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Wenn du weißt dass ich sterbe… Verlässt du mich…?

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von

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lautloser Schrei

Immer noch war er unter der Dusche, bis er nach längerem Sturmklingeln doch wieder in die Realität zurück geholt wurde. Er stieg aus der Dusche und schlug sich ein Handtuch um die Hüften und ging schwankend in Richtung Türe.

Nun konnte er hören wer die ganze Zeit Sturmklingelte, Bastian und Tim. Tim rief die ganze zeit nach ihm: „Hey! André mach keinen Scheiß! Mach die Tür auf! Hey, hörst du nicht recht mach auf! Verdammt!“

Nun erreichte er die Türe und öffnete sie. Vor ihm standen seine zwei total aufgewühlten Freunde. Er hielt sich an der Türe fest um nicht um zu fallen. Sofort kamen Tim und Bassi hineingestürmt, ließen die Türe ins Schloss fallen und zogen André hinter sich her zum Wohnzimmer, wo sie André auf die Couch setzten und sich selbst in die beiden Sessel gegenüber.

Tim sah ihm in die Augen, doch André wich seinen Blicken aus: „Jetzt wird hier mal Klartext geredet André! Was war gestern vorgefallen?! Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Verstehst du?! Rufst an und sagst ab ohne etwas Vernünftiges zu sagen…“ Nun sah André doch auf und blickte sofort in die lindgrünen Augen von Tim: „Ich…“ brachte er zum ersten Mal hervor, brach dann aber ab. Tim sah ihn weiterhin durchdringend an: „ Uns kannst du es erzählen André…“

André senkte den Kopf, den Blick auf den Boden gerichtet. Alles war still. Warteten nur darauf, dass André was sagte. Leise aber doch verständlich sagte er dann ohne jegliches Gefühl: „Er streut wieder...“ Tim sah ihn ungläubig an: „Das ist doch jetzt wohl ein schlechter Scherz, oder André? Hör auf so einen Mist zu labern!“ Tim konnte es ihm einfach nicht glauben. Die anderen Jahre ist doch auch nichts gewesen, wieso jetzt auf einmal?! Noch ehe er weiter mit seinen Gedanken kämpfte fing André wieder an, und sah daraufhin auf. Tränen spiegelten sich wieder: „Ich will es doch selber nicht wahr haben…“ Bastian stand auf und ließ sich wieder neben André auf der Couch nieder. Vorsichtig legte er einen Arm um seine Schulter: „Hey… Vielleicht hört er wieder auf. Du must nur dran glauben André!“ Tim stand auch auf und setzte sich neben André hin: „Da hat Bassi ausnahmsweise recht. Und außerdem, lass dich nicht runter kriegen. So kenne ich dich ja gar nicht.“ André hatte nun von beiden einen Arm um seine Schultern und lächelte: „Wir sehen aus wie so ein paar Mädels die sich eine Schnulze ansehen… Wisst ihr das eigentlich?“ Bassi sah ihn an: „Hey! Das einzigen Mädchen bist du, kommt mir öfters so vor. Also ich hab unten was zwischen den Beinen am rum baumeln!“ André vewuschelte Bastians Haare: „Hey… Nicht übertreiben ich bin auch en Mann!“

Nun schalte sich auch Tim ein: „Oder verwechselst du Mann mit Memme?“

André zog Tim an den Haaren: „Wollen wir los?“ Tim sah ihn verblüfft an: „Jetzt echt?“ André nickte: „Ich kann hier nicht rumsitzen und Däumchen drehen… Irgendetwas muss ich doch machen…“
 

Bassi stand auf und grinste wie ein Honigkuchenpferd: „Dann solltest du dich aber mal anziehen! Im Handtuch nehme ich dich nicht mit André!“ Sofort war er aufgestanden und ging so gut es ohne Schwanken ging zum Bad und zog sich um. Als er in den Spiegel sah erschrak er. Augenringe waren mehr als deutlich gekennzeichnet. Sofort nahm er sämtliches aus seinem Hängeschrank gegenüber dem Waschbecken und tuschierte somit alles weg, was verraten könnte was letzte Nacht war.

Nach endlosen zehn Minuten, die für Bassi und Tim nicht vergehen wollten, kam André aus dem Bad wieder heraus.
 

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„Sag mal Tim… wird er wirklich… ich meine also… sterben?“ kam es aus Bassi heraus. Tim seufzte und schloss seine Augen: „Ich will es nicht glauben…“ Bassi senkte auch seinen Kopf: „Ich kann es mir gar nicht vorstellen… André nicht mehr bei uns zu haben…“ Tim nickte nur, sagte nichts mehr.

Tim’s schwarze lockige Haare fielen ihm ins Gesicht was ihm aber nicht zu stören schien. Er musste sogar lächeln. Bassi sah ihn an: „Wieso lächelst du denn jetzt auf einmal?“ Tim strich sich die Haare aus dem Gesicht: „Damals waren meine Haare noch länger als ich André das erste Mal traf. Sie waren so lang, dass man meine Augen schon nicht mehr sehen konnte. Aber mir hatte es geholfen, Dinge die ich nicht sehen will, nicht sehen zu müssen. Tja und wie es der Zufall wollte hab ich dann einmal André getroffen.

Ich war Fahrrad gefahren und habe mir dabei den Arm gebrochen. Und als wir dann im Krankenhaus waren, habe ich ihn zum ersten Mal gesehen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern. Er saß vor einem der Fenster und schaute sehnsüchtig nach draußen. Seine Haut war fast weiß, wie Porzellan, und mit seinen blonden Haaren sah er so aus, wie ein kleiner Engel. Niemand war da, was mich schon zum nachdenken brachte. Aber die Ärzte hatten mich sofort in den OP gebracht, da ich einen verschoben, glatten Bruch hatte.

Als ich aufgewacht war, war es mitten in der Nacht und ich war mit diesem seltsamen Jungen in einem Zimmer, er saß da und blickte gedankenverloren nach draußen zum Mond.

Meine allererste Frage war natürlich wie er hieß, mich interessiert es gar nicht warum er hier war. Kurz und knapp sagte er mir seinen Namen. Er schien wohl nicht viel zu reden, dachte ich also fing ich an zu erzählen. Dass ich mich freue nach Hause zu kommen. Und wie dumm ich doch bin und kein Fahrrad vernünftig fahren könnte. Danach setzte er sich interessiert neben mich aufs Bett und sagte ich solle noch mehr erzählen. Nach schon drei Tagen, fing auch er an von sich zu erzählen. Und er hatte vieles mir zu erzählen, von seinem Zimmer bis hin zu seiner ganzen Familie.

Ich dachte schon ich würde fast mehr wissen als er. Aber wir hatten viel miteinander geredet. Irgendwann kam er dann an und fragte mich, wieso ich hier sei. Tja bei mir war fast zu auffällig.

Doch ihm war es die ganze Zeit nicht aufgefallen und sah sich meinen Gips von oben bis unten genauestens an. Kurz darauf kam auch meine Gegenfrage und er lächelte und meinte er hätte eine Art kleinen Wollknäul in sich, der immer größer werden sollte in Zukunft. Und er irgendwann bei seinem Vater währe. Und da wusste ich schon was er damit meinte. Doch er lächelte und meinte nur Ich habe keine angst, Angst ist was für kleine Jungs. Mein Kopf war gesenkt und meine langen Haare fielen ins Gesicht, doch er strich sie weg und lächelte wieder. Immer und immer wieder lächelte er mich an. Zwei Jahre wuchs sein Tumor, aber sehr langsam, und schien auch keine Gefahr mehr, bis er aufhörte zu wachsen. Und seit dem waren wir zusammen in der Schule und auch sonst, so viel Zeit wie wir miteinander hatten. Hatte man ihn oder mich gesehen, wusste man der andere war nie weit weg.“

Er hörte auf und lächelte wieder. Bassi nickte: „So habt ihr euch also kennengelernt… Aber wieso entfernen sie ihn einfach nicht? Ich verstehe dass nicht…“ Tim blickte auf die Uhr, André brauchte heute aber lange, die erste Vorlesung würden sie mit Sicherheit verpassen. Er sah rüber zu Bassi der doch sehr irritiert schien: „Der Eingriff könnte zu 17% für ihn nur Positiv ausgehen, die anderen 83% könnte ein Eingriff tödlich sein. Sein Tumor ist zu sehr naheliegend des Herzens… Zu riskant ein Eingriff…“
 

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„Okay Mädels! Wollen wir los?“ kam es hinter Tim und Bassi. Beide schraken auf, sodass sie fast an die Decke sprangen.

Eine Bemerkung brachte Tim nur: „Du hast länger gebraucht als sonst. Wollen wir los?“ André packte sich beide und ging mit ihnen so schnell aus der Wohnung, wie es möglich war. Er wollte den gestrigen Tag und die Erinnerungen daran erst einmal aus dem Weg gehen.
 

Draußen schien, wie schon im Radio erwähnt, die Sonne. Ihre wärme hüllte einen sofort ein, als ob man umarmt werden würde. André genoss es richtig. Wollte diesen Moment noch länger spüren, doch Bassi fing wider an zu reden: „Sag mal… Kann man nicht Chemotherapie machen oder so…? Das ist doch das was man immer machen muss oder? Davon geht der doch weg.“

André sah kurz auf den Boden, dann wieder nach vorne: „ Er ist schon im Stadium G2 und geht schon über nach Stadium G3“
 

Anm. G= histologische Einteilung nach Bösartigkeit des Tumors:

(niedrige Bösartigkeit) G1 und G2 noch Tumor artig / (ausgeprägte Bösartigkeit) G3 und G4 schon Krebs artig
 

Bassi schielte rüber zu André: „Und wie viele Stadien gibt es?“ André sah in die schon halb verzweifelten Augen von Bassi: „Vier insgesamt. Eine Chemotherapie könnte das Wachstum nur noch etwas verlangsamen…“

Tim schnitt ihm das Wort ab: „Dann mach es! Das ist doch klar! Und das ohne wenn und aber!“ Eine Solche Reaktion von Tim, hatte niemand erwartet. André sah ihn leicht geschockt an: „A… aber… Wieso…?“ Bassi klopfte ihm wie gewohnt auf die Schulter: „Ist doch klar! Wir wollen dich schon länger bei uns haben! Und außerdem, wenn‘s vielleicht klappt, hört er wieder auf zu wachsen zu streuen oder wie es heißt!“ Tim nickte.

André fühlte sich ein wenig wohler… Aber bei dem Gedanken sie vielleicht für immer zu verlassen, ließ einen bedrückten und doch einsamen Gesichtsausdruck zurück.

Tim und Bassi gingen schon ein Stück weiter als André stehen blieb und nach oben in den hellen blauen Himmel sah.
 

Er könnte schreien.

Seine Seele aus dem Leib schreien.

Seinen Schmerz und seine Wut herausschreien.
 

Doch als er seien Mund öffnete kam nur ein leises Wimmern aus ihm heraus.

Ein qualvolles und zerstörtes wimmern.
 

„Kommst du André? Die nächste Vorlesung wollen wir doch mitbekommen!“ rief Tim ihm zu.
 

Seine leeren und nun Ausdruckslosen blauen Augen sahen zu den beiden. Er nickte und kam zu ihnen…



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