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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 3 - Erleuchtendes Gespräch

Kieran


 

"Wenn etwas schief geht und nicht so läuft wie geplant, dann wirst du mit Giulia gehen, versprich mir das."

Kieran seufzte und kraulte den Kopf von Streuner, der eben diesen auf seinen Schoß gelegt hatte, während er auf dem Stuhl vor dem Haus saß, von wo aus er den besten Blick auf die breite Allee hatte, die als Zugang zum Anwesen diente. "Es wird alles gut gehen", sagte John schon mit einem so genervten Unterton, dass Kieran lieber nicht noch einmal mit einem "Aber" auffuhr. John hatte ja Recht. Er konnte nichts anderes tun, als zu warten, und je nach dem, was passierte, eben zu reagieren. Aber dieser unsägliche Satz!!! Argh! Manchmal könnte er Dominico echt den Hals umdrehen!

In seiner Überraschung hatte er nur ein "Ja" gestammelt und den anderen irritiert angesehen. Sie hatten tunlichst vermieden über das zu reden, was nach dem ganzen Schauspiel passieren würde. Kieran wusste, dass Dominico nicht so einfach von der Seite des Königs weichen würde. Aber was, wenn wirklich alles schief ging? Kieran hatte auch lieber nicht im Vorfeld darüber nachgedacht gehabt. Aber jetzt drängten sich die Gedanken in den Vordergrund. Mit jeder Minute, die verstrich, bekam er mehr Angst, dass Dominico etwas zugestoßen sein könnte, dass sie hier wirklich weg müssten. Würde er dann hier weggehen? Würde er wirklich mit Giulia gehen? Er wusste, dass diese mit Amadeo zurück nach Italien gehen würde. Aber was sollte er dort? Wieso sollte er dorthin gehen? Er würde hier bleiben müssen, um für Dominico da sein zu können, wenn er ihn brauchte. Und wenn Dominico im Gefängnis landen würde?... Kieran seufzte und schüttelte den Kopf, um den Gedanken wegzuschütteln.

"Sei froh, dass du nur ein Hund bist, Streuner", sagte er. "Ich wünschte manchmal, ich könnte mit dir tauschen." Sein Blick glitt wieder die Allee hinunter. Wann kamen sie endlich? Es war bereits Mittag. Lange würde Alessandro nicht mehr schlafen.

In diesem Moment trat Giulia zu ihnen. Sie war den ganzen Vormittag damit beschäftigt gewesen, im Haus herumzuwuseln und den Angestellten Befehle und Anweisungen zu geben. "Noch immer nichts", stellte sie selbst seufzend fest. Kieran betrachtete sie einen Moment. Es war erstaunlich, wie sehr sie sich sorgte. War es die Sorge um Alessio? Oder Dominico? "Er wird wohlbehalten zurückkommen", beruhigte John nun auch sie. "Das Baby wird nicht ohne Vater aufwachsen. Amadeo wird nicht zur Zielscheibe werden." Giulia blickte ihn an und nickte leicht. "Und dennoch mache ich mir auch Sorgen um Nico und Alessandro. Und von Rodrego will ich gar nicht anfangen."

Kieran merkte, dass er offenbar etwas ganz Entscheidendes gerade nicht begreifen konnte. Irritiert blickte er John an, der in diesem Moment merkte, dass er wohl etwas gesagt hatte, was Kieran noch nicht wusste. "Oh, ich wollte nicht...", entschuldigte er sich bei Giulia, doch die wehrte ab. "Es ist längst überfällig, dass ich mit Nico rede. Aber der hat in letzter Zeit andere Sorgen gehabt oder nur Augen für Kieran." Sie lächelte ihn an und Kieran kam sich ein wenig dämlich vor. "Ich wusste nicht... Aber..." Hatte er sich nicht mit dem Gedanken abgefunden gehabt, dass Giulia und Dominico nur angeblich in einer etwas zu alkohollastigen Nacht miteinander... War sie doch schwanger? Von Amadeo? Völlig perplex, wegen der Tragweite dieser neuen Erkenntnisse, blickte er die schöne Frau an. "Sie kommen", hörte er in diesem Moment John sagen und er blickte die Allee hinunter. Tatsächlich...
 

John


 

Sein Blick ruhte auf dem Zug von Menschen, der in einem zügigen Trab die Allee hinaufzog. Kierans Unruhe und dennoch Freude darüber, Dominico zu sehen, war so deutlich, dass John schmunzeln musste. Dieser Mann war wirklich ein offenes Buch. Und ob mit Alessandro alles geklappt hatte, schien jenen auch sehr zu beunruhigen. Vermutlich hatte er Angst, dass Dominico John direkt töten würde, wenn er seinen Bruder nun wirklich beerdigen musste...

Eigentlich war es keine Seltenheit, dass Menschen unbeabsichtigt beerdigt wurden. Gewissenhafte Leichenbestatter banden Menschen, die offensichtlich unerwartet gestorben waren, immer den Klingelzug um, damit sie, falls sie doch wieder aufwachen, um Hilfe rufen könnten. Letztlich lag es daran, dass die Menschen zu schnell unter die Erde geschafft wurden, weil man Angst vor Seuchen hatte. Gut, das konnte er auch nachvollziehen, vor allem im Sommer. John wischte den Gedanken beiseite.

Schließlich wusste er ja nur zu gut, dass sein Mittel wirken würde und Alessandro Sforza einfach wieder aufwachen würde. Aber er war gespannt, ob Dr. Chambers auf seine Täuschung hereingefallen war. Er hatte wirklich lange an der Mischung gefeilt, hatte viele Experimente an der Universität mit Tieren gemacht und herumgebastelt, damit auch der Geruch ähnlich war. Das Gift für Charles Brandon zu machen, war da schon viel einfach gewesen. Gifte zu brauen, war ohnehin sehr einfach. Wirklich wirkungsvolle Arzneien zu kredenzen, war wesentlich komplizierter. Es gab immer wieder Nebenwirkungen, die nicht abzusehen waren. Und für ihn war es jetzt auch spannend, welche das bei Alessandro sein würden. Er hoffte inständig nur darauf, dass sich der Mann kräftig übergeben musste, ihm schwindlig war und er sich schwach fühlte. Alles Dinge, die mit einer guten Suppe wieder weggehen würden. Wenn er Erinnerungslücken haben würde, wäre es schwieriger... Davon hatte er lieber nichts gesagt. Der Schmied war ohnehin sehr argwöhnisch. Dominicos Gesicht, als der seinen schlafenden Bruder gesehen hatte, war auch beängstigend gewesen. Dominico... Der nahm ihm die Nase immer noch übel. Dabei hatte er doch jetzt, was er sich wünschte: einen absolut hörigen Kieran, der ihm überallhin folgen würde und wird.

John lagen die Worte noch etwas schwer im Magen, als Dominico Kieran angewiesen hatte, mit Giulia zu gehen, wenn ihm etwas passieren würde. Sie sollten sich endlich darüber unterhalten, was passieren würde, wenn Dominico wirklich nach Italien zurückkehrte. Aber er hatte das Gefühl, dass Kieran und Dominico mal wieder nicht über das redeten, was wirklich wichtig war. So wie immer. Ob er ihm demnächst nochmal eine vor den Bug knallen müsste, damit das wieder funktionierte? Er hatte es Kieran angedeutet. Mal sehen, ob er es verstanden hatte.

Und er selbst? Es war komisch, heute Nacht allein im Labor zu schlafen. Vor einigen Tagen hatte Tancred dort neben ihm gelegen. Es war seltsam, dass man etwas vermissen konnte, was bisher eigentlich nie bedeutsam gewesen war. Aber die Nacht auf dem Schiff war so beruhigend gewesen, so entspannend... Auch in seinem neuen Zimmer hatte er nicht so gut geschlafen. Wobei die Anwesenheit von Streuner ihm gut tat. Streuner war schon ein Zufall. Wieso hatte sich dieses Riesenvieh eigentlich für ihn entschieden? Er wich ihm nicht mehr von der Seite und John hatte sich sehr schnell daran gewöhnt, dass er jetzt Teil seines Lebens war. Der Hund hörte auf ihn und schien fast schon mitzudenken. Es war erstaunlich, wie feinfühlig er war. John war gespannt, wie er auf Tancrèd reagieren würde, wenn jener... nun ja: falls jener einmal kommen würde. Aber die Tatsache, dass gerade Amadeo und Dominico zusammen mit einem Alessandro in der Kutsche hier hochfuhren, sagte ihm, dass der Plan aufgegangen sein musste. Dann war jetzt nur noch spannend, wann Alessandro mit Giulia und Amadeo aufbrechen würde. Vielleicht würde Tancrèd ihn noch einmal besuchen...?!
 

Dominico


 

Es war schwer gewesen, den Palast zügig wieder zu verlassen, ohne den König vor den Kopf zu stoßen. Henrys aufbrausendes Temperament war ihnen dabei sicher eine Hilfe gewesen. Der König war rasend vor Zorn gewesen, auch wenn er das natürlich nicht vor seinen Gesandten hatte zeigen dürfen. Um die nicht vollkommen zu verprellen war Thomas Boleyn herbeigerufen worden, der sich jetzt nur zu gerne um die Gesandten kümmerte. Charles und Henry waren indes Henry in sein Arbeitszimmer gefolgt und eine hitzige Diskussion war zwischen den beiden Männern entbrannt. So "einfach" es schien, sich über Thomas Cromwell auszulassen und ihn zu verteufeln, so schwer war es doch dabei auch noch so zu tun, als würde er Charles bis auf den Tod nicht ausstehen können und gleichzeitig um seinen Bruder trauern. Nico gab sein Bestes und behalf sich damit, immer wieder ins Italienische zu verfallen. Zwar konnte Henry Latein und Charles ebenso, doch sein schnelles Italienisch war für die beiden Männer nicht so gut zu verstehen.

Während ihrer Diskussion war es schließlich Henry, der die beiden "verfeindeten" Männer einander näher zu bringen versuchte. Dass sie drei als Männer an den Waffen zusammenstehen mussten und sich gegen Cromwell verbünden mussten. Nico war fast davor gewesen zu lachen, doch stattdessen behielt er seine ernste Miene bei und erneuerte den Treueschwur, den er Henry ohnehin schon lange geleistet hatte - und von dem er so viel hielt wie von Pferdescheiße an seinen teuren Stiefeln.

Auf seine Bitte kurz darauf, seinen Bruder zurück nach Italien, "nach Hause" zu bringen und ihn im stillen Kreis der Familie zu beerdigen, um ihn wegen des Giftes schnell unter die Erde zu bringen, stimmte Henry schließlich zu. Der König hatte grundsätzlich Angst vor allem was der eigenen Gesundheit unzuträglich war und deswegen hatten sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wäre Alessio an einer anderen Sache "gestorben", an körperlicher Gewalt oder ähnlichem, dann wäre die Gefahr groß gewesen, dass der König darauf bestanden hätte - aus Solidarität - bei der Bestattung dabei zu sein und Alessandro damit in England zu beerdigen. So war er darauf nicht besonders erpicht, sprach Nico nur sein Beileid aus und versprach, ihn von seinen höfischen Pflichten zu entbinden, bis Alessandro auf das Schiff gebracht und Cromwell und seine Handlanger hingerichtet worden waren. Danach entließ ihn der König und Nico hatte es sehr eilig wieder in den Hof zu kommen. Amadeo wartete bereits mit seinem Pferd an der Hand und dem Pferd, auf dem sie Rodrego hergebracht hatten, am Zügel. Alessandro war wieder in der verschlossenen Kutsche untergebracht worden und die Männer drängten zum Aufbruch. Sie mussten London ein Stück hinter sich gelassen haben, bevor Alessandro erste Anzeichen des Aufwachens zeigte.

Als sie schließlich das Stadttor passiert hatten und einige Biegungen der Straße sie von den neugierigen Augen trennten, ließ Nico die Kutsche öffnen und setzte einen der Männer auf dem Kutschbock zu dem Kardinal, so dass er rufen konnte, falls etwas mit dem Mann passierte.

Doch obwohl Nico jetzt ein höheres Tempo anschlug, weil es ihm egal war, ob Alessio durch die Erschütterung aufgeweckt wurde, schlief der Kardinal nach wie vor tief, als sie auf den Hof ritten. Sie wurden bereits von John, Kieran und Giulia erwartet. Letztere kam ihnen entgegen gelaufen. "Hat es funktioniert? Ist er schon wieder wach?", fragte sie, etwas atemlos. Doch Nico schüttelte bereits den Kopf noch bevor er vom Pferd stieg. "Es ist absolut alles nach Plan verlaufen, doch Zeichen davon, dass er wirklich noch am Leben ist, gibt es nicht", gab Nico zu, während bereits weitere Angestellte angelaufen kamen, um dabei zu helfen den Kardinal wieder ins Haus und in sein Bett zu verfrachten. "Zieht ihm diese Robe aus!", rief Nico ihnen nach, während vier Männer die Bahre mit Alessandro bereits wieder in das Haus hineintrugen. Der Kardinal war nach wie vor bleicher als eine weiß getünchte Wand und die rote Robe wirkte wie Blut, das an seinem Körper klebte. Nico wollte den Männern bereits nachlaufen, doch Giulia hielt ihn nach einem Seitenblick auf Amadeo zurück. Der Mann hatte sich wie immer formvollendet zurückgehalten und ihr nur ein kurzes Lächeln geschenkt, das Nico natürlich wieder nicht bemerkte, weil er mit den Gedanken ganz woanders war. "Dominico, auf ein Wort." Ihr Griff war so fest, dass Nico sich dem nicht direkt entwinden konnte. "Kann das nicht warten, Giulia? Bitte.." Sie schüttelte resolut den Kopf. "Nein. Es kann nicht warten. Jetzt. Man wird uns rufen, wenn er aufwacht. Komm." Sie hatte ihn am Arm gegriffen und zog ihn hinein in das Haus, wo Kieran und John bereits der Bahre hinterhergegangen waren, um Alessio zu untersuchen.
 

Giulia führte ihn hinein in den einzigen Salon, in dem noch ihre Möbel standen. Es war Giulias kleines privates Empfangszimmer, nicht sehr groß aber dafür sehr gemütlich eingerichtet. Sie schloss sorgsam die Türe hinter sich und ließ sich dann auf einen Sessel sinken. "Wir müssen uns unterhalten, Dominico", begann sie und bereits an ihrem Tonfall merkte er, dass sie etwas wirklich Ernstes mit ihm zu besprechen hatte. Leider war er gerade so sehr mit den Gedanken an anderer Stelle... "Nico, schau mich an." Er drehte sich zu ihr, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und nickte. "Ich bin ganz Ohr, was ist so wichtig?"

"Ich will mit dir über meine Zukunft sprechen." Nicos Stirn legte sich in Falten. "Ich war euch stets eine Freundin. Dir und Alessandro meine ich. In euch beiden und eurer Familie habe ich den Hafen gefunden, den ich gesucht habe nachdem... nun. Du weißt was ich meine." Ja, Nico wusste was sie meinte. Nach Henry.

"Aus England wegzugehen war damals meine absolut eigene Entscheidung und ich bereue sie nach wie vor nicht. Dich zu heiraten hat mich sehr glücklich gemacht, unsere Kinder haben mich sehr glücklich gemacht und sie machen es noch. Du weißt, dass ich dir nie im Weg gestanden habe, was deine Neigungen betrifft. Ich habe jede deiner außerehelichen Beziehungen akzeptiert und ich mag Kieran. Dass du zu ihm stehst, zeigt mir, dass du genau der Mann bist, für den ich dich gehalten habe als ich deine Frau geworden bin." Nico war zu dem anderen Stuhl hinübergegangen und hatte sich hingesetzt. Dieses Gespräch verlief in eine Richtung, die ihm zugegebenermaßen gar nicht gefiel. Er verschränkte die Hände und stützte die Arme auf die Lehnen. "Aber..?"

"Aber euer Plan bedenkt mich nicht", schloss sie knapp. "Versteh mich nicht falsch, ich kann es verstehen. Dass Alessandro genug von alledem hat und dass er gehen will. Dass er glücklich sein will mit seinem Rodrego und ich kann verstehen, dass du das gleiche für dich und Kieran willst. Aber was wird aus mir, wenn ihr beide verschwindet? Hast du daran gedacht?" Nico biss sich auf die Unterlippe. "In eurer Rechnung bin ich eure Verbindung zum Festland... aber als was? Als die Ehefrau, deren Mann getürmt ist? Oder wirst du so "sterben" wie Alessandro und ich werde zur Witwe?" Sie hob die Hand als Nico einschreiten wollte. "Ich will das selbst entscheiden. Ich habe Alessandro zu diesem Plan ermutigt, weil es mich dann nicht mehr nach England ziehen wird. Wenn ihr nicht mehr hier seid, habe ich keinen Grund mehr hierher zu kommen, wo uns sowieso jeder nur ans Messer liefern will. Aber ich sehe nicht ein, für immer alleine zu bleiben.. ich habe Alessandro erlaubt, meine Besitzungen in England zu verkaufen, um wirklich alle Zelte zu brechen. Aber ich tue das nicht uneigennützig. Denn nicht nur du hast jemanden in England gefunden, mit dem du dein Leben verbringen willst."

Oho.. da kamen sie dem Kern der Sache wohl näher. Nicos Augenbraue wanderte in die Höhe. Giulias Hand legte sich schützend auf ihren Bauch. "Das Kind ist nicht von dir. Es ist von Amadeo."

Totenstille. Nico starrte sie an. Wenn sie bisher noch nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit gehabt hatte, dann hatte sie sie jetzt. Amadeos Kind? Seit wann hatten Giulia und Amadeo denn bitte viel miteinander zu tun? Wann hatte er das letzte Mal bewusst darauf geachtet, was Amadeo tat oder was Giulia tat? Nico erhob sich, ob dieser Neuigkeiten konnte er nicht sitzen bleiben. Wie hatte er das nur übersehen können? Kieran und das Turnier und die Cromwell Sache... sie hatten ihn BLIND gemacht dafür, dass seine Frau ihn betrog. Im ersten Affekt rutschten ihm die Worte heraus, die er nicht wirklich meinte. "Das ist ein Grund zur Annullierung." Dieses Argument entlockte Giulia ein ehrliches helles Lachen. "Sicher, sicher. So wie gleichgeschlechtliche Liebe ein Grund für den Henker ist", warf sie zurück, was Nico perplex zu ihr hinüberblicken ließ. "Als wir geheiratet haben und ich von dir schwanger war, da haben wir gesagt, dass ein Kind unserer Schuld genüge tut. Ich habe dir zwei Kinder geschenkt Nico, zwei. Danach habe ich über jede deiner Eskapaden hinweggesehen, auch wenn sie mich vielleicht manchmal gekränkt haben. Verlange jetzt nicht von mir, dass ich keusch bleibe."

Wenn es denn möglich war, wurden Nicos Augen noch größer und Giulia erhob sich ebenfalls. "Ich will, dass Amadeo zu mir nach Italien kommt, nachdem du deinen Dienst hier getan hast. Und ich will, dass du ebenso "stirbst" wie Alessandro es getan hat, ganz egal wie du es anstellst. Untertauchen musst du ohnehin und ich werde nicht noch einmal heiraten. Ich will mich auf unser Landgut in Italien zurückziehen und einfach nur mein Leben genießen, das ich noch vor mir habe. Ich will sehen, dass meine Kinder gesund und glücklich aufwachsen und ab und zu, wenn ich Lust habe, will ich in Rom im Kreise meiner gewählten Familie feiern. Wenn dir das nicht gefällt, dann erhebe ich Anspruch auf deine Treue."

Nico klappte die Kinnlade nach unten. Da stand diese zierliche schöne Frau vor ihm, seine Frau wohlgemerkt, und setzte ihm das Messer auf die Brust, wo er doch gar keine Wahl hatte. Das Lachen, das sich aus seiner Kehle hinaufdrängte, war so erlösend und gleichzeitig so angespannt, dass es fast schon etwas hysterisch klang. "Henry kann so froh sein, dich nie geheiratet zu haben. Ich glaube, du würdest England bereits regieren oder wärest schon lange unter der Erde." Giulias Mundwinkel zuckte nach oben. "Ist das ein "ja", lieber Gatte?"

Nico trat zu ihr und zog sie in seine Arme. "Alles für meine schönste, klügste und unverschämteste Frau." Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und sie lächelte. "Es ist also gar nicht mein Kind…?", fragte er dennoch sicherheitshalber nach. "Wie hättest du das denn in deinem Zustand noch bewerkstelligen sollen? Was auch immer Kieran an dir finden mag, du hast ganz schön abgebaut was das angeht, mein Lieber." Nico plusterte die Backen auf, doch Giulia lächelte nur milde. "Du bist zu nichts gekommen. Aber es war meine Art, dich vor dem Turnier zu schützen und das mit Amadeo nun... es ist einfach passiert. Wenn du mich glücklich sehen willst, wie du immer betonst, dann wirst du mir diese Liebe gestatten dafür, dass ich euch mit allem unterstütze, was ihr braucht." Nico strich ihr das Haar nach hinten und lächelte erneut. "Auch wenn mir der Gedanke nicht gefällt, dass mein langjähriger Freund, meine rechte Hand, hinter meinem Rücken meine Frau verführt... was dich glücklich macht sollst du haben, Giulia Sforza."
 

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Es war ein seltsames Gefühl mit Giulia am Arm kurze Zeit später das Zimmer zu betreten in dem Alessandro wieder auf dem Bett lag. Man hatte ihm die Robe abgenommen und er lag in seiner Unterkleidung da. Da John angemerkt hatte, dass es ihm wohl übel sein würde, hatte man bereits eine Schüssel hergebracht, frisches Wasser und Tücher. Amadeo stand an das Fenster gelehnt auf der anderen Seite des Raumes und sah auf, als sie eintraten. Jetzt bemerkte Nico, dass der Assassine zuerst einen Blick mit Giulia wechselte, bevor er ihn ansah... und er sah auch, dass Amadeos Blick ihm eines sagte: 'Ich bin dir loyal, Nico. Aber bei dieser Frau endet meine Loyalität.'

Im ersten Impuls war Nico wirklich innerlich wütend gewesen, doch er hatte diese Wut gar nicht wirklich zugelassen. Es war ungerecht, schlicht unfair Giulia gegenüber, ihr dieses Glück zu verwehren oder sie zu verurteilen. Immerhin kam er nicht in ihr Bett und wenn es ein anderer tat, dann war das nicht ihre, sondern seine eigene Schuld. Er setzte Giulia auf einem Stuhl neben dem Bett ab und umrundete es, um Amadeo eine Hand auf die Schulter zu legen. Er beugte sich zu ihm, so dass es mehr den Anschein hatte, als würde er ihm einen Auftrag erteilen, doch darum ging es nicht. "Grazie di tutto, vecchio amico. Guai a te se li trattano male.." (Danke für Alles, alter Freund. Wehe dir, wenn du sie schlecht behandelst.) Amadeos Grinsen, das folgte, war breit. "Grazie, Dominico..", gab er leise zurück und stieß sich dann vom Fenstersims ab, um das Zimmer zu verlassen, als habe Nico ihn tatsächlich um etwas gebeten. Nico wandte sich zum Bett um. Kieran half gerade Alessandros Ankleidediener dabei, die Robe zu ordnen und in einer schon sehr vollen Truhe zu verstauen, während John an seinen Phiolen herumdokterte. Nico ließ sich neben Amadeo auf das Bett sinken, doch auch davon nahm der Kardinal keine Notiz. Giulia strich ihm über die Wange. "Müsste er nicht längst wieder wach sein?" Ihr aufmerksamer Blick auf die Uhr trog sie auch nicht. Es war wirklich schon über der Zeit, die John angenommen hatte. Nicos Hand griff die seines Bruders und zuckte im ersten Moment erschrocken zurück, weil sie so eisig kalt war. Ihm gefiel die ganze Sache einfach nicht und Kierans sorgenvoller Blick, den der ihm gerade zuwarf, machte die Sache nicht viel besser. "Wie lange soll das denn noch dauern?", fuhr er etwas gereizter als beabsichtigt John an.
 

John


 

Giulia stellte zum Glück die Frage, die gerade für ihn am wichtigsten war. Dass Kieran neben ihm auch sehr erleichtert war, dass Dominico gerade wohlbehalten vom Pferd stieg, war letztlich gerade unwesentlich. Das wusste dieser aber auch, denn anstatt sich Dominico zuzuwenden, ging Kieran mit ihm direkt zur Kutsche. Alles war nach Plan verlaufen. Nun, dann musste also wirklich nur noch Alessandro wieder zu den Lebenden zurückfinden.

Dass Alessandro noch nicht wach war, verwunderte ihn nicht. Es war eine grobe Schätzung, dass es acht Stunden dauern würde. Er hatte sicherheitshalber die Dosis so gewählt, dass es mindestens acht Stunden dauerte. Und während seiner Versuche hatte John immer das Gefühl gehabt, dass diejenigen, die unter Narkose stehen, in gewisser Weise selbst entscheiden wollen, wann sie wieder aufwachen. Man durfte die Psyche nicht außer Acht lassen, auch wenn die meisten Ärzte nicht daran glaubten - er tat es. "Streuner, bleib!", sagte er zu dem Hund, der neben ihm stand und jener setzte sich hin.

Der Kardinal wurde auf der Bahre ins Haus gebracht und sie folgten ihnen. So schnell im Vorbeigehen hatte es keinen Sinn, irgendetwas untersuchen zu wollen. Kieran blickte etwas irritiert zurück, als er sah, dass Dominico von Giulia aufgehalten worden war. "Da gibt es jemanden, der dringend mit dem Mann des Schweigens und nichts Sehens reden muss. Ich hoffe, sie zeigt ihm mal, wie blind er ist." Kieran rammte ihm seinen Ellenbogen in die Seite. "Die Wahrheit tut immer weh", keuchte er theatralisch und ging einen Schritt schneller, um nicht noch eine verpasst zu bekommen. Im Zimmer machten sich die Bediensteten daran, den Kardinal auszuziehen und Kieran half ihnen dabei. Es war gar nicht so einfach, einem leblosen Körper ein so umständliches Gewand auszuziehen. Sie fluchten alle ein wenig. Es war erstaunlich, wie schwer ein Körper ohne jegliche Anspannung war. Als die Robe endlich herunter war und sie ihn wieder sorgsam hinlegten, spürte John bereits, dass der Ex-Kardinal unter dem schweren Stoff warm war. Ein gutes Zeichen. Mehr musste er eigentlich nicht wissen. Vielleicht war die Robe tatsächlich dafür gut gewesen, dass der Körper aufgrund des niedrigen Blutdrucks nicht zu sehr ausgekühlt war. "Deckt ihn bitte zu", wies er die beiden Angestellten an, während er zu seiner Tasche griff und darin etwas suchte. "Und?", fragte Kieran, der zu ihm trat. "Er lebt", sagte John gelassen. "Es wird eine Frage des Wollens sein, wann er wieder aufwacht." Er blickte kurz zu Kieran auf und dieser nickte. "Beschäftige dich, du Emo!", knurrte er und Kieran war kurz davor, ihm noch einen blauen Fleck zu verpassen, ließ es dann aber doch. Wieso mussten die Leute bei so etwas eigentlich immer so durchdrehen? Als brächte das jemandem irgendwas!

Es dauerte nicht übermäßig lange, bis Dominico nun doch noch mit Giulia am Arm eintrat. Der Blick, den Kieran seinem Lebensgefährten zuwarf, war vermutlich nicht so besorgt, weil Alessandro sich noch nicht regte, sondern vielleicht eher deshalb, weil er nicht genau wusste, was Giulia und er besprochen hatten und welche Konsequenzen es haben würde. John wünschte der sehr noblen Giulia jedenfalls alles Glück der Erde. Eigentlich konnte sie froh sein, dass Dominico so einen dummen Jungen wie Kieran gefunden hatte, der seine Launen ertrug. Aber das würde er lieber für sich behalten. Als Nico mit Amadeo sprach, war klar, dass alles in Ordnung war zwischen den dreien.

John zog endlich das Medikament heraus, das er gesucht hatte, als Giulia die Frage aller Fragen stellte. John erhob sich und kam zu ihr herüber, als auch schon Dominico sich zu beschweren begann. Er blickte ihn kurz an, dann sah er Giulia an. "Er lebt, es ist alles in Ordnung", sagte er ruhig zu ihr. "Es liegt an ihm, wann er aufwachen möchte. Der arme Kerl hat einiges durchgemacht. Ich kann gut verstehen, dass er keine rechte Lust hat, gleich wieder in das Chaos einzutauchen, das um ihn herum herrscht. Ich wette, wenn Rodrego da wäre, wäre er schon wach, aber den habt ihr ja in den Tower gesperrt." Sein Blick war zu Dominico gewandert. "Vielleicht reicht es, ihm einfach zu erzählen, dass alles gut gegangen ist. Aber wenn Ihr es wieder einmal sehr eilig mit allem habt, dann kann ich ihn auch unsanft zurückholen. Das überlasse ich ganz Euch." Denn was würde Alessandro hier erwarten? Alles war im Aufbruch nach Italien. Der Mensch, den er liebte, war im Kerker, der Mensch, der ihm am meisten bedeutete, war ein grober Holzklotz. Also er würde da auch lieber noch ein wenig schlafen, definitiv.
 

Dominico


 

Es war tatsächlich Giulias Sorge, die sie die Frage stellen ließ und gleichermaßen die Hoffnung darauf, dass John sie beruhigen würde. Sie hatte sich von dem Stuhl bei dem Nico sie losgelassen hatte auf die Bettkante gesetzt und saß so ihrem Mann gegenüber, während sie beide auf den Kardinal hinuntersahen. Alessio wirkte so unendlich friedlich wie er da lag und Nico fühlte diese beklemmende Angst in sich, dass dieses Bild eines Tages, hoffentlich in ferner Zukunft, einmal Wirklichkeit werden würde. Er wusste auch, dass Giulia und Kieran vielleicht nicht mehr bei ihm sein würden, um ihm Kraft zu geben, das durchzustehen. Er hatte Alessios kalte Hand in seiner, so als könnte er ihm damit die Wärme zurückgeben, die dem Kardinal scheinbar fehlte. Dass er etwas ruppiger geworden war, was seinen Ton anging, war keine Absicht gewesen, nicht einmal direkt gegen John gerichtet. Es war seine Sorge, weil er das, was für John so selbstverständlich war, einfach nicht verstand oder nachvollziehen konnte. Als der Arzt neben Giulia ans Bett trat und ihn nur kurz musterte, fühlte Nico einen altbekannten Zorn in sich aufsteigen. Die Worte, die John wählte, waren nicht wirklich geeignet, um diesen Zorn irgendwie beizulegen. Was erlaubte dieser Kerl sich eigentlich? Und vor allem was sollte bitte diese Anschuldigung mit Rodrego? Nico starrte John konsterniert an, deutlich verwirrt und deutlich ungehalten. "Chaos...?", echote er daher, während in ihm langsam der Groschen fiel. Er warf einen Blick auf Kieran, in dessen Blick er vor allem nach einer Antwort suchte: Wusste John, dass sie vorhatten alle nach Italien zu gehen? Offensichtlich nicht. Nein, John sah in ihm wieder nur den adeligen Schnösel und so wie es klang wirkte es beinahe, als sei Dominico schuld an alldem hier. Sein Körper schrie ihm förmlich entgegen John die Faust mitten in sein überhebliches Gesicht zu donnern, so fest, dass er mindestens so lange schlief wie Alessio, doch gerade wegen seines Bruders konnte er es sich nicht erlauben. Wer wusste schon, was dieser Kerl ihm gemischt hatte? Am Ende wachte er nicht mehr auf oder brauchte etwas, das nur John ihm geben konnte. Dominico hasste den Arzt in diesem Moment unendlich dafür, unersetzbar zu sein.

"Was glaubst du eigentlich, wer du bist?" Dass er davon absah, John gegenüber förmlich aufzutreten, zeigte das Maß seiner Verärgerung deutlich. "Einiges durchgemacht hat nicht nur er, aber es stimmt, dass mein geliebter Bruder sehr viel erdulden musste. Aber das hier" - er deutete auf den Schlafenden - "war sein Werk. Rodrego im Tower war SEIN Werk, SEIN Wunsch, nicht mein Wunsch. Wenn es etwas gibt, das ihn aufweckt, dann das Wissen, dass sein Plan aufgegangen und Rodrego genau an dem Ort ist, an dem er sich jetzt befindet. Denn nur wenn Rodrego im Tower ist, hat Alessandro die Chance, ihn von dort zu befreien und lebend mit auf das Schiff zu nehmen." Seine Stimme wurde mit jedem Wort schneidender und er konnte es gar nicht verhindern. "Ich habe keine Ahnung, was dich dazu bringt, so schlecht von mir zu denken. Außer natürlich einer Sache..." Nicos Blick wanderte wieder zu Kieran. "Du hast es ihm nicht gesagt, oder? Er weiß es nicht. Er glaubt, ich warte nur auf den geeigneten Moment, dich fallen zu lassen, ist es nicht so?" Sein Blick huschte zu John zurück. "Ich kann dir sagen, da täuschst du dich, John. Und so sehr ich es mir wünsche, diese Wahrheit in dich hinein zu prügeln, würde es ja doch nichts ändern. Denn der, der Menschen vorverurteilt bin nicht ich, sondern du." Giulia sah über das Bett hinweg und legte ihre Hand auf Nicos, dem man deutlich ansah, wie sehr ihn Johns Gehabe doch verletzte, zumal es einfach wirklich nicht stimmte. Sie hörte auch, wie John hinter ihr Luft holte, doch er kam nicht mehr zu einer passenden Antwort. "Ich schwöre bei Gott, wenn das auf Giannutri auch passiert…" - kam es krächzend von links - ".. dann könnt ihr mir alle dort gestohlen bleiben." "Alessandro!", keuchte Giulia und beugte sich über den Kardinal, der offensichtlich mit Mühe die Augenlider hob.
 

John


 

John konnte Kierans bohrende Blicke in seinem Nacken förmlich spüren, während er sprach. Aber nachdem dieser sich ja geduldig ausschwieg, was das ganze Geschehen und ihre Pläne betraf - sofern er selbst davon überhaupt etwas wusste - war ihm das egal. Klar war, dass Kieran Nico nach Italien begleiten würde. Alles andere wusste niemand und konnte man nur raten. John ignorierte Kieran komplett, während er fasziniert war von dem Gesichtsausdruck Dominicos, der ihm gerade wahrscheinlich innerlich windelweich prügelte. Ja, vielleicht war seine Antwort ein wenig zu bissig geworden. Aber dieser Mann brachte ihn nun mal auch ständig zur Weißglut.

Als der andere zu sprechen begann, musste John sich ein Lächeln verkneifen. Ein Mensch, der explodierte, sprach wenigstens die Wahrheit. Und nun würde er vielleicht einfach ein wenig schlauer werden. Ja, dass Rodreog wegen Alessandro im Kerker saß, war klar gewesen. Aber hätte es nicht gereicht, dass Rod wirklich ihm die Hände hinstreckte, es wirklich gemacht hätte? Hätte man dann nicht einen anderen Sündenbock finden können? Musste dieses Spiel so weit getrieben werden, dass der Mann, der einen Fehler versuchte auszubügeln, nun in einem Gefängnis saß, ohne zu wissen, dass er befreit werden würde. Nun, wenn man ehrlich war, war es klar, dass Alessio ihn nicht sitzen lassen würde. Aber es konnte immer was passieren. Ist ja nicht so, dass der Kerker Zuckerschlecken war. Aber gut. Er konnte Alessio ein bisschen verstehen, auch wenn er anders tickte. Also hörte er sich die Predigt geduldig an.

Gegen Ende wurde es interessanter. Jetzt kamen sie zum Kern des Ganzen. Und offenbar schoss der Gute zielgenau vorbei. "Das stimmt so nicht", hörte er Kieran halblaut sagen, als Dominico meinte, er habe John nicht über ihre Pläne informiert. Nett, dass er zumindest mittlerweile Kieran in seine Pläne einbezog. Das war schon mal gut. Aber darüber hinaus sah er nichts. Nicht, dass Kieran dafür seine Familie aufgab, nicht, dass er dafür seine Arbeit aufgab, nicht, dass er dafür auch seine Freunde aufgab, nicht, dass all diese Menschen auch Kieran aufgeben mussten. Das war genau das gleiche, was Giulia ihm vermutlich offenbart hatte. Er dachte an sich und mittlerweile auch an Kieran, aber der Rest war selbstverständlich. Fast hätte er gelacht, als Dominico ihn als ein mit Vorurteilen behafteten Menschen bezeichnete. Er hatte leider keine Vorurteile - er beobachtete nur, wie die Menschen sich verhielten und zog daraus seine Schlüsse. Aber gut, auch das schluckte er einfach mal.

Gerade wollte er anfangen, etwas zu sagen, als sich der Mann regte, auf dessen Regung alle gewartet hatten. John musste unwillkürlich lächeln, als er hörte, was er sagte. Wenigstens einer mit Humor. "Schön, dass du wieder bei uns bist, Alessandro", sagte er mit einem Lächeln zu diesem und blickte ihn an. "Aber keine Sorge! Das wird dort nicht passieren. Denn wenn Dominico seine weißen Schäfchen alle in Italien um sich versammelt hat, wird es keinen Platz für ein schwarzes geben. Also wird im Land, wo die Zitronen blühen, Friede Freude und Eierkuchen herrschen und du wirst deine Ruhe haben. Iss Suppe, sobald du wieder bei Kräften bist. Ich wünsche dir ein wundervolles und langes Restleben. Danke, dass ich dein Arzt sein durfte." Er drehte sich zu Giulia. "Es war mir eine Ehre, eine so intelligente und angenehme Frau kennenzulernen. Auch euch nur das Beste!" Mit diesen Worten drehte er sich um, nahm seine Tasche und ging aus dem Raum. Er wurde hier nicht mehr gebraucht und hatte auch nicht unbedingt das Verlangen, noch länger mit Dominico unter einem Dach zu sein. Mochte sein, dass er mal wieder wegrannte. Aber ihm war das zu blöd.

Als er Schritte hinter sich hörte, schloss er einen Moment die Augen und atmete tief durch. "John!", hörte er wie erwartet Kierans Stimme. Sollte er sich umdrehen? Er blieb stehen und drehte sich widerwillig um. "Ich..." Man, diese treudoofen Augen des anderen. "Es ist schon gut, Kieran!", sagte er nachdrücklich. "Ich gönne es dir aus vollstem Herzen, wenn du mit ihm nach Italien gehst. Aber er soll das nicht so selbstverständlich hinnehmen, dass du das auch machst. Schließlich ist hier deine Familie und hier ist deine Arbeit und hier sind deine Freunde. ICH bin hier. Mich nervt es, dass er dich mir wegnimmt, als sei es das Selbstverständlichste." John lächelte traurig. "Aber das ist vermutlich einfach nur mein Problem, nicht deines." Kieran trat einen Schritt auf ihn zu und er wich zurück. "Nein, umarm mich nicht. Das vertrage ich jetzt nicht. Geh zurück, wir reden ein anderes Mal. Bitte." Sie sahen sich einen Moment an, dann drehte er sich um und ging in Richtung Stall.



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