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Rex

Sequel zu "Raptor"
von

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進攻 - Angriff -

Titel: Rex

Autor: jonglicious

Kapitel: O6 / ??

Genre: Horror, Drama, Humor

Warnungen: AU!, OOC, Gewalt

Rating: NC17

Pairings: JongTae, Onkey

Beta-Leser: N✰ <3
 

A/N: Tüdelüüü xD
 

Viel Spaß <3
 

--
 

Taemin, wir müssen uns unterhalten. Es tut mir wirklich leid was geschehen ist und ich hoffe, dass du mir noch einmal verzeihen kannst. Ich warte morgen nach deiner letzten Vorlesung in der Tiefgarage der Universität auf dich. Keine Sorge, ich finde dich, solltest du dich dazu entschließen mir noch eine Chance zu geben. Ich liebe dich. ~Jonghyun
 

Wie oft er die Nachricht mittlerweile schon gelesen hatte, konnte Taemin beim besten Willen nicht sagen. Er wusste nur, dass die kleine Uhr in der rechten Ecke seines Handydisplays bereits 2:00 Uhr morgens anzeigte und dass er, wenn er nicht bald daran dachte zu schlafen, am nächsten Morgen jedem Zombie Konkurrenz machen könnte.

Taemin drehte sich langsam auf den Bauch und zog sich dabei die Decke über den Kopf. Schon früher hatte er sich gern auf diese Art und Weise Höhlen gebaut und obwohl es auf Dauer schon ziemlich warm unter der Decke wurde, kam er von dieser Angewohnheit nicht los. Er wusste, dass Jinki – als Arzt und Psychologe war es wohl eine Art Berufskrankheit sofort alles zu analysieren und zu deuten – seine Vorliebe für „Deckenhöhlen“ darauf zurückführte, dass ihre Mutter sie früh verlassen und ihr Vater sich nie Zeit für ihn genommen hatte. Die Höhle gab ihm nun angeblich die Geborgenheit und Wärme zurück, die er damals nicht ausreichend zu spüren bekommen hatte, oder so was in der Art; Taemin schaltete für gewöhnlich ab, wenn sein Bruder zu einem seiner berühmten Vorträge ansetzte.

Außerdem hatte Taemin für sich selbst bereits beschlossen, dass er es einfach nur gerne kuschlig hatte und dass er sonst gar keinen Grund brauchte. Es reichte seiner Meinung nach vollkommen aus, dass er sich wohlfühlte; nicht alles musste sofort einen tiefpsychologischen Hintergrund haben.
 

Seufzend rieb er sich über die Stirn, als ihm klar wurde, dass er seine Gedanken abdriften hatte lassen und richtete seine Aufmerksamkeit danach schnell wieder auf die Nachricht. Das hieß, das hatte er vorgehabt, doch nachdem er das Handy einfach nur in der Hand gehalten hatte, war das Display natürlich dunkel geworden und auch die Sperre hatte sich von selbst aktiviert.

Leise schnaufend rollte Taemin mit den Augen, danach wischte er mit seinem Zeigefinger über den Bildschirm und gab anschließend den vierstelligen Zahlencode (Jonghyuns Geburtsdatum) ein, um die Sperre zu lösen.

Jonghyun hatte diesen Code das erste Mal, als er auf ihn aufmerksam geworden war, eher skeptisch beäugt, doch kommentiert hatte er ihn nicht. Taemin ging davon aus, dass der Ältere sich nicht auf eine Diskussion darüber hatte einlassen wollen, da er selbst keine Spur besser war. Jonghyun verwendete Taemins Geburtsdatum zwar nirgends als Passwort, allerdings war es dafür schier unmöglich ihn von dem schmalen Lederarmband zu trennen, welches Taemin ihm geschenkt hatte.
 

Die Helligkeit, mit der ihm das Display regelrecht entgegen strahlte, ließ Taemin erneut aus seinen Gedanken hochschrecken und seine Augen anschließend flink über die Sätze gleiten. Er wusste nicht, wonach genau er suchte; vielleicht nach einem versteckten Hinweis, der ihn darin bestätigte, dass die SMS auch tatsächlich von Jonghyun geschickt worden war.

Immerhin war Jonghyun im Normalfall niemand, der gerne Kurznachrichten verfasste; noch dazu glaubte Taemin einfach nicht, dass er „dumm“ genug war, mit seinem richtigen Namen zu signieren. Jonghyun war immer derjenige gewesen, der peinlichst genau darauf geachtet hatte, dass nicht einmal ein halbes Nasenhaar – gut, dies war eventuell übertrieben ausgedrückt, aber so war es Taemin oft vorgekommen – gefunden wurde. Mit anderen Worten: Jonghyun hatte stets aufgepasst, dass Taemin und er nicht in Verbindung gebracht werden konnten.

Das bedeutete allerdings auch, dass Jonghyun ihm nie verraten hatte, wo er momentan wohnte und Taemin musste zugeben, dass ihn dies oft frustriert hatte. Schließlich war es ihm nicht egal, wo sein Freund sich aufhielt, wenn sie nicht gerade zusammen waren. Hingenommen hatte er es natürlich, aber eigentlich auch nur, weil er keine andere Wahl gehabt hatte; wenn man sich in einen Serienkiller verliebte und mit diesem eine Beziehung führen wollte, musste man eben Kompromisse eingehen.
 

Dass er jetzt solche Nachrichten schickt, ergibt keinen Sinn, erklärte er sich selbst, während er auf den Rücken rollte und sein Handy dabei neben sich auf der Matratze ablegte. Nachdem dessen Display sich erneut ausgeschaltet hatte, war es nun fast vollkommen dunkel in dem kleinen Gästezimmer; nur der kleine Radiowecker, der nicht richtig funktionierte und deswegen anzeigte, dass es 16:65 Uhr war, spendete ein wenig Licht.

Er könnte davon ausgehen, dass ich ihn nicht mehr sehen will, nachdem ich ihn aus der Wohnung geworfen habe. Und er hat wohl ein schlechtes Gewissen, weil wir uns gestritten haben und er mich angegriffen hat.
 

Ganz zufrieden oder gar glücklich war Taemin mit dieser Erklärung zwar nicht, aber immerhin war es ein Anfang.

Noch dazu einer, der nicht dafür sorgte, dass seine Nackenhärchen sich aufstellten und unangenehme Schauer über seinen Rücken jagten. Alle anderen Erklärungsversuche, die ihm davor durch den Kopf gegangen waren, hatten seinen „Stalker“ involviert, der es irgendwie geschafft hatte an seine Nummer zu gekommen. Allerdings hatte Taemin bei diesem Szenario nie gewusst, welche Rolle Jonghyun spielte.

Natürlich, wenn man davon ausging, dass es Rex war, dann war alles klar, aber so-
 

Genug jetzt, du machst dich nur verrückt. Taemin legte seinen Arm über seine Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Auch wenn er sich noch stundenlang das Gehirn zermarterte, würde er wahrscheinlich trotzdem keine Antworten auf all die Fragen finden, die durch die SMS aufgeworfen worden waren.

Das Beste war bestimmt, wenn er nun versuchte ein wenig Schlaf zu finden und sein Denken vorübergehend abzustellen; eventuell würde ihm die Lösung ja sogar im Schlaf zufliegen?!
 

Müde lächelte er in sich hinein, ehe er sich auf die Seite drehte und das Stofftier, das ihm die ganze Zeit über Gesellschaft geleistet hatte, an seine Brust drückte.

„Gute Nacht, Herr Doktor.“
 

--
 

„Du siehst furchtbar aus, Taemin.“ Jinki hatte besorgt über den Rand seiner Kaffeetasse geschielt und seinen Bruder gemustert. Es war schwierig Taemins Zustand zu beschreiben, wenn man nicht gerade die Wörter „zerstört“ oder „Naturkatastrophe“ in den Mund nehmen wollte.

Taemin war blass, beinahe schon ein wenig gräulich im Gesicht, hatte dunkle Ringe unter den Augen und seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab. Würde der Jüngere die Wohnung so verlassen, machte Jinki sich ehrlich Sorgen, dass vorbeifliegende Vögel seinen Haarschopf mit einem Nest hätten verwechseln können und darin zu nisten beginnen würden.
 

„Ich finde deine Krawatte auch hässlich“, erwiderte Taemin mürrisch, nachdem er ein paar Momente gebraucht hatte, um Jinkis Worte zu verdauen. Alles ging an diesem Morgen eine Spur langsamer und obwohl er schon davon ausging zumindest drei oder vier Stunden geschlafen zu haben, hatte Taemin das Gefühl seit Wochen kein Auge mehr zugetan zu haben. „Aber reibe ich es dir unter die Nase? Genau! Nein.“
 

„Taemin dürfte von einer riesigen Bettwanze in den Arsch gebissen worden sein.“ Kibum stellte zwei braune Papiertüten auf dem Küchentisch ab und betrachtete Jinki dann noch einmal ausführlicher. „Oder eher nicht. Das ist auch vermutlich das Problem, hm?“ Der Blonde gluckste in sich hinein, danach schnalzte er leise mit der Zunge. „Trotzdem hat er recht, Jinki. Die Krawatte ist eine Zumutung, aber das haben wir gleich.“

Mit flinken Fingern löste Kibum den Krawattenknoten und öffnete dann auch die ersten zwei Hemdsknöpfe. Das stand Jinki wesentlich besser und Kibum kam um ein zufriedenes Summen nicht umhin.
 

„Hast du Jonghyun gerade als Bettwanze bezeichnet?“ Taemin hatte müde eine Augenbraue angehoben, hatte jedoch trotzdem schwach gelächelt. Wie Kibum so früh schon so energiegeladen sein konnte, war ihm ein Rätsel, aber immerhin gab es dann zumindest eine Person, die dafür sorgte, dass diverse Dinge erledigt wurden.

„Und Danke. Ich hätte mir unterwegs aber auch etwas kaufen können.“
 

„Blödsinn. Wieso solltest du irgendein abgepacktes Sandwich mit Plastikkäse essen, wenn ich dir ganz schnell ein Lunchpaket machen kann? Also wirklich.“ Kibum lächelte flüchtig und nahm dann auch Jinkis leere Tasse entgegen, um sie in den Geschirrspüler zu stellen.

Sein Freund hatte zu der Krawatten-Umzieh-Aktion nichts weiter gesagt, also ging der Blonde davon aus, dass alles in bester Ordnung war.

„Aber jetzt solltest du dich fertig machen. Du siehst wirklich ein bisschen durch den Wind aus, Taeminnie.“
 

„Ja, ja.“ Taemin strich sich ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und stemmte sich dann in die Höhe. Er war froh, dass er am Vortag noch daran gedacht hatte frisches Gewand und auch einen Kulturbeutel einzupacken, denn die Mittelchen und Cremes, die Kibum im Badezimmer aufgestellt hatte, waren ihm allesamt mehr als unheimlich. „Ich wollte mich jetzt sowieso fertig machen.“

Gähnend machte er ein paar Schritte in Richtung Küchentür und streckte sich dabei noch einmal ausgiebig. Es war gut, dass seine erste Vorlesung nicht vor 9:45 Uhr begann, denn so hatte er noch ein bisschen Zeit, um ganz wach zu werden.

„Bis heute Abend dann, oder?“
 

„Sicher.“ Jinki schenkte seinem kleinen Bruder ein schnelles Lächeln, schien sich dann aber an noch etwas anderes zu erinnern. „Kibum und ich dachten uns, dass es nett wäre, wenn wir uns heute Abend ein paar Filme ansehen. Wie klingen Pizza und Chinesisch?“
 

„Perfekt.“ Der Jüngere nickte schnell, danach räusperte er sich leise. Es gab da noch eine winzige Kleinigkeit, die er loswerden musste; schließlich traf er sich mit Jonghyun (hoffentlich) und wenn sein Freund dann auch mitkam, dann mussten Jinki und Kibum das vorher wissen. „Sollte Jjong-“
 

„Ich weiß, dass er keinen Knoblauch isst und hatte vor zumindest ein Gericht ohne zu bestellen.“ Jinki war anzusehen, dass es ihn nur wenig begeisterte, dass die Möglichkeit bestand, dass Taemin Jonghyun mitbrachte, aber natürlich hatte er sich bereits seine Gedanken gemacht. „Und jetzt geh, sonst komme ich vielleicht auf die Idee in der ganzen Wohnung Knoblauchzehen aufzuhängen.“
 

„Bin schon weg“, Taemin hatte sich eilig in Richtung Flur bewegt, war dann jedoch noch einmal umgekehrt, um seinen Kopf bei der Tür hereinzustecken und den beiden breit entgegen zu lächeln, „Jinki, Kibummie, Danke! Vielen, vielen Dank!“

Damit verschwand er endgültig aus der Küche und bekam nicht mehr mit, wie Kibum Jinki stolz lächelnd über die Schultern streichelte und dieser daraufhin nur sachte nickte.
 

--
 

Gähnend tippte Taemin mit einem Kugelschreiber gegen seinen Collegeblock und gab sich dabei Mühe nur in die kleinen Kästchen zu treffen und nicht etwa die Linien zu berühren. Eigentlich hatte er sich zu Beginn der Vorlesung vorgenommen, dass er dem Professor aufmerksam lauschen und sich Notizen mache würde, doch letzten Endes war es ein klein wenig anders gekommen.

An dieser Stelle musste jedoch angemerkt werden, dass der Vortragende eine wahnsinnig monotone Stimme hatte und viel mehr an ein wandelndes Lexikon erinnerte, als an einen normalen Menschen. Der Mann warf mit lateinischen Fachausdrücken geradezu um sich und Taemin hätte gelogen, hätte er behauptet, dass er tatsächlich alles immer verstanden hatte. Jonghyun hätte der Vorlesung eventuell folgen können oder auch Jinki, wenn er sich vorher eingelesen hatte, aber für Taemin, der mit Latein nur unbändige Langeweile und Schmerz verbinden konnte, war das schon eine harte Nuss.
 

Jonghyun … Die Miene des Braunhaarigen hellte sich ein bisschen auf, als er an seinen Freund dachte. Wie von selbst huschte sein Blick zu seinem Handgelenk hinunter, wo er den Ärmel seines Pullovers zurückschob und somit seine Armbanduhr betrachten konnte. Es war nun fast 16:45 Uhr und das bedeutete, dass er nur mehr eine halbe Stunde ohne einzuschlafen durchhalten musste. Das war bestimmt irgendwie zu schaffen.
 

„Wie Sie also sehen, unterscheidet die Punitivität sich systematisch von anderen Formen der sozialen Kontrolle. Wie ich bereits vorhin erwähnt habe und wie Sie auch hier sehen, sind diese anderen Formen kompensatorisch, versöhnend und therapeutisch ausgerichtet.“ Der Professor vollführte eine ausladende Handbewegung, um die versammelten Studenten dazu zu ermutigen, noch einmal die Folie der Präsentation zu lesen, die mittels Beamer an die Wand projiziert wurde. „Wir werden nun auf weitere Dimensionen dieses Konzeptes eingehen.“
 

Ja, mach ruhig. Wenig begeistert senkte Taemin seinen Blick, nachdem er kurz interessiert getan und die Folie betrachtet hatte. Es war bestimmt nicht sehr klug so komplett abzuschalten, aber wozu gab es denn Bücher und Mitschriften fleißigerer Studenten? Zwar würde er ein wenig Süßholz raspeln müssen, um an die besagten Mitschriften heranzukommen, aber das war immer noch besser als sich jetzt zu Tode langweilen zu müssen.
 

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Er überzieht. Wieso überzieht er? Das kann er doch nicht wirklich machen. Leidend drückte Taemin sich die flachen Hände gegen die Schläfen. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass es einigen Studenten, darunter auch Daehyun und Junhong, ähnlich ging und sie ebenfalls kurz vor einem Nervenzusammenbruch standen.

Wenn er so weitermacht, komme ich zu spät und Jonghyun hasst Unpünktlichkeit. Dann streiten wir uns am Ende gleich wieder.
 

Taemin atmete tief durch, um sich davon abzuhalten einfach aufzustehen und den Hörsaal zu verlassen. Er musste sich zusammenreißen und vor allem wieder unter Kontrolle bringen. Wenn er wie ein aufgescheuchtes Huhn in Richtung der Tiefgarage lief, würde dies nur unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Und davon einmal ganz abgesehen, hätte Taemin nicht eigentlich Grund wütend auf Jonghyun zu sein? Zumindest musste er seinetwegen nun ein Halstuch tragen und das war in einem Hörsaal, in dem wohl eine ähnliche Temperatur herrschte wie im Schicksalsberg, alles andere als angenehm. Natürlich war nicht das Tragen eines Halstuchs an sich das Problem; es ging hier sehr viel eher um das Wieso.
 

Wie von selbst wanderte Taemins Hand nach oben, um kurz über den weichen Stoff des Tuches zu streicheln. Eigentlich gehörte das Halstuch Kibum und der Blonde wusste auch gar nicht, dass Taemin es sich ausgeliehen hatte, da er zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg zur Arbeit gewesen war, aber Taemin ging einfach davon aus, dass es Kibum nicht zu sehr stören würde. Kibum erklärte ihm ohnehin viel zu oft, dass sie etwas an seiner Garderobe ändern mussten, beziehungsweise, dass er ihn gerne einmal einkleiden würde.

Taemin ließ seine Hand wieder sinken und wandte seinen Blick nach vorne zu dem Dozenten, der soeben die letzte Folie erreicht hatte und ihnen nun die Hausaufgaben erklärte.
 

„In der nächsten Einheit werden wir uns ausführlich mit dem Thema ‚Soziale Kontrolle‘ beschäftigen, also erwarte ich, dass Sie die Materialen, die ich Ihnen auf der Internet Plattform zur Verfügung gestellt habe, genau studieren.“ Der Mann hob unwirsch eine Augenbraue, als sich ein paar Studenten erhoben, nachdem er geendet hatte. „Ich war noch nicht fertig, wenn es genehm ist.“ Er räusperte sich leise und wartete darauf, dass die Jüngeren sich wieder setzten, ehe er fortfuhr: „Außerdem nutzen Sie die Zeit bis zur nächsten Einheit bitte damit, sich über die Begriffe ‚Zero Tolerance‘ und ‚Broken Windows‘ schlau zu machen. Ich erwarte dazu einen kurzen Aufsatz, der einen Umfang von fünf bis zehn Seiten haben sollte.“ Der Professor überlegte noch einen Moment, danach wandte er sich von den Studenten ab. „Das wäre nun alles. Dankeschön.“
 

Ein erleichtertes Raunen ging durch den Hörsaal, nachdem die Vorlesung offiziell beendet worden war, danach folgte ein kurzer „Beifall“ – man schloss die Hand zu einer Faust und klopfte anschließend mit den Fingerknöcheln auf den Tisch – für den Professor. Viele der Zuhörer hatten sich zwar sofort zum Gehen abgewandt, aber gut die Hälfte hatte sich glücklicherweise noch daran erinnert, dass dies am Ende einer Einheit durchaus angebracht war.
 

Taemin war keiner von den Studenten gewesen, die sich die Mühe gemacht hatten Beifall zu klopfen, denn kaum nachdem der Mann sich abgewandt hatte, hatte er auch schon den Collegeblock an seine Brust gedrückt, seine Tasche geschultert und war zum Ausgang gehuscht. Nachdem der Professor sie 15 Minuten länger festgehalten hatte, als ihm laut Stundenplan zustand, war dies auch sein gutes Recht gewesen, wie Taemin fand. Schließlich war es genauso gut möglich, dass er noch eine andere Vorlesung hatte, die er besuchen musste.

Flink, wobei er immer eine Stufe ausließ beziehungsweise übersprang, bewegte Taemin sich die Treppe hinunter. Hin und wieder musste er dabei anderen Studenten ausweichen, doch im Großen und Ganzen kam er recht zügig voran. Vielleicht konnte er sogar ein bisschen Zeit gutmachen und würde Jonghyun nicht allzu lange warten lassen müssen.
 

Okay, stopp. Nachdem er die Eingangshalle durchquert und einen längeren Flur erreicht hatte, an dessen Ende sich der Abgang zur Tiefgarage befand, hielt Taemin inne. Obwohl er natürlich hoffte, dass Jonghyun dort unten irgendwo auf ihn wartete, musste er trotzdem im Hinterkopf behalten, dass es auch durchaus anders ablaufen konnte.
 

Taemin atmete ein paar Mal tief durch, danach ließ er seine Hand in seine Umhängetasche gleiten. Neben einem leeren Fläschchen Bananenmilch, welches er mit einem leisen Murren beiseiteschob, befand sich in seiner Tasche auch noch eine schmale Dose Pfefferspray. Diesen hatte er, kurz nachdem Minho durchgedreht war und sie mit seiner Dienstwaffe bedroht hatte, von Jinki zugesteckt bekommen.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie ernst es seinem Bruder gewesen war, dass Kibum und er den Spray stets in ihrer Tasche mit sich führten, wenn sie das Haus verließen.
 

Wenn ich es nicht brauche, war der Abstecher nach Hause zwar umsonst, aber das ist immer noch besser als angegriffen zu werden. Ein humorloses Lächeln huschte über Taemins Züge, nachdem er die Tür, die ihn von den Parkplätzen getrennt hatte, aufgeschoben und vorsichtig einen ersten Blick riskiert hatte.

Außer geparkten Autos und hie und da auch Motorrollern, konnte er nichts Außergewöhnliches entdecken. Aber Taemin wusste auch nicht, was er erwartet hatte. Jonghyun, oder wer auch immer, würde sich wohl kaum irgendwo in der Mitte der Garage aufstellen und ein riesiges Plakat mit seinem Namen darauf schwenken.
 

Taemin zog die Dose mit einer Hand aus seiner Tasche und ließ seinen Blick kurz darüber schweifen, ehe er sie umdrehte und nach einem Verfallsdatum suchte. Bevor er sich darauf verließ, dass er sich mit dem Spray im Falle eines Falles verteidigen konnte, musste er schon sichergehen, dass damit alles in Ordnung war.

Haltbar bis Dezember 2016. Taemin seufzte erleichtert in sich hinein, danach schob er die kleine Dose geschickt in den weiten Ärmel seines Pullovers. Auf diese Art und Weise war die Waffe versteckt, aber er konnte sie im Notfall trotzdem schnell erreichen und auch einsetzen.

Blieb nur zu hoffen, dass Jonghyun ihn nicht spaßeshalber erschrecken wollte und deswegen eine Ladung Pfefferspray abbekam.
 

Taemin schüttelte sachte den Kopf und schob den Gedanken mit einem schiefen Lächeln von sich. Zwar wären sie nach dieser Aktion dann quasi quitt gewesen, aber er wollte seinen Geliebten trotzdem nur ungern so „verstümmeln“. Das hatte Jonghyun nicht verdient und außerdem wollte Taemin ihren Streit doch schlichten und nicht etwa noch schlimmer machen.
 

Ein letztes Mal überprüfte Taemin noch, ob die Spraydose auch wirklich gut saß, danach machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen. Normalerweise fuhr er zwar nicht mit seinem Auto zur Universität, doch nachdem er die Nacht bei Kibum und Jinki verbracht hatte, hatte sich dies irgendwie angeboten. Die beiden Älteren wohnten eben ein gutes Stück von seiner Wohnung entfernt und diese Strecke hatte Taemin am Abend zuvor nicht zu Fuß zurücklegen wollen.

Der Braunhaarige ließ seinen Blick immer wieder behutsam nach links und rechts schweifen und schielte des Öfteren auch über seine Schulter, um einen vermeintlichen Verfolger sofort entdecken zu können. Allerdings blieb alles ruhig und obwohl dies normalerweise ja schon etwas Positives war, konnte Taemin spüren, wie seine Handflächen kalt und feucht wurden.
 

Nervös kramte er den Wagenschlüssel aus seiner Tasche hervor, schloss die Tür auf und rutschte wenige Momente später schon auf den Fahrersitz, wobei er die Pfefferspraydose wieder in seine Umhängetasche rutschen ließ und diese anschließend auf den Beifahrersitz legte. Natürlich blieb sie dort nicht einfach stehen, sondern kippte vornüber und landete letzten Endes auf dem Boden.

„Pff … dann bleib eben dort unten“, murmelte Taemin desinteressiert und sank wenig später weiter zurück in seinen Sitz. In seinem Auto fühlte er sich verhältnismäßig sicher; schließlich stand er mit dem Rücken zur Wand und konnte sofort erkennen, wenn sich jemand von vorne näherte. Außerdem hatte er den Zündschlüssel bereits angesteckt und konnte, wenn es notwendig wurde, jederzeit losfahren.
 

Okay. Alles ist gut. Ich muss nur noch warten und- Taemin unterbrach sich selbst, als sein Herz einen Schlag aussetzte und kurz darauf doppelt so hart gegen seinen Brustkorb zu hämmern begann. Er konnte deutlich spüren, wie ihm zuerst heiß wurde und wenig später schon ein eisiger Schauer über seinen Rücken jagte.

Direkt vor ihm auf dem Lenkrad klebte ein Zettel, – wie hatte er diesen vorhin nicht bemerken können? – der so aussah, als wäre er schon einmal zerrissen und anschließend noch zerknüllt worden. Irgendjemand musste sich dann aber die Mühe gemacht haben, die einzelnen Schnipsel glattzustreichen und mit Tesafilm wieder zu einem Blatt zusammenzukleben. Taemin konnte deutlich die Zahlen erkennen, die darauf geschrieben worden waren; es handelte sich um eine Handynummer.
 

Scheiße! Ruckartig fuhr Taemin herum und packte die Türklinke, um seinen Wagen sofort zu verlassen, doch die Tür bewegte sich keinen Millimeter, als er dagegen drückte.

Was zum …? Wieso …? Panisch blickte er hinüber zur anderen Tür und bemerkte dann endlich, dass die Zentralverriegelung aktiviert worden war.
 

Aber wieso? Und von wem?
 

„Hallo, kleiner Schmetterling.“
 

Taemin spürte, wie seine Augen sich vor Angst weiteten und ihm gleichzeitig auch leicht schwindlig wurde, denn das war nicht Jonghyuns Stimme gewesen, die soeben auf sich aufmerksam gemacht hatte.
 

„Zeit zu schlafen.“
 

Noch bevor Taemin ansatzweise reagieren hätte können, schlang sich von hinten ein Arm um ihn und drückte ihn mit eiserner Gewalt zurück gegen die Rückenlehne. Panisch schnappte er nach Luft, kam jedoch nicht dazu sich zu wehren oder gar um Hilfe zu rufen, da sich im nächsten Moment schon eine Hand über sein Gesicht schob. Taemin spürte wie feuchter Stoff über seinen Mund und seine Nase gepresst wurde, während ein süßlicher Geruch langsam seine Sinne zu betäuben begann.

Wimmernd versuchte er sich gegen den Griff zu stemmen und seinen Rücken durchzubiegen, doch der Arm bewegte sich keinen Millimeter und Taemin konnte spüren, dass ihn seine Kräfte verließen. Benommen ließ er seinen Kopf zurück gegen die Kopflehne fallen, wobei sein Blick fast automatisch zum Innenspiegel wanderte, in welchem er schließlich das Gesicht seines Angreifers ausmachen konnte.

Taemin weitete erschrocken die Augen und konnte dann noch am Rande das schiefe Lächeln des anderen wahrnehmen – er wusste, dass er erkannt worden war – ehe alles um ihn herum schwarz wurde und sein Kopf wie leblos zur Seite rollte.
 

tbc ...
 

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Erklärungen:
 

Punitivität

.) von dem lateinischen Wort "punire" also bestrafen; der Begriff bezeichnet also quasi den Wunsch Verbrechen jeglicher Art hart zu bestrafen (vereinfacht ausgedrückt)

Soziale Kontrolle

.) der Einzelne wird durch die Gruppe gelenkt oder auch die Gesellschaft herrscht über den Einzelnen (wieder eher vereinfacht)

Broken Windows / Zero Tolerance

.) die Broken-Windows-Theorie ist das Fundament der Zero-Tolerance-Strategie und beschreibt, wie ein harmloses Ereignis (wie etwa zerbrochene Fenster in einem leer stehenden Haus) später zur Verwahrlosung führen kann; bei der Zero-Tolerance-Strategie geht es um die konsequente Verfolgung von Rechtsverstößen

"Beifall" nach Vorlesungen

.) in akademischen Kreisen ist es nicht üblich zu klatschen; man klopft mit den Fingerknöcheln auf Pulte / Tische

Pfefferspray

.) Pfefferspray kann tatsächlich "schlecht" werden! Es ist wichtig das Haltbarkeitsdatum im Auge zu behalten, da die Gase in der Dose sich nach einiger Zeit verflüchtigen und es dann nicht mehr richtig funktioniert. (In solchen Fällen ist es dann wohl noch wirkungsvoller die Dose nach dem Angreifer zu schmeißen. x'D)

Chloroform

.) hat tatsächlich einen eher süßlichen Geruch (Ich gehe davon aus, dass die meisten schon angenommen haben, dass dieses Mittel verwendet worden ist)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Miharu92
2014-06-15T07:50:23+00:00 15.06.2014 09:50
um mich mal zu melden *hab die nach raptor ziemlich durchgesuchtet und jetzt mit rex angefangen ;)*
das pfefferspray schlecht werden kann hätte ich wirklich nicht gedacht aber so wie du es erklärst hast du sicherlich recht. aber ich glaube kaum, dass teamin es geschafft hätte jemanden ernsthaft damit auszunocken x''D

was das chloroform angeht hattest du bei mir zumindest recht, denn es ist eines der am schnellsten wirksamen narkotika, auch wenn es aufgrund seiner doch sehr überwiegenden nebenwirkungen heut zu tage eigentlich fast nur noch als nachweismittel bei chemischen analysen verwendet wird.
(ja ich bin ein fachspinner x'''D)

aber nun zum kapitel. es gefällt mir echt gut. vor allem dein stil gefällt mir und wenn ich ehrlich bin wusste ich erst nicht, was ich von der thematik halten sollte aber mittlerweile gefällt sie mir echt gut und jongie als psycho mit der gestörten persönlichkeit gefällt mir sehr gut. das macht ihn unheimlich sexy ;D
werd mich mal an die nächsten kapis machen xD

Lg Miharu^^
Von:  bunthismg
2014-01-13T19:00:33+00:00 13.01.2014 20:00
Ugh. Hätte dieser Idiot mal auf seinen Instinkt gehört ;A;
Ich dachte schon die ganze Zeit, dass die Nachricht nie im Leben von Jjong kommen kann... uù'
Armes Taebby ; __ ;
Vorallem just in dem Moment wo das mit dem Zettel auf dem Lenkrad kam dachte ich an den Zettel mit der Nummer, den Taemin zuvor von Youngcheol bekommen hatte... aish, all the drama!! TAT'''

( *nach Jahren endlich mal die Kapitel les* >//u//>'' )


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