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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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Ostern in Cambridge - das Du

Kieran

Draußen tat die kühle Luft gut. Er atmete tief ein und aus und bemühte sich, wieder runter zu kommen. Seine Zähne knirschten, als sich sein Kiefer in Wut schloss. Aber die Situation war vorbei. Er hatte getan, was er tun sollte und so gut, dass er eigentlich zufrieden mit sich war.

Nun gab es eine andere Baustelle, um die er sich nun kümmern musste: Dominico und diese unsägliche Wette.

Er war dem anderen einfach hinterher gegangen, ohne zu schauen, wo jener mit ihm hinwollte. Er wusste, dass er sich seinem Bruder gegenüber nicht so verhalten hatte, wie es sich gehörte. Aber wie konnte er jemandem Respekt erweisen, der ihm keinen erwies? "Ich finde 10 Pfund keinen schlechten Preis. Da hätte ich für mein Leben ausgesorgt....", meinte er dann überlegend. Doch dann wurde er ernst. "Geht ihr immer so mit Menschen um?" Er schloss einen Moment die Augen. Nein, eigentlich wollte er nicht streiten. "Entschuldigt", sagte er dann und blieb stehen. "Ich... Soll ich gehen?"
 

Dominico

Sein Bruder zeigte sich von seiner besten Seite, das merkte Nico bereits, als er ins Zimmer trat. Doch er war mittlerweile zu alt, um sich daran aufzuhängen. Das, was Alessio so widerlich machte, war die Sorge um Finley. Nico sah es in Alessandros Augen und sah es in seiner Körperhaltung. Wie er mit Kieran umsprang lag an seiner Unsicherheit gegenüber dem Arzt, den er nicht kannte - und im Endeffekt steckte noch der Mord in seinen Knochen, den er unverhofft begangen hatte. Nico konnte es kaum noch schockieren einen Mann über einem Schwert zusammensacken zu sehen, und sicher war das Blut des Rebellen den er getötet hatte nicht das erste, das an den Händen seines Bruders klebte, doch es war zweifelsohne der erste Engländer, den er in einer Gasse ermordet hatte. Nico wusste nur zu gut, was seinen Bruder umtrieb, deswegen gab er nichts mehr zurück auf die Kommentare, die Alessio ihm um die Ohren peitschte. Stattdessen zuckte er nur mit den Schultern, als Kieran zu ihm trat und der leise Hilfeschrei vom Bett sie alle drei herumfahren ließ. Nico konnte nur den Kopf schütteln und trat aus der Tür, Kieran schien zu zögern. Kein Wunder, er traute Alessio nicht über den Weg. Der hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte Fin auf dem Bett an, mit einer Mischung aus Verwunderung und unverhohlener Wut. Aber Alessio würde Fin nichts antun, nicht heute. Am ehesten wahrscheinlich gar nicht, aber wer seinen Bruder nicht kannte, der konnte das nicht aus seinem Gesicht lesen. Und dann war da noch die Wette, die Alessio natürlich hatte ansprechen müssen. Im ersten Moment glaubte er, dass Kieran nicht recht verstanden hatte, was gesprochen worden war. Doch als er hinaustrat, sah er durchaus so aus, als wisse er worum es gegangen war. Alessio hatte etwas wegen des Tees nachsetzen wollen, doch Nicos schnelle Handbewegung hatte ihn davon abgehalten und die Tür fiel hinter ihnen zu. Der lange, hohe und nur mit wenig Licht ausgeleuchtete Gang war ruhig und Nico setzte sich einfach in Bewegung. Vielleicht tat es Kieran gut, noch einmal nach Niamh zu sehen. Er nahm an, dass sich Kieran vom Wohlbefinden seiner geliebten Stute gern versichern wollte, und so traten sie kurz darauf in die kühle Nacht hinaus. Im Stall war es noch hell, doch es waren nur noch zwei junge Stallburschen für die Nachtwache da. Die Pferde standen schnaubend in der Box, knabberten am Hafer und an ein wenig frischem Gras, das sie bekommen hatten. Decken aus Filz dampften auf ihren Körpern, weil sie noch immer abschwitzten von dem harten Ritt. Auf einen Wink von Nico hin ließen die Stallburschen sie allein. Noch hatte er nichts gesagt, doch er rechnete auch mit wesentlich mehr Wut aus Kierans Mund, die wundersamer Weise nicht kam. "Mit 10 Pfund könntet Ihr wohl alles sein, was Ihr wolltet... außer vielleicht König. Aber ich glaube, das würdet Ihr nicht einmal sein wollen." Er strich Niamh über die Nüstern und lehnte sich dann an ihre Boxentür, ehe er sich Kieran wieder zuwandte. "Nichts kommt von ungefähr, Mr. Carney." Es war behindert sich so zu nennen, doch Nico beschloss vorerst beim "Ihr" zu bleiben. "Man wacht nicht eines Tages auf und wird als Kardinal mit goldenen Windeln geboren. Man ist nicht auf einmal Berater seiner Majestät. Man errichtet eine Mauer aus Selbstgefälligkeit und Arroganz, weil man sie braucht, um gegen die anderen zu bestehen. Und was könnten wir sonst mehr sein? Wir sind in diese Welt hineingeboren worden als die Söhne einer wohlhabenden Familie. Und wohlhabende Familien bringen ihren Kindern nun mal bei, genauso zu sein. Für noch mehr Reichtum, Ansehen und Macht. Man sucht sich das nicht aus, das könnt ihr mir glauben. Aber ich glaube es wäre gelogen zu sagen, man gewöhne sich nicht an gewisse Standards." Er schien kurz nachzudenken und musterte die Stute, die zufrieden kaute und sich entspannte. "Wir gehen nicht immer so mit Menschen um. Ich glaube... Ihr seht da gerade nur eine Seite der Medaille. Mein Bruder hat diesen jungen Mann genauso wenig gezwungen mit ihm zu gehen, wie ich Euch habe zwingen können. Ja, ich war beleidigt und Ihr wisst das." Er schmunzelte. "Es hat Euch vielleicht sogar gefallen. Aber ich war trotzdem aufrichtig und hätte sicher auch eure Talente und eure Kunst der Schaustellerei unterstützt, ohne mit euch ins Bett zu springen. Vielleicht hätte ich euch von dieser Wette erzählt und mit euch gemeinsam einen Plan ausgeheckt, sie zu gewinnen, ohne den Einsatz zu bringen. Aber Finley..." Nico schüttelte leicht den Kopf. "Ich war hier, ich habe sie beide gesehen. Alessio hat mit ihm gespeist und ich kam dazu. So wie er eben euch sagte, ihr wäret die 10 Pfund nicht wert, so habe ich Finley gewarnt. Wisst ihr was er getan hat? Er hat sich ausgezogen und meinen Bruder ins Bad geschleift. Ich wusste damals nicht, was er sich davon versprochen hat, aber er war freiwillig hier. Und als er ging, ebenfalls freiwillig - hat er meinen Bruder bestohlen. Sicher habt Ihr recht, wenn Ihr sagt, dass man von uns leichter stehlen kann als von Menschen, die nicht so viel Geld haben, aber macht es das deswegen gerechter? Naja, weil mein Bruder das Diebesgut zurückwollte, hat er den jungen Mann gestellt und dabei wohl aufgedeckt, was der getrieben hat. Anscheinend wusste sein Freund, Mentor oder... was auch immer er war, nichts von alldem. Soweit die Geschichte. Vielleicht habt ihr jetzt einen anderen Blick darauf."

Er ging ein Stück weiter und nahm eine der Winterkarotten, um sie Niamh in die Krippe zu legen. "Und nein, wenn Ihr nicht gehen wollt, dann müsst Ihr nicht gehen. Wenn Ihr gehen wollt, leihe ich Euch gern ein Pferd. Eure Stute sollte sich für heute ausruhen dürfen. Ich hätte Euch einen heißen Zuber anzubieten, wenn ihr wollt. Oder doch ein Glas Wein? Oder hat Euch alles, was ihr hier erfahren habt, nun doch davon überzeugt, dass ich ein wildes Tier bin?" Er meinte es im Scherz, doch etwas in seinen Augen zeigte, dass es ihm auch ein Stück weit ernst damit war.
 

Kieran

Dass sie in Richtung Stall gegangen waren, hatte ihn vermuten lassen, dass der andere wollte, dass er ging. Vor der Boxentür von NIamh blieb der andere stehen und Kieran trat ebenfalls an die Box heran, um zu sehen, dass es der Stute gut ging. Sie war einiges gewohnt, aber eine so große Distanz in der Geschwindigkeit kam eher selten vor. Dennoch hatte sie prima mithalten können und Kieran war stolz auf sein Mädchen. Diese begrüßte ihn mit einem Blubbern und kam zu ihnen an die Boxentür. Kieran strick ihr über die Stirn und kraulte sie kurz, bevor sie sich Dominico zuwandte, in der Hoffnung, etwas von ihm zu bekommen, wenn schon ihr Besitzer nur eine Streicheleinheit parat hatte. Ihr Anblick beruhigte ihn ein wenig. Es erinnerte ihn an einen Mann, der auch einen hohen Stand gehabt hatte, aber bei Weitem kein so großes... Nun, er sollte sich nicht mehr aufregen.

Als Dominico zu sprechen begann, drehte er sich leicht zu diesem, sah ihn an und hörte ihm zu, während er ihm mal wieder einen Einblick in das höfische Leben bzw. das Leben in der Wohlstandsklasse gab. Und das, was der andere da sagte, klang durchaus nachvollziehbar. Natürlich hatten diese Menschen kein einfaches Leben und viele Neider und und und, aber dennoch.. Alessandros Verhalten war wirklich heftig für ihn gewesen.

Als er dann auf die Wette zu sprechen kam, verschränkte er unbewusst die Arme vor der Brust. Er wusste nicht so recht, ob er deswegen wirklich sauer sein musste. Schließlich war er eben nicht mitgegangen und hat sich ins Bett ziehen lassen. Er war froh, dass er auf sein Gefühl vertraut hatte. Aber sollte er darauf stolz sein?

Und er glaubte Dominico, dass er ihn zu nichts gezwungen hätte. Das wusste er mittlerweile. Er war ja auch jetzt vollkommen freiwillig hier und hatte eigentlich gehofft, sich einen schönen Abend mit dem anderen Mann machen zu können. Es schien zwar nicht so, dass er ihn wirklich wieder nach Hause schicken würde, aber noch hatte ihm Dominico dahingehend nicht geantwortet. Und hatte es ihm gefallen, dass Dominico beleidigt gewesen war? Er wusste es nicht so recht. Er hatte sich so in seine Abwehrhaltung verrannt, dass er da keine Augen mehr dafür offen hatte.

Als Dominico erzählte, was an diesem Abend Finley getan hatte, warf das natürlich wirklich ein ganz anderes Bild auf die Situation. Finley hatte sich also bewusst kaufen lassen, obwohl er gewusst hatte, dass das alles nur eine Wette gewesen war. Und wieso? kleiner Rebell - das waren die Worte, die Alessandro verwendet hatte. Und langsam klingelte es bei ihm. Finley hatte allen Ernstes versucht über Sex an Informationen und etwa Geld zu kommen. Wow. Das war auch heftig. Machten die Rebellen das so?

Kieran wusste von ihnen, es war nichts Neues, dass langsam aber sicher eine neue Zeit einbrach. Die Kirche begann zu schwanken, Luther mischte alle auf. Das Bürgertum erhielt immer mehr Macht und die kleinen Leute witterten ihre Chance, etwas verändern zu können. Doch man sah auch nicht selten einige von diesen am Galgen baumeln. Henry war da ziemlich rigoros, natürlich.

Als Dominico seine Ausführungen zu Finley Geschichte beendet hatte, hing Kieran noch eine Weile seinen Gedanken dazu nach. Langsam ergab sich ein klareres Bild und die Situation eben in dem Zimmer bekam noch einen neuen Aspekt - Schulgefühle. Ob der Kardinal wirklich Schuldgefühle hatte? Hatte er ihn deswegen auf Biegen und Brechen "beißen" wollen, weil er sich Sorgen machte und seinen Frust an ihm abgeladen hat? Kaum vorstellbar, aber eine Möglichkeit. Zumindest wusste Kieran jetzt, dass er dem blonden Mann nichts tun würde. Hätte er ihn sterben lassen wollen, hätte er ihn einfach liegen gelassen. Aber wie ging es weiter? Nun, vielleicht würde er den Fortgang der Geschichte irgendwie mitbekommen. Es war spannend. Während er noch seinen Gedanken nachgegangen war, bekam er nur am Rande mit, dass der andere ihn nicht wegschickte, sondern ihm die Wahl überließ, was er machen wolle. Doch der letzte Satz riss ihn nun endgültig aus seinen Gedanken. Er musste unwillkürlich grinsen.

"Ich verstehe die Situation jetzt besser", begann er schließlich. "Aber ich weiß noch nicht so genau, wie ich dazu jetzt wirklich stehe. Ich verstehe Euch und Euren Bruder, ich... Keine Ahnung. Ich bin gerade etwas überfordert mit dem Ganzen. Diese Spielchen und diese heftigen Emotionen ständig. Ich bin das nicht gewohnt." Er lächelte entschuldigend. Er strich sich die Haare aus der Stirn. "Auf das Glas Wein freue ich mich schon den ganzen Tag", sagte er nun entschlossen. "Ein heißes Bad klingt auch nicht schlecht." Er nickte, dann sah er den anderen ruhig an. "Und dann hätte ich gerne einen Vorgeschmack auf das wilde Tier. Ich mag Tiere, auch sehr gerne wilde. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Kuss? Dann bekomm ich hoffentlich den Kopf frei von Wetteinsätzen, Rebellentaten und gestohlenem Kardinaleigentum. Und vielleicht darf ich Euch dann endlich mit Eurem eigentlich so schönen Vornamen ansprechen, weil diese höflichen Floskeln mich langsam nerven." So, das musste mal gesagt werden. Herausfordernd und fragend blickte er den anderen an. War er jetzt schon wieder zu weit gegangen? Er würde es gleich sehen.
 

Dominico

Zumindest hörte Kieran zu, ein gutes Zeichen wie Nico fand. Damit schien für ihn erwiesen, dass Kieran nicht schon mit ihnen abgeschlossen hatte und sie einfach in die Ecke "widerliches Adeligenpack" steckte. Nein, er schien viel mehr langsam zu begreifen, dass alles was sie hier taten, jeder Schritt, jedes Gespräch und jede Tat ausgelegt werden konnte, in die ein oder andere Richtung. Dass Nico keinen Schritt ging, ohne dass andere beobachteten, was er tat. Und dass Nico immer einen Schritt voraus sein musste, dass er weiter und umfassender denken musste, wenn er überleben wollte. Nur deswegen hatte er Alessio keinen Vorwurf gemacht. Ja die Sache war widerlich und es gehörte sich nicht Menschen zu kaufen, oder zumindest den Versuch zu starten, doch Finleys Reaktion darauf war wohl mindestens ebenso inkorrekt wie Alessios unmoralisches Angebot. Aber anscheinend schien Kieran nun auch einzusehen, dass Nico bei all den Gedanken, die ihn vielleicht verleitet hatten Kieran anzusprechen, nicht soweit gegangen wäre, ihn zu zwingen, auch wenn er gekonnt hätte. Er hätte sich den Sex bescheinigen lassen können, als Kieran im Kerker gesessen hatte, doch er hatte ihn rausgeholt, ohne Sex zu verlangen. Er verlangte ihn nicht einmal jetzt und hatte das Thema eigentlich schon abgehakt, da er annahm, dass Kieran nach dieser Offenbarung doch vielleicht lieber bei seiner Familie schlief.

Ob es nun Finley war, der ihn hier hielt, oder ob es wirklich das Interesse am weiteren Verlauf des Abends war, konnte Nico zu Beginn von Kierans Antwort noch nicht sagen. "Ihr versteht mich, so.." Er dehnte das so und grinste ebenfalls. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie das Leben am Hof oder generell in seinen Kreisen auf Leute wirken musste, die einfach den Tag lebten, der von ihrer Arbeit bestimmt wurde. Man sagte auch am Hofe immer, dass man dort ja "arbeite", aber im Grunde hatte Kieran schon gesehen, wie diese Arbeit von statten ging. Man spielte Tennis oder ging mit Henry auf die Jagd und besprach dabei Dinge, die relevant für England waren. Wirklich wichtige Arbeit erledigten Archivare und Juristen, Schreiber und jeder der im Palast sonst Dienst tat. Die anderen Menschen diktierten nur und lasen schlaue Bücher. Nico arbeitete ja auch nur in diesem Sinne, dass er trainierte, um körperlich fit zu bleiben.

Dass er anscheinend seine Abendplanung doch nicht streichen musste, wurde ihm klar, als Kieran endete. Dominicos rechte Augenbraue rutschte in die Höhe. "Was..?", hakte er grinsend nach. "Du" er betonte das Wort beinahe spöttisch "willst mich Dominico nennen? Hmn.." Er gab vor, darüber ernsthaft nachdenken zu müssen. "Ich glaube damit bin ich einverstanden… Aber nur aus einem einzigen Grund: Solltest du mich mit Mylord Sforza anreden, könnte ich denken, mein Bruder sei gemeint. Und es gibt Situationen, in denen ich wirklich ungern an meinen Bruder denke." Nico kam langsam auf Kieran zu, der noch immer neben Niamhs Box stand, während Nico selbst auf der Seite ihrer Krippe gestanden hatte. "Du willst also Wein, einen heißen Zuber UND einen Kuss? So langsam glaube ich doch, dir steigt etwas zu Kopf..." Er stand inzwischen vor Kieran und hatte sein Kinn sanft mit den Fingern der linken Hand umfasst, so dass er Kieran dazu bringen konnte, ein wenig mehr zu ihm aufzusehen, auch wenn der das ohnehin schon getan hatte. "Aber ich glaube nach all dem, was du heute schon geleistet hast, hast du dir das mehr als verdient..." Natürlich hatte sich Kieran diesen Kuss verdient. Er selbst hatte ihn letztlich nicht verdient, dafür aber hatte Nico ihn sich herbeigewünscht. Langsam senkte er den Kopf und legte seine Lippen sanft und leicht wie eine Feder auf Kierans. Ja, er hätte ihn auch gegen die Boxenwand stoßen und ihm die Zunge in den Hals stecken können, doch wozu?

Von dem harten Ritt durch die Nacht schmeckten Kierans Lippen salzig von einem leichten Schweißfilm. Seine Lippen waren weich, voll und herrlich zu küssen. Ihre Körper berührten sich nicht, nur ihre Lippen verbanden sie für diesen ersten zarten vorsichtigen Kuss, den Nico ihm aufdrückte ehe er sich wieder löste und mit dem Daumen über Kierans Lippen strich. "Dir ist das also wirklich ernst...", flüsterte er mehr, als dass er es sagte. "Du wirst das Tier noch früh genug kennen lernen... komm mit." Und damit führte er Kieran wieder ins Haus zurück, in das Bad, in dem nicht allzu lange her schon Alessio und Fin gelegen hatten. Natürlich war das heiße Wasser frisch. Nico hatte das Bad bereits einfüllen lassen, als er noch nicht wusste, ob er zu zweit oder allein hineinsteigen würde - jetzt passte es perfekt. Und eine Karaffe gekühlten Würzweines stand auch schon bereit.
 

Kieran

"Nun ja, zumindest bekomme ich durch eure ehrlichen Schilderungen einen Einblick in Eure Welt und was es wohl heißt, einen Namen wie den Euren zu tragen..." Nun, vielleicht verstand er die Brüder nur bedingt, aber er konnte in etwa ahnen, was es bedeutete, in dieser Welt der Adeligen bestehen zu wollen. Und er verstand, dass es keine Entscheidung war, die man einfach treffen konnte, ob man in dieser Welt bestehen wollte oder nicht. Fast könnte man jetzt sogar über die Art und Weise lachen, wie Alessandro versucht hatte, ihm zu zeigen, dass er weit über ihm stand. Als ob er daran etwas ändern würde... Aber das konnte ja der Kardinal nicht wissen. Der musste sich nur davor hüten, dass die falschen Dinge an die falschen Ohren kamen. Und woher sollte er wissen, ob Kieran nicht auch ein Rebell war? Alessandro kannte ihn nicht. Kein Wunder also, dass er den Obermacker ausgepackt hatte.

Die Reaktion des anderen auf seinen etwas forschen Wunsch hin, den anderen endlich duzen zu dürfen, ließ sein Lächeln zu einem Grinsen werden. Mittlerweile kannte er den anderen zumindest so weit, dass er an der Stimme und den Augen lesen konnte, wie ernst er es meinte, auch wenn das Pokerface, das der andere perfekt beherrschte, etwas ganz Anderes sagte. Aber dieses kam jetzt sogar gar nicht wirklich zum Einsatz. Dominico griff ihr Spiel vom Nachmittag auf, aber das Grinsen, der spöttische Unterton und das gespielte Nachdenken, sprachen Bände. Kieran bemühte sich, das Grinsen zu unterdrücken, und ernst zu bleiben, was ihn wirklich forderte. Doch als der andere erklärte, weshalb er damit einverstanden war, dass Kieran ihn mit seinem Vornamen ansprach, musste er doch wieder grinsen. Ja, das konnte er sich vorstellen. "Seid gewiss, dass ich in solcherlei Situationen wohl als aller Letztes an Euren Bruder denken würde."

Während der andere auf ihn zutrat, blickte er ihn an. Dominico war schön, anmutig, begehrenswert… Er wirkte ein wenig wie eine Raubkatze, die sich an seine Beute anschlich. Kieran hob herausfordernd das Kinn und versuchte erneut, ernsthaft zu bleiben. Er blickte den anderen ruhig an. Die Berührung des anderen, der sacht seinen Kopf weiter hob, fühlte sich gut an, irgendwie zärtlich. "Das denke ich auch", murmelte er leise. Seine Augen hingen in den grünen des anderen, als dieser ihm nun den gewünschten Kuss gab. Kieran war überrascht, wie sanft dieser war, und er schloss unwillkürlich die Augen, das Gefühl genießend, das sich in ihm ausbreitete. Es war heftig, wie der ganze Körper reagierte, wegen dieses sanften, fast unschuldigen Kusses. Er war wirklich ausgehungert.

Als sich Dominico wieder löste, blickte er den anderen an, spürte die Finger, die übers eine Lippen strichen. Die Stimme des anderen, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. "Reiner Egoismus", wisperte er. "Ich habe mich den ganzen Tag nicht nur auf den Wein gefreut."



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