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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 3 - Erwachen

John

Der Zettel, den er am Morgen auf dem Küchentisch fand, musste wohl schon sehr früh dorthin gelegt worden sein. Was typisch wäre für Kieran, der sicher ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte, sich gleich drei Nächte bei Dominico gegönnt zu haben. Da sein Vater offensichtlich auch bereits unterwegs war, ging er davon aus, dass die beiden Männer gemeinsam bei Patienten waren. Der Zettel enthielt die Bitte, nach dem Kardinal zu sehen, um eine zweite Meinung einzuholen. Offensichtlich machte der kaum Anstalten, sich normal wieder ins Leben zurückzubegeben und fiel allen zur Last, weil er ein gekränktes Herzchen hatte. Ja, John war zynisch, aber er mochte diese Leute nicht, die wegen Herzschmerz aufhörten zu leben. Zumindest in diesem Maße. Kieran hatte gelitten, aber sich nichts anmerken lassen, hatte weitergelebt und seine Sachen gemacht. Aber jemand, der rumliegt und Löcher in die Luft starrte, dem fehlte seiner Meinung nach nur der gehörige Tritt in den Allerwertesten.

So machte er sich etwas missmutig auf den Weg aufs Anwesen und beschloss zumindest die Zeit zu nutzen, um auch ins Labor zu gehen und dort zu arbeiten. Eigentlich war er vor allem missmutig, weil er nicht genau wusste, ob das wirklich so klug war, dorthin zu gehen, wissend, dass Dominico sicher noch ein Huhn mit ihm zu rupfen hatte. Nun, er würde es auf sich zukommen lassen. Er würde ihn schon nicht töten, oder?

Als er auf das Anwesen gelangte, spürte er die Blicke auf sich ruhen, aber ließ sich nichts anmerken. Wieso auch. Er hatte Dominico nur aus einem Grund angegriffen: um Kieran zu schützen. Es hatte dazu geführt, dass die beiden Idioten klären konnten, was es zu klären gab. Das hatte doch offensichtlich gut funktioniert, oder?

Nachdem er sich kurz im Labor umgesehen und schließlich ein paar Dinge vorbereitet hatte, ging er hinüber zum Haupthaus und ließ sich in das Schlafzimmer des Kardinals bringen. Als er eintrat, erblickte er Dominico, der am Bett seines Bruders stand, über eben diesen gebeugt und so absolut gar nicht glücklich wirkte. John hatte nicht das Gefühl, dass es nur an seinem Auftauchen lag, dass dem so war. Nun, so recht hatte er in diesem Moment keine Lust, eine Diskussion zu führen, aber vielleicht war es auch gut, wenn sie das schnell hinter sich brachten. Dominico kam ihm entgegen und John war fast schon davon überzeugt, dass er auf ihn losgehen würde, doch er ging mit den Worten einer baldigen Unterredung auf den Lippen an ihm vorbei. John blickte ihm kurz hinterher. Dann drehte er sich wieder ins Zimmer. Das Zimmer hatte etwas so Morbides, dass es ihn fast ein wenig anekelte. Er ging zum Fenster, öffnete die Vorhänge und die Fenster, dann trat er ans Bett.

„Mylord Sforza“, sagte er höflich. „Ich denke, es ist Zeit, dass Ihr aufsteht, denn wenn Ihr weiter hier so herumliegt, gibt das hässliche Flecken auf Eurem Körper und irgendwann denken die Muskeln, dass ihnen ihre Arbeit Leid ist und dann verkümmern sie und außerdem meint Ihr Kopf dann, dass er nicht mehr arbeiten muss, und wie wollt Ihr dann denjenigen, der euch das angetan hat, dafür bestrafen, nicht wahr? Also Mylord, ich werde Euch jetzt helfen, Euch anzuziehen und dann werden wir ein paar Schritte laufen. Und falls ihr nicht mitmacht, dann werde ich Euch irgendwie anders dazu bringen. Ich kann nicht nur Gifte mischen, ich kann auch sehr aktivierende Dinge verabreichen…“

Warum er so viel redete, während er den Mann untersuchte, wusste er nicht genau. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es vielleicht helfen würde.
 

Tancred

Der nächste Morgen kam wie immer in London zu früh. Er verstand es nicht was die Stadt mit ihm anstellte, doch in London war er einfach kein Morgenmensch. Kadmin hatte bereits Essen hereingebracht und Tancred setzte sich gähnend auf. Die Sonne war bereits über den Horizont gekrochen und es versprach ein weiterer heißer Tag zu werden. Weil das Turnier etwas entfernt war und Tancred keine wirkliche Arbeit hier hatte, überlegte er an diesem Tag, nach Portsmouth zu reiten, einfach um nach seiner Mannschaft zu sehen. Als er endlich aufstand und sich ankleidete, sah er mit Freude, dass seine erstandene Waage angekommen war und sich besten Zustands erfreute. Frisch gestärkt mit einem leckeren Frühstück und wieder ausgehfertig rasiert und behütet, lieh Tancred sich erneut ein Pferd. Ein Mitglied der Familie Carney hatte ihre beiden Pferde schon am frühen Morgen in die Stadt zurückgebracht - das Problem war er also los.

So verließ Tancred ähnlich wie John London, und schlug den Weg nach Portsmouth ein, der am Anwesen Sforza vorbeiführte. Er war schon einige Zeit unterwegs, ritt nur im Schritt und kam daher nur langsam voran, als ein Reiter im Trab an ihm vorbei kam und sein Pferd zügelte. "Monsieur de Nerac! Habe ich Euch doch richtig erkannt!" Es war kein anderer, als Charles Brandon in Person. "Wundervoll, dass ich Euch hier treffe, reitet Ihr ein Stück mit mir?" Tancred hatte nichts dagegen. Er war mit dem jungen Mann an Henrys Seite bereits öfter ins Gespräch gekommen und sie verstanden sich gut. Dennoch konnte sich Tancred gerade nicht des Gefühls erwehren, dass Charles etwas anderes von ihm wollte. "Monsieur, ich will Euch nicht in Eurem Tagewerk stören, doch hättet ihr vielleicht Zeit, mich zu begleiten? Ich bin auf dem Weg zum Anwesen Sforza." Er deutete auf den großen Komplex, der sich in der Ferne abzeichnete und dessen Einfahrt noch knappe 200m von ihnen entfernt lag. "Ich treffe mich mit Dominico Sforza und Eure Person könnte uns dabei große Dienste leisten." Tancred lachte leise und hob abwehrend eine Hand. "Mylord, ich möchte Euch nicht enttäuschen, doch ich fürchte, in höfischen Ränkespielen kenne ich mich nicht aus. Wenn Ihr jedoch meinen militärischen Rat sucht, so werde ich euch gern begleiten." Charles grinste. "Selbstverständlich ist es ein militärisches Problem, Monsieur. Wenn Sie mir bitte folgen würden." Damit wendeten sie ab und galoppierten ruhig auf das Anwesen zu, das im Licht der Morgensonne so friedlich wirkte.
 

Dominico

Dominico war etwas frustriert. Oder eher - er war nervlich am Ende, ein Wrack und dazu noch genervt von allem und jedem. Kieran war früh am Morgen gegangen und das machte ihm zu schaffen, weil er ihn bei sich haben wollte... Giulia war immer noch schwanger und sein Bruder spielte tote Puppe im Bett. Vielleicht war er auch so nervös, weil kein Arzt da war der einspringen konnte, falls es ihm schlechter ging? Er ging nun schon zum 5. Mal die obere Treppe mit dem Eingang zum Anwesen hin und her und hielt Ausschau nach Charles Brandon, der etwas Verspätung hatte. Als er ihn sah, verzog er sich von dem EIngang, ließ seine Diener sich der Sache annehmen, den Gast zu begrüßen. Er hatte zwar gemerkt, dass zwei Reiter kamen, ging aber davon aus, dass Charles nur einen Diener mitgebracht hatte.

Er eilte den Gang hinunter, die Treppe hinauf und zu Alessandros Gemächern, in die er ohne zu klopfen eintrat. Sein Bruder lag noch so da, wie er ihn am Morgen mit Kieran verlassen hatte, und Nico verdrehte die Augen. Seine Sorge war in Wut übergegangen, weil sein Bruder sich so hängen ließ und Kieran Nico versichert hatte, dass es nicht an der Vergiftung lag. Warum ließ er sich nur so gehen? Das war doch sonst nicht Alessios Art! "Gott verdammt, wie lange willst du noch so herumliegen? Mensch, ich brauche dich! Ich brauche deinen Verstand, um diese Intrige irgendwie zu hintergehen und das Turnier zu überleben!" Er war neben das Bett getreten und hatte sich über seinen Bruder gebeugt. "Alessio BITTE!" Doch als er den Vornamen, beziehungsweise Spitznamen seines Bruders aussprach, drehte sich dessen Kopf zur Seite und jener starrte zum Fenster. Hinter Nico öffnete sich die Türe und der Sforza fuhr herum, nur um in seiner beinahe grenzenlosen Wut dort John stehen zu sehen. Sein Blick wurde noch dunkler als er es eben schon gewesen war. Er richtete sich wieder ganz auf und stürmte beinahe an John aus dem Raum, jedoch nicht ohne dem vorher noch ein "Wir haben uns noch zu unterhalten, Mr. Forbes!" zuzuzischen.
 

Alessandro

Auf dem Bett indess, hatte Alessio ganz andere Probleme. Er hatte sich eigentlich gerade sammeln wollen, um etwas zu sagen, doch genau in dem Moment in dem er den Mund hatte öffnen wollen, hatte sein Bruder diesen unsäglichen Namen wieder ausgesprochen und in seinem Kopf explodierten die Erinnerungen. Erinnerungen an einen Zuber, ein Bett, eine Insel, eine Wiese und ein "Alessio mio", das in höchster Extase und in tiefster Verbundenheit immer wieder in seinen Ohren nachklang und ihn verhöhnte. Während sein Kopf sich von seinem Bruder wegdrehte, verkrampfte sich sein ganzer restlicher Körper unter der Decke und seine Hände und Beine zitterten im verzweifelten Versuch, die Traurigkeit und das Gefühl des bodenlosen Falls nicht wieder in sein Herz zu lassen. So ignorierte er John, hörte aber das, was sein Bruder im Abgang noch zu ihm sagte. Der Arzt trat an sein Bett und sah ihn kurz an, ehe er Fenster und Vorhänge öffnete und Alessio gegen das helle Sonnenlicht blinzeln musste. Dann war er wieder am Bett, fing an ihn zu untersuchen und redete auf ihn ein, als gäbe es kein Morgen mehr. So viel war schon lange nicht mehr mit ihm gesprochen worden, und überhaupt.. was erzählte der denn da? Flecken? Muskelschwund? Ja, sein ganzer Körper schmerzte inzwischen schon vom sinnlosen Herumliegen, das merkte auch er.. aber nunja, so war es eben. Und bestrafen? Wen? Cromwell? Rod... allein der Gedanke an den Schmied sorgte dafür, das die Übelkeit wieder in ihm hinauf kroch, also lenkte er seine Gedanken schnell wieder in eine andere Richtung. Und um zu verhindern, das John tatsächlich wieder anfing von "dem" zu reden, der ihm das angetan hatte, sprach er wirklich - das erste mal seit drei Tagen. Und genau so fühlte es sich auch an. Seine Kehle war rau, trocken und sie schmerzte. Seine Stimme kaum mehr als ein Krächzen. "Mein Bruder hat ein Blaues Auge.. ihr auch. Warum?"
 

John

John hatte das Gefühl, dass sich irgendetwas bei Alessandro tat, während er redete. Nun, vielleicht brauchte der Mann einfach ein wenig, um aus seiner elendigen Lethargie zu erwachen und wieder zu sich zu finden. Aber dazu musste man ihn wohl animieren. Und mit zornigen Worten, wie es Nico vielleicht probiert hatte, schien das nicht zu funktionieren. Also redete John halt alles mögliche andere Zeug. Alessandro, der eben noch ziemlich angespannt gewirkt hatte, entspannte sich zusehends und es schien fast, als würde er versuchen seinen Körper etwas zu bewegen, als John von den Folgen des zu langen Liegens sprach. Als John etwas von der Strafe redete, schien der Körper des anderen sehr heftig zu reagieren. Der Magen schien sich zu verkrampfen. John hatte derlei Gefühle noch nie wissentlich gehabt. Wobei? – Er hatte tiefe Traurigkeit empfunden, als seine Mutter gestorben war. Konnte man das vergleichen? Die Art der Liebe war natürlich etwas andere gewesen, aber dennoch war es Liebe gewesen. Nicht umsonst hatte er sich damals geschworen, nie wieder jemanden so nah an sich heran zu lassen, um nicht wieder dieses Gefühl ertragen zu müssen. Unwillkürlich glitten seine Gedanken zu Tancred, was ihn erstaunte. Er würde aufpassen müssen, dass die Grenze, bis zu der er jenen vorkommen ließ, nicht zu nah sein würde. Spätestens wenn der Mann seinen Freibrief hatte, wäre er ohnehin weg und John vergessen, da gab er sich keiner Illusion hin. Die mögliche Zeit genießen – mehr nicht. Dennoch würde er sich wieder mal ein wenig ablenken müssen. Er wusste schon, wie er das tat. Der Gedanken an seine Mutter hatte einen Gedanken an etwas in ihm hochkommen lassen, was er schon lange nicht mehr getan hatte: Backgammon spielen zu gehen. Seine Mutter hatte es ihm beigebracht und er war sehr gut darin. Er hatte sich früher damit oft etwas dazuverdient. Gerade hatte er mal wieder richtig Lust, seinen Verstand wieder etwas mehr zu fordern und alte Bekannte zu treffen. Es gab in der Nähe des Marktplatzes eine illegale Spielhölle, in der Glücksspiel in jeglicher Art und Weise angeboten wurde. Dort hinein kamen nur solche, die sich bewährt hatten. John war bekannt.

Als er mit einem mal die krächzigen Worte des anderen hörte, blickte John verwundert aus seinen Gedanken auf, nutzte Alessandros Zeichen von gutem Willen jedoch sogleich für sich und ergriff die Hand, um jenen hochzuziehen. Er stützte ihn und polsterte seinen Rücken mit Kissen, dann setzte er sich wieder hin, so dass sie in etwa auf Augenhöhe waren. Er schwieg einen Moment, nicht wissend, was er nun sagen sollte. Aber er musste ihm die Wahrheit sagen, bevor Dominico ihm Schmarrn erzählte.

„Ich habe ihm die Nase gebrochen“, sagte er deshalb schulterzuckend. „Er wäre sonst in seiner kopflosen Raserei auf Kieran losgegangen. Ich denke, dass dadurch die beiden wieder miteinander reden und sich wieder annähern konnten. Kieran ist nämlich so ein treudoofer Trottel, dass er ewig gewartet hätte, bis sich der Herr bequemt hätte, ihm einen Wink zu geben. Und Lord Sforza ist so verbohrt in seine „Ich muss alle retten“- Gedanken, dass er übersieht, auch sich selbst retten zu müssen.“ Er seufzte leicht und hob die Beine des anderen so an, dass er ihn drehen konnte und jener nun die Füße aus dem Bett baumeln lassen konnte. „Tut mir leid, aber ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, die beiden wieder zusammen zu bringen. Offenbar hat es gewirkt. Und ganz kostenlos war es auch nicht." Sein Auge hatte auch noch immer eine blau-lila Färbung. "Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass die Rechnung noch nicht gänzlich gezahlt ist.“ Er grinste den Kardinal an. „Wie sieht es aus, Mylord?“, fragte er und stand auf, stellte sich seitlich und griff dem anderen unter die Arme, wie man es mit Bettlägerigen eben machte. „Wollen wir ein Stück laufen?“ Und ohne die Antwort abzuwarten, hob er ihn hoch, so dass dieser wankend stand. „Das sieht ziemlich gut aus, Eure Eminenz.“
 

Alessandro

Der Kardinal hatte wirklich nicht geglaubt, dass sein Körper so dermaßen schnell abbaute. Ja, er hatte sich nach der Vergiftung übergeben und seitdem nichts mehr zu sich genommen - außer dem, was man ihm eingeflößt hatte. Und das war offenbar nicht wirklich genug gewesen. Als John ihn in eine sitzende Position aufrichtete, merkte er, wie seine Muskeln anfingen zu schmerzen. Als seine Beine aus dem Bett hingen wusste er, dass er nicht genug Kraft haben würde, sich darauf zu halten. Und als er sich das erste mal im Spiegel sah, der unweit des Bettes stand, erschrak er vor sich selbst. Seine Wangen waren eingefallen sein Blick hohl und leer und seine Augen lagen in tiefen Höhlen. Ja, er sah wirklich aus wie ein Geist. Im Spiegel sah er zu John, der gerade mit der Wahrheit herausrückte... und die amüsierte den Kardinal. Er fing plötzlich einfach an zu lachen. Es war erst ein krächzendes Glucksen in seiner Kehle, dann brach es sich Bahn und auf einmal lachte Alessandro wirklich laut und sein ganzer Körper schüttelte sich, weil er ihn nicht wirklich unter Kontrolle hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder abgeregt hatte und John ihn auf die Beine zog, während er noch immer gluckste. Seine Beine zitterten merklich, aber er lachte auch immer noch. "Und deswegen brichst du ihm einfach die Nase...? Ein Retter in der Not, das bist du also.." Er war einfach so zum Du geschwenkt. Wer seinem Bruder die Nase brach, hatte das definitiv verdient, vor allem aus so noblen Gründen. Inzwischen liefen Tränen über Alessios Wangen, so sehr lachte er, und hing damit auch recht schwer an John, bis er endlich anfing, sich wieder selbst zu tragen. Das Gefühl in seinen Beinen kehrte langsam zurück, aber es war beinahe so, als wäre er seit Wochen nicht gelaufen und seine Knie waren weich, doch er stand aus eigener Kraft und langsam nahm das Lachen ab. "Du musst ihn in einer Situation erwischt haben, in der er dich nicht gleich in Stücke reißen konnte. Großes Glück, John Forbes." Er ging ein paar wackelige Schritte, gestützt von John, ehe er langsam aber sicher wieder selbst ein Gefühl dafür bekam, auch wenn er jetzt bereits schwitzte. Konzentriert ging er mit John ein wenig im Raum herum, ehe der es ihm wieder gestattete, sich zu setzen. Er räusperte sich, nachdem John ihm Wasser gegeben hatte, und sah zu dem Arzt auf, der vor ihm stand. "Giftmischer, ja?" Ohne es wirklich zu wollen, hatte mit dem Moment in dem er aufgestanden war, sein Verstand wieder angefangen zu arbeiten. Er wusste, dass Charles Brandon hier war, oder kommen würde. Er hatte die Dienerschaft darüber sprechen hören. Er wusste auch, dass sein Bruder hier war.. und dass er mit ihm reden musste. Und er wusste wohl auch, dass.. nein, besser nicht daran denken.

"Ich will, dass du mir einen Gefallen tust, nein, zwei." Seine Stimme kam langsam zu ihrer gewohnten Form zurück, doch sein Hals war rau. "Erstens - weil du meinem Bruder die Nase gebrochen hast, will ich, dass du auf die förmliche Anrede verzichtest. Daher gleich die zweite bitte: Wage es nicht, mich mit einem Namen anzusprechen, der mit A beginnt. Wenn du mich ansprichst, dann mit Sandro.. bitte. Den anderen Namen ertrage ich nicht mehr." Er wusste nicht mal, warum er das zu John sagte, doch so war es nunmal. "Und ich muss dringend mit meinem Bruder reden.. wenn du jemanden finden könntest, der mir hilft, die Robe anzulegen..." Denn er würde sie brauchen. Sie war wie ein Schutzschild vor den Gefühlen, die ihn am Boden hielten.
 

John

Dass der Kardinal ein Schatten seiner selbst war, dass schien er selbst auch so zu sehen. Zumindest verriet das dessen Blick, als er in den Spiegel sah. John kommentierte das nicht. Wenn man nach einer Vergiftung mit 'ausgepumptem' Magen nichts essen wollte, war man selbst Schuld, wenn man wie eine lebende Leiche aussah. Liebeskummer hin oder her.
 

Als John geendet hatte und der Kardinal zu lachen begann, war er kurz irritiert, musste dann aber grinsen. Das war ein ehrliches, amüsiertes Lachen, kein hinterhältiges. Es schien dem anderen gut zu tun, denn langsam kehrte Farbe in sein Gesicht zurück. Lachen war ja auch bekanntlich die beste Medizin. Eenn Alessandro nach der ganzen Geschichte wieder lachen konnte, definitiv ein gutes Zeichen. Unbeirrt stellte John den Kardinal wieder auf die Füße. "Es war nicht so geplant, hatte sich aber so ergeben. Sagen wir, er ist mir unglücklich gegen die Faust gelaufen." Er stützte den anderen. Nicht nur, bis dieser sich beruhigt hatte, sondern auch, bis er wieder sicher stand. Als er sich langsam löste, blieb er bei ihm stehen, wissend, dass der Kreislauf da oft schlapp machte, wenn man so lange gelegen hatte. "Kieran und Giulia sprangen dazwischen, sonst hätte er mich wohl zu Kleinholz verarbeitet", gab er zu und hielt den anderen am Arm, als er erste Laufversuche startete. "Klapp doch ganz gut, Mylord", sagte er lächelnd, als der andere die indirekte Frage stellte. "So hat mich zumindest neulich jemand bezeichnet. Wobei Gifte nicht das Hauptthema sind, womit ich mich beschäftige. Ich forsche gerade an einem sehr tiefgehenden Schlafmittel und, mit Verlaub, ihr ward eine sehr gute Testperson, als mich euer Bruder bat, Euch einen ruhigen Schlaf zu verabreichen."

Sie gingen durch den Raum und blieben schließlich wieder stehen. Als der Kardinal ihn um zwei Gefallen bat, nickte er und hörte diese an. Das Du würde er nicht abschlagen können und wollte auch gar nicht recht. Das andere war genauso ok. "Nur wenn Ihr .. Du mir einen gefallen tust: ISS bitte etwas, Sandro!" Er lächelte und zwinkerte dem anderen zu, dann ging er, um jemanden zum Ankleiden zu finden. Als er mit Bediensteten zurückkehrte, blieb er in der Tür stehen. "Brauchst du mich noch? Ansonsten würde ich noch ein wenig im Labor arbeiten."
 

Alessandro

"Sandro" ließ Johns Bemerkung zu den Giften einfach im Raum stehen und atmete tief durch als er endlich wieder saß, auch wenn seine Muskeln selbst beim Sitzen protestierten. Er trank noch mehr Wasser, weil es einfach gut tat, und sah dann zu John auf. "Später.. ich werde später etwas essen, aber zuerst.. sind wichtigere Dinge zu klären. Gut, ob es etwas wirklich Wichtigeres zu tun gab, als essen in seinen Magen zu schaffen, wusste er nicht. Aber gerade hatte er keinen Appetit. John verschwand um einen Ankleidediener zu organisieren und Alessandro schälte sich aus dem Nachgewand, das er trug. Nackt fühlte er sich schon besser und die frische Luft strich angenehm über seine so bleiche Haut. Alles an ihm schien an Farbe verloren zu haben, auch seine eigentlich so schönen Augen. Nun, dafür war später Zeit, nicht jetzt.

Als er Ankleidediener mit John zurückkam, hatte sich Sandro bereits die Unterwäsche angezogen und wartete auf den Mann. Der holte die schwere rote Robe aus einem Schrank und begann, die einzelnen Lagen von Stoff auseinander zu sortieren. Alessio gab knappe Anweisung, nicht das gesamte Ornat anzulegen, sondern nur den einfachen roten Mantel samt Untergewand. Das würde reichen, so hoffte er. In der Hand hielt er bereits ein Kreuz, ein goldenes, besetzt mit roten Rubinen. Er legte es jedoch nicht an, sondern winkte John zu sich, der im Türrahmen stehen geblieben war. "Ich brauche dich sehr wohl noch. Abgesehen davon, dass ja auch mein Bruder ein Huhn mit dir zu rupfen hat, aber das soll mich vorerst nichts angehen. Deine "Gifte" interessieren mich weit mehr, denn ohne es vielleicht zu wollen, hast du mich auf eine faszinierende Idee gebracht." Sein schiefes Grinsen bedeutete schon jetzt nichts Gutes. "Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht, einem sehr mächtigen Mann einen ordentlichen Tritt in den Hintern zu verpassen, der dafür sorgen wird, dass er von seinem so hohen Podest purzelt. Dein Name wird selbstverständlich niemals Erwähnung finden." Doch während der letzten zwei Tage waren Sandros Gedanken darum gekreist, wie er Cromwell niederstrecken konnte... und ihm fiel nur eine einzige Gelegenheit ein, die er nutzen konnte: Das Turnier.

"Du wirst mich zu einem Gespräch begleiten.. also, wenn du es einrichten kannst. Ich kann dich schließlich nicht zwingen und will es auch nicht. Aber es ist dir vielleicht eine Befriedigung, dir Dominicos Nase einmal aus der Nähe anzusehen und die Tatsache, dass es schon sein Auge einfärbt."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Laila82
2017-07-11T15:51:41+00:00 11.07.2017 17:51
Alessio ist einigermaßen wieder ok, es wird - immerhin ein Anfang. Wo ist Rod, wie geht es ihm???
Also John und Tancred kommen auch zu dem Gespräch - interessant.
Tunier,Schlafmittel... es wird immer interessanter
Antwort von:  -Amber-
11.07.2017 19:33
Nächstes Kapitel kommt morgen ;)
Antwort von:  Laila82
11.07.2017 19:35
John gib mal was von deinem super duper Schlafmittel, die Autoren dieser FF unterbrechen meist dann, wenn es richtig interessant wird. :-)
Antwort von:  -Amber-
11.07.2017 20:33
John:
Es ist noch in der Testphase... *Phiole reich*
Freue mich über freiwillige Testpersonen. *evilgrin*

Aber nur auf eigenes Risiko! *flüster**pfeif*
Antwort von:  Laila82
11.07.2017 20:54
Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, daß alles gutgehen wird. Aber sie sind überzeugt, daß nicht alles schiefgehen wird.
Antwort von:  -Amber-
11.07.2017 20:57
John:
*lach* Ich werde dich persönlich wiederbleben, wenn etwas passiert *zwinker*

Ich könnte aber auch die Autoren bestechen, früher ein Kapitel online zu stellen...*grübel*
Ich drohe ihnen einfach, ihnen was in ihr Essen zu mischen... *g*
Antwort von:  Laila82
11.07.2017 21:02
Wiederbelebungsversuche von John... John stehst du eigentlich auch auf Frauen? *zwinker*
Antwort von:  -Amber-
11.07.2017 21:04
John:
*vehement den Kopf schüttelt* Nein, so absolut gar nicht ^^°
Aber bei Fans spring ich über meinen Schatten *zwinker*
Bin ja auch Arzt... irgendwie *grins*


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