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Der Tag, an dem ich deine Welt betrat...

von

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Der König von Arynia

Es war schon spät geworden und die Dämmerung hatte die Umgebung von Arynia bereits ins Undeutliche gezeichnet. Alanya hatte kein Glück gehabt und somit kein Quartier für die Nacht gefunden. Lag es an fehlendem Platz zur Nacht oder dem Geld, dass sie nicht besaß. Zwar hatte sie sich angeboten dafür in der Schenke auszuhelfen, oder die Unterkünfte zu reinigen, doch auch das hatte seinen Erfolg verfehlt. So beschloss sie notgedrungen Alisters wohlgemeintes Angebot nun doch anzunehmen. Fehlte nur noch, dass sie herausfand, wo sie diesen jungen Mann aufzufinden vermochte. Ein alter mann stand am Wegesrand und wirkte, als lebte er lange genug hier, ihn womöglich zu kennen. Also schritt sie schnurgerade auf ihn zu. Aufgrund seines Alters hielt sich ihr Misstrauen ihm gegenüber in Grenzen.„Entschuldigen sie!“ Er drehte sich zu ihr. Sein von Falten gezeichnetes Gesicht versuchte sie aus eher trüben Augen zu erkennen. „Ja?“ „Ich suche einen gewissen Alister! Haben sie schon mal von ihm gehört?“ Der Alte sah sie verwirrt an und etwas, dass fast wie ein Schmunzeln erschien legte sich auf seine Lippen. „Ob ich schon mal von ihm gehört habe? Aber selbstverständlich!“ Alanya schöpfte Hoffnung. Scheinbar kannte der Mann hier welche mehr Leute, so, wie sie es erhofft hatte. „Wo fände ich ihn denn, würde ich ihn suchen?“ Der alte Mann schmunzelte nun offensichtlich. Seine eher knochige Hand deutete in eine Richtung. „Geht den Weg dort immer weiter geradeaus, ihr könnt ihn nicht verfehlen. Es ist das Gebäude hinter dem Dorf.“ Höflich verbeugte sie sich ein wenig. In dem letzten Jahr hatte man ihr schließlich zumindest versucht etas wie 'Etikette' beizubringen. „Habt Dank.“ Er neigte den Kopf seinerseits. „Keine Ursache.“

Dem genannten Weg folgend, verließ sie bald darauf das Dorf und suchte beinahe vergebens nach anderen Gebäuden. Ob der alte Mann sich vielleicht geirrt hatte? Oder war es einfach so dunkel das es nicht auffiel? Nein. Etwas anderes lag überraschenderweise näher... Schluckend richtete sie den Blick nach vorne auf das einzige verbliebene Gebäude. "Das kann doch nicht...“ Es gab nur noch ein Gebäude – das Schloss, welches in nur weniger Entfernung seine Zinnen erhob und über allem erhaben aufragte.„Er... muss sich geirrt haben, ich mache mich dort noch lächerlich...“, sagte sie zu sich selbst. „Es war ein Irrtum! Ganz bestimmt...“ Aber wie hoch war die Wahrscheinlichkeit eines Irrtums? War es vielleicht eben das gewesen, was sie in seinem Gesicht gelesen hatte? Vielleicht arbeitete er auch nur in diesem Schloss... Sie sollte es jedenfalls bald herausfinden.

Bis sie das Schloss erreicht hatte dauert es einen Moment, denn obwohl es so nah wirkte, war die Entfernung größer als angenommen. Ihr Schritte führten sie weiter, hin, zu einem riesenhaften Tor, dass dem in der Zitadelle konkurrieren konnte. Fast lächerlich wirkend hob sie die Hand und ballte sie zur Faust, ehe sie versuchte deutlich anzuklopfen. Neben der Türe hämmerte ebenso ihr Herz. Sie war auf alles gefasst, ob es nun bedeutete, weggeschickt zu werden, ausgelacht oder zu einer Dienerschaft geleitet zu werden. Das Tor schwang einen kleinen Spalt auf und ein Wachmann begutachtete sie skeptisch. Damit hatte sie tatsächlich genauso gerechnet. Auch wenn sie in der Dunkelheit kein Gesicht erkannte, war die Skepsis deutlich zu spüren. "Ja?“, fragte die Gestalt aus dem Inneren. „Womit kann ich euch dienen?“ Sie räusperte sich um nicht ganz so unsicher zu klingen. „Ich bin auf der Suche nach einem gewissen Alister. Ist er euch zufällig bekannt?“ Die Gestalt schwieg zuerst, bevor sie laut loslachte. „Ob er mir bekannt ist? Ihr seid lustig. Mein liebes Fräulein, man könnte fast meinen, ihr kämet nicht von hier... Was wollt ihr denn von diesem Mann?“ Nun, zumindest schien dieser junge Mann von der Mittagszeit tatsächlich hier zu leben! Das kurze Gelächter hatte ihr die Schamesröte ins Gesicht getrieben und sie dankte einer übergeordneten Macht, dass es bereits zu dunkel war, um diese zu sehen! „Er bot mir ein Quartier für die Nacht an und ich möchte sein Angebot demütig annehmen.“ Der Wachmann trat einen Schritt nach vorne und durch die Fackel die er in der Hand hielt , fiel nun ein wenig Licht auf ihrer beider Gesichter. Die Person, mit der sie gesprochen hatte, war ein Mann, womöglich Ende fünfzig. Seine grauen Haare lagen eng an seinem Kopf und er trug einen adretten Anzug. Seine Augen sprachen von einer gewissen Zufriedenheit über die letzten Jahre. Er diente wohl schon länger in diesem Schloss und genoss das Ansehen, ein Diener hier sein zu dürfen. Sie hätte noch viel mehr in seinem Gesicht lesen können, aber es wurde ihr unangenehm Leute bis auf ihr Innerstes zu studieren. Man öffnete ihr die Türe, so dass sie ohne Komplikationen eintreten konnte. Anschließend schloss man das Tor wieder und der zufrieden wirkende Mann ging einfach vor, während sie ihm möglichst unauffällig folgte. Irgendwie war ein Schloss für jemanden mit ihrer Vergangenheit ein seltsamer Ort. Während hier alles prunkvoll wirkte und sich alles fand, was das Herz auch nur begehren konnte, musste sie zurückdenken an die Zeit, wo sie noch unter freiem Himmel geschlafen und lediglich ein Bad in natürlichen Quellen hatte nehmen können. Er führte sie durch einige Flure, bevor er eine weitere, weniger große Türe öffnete und sie hineinbat. Nachdem sie den Saal betreten hatte, wurde die Tür hinter ihr geschlossen. Trotz dessen, dass keine Feierlichkeit hier stattfand, was der Saal voller Menschen. Jedenfalls für ihren Geschmack, denn sie konnte Alister nicht ausmachen. Zofen, Diener, Köche, Wachmänner jeglicher Gattungen. Da man ihr von allen Seiten Blicke zu warf und auch ein Getuschel vernehmbar war, wollte sie diese unangenehme Situation nicht weiter hinauszögern, sondern fragte eine der Personen, wo man Alister zu finden wüsste. Wieder lachte man und die Geste führte hin zu einem Plateau. Ihr Blick wanderte über die Stufen hinauf zu einem großen Stuhl. Nein, es war ein Thron. Doch Alister war keiner der Personen die drumherum standen... denn er saß mitten auf eben jenem Stuhl.

Er hatte sie in jenem Augenblick bemerkt und lächelte sie freundlich an, bevor er sich erhob und ihr gebot, zu ihm zu kommen. „Überrascht?“, fragte er sie vergnügt, nachdem sie ihn erreicht hatte. Überrascht war gar kein Ausdruck. Selbst wenn sie diese Möglichkeit in Erwägung gezogen hatte, so war es für sie einfach nicht realistisch genug gewesen, diesen Gedanken weiter zu verfolgen. „Ich.. ich hatte zwar etwas in euren Augen gelesen, was mir sagte das ihr kein gewöhnlicher Bürger sein könntet... und auch eure Haltung war ungewöhnlich, doch hiermit hätte ich offengestanden nicht gerechnet.“ Vergnüglich lachte er leise. „Und...? Habt ihr ein Quartier gefunden? Anscheinend nicht, oder ihr wäret wahrscheinlich nicht gekommen...“ Beschämt und zurückhaltend nickte sie auf seine Annahme. „Ich habe zwar überall nachgefragt, doch ein Quartier habe ich nicht gefunden. Nun wollte ich euch fragen, ob euer Angebot doch noch besteht." "Sicher. Ich habe bereits ein Zimmer herrichten lassen.“ Kurzzeitig empört sah sie ihn an. Fast schon kam ihr der Gedanke, dieser Mann hätte ihr es gar nicht erst zugetraut ein Quartier zu finden, dann aber lächelte sie dankbar. Natürlich war ihr auch in den Sinn gekommen im Freien zu übernachten, doch eine gewisse Unruhe in dieser Fremde hätte sie niemals Schlaf finden lassen. „Ich hoffe ich falle euch nicht zur Last.“ Man schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln. „Gewiss nicht. Kleidung findet ihr in eurem Schrank, das Bett ist hergerichtet und ihr könnt euch wie zu Hause fühlen.“ Im Grunde fragte sich die junge Frau, weshalb er derart zuvorkommend war. Ob er das für jeden tat? Es erschien unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher war die Annahme, dass er fasziniert von dem Gedanken war, dass jemand das Portal durchschritten hatte und unter natürlichen Umständen in einer ganz anderen Welt beheimatet war. Vielleicht sollte diese Faszination für sich nutzen, es waren schließlich auch nur noch weitere sechs Tage, die sie in dieser Welt verbringen würde. „Eine Frage... woher bekomme ich Essen? Mein Hunger meldet sich wieder. Das Wandern hat mich wohl erschöpft.“ Er betrachtete sie amüsiert und Alanya war sich fast sicher zu wissen, was er dachte. Nach dem letzten Teller Gemüse hätte ihr Appetit normalerweise für den Rest des Tages getilgt sein sollen. Normalerweise. Hier lag wohl die Wurzel des Übels. Außerdem hatte sie in der Gaststätte nur auf Gemüse zurückgegriffen, da dies in den meisten Ländern die günstigste Alternative eines Essens erschien. Zu der Zeit hatte sie auch keine Ahnung gehabt, dass sie es mit dem König zu tun hatte! „Abendessen wird ebenfalls zubereitet. Zieht euch erst einmal um, dann könnt ihr zum Speisesaal kommen.“ Er winkte einen Diener zu sich, der ebenfalls auf der Empore stand und flüsterte ihm etwas zu, dass die blonde junge Frau nicht hören konnte. Dieser nickte daraufhin, verbeugte sich vor seinem König und anschliessend knapp vor ihrem neuen Gast. „Wenn ihr mir folgen würdet?“ Man führte sie durch weitere Flure, Treppen hinauf und letztlich durch eine Türe zu einem Gemach. „Dies ist euer Schlafgemach, solltet ihr noch einen Wunsch haben, so stehen euch die Diener zur Verfügung. Ihr braucht ihnen nur Bescheid zu sagen.“ Mit diesen Worten verließ er höflich das Zimmer, um ihr die Möglichkeit zu geben, sich in Ruhe umzuziehen. Bewunderung lag in ihren Augen, bei dem Anblick eines solchen Raumes. Es war Raum! Selbst ihre Unterkunft in Hoha war nicht größer, wenn sie es recht bedachte. Und in eben dieser lebten sie zu fünft. Jedenfalls, wenn sie überhaupt einmal die Zeit hatten, sich dort aufzuhalten. 'The Hope' war eher ein Quartier zwischen ihren Reisen und daher nicht auf Prunk und übermässigen Platz ausgerichtet. Der Schrank in diesem Raum maß an die drei mal drei Meter und das Bett sah aus, als wäre es für vier Personen ihres Schlages gemacht worden. Ein riesiger Arbeitstisch fand sich dagegen an der Wand und große Fenster ließen das Sonnenlicht am Tage herein. Sie öffnete eines davon um ein wenig Wind ins Zimmer zu lassen und durchzuatmen. Anschließend erst ging sie bedächtig auf den Schrank zu und öffnete ihn behutsam. Da sie kein Geld dieses Landes besaß, sorgte sie sich ein wenig hier etwas versehentlich in seiner Funktion einzuschränken, wenn sie nicht Acht gab.Das Innere des Schrankes war wohlgefüllt von der unterschiedlichsten Kleidung. Es wirkte fast wie an einem professionellen Händlerstand, auch, was die Quantität anging. Soviel Kleidung auf einem Fleck hatte sie noch nie gesehen. Auf der rechten Seite fand man unter Anderem die schönsten Kleider und Frauenkleidung, die sie je gesehen hatte, während auf der linken Seite einige Kleidung für Männer auf Bügeln hing. Jemand wie sie jedoch trug grundsätzlich keine Kleider, weder wusste sie, wie man sich in solch einer Aufmachung gab, noch empfand sie es als sonderlich sinnvoll, wenn man stets auf Reisen war, oder in Kämpfe und Schlichtungen verwickelt. Ausserdem beinhaltete der Schrank noch Accesoires wie Gürtel und Waffenhalter, was ihr dann mehr zusagte, als die glamourösen Spangen und Haarbänder. Nach einem kurzen Bad, bediente sie sich auf der linken Seite des Schrankes. Die junge Frau nahm ein blütenweißes Hemd mit etwas Rüschen heraus, über dem sie bald eine braune Lederweste trug. Ein Waffengurt verhinderte, dass die Kleidung zu locker saß und sie nutzte ihn, um ihr Schwert in Position zu bringen. Noch fühlte sie sich hier nicht sicher genug es abzulegen, sei es auch nur für das Abendessen. Die Leinenhose befestigte sie ebenfalls mit Hilfe eines Gürtels enger, bevor sie nach einem Paar Stiefel griff, die sie überzog. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte, wobei sie die vorderen Haare zurückband, um im Kampf eine bessere Sicht zu haben. Dies war allerdings lediglich Angewohnheit. Um eine bestimmte Frisur ging es ihr dabei nicht, auch wenn sie besonders heute darauf achtete, dass das Haar anlag und nicht ungepflegt wirkte. Um den Speisesaal zu erreichen bedurfte es mehrere Diener die ihr den Weg wiesen, ehe sie ihn endlich erreicht hatte. Das Schloss war ihrer Meinung nach viel zu großflächig um sich wirklich zurechtzufinden. Als sie den Saal betrat, wartete Alister bereits auf sie und zwinkerte ihr zu. „Setzt euch hinzu.“ Mit einer Handbewegung deutete er auf einen freien Stuhl des langen Tisches direkt neben sich. Langsam und vorsichtig näherte sie sich, wobei man ihre Schritte kaum hören konnte. Es wirkte eher, als würde sie schweben. Eine Angewohnheit, die ihr damals das Überleben gesichert hatte. Kurz ertappte sie sich, wie sie sich wieder misstrauisch umsah, bevor sie wirklich Platz nahm. Ein wenig verloren in diesem riesigen Raum meidete sie etwas beschämt den Blick des jungen Mannes, der sich wohl nur vergewissern wollte, dass alles in Ordnung war. Das Essen wurde von mehreren Dienern des Schlosses serviert. Unter den großen Glocken gab es für jeden einen Fleischteller, einen Gemüseteller, einen Salatteller und etwas, das nach einer Nachspeise aussah. Anscheinend legte man sich die verschiedenen Speisen auf den Teller, ganz so, wie man es sich wünschte, bevor man zu Essen begann. Das erfasste sie jedoch erst, nachdem sie ihren Gönner eine kurze Weile dabei zusah und es ihm dann gleichtat. Auf dem Gesicht des Königs zeichnete sich jedoch ein ebenso hungriger Gesichtsausdruck ab, wie auf dem Ihren und sie spürte Erleichterung darüber, dass sie wenigstens dies gemeinsam hatten, bei einem generell derart unterschiedlichen Lebensstil. Als sie nicht gleich zu Essen begann, selbst, als die Speisen ordentlich auf ihrem Teller hinterlegt waren, deutete er ihr Schweigen bereits richtig. „Das Essen ist nicht vergiftet. Seht her.“ Der König nahm einige Bissen unter ihren wachsamen Augen und schluckte sie ohne zu zögern herunter. Aufatmend und nun überzeugt nahm auch sie das wohlschmeckende Essen zu sich. Es dauerte eine Weile, bis sie letztlich satt war und sich zufrieden räkelte. Bei der Masse an Speisen war es nicht erstaunlich, dass doch einiges übrig geblieben war. Wie sie jedoch erfuhr, würde man es nicht wegwerfen, sondern freistellen, dass sich bedienen konnte, wer Hunger hatte. Das war erleichternd, waren Lebensmittel doch für viele knapp. Sie derart zu verschwenden hätte ihr daher missfallen. Ein wenig noch unterhielten sie sich und die Reisende erzählte von ihrem Land und dessen Geschöpfen, von den Großen Vier und wie sie Liberty begegnete. Doch irgendwann war es Zeit sich in das Schlafgemach zurückzubegeben und sowohl der König als auch sie betteten sich zur Nachtruhe in ihrem jeweiligen Gemach. Eine Weile noch musste die junge Frau darüber nachdenken, was sie an diesem tage alles erlebt hatte. Auch Alister spukte ihr noch eine Weile in ihrem blonden Kopf herum, wobei sie zu dem Ergebnis kam, ihm langsam aber sicher vertrauen zu wollen.

Letztlich schlief sie ein …



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