Zum Inhalt der Seite

Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auf Leben und Tod

Dominico
 

In eine Schlacht zu ziehen war normalerweise etwas, dem Nico immer mit viel Spannung entgegen gesehen hatte. Man rüstete sich, man zog los und dann bekämpfte man sich. Hier auf See war das Warten unerträglich.

Sie hatten nach einer Woche spanisches Land in Sicht - das behaupteten zumindest die beiden Spanier oben im Krähennest. Sie würden aber sicher noch zwei Wochen brauchen, bis sie wirklich in Kampfhandlungen verwickelt wurden. Sicher, ab jetzt würden sie vorsichtig sein müssen. Die Spanische Armada kreuzte in spanischen Gewässern und sie würden sich sehr hüten müssen. Während in der Nacht nur wenige Männer Deckwache gehabt hatten, gab es jetzt einen richtiggehenden Schichtdienst und regen Kontakt mit den anderen Schiffen der Flotte, doch weil sie so viele waren, trauten sich die einzelnen spanischen Kriegsschiffe nicht näher heran.

Um nicht von der Langeweile aufgefressen zu werden, hatte sich Nico das Schiff genauer angesehen. Er hatte sich zeigen lassen, wie die Kanonen geladen wurden und wie man sie abschoss - denn das übten die Kanoniere häufig mit Steinen, die dafür gedacht waren. Abends saß er mit Tancred und Charles zusammen, der sich häufig zu ihnen hinüber bringen ließ. Anfangs, nach Tancreds Eröffnung über seine Nacht mit Kieran, hatte er den Kapitän ignoriert - doch das half letztlich nicht gegen die Einsamkeit und machte ihn selbst nur wütender.

Also war er zu ihm gegangen und hatte schlicht ein Gespräch über Navigation und Karten gesucht und Tancred war darauf eingegangen, ohne den Vorfall mit Kieran noch einmal zu erwähnen. Leider war er für Nico noch immer präsent, denn er dachte ständig an Kieran, immer. Wenn er allein war und keine Ablenkung hatte, dann war Kieran in seinem Kopf einfach immer präsent und das machte es wirklich nicht einfacher. Zumal er Tancred immer besser kennen lernte, wenn sie abends bei dem Franzosen in der Kajüte saßen und eine Flasche Wein nach der anderen über zahllosen Geschichten leerten. Er mochte den Franzosen. Tancred war ein sehr ehrlicher Mensch, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hielt. Er kritisierte offen den König, selbst vor Charles und Nico. Aber gerade weil er ihn mochte, schmerzte es nur umso mehr, denn er konnte sehr gut verstehen, dass Kieran diesem Mann vertraut hatte. Er sah gut aus, trotz der Verletzung seines Auges und er war fürsorglich, freundlich und fair gegenüber seiner Mannschaft. Wenn es jemanden auf diesem Schiff gab, mit dem Nico ins Bett gegangen wäre, dann vermutlich auch genau dieser Mann. Das machte die Sache zwar einerseits verständlich, aber andererseits eben auch so ätzend.

In Nico reifte mehr und mehr der Gedanke, dass er das nicht mehr zulassen durfte. Dass er Kieran mitnehmen musste nach Giannutri, wo die einzigen Männer Rodrego und Alessandro waren und er ihn nicht mehr vernachlässigen konnte. Auch wenn er nicht wollte, so hoffte er doch immer wieder, dass Kieran es schaffen würde an seine Rückkehr zu glauben und nicht Trost in den Armen eines anderen suchte, weil Nico nicht genug getan hatte, um den Glauben an ihre gemeinsame Zukunft zu schüren.
 

So vergingen die Tage in elendigem Nichtstun. Die Mannschaft, die diese Flauten gewohnt war, blieb trotzdem unendlich wachsam. Sie passierten sogar ungehindert die Meerenge von Gibraltar, was selbst Tancred immer häufiger auf den Plan brachte und die Signale zwischen den Schiffen nur noch häufiger werden ließ: Man schien die Flotte nur zu gerne willkommen zu heißen und das bedeutete, dass man sie bereits erwartete.

Nico hatte sich mehr und mehr damit beschäftigt die Vorgänge und Abläufe auf dem Schiff zu studieren und sah sich in den Kampfübungen sehr genau an, was Tancred tat. So bekam er die Sicherheit, die er erstaunlich schnell und auf tragische Weise brauchen sollte.

Der erste Verlust, den sie hinnehmen mussten, hatte nichts mit Kampf zu tun. Einer der Flottenkapitäne starb, vermutlich an einem Schlag oder an einem Herzinfarkt. Eigentlich wäre jetzt sein erster Maat nachgerückt, doch da mit Nico eigentlich zwei Befehlshaber auf einem Schiff untergebracht waren, übernahm Nico das Kommando auf dem kapitänslosen Schiff. Die Mannschaft, bestehend aus Engländern, freute sich sichtlich darüber einem der Krone so nahe stehenden Mann zu Diensten zu sein und Nico, der von Tancred gelernt hatte, behandelte sie gut und fair. Trotzdem lernte er sehr schnell, dass dieses Schiff anders zu lenken und zu Manövrieren war. Schwerfälliger im Wind und unendlich träge.. dabei war auch die Raashno schwer und ähnlich bewaffnet, aber dieses Schiff war ein Ackergaul, verglichen mit einem heißblütigen Araberhengst.

Viel Zeit sich an sein "neues" Schiff zu gewöhnen blieb Nico nicht. Drei Tage nach der Übernahme seines Kommandos sichteten sie vermehrt feindliche Schiffe und am vierten Tag schließlich Land: Vor ihnen lag, nach Tancreds sehr ausführlichen Karten, die Küste der Insel Sardinien. Spanisches Hoheitsgebiet, natürlich. Und natürlich wartete dort die spanische Armada.

Die Männer auf den Aussichtskörben sahen die Flotte weit früher, als Nico oder Tancred sie von Bord aus sehen konnten und die Flotte sammelte sich, um die Nacht in offenem Gewässer zu verbringen. Trotz des Herbstes war die See ruhig und der Himmel klar. Dennoch kam bei Nico nicht recht das Gefühl eines "Vorabends" der Schlacht auf. Da waren keine Lagerfeuer, nicht der typische Geruch des Schmiedes, der Klingen und Rüstungen für die Schlacht ein letztes Mal vorbereitete. Es fehlte das Stampfen der Pferde, es fehlte einfach alles.

Um wenigstens ein bisschen vorbereitet zu sein, traf er sich ein letztes Mal mit den anderen Kapitänen, um ihre Taktik durchzusprechen und saß schließlich mit Tancred und Charles erneut allein in der Kajüte des Franzosen auf der Raashno bei einer letzten Flasche fantastischen Weines. "Wenn wir das morgen überleben, dann verspreche ich euch, ich werde meiner Frau nie wieder fremdgehen." Nico und Tancred lachten gleichzeitig los und Charles, der diesen frommen Spruch geäußert hatte lachte ebenfalls. "Meine Herren, ich glaube draußen wartet meine Kutsche." Charles erhob sich. "Ich wünsche euch eine angenehme Nacht und besten Wind für Morgen. Wenn wir morgen Abend wieder zusammen hier sitzen, dann haben wir alles richtig gemacht!"

Damit verabschiedete er sich nach draußen, ließ Nico und Tancred allein zurück. Der Italiener sah nachdenklich auf sein halbvolles Glas während draußen einige Befehle ertönten und Geräusche zu hören waren, die verrieten, dass Charles nach unten zu seinem Beiboot stieg. "Ich hoffe wir verlieren Morgen zumindest ein Schiff." Tancred sah ihn an, misstrauisch. "Wieso?"

"Weil ich dann mit ihm untergehen könnte." Tancred lachte leise auf, weil er das für einen Scherz hielt, doch Nico sah nicht so aus, als habe er einen Scherz gemacht. "Das ist nicht komisch Dominico. Ertrinken ist der furchtbarste Tod den wir uns vorstellen können und ich denke nicht, dass diese Schlacht in einem Tag entschieden ist, also sieh zu, dass du das Schiff behältst."

"Aber es wäre... eine Chance." Nico sah auf. "Eine Chance, verstehst du? In der Schlacht für den König zu fallen, das wäre meine Chance." Tancred brauchte einen Moment, um zu begreifen, was der Italiener meinte, doch dann dämmerte es ihm. "Du meinst wie dein Bruder?" Er nickte langsam, verstehender. "Und Kieran? Soll dann jene Überfahrt greifen, die dein Bruder bereits für ihn organisiert hat? Du willst ihn wirklich auf mein Schiff lassen, nach all dem was du weißt?" Er konnte das süffisante Grinsen nicht unterdrücken, doch Nicos Mine blieb ausdruckslos. "Er darf nicht erfahren, dass ich noch lebe. Wenn er glaubt ich sei tot dann... dann wird er hoffentlich einen Teufel tun und in dein Bett steigen." Tancred hob abwehrend die Hände. "Ich würde ihn auch nicht hineinlassen." Er griff nach seinem Glas. "Doch so gut dieser Plan auch klingen mag Dominico - du solltest deinen Tod nicht vorausplanen wenn du morgen in die Schlacht ziehst. Warte ab, bevor dein Wunsch zu schnell Realität wird."
 

Tatsächlich hatten Tancreds Worte Nico nachdenklich gestimmt, doch eigentlich stand sein Entschluss fest. Wenn nicht hier, wo würde er eine bessere Gelegenheit bekommen? Doch als am nächsten Morgen nicht das Schaukeln des Schiffes, sondern das Krachen von Bordgeschützen ihn weckte, war seine Überzeugung angeknackst. Halb angezogen stolperte er an Deck, nur um festzustellen dass die Männer zwar wachsam, aber nicht gefechtsbereit waren. Spanische Schiffe waren zwar zu sehen, aber außer Reichweite. "Sie haben die Bugkanone abgefeuert, Sir, um die Entfernung zu messen."

"Oh.. in Ordnung." gab Nico zurück und schwankte wenig elegant wieder in seine Kajüte, um sich anständig anzuziehen und so schließlich an Deck zu kommen. Die Spanier waren näher gekommen, doch erneut wurde Nico klar, dass es noch Stunden dauern würde, bis sich hier etwas tat. Ihre Formation löste sich mehr und mehr auf, um einander nicht in die Quere zu kommen und so trieb der Wind manche schneller, manche langsamer dem Feind entgegen. Während Nicos Gedanken noch immer darum kreisten, was er tun sollte, versank die Welt im Krachen der Geschütze und beißendem Pulverrauch.

Als er am Abend wieder mit Tancred und Charles zusammen saß, wirkten sie alle drei abgekämpft. Sie hatten tatsächlich zwei Schiffe verloren, andere waren beschädigt aber noch seetüchtig. Männer waren gestorben, ertrunken und im Meer versunken - doch dank Tancreds guter Taktik und Führung und dank der Disziplin der Engländer hatten die Spanier größere Verluste erlitten. Sie sprachen nur wenig, tranken ihren Wein und aßen ein karges Abendessen, ehe sie einander nur viel Glück für den nächsten Tag wünschten - und hofften, einander am Abend doch noch einmal zu sehen.
 

Dass eine Schlacht Tage dauerte, hatte Nico bereits einmal erlebt, doch das war zu Fuß und mit viel Bewegung geschehen. Hier drängten sie die Spanier zwar auch in Richtung der Insel zurück, doch wirkliche Bewegung gab es nicht. Nico hatte bereits zweimal mitansehen müssen, wie Männer von Kanonenkugeln in Stücke gerissen wurden und wie Leichen auf dem Wasser trieben. Seine einstmals so gute Stimmung, ob der Nähe zu seiner Heimat, hatte sich aufgelöst. Stattdessen war jeder Tag nur geprägt von dem Lärm der Geschütze und dem schwankenden bockenden Schiff unter seinen Füßen.

Tancred und er hatten beschlossen, drei Schiffe an das Festland zu schicken, um dort Mengen von Lampenöl aufzukaufen. Die Spanier würden nicht müde werden, da sie den Hafen direkt in Reichweite hatten. Wenn sie nicht langsam mehr und mehr Schiffe versenkten, würden sie irgendwann unterliegen.

Doch das Öl, das einen Tag später eintraf sollte die Wende bringen..

Nico stand am Bug und sah durch ein Fernglas hinüber zum äußeren Rand. Eines ihrer Brandgeschosse hatte Segel und Deck eines spanischen Schiffes in Brand gesteckt und auch wenn die Mannschaft bemüht war zu löschen, das Schiff war dem Untergang geweiht.

Leider übersahen er und die Mannschaft dabei, dass sie zur Zielscheibe einer anderen Bugkanone geworden waren und als der Steuermann es bemerkte, war es zum Ausweichen zu spät. Die schwarze Kugel sauste über das Wasser und schlug hart vorn in das Holz ein, eine Wolke aus Splittern spritzte gen Himmel. Das Schiff erbebte und bockte auf den Wellen, Nico strauchelte und landete beinahe auf den Planken. Von unten ertönte Geschrei. "Bring uns in schnellere Gewässer!" Wies er den Steuermann an, der bereits am Steuerrad kurbelte und beidrehte, so dass sie außerhalb der Kanonenreichweite kamen. Offenbar war Nico ohne es zu bemerken in eine tödliche Falle gefahren, denn jetzt nahmen ihn weitere Schiffe ins Visier. Einschlag folgte Einschlag und auch wenn unter Deck ihre eigenen Geschütze feuerten, so waren sie in der misslichen Lage nicht wirklich selbst agieren zu können. Plötzlich bekam das Schiff merklich Schlagseite. Nico sah nach vorn und versuchte durch den Pulverdampf etwas zu erkennen, der plötzlich aufriss und den Blick auf zwei Schiffe freigab, die direkt Kurs auf sie genommen hatten. "Die werden uns zerfleischen..." keuchte der Steuermann neben ihm. "Wir haben ein Leck Kapitän, ein riesen Loch!" brüllte ein anderer von unten, blutbespritzt zu ihm herauf.

Und da, genau in diesem Moment, war Nico klar, was er tun musste. "Evakuiert das Schiff! Alle sofort runter!" Hinter ihnen, nicht weit entfernt, würde ein anderes Schiff die Männer aufnehmen können. "Dann kommen sie Sir", rief ein Decksmann, der bereits das Beiboot zu Wasser lassen wollte. Nico winkte ab, rannte stattdessen zu dem Signalgeber. "Die anderen sollen abdrehen! Schnell! Und dann sollen sie auf diese beiden Schiffe dort und dort schießen“, er gestikulierte wild und der Signalgeber beeilte sich, seinen Befehlen zu folgen. Nico drehte sich um und versuchte den Lärm zu übertönen "HISST DIE FLAGGE DES KÖNIGS", brüllte er hinauf und die Männer im Krähennest, die bereits auf halbem Weg hinunter waren, eilten zurück.

Als das Banner dort oben entrollt wurde, sah Nico wie weitere Schiffe beidrehten, um auf sie zuzusteuern. So als sei ihr Schiff eine besonders lohnenswerte Beute, die sie auf jeden Fall erlegen wollten. Hinter Nico gestikulierte der Signalgeber mit den Flaggen wie ein Verrückter und Nico hoffte, dass man ihn überhaupt verstand - doch anscheinend zeigte es Wirkung. Vor ihm rückte die spanische Armada näher zusammen. Vielleicht noch zehn Minuten, bis die Breitseiten in Reichweite waren.
 

Tancred, in relativ sicherer Entfernung, hatte das Malheur schon von Anfang an beobachtet. Die Mannschaft unter Nicos Kommando war von den brennenden Schiffen abgelenkt worden und zwei spanische Schiffe, die die Unaufmerksamkeit bemerkt hatten, nahmen sie jetzt in die Zange. Die Spanier, die hier sichere Beute witterten - erst recht bei der Königsflagge - rückten näher zusammen und mehr Schiffe schlossen sich an. "Sie reißen ihn in die feinsten Splitter", kommentierte Kadmin schonungslos ehrlich und Tancred grunzte leise. "Die Männer gehen schon von Bord. Bring uns näher ran, dass wir sie aufnehmen können." Denn die anderen englischen Schiffe in Reichweite, die eigentlich hatten helfen wollen, drehten wegen der Signale bei und suchten ihr Heil in der Flucht vor der anrückenden spanischen Front. Durch sein Fernrohr sah Tancred auch Nico an Deck, der weiterhin Befehle gab. "Wieso geht er nicht?" fragte er mehr sich selbst als Kadmin, doch auch der Araber hatte keine Antwort dafür.

Tancred konnte nur zusehen, wie das Schiff immer weiter und immer weiter auf die Spanier zutrieb und schließlich zwischen ihnen verschwand. Offenbar hatte es auf den letzten Metern Fahrt aufgenommen und die spanische Armada umschloss es kurze Zeit später wie ein Kokon, während eine Wolke aus Pulverdampf in den Himmel stieg und Geschütze krachten - und dann, auf einmal, stieg ein Feuerball gen Himmel.

Die Explosion war ein so heftiger Donnerschlag, dass die nachhallenden Explosionen kaum zu hören waren, da Tancreds Ohren klingelten. Die Druckwelle drückte die spanischen Schiffe zur Seite und die Stichflamme setzte sie in Brand. "Das muss das Magazin gewesen sein!" schrie Kadmin über den ersten Lärm hinweg, ehe weitere Explosionen gigantischen Ausmaßes folgten. Tancred sah fassungslos zu, wie spanische Schiffe versuchten dem Kokon zu entkommen, in dem sich das Tor zur Hölle geöffnet hatte, doch alles stand in Flammen, schwarzer Rauch stieg gen Himmel und verpestete die Luft. "Herrgott im Himmel.."
 

Als die Raashno vier Wochen später die Themse hinauf segelte, hingen die Flaggen auf Halbmast und die Segel waren mit Ruß geschwärzt worden. Hinter dem schnellen arabischen Schiff folgte die englische Flotte, die Flaggschiffe ähnlich eingefärbt mit dunklen Segeln und allesamt mit Flaggen auf halber Masthöhe - zum Gedenken der Männer, die sie verloren hatten. Die letzten Schiffe schleppten vier spanische Prisen, unversehrte Schiffe, die von der panischen Mannschaft verlassen worden waren und die sie über den Atlantik nach England gebracht hatten. Sie waren beladen mit Beute und sollten dem König als Zeichen ihres Sieges dienen. Schon seit sie in die Themse eingelaufen waren beobachteten Menschen die Flotte, die an ihnen vorbei zog und in London war bereits alles hergerichtet worden, um die siegreichen Männer gebührend zu empfangen.

"Ich werde ihm die Nachricht überbringen", erklärte Charles zum 5. Mal an diesem Morgen, den Arm in einer Schlinge und in der anderen Hand die Kette, die einstmals Dominico Sforzas Rang markiert hatte. "Es wird ihn sehr treffen. Es wird ihn unglaublich treffen." Auch das hörte Tancred nicht zum ersten Mal. "Ich hoffe, er versteht, dass ihr den Leichnam zu seiner Familie gebracht habt."

Tancred zwang sich zu einem zuversichtlichen Nicken. "Ich bin mir sicher, nach vier Wochen wären seine Gnaden nicht mehr sehr ansehnlich gewesen, auch nicht für den König. Doch er kann stolz sein, solch tapfere Männer zu den seinen zu zählen."

Es war Kadmin, der das Schiff im Hafen schließlich an den vordersten Anleger manövrierte. Man hatte einen roten Teppich ausgerollt und der König höchst selbst saß auf einem Thron neben seiner Königin auf einem abgesperrten Platz, um den sich unendlich viele Schaulustige drängten.

Die Gangway wurde herunter geklappt und Charles, so aufrecht wie es mit seiner Verletzung ging, kam gefolgt von Tancred die Gangway hinunter. Beide Männer bewegten sich leicht schwankend auf dem jetzt so festen Boden und brauchten eine Weile, um zu dem Mann hinüber zu gehen, der sich jetzt erhoben hatte. Sie beide entboten mit einer Verbeugung ihre Begrüßung und Henrys Handbewegung deutete an, dass sie sich erheben durften. "Willkommen zurück in England!" dröhnte seine Stimme laut über den Hafen. "London empfängt seine siegreiche Flotte und freut sich über die spanischen Prisen, die ihr uns bringt!" Applaus - Hochstimmung.

"Wo ist Mylord Sforza?" Fragte Henry, der bemerkte, dass hinter Charles und Tancred offenbar niemand mehr folgte. Es war Charles der sich leise räusperte. "Mein König.. seine Gnaden Dominico Sforza fiel am letzten Tag der Schlacht vor Sardinien."

Henrys Hochstimmung zerplatzte wie eine Seifenblase. Er sank auf den Thron zurück, Anne griff seine Hand. "Was..? Wie konnte das passieren?"

Jetzt war es an Tancred zu antworten. "Durch zwei Treffer hatte sein Schiff starke Schlagseite. Er konnte nicht mehr manövrieren, also befahl er den Männern von Bord zu gehen. Allein, nur noch mit einem Decksmann und einem Signalgeber fuhr er mitten hinein in die spanische Armada. Sie scharten sich um ihn, wie ein Schwarm Fliegen um einen Kadaver. Doch er ließ eure Flagge hissen und jagte in ihrer Mitte das Magazin in die Luft. Auf einen Schlag versenkte er so heldenhaft zehn spanische Schiffe. Danach war der Sieg für uns leicht zu erringen. Wir fanden seine Leiche einige Stunden später im Wasser."

Henrys Gesicht war noch immer bleich, zeigte jedoch einen seltsamen Stolz und Zufriedenheit. "Also verdanke ich ihm diesen Sieg?" Charles verbeugte sich erneut. "Ja euer Hoheit. Dank seinem Einsatz konnten wir die Spanier vernichtend schlagen." Vom Thron war ein Schnauben zu hören. "Eine Schande ist das, dass es einen Italiener braucht, um zu zeigen wie das Herz Englands schlägt." Er erhob sich erneut. "Ich will, dass ganz London für diesen Mann, meinen Freund, meinen loyalsten Diener trauert. Drei Tage will ich jeden Tag für ihn Messen lesen lassen - und seiner Frau und Familie gilt unser ganzes Mitgefühl. So hoffe ich denn, dass er mit seinem Bruder im Paradies vereint ist und dass sie dort nie wieder einen Kampf ausfechten müssen."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Laila82
2019-07-06T17:15:41+00:00 06.07.2019 19:15
Jetzt lese ich das Kapitel schon zum x-ten Mal und frage mich immer noch ob Nico es geschafft hat. Ich hoffe es soo sehr.


Zurück