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I was born to serve you, Arthur!

OS-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Merlin, Morgana
Genre: Drama, AU
Stand: fünfte Staffel

Mein nächster One-Shot, aus dem dann ein Two-Shot geworden ist, aber ich denke, dass man beide Teile auch einzeln lesen werden kann^^
AU, da Morgana in dieser Geschichte schon von Merlins Geheimnis weiß, es aber vor der eigentlichen Enthüllung spielen muss, die in der Serie stattgefunden hat. Warum, erfahrt ihr dann im zweiten Teil ;) Komplett anzeigen

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Blindes Vertrauen (1)

Das Erste, was Merlin auffiel, als er wach wurde, war der dröhnende Schmerz in seinem Kopf. Er war so stark und penetrant, dass Merlin sich fragte, was er getan hatte. Arthur mal wieder so weit getrieben, dass er einen Krug nach ihm geworfen hatte? Oder hatte er doch ein paar Kampfübungen mit seinem Herrn absolviert? Im ersten Moment wollte es dem jungen Zauberer wirklich nicht einfallen. Das Pochen in seinem Kopf war einfach zu störend, um seine Gedanken richtig zu ordnen. So wollte er es damit versuchen, seine Umgebung zu erkunden, vielleicht würde das weitere Hinweise geben.

Merlin brauchte ganz drei Versuche, bis er es überhaupt geschafft hatte, seine Lider zu öffnen, die auf einmal auch tonnenschwer schienen. Seine Sicht war im ersten Moment verschwommen und er konnte nur Umrisse erkennen, aber schon diese Konturen kamen ihm mehr als fremd vor. Es sah nicht nach seinem Zimmer aus, auch nicht wie die Kammer von Gaius oder gar die Gemächer des Königs. Vielmehr wirkte es wie eine Höhle, die mit ein paar Habseligkeiten verschönert worden war. Merlin kam sie kein bisschen bekannt vor.

Immer angestrengter versuchte er nun, sein Bewusstsein vollständig wieder zu erlangen. Er spürte die Kälte des Steinbodens unter seinem Körper und konnte leise Geräusche vernehmen. Wie das Rauschen eines Wasserfalls hörte es sich an. Langsam versuchte der Zauberer sich zu bewegen und da bemerkte er die schweren und kalten Ringe, die um seine Hände lagen.

Plötzlich war er hellwach, als er realisierte, dass es Ketten waren.

Mit einem Ruck richtete er sich auf, bereute es aber unverzüglich, da der ganze Raum sich anfing zu drehen. Kurz schloss Merlin die Augen, um das Schwindelgefühl unter Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig nutzte er diesen Augenblick, um einen klaren Gedanken zu fassen. Er war gefangen, von wem wusste er noch nicht. Zuerst musste er herausfinden, wer sein Entführer war und dann einen Weg finden, diesen auszuschalten. Zu entkommen sollte nicht so schwierig sein, denn derjenige würde sicherlich nicht damit rechnen, dass er zaubern konnte.

Bevor Merlin seine Augen wieder öffnen konnte, durchschnitt eine Stimme die Stille. „Bist du also endlich aufgewacht?“ Merlin gefror augenblicklich zu Eis bei dem Klang.

„Emrys.“ Bei dem Klang seines Namens öffnete Merlin seine Augen und sah Morgana herausfordernd an. Eigentlich hätte sich Merlin denken können, dass die Hexe hinter dieser Attacke steckte. Gaius hatte ihn gewarnt, dass sie nun, da sie wusste, wer Merlin wirklich war, noch stärker versuchen würde, ihn zu töten. Aber warum war er dann noch nicht tot?

„Morgana“, antwortete Merlin schlicht und hielt seine Stimme ruhig. Mittlerweile stand er auch, ganz gerade, um bloß keine Schwäche auszustrahlen. Genauso wenig wollte er Angst zeigen, auch wenn er vielleicht ein wenig verspürte. Bisher hatte er sich immer halbwegs sicher gefühlt, auch wenn sie Morgana begegnet waren. Immerhin hatte er einen Trumpf, von dem sie nichts wusste, aber nun kannte sie die ganze Wahrheit. Sie hatte sicherlich Vorkehrungen getroffen, bevor sie ihn hier her gebracht hatte. Und Merlin musste schnell rausfinden, was für welche das waren, wenn er eine Chance haben wollte, hier lebend wieder rauszukommen.

Vielleicht könnte er Morgana ja doch irgendwie überlisten. „Was hast du mit mir vor?“, fragte er, zum Einen, weil er die Antwort wirklich wissen wollte, und zum Anderen, weil er sie ein wenig ablenken wollte. Während er auf eine Erwiderung wartete, legte er seine rechte Hand über sein linkes Handgelenk und gleichzeitig über die Handschellen. Nun musste er nur auf den passenden Zeitpunkt warten.

„Ich dachte, du wärst klüger, Merlin“, meinte Morgana gespielt enttäuscht und trat einen Schritt näher an ihn heran. Sie störte sich nicht daran, dass er erhobenen Hauptes vor ihr stand, sondern belächelte eher seinen unnötigen Stolz. Er würde gleich noch spüren, dass man vor ihr niederkniete, anstatt ihr mutig in die Augen zu blicken. „Ich will dich ausschalten, vernichten, leiden sehen.“ Nun da sie endlich wusste, wer Emrys war, konnte sie zurückschlagen, konnte ihm zuvorkommen, bevor er ihr Untergang war. Im Nachhinein schien es ganz logisch, dass Merlin Magie besaß. Wie viele Situationen hatte er nur durch pures Glück überlebt? Hatte Arthur aus den schwierigsten Lagen geholfen? Merlin war immer loyal gewesen und hatte wohl mehr getan, als Arthur jemals geahnt hatte. Aber genauso fand Morgana es schwer vorzustellen, dass der trottelige Merlin ihr Verderben sein sollte. Er wirkte immer noch mehr als nur harmlos, selbst mit diesem stechenden Blick, den er ihr entgegen warf. Er war niemals im Leben stark genug, um sie zu besiegen, besonders nicht jetzt.

Das was Morgana von sich gab, überraschte Merlin nicht besonders. Mittlerweile war ihm bewusst, wie schwarz ihre Seele geworden war, wie verdorben ihre Gedanken und Taten waren. Auch wenn er sich immer noch die Schuld dafür gab, was aus ihr geworden war, hatte er nicht die Hoffnung, sie wieder zur Vernunft zu bringen. Sie war verloren, tief in ihrem eigenen Hass und Rachegelüsten. Vielmehr hatte er die Frage nur gestellt, um sie von ihm abzulenken. Leise flüsterte er die nächsten Worte: „Unspanne þás mægþ.“ Ganz kurz leuchteten seine blauen Augen golden auf. Aber der Schimmer war so schnell verschwunden, als ob es nur eine Lichtreflexion gewesen wäre. Morgana blieb dies nicht verborgen und ein kaltes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie hörte, wie Merlin vor Schmerzen aufschrie.

Die Handschellen sprangen nicht auf, wie sie es üblicherweise taten, stattdessen fuhr ein großer Schmerz von seinem rechten Handgelenk durch seinen gesamten Körper. Das Armband, was daran lag, leuchtete auf, sobald Merlin die Worte gesprochen hatte. Vor Schmerzen ging Merlin zu Boden, unwissend, was gerade passiert war. „Was?“, kam es ganz automatisch über seine Lippen, verwirrt darüber, was das zu bedeuten hatte. So schnell wie der Schmerz gekommen war, war er auch verschwunden.

Morgana lachte freudig auf. Sie bückte sich zu Merlin herunter und nahm seine Hand in die Ihre. „Dieses Armband hätte König Uther sicherlich sehr gefallen“, fing sie an zu erklären und drehte seinen Arm, damit Merlin es von allen Seiten begutachten konnte. Es war filigran gearbeitet, ein einfaches Silberarmband, aber wenn man genau hinsah, konnte man die feinen Gravierungen erkennen. Merlin erkannte darin direkt die Sprache der alten Religion. „Es saugt jede Art von Magie in sich auf und schickt sie zurück in den Körper. Je stärker der Zauber, desto stärker die Schmerzen.“

Fassungslos hörte Merlin den Worten von Morgana zu. War das wirklich ihr Ernst oder nur ein billiger Trick? Ganz instinktiv wollte Merlin es erst einmal nicht glauben. Ohne noch länger darüber nachzudenken, hob er seine Hand, richtete sie gegen Morgana und formte einen Zauber in seinem Kopf. Er sollte Morgana frontal treffen, sie durch die Luft schleudern, aber alles, was passierte, war das Glühen des silbernen Armbands, dann unglaubliche Schmerzen, die durch seinen Körper fuhren und ihn stattdessen nach hinten warfen. Diese Welle des Schmerzes war zehnmal so schlimm wie die davor. Qualvoll krümmte sich Merlin auf den Boden, schrie sein Leid hinaus.

Morgana konnte bei diesem Anblick nur lächeln. Der große und mächtige Emrys kniete vor ihren Füßen, krümmte sich vor Schmerz und schrie so laut, dass es bis in die hintersten Winkel der Höhle drang. „Glaubst du mir jetzt?“

Merlin blieb am Boden liegen. Er hatte nicht die Kraft, um sich wieder aufzurichten und ihm war klar, dass es unnötig war, Morgana Stärke vorzuspielen. Sie wusste ganz genau, wie dieses Armband ihn zerstörte. Bisher hatte er sich immer auf seine Magie verlassen können, auch wenn die Situation mehr als ausweglos erschien, hatte er immer noch seine Kräfte gehabt. Und nun lag er hier, am Boden und konnte nichts machen. Jeder Spruch, den er gegen Morgana hätte richten können, würde ihn selber treffen. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte sich Merlin wirklich hilflos. Er fühlte sich der Hexe ausgeliefert, sah keinen Ausweg aus dieser Situation. Er war angekettet, geschwächt und hatte nichts, womit er sich verteidigen konnte. Niemand wusste, wo er war. Selbst Gaius würde ihn nicht vermissen, da er auf der Suche nach ein paar Kräutern gewesen war. Niemand würde kommen. Er war ganz alleine. Alleine und machtlos.

„Wieso tötest du mich nicht einfach?“ Eine simple Frage, auf die Merlin die Antwort einfach wissen musste. Es wäre so viel einfacher, wenn sie ihn einfach umbringen würde. War das nicht ihr Ziel? Camelot ohne Emrys hätte nicht die geringste Chance gegen die Zauberin. Morgana hätte gewonnen. Sie hatte ihn dort, wo sie ihn haben wollte. Jetzt musste sie nur noch zuschlagen. Warum tat sie es also nicht?

Morgana erhob sich, schritt ein wenig auf und ab. Dabei bedachte sie Merlin mit einem bohrenden Blick. „Ich werde dich töten, Merlin. Ich werde dich mit Freude vernichten, aber zuerst will ich, dass du leidest. Du verdienst es nicht, sofort den Tod zu erfahren. Du sollst dich quälen, du sollst verstehen, wie sehr ich gelitten habe und es mir gleich tun.“ Emrys hatte sie mehr als einmal an ihre Grenzen getrieben. Die starke Morgana, die von jedem verehrt wurde, die sich jedoch beim Anblick oder auch nur bei der bloßen Erwähnung von Emrys, wie ein kleines Kind in ihr Bett verkroch. Morgana hasste ihre unglaubliche Angst vor diesem Mann, nun noch mehr, da sie wusste, dass es nur der kleine Diener ihres Bruders war. Emrys hatte sie schwach wirken lassen, obwohl sie so viel stärker als Merlin war. „Du sollst die gleiche Angst vor mir verspüren wie ich vor dir hatte.“ Sie nahm Merlins Kinn in ihre Hand und zwang ihn, sie anzusehen. „Und ich werde es genießen, diese Furcht in dir zu schüren.“

„Da kannst du lange warten, Morgana.“ Merlin riss sich aus ihrem Griff los und richtete sich wieder etwas auf. Zumindest kniete er sich hin, sah der Hexe herausfordernd in die Augen. Er würde nicht so leicht nachgeben, auch wenn die Situation mehr als schlecht für ihn aussah. Die Genugtuung würde er Morgana nicht bereiten. Wenn er starb, dann mit Würde.

„Sicher?“ Die Schwarzhaarige legte ihre Hand auf das Armband und schickte einen Zauber hinein. Dieser wurde direkt durch Merlins Körper gejagt. Da er aber dieses Mal damit gerechnet hatte, schaffte Merlin es, ein Aufschreien zu verhindern, jedoch nicht, dass sich sein Gesicht vor Schmerz verzog. „Du bist hilflos, Merlin. Das Einzige, was besonders an dir war, hat sich gegen dich gerichtet. Du hast keine Chance gegen mich.“

Merlin schüttelte den Kopf. „Ich habe noch etwas, was du schon längst verloren hast, Morgana.“

„Und was soll das sein?“

„Vertrauen.“

„Vertrauen?“ Morgana lachte auf, amüsiert darüber, wie naiv Merlin wohl immer noch war. Eigentlich hatte sie gedacht, dass er in den vergangenen Jahren mal etwas dazu gelernt hatte, aber er war immer noch blind. „In meinem Bruder?“ Sie hatte dieses blinde Vertrauen nie wirklich verstanden. Was hatte Arthur an sich, dass Merlin so sehr an ihn glaubte? Er war nur ein verwöhnter und arroganter König, wie alle anderen vor ihm. Wie Uther vor ihm und genau deswegen verdiente er den Tod und nicht den Thron.

„Ganz genau, Morgana.“ Merlins Stimme war fest und ruhig. Es gab nicht viel, dass ihn solche Kraft gab, aber der Glaube in Arthur machte ihn stark. „Aber nicht nur in Arthur, sondern auch in Gwen und die Ritter … in meine Freunde.“ Das Wort hörte sich gut an und dies brauchte er einfach im Moment, wenn er gegen Morgana bestehen wollte.

Leicht streichelte Morgana über Merlins Wange. Dieser zog direkt seinen Kopf zur anderen Seite. „Freunde, Merlin? Denkst du das wirklich? Was würden sie über dein kleines Geheimnis wohl sagen? Denkst du dann wirklich, dass sie immer noch deine Freunde wären? Sieh doch Arthur an. Er hasst mich, seitdem er weiß, dass ich zaubern kann. Für ihn ist so etwas wie Freundschaft nicht wichtig.“

„Halt die Klappe, Morgana“, zischte Merlin wütend. Auch wenn er sich häufig fragte, wie Arthur wohl reagieren würde, wenn er es ihm dann endlich erzählen würde, glaubte er kaum, dass er ihre jahrelange Freundschaft vergessen würde. Außerdem war es unmöglich, dass Arthur ihn hasste. Vielleicht wäre er enttäuscht und verletzt, aber zu Hass war der junge König sicherlich nicht fähig. Selbst bei Morgana fühlte er sich eher schuldig, als dass er sie hasste. „Er hasst dich nicht, Morgana. Du hasst uns, das ist ein Unterschied.“

„Und warum denkst du, tue ich das?“, warf sie ihm entgegen.

Für einen Moment war Merlin sprachlos und sah seine alte Freundin einfach nur an. „Ich … ich“ Ihm fehlten die Worte.

„Ganz genau, Merlin. Du bist Schuld. Du wolltest mich töten. Du hast mir gezeigt, dass man seinen Freunden nicht trauen kann. Ich hatte Magie und du hattest Angst, dass ich dir in die Quere kommen konnte.“

Merlin schüttelte den Kopf, aber eher traurig über die Worte, die Morgana sagte. „Das stimmt nicht. Ich habe nur versucht, Camelot zu retten. Ich habe dir nie wirklich schaden wollen.“ Es hatte ihn damals schon zerrissen und tat es heute noch. Morgana war seine Freundin gewesen und wenn es auch nur irgendeinen anderen Weg gegeben hätte, hätte er ihn gewählt.

„Genauso haben Morgause und ich das getan. Wir wollten Camelot retten und du hast meine Schwester getötet, Merlin. Du hast sie mir genommen. Den wichtigsten Menschen für mich.“ Morgana schrie ihren Gefangenen an und voller Wut schickte sie einen weiteren Zauber durch Merlins Körper. Da es so überraschend kam, schrie Merlin wieder auf. Sein Oberkörper sackte nach vorne, hatte er nicht die Kraft, ihn oben zu halten. Unter größter Mühe hob er seinen Kopf an, um seiner Peinigerin in die Augen zu sehen. „Sie war böse, Morgana. Sie musste aufgehalten werden.“

„Und was bin ich dann?“ Ein weiterer Zauber fraß sich durch Merlins Glieder. „Auch böse?“ Und noch ein Zauber.

Merlin konnte kaum noch klar denken bei den unsäglichen Schmerzen, die er gerade erlitt. Es wunderte ihn, dass er überhaupt noch bei Besinnung war. Wie Feuer brannte sein ganzer Körper, es fiel ihm schwerer, regelmäßig zu atmen und seine Sicht wurde immer verschwommener. Wenn Morgana so weiter machte, glaubte Merlin kaum, dass er noch lange durchhalten würde. Trotzdem wollte er ihr nicht diese Genugtuung bereiten, einfach das Bewusstsein zu verlieren. Außerdem fühlte er sich verpflichtet ihr eine Antwort zu geben. Auch wenn sie so verkommen war, vom Weg abgekommen war, war sie immer noch Morgana, an die er so schöne Erinnerungen hatte, dessen warmes Lächeln immer ansteckend gewesen war. „Nein“, brachte er schließlich zwischen den Schreien hervor. „Nur … ein … verlorenes … Kind.“ Merlin war sich nicht sicher, ob man seine Worte überhaupt verstanden hatte, als die Schmerzen plötzlich nachließen. Erschöpft ließ er sich auf den Boden gleiten, blieb einfach liegen und erfreute sich an der momentanen Ruhe. Auch wenn die Schmerzen nachgelassen hatten, tat sein gesamter Körper weh. Selbst wenn er hier rauskommen sollte, würden die Nachwirkungen dieser Folter sicherlich nicht unbemerkt bleiben.

„Ich bin schon lange kein Kind mehr, Merlin. Dafür hast du gesorgt.“

Ihre Worte klangen so verbittert, dass ein erneuter Schmerz direkt durch Merlins Körper fuhr. Dieser traf jedoch direkt ins Herz. Eine kleine Träne rann ihm an der Wange hinunter, als er unter schweren Atmen die nächsten Worte sprach: „Es tut mir leid, Morgana.“ Ihm war klar, dass er mehr hätte tun können. Damals hatte er einfach Angst gehabt, wie sie reagieren würde oder dass sein Geheimnis ans Licht kam. Er war feige gewesen und Morgana hatte dafür bezahlt und mit ihr Arthur und ganz Camelot. Merlin hatte viele Fehler gemacht, das war ihm bewusst. Morgana war nur einer davon.

„Dafür ist es zu spät, Merlin.“ Eine Entschuldigung nach all den Jahren würde auch nichts mehr ändern. Nicht nach allem, was sie ihr angetan hatte. „Und du kannst dich damit bestimmt nicht retten. Ich werde keine Gnade walten lassen.“ Um dies noch einmal zu beweisen, ließ sie erneut das Armband seine Arbeit tun.

Eigentlich hatte Merlin gedacht, die Schmerzen könnten nicht mehr schlimmer werden, aber da hatte er sich wohl geirrt. Sein ganzer Körper verkrampfte sich unter der Pein und in diesem Moment wurde ihm zum ersten Mal richtig bewusst, dass er in dieser Höhle sterben würde. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit er dieses Treffen überlebte. Er hatte keine Kraft, noch die Möglichkeit, um zu kämpfen, noch konnte er Morgana in irgendeiner Weise zur Besinnung bringen. Er war verloren und Morgana hätte endlich das, was sie sich so sehnlichst gewünscht hatte: Camelot ohne magische Verteidigung.

Merlin war kaum noch bei Bewusstsein, als die Stimme von Morgana erneut an sein Ohr drang: „Was ist jetzt mit deinem blinden Vertrauen? Hilft es dir?“

Am liebsten wäre Merlin aufgestanden, hätte ihr in die Augen geblickt und mit starkem Ton erwidert, dass es so war. Doch er schafft nur ein schwaches „Ja.“ über seine Lippen zu bekommen. Zu mehr war er nicht mehr in der Lage.

„Wie?“ Morganas Stimme wurde lauter, wütender. Es ärgerte sie, dass Merlin sich zwar vor Schmerzen auf den Boden wand, aber dennoch etwas fand, woran er seine Hoffnung klammern konnte. Das war nicht fair. Sie musste sich in der hintersten Höhle verstecken, weil sie von allen gehasst wurde und er fand Trost, selbst im Anblick seines Todes. „Sie werden nicht kommen, um dich zu retten. Du bist ganz allein.“

Merlin schüttelte den Kopf. „Darum geht es mir nicht, Morgana“, flüsterte er leise. „Es reicht mir zu wissen, dass sie weiter kämpfen werden. Arthur wird nicht aufgeben, Morgana. Er wird weiter gegen dich kämpfen.“ Das Reden hatte ihn angestrengt und er spürte, wie seine Lider schwer wurden. Er wollte nur noch schlafen, wurde in seinem Vorhaben jedoch noch einmal aufgehalten, als Morgana in unsanft am Kinn packte und ihn zwang, sie anzusehen. „Ich werde Arthur töten, Merlin. Hörst du das? Ich werde deinen geliebten König töten.“ Merlin konnte dazu nichts mehr sagen, spürte er wie ihm langsam sie Schwärze umfing. Mit den letzten Worten von Morgana in seinen Kopf sank er in die Bewusstlosigkeit.

 

Als Merlin das nächste Mal wach wurde, fühlte sich sein Kopf besser an, dafür war sein ganzer Körper taub und schwer. In diesem Moment glaubte Merlin, ihn nie wieder bewegen zu können. Aber er wunderte sich eher, dass er noch lebte. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Morgana ihm nun den Rest gegeben hatte, aber anscheinend war dies nicht der Fall und Merlin müsste noch weitere Qualen erleiden. Zum Einen hätte er sich gewünscht, es wäre schon vorbei, zum Anderen war er froh, dass er noch lebte, denn es wuchs wieder ein wenig Hoffnung in ihm, obwohl er noch nicht wirklich wusste, woher sie kam, denn ihm war klar, dass er keine Chance hatte. Es war mal wieder eins seiner komischen Gefühle, wie Arthur es sagen würde. Aber dieses war zur Abwechslung mal gut, ein Funken Hoffnung, dass es doch noch einen Ausweg gab.

Und in der nächsten Sekunde wusste er auch, wieso er dies verspürte. Der Schrei eines Tieres ließ ihn den Kopf drehen. Aithusa saß neben Morgana und ließ sich den Kopf kraulen. Der weiße Drache wirkte neben der ganz in schwarz Gekleideten irgendwie fehl am Platz. Merlin fragte sich immer noch, was dem Tier geschehen war und wie die Beiden zusammen gefunden hatten. Es sah einfach falsch aus, obwohl Merlin zugeben musste, dass er bei Morgana die Liebenswürdigkeit seiner alten Freundin sah, zumindest für einen kurzen Augenblick. Konnte es sein, dass Aithusa ihr wirklich am Herzen lag? Dass sie Liebe für den Drachen empfand?

Als Merlins Blick den von Aithusa kreuzte, sah er Mitleid und Bedauern. Also gefiel es dem alten Wesen auch nicht, dass sein Meister verletzt am Boden lag. „Aithusa“, sprach er zu ihr in seinen Gedanken. Da der Drache ein wenig seinen Kopf hob, konnte Merlin sicher sein, dass sie ihn gehört hatte. „Bitte hilf mir“, flehte er, bereute seine Bitte aber sofort, da Aithusa unsicher zwischen ihm und Morgana hin und her sah. Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte, da sie ihre Herrin nicht hintergehen, aber auch Merlin nicht im Stich lassen wollte.

In diesem Moment bemerkte Morgana, dass Merlin wieder wach war. „Emrys.“

Merlin zog eine Augenbraue hoch. War er bis eben nicht noch Merlin gewesen? Und jetzt wieder Emrys? Hatten sie die Vergangenheit nun ganz abgehakt? Anscheinend schon. Merlin war es gleich. Vielmehr beschäftigte er sich mit dem Fluchtgedanken, der sich gerade in seinem Kopf formte.

„Falls du dich wundern solltest, warum du noch lebst, denke nicht, dass ich es mir anders überlegt habe. Ich wollte nur sicher gehen, dass du mit dem Wissen stirbst, dass Arthur und Camelot verloren sind. Und da du ja so sehr an den König glaubst, wollte ich dir meinen Freund vorstellen. Gemeinsam gegen uns hat Arthur nicht die geringste Chance.“

Merlin musste Morgana recht geben. Gegen eine starke Hexe und einem Drachen hatte Arthur keine gute Chancen. Aber darüber musste sich Merlin keine Gedanken mehr machen. Wenn er den Überraschungseffekt nutzte, würde er mit Sicherheit hier raus kommen. Wie weit er mit seinen Verletzungen dann kam, war eine andere Sache und im Moment auch nicht wichtig. Zuerst einmal hieß es aus dieser Höhle raus. Mit größeren Schwierigkeiten als Merlin gehofft hatte, richtete er seinen Oberkörper auf. Mit der einen Hand stützte er seinen Brustkorb und mit der Anderen stützte er sich auf dem Boden ab, sodass er nicht wieder umfiel.

Morgana betrachtete diese Bemühungen amüsiert. „Willst du etwa wieder kämpfen? Hast du etwa schon vergessen, dass du deine Magie nicht benutzten kannst?“

Böse funkelte Merlin die Magierin an. Natürlich wusste er das noch zu gut, aber er hatte noch eine andere Kraft, von der Morgana entweder nichts wusste oder an die sie nicht gedacht hatte. Vielleicht glaubte sie auch nicht daran, dass es mit dem Armband funktionieren würde. Merlin hatte daran keine Zweifel, denn es war keine wirkliche Magie. Es ging viel tiefer, eher war es eine Verbindung zwischen Aithusa und ihm. Als er in die großen, unschuldigen Augen des Drachen blickte, hasste er sich schon jetzt dafür, was er gleich tun würde. Merlin hoffte nur, dass Aithusa ihm verzeihen könnte. „Ich denke, ich bin stärker als du ahnst, Morgana“, warnte er sie.

„Egal wie stark du bist, alle deine Zauber richten sich gegen dich selber.“ Morgana war nicht von Merlin überzeugt, sondern sah es eher als letzten verzweifelten Versuch von dem einst so starken Zauberer an.

„Du vergisst etwas, Morgana“, sprach Merlin ganz ruhig und schaffte es mit Mühe, sich auf die Beine zu stellen. Zwar war sein Stand mehr wacklig, als stabil, aber er war mit Morgana auf einer Augenhöhe. „Ich bin Emrys, der mächtigste Zauberer aller Zeiten. Ich kann mich Mächten bedienen, von denen du nur träumst.“

Für einen Moment flammte in Morgana Furcht auf, aber sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Das waren nur leere Worte, er konnte rein gar nichts machen. Er mochte zwar Emrys sein, aber er würde nicht ihr Untergang sein. Das würde sie nicht zulassen. Wütend, aber auch ein wenig verunsichert, hob sie den Arm und streckte ihn Merlin entgegen. Sie sollte es schnell zu Ende bringen, falls er doch die Wahrheit sprach.

„Aithusa!“ Der Ruf von Merlin schnitt wie ein scharfes Messer durch die Stille und ließ Morgana kurz zusammen zucken. ihr Blick fiel sofort auf den Drachen. Merlin hingegen schloss kurz die Augen. Er wollte es nicht tun, aber er hatte leider keine andere Wahl. Entschlossen schaute er zu der weißen Kreatur und sprach die Worte, die tief aus seiner Seele kamen und ihm im Herzen weh taten. Nie hatte er diese Kraft für so etwas missbrauchen wollen, aber hatte keine andere Wahl, um hier lebendig zu entkommen. Aithusa hörte aufs Wort, wie es ihr auch nicht anders möglich war und wandte sich direkt gegen Morgana. Bevor diese überhaupt realisieren konnte, was vor sich ging, schoss ihr schon eine Feuersalve entgegen. Instinktiv errichtete sie ein Schutzschild gegen den Angriff, gerade noch rechtzeitig, bevor sie von Flammen verschlungen wurde.

„Emrys“, schrie sie wütend über den Lärm hinweg, aber Merlin konnte ihren Schmerz deutlich hören, genau wie den von Aithusa. Es war grausam, sie beide gegeneinander kämpfen zu lassen. Wenn Morgana ihn nicht schon davor gehasst hätte, wäre es spätestens jetzt so weit gewesen.

Merlin murmelte weitere Befehle, sodass sich Aithusa umdrehte und den Zauberer mit ihrer eigenen Magie von den Eisenfesseln befreite. Merlin war frei, wenn man mal von dem Armband absah. Eigentlich hatte er Aithusa gesagt, dass sie ihn auch davon befreien sollte, aber der Drache sah ihn nur entschuldigend an. Anscheinend lag es nicht in ihrer Macht. Merlin würde sich einfach später um dieses Problem kümmern. „Es tut mir leid, Aithusa“, entschuldigte Merlin sich und richtete sich noch einmal an Morgana, die es bisher nicht gewagt hatte, anzugreifen, da der Drache genau zwischen ihnen stand. „Und es tut mir leid, Morgana. Hasse Aithusa nicht. Sie kann nichts dafür. Das war alles mein Vergehen.“

Morgana blickte ihn hasserfüllt an. „Das wirst du büßen“, prophezeite sie und wollte einen Schritt auf Merlin zugehen, aber Aithusa stellte sich dazwischen. Merlin hatte ihr befohlen, Morgana aufzuhalten bis er weit genug entfernt war. So konnte er sicher sein, wirklich zu entkommen. Ohne noch ein einziges Wort zu verlieren, wandte er sich ab und lief humpelnd los. Merlin fragte sich, wie weit er wohl kommen würde, bevor er zusammenbrach, jedoch müsste er einfach seine restliche verbliebene Kraft irgendwie aufbringen, um zurück nach Camelot zu gelangen, sonst hätte er sich vielleicht zu früh gefreut.

„Emrys!“ Die verzweifelten Schreie von Morgana verfolgten Merlin durch die gesamte Höhle bis hin zum Ausgang, wo den jungen Zauberer das strahlende Sonnenlicht begrüßte. Mit einem letzten verhallenden „Emrys“ ließ Merlin die Höhle hinter sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nochnoi
2013-04-12T12:55:40+00:00 12.04.2013 14:55
So, hier muss ich meinen Senf ja auch noch dazugeben ;)

Ich finde, du hast die Aufgabe super gelöst! Wie Merlin an seinem Vertrauen festhält, an seinen Glauben an Arthur und seine Freunde, und Morgana es einfach nicht verstehen kann (wobei ich erlich sein muss: wäre ich von einem Freund vergiftet worden, hätte ich danach sicher auch Vertrauensprobleme) Klasse umgesetzt! ^^
(Ich glaub, zu einem OS mit Arthur würde dieses Stichwort auch sehr gut passen. Wie der Kerl nach dem Verrat von Morgana und Agravaine überhaupt noch jemanden vertrauen kann, ist echt ein kleines Wunder!)

Aithusa kann einem hingegen echt leid tun, hin und hergerissen zwischen seiner Loyalität gegenüber Morgana und seiner Verbundenheit mit Merlin. Armer, kleiner Drache *knuddel* Im Grunde ist ihre Geschichte auch furchtbar traurig *seufz*

Trotz alledem freu ich mich sehr auf den 2. Teil :) Ich weiß ja schon, wer vorkommt, und bin echt gespannt, wie du das auflöst! *gg*


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