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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 3 - Hochverrat

Dominico


 

Nicos Nacht war trotz Kierans Anwesenheit nicht wirklich ruhig gewesen. Er hatte mit Kieran, John und Amadeo in der Küche gesessen und gegessen, weil Giulia bereits große Teile ihres eigentlichen Wohnzimmers hatte zusammenpacken lassen und es daher in der Küche am gemütlichsten war. John war bald darauf in das Labor verschwunden und auch Amadeo hatte sich wieder verabschiedet, weil er noch einige Dinge für den nächsten Tag prüfen wollte. Zumindest gab er das vor bis er in den Trakt abbog, in dem Giulias Schlafzimmer lag.

Davon hatte Nico abermals nichts mitbekommen, weil er sich mit Kieran in der Küche unterhalten hatte. Über das Turnier, den langen Weg nach Italien und darüber, was Alessandro mit Rodrego vorhatte, wenn der denn solange lebte, um in den Tower zu kommen. Nico hatte tunlichst vermieden über das Medikament zu sprechen und war irgendwann später mit Kieran zu Bett gegangen. Sie hatten für den nächsten Morgen eine Uhrzeit ausgemacht und Nico war bereits lange vorher wach gewesen oder hatte gar nicht geschlafen. Er war sich nicht sicher. Definitiv half sein unausgeschlafenes übermüdetes und vom Turnier noch etwas lädiertes Gesicht seiner Scharade.

Als er mit Kieran und John, den er die ganze Zeit mehr oder weniger ignoriert hatte, den Raum betrat, fühlte er, wie sich sein Magen umdrehte. Auf dem Bett lag ein Kardinal in vollem Amtsornat - das Alessio die Robe anziehen wollte, hatte er im Vorfeld schon gesagt. Doch wie er da lag, so blass in dem kräftigen Rot der Robe und Rodrego daneben, das Gesicht mit Tränen überströmt, da war es für einen Moment so real, dass Nico glaubte keine Luft mehr zu bekommen.

Während John den Mann untersuchte, war es totenstill, im wahrsten Sinne des Wortes. Erst als John Entwarnung gab, atmete Nico hörbar auf und entspannte sich etwas. Amadeo kam gerade herein, als Rod ihm die Hände hinstreckte. Der Leibdiener der beiden Brüder hatte tatsächlich eine Handfessel dabei und im Gepäck noch zwei weitere junge kräftige Männer mit der Bahre, auf der man Alessandro in die Kutsche bugsieren konnte. Vorsichtig und unter Johns strenger Aufsicht wurde der Kardinal umgebettet und schließlich hinaus getragen, während Nico Rod musterte. "Dass es so weit kommen musste...", flüsterte er leise, weil er das Gefühl hatte, dass laute Worte in dem Raum Alessio wecken würden. "Es tut mir leid, Rodrego..", entschuldigte er sich bei dem Schmied, obwohl es eigentlich nicht notwendig gewesen wäre. Amadeo legte Rod die Fesseln an, vorsichtig und nicht zu fest. Sie wollten ihm ja nicht wehtun. Dann half Amadeo ihm den Weg nach draußen zu finden und zu dem Pferd, auf dem Rod reiten würde. Die Führleine des Tieres lag in Amadeos Hand und Nico hoffte, dass Rod noch gut genug im Sattel saß, um mit gefesselten Händen nicht herunterzufallen.
 

Nachdem man Alessandro sicher in der Kutsche auf der Bahre abgelegt hatte, stiegen die beiden Männer, die ihn getragen hatten, auf den Kutschbock. Sie waren in Trauerkleidung gehüllt, genauso wie Amadeo und Nico, der jetzt seine dunkle Jacke über das Hemd zog. "Wir bringen ihn so schnell wie möglich wieder hierher. Bleib hier, ja?!" Er strich Kieran über die Wange. "Wenn etwas schief geht und nicht so läuft wie geplant, dann wirst du mit Giulia gehen! Versprich mir das!" Denn dann würde es für Kieran auch zu gefährlich in London sein. Er drückte dem Jüngeren einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich abwandte. Ihm war etwas auf der Zunge gelegen, das er zu John sagen wollte, doch weil er den Arzt noch brauchte, ließ er es bleiben. Stattdessen schwang er sich auf seinen wartenden Hengst und die Trauerprozession setzte sich in Bewegung mit Ziel London.

Mit der Kutsche konnten sie nicht besonders schnell reiten, vor allem weil Nico befürchtete, dass zu starke Erschütterung Alessio vielleicht doch wecken konnte. Vermutlich war diese Angst unbegründet, doch sie hatten ja noch ein wenig Zeit.

Nico führte die Gruppe an, ihm folgte Amadeo mit Rods Pferd am Zügel und schließlich die Kutsche. In der Jackentasche hatte Nico alle Dokumente, die notwendig waren, um Cromwell zu überführen, und bis sie in London angekommen waren hatte er sicher einhundertmal dorthin gefasst, um zu fühlen, dass sie wirklich da waren.

Als sie am Tor eintrafen und man Nicos düsteren Gesichtsausdruck bemerkte, wurden sie sofort durchgewunken, ohne dass jemand Fragen stellte. Die Kutsche, die so offensichtlich einen Leichnam enthielt, und ein so offensichtlich zur Schau gestellter Gefangener zogen allerdings schon die Aufmerksamkeit der Leute auf sich - genau das, was Nico beabsichtigte. Sie erreichten den Palast einige Zeit später und Nico stieg ab, ließ sich das Pferd abnehmen und sah sich um, während Amadeo Rod dieses Mal wesentlich unsanfter vom Pferd holte, auch wenn er ihm in einem ungesehenen Moment ein knappes "Entschuldige!" zuflüsterte. Ein Diener kam ihnen entgegen gelaufen, um ihnen zu sagen, dass der König zurzeit bereits eine Audienz gäbe und keine Zeit habe. Doch Nico ließ ihn einfach stehen. Man hatte Alessio aus der Kutsche geholt, der immer noch den besten Toten spielte, den Nico je gesehen hatte und eskortiert von zwei Palastwachen, die Nico heranwinkte und die bei dem Anblick des toten Kardinals prompt gehorchten, "stürmte" Nico den Palast und kurze Zeit später trotz lauten Protests einiger Torwächter auch die Audienz seiner Majestät.

Henry hatte es sich mit den Gesandten an einem Tisch bequem gemacht, auf dem kleine Naschereien standen - Cromwell an seiner Seite. Als Nico so hereinplatzte, fuhr der König wütend auf, doch Nicos wütender Gesichtsausdruck, die Papiere in seiner Hand, der Gefangene, den Amadeo führte und letztlich der aufgebahrte Kardinal sorgten dafür, dass Henry nicht sofort einen seiner berühmten Wutanfälle bekam. "Eure Majestät! Entschuldigt tausendfach mein unbefugtes Eindringen und die Störung eurer Audienz, doch das ist HOCHVERRAT!" Nico musste sich nicht einmal Mühe geben, besonders theatralisch herüberzukommen. In dem Moment, in dem er Cromwell gesehen hatte, war all der Hass wieder in ihm hinaufgekocht. "Man hat meinen geliebten Bruder vergiftet!", erklärte er sein explosives Eintreten im nächsten Satz und wedelte mit den Papieren in Cromwells Richtung. "Und IHR habt den Befehl gegeben, Cromwell! Erst Alessandro, dann sollte ich dran glauben!!"

Es kam wie es kommen musste: Die Gesandten steckten sofort die Köpfe zusammen und Henry starrte von einem zum andren, ehe er sich entschied, dass Ruhe bewahren wohl die königlichste aller Lösungen war. Cromwell indes sah auf eine so seltsame Art und Weise ertappt und doch gelassen aus, dass Nico fast gelacht hätte. "Mir scheint Ihr seid auf dem Turnier zu sehr auf den Kopf gefallen, lieber Dominico... Wie kommt ihr auf so eine absurde Idee?", wandte sich Henry an ihn, dem Nico jetzt nur zu gerne die Briefe vor die Nase knallte. Erst die Dokumente die tatsächlich von Cromwell stammten und zu guter Letzt schließlich den Befehl, ihn und seinen Bruder zu töten, der aus Giulia Sforzas Feder stammte. Allerdings hatten die Brüder nicht die gleichen dämlichen Fehler begangen, sondern eine bessere Fälschung der Unterschrift und einen Diebstahl des Siegels dafür genutzt, um jetzt überzeugend zu sein. Henry trat etwas zur Seite und brachte damit Distanz zwischen ihn und die Gesandten, die sich ohnehin schon etwas zurückgezogen hatten. Henry überflog die Blätter und las, sein Gesichtsausdruck zeigte Verstehen und Ärger, aber noch keine ausreichende Wut auf Cromwell. Um ehrlich zu sein hatte Nico die auch gar nicht so schnell erwartet. Henry war Ränkespiel gewohnt. Wenn allerdings Brandon gleich noch auftauchen würde und Rod gestand... nun, dann würde sich das Blatt hoffentlich zu ihren Gunsten wenden.

"Was hier steht...", begann er König nun und drehte sich dem Schmied zu, "ist das wahr, Herr Fernale?"
 

Rodrego


 

Ja, dass es so weit kommen musste... Da hatte Dominico wahre Worte gesprochen. Es hätte vermutlich wirklich einen fingierten Todesfall gebraucht, damit Alessio die Kirche hinter sich lassen konnte, aber seinen Verrat, den hätte es definitiv nicht gebraucht. Nun war es an ihm, das Geschehene wieder gut zu machen und er würde alles dafür tun. Dass es Dominico leid tat, verwunderte ihn einen Moment und er sah auf, den anderen an. Wofür entschuldigt er sich denn? Für die Fesseln? Dafür, dass er ihn vor Henry brachte? "Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest", entgegnete er. Er hatte sich das alles selbst zuzuschreiben.

Er ließ alles mit sich geschehen und fühlte sich so elend, weil alles so unfassbar echt wirkte. John hatte ihm zwar versichert, dass es Alessandro gut ging, aber die Prozession, die Aufbahrung - alles wirkte nicht im Mindesten inszeniert. Und so fiel es ihm nicht schwer, den Kopf gesenkt zu halten. Er war schuldig an der ganzen Situation - und so konnte er den Schuldvollen auch gut spielen.

Als Amadeo ihn vom Pferd zog, schloss er einen Moment die Augen. Er würde da drin eine gute Show hinlegen müssen: ein vom Hass zerfressener, manipulierter, schwacher Mann. Nicht mehr und nicht weniger.

Er ließ sich mehr schieben, als dass er selber ging, spielte den Unwilligen, als er in den Audienzsaal geschubst wurde. Cromwell war da und sein Blick richtete sich einen Moment auf diesen, wütend und widerspenstig, so dass dieser nicht wusste, ob er nun auf die Situation wütend war, oder auf ihn selbst. Dann senkte er den Blick und harrte aus, was geschehen würde. Dominico war einfach ein wundervoller Schauspieler.

Als der König zu ihm trat, blickte er auf und sah ihn fest an. "Alles was hier steht ist wahr", antwortete er mit wütender Stimme. "Er hat meine Familie ins Verderben gestoßen", fuhr er nun weiter fort und ein wenig schwang ein hysterischer Unterton mit. "Und nun habe ich mich gerächt!" Er lachte schier beängstigend. "Ich bin dankbar, dass Cromwell mir die Augen geöffnet hat über die Brüder Sforza, die meine Mutter auf den Scheiterhaufen geschickt haben." Er deutete eine Verneigung in Richtung Cromwell an. "Das Gift, das ich erhalten habe, war die gerechte Strafe, nachdem das Attentat beim Turnier nicht geklappt hat!" Er musste hier den fanatischen mimen, der aus Rachsucht gehandelt hatte, aber offensichtlich manipuliert worden war. Er wendete sich an Cromwell. "Aber Dominico Sforza behauptet, dass Alessandro nichts mit dem Tod meiner Mutter zu tun hatte. Das ist nicht wahr, oder, Mr. Cromwell? Das ist nicht wahr!"

In diesem Moment ging die Tür auf und Charles Brandon trat ein.
 

Dominico


 

Als Rodrego den Mund aufmachte, rutschte die Augenbraue des Königs nach oben. Er hatte eigentlich nur ein Ja oder ein Nein erwartet, doch er bekam ein ziemlich umfangreiches Geständnis. Ein bisschen ZU umfangreich, wenn man es genau nahm, denn Rodrego bestätigte gerade nicht nur, dass er den Kardinal offensichtlich sehr erfolgreich vergiftet hatte, sondern auch versucht hatte, das Turnier zu manipulieren.

Er klang nicht so, als würde er lügen, vielmehr klang er sehr überzeugt von dem, was er sagte. Als der Blick des Königs zu seinem Berater fiel, bemerkte auch Henry, dass etwas nicht stimmte. Cromwell stand der kalte Schweiß auf der Stirn und sein Gesicht hatte merklich an Farbe verloren. "Dieser Mann lügt, ich kenne ihn nicht", versuchte er abzuwiegeln, doch Nico fuhr erneut auf. "Lügt? Ich fand ihn mit dem Becher Gift in der Hand neben meinem Bruder in der Kapelle!", fauchte er ungehalten und deutete auf den Kardinal. "Sieht er für euch nicht tot genug aus? Dann lasst den Arzt seiner Majestät doch prüfen, ob er lebt oder nicht!" Henry räusperte sich und nickte. "Wir werden Mr. Chambers rufen lassen, er soll die Todesursache eures Bruders klären Dominico... aber diese Briefe, Cromwell erklärt-" weiter kam er nicht als draußen unter lautem Protest offenbar ein weiterer Besucher hereinkam. Diesmal Charles Brandon, im Schlepptau zwei Männer, die einen Dritten in ihrer Mitte führten und in der Hand einen Brief, den er hochhielt wie eine Fackel. "Vergiften, DAS ist eure Methode Cromwell, wenn es nicht mit Eisendornen auf dem Turnier funktioniert?", polterte er los, ähnlich laut und ungehalten wie Nico zuvor und Henry wurde abermals zum Zuschauer verdammt. Charles hielt Henry den Brief unter die Nase, ein ähnliches Dokument wie er ohnehin schon in der Hand hielt. "Oder ist das euer Werk, Sforza?", er knurrte Nico an, den er jetzt erst zu bemerken schien, was Nico dazu brachte mit der Hand auffällig in Richtung seines gegürteten Schwertes zu greifen. "MEIN Werk? Seid ihr blind ihr englischer Holzkopf? Mein Bruder liegt dort tot auf der Bahre, vergiftet von einem Bastard!" Er deutete auf Rodrego, dann auf Cromwell. "Und er gab ihm den Befehl dazu."

Charles Blick huschte zu Alessandro auf der Bahre und man sah ihm deutlich an, dass er schluckte. Offenbar... nun. Anscheinend machte auch auf ihn Dominicos Äußeres den rechten Eindruck. "Majestät", setzte er wieder an, "offenbar arbeitet Mr. Cromwell für die Franzosen, wenn er so sehr versucht, alles daran zu setzen, die Spitze eures Militärs loszuwerden!"

Man sah dem König an, dass es hinter seiner Stirn arbeitete. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, doch die Augen blitzten bedrohlich, was zeigte, wie wenig es ihm gefiel, in seinem Palast gerade aller Zügel beraubt worden zu sein,... und dann stand da auch noch diese Delegation von Diplomaten. Auf der anderen Seite Sforza und Brandon, die einander aufs Blut befehdeten.. Sie logen sicher nicht, da der eine dem anderen kaum die eigene Ehefrau gönnte. Also wandte sich sein Blick wieder auf Cromwell, der so aussah, als ginge es ihm gar nicht gut. "Majestät, das ist eine infame Lüge ich kann euch-" "SCHLUSS DAMIT!", fauchte Henry deutlichst erregt und darum bemüht, die Form zu wahren. "Habt ihr diese Briefe geschrieben?" Cromwell hob die Hände. "Das muss eine Fälschung sein, ich würde niemals..." "Deswegen hattet ihr auch keine Ahnung wie die Dornen in die Spitzen der Lanzen kamen, oder? Ein SCHMIED steht hier Cromwell und er macht mir nicht den Eindruck, als würde er Lügen!" Henry konnte durchaus ein wenig kombinieren und hier ergab sich gerade alles ganz klar. Zudem hatte ihn der Diplomat in letzter Zeit sehr bedrängt einige Allianzen zu schließen, die Henry lieber mit der Waffe ausgehandelt hätte, als auf dem Papier. Ihn dürstete nach Krieg, um Englands Ehre zu verteidigen, vor allem gegen Spanien, das ihm seit seiner Scheidung von Katharina so auf die Nerven ging.

"Das ist Hochverrat, Cromwell, Hochverrat", fauchte er ihn an und rief nur einen Atemzug später nach den Wachen. "Ich werde das prüfen lassen und wenn ich nur einen Hauch der Wahrheit finde, dann werdet ihr am Galgen baumeln!", schrie er, jetzt mehr und mehr dem Zorn verfallend. Ein sehr kritischer Moment.. Nico atmete tief durch. "Nehmt diesen Bastard mit..", er deutete auf Rodrego. "Er soll mit ihm hängen für den Mord an meinem Bruder!"

Henry nickte knapp. Offenbar war er heute nicht darauf aus, ein direktes Exempel zu statuieren. "Meine Herren, wir werden sofort jemanden mit den Ermittlungen betrauen", entschied der König, um die Entscheidungsmacht wieder an sich zu reißen, als Dr. Chambers eintrat.
 

Rodrego


 

Rodrego musste aufpassen, dass er nicht zu viel redete, aber das, was er hatte sagen wollen, war gesagt und nun würde er nur noch reden, wenn er danach gefragt wird. Er stand da und ließ den Kopf hängen, wie jemand, der gerade merkte, dass er betrogen worden war - und dieses Gefühl kannte er ja sehr, sehr gut. Doch als Cromwell behauptete, er kenne ihn nicht, blickte er auf. "Er lügt!", sagte er halblaut, wie als stünde er unter Schock. "Es war sein Name unter dem letzten Brief, er war es, der sich Freund genannt hatte und mich betrogen hat." Er sprach nicht laut, nur so, als rede er im Wahnsinn mit sich selbst. "Er lügt, er hat mich betrogen. Ich bin für ihn zum Mörder geworden..."

Als Charles hereinkam, änderte er sein Verhalten nicht, und er zuckte nur zusammen, als Dominico ihn als Mörder vorstellte. Danach schwieg er niedergeschlagen. Auch wenn er spielte, versuchte Rodrego nicht weiter darüber nachzudenken, was nun folgen würde. Er wusste es, er wusste, dass er auch Angst hatte, aber im Moment war das fehl am Platz. Wenn es hier schief lief, wäre er gleich tot. Aber nein, nicht darüber nachdenken... Es lief gut und sie würden es zu Ende bringen. Dann hätte er im Tower sicher genug Zeit, um nachzudenken. Und schon in diesem Augenblick forderte Dominico genau das und offenbar war es Henry recht. Innerlich atmete er aus. Er hatte also noch eine kleine Chance, Alessandro lebendig wiederzusehen. Die Wachen ergriffen ihn, übernahmen Amadeos Wache und nun war er wirklich quasi schon im Tower von London.

Als der Doktor hereintrat, wurde es einen Moment ruhig. "Was kann ich für die...", begann der schon recht alte Mann, als er Alessandro sah. "Grund Gütiger!", entfuhr es dem Arzt und er ging zügig auf den aufgebahrten Kardinal zu. Er blickte ihm ins Gesicht, betrachtete die dunkelblauen Lippen und fühlte dann den Puls. "Wer hat ihn mit blauem Fingerhut vergiftet?", fragte er entsetzt in die Runde, als Charles Brandon vortrat. "Auch ich sollte vergiftet werden. Hiermit!", erklärte er und überreichte dem Arzt eine Phiole. Vorsichtig betrachtete dieser das Fläschchen. "Kommen Sie dem Leichnam nicht zu nahe! Das Gift ist in dieser Konzentration sehr tödlich und nur die kleinste Berührung kann schon fatale Folgen haben! Das habe ich bisher nur sehr selten gesehen", warnte der Arzt. "Ich kann für ihn nichts mehr tun. Aber ich verstehe nicht..."

Doch der König ließ den Arzt auch nicht verstehen. Offenbar reichte ihm das, was er gehört hatte. "Ihr könnt gehen, Dr. Chambers!", entließ ihn Henry, dann drehte dieser sich zu Cromwell um.

"Nehmt sie fest", donnerte er mit fester Stimme. Im König schien es zu brodeln. "Den Schmied und vor allem Thomas Cromwell! Sperrt sie in den Tower, bevor ich in drei Tagen diesen Verräter am Galgen sehen möchte!" Henry drehte sich zu Charles Brandon. "Was Ihr mit Eurem Attentäter macht, überlasse ich Euch, Charles. Er hat es ja zum Glück nicht vollenden können. Nicht auszudenken..."

Rodrego war unwichtig geworden. Cromwells Verrat und dessen mögliche Folgen war das, was den König am meisten beschäftigte. Damit hatte er zumindest das hier bereits überlebt. Henry blickte Cromwell hasserfüllt an, während die Wachen ihn ergriffen. "Sie lügen!", versuchte es Cromwell noch einmal. "Sie haben das geplant! Das ist eine Intrige! Ich war immer ehrlich..." "Schweigt", donnerte Henry und so wurden sie abgeführt. Rodregos Augen striffen kurz die Dominicos. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Es hatte alles geklappt. Nun hatte er seine Schuld bezahlt. "Dominico! Charles! Auf ein Wort", hörte er Henrys Stimme, bevor sich die Tür hinter ihm schloss.



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