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Rex

Sequel zu "Raptor"
von

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歸宿 - Zuflucht - [ zensiert ]

Titel: Rex

Autor: jonglicious

Kapitel: O5 / ??

Genre: Horror, Drama, Humor

Warnungen: AU!, OOC, Gewalt

Rating: PG13 – NC17

Pairings: JongTae, Onkey

Beta-Leser: N✰ <3 (wurde mal Zeit, dass das hier angeführt wird!)
 

A/N: Hier haben wir jetzt die zensierte Version von Kapitel 5 xD und diesmal hab ichs sogar geschafft den Kapitelnamen gleich einzugeben OTL was für eine Leistung! Alsoo~ ...
 

... Viel Spaß! <33
 

--
 

Konzentriert las Jinki sich erneut den Absatz durch, den er soeben verfasst hatte und zog dabei blind den Notizblock, den er neben seinem Laptop abgelegt hatte, näher an sich heran, um seinen Notizen noch ein paar Ergänzungen und Anmerkungen hinzufügen zu können.

Zwar war er eigentlich schon vollauf mit seiner eigenen Klinik beschäftigt, aber das bedeutete nicht, dass ihn seine frühere Arbeit nicht hin und wieder noch einholte. In der Nervenklinik seines Vaters gab es schließlich noch Patienten, welche Jinki seit ihrer Einlieferung behandelt hatte und diese hatten sich nun einmal an ihn gewöhnt. Nach und nach waren ihm von anderen Ärzten zwar schon ein paar abgenommen worden, aber ein paar hartnäckige Fälle waren leider immer vorhanden und diese an eine fremde Person zu gewöhnen, war harte Arbeit.

Seufzend befeuchtete Jinki seine trockenen Lippen mit seiner Zunge, während er die Füllfeder erneut auf das Papier setzte und-
 

WHO GIVES A DAMN ABOUT THE FAMILY YOU COME FROM? NO GIVING UP WHEN YOU'RE YOUNG AND YOU WANT SOME!
 

Wie unter einem Schlag fuhr Jinki zusammen und rutschte dabei mit der Füllfeder über seinen Notizblock und weiter bis auf den Schreibtisch. Das kratzende Geräusch trieb ihm eine Gänsehaut auf die Unterarme und nachdem er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, fiel ihm auch auf, dass die Schreibfeder unschön verbogen worden war. Perplex blinzelte Jinki ein paar Mal, um zu begreifen, dass er soeben seinen Stift in die ewigen Jagdgründe befördert hatte, danach ließ er seinen Blick weiter über die Sauerei wandern, die er angerichtet hatte. Seine Notizen waren verschmiert und auch der Tisch war tintenblau.

Brummend hob er seinen Blick an, um dann die geschlossene Tür seines Arbeitszimmers anzuvisieren.
 

„Kibum …“, knarrte er bedrohlich, wobei er jeder morschen Tür Konkurrenz machte, und stemmte sich dann in die Höhe. Um seinen Notizblock und den Schreibtisch würde er sich später noch kümmern, aber zuerst musste er herausfinden, ob sein Freund nun den Verstand verloren hatte. Schließlich war es bereits Abend und anders als Kibum, der zu jeder Tageszeit aufgedreht und fit sein konnte, wollten andere Menschen auch einmal ein wenig Ruhe.

Jinki konnte gut darauf verzichten, dass andere Mieter sich bei ihnen oder sogar noch beim Vermieter persönlich beschwerten.
 

Na warte, grummelte Jinki in sich hinein, während er den Flur entlang marschierte und dann in die Küche einbog.
 

Der Anblick, der sich ihm dort allerdings bot, ließ Jinkis Wut augenblicklich wieder verrauchen: Kibum hatte die Zeit offensichtlich sinnvoll nutzen und den Boden wischen wollen; das hieß, so war es gedacht gewesen. Das was Jinki allerdings zu sehen bekam war Kibum, der beschwingt mit dem Besen durch die Küche tanzte und ihn dabei auch hin und wieder als Mikrofon missbrauchte. Zugegeben, Kibum traf nicht immer alle Töne, aber das machte er durch Begeisterung und Freude an der Musik zehnmal wieder wett.

Lächelnd verschränkte Jinki die Arme vor der Brust und ließ sich gleichzeitig gegen den Türrahmen sinken. Bis jetzt hatte Kibum ihn noch nicht bemerkt, denn er sang immer noch lautstark mit und kehrte dabei auch immer wieder im Takt der Musik über den Boden. Ob er in diesem Tempo jemals fertig werden würde war fraglich, aber nachdem ihre Wohnung immer sauber war, wollte Jinki die Methoden seines Geliebten lieber nicht anzweifeln.
 

„KACHIIIING!“, stieß Kibum lautstark am Ende des Liedes hervor, wobei er noch ein weiteres Mal drehte und erst dann zur Küchentür, beziehungsweise zu Jinki hinüber blickte. Daraufhin legte sich fast augenblicklich ein gesunder Rotton auf seine Wangen und noch ehe die CD zum nächsten Lied springen konnte, hatte Kibum sich förmlich auf den CD Player geworfen, um ihn abzuwürgen. Nachdem Jinki sich vorhin in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, war es so ruhig gewesen, dass Kibum direkt darauf vergessen hatte, dass sein Freund ja eigentlich auch zuhause war. Verlegen leckte Kibum sich über die Lippen und lehnte den Besen dann schnell gegen den Kühlschrank, ehe er auf Jinki zuging. „Will ich wissen, wie lange du da schon stehst?“
 

„Ich glaube nicht.“ Jinki streckte amüsiert seine Hand nach dem Jüngeren aus und zog ihn schließlich in eine sanfte Umarmung. Kibums Atmung ging immer noch recht schnell und als er sich schließlich an ihn lehnte, konnte Jinki deutlich spüren wie warm die Wangen des anderen waren. Allerdings hatte Jinki so eine Ahnung, dass die Wärme viel eher daher rührte, dass es Kibum peinlich war beobachtet worden zu sein.

„Du solltest die Musik um diese Zeit nicht mehr so laut machen, Liebling. Vergiss nicht, dass wir ein paar ältere Nachbarn haben.“
 

„Ein bisschen gute Musik hat noch keinem geschadet.“
 

„Ja, Kibummie, du sagst es. Gute Musik.“ Jinki hob schmunzelnd eine Augenbraue an, danach lehnte er sich ein wenig nach vorne, um Kibum einen sanften Kuss aufzudrücken.

Nachdem er eben unterbrochen worden war und dann auch noch gesehen hatte, wie Kibum durch die Küche getanzt war, glaubte er nicht, dass er sich allzu schnell wieder seiner Arbeit zuwenden konnte. Zuerst musste er sich da nämlich noch um etwas ganz anderes kümmern.
 

Leise schnurrend schob Jinki seine Hände unter das weite Oberteil Kibums und zog es ein bisschen in die Höhe, während er seine Fingerspitzen über die weiche Haut tänzeln ließ. Das war eindeutig ein gutes Stück interessanter als Patientenakten und die unfreundliche E-Mails, die er von der Sekretärin seines Vaters erhalten hatte. Mit dieser hatte Jinki sich eigentlich immer gut verstanden, doch nachdem er die Klinik verlassen hatte, hatte sich dies drastisch geändert. Warum genau konnte er sich nicht erklären, aber er konnte sich schon gut vorstellen, dass sein Vater der Frau für jede Beleidigung ein paar tausend Won mehr ausbezahlte.

Aber wie auch immer, Jinki schob die Gedanken an seinen ehemaligen Arbeitsplatz von sich, als er Kibums weiche Lippen spüren konnte, die so sanft über seinen Hals strichen.
 

.........
 

„Jinki, das war unglaublich.“
 

„Das kann ich nur zurückgeben“, erwiderte der Ältere heiser und wollte sich gerade nach vorne lehnen, um seinem Geliebten einen Kuss zu stehlen, als vom Flur her plötzlich Geräusche zu hören waren.

Irritiert warf Jinki einen Blick über seine Schulter und entdeckte dann auch sofort Taemin, der einen Rucksack in der einen und seine Umhängetasche in der anderen Hand hielt und seine Augen um gut das Doppelte geweitet hatte.
 

„BAH! BAAH!“ Schaudernd drückte er sich die Hand über die Augen und stolperte ein paar Schritte weiter, um seinen Bruder und Kibum nicht mehr sehen zu müssen. „Immer wieder! Wie die Tiere, großer Gott!“
 

Taemins Zetern war noch einige Zeit lang zu hören, bis er schließlich die Wohnzimmertür hinter sich zuwarf. Danach kehrte wieder Ruhe ein; beziehungsweise, es kehrte beinahe Ruhe ein, denn Kibum hatte sich nun auch endlich aufgerichtet und seine Arme kichernd um Jinkis Nacken geschlungen. Er konnte sich nicht helfen, er fand die Situation einfach zu komisch und gleichzeitig auch recht vertraut.
 

„Ich glaube, dass ich eben ein Déjà-vu hatte, Liebling.“
 

Jinki hob auf Kibums Worte hin glucksend eine Augenbraue an und drückte seinem Freund noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, ehe er schließlich ein leises „Nicht nur du“ erwiderte.
 

--
 

Nachdem sie die Küche wieder auf Vordermann gebracht und vor allem den Küchentisch besonders gründlich bearbeitet hatten, war Kibum im Badezimmer verschwunden, um schnell zu duschen. Normalerweise wären sie natürlich zu zweit unter die Dusche gesprungen, aber nun, da Taemin im Wohnzimmer saß und ganz offensichtlich auf jemanden wartete, der sich seiner annahm, ging das schlecht.

Jinki wischte sich ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe er seine Jogginghose – die Jeans wollte er nun wirklich nicht mehr anziehen – gerade zog und anschließend das Wohnzimmer ansteuerte. Taemin hatte sich dort, ganz wie Jinki es schon erwartet hatte, auf dem Sofa ausgestreckt und hielt sich außerdem noch sein Tablet vors Gesicht. Anscheinend wollte er wirklich ganz sichergehen, dass er nur noch Dinge sah, die auch wirklich für seine Augen bestimmt waren.
 

„Taemin.“ Jinki ließ sich auf dem Sofa nieder, nachdem der Jüngere seine Beine angezogen und aufgestellt hatte. „Was-“
 

„Ich hab euren Wohnungsschlüssel dort auf den Couchtisch gelegt“, Taemin schielte kurz über den oberen Rand des Tablets und zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen. Jinki wusste, dass der Jüngere die Nase rümpfte, sich aber nicht traute zu motzen. Schließlich war dies immer noch Kibums und Jinkis Wohnung und im Prinzip konnten sie dort alles machen was sie wollten.
 

„Taeminnie, stell dich nicht so an …“ Jinki streckte seine Hand nach dem Tablet aus, um es seinem Bruder kurzerhand abzunehmen. Taemin wehrte sich ein wenig dagegen, doch letzten Endes ließ er sich das Gerät doch noch aus den Händen ziehen. „So unschuldig bist du weiß Gott nicht.“

Jinki schüttelte schmunzelnd den Kopf, dann schaltete er das Tablet aus und legte es auf dem Couchtisch ab. Später würde er noch dafür sorgen, dass Taemin den Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung wieder an sich nahm, aber nun war erst einmal der Grund seines Besuches wichtiger. Immerhin hatte er sich vorher nicht angemeldet und das war eigentlich etwas, das Taemin schon tat. Das hieß, er tat es, seit Jinki es ihm angewöhnt hatte.

„Also, was genau führt dich eigentlich hierher?“
 

„Müssen wir unbedingt gleich darüber reden?“ Taemin richtete sich auf, wodurch seine Weste ein wenig hinunterrutschte und den Blick auf seinen Hals freigab. Zwar war ihm bereits zuhause aufgefallen, dass die Stelle, an der Jonghyun ihn festgehalten hatte, sich dunkel verfärbt hatte, aber viel dagegen machen konnte er nicht. Anders als Kibum besaß er schließlich keine 5000 verschiedenen Make-up Artikel, mit denen er so etwas abdecken konnte. „Ich meine, das hat doch auch noch ein bisschen Zeit und-“

Taemin musste sich jäh selbst unterbrechen, als Jinki seine Hand nach ihm ausstreckte, diese im Stoff der Weste verhedderte und ihn dann kurzerhand näher an sich heranzog. So hatte es ja kommen müssen und Taemin verfluchte sich selbst für seine grenzenlose Faulheit. Kurz nachdem er seine Wohnung verlassen hatte, hatte er noch darüber nachgedacht wieder umzukehren und ein Halstuch mitzunehmen, aber natürlich hatte er es dann nicht in die Tat umgesetzt.
 

„Jinki, das ist nicht so schlimm, okay? Reg dich nicht auf.“
 

„Reg dich nicht auf?!“, wiederholte Jinki aufgebracht, wobei er seine Finger über Taemins Nacken, Unterkiefer und schließlich zu seinen Schlüsselbeinen wandern ließ. Ernsthaft verletzt schien er schon einmal nicht zu sein, denn er hatte die flüchtige Untersuchung ruhig über sich ergehen lassen. „Wie soll ich mich da nicht aufregen, Taemin? Wo hast du das her?“ Direkt nachdem Jinki diese Frage gestellt hatte, schien es ihm allerdings auch schon zu dämmern, denn er verengte gefährlich seine Augen.

„Er war es, nicht wahr? Natürlich war er es!“ Wütend wandte Jinki sich ab und stemmte sich in der gleichen Bewegung auch in die Höhe. Das war also der Dank dafür, dass man die eigene Existenz riskierte und ihm das Leben rettete?! „Ich fass es nicht. Ich fass es einfach nicht!“
 

„Jinki, bitte …“ Taemin hob beschwichtigend seine Hände und versuchte seinen Bruder davon abzuhalten sich noch weiter in Rage zu reden, beziehungsweise zu schreien. „Ich war nicht ganz unschuldig daran, okay? Ich hab ihn gereizt.“
 

„Ach, du hast ihn gereizt?“ Jinki hielt inne, um leise aufzulachen. „Ja, na wieso sagst du das denn nicht gleich, Taemin? Wenn du ihn gereizt hast, ist diese Reaktion natürlich vollkommen in Ordnung! Meine Güte, hättest du mir das von Anfang an gesagt, hätte ich mich gar nicht so aufregen müssen.“

Jinkis Stimme triefte förmlich vor Sarkasmus und auch das Lächeln, welches sich auf seine Züge geschlichen hatte, war alles andere als echt. Ihm war deutlich anzusehen, dass er vor Zorn geradezu brodelte und in diesem Moment war Taemin wirklich froh darüber, dass er nicht wusste, wo genau Jonghyun sich gerade aufhielt. So wütend wie Jinki war, hätte er es wahrscheinlich fertig gebracht und hätte ihm einen Besuch abgestattet. Wie dieser allerdings ausgegangen wäre, das wollte Taemin sich nicht vorstellen.
 

„Bist du dann fertig?“ Taemin rieb langsam über seinen Oberarm und zog dabei seine Schultern an. „Wir haben uns einfach gestritten und dann ist das Ganze eskaliert. Ich hab ihn angeschrien und aus der Wohnung geworfen. Das war vor ungefähr drei Stunden und ich wollte dann nicht allein zuhause bleiben, deswegen bin ich hergekommen.“

Seufzend blickte er auf, wobei er ein wenig auf seiner Unterlippe herumkaute. Er konnte nicht leugnen, dass der Streit ihn ziemlich mitgenommen hatte und er versuchte es auch gar nicht. Jinki hatte über die Jahre hinweg leider die Gabe entwickelt ihn wie Glas zu durchschauen. Wozu sollte er sich also die Mühe machen und seinen Bruder belügen?

„Ich glaube nicht, dass Jonghyun mir wirklich wehtun wollte.“
 

„Das macht es immer noch nicht besser.“ Jinki rieb sich kopfschüttelnd über die schmerzenden Schläfen. Gerade eben war er noch herrlich entspannt und gut gelaunt gewesen, doch all das hatte sich in dem Moment verflüchtigt, als er die Blessuren an Taemins Hals entdeckt hatte. Jonghyun (Jinki konnte nicht glauben, dass tatsächlich Jonghyun und nicht Raptor dafür verantwortlich war) musste einiges an Kraft aufgewendet haben und das war schon besorgniserregend.

„Und Taeminnie, ganz ehrlich? Ich hätte gute Lust der Polizei einen anonymen Tipp zukommen zu lassen.“
 

„Was?!“ Innerhalb weniger Sekunden hatte Taemins Gesichtsfarbe von blass zu aschfahl gewechselt, „Jinki, nein! NEIN!“

Hektisch stemmte er sich in die Höhe, um sich wenig später an das Oberteil seines älteren Bruders zu hängen und unruhig daran zu ziehen. „Das darfst du nicht. Das kannst du nicht!“
 

„Taemin, wie soll ich denn deiner Meinung nach reagieren, wenn du mir sagst, dass er dich angegriffen hat?“
 

„WER hat Taemin angegriffen?!“
 

Leise ächzend kniff Taemin seine Augen zu. Langsam aber sicher begann das Ganze sich zu verselbstständigen und nun, da auch noch Kibum etwas aufgeschnappt hatte, würde es nur noch schwieriger werden.

Wieso nur war er nicht einfach zuhause geblieben, hatte Eiscreme in sich hineingeschaufelt und sich auf ganz normale Art und Weise seinem Liebeskummer hingegeben? Warum hatte er unbedingt Jinki und Kibum einweihen müssen?
 

„Dreimal darfst du raten.“ Wenig begeistert drehte Jinki Taemin an den Schultern herum, damit auch Kibum sich ein Bild machen konnte. „Aber keine Sorge, Kibummie. Taemin hat mir erklärt, dass es okay ist, weil er ihn gereizt hat, also kein Grund sich aufzuregen.“

Dass Taemin ihm über seine Schulter hinweg einen bitterbösen und durch und durch giftigen Blick zuwarf, ignorierte Jinki geflissentlich. Er wusste, dass Kibum auf seiner Seite stehen und ihm dabei helfen würde, Taemin den Kopf zurechtzurücken.
 

„Ich werde ihm seine verdammten Eier bis in den Hals hochtreten.“ Kibum hatte seine Finger hauchzart über Taemins Hals streifen lassen und dabei leise geschnaubt. „Dieser kleine-“
 

„HÖRT ENDLICH AUF!“ Taemin löste sich energisch von seinem Bruder und baute sich anschließend vor den beiden Älteren auf. Es rührte ihn natürlich, dass die beiden sich so für ihn einsetzten und Jonghyun wohl am liebsten den Hals umgedreht hätten, aber dass sie gar nicht erst darauf eingehen wollten, dass er zumindest zum Teil Schuld an der Situation war, konnte er nicht zulassen. „Ich weiß, dass ihr von Jonghyun nicht begeistert seid, aber ich hab genauso Scheiße gebaut. Wenn ihr mir nur fünf Minuten Zeit gebt das Ganze zu erklären, denkt ihr nachher bestimmt anders.“
 

„Ja, ganz bestimmt.“ Kibum verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust, nickte Taemin dann aber doch auffordernd zu. Er ging einfach davon aus, dass dies auch in Jinkis Sinne war, denn schließlich hatten sie schon des Öfteren Taemins Beziehung zu Jonghyun, beziehungsweise Raptor diskutiert. Jinki war dagegen gewesen, aber Kibum hatte ihn letzten Endes doch noch davon überzeugen können Jonghyun wie einen normalen Freund zu sehen und auch zu behandeln.

Grundsätzlich standen sie natürlich zu jeder Zeit auf Taemins Seite, das war klar, aber wenn sich die Gelegenheit ergab, hatten sie auch ein offenes Ohr für die andere Version der Geschichte. In solchen Situationen fiel dies nur leider recht schwer.
 

„Ich wurde heute auf dem Campus von einem anderen Studenten angesprochen. Sein Name ist Youngcheol und er meinte, dass er meine Arbeit über Raptor gelesen hat.“ Taemin zuckte kurz mit den Schultern. „Eigentlich wollte ich mich nicht mit ihm unterhalten, aber er hat erzählt, dass er sich für Rex interessiert und na ja, ich wollte eben herausfinden was er weiß.“

Während er gesprochen hatte, hatte er Jinki und Kibum keine Sekunde aus den Augen gelassen. Jinkis Blick konnte wohl immer noch problemlos eine ganze Armee in die Flucht schlagen, aber zumindest Kibum wirkte nun eher interessiert.

„Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Jonghyun mir gefolgt ist. Er hat das nur gemacht, weil ich ihm erzählt habe, dass ich mich beobachtet fühle. Er hat sich Sorgen gemacht und wollte sichergehen, dass mir nichts passiert.“ Ein kleines Lächeln huschte über Taemins Züge. Wenn man die Tatsache außer Acht ließ, dass Jonghyun ihm geradezu hinterher gestalkt war, klang es schon irgendwie süß. „Auf jeden Fall fand er es nicht allzu gut, dass ich mit Youngcheol mitgegangen bin.“
 

„Das war auch nicht allzu intelligent“, warf Jinki an dieser Stelle ein, wobei er wenig begeistert den Blick abwandte, „Da muss ich ihm ausnahmsweise zustimmen.“
 

„Ja eben!“ Taemin war sich durchaus bewusst, dass er selbst sich damit keinen Gefallen tat, aber er hatte immer noch im Hinterkopf, dass Jinki der Polizei einen Tipp geben wollte. Das konnte er einfach nicht zulassen. „Ich war dann wütend auf ihn, weil er mir hinterher gelaufen ist und ich hab eventuell … vielleicht … gesagt, dass er wieder anfangen soll zu morden.“

Noch bevor Jinki oder Kibum darauf reagieren konnten, hatte Taemin beide Hände in die Höhe gerissen und die beiden daran gehindert etwas zu sagen. Er wusste, dass nun gleich einiges auf ihn zukommen würde, aber zuerst wollte er noch ein paar Dinge loswerden. „Youngcheol meinte, dass Rex wieder aufgetaucht ist und ich bin mir sicher, dass außer Jonghyun niemand in der Lage ist ihn aufzuhalten. Deswegen hab ich das gesagt. JETZT bin ich fertig und ihr könnt mir gerne alles an den Kopf werfen, das euch einfällt.“

Seufzend und auch irgendwie erschöpft, trabte Taemin hinüber zum Sofa und ließ sich darauf sinken.
 

Jetzt geht’s bestimmt gleich richtig rund. Taemin rieb sich die Stirn, nachdem er seine Stirnfransen zurückgestrichen hatte und wartete geduldig darauf, dass entweder Jinki oder Kibum die Stille durchbrachen.

Keiner der beiden schien ihm diesen Gefallen allerdings allzu bald tun zu wollen, denn auch nachdem sie sich ebenfalls hingesetzt hatten, schwiegen sie beharrlich weiter.
 

„Jinki, Kibum, wollt ihr nicht-“
 

„Lass uns das jetzt verdauen“, Kibum vollführte eine herrische Handbewegung auf Taemins Worte hin und Jinki schien der Welt überhaupt ein wenig entrückt zu sein. Wahrscheinlich war die ganze Geschichte auf einmal wirklich eine Nummer zu groß gewesen, aber Taemin glaubte trotzdem nicht, dass seine Entscheidung falsch gewesen war. Es war immer besser sofort mit der Wahrheit herauszurücken, so viel stand fest.

„Du hast diesem Youngcheol doch hoffentlich nicht deine Nummer gegeben oder ihm vielleicht verraten wo du wohnst, oder?“
 

„Er hat mir seine Nummer aufgeschrieben, aber ich hab sie weggeworfen.“
 

„Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder.“ Kibums Mundwinkel zuckten leicht nach oben und Jinki schaffte es zumindest sich ein zustimmendes Brummen abzuringen. „Aber mal ehrlich, Taemin … Wow! Das ist echt verflucht viel Scheiße auf einmal.“

In solchen Situationen vergaß Kibum immer gern, dass er eigentlich eine gute Kinderstube genossen hatte und sprach seine Gedanken genauso aus, wie sie nun einmal waren. Natürlich bekam er deswegen immer wieder Beschwerden zu hören, aber in diesem Fall wusste er, dass Taemin es nicht wagen würde etwas zu sagen.

„Wo ist Jonghyun jetzt?“
 

„Darüber haben wir gesprochen, als du noch im Badezimmer warst. Taemin hat ihn aus der Wohnung geworfen, nachdem er ihn angegriffen hat“, warf Jinki erklärend ein und streichelte Kibum gedankenverloren über das Knie.

Er gab es nicht allzu gerne zu, aber nun, da er die ganze Geschichte kannte, fiel es ihm schon schwerer wütend auf Jonghyun zu sein. Dass er Taemin verletzt hatte, konnte er selbstverständlich nach wie vor nicht gutheißen und würde sich die Gelegenheit ergeben, würde Jinki ihm dafür vermutlich noch ein nettes Veilchen verpassen, aber ansonsten hatte sein Bruder wirklich recht gehabt, als er gesagt hatte, dass sie beide sich nicht richtig verhalten hatten.
 

Würde mich nicht wundern, wenn ich morgen ein graues Haar finden würde. Oder zehn. Jinki atmete geräuschvoll aus, danach griff er nach Kibums Hand, um diese kurz zu drücken.
 

„Würdest du für Taemin das Gästebett beziehen, Liebling? Es ist bestimmt besser, wenn er ein paar Tage bei uns bleibt.“
 

„Natürlich. Das mach ich sofort.“ Kibum schenkte Jinki ein schnelles Lächeln, danach erhob er sich, um das Wohnzimmer zu verlassen. Im Vorbeigehen streichelte er dabei noch kurz über die Schulter ihres Schützlings. „Ich werde mich bei der Gelegenheit auch gleich ums Abendessen kümmern. Und nein, Taemin, wir werden nichts bestellen. Die Küche ist sauber und ich kann auf Fast Food verzichten, vielen Dank.“
 

Woher Kibum gewusst hatte, dass er tatsächlich fragen wollte, ob sie nicht einfach etwas bestellen konnten, war Taemin ein Rätsel; trotzdem klappte er seinen Mund unverrichteter Dinge wieder zu und ließ sich zurück gegen die Sofalehne sinken. Er konnte Jinkis Blick, der nach wie vor auf ihm ruhte, deutlich spüren und anders als sonst, war es ihm nicht egal. Taemin fühlte sich nicht allzu wohl dabei so angestarrt und gemustert zu werden.

„Mir tut wirklich nichts weh, Jinki. Jonghyun hat aufgepasst, dass er mich nicht wirklich verletzt.“
 

„Sieht so aus.“ Jinki rieb sich kurz übers Kinn, danach beschloss er, dass ein taktischer Rückzug in manchen Fällen das Beste war. Sie alle wollten nun ein wenig ihren Gedanken nachhängen und dabei möglichst ungestört bleiben. Da bot es sich doch geradezu an, dass er, während Kibum das Abendessen vorbereitete, ebenfalls unter die Dusche stieg.

„Übrigens, Taeminnie …“ Er hielt kurz inne, nachdem er schon auf die Wohnzimmertür zugegangen war, „Ich werde der Polizei keinen anonymen Tipp zukommen lassen. Wenn also sonst niemand Jonghyun erkannt hat, ist er sicher.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Jinki das Wohnzimmer. Ob diese Entscheidung tatsächlich die richtige gewesen war, würde sich noch zeigen, aber immerhin musste Taemin sich deswegen nun keine Sorgen mehr machen.
 

Und Taemin war auf Jinkis Worte hin tatsächlich ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen. Zwar hatte er seinem Bruder nicht wirklich zugetraut, dass er Jonghyun ans Messer liefern würde, aber es aus seinem eigenen Mund zu hören, hatte Taemin noch gefehlt.
 

Ein Glück … Seufzend drückte Taemin sich beide Hände fest ins Gesicht und hätte dann beinahe das leise Summen, das aus seiner Umhängetasche kam, überhört. Jinki und Kibum konnten es kaum sein, denn schließlich befanden sie sich in der gleichen Wohnung und da rief man sich für gewöhnlich ja eher selten untereinander an.

Neugierig, aber gleichzeitig auch recht träge, streckte Taemin seine Hand nach der Tasche aus und kramte dann blind darin herum, bis er sein Handy schließlich zu Tage förderte. Er kannte die Nummer nicht, die ihm vom Display her entgegen blitzte, weswegen er kurz stockte, ehe er die SMS doch noch öffnete.
 

Taemin, wir müssen uns unterhalten. Es tut mir wirklich leid was geschehen ist und ich hoffe, dass du mir noch einmal verzeihen kannst. Ich warte morgen nach deiner letzten Vorlesung in der Tiefgarage der Universität auf dich. Keine Sorge, ich finde dich, solltest du dich dazu entschließen mir noch eine Chance zu geben. Ich liebe dich. ~Jonghyun
 

tbc ...
 

--
 

Verwendete Lieder:

http://www.youtube.com/watch?v=hEhutIEUq8k => MIKA - We Are Golden

http://www.youtube.com/watch?v=OXhGWFq59KY => Key - We Are Golden (Achtet auf das Kachiiing am Ende x3)



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