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Der Tag, an dem ich deine Welt betrat...

von

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Abenteuerlicher Stadtausflug

Ein Bediensteter des Schlosses weckte die junge Frau am nächsten Morgen, die seit langem nicht mehr so gut geschlafen hatte. Das Bett war angenehm weich und sie hatte ein sonderbares Gefühl der Sicherheit gerade. Als sie ihre Augen aufschlug und sich aufsetzte, erkannte sie, dass der Mann ein Tablett mit Frühstück mit sich führte und wenig später vor sie auf das geräumige Bett stellte.

„Oh nein, ich habe verschlafen...“ entfuhr es ihr. „Daher ließ man euch das Essen bringen. Ich hoffe es mündet euch. Wünsche einen guten Appetit!“ Mit diesen Worten verschwand er wieder. Der Rest dieses Tages verlief dagegen sehr ruhig und ohne weitere Zwischenfälle. Der Tag war trüb und regnerisch draussen, doch im Schloss sorgten die Feuer in den verschiedenen Räumen für eine angenehme Wärme. Gemeinsam mit Alister wagte sie eine Führung durch das Schloss, wobei sie die restlichen Mahlzeiten gemeinsam einnahmen. Sie sprachen bisher jedoch immer noch eher über oberflächliche Dinge, es war einfach noch zu früh, vertrauliche Dinge anzusprechen. Sie lernte ein wenig über die hiesigen Gewächse und Lebensmittel und fühlte sich langsam aber sicher etwas wohler in diesem großen Schloss, dass doch so unübersichtlich erschien, wenn man es nicht kannte. Der Tag verging wie im Fluge und als sie sich abends ins Bett legte, bemerkte sie wie lächelte. Die Angst im Schloss wich langsam und sie betrachtete es als eine Art kleine Auszeit von ihrem demnächst wiederkehrenden Alltag, sobald sie in ihre Welt zurückgekehrt war.

Der dritte Tag brach bereits an und das Wetter schien sich über Nacht wieder gebessert. Es war bewölkt, jedoch nicht nicht regnerisch und am Frühstückstisch erklärte Alister ihr seinen Plan, sie heute in der Stadt herum zu führen. Um die Stadt jedoch zu erreichen, schlug er vor zu Pferd zu reisen, etwas, dass der Blonden alles andere als behagte. In ihrem Land gab es keine Pferde, wie sie am gestrigen Tage bereits herausgefunden hatte. Sie glichen Einhörnern, nur dass sie in so vielen Farben auftraten und wohl als Transportmittel genutzt wurden. Der einzige in ihrer Welt der ein Einhorn je gezähmt hatte war Renos, einer der Großen Vier. Sein Begleittier war das Leittier der Einhörner. In Hoha nutzte man Ungatz, Tiere, halb Einhorn, halb Stier, die seit jeher statt Pferden unter einem Reiter dienten. Wie es einst zu dieser Vermischung gekommen war wusste heute niemand mehr, doch die Tiere wurden von den Einhörnern verstossen, ebenso von den reinen Rindern. Die Terroaner hatten sich ihrer angenommen und beide Spezies profitierten somit voneinander. Wenn man sich zum ersten Mal auf ein derartiges Geschöpf setzte, dessen Vorderseite dem eines Stiers glich und dessen Rücken dem eines Einhorns – auch farblich -, musste man sich sehr anstrengen, die Balance zu halten. Doch hatte man es einmal gelernt waren diese Proportionen doch sehr angenehm zu sitzen. Die angefertigten Sattel waren die bequemsten Polster, die man sich vorstellen konnte und wurden meist im Reich des Vaters ihres Verlobten hergestellt, der ebenfalls König war. Wenn sie so darüber nachdachte, schien es fast, als führte sie jeder Weg in eine royale Umgebung, trotz ihrer mehr als unroyalen Vergangenheit. Nun, wo sie so darüber nachdachte wünschte sie sich eben so ein Ungatz hier nach Ayrnia, damit sie nicht auf eines dieser hohen Tiere, die man Pferde nannte, steigen musste. Doch alles wünschen half nicht, denn Alister hatte ihr versprochen, eines der ruhigsten und freundlichsten dieser Tiere für sie auszuwählen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm und seiner Entscheidung zu vertrauen. Gerade war sie zurück in ihr Gemach gekehrt, um noch einmal zu überprüfen, ob sie nichts vergessen hatte und wechselte gerade den Gürtel, als der König das Zimmer durch die offene Türe betrat. „Oh Entschuldigt, ich wollte euch nicht stören“, sagte Alister ein wenig peinlich berührt. „Nein, schon in Ordnung...“, warf sie hastig ein, denn mittlerweile hatte sie den neuen Gürtel bereits wieder geschlossen. „Ich wollte euch nur sagen, dass wir bald aufbrechen wollten. Nur damit ihr Bescheid wisst natürlich. Ihr sagtet gestern ihr wolltet etwas von dem Land sehen, dann zeige ich euch das Dorf, es ist zwar nicht allzu groß, aber sehr schön.“ Sie nickte freundlich. „In Ordnung. Ich bin so schnell wie möglich unten!“ Ein Lächeln lag auch auf seinem Gesicht und kurz darauf hatte er das Zimmer wieder verlassen. Es dauerte nicht lange, bis sie draußen am Stall angekommen war. Dank der gestrigen Führung verlief sie sich schliesslich nicht mehr ganz so schnell. Der braunhaarige Royale wartete mit ein paar Wachen schon auf dem Hof, zwei Pferde am Zaum in seiner Hand. Als sie in Sichtweite kam, brachte er ihr jenes aus der rechten Hand. „Es ist ein sehr gutes Pferd, bisher hat es noch jeglichen Reiter sicher wieder zurück gebracht, ob er nun reiten konnte oder nicht.“ Ihr Nicken ließ dennoch deutlich ihre Nervosität zum Vorschein bringen. „Na dann hab ich wohl wenigstens eine Überlebenschance.“ Alister lachte freimütig. „Es ist wirklich nicht schwer und ich glaube kaum dass ihr es schafft als erster Reiter herunter zu fallen...“ „Wir werden sehen.“, entgegnete Alanya, die seine Sorglosigkeit nicht ganz teilte.

Aufgrund dessen, dass der König sie über Umwege erst zum Dorf führte, dauerte der Ritt einige Stunden, in denen sie die Vorzüge dieses Landes kennenlernen durfte. Es erschien so friedlich und natürlich. Jedenfalls dachte sie dies bis zu jenem Moment noch. Der Stadtrand war erreicht und Alister wies die Wachen an, hier mit den Pferden zu warten. Wie es nun einmal für einen König üblich war, ließ man ihn normalerweise nicht ohne Gefolgschaft aus dem Schloss, solange er als Royaler erkennbar war. Wie ein echter Gentleman half der grossgewachsene Mann ihr aus dem Sattel und schien bei ihrem leicht gequälten Anblick nach dem Ritt doch etwas amüsiert. Ihr Hintern schmerzte leicht und auch ihre Beine fühlten sich sehr seltsam an. „Seht ihr, ihr seid nicht heruntergefallen.“, versuchte er ihr das ganze etwas schmackhafter zu machen. „...Was ein Wunder ist...“, entgegnete sie ihm jedoch nur und hätte jegliche Klausel unterschrieben um nicht noch einmal auf ein Pferd aufsitzen zu müssen. Die Wachen blieben wie angewiesen an der Ecke stehen und würden dort verharren bis zu ihrer Rückkehr.

Gerade waren sie um eine Ecke gebogen, wobei ihre Begleitung sich in einen Umhang verhüllt hatte, als sich zwei Männer vor ihnen aufbauten. Die Lumpenkleidung und die verrosteten Messer liessen auf Halunken schließen, wie sie wohl in jeder Stadt am Rande zu finden waren. „Geld her!“ befahl einer der Männer mit heiserer Stimme. Der vermummte König ergriff das Wort, bevor Alanya es tun konnte. „Nein. Ihr wollt uns nichts tun... Jedenfalls rate ich euch das ihr schnellstmöglich von hier fort kommt, sonst wird es ungemütlich.“ Der zerlumpte Mann lachte leise. Ein heiseres Lachen, als würde er dem Alkohol mehr frönen als normalen Lebensmitteln. Es war offensichtlich wohin das gestohlene Geld fliessen würde. „Für euch, nicht für uns. Also, Geld her!“, knurrte der Mann erst noch amüsiert. Das sie ein Schwert am Gurt trug, schien er vollkommen zu ignorieren. Ob es daran lag, dass sie eine Frau war? Alister hingegen rührte sich nicht und widersprach auch nicht mehr, sondern blieb vollkommen ruhig. Die junge Frau war beeindruckt, denn sie selbst hatte mittlerweile eigentlich genug und legte die Hand bereits an ihr Schwert, um es herauszuziehen. Notfalls würde sie die Männer auch richten.„Nein, lasst euer Schwert, wo es ist.“ , gab Alister zu verstehen, ohne seine Begleiterin überhaupt anzusehen. „Diese Männer werden auch gehen ohne das ihr ihnen Schaden zufügt...“ Besagte Männer sahen sich daraufhin an und lachten nervös, als wüssten sie nicht, ob ihnen die Frau vielleicht doch etwas antun konnte. Trotzdessen blieben sie bei ihrem Vorhaben. „Und weshalb sollten wir? Außer ihr gebt uns das Geld, dann ziehen wir fort.“ Alister betonte noch einmal, was er ihnen bereits verkündet hatte. „Ihr werdet ohne das Geld gehen, sofort!“ Um seinen Drohungen nachdruck zu verliehen, trat der Mann mit dem Messer stückchenweise auf den König uns seine Begleiterin zu. Der vermummte König hielt ihm die Handfläche hin und erzeugte auf ihr eine glühend schwarze Flamme. Der Angreifer wich erschrocken zurück. „Magie...!“ Sein Komplize und er sahen sich lediglich an, es war offensichtlich das ihnen bewusst war, dass sie sich mit dem Mann vor ihnen nicht anlegen sollten. Auch Alanya staunte nicht schlecht, schließlich hatte sie selbst nicht wirklich gewusst, wie viel magische Fähigkeiten er besass. Noch kurz schluckend suchten die Männer schließlich das Weite und liefen so schnell sie konnten. Beinahe hätte die Blonde losgelacht, jedoch beließ sie es bei einem verächtlich und stolzen Schnaufen. Der Blick des Älteren wanderte nach oben, wo sein Falke Kreise zog. „Verfolge sie!“ Die Wachen, die sie nicht weit von hier hinter sich gelassen hatten waren dem Trubel gefolgt und bei ihnen angekommen. „Folgt dem Falken! Er führt euch zu den Männern die Unruhe stiften!“ Mit einem Nicken waren die Wachleute des Schlosses bereits dabei dem Falken und damit den Männern zu folgen. Die junge Frau steckte ihr Schwert wieder gänzlich zurück in die Scheide und lächelte Alister zufrieden an. Erst jetzt wandte er sich wieder ihr zu, scheinbar froh, dass alles so glimpflich ausgegangen war. „Ja... mh… was zeige ich euch zuerst?“, überlegte er und kratzte sich etwas am Kinn. „Nun ihr wisst wohl am Besten, für was Arynia bekannt ist, ich sage nichts dazu.“, erwiderte sie und sah ihn fragend an. Ohne Vorwarnung stieß man sie unsacht von hinten an und sie strauchelte etwas seitlich nach vorne, wobei sie versuchte ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Glücklicherweise trat Alister hastig vor und fing sie auf, bevor sie stürzte. „Alles in Ordnung?“, fragte er leicht besorgt. Er sah sich nach dem Rempler um, konnte ihn aber nirgends mehr entdecken. „Ja geht schon...“, sagte die Gerettete, wurde unmerklich rot und stellte sich wieder aufrecht hin. „Da habe ich wohl noch einmal Glück gehabt, dass ihr die guten Kleidungsstücke eures Hauses vor Schmutz bewahrt habt.“ Ein beinahe peinlich berührtes Zwinkern und Lachen folgte.„Ich bin nämlich keine gute Wäscherin.“ Der junge Mann lachte leise bei ihrem Kommentar. „Ich bitte euch, ... als wenn mich die Kleidung interessieren würde... Ich bin froh das ihr euch nicht verletzt habt.“ Sein Lächeln hatte eine so angenehme und beruhigende Wirkung auf die Blondhaarige. Am liebsten würde sie ihn in solchen Momenten länger ansehen, wäre es ihr nicht so furchtbar unangenehm. Stattdessen lächelte sie nur zurück und errötete wieder ein wenig. „Als ob...“, räusperte sie sich und ihr lachen klang nun eher beschämt. „Als ob ich hier mehr wert sein könnte als diese Kleidung...“ Es war offensichtlich das die Kleidung, die in dem Schrank gehangen hatte nur von höchster Qualität zeugte. Sie war gewiss einige Goldmünzen wert. Mehr, als sie wohl jemals verdienen würde oder könnte. Mit einem weiteren kurzen Räuspern wandte sie sich etwas von Alister ab, damit er ihr gerötetes Gesicht nicht sehen konnte. „Aber ich werde es bei den Leuten eures Landes womöglich sowieso irgendwann schaffen mit einem Messer im Rücken aufzuwachen.“ Ihr Misstrauen hatte sich schließlich nicht gelegt, nur weil einer dieser Menschen hier sich ihr Vertrauen verdient hatte. Ihr Lachen war recht sarkastisch an dieser Stelle. Ihr Vertrauter dagegen sah sie kurz an und versuchte sie davon zu überzeugen, dass die Leute hier normalerweise recht freundlich waren und es überall Wegelagerer gab. Das war nicht nur alleine Arynia zuteil. Nickend dachte sie über seine Worte nach und erkannte die Wahrheit in ihnen. Es war gewiss unwahrscheinlich, einen Ort zu finden, an dem es keine Menschen gab, die versuchten auf einfachstem Weg ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Manche hatten vielleicht auch gar keine andere Chance. Auf dem Weg weiter in die Stadt, entlang der Nebenstrassen, erzählte sie ein wenig mehr über ihre Heimat. „In unseren Ländern herrscht meist Frieden, wenn nicht, so sind wir dafür zuständig einzuschreiten. Aber eigentlich können allein Leute oder Gestalten aus der Unterwelt in unser Land gelangen und Unruhe stiften. Wir selber sind friedliche Völker, wir, oder die meisten von uns, töten so gut wie gar nicht. Allein... allein die ...'Waldbewohner'... sind grob, töten, stehlen,...“ Man sah ihr an wie schwer es ihr fiel darüber zu sprechen. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass sie es ihm erzählen wollte. „Sie waren es auch, die meine Mutter umgebracht haben, noch bevor der große Krieg ausbrach.“ Ihr Blick erschien gequält und traurig. „Jetzt wisst ihr, dass meine Mutter bereits gestorben ist. Und wenn ihr noch mehr wissen wollt: mein Vater lebt ebenfalls nicht mehr...“ Ihr betrübter Blick glitt zu Boden und sie musste sich sehr zusammenreissen, dass die Träne am Rande ihres Auges nicht ihre Wange hinunterlief. Das Thema Eltern war nicht leicht für sie, schließlich hatte ihr Martyrium danach begonnen. Der König trat neben sie und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter, ehe er seufzte. „Meine eigene Familie lebt auch nicht mehr... weder meine Zieh- noch meine leiblichen Eltern. Ich weiß also wie ihr euch fühlt...“ Aus einem unbekannten Grund, vielleicht dachte sie wieder bei Lian zu sein, ließ sie sich etwas gehen und lehnte sich kurz an diese Person an. All die Gedanken rissen sie gerade wie ein Schwall mit sich. „Ich hatte eine schlimme Zeit hinter mir... ich...“ Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie mit dem König- einem beinahe Fremden über Dinge sprach, die ihn gewiss nicht von Interesse sein würden.Also schüttelte sie den Kopf, wenn auch teils verzweifelt, als auch erschöpft. Da sie lieber stark und selbstsicher wirkte schluckte sie auch die Tränen herunter, die beinahe hervorgequollen wären. Nein, sie war stark und würde es auch bleiben. Nach allem was sie durchgemacht hatte und wie sie jetzt ihr Leben in die Hand genommen hatte. Dennoch spürte sie eine Verbundenheit zu Alister, durch ihre gemeinsamen Verluste und fühlte sich verpflichtet, ihm ihr Mitleid auszudrücken über den Verlust, den auch er hatte machen müssen. „Das tut mir leid...“, brachte sie daher mitfühlend und ehrlich hervor.

Ihr Begleiter lächelte matt. „Nein, mir tut es Leid...“, sagte er. „Um mich braucht ihr euch keine Sorgen zu machen... Ich habe soviel Leid in meinem Leben gesehen, das ich meines beinahe vergaß. Und außerdem trage ich die Verantwortung für die vielen Völker in meinen Händen,... sie sind also meine Familie.“ Auf einmal registrierte sie, das sie trotz allem immer noch eine Hand an Alisters Mantel liegen hatte, die sie nur allzu schnell wieder zurückzog. „Nein.. ist schon gut. Ich glaube ich habe mich gerade einfach etwas gehen lassen. Entschuldigt mein Verhalten, das ist mir seither so gut wie noch nie passiert. Zumindest nicht so. Es tut mir leid, dass ihr soviel Leid erlebt habt.“, man konnte hören, dass jedes Wort aus tiefstem Herzen kam, da sie glaubte, einen möglicherweise ähnlichen Schmerz durchgestanden zu haben und die Schmerzen eines solchen Lebens kannte. „Ich wünschte ich könnte euch einen Teil abnehmen, ich könnte für euch die Last tragen, die so etwas mit sich bringt... – Ihr scheint ein sehr netter Mensch, entschuldigt, Kratianer zu sein... Ein Ehrlicher..., so jemandem wie euch bin ich bisher kaum begegnet.“ Vor Lian war sie nie jemandem begegnet, der ihr Herz berührt hatte, oder bei dem sie je ein solchen Gefühl von Vertrauen verspürt hatte. Auch wenn sie sich noch nicht lange kannten, war es, als würden sie ewig kennen. „Aber das hört ihr nicht noch einmal!“ Mit diesen Worten lächelte sie gequält und doch herausfordernd, um von ihrem kleinen

'Missgeschick' abzulenken. Alister lachte leise, wobei man sah, wie seine Schultern amüsiert unter dem Umhang auf- und abhoben.. „Gut, dann bin ich froh es wenigstens einmal gehört zu haben...“, gestand er ihr dann. „Wohin jetzt,- eure Majestät?“ Für die letzten Worte senkte sie die Stimme und lehnte sich ein wenig zu ihm vor, damit niemand anderes es hören konnte. Der König lehnte sich ebenfalls ein wenig zu ihr, blickte sie an und lächelte. „Bitte lasst die Förmlichkeiten, dann müsst ihr auch nicht leiser sprechen. Nennt mich Elias. Darunter kennen mich die Meisten hier, die nicht wissen wer ich bin.“ Er sah ein wenig von ihr weg. „Folgt mir... Ich zeige euch gerne den Markt. Wir haben nämlich Glück und heute ist Markttag.“ „Markttag? Nein, was habe ich mir doch für eine gute Zeit ausgesucht um vorbeizuschauen... Was kann man denn alles so bei euch kaufen?“, antwortete sie noch auf seinen Vorschlag, ehe sie stockte und über den Namen nachdachte. „Elias.. Woher stammt der Name?“ Sie legte den Kopf zur Seite und blickte ihn forschend an, versuchte in seinem Gesicht zu lesen.

„Diesen Namen gaben mir die Leute, die mich damals fanden. Ich hatte mein Gedächtnis verloren. Das war vor etwa 18 Jahren...Elias ist kratianisch und bedeutet soviel wie: ‚Wiederkehrer‘.“ Alanya nickte langsam mit dem Kopf und dachte nach. „Ah... Ein treffender Name...“ Neugierig versuchte sie das Gespräch aufrechtzuhalten. „Wie habt ihr euer Gedächtnis verloren? Darf jemand wie ich so etwas fragen?“

Der Mann neben ihr lächelte zwar, winkte jedoch ab. „Aber natürlich dürft ihr das. Nur nicht hier...“ Er sah sich unsicher um. „Viele Leute hier kennen die Geschichte als eine Art Legende um den König. Den Namen Elias kennen sie jedoch nicht, aber... den Rest der Geschichte.“ Alanya zuckte mit den Schultern. „Wie ihr wollt... wir haben noch ein paar Tage...“ Sie blickte ein wenig missmutig drein. „Tage... Ich glaube man wird mich sicherlich schon vermissen. Lian wird sich wahrscheinlich große Sorgen machen. Arenos und er durchsuchen wahrscheinlich ganz Hoha nach mir...“ Sie sah wieder zu ihrem hiesigen Retter. „Aber wir wollten den Markt sehen. Also- kommt ihr nun, oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“ Alanya dachte über ihre eigenen Worte nach. Nein, nicht nur Arenos und Lian würden sich sorgen und sie suchen, sondern auch Vent, Nestor und Renos, wie auch ihre geliebte Schwester...

Alister schien nichts von ihrem Gedankengang bemerkt zu haben und schien nun gut gelaunt. „Wird die Dame jetzt ungeduldig?“ fragte er sie neckisch, woraufhin sie sich spielerisch verwundert umsah.

„Aber ja - ich weiß zwar nicht von welcher Dame ihr sprecht, meine Wenigkeit jedoch auf alle Fälle. Schließlich möchte ich euer Land betrachten, und sehen, wie es dem Volk ergeht...“ Sie stupste ihn vergnügt an und lächelte fast wie ein kleines Mädchen, bevor sie seine Hand ergriff und ihn hinter sich her in Richtung Getümmel schleifte.Lachend ließ der König von Arynia dies zu, der es nicht gewohnt war, dass die Leute so frei und unbeschwert mit ihm umgingen. Auf dem Marktplatz angekommen sah er sich um. „Nun wo liegen eure Interessen? Dann könnte ich euch die richtigen Stände zeigen...“ Die junge Frau schmunzelte und sah ihm auffordernd in die Augen. „Ich weiß nicht... Strengt euch mal ein bisschen an, vielleicht erkennt ihr dann, was mich interessieren könnte. Ansonsten ratet einfach...“ Sie war nur allzu gespannt auf welche Ideen er käme. Pflegeprodukte waren beispielsweise manchmal zwar nützlich, jedoch nicht, für das sie sich wirklich interessierte. Ein große Gegensatz zu den meisten Frauen. Ebenfalls fand sie keinen Gefallen an Kleidern. Alister nahm nun seinerseits frei heraus ihre Hand und führte sie quer über den Platz. In einer Ecke stand eine kleine, gemütliche Waffenschmiede, die ihre Ware draußen feil bot. Dort angekommen blieb der junge Mann mit ihr stehen, während sie ihn begeistert ansah. „Wow! Ich glaube ihr solltet immer die Führung übernehmen. Ihr habt richtig geraten.“, gab sie anerkennend von sich, da er dieses Lob wirklich verdiente. Neugierig sah sie sich an dem Stand um und ihr Blick fiel auf die verschiedensten Schwerter, Degen, Beile, Morgensterne und blieb letztlich lange an einem reichverzierten Langbogen haften. Sie blickte ihn sehnsüchtig an, war sich aber gleich wieder bewusst, dass sie kein Geld besaß um ihn sich leisten zu können. „Bisher durfte ich nur ein einziges Mal mit einem Langbogen von Vent schießen. Er meinte ich wäre ein Naturtalent, doch ich habe ihm auch schon damals nicht geglaubt...“, schwelgte sie in Erinnerungen. Naturtalent war schließlich etwas, dass im Auge des Betrachters lag. Sie traf ein Ziel... nur nicht unbedingt dort, wo sie hinzielte... Elias lächelte zufrieden und deutete auf einen weiteren Stand mit Dolchen, der sich etwa einen Meter weiter befand. „Dort drüben findet ihr die besten Dolche weit und breit...“, erklärte er, um sie dazu zu bewegen, hinüber zu gehen. Anoch ein letztes Mal legte sich ihr Blick auf den wunderschönen Bogen, ehe sie seufzte und sich umwandte. Eigentlich ging sie davon aus, dass ihr Retter sie auch begleitete, als sie den Stand aufsuchte. Sie hob einen der Dolche vom Tisch, drehte ihn etwas in ihrer Hand und nickte anerkennend. „Ihr habt tatsächlich recht... Es ist eine gute Arbeit... Sie haben eine gute Härte und ihr Gewicht ist dafür passabel...“ Sauf dem Tisch befanden sich noch einige kunstvolle Arbeiten, die wirklich nicht zu verachten waren und in vielen Schmieden gewiss Neid geweckt hätten...

Vertieft in die unterschiedlichen Angebote des Standes, hatte die Blonde nicht gemerkt, dass ihr Begleiter ihr nicht gefolgt war, sondern erst wenige Minuten später zu ihr trat. „Ja, wenn es darum geht könnt ihr mir ruhig glauben!“ Dank seinem guten Gehör hatte es für ihn keine Schwierigkeiten bereitet, sie auch noch am Nachbarstand zu hören. Die Fremdländische warf ihm einen immer noch begeisterten Blick zu, als der ihr gerade erst Bekannte mit einem Lächeln den so sehr begehrten Bogen hinhielt. „Ich haben ihn eben zufällig.... gefunden... wollt ihr ihn vielleicht... nehmen? Ich kann auch gar nicht damit umgehen!“ Mit einem Zwinkern deutete er an, dass er durchaus nicht scherzte, ihr den Bogen überlassen zu wollen. „...Wow...“ Überwältigt wusste Alanya nicht, was sie darauf antworten sollte und starrte statt dessen den Bogen ungläubig an. Diese filigrane Arbeit... diese Anmut in der Verarbeitung. Ihre Finger fuhren über den Holzschliff, als hätte sie nie etwas schöneres zuvor gesehen. „Für... für mich?!“, fragte sie immer noch ungläubig. Ein solch edles Geschenk hatte selbst Lian ihr bisher nicht gemacht. Der Thronerbe nickte und hielt ihr den Bogen weiter hin, bevor sie ihn endlich annahm. „...D-Danke! Ich meine...“ Es war so unglaublich, was gerade in ihr geschah. Ihr Herz pochte wie verrückt, sei es nur wegen des wunderschönen Bogens, oder aber auch durch diese unglaublich nette Geste. In einem kleinen Adrenalinrausch der dadurch ausgelöst worden war, umarmte sie ihn kurz, lehnte sie sich vor und küsste zum Dank nahezu unbeschwert seine Wange. „ Wie kann ich euch jemals für all das danken, was ihr bereits für mich getan habt?! Obwohl ich eine Fremde war!“ Ihre Augen funkelten selbst jetzt noch und ihr Blau schien viel heller als sonst. Alister schmunzelte ein wenig über diese überschwängliche Freude, mit der er dann doch kaum gerechnet hatte. Ihr kurzer Anflug von Vertrautheit hatte ihn seltsamerweise alles andere als gestört. „Ihr braucht mir wirklich nicht zu danken, ich habe euch diese Freude sehr gerne gemacht.“ Die junge Frau hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, da sie sich kaum erkenntlich gezeigt hatte bisher. „Sagt mir wie ich mich revanchieren kann und ich werde es gerne tun.“ Kurz überlegte er, hob dann aber nur die Schultern und stellte für sich selbst fest, dass er gar nicht das Bedürfnis verspürte, eine Gegenleistung dafür zu erhalten. „Eigentlich bin ich schon glücklich, wenn ihr es seid.“ Ein letztes Mal glitten ihre Finger ehrfürchtig den Schliff entlang, bevor sie den Bogen vorsichtig an ihrem Rücken befestigte. Vertieft noch in ihre neue Errungenschaft schnitt sie sich tollpatschigerweise an einem der Dolche des Standes, bevor sie kurz nur einen Schmerzenslaut von sich gab und den Finger in den Mund nahm. Mit Hilfe eines Lächelns versuchte sie ihm zu vermitteln, dass er sich keine Sorgen machen müsse, doch mit einem Kopfschütteln, griff er bestimmt ihr Handgelenk und zog die Hand etwas zu sich. Seine andere Hand kramte unterdess in seiner kleinen Umhängetasche nach einem Pulversäckchen, aus dem er etwas auf ihre Wunde streute. Sofort wurde der Schmerz gelindert und es bildete sich ein schützender Film über der Wunde, ehe die Wunde heilte. Es war beeindruckend. Derartig schnell wirkende Kräuter oder Medizin hatten sie in Hoha nicht! Gerade erst hatte er ihre Hand losgelassen, als er hinter sich versehentlich einen Fremden anrempelte. Er schien nicht aus diesem Land zu kommen, dass bemerkte der König sofort. Ein Durchreisender also, den der Markt wohl angezogen hatte. „Oh, verzeiht...“, entschuldigte Alister sich höflich. „HEY!“, schnauzte der Mann jedoch sogleich und schien alles andere als friedlich gestimmt. Zudem würde sich herausstellen, dass er nicht alleine unterwegs war. Doch zunächst, versuchte dieser alleine den Ton anzugeben. Ein unangenehmer Zeitgenosse. „Niemand stößt MICH ungestraft an! Verstanden?! NIEMAND! Außer du willst einen Kopf kürzer werden!“ Beschwichtigend sah der Kratianer zu dem Fremden, hochgewachsenen Mann auf, der ihn durch die Kapuze nur grob erkennen konnte. „Ich habe mich dafür entschuldigt mein Herr... und es tut mir aufrichtig Leid.“ Die Blondhaarige dagegen ertappte sich, wie sie spürte, dass eine derartig ungehobelte Art Alister gegenüber ihr nicht behagte. Verärgerung machte sich bereits jetzt in ihr breit, was bei einem impulsiven Menschen, wie sie es sein konnte nicht unbedingt förderlich war. Nur schwer hielt sie sich zurück, als ihr Begleiter sich derart klein machte, um einem Streit aus dem Weg zu gehen. Ihr Gegenüber hingegen schien den Streit eher provozieren zu wollen. „Dennoch ändert es nichts daran, DASS ihr mich angestossen habt! Vielleicht sollte ich euch ein paar Manieren beibringen...!“ Sollte sie raten, glaubte sie fast, dass er mit dieser Masche häufiger Erfolg hatte, als es sinnvoll war. Selbstbewusst ballte dieser daher auch die Hand zur Faust. Genug war genug und Alanya trat an Alisters Seite, die Hand am Schwertgriff liegend und bereit, wenn nötig zu kämpfen. Sie hoffte beinahe, dass er ihr einen Anlass dafür gab um ihrer Verärgerung Ausdruck zu verleihen!

Ohne Vorwarnung fand sie sich plötzlich mit einem Messer an der Kehle bedroht, als hinter ihr ein weiterer Mann erschienen war, der scheinbar den Ersten auf seiner Reise begleitete. Man hielt ihr ein Messer an die Kehle, nur Millimeter von ihrer Haut entfernt. Jedoch spürte sie bei kräftigerem Schlucken bereits, wie die Klinge ihr Fleisch berührte, daher war sie sich sicher, dass diese Männer skrupelloser waren, als die Bürger Arynias, die man ihr beschrieben hatte. Wiederum ein anderer Mann bedrohte nun Alister mit einem Messer am Rücken. Es handelte sich hierbei scheinbar um einen Trupp professioneller Banditen, wenn sie einen Tipp abgeben sollte. Menschen, die ihren Hass aufkeimen ließen und ihren Puls höher schlagen ließen. In Hoha wäre sie möglicherweise bei einer solchen Bedrohung bereits zur Tat geschritten, einzig und alleine, dass sie Gast in diesen fremden Land war, hielt sie zurück. Sie überließ die Entscheidungen ihrem Begleiter. Würde er ihr erlauben, ihr Schwert zu ziehen, würde sie es ohne Zögern tun. Doch Alister blieb wie angewurzelt ruhig stehen. „Ihr tätet gut daran, euer Messerchen wegzustecken...“, gab er ihnen finster bekannt. „Messerchen?“, lachte der Mann hinter ihm amüsiert. „So nennt ihr das? Wenn es erst einmal mit eurem Blut getränkt ist, nenne ich es ein Blutmesser!“ Über seinen eigenen Scherz lachend, regte er immer mehr Unmut in der Blonden, die ihr Schwert fester umfasste und dem Braunhaarigen einen Blick zuwarf. //Bitte erlaube mir ihn zum Schweigen zu Bringen...//, flehte sie beinahe innerlich. Alles lechzte in ihr danach und sie hörte das Rauschen in ihren Ohren. Leider erhob er eine Hand in ihre Richtung und sie verstand sofort, dass er ihr diese Erlaubnis verwehrte. „Nicht hier...“, gab er ihr ausführend an und deutete auf die Menge, die sich langsam um sie herum scharte. Stattdessen wandte er sich wieder ihren Angreifern selbst zu. „Ich schwöre euch...mein Blut mit dieser Klinge zu benetzen bringt euch den sicheren Tod!“ Erneut erklang ein weiteres dreckiges Lachen von einem der Männer. „Ach so... Natürlich! Wie wollt ihr das anstellen, wenn ihr tot seid? Wer will uns dann schon noch richten? Kein toter Mann kann einen anderen anklagen... das haben alle Dörfer gemein...“ Langsam aber sicher verlor Alanya ihre Geduld. Es war schwer sich zurückzuhalten. Viel zu schwer! Dieses Geschwätz ging ihr auf die Nerven und die Art, wie sie den König behandelten brachte sie zur Weissglut! Nervös spielten ihre Finger an ihrem Schwertgriff, schlossen sich, öffneten sich und schlossen sich erneut. Man hörte wie sie versuchte tief durchzuatmen. Auch der Mann hinter ihr schien das mitzubekommen, denn das Messer lag nun an ihrem Hals und drückte sich ins Fleisch. Sie spürte wie etwas warmes ihren Hals hinablief und vermutete, dass das Messer die obersten Hautschichten geschnitten hatte. Nichts lebensbedrohliches und nichts, dass der rede wert war. Doch ihr Blut kochte und für ihren Begleiter war dies wohl unschwer zu erkennen, da er sie versuchte zu beschwichtigen. „Ich bitte euch... bleibt ruhig... Kein Blut soll fließen! Nicht hier.“ Seinerseits wandte er sich wieder den bewaffneten Männern zu. „Das selbe gilt für euch.“ Ohne das Messer im Rücken, hätte er die Kapuze abgenommen und sich zu erkennen gegeben, doch in dieser Ausgangslage blieb er lieber still und höflich. „Nun denn... was kann ich tun, um mich zu entschuldigen für meine 'Missetat'. Ich erhöre euren Vorschlag zur Güte.“ Der Mann, den er angestossen hatte lachte nur hämisch und unbeeindruckt. „Was, wenn ich es geniesse Köpfe rollen zu sehen?“, fragte er mit einem überaus widerlichen Grinsen. „Allerdings würde ich mich auch durch eine nette großzügige Bezahlung beschwichtigen lassen... seid nur nicht zu sparsam! Andernfalls nehme ich doch wieder die Köpfe, die passen gut zu meiner Sammlung“ Sich bei solchen Worten weiterhin zusammenzureißen ließ Alanya beinahe ohnmächtig werden, denn ihr Blutdruck sprengte jede Skala. Dennoch hatte sie sich oberflächlich genug beruhigt, um Alister keine Scherereien zu machen. Ihr Hals brannte ein wenig an der Stelle, wo das Messer auflag. Der Blick des Mannes, der scheinbar diese kleine Gruppe anführte, schweifte zu ihr hin. Ein großer Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. „Oder ihr gebt mir das Fräulein... für sie bekomme ich eine gute Stange Geld auf dem Schwarzmarkt.“ Er scheute sich nicht einmal etwas derartiges auszusprechen, auch, wenn es ihn in seinen illegalen Machenschaften bloßstellte. Der König versuchte es ein letztes Mal mit Höflichkeit. „Ihr wisst, dass Menschenhandel in diesem Land verboten ist?“, fragte er nur kalt. „Und?“ Amüsiert verzog der Mann beinahe herausfordernd vor ihnen das Gesicht. „Es gibt trotzdem genug Käufer... und der Verkauf hinter der Grenze ist legal... wer will es mir auch schon vorhalten? Es ist eine gute Einkommensquelle! Ihr habt also die Wahl... eure Köpfe... das Geld.. oder das Fräulein...“ Die Gelassenheit des Braunhaarigen war mittlerweile unnatürlich und die Blondhaarige spürte, dass dieser bald alles andere als höflich bleiben würde. „Meine letzte Warnung.“, betonte der König mit deutlicher Stimme. „Wenn nicht sofort das Messer von meinem Rücken verschwindet... und von ihrer Kehle... dann gnaden euch die Götter!“ Ein weiteres Mal lachte der Anführer vor ihnen, während dessen Komplizen scheinbar ein wenig verunsichert schwiegen. „Das sagt der Richtige... natürlich werde ich das NICHT tun. Und nun zu eurer Entscheidung...“ damit hatte der Mann ihr weiteres Schicksal besiegelt. Ein Grinsen huschte über Alisters Gesicht, was man unter der Kapuze mehr erahnen konnte. „Ihr habt diese Entscheidung selbst getroffen...“ Mit diesen kühlen Worten, die ruhig ausgesprochen wurden, fuhr er mit beinahe übermenschlicher Geschwindigkeit herum, packte den Arm des Mannes hinter sich und brach ihm mit einem eindeutigen Geräusch das Handgelenk. Beinahe im selben Moment stieß er ihn auch schon zur Seite und schlug dem Mann hinter seiner Begleiterin die Handkante in den Nacken, so dass dieser bewusstlos zu Boden sackte. Seine kalten Augen legten sich auf den Anführer, der als einziges noch stand. In wenigen Sekunden fällte dieser daraufhin die Entscheidung, dass es besser war, die Beine in die Hand zu nehmen und rannte, so schnell ihn seine Füße trugen. Die Männer auf dem Boden keuchten nun beide, nachdem der Bewusstlose langsam wieder zu Bewusstsein kam. Die Hand der jungen Frau ging an ihre Kehle und wischte ein wenig das Blut weg. „Wartet bitte kurz hier!“, erklärte der Royale ihr, ehe er dem Mann hinterhersetzte und seinen Falken erneut herbeipfiff. Zum zweiten Mal an diesem Tage setzte der Falke dazu an, dem Mann kurz zu folgen, ehe er herniederflog und diesen durch ein Flugmanöver zu Fall brachte. Statt zu warten war die Jüngere ihrem Gastgeber gefolgt, um ihn gegebenenfalls zu unterstützen, was scheinbar nicht mehr nötig war. Dieser saß bereits auf dem Rücken des Geflohenen und hielt dessen Hände auf dem Rücken fest. Einen kleinen Kommentar konnte sich die Blonde nicht verkneifen. „Das dauerte aber lange- ist eure Reaktion langsamer geworden?“ Während er den Mann weiterhin am Boden fixierte, wandte er sich entschuldigend lachend ihr zu. „Es tut mir leid... Eigentlich wollt ich Handgreiflichkeiten vermeiden...“Sie wurde nun etwas ernster, wenn auch ihr Sarkasmus nicht verschwand. „Nun.. es hätte keine zwei Minuten mehr dauern dürfen, ansonsten hätte ich ihn tatsächlich mit meinem Schwert niedergeschlagen...“ Ihr Lächeln wirkte beinahe gequält. Die Stadtwachen kamen in Sicht, die sich zügig näherten und nicht zu Alisters Gefolgschaft gehörten, die immer noch die letzten Schergen verfolgten an diesem recht turbulenten Tag. Zwar trug er immer noch seine Kapuze, sprang jedoch von dem sich nicht mehr rührenden Mann auf und wartete nur kurz, dass die Wachen ihn festnahmen. Als diese sich jedoch dem König zuwandten, ergriff dieser Alanyas Handgelenk und zog sie mit sich. „So... schnell jetzt...!“, flüsterte er dabei, während ein paar Wachen ihnen eilig nachsetzten. „Was habt ihr denn?“, beschwerte sich die junge Frau unsicher. Etwas stolpernd und nach all der Aufregung außer Atem zog ihr Begleiter sich achtlos hinter sich her, bis sie schließlich die Wachen abgehängt hatten. Erst hinter einer Ecke schlug er dann auch die Kapuze endlich zurück. Die Landesfremde japste nach Luft, als ihr schwindelig wurde. Das ihr Blut derart in Wallungen gekommen und sie schließlich derart unsanft mitgezerrt worden war, forderte langsam seinen Tribut. Das sie nun sassen, änderte daran nichts. „Was sollte das? Wieso … sind wir weggelaufen?“ Ihre Stimme hielt sie nur mit Mühe aufrecht, ehe sie ein Seufzen erhielt. „Könnt ihr euch vorstellen, was es für einen Aufruhr gegeben hätte, wenn man mich erkannt hätte?“ Nur kurz fragte sie erneut, weshalb er dies glaubte, ehe sie sich versuchte aufzustellen. „Könnt ihr euch das denn nicht vorstellen?“ Noch als Alister begann ihre Frage zu beantworten, brach ihr Kreislauf kurzzeitig zusammen. Dieser schien jedoch ein wenig abgelenkt, da er weiter Ausschau hielt, dass keine Wachen ihnen gefolgt waren. „Der König fängt eine Schlägerei mitten auf dem Marktplatz an... Zwar habe ich nicht angefangen, aber so würde es nachher heißen!...“ Erst jetzt warf er einen Blick zu ihr und erschrak deutlich, bevor er sich zu ihr hinabbeugte. Die Blondhaarige kam bereits wieder langsam zu sich. „Alles in Ordnung mit euch?“, fragte der Ältere besorgt und stützte sie leicht.



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