät?
 

„Hat sie.“ Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, während er redete und sein Blick verschwamm. Gott verdammt, er war so im Arsch - körperlich und geistig.
 

Auch Hinata und Shino begrüßten ihn mit einer Geste, wirkten jedoch deutlich misstrauischer als Naruto.
 

„Toll! Ich wusste, dass sie dich findet. Sie meinte, sie würde Kakashi nicht benachrichtigen, da sie ja nicht im Guten gegangen ist. Ich habe ihr nur gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen soll. Es ist schließlich Kakashi!“, schwätze er drauf los und bekam nicht mit, wie ernst die Lage war.
 

Sasuke bewegte sich keinen Millimeter, seine Mimik war steinern und eiskalt, seine Augen leer und ohne Gefühl. Eben war noch alles anders gewesen und dann hatte er versagt. Was in ihm vorging ließ sich nur schwer in Worte fassen. Sakura war tot und dies führte dazu, dass er nicht mehr wusste was noch wichtig war. Und doch rief er sich in Erinnerung, dass er sich dazu entschieden hatte „gut“ zu sein - was immer das auch bedeute. War ein Mann gut, der zuließ, dass seine Frau getötet wurde?
 

„Naruto.“, meinte Sasuke derart monoton, dass es sogar Naruto alarmierte und dieser beunruhigt an ihm nach unten blickte. Erst jetzt bemerkte er, wie demoliert Sasuke aussah.
 

„Wo ist Sakura?“, entgegnete der blonde Ninja plötzlich ernst, doch Sasuke schenkte ihm nur einen ernsten Blick.
 

„Wo ist sie?“, wiederholte Naruto seine Frage, dieses Mal war Nervosität zu spüren. Und doch wollte Naruto seine eindeutige Geste nicht wahrhaben.
 

„Geht zurück nach Konoha..“, erwiderte Sasuke prvokant, bevor er sich umdrehte um Naruto stehen zu lassen. „Hier gibt es nichts mehr für dich..“ Beinahe wünschte Sasuke sich, dass Naruto ihn jetzt schlagen würde so fest er konnte. Ja, eigentlich wollte er, dass er es tat. Er ballte die Hände zu Fäusten vor lauter Wut die immer mehr in ihm brodelte. Er war wütend auf diese Welt. Wütend auf Naruto, wütend auf Sayuka, wütend auf sich selbst und gleichermaßen verzweifelt, weil er von nun alleine sein würde, wie bereits so oft in seinem Leben.
 

„Verflucht nochmal, beantworte endlich die Frage, BAKA!! Und lass mich hier nicht so stehen!“
 

Was sollte er Naruto groß sagen? Dass er nicht auf sie aufpassen hatte können? Das er zu schwach gewesen war? Nein. Die einzigen Bewältigungsmechanismen die Sasuke kannte waren blinde Wut, Rage oder das begraben von Gefühlen. Deshalb drehte er sich erneut um, schritt wutentbrannt auf Naruto zu. Es spürte wie es in ihm kochte und er diesen Hass entladen musste. Naruto war schon immer ein Ventil für ihn gewesen. Sasuke holte unvermittelt aus und traf mit seinem Faustschlag direkt Narutos Gesicht, sehr zum Schock von Hinata, die dabei zusammenzuckte.
 

„Sie ist tot!“, donnerte Sasuke und Narutos Gesicht versteinerte sich, während er einen weiteren Schlag kassierte. Seine Augen waren wieder so mächtig. Naruto blickte direkt hinein, war seinem Genjutsu schutzlos ausgeliefert und da sah Naruto sie, die schreckliche Szene, die sich hier zugetragen hatte. Kraftlos und schwer atmend lag Naruto schließlich im Schnee, die Augen groß und leer. Dann packte auch ihn unfassbare Wut. Endlich war es Naruto, der Sasuke nun gewaltvoll auf den Rücken zwang und als Sasuke versuchte die Überhand zurück zu erlangen passierte es, dass sie das Gleichgewicht verloren und über den schneebedeckten Hang kugelten, selbst jetzt nicht voneinander abließen und sich in den Stoff der Kleidung des anderen krallten um weiter Schläge austauschen zu können. Sasukes Wunden machten sich erneut bemerkbar, Blut drang durch die Verbände und als sie endlich im Schnee liegenblieben, packte Naruto Sasuke an seiner Kleidung und zog ihn zu sich hoch, drohte ihm einen Fausthieb an.
 

„Sag mir, dass es nicht wahr ist!“ Doch Sasukes Gesichtsausdruck bestätigte ihm auf grausame Weise, dass es stimmte. Sakura hatte sie verlassen. Narutos Hand ballte sich zu einer Faust. Nun war es Naruto, der anfing wutentbrannt auf ihn einzuschlagen, in sein Gesicht, mit mehreren Schlägen und er hielt sich dabei nicht mehr zurück.
 

„Sie hat den Boden verehrt auf dem du gegangen bist!!“, spie Naruto ihm entgegen. „Du hättest auf sie aufpassen sollen! Sie ist nur deinetwegen hergekommen und jetzt sagst du mir, dass sie tot ist??? Das ist nicht fair! Das kann nicht dein verdammter ernst sein!!“
 

Sasuke hatte keine Chance, er war müde, körperlich geschwächt, verletzt. Naruto behielt klar die Oberhand.
 

„Es ist meine Schuld“, erwiderte Sasuke um Narutos Wut noch weiter zu befeuern. Sasuke wünschte sich, dass er weiter auf ihn einschlug. Er wollte es fühlen, den Schmerz, die Schuld, die er sich selbst zuschrieb. Er hatte all das verdient und noch viel mehr, doch der Schlag der Sasuke hätte treffen können ging in den Boden und wirbelte Schnee um die beiden herum auf.
 

„Sakura ist nicht tot!“, flüsterte Naruto beinahe und fuhr sich mit den Fingern über die Augen, die Trauer in seiner Stimme verursachte einen Kloß in Sasukes Hals. „Das glaube ich nicht!“ Schmerzhaft wurde Sasuke bewusst, dass Sakura auch Naruto verdammt viel bedeutete.
 

„Sie ist tot und es ist meine Schuld. Töte mich Naruto! Ich werde die Kontrolle verlieren. Ich werde wieder die Person, die du vor zwei Jahren gekannt hast. Der, der alle töten will.“ Er kannte sich, er war wieder in einem Stadium in dem er die Kontrolle verlieren würde, in dem ihn Jähzorn und blinde Wut leiten würden. Es würde ihn und alles in seinem Umfeld zerstören. Zu was genau machte ihn das? Einem Attentäter? Einem Abtrünnigen?
 

„Du Idiot, das werde ich nicht tun! Willst du einen so leichten Ausweg wählen? Hinata, komm her und heile ihn bitte!“ Sofort eilte Hinata, die bereits zu den beiden gelaufen war an Sasukes Seite, das Mitgefühl stand ihr ins Gesicht geschrieben, Sasuke konnte sie nicht ansehen, während sie ihre heilenden Hände aktivierte und auf seine Brust legte.
 

„Ich werde sie finden, Sasuke. Wir teilen uns auf, Hinata bleib du hier bei Sasuke, komm Shino.“, meinte Naruto voller Tatendrang, während er sich aufrichtete und Sasuke und Hinata einfach so im Schnee zurückließ. Sasuke blickte in den Himmel über ihm und wünschte sich zu sterben.
 

„Wohin gehen wir?“, wendete sich Shino nun an Naruto.
 

„Dorthin, wo Sasuke sie zum letzten Mal gesehen hat!“
 

Naruto schloss die Augen, versuchte ihr Chakra zu orten.
 

„Nur spüre ich sie nicht..“, dachte Naruto zu sich selbst, doch er wollte es nicht wahrhaben.

Dunkler als Schwarz

Nichts fühlte sich noch real an – wie die reale Welt in der sie einst gelebt hatte. Sie hatte den Geschmack von Staub und schmutziger Luft im Mund. Ihre Kehle war zugeschnürt, sie atmete schwer und schnell. Alles war dunkel. Kurz dachte sie, dass sie etwas murmeln wollte – doch kein Ton entwich ihrer Kehle. Sie blieb stumm. Sie wollte weinen, schreien, irgendetwas das sie selbst davon überzeugte, dass sie noch am Leben war. Es war schwer zu atmen, schwer zu fühlen. Das Gewicht das auf ihrem Körper lastete hatte ihn taub werden lassen, vor allem unterhalb ihrer Hüfte. Dabei herrschte vollkommene Finsternis – sie hörte in die Endlosigkeit hinein und die Endlosigkeit gab ihr keine Antwort. Die Decke war über ihr eingestürzt, oder nicht? Hatte sie tief unter sich begraben. Ein Trümmer-Teil das dem Druck von oben noch nicht nachgegeben hatte, hatte ihr das Leben gerettet und schaffte eine Art Hohlraum über ihr. Doch Trümmer befanden sich auf ihrem Unterkörper, machten sie bewegungsunfähig. Sie sah keine Chance sich aus dieser Lage zu befreien. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie war lebendig begraben. Es war grausam – so unendlich grausam hier langsam vor sich hinzuvegetieren – alleingelassen in der Dunkelheit mit ihren Gedanken. Sasuke.
 


 

„Ich wusste, dass du kommst.“
 

„Ja..“, erwiderte Sasuke kalt, der gerade neben Naruto aufgetaucht war. Es hatte Sasuke mehr Zeit gekostet ihnen zu folgen als Naruto erwartet hatte. Seine beiden ehemaligen Teamkammeraden waren scheinbar wirklich durch die Hölle gegangen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Fest biss Naruto die Zähne aufeinander während er dem Schwarzhaarigen einen harten Blick zuwarf, die Anspannung die sie auch in dessen Gesicht abzeichnete war unverkennbar. Immerhin standen beide vor dem Trümmerhaufen unter dem Sakura sich befinden musste, während unzählige Schattendoppelgänger Steine durch die Gegend trugen und Shino sein Chakra konzentrierte um ihren Standort mithilfe seiner Käfer zu ermitteln.
 

„Sasuke ich spüre sie..“ Sasukes sonst so versteinerte Mine regte sich in diesem Moment sichtbar und reflektierte seine Gefühle. Hoffnung – eine Emotion die er viel zu lange nicht mehr gehabt hatte. Wortlos sank er auf die Knie, vergrub seine Hände in dem Staub und Steinen unter ihm und begann zu graben, zu mehr war er im Moment nicht in der Lage, doch selbst wenn er nur diesen kleinen Beitrag leisten konnte. Er konnte es nicht fassen. Sollte sie tatsächlich dort unten begraben worden sein?
 


 

Sasuke öffnete die Tür einen Spalt weit und blickte in den spärlich eingerichteten Raum. Sie konnte ihn kaum ausmachen, denn die Vorhänge waren zugezogen und eigentlich hätte sie schlafen sollen, sich ausruhen sollen, ihrem zerschunden Körper eine Pause gönnen sollen. Stattdessen lag sie hier und erwartete ihn bereits. Wie er dort an der Tür lehnte, sah er beinahe bedrohlich aus. „Schön dass du hier bist.“, flüsterte Sakura aus Angst Hinata zu wecken, die auf der anderen Seite des Raumes in einem Bett schlief und ihr den Rücken zugewandt hatte.
 

„Ich musste dich sehen.“, offenbarte er geheimnisvoll. Er hätte nur niemals damit gerechnet, dass sie wach sein würde um diese Uhrzeit und unter diesen Umständen.
 

„Auch ich wollte dich sehen – mit dir reden.“ Endlich, quälend langsam betrat er das Zimmer. Welch eine Atmosphäre seine bloße Anwesenheit dabei erzeugte – wie seine Präsenz den Raum scheinbar veränderte. Er vereinnahmte den Raum. Obwohl er so leise war, jeden Schritt so bedacht machte, dass er kaum zu hören war.
 

Vielleicht würde es helfen in der Nähe des jeweils anderen zu sein um Frieden zu finden. Das war zumindest die Idee gewesen. Nur fühlte es sich im hier und jetzt nicht danach an. Er stand nun direkt vor ihr, zwischen ihnen viel zu viel unausgesprochenes das dazu führte, dass beide keine Ruhe finden konnten. Das alles fühlte sich verkrampft an, unnatürlich. Sollte er nicht wissen was zu tun und was zu sagen war? Sakura nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, doch er war zu weit entfernt, sie konnte ihn nicht erreichen. Ihrer wortlosen Bitte nachkommend trat er näher und setzte sich an ihre Seite. Ihre Hand, die noch immer in die Luft gestreckt war fand seine Wange. Leise seufzend ergab er sich ihrer Berührung und schloss für eine Sekunde die Augen. Dieser intime Moment hatte etwas so beruhigendes an sich, dass er dabei erleichtert ausatmete. Kurz genoss Sakura einfach den Moment, den sie sich herbeigesehnt hatte und den es beinahe nicht gegeben hätte. Sie hatten es geschafft zu überleben, hier zu sein – zusammen. Alles war gut, oder? Endlich würde ihr Leben beginnen, endlich konnten sie nach Konoha zurück, gemeinsam zur Ruhe kommen. Ihre Wunden würden mit der Zeit heilen. Doch so einfach war es nicht, das war es nie. Sie hatten Naruto, Shino und Hinata vor wenigen Stunden einen Statusbericht der bisherigen Mission gegeben – dabei hatte Sakura erfahren, dass Sayuka da draußen war - möglicherweise irgendwo auf sie wartete. Sie fürchtete eine weitere Konfrontation und wollte nur nach Hause. Sie beide hatten genug riskiert und Sakuras Toleranzgrenze war erreicht.
 

„Es tut mir leid... dir hätte nichts geschehen dürfen“, sagte Sasuke schließlich – einfach, pragmatisch und so simpel waren seine Worte gewählt. Sie wollte nicht, dass ihm etwas leid tat, sie wollte nicht, dass es ihm schlecht ging. Es war ihr Kämpferherz gewesen, das sie immer wieder dazu brachte sich in halsbrecherische Situationen zu begeben um bei ihm zu sein. Und es war ihre freie Entscheidung.
 

„Es ist nicht deine Schuld - ich habe diesen Weg selbst gewählt.“
 

„Meinetwegen.“ Und da war sie - eine Wahrheit, der sie nicht widersprechen konnte. Die unumstößliche Tatsache, dass er sie dort hineingezogen hatte. Es war seine Mission gewesen. Er war ohne sie losgezogen und hatte damit praktisch sein Todesurteil unterschrieben.
 

„Ich..“ Die Wahrheit war bitter und es gab nichts mit dem sie argumentieren konnte. Sie zögerte - ihre Kehle fühlte sich trocken und kratzig an - kein Laut wollte ihre Lippen verlassen – alles, das sie auf dieser Mission erlebt hatten, hatte Narben auf ihrer Seele hinterlassen. Nie würde sie sein Gesicht vergessen, als er dort gelegen hatte – sein Schrei den sie bis in ihre Knochen gefühlt hatte und dabei sicher gewesen war, er würde unter den Qualen sterben. All das hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Die Hilflosigkeit dort begraben zu sein und auf ihr Ende zu warten. In ihr herrschte Unsicherheit, dass sie nun nicht mehr schön war, Angst, dass er sich abwenden oder die Kontrolle verlieren würde. Aber sie war nicht bereit ihm irgendetwas davon anzuvertrauen. Sie bewegte sich nicht mehr, ein bitteres Lächeln zierte ihr Gesicht. Die Hand, die sein Gesicht gerade noch gestreichelt hatte war erstarrt und kalt. Konnte sie überhaupt wie zuvor weitermachen, nach allem das passiert war? Sie wusste es nicht, die Zeit würde es zeigen. Es gab nur eines das sie mit Sicherheit wusste: sie wollte, sie konnte nicht mehr an diesem Ort sein. Sie wollte sich mit ihm zusammen verstecken, vor der Welt.
 

„Bring mich weg von hier. Bring mich bitte nach Hause, Sasuke.“
 

Scharf sog er die Luft in seine Lungen. Das war genau das, was er erwartet hatte und es gab einen plausiblen Grund, weshalb es nicht möglich war. Wenn sie nur eine Sekunde pragmatisch dachte, dann musste es ihr doch auch auffallen.
 

„Ich wurde dabei beobachtet, wie ich Sae - ihren Kaiser - getötet habe. Ich darf im Augenblick nicht mit Konoha in Verbindung gebracht werden.“
 

Ihr Augen weideten sich im Schock. „Aber .. du bist unschuldig .. du hast nichts falsches getan ..“
 

„Es ist für Konoha am besten, wenn ich ins Exil gehe.“
 

„Das wirst du nicht tun, Sasuke! Wir finden eine Lösung!“ Er hatte ihr damit den verfluchten Boden unter den Füßen weggerissen. Sie konnte es nicht fassen, nach allem das sie durchgemacht hatte, das sie gemeinsam durchgestanden hatten, fand es noch immer kein Ende. Sie konnte nicht mehr. Sie wollte Frieden, Erholung, ihn. Sie hatte sich das alles anders vorgestellt, sie wollte endlich mit ihm zusammen sein. Nicht so, nicht auf der ewigen Flucht, nicht in diesem Land das ihnen so viel genommen hatte.
 

„Denk doch mal nach Sakura.“, erwiderte er patzig. „Wenn ich zurückkehre wird dieser Anschlag auf Konoha zurückfallen – das wäre ein potentieller Grund für einen Krieg. Und eben diesen dürfen wir Sayuka nicht liefern.“
 

„Das ist mir egal.“, Dieser Moment, in dem sich jeder Muskel an ihm verhärtete. Manchmal verhielt sie sich seiner Meinung nach wie ein Kind. Noch nie hatte sie ihm gegenüber derartig die Fassung verloren. Diese Seite an ihr kannte er nicht. Sprach die Angst im Moment aus ihr? Tränen bahnen sich nun auf ihrem Gesicht an und sie verlor einfach so die Fassung. „Nach allem das passiert ist! Darf ich nicht ein einziges Mal egoistisch sein? Ich brauche Tsunade, sie muss mir mit meinem Bein helfen.“ Hinata war nach diesen lauten Worten wach, kein Zweifel. Aber verdammt nochmal, sie hatte doch nie etwas verlangt, nie. Immer hatte sie nur gegeben, und jetzt, jetzt brauchte sie ihn. Sie brauchte ihn, dass er da war, dass er sie nach Hause brachte und sie würde es einfordern.
 

„Sakura sollte sich wirklich ausruhen.“, schwangen Hinatas Worte plötzlich mit im Raum und es war, als würden sie eine Trennwand zwischen den Beiden schaffen. Keiner rührte sich mehr und sie blickten einander nur an. Sie waren nicht einer Meinung, wie gewöhnlich. Wie konnte es nur so schwer sein? Es war, als liebten und hassten sie sich im gleichen Atemzug. Ihre Beziehung zueinander war toxisch.
 

Wortlos stand Sasuke auf und verließ den Raum.
 

Kaum war die Türe hinter ihm geschlossen, brach Sakura verzweifelt in Tränen aus. Vielleicht war sie noch in seiner Hörweite, doch sie konnte sich nicht mehr halten. Sie weinte so bitterlich, dass ihr Körper dabei wie wild zitterte. Hinata kam an ihre Seite und weil sie nicht wusste, wie sie ihr helfen konnte nahm sie Sakura irgendwann in den Arm während sich Sakura an ihre Kleidung klammerte als wäre sie eine Ertrinkende.
 

Nach all den Monaten in diesem Land, die von Einsamkeit und Gewalt geprägt waren, hatte sie einfach das übermächtige Bedürfnis sich jemanden anzuvertrauen. Und dieser jemand war in dieser Nacht Hinata. Sie war so lange fort von zu Hause gewesen, hatte mit niemandem sprechen können, außer mit Sasuke der meist nichts erwiderte. All die Frustration, all die Angst strömte nur so aus ihr heraus und sie erzählte Hinata in dieser Nacht alles das ihr auf dem Herzen lag. Ihre unfassbar anstrengende Reise in dieses Land, wie sie Monate umhergeirrt war auf der Suche nach irgendeiner Spur von Sasuke. Wie sie angefangen hatte bei einem Lazarett zu arbeiten und so auf ihn gestoßen war – wie sie ihr Weg irgendwie zusammengeführt hatte. Und dann erzählte sie Hinata von den brutalen Szenen die sich erst kürzlich zugetragen hatten, die sie beinahe ihren Verstand verlieren lassen hatten. Als Sakura endete, wagte sie einen vorsichtigen Blick zu der Frau, die ihr noch immer ganz nahe war und ihre Tränen waren versiegt. Sie hatte genug geweint, genug Kummer für dieses Leben und das nächste.
 

„Sakura es wird wieder besser werden. Ihr habt so viel überstanden.“
 

„Du hast Sasuke gerade erlebt, oder? Es geht ihm schlecht Hinata. Ich fürchte er wird nie zur Ruhe kommen. Seine Schreie ertönen immer noch in meinem Kopf – ich dachte er würde sterben und gleichzeitig wusste ich, dass er die Kontrolle verloren hat. Ich habe Angst Hinata, solche Angst davor das er wieder die Person wird die er bereits war - und sich von uns abwendet. Davor, dass ich ihm egal bin.“ Ein verzweifeltes Schluchzten entwich ihrer Kehle, doch sie konnte nicht mehr weinen. War es ihr Stolz? Weil sie sich sicher gewesen war, sie würden das Land gemeinsam verlassen und sich wieder gezeigt hatte wie egal sie ihm bei seinen Entscheidungen war? Wie lange würde sie dieses Chaos noch ertragen können? Sie hatte keine Kraft mehr.
 

„Sakura..“, sagte Hinata mitleidig und fing an, ihr über den Rücken zu streichen. „Sakura .. du hast ihn nicht gesehen als er dachte du wärst tot. Er hat die Fassung verloren - ja. Er hatte Angst um dich. Ich denke, dass du ihm wichtig bist. Und wenn das so ist, dann wird er bei dir bleiben. Du wirst ihn davor bewahren wieder zu dieser Person zu werden - das werden wir alle.“
 

Sakura hatte nie besonders viel mit Hinata unternommen, doch in diesem Moment, wurde ihr erneut bewusst, was für eine liebenswürdige Art sie hatte und dass sie Hinata sehr gerne mochte. Sie fühlte sich tatsächlich etwas besser, auch wenn ihre Sorgen noch immer auf ihr lasteten. Es gab nur einen Menschen, der ihr dieses bedrückende Gefühl in ihrer Brust nehmen konnte.
 

Sasuke trug ein Chaos in sich, dort wo niemand es sehen konnte.

Ein Mantra das von negativen Gedanken befreit

In derselben Nacht, einen Raum nebenan, setzte sich Sasuke hellwach im Bett auf. Getrieben von einer inneren Unruhe und Alpträumen versuchte er verzweifelt seinen Atem zu beruhigen. Grüne Augen, die auf ihn gerichtet waren, weit aufgerissen – wozu war er geworden? Hatte er Grenze zur dunklen Seite überschritten? Seit wann fühlten sich Träume so real an? All die Dinge, die er Sakura zugemutet hatte, wogen schwer. Die Unfähigkeit ihr Zuneigung zu schenken. Dass er kalt war. Dass er sie nicht beschützen konnte. Was war der Sinn seines Lebens? Er hatte Konoha vor einem erneuten Krieg bewahren wollen und eine bessere Zukunft schaffen wollen. Waren seine Ziele gescheitert? Ruckartig stoß er den Atem aus seinen Lungen.
 

„Sasuke? Kannst du nicht schlafen?“ Großartig, nun hatte er Naruto geweckt und dieser rieb sich verschlafen die Augen und sah erwartungsvoll zu ihm hinüber.
 

„Offensichtlich.“, erwiderte Sasuke. Es war unmöglich mit Naruto über seine Gedanken zu sprechen. Sasuke hatte eine kalte, abweisende Persönlichkeit. Schon so lange.
 

„Jetzt erzähl endlich mal..“
 

Schwarze Augen richteten sich auf die Umrisse der Person, die er einst als seinen besten Freund betitelt hatte. Sasuke legte sich wieder zurück auf den Rücken und verhielt sich ruhig in der Hoffnung, Naruto würde die Situation auf sich beruhen lassen. Zu seinem Leid gab sich dieser jedoch nicht zufrieden, erhob sich von seinem Schlafplatz auf dem Boden und wanderte zu Sasukes Bett hinüber, um sich ganz unverblümt neben diesen zu legen.
 

„Ich habe euch alles erklärt was auf der Mission vorgefallen ist. Was ist denn noch?“, erklärte Sasuke in leicht gereiztem Ton. Jeder hätte somit begriffen, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, nicht aber Naruto.
 

„Hier ist es so viel bequemer als unten auf dem Boden..“ Naruto verhielt sich als wären sie alte Freunde. Sasuke verdrehte die Augen. Waren sie das? Zu viel Zeit war verstrichen - alles an dieser Situation fühlte sich falsch an.
 

„Was willst du von mir Naruto?“
 

„Ich merk doch, dass es dir nicht gut geht.“
 

Sasuke schaffte es nicht sich auszudrücken oder einen Kompromiss mit sich selbst zu schließen. Manchmal fühlte er sich machtlos, als könne er am Schwerz dieser Welt keinerlei Änderung bewirken. Er war trotz allem nicht stark genug, um diesen Krieg abzuwenden. Es schien kein Vorwärts für ihn zu geben. Diese traurigen Gegebenheiten ließen ihn keine Ruhe finden.
 

„Kannst du nicht die Klappe halten?“, er war wirklich äußerst schlecht gelaunt. Fast tat es ihm leid, dass es Naruto war, der diese spezielle Stimmung von ihm abbekam, doch Naruto war für ihn schon immer ein Ventil gewesen.
 

„Wieso hast du schlechte Laune?“
 

Vielleicht weil er sich den Kopf über die jetzige Situation zerbrach und an einer Lösung scheiterte?
 

„Wenn es wegen vorhin ist als wir uns geschlagen haben .. es tut mir echt leid.“, Naruto kratzte sich verlegen am Kopf. „Hab wohl etwas überreagiert als ich das von Sakura erfahren habe… einen Moment lang dachte ich wirklich…“
 

„Es stimmt nicht.“, unterbrach ihn Sasuke mit durchdringendem Ton.
 

„Was?“
 

Das was ihm Naruto unterstellt hatte - dass er keine Gefühle hatte - nichts für Sakura empfand. Es stimmte nicht. Er musste zumindest gedanklich vorankommen. „Du kannst mir glauben: Ich bin besorgt um Sakura. Sie sollte so schnell wie möglich nach Konoha um ihr Bein vernünftig behandeln zu lassen.“
 

„Was meinst du damit? Meinst du etwa? WAS? Was läuft zwischen dir und Sakura?“ Nun verstand Naruto die Welt nicht mehr und weidete überrascht die Augen.
 

Diese prägenden Erinnerungen überkamen Sasuke in diesem Moment einfach. Vielleicht lag die Antwort auf seine Fragen teilweise in der Vergangenheit.
 

Ich weiß nicht. Mein Körper hat sich von selbst bewegt.

Du musst Sakura retten, egal was passiert.

Ich habe mich für Rache entschieden. Das war schon immer mein Lebenszweck.

Das ist der Weg, den ich gehe. Nicht du oder irgendjemand kann das ändern.

Ich kann keinen Grund sehen, warum sie mich lieben würde.

All die Dinge über die ich hin weggesehen habe, ich habe das Gefühl als wäre ich in der Lage sie jetzt zu sehen.

Du lässt deine Gefühle das Beste aus dir holen.

Der Hauptgrund ist, dass ich dich nicht sterben sehen kann.
 

Nach einem kurzen Moment der Gedanken schien auch Naruto seine Fassung zurückzuerlangen und kommentierte Sasukes Worte in seinem gewohnt freudigen Gesichtsausdruck: „Halt mich für verrückt, aber ich finde das gut!“
 

Nun hatte er Sasukes Aufmerksamkeit auf sich gezogen - als dieser einen vorsichtigen Blick zu dem Mann neben ihm riskierte sah er, dass Naruto mit verschränkten Armen auf seinem Rücken lag und wie verrückt an die Decke und grinste.
 

„Das mit dir und Sakura. Weißt du, ich dachte lange Zeit sie sei dir egal. Ich habe sogar gedacht, dass dir jeder egal ist. Mittlerweile sehe ich dich anders.. du bist selbstlos.“
 

Sasuke stockte, bewegte sich keinen Millimeter. Was sagte Naruto da? Von allen Menschen auf der Welt bezeichnete er ausgerechnet IHN als selbstlos? Er war ohne Zweifel eine kalte, abwesende Persönlichkeit und das Schicksal war grausam zu ihm gewesen. Aber da war auch Wärme in ihm – auch wenn er das selbst manchmal vergaß. Er machte sich Gedanken. Er war nicht herzlos. Er opferte sich für andere. Sakuras Wohlergehen war ihm ebenso wichtig wie Konoha. Was Sakura und Naruto betraf – waren sie nicht der Inbegriff von Konoha und die Menschen die ihm am nächsten standen? Womit sie sich seinen Schutz und seine Gedanken verdient hatten. Auch wenn er nicht die einfachste Person war, er war letzten Endes menschlich. Es gab nichts auf der Welt, dass ihm mehr Angst bereitete als der Gedanke, dass er diese Menschen verlor. Sasukes Seufzen klang nach Verzweiflung – danach, dass ihm in Nächten wie diesen schmerzlich bewusstwurde, dass in seinem Inneren nicht nichts, sondern sogar zu viel vor sich ging – zu viel Gefühl.
 

„Du Idiot ich denke irgendwann wirst du wirklich Hokage sein ...“, erwiderte Sasuke nur und hoffe, dass Naruto es endlich gut sein lassen würde. Dieser nickte nur wissend, während sich ein erneutes Lächeln auf sein Gesicht schlich. Endlich erlöste er seinen wortkargen Freund indem Naruto sich daran machte sein provisorisches Bett auf dem Boden wieder zu beziehen. Auf unerklärliche Weise hatte Naruto die Gabe Menschen aufzubauen. Und genau aus diesem Grund würde er eines Tages einen guten Hokage abgeben. Sasuke hatte schon vor einiger Zeit beschlossen Naruto auf diesem Weg zu unterstützen und Konoha über seine eigenen Bedürfnisse zu stellen. Naruto hatte ihn gerade wieder an diese Aufgabe, die in Sasukes Dunkelheit beinahe untergegangen wäre, erinnert. Genau diese Tatsache machte ihn letzten Endes selbstlos.

Die Dämmerung

„Damit ich das richtig verstehe: das Feindbild der Bevölkerung sind Shinobis - was dazu führte, dass zu Kriegszwecken uns unbekannte Waffen produziert wurden. Sasuke wurde der Mord an einem Poliker angehängt, um diesen Hass weiter zu befeuern. Und nachdem der Verantwortliche in einem Kampf, bei dem Sakura fast gestorben wäre, getötet wurde ist nun eine Frau namens Sayuka diejenige mit Macht?“, fasste Shino in seiner gewohnt merkwürdigen Art zusammen.
 

„Wir sollten dieser Sayuka zeigen was es heißt sich mit Shinobis anzulegen!“, fiel ihm Naruto ins Wort, der sich nach Shinos Zusammenfassung kaum noch halten konnte und von seiner Sitzgelegenheit aufgesprungen war.
 

„So einfach ist es nicht Naruto – wir können sie nicht direkt angreifen. Damit wird die Hassspirale weiter geschürt und wir riskieren einen Krieg.“, erwiderte Sasuke in seinem gewohnt unterkühlten Ton.
 

„Was sollen wir sonst unternehmen? Wir werden uns nicht lange hier verstecken können. Der Herr, der uns dieses Zimmer vermietet, stellt bestimmt schon Vermutungen an.“, gab Hinata zu bedenken.
 

Bericht nach Konoha zu erstatten dauerte zu lange – Briefe waren Tage unterwegs und eine Konversation damit ausgeschlossen. Sasuke wandte sich an die Shinobi, die sich direkt vor ihm befanden. „Uns bleiben nur wenige Möglichkeiten. Wie bereits erwähnt können wir keinen Offensiv-Angriff starten. Damit bleiben uns nur zwei Optionen: wir beobachten wie sich die Situation entwickelt - wobei die Gefahr besteht, dass wir unseren Standort verraten - oder wir verhandeln.“
 

„Vielleicht können wir verhandeln und einen Waffenstillstand erreichen. Das würde uns Zeit verschaffen.“, entgegnete Hinata vorsichtig.
 

„Ich kenne den Gegner und damit ist unsere beste Option, wenn ich mit ihr spreche.“, warf Sasuke in den Raum. Eine Diskussion entbrannte. Nur Sakura hatte sich bisher nicht geäußert und die Situation stumm beobachtet - ihre Finger verkrampften sich zu einer Faust, so sehr, dass es ihr weh tat.
 

„Wenn Sasuke mit ihr redet komme ich mit!“, bedeutete Naruto, der sich sichtbar missachtet fühlte und von einer Person zur anderen blickte.
 

„Du wirst nicht gehen! Du weißt was sie will, diese Frau ist besessen von dir! Deshalb - kannst du nicht gehen.“, alle Blicke waren plötzlich auf Sakura gerichtet und es bestand kein Zweifel, wen sie gerade angeschrien hatte. „Denkst du wirklich es ist eine gute Idee, wenn du dich ihr näherst? Dass sie Pläne mit dir hat, dürfte doch mittlerweile klar sein.“
 

Narutos Mund klappte leicht auf. So hatte er sie noch nie mit Sasuke sprechen gesehen – sie musste wirklich sauer sein.
 

Sasukes folgende Worte waren so eiskalt, dass Narutos Gesicht zu Stein erstarrte. „Es geht dabei nicht um mich, sondern was am besten für Konoha ist. Wie gewohnt kannst du deine persönlichen Gefühle nicht von der Mission abgrenzen Sakura! Genau deshalb solltest du aus dieser Diskussion ausgeschlossen werden.“
 

Sakura erstarrte. Wie konnten Worte nur so tief gehen. In ihrem Brustkorb fühlte sie ein starkes Stechen – ein physischer, vollkommen klarer und ungefilterter Schmerz.
 

„Stimmt ihr Sasuke etwa alle zu?“, flüsterte Sakura.
 

Stille kehrte im Raum ein.
 

„Das kann unmöglich euer Ernst sein. Naruto und Sasuke sollen zu ihr gehen? Es könnte alles Mögliche passieren, womöglich erschießt diese Frau beide.“
 

„Ich finde Sakuras Bedenken berechtigt..“, murmelte Hinata.
 

„Es gefällt mir genau so wenig wie euch. Aber habt ihr eine bessere Idee? Es ist die einzige realistische Option.“, erwiderte nun Shino.
 

„Sakura.“, begann nun Naruto. „Es wird alles gut.“
 

Sakura schüttelte nur den Kopf und sah Sasuke dabei ein. Es war egal, dass er sie soeben herabgesetzt hatte, egal, wer noch im Raum war. Ihre Augen kommunizierten eine klare Botschaft an ihn: geh nicht. Sie war nicht immer so gewesen. So voller Angst.
 


 

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als ein in schwarz gekleideter Shinobi auf einem Dachvorsprung aufkam und sich elegant abrollte, gefolgt von einem weiteren Shinobi dicht hinter ihm. Nach einem Blick durch das Fenster im obersten Stock war die Lage klar: Zwei Wachmänner waren positioniert, von denen keiner Probleme bereiten würde. Mit einer Geste gab er seinem Partner zu verstehen, dass dieser sich bereit machen sollte, bevor er mit einem schnellen Schlag das Fenster aufbrach und die Männer mit einem einzigen Blick seiner Augen lautlos überwältigte.
 

Sasuke und Naruto betraten den Raum in dem sich die Befehlshaber des Schneereiches bei einer Konferenz befanden mit eleganter Leichtigkeit. Es war vollkommen klar, dass in der jetzigen Situation jedes Blutvergießen verheerende Folgen für Konoha haben konnte, einzig und allein eine Verhandlung war eine Option. Nur das Naruto für diese Aufgabe seine letzte Wahl gewesen wäre.
 

„Hej du Hexe, sag mir sofort, wieso du meine Freunde verletzt hast!“, platze Naruto hervor und zeigte mit dem Finger auf die Frau in schwarz. Sein Gegenüber jedoch hatte nur Augen für den Schwarzhaarigen an Narutos Seite, der sich mit der Hand über die Augen fuhr. Einige Personen in Raum zückten ihre Geschosse und andere Waffen und bereiteten sich darauf vor sich zu verteidigen.
 

„Lass mich sprechen, Naruto!“, entgegnete Sasuke forsch, während er sich an Naruto vorbeidrückte und sich vor diesem positionierte.
 

„Sasuke Uchiha. Ich wusste, ich würde dich wiedersehen.“
 

„Wir sind hier, um über einen Waffenstillstand zwischen dem Land des Schnees und Konoha zu verhandeln.“
 

„Nun, da ich das Amt meines Mannes innehabe, bin ich es die das Sagen hat die Befehlsgewalt über die Truppen besitzt.“
 

„Was ist dein Preis?“, erwiderte Sasuke.
 

„Ich will dich an meiner Seite.“, sagte Sayuka.„Du wärst ein gleichberechtigter Partner. In der Politik wie auch im Bett. Du sorgst für dieses Land als ob es Konoha wäre. Keine feindlichen Länder oder abtrünnigen Ninjas werden dem Volk etwas antun– dafür wirst du sorgen. Dein Name alleine wird zahlreiche abhalten. Wenn sie doch angreifen, dann tötest du sie. Konoha wäre verbündet mit uns und wir beide gleichberechtigte Partner. Du würdest in der Politik mitentscheiden, wir würden gemeinsam das Land des Schnees aufbauen, stärker als es jemals war. Und es wäre bekannt als das Land in dem die Uchihas regieren.“

Der Wanderer

When thinking about life, remember this:

No amount of guilt can solve the past,

and no amount of anxiety can change the future
 

Zwei Shinobis lehnten an der Dachspitze eines steinernen Gebäudes und beobachteten den Sonnenaufgang. Der Blonde unter den Beiden tappte von einem Fuß auf den anderen. Er sah hinüber zu seinem alten Freund, der seinen Blick starr Richtung Sonne gerichtet hatte und dessen Gesicht von den Sonnenstrahlen erhellt wurde.
 

„Bitte sag mir, dass du ihren Vorschlag nicht ernsthaft in Erwägung ziehst?“, brach Naruto endlich das Schweigen, obwohl er die Antwort auf seine Frage bereits befürchtete.
 

„Du musst mich das tun lassen.“
 

„Das kann nicht dein Ernst sein. Ich werde dir nicht erlauben dich zu opfern – hörst du!“, Naruto brüllte Sasuke diese Worte regelrecht entgegen. Wozu hatte er Sasuke zurückgeholt, wenn dieser nun mit Sayuka kooperierte und seine Freiheit somit aufgab?
 

„Naruto ich hatte nichts mehr. Dank dir habe ich den Willen Konoha zu beschützen. Im Vergleich dazu, Frieden zu bewahren, scheint mein Leben ein kleiner Preis zu sein. Vor allem wenn man bedenkt, wie ich es bisher verbracht habe.“
 

„Was ist mit deinen Freunden? Mit Sakuras Leben? Hast du auch nur eine Sekunde an sie gedacht?“
 

„Sie würde mit mir nicht glücklich werden, sie weiß es nur noch nicht.“ Nach allem, dass er bisher begriffen hatte, war Liebe ein Kampf zwischen Wärme und Chaos. Liebe verwandelte sich in Hass oder in Kriege. „Sakura wird in keinem sinnlosen Krieg kämpfen müssen. Das ist etwas das ich für sie tun kann...“
 

„Du sagst das einfach so. So einfach ist das für dich? Denkst du ernsthaft sie wird jemals damit abschließen? Wenn du dich aufgibst, opferst du damit nicht nur dich. Wann begreifst du endlich, dass dein Schicksal mit Sakura und mir verbunden ist. Mit dir steht und fällt unser Glück.“ Glück? Es hatte einen bittersüßen Beigeschmack, dass er sich einst jede Art von Glück verboten hatte, da es seinem Ziel Rache zu nehmen im Weg gestanden hatte und mittlerweile das Wohl einiger Menschen über sein eigenes Lebensglück stellte.
 

„Wie weit wirst du gehen, Naruto? Bis du einsiehst, dass es mein Wille ist. Ich kämpfe nicht, weil ich hasse, was vor mir liegt - sondern wegen dem, das hinter mir steht.“ Naruto blickte seinen Freund lange an. Das hier war mehr als Sasukes Stolz, er war im Inbegriff etwas gänzlich Selbstloses zu tun - das erkannte Naruto in diesem Augenblick. War es wiederum egoistisch von ihm seinen besten Freund bei sich behalten zu wollen?
 


 

Sasuke betrat dem Raum, den Sakura sich mit Hinata teilte, nur um diese inmitten des Raumes vorzufinden. Offenbar hatte sie bereits gespürt, dass er sich annäherte. Die Tatsache, dass sie ihm ihren Rücken zugedreht hatte und die Arme verschränkt hielt, zeigte ihm, dass sie offenbar kein Gespräch mit ihm führen wollte.
 

„Kann ich mit dir sprechen?“, fragte er in einem sachlichen Ton.
 

„Genau das ist das Problem. Du warst bei Sayuka und nun habe ich Angst, dass mir nicht gefällt, was sie dir gesagt hat.“
 

Er kam näher an sie heran und schwieg, doch sie fühlte seine Präsenz nahe bei sich. Die Wärme seines Körpers war für sie spürbar.
 

„Sayuka hat dich gebeten zu bleiben, habe ich recht?“, fragte Sakura vorsichtig und schloss dabei ihre Augen.
 

„Ja.“
 

„Und wenn ich dich bitte mit mir nach Hause zu kommen?“
 

„Dann würde ein Krieg ausbrechen. Wir müssen erreichen, dass die Bevölkerung im Land Shonobis akzeptiert und Politiker eine neutrale Beziehung zu Konoha aufbauen.“
 

„Das verstehe ich, es ist die eine rationale Seite. Siehst du nicht die andere?“
 

„Erzähl mir davon.“
 

„Da gibt es einen Traum, den ich seit langer Zeit träume. Du würdest bei der Polizei arbeiten. Wir würden in einem Haus leben – nichts Großes, etwas abseits des Trubels in Konoha. Wir würden zur Ruhe gekommen sein, jeder auf seine Weise und es würde uns gefallen. Und Kinder. Wir hätten eine Tochter. Du liest mir jeden Abend aus Büchern vor bis wir einschlafen.“ Sakura beschrieb ein Leben, das er nie führen würde und er wusste auch nicht, ob er es konnte. Tief in ihm die Angst, dass zu viel in ihm kaputt war.
 

„Bitte, ich will dich nach Hause bringen Sasuke. Bitte komm mit mir zurück. Ich schwöre dir, dass ich dich mein Leben lang lieben werde. Du bist leidenschaftlich und klug und obwohl du lange allein warst, denke ich, dass du ein sehr liebevoller Mensch sein kannst. Du bist die Liebe meines Lebens.“ Er fühlte sich taub. Es gab zu viel, das ihm an ihr aufgefallen war, wie sie die kleinen Dinge bewunderte, welches Auge sie für Details hatte, wie sie versuchte auf ihn einzugehen und ihm alles recht zu machen, weil sie wusste, wie schwierig er sein könnte. Ihre Augen strahlen, wenn sie ihn ansah. Er fragte sich, wie er die ganze Zeit so blind ihr gegenüber gewesen sein konnte.
 

„Sakura..“ Sie drehte sich energisch zu ihm um. Der Ausdruck in Ihren Augen lies keinen Zweifel daran, dass sie sich hasste, vielleicht beinahe so sehr, wie er sich selbst. Er atmete tief aus.
 

„Denkst du, ich weiß nicht, wie naiv mein Traum ist? Egal was ich mache, ich kann dir keinen Frieden bringen... du entfernst dich weiter von mir. Du fühlst dich schon jetzt schrecklich weit entfernt an und doch wünsche ich mir nichts mehr als dir nahe zu sein.“ Ihre Hand berührte seine Wange vorsichtig, als könne er jeden Moment zerbrechen. „Selbst jetzt noch... ist da diese Distanz zwischen uns.“, fügte sie hinzu.
 

„Wieso musst du es uns beiden unnötig schwer machen.“, wehrte er ab. Es war nicht annähernd das, was er ausdrücken wollte. Wieso nur bekam er es einfach nicht besser hin?
 

Es tat weh, diesen Menschen zu lieben. Da war es, ihr tränenverzerrtes Gesicht, weil er sie wegstieß. Er wollte ihr keinen Schmerz zufügen. Das letzte was er wollte war, dass sie seinetwegen litt, weil sie immer gab. Sie heiterte ihn auf, veranlasste ihn dazu über seine Grenzen hinauszugehen. Gott, sie hatte ihm so viel von sich gegeben, sich unzählige Male für ihn aufgeopfert und ihn unterstützt. Sie kannte seine Probleme und dennoch wollte sie bei ihm sein. Und er, er hatte sich ihr aufgelastet mit all seinen Fehlern und seinem Wahnsinn. Er war schlichtweg toxisch.
 

„Willst du es wirklich für Konoha tun? Oder flüchtest du, weil du es nicht erträgst, dich an mich heranzulassen?“
 

Sie betrat gerade gefährliches Territorium, und doch war er es ihr schuldig. Er wollte sie nicht mehr außen vorlassen bei seinen Beweggründen, sondern dass sie verstand. Ihn verstand. Er war bereit sie an seinen Gedanken teilhaben zu lassen und doch schienen ihm die Worte im Rachen stecken zu blieben. „Ich kann dich nicht an mich heranlassen, Sakura. Weil – sie alle gegangen sind und du wirst dasselbe tun. Wenn dieser Krieg stattfindet werde ich dich nicht davor bewahren können zu sterben.“ Er hatte es endlich, nach all den Wochen, geschafft sich ihr anvertrauen. Egal wie schwer es ihm fiel, am Weg des Hasses festzuhalten, nachdem Naruto ihn bekehrt hatte und Sakura einen Platz in seinem Herzen erlangt hatte - er würde den Verlust seiner Familie nie überwinden können. Diese Kälte war ein Teil von ihm. Es war sein persönliches Mantra geworden, denselben Schmerz nie mehr zu ertragen. Wenn das bedeutete, dass er sich in die Einsamkeit begab oder den Rest seines Lebens opferte, war es ihm recht.
 

Sakura zitterte am ganzen Körper - das war es also. Sie brauchte einen Moment, bis seine Worte richtig bei ihr ankamen und dann umarmte sie ihn und presste ihren Kopf fest an seine Schulter „Ich werde nicht sterben. Sasuke ich verspreche es dir.“
 

Er erstarrte, in diesem Augenblick verkrampften sich seine Muskeln und seine Hand, die die ihre hielt. Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Da war dieser Klos in seinem Hals, wo kam er plötzlich her? Etwa von den schmerzhaften Erinnerungen, die ach so bitter immer wieder seine Gegenwart vereinnahmten und ihn davon abhielten zu leben? „Das kannst du nicht versprechen.“, leise, kaum hörbar seine Stimme an ihrem Ohr „Jeder stirbt.“ Und dabei klang er so traurig, dass sie ihn einfach immer weiter halten und nicht mehr loslassen wollte. Erst in diesem Moment zeigte er das Ausmaß seines Traumas. Seine Verletzlichkeit. Er war gebrochen und sie wollte nichts mehr als ihn wieder zusammenzusetzen.
 

„Doch das kann ich versprechen. Du wirst nicht mehr allein sein, ich lasse dich nicht allein. Ich verspreche es dir.“ Vielleicht, wenn sie es immer weiter versuchte, würden diese Wunden in seinem Herzen irgendwann heilen. Sie wünschte es ihm, er war ein Mensch, der es so sehr verdiene. „Nur. Du musst einen Weg finden diese Distanz zwischen uns zu überwinden. Du musst es Sasuke.“
 

Die Tränen in ihren Augen und ihre Worte hatten ihn hart getroffen. Ständig weinte sie seinetwegen. Ständig verletzte er sie und ständig musste sie ihm Liebe geben, genug für sie beide, weil sein Herz kalt war. Liebe, die er nicht verdiente und die er dennoch nahm. Sein Herz klopfte schnell. Ein unwiderrufliches Zeichen, dass er doch menschlich war, doch Gefühle besaß, die nicht aus Hass und Wut bestanden. War es, weil sie diesen Schmerz, der so tief in ihm verborgen war mit ihren Worten getroffen hatte? Oder weil er wollte, dass sie lebte? Seine Stimme war leise, während er erwiderte „Du gewinnst.“, seine Tonlage hatte sich verändert, es bestand kein Zweifel daran, dass er etwas wichtiges zu sagen hatte. „Es gibt Dinge, die mich zu dem gemacht haben der ich bin. Doch du hast mir einen Grund gegeben für Frieden zu kämpfen. Deshalb musst du mich aufgeben.“
 

„Hör endlich auf dir selbst zu sagen du seist herzlos.“ Menschen wurden weder gut noch böse geboren. Das böse entsteht durch das, was einem als Kind angetan wird.
 

„Tue ich das?“, ein leichtes Grinsen zierte seinen Mund.
 

„In meinen Augen... bist du weder böse noch herzlos. Es tut weh dich leiden zu sehen. Das tust du doch noch immer, oder? Du quälst dich und es bringt mich um.“
 

Sie wollte seine Nähe spüren, wenigstens ein klein wenig der Kälte entkommen. Langsam kam sie näher, bis er sie nur ungläubig anblickte. Warum war das so schwer? Sollte es nicht leichter sein? Nur noch Millimeter entfernten sie voneinander, bis Sakura sich endlich ein Herz fasste und ihn küsste. Es war verrückt wie viel sie in diesen Kuss legte. Alle Gefühle die in diesem Augenblick durch ihren Kopf tanzten und die sie nicht vollends einordnen konnte. Trauer, Verlangen, Verzweiflung und so viel Liebe. Seine Worte hatten ihr aber auch endlich, nach all den Jahren die Sicherheit geschenkt, dass er bei ihr sein wollte. Dass sie nicht verrückt war. Dass er ebenso empfand. Sie war eine Kämpferin, das hatte sie bewiesen. Doch hier, irgendwo am Ende der Welt schaffte es dieser Mann, dass sie sich wieder wie ein zehnjähriges Mädchen fühlte. Er musste sie nicht umarmen, das war ok. Sie wollte nur spüren, dass er da war, direkt bei ihr. Und da hörte sie es plötzlich – den Beweis, dass Sasuke Uchiha ein Herz hatte. Ihr Ohr fest an seine Brust gedrückt, vernahm sie ein leises, regelmäßiges Schlagen und je länger sie zuhörte, desto ruhiger schien es zu werden.
 

Sag einfach, dass du mich eines Tages lieben wirst. Sag es einfach. Sag es und ich werde darauf warten. Ich werde auf dich warten.
 

Doch er blieb stumm.
 

Es würde einfach sein Sasuke zu lieben, wenn er nicht mehr da war und nur noch in Sakuras Erinnerung lebte. Viel schwerer war es, den Wanderer zu lieben der sie immer wieder aufs Neue verlies.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kurz zur Info: da die FF schon gestartet wurde bevor Naruto ein Ende fand sind ein paar Details möglicherweise anders. Zum Beispiel hat Sasuke noch beide Arme. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen, hier findet ihr ein nur ganz kurzes, viel zu verspätetes Kapitel doch der Uni Stress hatte mich fest im Griff. Ich hoffe euch gefällt es, die Geschichte liegt mir sehr am Herzen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Here it is, Kapitel 7 - druckfrisch ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Schon langsam sind wir fertig mit dem Mittelteil der FF, hätte nie gedacht, dass ich mal so weit komme.
Danke für eure Kommentare und Unterstützung :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Leute, danke für eure Kommentare und die vielen netten Worte! Ich versuche in großen und jetzt auch kleineren Schritten mit der Geschichte weiter zu kommen :) Ich hoffe einfach alles ist verständlich und in sich schlüssig, meine Erkenntnis: Schreiben ist schwer :P

Ps. Bei Naruto besteht ja die gängige Theorie, dass man an den Frisuren die Charaktere immer erkennt, in meiner Geschichte ist das Erkennungsmerkmal für Helden ein S als Anfangsbuchstabe haha Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle!
Jap, das war Nummer 11!
Danke an alle die ihre Meinungen und Kommentare da lassen. Ich habe ein paar tolle Leser und es ist sehr motivierend mit der Geschichte weiter zu machen :)
Ich hoffe die "plötzliche Wendung" ist irgendwie nachvollziehbar, ich habe mich bemüht die Gedankengänge nieder zu schreiben, weiß nicht ob das glaubwürdig rüberkommt :P
Liebe Grüße Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry, bin gerade leider nicht ganz so motiviert zum Schreiben und habe auch das Gefühl das Kapitel ist irgendwas (viel zu kurz und bisschen komisch).

Aber: wenn ich jetzt nicht weiter mache bringe ich die Geschichte nieeee zu Ende und ich weiß außerdem nicht was ich an dem Kapitel noch groß ändern soll .. darum gibt es heute das neue kurze Kapitel! Einfach so kurz und unvollständig wie es eben ist. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, danke danke danke für all euer Feedback zum letzten Kapitel, ich hoffe ich enttäusche ich mit diesem hier nicht ;) Ich weiß es wird noch nicht gaanz so viel aufgelöst - im nächsten dann
Das nächste Kapitel wird seeeehr dramatisch, so viel nehme ich schon mal vor weg
Und nun viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallooo, ich hab das Geheimnis endlich gelüftet ;) haha
Ich hoffe ihr seid überrascht und euch gefällt diese Wendung, es war sehr sehr schwer das zu schreiben und ich finde ich habe es auch nicht so gut hinbekommen.
Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr mir ein bisschen Feedback dazu da lasst.
Vielen Dank an alle die die letzten Kapitel so fleißig kommentiert haben und mich dazu motiviert haben hier doch noch weiter zu schreiben! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Öhm, das Kapitel war eine Nacht und Nebel Aktion also erwartet euch nicht zu viel, ich komme sonst nur dieses Monat nicht mehr dazu!
Ich bin echt super glücklich/überwältigt von dem bisherigen Feedback zum letzten Kapitel - tausend Dank!
Nur schonmal als Teaser, das nächste Kapitel nennt sich "Was von dir bleibt" Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na was ist denn das? Hallo, die Königin des Dramas meldet sich wieder zu Wort! Im Ernst jetzt, es ist schon fast zu viel, das Kapitel hat mich sogar beim Schreiben schon traurig gemacht. :(

Wow, ich danke euch für eure zahlreichen Kommentare, ich war wirklich überwältigt! Irgendwie habe ich jetzt Angst, dass ich den Ansprüchen in dem neuen Kapitel hier nicht gerecht werden kann! :P Deshalb hat es auch so lange gedauert! Andererseits will ich das Projekt auch endlich beenden! Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Motivation die Geschichte fertig zu stellen gerade sehr sehr klein ist!! Irgendwie habe ich grad einfach keine Lust darauf. Dafür aber wieder Ideen für ev. neue Geschichten, besteht bei dem Pairing überhaupt noch Interesse?


Anderes Thema, da würde mich mal eure Meinung interessieren: Habt ihr schon von Sasuke Retsuden gehört, soll eine neue Spin-off Geschichte werden, bei der es um Sasuke und Sakura geht? Ich finde es hört sich interessant an.

LG und einen schönen Sommer!


Kleinen Spoiler für das nächste Kapitel: Naruto kommt! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hej, ich weiß, Naruto hätte kommen sollen und was soll ich sagen - eigentlich wollte ich das Kapitel länger halten, habe es aber nicht geschafft - also kommt er im nächsten!
Danke an alle, die immer noch dabei geblieben sind und ihre Kommentare abgegeben haben :)

LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hello, ja, ich melde mich auch mal wieder zu Wort :) Es tut mir echt leid, dass so lange kein kapitel mehr kam, leider war mein Account vorübergehend gesperrt. Ich bin ein bisschen raus und habe gemerkt, dass ich die Details auch nicht mehr ganz so zusammenbringen konnte. Ich entschuldige mich für eventuelle Plot Holes, ihr dürft euch gerne bei mir melden, falls euch etwas auffällt.

Ich hoffe ansonsten, das neue Kapitel gefällt euch, nun ist Naruto endlich da und verständlicherweise auch stinksauer auf Sasuke!
LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hello, tut mir leid, dass es dieses Mal so lange gedauert hat. Die letzten Wochen waren, man sollte es kaum für möglich halten, ziemlich stressig und ich hatte auch nicht so viel Lust auf Schreiben. Vor kurzem hat sich das aber wieder geändert und ich bin froh euch ein neues Kapitel präsentieren zu können Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry für das späte Kapitel das zwar kurz ist - aber wie ich finde echt schön ^^
es hätte eigentlich vieeeel länger werden sollen aber ich muss diesen Teil jetzt endlich veröffentlichen damit es endlich weiter geht! Und ich habe das Gefühl ich werde diese Geschichte nieeee zu Ende bringen :(
please motivate me Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So Leute, das ist es: Das Ende. Nun ja, nicht so ganz. Ursprünglich war noch ein letztes Abschlusskapitel geplant, aber ich finde das dieser hier eigentlich auch schon ein ganz schönes Ende ist. Was meint ihr? Darum habe ich beschlossen, dass ich euch entscheiden lasse, ob ich dieses eine letzte Kapitel noch schreiben soll – falls noch Interesse besteht. Wenn nicht: ich habe mich sehr gefreut, über eurer Feedback, über alle die so lange Zeit dabeigeblieben sind. Tausend dank für alle Kommentare, alle aufmunternden Worte und jeden Funken Motivation die ihr mir geschenkt hab. Es hat mich gefreut, dass ich einigen vielleicht ein klein wenig ihren Alltag versüßen konnte mit meiner Geschichte Dunkler als Schwarz.

Eine Ära geht zu Ende. Ich bin sehr stolz nach 51752 Wörtern am Ende angekommen zu sein.
Eine Geschichte endet, mit der ich beinahe !8! Jahre gekämpft habe und die ich trotz allen Fehlern und Problemen liebe weil sie mein Baby ist und ich sie so haben wollte wie sie nun eben wurde.
Over and out. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (163)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Savannah_Mightyhope
2022-09-07T04:24:42+00:00 07.09.2022 06:24
Die Story ist so bewegend, dass es mir Tränen in die Augen getrieben hat...schade das du dich gegen das ursprüngliche Ende entschieden hast... hätte gerne gelesen wie du dir das Ende vorgestellt hast..
Von:  soelki89
2022-01-14T22:51:50+00:00 14.01.2022 23:51
Bitte kein offenes Ende 😭 Ich habe so gelitten und mitgefiebert!
Von:  sasukakashi
2021-10-04T22:41:48+00:00 05.10.2021 00:41
Bitte kein offenes Ende. Jedes Kapitel war vom
Inhalt als auch vom schreibstil ein Meisterwerk. Du kannst das nicht so offen lassen 🙏🏻😭😭😭 bitte schreib weiter !!! Grüße gehen raus <3
Von:  Tilu
2021-09-25T12:39:18+00:00 25.09.2021 14:39
Hoffentlich geht es bald weiter🙏
Bin sooo gespannt!
Lg
Von:  XxGirlyxX
2021-09-21T13:25:42+00:00 21.09.2021 15:25
Ohje, wieder wird Sasuke reagieren? Wird er darauf eingehen?
Bin schon gespannt:)
LG XxGirlyxX
Von:  sasukakashi
2021-09-01T03:04:26+00:00 01.09.2021 05:04
Weißt du, es gibt zwei Arten von Kommis die ich ablasse: einmal fürs Support und das andere ist das seltene Phänomen, wenn mir eine Geschichte gefällt. Das ist bis jetzt die beste fanfic, ich komme nicht drauf klar, wie Geil und so realitätsnah??? Sasukes Charakteristik passt 1 zu 1 zum Anime, nicht zu viel nicht zu wenig. Und diese Details beim Kampf. Wow , dein Schreibstil ist mega , ich hoffe ich hab die Ehre und lese mehrere sasusaku fanfics bzw. weitere Kapitel von dir !!!!
Von:  sasukakashi
2021-08-30T14:02:38+00:00 30.08.2021 16:02
kommentiere nur fürs support, gefällt mir bis jz
Von:  sasukakashi
2021-08-30T13:40:31+00:00 30.08.2021 15:40
bin gespannt
Von:  XxGirlyxX
2021-02-10T04:27:04+00:00 10.02.2021 05:27
Tolles Kapitel:)
Ja, einen Freund wie Naruto braucht man einfach 😍
Bin schon gespannt wie es weiter geht
LG XxGirlyxX
Von:  Cosplay-Girl91
2020-11-20T21:46:37+00:00 20.11.2020 22:46
Tolles Kapitel :)
Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.
Naruto ist ein toller Freund.
Mach weiter so.
Lg


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