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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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An Deck - Ein unerwarteter Brief

Tancrèd

Der nächste Tag begann in Portsmouth früh, schon mit der ersten Dämmerung. Tancreds Männer waren bereits auf dem Exerzierplatz, um mit der Besatzung der anderen Schiffe zu trainieren, während Tancred mit den anderen Kapitänen und Thomas Howard Flottenmanöver für die nächsten Tage besprach. Dann ging Tancred selbst zum Exerzierplatz, beobachtete die Fortschritte und war zufrieden. Die Moral hatte sich in den letzten Tagen tatsächlich gesteigert, Tancred hatte es eigentlich kaum für möglich gehalten. Anscheinend wirkten die Ärzte wirklich Wunder, die auf anderen Schiffen anders behandelt wurden als Kieran auf ihrem. Sie schienen dort beinahe schon verehrt zu werden und mussten sich nicht sonderlich in den Arbeitsablauf integrieren. Tancred kirtisierte das ein wenig bei den anderen Kapitänen und man einigte sich darauf, auch die Ärzte ein wenig mehr zu drillen, was die Arbeit an Deck anging.

Am Vormittag kam Post aus London und Tancred entließ die Männer, so dass sie ein wenig essen konnten und ausruhten, bevor es wieder an die Pflege der Schiffe ging.

Mit der Post kam diesesmal auch ein Brief für Kieran, unterschrieben von Giulia Sforza.
 

Kieran

Tatsächlich kam mit einer Postkutsche am nächsten Morgen eine Lieferung von John an. Und nicht nur das, auch ein Brief, der in Kieran Gefühle von Besorgnis und Unruhe weckte. Wieso schrieb ihm Lady Sforza? Was wollte sie von ihm? Ihm am Ende mitteilen, dass er die Finger von ihrem Mann zu lassen hatte? Oder womöglich eine Erklärung dafür, dass Dominico sich nicht bei ihm meldete? War ihm etwas zugestoßen? Kieran schob den Gedanken zur Seite. Er würde den Brief später in Ruhe lesen. Und wäre Dominico etwas passiert, hätte er es definitiv bereits erfahren. Da war er sich sicher.

Und so machte er sich erst einmal daran, die Medikamente unter seinen Mitstudenten aufzuteilen, aus deren Erzählungen er schloss, dass die kleinen Götter in Weiß ein nettes Leben genossen und sich damit die Zeit vertrieben, Blasen an den Händen aufzuschneiden und Verbände für kleinere Wehwehchen anzulegen. Kieran wusste nicht, ob er lachen oder heulen wollte. Aber eigentlich war ihm eher nach Lachen zumute. Tancred hatte recht gehabt, wenn er gesagt hat, dass er bei ihm wirklich über sich hinauswachsen würde können. Zumindest war er wieder er selbst und verstand sich mittlerweile ganz gut mit der Besatzung. Auch wenn Iskander ihm scheele Blicke hinterherwarf und hinter seinem Rücken mit Karim lästerte. Irgendwann würde er ihm eine aufs Maul geben müssen, damit er seine Ruhe hätte. Aber noch war die Zeit nicht gekommen. Und die Spanier erwiesen sich als herzensgute Menschen, mit denen er viel lachen konnte...
 

Kieran beteiligte sich an den Übungen, gliederte sich in die Übungen am Exerzierplatz mit ein. Als die anderen zum Mittagessen gingen, setzte sich Kieran in sein Zimmer an Deck und packte Johns ‚Geschenke‘ aus. Anschließend machte er sich daran, ihm zu schreiben. Er erzählte, wie es ihm erging, was er zu tun hatte und dass er sich wohl fühle. Das Thema Dominico vermied er. John würde in seinem nächsten Brief ihm einen Vortrag dazu halten, da war er sich sicher. Erste Andeutungen standen schon im Brief von diesem Morgen. Aber noch hatte er keine Lust dazu.

Schließlich öffnete er den Brief von Giulia.
 

Mein verehrter Herr Carney - begann der Brief in einer schön geschwungenen Handschrift, die sehr an das erinnerte, was Nico in Spanien versucht hatte, zu Papier zu bringen

Ich möchte mich noch einmal für die Umstände unseres Treffens entschuldigen. Ich möchte mit diesem Brief zum Ausdruck bringen, dass ich es euch wirklich nicht nachtrage, hier gewesen zu sein. Ich freue mich viel mehr, dass mein Mann hier jemanden gefunden hat, bei dem er all den Stress des Hofs vergessen kann. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ihr mir das kaum glauben werdet, wenn ich sage, dass ich eure Situation verstehe, doch ich tue es. Und es tut mir unendlich leid, dass ich nicht besser vorbereitet war.

Ich weiß nicht, ob mein Mann Euch bereits geschrieben oder Euch besucht hat, da ich zur Zeit sehr häufig mit den Hofdamen zusammen bin. Ich habe versucht, ihm das Versprechen abzunehmen, die Sache mit Euch zu klären, doch ich fürchte, er sieht die Dringlichkeit, die ich sehe, nicht auf die gleiche Weise. Seid Euch versichert, dass ich weder Euch noch meinem Mann im Wege stehen will. Ich würde in Euch wirklich gern für meine eigenen bescheidenen medizinischen Künste einen Mentor finden und würde mich über eine Antwort von Euch sehr freuen.
 

Hochachtungsvoll

Giulia Sforza
 

Er las ihn, las ihn noch einmal und noch einmal. Irgendwie brachte ihn der Brief zum Lächeln, aber er wusste nicht, ob dem so gut war. Wenn der Brief ehrlich war – und warum sonst sollte sie ihm schreiben? – dann beruhigte ihn das zumindest, was ihre Anwesenheit aus ihrer Beziehung machte. Aber anderereseits tat er auch weh.

...doch ich fürchte, er sieht die Dringlichkeit, die ich sehe, nicht auf die gleiche Weise...

War Dominico wirklich nicht klar, was er damit anrichtete, wenn er alles kommentarlos stehen ließ? War ihm nicht bewusst, dass er gekränkt war? Vermisste er ihn überhaupt? Oder dachte er sich: ein Glück, Kieran ist weit weg, brauch ich mich nicht kümmern!? Nun, wenn ihm das nicht bewusst war, dann konnte er ihm auch nicht helfen, oder? Sollte er ihm schreiben? Ihm sagen: Hey du Vollidiot! Ich bin stinksauer, weil du es nicht einmal für nötig hältst, mir zu sagen, dass deine Frau kommt? Sie hatten immerhin das Wochenende miteinander verbracht. Da wäre es doch nicht zu viel verlangt gewesen, das mal nebenbei zu erwähnen, oder? Kieran seufzte. Wenn er ihr gleich antworten wollte, dann müsste er es gleich machen. Wer wusste schon, ob sie nicht heute Nachmittag wieder in See stechen würden und wie lange sie dann keinen Hafen mehr sehen würden.

Und so schrieb er:
 

Mylady Sforza,
 

ich habe mich sehr über Ihren Brief gefreut. Danke für Ihre ehrlichen Worte!

Dominico scheint keine Notwendigkeit darin zu sehen, sich mir auch nur im geringsten Maße zu erklären. Ich fasse das so auf, dass er offensichtlich Wichtigeres zu tun hat. Und da ich im Moment ebenfalls meine ganze Kraft und meine ganzen Gedanken für meine Ausbildung brauche, stelle ich das Gefühl, ihm gleichgültig zu sein, einfach einmal hinten an.

Wenn ich nach London zurückkehre, wird sich zeigen, was dann geschehen wird. Aber ich sehe nicht ein, mich behandeln zu lassen, als sei es die Selbstverständlichkeit der Welt, immer nur auf ihn Rücksicht zu nehmen. Irgendwann wird er sich entscheiden müssen, was er möchte. Und ich mich für mich.

Euch ein Mentor zu sein, würde mich sehr stolz machen. Aber ich fände es schöner, wenn ich einfach nur ein Freund sein dürfte, mit dem Ihr euch hinsichtlich eures medizinischen Wissens austauschen könnt. Ich bin mir sicher, dass Ihr einiges an Wissen habt, was die Heilkunde betrifft. Schließlich habt ihr als Frau und Mutter zweier Kinder jede Menge Situationen, in denen es unerlässlich ist, über derartiges Wissen zu verfügen. Ich freue mich, dass Ihr Euer Wissen mit mir teilen und auch mehren wollt und werde euch darin gerne unterstützen. Wenn es Eure Zeit und Euer Stand erlauben, wäre ich euch dankbar, wenn Ihr Rafael, einem der Diener Eures Hauses, sagen möchtet, dass er seine Augen weiterhin mit einem Sud aus Kamillenblüten behandeln solle, bis die Schwellung zurückgegangen ist. Ich weiß leider nicht, wann ich meine Pflichten als Arzt auf Euren Anwesen wieder erfüllen kann.

Bitte schreibt mir, wenn Ihr mich dringend braucht.

Dann werde ich eine Möglichkeit finden, zu Euch zu kommen.
 

Hochachtungsvoll

Kieran Carney



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