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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 3 - Biestiges Elend

Dominico

 
 

Nico hatte nichts mehr gesagt sondern Kieran einfach an sich gezogen und ihn geküsst. Er wusste, dass er mit Kieran über dieses Thema reden musste, aber er wollte es nicht jetzt und heute tun. Heute war einfach nur der Tag ihres Erfolges und er war glücklich. Er wollte sich jetzt nicht damit belasten, an den bevorstehenden Krieg und seine Rolle darin zu denken - und auch nicht daran, dass es vielleicht seine letzte Rolle werden würde.

Sie hatten noch eine ganze Weile im Bett mit den Plänen zugebracht, ehe Kieran - wie immer pflichtbewusster als Nico was das anging - aufstand, um nach dem Kardinal zu sehen. Im Haus war es sehr ruhig, die Bediensteten trugen allesamt schwarz. Auch Nico legte Trauerkleidung an, als Kieran den Raum verlassen hatte, und musste sich Mühe geben, wirklich nicht zu grinsen, als er den Raum verließ.

Als Kieran wieder kam und sich ganz verabschiedete, begleitete er ihn in den Stall und drückte ihm einen letzten Kuss auf die Lippen. "Meinst du, du kannst morgen Abend wiederkommen? Übermorgen wird mein Bruder so Gott will ablegen und ich würde mich besser fühlen, wenn ich dich in der Nacht bei mir habe." Er wollte Kieran bei sich haben, denn auch wenn Alessandro am Leben war, würde er ihn doch auf unbestimmte Zeit verlassen. Sie waren nie auf unbegrenzte Zeit getrennt gewesen und seinen Bruder nicht wieder zu sehen, nahm Nico mehr mit, als er offen zugab. Daher hoffte er, dass Kieran ihm häufiger Gesellschaft leistete, wenn Giulia und Alessio gleichermaßen nicht mehr da waren. Er würde eingehen vor Langeweile und Sehnsucht, es sei denn, Henry hatte es wirklich mehr als eilig.

Ein letzter Kuss in der Heimlichkeit des Stalles war ihre letzte Berührung, ehe Kieran das Pferd hinausführte und gen London ritt, während Nico noch ein wenig im Stall zurückblieb und nach seinen Pferden sah. Als er nachdenklich zum Haus zurückkehrte, fand er Giulia im großen Salon. Sie schniefte gerade sehr geräuschvoll in ein Taschentuch und klagte einigen Damen aus dem Hofstaat Annes' ihr Leid und ihre Trauer. Nico verbeugte sich knapp und verschloss sein Gesicht nur noch mehr. "Meine Frau braucht Ruhe, Myladys..", erklärte er ruhig und die Frauen nickten Verständnisvoll, ehe sie sich verabschiedeten.

Kaum dass sie hinaus waren, verdrehte Giulia genervt die Augen. "Gott sei Dank bist du endlich aufgestanden! So geht das schon den ganzen Morgen und mir fällt langsam nichts mehr ein, das mich zum Heulen bringt." Nicos Mundwinkel zuckten. "Du könntest daran denken, dass wir beide uns niemals wiedersehen", versuchte er es auf die Mitleidstour, doch sie lachte nur trocken. "Darüber freue ich mich am Ende vielleicht noch. Das einzige, das ich wirklich vermissen werde, ist das Tanzen mit dir." Nico schmunzelte und wollte sich gerade umwenden, als ein Diener den nächsten Gast ankündigte. Giulia raffte ihre Röcke und rauschte ohne ein Wort durch den Seiteneingang hinaus. Nico grummelte in sich hinein, atmete tief durch und zog die Jacke glatt, ehe er ein Handzeichen gab, das befahl, den Gast einzulassen.

Wie sich herausstellte, war es niemand, der wirklich kondolieren wollte. Herein kam, mit einem der Situation eigentlich unangemessenen Grinsen, kein geringerer als Tancrèd de Nerac. "Fahr in jedem Fall mit Tancrèd!" schossen ihm Kierans Worte durch den Kopf. Sein betont angespannt und beherrschter Gesichtsausdruck entspannte sich merklich, als er die Hände hinterm Rücken verschränkte und zu dem Franzosen hinschlenderte, der nur eingetreten war. Hinter ihm wurde die Türe geschlossen. "Tancrèd, ein unerwarteter Besuch, aber gar nicht unwillkommen." Tancrèd schmunzelte. "Ich bin hier, um Euch zu kondolieren, euer Gnaden." Sein Tonfall und sein Gesichtsausdruck sorgten bei Nico für ehrliche Erheiterung. Der Franzose nahm ihn aufs Korn, aber Nico konnte sich an so etwas heute gar nicht stören. "Danke, das ist sehr freundlich von Euch. Aber seid Ihr den ganzen Weg nur dafür von Gravesend hier heraufgeritten?"

Tancred schüttelte den Kopf und setzte sich in einen der bequemen Sessel, auf die Nico zeigte. "Nein, in der Tat nicht. Ich wollte hören, wie es mit dem Gepäck vorangeht, das der Kardinal mitzunehmen gedenkt. Es wäre mir sehr recht, wenn wir es nach und nach und am besten am Abend einladen, wenn die meisten anderen Seeleute bereits damit beschäftigt sind, sich den Abend mit Wein, Weib und Gesang zu versüßen. Ich will nicht, dass jemand misstrauisch wird, auch wenn ich den offiziellen Auftrag habe, die Leiche seiner Eminenz nach Italien zu bringen." Nico nickte langsam. "Das sollte sich einrichten lassen."

"Außerdem wird es notwendig sein, dass wir so früh wie möglich auslaufen. Das Meer wird sich vermutlich vor Tagesanbruch bereits langsam zurückziehen und das wird es uns leichter machen, den Rest des Flusses hinter uns zu bringen. Ich habe die Befürchtung, dass seine Majestät sich seiner Flotte besinnt, wenn Cromwell erst einmal tot ist. Ich habe vor, dann bereits auf offener See zu sein, so dass man uns nicht so einfach zurückbeordern kann, wenn Ihr versteht was ich meine." Nico nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und einverstanden war. "Ich denke, das kommt den Plänen des Kardinals sehr entgegen. Reitet ihr schon heute zurück nach Gravesend?"

Tancrèd musterte Nico kurz, lächelte dann und schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe noch Angelegenheiten in der Stadt zu regeln. Ich werde erst am Tage der Hinrichtung zurück nach Gravesend reiten, beziehungsweise in der Nacht zuvor. Ihr findet mich im Gasthaus, schräg gegenüber der Apotheke von Mr. Forbes."

"Ich wüsste gerne, wie Tancrèd es geschafft hat, ihn zu knacken." Der Satz stand plötzlich so klar in Nicos Hirn, dass ihm seine Gesichtszüge vollkommen entgleisten. "Ihr..", brachte er nur heraus, ehe er auflachte und sich die Hand vor den Mund pressen musste, um sein Lachen irgendwie zu kaschieren. "John? Ihr und John?" Er schien zwischen Fassungslosigkeit und absoluter Heiterkeit keinen wirklichen Zwischenweg zu finden. "Das kann doch nicht Euer Ernst sein! Was wollt Ihr denn bitte von diesem langen biestigen Elend?" Nun, gestern hatten sie sich ja ganz gut verstanden, doch John als Traum seiner schlaflosen Nächte? Nein! Tancrèd schien das anders zu sehen, doch er wollte nicht darüber sprechen. "Nun.. Ich denke, ich habe einiges, das ich von ihm will. Und ich muss sagen, dass er diese Wünsche nicht nur erfüllen, sondern auch übertreffen kann." Nico lachte noch immer und schüttelte fassungslos den Kopf. "Das glaube ich ja kaum... so langsam habe ich das Gefühl, die Insel wird zu klein."

Jetzt lachten beide Männer. Doch ihre Freude und Heiterkeit war nicht von allzu langer Dauer, denn es mussten sehr ernste Dinge besprochen werden.

 

 

Tancrèd

 
 

Als Tancrèd am gleichen Abend schließlich zurück in das Gasthaus kam, war dieses voll und Männer lärmten an den Tischen. Wie überall war der Aufbruch zu spüren, der Krieg zu greifen. Die Menschen wussten, dass Cromwells groß angekündigte Hinrichtung wegen Hochverrats einen Wandel bedeutete, und dass ihr König jetzt wohl offensiver gegen seine Feinde ins Feld würde ziehen können. John war nicht zu sehen und Tancrèd stahl sich leise nach hinten durch. Es war bereits sehr spät geworden. Nico hatte ihn nach einiger Zeit zu Alessandro gebracht. Der Kardinal hatte noch immer im Bett gelegen, erschöpft und blass, doch er schien voller Tatendrang zu sein. Man hatte ihn aufgesetzt, so dass er schreiben konnte, und seine Augen glänzten lebendiger, als sein geschwächter Körper es vermuten ließ. Ihn lebendig zu sehen hatte Tancred gezeigt, was für ein hervorragender Arzt John tatsächlich war. Eigentlich hatte er gehofft früher nach London zurückzukommen, doch es hatte einiges gegeben, das er mit den Sforzabrüdern besprechen musste. So zum Beispiel auch, dass er seinen Freibrief erhalten würde, sobald er wieder in London eintraf. Nico hatte es ihm versprochen und zugesagt, das Dokument bis dahin aus Henry herausgequetscht zu haben. Zudem mussten auch einige andere Modalitäten ihrer Reise noch abgeklärt werden.

Daher kam er erst in Johns neue Bleibe, als der schon ausgestreckt auf seinem Bett lag und schlief. Tancrèd lächelte und beobachtete den jungen Mann eine Weile, ehe er sich selbst ebenfalls auszog und zu ihm legte. Mit John im Arm gelang es ihm auch, schnell einzuschlafen. Der Duft und das Gefühl von Johns Haut ersetzten in gewisser Weise das sanfte Schaukeln des Meeres.

Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war John bereits dabei zu gehen. Sein Vater erwartete ihn und er wusste ja, dass John auf den Job angewiesen war, also ließ er ihn gehen. Er selbst bummelte noch ein wenig durch die Stadt, lauschte den Gesprächen auf dem Marktplatz und in den Gassen und vervollständigte so sein eigenes Bild von London und dem Umbruch, der überall zu sehen war. Vor einem Stand nahe der Kirche blieb er stehen und musterte die Auslage. Vielleicht...

Einige Stunden später kehrte Tancrèd zu Johns Wohnung zurück. John hatte gesagt, er wolle den Abend mit ihm verbringen, und Tancrèd wollte das sehr gerne. Dass er schon morgen wieder in See stechen würde, kam ihm zum jetzigen Zeitpunkt auch vollkommen absurd vor, aber es würde so geschehen. So wartete er auf John und darauf, einen letzten unvergesslichen Abend mit ihm zu verbringen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Laila82
2018-01-28T16:41:59+00:00 28.01.2018 17:41
Und immer noch kein Wort über Rod. Mädels ihr strapaziert meine Geduld aber ganz schön arg. ..


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