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Und plötzlich ist alles anderes...

von

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Sophie ging schnellen Schritten ihren Herren zu begrüßen. Sie blickte in sein Gesicht. Es war verhärtet. Der General „Ist Oscar zu Hause?“,fragte er streng.

„Ja, sie ist...“, weiter kam die alte Frau nicht, denn sie wurde von ihren Hausherren unterbrochen.

„Sie soll SOFORT in mein Arbeitszimmer kommen!“, sprach er und ging die Treppen hinauf.

Etwas verängstigt und voller Sorge ging Sophie in den Salon, in dem sich Oscar und André aufhielten.

Die beiden fand sie wie üblich vor dem Karmin vor. Die junge blonde Frau saß im Sessel mit ein Glas Rotwein in der Hand. Auch ihr jahrelanger Freund stand ihr wie immer treu zu Seite. Kurz bevor Sophie das Zimmer betreten hatte, unterhielten sich die jungen Leute, aber um was genau konnte sie nicht verstehen.

„Oscar, Euer Vater möchte Euch sehen“, sagte die in die Jahre gekommene Haushälterin.

Die blonde Frau nickte und verließ den Salon. Kaum war die Tür verschlossen, setzte sich Sophie in den Sessel.

„Was ist passiert, André? In welchem Ton er zu mir gesagt hat, das ich Oscar holen soll“, sprudelte es aus der besorgten Dame .

„Nichts, ist passiert. Wieso fragt Ihr? Es gibt kein Grund zu Sorge. Glaubt mir. Keinen“, antwortet ihr Enkel ganz ruhig und trank sein Glas aus. Aber in Wirklichkeit machte er sich große Sorgen um seine Freundin und die Frau, die er liebte.
 

Auch Oscar machte sich Gedanken, was nun passieren würde. Aber sie hoffte, das sie immer noch ihren Soldaten helfen konnte, was auch immer jetzt geschah.

„Vater, Ihr wolltet mich sprechen“, sagte sie und betrat das Zimmer, dabei schloss sie die Tür wieder.

„Setzt dich dort hin und höre mir gut zu“, sprach der General und zeigte auf den Stuhl, der vor ihm stand.

Angst machte sich in der jungen Frau breit, aber sie zeigte es nicht im Gegenteil. Sie tat das, was man vor ihr verlangte.

IIhr Vater rührte sich nicht von der Stelle, aber er beobachtete sie genau mit seinen Augen.

„Bist du bereit deinen Dienst zu quittieren?“, kam es bestimmt von ihm.

„Wie habe ich das zu verstehen, Vater?“, fragte sie im gleichen Tonfall.

„Du wirst sämtliche Auszeichnungen und deinen Dienstrang zurückgeben! Hast du das verstanden?“, schrie er nun seine jüngste Tochter an.

„Was wollt Ihr damit erreichten? Ist das Euer Wunsch das ich es tute?“, antwortete sie ruhig.

„Mmmmh... Willst du dich deinem Vater wiedersetzten? Unglaublich...“, äußerte er und zog sein Degen aus der Scheide.

„Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann tu es. Auch wenn du eine Verräterin bist und bleibst du immerhin noch meine Tochter“, sprach er weiter und senkte sein Blick.

Er konnte ihr nicht weiter in die Augen sehen, denn im Innen wusste er das sie so handeln würde. Darin waren sie sich zu gleich.

„Im Militärgefängnis werden 12 meiner Soldaten gefangen gehalten, und sie sollen schon bald exekutiert werden. Wenn ich sicher wäre, das mein Tod ihr Leben retten würde, würde ich Euch mein Leben gerne zur Verfügung stellen. Doch solange wie ich mein Rang behalte, hab ich vielleicht noch die Möglichkeit das Leben meiner Männer zu retten.“

„Die Entscheidung liegt bei dir. Aber eine Familie, die seit Generationen TREU dem König unterliegt, kann es sich nicht leisten, einen Rebellen unter sich zu haben!“, mit diesen Worten ging er langsam hinter seiner Tochter, die weiterhin auf den Stuhl saß.

„Fürchte dich nicht, Oscar! Ich werde dir bald folgen, sobald ich Gott um Vergebung gebetteten habe.“

Bei diesen Worten vergrößerten sich sie ihre Augen und füllten sich mit Tränen, denn sie konnte nicht glauben, was er wirklich vorhatte.

„Das macht es doch nur noch schlimmer. Ich will nicht noch Euren Tod verschulden, Vater“, kam es mit weinerlicher Stimme von ihr.

Nun war auch der General den tränen nah.

„Es ehrt dich, was du sagst, aber wie auch immer. Auch für mich ist mein Leben zu Ende“, mit diesen Worten holte er aus.

Als er gerade den Degen auf der höchsten Stelle es geschwungen hatte, stürmte ein junger Mann ins Zimmer.

„NEIN! Haltet ein!“, rief André und zog den Arm seines Hausherren nach hinten.

Dieser drehte sich sofort um. Bevor der General de Jajayes überhaupt reagieren konnte, wurde er auch schon von dem Dunkelhaarigen zum Fenster gedrückt.

„Es ist meine Pflicht das zu tut. Du sollst mich loslassen“, befahl der deutlich Ältere der beiden.

„Ich werde nicht eher den Raum verlassen, bevor ihr Euern Säbel fallen lasst und mir verspricht Oscar leben zu lassen!“, kam es von André und drückte ihn weiter hin ans Fenster.

Die Augen des Generals weiteten sich bei diesen Worten. Denn er wusste, was dieser junge Mann für seine Tochter empfand. Aber er dachte nicht das diese Liebe so tief war.

Oscar, die mittlerweile stand, sah den beiden zu.

Auf einmal ließ André den General los, blieb aber trotzdem vor ihm stehen.

„Geh mir aus dem Weg! Du Nichtsnutz!“, schrie der Ältere nun.

Doch meinte er einen leichten Druck auf seinen Bauch zu spüren. Es war eine Pistole, die nun von dem Söldner auf ihn gerichtet wurde

„Wenn Ihr nur ein Schritt näher kommt, dann drücke ich ab. Ich verlasse jetzt mit Oscar diesen Raum“, sprach der bewaffnete junge Mann ruhig.

„Was? Du willst mit Oscar fliehen?“

„Ja!“

„So viel empfindest du also für sie.“

„Ja!“

Der General senkte sein Haupt und sprach: „Du bist ein Dummkopf. Glaubst du wirklich, das so euer Stammesunterschied dadurch aufgehoben wird?“

„Ich verstehe Euch nicht, welcher Stammesunterschied? Ich dachte, alle Menschen auf diese Welt wären gleich.“

„Weißt du denn nicht, das Adlige, wenn sie Heiraten wollen, den König um Erlaubnis bitten müssen?“

„Doch, dass weiß ich. Aber das ist ungerecht, oder muss der König auch irgendjemand um Erlaubnis bitten, wenn er jemanden liebt?“

Nun stieg die Wut wieder in den General.

//Was fällt diesem Burschen ein, so über den König zu reden//, dachte er sich.

„Untersteht dich!“, rief er und verpasste André eine Ohrfeige.

Diese schaffte es ihn zu Boden zu werfen.

Sophie, die alles mit ansah, liefen Tränen über die Wangen und setzte sich auf den Boden, neben der Tür, damit sie alles weiter nicht mit ansehen musste.
 

André setze sich nun vor Oscar hin und lege seine Waffe vor den Füßen seines Hausherren.

„Wenn Ihr uns unbedingt töten müsst, dann fangt bei mir an. Sonst müsste ich mit ansehen, wie Ihr einen Menschen umbringt, den ich von Herzen liebe. Und das könnte ich niemals ertragen.“

„André“, entwich es der jungen Frau nur.

Sie wusste, das er sie liebte, aber dass die Gefühle so weit gingen, ahnte sie nicht.

Aus voller Überzeugung hob nun der General wieder sein Degen.

„Nun, so werde ich tut, um das du mich bittest“

Die beiden Männer blickten sich in die Augen.

Dann hörten sie einen Reiter.

„Bitte öffnet das Tor! Ich bringe wichtige Nachricht vom König!“

Sophie blickte auf und ging sofort zur Tür.

//Das könnte die Rettung für das Leben von Oscar und André sein//, hoffte sie.

Der General ging zur Treppe. Kaum war er da, fing auch schon der Bote an vorzulesen: „Auf Geheiß Eurer Majestät der Königin, wird nicht auf die Familie de Jarjayes, sondern auf Oscar Francois Jarjayes Anklage erhoben.. Ihr wird mit dem heutigen Tage, der Adelstitel aberkannt. Doch von der restlichen Familie wird in Zukunft mehr Loyalität gegenüber der königlichen Familie erwartet!“, sprach er laut und deutlich. Als er fertig war ging er wieder.

General de Jarjayes, der mittlerweile unten stand, blickte zu seiner Tochter und ihrem treuen Gefährten hinauf.

„Bis morgen früh hast du dieses Haus verlassen! Ich will dich nie wieder sehen!“, schrie er zu ihr hoch und ging.

Er war auf einer Seite froh, dass seine Tochter weiterhin am Leben blieb. Doch wusste er auch, dass er nicht so ein Verräter in seinem Haus dulden durfte. 

Oscar schluckte bei dieser Nachricht und zog sich erst einmal in ihr Gemach zurück. André folgte ihr.

„Was hast du jetzt vor?“, frage er nun vorsichtig.

„Ich weiß es nicht. Wie soll ich jetzt noch Alain und die anderen aus dem Gefängnis befreien? Ich habe gehofft, dass ich sie noch durch meinen Titel raus holen könnte...“, sagte sie und setzte sich im Sessel, wo sie die Hände vor den Gesicht hielt.

//Auch jetzt noch denkt sie eher an die Soldaten, als an sich selber//, dachte sich der junge Mann.

„Vielleicht könnte Bernard dir helfen? Du wolltest doch eh mit ihm reden“, schlug er ihr vor.

„Ja, das werde ich. Aber jetzt lass mich bitte erst einmal alleine“, bat sie ihren Freund.

Dieser nickte und verließ das Zimmer.

„Schhh… André komm zu mir“, kam es von dem Ende des Gangs.

Der dunkelhaarige Mann blickte sich um und erblickte seine Oma.

„Großmutter“, sagt er und ging auf sie zu.

Er sah in ihr Gesicht das immer noch voller Angst und Sorge war.

„Es wird schon wieder alles gut“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Du bleibst doch bei Oscar oder? Bitte sag mir, das du sie jetzt nicht aallein lässt. Sie wird es jetzt schwer haben. Bitte kümmere dich um sie“, kam es mit weinerlicher Stimme von der alten Frau.

Sanft nahm er ihr Hände.

„Das werde ich. Ich werde immer bei ihr sein. Sie macht sich nur mehr Gedanken um die Soldaten, als um sich selber.“

„Bitte verspreche mir, dass ihr Paris verlasst. Es ist zu gefährlich. Ich will nicht das euch etwas passiert.“

„Ich werde es versuchen“, antwortete er nur.

Denn selbst er hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. Aber seine Großmutter hatte recht. Paris wäre nun für Oscar zu gefährlich. Zu leicht könnte man ihr jetzt etwas antun, um zu erfahren, wo Waffen oder ähnliches gelagert würde.
 

Zur selben Zeit in Oscar Gemach.

Sie hatte sich auf das Bett geworfen und musste erst einmal das, was alles passiert war, verarbeiten. Was sollte nun wirklich aus ihr werden? Sie wusste, das sie nicht etwas Sinnvolles gelernt hatte und wer würde schon eine Frau als Soldat aufnehmen... Kurz kam ihr der Gedanke auf als Gouvernante zu arbeiten, aber spätestens bei ihren Nachnamen, würde sie keiner mehr einstellen. Ihr war bewusst, dass nur eine Möglichkeit bestand und das war Paris für immer zu verlassen. Bei diesem Gedanken fing sie an zu weinen. Dann kam ihr nächster Gedanke auf, sie wird nie wieder ihr Mutter sehen, auch ihre Geschwister würd sie mit Pech nie mehr sehen.

Als sie sich mit der Zeit etwas beruhigte, rief sie nach André, dass er ihr beim behilflich sei.

„Oscar, ich werde dir immer zur Seite stehen, was auch immer passiert“, sagte er, als der den Salon betrat.

„Ich danke dir“, antworte sie ihm.

In inneren hatte sie gewusst das er sie nun nicht alleine lassen würde.

„Wie würdest du es finden, wenn wir nach Arras gehen?“, schlug sie vor.

„Eine gute Idee“, stimmte er zu und nickte zugleich. Dann fingen die beiden an zu packen. Als sie schon fast fertig waren, klopfte es an der Tür.

„Oscar, kann ich mit dir reden?“, kam es von Madame de Jarjayes und steckte den Kopf schon in das Zimmer.

„Mutter, aber natürlich“, sagte Oscar freudig ihr Mutter noch einmal zu sehen.

„André, wärst du so nett und würdest du uns alleine lassen?“, wandte sich Emilie höflich zu ihrem Angestellten.

„Ja, ich habe auch noch einiges zu erlegen bis wir gleich abreisen“, sprach er und ging.

„Oscar, mein Kind, dein Vater sagte mir was passiert ist...“

„Mach Euch keine Sorgen...“

„Ja, ich weiß und da ich nun mit bekommen habe, das André bei dir bleibt, werde ich mir keine großen Sorgen machen. Aber auch wenn es nicht viel ist, möchte ich dass du das nimmst. Es wird dir helfen in der schweren Zeit, auch wenn es nicht viel ist“, kam es von Madame Jarjayes und übergab ihrer jüngsten Tochter ein kleinen Samtbeutel. Oscar nahm es und öffnete. Dabei erblickte sie 2 Louis d’or und eine kleine golden Kette.

„Nein, das kann ich nicht annehmen“, widersprach die jüngere der beiden Frauen.

„Doch, ich bitte dich darum und mach dir keine Sorgen, dein Vater wird nichts davon erfahren.“

„Ich danke Euch“, sagte Oscar und drückte sich das erste Mal nach Jahren an ihrer Mutter.

Emilie war im ersten Moment geschockt, doch nahm sie ihr Tochter im Arm und strich ihr sanft über die Haare. Beide Frauen rollten stumme Tränen über die Wange, denn sie wussten das es ein Abschied für immer sein würde.
 

Auch André stand der Abschied von seiner Oma bevor.

„Ach, mein Junge...“, seufzte die alte Frau, „ich habe immer gedacht, ich könnte es dir mal aus einen freudigen Anlass geben, wie es deine Mutter wollte. Aber ich glaub, jetzt brauchst du es mehr als sonst.“

Der junge Mann würde hellhörig, er wusste nicht das es noch etwas gibt was seiner Mama noch für ihn hatte.

„Meine über alles geliebte Tochter gab sie es mir auf ihrem Totenbett. Es sind die Eheringe deiner Eltern, sie wollte das ich sie dir gebe, falls du selber mal heiratest.“, kam es unter Tränen von Sophie und stecke ihm diese Ringe entgegen.

André wusste nicht was er sagen sollte und schluckte schwer, denn er wusste wie seine Oma es meinte, dann packte er sie gut weg. Sanft nahm er seine Großmutter in die Arme.

„Ich danke dir für alles“, sprach er und gab ihr einen Kuss auf der Wange. „Ihr wart mir immer wie eine Mutter.“

Diese Worte brachten nun Sophie endgültig zum Weinen. „Nehm diesen hier auch noch“, sagte sie und zog ihren Ehering ab.

„Nein, das kann ich nicht annehmen. Macht Euch keine Sorgen. Ich hab etwas Geld gespart, auch wenn es nicht viel ist“, erklärte er sich.

„Doch ich möchte es so. Mir macht bestimmt kein Mann mehr den Hof in meinem Alter“, scherzte sie nun.

Der junge Mann nahm das Geschenk entgegen und bedankte sich erneut.

„Ich werde dir schreiben, sobald wir einen festen Wohnsitz haben. Ich werde nun unsere Pferde fertig machen“, kam es von ihm und ging.

Auch ihn fiel der Abschied schwer. Aber er hoffte, das er vielleicht wieder zu ein zusammen sein kommen würde.
 

Nur wenigen Minuten später machten sie sich erst einmal auf den Weg zu Bernard und Rosalie, um eine Möglichkeit die Soldaten noch aus dem Gefängnis zu befreien zu besprechen.

„Oh, Lady Oscar“, sprach Madame Chatelet weinerlich, aals sie die Tür öffnete und die beiden vor der Tür standen.

„Ach, du bist immer noch die gleiche. Dürfen wir eintreten?“, fragte Oscar.

„Aber, natürlich“, erwiderte die jüngere Frau und führte die Besucher in den kleinen Salon.

Bernard erkannte seine Besucher und war erfreut diese zu sehen.

„Wir brauchen deine Hilfe“, sprach Oscar ihn sofort an.

Er nickte und bat den beiden erst mal ein Sitzplatz an. Der ehemalige Kommandant erzählte was passiert war bis zu dem Teil, den sie selber betraf.

„Ja, wir müssen sie da raus holen. Es sind ja unsere Brüder. Ich könnte mit den Volk zu dem Gefängnis gehen, aber könnt Ihr uns unsere Sicherheit garantieren?“

„Leider nicht...“, kam es traurig von Oscar.

Dann erzählte sie weiter und das Ehepaar war geschockt.

„Aber ich will trotzdem, das diese Soldaten frei kommen“, sprach sie weiter.

„Gut, ich werde alles was in meiner Macht stellt tun. Aber sagt, wo könnt Ihr für diese Nacht unter? Wenn Ihr noch keine Unterkunft hab, dann schlaft ruhig hier“, schlug vor Monsieur Chatelet.

„Gerne, morgen wollen wir dann nach Arras. Es wäre nur für eine Nacht“, meldete sich André nun zu Wort.

„Das freut mich, ich werde dann mal das Abendessen vorbereiten“, sagte Rosalie und ging in die Küche.

Alle aßen zusammen und gingen früh ins Bett. Am nächsten Tag brach Bernard früh auf, um Alain und die anderen zu befreien. Er schaffte es mit Hilfe des Volkes die Gefangen aus dem Gefängnis raus zu holen. Freudig über brachte er diese Nachricht seiner Frau und seinen Besuchern. Oscar war erleichtert, dass es ruhig war und nicht dass eine Schoss fiel. Nun machte sie sich mit André auf in ihr neues Leben...

Ja, ich will

Die beiden Freunde waren die letzten Tage durch geritten. Nachts schliefen sie in einem Gasthof. um die Kosten zu sparen, teilten sie sich sogar eine Zimmer. André schlief dann immer auf dem Boden und überließ Oscar das Bett. Es war sehr vom Vorteil, dass alle die ehemalige Adlige als einen Mann sahen, sonst hätten sie nie zusammen ein Zimmer bekommen. So auch an diesem Abend.

„Wenn wir Glück haben, können wir morgen in Arras sein“, teile der Dunkelhaarige seiner langjährigen Freundin mit.

Er hörte wie sie tief durch atmete und mit einem einfachen „Ja“, antworte.

André richtete sich auf und sah zu Oscar, die zur anderen Seite lag. Seitdem sie unterwegs waren, redete sie nicht viel und war viel in Gedanken versunken. Die blonde Frau merkte den Blick auf sich, doch drehte sie sich nicht um.

„Was wird aus mir“, sagte sie sehr leise und mehr zu sich selber.

Doch ihr langjähriger Freund verstand es ganz genau. Auch er wusste nicht was er drauf antworten sollte, denn er machte sich mehr Sorgen um Oscar, als um sich selber.

„Ich wünschte, er hätte mich doch getötet“, kam es genau so leise und unter Tränen.

Der Dunkelhaarige traute seine Ohren nicht und sprach leicht wütet: „Sag so was nicht!“

„Doch es wäre das beste gewesen. Denn wie soll ich jetzt Leben? Ohne Geld und ohne ein zu Hause?“, nun richtete sie sich auf und schrie ihn schon fast an.

„Jetzt sag nicht, das es alles gut wird. WER stellt schon so was wie mich an? Ich habe nichts gelernt und was ich kann, nutzt mir nun nichts mehr. Du hast es da einfacher“, spulte es aus ihr raus und ließ ihren Tränen nun auch öffentlich freien Lauf.

Der Anblick, der sich dem jungen Mann bot, zerriss ihm fast das Herz. Zu gerne hätte er sie nun in den Armen genommen.

„Du hast Recht. Aber ich hoffe, dass ich schnell etwas find, was dann vielleicht für uns beide reicht. Es wird nicht einfach...“, gab er offen zu.

Oscar glaubte nicht was sie da hörte, André wurde sogar sein hart verdientes Geld mit ihr teilen.

„Aber da gibt es noch was...“, sprach er nach einer kurzen Pause weiter.

„Dein Name und deine Familie sind da sehr bekannt... Außerdem wird man kein Zimmer oder ähnliches an uns vermieten für längere Zeit...“

Daran hatte sie gar nicht gedacht, aber sie wusste, dass er Recht hat.

//Vielleicht war es doch keine gute Idee nach Arras zu gehen//, sprach sie sich selber.

Ein plötzliches Lachen holte sie in das hier und jetzt zurück. Es kam von ihrem Freund, der selber den Kopf schüttelte.

„Was amüsiert dich jetzt?“, kam es etwas sauer von ihr und sah zu ihm hinunter.

„Ich dachte nur kurz, dass mit einer Hochzeit diese Sorgen weg wären“, sagte er immer noch mit einem Lächeln.

Erschrocken blickte sie ihn nun an. Aber in Inneren wusste sie, das er recht hat. Sie könnte jedem erzählen, das sie deshalb ihren Titel aufgegeben hatte und deshalb würden sie dann als ein Ehepaar eine Wohnung finden. Auch wusste sie, dass André ein guter Ehemann wäre und sie zu nichts zwingen würde. Ihr Bauch sagte ja, doch ihr Kopf dachte noch eher an ein Nein. Sie überlegt nochmal und holte tief Luft.

„Gut, wir heiraten“, sagte sie und dreht sich wieder von ihm weg.

 Nun sah André sie erschrocken an.

„Was?“, kam es kaum über seine Lippen.

„Du hast recht, es ist nur zum Vorteil...“, sprach sie.

Nun begannen wieder die Tränen über die Wange zu rollen.

„Oscar...“, flüsterte er.
 

Der junge Mann wusste nicht was er weiter sagten sollte. Seine Gedanken kreisten in seinem Kopf aber zu gleich wusste er auch, das es die Lösung für die ersten Sorgen war, denn auch ihm kam in den Sinn, das sie sagten könnte, das sie für ihn alles aufgab.

„Ich will dich zu nichts zwingen. Du weißt, ich wünsche es mir mehr, als alles andere, aber ich wollte es nie...“

„Ja, ich weiß. Bitte kümmere dich morgen um alles Weitere“, unterbrach sie ihn.

Die blonde Frau wusste was er sagen wollte. Sie selber wollte nie unter solchen Umständen den Bund für das Leben schließen.
 

Am nächsten Morgen bei einem kleinen Frühstück fragte André nochmal nach, ob es ihr ernst wäre. Als sie ihn versicherte, dass es ihr ernst sei, versprach er sich um eine Eheschließung zu kümmern. Oscar sagte, das sie sich solang hier im Städtchen etwas um sehen will. Sie verabredeten sich für 12 Uhr hier am Gasthof.

Die junge Frau wandelte durch die kleinen Gassen, noch immer überlegte sie, ob es immer noch das Richtige wäre ihren besten Freund zum Mann zunehmen. Sie wusste, das sie nie die typische Ehefrau sein würde, die kocht und den Haushalt führt. Weiter kam ihrer Gedanken nicht, denn ihr Blick fiel auf ein Kleid, was in dem Schaufenster einer Schneiderei stand. Es war ein einfaches blaues Kleid, nicht wie die Frauen in Versailles trugen. Sie schluckte, denn ihr fiel jetzt erst auf, das sie ja nicht in Hosen vor den Traualtar treten konnte. Oscar wusste, das die Kleider immer angefertigt wurden.Trotzdem wollte sie gerne wissen, wie teuer so ein Kleid wäre.

„Guten Tag, Monsieur wie kann ich Euch weiterhelfen?“, kam sofort eine junge Frau nach vorne.

„Verzeiht, aber wie teuer ist so ein Kleid?“, fragte Oscar höflich und zeigte dabei auf das aus dem Schaufenster.

„Oh, Ihr könnt das Kleid auch sehr gerne kaufen, falls es Eurer Gattin passt. Ich hatte es für eine junge Frau angefertigt, aber leider verstarb sie, bevor es fertig war“, erzählte die nette Schneiderin.

„Es sollte für mich sein.“

„Oh, verzeiht. Ich dachte...“, entschuldige sie sich, nachdem sie die Person vor sich von unten nach oben gemustert hatte.

„Es ist nicht schlimm...“, erwiderte Oscar.

„Ich könnte es Euch gerne für 10 Franc verkaufen. Es müsste Euch sogar passen. Die Frau war nämlich auch sehr schmal. Wenn Ihr es wünscht, probiert es an.“

Oscar war einverstanden und zu ihrem Erschrecken passte es und stand ihr auch. Kurz erinnerte sie sich an den Moment zurück, wo sie das letzte Mal ein Kleid an hatte. Aber sie fand das auch etwas bequemer. Sie überlegt, ob sie es wirklich kaufen sollte. Immerhin mussten sie sparsam sein, aber anderseits würde sie eins brauchen.

„Es ist erstaunlich, dass es Ihren wirklich passt“, kam es von der jungen Frau und riss Oscar aus ihren Gedanken.

„Könnte ich es direkt anbehalten?“

„Aber natürlich.“

Oscar bezahlte und ging wieder zum Gasthof, wo André schon auf sie wartete. Er erkannte sie sofort trotz des Kleides. Der junge Mann schluckte. Es zeigte ihm, das sie es ernst meinte, denn sie trug es diesmal nicht für ein Anderen, sondern nur für ihn.

„Können wir?“, fragte sie nur.

„Ja, ich habe einen Priester gefunden. Eigentlich brauchten wir Trauzeugen, aber für eine kleine Spende verzichtet er darauf“, sprach er und konnte kaum sein Blick von ihr lösen.

Er fand sie viel schöner in diesem einfachen Kleid, als das was sie für Fersen getragen hatte. Oscar merkte, das seine Augen auf sie gerichtet waren, doch sie sagte nichts.

Nach einem kleinen Fußweg standen sie vor der Kirche. Beide atmeten tief durch und traten dann ein. Der Geistliche wartete schon auf das Paar. Er hielt eine kleine Rede und dann kam er zu dem spannenden Teil.

„Möchten Sie Mademoiselle Oscar Français Jarjayes den hier anwesenden André Grandier zu Eurem rechtmäßig angetrautem Mann nehmen?“, fragte der Priester.

„Ja“, kam es deutlich von ihr und zu ihrer Verwunderung, streckte ihr André seine Hand mit zwei Ringen drauf entgegen.

Sie nahm den Großen und steckte ihn ihrem besten Freund an.

„Und Ihr? Möchtet Ihr  Oscar Français Jarjayes zu Eurer rechtmäßig angetrauten Frau nehmen?“

Kurz überlegte er, wollte er es wirklich auf diese Art? Dann kam auch von ihm ein Ja und steckte seiner Frau den Ehering an.

„Ich erkläre Euch nun zu Mann und Frau. Ihr dürft die Baut jetzt küssen.“

André sah zu seiner frisch gebacken Gattin.Er konnte sie doch jetzt nicht so einfach küssen. Aber ehe er sich versah, kam auch sie schon näher. Sie küsste ihn.

André konnte sein Glück nicht fassen. Nun war es wirklich seine Oscar und sie küsste ihn freiwillig. Er hoffte, dass sie ihn doch bald lieben würde. Für den Rest des Tages blieben sie auf ihrem Zimmer. Sie wollten etwas Kraft tranken, so dass sie es morgen bis nach Arras schafften.

Der frisch Vermählte erhob sich und streckte sich dabei.

„Ich werde mich nun etwas hinlegen“, gab er auch sogleich bekannt.

Seine Gattin trank noch schnell ihren Wein aus und ging dann zum Bett.

„Könntest du mich dann bitte nun auch aus dem Ding befreien?“, fragte sie ihn und legte ihr Haare zur Seite.

Er schluckte schwer.

„Bitte. Ich komme nicht von selber hier raus“, bat sie erneut.

Sanft begann er ihr das Gewand zu öffnen, wobei seine Hand anfing zu zittern. Als er merkte dass sie nichts weiter drunter trug. Zu gerne würde er jetzt ihr Hals und Schulter küssen, die er immer mehr frei legte. Oscar hielt ihr Kleid vorne fest, damit nicht alles frei gelegt wurde, sie merkte seine unruhigen Finger. Als er fertig war, nahm sie schnell ihr Nachtgewand und zog es sich mit nur einer Hand schnell über.

Der junge Mann war froh, als alles gelöst war und er sich umdrehen konnte. Auch er zog sich sein Nachthemd an, dann drehte er sich zu seiner Frau. Er stellte fest, dass sie immer noch direkt vor ihm stand.

„Ich wünsche...“, weiter kam er nicht, da er auf einmal ihre Lippen auf seinen spürte.

Obwohl er damit nicht gerechnet hatte, erwidert er diesen Kuss. Als dieser endete, sah er sie fragend an.

Sie merkte, dass er sich wunderte und erklärte „Es ist doch unsere Hochzeitsnacht und du hast nun das recht...“

Nun stoppte er ihr Worte.

„Du weißt ich wünsche mir nichts mehr, aber so will ich es nicht...“, kam es von ihm traurig, trotzdem lächelnd er sie aufmuntert zu.

„Ich, danke dir“, erwiderte sie leise und erleichtert.

Denn sie wusste selber nicht, was sie zu diesem Kuss geführt hatte. Aber eins wusste sie, das sie Angst hatte vor der Sache die passieren könnte.

„Gute Nacht“, sagte er nun und wollte sich gerade auf den Boden es sich bequem machen.

„André, wenn du willst kannst du ruhig hier mit im Bett schlafen. Es ist groß genug für uns beide oder willst du nun für immer auf den Boden schlafen? Außerdem will ich nicht, das du krank wirst“, sprach sie.

Der junge Mann gab sich geschlagen und legte sich auf die andere Seite des Bettes. Sie lagen mit den Rücken zum anderen, aber es war noch so viel Platz das noch einer mit drin schlafen könnte.

Oscar sah auf ihrer Hand und der Ring blitze leicht, im Mondlicht auf, den sie von nun antragen sollte.

„Woher hattest du die eigentlich?“, fragte sie neugierig, denn das wollte sie schon seit der Trauung wissen.

„Mmmmh?“, kam es nur da er keine Ahnung hatte wovon sie sprach.

„Die Eheringe.“

„Ach so. Meine Großmutter gab sie mir zum Abschied. Sie sind von meinen Eltern. Meine Mutter gab sie ihr am Totenbett für meine Frau und mich. Aber Oma gab sie mir eher (Komma) damit ich sie verkaufen kann...“, erklärte er ihr.

Die Blondine wusste nicht was sie dazusagen sollte.

 

Endlich erreichten sie ihr Ziel, sie beschlossen als erstes den Gasthof Allas aufzusuchen, denn beide waren hungrig und müde. Freundlich kam der Wirt auf die beiden zu.

„Oh Lady Oscar, wie lange ich das her, das Ihr hier wart? Sagt, wie geht es Euch und dir, André?“, sprudelte es nur so heraus.

„Uns geht es gut, danke der Nachfrage. Das ist wirklich schon Jahre her, das wir hier waren“, antworte sie höflich.

„Aber habt Ihr vielleicht ein Zimmer für meinen Gatten und mich?“, sprach sie weiter.

„Was Ihr beide habt geheiratet? Ich habe das schon immer gewusst. Meine besten Glückwünsche dazu. Wann war denn der Ehrentag? Das der König wirklich die Erlaubnis gegeben hab, freut mich für Euch.“

„Oh, nein er hat nicht eingewilligt. Ich habe mein Titel dafür aufgeben“, log sie und versuchte gar nicht die anderen Fragen zu beantworten.

„Uns würde es einfaches Zimmer reichen und falls Ihr noch etwas zu essen hättet“, meldete sich nun André zu Wort.

„Aber natürlich ich werde Euch etwas machen“, sagte er und ging in die Küche.

Es dauerte nicht lange und der Wirt kam mit zwei Tellern wieder und reichte den beiden dazu ein Glas Wein.

„Nun wollt Ihr euch hier niederlassen?“, frage der neugierige Wirt.

„Ja, wisst Ihr zufällig jemanden der ein oder zwei Arbeiter sucht?“, erkundigte sich der junge Mann.

„Ehrlich gesagt, ich suche jeden, der sich um die Ställe und um die Pferde der Gäste kümmert. Ich glaube, das wäre doch das Richtige für dich, André“, sprach er und schlug ihm sanft auf den Rücken.

„Ja, gerne“, kam es freudig vom ihm während er lächelte.

„Dann komme morgen früh zu mir. Ach, ihr braucht dann bestimmt auch eine Unterkunft für lange Zeit oder?“

„Ja, in das Haus meiner Eltern können wir leider nicht. Denn mein Vater wäre nicht einverstanden...“

Monsieur Allas nickte und sprach: „Ich meinte, ein Freund hat eine Wohnung zu vermieten. Nein, es ist ein Zimmer. Es ist nicht sehr groß, aber für das Erste könnte es reichen. Ich werde mich erkundigen und sag Euch dann Bescheid.“

Dann drehte er sich um und begrüße zwei neue Gäste.

Beide waren froh. Zum ersten, dass sie ihn endlich los wurden, aber noch mehr, das sie an einem Tag so erfolgreich waren. Besser hätte es nicht laufen können. Kurz blieben sie noch sitzen, doch dann zogen sie sich zurück.
 

Am nächsten Morgen wurde André schon freundlich begrüßt. Ihm wurde seine neue Arbeitsstelle gezeigt und was er zu tun hatte. Er begann sofort mit der Arbeit und machte auch seinen Arbeitgeber sehr zufrieden. In einer kleinen Pause teilte der Wirt mit, dass das Zimmer noch frei sei und er es sich nun ansehen könnte. Ausnahmsweise würde er heute den restlichen Tag frei bekommen, um sich erst einmal richtig „einzuleben“. Freudig nahm er das Angebot an und sagte auch gleich zu, das er alles nacharbeiten würde.

 Sofort ging er zu der Adresse und sah sich die Einzimmerwohnung an. Es war ein einfacher großer Raum, der Gott sei Dank schon möbliert war, auch schon mit Kleinigkeiten wie Teller, Besteck, Topf und was man sonst noch brauchte. Wenn man rein kam, war auch der rechten Seite eine kleine Küche. Daneben stand ein Tisch mit vier Stühlen, nicht weit davon war der Karmin. In der Ecke war mit Paravent abgeteilt eine Waschschüssel. Direkt unter dem Fenster welches gegenüber der Tür war, stand das Bett und dann nur noch ein Schrank.

André sagte dem Vermieter zu und so konnten sie noch heute ihre erste eigene Wohnung beziehen. Nun sah auch Oscar ihr zukünftiges zu Hause. Sie schluckte, da es nicht so etwas war, wie sie es gewöhnt war. Aber sie wusste auch, dass sie Abstriche machen mussten.

Beide begannen ihr neues Heim erst mal etwas sauber zu machen und mit ihren paar persönlichen Gegenständen heimischer zu machen. Oscar kam ausversehen gegen ein Stuhl und Andrés Tasche fiel auf den Boden. Sie wollte sie aufheben, als ihr Blick auf ein kleines Holzpferd fiel. Sie kannte es zu gut. Oft hatte sie ihren Gatten als Kind damit spielen gesehen.

„Warum hast du denn das mit genommen?“, fragte sie ihn.

Er nahm es ihr aus der Hand und stellte es in ein Regal.

„Bitte sag nicht, das du immer noch damit spielst“, zog sie ihn nun etwas auf.

„Nein, aber es ist das Einzige, was ich noch von meinem Vater habe“, erklärte er ihr etwas verärgert.

Nun schluckte sie blonde Frau etwas, denn sie merkte, dass sie zu weit gegangen war. Dann fiel ihr auf, das sie gar kein Andenken hatte. Zwar hatte sie die Brosche von ihr Mutter, aber das war nicht vergleichbar mit Andrés Spielzeug. Auch von ihrem Vater hatte sie etwas, was ihr aber nie wirklich am Herzen lag. Wieder einmal merkte sie, das es ihr bester Freund in einer Sache etwas besser hatte und es gab noch viel Gelegenheiten, wo sie es merken sollte.
 

Beide wurden hungrig und da machte sich André auf den Weg ein paar Sachen einzukaufen um für die beiden zu kochen. Als er wieder da war, fing er direkt an. Oscar guckte ihn etwas dabei über die Schulter, aber nicht um zu lernen, sondern weil sie eher wissen wollte, was es gibt.

„Woher kannst du eigentlich kochen? Ich dachte, das Sophie oder so für euch auch etwas zubereiten hat.“

„Das ist richtig. Aber ich musste als Junge schon mit Helfen und auch später, wenn wir zu spät zu Hausen waren, musste ich mir mein Essen selber warm machen“, erklärte er.

„Hast du öfters auch was für mich schon warm gemacht?“, wollte sie nun wissen.

Denn sie dachte immer wenn sie spät nach Hause kamen das eine der Dienstmädchen diese Aufgabe übernommen hatte, auch wenn es schon weit nach Mitternacht war.

Er nickte nur.

„Danke“, kam es leise, dann ließ sie ihn mit seiner Arbeit alleine. Ihr fiel auf, das sie ihren besten Freund kaum kannte.
 

Gegen Abend schrieb André den versprochen Brief an seine Großmutter.

Nach ein paar Tagen erreichte er seinen Empfänger. Sophie war überglücklich endlich eine Nachricht zu erhalten und dann auch noch mit so positivem Inhalt, ohne nachzudenken ging sie zu ihr Herrin. Die alte Frau merkte, dass sich die Dame des Hauses große Sorgen machte, auch wenn sie versuchte es zu verbergen. Aber die Haushälterin kannte ihre Vorgesetzte schon lange und konnte ihr es ansehen, wenn etwas nicht in Ordnung war.

„Madame, ich hab hier Post für Euch“, sagte Sophie und betrat den Salon.

„Ich danke dir“, kam es höflich zurück.

Emilie saß an einem Sekretär und war gerade dabei einen neuen Brief zu schreiben. Die Haushälterin legte die Briefe neben sie.Doch den Wichtigsten holte sie aus ihrer Schürze und schob ihn ihr direkt zu. Madame de Jarjayes warf ein Blickt drauf und drehte sich dann zu ihr Angestellten.

„Sophie, er ist an dich“

„Ja, aber lest ihn ruhig, denn weder der Schreiber des Briefs noch ich haben etwas dagegen“, sagte sie mit einem Lächeln und ging.

Sofort öffnete sie diesen und erkannte sofort die Schrift. Es war eine Nachricht von André. Neugierig begann sie diesen zu lesen. Sie konnte es nicht fassen, was da drin stand. Ihre Tochter und ihr bester Freund hatten geheiratet, auch wenn es nur eine Nutzehe war. Aber sie vermutete, das Oscar ihn doch liebte, so wie sie selber es seit Jahren vermutete. Denn sonst hätte sie sich nicht so dagegen gewehrt, als vor ein paar Monaten ihr Vater sie vermählen wollte. Auch die andere Mitteilung erfreute sie und hoffte, das nun alles gut für die beiden ausging. Sie wollte den Brief noch einmal durchlesen, als es an der Tür klopfte.

„Liebste, hast du ein Moment für mich?“, fragte ihr Mann.

„Aber natürlich“, antworte sie und versteckte schnell das Schreiben.

Der General trat näher und sah, das sie gerade einen Brief schrieb.

„Ich hoffe, ich störe dich nicht?“

Sie verneinte es.

„Gibt es etwas neues von unseren Töchtern?“, erkundigte er sich.

„Oh, ja! Es gab Zuwachs“, sagte sie und konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Das freut mich. Bitte bestelle ihnen meine Glückwünsche aus. Ist es den ein männlicher oder ein weibliches neues Familienmitglied?“ fragte er nach, da er wusste, das seine Tochter Josephine ein Kind erwartete.

Aber im Gegenteil von ihr, sprach seine Gattin nicht von dem Baby.

„Oh, ein Männliches“, antworte sie.

„Verzeiht, General, aber ein Bote aus Versailles ist für Euch da“, meldete sich ein Dienstmädchen zu Wort.

„Bringt ihn in mein Arbeitszimmer“, sagte er und wendete sich wieder seiner Frau zu.

„Bitte teile ihr mit, das ich mich sehr freue über diesen Zuwachs.“

„Oh, das werde ich“, versprach sie ihm und grinste immer noch.

Die Ereignisse über schlagen sich...

André kam erschöpft von der Arbeit, nur kurz konnte er sich etwas ausruhen. Dann fing er auch schon wieder an den Haushalt zuführen. Oscar bemerkte, das ihr Gatte sich zu viel zumutete, aber sie konnte ihm nicht helfen. Sie übernahm kleine Aufgaben, wie zum Beispiel das Einkaufen. Ihr Mann schrieb ihr auf was sie besorgen sollte und das machte sie dann auch. Denn sie hatte so nichts vor, denn ihre Aussicht auf Arbeit war gleich null. Da es ihr an Qualifikation fehlte.

Sie dankte innerlich André für das, was er alles auf sich nahm .

Nur für sie!

Als er anfing alles vorzubereiten, beobachtete sie ihn heimlich, was und wie er es machte. Dann erhob sie sich und stellte sich neben ihn. Da sie es öfters machte um zu wissen was es gab, teilte er es ihr direkt mit. Doch sie griff zum Messer und half ihm beim Kartoffeln schälen.

Verwundert sah er sie an.

„Ich habe sonst nicht zu tun und da ich mit ein Degen umgehen kann, dann bestimmt auch mit diesem Messer hier“, scherzte sie

André lächelte sie an und zeigte ihr wie sie es besser schälte. Auch beim eigentlichen Kochen half sie ihm weiter.

Am nächsten Tag war schon alles geschnitten, das André direkt mit der Zubereitung beginnen konnte.

„Du willst wohl doch noch zur Hausfrau werden“, neckte er sie, als er warte, das die Suppe kochte.

Sofort bekam er einen Seitenhieb.

„Aua, was denn?“

„Ich glaube, du bist mehr Frau als ich“, zog sie ihn nun auf.

„Meinst du, mir würde dann ein Kleid stehen?“

Oscar fing an zu lachen, als sie sich ihren besten Freund so vorstellte.

„Was denn? Aber dann will ich eine Farbe, die mein Auge betont. Außerdem ich will nicht dick drin wirken“, scherzte er weiter.

Die blonde Frau hörte nicht mehr auf zu lachen.

„Bitte hör auf“, bat sie ihn.

André beobachte sie und merkte, dass er sie seit langer Zeit nicht mehr so ausgelassen gesehen hatte. Auch merkte er, das er sie so nicht mehr seit der Kindheit gesehen hatte.

Beim Essen sagte der junge Mann: „Ich habe morgen Frei bekommen. Monsieur Allas ist sehr zufrieden mit mir und deshalb muss ich Morgen nicht arbeiten.“

„Oh, das ist ja schön. Wollen wir den morgen ausreiten, wenn es auch so schön ist wie heute?“

„Können wir machen“, sagte er.

Die beiden konnten für einen kleinen Abzug von seinem Lohn ihr Pferde in dem Gasthof unterstellen.
 

Es war ein herrlicher Sommertag, am nächsten Morgen. Beide schliefen aus und machten sich dann auf den Weg zu den Pferden. Sie ritten ein bisschen außerhalb von Arras und da entdecken sie einen kleinen See. Die beiden beschlossen hier eine Pause zu machen und eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Nachdem sie gegessen haben legte sich André in das Gras und schloss etwas die Augen. Oscar blickte auf das Wasser.

„Wie lange ist das her, das wir schwimmen waren?“, fragte Oscar ihn.

Er überlegte nur und sagte dann: „Über 20 Jahre bestimmt“

„Wirklich schon so lange?“, kam es verwundert während sie zu ihm blickte.

Als Antwort bekam sie nur ein Nicken.

Ohne weiter zu überlegen, zog sie dann die Schuhe und Socken aus.

„Was hast du vor?“, wollte André wissen und sah zu ihr.

„Ich geh jetzt schwimmen“, teile sie ihm mit und ging auch schon langsam ins Wasser.

Sie stellte zu ihrer Verwunderung fest, dass sie immer noch Schwimmen konnte.

„Komm zu mir“, rief sie ihm zu.

Er schüttelte nur den Kopf und stellte sich selber an den Rand.

„Komm! Es ist herrlich und das Wasser ist auch nicht kalt.“

„Ich bleibe hier und passe lieber auf“, antwortete er ihr.

Gerne wäre er auch ins Wasser gegangen, aber er hatte Angst, was alles zum Vorschein bei seiner Gattin kommen könnte.

Er merkte, das sie dem Ufer näher kam, doch es reichte nicht aus, dass sie ihn Nass spritzen konnte.

„Na, warte“, warnte er sie vor und zog so gleich seine Schuhe und Socken aus.

Vorsichtshalber schwamm sie schnell mehr in der Mitte vom See. André war aber schnell und holte sie ein. Sofort begann eine kleine Wasserschlacht. Jeder tauchte den anderen auch mal unter und spritze seinen gegenüber nass.

Mitten drin Oscar verhielt sie direkt vor ihrem Freund. Sie war außer Atem. Ihr Blicke trafen sich und um sie herum wurde es auf einmal still. Sie hatten beide das Gefühl, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. André fand sie ihn diesem Moment wunderschön und sah ihr auf die Lippen. Zu gerne würde er sie nun gerade Küssen. Er überlegte, ob er es wagen sollte. Auch mit Oscar passierte etwas. Sie wusste selber nicht genau was. Aber etwas in ihr wünschte sich, das er sie küssen würde.

 „Wir sollten nun zurück zum Ufer“, sagte André leise.

„Ja, sollten wir“, antwortete sie und schwamm los.

Der junge Mann schluckte, als seine Gattin langsam aus dem Wasser ging. Aus Angst was gleich mit Pech zu sehen sein würde. Er überlegte, wie sie sich gleich verbergen konnte. Auch dann sah er, dass sie sich ihren Busen abgebunden hatte. Er atmete erleichtert auf und schwamm selber zum Ufer. Beide legten sich in der Sonne zum Trocknen. Keiner sprach auch nur ein Wort über das was eben war. Doch drehten sich ihr Gedenken um diesen Moment.
 

Sie hatten gerade ihre Pferde in den Stall gebracht, als ein Mann aufgeregt auf André zukam.

„Hast du es schon gehört?“, fragte der junge Mann ihn ganz aufgeregt.

„Was denn? Aber darf ich dir erst einmal meine Gattin vorstellen?“, sprach André und machte die beiden bekannt.

Es stellte sich raus,das dieser Fremde ein Arbeitskollege war, mit den Namen René.

„Das Volk von Paris hat die Bastille gestürmt!“

„WAS?“, wollte Oscar wissen.

„Ja, Madame. Am 14.07. ist es passiert. Es sollen angeblich Waffen auf das Volk gerichtet worden sein. Aber die Bürger stürmten es und töten sogar den Kommandanten.“

Das Ehepaar guckte sich erschrocken an. Sie wussten zwar, das immer noch Aufstände in Paris gab, aber mit diesem Ausmaß hatten sie selber nicht gerechnet.

„Ich sag euch, das ist nur der Beginn. Jetzt geht es den verdammten Adel an den Kragen und bestimmt nicht nur denen...“, meldete sich eine weitere männliche Person zu Wort und kam langsam auf die drei zu.

„Fernand, was willst du damit sagen?“, fragte René.

„Ich glaub, dass wisst ihr... Diese Österreicherin und unser fetter König sitzen auch nicht mehr lange auf ihrem hohen Ross... Dann kann diese Hure, ihre Beine für Geld um die Männer schlingen! Wenn einer sie haben will, gegen Bezahlung... “

Oscar wollte etwas gegen diese Beleidigungen sagen, doch ihr Mann hielt sie am Arm fest und schüttelte leicht den Kopf.

„Wir sehen uns morgen“, sprach er und ging mit Oscar im Schlepptau weiter.

„Warum hast du das gerade zugelassen?“, schrie sie ihn an, kaum dass sie ihre Wohnung betreten hatten.

„Du weißt selber, dass es nicht stimmt!“

„Ja, ich weiß es, aber willst du wirklich dagegen etwas sagen? Ich will nicht wissen, was er alles machen würde. Wenn er deine und meine Meinung wüsste. Fernand steht sehr hinter Robespierre. Er redet selber kaum ein Wort mit mir da ich mit einer Adligen verheiratet bin“, erwiderte André ruhig.

„Ich bin jetzt eine Bürgerliche...“, kam es immer noch sauer von ihr.

„Für ihn nicht...“, sagte er jetzt und ging in die Küche um das Essen fertig zu bereiten.

Oscar kochte innerlich noch weiter. Sie stand zwar auf der bürgerlichen Seite, aber auch immer noch auf der des Königshauses.
 

Ein paar Monate gingen ins Land. Durch die Zeitung erfuhren sie von den Unruhen in der Hauptstadt. Auch machte sich in Oscar immer mehr Angst um ihre Eltern breit.

Eines Nachmittags klopfte es an der Tür. Vorsichtig öffnete André diese. Er traute seinen Augen kaum.

„Was machst du denn hier? Aber komm doch rein“, sprach er Dunkelhaarige und ließ seinen Gast eintreten.

Nun sah auch Oscar, das Alain der Besucher war.

„Ach, Paris ist mir zu unruhig. Da hab ich mich aus dem Staub gemacht und ihr?“, erkundigte er sich und ließ sich auf einem Stuhl nieder.

„Schön habt ihr es. Ist das wahr, dass ihr verheiratet seid? Als ich deinen Brief las, konnte ich das nicht glauben.“

„Ja, es stimmt“, sagte die blonde Frau.

„Ich danke Euch für die Rettung von mir und den Jungs. Aber viele von ihnen sind jetzt tot...“, kam es von dem Söldner.

Er erzählte, dass er sich mit der ganzen Truppe auf die Seite des Volkes gestellt und wie er den Angriff auf die Bastille erlebt hatte. Das Ehepaar hörte ihm gespannt zu und war zu gleich tief getroffen, als sie von den ganzen Toten hörten. André war innerlich froh, dass sie hier waren. Wer weiß was sonst vielleicht mit ihnen passiert wäre.

„Nun will ich von dem bisschen gesparten Geld vielleicht ein Stück Land kaufen. Meine Mutter wollte immer das ich mal Bauer werde...“

„Wo schläfst du diese Nacht?“, fragte sein Kumpel.

Alain zuckte mit der Schulter: „Ich hoffe doch mal in den schönen Armen, einer Frau“, sagte er dann lachend.

Die blonde Frau verdrehte nur die Augen.

„Wenn du willst, kannst du hier schlafen. Ich kann dir zwar keine schöne Frau bieten, aber den Boden“, sprach André.

„Mmmmh, ich glaub es ist auch gut. Wenn ich euch nicht störe. Von mir aus lasst euch von mir von nichts abhalten“, kam es mit einem eindeutigen Grinsen.

„Keine Sorge“, meldete sich Oscar wieder zu Wort.

„Ach, ich könnte ein kühles Bier vertragen. Wie sieht es mit dir aus, André?“

Er nickte zustimmend und beide ließen die junge Frau alleine.

Als schon ein paar Getränke geflossen waren, sagte Alain: „Ihr wirkt nicht wie ein frisch verheiratetes Paar.“

„Wir kennen uns ja auch schon lange“, log sein Freund.

Doch sein gegenüber schüttelte nur den Kopf.

„Warum habt ihr es wirklich getan? Sag mir nicht, das sie dich liebt“

„Na gut. Es ist ein Nutzehe und mehr nicht.“

„Und?“, wollte er nun wissen und sah ihn eindeutig an.

„Nichts“, antwortete er und trank sein Bier.

„Wie? Aber sie ist doch deine Frau und nun ja...“

„Ich weiß, aber ich hab mir geschworen, sie nie gegen ihren Willen anzufassen“, kam es ehrlich von André.

„Du bist zu gut für diese Welt...“, sprach Alain und schüttelte dabei den Kopf.

Am nächsten Morgen ging André zur Arbeit. Oscar ging ganz normal ihrem Tagesablauf nach. Als sie anfing, alles für das Abendessen  vorzubereiten, lachte der Besucher auf.

„Das ist das erleben darf! Unser Kommandant beim Kochen zu sehen. Darf ich denn es noch sagen oder soll ich Euch mit Madame Grandier anreden?“

„Einfach Oscar“, sagte sie.

„Ach es gibt etwas, über das ich mit dir reden wollte.“

Verwundert sah die blonde Frau ihn an.

„André sagte mir, dass er alles für deine Bedürfnisse tut.“

„Ja, es ist richtig. Ich weiß nicht wo ich wäre, wenn er nicht da wäre“, sprach sie und schnitt weiter das Gemüse klein.

Alain erhob sich von seinem Stuhl und stellte sich dicht hinter sie.

„Wie sieht es denn mit seinen Bedürfnissen aus?“

„Was meinst du?“

„Ich glaube, du weiß was ich meine...“

Nun hörte sie auf zu schneiden. Sie ahnte von was er sprach.

„André ist ein vernünftiger Mann. Aber er ist nun mal ein Mann...“

Oscar schluckte schwer. Ihr war die ganze Sache sehr unangenehm.

Der Besucher kam noch ein Schritt näher  und die blonde Frau hielt das Messer noch fester in der Hand.

Alain merkte es und sagte drauf „Keine Angst ich tue dir nichts...“

Dann begann er ihr ins Ohr zu flüstern: „Wenn du deine Beine nicht für ihn öffnen willst, gut. Aber ich gebe dir ein Tipp. Es gibt auch eine Möglichkeit mit der Hand oder dem Mund... “

Kaum waren diese Worte ausgesprochen, setzte er sich wieder auf den Stuhl und tat so, als wäre nichts passiert.

Am liebsten hätte Oscar ihn geohrfeigt. Aber etwas in ihr hielt sie davon ab. Trotzdem hatte sie einen Kloß im Hals. Anderseits war sie auch nicht so auf geklärt, um zu wissen, was er genau meinte. Dann kam ihr der Gedanke, das André, dass er, seinem Freund darüber geredet haben musste. Das war ihr nun umso mehr peinlich. Sie sah die ganze Zeit bis ihr Gatte nach Hause war nicht zu dem Besucher und sprach mit ihm kein Wort.

Sie war erleichtert, als am nächsten Morgen Alain abgereist war. Zum Glück kam es zu keinem weiteren Gespräch

Anfang November 1789 kam André kam von der Arbeit und sah das seine Frau weinend im Bett lag. Er setzte sich zur ihr und strich ihr sanft über den Rücken.

„Was ist passiert?“

Sie antwortete ihm nicht, sondern streckte ihm nur einen Brief entgegen. Sofort begann er ihn zu lesen. An der Handschrift sah er, dass er von Rosalie stammte.

 

„Oh Oscar, ich habe eine schlimme Nachricht für dich. Im Oktober gingen die Frauen von Paris nach Versailles, um die Königin zu töten. Denn alle sehen sie als Schuldige dafür, das wir kein Brot oder etwas anderes zu essen haben.

Ich war mit dabei und ich war selber überrascht, das wir es schafften in das Schloss einzudringen. Wir dringen sogar in das Gemach von ihrer Majestät. Ich sah Eure Mutter und dann ging alles sehr schnell... Einige der Hofdamen kamen ums Leben, da sie die Königin beschützen wollten. Als wir das Schloss verließen, sah ich sie leider nicht unter den Damen , die noch bei der Königin waren. Auch als am nächsten Tag die Königliche Familie in den Tuilerienpalast mit ihr Gefolge einzog, war Madame de Jarjayes auch nicht da. Oh Oscar, es tut mir so leid...

 

Eure

Rosalie“
 

Nun war auch André den Tränen nah.

„Es tut mir leid“, kam es von ihm.

„Warum? Warum gerade meine Mutter? Sie hat doch nie jemandem etwas getan! Selbst zu den Angestellten war sie immer nett als manche andere...“, sagte Oscar aufgelöst und vergrub ihr Gesicht in das Kissen.

„Ja, ich weiß... Sie war wirklich immer gütig zu uns.“

Oscar richtete sich auf und schrie ihn an: „Dann sag warum sie?“

„Schhh“, sagte er und drückte sie gegen seine Brust.

Sanft nahm er sie in den Arm und strich ihr über den Rücken.

Immer wieder fragte sie nach dem warum. Tröstend stand ihr André zur Seite. Auch noch mitten in der Nacht. Sie schlief auch auf seiner Brust ein.

Am nächsten Tag fiel es ihm schwer seine Frau alleine zu lassen.

Auf der Arbeit wurde er von seinen Chef Allas zu einem Gespräch gebeten.

„André, du arbeitest wirklich hart und gut. Aber trotzdem es tut mir leid. Ich schätze, du hast auch von den Marsch der Frauen nach Versailles gehört?“

„Ja, das hab ich. Wir bekamen gestern einen Brief, das meine Schwiegermutter dabei ums Leben kam...“, sagte André traurig, trotzdem war er gespannt was sein Arbeitgeber von ihm wollte.

„Es tut mir leid, auch um Madame de Jarjayes. Aber ich muss es dir trotzdem sagen. Ich kann dich nicht mehr für mich arbeiten lassen“, kam es mitleidiger Stimme von  Monsieur.

„Was? Warum denn? Sie sagten doch selber...“, sprach der junge Mann entsetzt.

„Ja, aber es ist mir zu gefährlich. Immerhin war deine Frau adlig und ich habe Angst das es Auswirkung auf die Gäste hat. Das kann ich mir einfach nicht leisten... Hier ist dein Lohn.“

„Danke“, sagte André niedergeschlagen und verließ sofort seine Arbeitsstelle.

Aber anstand nach Hause zu gehen, suchte er nach etwas Neuem. Nach einer langen Suche fand er auch etwas, wo er direkt morgen anfangen konnte. Jetzt machte er sich auf den Weg zu seiner Gattin.

„Du bist aber früh dran“, sagte sie, als ihr Mann zur Tür rein kam.

Er sah, dass sie scheinbar wieder geweint hatte.

„Ja, ich habe meine Arbeit verloren. Aber ich hab mich jetzt noch um was Neues bemüht. Gott sei Dank mit viel Erfolg“, sagte er und setzte sich.

„Wie kam es denn dazu?“

„Er kann mich nicht mehr bezahlen“, log er sie an.

Abends als sie im Bett lagen, fing Oscar wieder kurz an zu weinen. André nahm sie wieder in den Arm und sie legte sanft ihren Kopf auf seiner Brust. Sie wusste nicht warum, aber sie genoss es sehr seine Nähe und Wärme zu spüren. Tief in ihr hoffte sie sogar, das er es tat. Kurz richtete sie sich etwas auf und sah ihm direkt in die Augen. Es kam wieder zu so einen magischen Moment, wie vor ein paar Monaten am See. Aber dieses Mal nach Oscar ihren Mut zusammen und küsste André. Er war mehr als überrascht doch erwiderte er diesen Kuss und genoss ihn sogar sehr. Irgendwie fand er diesen viel leidenschaftlicher und ehrlicher von ihr, als die anderen. Langsam löste sie sich von ihm und ohne ein Wort zu sagen, legte sie ihren Kopf wieder auf seine Brust.

//Weißt du eigentlich was du mir damit antust?//, dachte er sich und schloss die Augen.

„Warum ist deine Mutter eigentlich gestorben?“, erkundigte sich die blonde Frau.

Denn ihr fiel auf, das sie es nicht wusste.

„Ich weiß, nur das sie krank war, aber was sie genau hatte?“

„Ach so. Sie hatte eine Lungenendzündung...“, antwortete er und strich ihr unbewusst sanft über den Arm.

„Und dein Vater?“

„Er hatte einen Arbeitsunfall. Aber das hab ich nicht mitbekommen, dafür war ich noch zu jung.“

„Ach, deshalb hast du keine Geschwister...“

„Ich hatte eine Schwester. Sie verstarb kurz vor meine Mutter. Mama kümmerte sich um Nathalie, so hieß sie nämlich, und dann steckte sie sich an... Alle hatten nur Angst, dass ich auch erkranke. Aber das war zum Glück nicht der Fall.“

„War Nathalie jünger oder älter als du?“

„Sie kam fast zwei Jahr vor mir auf die Welt“, sagte er etwas traurig.

„Warum hast du nie von ihr erzählt und Sophie auch nicht?“, wollte nun Oscar wissen.

„Ich weiß, es nicht... vielleicht weil ich schon immer ihr Lieblingsenkel war. Außerdem traf es meine Oma auch sehr schwer...“

„Das kann ich mir gut vorstellen...“, kam es ehrlich von ihr.

„Ich werde morgen meiner Großmutter schreiben und sie bitten, das sie zu uns kommt... Ich will nicht, das jetzt da alleine ist“, teilte André ihr mit.

„Gut, mach das“, stimmte sie zu.

Dann schliefen sie ein.

Gefühlschaos

Eine Woche war das nun her, das Oscar von dem Tod ihrer Mutter erfahren hatte. Sie könnte sich mittlerweile beruhigt. Aber sie merkte, das trotzdem mit ihr etwas nicht stimmte. Oft dachte sie an André. Es fehlte ihr in seinen Armen zu liegen und auch über diesen letzten Kuss kreisten ihre Gedanken. Sie fragte sich ob es Liebe sei, doch wusste sie das es nicht sein konnte. Denn bei Fersen war es ja alles anders gewesen und für ihn hatte sie leidenschaftliche Gefühle gehegt. Aber sie sehnte sich wieder an Andrés Brust zu liegen und noch mal seine Lippen zu spüren. Sie blickte zur Uhr und stellte entsetzt fest, dass sie langsam anfangen musste zu kochen. Denn mit der Zeit hat sie es erlernt.
 

„Da bist du ja endlich“, sagte sie, als sie merkte, das er die Wohnung betreten hatte.

Kaum war André zu Hause setzte er sich lautlos hin. Er hielt mit seinen Händen den Kopf fest.

Oscar merkt sofort , dass etwas nicht stimmte.

„Was ist passiert?“, fragte sie und ging zu ihn hin.

Er antwortete nicht sondern legte nur das Geld hin.

„Das sind 10 Franc...“, stellte sie fest.

„Mein Lohn für diese Woche...“, sagte er nur.

„Aber sagst du nicht...“

„Ja, aber er hat mir nur das gezahlt. Er meinte, ich soll mir den Rest von meinem Schwiegervater holen. Die ADLIGE haben doch genug Geld. Warum soll ich denen noch mehr Geld in den Rachen werfen...“, erklärte nur der Dunkelhaarige.

„Aber das kann er doch nicht machen“, kam es nun auch wütet von Oscar.

„Doch... Morgen werde ich mir was Neues suchen. Wir haben ja noch, Gott sei Dank etwas Geld.“

„Ich verstehe nicht wie du so ruhig bleiben kannst?“, sagte sie erregt.

„Was soll ich sonst machen? Ich kann nichts dagegen tun...“, versuchte er zu erklären.

„Aber 10 Franc... Das ist eine Frechheit... Die Preise steigen von Tag zu Tag“, erwiderte sie.

„Ich weiß es...“, sagte er und sprang auf um Herd zuspringen.

Schnell nahm er den Topf runter.

„Ich dachte, dass du langsam Kochen kannst. Vielleicht sollten wir doch erst mal üben wie man ein Tee macht“, zog er sie nun auf.

Sie sagte nichts, sondern packte nur ein Handtuch und schlug es ihm auf den Po.

André sah sie verwundert an.

„Ich sollte vielleicht das Nudelholz nehmen, das kennst du ja eher“, kam es trocken von ihr.
 

Am nächsten Tag machte sich André schon früh auf um eine neue Arbeitsstelle zu finden. Jedoch hatte er keinen Erfolg. Durch einen Zufall traf er seinen alten Kameraden René. Die beiden unterhielten sich kurz und auch über Andrés aktuelle Situation.

„Ich habe gehört, das die Familie Villefort jemanden suchen. Geh dort mal hin. Vielleicht hast du Glück. Es soll eine reiche bürgerliche Familie sein. Sie haben erst vor einem Monat das Haus gekauft. Da passiert dir bestimmt nicht nochmal, das gleiche... “

„Danke dir, du bist meine Rettung...“, sagte er und machte sich nach einer kurzen Wegbeschreibung auch schon auf den Weg.
 

Er fand das Anwesen ziemlich schnell und klopfte sofort an der Tür. Ein junges Mädchen öffnete ihm.

„Verzeiht, ich bin André Grandier und bin auf der Suche nach Arbeit. Ich werde alles machen“, bat er sich höflich.

„Nein, wärt Ihr eine Stunde früher gekommen...“, antwortete das Dienstmädchen.

„Wie sagst du, ist dein Name?“, fragte eine Dame und musterte ihn von oben nach unten.

„André Grandier.“

Nun kam diese Frau etwas näher.

„Seid Ihr mit einem Marius verwandt?“

„Mein Vater hieß so.“

„War er ein Zimmermann?“

Auch diese bejahte er.

„Bring ihn, bitte in meinen Salon. Ich möchte mich sehr gerne mit ihm unterhalten“, befahl sie nun und ging.

Das Mädchen tat was von ihr verlangt wurde. André folgte ihr sehr verwundert. Als er das Zimmer betrat, saß die Dame schon.

„Setzt Euch“, bat sie ihn und deutete auf das Sofa ihr gegenüber.

Er setzte sich hin und fragte sich was hier vorging. Zugleich musterte er sie selber etwas.

„Ich weiß, Ihr seid nun mehr als verwundert. Aber ich bin Eure Tante.“

„Ihr müsst Euch irren. Ich habe leider keine Familienangehören mehr, außer meine Großmutter“, sprach er und sah sie sich nun etwas genauer an.

Sie war vielleicht nur zehn Jahr älter aus als er selber.

„Ich bin mir sehr sicher. Ihr seht meinem Bruder sehr ähnlich.“

„Aber wie kommt es, das mir nie gesagt wurde, das ich eine Tante habe.“

„Oh, das ist einfach. Mein Vater war ein sehr beliebter Zimmermann. All seine Hoffnung lag in Marius. Doch leider verliebte er sich bei einem Auftrag in ein Dienstmädchen, in einem adligen Haus. Ach, wie war noch mal ihr Name...“

„Cecilia Glacé?“, versuchte er ihr mit der Hilfe des Mädchenarmes.

„Ja, genau. Aber mein Vater war gegen diese Liebe. Doch er wollte sie unbedingt heiraten. So wurde er vor die Wahl gestellt und ich glaube, du weißt wie es ausging...“

„Ich wusste nur, das sich meine Eltern so kennengelernt haben, aber der Rest ist mir nicht bekannt“, sagte er und konnte nicht glauben, was er da eben gehört hatte.

„Sag, bist du schon verheiratet? Bestimmt und hast bestimmt schon Kinder“, erkundigte sie sich.

„Ich habe eine Frau. Aber leider noch keine Nachfahren. Sie trägt noch nicht lange meinen Namen“, kam es ehrlich von ihm.

„Mir schenkte der lieber Herr Gott, zwei Töchter und einen Sohn. Ihr seid auf der Suche nach Arbeit?

„Ja, ich arbeite hart und ich versichre Ihnen auch gut.“

Kurz überlegte sie und sagte dann: „Ich könnte noch einen Stahlburschen gebrauchen.“

„Ja, seit Jahren arbeite ich als solcher.“

„Gut, dann fängst du morgen an.“

„Es gibt etwas was Ihr wissen solltet. Meine Gattin war eine Adlige“, gestand er ihr.

„Ich habe nichts dagegen. Es sind doch auch nur Menschen...“, sprach sie.

Noch eine kurze Weile unterhielten sie sich.
 

André ging fröhlich nach Hause. Er konnte sein Glück nicht fassen. Nicht nur das er eine neue Stelle, sondern auch noch ein Teil von seiner Familie gefunden hatte.

„Oscar, du glaubst nicht was mir passiert ist“, sprudelte es nur aus ihm heraus.

Auch die blonde Frau konnte kaum fassen, was sie von ihrem Mann hörte. Sie freute sich mit ihm.

„Warum bist du dann nicht zu ihr gekommen?“, fragte sie zum Schluss.

„Was fragte ich mich auch. Aber sie war noch zu jung. Denn sie ist über 10 Jahre jünger als mein Vater. Großmutter wusste auch selber nicht viel über diese Familie. Deshalb nahm sie mich lieber zu sich. Auch meinte sie, das ich bei ihr und bei euch besser versorgt werde.“

„Dann ist es verständlich. Ich hoffe nur, das sie es nicht ausnutzt, das du ihr Neffe bist.“

„Das hoffe ich auch“, kam es von ihm nachdenklich.
 

Vor fast einem Monat hatte er mit seinem Dienst im Haus Villefort begonnen. André war mit der Arbeit zufrieden. Nicht nur das die Bezahlung sehr gut war, er bekam auch oft Kleinigkeiten an Lebensmittel mit. Auch mit seinen Kollegen konnte er gut zusammen arbeiten.

Oscar saß zu Hause und blickte aus dem Fenster. Es war schon kurz vor Weihnachten, aber trotzdem schien die Sonne. Es zog sie nach draußen, denn sie wollte nochmal das schöne Wetter genießen. Langsam ging sie zu dem Anwesen, wo ihr Gatte seiner Tätigkeit nachging. Denn sie wusste, dass er gleich Feierabend hatte.

Als sie das Tor erreichte, blieb sie aber stehen, denn sie wollte ihn nicht stören. Dann fiel ihr Blick auf zwei Menschen, die langsam in ihre Richtung gingen. Es war eine junge blonde Frau und die andere Person war André. Sie unterhielten sich und dann fing die Fremde an zu lachen. In Oscars Herzen war es wie ein Strich. Sie beschloss nun umzudrehen.

„Oscar“, hörte sie dann von ihrem Mann.

Automatisch bleib sie stehen und warte auf die beiden.

„Was machst du denn hier? Es ist doch kalt. Ich schätze mal, dass es bald Schnee gibt“, sagte er, als er bei seiner Frau war.

„Ich wollte einen Spaziergang machen und dann lief ich irgendwie hier hin“, antwortete sie und blickte nun zu der Fremden an Andrés Seite.

Erst jetzt merkte sie, das sie noch sehr jung war. Vielleicht gerade mal 20. Sie war sehr schön und schlank. Sie hatte auch blonde Haare und blaue Augen.

„Oh, darf ich dir Mercédès, vorstellen? Sie ist das Dienstmädchen bei den Villefort.“

„Es freut mich sehr Euch endlich kennenzulernen. Euer Mann redet sehr viel von euch“, kam es ehrlich von der jungen Frau.

„Danke, das freut mich zu hören“, erwiderte Oscar und wandte sich dann zu André „Können wir langsam nach Haus? Mir wird so langsam kalt.“

„Ja, können wir. Mercédès muss auch in die Richtung.“

„Wohnt Ihr nicht hier?“, erkundigte sich nun Madame Grandier.

„Doch, aber ich muss für unsere Herrin etwas besorgen“, antwortete sie
 

Auf den Weg unterhielten sich die André und seine Kollegin. Oscar hörte den Beiden zu, aber beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Sie wollte am liebsten diese Person loswerden. Erst kurz vor der Wohnung trennten sie sich ihre Wege.

Der junge Mann ging direkt in der Küche und begann das Essen vorzubereiten. Seine Frau lehnte sich gegen die Wand. Ihr ging vieles durch den Kopf und musste nun ein paar Sachen wissen.

„Wie alt ist Mercédès eigentlich? Sie ist doch bestimmt nicht älter als 20, oder?“

„Ja, sie hatte vor kurzem Geburtstag“, antwortete er ehrlich und ohne einen weiten Gedanken zu haben.

„Ist sie verheiratet?“

„Nein“, sagte er nun und war schon etwas über diese Frage verwundert.

Nun schwieg sie eine Weile und dabei fiel kurz ihr Blick auf ihren Ehering.

„Du weißt, dass du jeder Zeit unsere Ehe annullieren kannst...“

Jetzt blickte er zu ihr. Er konnte nicht glauben was er gerade gehört hatte.

„Ich meine nur... Denn immerhin... haben wir nicht unsere...“, stammelte sie nun.

André nickte nur, aber nie würde er sich von ihr trennen und dann sie auch noch alleine lassen.

//Könnte das sein? Nein...//, dachte er sich, aber schob den Gedanken beiseite. Trotzdem beschloss er nach zu fragen.

„Sag mal, bist du eifersüchtig?“, fragte er und versuchte es mit einem Lächeln zu überspielen.

Aber innerlich war er aufgewühlt.

„Nein, auf kein Fall!“, antwortete sie und setzte sich dann auf einen Stuhl mit einem Buch in der Hand.

Er sah ihr nach, bevor er sich wieder seiner Küchentätigkeit bemühte. Doch er hing noch seinen Gedanken hinterher.

//Könnte es wirklich wahr sein?//, fragte er sich immer wieder, doch schüttelte er dies immer wieder beiseite.

Warum sollte sie nun auf einmal Gefühle für ihn haben.

Oscar hasste sich selber dafür, was sie zu ihm gerade gesagt hatte. Nun hatte sie wirklich Angst das er sie verlassen würde. Das konnte sie nun nicht verkraften. Jetzt wo sie über ihre Gefühle sicher war.

Auch nach dem Essen hing sie noch den Gedanken hinterher. Beide saßen am Tisch und hatten je ein Buch vor sich.

Immer wieder sah sie in ihrem innen Auge diese junge Frau. Warum sollte sie ihm nun nicht sein Glück gönnen? Er hatte ihr schon vor Jahren sein Herz vor den Füßen gelegt und sie hatte es mit Füßen getreten.

//Aber warum sollte sich nun verlieben?//, fragte sie sich selber.

//Vielleicht will er eine eigene Familie und das kann ich ihm nicht bieten... Aber er wäre bestimmt ein wunderbarer Vater//, dachte sie sich weiter.

Ihr fiel auf, das er oft und auch gerne mit ihren Nichten und Neffen gespielt hatte. Sie rief sich die Bilder wieder vor ihr inneres Auge. Dies zauberte ein Lächeln auf das Gesicht, doch dann kam wieder Mercédès in ihr Gedanken vor.

 

André beobachte Oscar über sein Buch hinweg. Ihm fiel auf, das sie seitdem sie begann zu lesen nicht einmal umgeblättert hatte. Innerlich grinste er und las weiter. Als er nach einer Zeit merkte, dass sie immer noch nicht weiter war, sprach er sie darauf an.

„Oh, ich weiß auch nicht. Ich glaub, ich geh lieber schlafen“, erwiderte sie und erhob sich.

Wieder war der junge Mann mehr als verwundert.

//Was beschäftigt sie so?//, fragte er sich und folge ihr dann.

Endlich

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Glück und Leid liegen dicht bei einander

Am nächsten Morgen zog sich Oscar gerade an, als ihr Mann sie ansprach.

„Bitte denke an das Kind. Ich weiß, dass es eine gut Gelegenheit für dich ist, aber...“

„Ja, ich kann mir denken, was du mir sagen willst. Ich verspreche dir, dass ich mich nicht vor der Geburt überanstrenge“, sprach sie und küsste ihn.

„Gut, und denk dran, wenn bekomme ich das raus. Jetzt müssten wir auch los“, kam es nur von ihm.

Nach einer kurzen Fahrt erreichten sie das Anwesen von der Familie Villefort. André machte sich wie gewohnt an seine Arbeit. Aber er blickte seiner Frau noch hinterher, die von einem Dienstmädchen zu dem Salon geführt wurde.

Madame Villefort wartete schon auf Oscar und war sehr erfreut sie endlich zu empfanden.

„Es freut mich Euch endlich mal kennenzulernen, Madame Grandier. Bitte setzt Euch doch“, kam es ehrlich von der älteren Dame.

„Das kann ich nur wiedergeben. Besonders da ich sonst niemanden von der Familie meines Mannes kenne, außer seiner Großmutter“, erwiderte die Blondine und nahm Platz.

„Mein Neffe sagte mir schon welche Sprachen Ihr sprecht, und ich bin sehr begeistert. Ich möchte nämlich, dass meine Tochter auch sehr viel lernt. Sie hatte schon etwas Latein, aber nun hört die Lehrerin leider auf. Sie will wegen den Unruhen Frankreich verlassen und zusammen mit ihren Mann nach England und dieser unterrichtet leider meinen Sohn. Jetzt brauchen wir natürlich jemanden anderes.“

Oscar nickte verstehend und sprach dann: „Nun ich will aber offen sein, ich wurde als Junge erzogen. Das bedeutet, dass ich Eure Tochter wenn nicht die typischen Sachen wie Stricken und Haushalteführung beibringen kann. Aber dafür kann ich gut mit den Degen und der Waffe umgehen.“

„Ich dachte mir das schon. Aber das würde ich dann übernehmen. Wie sieht es mit den Tanz zum Beispiel aus?“

„Da könnt Ihr beruhigt sein. Das kann ich beides, den Frauenpart und auch den Part des Mannes. Ich habe nie verstanden warum. Aber um ehrlich zu sein, würde ich gerne wenn möglich zuerst Eure Tochter unterrichten“, sagte Oscar und legte ihr Hand sanft auf ihr kleinen Bauch.

„Oh, das kann ich verstehen. Dann würde Tanz und der Umgang mit Waffen erst dran kommen, wenn das Kind da ist. Auch wenn Ihr euch mal nicht so fühlen solltet, ist es in Ordnung. Ich weiß ja selber wie es ist...“

„Danke Euch. Das würde bestimmt auch mein Gatten erfreuen.“

Die beiden Frauen unterhielten sich noch eine Weile und auch über das Gehalt, welches Oscar bekommen würde. Sie dachte, dass sie nicht richtig hörte, als ihr die Summe genannt wurde. Denn es war mehr als das doppelte, was André verdiente. Sie kamen auch überein, das die Blondine schon morgen anfangen konnte. Auch das sie bis zu Geburt immer mit der Kutsche abgeholt wurde. Das war eine der Bedingungen von Madame Villefort.
 

Am Abend, als sie wieder zu Hause waren, rzählte Oscar André von dem Gespräch. Auch er freute sich, das sie endlich ein Arbeitsstelle gefunden hatte. Sanft küsste er sie. Diese erwiderte sie nur zu gerne und es dauerte nicht lange bis sie zusammen in Bett lagen. Doch kurz vor dem eigentlichen Akt, drehte sich André von seiner Gattin weg. Fragend blickte diese zu ihm.

„Ich glaube, wir sollten es lassen... Nicht das etwas dem Kind passiert“, sagte er ehrlich, als er in ihr Gesicht blickte.

„Aber vorher haben wir doch auch“, kam es etwas enttäuscht von ihr.

„Ja, aber jetzt wo ich es weiß, kann ich es nicht“

Ohne ein Wort weiter zu sagen, legte sie ihr Kopf auf seiner Brust. Dann fielen ihr plötzlich Alains Worte wieder ein. Sanft strich sie über den Bauch und ging langsam mit ihr Hand nach unten.

Etwas verwundert blickte André sie an und dann merkte er schon ihre Hand um seine Männlichkeit. Automatisch umgriff er ihre Finger und begann diese hoch und runter zu bewegen. Als er seinen Höhepunkt erreicht hatte, sah er sie fragend an.

„Nicht nur du hast etwas von Alain gelernt“, neckte sie ihn
 

Die Monate gingen ins Land und Oscar gefiel es sehr zu unterrichten, auch verstand sie sich mit Madame Villefort sehr gut. Oft saßen sie zusammen und tranken einen Tee. Die beiden Frauen unterhielten sich auch etwas über die Schwangerschaft. Meist über das Thema ob es ein Mädchen oder Junge wird.

An einem Abend kam Oscar etwas später nach Hause, so fand sie ihren Mann schon in der Wohnung vor. Doch erschrak sie, als sie ihn am Tisch sitzen sah. Denn André hatte Tränen im Gesicht. Die junge Frau wusste nicht wann und ob sie ihn jemals so gesehen hatte. Sofort setzte sie sich zu ihm und legte ihre Arme von hinten um seinen Körper.

„Was ist passiert?“, fragte sie besorgt und bemerkte die Briefe, die vor ihm auf dem Tisch lagen.

„Die Post kam zurück. Mit den Vermerk niemand angetroffen...“, sagte er und begann wieder zu weinen.

Sie merkte sofort was das hieß, nämlich dass Sophie verstorben war und so begann sie auch zu weinen. Nun strich André ihr auch sanft über die Arme.

„Wann hast du das letzte Mal einen Brief erhalten?“

„Der, in dem stand, dass deine Mutter lebt“, antworte er weinerlich.

„Aber ich schrieb ihr öfters, nur diese müssen in dem Chaos nie angekommen sein. Aber scheinbar ist der, in dem von deiner Schwangerschaft berichtet wird, zurückgekommen“, sprach er weiter und drehte sich zu ihr, um den Bauch zu küssen.

„Es tut mir leid“, kam es vor ihr und strich ihm durch die Haare.

Sie dachte an Sophie und wie viel Liebe sie den beiden geben hatte. Auch machte sich auch etwas die Angst in ihr breit, was mit ihren Eltern geschehen war.

Als ob André Gedanken lesen konnte, sagte er: „Ich glaube, deinen geht es gut.“

„Ich hoffe es.“

„Meine Großmutter war schon alt...“, versuchte er sie aber mehr sich selber Aufzumuntern.

Als sie später im Bett lagen, unterhielten sie sich noch über Sophie und was für Schönes sie mit ihr erlebt hatten. Dann stand auch schon für Oscar fest, sollte es doch ein Mädchen werden, würde sie diesen Namen tragen und wenn nicht bei diesem Kind, dann vielleicht beim Nächsten.

André, der seinen Kopf sanft auf ihren Busen abgelegt hatte und ihr zärtlich über den Bauch strich, sagte auf einmal: „Hast du dir schon Gedanken über die Taufpaten gemacht?“

„Nein“, antworte sie ehrlich „Ich wüsste auch niemanden außer Rosalie.“

Er blickte zu ihr hoch und sprach: „ An sie dachte ich auch oder meine Tante“

„Ja, aber ich bin mir nicht sicher... Ich will nicht, dass sie sich zu etwas verpflichtet fühlt. Wenn meinst du als Patenonkel? Ich hoffe nicht Alain.“

„Mit  meiner Tante gebe recht. Aber warum ihn nicht?“

„Bist du von Sinnen?“, fragte sie ihn und guckte ihn entsetzt an.

„Nein. Aber denk daran, wie er mit seiner Schwester umgegangen ist. Außerdem hat er jetzt ein kleines Stück Land. Ich glaube, er wäre gut und auch ein guter Ersatzvater.“

Nun fing sie an zu lachen: „Wer weiß, vielleicht ist er schon ein richtig Papa...“

Auch André stimmte lachend bei dieser Vorstellung mit ein.

„Das ist gut möglich...“

Kurz überlegte sie nochmal und dann kam es vor ihr: „Du hast recht. Er wäre doch schon gut.“

„Gut, dann schreibe ich den beiden morgen. Sie freuen sich bestimmt“, sagte er und küsste nochmal ihren Bauch.
 

An einem schönen Tag im September, André bereitete gerade das Frühstück vor, als sich seine Frau mit einem schmerzverzehrtem Gesicht sich wieder auf das Bett setzte. Besorgte sah er zu ihr.

„Es geht schon“, antwortete sie automatisch und entspannte sich schon wieder.

Doch auch nachdem Essen machte sich dieser Schmerz wieder breit.

„Kommt das Kind?“, fragte er leicht besorgt.

„Gut, möglich“, antwortete sie. „Ich werde heute besser hier bleiben. Bitte entschuldigte dich für mich...“

„Du glaubst doch nicht, dass ich dich hier jetzt alleine lasse. Wenn es wirklich los geht, wer soll dann die Amme holen?“

„Aber...“

„Nein! Sie wird es schon verstehen...“, sagte er und erhob sich, um die Unterhaltung zu beenden.

Ohne weiter ein Wort zu sagen, legte sich Oscar wieder in das Bett. Doch die Schmerzen ließen nicht nach, sondern wurden immer schlimmer. Als den beiden bewusst wurde, das nun die Geburt bevorstand, rannte André schnell die Hebamme holen.

Als die Fruchtblase platzte, wandte sich die junge Frau zu ihm und sagte: „Monsieur, bitte verlasst jetzt das Zimmer. Es geht los“

„Ja, gut“, sagte er und ging noch einmal zu seiner Gattin, um ihr einen Kuss auf die Stirn zugeben.

„Bitte, bleibe bei mir“, bat sie ihn und packte ihn sogar am Handgelenk.

„Oscar...“, sagte er.

„Bitte“, flehte sie ihn an.

Er sah in ihre hilflosen Augen.

„Gut, wenn du es so wünscht“, gab er nach und setzte sich zu ihr aufs Bett.

„Es ist wirklich kein schöner Anblick. Bitte wartet, draußen. Ich verspreche Euch, Eure Frau ist in guten Händen.“

Aber André hörte ihr gar nicht zu und nahm die Hand von seiner Gattin und küsste diese.

Oscar schrie bei jeder Wehe, die immer öfter und länger kamen. Noch nie hatte sie solche Schmerzen gespürt.

„Und du hast mir versprochen, mir nie ein Leid zu zufügen“, fluchte sie bei einer Wehe und presste dabei.

„Du wolltest es auch“, neckte er sie, worauf er ein bösen Blick zu geworfen bekam.

„Noch einmal und dann müsste es vorbei sein. Den Kopf sehe ich schon“, meldete sich die Hebamme zu Wort.

Oscar tat das, was ihr gesagt wurde und schrie ein letztes Mal vor Schmerzen auf. Kaum war dieser Schrei verstummt und sie das in die Kissen gefallen war, hörte man ein leises Weinen.

„Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Mädchen“, sagte die Frau und zeigte das Neugeboren den Eltern.

„Es tut mir leid“, sagte Oscar zu André.

Er wusste was sie damit meinte, aber ihm war es ganz gleich.

Als das Baby sauber war, bekam die junge Mutter es in ihre Armen. Diese strahlte überglücklich und die Schmerzen waren wie weggeblasen. Sanft beugte sich der Vater über seine beiden Frauen. Er kam ihm vor, wie in einem Traum.

Vorsichtig strich er seiner Tochter über die Wange, wobei diese ihre kleinen Augen öffnete.

„Wie soll sie denn heißen?“, meldete sich die Hebamme nochmal zu Wort.

„Ich dachte an Sophie“, sagte Oscar und blickte zu ihrem Mann.

„Und ich an Emilie oder Cecilia, nach deiner oder meiner Mutter.“

„Dann soll sie auf den Namen Cecilia Emilie Sophie hören“, beschloss sie einfach.

„Gut, einverstanden“, kam es nickend von ihm bevor er seine Frau küsste.

Die frischegebackene Mutter sah zu ihrem Gatten.

„Ich hätte nie gedacht, das ich einmal Mutter werde...“

„Selbst ich hab das schon aufgeben, das ich das Glück mal erleben werde, Vater zu werden. Aber so kann man sich Vertun“, erwiderte er ehrlich.

André bemerkte das Oscar müde aussah.

„Gib sie mir mal, dann kannst du dich etwas ausruhen“, sprach er weiter und nahm ihr das Baby ab.

Noch eine Weile genoss er seine kleine Tochter im Arm zu halten, bis er sie auch zum Schlafen ins Bettchen legte.

Leise ging er zum Tisch und begann Briefe zu schreiben, um von der Geburt seiner Tochter zu berichten. Diese gingen leider nur an Rosalie und Alain.
 

André war sehr froh, dass er ein paar Tage frei bekam von seiner Tante, denn so konnte er Oscar die erste Zeit unterstützen.

„Bitte lass mich aufstehen. Ich kann nicht mehr liegen“, bat sie ihn und das schon ein Tag nach der Niederkunft.

„Du hast gehört, was die Hebamme gesagt hat“, ermahnte er sie.

Er wusste zu gut, wie schwer es war sie im Bett zu halten.

„Aber mir geht es gut. Meine Mutter war ein Tag nach meiner Geburt in Versailles“, meldete sie sich noch mal zu Wort, als sie dann ein Klopfen vernahm.

„Wer könnte das sein?“, fragte André und bekam als Antwort nur ein Schultern zucken.

Dann ging er um die Tür zu öffnen.

„Oh, Tante Euch habe ich gar nicht erwartet“, sagte er, als er die Besucher erblickte und ihnen Einlass gewährte.

„Ich war in der Nähre und wollte einmal sehr gerne meine Großnichte sehen“, erklärte sie und trat direkt auf das Bettchen zu.

„Sie ist aber hübsch“, sagte Madame Villefort.

„Danke“, kam es von Eltern im Chor.

„Und wie geht es der Mutter?“, erkundigte sie sich und setzte sich mit auf Bett

„Gut, wenn sie aufstehen dürfte“, sagte sie und blickte zu ihrem Mann.

André verdrehte nur die Augen.

„Es ist besser liegen zu bleiben. Glaub es mir.“

„Da hörst du es, Oscar. Tante wollt Ihr einen Tee?“, fragte er direkt dazu.

Diese bejahte es.

„Wie heißt sie denn?“ fragte die Ältere der beiden und blickte nochmal in das Bettchen.

„Cecilia, nach seiner Mutter“, antworte Oscar stolz.

„Emilie und Sophie auch noch“, sagte der Vater und stellte den Tee ab.

„Wirklich schöne Namen.“

Man unterhielt sich noch eine Weile und die Besucherin versicherte Oscar nochmal, dass sie sich mit der Genesung ruhig Zeit lassen könnte.

„Ach André, wenn du das nächste Mal wieder Arbeiten kommst, dann bitte erinnere mich an die Babykleidung meiner Kinder. Ich habe noch so viel und meinen passt es nicht mehr.“

„Ihr seid zu gütig, aber ich kann es leider nicht annehmen...“

„Ach, sie liegen nur rum. Ich bestehe darauf“, unterbrach sie ihn.

„Ich danke Euch“, sagte er und senkte sein Haupt.

„Wenn wir schon mal so schön beisammen sitzen. Bitte lasst doch das Euch, Ihr oder so, ich bin Constanze. Wir sind doch eine Familie.“

Beide wussten nicht was sie sagen sollten, den beide waren sehr gerührt.

Die Ereignisse überschlagen sich schon wieder...

Wochen vergingen seit der Geburt von der kleinen Cecilia, die ihr Eltern gut auf Trapp hielt. Aber André stand nachts öfter als seine Gattin auf. Er war so glücklich über seine kleine Prinzessin, dass er es nur zu gerne tat. Auch auf der Arbeit war sie eher bei ihm als bei ihr Mutter. Die erste Zeit war sie immer noch bei ihr, aber es lenkte die Kinder zu sehr vom Unterricht ab. So kam sie zu André in den Stall und wenn es nicht anderes ging, kam seine Tochter zu ihr. Oft erklärte sich ein Dienstmädchen bereit auf den Säugling aufzupassen. Auch Madame Villefort hatte die Kleine gerne bei sich. Oft dachte sie nach, wie ihr Neffe mit seiner Familie lebte und zu gerne würde sie ihnen helfen, aber sie wusste nicht wie. Doch eines Nachmittags hatte sie eine Idee und verlangte sofort nach ihm.

„André, ich habe einen Vorschlag für dich. Unser Pfarrer ist doch vor kurzem verstorben und ich finde zur Zeit keinen guten Geistlichen. Was hält du davon in sein Haus einzuziehen mit deiner Familie? Ich weiß, das Haus ist nicht besonders groß, aber es ist immerhin größer als was ihr jetzt habt.“

André sah sie verwundert an: „Verzeih, aber das werde wir uns nicht leisten können. Wie du vielleicht weißt...“

„Ja, ich weiß was du sagen willst. Ich dachte daran, das ich deinen Lohn dafür einbehalte und mit den Gehalt von Oscar müsstet ihr doch weiterhin gut leben können.“

„Ja, ich danke dir für dieses Angebot, aber ich würde gerne mit meiner Frau darüber reden. Immerhin betrifft es sie auch“, sprach er ehrlich.

„Gut, mach es. Sag mir dann Bescheid“

„Das werde ich“, sagte er und ging wieder zu Arbeit.
 

Abends unterhielten sie sich über das großzügige Angebot. Oscar war begeistert von der Idee seiner Tante. Denn sie wollte zu gerne aus dieser Wohnung raus. Sie war viel zu klein und besonders jetzt  wo sie zu dritt waren. André wüsste, dass seine Frau Recht hatte, doch wollte er ungern das Angebot annehmen. Er hatte einfach Angst, das sie viel zu abhängig von seiner Familie werden würden. Wenn es zum Schlimmsten kommen sollte, wären sie nicht nur ihre Arbeit los. Aber günstiger könnten sie nicht an ein kleines Haus kommen.

„Aber wir können hier auch nicht mehr länger wohnen. Wo soll denn Cecilia schlafen, wenn sie größer wird und was ist wenn sie nicht unser einziges Kind bleiben sollte?“, kam es von Oscar.

„Du hast ja recht, aber was wenn die Zeit noch unruhiger werden und meine Tante das Land verlässt, wie es zur Zeit immer mehr machen?“, antwortete er drauf.

Aber er war auch verwundert, das sie ein scheinbar nicht ausschloss nochmal ein Kind zu bekommen. Dies erfreute ihn sehr.

„Ich glaube es nicht. Sonst hätte sie uns schon etwas gesagt und wenn wir Anzeichen bemerken, suchen wir uns schnell etwas Neues.“

„Du stellst es dir so einfach vor?“

„Bitte, nimm das Angebot an. Ich will nicht,dass unsere Tochter hier groß wird... „Bitte“, flehte sie ihn an.

„Gut, du hast mich überredet“, gab er nach und wunderte sie etwas über seine Gattin. Es kam ihm vor,als sei sie etwas sanfter und ruhiger geworden, besonders seit der Geburt. Aber diese Seite liebte er sehr an ihr.

Am nächsten Tag ging André zu seiner Tante, um ihr die Nachricht zu überbringen. Diese freute sich sehr, dass sie den beiden so helfen konnte.
 

Der Umzug stand nun bevor. Alles war schon so gut wie gepackt. Sie wollten so schnell wie möglich da einziehen. Auch um genug Platz zu haben für die Taufe der kleinen Cee, wie sie liebevoll ihr Tochter auch nannten. Sie hatten zwar nichts Großes geplant, aber brauchten sie Schlafplätze für die Taufpaten.

Als sie ein Klopfen vernahmen, sahen sie sich verwundert gegenseitig an. Denn die Kutsche, die André Tante bereitstellte,  war eigentlich erst für morgen erwartet worden. Die junge Mutter öffnete die Tür.

„Guten Tag, ich dachte ich könnte vielleicht noch mit anpacken“, sagte eine bekannte Stimme.

„Alain!“, kam es freudig von seinem Freund und ging ihn begrüßen.

Auch Oscar freute sich.

„Immer für eine Überraschung gut“, sagte sie zu ihm.

„Du kennst mich doch. Aber wen ich noch nicht kenne ist Mademoiselle Grandier“, kam es von ihm während er zum Bettchen trat. Vorsichtig nahm er sie aus dem Bett auf seinen Arm.

„Sei vorsichtig!“, meldete sich die besorgte Mutter.

„Keine Angst“, kam es nur.

„Du bist eine Hübsche. Von wem hast du das denn nur? Ich glaube, dein Vater und ich müssten dann die Männer von dir fern halten“, sprach er weiter.

Als sie leicht anfing zu weinen, trat Oscar sofort zu ihm. Doch Alain stecke ihr sanft seinen kleinen Finger in den Mund, damit sie dran nuckeln konnte.

„Hab keine Angst. Ich tu ihr schon nichts. Als kleiner Junge musste ich mich immer um meine Schwester kümmern, wenn meine Eltern arbeiten waren“, versuchte er sie zu ruhigen.

Oscar sagte nichts mehr und ging in der Küche, um einen Tee auf zu setzten.

Alain blickte zu André, der nur mit einem breiten Grinsen da stand. Noch eine Weile unterhielten sie sich, bevor der ehemalige Söldner mit anpackte. Nach getaner Arbeit wollten sich die beiden Männer ein Bier in der Kneipe gönnen.

„Ich muss sagen, du hast mich ganz schon geschockt das du Vater wirst“, gestand Alain seinem Freund.

„Damit hast du nicht mehr gerechnet, oder? Aber ich selber auch nicht...“

„Ja (Komma) und dann noch von Oscar... Alles hätte ich eher vermute als das. Aber so kann es gehen... und wer ist die bessere Mutter? Du oder sie?“, sagte er lachend und schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter.

„Eindeutig ich“, gestand er.

„Sie ist enttäuscht, das es ein Mädchen ist. Ein Jung wäre ihr 1000 Mal lieber gewesen. Mir ist es egal, denn ich bin froh das ich überhaupt ein Kind von ihr habe.“

„Das glaub ich dir. Aber soll ich dich nun schocken?“

„Ich glaub, das schaffst du nicht...“, kam es von André lachend.

„Auch nicht wenn ich dir sage, dass ich mit dem Gedanken spiele zu heiraten?“

Nun verschlug es ihm wirklich die Sprache.

„Ich hab es doch geschafft“, neckte er ihn und gab ihm ein Seitenhieb.

„Wen den?“

„Sie wohnt nicht weit von mir. Ihr Vater gehört das Land neben an. Er ist ein netter Geselle und er hat nur eine Tochter. Aber denke nicht, das ich sie deshalb heiraten will... Ich glaube, ich habe mich richtig in sie verliebt.“

„Ich glaub es nicht. Es gibt wirklich eine Frau, die das geschafft hat?“

„Ja. Ihr Vater hat auch schon aufgeben, das sie je einen Mann findet. Denn sie ist schon 27 und somit nicht mehr die Jüngste.“

„Oscar ist mit 35 Mutter geworden.“

„Das stimmt auch wieder. Du hast sie erst mit 34 geheiratet. Aber das ist auch ein Grund warum ich hier bin. Ich will mich meiner Gefühle sicher sein...“

„Verständlich, aber ich freue mich jetzt schon für dich.“

„Danke.“

Dann erzählte Alain noch mehr von der Person, die ihm das Herz gestohlen hatte und je mehr André hörte, fand er das sie zusammen passten.
 

Am nächsten Tag fand nun der Umzug stand. Es war ein kleines Haus. Es bestand aus einem Schafzimmer, einem Kinderzimmer und einer Wohnküche. Alain gefiel es auch und besonders der Garten. Er gab André sofort Tipps, welches Gemüse er wo anbauen konnte. Diese nahm er besonders gerne an. Beim Auspacken fiel Oscar wieder das Holzpferd von ihrem Mann in die Hand. Mit einem lächeln ging sie damit zu den Männern.

„Wo darf ich das hin packen? In den Salon oder doch in das Zimmer für Cee?“, sagte sie mit einem breiten Grinsen.

„In das Wohnzimmer. Denn noch ist sie dafür zu klein“, antwortete er mit demselben Gesichtsausdruck.

Der Raum, der eigentlich für Cecilia bestimmt war, wurde erst mal für Alain hergerichtet.

„Wenn ihr wollt, könnte ich morgen auf eure Tochter aufpassen. Dann müsstet ihr euch keine Sorgen machen. Falls sie doch ihre Mutter braucht, bringe ich sie schnell. Das Anwesen sieht man von hier aus schon“, bot er sich an.

Beide nahmen das Angebot gerne an.

 

Am nächsten Tag gingen die beiden zur Arbeit. Es war nur noch ein kleiner Fußweg von vielleicht 10 Minuten. Denn von ihrem Garten aus, konnte man schon das Anwesen sehen. Als sie endlich ihr Ziel erreicht hatten, gaben sie sich nochmal einen kleinen Kuss und dann ging jeder seinen Weg.
 

Am Nachmittag stand für die beiden Kinder von Madame Villfort tanzen auf dem Stundenplan. Doch stellte sich Mathida als sehr ungeschickt heraus. Aber ihr Bruder lernte sehr schnell und fing an sie zu ärgern.

„Also nochmal“, sagte Oscar schon leicht genervt und klatschte in die Hände, damit der Pianist anfing.

„Ich will nicht mehr mit ihm tanzen. Er ist doof“, kam es zickig von Mathida.

„Ist auch besser so, mir schmerzen jetzt schon die Füße“, meldete sich ihr Bruder zu Wort.

Oscar holte tief Luft und sprach dann: „Also gut. Nicolas darf sich kurz ausruhen und ich tanze mit dir.“

„Nein, mit einer Frau will ich nicht...“

„Jetzt, stell dich nicht so an“, schrie Oscar nun schon.

„Nein!“

„Kann ich dann vielleicht helfen?“, meldete sich eine Männerstimme zu Wort.

Erleichtert erblickte Oscar ihren Gatten und nickte.

Sie erklärte ihm schnell was sie übten und sofort klatschte sie wieder in die Hände. Auch André bekam ein paar Tritte von der Mathida ab. Aber ihn störte es nicht weiter und es wurden auch immer weniger. Als dann der erste Tanz perfekt war, freute sie sich besonders.

Dann entließ sie ihre Schüler für heute.

„Ich mag sie wirklich, aber manchmal...“, sagte Oscar mehr zu sich.

„Komm, du warst nicht besser. Da haben meine Füße mehr mit machen müssen“, neckte er sie.

„Ich? Das war Josephine!“

„Stimmt! Da siehst du mal, was ich alles durchgemacht habe.“

Sie hörte auf einmal Musik und merkte dann erst, dass der Pianist noch anwesend war. Beide sahen zu ihm und er grinste sie nur an. Als ob André seine Gedanken lesen konnte, nahm er die Hand seiner Gattin und fing an mit ihr zu tanzen.

„Wie lange ist es her?“, fragte Oscar.

„Keine Ahnung. 30 Jahre aber seit unseren Unterricht gar nicht mehr.“
 

Am späten Nachmittag erreichte endlich Rosalie das Haus der Familie Grandier. Als sie Oscar und André, der Cee auf dem Arm hielt, erblickte, fing sie sofort an zu weinen.

„Du hast dich nicht verändert“, sagte Oscar und begrüßte sie.

„Nein gar nicht. Es tut mir leid, aber Bernhard konnte leider nicht mitkommen. Denn er hat viel in Paris zu tun. Aber er freut sich sehr für euch“, entschuldigte sie sich sofort.

Sie gingen ins Haus und unterhielten sich viel über die Lage in der Hauptstadt, was alle etwas mitnahm.

Am nächsten Tag war die Taufe von Cecilia. Nachdem sie Gottes Segen erhalten hatte, gingen sie zurück ins Haus und nahmen Kuchen zu sich. Den Madame Villfort mitgebracht hatte. Alle hatten Spaß und genossen diesen schönen Tag.
 

Monate gingen ins Land und nun stand Weihnachten vor der Tür. Familie Madame Villfort gab ein Fest für alle Angestellte am Heiligabend mit Gesang und Tanz. Auch erhielt jeder eine kleine Aufmerksamkeit von ihren Hausherren. Auch Oscar und André genossen es sehr, dass sie nicht wie letztes Jahr alleine waren. Doch verabschiedeten sie sich ziemlich früh wegen der kleinen Cecilia. Als sie zu Hause waren, übergaben sie sich ihre Geschenke. Auch hier gab es nichts Großes, aber der Gedanke zählte.

„Ich habe hier noch eins für dich, obwohl du nur eins verdient hast“, neckte Oscar ihren Gatten und holte einen kleinen Karton aus dem Schrank.

„Ich habe mehr verdient. Denn ich war lieb und nur weil du morgen Geburtstag hast...“, sagte er nur.

Dann nahm er es und begann es aus zu packen. Er erblickte auf ein paar kleine Schuhe.

„Ich glaub, du hast dich in der Größe vergriffen“, ärgerte er sie nun.

Doch sie schüttelte nur den Kopf und legte ihre Hand auf ihren Bauch.

André konnte sein Glück nicht fassen und hob seine Frau leicht hoch.

„Mein Gott, ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Warum hab ich es nicht bemerkt“, fragte er sich selber und legte seine Hand direkt auf ihr Bauch.

„Das ist das schönste Geschenk überhaupt“, sprach er weiter.

„Hoffen wir jetzt, dass es ein Jung wird“, kam es von Oscar.

„Ach, ein Mädchen wäre auch schön.“
 

Oscar war kurz vor der Niederkunft ihr zweites Kinders, als eine Meldung die Runde machte. Denn Ludwig XVI  war mit seiner Familie geflohen. Doch man erkannte sie und brachte sie zurück nach Paris. Das Volk war aufgebracht und konnte nicht glauben, dass der König sie so hintergehen wollte. Auch die Familie Grandier konnte es erst nicht glauben.

„Weißt du wer ihnen dabei geholfen haben soll?“, fragte André seine Gattin.

„Nein, aber bitte sagte nichts...“, kam es besorgt von ihr.

Denn sie wusste was für eine Strafe dafür stand und daher hoffte sie, dass nicht ihr Vater dabei war.

„Mach dir keine Sorgen. Es war Graf von Fersen. Er soll jetzt auch auf der Flucht sein“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Fersen?“, fragte sie nach.

„Ja, man sagt er soll jetzt in Belgien sein.“

André fand es etwas eigenartig über ihn zu sprechen. Aber er wusste auch, dass sie nicht mehr für ihn empfand.

„Was meinst du wird nun mit ihnen geschehen?“, erkundigte sich Oscar, obwohl sie es sich schon denken konnte.

„Ich weiß es nicht. Aber es wird nichts Gutes sein. Im Gegenteil...“

Auf diese Worte nickte seine Gattin nur.
 

Ende Juli erblickte ihr zweites Kind das Licht der Welt. Auch bei dieser Niederkunft war André anwesend und stand seiner Frau bei. Cee lag in ihrem Bettchen und verschlief die Geburt ihres Bruders.

Erleichtert und überglücklich ließ sich die frisch gebackene zweifache Mutter in ihr Kissen fallen. Sie war sehr froh, dass es ein Junge war. Nur André war es eigentlich egal, er freute sich über beides.

„Wollen wir es wie bei Cecilia machen?“, fragte er seine Frau.

„Ja, Marius Reynier finde ich schön“, antwortete sie ihm und bekam endlich ihren Sohn auf den Arm.

Sanft strich sie ihm über das kleine Köpfchen. Auf einmal fing Cee an zu weinen. André erhob sich und holte sie zu sich. Neugierig blickte sie zu dem Baby und sah verwundert zu ihrem Vater.

„Das ist dein Bruder“, erklärte er ihr und griff nach ihren Händchen, als sie sich auf den Weg zu Marius machten.
 

Nur eine Weile blieb Oscar zu Hause bis sie wieder zur Arbeit ging. Auch dieses Mal passte zum Teil das ganze Anwesen mit auf die Kinder auf. Diese genossen ihre Freiheiten.

Ein paar Monate nachdem Marius geboren wurde, erwachte André mitten in der Nacht da seine Frau vor Schmerzen schrie. Sie lag ganz zusammen gekauert und hatte ihr Hände auf ihrem Unterleib liegen. Als der Dunkelhaarige die Bettdecke bei Seite legte, bemerkte er einen riesigen Blutfleck. Er sprang sofort auf und zog sich seine Hose an und rannte zum Arzt. Diese stelle fest, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hatte.

„Es tut mir leid“, sagt der Mediziner „Aber die Blutung war so stark, dass ich die Vermutung habe, das Eure Frau keine Kinder mehr bekommen kann. Wie gesagt es mir leid.“

„Ich danke Euch“, sagte er und verabschiedete den Doktor.

Sanft lege er sich wieder zu Oscar und teilte ihr das Ergebnis mit. Beide fingen an zu weinen, aber zugleich waren sie froh, dass sie wenigstens zwei gesunder Kinder hatten.
 

Im September 1792 saß die Familie Grandier im Garten und genossen die schöne Sonne. Aber André merkt das etwas mit seiner Frau etwas nicht stimmte und er wüsste auch warum. Denn heute haben sie erfahren das in Paris viele Adligen auf Brutale Art umgebracht würden.

„Vielleicht sind sie nicht mehr im Land“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Ich hoffe, es zu mindesten meinen Schwester und ihren Familie trau ich das zu. Aber meine Eltern...“, antworte sie geistig anwesend.

„Auch deine Eltern werden sich bestimmt in Sicherheit gebracht haben. Bedenke das dein Vater auch deine Mutter gerettet hat als die Frauen nach Versailles marschiert sind.“

„Ja, schon aber ich weiß nicht. Ich hab ein ungutes Gefühl und das nicht nur um meine Familie. Was ist mit unsere Freuden? Wie zum Beispiel Girodelle oder selbst Rosalie. Sie ist auch adlig...“

„Das stimmt schon. Ehrlich gesagt ich bin auch am überleben ob wir das Land verlassen sollten...“, kam es von André ehrlich.

„WAS?“, kam es verwundert von ihr.

„Du hast mich richtig gehört. Oscar wir haben Kinder und die will ich in Sicherheit wissen. Noch vor zwei Jahren. Hätte ich nicht mit diesen Gedanken gespielt aber jetzt... Die Unruhen breiten sich immer mehr aus und ich will keinen von euch verlieren“, sagte er und senkt dabei sein Haupt.

„Ich will hier nicht weg...“, kam es etwas traurig von ihr aber sie wusste auch das er recht hatte. Sie blickte zu den beiden die ruhig miteinander spielten.

„Lass uns hier bleiben und wenn es nicht anderes geht verlassen wir auch das Land. Aber lass uns abwarten.“

„Gut aber nicht alt zu lange“, gab er nach, denn auch er wollte nur ungern alles hinter sich lassen.
 

Im September 1792 saß die Familie Grandier im Garten und genossen die schöne Sonne. Aber André merkte, dass etwas mit seiner Frau nicht stimmte und er wusste auch warum. Denn heute hatten sie erfahren, das in Paris viele Adlige auf brutale Art umgebracht worden waren.

„Vielleicht sind sie nicht mehr im Land“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Ich hoffe es, zumindest meinen Schwester und ihren Familie trau ich das zu. Aber meine Eltern...“, antworte sie geistig abwesend.

„Auch deine Eltern werden sich bestimmt in Sicherheit gebracht haben. Bedenke, das dein Vater auch deine Mutter gerettet hat als die Frauen nach Versailles marschiert sind.“

„Ja, schon aber ich weiß nicht. Ich hab ein ungutes Gefühl und das nicht nur um meine Familie. Was ist mit unseren Freuden? Wie zum Beispiel Girodelle oder selbst Rosalie. Sie ist auch adlig...“

„Das stimmt schon. Ehrlich gesagt ich bin auch am Überlegen, ob wir das Land verlassen sollten...“, kam es von André ehrlich.

„WAS?“, kam es verwundert von ihr.

„Du hast mich richtig gehört, Oscar. Wir haben Kinder und die will ich in Sicherheit wissen. Noch vor zwei Jahren, hätte ich nicht mit diesem Gedanken gespielt, aber jetzt... Die Unruhen breiten sich immer mehr aus und ich will keinen von euch verlieren“, sagte er und senkte dabei sein Haupt.

„Ich will hier nicht weg...“, kam es etwas traurig von ihr, aber sie wusste auch, dass er Recht hatte. Sie blickte zu den beiden, die ruhig miteinander spielten.

„Lass uns hier bleiben und wenn es nicht anderes geht, verlassen wir auch das Land. Aber lass uns abwarten.“

„Gut, aber nicht allzu lange“, gab er nach, denn auch er wollte nur ungern alles hinter sich lassen.
 

Es blieb in Frankreich doch ruhig, aber  im neuen Jahr machte sich eine neue schreckliche Nachricht breit. Ludwig XVI wurde zum Tode verurteilt und am 21. Januar 1793 vollstreckt. Oscar weinte an diesem Tag bitterlich. Sie wollte allein sein und niemanden sehen.

„Mama, Mama Marius ärgert mich“, rief Cee und zog ihrer Mutter am Ärmel.

„Lass mich in Ruhe!“, schrie sie ihr Tochter an und erhob sich.

Wortlos ging sie zur Tür heraus, als André gerade rein kam.

„Oscar“, rief er ihr nur nach.

Dann ging er zu Cecilia, die angefangen hatte zu weinen und nahm sie auf dem Arm, um sie zu trösten.

Die junge blonde Frau rannte einfach los, als sie über einen kleinen Hügel stolperte und in den Schnee fiel.

„Das habe ich doch nie so gewollt. Warum er? Warum? Er war doch ein guter König, es war doch mehr ihre Schuld!“, schrie sie und haute mit der Faust in den Schnee. Sie gab sich selber die Schuld dran, dass es so weit gekommen war. Denn sie kämpfte für das Volk, dasselbe was nun ihren König getötet hatte. Freiheit, Gleichheit und Bürgerlichkeit klang gut, aber musste es so weit gehen? Gab es keine andere Möglichkeit? Sie wusste auch, das als nächstes Marie Antoinette dran sein würde. Oscar richtete sich auf und blickte auf einen zugefrorenen See. Wie lange sie da noch saß und ihr Gedanken nach hing, wusste sie nicht. Aber das wurde ihr bewusst, als es ihr kalt wurde. So ging sie langsam zurück. André saß am Tisch und wartete schon auf sie.

„Ich habe mir Sorgen gemacht. Wo warst du?“, fragte er besorgt und legte ihr eine Decke um den Körper.

„Am See“, antwortete sie nun und setze sich in die Nähe des Feuers.

Liebevoll reichte er ihr eine Tasse Tee, dann setzte er sich still zu ihr.

„Ich danke dir“, sagte sie und starrte vor sich hin.

„Die Kinder schlafen schon. Du hast Cee Angst gemacht“, kam es von ihm ohne eine Art von Schuldzuweisung in seiner Stimme.

„Das wollte ich nicht...“, entschuldigte sie sich.

„Ich weiß“, sprach André und zog seine Frau an sich.

Er kannte sie zu gut um zu wissen, was in ihr vorging. Auch er war traurig über diesen Tod und er hätte selber nicht gedacht, dass es so weit kommen würde.

8. Das Wiedersehen

„Maman, das kann nicht Euer ernst sein?“, erhob Josephine die Stimme gegenüber Emilie.

„Doch, und ich werde morgen abreisen!“, antwortete diese und wendete sich ab zum Gehen.

„Überlegt es Euch bitte. Ihr seid gerade ein paar Wochen hier, und noch vor einigen Monaten saßt Ihr noch im Gefängnis“, kam es traurig von ihrer Tochter.

Sie und auch ihre Schwestern hatten sich sehr große Sorgen um ihre Eltern gemacht. Lange hatten sie nichts von ihnen gehört, umso froher waren sie, als ihre Mutter nun hier war. Josephine und Catherine zogen mit ihr Familien während der Revolution nach England. Auch wenn jetzt in Frankreich Ruhe herrschte und ein Kaiser regierte, dachten sie nicht dran wieder in ihr Heimatland zurückzukehren.

„Ich habe mit deinem Vater gesprochen bevor das alles passiert ist. Was auch immer sein wird, wir treffen uns in Arras wieder. Ich will wissen, ob er die schrecklichen Ereignisse überlebt hat...“, kam es traurig von ihr.

Denn seit langem hatte sie nichts mehr von ihrem Mann gehört. Aber im Herzen spürte sie, das er noch lebte. Sie hoffe, das ihr Gefühl sie nicht schon wieder im Strich gelassen hatte, wie bei ihrer Tochter Hortense und ihrer ganzen Familie. Denn diese wurde in den Septembermorden 1792 auf brutale Weise getötet.

„Ich kann es verstehen. Aber ich glaube, Ihr solltet mit dieser Reise noch etwas warten...“, meldete sich nun auch Catherine zu Wort.

„Nein, ich werde morgen aufbrechen!“, sagte Emilie entschlossen.

Das sie zu ihrem Mann wollte, war natürlich mit ein Grund, aber sie wollte auch zu gleich ihr jüngste Tochter suchen, von der sie seit 4 Jahren nichts mehr gehört hatte. Die in die Jahre gekommene Frau saß in ihrem Zimmer und blickte auf einen Brief. Es war das erste Schreiben, was André seiner Großmutter geschickt hatte. All die Jahre hatte sie ihn immer bei sich.

„Bitte lieber Gott, lass André sie beschützt haben und das sie glücklich sind“, betete sie leise vor sich hin.

Auch wenn sie es nie wirklich gezeigt hatte, war Oscar immer ihre Lieblings Tochter gewesen und hoffte daher sehr, das sie nicht vielleicht im Kampf verstorben war.
 

Am nächsten Tag reiste sie wie geplant ab und nach wenigen Tagen erreichte sie schon Arras. Als Erstes suchte sie den Gasthof Allas auf. Vorsichtig trat sie ein. Alles wirkte noch so vertraut wie damals. Oft war sie in glücklicheren Zeiten mit ihr Mann und Kinder hier gewesen.

„Madame de  Jarjayes?“, fragte eine vertraute Stimme hinter dem Tresen.

„Wohl eher Jarjayes“, sagte sie mit einem Lächeln, als sie den Wirt entdeckte.

Dieser kam direkt auf sie zu.

„Oh ja, aber es ist so gewohnt. Aber bitte setzt Euch. Was kann ich für Euch tut?“

„Danke, den Umständen gut und Euch?“, erkundigte sie sich und nahm auf einem Stuhl platz.

„Auch. Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten?“, erkundigte er sich.

Emilie bestellte eine Glas Wein. Sie unterhielten sich und dadurch erfuhr sie, das ihr Anwesen hier in der Stadt nichts abbekommen hatte. Aber auch würde ihr mitgeteilt, das ihr Mann noch nicht hier war. Traurigkeit machte sich in ihr breit, aber in all den Jahren hatte sie gelernt Gefühle nicht zu zeigen.

„Arbeitet André noch hier?“, fragte nun Emilie.

„Nein, ich musste ihn leider entlassen, als der Sturm auf die Bastille war...“

„Wisst Ihr wo ich meine Tochter und ihren Mann finden könnte?“, hackte sie nun nach.

„Meine Gattin sieht öfters Madame Grandier auf den Markt. Vielleicht versucht Ihr es dort mal. Aber heute hat er schon zu.“

„Ich danke Euch. Könnte ich hier ein Zimmer haben?“

Der Wirt bejahte es und die ehemalige Adlige zog sich zurück. Emilie war überglücklich das ihre Tochter und auch scheinbar ihr Mann noch lebten. Sie beschloss morgen direkt auf den Marktplatz zu gehen und da so lange zu suchen bis sie sie gefunden hatte.

Gleich am nächsten Morgen setzte sie ihren Plan in der Tat um. Es war ein buntes Treiben. Jeder Händler bot seine Ware an. Auch war er sehr gut besucht. Emilie sah sich jede Frau und Mann genau an, aber leider erkannte sie niemanden wieder. Dann hörte sie, dass ein kleiner Junge weinte. Besorgt ging sie auf ihn zu und hockte sich vor ihm hin.

„Warum weinst du denn?“, fragte sie fürsorglich.

„Ich habe meine Mama verloren und meine Schwester auch. Kennst du sie?“, fragte er und rieb sich die Augen trocken.

„Leider nicht“, antwortete sie.

„Aber ich werde dir beim Suchen helfen“, fügte sie hinzu.

Sie fand, dass dieser Bursche viel Ähnlichkeit mit André hatte. Aber das bildete sie sich bestimmt nur ein.

„Wie sieht denn deine Mutter aus?“

„Sie hat blonde Haare und meine Schwester auch. Aber meine Mama trägt Hosen“, antwortete Junge.

Erschrocken sah sie ihn an.

„Da bist du ja. Mama sucht dich schon jetzt komm. Du sollst doch nicht mit Fremden reden“, ermahnte ihn ein Mädchen und zog ihn am Arm.

Emilie schätzte, dass sie nicht viel älter als ihn, aber bevor sie etwas sagen konnte, waren sie schon weg. Auch fiel ihr bei der Schwester von dem verlorengegangenen Jungen auf, das sie ihrer eigenen Tochter sehr ähnlich sah. Das konnte kein Zufall sein. Schnell erhob sie sich und suchte die beiden. Sofort erblickte sie sie und lief den beiden hinterher.

„Marius, wo warst du schon wieder? Ich habe dir doch gesagt, dass du bei mir bleiben sollst“, ermahnte Oscar ihren Sohn und nahm ihn an der Hand.

Emilie erkannte deutlich die Stimme ihrer Jüngsten. Sie schlug die Hand vor den Mund. Sie konnte es nicht glauben. Ihr Lieblingskind war doch Mutter geworden, das was sie sich immer für sie gewünscht hatte.

„Oscar“, rief Madame Jarjayes.

Die blonde Frau drehte sich um und traute ihren Augen kaum. Sie ließ ihre Kinder los und rannte zu ihrer Mutter.

Sofort nahmen sich die Frauen in die Arme und begannen zu weinen.

„Mutter, ich dachte Ihr seid tot. Aber ich bin froh (Komma) dasss es nicht so ist“, sagte Oscar ehrlich.

Emilie konnte nichts sagen.Sie war so glücklich und strich ihr nur über den Rücken. Als sie sich lösten, wischten sie sich beide die Tränen weg.

„Darf ich Euch, denn Eure Enkelkinder vorstellen? Das ist Cecila Emilie Sophie und er ist Marius Reynier“, sagte sie und deutete dabei auf die Kinder.

„Das freut mich sehr“, kam es nur, denn noch immer konnte sie es nicht fassen.

„Wenn Ihr wollt kommt mit zu uns“, bot Madame Grandier an.

Diese nickte, sie wüsste dass es viel zu bereden gab.
 

Auf dem kleinen bescheidenen Anwesen angekommen, setzte Oscar sofort einen Tee für alle auf und beobachtete etwas ihre Mutter. Ihr fiel auf, das sie älter wirkte als sie in Wirklichkeit war, auch hatte sie nicht mehr das schöne blonde Haar sondern Schneeweißes.

„Schön, habt ihr es hier“, bemerkte Emilie, die auch ihre Tochter etwas musterte.

„Danke, es war ein altes Pfarrhaus und Andrés Tante vermietet es an uns.“

Nun sah die ältere Frau verwundert zu Oscar. Diese merkte den Blick und begann sofort zu erzählen was alles passiert war. Auch Emilie erzählte ihrer Tochter alles und auch das ihre Schwester mit ihr Familie umbracht worden war. Oscar senkte schuldbewusst den Kopf.

„Dich trifft keine Schuld“, tröstete sie ihre Jüngste.

„Papa kommt“, rief Cee freudig und rannte raus, gefolgt von ihrem Bruder.

Erst jetzt merkten sie beiden Frauen wie spät es schon war. Auch fiel Oscar auf das sie noch nichts gekocht hatte.

„Hallo“, sagte André, der seinen Sohn trug.

Er bemerkte sofort, dass sie Besuch hatten und erkannte diese auch sofort.

„Madam“, kam es höflich von ihm nun.

Da er nicht wusste wie er seine Schwiegermutter nun anreden sollte. Diese merkte seine Befangenheit und nahm ihn in dem Arm. Der junge Mann überlegte kurz wann er und ob er jemals von seiner damaligen Herrin umarmt worden war.

„Nenne mich ruhig Emilie. Wir sind ja eine Familie.“

„Gut“, antwortete er.

„Von Eurer Hochzeit habe ich damals von Sophie erfahren. Ich hatte mich so für euch gefreut. Denn ich wusste das ihr zusammen gehört“

„Ich danke Euch für diese Worte“, kam es ehrlich von dem Dunkelhaarigen.

„Leider habe ich vergessen zu kochen“, gestand Oscar ihrem Gatten.

„Es ist nicht schlimm. Ich habe etwas Braten von meiner Tante mitbekommen“, sagte er und holte ein kleines Päckchen aus der Jackentasche. Dann erhob er sich und ging zum Herd und begann zu Kochen. Er war froh, das es so viel war das es auch für alle reichte.

Emilie sah alles stumm mit an und freute sich einfach nur für ihre Tochter.

Sie aßen zusammen und unterhielten sich noch bis spät in der Nacht. So das sie Besucherin über Nacht blieb.

 

Oscar machte gerade den Abwasch, als sie ihre Mutter nehmen sich bemerkte. Diese nahm ohne ein Wort zu sagen ein Handtuch und trocknete ab. Nun war es an der Blondine die ihr Mutter verwundert anblickte.

„Ich habe das irgendwie vermisst. Als ich mit deinem Vater gerade verheiratet war, habe ich Sophie oft dabei geholfen. Natürlich hinter seinem Rücken. Dadurch lernte ich auch Sophie besser kennen“, erklärte sie ihr mit einem Lächeln.

„Vermisst Ihr das vorherige Leben?“, fragte Oscar.

„Etwas ja, aber wenn ich Euch jetzt so sehe dann nicht. Es gibt bestimmt viele, die fast das gleiche durchgemacht haben wie Ihr“, antwortete sie und sah das dem Fenster, was über der Spüle war und erblickte André, der mit den Kindern im Garten tobte.

„Wir sieht es mit dir aus?“, erkundigte sich jetzt die Ältere der beiden.

„Anfangs ja. Jetzt nicht mehr. Ich weiß nicht was und wo ich jetzt wäre. Es ist auch nicht einfach für mich gewesen so gesehen das Leben einer Frau zu führen. Aber ich wusste, wenn dann an seiner Seite. Denn André liebt mich so wie ich bin“, kam es ehrlich von Oscar.

„Ich merkte schon früh, dass er Gefühle für dich hatte. Auch merkte ich das du im Inneren auch ihn immer geliebt hast...Ich nehme auch an, das es Sophies größter Wunsch war, das ihr zusammen findet. Nie hatte ich sie so glücklich gesehen, als sie seinen Brief bekommen hatte.“

„Ich kann es mir vorstellen“, sagte Oscar.

„Meint Ihr dass mein Vater mir verzeiht?“, fragte sie nach einem Augenblick der Stille.

„Ja, er wollte immer nur das all seine Töchter glücklich werden, und wenn er euch sieht dann schon“, kam es von Emilie.

„Ja, seine Töchter...“, wiederholte die Blondine und wandte sich ab.

Die in die Jahre gekommene Frau blickte ihre Tochter hinterher. Sie wusste genau was ihre Tochter nun fühlte.
 

„Guten Morgen, mein Liebling“, weckte Oscar liebevoll ihren Mann.

Sanft küsste sie ihn.

„Morgen“, kam es nur von ihm.

„Alles Gute zum 40. Geburtstag“, gratulierte sie ihm und küsste ihn erneut.

„Ist das mein Geschenk?“, neckte er sie.

„Wer weiß“, kam es mit einem breiten Grinsen und legte sich halb auf ihn, dabei begann sie seinen Hals zu liebkosen.

André genoss sehr diese Zärtlichkeit seiner Frau und wanderte mit seiner Hand zu ihrem Gesäß. Die von Oscar ging auch immer tiefer. Beiden gefiel die Aufmerksamkeit des anderen und auch wussten sie wo es hin gehen würde.

Auf einmal ging die Tür auf und ein kleines blondes Mädchen rannte in das Zimmer. Freudig sprang sie auf das Bett ihr Eltern.

„Alles Gute zum Geburtstag“, rief sie dabei.

Oscar wandte sich sofort von  ihr Mann ab.

„Cecilia!“, kam es streng

„Wie oft soll ich es dir noch sagen? Du sollst anklopfen bevor du rein kommst!“, fügte sie noch hinzu.

„Entschuldigung, Mama“, sagte sie und steckte ein kleines Geschenk ihrem Vater entgegen.

Marius kam etwas verschlafen in das Schlafgemach seiner Eltern und krabbelte mit ins Bett rein. Natürlich richtete er auch seine Glückwünsche an seinen Papa aus.

„Ich danke euch“, sprach André und gab jedem seiner Kinder einen kleinen Kuss.

„Jetzt packe schon aus. Ich habe es ganz alleine gemacht...“, forderte Cee ihren Vater auf.

„Hast du gar nicht! Oma hat dir  geholfen“, verriet er seine Schwester.

Sie warf ihm nur einen bösen Blick zu. In der Zwischenzeit packte André liebevoll das Geschenk aus und zum Vorschein kam ein kleines Taschentuch mit seinen Anfangsbuchenstaben. Denn seit neuestem lernte Cecilia von ihrer Großmutter das Sticken.

„Danke“, sagte und drückte seine Tochter an sich.

„Ich habe gar nichts für Papa“, stellte Marius jetzt traurig fest und blickte Hilfesuchend zu seiner Mutter.

„Doch das hast du“, kam es von Oscar und stand aus dem Bett auf.

Nur wenig später kam sie mit einem Kuchen zurück.

„Oh, ja“, sagte er freudig und klatschte in seine kleinen Händchen.

Denn jetzt fiel er ihm wieder ein, das er ihn gestern mit seiner Mutter gebacken hatte.

Auch für dieses Geschenk bedankte er sich bei seinem Sohn.

„Denn nehmen wir nachher mit zum See“, schlug das Geburtstagskind von.

„Gut, dann zieht euch an und dann packen wir die Sachen ein“, sagte Oscar und brachte den Kuchen wieder weg.

Sofort rannten die Kinder aus dem Zimmer.

Als sie wieder im Schlafgemach war, wunderte sie sich das ihr Mann noch im Bett lag.

„Du warst auch gemeint“, kam es von ihr.

Als Antwort bekam sie nur ein Klopfen auf das Bett.

Sie schüttelte den Kopf.

„Die Kinder sind wach, das muss bis heute Abend warten.“

„Sie ziehen sich an und dann gehen sie im Garten um Früchte zu pflücken, die wir mitnehmen wollten“, verteidigte er sich und klopfte wieder auf die freie Stelle.

Doch seine Gattin sagte nichts dazu und begann sich anzuziehen. Nun gab sich André geschlagen und erhob sich auch aus dem Bett.

Als alles zusammen gepackt war und auch Emilie da war, die sie begleiten wollte, machten sie sich auf den Weg. Die ehemalige Adlige wohnte mittlerweile in ihren Anwesen.

Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten sie ihr Ziel. Während die Erwachsenen die Decken ausbreiteten, zog sie Marius die Socken und Hemd aus und Cee eine Hose und Bluse an.

Die verwunderte Großmutter sah fragend zu ihrer Tochter.

Diese bemerkte den Blick und antwortete direkt: „Mir ist das so lieber. Das kann sich nicht so mit Wasser voll saugen.“

Als die Kinder fertig waren, fragten sie ihre Eltern, ob sie schon ins Wasser gehen könnten.

„Warte ich komme mit“, sagte André und zog sich auch sein Hemd und Socken aus.

Kurz war Emilie geschockt, das er sich so in der Öffentlichkeit zeigte und blickte schnell weg.

Im See begannen sie sofort zu spielen.

„Können beide schwimmen?“, erkundigte sie die ältere der beiden Frauen.

„Cecilia kann es aber Marius noch nicht. Wie sieht es eigentlich bei Euch aus?“, wollte sie nun von ihr Mutter wissen, obwohl sie die Antwort kannte.

„Leider, nicht. Obwohl es dein Vater kann“, sagte sie.

„Ich habe es aber nicht von ihm erlernt“, erzählte Oscar und blickte zu ihrer Familie.

„Mama, komm zu uns“, rief Marius.

„Ihr auch Großmutter“, stimmte seiner Schwester mit ein.

„Geh du nur. Ich bleibe hier und sehe euch zu“, ermutigte sie ihr Tochter.

Oscar stand auf und ging zum Wasser.

Als ob sie sich zusammen verschworen hatten, begann eine Schlacht gegen sie. Sofort ging sie in die Offensive.

Emilie beobachte sie mit großem Spaß. Sie wusste nicht wann sie zuletzt ihre Tochter so ausgeglichen gesehen hatte.

//Eine Frau kann doch nicht das Leben eines Mann führen//, dachte sie sich.

Auch kam ihr der Gedanken, dass ihre Tochter mehr für das bürgerliche Leben war. Denn wie sie mit ihren Kindern nun umging, wäre in einem adligen Haus nie geduldet gewesen. Aber vielleicht lag es auch an dem Einfluss von André.
 

Mit der Zeit waren die Kinder geschafft und alle beschlossen sich kurz auszuruhen. Alle setzten sich auf die Decken, um sich von der Sonne trocken zu lassen. Cee spielte mit ihrem Vater, wobei man bei von den anderen die Hand erwischen musste.

„Mama, Papa gewinnt immer“, meckerte das Mädchen.

„Dann muss du schneller wegziehen“, meldete ihr Gegner sich zu Wort.

„Das mach ich ja. Ah schon wieder...“, schrie sie auf, als er schon wieder ihr Händchen erwischt hatte.

„Mama, darf ich ans Wasser? Ich will mir den Frosch ansehen“, meldete sich Marius zu Wort und deutete mit seinen Finger auf das Tier.

„Ja, aber geh nicht zu nah ran“, sagte Oscar und ließ ihren Sohn gehen.

Auf der Hälfte des Weges schrie der Junge Schmerzerfüllt auf.

Die besorgte Mutter sprang auf und eilte zu ihrem jüngsten Kind. Sie nahm ihn auf den Arm und trug ihn zur Decke, wo André sich den Fuß ansah. Sanfte wiegte sie ihn, um ihn zu trösten.

„Er ist auf einer Biene getreten“, stellte der Vater fest und zog den Stachel raus.

„Scch schon gut. Komm lass uns zusammen die Frösche ansehen“, beruhigte Emilie ihren Ekel und nahm ihn an sich.

Schon waren die Tränen verschwunden und er setzte sich mit seiner Oma ans Wasser. Es dauerte nicht lange und Cee kam dazu.

 

Nach einer Weile brachen sie auch schon auf, denn abends waren sie zusammen mit Emilie zum Essen bei Andrés Tante eingeladen.

Die Familie ist wieder zusammen oder auch nicht?

Ein Jahr ging ins Land und Emilie und Constanze freuten sich an. Sie würden mit der Zeit gute Freunde. Oft besuchten sie sich gegenseitig. Auch so an diesem Tag.

André machte sich gerade auf den nach Hause weg, als er seine Schwiegermutter rufen hörte.

„Ich möchte dich gerne begleiten. Ich hatte Cee versprochen heute noch etwas mit ihr zu stricken“, erklärte sie ihm.

„Gerne“ sagte er und nahm ihr den Korb ab, auch wenn er nicht viel wog.

„Ich bin froh, dass du meine Tochter so was zeigst“, kam es nach einer Weile von ihm.

„Es macht mir auch Spaß und sie ist auch begabt. Außerdem lernte sie sehr schnell“, lobte sie ihre Enkelin.

„Das freut mich zu hören“, sprach er, und dann verstummte das Gespräch.

André überlegte immer was er sagen könnte, doch ihm fiel nichts ein. Denn ihm war das Schweigen unangenehm und er merkte auch, dass es für sie ähnlich war.

„Constanze gibt nächste Woche eine Gesellschaft. Seit ihr auch eingeladen?“, erkundigte sich Emilie.

„Nein diesmal nicht. Also Oscar schon aber ich muss arbeiten. Aber sie will nicht gehen, denn sie möchte nicht, dass die Kinder so lange wach sind. Sie da schlafen zu lassen, ist auch nicht gerade schön für die beiden, wenn man sie dann wecken muss, weil man nach Hause will“, erklärte er.

„Das ist verständlich“, sagte sie und fing an zu Grinsen.

„Was habt Ihr?“

„Ach nichts, aber ich dachte nur, das ich nicht gedacht hatte, das Oscar mal eine besorgte Mutter wird.“

„Ich glaube, das ist für alle die sie kennen verwunderlich.“

„Schade, dass ihr nur zwei Kinder habt. Ich finde, zu euch beiden passen mehr“, kam es ehrlich von Emilie.

„Ich hätte nichts dagegen, aber kurz nachdem Marius zur Welt kam, hatte sie eine schwere Fehlgeburt...“, erklärte er etwas traurig.

„Davon hat sie mir nie etwas erwähnt“, sagte Emilie geschockt.

„Sie redet auch nicht davon. Aber wir sind dankbar, das wir die zwei haben“, sprach er und deutete zu den Kleinen die angerannt kamen.

„Papa! Oma!“, riefen sie im Chor.
 

Madame  Jarjayes saß mit ihr Enkeltochter im Garten und überprüfte, ob sie ihre Arbeit gut gemacht hatte, wären Marius spielte.

Oscar spülte gerade ab, als ihr Mann hinter sie trat und sanft seine Hände um ihr Hüfte legte. Sofort kuschelte sie sich an ihn.

„Liebling?“, fragte André.

„Mmmh?“

„Meinst du, das dein Vater noch lebt? Es ist über ein Jahr her das deine Mutter aus dem Gefängnis raus ist und er ist immer noch nicht hier“, gestand er ihr.

„Ich weiß es nicht. Aber ich habe auch schon dran gedacht. Auch bei meinen Schwestern hat er sich nicht gemeldet“, kam es traurig von ihr.

„Meinst du, das sie ihn schon aufgeben hat?“

„Nein, sie hofft immer noch. Außerdem würde ich es nicht über das Herz bringen es ihr zusagen, falls es nicht so wäre.“

„Ich auch nicht“, gestand er ihr ehrlich.

„Dann hoffen wir das Beste“, fügte er noch hinzu.

„Ja“, sagte sie und küsste ihren Mann auf die Wange.
 

Eine Woche später kam Emilie gerade von ihrer Tochter wieder, als sie sich wunderte, warum im Salon Licht brannte. Oft machten die Dienstmädchen schon das Kaminfeuer an, aber nie war es dann so hell. Nancy, die zum Personal gehörte, kam sofort auf ihrer Herrin zu.

„Madame, Euer Mann...“, weiter kam sie nicht, da sie schon an ihr vorbei rannte.

Tränen der Freude liefen ihr an ihrer Wange herunter. Als sie das Zimmer endlich erreichte, öffnete sie einfach die Tür. Nun stand er da, gesund und unversehrt. Sofort ging sie auf ihren Mann zu und sie umarmten sich.

„Ich wusste, das du lebst“, sagte sie und fing wieder an zu weinen.

„Scch schon gut. Jetzt bin ich ja da“, beruhigte er sie und strich ihr liebevoll über den Rücken.

„Wo warst du nur so lange? Ich habe dich vermisst und auch schon mit dem Schlimmsten gerechnet.“

„In Italien hielt ich mich auf. Denn in Frankreich suchte man mich, weil ich unsere Königin und ihre Kinder retten wollte. Aber sie meinte das sie ncht unsere ihr Kinder gehen kann...“, sagte er mit trauriger Stimme.

Emilie sah ihn erschrocken an.

„Jetzt bleibe ich für immer bei dir. Versprochen“, versprach er sie und drückte sie fest an sich.

Beide ließen sich auf dem Sofa nieder und unterhielten sie noch bis spät in die Nacht. Der ehemalige General erzählte von der geplanten Flucht und auch über seine eigene.

Emilie sprach von ihrem Gefängnisaufenthalt und wie es ihren Kindern ergangen war. Doch sagte sie kein Wort über Oscar.

„Morgen bin ich auf einer Gesellschaft bei einer Freundin eingeladen. Wirst du mich begleiten?“

„Was ist das für eine Frau?“, erkundigte er sich vorher.

Seine Gattin dachte sich was er von ihr genau wissen wollte, doch diese Zeiten waren vorbei.

„Es gibt kein Adel mehr“, erinnerte sie ihn nochmal.

„Gut, wenn du drauf bestehst“, gab er nach.
 

Am nächsten Tag wollte Emilie eigentlich auch ihr jüngste Tochter in Kenntnis über ihr Vater setzten. Doch schaffte sie es leider nicht. Sie machte sich langsam für das Essen bei Madame Villfort fertig. Da sie ihr versprochen hatte noch etwas zu helfen, fuhr sie mit der Kutsche vor und ihr Gatte sollte etwas später nachkommen.

Kaum hatte sie das Anwesen betreten, hielt sie Ausschau nach ihrem Schwiegersohn. Doch dieser war verschwunden.

André hatte viel zu tun und kam nicht dazu auch ein Schritt mal aus dem Pferdestall zu machen.

Erst als die Besucher kamen, konnte er raus, um die Pferde und Kutschen in Empfang zu nehmen. Da fiel sein Blick auf einen Mann der gerade ausstieg, und er erkannte ihn sofort. Auch wenn er erst seinem Auge nicht traute.

„Guten Abend, Bürger Jarjayes“, sprach er seinen Schwiegervater mit einem breiten Grinsen an.

Dieser drehte sich um und erblickte ihn.

„André“, sagte er freundlich, obwohl er diese Anrede nicht passend fand.

„Sag, wie geht es dir?“, erkundigte sich der ehemalige General.

„Danke, gut. Seit wann seid Ihr wieder hier?“

„Seit gestern. Ich hielt mich in Italien auf.“

„Ich hätte nicht gedacht, das gerade Ihr das Land verlasst...“

Der ältere Mann wollte gerade etwas erwidern, als zwei Kinder angerannt kamen.

„Papa, wir gehen... oh Entschuldigung“, kam es von Cee und stoppte, als sie den fremden Mann bemerkten.

„Du bist Vater?“, fragte Monsieur nach.

„Ja“, antworte er und nahm sein Sohn auf den Arm, während sich seine Tochter etwas hinter ihm versteckte.

Denn die beiden fanden den Mann nicht gerade nett.

„Das ist meine älteste Cecilia und das ist Marius“, stelle er nun seine Kinder vor.

„Es freut mich euch kennenzulernen. Schön, dass du endlich über meine Tochter hinweggekommen bist und nun eine eigene Familie hast.“

„Danke“, sagte André und dachte sich im Stillen: //Wenn Ihr wüsstet...//

„Ich geh dann mal rein“, sprach der ehemalige General.
 

„Papa, wir wollen gerade nach Hause zu Mama. Aber vorher wollen wir Oma noch auf Wiedersehen sagen“, meldete sich sein Sohn zu Wort.

„Dann macht das“, sagte er und ließ ihn runter.

 

Kaum waren sie aus dem Blickfeld, rannten die Kinder drauf los und fanden schnell ihre Oma. Diese stand bei diesem unheimlichen strengen Mann. Cee nahm ihren Mut zusammen und sagte: „Großmutter.“

„Oh Cecilia, was macht ihr denn noch hier?“

„Wir wollten nur gute Nacht sagen“, meldete sich nun auch ihr Bruder zu Wort.

Sie ging in die Hocke und bekam von jedem einen Kuss auf die Wange.

„Ach, Cee für dich hab ich noch etwas“, sprach sie und ging kurz davon.

Reynier beobachte das Ganze und wunderte sich über das Benehmen. Die Kinder bemerkten seinen Blick und fanden es sehr unangenehm. Umso glücklicher waren sie, als ihre Oma zurückkam.

„Hier, ich habe schon das Kleid für deine Puppe zusammengenäht.“

„Oh danke“, sagte sie und nahm es freudig entgegen.

„Aber jetzt müssen wir schon los, sonst schimpft Mama“, sprach sie weiter und verabschiedete sich.
 

Erst nachts kam André nach Hause, seine Frau schlief schon. Er machte sich fertig und legte sich dann zu ihr. Sanft küsste er sie auf die Wange.

„Ich bin wieder da“, sagte er.

„Mmmmh“, kam es schlaftrunken.

Liebevoll nahm er sie in die Arme.

„Nicht André. Es ist spät“, sagte sie, da sie seine Andeutungen falsch verstanden hat.

„Ich dachte es interessiert dich, dass ich deinen Vater gesehen habe.“

„Was?“, kam es nun hell wach von ihr.

„Er war auf der Gesellschaft mit deiner Mutter. Er ist seit gestern wieder da“, erklärte er und erzählte von den kurzen Gespräch zwischen den beiden.
 

Auch Emilie und Reynier kamen nach Hause. Kurz ließen sie sich im Salon mit ein letztes Glas Rotwein nieder.

„Warum nennen dich André s Kinder Großmutter?“, wollte er wissen.

Seine Gattin hatte schon den ganzen Abend Angst davor gehabt von ihm angesprochen zu werden.

„Ich bin mit Constanze gut befreundet und er arbeitet da... und du weißt hatten wir immer einen guten Eindruck von ihm“, sagte sie und hoffte, das er es darauf beruhen ließ.

„Kennst du seine Frau auch?“, fragte er weiter nach.

„Ja“, sagte sie knapp.

„Wie heißt sie und komm endlich zum Punkt. Du weißt, das ich solche Spielchen nicht mag“, kam es nun streng von ihm.

Vielleicht auch weil er innerlich die Antwort schon kannte.

Emilie schluckte, denn sie wusste dass sie keine andere Chance hatte und zudem musste die Wahrheit endlich raus.

„Oscar. Er ist mit ihr verheiratet. Sie haben kurz nachdem sie ihren Titel aberkannt hatte geheiratet.“

„Ich will, dass du diese Familie nicht mehr besuchst!“, forderte er sie auf.

„Aber...“

Weiter kam sie nicht, da ihr Mann ihr ins Wort fiel.

„Ich habe sie nicht umsonst verstoßen!“

„Das ist Jahre her und die Situation war eine andere. Sehe sie dir an! Sie lebt glücklich mit ihren Mann und den zwei Kindern. Sie führt das Leben einer Frau.“

„Du wirst sie und ihr Familie nicht wiedersehen“, sprach er und verließ den Salon.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, fing Emilie auch schon an zu weinen.
 

Am nächsten Morgen saßen Oscar mit ihren Kindern und Mann beim Frühstück, als es an der Tür klopfte. Die blonde Frau erhob sich um nachzusehen wer da ist. Kaum öffnete sie die Forte, blieb ihr die Luft weg.

Als sie sich von ihrem leichten Schock erholt hatte, sagte sie: „Vater, bitte tretet ein.“

Ohne ein Wort zu sagen, betrat er das Haus.

„Setzt Euch. Soll ich Euch einen Tee bringen“, fragte André nun seinen Schwiegervater.

„Nein, ich bin nur kurz gekommen um euch zu sagen, dass ich wünsche, dass meine Frau keinen Kontakt mehr zu euch hat. Bitte lasst uns in Ruhe“, sagte er streng.

„Eure Frau?“, hackte André nach und erhob sich.

Der ehemalige General bejahte es.

„Ihr wisst hoffentlich, das alle Ehen, wo sich einer der Ehepartner im Ausland aufhält Komma geschieden wurden. Aber das wüsste Ihr hättet Ihr nicht das Land verlassen...“, kam es von Monsieur Grandier.

„Du hast keine Ahnung warum ich fliehen musste.“

„Nein, aber wir sind nicht zum Beispiel nach England gegangen, obwohl es für uns nicht gerade ungefährlich war. Es wurden Adlige gesucht und ich hatte immer Angst, dass sie trotzdem etwas mit meiner Frau anstellen. Ihr musstet nicht zu sehen, wie ein Arbeitgeber Euren Lohn nicht ausgezahlt hat, nur weil er herausfand mit wem ich verheiratet bin. Ich glaube auch nicht, das Ihr nicht Hunger leiden musstet. Denkt nicht, dass unser Tisch nicht so reichhaltig gedeckt ist wie heute...“, schrie André seinen Schwiegervater an.

„Ihr wolltet das doch so...“

„Nein, das wollten wir nicht. Ihr wisst, ich hatte nie etwas gegen die Aristokraten, aber das wollten wir“, sprach er weiter und deutete auf seine Kinder.

Oscar stand daneben und konnte nicht glauben, wie und was er zu ihrem Vater sagte. Auch Cecilia und Marius sahen verwundert ihren Vater an.

„Wir haben uns um jeden in Oscars Familie gesorgt. Meine Frau hatte mehr als einen Brief an ihre Schwestern geschrieben, aber es kam nie eine Antwort. Jetzt wo Emilie bei uns ist, bekamen wir endlich Nachrichten von ihnen. Jede schrieb,dass sie nichts mit uns zu tun haben wollte wegen Euch! Seit einem Jahr sind wir noch etwas Glücklicher. Außerdem bin ich froh, dass meine Kinder nun endlich eine Großmutter haben, und ich habe immer geglaubt auch einen Großvater. Aber wollt Ihr das wirklich alles zerstören? Immer noch wegen diesem Titel, den es nicht mehr gibt?“, kam es nun wieder etwas ruhiger von ihm.

„Ich halte es für besser jetzt zu gehen“, sagte der ehemalige Graf und ging.

Kurz bevor er die Tür öffnete, sprach André nochmal an.

„Ihr seid hier jeder Zeit willkommen.“

Der Besucher sagte nichts weiter und verließ das Haus. 

 

Oscar ging ins Schlafzimmer. Dort setzte sie sich auf das Bett und begann zu weinen.

„Bitte esst weiter, wir sind gleich wieder da“, sagte André zu seinen Kindern und folgte seiner Frau.

Er setzte sich neben seine Gattin und nahm sie in den Arm.

„Es tut mir leid, falls ich zu hart zu ihm war“, entschuldigte er sich.

„Nein, das warst du nicht. Ich habe mir nur nicht so vorgestellt, wenn wir uns wiedersehen. Auch dass er uns nun den Kontakt zu meiner Mutter verbietet. Warum müssen meine Kinder darunter leider? Er hat immer seine Enkelkinder geliebt. Sie konnten sich mehr erlauben als wir...“, sprudelte es aus ihr raus.

„Ich weiß, aber jetzt warte ab. Vielleicht überlegt er es sich anderes. Außerdem glaube ich auch das Emilie nicht einfach so aufgibt.“

„Du hast recht“, gab sie zu.

 

Den Rest des Tages verbrachten sie im Garten. Oscar übte mit ihren Sohn fechten, während André mit seiner Tochter beim lesen war.

„Papa, war das heute Morgen wirklich unser Großvater?“, fragte Cecilia nach.

„Ja“, erhielt sie nur als Antwort.

„Großmutter darf uns auch nicht mehr besuchen?“

„Cee, ich weiß es nicht. Aber ich hoffe, dass sie trotzdem noch her kommt. Einer muss dir doch zeigen, wie man näht und so“, versuchter er sie auf zu muntern.

Aber er merkte, dass es nicht der Fall war. Auch Marius sah beunruhigt aus, dass Oscar es bemerkte und den Unterricht abbrach. Dafür spielten sie lieber alle zusammen und genossen den schönen Tag.

Sie wussten nicht, dass sie heimlich von jemanden beobachtet wurden.

Eine folgenschwere Auseinandersetzung

Doch immer hallten die Worte von André in den Ohren von Reynier Jarjayes. Er war wütend wie konnte er es wagen nur so mit ihnen zu reden? War er es nicht, der in ihm ein Heim geben und jahrelang verpflegt hatte? War das der Dank dafür... Der ehemalige General war zu aufgewühlt, um nach Hause zu gehen. Ein Kinderlachen sorgte dafür, das er sich umdrehte und die Familie von seiner Tochter beobachtete. Sie wirkte wirklich Glück. Da gab er seiner Gattin recht. Aber er konnte ihr einfach nicht verzeihen, was sie gemacht hatte. Nun machte er sich aus dem Weg zu seinem Anwesen.
 

Emilie saß gespannt im Salon. Sie wusste, obwohl er kein Wort gesagt hatte, wo er hin gegangen war. Als sie ihn endlich vom Fenster aus sah, setzte sie und nahm ihre Handarbeit zu sich. Es dauerte nicht lange und die Tür öffnete sich. Kaum betrat ihr Mann das Zimmer, sprach er auch schon mit fester Stimme: „Ich habe meine Meinung nicht geändert! Mit Gegenteil!“

„Aber...“

„Ich will nichts mehr davon hören...“, unterbrach er sie und zog sich zurück.

Emilie liefen die Tränen über das Gesicht, denn sie hatte gehofft wenigsten noch ihr Enkelkinder sehen zu können. Auch stieg etwas Wut in ihr hoch, das ihr Mann so kaltherzig bei den beiden war.
 

Josephine besuchte zusammen mit ihrer jüngsten Tochter ihre Eltern. Es hatte mehrere Gründe. Zum einen wollte sie ihren Vater wiedersehen und natürlich auch ihre Schwester. Außerdem wollte sich ihre Familie wieder in Frankreich niederlassen.

„Es freut mich sehr Euch endlich wiederzusehen“, sagte sie zu ihren Eltern, als sie angekommen war.

Sie teilte ihnen auch ihre Pläne mit. Als Oscars Name fiel, sagte der ehemalige General:

„Entschuldigt mich bitte, aber ich habe noch zu tun“, und verließ das Zimmer.

„Es tut mir leid, aber so ist er leider immer. Er will immer noch nichts von ihr wissen“, kam es traurig von Emilie.

Josephine wusste durch die Briefe von ihrer Mutter wie nah es ihr ging. Sie konnte selber ihren Vater nicht verstehen, aber sie hoffte etwas vermitteln zu können.

„Ich bin froh, dass ich André ab und zu mal bei seiner Tante sehe. Auch die Kinder, nur Oscar hab ich seitdem nicht mehr gesehen. Bitte sag deinem Vater nichts davon“, kam es ehrlich und zu gleich flehend.

„Ich werde nichts sagen. Das verspreche ich.“
 

Schon am nächsten Tag ging Josephine zu ihrer Schwester. Oscar stand in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Sie wusste nichts von dem Besuch der bevorstand, um so verwundert war sie als es klopfte.

„Jossi“, brachte sie nur raus und fiel ihr direkt in die Armen.

Beide freuten sich endlich wiederzusehen. Neugierig hoben die Kinder ihr Köpfe um zusehen, wer da war. Oscar bat ihre Schwester rein zu kommen.

„Das sind meine beiden Kinder. Cecilia und Marius“, stellte sie sie vor. Die beiden erhoben sich und gingen auf die noch fremde Frau zu.

„Ich bin eure Tante“, sagte sie und betrachtete die Kinder.

„Es freut mich Euch kennenzulernen“, sagte erst Cee und dann Marius.

„André ist leider noch arbeiten. Wenn wir gewusst hätten... Kinder geht bitte ich euer Zimmer und spielt da weiter“

„Schon in Ordnung. Aber schön habt ihr es hier“, sprach sie und blickte sich weiter um.

„Danke. Ich mach uns eben einen Tee“, sagte Oscar und ging in die Küche, wo sie auch direkt das Essen vom Herd nahm.

„Ich glaube, keiner hätte gedacht das du mal kochen lernst“, kam es lachend von Josephine und folgte ihrer Schwester etwas.

„Ich schätze eher, dass auch keiner erwartet hatte, das ich mal Mutter werde.“

„Doch das hatte ich mir schon gedacht. Nur habe ich mich immer gefragt, was Vater dann machen würde.“

„Wie meinst du das?“, fragte Oscar nach und servierte den Tee.

„Nun ja, du und André...“, antwortete sie und nahm mit einem eindeutigen Grinsen einen Schluck von ihrem Getränk.

Die Jüngere von beiden blieb die Luft weg.

„Nein! Wir waren erst nach der Hochzeit zusammen“, antwortete sie und konnte nicht glauben, was ihre Schwester von ihr dachte.

„Ich finde es nicht so abwegig wie du vielleicht denkst. Immerhin war er schon lange in dich verliebt und du wirkst auch, als hättest du Gefühle für ihn.“

Oscar senkte ihren Kopf. Ihr war es unangenehmen. Alle merkten etwas, was er für sie damals empfing, nur sie nicht.

„Ja vielleicht, aber zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht darüber bewusst...“

„Aber dafür heute umso mehr“, neckte ihre Schwester sie.

Es fiel mit der Zeit auch das Thema um ihren Vater und Josephine merkte, dass es Oscar sehr nah ging, das sie keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern hatte, auch wegen ihrer Kinder. Cee war besonders traurig, da sie nun keine Handarbeit mehr erlernen konnte. Aber auch Marius vermisste seine Oma sehr.

Auch traf es die Familie, das wenn einer ihren Vater traf und grüßte, nichts zurückkam. Auch so behandelte er sie wie Luft. Bei diesen Worten stiegen Oscar die Tränen in den Augen. Liebevoll nahm sie ihre Schwester in die Arme. Sie hatte sie nie weinen gesehen und so merkte sie dass es sie besonders mitnahm. Josephine wusste, sie musste mit ihm über das reden und hoffte auf die Unterstützung ihrer Mutter.

„Papa kommt“, rief Cee und rannte mit ihren Bruder zur Tür.

Schnell wische Oscar ihr Tränen weg.

„Guten Abend, meine Lieben“, sagte er und nahm seine Tochter hoch, um ihr einen Kuss zu geben.

„Wir haben Besuch“, sprudelte es aus der Kleinen heraus.

Erst jetzt bemerkte er seine Schwägerin.

„Oh, verzeih Madame...“

„Josephine. Ich glaube, das ist passender“, unterbrach sie ihn.

„Habt Dank“, kam es von ihm und blickte zu Oscar.

„Kinder, geht bitte noch etwas in euer Zimmer. Wir wollen uns unterhalten“, forderte diese auf und die beiden taten das, was ihnen gesagt worden war.

Es dauerte nicht lange und sie kamen wieder auf das Thema mit ihrem Vater zurück. André, der fühlte was in seiner Frau vorging, nahm liebevoll ihre Hand und drückte diese.

Nach einer Weile verabschiedete sich der Besuch und versprach aber bald wiederzukommen und dann mit ihrer Tochter.

André begleitete sie noch bis zur Kutsche.

„Josephine“, sprach er sie an.

„Es ist bald Weihnachten und um ehrlich zu sagen, freue ich mich dieses Jahr nicht drauf. Seitdem wir vier hier sind, feiern wir bei meiner Tante und Emilie auch. Ich weiß, dass sie und dein Vater zugesagt haben...“, weiter brauchte er nicht zu sprechen, denn er merkte ihren Hand auf seinem Arm.

„Ich verstehe dich und ich werde mit ihm reden“, sagte sie ehrlich.

„Danke“, kam es von ihm.
 

Abends beim Essen ergriff Josephine das Wort.

„Ich war heute bei Oscar und ich habe ihre Kinder kennengelernt. Die beiden sind ja sehr höflich und freundlich.“

Reynier rutsche auf seinem Stuhl etwas hin und her, denn er fühlte sich nicht wohl und gehen konnte er nun nicht. Emilie verstand sofort was ihre Tochter vorhatte.

„Ja, aber das ist ja auch nicht verwunderlich, oder? Immerhin sind ihre Eltern in einem adligen Haus aufgewachsen“, sagte diese.

„Das stimmt, daran hab ich nicht gedacht“, kam es lachend von ihr.

„Aber ich freue mich auch für die beiden das sie endlich ihr Glück gefunden haben“, fügte sie nach einer Weile hinzu.

„Ja, man merkt es ihnen richtig an“, stimmte Emilie zu.

„Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?“, fragte der Hausherr genervt.

„Warum sollten wir es? Es war doch immer Eure Lieblingstochter, oder sollte ich sagen Sohn? Seit Ihr mehr wütet darüber, das sie einen Bürgerlichen zum Mann hat und damit glücklicher ist? Oder ist es, weil sie für die Revolution war?“, wollte Josephine nun wissen.

Alle am Tisch hörten schlagartig auf zu essen und blickten sie an.

„Mir ist der Appetit vergangen“, sagte er und erhob sich.

Sie sagte nichts weiter zu ihm und aß weiter.

Etwas später im Salon sprach sie ihn erneut drauf an:

„Ihr schuldet mir noch eine Antwort“

„Ich wüsste nicht zu was.“

„Das wisst Ihr ganz genau. Ich weiß nicht, was daran so schlimm ist. Gut, sie war für die Revolution, aber das ist Vergangenheit. Zudem war sie trotzdem Königstreu. Das mit André kann ich nur gut heißen. Sie sind glücklich. Ihr habt uns alle gute und liebevolle Ehemänner ausgesucht. Aber wir liebten sie nicht. Manche von uns lernten sie zu lieben und andere holten sich andere ins Bett. Ich weiß, das es nicht immer nur Adlige waren. Es war nicht nur so in unsere Familie, sondern auch unser König Ludwig XV. Falls ich Euch erinnern darf, war die DuBarry eine aus dem Volk und auch nicht gerade vom Besten.“

„Schweig!“, schrie er sie an.

„Nein, es ist die Wahrheit. Ihr hattet das Glück, das Mutter Euch auch liebte, aber das ist bei den Wenigsten der Fall. Warum sollten nicht die meisten diese auch erleben dürfen, nur weil sie nicht von demselben Stand sind? Vielleicht wäre unser letzter König auch glücklich gewesen, hätte er seine Braut selber wählen können. Er war nicht wie sein Großvater... sondern er blieb seiner Frau treu, im Gegenteil zu ihr. “

„Ich will nichts mehr davon hören!“, schrie er weiter und ging zur Tür.

Nun meldete sich Emilie zu Wort.

„Josephine hat Recht. Du weißt selber, wie viele sich ein Dienstmädchen oder ähnliches ins Bett geholt haben. Ich hatte immer Angst, dass Oscar zu mir kommt und sagt dass sie Schwanger ist. Denn dass die beiden sich lieben, wussten wir. Hast du etwas dagegen unternommen? Nein! Im Gegenteil! Aber vielleicht ist es auch mehr die Tatsache, die dich so verbissen macht, dass sie nun als Frau zufriedener ist als Mann? Wenn es das ist, dann bedenke bitte, dass wir immer wollten, das unsere Töchter glücklich sind. Es erfüllt mich mit Freude, das Oscar ihr Glück gefunden hat.“

„Seit ihr nun fertig? Kann ich gehen oder kommen noch mehr Anschuldigungen?“

„Bitte Vater, verzeiht Oscar. Mehr möchten wir nicht. Außerdem bedenkt Ihr liebt alle euer Enkelkinder und zwei scheinbar nicht... Ich finde es schade, das Personen darunter leiden müssen, die nichts damit dazu haben, wie die beiden oder auch Mutter“, sagte Josephine und ließ ihr Vater gehen.
 

Der ehemalige General ging in sein Arbeitszimmer. Dort nahm er erst mal einen Brandy zu sich. Als dieser ausgetrunken war, schenkte er sich direkt noch einen ein. Dann setzte er sich in seinen Sessel. Er dachte über die Worte von seiner Tochter und Frau nach. Er wusste, dass sie Recht hatte, doch hatte Oscar ihn zu sehr enttäuscht. Aber nicht mit der Tatsache, das sie André geheiratet hatte. Im Gegenteil. Etwas in ihm freute sich für die bleiben. Er konnte ihr einfach nicht verzeihen, dass sie sich auf die Seite des Volkes gestellte hatte. Hätten alle Adligen zusammengehalten, wäre es nicht so weit gekommen. Das dachte er sich zumindest.

Ein Gedanke überkam ihn, ob es vielleicht besser war, das er wieder nach Italien gehen sollte. Denn alle waren glücklicher, als er noch nicht da war. Er ist nur zurückgegangen wegen Emilie. Aber er glaubte, dass sie ihn nun auch nicht mehr liebte. Aber er hatte noch Gefühle für sie, trotzdem war er es ihr nicht schuldig das sie glücklich war. Mitten in der Nacht stand sein Entschluss fest, er würde das Land für immer verlassen.
 

Am nächsten Morgen stellte er dann seinen Entscheidung vor, und verschwieg den Grund. Emilie und auch Josephine glaubten nicht, was sie gerade hörten.

„Aber warum?“, fragte seine Gattin.

„Ich halte es für besser“, antwortete er nur.

„Wann wollt Ihr denn abreisen?“, erkundigte sich Josephine.

„Direkt nach Weihnachten.“

„Vater, falls ich Euch gestern verletzt haben sollte, tut es mir leid. Aber ich finde, es waren Worte, die mal gesagt werden mussten. Bitte überlegt es Euch nochmal“, sagte seiner Tochter.

„Nein, mein Entschluss steht fest!“

Für Emilie war es zu viel. Sie stand auf und verließ das Zimmer. Tränen liefen ihr über das Gesicht.

//Warum will er mich nun wieder alleine lassen?//, fragte sie sich. Sie konnte es nicht fassen. Sie wollte doch nur, das sie endlich eine Familie waren. Doch dies schien immer weiter entfernt zu sein.

Am laufe es Tages suchte sie nochmal ihren Mann auf, um mit ihm zu reden.

„Du hast bei deinem Wiedersehen versprochen, das du mich nicht mehr verlässt und nun willst du wieder nach Italien gehen. Warum? Liebst du mich denn nicht mehr?“, fragte sie, wobei sie wieder anfing zu weinen.

„Doch natürlich liebe ich dich, Emilie. Ich hätte mir auch keine bessere Frau und Mutter für meine Kinder vorstellen können“, sagte er und nahm sie in den Arm.

„Außer ich hätte einen Sohn bekommen“, scherzte sie und genoss die Nähe ihres Mannes.

Dieser lachte nur.

„Bitte bleib hier. Ich werde auch alles tut, was du wünscht“, flehte sie ihn an.

„Gut, ich werde nicht gehen“, gab er nach. Denn er merkte selber, das er es nicht über das Herz brachte seine Frau zu verlassen.
 

„Gut, ich werde nicht gehen“, gab er nach. Denn er merkte selber das er es nicht über das Herz brachte seine Frau zu verlassen.

Ein besonders Geschenk

Das Weihnachtsfest war im vollen Gange. Wie in den letzten Jahren auch, feierte die Familie Grandier bei ihrer Verwandtschaft und Arbeitgeber zugleich.

Eine große Tafel war aufgebaut und alle saßen an dieser und nahmen das Festessen zu sich. Es wurden auch keine Unterscheide gemacht. Selbst die Kinder mussten nicht an einen extra Tisch. Nachdem alle gesättigt waren, wurde schnell alles umgebaut, das nun auch getanzt werden konnte. Dieses wurde von allen freudig angenommen.

Emilie hatte an diesen Tag nur ihre jüngste Tochter im Blick und das brach ihr fast das Herz. Zu gerne wäre sie zu ihr gegangen und hätte sie in ihr Arme geschlossen und das nicht nur, weil sie heute 40. Jahre alt wurde. Aber sie konnte es nicht, auch mit ihren Enkelkindern hätte sie sich gerne unterhalten. Jetzt erst wurde ihr bewusst, wie schwer es ihr fiel. Sie sah zu ihrem Mann, den das alles scheinbar nicht interessierte und über das Fest nur den Kopf schüttelte. Doch Josephine könnte ihre Mutter verstehen und das zeigte sie ihr auch durch sanfte Blicke.
 

Auch Oscar ließ es alles nicht kalt, im Gegenteil. Sie kämpfte mit sich selber nicht einfach zu ihren Eltern zu gehen. Aber sie ließ es um den anderen nicht das Fest zu ruinieren. André fiel es natürlich auch auf. Er hatte ihr auch schon angeboten, dass sie gehen könnten, wenn sie es wünschte. Doch Oscar wollte bleiben. Sie merkte selber, dass es ihren Kindern schwer fiel. Ihre geliebte Oma nicht ansprechen zu dürfen. Aber zugleich mit ihr Cousine spielen konnten.
 

Es war schon etwas später am Abend, als Katharina zu ihrem Opa ging. Cecelia, die ihr gefolgt war, blieb etwas weiter weg stehen.

„Großvater, habt Ihr eigentlich schon gesehen, was ich heute geschenkt bekommen habe?“, fragte ihn Katharina.

Er setzte sich und nahm seine Enkelin auf den Schoss.

„Nein“, antwortete er.

Sie holte ihre Puppe hervor und zeigte ihm das neue Kleid, was diese trug.

„Das ist aber schön“, sagte der ehemalige General.

„Ich finde das, was Cee bekommen hat besser. Komm doch her und zeig es mal unserem Großvater“, sprudelte es aus ihr heraus, ohne zu wissen was sie da sagte.

Dieses eine Wort traf Reynier auf eine Art.

„Ich weiß nicht“, kam es verlegen von ihr nur.

„Bitte“, bat sie.

Cecilia gab nach und ging vorsichtig auf ihn zu und gab ihn die Puppe. Dieser nahm sie entgegen und sah sich das Kleidchen an.

„Ich finde beide schön“, gestand er.

Nun fiel sein Blick auf Marius, der neben seiner Schwester stand.

 

Oscar, die sich gerade mit Josephine unterhielt, sah auf einmal das Ganze.

„Es tut mir leid. Aber ich muss eben“, sagte die Jüngere von beiden.

Jossi drehte sich automatisch um und entdeckte das gleiche.

„Nicht, Oscar!“, stoppte sie sie.

„Vielleicht tut das ganz gut. Es scheint ja nicht das er darüber verärgert ist und wenn, können wir immer noch einschreiten.“

„Ich habe den beiden gesagt, sie sollen sich von ihm fernhalten.“

„Es sind Kinder...“

André merkte, dass seine Gattin aufgebracht war und ging zu ihr. Die Frauen deuteten auch die Szenerie.

„Ich gebe Josephine recht, warten wir ab was passiert“, stimmte er ruhig zu.
 

„Was hast du denn bekommen?“, sprach Reynier sein Enkel an.

„Ich habe Glasmurmeln bekommen“, antwortete er höflich und holte sie aus der Hosentasche.

Vorsichtig nahm der ehemalige General eine und sah diese sich an.

„Die sind aber schön.“

„Ja aber...“, kam es traurig von den Jungen.

„Er hätte lieber einen Zinnsoldaten gehabt“, mischte Katharina sich mit ein.

„Ist das wahr?“

Marius nickte nur und sagte dann „Aber die sind teuer... das sagte Mama und Papa.“

„Aber vielleicht bekommst du dann einen zum Geburtstag“, versuchte er seinen Enkel zu trösten.

Aber im gleichen Moment fiel ihm ein, das er gar nicht wusste, wann dieser überhaupt war. Das gehörte nicht zu seiner Art. Denn er wusste von jedem in der Familie den Geburtstag.

„Das dauert noch lange“, sagte Marius.

„Oh oh“, kam es von Katharina und sprang von den Schoß ihres Opas.

„Ich habe ganz vergessen Tante Oscar zu gratulieren“, sagte sie weiter und rannte drauf los.

„Frohe Weihnachten“, wünschten Cee und Marius noch bevor sie gingen.

 

Auch Emilie sah alles aufmerksam mit an und im Gegenteil zu den anderen, konnte sie sogar hören was gesagt wurde. Sie kannte auch ihren Mann zu gut, um zu wissen, was nun im ihm vorging.
 

Später im Anwesen der Jajayes saßen Reynier und seine Gattin kurz bei einem Glas Rotwein zusammen. Ihr blieb nicht verborgen, das ihr Mann seit dem Gespräch mit den Kindern nachdenklicher geworden war.

„Wie alt sind eigentlich die beiden?“, fragte er.

„Cecilia ist fünf und Marius vier. Warum fragst du?“

„Nur so“, antwortete er ihr.

„Was hast du eigentlich zu Weihnachten verschenkt?“, wollte er nun wissen.

„Katharina habe ich etwas für ihr Puppenhaus gekauft was sie in England hat“, erklärte sie ihm.

„und den anderen?“

Nun sah sie ihn mit großen Augen an und senkte das Haupt: „Gar nichts. Ich wollte, aber ich habe es doch lieber sein lassen.“

„Mmmmh“, sagte er und erhob sich.

„Geh bitte morgen etwas holen. Für das Mädchen wird dir schon was einfallen und den Jungen einen Zinnsoldaten“, fügte er hinzu und ging.

Emilie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Konnte es wirklich sein, das die Kinder das Herz von ihm erweichen konnten?
 

Gleich am nächsten Morgen machte sie sich auf den Weg um die Geschenke für ihre Enkelkinder zu holen. Es dauerte nicht lange und sie fand das Richtige. Cee sollte eine Bettchen für ihre Puppe sein und für ihren Bruder den heißgeliebten Zinnsoldaten. Kaum hatte sie bezahlt, fragte sie sich wie nun die Sachen zu ihren neuen Besitzer kommen sollten. Kurz überlegte sie die Geschenke persönlich vorbeizubringen, aber entschied sich dann doch dagegen.

Zuhause suchte Emilie ihren Mann auf und fragte ihn, ob Josephine es den Kindern geben sollte.

„Nein, ich habe nichts dagegen, das die beiden herkommen. Ich will nur nicht ihre Mutter sehen“, antwortete er.

„Heißt es, dass sie uns besuchen dürfen?“, fragte sie vorsichtig nach.

„Ja“, kam es knapp von ihm.

Emilie konnte ihr Glück nicht fassen und beschloss schnell zu ihnen zu fahren.

André war schon zu Hause und war sehr verwundert, als er seine Schwiegermutter mit einer Kutsche vorfahren sah. Sie teilte ihm die Entscheidung von ihrem Mann mit. Auch der Dunkelhaarige glaubte kaum was er da hörte und dachte das gleiche wie Emilie in diesem Augenblick. Es ist der erste Schritt zu einer Versöhnung. Natürlich erlaubte André dass die Kinder zu ihrem Großvater durften. Schnell zog er die beiden nochmal um und gab ihnen noch ein paar Regeln mit.

Marius und Cee schauten mit großen Augen auf das Anwesen. Denn sie waren zu ersten Mal hier, denn sonst kam ihre Oma zu Besuch.

Auch im Haus hörte das Staunen nicht auf. Im Gegenteil, den so ein feines und vornehmes Gebäude hatten sie noch nie gesehen. Vorsichtig folgten sie ihrer Großmutter und hofften, dass sie nicht kaputt machten.

Emilie klopfte an der Tür von dem Arbeitszimmer ihres Mannes an.

„Her rein“, schrie er und Marius und seiner Schwester zuckten sofort zusammen.

„Reynier, unser Besuch ist da“, sagte sie liebevoll und betrat den Salon, wobei sie die Kinder vor sich hatte.

„Guten Tag“, sagte er und senkte seine Stimme.

„Es freut uns, dass wir Euch besuchen dürfen“, kam es von Cee.

„Ich freue mich auch“, antwortete er und wandte sich dann seiner Frau um: „Bring sie bitte in den Salon, ich komme auch sofort.“

„Komm Kinder“, sprach Emilie und verließ mit den beiden das Zimmer.

Marius und Cee amtete erleichtert auf und folgte weiter ihrer Oma.

Dort wartete schon Tee und auch leckerer Kuchen. Der Junge entdeckte, dass zwei Geschenke noch ungeöffnet da lagen.

„Wollte einer nicht wissen was sich in ihnen befindet?“, fragte er nach.

Emilie lächelte und wollte gerade etwas sagen, als Cee ihren Bruder zurechtwies: „Sei nicht so neugierig!“

„Ich würde nie eine Geschenk liegen lassen“, maulte er.

Cee wollte gerade etwas erwidern, als die Tür sich öffnete und der ehemalige General das Zimmer betrat.

Er setzte sich direkt neben seine Frau und nahm sich ein Stück von dem Kuchen. Denn fing er an sich mit seinen Enkelkindern zu unterhalten. Es waren Kleinigkeiten, aber trotzdem hörte er aufmerksam zu und merkte schnell, dass diese Kinder gut erzogen waren, vielleicht besser als andere seiner Enkelkinder. Dann übergab Emilie endlich die Geschenke. Beide konnten nicht glauben, dass es wirklich für sie war. Sofort lösten sie das Band um zu sehen, was da drin steckte. Cee freute sich über das Bettchen und fiel ihrer Großmutter um den Hals.

Marius starrte noch immer auf den Karton. Er konnte es einfach nicht glauben. Sein erste Zinnsoldaten. Sonst hatte er immer mit den von Sohn von Madame Villfort gespielt. Doch jetzt hat er selber einen.

„Ist er nicht richtig?“, fragte Reynier nach.

„Doch. Ich danke Euch aber...“, mehr kam nicht aus ihm raus, denn schon liefen ihm die Tränen der Freue über die Wange. Schnell wische er sich diese weg, denn es war ihm zu unangenehm, dass ihn sein Opa so sah.

Der ehemalige Graf freute sich, das er ihn so eine großen Wunsch erfüllen konnte.

„Darf ich ihn mir mal ansehen?“, fragte er nach.

„Natürlich“, antwortete Marius und nahm ihn ganz vorsichtig aus dem Karton.

„Weißt du das er fast genauso aussieht, wie den Ersten den ich deiner Mutter geschenkt habe?“

Emilie sah verwundert zu ihrem Mann. Sie hätte nicht gedacht, das er von Oscar spricht oder sich daran noch erinnern konnte.

„Nein.“

„Sie hat ihn sehr gerne gehabt und dann war er auf einmal verschwunden. Genauso wie ihr rotes Messer und den Kreisel...“, erklärte er den Kindern und war mit den Gedanken in der Vergangenheit.

Er wusste noch wie Oscar sich über den kleinen Soldaten gefreut hatte und mit ihm sofort gespielt hatte. Ihre Schwestern rannten immer mit der Puppe auf den Arm durch das Haus und Oscar mit ihrem Lieblingsspielzeug.

Katharina, die mit ihrer Mutter sich ein Haus angesehen hatte, betrat nun den Salon. Sie wusste, dass ihre Cousine und Cousin da waren und hoffte sehr sie nicht zu verpassen.

„Großmutter, Großvater, dürfen wir hinausgehen und einen Schneemann bauen?“

„Von mir aus“, sagte Emilie und blickte zu den beiden.

Cee schien ganz begeistert von der Idee zu sein im Gegensatz zu ihrem Bruder.

„Ich passe auf dein Geschenk auf“, sagte sie und schon zauberte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Ganz vorsichtig legte er in zurück in der Verpackung und reichte sie seiner Oma und schon liefen die Kinder los.

Der ehemalige General zog sich nun wieder in sein Arbeitszimmer zurück. Dort sah er sich wieder seine Unterlagen, an doch das Kinderlachen nahm ihm etwas die Konzentration. Dann erhob er sich und beobachtete seine Enkel. Von hier aus fühlte er sich in der Zeit zurückversetzt. Er hatte das Gefühl das eher Oscar, André und Josephine einen Schneemann versuchten zu bauen. Ein Lächeln zauberte sich bei ihm auf das Gesicht. Wie gerne hätte er ihnen gerne geholfen, aber hatte nie Zeit dazu. Doch nun hatte er diese und schon machte er sich auf den Weg.

Erst bemerkten sie ihren Großvater nicht, doch dann blieben sie erst mal still stehen. Aber als sie merkten, dass er mitmachte freuten sie sich.

Als er endlich fertig war, sahen sie sich stolz ihr Meisterwerk an. Katharina rannte schnell ins Haus um Kohle und eine Möhre zu holen, um ihn perfekt zu machen.

Marius formte heimlich einen Schnellball und bewarf dann seine Schwester. Diese holte sofort zum Gegenschlag aus. Nur traf sie nicht ihren Bruder, sondern ihren Großvater. Sie schlug die Hände vor das Gesicht und entschuldigte sich sofort bei ihm. Als Antwort bekam sie selber einen ab und schon begann eine wilde Schlacht.

 

Josephine, die zusammen mit ihrer Mutter im Salon saß, blickte aus dem Fenster. Es verschlug ihr die Sprache, was sie beobachtete.

„Was ist?“, fragte Emilie besorgt.

„Das glaubst du nicht“, sagte sie und deutete auf das Fenster.

Die Ältere von beiden erhob sich und trat zu ihrer Tochter. Als sie es entdeckte, zauberte sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

„Er hat sie doch gern“, kam es von ihr leise, da es nur für sie bestimmt war.

Doch hörte es Josephine und nickte zustimmend. Sie selber fragte sich warum er nie so als Vater hatte sein können...

 

Abends erzählten die Geschwister sofort von ihren ganzen Erlebnissen mit ihren Großeltern. Cee wusste nicht was für sie besonders war, aber ihr Bruder ganz genau, seinen Zinnsoldaten.

Oscar berührte es sehr dann das hatte sie sich sehr gewünscht dass er wenigsten ihre Kinder anerkannte.

Die Versöhnung

Die Jahre zogen ins Land. Doch hatte Oscar immer noch keinen großen Kontakt zu ihren Eltern. Aber sie freute sich immer, wenn ihre Mutter ihre Kinder zu den wöchentlichen Besuchen abholte. Es hatte sich so eingespielt, dass die beiden immer zu ihren Großeltern kamen. Cee lernte bei ihrer Oma Stricken, sticken und sonstige Handarbeiten. Marius übte mit seinem Großvater oder hörte aufmerksam zu (Komma) wenn er über Erlebnisse berichtete.

Aber über ein Thema wurde nie geredet. Über Oscar. Ihr Name fiel mal kurz, aber das war es auch schon.
 

Reynier hatte immer wieder gehofft, das es wieder zu „seinem alten“ Frankreich finden würde. Aber leider merkte er, dass es nie wieder so sein würde. Auch fühlte er sich gesundheitlich etwas schlechter. Auch der Arzt konnte nichts finden und schob es auf das Alter. Doch er wusste, das es nicht daran lag.

Er merkte es, das er immer schnell außer Atem war, wenn er mit Marius Fechten übte. Nach nur wenigen Minuten brauchte er eine Pause. Auch nahm er wie früher die gleiche Nahrung zu sich und wog immer weniger. Das waren Zeichnen, die ihm dann doch etwas Sorgen bereiteten.
 

In seinem Arbeitszimmer gab er sich seine Gedanken hin. Alle seine Töchter waren versorgt und sogar deren Kinder. Nur um eine Person machte er sich besonders Gedanken. Emilie. Sie waren laut Gesetz nicht verheiratet. Was würde mit ihr passieren,wenn er irgendwann nicht mehr wäre? Schnell griff er zu Feder und Papier und verfasste sein Testament. Er schrieb, dass Emilie alles erben sollte, so wusste er dass sie versorgt war. Doch wusste er auch, dass es nicht für immer reichen würde.

Am nächsten Tag machten die beiden einen kleinen Sparziergang durch ihren kleinen Garten.

„Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?“, fragte er nach einer Weile.

„Als ob ich es vergessen würde... Du warst von allen jungen Männern der Stillste und der Attraktivste auf dem Ball in Versailles“, antwortete sie und drückte sich an ihn.

„Du warst die hübsches Frau“, sagte er und schloss sie ihn den Arm und küsste ihr Haupt.

„Alle dachten, dass es nie gut gehen würde. Aber auch wenn wir unseren Höhen und Tiefen hatten, haben wir es gut gemeinsam geschafft“, kam es weiter von Reynier.

„Ja, aber jetzt würdest du mich auch nicht mehr los werden“, neckte sie ihn leicht.

„Das will ich auch gar nicht. Ich liebe dich noch immer“, sprach er, blieb stehen und griff liebevoll ihre Hand.

Emilie sah ihn an und wusste sofort was er sie fragen wollte und platze aus ihr heraus: „Ja, ich will dich nochmal heiraten.“

Überglücklich nahm er seine Frau in die Arme und küsste sie leidenschaftlich.

„Nur ein Wunsch habe ich“, kam es dann von ihr.

„Welcher wäre es?“

„Ich will, dass nur wir und die Trauzeugen bei der Hochzeit dabei sind. Mehr nicht. Denn auch ich werde älter und will keine große Feier mehr ausrichten müssen“, erklärte sie ihm.

„Einverstanden, nur wenn von unseren Freunden oder Kindern willst du als Trauzeugen haben?“, fragte er nach und legte seine Arme um ihr Hüfte.

Kurz überlegte sie und dann sagte sie: „Ich weiß, es würde dir nicht gefallen, aber es wäre das einfachste. Oscar und André. Sie wohnen hier und so brauchen wir keinen einladen. Wenn wir Josephine nehmen, beschweren sich nur die anderen. Bitte Reynier, es wäre ja nur für die Trauung.“

Er wandte sich von ihr ab.

//Nein, alle nur nicht sie//, dachte er sich. Aber gleichzeitig wusste er, dass es die einfachste Methode wäre.

„Gut, wenn du es so willst“, antwortete er ihr und ging davon.
 

Ein paar Monate vergingen und nun sollte der große Tag sein. André und Oscar dienten als Trauzeugen. Sonst waren nur noch die Kinder anwesend. Wie Emilie es sich gewünscht hatte, war es eigentlich nur eine Formalität. Sie gingen alle rein und unterschrieben. Cee war am meisten enttäuscht, den sie hatte sich eine Hochzeit anders vorgestellt.
 

Abends saß Oscar in ihrem Sessel mit ein Glas Wein in der Hand und starrte in das Feuer.

„Unsere Kinder schlafen jetzt endlich“, sagte André und nahm sich auch ein Glas.

„Cee redet die ganze Zeit davon, wie ihre Hochzeit denn mal sein sollte. Aber ich sagte ihr, dass bis dahin viele Jahre vergehen werden. Das hoffe ich zumindest. Um ehrlich zu sein, will ich mir darüber noch keine Gedanken machen“, kam es lachend von ihm und setzte sich zu seiner Gattin.

„Ja, ich auch nicht“, sagte sie nur.

„Was beschäftigt dich“, fragte er nun.

„Mein Vater... ich fand, er sieht nicht gut aus, als wäre er Krank und das beunruhigt mich“, gestand sie ihm.

„Das ist mir auch aufgefallen. Ich hoffe, dass es nichts Schlimmes ist. Aber der Jüngste ist er auch nicht mehr...“, sagte er und nahm ihre Hand.

„Ich weiß, aber trotzdem...“

„Das versteh ich“, kam es nur von ihm und schloss sie in den Arm.
 

Ein weiteres Jahr ging ins Land. Der ehemalige General fühlte sich immer schlechter und wurde auch immer schwächer. Doch sein Arzt wusste keinen Rat. Nun wo sein Patent im Sterben lag, erkannte er die Erkrankung.

„Es tut mir leid, Monsieur Jarjayes, aber sie haben Krebs im Darm. Deshalb auch dieser Gewichtsverlust und Eure Probleme mit Eurem Stuhlgang. Es gibt leider nichts, was ich für Euch tut kann“, sagte der Mediziner und räumte seine Sachen zusammen.

Reynier konnte nicht glauben, was er gerade hörte. Auch Emilie, die mit im Zimmer saß, begann zu weinen.

„Wie lange meint Ihr habe ich noch?“, fragte der ehemalige Graf.

„Das kann ich Euch leider nicht sagen“, kam es ehrlich vom Arzt.

Als Antwort erhielt er nur ein Nicken.

„Kann man denn wirklich nicht machen? Gibt es nicht einen Fachmann für diese Krankheit“, schaltete sich nun Emilie ein.

„Nein Madame, ich muss Euch leider enttäuschen, gegen Krebs, in welcher Form auch immer, hilft nichts...“

Das brachte sie nun noch mehr zum Weinen. Sie wollte ihren Mann noch nicht für immer verlieren. Sie liebte ihn doch.

Nachdem sich der Mediziner verabschiedet hatte, bat Reynier seine Gattin allen seinen Töchtern Bescheid zu geben. Denn er wollte alle noch ein letztes Mal sehen.

Seine Frau erfüllte diesen Wunsch und verließ das Zimmer, um seinen Willen zu erfüllen. Als er endlich alleine war, blickte er zum Fenster und merkte er wie nun auch ihm Tränen über seine Wangen liefen. Er schämte sich selber für seine Gemahlin zu weinen.
 

Alle Briefe waren fast fertig, jedoch über dem Letzten zerbrach Emilie sich ihren Kopf. Sie hatte keine Kraft mehr diesen auf zusetzten. Auch wusste sie nicht, was sie schreiben sollte. Denn er war für Oscar. Die ehemalige Gräfin zerknüllte das Blatt und rief einen Dienstboten, der die Kutsche fertig machen sollte.

Nur wenige Minuten später stand sie für Oscars Tür.

„Großmutter kommt“, rief Cee freudig und rannte auf sie zu.

Auch Marius kam sofort an.

Doch als sie das Gesicht von ihrer geliebten Oma erblickten,blieben sie schlagartig stehen. Auch Madame Grandier merkte, dass etwas nicht stimmte.

„Kinder, holt bitte euren Vater“, sagte sie und ihre Nachkommen liefen davon. Aber sie blickten trotzdem nochmal zu ihrer Großmutter.

Sie sahen, wie sich die beiden Frauen umarmten und scheinbar ihre Oma weinte.

Aus Emilie sprudelte es nur so raus. Oscar konnte nicht glauben, was ihre Mutter ihr gerade mitteilte. Sofort liefen auch bei ihr die Tränen. Zu gerne wollte sie nun zu ihrem Vater. Aber wusste sie auch, das er immer noch zu stolz war sie zu empfangen. Emilie bestätigte es, aber versprach ihr alles weiter mitzuteilen. Noch bevor André zu Hause war, war sie auch schon wieder weg. Aber auch ihn nahm die Nachricht sehr mit. Nun mussten sie es ihren Kindern noch schonend beibringen. Diese konnten es sich gar nicht vorstellen. Marius nahm es sehr mit, den er mochte seinen Großvater sehr. Er hoffte ihn noch einmal sehen zu können.
 

Der Tag um Abschied zu nehmen, kam schnell. Viel zu schnell für alle. Alle seine Töchter mit ihren Männern waren angereist. Zusammen standen sie um sein Bett. Nur Emilie saß bei ihm. Er war sehr blass und nur noch Haut und Knochen. Es war für alle Beteiligten kein schöner Anblick.

„Ach meine Töchter, ich habe euch alle so lieb. Auch wenn ich nie ein guter Vater war“, kam es leise von Reynier.

„Das stimmt doch nicht“, sagte Marie Anne und ergriff seine Hand.

„Wir könnten uns Keinen besseren vorstellen. Ihr wart doch immer sehr liebevoll zu uns“, meldete sich Josephine zu Wort.

„Nein, das war ich nicht.“

„Doch und wir lieben Euch alle sehr“, sprach nun Clautilde.

„Ich liebe euch auch. Aber eine fehlt doch. Wo ist sie denn?“, fragte er und suchte seine Jüngste.

„Hortense hat uns doch schon verlassen, Vater“, kam es von Josephine.

„Ich weiß, aber wo ist Oscar? Warum ist sie nicht da?“

„Ich dachte, das du sie nicht sehen willst“, sagte Emilie sanft und drehte sich zu ihren Schwiegersöhnen Hilfesuchend um.

Der Mann von Josephine verstand sofort, nickte ihr zu und verließ das Zimmer.

„Sie wird gleich hier sein. Jean holte sie eben“, versuchte Emilie ihren Gatten zu beruhigen.
 

Oscar stand in der Küche, als sie die Kutsche ihrer Eltern erblickte. Sie ließ den Teller, den sie in der Hand hatte, fallen. Denn sie wusste, dass es nur eins bedeutete.

André, der mit zu Hause war, erhob sich und als er dasselbe erblickte, ahnte schon welche Nachricht sie nun erwartete. Oscar ging zur Tür und öffnete diese.

„Schnell! kommt mit. Dein Vater will dich sehen. Bitte, wir dürfen keine Zeit verlieren“, rief er aus der Kutsche.

Schnell stieg die gesamte Familie Grandier zu ihm und fuhr zu dem Anwesen. André brachte sie zu ihren Cousinen und Cousins zum Spielen. Dann betrat er auch das Schlafzimmer von seinem Schwiegervater, wobei er sich mehr hinten aufhielt.

„Hier bin ich“, sagte Oscar und griff seine Hand. Dabei begann sie zu weinen, denn er sah schlimmer aus, als sie gedacht hatte.

„Ach Oscar, mein Tochter, bitte verzeih mir, dass ich immer so stur war“, sagte er und legte seine Hand auf ihre Wange.

Sanft lehnte sie sich dagegen.

„Ich war es doch auch“, kam es von ihr.

„Du warst immer meiner Lieblingskind und ich freue mich, dass du nun so glücklich bist. Auch könnte ich mir kein besseren Mann für dich vorstellen als André.“

„Habt dank für diese lieben Worte.“

„Bitte verzeih mir.“

„Das tue ich, aber Ihr mir auch.“

„Ja“, röchelte er.

Alle sahen diese rührende Szene, das nun auch dieser Streit endlich beiseite war. Denn Anwesenden liefen die Tränen und so merkte auch keiner, wie Marius sich in das Zimmer geschlichen hatte. Leise ging er zu dem Bett und stellte sich zu seiner Mutter.

„Großvater, bitte werdet wieder gesund“, sagte er und kletterte auf das Bett.

André kam nun näher, um seinen Sohn zu holen.

„Ich glaube, diesen Wunsch kann ich dir nicht erfüllen“, erklärte Raynier und strich seinem Enkel über die Haare.

„Aber wer übt denn mit mir? Mit Euch hat es viel mehr Spaß gemacht.“

„Das tut mir leid.“

Dann wurde Marius schon von André gepackt und nach draußen getragen.

„Wiedersehen Großvater. Ich hab dich lieb“, rief er noch schnell, bevor die Tür sich schloss.

Diese Worte zauberten nochmal ein Lächeln auf sein Gesicht, bevor er für immer einschlief.

Emilie merkte, wie seine Hand leblos wurde.

„Reynier? Bitte, du darfst mich nicht verlassen“, schrie sie.

Oscar und ihre Schwestern sahen zu ihrem Vater und begannen erneut zu weinen. Jede wurde von ihrem Mann in die Arme genommen,nur Emilie legte sich zu ihrem Gatten. Bis sie von Jean und André aus dem Zimmer getragen wurde.
 

Oscar und ihr Mann kümmerten sich auch noch nach der Beisetzung von ihrem Gatten um Emilie. Nur langsam kam sie über den schweren Verlust hinweg. Aber es machte sie glücklich, dass sich ihre Tochter und Reynier versöhnt hatten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  She-Ra
2013-10-19T16:30:46+00:00 19.10.2013 18:30
Nun komme ich endlich dazu, mal auch meinen Kommi zu deiner FF zu hinterlassen ;)
Kennst mich ja, wenn ich es sage, mache ich es auch.
Aber btt.
Deine Idee fand ich schon toll und einige Kommentare von mir allein bezüglich Alain, kennst du ja bereits XD
Es gibt wirklich sehr schöne Sequenzen in deiner FF und ich kann mich jedenfalls gut in die Geschichte hineindenken. Das mag ich persönlich gern, wenn ich das Gefühl habe, soetwas wie ein Beobachter zu sein.
Manche würden bestimmt sagen, das vielleicht hier oder da noch Dialoge fehlen, aber ich finde die Mischung, so wie du es umgesetzt hast gut.
An manchen Stellen dachte ich auch, huch da ist viel Zeit vergangen. Aber da ich es selber vom Schreiben her kenn und wir uns da einig sind, niemand erlebt jeden Tag in seinem Leben immer wer weiß was. Auch Oscar hätte ein normales Leben sogesehen gehabt, aufstehen, anziehen, essen, arbeiten, schlafen. Und unter diesem Aspekt finde ich die Zeiträume, über die du schreibst, sehr gut.
Und was dein Adult Kap angeht, so schlecht fand ich es nicht ;) Mir geht sowas immer recht leicht von der Hand, aber wenn ich da gerade den einen Kommi lese...
Man darf nicht vergessen, André ist auch nur ein Mann. Er wird/wurde immer als unschuldig dargestellt und ein Kerl, Mitte 30, zum ersten Mal Sex... geht bestimmt nicht über nen langen Zeitraum ;)

Also Fazit Röschen. Weiter so, wir wollen mehr lesen ;)
Vor allem schaffst du es ja mit deinen Kaps meine Spätschichten zu verschönen XD
Antwort von:  weisserose
20.10.2013 19:19
ich danke dir für dein Kommi und auch das du mein Betaleser warst.
Ich freu mich das dir die ff gefallen hat. Klar man kann es nicht jeden recht machen. Ich hoffe das ich mit der nächsten ff aber allem gerecht werde.

Dann bekommst du auch wieder etwas für deine Nachtsicht.
Von:  Engelchen
2013-10-10T20:43:27+00:00 10.10.2013 22:43
Ich habe gerade dein letztes Kapitel gelesen. Dabei sind mir richtig die Tränen runter gelaufen, beonders als Marius sich von seinem Großvater verabschiedet hat. Wirklich ein trauriger aber schöner Abschluss!
Antwort von:  weisserose
11.10.2013 19:49
Ich danke dir für deine liebes Kommi. Ich war erst am überlegen das mit Marius raus zu nehmen aber _Lucrezia_ meinte das ich es drine lassen soll.
Von: abgemeldet
2013-10-05T18:37:47+00:00 05.10.2013 20:37
Ich finde du solltest deine Kapitel unbedingt Beta-lesen lassen! Sicher, auch meine FFs sind nicht fehlerfrei... Aber gerade in diesem Kapitel sind krasse Fehler. Welche, die die Tragik deiner Geschichte teilweise ins lustige ziehen. Das finde ich sehr schade, denn man merkt wie viel Mühe du dir gegeben hast die Gefühle und Stimmung aller Beteiligten zu beschreiben.
Antwort von:  weisserose
06.10.2013 12:33
Ich habe eine Beta leser besonders da ich eine Lese rechschreibschwäche habe. Ich habe nur aus verstehen die falsche datei kopiert. Es ist mir erst aufgefallen als ich es abgeschckt habe und dann könnte ich es nicht ändern erst als es freigeschaltet ist. Es war nur ein dummer fehler von mir aber eigentlich hätte es dir auffallen muss da in meinen anderen Kap nicht solche Fehler drinen waren.
Von:  Engelchen
2013-07-16T14:27:56+00:00 16.07.2013 16:27
Schön das Andre sie nicht alleine gelassen hat. Das passt irgendwie zu den beiden das sie bei der Geburt von ihrem Kind beide mit dabei sind.
Ich freu mich auf weitere Kapitel, vor allem weil ich neugierig bin wie Oscar als Mutter ist.
Oscar mit einem Babby ist für mich noch ziemlich ungewohnt. ;-)
Von:  LadyRose
2013-07-15T12:32:35+00:00 15.07.2013 14:32
Es wundert mich, dass Oscar sich plötzlich so gut in ihrer neuen frauenrolle einfindet. Hätte gedacht Andre hätte es mit ihr schwieriger ;-) ! Bin gespannt wie es weiter geht. LG
Von:  Engelchen
2013-07-12T14:49:32+00:00 12.07.2013 16:49
Ich finde das die erste Liebesnacht zwischen Oscar und Andre sehr realistisch geschildert war. Oscar ging es darin wie den meisten Frauen beim ersten Mal. Mit Oscars Schwangerschaft ging es mir allerdings auch ein wenig zu schnell.
Vor allem bin ich froh das ihre Mutter überlebt hat.
Auch bin ich neugierig darauf wie Oscar als Erzieherin wohl so ist. Sicher ist sie dabei "unvergleichlich."
Antwort von:  weisserose
12.07.2013 21:11
Danke für dein Kommie. Das mit der Schwangerschaft müsste leider etwas schneller gehen da sie ja schon 34 Jahre alt ist und das war damals nicht so ungefährlich wie heute zu Tage.
Von: abgemeldet
2013-07-12T10:42:18+00:00 12.07.2013 12:42
Wow. Irgendwie ging das jetzt schneller als erwartet…

Eigentlich sollte es für die beiden doch ein wunderbarer Moment sein?! Aber ich habe den Eindruck, dass sie es nicht sonderlich genießen konnten. Es wirkte etwas gezwungen und mir fehlen leider die Emotionen. 

Du hast es bisher immer sehr interessant gemacht, aber in diesem Kapitel war alles so vorhersehbar… Auch finde ich es schade, dass du gleich danach einige Monate vorausspringst. Hier hättest du etwas mehr Spannung aufbauen können.

Trotzdem: Ich verfolge deine FF schon lange. Was mir besonders gefällt, sind diese kleinen Momente, in denen man immer wieder kichern muss. Wie auch in diesem Kapitel die Stelle mit Mercedes. Einfach nur genial!

Ich hoffe du schreibst bald weiter!
Viele Grüße
Antwort von:  weisserose
12.07.2013 21:15
Danke für deine liebe und ehrliche Worte. Ich muss leider gestehen das es mein erstes adlut Kap ist und ich einfach sowas nicht schreiben kann. Es tut mir leid.

Ich nehme mir gerne dein Rat an aber manchmal fehlen auch einfach die Idee...
Ich hoffe das ich dich nicht weiter enttausche.
Antwort von: abgemeldet
12.07.2013 22:54
Das kann ich gut verstehen. Bei meinem ersten Adult-Kapitel habe ich auch Blut und Wasser geschwitzt. Irgendwie legt man damit ja auch seine eigene Seele frei.

Ich werde deine FF auch weiterhin verfolgen, denn deine Ideen sind mitreißend. Lass dich von meinem Kommentar nicht entmutigen. Man kann nicht immer den Erwartungen der anderen gerecht werden. ;)
Von:  Engelchen
2013-06-28T08:22:31+00:00 28.06.2013 10:22
Also diese anzüglichen Bemerkungen passen wirklich zu Alain. Das kann ich mir richtig vorstellen. Ich hoffe Madame de Jarjayes ist nicht ums Leben gekommen und Rosalie hat sich nur geirrt. Wenn gerade sie sterben müsste fände ich das total traurig. Ich bin schon auf das nächste Kapitel gespannt.
Antwort von:  weisserose
28.06.2013 14:00
Ja das fand ich auch das man ihn das zutrauen würde. Was denn rest betrifft kann und will ich nichts zu sagen...
Von:  Engelchen
2013-06-24T11:27:52+00:00 24.06.2013 13:27
Ich kann mir zwar wirklich nicht vorstellen das Oscar dauerhaft ein Kleid tragen soll und wie sie für Andre den Haushalt führt, totzdem oder gerade deswegen bin ich wirklich neugierig wie es weitergeht. Und wie es sein wird, wenn die beiden richtig "zu einander" finden.
Antwort von:  weisserose
24.06.2013 19:55
Danke für dein Kommi aber ich kann nur so viel sagen wie lass dich überraschen.
Von:  LadyRose
2013-06-17T14:19:22+00:00 17.06.2013 16:19
Hihi, wenn der General nur wüsste. bin gespannt wie es weiter geht. ;-)


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