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Ein Blick zurück

1. September 1991

Der erste September Neunzehnhunderteinundneunzig war für den jungen Neville Longbottom ein ganz besonderer Tag. Heute würde er - wie so viele andere Kinder mit ihm - zum ersten Mal die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei besuchen! Die Schule von der seine Großmutter und sein Großonkel schon so oft erzählt hatten.

Die Schule auf die auch seine Eltern gegangen waren...

Kein Wunder also, dass er schon den ganzen Morgen über schrecklich nervös gewesen war. Vor allem, da er bislang kaum Kinder seines Alters kennen gelernt hatte. Nun waren hier so viele... vielleicht würde er sogar Freunde finden? Also abgesehen von Trevor, der Kröte, die er von seinem Großonkel Algie geschenkt bekommen hatte.

Aber apropos Trevor...

"Oma, ich hab Trevor schon wieder verloren...!", rief er nervös, als er feststellte, dass sich seine Kröte nicht mehr dort befand, wo er sie als letztes gesehen hatte.

"Oh Neville!" Seine Großmutter seufzte tief. Etwas, was sie sehr oft tat, wenn er wieder etwas ungeschicktes tat oder fragte.

Er wusste, dass sie große Hoffnungen in ihn setzte und er wollte sie stolz machen, so wie es sein Vater vor ihm getan hatte. Aber das war gar nicht so einfach...

"Accio Trevor!", rief seine Großmutter gerade und die Kröte flog mit einem lauten Quaken aus der Menschenmenge. "Pass besser darauf auf, Neville. Nicht, dass du ihn in Hogwarts auch verlierst!"

"Ist gut, Oma... Tut mir Leid...", murmelte Neville mit gesenktem Blick.

"Schon gut. Geh jetzt und sichere dir ein Abteil! Und schreib mir, in welches Haus du gekommen bist!"

"Mach ich."

Zögerlich sah er den Zug an, dann zu einigen Eltern, die ihre Kinder zum Abschied umarmten und zurück zu seiner Großmutter.

"Worauf wartest du?", fragte sie verwirrt, bevor sie seinen Blick sah. "...Na schön, komm her."

Nevilles Mine erhellte sich und er drückte seine Oma noch einmal fest - es war selten, dass sie Kontakte dieser Art zuließ, er musste es ausnutzen! - bevor er in den Zug stieg, auf nach Hogwarts.

Er hoffte nur, dass er seine Großmutter nicht enttäuschen würde. Er war schließlich ihre einzige Chance.
 

Die Zugfahrt verlief relativ ruhig. Er verlor Trevor ein weiteres Mal, aber ein Mädchen mit buschigem, braunem Haar half ihm suchen. Und er glaubte sogar einen kurzen Blick auf Harry Potter erhascht zu haben, welcher mit einem rothaarigen Jungen - einem Weasley? Seine Oma hatte von ihnen und ihren vielen, rothaarigen Söhnen erzählt - in einem der hinteren Abteile saß.

Er sah gar nicht so heroisch aus wie die Leute immer alle behaupteten. Eigentlich wirkte er sogar ziemlich normal, wenn Neville richtig lag. Was auch nicht so oft der Fall war.

Aber er hatte durch die Suche nach Trevor zumindest ein paar Bekanntschaften gemacht.

Neben Hermine Granger - dem Mädchen mit dem buschigen Haar - kannte er nun noch Lisa Turpin, Terry Boot, Hannah Abbott und Theodore Nott.

Er hoffte nur, sich auch alle Namen merken zu können, er vergaß die meisten Dinge furchtbar schnell...

Gemeinsam mit den anderen Erstklässlern und noch immer ohne Trevor stieg er schließlich in die Boote - wobei er seines mit Hermine und den beiden Jungen von vorher, die sich tatsächlich als Harry Potter und Ron Weasley herausstellten, teilte - und auch, wenn er bereits befürchtete, Trevor nie wieder zu sehen und furchtbar nervös, und dadurch auch schrecklich ungeschickt, war, er war doch sprachlos, als er das Schloss zum ersten Mal sah.

Und er fand Trevor schließlich beim Aussteigen in einem der Boote wieder!
 

Schließlich war es an der Zeit für die Zuordnungszeremonie. In der kleinen Kammer hatte Neville bereits die verrücktesten Theorien gehört. Trollkämpfe, Vorzaubern, alles... und davon hatte seine Oma ihm nichts erzählt...! Dabei hatte er bislang doch noch gar kein Talent für Magie gezeigt. Und er kannte nur wenige Zaubersprüche!

Das Einzige was er konnte war Gartenarbeit, aber seine Oma sagte immer, dass diese Arbeit den Hauselfen zu überlassen war. Und die bekam er nur selten überzeugt ihn in Ruhe selbst arbeiten zu lassen...

Trotz seiner Nervosität starrte er wie fast alle anderen Erstklässler erst einmal an die Decke der Großen Halle. Es war wirklich wahnsinnig schön, wie die vielen Kerzen den Raum erleuchteten... Und der Himmel erst, beziehungsweise eigentlich die Decke, welche laut Hermine verzaubert worden war... Unglaublich, wenn man ihn fragte. Auch wenn das kaum jemand tat...

Seine Aufmerksamkeit kehrte zu Professor McGonagall zurück als diese einen Stuhl mit einem alten Hut darauf hinein brachte.

Nun, wie ein Troll sah das zumindest nicht aus. Neville seufzte erleichtert, bevor er überrascht die Luft einsog als der Hut zu sprechen begann!

Zu singen, um genau zu sein. Es war faszinierend!

Natürlich kannte Neville die vier Häuser von Hogwarts schon, aber trotzdem fand er die Vorstellung sehr interessant.

Und dann realisierte er, dass sie den Hut einzeln vor allen Schülern aufsetzen mussten, gerade als Hannah Abbott nach Hufflepuff kam. Ihre Blicke kreuzten sich kurz und sie lächelte ihm erleichtert, aber auch ermutigend zu, bevor sie zu ihrem Haustisch ging, welcher zu applaudieren begonnen hatte. Terry Boot wurde der erste Ravenclaw und Hermine schließlich eine Gryffindor.

Nervös trat Neville auf der Stelle. Seine Großmutter hatte immer befürchtet, er sei ein Squib. Was, wenn der Hut entschied, dass er zu wenig Magie besaß um überhaupt in ein Haus zu kommen? Oder wenn er ein Slytherin werden würde? Seine Oma würde ihn umbringen! Aber nicht, bevor sie ihm keinen riesigen Heuler geschickt hätte...

"Longbottom, Neville"

Natürlich stolperte er vor lauter Nervosität als Professor McGonagall ihn rief und fiel auf den harten Steinboden bevor er schließlich den Hocker erreichte und der Hut seine Sicht auf die Schüler der vier Tische verdeckte. Welche sich größtenteils aber eh lieber unterhielten als aktiv zuzuschauen.

"Hmm... ein Longbottom... Ist schon ein paar Jährchen her, dass ich davon einen sortiert habe", murmelte plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. Überrascht zuckte Neville etwas zusammen. "Mal sehen wo wir dich hin stecken..."

"Ähm... Hallo?", dachte Neville, sich gerade noch daran erinnernd, diese Worte nicht laut auszusprechen.

"Oho, jemand, der mit mir spricht! Das hatte ich auch schon länger nicht mehr, die meisten Kinder heutzutage sind zu überrascht, dass sie eine Stimme in ihrem Kopf hören oder teilen mir nur indirekt ihre Wünsche mit. Hallo junger Erstklässler. Aber nun lass mich erst einmal schauen... Hmm... Also Slytherin ist denkbar ungeeignet für dich... Du hast zwar einen Drang, dich jemandem zu beweisen, aber dir fehlt die passende Mentalität. Nein, das Haus der Schlangen würde dich eher behindern als voran bringen. Wie auch Ravenclaw. Du wärst gern gut in der Schule, aber nicht für dich, sondern weil jemand anders das möchte... Das klingt mehr nach einem Hufflepuff, loyal und dich um andere sorgend..."

Neville hatte erst schweigend zugehört, wurde nun aber nervös. Nicht, dass er etwas gegen Hufflepuff hatte, im Gegenteil, es wirkte wie ein wunderbares Haus! Dennoch würde seine Großmutter sicher enttäuscht sein wenn er kein Gryffindor wie sein Vater war... Er hatte immerhin dessen Zauberstab bekommen um ihn stolz zu machen.

Also beschloss er nach kurzem Zögern zu fragen: "Ähm... Was ist mit Gryffindor, Mr. Hut?"

"Nun... ich könnte dich zu den Löwen schicken. Es würde dauern, aber bei ihnen würdest du dein volles Potenzial entfalten... In Hufflepuff hingegen würdest zu mit offenen Armen empfangen werden, du hättest weniger Schwierigkeiten...", erklärte der Hut, anfangs beinahe amüsiert, ehe er ernst wurde.

Neville zögerte. War es das wert? Natürlich wollte er seine Großmutter stolz machen, aber konnte er dafür die Geborgenheit, die Hufflepuff versprach, aufgeben?

"Es ist deine Entscheidung, lass dir Zeit", murmelte der Hut in seinem Kopf.

Und Neville dachte wirklich hart nach. Aber schließlich fasste er schweren Herzens doch eine Entscheidung.

"Gryffindor."

Andernfalls würde er seiner Großmutter nie wieder in die Augen sehen können, wenn er wusste, dass er diese Wahl gehabt und sich für die einfache Option entschieden hatte.

"Bist du dir ganz sicher?", fragte der Hut noch einmal, wenn auch in einem Ton, als kenne er die Antwort bereits. Nun, vielleicht tat er das ja auch.

"Ja", dachte Neville entschlossen.

"Nun gut. Aber vergiss nie: Nicht deine Familie macht dich zu dem was du bist, sondern deine Taten. Sei du selbst und finde deinen eigenen Platz in der Welt. Mache deine Freunde stolz!"

Und noch bevor Neville richtig verarbeiten konnte was der Hut gesagt hatte rief dieser laut: "GRYFFINDOR!"

Erleichterung durchströmte den Jungen, so sehr, dass er glatt vergaß, den Hut abzunehmen und ihn mit roten Ohren zurück zu Professor McGonagall bringen musste, wo "MacDougal, Morag" bereits auf ihn wartete.

Aber das war nur halb so schlimm. Er war ein Gryffindor! Er hoffte wirklich, seine Oma damit stolz gemacht zu haben!
 

24. April 1994

Neville saß in einem der leeren Klassenräume und weinte. Er wusste, dass es sich mit dreizehn Jahren eigentlich nicht mehr gehörte, aber er konnte einfach nicht mehr.

Seine schulischen Leistungen - die ohnehin schon immer eher schlecht als recht gewesen waren, sehr zum Leidwesen seiner Großmutter - sanken immer weiter und es gab keine Zaubertrankstunde in der Snape ihn nicht maßregelte und seine Unfähigkeit selbst simple Tränke zu brauen vor der ganzen Klasse anprangerte.

Aber das allein ließ sich aushalten, auch wenn es nicht so einfach war, da er in seinem Haus irgendwie bisher noch keinen Anschluss gefunden hatte. Sicher, die vier Jungs mit denen er sich einen Schlafsaal teilte waren nett, aber eine richtige Freundschaft war daraus nicht hervorgegangen. Vielleicht weil sowohl Ron und Harry als auch Dean und Seamus beste Freunde waren. Vielleicht war für ihn einfach kein Platz mehr?

Aber auch daran hatte er sich gewöhnt. Dachte er jedenfalls. Und nun? Nun musste er jeden Tag teilweise Stunden vor dem Gemeinschaftsraum warten um eingelassen zu werden, in der Gesellschaft dieser schrecklichen Sicherheitstrolle, die ihm bereits böse Blicke zu warfen. Denn seinen Mitschülern war verboten worden ihm das Passwort zu nennen. Und sie alle hielten sich daran.

Genau einmal hatte er das Passwort von Harry bekommen, als dieser ganz offensichtlich eine Ausrede gesucht hatte um nichts mit ihm unternehmen zu müssen, aber die Fette Dame hatte das Passwort nur zwei Tage später geändert...

Dass er nicht mehr nach Hogsmeade durfte war ihm dabei nicht ganz so wichtig, aber es tat schon weh zu sehen, wie sie alle glücklich waren ohne ihn.

Und dass ausgerechnet Professor McGonagall seine Strafe ohne mit der Wimper zu zucken verkündet hatte... Eigentlich mochte er seine Hauslehrerin ja sehr, aber in diesem Moment wünschte er sich, doch nach Hufflepuff gegangen zu sein. Er bereitete den Leuten so ja doch nichts als Ärger...

"Neville...? Was ist denn los...?", hörte er plötzlich eine sanfte Stimme vor sich und erstarrte. Jemand hatte ihn gefunden? Er traute sich nicht den Kopf zu heben und ließ ihn daher auf seinen Armen, die auf seinen angezogenen Knien lagen.

"N-Nichts, geh weg...", murmelte er leise, auch wenn er wusste, dass er schrecklich unglaubwürdig klingen musste. Er wusste ja nicht mal wie lange die Person - ein Mädchen, vermutlich nicht viel älter als er - da schon stand.

Plötzlich spürte er, wie sich zwei Arme zaghaft um ihn legten.

Auch hier wusste er, dass er sich nicht benahm wie es ein Dreizehnjähriger sollte, aber es war ihm egal als er die Umarmung erwiderte und hemmungslos zu Schluchzen begann.

Es war das erste Mal, dass ihn jemand in Hogwarts umarmt hatte.
 

Er wusste nicht wie lange sie so dagesessen hatten, aber schließlich versiegten seine Tränen unter den sanften Strichen über seinen Rücken.

"Besser...?", murmelte die weibliche Stimme sanft und er nickte langsam, immer noch ihre Schulter ansehend, an der ihr Umhang nun völlig durchweicht war.

"Tut mir leid...", nuschelte er verlegen aber sie schüttelte nur den Kopf.

"Das macht doch nichts. Jedem geht es mal schlecht, ich habe auch manchmal noch Heimweh. So etwas kann passieren, aber es ist immer schöner, wenn man sich jemandem anvertrauen kann."

Neville schniefte, verstand aber was sie ihm sagen wollte: Er würde sich ihr anvertrauen können wenn er wollte.

Dafür musste er allerdings wissen mit wem er sprach.

Zögerlich ließ er das Mädchen los und sah sie an, bevor ihm prompt die Schamesröte ins Gesicht schoss.

Hannah Abbott.

Er hatte auf jemanden aus einer anderen Stufe gehofft, jemanden, den er nicht kannte oder so.

Sicher, er mochte Hannah - auch wenn er kaum mit ihr sprach, offenbar selten genug um nicht einmal ihre Stimme zu erkennen - aber dass ausgerechnet sie es war, die ihn gefunden hatte... Er konnte nur hoffen, dass sie nicht so gern tratschte wie Parvati und Lavender es taten. Wenn eine der beiden Gryffindor-Drittklässlerinnen ihn gefunden hätte... Er wollte es sich gar nicht vorstellen.

Hannah aber lächelte nur aufmunternd. War dies Grund genug ihr zu vertrauen? Immerhin... war es sicher wirklich besser, seine Sorgen nicht auf ewig in sich hineinzufressen... und es war sehr un-Gryffindor-haft.

Er nahm seinen Mut zusammen und öffnete gerade den Mund, als Hannah noch etwas sagte.

"Bitte fühle dich nicht genötigt mir etwas zu erzählen, ja?"

Neville blinzelte überrascht.

"Huh?"

Sicher nicht der intelligenteste Ausspruch, aber...

"Naja... Ich wollte es nur gesagt haben... Ich weiß, dass ich früher auch immer gedacht habe, es wäre meine Pflicht jemandem Dinge zu erzählen... Aber inzwischen habe ich gelernt, dass es absolut nicht schlimm ist über manche Sachen zu schweigen, wenn man sich schlecht fühlt. Das hat nichts mit Feigheit zu tun oder so... Ich hoffe, du verstehst was ich meine...", erklärte Hannah etwas nervös.

Neville dachte eine Weile darüber nach, bevor er langsam nickte.

"Ich... denke schon. Aber ich will es dir trotzdem sagen", sagte er schließlich mit leiser Stimme. Allein dafür, dass Hannah offensichtlich nicht auf Informationen aus war konnte er es ihr erzählen fand er.

"Es... sind die Gryffindors."

Hannah schien kaum überrascht, aber das war kein Wunder. Jeder, der während der Mahlzeiten einen Blick zum Tisch der Gryffindors warf konnte sehen, dass Neville mit ihnen Probleme hatte. Oder andersherum.

"Es war letzte Woche... Du hast sicher davon gehört, Ron hat die Geschichte ja überall herum erzählt. Dass Sirius Black in unserem Schlafsaal war und über seinem Bett stand."

Hannah nickte langsam.

"Nur gut, dass nichts passiert ist. Aber was hat das damit zu tun, dass die anderen dich meiden? Ich meine, was kannst du denn dafür, dass Black in den Gryffindor Turm eingebrochen ist...?"

"Naja...", murmelte Neville, langsam erneut rot anlaufend. "Das Ersatz-Porträt vor dem Gemeinschaftsraum... Es hat mehrmals täglich die Passwörter gewechselt! Und ich kann mir doch eins schon kaum merken... Also hatte ich ihn überzeugt, mir alle Passwörter der Woche zu geben und sie mir aufgeschrieben, damit ich sie nicht vergesse. Und irgendwie hat Sirius Black von diesem Zettel abgelesen, als er vor dem Portrait stand."

Neville sah auf den Boden.

"Oh...", murmelte Hannah, bevor sie die Stirn runzelte. "Hast du den Zettel verloren?"

"Das ist es ja!", rief Neville, energischer als für gewöhnlich. "Ich bin mir ganz sicher, dass ich den Zettel auf meinen Nachtisch gelegt habe - ein paar Tage vorher - und dann war er weg! Ich hab mich nur nicht getraut es jemandem zu sagen weil ich wusste, dass ich für das Aufschreiben Ärger kriegen würde... Und weil ich so oft Sachen verliere glaubt mir jetzt niemand... Sie denken ich hätte ihn verloren, Sirius Black ihn gefunden und Ende. Und als wäre das nicht genug, dass ich Harry beinahe durch mein Handeln getötet hätte, hat Professor McGonagall dem ganzen Haus verboten mir das Passwort zu geben! Und sie halten sich alle daran..."

Ehe er sich's versah hatte er plötzlich erneut ihre Arme um sich.

"Das hätte ich nicht von Professor McGonagall gedacht... Einen ihrer Schüler so zu erniedrigen... Strafarbeiten okay, aber das mit dem Passwort ist gemein! Es ist ja nicht so, als hättest du Black den Zettel von dir aus gegeben."

"Naja, eine Strafarbeit hab ich auch bekommen... Und ein Hogsmeade-Verbot für den Rest des Jahres." Sowie einen netten Heuler seiner Großmutter, aber den hatte vermutlich jeder in der Großen Halle gehört, dazu musste er nichts mehr sagen.

Er lächelte schwach und Hannah drückte ihn erneut, bevor ihr Gesichtsausdruck nachdenklich wurde.

Neville runzelte die Stirn.

"Alles in Ordnung?", fragte er vorsichtig.

Sie nickte, mit einem plötzlichen Lächeln, was ihn verwirrte. Aber nicht für lange, als sie zu sprechen begann.

"Weißt du was? Wir machen dich einfach zu einem Ehrendachs!"

"Was...?" Nevilles Augen weiteten sich. Schlug sie da gerade vor, was er dachte das sie vorschlug?

"Ein Ehrenmitglied des Hauses Hufflepuff! Wir haben die Tradition, Schüler aus den anderen Häusern zeitweilig bei uns aufzunehmen. Natürlich können wir das nicht in aller Öffentlichkeit, aber Professor Sprout hat noch nie einen Ehrendachs weggeschickt. Du könntest also bei uns im Gemeinschaftsraum schlafen! Zumindest manchmal... Es ist dort nicht so gemütlich wie ein Himmelbett, aber wir haben weiche Sofas und kuschelige Decken!"

Neville blinzelte. "Das... das wäre furchtbar nett!"

Sie lächelte und erhob sich, bevor sie ihm eine Hand reichte um ihm aufzuhelfen.

"Na dann komm! Ich stell dir ein paar andere Hufflepuffs vor! Wir sind alle wie eine große Familie, du wirst schon sehen. Und bald sind Prüfungen, da werden die anderen sicher eh vergessen was war, da bin ich mir sicher! Und ich rede mal mit Professor Sprout, ich bin mir sicher, sie kann dafür sorgen, dass Professor McGonagall das mit dem Passwort zurück nimmt."

Und als Neville ihre Hand ergriff und das Klassenzimmer verließ stieg ein warmes Gefühl in ihm auf als er realisierte, soeben seine erste Freundschaft geschlossen zu haben...
 

2. Mai 1998

Als Neville am Morgen des zweiten Mai Neunzehnhundertachtundneunzig in der Großen Halle saß wusste er eines: Die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden würde er vermutlich nie wieder vergessen.

Der Schock als er Harry am Vorabend im Eberkopf gefunden hatte. Die Freude des Wiedersehens und anschließende Enttäuschung, dass Harry gar nicht gekommen war um zu kämpfen.

Die Schlacht.

Es war ein hartes Wort, aber nichts anderes war der Kampf gegen die Todesser gewesen. Zauber flogen wohin man sah, Lehrer gegen Todesser gegen Schüler... die Anzahl der Opfer auf ihrer Seite war schrecklich hoch. Ein Schauer durchfuhr ihn, als er an einige Opfer dachte die er selbst geborgen hatte, gemeinsam mit Oliver Wood.

Am Schlimmsten waren die, die er kannte. Fred Weasley. Lavender Brown. Colin Creevey. Und so viele mehr...

Aber er wusste, dass sie alle erhobenen Hauptes gestorben waren. Wie es auch ihm beinahe widerfahren wäre. Er erinnerte sich gut daran, beinahe so, als wäre es erst vor Sekunden geschehen. Die Flammen, die von dem Sprechenden Hut auf ihn übergegangen waren und ihn zu verbrennen gedroht hatten. Er hatte wirklich für einen Moment gedacht, das sein Ende nun gekommen sei. Und doch hatte er überlebt und es sogar geschafft, das Schwert von Godric Gryffindor aus dem Hut zu ziehen.

Etwas, was nur "wahren Gryffindors" vorbehalten war und nach Harry Potter selbst niemandem mehr gelungen war. Bis jetzt.

Nun, vielleicht war es das, was der Hut gemeint hatte, als er vor nun beinahe sieben Jahren davon gesprochen hatte, dass er in Gryffindor sein volles Potenzial würde entfalten können.

Und dennoch war er sich sicher, dass er ohne Hufflepuff nie so weit gekommen wäre. Das Haus, welches ihn, als er es am dringendsten gebraucht hatte, aufgenommen und sich um ihn gekümmert hatte.

Nun, Dumbledores Armee war auch nicht ganz unschuldig daran gewesen. Seine Zauberei war nie besser gewesen und seinem Selbstbewusstsein hatte die ganze Sache ebenfalls gut getan.

Auch wenn es ihn dennoch überraschte, dass er nun beinahe so etwas wie Fans hatte, die sich um den Platz am Tisch versammelten, an dem er saß. Vor allem Schüler seines Jahrgangs, die ihn beobachteten als er Frühstück aß, da sich nun, nachdem der Adrenalinrausch vorbei war, sein Magen zu Wort gemeldet hatte.
 

Er war gerade fertig geworden, als eine Stimme neben ihm seine Aufmerksamkeit erregte.

"Neville."

Er stockte, überrascht. Diese Stimme würde er überall erkennen. Er blickte auf und in das Gesicht seiner Großmutter, welche erschöpft wirkte und einen Schnitt in der Wange hatte, der leicht blutete. Aber in ihren Augen schimmerten Tränen und ihre Haltung war ganz offensichtlich stolz.

Beinahe automatisch erhob er sich.

"Oma."

Sie lächelte, bevor sie ihn zu sich zog und umarmte. Er erwiderte die Umarmung während er das Gefühl hatte, dass ihm ein Stein in der Größe von Hogwarts selbst vom Herzen gefallen war. Zumindest seiner verbliebenen Familie war nichts geschehen, sie hatten es beide überstanden. Etwas, was keine Selbstverständlichkeit war, wenn er sich überlegte, wie viele Opfer dieser Krieg gefordert hatte.

Schließlich lösten sie ihre Umarmung allerdings wieder.

"Neville... ich möchte, dass du weißt, dass ich sehr, sehr stolz auf dich bin. Ich weiß, dass ich nicht immer richtig gehandelt habe, aber du bist dennoch zu einem starken und ansehnlichen jungen Mann geworden."

Neville errötete leicht unter ihrem Blick, fühlte sich aber dennoch unheimlich glücklich. Diese Worte aus dem Mund seiner Großmutter zu hören... Dafür hatte er eine Zeit lang gelebt! Nun war es an der Zeit, sich ein neues Ziel zu suchen, und er hatte bereits etwas im Blick. Aber vorher hatte er Einiges mit seiner Großmutter zu besprechen.

Ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass sie hergekommen war um zu helfen und sie wollte sicher einen genauen Bericht was eigentlich passiert war als sie alle noch angenommen hatten, dass Harry tot sei.

Es gab viel zu besprechen.
 

1. September 2014

"...und vergiss nicht regelmäßig zu essen! Ich weiß doch genau wie abgelenkt du sein kannst wenn du nur von deinen Pflanzen umgeben bist. Nicht, dass sich die Schüler noch ein Beispiel an dir nehmen oder dich für verrückt halten!"

Neville rollte mit den Augen, ein Lächeln im Gesicht. "Ja Liebling. Und keine Sorge, die Schüler halten mich für furchtbar cool, dass ich im Tropfenden Kessel wohne und so. Vor allem die Viertklässler, seit ich ihnen meine alte DA-Galleone gezeigt hab. Pass du lieber auf, dass hier alles glatt läuft. Die Prügelei von neulich sollte sich besser nicht wiederholen."

"Du weißt doch, seit Harry davon erfahren hat kommt er immer mal wieder vorbei. Und nichts bringt einem mehr Kunden ein als den Bezwinger von Voldemort als Stammkunden zu haben. Was für ein glücklicher Umstand", erklärte seine Frau belustigt und zwinkerte ihm zu.

"Hannah! Du hast das doch nicht etwa arrangiert?" Nevilles Augen weiteten sich als Hannah Abbott ihn unschuldig ansah.

"Ich? Niemals...!"

"Ich sage dir, du bist manchmal viel zu Slytherin-haft für eine Ex-Hufflepuff!", grummelte Neville, während sie grinste.

"Ich weiß nicht wovon du redest. Und nun husch, du willst doch nicht, dass die Schüler vor dir ankommen, oder? Immerhin wird James dieses Jahr eingeschult, was würde er nur von dir denken, wenn du nicht bei seiner Zuordnung dabei bist?"

"Schon gut, schon gut...!"

Neville lachte leise, bevor er seiner Frau einen Abschiedskuss gab. "Pass auf dich auf, wir sehen uns spätestens am ersten Hogsmeade-Wochenende. Und dann werde ich dir detailliert schildern was ich wann gegessen habe um deine Sorgen zu mindern."

"Oder spektakulär darin versagen, weil du es vergessen hast, wie jedes Jahr, nicht wahr?", erwiderte sie nur, und die beiden lachten noch einmal gemeinsam, bevor Neville den Arm hob und schließlich aus ihrem Zimmer im Tropfenden Kessel, der inzwischen seiner Frau gehörte, nach Hogsmeade apparierte.

Er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht von dort zum Schloss - welches nach dem Krieg komplett restauriert worden war und nun beinahe noch etwas anmutiger wirkte als vorher - zu laufen, da bis zum Abend noch einige Stunden Zeit waren, auch wenn die Zeit für Hannah wohl anders lief, so wie sie ihn immer hetzte. Nicht, dass er etwas an ihrer Art würde ändern wollen, er liebte sie so wie sie war.

Und als er nun gemächlich die Straße entlang schlenderte, über das Schloss und seine eigenen Jahre als Schüler dort sinnierend, war er doch froh, eine feste Anstellung als Kräuterkundelehrer gefunden zu haben, nachdem Professor Sprout in Rente gegangen war um die vielen Pflanzen der Welt noch einmal mit eigenen Augen sehen zu können. So konnte er jedes Jahr zu dem Ort zurückkehren, an dem sich für alles geändert hatte. Für ihn war Hogwarts schon immer wie ein zweites Zuhause gewesen, dass er weiterhin dort leben konnte war wie ein Traum, der in Erfüllung gegangen war.

Und auch, wenn er es sich das als Elfjähriger nie hätte träumen lassen können, nun, mit vierunddreißig, war er sich sicher.

Er war einfach glücklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Coronet
2013-06-25T11:19:14+00:00 25.06.2013 13:19
Yay, meine erste Wichtelgeschichte!
Ich hätte echt nicht damit gerechnet, muss ich sagen, eine FF über Harry Potter und dann auch noch über Neville zu bekommen, bei dem Thema - du hast mich also echt überrascht! Freuen tue ich mich natürlich auch, immerhin ist Neville einer meiner Lieblingscharaktere und ich fand es schön, ihn einmal quasi im Schnelldurchlauf durch seine Schulzeit zu begleiten.
Was mir gefällt ist, dass sich die Art, wie erzählt wird, mit Nevilles steigendem Alter ebenfalls ändert, so klingt der erste Abschnitt doch deutlich kindlicher, als der Rest der FF. Man spürt richtig die kindliche Begeisterung anfangs, während sie zum Ende hin in Resignation umschlägt um am Ende doch noch ein versöhnliches Ende zu finden, was ich richtig toll finde, weil ich eigentlich kein Fan von schlechten Enden bin - solange ich sie nicht selber schreibe.
Der Erzählstil an sich ist zwar nicht mein Fall, aber dafür kannst du ja auch nichts. Auch fand ich, dass es ein bisschen zu viele Absätze stellenweise waren, irgendwie unterbricht das immer meinen Lesefluss. Zudem war es manchmal... ja, irgendwie abgehackt, ich weiß gar nicht genau, wie ich das in Worte fassen soll, aber einige Sätze haben mich doch aus dem Flow gerissen, z.b der hier:
Und er fand Trevor schließlich beim Aussteigen in einem der Boote wieder!
Das kam ziemlich unerwartet und hat mich somit ein wenig verwirrt.
Nichtsdestotrotz fand ich auch die chronische Erzählweise gut und sehr passend für die Art der Geschichte. Mir gefällt die Idee, dass Neville sich gegen den "Komfort" der Hufflepuffs entschieden hat und stattdessen, um seine Großmutter stolz zu machen, nach Gryffindor gegangen ist, in gewisser Weise war das ja schon eine mutige Entscheidung von ihm ;)
Auch sehr schön ist, dass Harry nicht der nette und tolle Freund für Neville ist, sondern das man spürt, dass er doch etwas von seinem Vater vielleicht auch hat - mal ein anderer Blickwinkel auf Harry, fand ich schön, dass du das mit eingebaut hast!
Wie ich schon geschrieben hatte fand ich ja auch die Idee des Ehrendachses toll, die könnte man sogar noch weiterführen.
Dann die "Romanze" mit Hannah, wenn man das überhaupt so nennen kann, die fand ich sehr niedlich und unschuldig, nicht zu aufdringlich, aber mir hat ein wenig ein Kapitel gefehlt, in dem man noch näher darauf hätte eingehen können, wie es von dem Tag im Klassenzimmer zu einer richtigen Ehe gekommen ist, aber das ist nicht weiter tragisch.
Rechtschreib- oder gar Grammatikfehler habe ich jetzt nach zweimaligem Lesen keine finden können!
Alles in allem war es doch recht schnell vorbei, aber da sollte ich mich lieber nicht beschweren, meine eigene Wichtel-FF ist noch kürzer ;)
Alles in allem eine niedliche kleine FF, die ein wohliges Gefühl hinterlässt! Vielen Dank dafür :)

LG,
Coronet
Antwort von:  Lluvia
13.08.2013 02:54
Freut mich sehr, dass du die Geschichte mochtest, denn dafür war sie natürlich gedacht! *hust*
Tut mir Leid, dass der Erzählstil nicht ganz deinen Geschmack trifft, aber ich schätze, da kann man wirklich nicht viel machen ^^'
Umso erleichterter bin ich, dass dir zumindest der Rest dafür wohl gefallen hat! :3
Das mit dem abgehackten kann durchaus sein, dass sich da ein paar unschöne Formulierungen eingeschlichen haben, gerade die Stelle, die du zitierst hat mir beim Schreiben schon ein paar Probleme bereitet aber ich wollte die Trevor Sache nicht unter den Tisch fallen lassen und das kam dann dabei heraus... ^^'
Und du hast natürlich Recht, dass ein Teil zur Entwicklung der Beziehung zwischen Neville und Hannah sicher nett gewesen wäre, ich hatte auch darüber nachgedacht etwas in der Richtung einzubauen, aber mir ist irgendwie bis zum Ende keine Idee gekommen, wie ich das hätte aufziehen wollen :/
Aber gut... vielen Dank für das ausführliche Kommentar und ich hoffe, dass ich ein annehmbarer erster Wichtel für dich war. x//D
lg
Von: abgemeldet
2013-06-20T17:41:49+00:00 20.06.2013 19:41
Yay, Neville!
Eine sehr schöne Geschichte und wunderbar plausibel. Mir gefallen die Parallelen zwischen Anfang und Ende und vor allem, dass du es schon canon gehalten hast ohne langweilig zu werden. Und das Neville Hauptcharakter ist, weil Neville toll ist. (Hannah hast du auch schon charakterisiert, vor allem dieses leichte ein Slytherin in Hufflepuss-Pelz - muss man sein um erfolgreich einen Laden zu führen, nicht? :D)
Sehr nette Geschichte, sehr nett geschrieben. :)
Antwort von: abgemeldet
20.06.2013 19:42
HufflepuFF-Pelz, mein ich. Damnit. Sorry :)
Antwort von:  Lluvia
13.08.2013 02:47
Vielen lieben Dank! :3
Ich war mir etwas unsicher bezüglich Hannah, aber freut mich, dass es dir offenbar gefallen hat. :)
(Und ja, Neville ist toll, mehr Liebe für den armen Jungen! x//D)
Von:  KiraNear
2013-06-20T15:30:33+00:00 20.06.2013 17:30
Wahnsinn^^
Auch wenn ich kein großer Neville-Fan bin, hast du mich bei dieser Geschichte schon mit den ersten paar Sätzen in den Bann gezogen. Eine wirklich sehr schöne FF :3
Antwort von:  Lluvia
13.08.2013 02:45
Vielen Dank!
Freut mich, dass sie dir gefallen hat <3


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