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Taking care of Sora

Riku x Sora
von

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ein missglückter Morgen

Kapitel eins
 

Leise Musik dudelte aus dem Radio, doch ich achtete nicht darauf. Ich ging durch die kleine Küche, um das Brot aus dem Toaster zu holen, das soeben fertig geworden war. Mit spitzen Finger, da es noch heiß war, ließ ich es auf die beiden Teller vor mir fallen und stellte sie auf den Tisch, der fertig gedeckt war. Zufrieden betrachtete ich mein Werk und blickte flüchtig auf die Uhr. Es wurde höchste Zeit, meinen Mitbewohner zu wecken und insgeheim freute ich mich sogar darauf.
 

Ich liebte das verschlafene Gesicht meines Freundes, wenn er kurz den Kopf hob, um auf mich aus kleinen Augen anzuschauen. Es war einfach zu liebenswert und wie immer würde er nicht auf meine Worte achten, sich einfach umdrehen und sich tiefer in die Decke zu kuscheln. Immer mit den Worten, dass ich ihm noch ein paar Minuten zum schlafen geben sollte.
 

Die Prozedur war immer dieselbe und zu einer Art Tradition geworden. Doch es gab nur wenige Augenblicke, in denen es mich wirklich ärgerte. Zum Beispiel, wenn wir spät dran waren, oder mein Freund es schaffte, mich zu ignorieren und wirklich wieder einschlief. Er wusste, das ich es hasste zu spät zu kommen; besonders wenn es um die Schule ging.
 

Meine Mutter hatte mir Disziplin gelehrt, seine Mom, wie man Farbe an die Wände klatscht. Diese Frau war mir mit ihren wirren Worten und der kreativen Ader, die ich scheinbar nicht verstehen konnte, ein Rätsel. Ich mochte Kunst, doch würde ich wohl niemals etwas in einem Bild sehen können, als bunte Farbe, die auf einer Leinwand verteilt war.
 

Auch konnte ich die Begeisterung meines Freundes über eine Toilette im Garten nicht teilen, in der ein paar hübsche Blumen gepflanzt waren. Für ihren Wohnwagen war diese Art von Dekoration in Ordnung, doch ich wollte nicht solch eine Kunst auf meinen Balkon, selbst wenn diese von Sora kam.
 

So habe ich mich auch geweigert, eine Drahtskulptur in der Wohnung auf zu stellen, die laut meines Liebsten, ein Hund darstellen sollte. Ich selbst sah darin nur eine Aneinanderreihung von Schrott. Natürlich sagte ich ihm das auch so und konnte mich nur geistig dafür schlagen, als ich sein beleidigtes Gesicht gesehen hatte. Er war wütend verschwunden und hatte gedroht, nie wieder mit mir zu reden. Dieses Versprechen hielt aber nur einen Abend lang.
 

Ein Lächeln formte sich auf meinen Lippen und ganz in der Erinnerung verloren, öffnete ich die Tür und betrat unser gemeinsames Schlafzimmer. Ich ging meinen gewohnten morgendlichen Ablauf nach und durchquerte das Zimmer, um die Vorhänge der Fenster zurück zu ziehen.
 

Ein warmes Licht schien grell in dem Raum hinein und sofort hörte ich das rascheln der Bettdecke. Aus den Augenwinkeln konnte ich geradeso noch erkennen, wie ein brauner Schopf unter der Bettdecke verschwand. Kopfschüttelnd machte ich mich daran, um das Bett herum zu gehen. Da wo ich seinen Kopf vermutete, kniete ich mich nieder und zog vorsichtig den Zipfel der Decke beiseite.
 

Es gab einen kleinen Widerstand bei meinen Vorhaben und er murrte, als er bemerkte, was ich vorhatte. Gedämpft konnte ich sein schimpfen hören und ich lächelte amüsiert über seine Reaktion. Erst als seine Proteste in einem Hustenanfall unterging, wurde ich hellhörig.
 

Diesmal zog ich fester an dem Stoff. Sora gab nach und ließ endlich die Decke los, nur um sich Sekunden später wie eine Katze zusammen zu rollen. Seine Arme, die sich zitternd um seinen schmächtigen Körper schlangen, vergeblich versuchend ein wenig der Wärme zu erhalten.
 

Schockiert starrte ich auf meinen Freund, der erbärmlich zitterte. Was war ich für ein Freund, der nicht mal bemerkte, wenn es seinen Partner schlecht ging? 'Ein sehr mieser', gab ich mir selbst die Antwort und deckte ihn schnell wieder zu.

„Ich werde einen Arzt rufen.“, informierte ich ihn und erhob mich schnell, um es in die Tat um zu setzen. Doch Sora schüttelte nur träge den Kopf und machte verneinende Geräusche. Ich war viel zu aufgeregt, um das wirklich wahr zu nehmen. Erst als ich seine krächzende Stimme hörte, wandte ich ihm wieder meine Aufmerksamkeit zu.
 

Ich musste mich näher zu ihm herunter beugen um ihn überhaupt verstehen zu können und er brauchte ein paar Versuche, die nicht durch ein röcheln unterbrochen wurden, um seinen Wunsch in verständliche Worte zu formen. Meine Augenbrauen zogen sich in Verwunderung zusammen, als ich begriff, was er von mir wollte.
 

Er wusste das mich diese Idee nicht begeisterte und ich könnte schwören, das er in diesen Augenblick nur elendig stöhnte, weil er wusste, das ich mit dieser Situation vollkommen überfordert war. Wir kannten uns fast ein Leben lang und waren immer die besten Freunde gewesen. Natürlich war ihm klar, was er tun musste, damit ich das tat, was er verlangte.
 

Da ich noch immer unschlüssig vor dem Bett stand und mit mir selbst haderte, öffnete er langsam seine blauen Augen. In ihnen war nicht mehr dieser schöne Glanz zu sehen, den ich so sehr liebte. Das strahlen war fort und die Farbe nicht mehr so intensiv. Er hob ein wenig den Kopf und auf seinen Lippen formte sich ein stummes 'bitte'.
 

Bei diesem Anblick hätte ich ihn unmöglich seinen Wunsch abschlagen können, nagten doch noch immer die Schuldgefühle an mir, das ich seine Krankheit zu spät bemerkt hatte. Trotzdem gefiel es mir nicht, ausgerechnet seine Mutter an rufen zu müssen. Doch mir blieb keine Wahl, wollte ich doch einfach nur, das er wieder gesund wurde. Auch wenn ich bezweifelte, das seine Mutter besser war, als ein richtiger Arzt.
 

Während ich mit seiner Mutter telefonierte und sie irgendetwas von Kräutern und allerlei anderen Zeug erzählte, hatte ich nur den Drang meine Hände um ihren schmalen Hals zu legen und zu zudrücken. Ich unterdrückte dieses Verlangen, wusste ich doch, das Sora etwas dagegen haben könnte und schließlich lief unsere Beziehung ziemlich gut.
 

Als ich wieder ein Husten aus dem Schlafzimmer hörte, legte ich einfach auf und kümmerte mich nicht darum, das sie noch immer geredet hatte. Sie würde schon gemerkt haben das es ihren Sohn nicht gut ging und hier bald auftauchen. Diese Frau lebte zwar in ihrer eigenen Welt, aber sie würde klug genug sein um den ernst der Lage zu verstehen. Ich konnte nur hoffen, das sie schnell hier war und ich nicht zu lang mit ihm allein war.
 

Als der Hustenanfall anhielt und es sich so anhörte, als würde er seine Gedärme ausbrechen, stürmte ich zurück ins Zimmer. Ich versuchte nicht angeekelt zu gucken, als sich mein Blick wieder auf meinen Liebsten haftete. Auch wenn manche Menschen dachten das ich ein arrogantes Schwein wäre, wusste ich doch das es unhöflich war, sich so zu benehmen.
 

Stattdessen kniete ich mich vor ihm nieder und ignorierte den Schleim, der aus seiner Nase kam. Meine Hand näherte sich vorsichtig seinem Haar, das an seinen Kopf klebte, anstatt in allen Seiten ab zu stehen und strichen vorsichtig darüber. Es sollte eine beruhigende Geste sein, doch ich war mir nicht sicher, ob es mir wirklich gelang. Unter anderem Umständen hätte er es gemocht.
 

„Mir ist so kalt“, flüsterte er kaum hörbar. Meine Hand verharrte auf der verschwitzten Stirn, die sich unter meinen Fingern so furchtbar heiß anfühlten. „Auf deiner Stirn könnte man Spiegeleier braten“, bemerkte ich schroff und biss mir auf die Lippen. Das war wohl etwas grob.
 

Aber es war meine Art mit dieser Situation um zu gehen und meine Aufregung zu verbergen. Sora verstand und ich konnte den Versuch eines Lächelns auf seinen blassen Lippen sehen. Es war kurz und wurde schnell von seinem unkontrollierten Zähneklappern ersetzt. Ihn in diesen Zustand zu sehen war schon beinahe zu viel für mich.
 

Ich erinnerte mich daran, was er gesagt hatte und wühlte in unseren Schrank nach ein paar Decken herum. Schon bald wurde ich fündig und legte sie sorgfältig über den zitternden Körper, bis er unter einem kleinen Berg aus Decken verschwand und nur noch ein brauner Schopf heraus lugte.
 

Wieder nahm ich meinen alten Platz ein und strich über das braune Haar. Meine Nase an seiner verschwitzten Wange reibend und immer darauf acht gebend, nicht zu nah an den Schleim zu kommen, der sich über seinen Lippen versammelt hatte.
 

Deutlich konnte ich sein Atmen hören, das nur von dem nervigen Geräusch der aufeinander treffenden Zähne unterbrochen wurde. Es waren die einzigen Geräusche in diesem Zimmer. Umso schlimmer schreckte ich auf, als die Türklingel läutete.
 

Zähneknirschend stand ich auf und bereitete mich moralisch auf unseren Gast vor, während ich langsamer als nötig, zur Tür ging. Ich wusste schon jetzt, das Soras Erkrankung nicht das schlimmste an diesem Tag werden sollte.

Gewissensbisse

Als es das dritte Mal läutete, öffnete ich endlich die Tür und blickte in ein übertrieben besorgtes Gesicht. Meine Miene verfinsterte sich sofort bei diesem Anblick. Sie selbst stürmte nur an mir vorbei und folgte den röchelnden Geräuschen, die just in diesen Moment eingesetzt hatten.
 

Wenig begeistert von dem seltsamen Zufall schloss ich geräuschvoll die Tür und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Unschlüssig blieb ich auf dem Flur stehen und hörte einen Moment lang der hohen Stimme zu, die von irgendwelchen Kräutern sprach, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, das sie überhaupt existierten.
 

Soras Stimme hörte ich nicht und das war ein schlechtes Zeichen, denn mein Liebster widersprach ihr nie. Egal was sie mit ihm vor hatte oder welche Idee in ihrem verrückten Kopf zusammen gesponnen wurde, er sagte nie nein. So kaufte sie ihm irgendwann eine blaue Hose mit seltsamen, verschnörkelten Mustern und er protestierte nicht, auch wenn er damit recht dämlich aussah.
 

Natürlich machte ich mich über ihn lustig. Doch gab es auch viele Vorteile. So zum Beispiel kam ich schneller in seine Hose, ohne mich erst mal um die vielen Riemen und Schnallen kümmern zu müssen. In dem Fall hatte seine Mutter mir einen Gefallen getan, auch wenn es wohl nie ihre Absicht war.
 

Grinsend bewegte ich mich vor und fand mich im Schlafzimmer wieder, in dem mir ein strenger Geruch entgegen schlug. Meine Laune verschlechterte sich, als Bianca am Ende des Bettes stand und irgendetwas zusammen mischte, das mir sicher nicht gefallen wollte. Ich durfte mich wohl mental schon mal darauf einstellen, das meine Nase mal wieder vergewaltigt wurde.
 

Nur würde ich mich später darum sorgen müssen, denn zum zweiten Mal an diesen Morgen musste ich mit meinen Gewissen kämpfen und Sora enttäuschen. Seufzend kniete ich mich an der Seite des Bettes nieder und streichelte behutsam die blasse Wange. Die blauen Augen wurden bei der Berührung geöffnet und er schmiegte seine Wange enger an meine Hand.
 

„Hey“, flüsterte ich und wieder schenkte er mir ein kleines Lächeln, „Ich werde jetzt zum College gehen. Du weißt, ich hab heute ein paar wichtige Klausuren und du bist ja hier in guten Händen. Ich werde so schnell wie möglich wieder bei dir sein.“ Entsetzt wurde ich angesehen und auch vom Bettende kam nur ein empörtes Schnauben. Ich senkte den Blick, um den gekränkten Gesichtsausdruck von Sora nicht sehen zu müssen und küsste zärtlich seine Schweiß nasse Stirn.
 

Schweren Herzens erhob ich mich und verließ die Wohnung. Auf den Weg zur Schule redete ich mir immer wieder ein, das Bianca sich gut um ihn kümmern würde. Schließlich war es sein Wunsch. Wahrscheinlich weil er wusste, das er bei meiner Pflege nicht lange überleben würde. Ich hatte viele Talente, aber Menschen zu pflegen, gehörte nicht dazu.
 

Leise seufzend fuhr ihr mir durch das Silberhaar und stocherte in mein Essen herum.

„Dein Essen ist schon tot, du musst nicht nachhelfen.“, informierte eine Stimme und ließ mich zusammen zucken. Ärgerlich drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah zu, wie Axel sich neben mich setzte.
 

Ich brummte nur und ignorierte den neugierigen Blick meines Freundes. Aus den Augenwinkeln konnte ich einen Blondschopf erkennen, der sich auf die andere Seite von mir setzte. Mich sollte es nicht wundern, denn wo Axel war, war auch Roxas. Scheinbar gab es die beiden nur noch im Doppelpack.Eine Eigenart, die mich momentan nur nervte.
 

Axel lag halb auf dem Tisch, als er sich in mein Blickfeld schob und mich abwartend ansah. Ich beschloss ihn zu ignorieren und wandte mich wieder dem Cafeteria fraß zu, um es diesmal wirklich zu essen. Eine Zeitlang blieb es ruhig und ich hätte beinahe sogar die Anwesenheit der beiden vergessen, wenn Roxas nicht seinen Mund aufgemacht hätte.
 

„Wo ist Sora?“ Drei Worte und ich ließ brummend mein Besteck fallen.

„Krank.“

Ein überraschtes zischen auf der linken Seite. „Was ernstes?“

Ich senkte meinen Blick,mein Haar, das mir sofort ins Gesicht fiel. „Ich weiß nicht, er hatte Fieber und gezittert. Außerdem so komisch geröchelt...“
 

Ich konnte meinen Satz nicht einmal beenden, denn Roxas hatte sich unerwartet auf seinen Stuhl gedreht und fuchtelte nun mit einer Gabel vor meinen Gesicht herum. Er sah verärgert aus und ich wich zurück um nicht von dem Besteck getroffen zu werden. Der Blonde schien sich nicht darum zu kümmern, wie nah er mit dem Ding meinem Gesicht kam.
 

„Du isst hier Seelenruhig während dein Freund zu Hause liegt und sich seine Seele aus dem Leib hustet?“ Ich lehnte mich weiter nach hinten, mit meinen Rücken bereits an Axel lehnend und konnte nur auf das silberne Ding vor meiner Nase schielen. Eigentlich war es das einzige auf das ich mich im Moment konzentrieren konnte.
 

„Seine Mutter ist bei ihm oder glaubst du wirklich ich würde ihn in dem Zustand allein lassen?“ Seine Antwort war nur ein verärgertes Schnauben. „Na toll“, rief er aus und piekte statt mit der Gabel, nun mit dem Finger auf meiner Brust herum, „Du musst für ihn da sein und nicht seine Mutter. Wenigstens einmal könntest du dich um ihn kümmern!“
 

Verständnislos starrte ich auf meinen aufgebrachten Freund, wusste aber nicht was ich davon halten sollte. Also verrenkte ich mich ein bisschen, um von Axel eine Antwort zu erhalten. Dieser blieb still und sah mich nur besorgt an. Einen Blick, den ich selten von ihm zu sehen bekomme.
 

Ich konnte ihn nicht fragen, denn Roxas war noch nicht fertig, mir eine Standpauke zu halten: „Ach Riku, zu einer Beziehung gehört mehr, als nur seinen Freund die Kleider vom Leib zu reißen.“ Er seufzte und sah mich mitleidig an. Ich wusste nicht einmal warum.

„Wie gesagt, seine Mutter ist da“, wehrte ich mich heftiger, als ich es gewollte hatte, „Ohne mich wird er besser klar kommen und Bianca ist zwar eine verrückte alte Frau, aber sie weiß was sie tut, wenn es um ihren Sohn geht.“
 

Unbeeindruckt durch meine Worte, ließ er sich wieder auf seinen Stuhl nieder und schüttelte nur den Kopf. „Du verstehst es einfach nicht. Es geht darum, das du dich um ihn kümmerst und das nicht erst, wenn er halb nackt vor deiner Nase herum läuft.“

„Er hat sich nie beschwert.“
 

„Du kennst doch Sora. Glaubst du wirklich er würde sich beschweren? In seiner Naivität hält er dich doch für den Größten. Außerdem liebt er dich viel zu sehr um irgendetwas zu sagen, aus Angst dich zu verlieren.“
 

Ich dachte an den heutigen Morgen zurück und sein Bild tauchte wieder vor meinen Augen auf. Dieser entsetzte Ausdruck in seinem kränkelnden Gesicht, als ich ihm sagte, das ich zur Schule gehen würde. Wieder nagten die Schuldgefühle an mir. Roxas bemerkte es und war zufrieden.
 

An diesem Tag kam aus dem sonst netten und vor allem ruhigen Jungen, nichts gutes. Leider konnte ich ihm nichts tun, da mir Axel sonst alle Knochen brechen würde. Ich ging in meinen gewohnten Abwehrmodus und sah ihn gleichgültig an. Nur gehörte Roxas zu einen meiner engsten Freunde und wusste damit um zu gehen.
 

„Dieses Jahr zum Valentinstag, erinnerst du dich?“ Ich nickte. „Kairi hatte diese Party gegeben und alle unsere Freunde waren zu diesem Anlass da gewesen. Du kamst natürlich zu spät und hast den Tag sogar vergessen.“
 

„Ich hatte ihm Blumen mitgebracht!“

„Die du aus irgendeinen Garten geklaut hast. Einige hatten sogar noch eine Wurzel am Stiel und waren geknickt... so geknickt wie Sora.“
 

Ich blickte wieder zu Axel, wahrscheinlich Hilfe erwartend, doch natürlich kam nichts dergleichen von ihm. Er nickt nur als Bestätigung. „Er sah traurig aus weil du nicht da warst.“
 

„Kein Wunder, wenn er umringt von lauter turtelnden Pärchen ist, die von ihren Geschenken reden und dein eigener Freund kommt nicht nur zu spät, sondern übergibt dir auch noch verwelktes Unkraut.“ Axel lachte. „Sei nicht so streng mit ihm, er wusste es eben nicht besser!“ Mein Haar wurde zerzaust und ich war leider nicht schnell genug um es zu verhindern. Notdürftig schlug ich seine Hände weg und richtete mich auf.
 

„Ich hatte keine Zeit um mich um so einen lächerlichen Tag zu kümmern!“ Ich wurde wirklich wütend darüber. Vielleicht sagte ich ihm nicht oft genug das ich ihn liebte, aber ich war immer noch davon überzeugt, das er es wusste. „Wir beide gehen aufs College und haben nebenbei noch Jobs. Also entschuldige bitte, das mir so was wichtiges wie der Valentinstag entfallen war.“
 

Wieder schüttelte der Blonde den Kopf. „Es geht nicht nur um diesen Tag.“ Ich machte einen resigniertes Geräusch und blickte sehnsüchtig auf mein Essen, das inzwischen natürlich kalt war. Mein Magen knurrte bei dieser Erkenntnis.
 

„Hör mal, morgen ist Wochenende und eine gute Gelegenheit dich ganz deinen Freund zu widmen.“Ich dachte darüber nach und verkniff mir den Kommentar, das ich an diesen Tagen arbeiten müsste. Diese Antwort würde ihm ganz sicher nicht gefallen und länger konnte ich ihm einfach nicht zu hören.
 

Ich war zufrieden, als ich die Schulglocke läuten hörte und den beiden endlich entkommen konnte. Trotzdem gingen mir seine Worte nicht aus dem Kopf. Unruhig spielte ich mit den Stift in meinen Fingern und konnte mich nicht mehr so recht auf den Unterricht konzentrieren.
 

Immer wieder drifteten meine Gedanken ab und waren bei Sora. Ich hatte noch nicht einmal daran gedacht, ihn an zu rufen und zu fragen wie es ihm ging. Wieder könnte ich mich dafür schlagen, das ich nicht einmal auf die einfachsten Dinge kam.
 

Im Grunde war es ein Wunder, das er mit mir sozialen Krüppel überhaupt noch zusammen war. Er hätte jemand besseres verdient. Ich seufzte wieder, diesmal die Aufmerksamkeit des Professors auf mich ziehend, dessen Augen mich prüfend musterten.
 

Kühl starrte ich zurück und war insgeheim froh, das er nichts weiter erwiderte. Eigentlich war er bekannt dafür, seine Studenten gern bloß zu stellen. Nur gehörte ich scheinbar nicht zu den Auserwählten, die zu seinen Opfern gehörten. Dafür war Sora sehr beliebt bei ihm. Aber es war auch kein Wunder, hatte er seinen Kopf doch ständig in den Wolken und war nur am träumen.
 

Sora... ich liebte ihn dafür. Er schaffte es mich zum lachen zu bringen, wenn ich in deprimierenden Gedanken versunken bin und baute mich auf, wenn ich mal wieder dachte, das alles schlecht war. Seine Naivität ließen mich zwar manchmal an ihm zweifeln, aber es sorgte auch dafür, mich aus meinen negativen Grübeleien zu holen.
 

Je länger ich an ihn dachte, desto mehr vermisste ich ihn und bereute, das ich einfach gegangen war. Natürlich war ich ein Idiot, aber wenigstens war ich einer, der aus seinen Fehlern lernte und wenigstens eine Chance hatte, alles wieder gut zu machen.
 

Ich nickte zu mir selbst und warf einen Blick auf meine Uhr, nur um fest zu stellen, das die Zeit heute nicht auf meiner Seite war. Die Stunde zog sich hin, ließ mich unruhig werden. Als endlich die Schulglocke läutete, war ich der erste, der den Klassenraum verließ.
 

Ich verließ das Schulgebäude und lief geradewegs auf mein Auto zu, um zum ersten Mal in meinem Leben die letzten Unterrichtsstunden zu schwänzen. Es gab Dinge die wichtiger waren und im Moment machte ich mir über die Konsequenzen keine Sorgen.
 

Ich fuhr nach Hause und als ich die Tür aufschloss, bereitete ich mich schon mal auf das schlimmste vor. Schon als ich die Tür aufstieß, stieg mir ein beißender Geruch in die Nase. Trotzdem hatte ich noch Glück, denn beim letzten Mal, als Bianca uns besucht hatte, war die Wohnung in einen feinen Nebel getaucht und die beiden saßen sich auf dem Boden gegenüber und meditierten.
 

Angeblich waren die Duftstäbchen daran schuld, das man in der Wohnung vor lauter Rauch nichts mehr sehen konnte, doch ich vermutete andere Substanzen. Natürlich wurde das bestritten, obwohl Soras Mutter ein seltsames Grinsen auf den Lippen hatte...
 

Ich warf meine Tasche achtlos auf dem Flur ab und stürmte in das Schlafzimmer. Bianca stand noch immer am Bettende und rührte gemächlich in einer Holzschale herum, ihr Blick auf dem schlafenden Sora gerichtet. Ich folgte ihrem Blick und stellte erleichtert fest, das er friedlich schlief. Sein Atmen war deutlich zu hören, nur ab und an abgelöst durch ein schniefen, wenn er die Nase hoch zog.
 

„Du bist schon da?“, fragte Bianca kühl. Sie sah mich nicht einmal an, als sie das sagte. Ich wusste, das sie nicht sonderlich begeistert von mir war und sich jemand anderen an der Seite für ihren Sohn wünschte. Doch sie war wenigstens so fair, ihre Abneigung mir gegenüber, nicht vor ihrem Sohn zu zeigen. Nur wenn wir wirklich allein waren, zeigte sie mir durch spitze Kommentare, was sie von mir hielt. Ein weiterer Grund, warum ich sie nicht mochte.

Halbwahrheiten

Als ich wieder zu Sora zurückkehrte, saß er im Bett und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. Angeekelt verzog ich mein Gesicht und setzte mich zu ihm. Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete ich, wie das Taschentuch auf den Nachttisch gelegt wurde und Sora sich wieder unter die Decke kuschelte. Mein mahnender Blick wurde einfach ignoriert.
 

„Du willst das Taschentuch wirklich da liegen lassen?“, fragte ich ungläubig.

„Ich bin krank“, kam es nur jammernd zurück. Das war ein Punkt für ihn. Seufzend stand ich auf und holte den Papierkorb aus dem Wohnzimmer.
 

Eigentlich gehörte der Papierkorb zu meinen Schreibtisch, der in dieses Zimmer weichen musste, nachdem mir Sora verboten hatte, den Computer in das Schlafzimmer zu stellen. Mit spitzen Fingern schubste ich das Taschentuch in den Papierkorb und stellte ihn neben das Bett.
 

„Du bist zu früh“, murmelte Sora schläfrig, „der Unterricht ist noch gar nicht vorbei.“ Ich ging aus dem Zimmer, um mir die Schuhe auszuziehen und stellte sie auf den Flur ab. Meine weiß-gelbe Weste folgte und landete auf dem Bettende. Schnell ging ich um das Bett herum, nur um gleich darauf unter die Decke zu schlüpfen und mich an meinen Freund zu kuscheln. Dieser seufzte selig und schmiegte sich an meinen Körper. Dabei rieb sein Po, unabsichtlich gegen meinen Schritt.
 

Keuchend tauchte ich meine Nase in sein Haar und stutzte. Es roch nicht nach ihm, sondern nur nach den widerlichen Kräutern, die Bianca meinem Liebsten gegeben hatte. Ich konnte nur die Nase rümpfen bei dem Geruch.
 

„Hast du in dem Zeug deiner Mutter gebadet?“ Sora nickte nur schläfrig und zog meine Hände näher an seine Brust. „Mutter hat ein Gemisch aus Thymian, Senfmehl und einer anderen Zutat für mich gemacht“, erklärte er und begann zu Husten, das sein gesamter Körper in meinen Armen, erschüttert wurde. Unbewusst hielt ich ihn fester als nötig an meiner Brust, bis das Husten wieder verebbte.
 

„Sie meinte, es würde mir helfen.“ [style type="italic"]Ja, das hast du gerade eindrucksvoll bewiesen wie gut es hilft[/style], dachte ich bitter. Ich konnte nur hoffen, dass es ihm bald besser ging, denn sonst könnte es ziemlich umständlich werden, ihm richtige Medizin zu geben, ohne, dass er es selbst merkte. Natürlich würde ich Wege finden ihm die Medikamente einzuflößen, aber ich wollte ihn nicht hintergehen, wenn es nicht zu vermeiden war.
 

Ich schloss meine Augen und ließ mein Kinn auf seinen Kopf sinken, um nicht zu sehr mit dem strengen Kräutergeruch konfrontiert zu werden. Sora selbst war zufrieden mit dieser Position und schien nicht einmal zu merken, dass ich etwas hoch gerutscht war.
 

Eng aneinander gekuschelt lagen wir da und nur das gleichmäßige Schnaufen von Sora war in der Stille des Zimmers zu hören. Ich war bereits am Einschlafen, als ich wieder die Stimme von dem Brünetten hörte. Sie war sehr leise, aber trotzdem konnte ich ihn hören.
 

„Ich wusste, du würdest wieder kommen.“ Ich war sofort wieder wach und seltsamerweise dachte ich sofort an Roxas‘ Worte beim Mittagessen. Mein Kopf hebend, blickte ich auf dem halb schlafenden Sora und wartete ab, ob er noch etwas sagen würde.
 

Diesmal war er still und mein Gewissen zwang mich dazu, die Initiative zu ergreifen. Er wusste wie sehr ich Konversationen dieser Art hasste, vor allem wenn ich dazu gezwungen wurde. Doch er stellte sich weiterhin schlafend und mir blieb nichts anderes übrig als meine Frage zu stellen.
 

„Was für ein Geschenk hast du letztes Jahr zu Weihnachten von mir bekommen?“ Der Gedanke, das Sora wegen meiner Geschenke unsere Freunde belogen hatte, ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sora zog die Stirn kraus, ernsthaft über die Frage nachdenkend. Dann fiel es ihm wieder ein und verlegen vergrub er sein Gesicht in das Kissen.
 

„Ein knappes Weihnachtsmann-Kostüm und ein passendes Spielzeug dazu.“, nuschelte er. Ein süffisantes Grinsen war auf meinem Gesicht, als ich seine Antwort hörte. Oh, wie konnte ich das nur vergessen? Der rote Stoff hatte kaum den Hintern meines Liebsten bedeckt und er hatte wirklich heiß in diesem Kostüm ausgesehen.
 

Ich rief mir den Tag wieder ins Gedächtnis und erinnerte mich daran, wie viel Spaß wir in dieser Nacht gehabt hatten. Sein verlegender Blick, die geröteten Wangen und sein enttäuschter Gesichtsausdruck... Okay, das Letztere passte nicht so ganz in diese wundervolle Erinnerung.
 

Ich küsste seine Schläfe und bahnte mir einen Weg zu seinem Ohr. „Und unseren Freunden hast du erzählt, dass du was für ein Geschenk bekommen hast?“ Sora erstarrte, scheinbar erschrocken darüber, dass ich ihm diese Frage stellte und er beim Lügen erwischt worden war.
 

Ich wollte ihn nicht erschrecken, sondern einfach nur wissen, ob Roxas Recht hatte und ich wirklich so ein schlechter Freund war. Schließlich gab es nach dem Weihnachtstag ein traditionelles Treffen unserer Freunde und da diese nur aus Paaren bestanden, konnte ich mir ausmalen, dass Sora bei seinen Geschenken nicht immer die Wahrheit gesagt hatte. Ich selbst konnte es nur vermuten, da ich ihn nie zu solchen Treffen begleitete.
 

Geduldig wartete ich auf eine Antwort, doch der Brünette stellte stattdessen eine Gegenfrage. „Warum willst du das wissen?“

„Es interessiert mich.“

„Gut und ich bin krank und will schlafen! Also lass mich in Ruhe.“
 

Murrend drehte er sich auf die andere Seite und ich konnte seine Nase an meiner Brust fühlen. Ein Gefühl, das ich sonst mochte, doch nun hatte es einen bitteren Nachgeschmack. Für Sora war das Thema erledigt, er lag in meinen Armen und war dabei einzuschlafen.
 

Doch ich selbst konnte keinen Schlaf finden und starrte nur auf einen Punkt in der Ferne, darüber grübelnd, warum er mir keine ehrliche Antwort geben wollte. Als ich schließlich ein Schnarchen vernehmen konnte, löste ich mich von dem anderen Körper und stand auf.
 

Leise ging ich in die Küche und setzte mir Kaffee auf. An Schlaf war um diese Tageszeit nicht zu denken, doch trotzdem war ich eigenartig müde. Ich setzte mich an den Tisch und rieb mir mit den Händen über das Gesicht, resigniert aufstöhnend bei meiner momentanen Lage.
 

Sora würde jetzt sagen, dass ich nicht so eine Dramaqueen seine sollte, doch diesmal würde er mich nicht damit necken können, schließlich war er selbst das Problem, das mich zu diesen Grübeleien verleitete. Nein falsch, ich war das Problem.
 

Als ich so an meinen Kaffee nippte kam mit ein Gedanke, der langsam Form annahm. Meine Mutter hatte mir als Kind immer Hühnersuppe gemacht wenn ich krank war und die ich essen musste. Laut meiner Mutter sollte es mir helfen gesund zu werden und schließlich konnte es nicht schlechter sein, als diese schrecklichen Kräuter von Bianca, die sie als Medizin verkaufte.
 

Kurzentschlossen machte ich mich auf in den Supermarkt, um die Dinge zu besorgen, die ich für die Suppe brauchte. Natürlich hatte ich keine Ahnung, welche Zutaten dazu benötigt wurden und so rief ich meine Mutter an, die mir aushalf.
 

Selbst beim Kochen war sie am Telefon und gab mir Anweisungen, was ich zu tun hatte. Während ich das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte, versuchte ich ungelenk das Gemüse zu schnippeln und das Fleisch klein zu machen, so wie sie es erklärte.
 

Nachdem mir mein Handy ein paar Mal zu oft in den letzten Jahren, auf den Boden gefallen war, konnte ich auch die Lautsprecher Funktion vergessen. Auflegen und allein zu kochen kam gar nicht in Frage, denn meine Mutter bestand darauf, mir wenigstens telefonisch zu helfen und dafür zu sorgen, dass ich Sora mit meinem Essen nicht vergifte. Ich war ihr sogar dankbar dafür, da ich absolut keine Ahnung hatte was ich hier eigentlich tat.
 

Als mein Werk fast beendet war, verabschiedete ich mich von ihr und legte auf. Ich hatte mich nur für ein paar Sekunden vom Herd weggedreht, um mein Telefon auf den Tisch zu legen, als ich es hinter meinen Rücken bedrohlich zischen und blubbern hörte.
 

Hastig drehte ich mich um und zog den Topf von der heißen Platte. Dabei war ich etwas zu unvorsichtig und kippte mir schließlich etwas von der Brühe über die Hand. Ich fluchte laut, meine Hand wild durch die Luft wedelnd und ungelenk durch die Küche stampfen. Bis mich etwas stoppte und Finger mein Handgelenk umfassten, um mich zur Spüle zu ziehen. Das kühle Wasser brannte etwas auf meiner verletzten Haut, doch es ließ nach einer Weile nach.
 

„Und das ist der Grund, warum ich koche und nicht du“, schimpfte Sora heiser. „Wie kommst du überhaupt auf den Gedanken irgendetwas kochen zu wollen?“ Behutsam nahm er meine Hand in die seine und tupfte die Haut vorsichtig mit einem Geschirrtuch ab.
 

Müde Augen, die mich versuchten streng anzusehen, doch bei dem Versuch vollkommen versagten. Ein Anblick, der dafür sorgte, dass ich ihn einfach wieder Richtung Schlafzimmer schob. Sora wollte protestieren, doch ging sein Schimpfen in einem unkontrollierten Husten über und die letzten paar Schritte wurde er von mir kurzerhand getragen.
 

Behutsam legte ich ihn ins Bett zurück und eilte in die Küche, um ihm ein Glas Wasser zu bringen. Er trank es in kleinen Schlucken leer und langsam beruhigte er sich wieder. Als er das Glas auf dem Nachttisch abstellte, wanderte sein Blick wieder zu mir zurück.
 

„Also?, krächzte Sora. Er verlangte wohl eine Erklärung für mein seltsames Verhalten. Ich starrte zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Du hast noch nichts gegessen. Das wird jetzt nachgeholt.“, sagte ich einfach und kam kurz darauf mit meiner Suppe zurück. Sora saß auf dem Bett und starrte ungläubig auf die Schale in meinen Händen.
 

„Glotz' nicht so“, wies ich ihn verärgert an und er gehorchte scheu. Als er sich bequem hingesetzt hatte, gab ich ihm die Schale und wieder wurde nur argwöhnisch auf mein Essen geschielt. Diese Skepsis war wirklich ärgerlich!
 

Zögerlich nahm er den Löffel auf und führte das große Stück Hühnchen zu seinem Mund, nur um kurze Zeit später vor seinen blassen Lippen zu stoppen. Als würde ich ihn vergiften wollen, sah er argwöhnisch auf das Fleisch und dann schließlich auf mich.
 

Meine Wut stieg bei diesem Anblick, besonders als er anfing zu grinsen. Doch es war ebenso schnell verschwunden, als er mein Gesichtsausdruck bemerkte und realisierte, dass ich solche Späße nicht duldete. Als er mit dem Essen fertig war, stellte er die Schüssel auf den Nachtschrank und legte sich wieder ins Bett. Ich war zufrieden, schließlich konnte ich ja nicht wissen was noch folgen würde.
 

Ich war gerade dabei das dreckige Geschirr abzuwaschen, als ein klägliches Rufen meines Namens aus dem Schlafzimmer kam. Ruhig ließ ich von meiner Tätigkeit ab und folgte dem Jammern. Sobald ich den Raum betrat, waren die glasigen blauen Augen auf mich gerichtet und ein Schmollen zierte Soras Lippen.
 

„Mir ist langweilig“, verkündete er.

Ich verdrehte die Augen und lehnte mich mit der Schulter gegen den Türrahmen. „Und was soll ich dagegen machen?“

„Unterhalte mich.“
 

Ich schnaubte. „Was soll ich denn tun? Für dich tanzen oder was?“

„Das wäre schon mal ein Anfang“ Ich schnaubte wieder bei der Bemerkung.

„Ich werde gar nichts machen und schon gar nicht so etwas lächerliches wie tanzen!“

Sora guckte beleidigt, was mich zum Seufzen brachte. „Wann hast du mich das letzte Mal tanzen gesehen?“

„Noch nie.“

„Fällt dir was auf? Dein Fieber lässt dich auf verrückte Ideen kommen.“

„Aber ich hab auch mal für dich getanzt!“
 

Ich grinste und schlenderte auf ihn zu, nur um sein Kinn in meine Finger zu halten und ihn verführerisch anzusehen. „Ja, und dein Körper kann sich wirklich wundervoll bewegen“, ich küsste ihn auf die Stirn als er seinen Blick senkte, „nur bin ich nicht der Typ für solche Tätigkeiten.“
 

„Du kannst bestimmt hervorragend tanzen“, murmelte er leise. Er war wirklich enttäuscht, doch ich konnte nur darüber lachen. „Solange du mir nicht verrätst, was du unseren Freunden für Geschichten wegen den Geschenken aufgetischt hast, wirst du mich auch nicht tanzen sehen. Außerdem gibt es wichtigeres zu tun.“
 

Soras Neugier wurde geweckt. „Und das wäre?“

Ich grinste und strubbelte durch sein braunes Haar, welches in Strähnen an seinem Kopf klebte.

„Den Tee trinken, den deine Mutter dir angerührt hat.“ Eine weitere Enttäuschung für meinen Liebsten, der scheinbar mehr erwartet hatte.
 

Kopfschüttelnd ging ich in die Küche und machte ich mich daran, den Tee auf zu gießen. Doch das war schwerer als erwartet, denn die Kräuter rochen bereits ohne Wasser abscheulich. Ein Würgen unterdrückend, gab ich die Tasse an Sora weiter und konnte nicht glauben, dass er sogar an dem grässlichen Gebräu nippte.
 

Am liebsten hätte ich ihm die Tasse aus seinen Händen gerissen, doch der Brünette glaubte an die Wirkung des Tees und so ließ ich ihn gewähren, auch wenn sich mir der Magen umdrehte, als ich ihm beim Trinken beobachtete.
 

„Mir ist immer noch langweilig“, jammerte er. Ich riss mein Blick von der Tasse los und starrte ihm in das blasse Gesicht. „Und was soll ich dagegen tun?“ Sora grinste über die Tasse hinweg und irgendetwas in seinen Blick gefiel mir gar nicht. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck und der verhieß nichts Gutes.
 

„Ein bisschen fernsehen wäre nicht schlecht“, sagte er und pustete geräuschvoll in den Tee, um ihn etwas abzukühlen. Meine Augenbraue zog sich nach oben. „Fernsehen?“, fragte ich unnötigerweise noch einmal nach und erntete nur ein Nicken.
 

Zweifelnd sah ich auf meinen Freund, dann durch das kleine Zimmer, in dem unmöglich ein Fernseher stehen konnte. „Das ist nicht dein Ernst?“ Wieder bekam ich ein Nicken und ein trauriger Ausdruck legte sich auf das Gesicht meines Liebsten. „Ich bin krank und vom Fernsehen kann ich mich ein wenig berieseln lassen. Was soll ich denn sonst machen?“, jammerte er herum und fügte im weinerlichen Ton hinzu: „Schließlich willst du ja nicht für mich tanzen.“
 

Stöhnend fuhr ich mir durch das Haar und versuchte seinen wehleidigen Blick zu ignorieren. Es gelang mir nicht wirklich und nach Soras Schmunzeln zu urteilen, war ihm klar, dass er gewonnen hatte.
 

Wieder blickte ich mich im Zimmer um und versuchte eine Möglichkeit zu finden, den Fernseher irgendwo hinzustellen. Meine Wahl fiel auf das Schränkchen vor dem Bett, das wir aus Platzgründen dort platziert hatten und den Fernseher theoretisch tragen könnte. Wenn nicht, hatten wir ein weiteres Problem, denn uns fehlte das Geld, um einen neuen zu kaufen.
 

Mit den hübschesten Flüchen auf den Lippen ging ich in das Wohnzimmer und kroch halb hinter den Fernsehschrank, um das Kabelgeflecht aus den jeweiligen Büchsen und Steckdosen zu ziehen. Später würde ich mich darum kümmern müssen, alles wieder ordentlich zusammenzustecken und den Dreck zu entfernen, der sich dahinter angesammelt hatte. Obwohl das meiste davon bereits in meinem Haar sein dürfte.
 

Keuchend schleppte ich den Fernseher in das Schlafzimmer und stellte es so vorsichtig wie möglich auf das Schränkchen. Aus den Augenwinkeln konnte ich Sora schmunzeln sehen, doch es war sofort verschwunden, als ich ihm direkt ins Gesicht sah.
 

Es war hart für mich, nicht den Kommentar auszusprechen, der mir auf den Lippen lag. Aber ich schaffte es dennoch und schloss wortlos den Fernseher an. Als meine Arbeit getan war, legte ich meine Unterarme auf das Gerät und sah meinen Freund wenig begeistert an.
 

„Bist du jetzt zufrieden?“

„Ja.“ Er kuschelte sich tiefer in das Bett und drückte auf die Fernbedienung herum, um durch die Kanäle zu schalten. „Gut, dann kann ich ja arbeiten gehen“, brummte ich und war überrascht, als Sora ein Geräusch des Protestes von sich gab.
 

Seine Worte gingen in einem Hustenanfall unter und es dauerte ewig, bis er sich wieder beruhigt hatte und mich schließlich mit rotem Gesicht ansah.
 

„Aber du kannst mich doch nicht schon wieder allein lassen!“
 

Ich seufzte und wischte mit beiden Händen über seine Wangen, um die Tränen wegzuwischen, die sich durch das Husten, dort versammelt hatten. „Es ist nur für ein paar Stunden“, beruhigte ich ihn, doch er schüttelte nur traurig den Kopf. Seine Finger umklammerten meine Unterarme und sein Kopf drückte sich gegen meine Brust.

Eifersucht

Diesmal ignorierte ich sein Schmollen, um nicht schon wieder nachzugeben und löste den Schal von seinem Hals, der ebenfalls nach den schrecklichen Kräutern roch. Dabei verrutschte sein Pyjama Oberteil ein wenig und gab ein bisschen der blassen Haut darunter frei.
 

Unschuldig hob er seine Lider und natürlich war ihm bewusst, das ich einen schnellen Blick in den großzügigen Ausschnitt warf. Ich leckte mir über die Lippen, als ich den kleinen rosa Nippel entdeckte, der zwischen dem Stoff herauslugte.
 

Räuspernd schloss ich schnell die Knöpfe seines Oberteils und stand auf, um den Schal noch einmal mit den Kräutern zu tränken. Der Geruch sorgte bei mir für einen klaren Kopf und war ein gutes Mittel, um nicht über meinen Freund herzufallen.
 

Sora war von meinen Plan nicht begeistert. Das zeigte er sehr deutlich, in dem er die Arme vor der Brust verschränkte und versuchte, mich böse anzugucken. Ruhig legte ich ihm den Schal um den Hals und steckte die Enden in das Oberteil. Zufrieden mit meinem Werk, wollte ich aufstehen, wurde aber durch eine zaghafte Berührung davon abgehalten. Als ich mich zu ihm umdrehte, wurde ich trotzig angesehen. Wieder verdrehte ich die Augen.
 

„Warum musst du arbeiten gehen?“ Seine Stimme klang wie die eines kleinen Kindes.

„Um Geld zu verdienen oder glaubst du, die Miete bezahlt sich nur, durch dein bezauberndes Lächeln?“ Sora schnaubte nur verächtlich bei meinen Kommentar. Mit Komplimenten kam ich also nicht weiter.
 

„Du machst so viele Überstunden und bist so oft auf Arbeit, das man schon denken könnte, du hättest dort jemand anderen gefunden!“ Dieser Vorwurf war neu und überraschte mich.

„Wie kommst du auf so was?“, fragte ich erstaunt und fügte spöttisch hinzu: „Und mit wem?“
 

„Dieses blonde Mädchen, das dich ständig anhimmelt vielleicht? Es könnte auch dieser schwarzhaarige Kerl sein, der immer diese engen T-Shirts trägt. Es gibt viele Möglichkeiten.“ Er war wirklich überzeugt von seinen wirren Worten.
 

Ich erholte mich schnell von dem ersten Schock, schließlich war es nicht das erste Mal das er solche verrückten Gedanken hatte. Neu war nur, das er meine Kollegen erwähnte. So gut es ging, versuchte ich ein Grinsen zu unterdrücken und schaffte es nur mit viel Mühe, ihm ernst ins Gesicht zu sehen.
 

„Sora, Paul ist ein verheirateter Mann und hat zwei Kinder, die laufend in der Videothek herum toben. Glaubst du wirklich, das ich mit ihm eine Affäre beginnen würde?“ Ich ging sachlich vor, um ihn nicht zu verletzen, doch konnte ich nicht verhindern, das in meiner Stimme ein Hauch von Spott mit schwang.
 

Natürlich blieb das nicht unbemerkt, Sora war vielleicht ein wenig naiv, aber nicht dumm. „Ich weiß nicht, was ihr in eurer 'Arbeitszeit' so macht“, murrte er trotzig, „und es ist nun mal ein Fakt, das dieses Mädchen dich andauernd anstarrt.“ Verwirrt schaute ich ihn an und konnte nur erahnen, worauf er mit diesem lächerlichen Vorwurf hinaus wollte.
 

„Das Mädchen ist jünger als ich und hat einen Freund.“ Sora zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Und? Du bist schön. Warum sollte sie nicht ihre Chance nutzen und versuchen, dich an zu machen?“
 

Ich lachte. „Du findest mich schön?“

Sora brummte. „Wäre ich sonst mit dir zusammen? Lenke nicht vom Thema ab!“

„Gut zu wissen.“, murmelte ich irritiert, doch Sora ließ sich davon nicht beirren und ignorierte mich einfach.
 

Auf wackeligen Knie rutschte er näher zu mir und richtete sich etwas auf, um in mein Haar herum zu zupfen. Ich hielt still und genoss diese sachten Berührungen, andächtig auf sein konzentriertes Gesicht schauend.
 

Wie von selbst bewegten sich meine Hände über den anderen Körper und drückten ihn näher an den meinen, wobei ich ein kleines Keuchen meines Liebsten erhaschte. Es motivierte mich, weiter zu machen und den Hosenbund etwas herunterzuziehen. Grade so weit, das ich einen guten Ausblick auf sein Glied hatte.
 

Sacht tänzelten meine Finger über die, vom Schweiß leicht glänzende Haut, schlüpften unter dem störenden Pyjama Oberteil, um dort über seinen Bauch zu streichen. Er zitterte unter meinen Berührungen, und ich wagte mich mutig weiter vor. Langsam fing ich an seinen Po mit meinen Händen zu massieren und kneten, da ich wusste, dass das sein schwacher Punkt war.
 

Ein erneutes Keuchen war mein Zeichen, das ich weiter machen konnte und wie von selbst, tauchte ein Finger zwischen seine Pobacken, um zärtlich seinen Eingang zu massieren. Mein Mund, der nicht untätig blieb, fand den rosa Nippel, der sich unter dem Stoff aufrichtete und zärtlich von meinen Lippen umschlossen wurde.
 

Auf meine eigenen Berührungen konzentriert, merkte ich zu spät, dass Sora still geworden war und damit aufgehört hatte, mit meinen Haaren zu spielen. Seine Arme lagen nur schlaff auf meinen Schultern und als ich zu ihm aufsah, begegnete mir ein trauriger Blick.
 

Für einen Moment war ich wirklich sprachlos, hatte ich doch nicht mit solch einer Reaktion gerechnet. Sofort nahm ich meine Hände weg und legte sie auf seine feuchten Wangen. Ich schämte mich, als mir klar wurde, das er weinte und ich es nicht einmal mitbekommen hatte.
 

Behutsam zog ich ihn auf meinen Schoß und drückte ihn fest an mich. Ich konnte sein Schniefen an meinen Hals hören und dort etwas feuchtes fühlen, das hoffentlich nur seine Tränen waren.

„Ich werde auf Arbeit anrufen und sagen das ich heute nicht kommen werde“, flüsterte ich in sein Ohr, das mit einem Nicken beantwortet wurde.
 

Nur widerwillig nahm er seine Arme von meinem Hals und rutschte von mir runter. Ich stand auf und tippte auf ein paar Tasten meines Handys, nur um kurz darauf ein nerviges Tuten zu hören. Meine Augen waren weiterhin auf den Brünetten gerichtet, der ganz verloren wirkend, auf den Bett saß und umständlich seine Hose hoch zog. Kurz darauf schlüpfte er unter die Decke.
 

Das Telefongespräch verlief kurz und sachlich, so wie ich es gern hatte. Ich hasste es zu telefonieren, besonders wenn ich selbst reden sollte. Das positive an Telefonaten war, das man das Handy einfach aus der Hand legen konnte, wenn man einen geschwätzigen Gesprächspartner hatte und nur ab und an mal ein paar Ja und Nein einwerfen musste. Wahrscheinlich war das der Grund, warum unsere Freunde mehr Sora anriefen und viel seltener mich.
 

Ich warf einen schnellen Blick auf meinen Freund, der mich mit wehleidigen Gesicht beobachtete, die Decke bis unter seinem Kinn gezogen und ich erwischte mich Lächerlicher weise sogar dabei darauf zu achten, nicht ihren Namen zu erwähnen, um ihn nicht noch mehr zu belasten. Es erschreckte mich, ihn so zu sehen und wünschte mir nur, meinen unbekümmerten Sora zurück.
 

Ich konnte deutlich hören, das Cheryl noch etwas über irgendwelchen Listen sagen wollte, doch es interessierte mich nicht und ich legte einfach auf. Vorsichtshalber machte ich das Telefon ganz aus, falls sie auf die Idee kommen sollte, nochmals anrufen zu wollen.
 

Ich lief um das Bett herum und warf das Handy achtlos auf meinen Nachttisch, dann zog ich mich bis auf meine Boxershorts aus und kroch unter die Decke. Sofort zog ich Sora an meine Brust, dessen Arme mich sofort umfingen und sich fest an mich drückten. Ein Handlung, die ich sonst nicht von ihm kannte.
 

„Danke“, flüsterte er und rieb seine Wange an meine Haut. Ich schielte zu ihm und betrachtete sein zufriedenes Gesicht. Er hatte vielleicht seinen Willen bekommen, doch für mich war das Thema noch nicht vorbei. Seine ganze Art bereitete mir Sorgen. Nichts erinnerte mich mehr an meinen sorglosen Sora.
 

Ihm ging es nicht gut, das war selbst mir klar, doch selbst im kränkelnden Zustand war er noch nie so emotional und nervig gewesen und vor allem hat er noch nie so geklammert. Überhaupt waren seine Stimmungsschwankungen mörderisch.
 

Trotz allem wagte ich es seinen Namen zu sagen. Erst leise, dann etwas lauter, als ich merkte, das er kurz vorm einschlafen war. Er brummte nur kurz auf, als Zeichen das er mich hörte und vielleicht auch ein bisschen, weil ich ihn nervte. Sei' s drum. Ich wollte endlich antworten auf sein seltsames Benehmen.
 

Nur wie genau ich anfangen sollte, wusste ich nicht. Behutsam spielten meine Finger mit seinem braunen Haar während ich noch darüber grübelte, wie ich am besten vorgehen sollte.

„Hey Schlaf nicht, du wolltest das ich bei dir bleibe und nun benutzt du mich als Kissen“, beschwerte ich mich neckend. Dies war vielleicht nicht so optimal, aber es war ein Anfang. Er bewegte sich etwas und zog die Decke noch fester um seine Schultern, so dass ich selbst kaum noch bedeckt war. Mein ziehen wurde einfach ignoriert, doch zu meinen erstaunen bekam ich eine simple Antwort, die mich echt überraschte.
 

„Ich wollte dich einfach nur ein bisschen bei mir haben“, nuschelte er kaum verständlich. „Diese olle Cheryl sieht dich viel mehr als ich. Es war eine bockige Aussage eines Kindes ähnlich, doch sorgte es dafür, das ich kurz meine Finger bei ihrer Tätigkeit stoppte. Schon wieder kam dieser Name auf! Ich ermahnte mich selbst, weiterhin vorsichtig zu agieren. Eine Fähigkeit, die ich nicht sonderlich gut beherrschte.
 

„Wie ich dir schon gesagt habe, besteht kein Interesse an diesem Mädchen. Aber dafür könntest du mir einfach mal erklären, warum du geweint hast und vor allem wie du ausgerechnet auf dieses Mädchen kommst.“ Diesmal blieb er still und ich dachte schon, das er sich wieder schlafend stellte.
 

Doch diesmal hatte ich mich geirrt, denn er richtete sich unbeholfen auf und rutschte dicht an mir heran, bis sein Knie mein Oberschenkel berührte. Er starrte mich mit seltsamen Blick an, wobei ich mir nicht einmal so sicher war, was er in meinen Gesicht zu lesen versuchte. Unter diesem intensiven Blick fühlte ich mich unwohl und mein Gesicht wurde zu eine ausdruckslose Maske.
 

Schließlich beugte er sich vor und zupfte wieder an meinen Haaren herum, um schließlich seinen Finger vor meinen Augen zu halten. Es war dicht genug, um schielen zu müssen, damit ich erkannte was er mir zeigen wollte. Ein Fussel lag auf seinen Zeigefinger, leicht tänzelnd auf seiner Haut.
 

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, doch das brauchte ich auch nicht, denn Sora ließ es von seinem Finger schweben und wir sahen zu, wie es durch das Zimmer schwebte. Seine glasigen Augen schienen es regelrecht zu hypnotisieren, während sich ein dümmliches Grinsen auf seine Lippen legte.
 

Es war das erste Mal, das ich meinen Liebsten so sah, doch trotzdem war mir der Ausdruck in seinen Gesicht so bekannt. Es erinnerte mich an jemanden, doch natürlich wollte mir nicht einfallen, an wen und warum. Nur machte es mir bei Sora Angst. Schließlich zog ich ihn wieder auf mich und wie eine leblose Puppe ließ er es einfach zu. Träge ließ er seinen Kopf wieder auf meine Brust ausruhen und ich zupfte an die Decke herum, um sie über uns zu ziehen.
 

„Ich mag es“, informierte er leise.

„Was?“, fragte ich verwirrt, noch immer nicht darüber hinweg, was eben geschehen war.

„Das du bei mir bist. Es ist so lange her.“

„Ich bin immer bei dir. Wir wohnen schließlich zusammen.“ Ich konnte spüren, wie er den Kopf schüttelte. „Es ist nicht das gleiche.“
 

Nun verstand ich überhaupt nichts mehr. Mein Kopf war Matsch, bei all den Geschehnissen innerhalb eines Tages, wobei die ekelhaften Kräuter mein Zustand nicht verbesserten. Das Zeug stieg mir in die Nase und schienen den gesamten Raum mit ihrem 'Duft' zu füllen. Es machte mich schläfrig und... ein Gedanke keimte in mein Kopf auf, wurde aber sofort unterbrochen, als Sora wieder zu sprechen begann.
 

„Ich wollte dir nur das Zeug aus deinen Haaren holen, doch du wolltest ja lieber in meine Hose.“

Schüchtern hob er seine Lider und blickte mich aus trüben Augen an.

„Darum hast du geweint?“ Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch, doch Sora schüttelte nur den Kopf. „Vielleicht oder weil du mich nicht ernst nimmst. Ich halte dir vor eine Affäre zu haben und anstatt mir zu zuhören, steckst du lieber deine Hand in meine Hose.“
 

Das wollte ich natürlich nicht auf mich sitzen lassen und meine vorsichtige Taktik schnell wieder vergessen! „Du hast dich quasi an mich ran geschmissen!“, versuchte ich mich zu wehren doch erhielt nur einen empörten Laut, „Dein Körper hat sich an mir gerieben!“ Okay, vielleicht war das ein bisschen gelogen, aber es ging schließlich um meine Ehre!
 

„Ich bin krank, glaubst du wirklich das ich in dem Zustand Sex haben will?“ Mein Mund öffnete sich um irgendwas entgegen zu setzen, doch im letzten Moment dachte ich über seine Worte nach und schloss ihn besser wieder.
 

Für Sora war es eine Bestätigung, für mich einfach nur ein Schutz, um nicht noch mehr Diskussionen und Heulanfällen ausgesetzt zu sein. Zufrieden, über seinen Sieg, benutzte er mich wieder als Kopfkissen. Während er dabei war ein zu schlafen, konnte ich selbst kein Schlaf finden und setzte Soras Plan um, mich ein wenig vom Fernseher berieseln zu lassen. Es half nicht wirklich, obwohl ich so unglaublich müde war. Müde von den Diskussionen, die ich an diesen Tag führen musste und den Halbwahrheiten, die ich heute erfahren hatte.
 

Schließlich hörte ich ein Schnarchen über mir und wie sich ein kleiner Körper von mir runter rollte, um auf seiner Seite weiter zu schlafen. Es war ein guter Moment um auf zu stehen und sich zu duschen, schließlich würde mich Sora momentan nicht brauchen. Meine Gedanken waren durcheinander, als ich den Raum verlassen wollte, um ins Bad zu gehen.
 

Dabei fiel mein Blick auf den Nachttisch meines Freundes und das Chaos, das er darauf hinter lassen hatte. Ich nahm die Schüssel und die Tasse auf, um beides in die Küche zu tragen, hielt aber in meiner Bewegung inne. Aus irgendeinen unerfindlichen Grund, schnupperte ich an der Tasse und zog sie angeekelt weg.
 

Wieder tauchte vor meinen inneren Augen das Bild von Sora auf, seinen dümmlichen Ausdruck auf seinen Gesicht. Ich hob überrascht die Augenbrauen. Alles passte zusammen, nur konnte ich nicht wirklich glauben, das ich mit meiner Vermutung recht haben könnte. Das wäre zu absurd. Aber ich hatte jemanden, der mir bei dieser Vermutung helfen konnte. Ob er nun wollte oder nicht.

ungebetener Besuch

Kapitel fünf
 

Ein penetrantes Klingeln holte mich aus dem Schlaf, wobei ich etwas länger brauchte, um es als ein Türklingeln zu identifizieren. Ich öffnete ein Auge und schielte zu Sora, der selig neben mir schlief und von dem Geräusch nichts mit bekam. Knurrend verdammte ich seinen tiefen Schlaf und die Tatsache, das ich nun derjenige sein würde, der diesen Lärm ein Ende bereiten musste.
 

Warum ich immer für diese undankbaren Jobs zuständig war, war mir ein Rätsel. Vielleicht lag es daran, das Sora einfach zu nett dafür war und nur herum schimpfte, wenn man es darauf abgesehen hatte, ihn zu ärgern. Oder vielleicht an seinen tiefen Schlaf für den ich ihn insgeheim beneidete.
 

Ich erinnerte mich an eine Silvesterparty mit Freunden, auf die er mich unbedingt schleppen musste und die ich selbst für meine Verhältnisse sehr lustig fand. Es war ein netter Abend mit betrunkenen Freunden und Fotos die geschossen wurden, damit ich sie im Notfall gegen sie verwenden konnte.
 

Nicht das ich es wirklich nötig hätte, aber es war ein gutes Gefühl etwas gegen sie in der Hand zu haben, wenn sie mich ärgerten. Das Ende von der Geschichte war, das mein Liebster auf einer Bank das neue Jahr verschlief, während alle um ihn herum fröhlich feierten.
 

Davon mal abgesehen, das ich mich im Laufe des Abends gegen eine holde Weiber wehren durfte, die mich unbedingt zum tanzen auffordern mussten. Es hätte ihm gefallen, zu sehen wie ich sie auf meine individuellen Art einen Korb gegeben hatte, sodass sie enttäuscht abgehauen waren. Doch so was verschlief er lieber und warf mir in den unpassendsten Momenten lieber vor, das ich ihm fremd gehen würde. Verstehe jemand diesen Menschen.
 

Schließlich schlürfte ich zur Tür, fest entschlossen den Störenfried ungeheure Schmerzen zu zufügen. Niemand weckte mich um diese Uhrzeit, ohne wenigstens eine Lektion erteilt zu bekommen. Mit den abenteuerlichsten Flüchen auf den Lippen öffnete ich die Tür und erstarrte, als ich einen Rotschopf vor mir stehen sah. Fröhlich, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und einer Tüte in der Hand, die er nun stolz hoch hielt, als wäre es die Erfindung des Jahres und musste unbedingt gezeigt werden.
 

Bei dem Anblick konnte ich nur die Augen verdrehen und ich versuchte so fest wie möglich die Tür zu zuwerfen. Doch natürlich war Axel schneller und hielt sie lässig auf. Kein Wunder, er war auch nicht gerade aufgestanden, weil jemand an seiner Tür Sturm klingelte. Ich sah ihn finster an, doch er lachte nur drüber und drückte die Tür zu.
 

„Na aber, warum denn so griesgrämig?“, flötete Axel drauf los und tätschelte meine Wange. Sofort versuchte ich sie weg zu schlagen, doch auch diesmal war er schneller und wich geschickt zurück. Am frühen Morgen konnte ich mich einfach nicht gegen diese Nervensäge wehren. Doch meine Rache würde kommen, wenn er es am wenigsten erwartete und sie würde sehr böse sein.
 

Unbekümmert lief er in die Küche und der Lautstärke nach zu urteilen, stöberte er in meinen Schränken herum. Ich ging ihn lieber nach um ihn zu überwachen, denn Axel und Feuer, waren keine gute Kombination. Schon gar nicht in meiner Küche! Mit schaudern fiel mir ein was er mit Roxas Küche gemacht hatte, als er das letzte Mal versuchte zu kochen. Er kam auf die Idee seinen Freund was nettes zu kochen, während dieser ihn kurz unbeaufsichtigt gelassen hatte. Ein grober Fehler, den Roxas hoffentlich nie wiederholte, wenn ihm sein Leben was wert war.
 

Zum Glück hatte Roxas den beißenden Geruch aus der Küche gerochen und ist schnell zu ihm gerannt, um das schlimmste zu verhindern. So blieb es nur bei einem eingebrannten Pfannenwender in der Pfanne und schwarzem Qualm. Ich schwöre, Axel hätte sich bei seinen waghalsigen Aktionen schon längst umgebracht, wenn er seinen Freund nicht hätte! Und wenn wir schon bei dem Blonden sind, wo war er eigentlich?
 

„Wo ist Roxas?“
 

Axel hörte kurz auf das Kaffeepulver in den Filter zu schütten und sah mich unschuldig an. Ein Blick der nicht zu ihm passte und abkaufen tat ich ihm das schon gar nicht. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich mit der Schulter gegen den Türrahmen.
 

„Es ist nicht so, das wir nur zusammen glucken“, meinte er schulterzuckend. Mein Blick beschäftigte ihn eine Weile und ihm war klar, das ich ihm nicht glaubte. Seufzend ließ er die Schulter hängen und ging dazu über Wasser in die Kaffeemaschine zu gießen. Ich ließ ihn machen, musste ich durch ihn wenigstens diese nervige Aufgabe übernehmen. Für irgendwas musste er ja nütze sein und bei dieser Tätigkeit konnte selbst er nichts falsch machen.
 

Ich saß bereits an den reichlich gedeckten Tisch, als Axel mit einer Tasse in der Hand, sich zu mir setzte. Bis jetzt war alles zu meiner Zufriedenheit gelaufen. Ich hatte Frühstück ohne das ich ein Finger dafür krumm machen musste und meinen heiß geliebten Kaffee, der meinen Tag versüßen sollte. Wie gesagt, alles lief perfekt, bis mir ein Geruch in die Nase stieg, der mir zu vertraut war und mich genervt aufstöhnen ließ. Axel sah mich fragend an, doch ich starrte nur verärgert auf die dampfende Tasse vor ihm.
 

„Warum um Gottes Willen nimmst du diesen Tee?“, fuhr ich ihn an. So dämlich konnte doch noch nicht mal er sein! „Ich mag kein Kaffee, das weißt du doch und da stand der Tee so rum und ich dachte...“, er verlor sich und wir beide starrten auf die unschuldige Tasse vor uns auf dem Tisch. Das ging eine Weile so, bis Axel flüsterte: „Warum tun wir das?“
 

„Das ist der Tee von Sora“, erklärte ich, nicht vor habend so lächerlich wie er zu sein und zu flüstern, „Der soll ihm helfen wieder gesund zu werden.“ Axel nickte und schnupperte vorsichtig an den Getränk, schließlich diebisch grinsen.
 

„Von wem hat er den?“

Ich sah ihn angesäuert an. „Von seiner Mutter.“ Axel begann lautstark an zu lachen. Ein Geräusch das mich unbewusst zurück weichen ließ. Trotzdem weckte es mein Interesse und ich wusste, das ich die richtige Person gefunden hatte. „Ich mag diese Frau einfach!“, prustete er und wischte sich kleine Tränen aus den Augenwinkeln. Als er sich beruhigt hatte, pustete er in die Tasse und nippte vorsichtig daran, um Sekunden später andächtig zu nicken.
 

„Ja, das Zeug ist wirklich gut.“ Ich sah ihn verständnislos an und raufte mir die Haare. „Du meinst, da könnten Substanzen drin sein, die da so nicht rein gehören?“ Axel wollte den Mund öffnen um mir zu antworten, doch er stoppte und blickte über meinen Kopf hinweg zur Tür. Als ich mich umdrehte, konnte ich Sora im Türrahmen stehen sehen. Er blickte aus müden Augen zurück und schien verwundert darüber, so früh schon einen Gast vor zu finden.
 

„Hallo Sonnenschein“, begrüßte Axel ihn und grinste wieder unverhohlen. Ich seufzte nur und deutete Sora an, näher zu kommen. Brav kam er näher, sodass ich ihn schließlich auf meinen Schoß ziehen konnte. „Hast du gut geschlafen?“ Sora nickte und rieb sich weiterhin den Schlaf aus den Augen. Dann fiel sein Blick auf die Tasse und empört zog er sie zu sich, um daran zu nippen.
 

„Warum trinkst du meinen Tee?“, fragte der Brünette schläfrig. Der rothaarige zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich lässig zurück. „Ich mag kein Kaffee.“ Ich hielt mich zurück und wartete neugierig auf eine Antwort, doch Sora gab sich damit zufrieden.
 

„Sag mal Sora, weißt du eigentlich was deine Mutter so für Kräuter für ihre Mixturen benutzt?“ Der Brünette sah von seiner Tasse auf und blickte verwirrt auf mich. Mit meiner Frage überfordert, da er noch immer nicht wach war.
 

„Nein, das ist geheim. Mutter verrät nie ihre Rezepte. Sie sagt, das wäre schlecht für das Geschäft“ Unbekümmert nippte er weiter an seinen Tee, wobei er Axel erschrocken anguckte, als er wieder anfing zu lachen. Ich ignorierte ihn und starrte fassungslos auf meinen Liebsten. Es war unglaublich wie naiv er doch so manches Mal war. Aber vielleicht wurde man so, wenn man eine verrückte als Mutter hatte, die einem schon von klein auf, diese seltsamen Kräuter gab. Dies würde auf jeden Fall seine penetrante Fröhlichkeit erklären.
 

Er war so Ahnungslos, das er am Anfang unserer Beziehung richtig erschrocken war, als es zwischen uns ernst und intim wurde. Damals hatte er keinen blassen Schimmer gehabt wie der Sex zwischen zwei Männern funktionierte und ich fühlte mich schon wie ein Perverser, wenn ich intimer mit meinen Freund werden wollte und er in Panik verfiel. Es war ja nicht so, als wäre ich über ihn hergefallen, wobei ich nahe dran war, da ich in der Anfangszeit mehr Vergnügen mit meiner Hand hatte, als mit meinen eigenen Freund.
 

Zum Glück war ich nicht der Typ um schnell auf zu geben, auch wenn das bedeutete, das ich in engen Klamotten rum laufen musste und natürlich nur zufällig meine Klamotten im Schlafzimmer vergaß, um nackt durch die Wohnung laufen zu können. Ich schaffte es irgendwie, das durch zu ziehen, auch wenn Sora sehr hartnäckig war, doch ich bekam ihn überzeugt. Natürlich war ich ein guter Freund und sein erstes Mal geschah mit Kerzenschein und viel Gleitgel, um ihn nicht zu verletzen. Ich glaube, da hatte Sora noch nichts zu meckern gehabt.
 

„Wo verkauft sie das Zeug? Ich möchte auch was davon haben!“, holte mich Axel aus meinen Gedanken. Bei dem Kommentar warf ich ihm ein verärgerten Blick zu, doch der rothaarige ignorierte es einfach. „Am Rand der Insel, dort hat sie ihr Wohnwagen und verkauft ihre Medizin.“
 

„Ich werde ihr wohl mal einen Besuch abstatten müssen.“, kicherte Axel. Diesmal trat ich ihn gegen sein Schienbein, aber er lachte nur noch mehr. Sora war durcheinander und verstand nicht, was hier vor sich ging. Ich wollte ihm auch lieber nichts erklären, da ich sonst noch schlechtere Karten bei ihm hätte. Der einzige Vorteil dieser Aktion wäre, das ich diesmal auch wusste, was ich verbrochen hatte.
 

„Ich glaube Rox wäre nicht so erfreut darüber“, zischte ich süffisant.
 

„Wo ist er eigentlich?“, fragte Sora und sah sich um, als würde sein Freund jeden Moment um die Ecke kommen. Sofort war Axel still und druckste herum. Ich war mir nicht sicher was es bedeuten sollte, doch befürchtete ich das schlimmste. Je länger er schwieg, desto finsterer sah ich ihn an und diesmal wirkte es, denn Axel rutschte immer weiter von seinem Sitz, bis ich im glauben war, das er jeden Moment unter dem Tisch verschwand.
 

„Es ist so“, begann er zaghaft und tippelte mit den Fingern auf den Tisch herum, „Wir waren auf dieser Party... und da war er kurz weg... und plötzlich stand da Demyx... und du kennst ja seine Art... ähm, gleich umarmen und herzen und so … und da kam eben Roxas um die Ecke und hat das gesehen und … na ja.. er war sauer... weiß auch nicht warum... und...“
 

„Er ist dein Exfreund“, erinnerte ich ihn sachlich. Axel fuhr sich mit der Hand durch das stachelige Haar und nickte betreten. „Ja, das ist er, aber die Betonung liegt auf Ex und Roxas weiß, das ich Demyx für ihn verlassen hatte. Ist ja nicht so, das ich ihn betrogen hätte... eigentlich umgekehrt.“ Ich hob verärgert meine Hand um seinen wirren Wortschwall zu unterbrechen. Mein müdes Gehirn war darauf noch nicht vorbereitet, eigentlich ist es das nie, wenn Axel so war. Dafür wurde Soras Interesse geweckt und schon bei seinen mitleidigen Blick, wollte ich ihm am liebsten meine Hand über den Mund halten, damit er nichts falsches sagen konnte.
 

„Oh, das ist ja schrecklich“, rief er auch prompt aus. Ja, das war es,dachte ich und nun halte deinen Mund! Wenn ich gekonnt hätte, wären Axels Schienbeine nun blau, doch mein Fehler war, das ich ihn weiter reden ließ. Ein Herzzerreißender Ausdruck auf seinen Gesicht ließ mich kalt, doch bei meinem Liebsten zog es verdammt gut. Natürlich war das Axel klar und er drückte weiter auf die Tränendrüse. „Ja und ich musste auf die Couch schlafen.“
 

Wieder mitfühlende Worte von Sora. „Dabei konntest du doch gar nichts dafür. Es ist lächerlich von ihm, dir so was vor zu halten!“ Ich konnte kaum glauben was ich da hörte. Roxas war lächerlich wenn er das behauptete und er selbst nicht? Verstand ich das jetzt richtig? Ich legte eine Hand auf seine Stirn, um zu kontrollieren ob er noch immer Fieber hatte. Was anderes als Fieber konnte ich mir für seine zweifelhafte Doppelmoral nicht erklären. Wenn ich nicht hier wäre, würde er sich wahrscheinlich sogar über mich beklagen und Roxas und ich wären die Bösen. Das konnte doch nicht wahr sein!
 

„Ja und als wir uns stritten, habe ich ein paar Dinge gesagt, die wohl nicht so passend waren. Wie zum Beispiel, das ich Demyx ja mit ihm betrogen hätte. Das war denn auch der Grund, warum er mich rausgeschmissen hatte.“ Er tat es absichtlich! Mit Absicht hatte er einen mitleidigen Blick aufgesetzt und mich komplett ignoriert.
 

Bei Sora zog diese Masche, er war gutmütig genug um ihm zu helfen. Wenn er könnte würde er jeden helfen und unsere Wohnung wäre voll mit irgendwelchen Pennern, streunenden Tieren und den Zeugen Jehovas! Nur hatte er mich, der es verhinderte und auch diesmal reagierte ich schnell und klatschte meine Hand auf seinen Mund, als er diesen öffnen wollte.
 

Geschockt starrte er mich an, doch es interessierte mich nicht. Ich gab erst seinen Mund wieder frei, als er jämmerlich zu Husten begann und ich ihn besorgt fest hielt, damit er mir nicht vom Schoß fiel. Er würgte ein bisschen, was mir den Magen umdrehte, doch er schaffte es doch irgendwie sich wieder zu beruhigen.
 

Axel war aufgesprungen und kniete vor ihm, Sora sofort ein Taschentuch reichend, da seine Augen durch den Hustenanfall tränten und ihm bereits die Rotze aus der Nase lief. Kein schöner Anblick.
 

„Ach Kleiner, das hört sich nicht gut an, du solltest zu einem Arzt“, meinte Axel und ich war stolz auf ihn, was für ein Blitzmerker er doch war. Sora schüttelte trotzig den Kopf. Der Rotschopf nahm es zur Kenntnis, doch das hieß noch nicht das es ihm auch gefiel. Sein Gesicht war noch immer besorgt. Er war vielleicht eine Nervensäge, aber er war für seine Freunde da.
 

„Gut, aber wenn es bis Montag nicht eindeutig besser wird, schleppen wir dich zum Arzt“, stellte er klar, „Und wenn wir dir die Tabletten mit Gewalt in deinen süßen Mund stecken müssen.“ Ich verdrehte die Augen bei der Anzüglichkeit in dem letzten Satz. Wenn hier jemand etwas in seinen Mund steckte, dann war ich das. Bei meinen Liebsten schien seine Drohung zu wirken, verstört sah er seinen Freund an. Gut, er glaubte ihm wenigstens, auch wenn seine Drohungen nichts gegen meine eigenen wären, wenn nicht endlich eine Besserung eintrat.
 

Zwar war hatte sein Zittern weites gehend aufgehört, doch in der Nacht hatte ich ihn erbärmlich Husten gehört und ich war mehrere Male aufgestanden, um seinen Schal erneut mit den Kräutern zu tränken und ihm was zu trinken zu bringen. Irgendwann in den Morgenstunden war er dann wieder in meinen Armen eingeschlafen und auch ich fand endlich meine Ruhe. Bis Axel der Meinung war, mich aus meinen wohlverdienten Schlaf zu holen.
 

„Du gehörst ins Bett“, flüsterte ich und drückte ihm einen Kuss auf die blasse Wange, „Später werde ich dir dann die Salbe auftragen.“ Er murrte und legte seinen Kopf an meine Schulter. „Dort ist es langweilig.“ Axels Gesicht hellte sich auf, als hätte er eine brillante Idee. Unter anderen Umständen hätten meine Alarmglocken schrillen müssen, doch ich war viel zu sehr mit meinen Liebsten beschäftigt, um mich auch noch mit dem rothaarigen auseinander zu setzen.
 

Wieder ein Fehler, den ich erst eine Viertelstunde später einsah, als ich Sora und Axel im Bett vorfand. Ekelhaft zufrieden lagen sie nebeneinander, beide die Decke bis zum Kinn hoch gezogen und sahen fern. Ich schielte auf den Fernseher und zog eine Augenbraue in die Höhe, als ich den Kanal sah. Eine Einkaufsshow hätte ich nun nicht erwartet. Ich kannte zwar das Konzept der Show und das die Kandidaten die Preise der Produkte erraten mussten, um sie zu gewinnen, aber das die beiden ein reges Interesse an dem Mist zeigten, wusste ich nicht.
 

Munter wurde drauf los geraten und absurde Zahlen wurden einfach dazwischen gerufen. Diese Fröhlichkeit löste bei mir einen Brechreiz aus. Heimlich nahm ich mein Handy vom Nachttisch, doch ich hätte mir nicht einmal Mühe geben müssen, denn für die beiden war ich Luft. Soviel zum Thema Dankbarkeit. Wenigstens konnte ich mich in die Küche zurück ziehen, um mich um mein zweites Problem zu kümmern. Es war rot, hatte eine abartige Leidenschaft für Feuer und lag in meinen Bett.
 

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, schaltete ich mein Handy ein und wählte Roxas Nummer. Ich musste nicht einmal lange warten, bis ein genervtes Hallo zu hören war.
 

„Hol' deinen Freund ab“, brachte ich es direkt auf den Punkt. Plaudereien und Nettigkeiten waren Soras Part. Ein aufmüpfiges Schnauben war auf der anderen Seite zu hören.
 

„Und? Von mir aus kannst du ihn behalten!“, kam die giftige Antwort zurück. Er war auf dem gleichen Daunenlevel wie ich. Ein würdiger Gegner. „Nimm deinen idiotischen Freund zurück! Es ist ja nicht so, als hätte er es vor deinen Augen mit Demyx getrieben!“
 

„Nein, aber ihm seine Zunge in den Hals gesteckt und mich später sogar als Flittchen bezeichnet, als ich ihn zur Rede gestellt hatte.“ Ich war platt. Diese Details waren mir neu. Ich stöhnte genervt auf. „Dann quatsch gefälligst mit ihm und versöhnt euch gefälligst!“, fuhr ich ihn an.
 

Warum musste alles nur immer so kompliziert gemacht werden? Es war ärgerlich. Sie stritten andauernd und im nächsten Moment waren sie verschwunden und kamen mit wirren Haaren und schiefen Klamotten wieder zurück. Es war so oft, das ich schon die Vermutung hatte, das sie es absichtlich taten, nur um Versöhnungsex haben zu können. Es war wie ein Spiel zwischen den beiden, um ihre Beziehung auf zu frischen. Warum könnte es jetzt nicht auch so sein? Einfach nur, damit sie mir nicht auf die Nerven gingen.
 

„Päh, das sagt gerade der richtige, du bist ja auch der Meister der Konversationen!“

„Es geht hier nicht um mich.“

„Ich weiß das, nur scheinst du nichts zu kapieren und dich lieber in andere Beziehungen einzumischen, statt dich um deine eigene zu kümmern.“
 

„Eure Beziehung wäre mir auch ziemlich egal, wenn dein Freund nicht mit meinen in einem Bett liegen würde!“ Stille. Langes Schweigen. „Du rufst mich an, während die beiden in eurem Schlafzimmer sind? Im gleichen Bett?“, fragte er dann ungläubig und in seiner Stimme schwang der pure Spott mit.
 

Ein Kichern verließ seinen Mund und ich kam nicht umhin zu denken, das ich gerade ausgelacht wurde. Ausgelacht von dem kleinen blonden Stöpsel. Ich fühlte mich gedemütigt, ein Gefühl das mich ärgerte.
 

„Es ist Axel, er weiß das ich ihn alle Knochen brechen würde, wenn er Sora auch nur anrührt!“ Ich hab noch nicht einmal gemerkt, das ich zu brüllen angefangen hatte. Roxas kicherte nur weiter.
 

„Ja, und du weißt wie Axel ist und du weißt wie Sora ist. Den Rest kannst du dir hoffentlich zusammen reimen.“ Ich stutzte und dachte darüber nach. Aus dem anderen Zimmer konnte ich keine Geräusche mehr hören. Kein Lachen, nichts.
 

„Außerdem hatte Axel seit Vierundzwanzig Stunden keinen Sex mehr. Eine lange Zeit für seine Verhältnisse“, merkte er an und fuhr dann im Plauderton fort: „Sonst tun wir es eigentlich mehrmals am Tag und er kann...“ Ich legte auf, das waren einfach zu viele Informationen.
 

Nackte, eng umschlungene Körper tauchten vor meinen inneren Augen auf, bei denen es sich eindeutig um meine Freunde handelte. Ich schüttelte mich angeekelt, noch mehr, als sich Roxas Kopf in dem vom Sora verwandelte und er mich mit Lust verzerrten Gesicht ansah.
 

Dieses Gesicht war nur für mich bestimmt! Allein das Bild ließ mich schon wütend werden. Meine Gedanken gingen viel weiter und wurden intimer. Ich bekam das würgen und raufte mir die Haare. Noch schlimmer konnte es gar nicht mehr werden, dachte ich, bis es das zweite Mal an die Tür klingelte.

Sechstes Kapitel
 

Ich trat vor und starrte finster auf die unschuldig aussehende Tür. Doch ich war mir sicher, das sich dahinter nichts gutes verbarg. Als es das zweite Mal läutete und aus dem Schlafzimmer von Axel gebrüllt wurde, das ich doch endlich mal die Tür öffnen sollte, bewegte ich mich und drückte die Klinge herunter. Forsch wurde die Tür ganz geöffnet und noch bevor ich mich versah, rauschte jemand an mir vorbei. Nur schemenhaft konnte ich eine Gestalt ausmachen und braunes Haar, das mein Gesicht streifte, dann war sie auch schon wieder verschwunden.
 

Murrend warf ich die Tür wieder ins Schloss und folgte der ominösen Person ins Schlafzimmer, wo ich bereits laute Stimmen vernehmen konnte. Sie gehörten Axel und Bianca, soviel war klar. Als ich näher ins Zimmer trat, erkannte ich Bianca, die auf der Seite von Soras Bett stand und besorgt seine Stirn fühlte. Sie machte ein summendes Geräusch und nickte ihren Sohn aufmunternd zu. Er erwiderte es schwach und ließ sich bereitwillig ein Fieberthermometer in den Mund stecken.
 

„Hat er seine Medizin genommen?“, fragte Bianca und ich wunderte mich, das sie mich bemerkt hatte, da ihre Augen noch immer auf Sora gerichtet waren. „Wenn du mit Medizin den Tee meinst, ja, das hat er. Genauso wie die Kräuter, die ich in seinen Schal tröpfeln sollte.“ Axel lachte als er meine Antwort hörte und sofort wurde ihm von der brünetten Frau ein säuerlicher Blick zugeworfen.
 

Das hielt den rothaarigen natürlich nicht davon ab noch härter zu lachen. Wieso sollte sie auch mehr Erfolg haben, wenn nicht mal ich es schaffte, ihn ruhig zu stellen? Der einzige, der dies konnte war Roxas und der würde trotz meines freundlichen Bittens wohl nicht kommen. Axel währenddessen breitete seinen schlaksigen Körper noch etwas mehr auf unseren Bett aus und verschränkte zufrieden die Hände hinter den Kopf. Ungeachtet dessen, das Bianca ihn argwöhnisch musterte.
 

„Wer bist du?“, fragte sie. Sofort erhob sich der rothaarige ein bisschen und reichte ihr höflich die Hand, die sie nur widerwillig schüttelte.
 

„Axel ist mein Name“, antwortete er belustigt, „Sie sollten sich diesen Namen unbedingt merken, bald wird er in allen Schlagzeilen zu lesen sein.“
 

„Ja, wenn du mal wieder was abfackelst und du von der Polizei gesucht wirst“, murmelte ich. Dafür bekam ich nicht nur einen verständnislosen Blick, sondern auch ein abgehacktes Husten, als Sora versuchte zu lachen. Sein Gesicht wurde rot, als er sich zu beruhigen versuchte und schnell lief ich zu ihm und klopfte meinen Liebsten auf den Rücken herum. Das ich bei dieser Aktion auch beinahe Bianca umstieß, bekam ich nur unbewusst mit. Nicht das es mich wirklich störte.
 

„Er hat sich nicht verschluckt, also hör auf ihm auf den Rücken herum zu klopfen!“, rief Bianca. „Er braucht Wasser!“, rief Axel. Das war der Anfang von einem wirren dazwischen Gerufe. Meine Ohren klingelten bei dem Geschrei, doch ich blieb ruhig, hätte ich mich doch nicht entscheiden können, wen ich zuerst den Hals umdrehte. Nur Mordgedanken brachten mich nicht weiter.
 

Irgendwann wurde Sora ein Tee, woher auch immer Bianca den hatte und vorsichtig nippte er daran. Zu meiner Verblüffung, beruhigte sich sein Husten. Aus den Augenwinkeln sah ich Bianca, wie sie auf die Bettdecke griff und das Fieberthermometer hervor zog, das der Brünette wahrscheinlich ausspuckte, als sein Hustenanfall eingesetzt hatte. Prüfend blickte sie darauf und summte zufrieden. „Dein Fieber ist zurück gegangen.“
 

„Siehst du“, meinte Axel ebenso zufrieden und rutschte näher zu Sora, um ihn sanft über die gerötete Wange zu streicheln. „Der Sonnenschein wird bald wieder ganz strahlen können.“Der Blick, mit dem er meinen Liebsten ansah gefiel mir ganz und gar nicht. Er hatte ihn schon immer diesen lächerlichen Spitznamen gegeben, doch hat es mich nie gestört. Schließlich waren sie Freunde. Nur diesmal rauschten Roxas' Worte durch meinen Kopf und mir drehte sich der Magen um bei diesen Gedanken. Das war nur ein Grund, warum ich nichts von den Intimitäten meiner Freunde wissen wollte. Es brachte mich auf ekelhafte Gedanken.
 

Zu allem Überfluss blickte Sora nicht einmal verlegen auf seine Hände, so wie er es immer tat, wenn Axel irgendwelche Anzüglichkeiten von sich gab. Es war ihm noch nicht einmal unangenehm, stattdessen lächelte er dünn und sah den rothaarigen nach meinen Geschmack ein wenig zu lang an. Wie lang hatte Roxas gesagt, das sein Freund keinen Sex mehr hatte? Vierundzwanzig Stunden oder waren es mehr?
 

Ich musste handeln, doch mir fiel nichts besseres ein um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, als ihm etwas zu grob den Schal von seinen Hals zu lösen. Meine Freunde sahen mich verständnislos an, doch ich machte unbeirrt weiter. „Riku, du erwürgst ihn“, informierte Axel mich gelassen, als ich bereits fertig war. Ich wollte ihm eine schroffe Antwort entgegensetzen, doch Bianca stand plötzlich auf und zog die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Doch ihr Blick war nur stur auf ihren Sohn gerichtet.
 

„Ich werde dir etwas zu essen machen“, kommentierte sie ihr handeln, „Du hast sicher noch nichts gefrühstückt.“ Der letzte Satz war natürlich ein Seitenhieb an mich. Doch mein böser Blick wurde ignoriert. Zielstrebig ging sie in die Küche. Axel, der ihr aus irgendeinen unempfindlichen Grund folgte.
 

„Mein Hals tut weh“, jammerte der Brünette in seinen Bett, als er merkte, das ich gehe wollte. Ich ging seinen Wunsch nach, als er seine Arme hob, damit ich ihn umarmte. Sofort rutschte ich zu ihm auf das Bett, als er ein wenig Platz machte und schlang einen Arm um den warmen Körper. Seine Anhänglichkeit freute mich, auch wenn es ungewöhnlich für ihn war.
 

Er schmiegte seine Wange an meine Schulter und benutzte mein Shirt als großes Taschentuch. Jedenfalls schniefte er und als ich einen Blick nach unten wagte, sah ich wie der Rotz aus seiner Nase lief. Ich wollte mir nicht einmal ausmalen, wie Bakterien verseucht ich war.
 

„Riku?“, rief Bianca aus der Küche. Mein Rufen, als Bestätigung das ich sie hörte, war eher unfreundlich. „Habt ihr neuerdings einen Hund?“ Verdutzt über diese Frage, löste ich mich von Sora und ging lustlos in die Küche. „Nein“, antwortet ich unnötig laut, da ich bereits die Türschwelle überquert hatte. „Also ist das kein Hundefutter im Topf?“ Um ihre Frage zu bekräftigen, hob sie den Topf in ihren Händen an, so dass ich einen guten Blick in die eingetrocknete Suppe werfen konnte.
 

„Das ist die Hühnersuppe für Sora“, sagte ich gekränkt, „Nach einem Rezept meiner Mutter.“ Bianca nickte verstehend, doch ich konnte den arroganten Ausdruck genau erkennen, den sie für einen Moment zeigte. In meiner Fantasie drehte ich ihr den Hals um. Irgendwie musste ich meine Aggressionen los werden. „Du kochst?“, gluckste Axel und ich verdrehte die Augen bei dem Kommentar. Amüsiert sah er mich an, doch auch wenn ich ihm klar zu verstehen gab, das ich es nicht witzig fand, lachte er mich aus. Ich raufte mir die Haare. „Hast du dazu auch eine Rüschenschürze getragen?“, neckte er, „Ich dachte Sora wäre die 'Frau' in eurer Beziehung.“
 

Ich stöhnte genervt auf und griff nach dem erstbesten das mir in die Finger kam, um es nach ihm zu werfen. Zu seinem Glück handelte es sich lediglich um ein Brötchen, das in dem Korb auf dem Tisch lag. „Lass deine dummen Scherze, sonst wirst du heute zum zweiten mal aus dem Haus geschmissen und es wird nicht so schmerzfrei werden, wie bei Roxas“, knurrte ich, „Dann kannst du auf Knien zu ihm rutschen und um Vergebung betteln.“
 

Axel starre mich an, als würde er einen Moment brauchen, um meine Worte verstehen zu können. Dann machte er ein beleidigtes Gesicht. „Ich muss nur warten bis er sich beruhigt hat“, meinte er überheblich, „und dann wird er mir schnell verzeihen!“ Über soviel Optimismus konnte ich nur staunen. Doch er hatte Recht, bis jetzt hatte Roxas ihm wirklich alles verziehen, egal welchen Mist er angestellt hatte. Es war unglaublich.
 

Er schielte auf Bianca, die in ihren Töpfen herum rührte und grinste breit. „Und dann können wir endlich wieder...“ Noch bevor ich verstand, was er mir sagen wollte oder eine Chance hatte irgendwie zu reagieren, bewegte Axel seine Hüften anzüglich vor uns zurück. Es sollte wohl eine Demonstration des Liebesaktes werden, doch unterschied es sich von dem Sex, den ich so gewohnt war. In meinen Augen sahen seine ruckartigen Bewegungen sehr falsch aus.
 

Neugierig unterbrach Bianca ihre Tätigkeiten kurzzeitig und drehte sich um, nur um kurz darauf angeekelt auf zu jaulen und ihre Augen von diesem Bild ab zu schirmen. „Sie sind ein ekelhafter Flegel“, stieß sie hervor. „Sie können nur ein Freund von Riku sein!“
 

„Der beste“, warf Axel ein und wackelte mit den Augenbrauen in meine Richtung. Ich murrte nur und guckte in den Topf, dessen Inhalt nun sein jähes ende in dem Mülleimer fand. Ohne zu fragen, wurde mein erstes Essen das ich je gekocht hatte, einfach weg geworfen. Mein Herz blutete bei diesen Anblick.
 

„Was soll das werden?“, fragte Axel neugierig und blickte über die Schulter der Brünetten, die munter in ihrem Topf herum rührte und gelegentlich ein paar Zutaten in das Grüne Zeug hinein warf.
 

„Eine Spezialsuppe für Sora.“

„Oh“, freute sich Axel und klatsche in die Hände. „Wieder mit dieser Spezialzutat, die in dem Tee drin war?“ Sie drehte ihren Kopf und sah Axel irritiert an, während der rothaarige nur neugierig über ihre Schulter blickte, um einen Blick in den Topf zu werfen.
 

„Ich habe nur spezielle Zutaten“, schnappte sie, „Die Kräuter werden von mir persönlich ausgesucht und teilweise sogar selbst von mir gepflückt.“
 

„Also haben sie die Pflanzen in ihren Garten?“ Soras Mutter nickte, nicht sicher ob sie richtig geantwortet hat oder nicht. Der Ausdruck in ihrem Gesicht sprach Bände. Hilfesuchend sah sie mich an, doch ich blieb ruhig und ließ mir nicht anmerken, wie amüsant ich ihr Gespräch fand. Soll sie sich doch allein mit ihm beschäftigen, so hatte ich wenigstens für ein paar Minuten meine Ruhe. Es war schon schlimm genug für mich, das ich mich über ein paar Minuten freute, die ich nicht belästigt werde.
 

„Können sie mir ein paar von den Pflänzchen zukommen lassen?“, fragte Axel und fügte bedauernd hinzu, „Es ist lange her, das ich auf einen Trip war. Roxas verbietet mir so was.“ Biancas Mund stand offen und sie brauchte eine Weile, um ihre Sprache wieder zu finden.
 

„Sie sind ein verrückter Kerl“, rief sie empört aus, „Wie kommen sie darauf, das ich illegale Substanzen in meiner Medizin haben könnte?“ Ängstlich zeigte Axel auf mich und sofort warf sie mir einen Blick zu, der Eisberge zu schmelzen bringen könnte. Vorbei war es mit meiner Ruhe. Sofort ging ich in den Abwehrmodus, so wie ich es immer tat, wenn sie es auf mich abgesehen hatte.
 

„Du denkst ich würde meinen eigenen Sohn Drogen unter die Medizin mischen? Das ist selbst für dich ein neuer Tiefpunkt!“

„Er benimmt sich komisch und hat sogar geweint, nachdem er deinen komischen Tee getrunken hat!“

„Wenn ich mit dir zusammen wäre, würde ich auch weinen! Selbst als Kind warst du alles andere als süß. Du hast ihn schon damals irgendwelche Dinge eingeredet und ihn zu Sachen angestiftet, die er ohne dich nie getan hätte! Wahrscheinlich hast du ihm auch diesen Schwachsinn mit dem Tee erzählt!“ Ich war über ihre Wort überrascht. Unser Streit hatte ein neues Level erreicht und neue Vorwürfe wurden ausgepackt, von denen ich nur teilweise etwas geahnt hatte.
 

Gespannt wartete ich auf neue Dinge, die sie mir an den Kopf werfen konnte. Ich musste nicht einmal lange darauf warten. „Zum Beispiel hast du ihm eingeredet, das es keinen Weihnachtsmann gibt. Als Beweis habt ihr am Weihnachtsabend auf dem Dach darauf gewartet, das er am Himmel erscheint. Natürlich kam er nicht, doch Sora hatte sich geweigert ins Haus zu kommen. Es war schwer ihn da runter zu bekommen und zu allem Überfluss hatte er sich bei dieser eisigen Kälte erkältet. Ich war es, die ihn pflegen musste, während du dich in der Zeit nicht einmal sehen ließt!“
 

Ich wusste nicht, was diese Geschichte mit dem Tee zu tun hatte, doch ich erinnerte mich an diesem Tag. Nur stimmte ihre Version der Geschichte nicht ganz. Jeden Abend, sobald es dunkel war, war ich auf dem Baum vor seinem Fenster geklettert und hatte ihn besucht. Bis zum Morgengrauen war ich bei ihm geblieben und erst wieder verschwunden, wenn ich Geräusche im Haus gehört hatte. Vielleicht war es feige von mir, nur wollte ich damals seine Mutter einfach nicht begegnen. Ich war ein Kind und meine Mutter hatte mich gelehrt, das man Erwachsenen nicht wieder sprach.
 

„Ich kann immer noch nicht verstehen, wie du ihn überreden konntest, mit dir zusammen zu sein!“, rief sie frustriert aus. Wieder eine Fehlinformation, denn Sora hatte mich gefragt, ob ich ihn als festen Freund will. Er war es auch der die Initiative ergriff, als wir unseren ersten Kuss teilten. Ich selbst wäre viel zu feige dazu gewesen, auch wenn ich schon damals Gefühle für ihn hatte. Schon als Teenager war ich sehr beliebt bei meinen Mitschülern und so war es für mich auch nicht der erste Kuss gewesen. Für Sora war es sein erster Kuss, dementsprechend ungeschickt stellte er sich an, doch es war der Augenblick, wo ich wusste das ich ihn für mich haben wollte.
 

Ich presste die Zähne zusammen und hielt meinen Kommentar zurück. Ihre Vorwürfe waren lächerlich, doch ich würde den Teufel tun und ihr die Wahrheit sagen. Sie würde es sowieso nicht verstehen und mich auslachen. Wahrscheinlich mit noch mehr solcher Beispiele. Sollte sie ruhig in dem Glauben bleiben, das Sora unschuldig und rein war. Nur wollte ich diese kleinen Momente mit ihrem Sohn, ganz allein für mich haben.
 

Ich hörte meine Rettung in Form eines kläglichen Rufens meines Namens und sprang auf, um wortlos das Zimmer zu verlassen. Als ich in das Schlafzimmer kam, lag Sora auf dem Bett und erwartete mich bereits. Ein kleines Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, als ich näher zu ihm kam und ihm liebevoll über die Wange streichelte.
 

„Ich habe dich vermisst“, sagte er einfach.

„Ich war nicht weit weg. Nur in der Küche.“

„Trotzdem fühlte ich mich einsam hier“
 

Er zog seine Finger in mein Shirt enger zusammen und vergrub sein Gesicht in dem weichen Stoff, als ob er sich darin verkriechen wollte. Eine ungewohnte Situation, wollte ich doch meistens was in ihm verkriechen lassen. Etwas umständlich tätschelte ich seinen braunen Schopf.
 

„Sora Liebes, nimm schon mal dein Erkältungsbad. Danach bekommst du deine Suppe“, rief es aus der Küche. Sora brummte, das mein Bauch ein wenig kitzelte. „Wenn sie so weiter macht, bin ich bald genauso grün wie ihre Pflanzen!“
 

„Solang sie dich nicht in ihren Garten, zu den anderen Pflanzen stellt und du nicht so seltsam riechst wie die, kann ich damit leben.“ Es klang laut, als er durch die verstopfte Nase an sich zu riechen versuchte. Dazu senkte er seinen Kopf ein bisschen und schnupperte unter seinen Armen. Grinsend beobachtete ich ihn und guckte meinen Liebsten schmunzelnd an, als er mit gerümpfter Nase ins Gesicht schaute.
 

„Das ist nicht fair“, beschwerte er sich, „Ich kann mich nicht einmal mehr selbst riechen.“

„Sei froh das es nur vorüber gehend ist. Bei manchen Menschen ist es ein Normalzustand.“

Er guckte mich verdutzt an und ich konnte fast sehen, wie es im seinen Kopf ratterte bei meinen Kommentar. Dann lächelte er eines seiner dünnen Lächeln und löste sich von mir, um mich mit einem Hundeblick an zu schauen. Es gelang ihm in seinem kränkelnden Zustand nicht so gut wie sonst, verfehlte aber nicht seine Wirkung. Verflixte blauen Augen!
 

„Lässt du mir das Badewasser ein?“ Ich nickte nur und ging ins Bad, um ihn seinen Wunsch zu erfüllen. Als ich wieder zu meinen Liebsten zurück ging, hob ich ihn auf meine Arme und trug ihn zum Badezimmer. Zu meinem Glück war von dem rothaarigen weit und breit nichts zu sehen und ich konnte mir seine Witze darüber ersparen.
 

Ich setzte ihn auf dem kleinen Teppich vor der Wanne ab, damit er nicht mit den nackten Füßen auf den kalten Fließen stehen musste. Selbst ich wusste, das es unangenehm war. Träge knöpfte er sein Pyjama-Oberteil auf, während ich die Flasche holte, um etwas davon in das Wasser zu tröpfeln. Nur mühsam konnte ich dabei mein angeekeltes Gesicht verbergen, als mir der strenge Geruch in die Nase stieg. Sora hatte wirklich Glück, das seine Nase verstopft war.
 

Als ich wieder zu ihm sah, war er gerade damit beschäftigt, seine Hose ab zu streifen und kämpfte mit den Hosenbeinen, die einfach nicht von seinen Füßen wollten. Ich ging zu ihn herüber und bückte mich, um ihm zu helfen. Diesmal ohne auf seinen nackten Körper zu schauen, der so verlockend auf mich wirkte. Vielleicht war ich sogar schlimmer als Axel wenn es um Sex ging. Anders war nicht zu erklären, das ich Sora sogar dann noch wollte, wenn es ihm schlecht ging. Ich schüttelte irritiert den Kopf, um diesen absurden Gedanken wieder los zu werden. Keine Vergleiche mit dem rothaarigen!
 

Als ich meine Arbeit getan war, half ich ihm in die Badewanne zu steigen, bekam aber nur ein quieken zu hören, als er mit den Beinen im Wasser stand. „Das Wasser ist kalt!“, krächzte er. Wieder unterdrückte ich ein genervtes Stöhnen und überprüfte ruhig das Wasser. Normale Temperatur, doch als ich zu ihm aufsah, begegnete er mir mit einem wehleidigen Blick. Um seine Aussage noch zu bekräftigen, schlang er seine Arme um seinen schlanken Oberkörper. Seine Zähne klapperten unnatürlich.
 

Im ersten Moment war ich schockiert, im zweiten seufzte ich und drehte forsch das heiße Wasser auf. Sora beobachte mich und wartete ungeduldig darauf, das es eine angenehme Temperatur hatte. Natürlich vergaß er dabei nicht weiterhin zu jammern und sich zu beklagen wie kalt ihm doch war. Das ich selbst den Stöpsel dafür entfernen musste, damit die Badewanne nicht überlief, interessierte ihn nicht. Für mich dauerte es eine Ewigkeit bis er endlich „Stopp“ rief, für Sora waren es wahrscheinlich nur ein paar Minuten.
 

Vorsichtig ließ er sich in die Wanne sinken und lächelte zufrieden. Ich war es ebenso, konnte ich ihn so für kurze Zeit beschäftigen und mich um das Schlafzimmer kümmern, das dringend gesäubert werden musste. Doch mein Plan wurde durchkreuzt, als seine Hand meinen Arm packte und mich am gehen hinderte. Verwundert sah ich in das Gesicht meines Freundes und zog fragend eine Augenbraue hoch.
 

„Geh nicht“, flüsterte er und ich kam mir vor, wie in einem dieser kitschigen Liebesfilme. Sora hätte in diesem Moment wunderbar in solche einen Film reingepasst, tat er doch so, als würde ich die Stadt verlassen.
 

„Sora ich..“, weiter kam ich nicht, denn mit einem kräftigen Ruck fand ich mich mit den Hintern zuerst in der Wanne wieder. Ich hatte es nicht kommen gesehen, geschweige denn, ihm soviel Kraft zugetraut. Unter anderen Umständen hätte er es sicher nicht so einfach geschafft. Mein Hintern schmerzte bei dieser groben Behandlung.
 

„Was soll das Sora?“, schimpfte ich und starrte an mir herab. Meine Klamotten waren durchnässt mit diesem grünen zeug. Angeekelt schob ich meine Beine in das Wasser, um wieder aus dem grässlichen Wasser heraus zu kommen. Doch Sora hielt mich auf, um schließlich seine Arme um meinen Oberkörper zu schlingen und mich an sich zu ziehen. Ich lag mit dem Rücken an seiner Brust, seine Knie, die links und rechts an meiner Taille waren.
 

„Bleib ein bisschen bei mir“, säuselten er in meinen Ohr und rieb seine Wange an die meine. Eine Geste, die ich in diesem Moment nicht wirklich genießen konnte, denn der Stoff klebte an meinen Körper, der nicht mit dem Wasser bedeckt war. Sora störte es nicht und hielt mich fester an seinen Körper, das es schon fast weh tat.
 

„Sora!“, warnte ich und wackelte herum, um seinen Griff etwas zu lösen. „Das ist dumm! Lass mich los, damit ich mich umziehen kann. Ich bin doch viel zu schwer für dich!“ Sora schnaubte beleidigt, was entfernt an einen kleinen Elefanten erinnerte. „Ich bin kein Schwächling. Natürlich bekomme ich dich gehalten!“
 

Gut, dachte ich und ließ es einfach über mich ergehen, um weitere Gefühlsausbrüche meines Liebsten zu entgehen. Auch wenn es mir schwer fiel in dieser Position zu verharren. Die Badewanne war nicht sonderlich groß, so dass ich meine Beine anwinkeln musste, um wenigstens einigermaßen bequem liegen zu können. Meine Knochen taten schon weh, doch ich blieb so wie ich war. Was anderes blieb mir bei Soras festen Griff auch nicht übrig.
 

„Riku?“murmelte er an meinem Ohr und ich gab nur ein Geräusch der Bestätigung.
 

„Du bist schwer“, jammerte er und drückte mich von ihm weg. Ich lachte bei seiner kindlichen Handlung und stand auf, um mit Sora den Platz zu tauschen, Doch er blieb wie angewurzelt sitzen, um mich einfach nur perplex an zu schauen. Unter seinem Blick verebbte mein Lachen und wich einem fragenden Blick. Er schüttelte nur kurz den Kopf und rutschte mit seinem Hintern nach vorn.
 

Als dies getan war, setzte ich mich hinter ihm und legte meine Arme um seine schmalen Schultern. Eine Zeitlang blieb es still zwischen uns, bis Sora wieder einen seiner seltsamen Bemerkungen machte. „“Es ist schön, dich wieder Lachen zu sehen“, sagte er nachdenklich.

„Huh?“, war meine Geistreiche Antwort. Ich verstand wirklich nicht, was Sora nun wieder von mir wollte. Schließlich wusste er doch, das ich nicht sonderlich viel lachte, geschweige denn lächelte. Es hatte sich gebessert seit ich mit Sora zusammen war, fand ich.
 

„Es ist schön“, sprach er weiter, „mir gefällt es wenn du lachst und nicht so ernst bist und dir Sorgen machst.“ Irritiert zog ich meine Augenbraue etwas zusammen und schielte auf meinen Freund, der seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hatte. Seine Augen waren nachdenklich an die Decke gerichtet.
 

„Es klingt vielleicht egoistisch, doch ich mag es, das du nur in meiner Gegenwart lachst oder nur lächelst und bei den anderen nicht. Es war immer ein Zeichen für mich, das du dich bei mir wohl fühlst“, flüsterte er und fügte leise hinzu, „Doch es hat nachgelassen, bis es irgendwann ganz verschwunden war.“
 

Er schniefte ein bisschen, worauf ich mich erst einmal vergewissern musste, ob er wieder weinte. Als ich sah, das er es nicht tat, ließ ich mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Unfähig etwas dazu zu sagen, was einigermaßen einen Sinn ergab, ließ ich es auf sich beruhen. Irgendwie klang alles seltsam, was in den eineinhalb Tagen aus dem Mund meines Liebsten kam. Bei meinen Geschick, würde ich nur etwas sagen, das ihn verletzte.

Jedoch wollte Sora das Thema nicht beenden und durchbrach die unbehagliche Stille. Ich war mir nicht sicher, ich mich darüber dankbar sein sollte oder nicht. Unbewusst schlang ich meine Arme enger um den Körper meines Liebsten, um wenigstens ein bisschen Halt zu haben. Sora gab sich dieser Umarmung hin und schien es zu genießen, das ich ihn berührte.
 

„Ich bin traurig darüber, das du dieses Lächeln mit jemand anderen geteilt hast.“ Er nahm sich die Plastikente von dem Badewannenrand und drehte es nervös in seinen Händen. Unruhig wartete er auf eine Antwort, doch ich war zu verwirrt, um sie ihm sofort zu geben. In meinen Kopf drehte sich alles und das kam nicht nur von dem ekelhaften Geruch, der von dem Badewasser ausging.
 

In Gedanken ging ich eine Liste mit Namen durch, die ich kannte. Doch auch wenn ich die Gesichter klar vor Augen hatte, passte keiner dieser Namen zu der ominösen Person, die Sora meinen könnte. Cheryl konnte es unmöglich sein. Es befestigte sich nur meine Vermutung, das Sora langsam verrückt wurde. Diese Dämpfe taten ihm eindeutig nicht gut. Ich konnte mit solchen Anspielungen einfach nichts anfangen.
 

„Wie kommst du auf solchen Unsinn?“, fragte ich nach einer langen Pause. Ich konnte sehen, wie er bei meinen Worten die Plastikente in seiner Hand einquetsche, doch ich sagte nichts dazu. Auch wenn mich seine Reaktion doch sehr überraschte.
 

„Diese dumme Blondine, mit der du geredet hast“, maulte Sora. Seine Stimme wackelte ein wenig als er sprach. Das reden tat ihm nicht gut, ebenso wenig wie mir. Ich stöhnte genervt auf und fuhr mir mit der Hand durch das Haar. „Du meinst Cheryl?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte. Ich hasste dieses Rätselraten, besonders wenn es um Sora ging. Wo war der lustige junge Mann geblieben, der so einfach gestrickt war, das man wie ein offenes Buch aus ihm lesen konnte? Vor allem, wann hatte er angefangen so kompliziert zu sein und warum habe ich es nicht gemerkt?
 

„Cheryl“, schnaubte Sora giftig.

„Ja, so heißt sie und wie ich dir schon einmal gesagt habe, ist sie ein Teenager und hat einen dieser Typen, die Mädchen in diesem Alter eben haben. Typen, die ihre Eltern entsetzlich finden.“ Halbherzig leierte ich meine Sätze herunter. Einfach nicht mehr im Stande seiend, geduldig zu reagieren. Sora gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Etwas hätte ich auch gar nicht erwartet.
 

„Ich habe euch durch das Fenster beobachtet“, flüsterte er, als wäre es ihm unangenehm das zugeben zu müssen. „Sie hat deine Nähe gesucht, dich immer wieder berührt und du hast es zugelassen und nichts unternommen um sie daran zu hindern.“ Seine Stimme klang enttäuscht, doch ich fand es eher beängstigend, das er mir heimlich folgte.
 

„Du übertreibst“, sagte ich einfach, „Wir arbeiten zusammen, da bleibt es nicht aus, das man miteinander reden muss.“ Sora schüttelte nur den Kopf bei meinen Worten und redete ruhig weiter: „Es war wieder einer dieser Tage an denen du länger arbeiten musstest und ich wollte dich mit einem Essen überraschen. So wie früher. Ein bisschen ausgehen und zusammen den Abend verbringen. Doch als ich sah, wie vertraut ihr wart und wie du ihr auf den Hintern gestarrt hattest, hab ich es sein lassen und bin gegangen.“
 

„Sie ist viel zu jung für mich.“

„Cheryl ist nur vier Jahre jünger als du! Wie alt ist sie? Sechzehn Jahre ungefähr. Nun übertreib mal nicht. Du siehst wirklich nur wenn jemand mit dir flirtet, wenn sie dir eindeutige Angebote macht!“ Ich schnappte empört nach Luft, sagte aber nichts, da er Recht hatte. Selbst Sora musste mir direkt sagen, das er in mich verliebt war, damit ich es begriff. Ich war vollkommen blind für diese Anspielungen und Flirtereien. Lieber litt ich an unerwiderter Liebe, als offen zu zugeben, was ich für den anderen fühlte. Darum passten wir auch so gut zusammen, denn Sora war der kommunikative Part und übernahm gern die Dinge, für die ich einfach keine Lust hatte und er war es auch, der mich zum reden motivierte. Nur mit diesem Gespräch, war ich so gar nicht zufrieden.
 

Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, denn die Tür wurde lautstark aufgerissen und erschrocken starrten wir auf den Eindringling, der dumm grinsend im Türrahmen stand. Mein erster Instinkt war, Soras Männlichkeit zu verstecken und da er die selbe Idee hatte, lagen vier Hände um seinen Schritt. Axel lehnte sich an dem Holzrahmen, selbstgefällig die Arme vor der Brust verschränkt und grinste noch breiter bei diesem Anblick. Ich wusste nicht, ob ich ihn für seine Dreistigkeit dankbar war, da er dieses lächerliche Gespräch gestört hatte oder ihn sein dummes Grinsen aus dem Gesicht schlagen sollte.
 

„Störe ich bei irgendwas?“, gluckste er.

„Raus Axel!“, brüllte ich. Der rothaarige schüttelte nur gespielt beleidigt den Kopf.

„Ist ja schon gut, Riku“, erwiderte er amüsiert, „Wenn ihr mit euren Spielchen fertig seit, bringe Sora doch bitte zurück ins Bett. Er soll sein Süppchen essen.“
 

Der Brünette verbarg verlegen sein Gesicht in meiner Armbeuge und stöhnte in Peinlichkeit. Ein Geräusch, das Axel nur noch mehr erfreute und noch einen drauf setzen musste: „ Du solltest ihn nicht zu sehr fordern, Riku. Du weißt, er ist noch immer krank. Der kleine Sonnenschein sollte Ruhe bekommen.“
 

„Raus!“, brüllte ich wieder. Diesmal mit mehr Nachdruck und einem bösen funkeln in den Augen, das selbst Axel begreifen musste, das ich es ernst meinte. Er gehorchte und schloss winkend die Tür hinter sich. Ich ließ mich erschöpft in die Badewanne zurück sinken und stöhnte gequält auf. „Wir sollten uns neue Freunde suchen. Welche, die weniger nerven“, seufzte ich und erntete ein zustimmendes Brummen. Müde fuhr ich mit einer Hand über mein Gesicht, nur um Sekunden später ein Brennen in meinen Augen zu fühlen. Das scheiß Zeug im Wasser brannte mir die Netzhaut weg!
 

Fluchend schob ich Sora von mir und drehte den Wasserhahn auf, um mir das Zeug aus den Augen zu spülen. Dabei hatte ich die hübschestes Flüche auf meinen Lippen. Sora stieg einfach aus der Wanne während ich litt und hüllte sich in einem großen Handtuch ein. Als das brennen wenigstens ein wenig nachgelassen hatte, war er in seinem Pyjama gekleidet und kicherte, als ich unbeholfen seinem Beispiel folgte. Brummend nahm ich ein Handtuch vom Harken und warf es mir um die Schultern, mit den Ecken mein Gesicht trocknend.
 

„Was gibt es da zu lachen?“, schnauzte ich ihn an.

„Du hast rote Augen“, kicherte er. Ich wollte gerade weiter schimpfen, als ich seine Worte hörte und verdutzt inne hielt. Mein Gehirn brauchte einen Moment um den Satz zu verarbeiten, als ich es endlich realisiert hatte, ließ ich mein Handtuch fallen und hetzte schnell zu dem Spiegel über dem Waschbecken.
 

„Was mir da entgegen blickte, ließ mich entsetzt aufstöhnen. Sora hatte Recht, um meine Augen war alles rot. Dieses Teufelszeug ließ mich aussehen wie ein Zombie in einem schlechten Horrorfilm! So konnte ich mich auf keinen Fall auf die Straße trauen.
 

Wie besessen spülte ich mir noch mehr klares Wasser ins Gesicht, doch mein Anblick blieb gleich schlecht. Sora klopfte mir beruhigend auf die Schulter, doch ich schüttelte einfach grob seine Hand ab. Irgendwann hörte ich ihn über meinem Kopf den Spiegelschrank öffnen und darin herum wühlen.
 

„Ich meine es ernst, Sora“, beklagte ich mich, „Wir brauchen neue Freunde. Axel ist eine Gefahr. Jetzt hat er nicht nur Spaß daran Sachen abzubrennen, sondern hat es auch noch auf mich abgesehen!“
 

Ich fluchte auch dann noch, als Sora seine Hand unter meinem Kinn legte und mich dazu zwang, ihn ins Gesicht zu sehen. „Du bist so ein großes Baby“, lächelte er. Bei seinen liebevollen Blick verstummte ich und ließ es zu, das er eine Tube öffnete und etwas von dem Inhalt auf seinen Finger tat, um es mir um meine Augen zu tupfen. Ganz konzentriert in seiner Tätigkeit, presste er seine Lippen zusammen. Ein entzückendes Bild, so konnte ich nicht anders, als meine Arme um seine Taille zu schlängeln und ihn näher an mich zu ziehen. Sobald ich seine Haut berührte, verzog er sein Gesicht. Ich war beleidigt, wollte ich ihn doch wirklich nur umarmen.
 

„Du tropfst den Boden voll“, kommentierte er gelassen. Zeitgleich blickten wir auf mich herab. Ich hatte vollkommen vergessen, das ich mit Klamotten in das Badewasser gestiegen war. Tatsächlich hatte sich eine Wasserpfütze unter mir gebildet. Ich stöhnte und nahm meine Hände weg, um sie einfach an meinen Seiten hängen zu lassen. Lächelnd nahm er die Chance wahr, das ich Kopf und Schultern hängen ließ und fuhr mir durch das Haar. Ein kleines Geräusch machen, als ich seufzte.
 

Ich wollte gerade etwas sagen, als seine Mutter aus dem Nebenzimmer rief, das die Suppe fertig sei. Er verzog das Gesicht in Ekel und löste sich von mir. Brav folgte er der Stimme und ich war allein. Da ich nicht die Absicht hatte, meinen Liebsten dabei zu zusehen wie er sein Süppchen isst, nahm ich die Gelegenheit wahr zu duschen. Doch diesmal war ich schlauer und schloss die Tür ab, damit Axel nicht noch einmal in den Raum platzen konnte. Es musste nicht unbedingt sein, das er mich nackt sah, auch wenn es für mich kein wirkliches Problem darstellen sollte. Für Sora wahrscheinlich schon und schon wieder waren meine Gedanken bei dem Brünetten.
 

Während ich den Stöpsel aus der Badewanne ploppen ließ, zog ich mich aus und wrangt meine nassen Klamotten etwas aus, um sie über die Heizung zu legen. Von der anderen Seite der Tür, konnte ich undeutlich Stimmen hören. Das laute Lachen von Axel war dazwischen natürlich deutlich zu vernehmen. Kopfschüttelnd stieg ich in die Badewanne und drehte das Wasser auf. Es entspannte mich ein bisschen und ich war froh, diesen ekelhaften Geruch von mir abwaschen zu können. Dieses Wochenende entwickelte sich dazu, mehr als nur ärgerlich zu werden und ich sehnte mich einfach nur danach, einfach nur meine Ruhe zu haben. Ich verschwendete auch kurz einen Gedanken daran, trotz meines freien Tages, arbeiten zu gehen, nur um diesen drei verrückten wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen. Aber das leichte Pochen in meinen Augen erinnerte mich daran, das ich so unmöglich das Haus verlassen konnte. Ich war gefangen.
 

Beim duschen ließ ich mir Zeit, hatte ich doch nicht das Bedürfnis, zu schnell wieder zu den anderen zu gehen und mit neuen Dingen, die mir nicht gefallen würden, konfrontiert zu werden. Da ich mich aber nicht den ganzen Tag im Badezimmer einschließen konnte, stellte ich irgendwann das Wasser ab. Wenig motiviert, hob ich das Handtuch vom Boden auf und trocknete mich ab. Nur um kurz darauf fest zu stellen, das ich keine Klamotten mit genommen hatte. Wie sollte ich auch wissen, das mich Sora ins Badewannenwasser ziehen würde?
 

Also schlang ich mir das Handtuch um die Hüften und ging schlecht gelaunt in das Schlafzimmer, nur um die nächste Überraschung zu erleben. Ich fand Axel in der Mitte des Bettes sitzend vor, mir den Rücken zugewandt und seine Arme, die sich langsam bewegten. Ich wusste nicht warum sie es taten, doch ich ahnte bereits, das es nichts gutes zu bedeuten hatte. Vorsichtshalber machte ich meine Hände zu Fäusten, um auf alles vorbereitet zu sein. In letzten Stunden hatte ich gelernt, das alles möglich ist.
 

Ich kniff die Augen etwas zusammen, als ich meinen Liebsten vor ihm liegen sah. Ich konnte nur sein Gesicht und ein wenig von seinem Oberkörper sehen, doch es genügte um zu erkennen, das sein Pyjama-Oberteil offen war und der Stoff über seinen Schultern ragte. Nach den Bewegungen von Axel zu urteilen, hantierte er an ihm herum und Sora schien es auch noch zu genießen. Entsetzt starrte ich auf das gerötete Gesicht Soras, dessen Lieder halb geschlossen waren und seine Zehe, die sich krümmten. Ein kleines Keuchen entkam seiner Kehle, ein Geräusch, das mit endgültig rot sehen ließ. So reagierte er nur wenn...
 

„Axel“, brüllte ich und war selbst überrascht über die Lautstärke. Beide schreckten hoch, Sora mit einem kleinen Schrei. Axel gab sich nicht einmal die Mühe, sich zu mir zu drehen, sondern hob nur die Hände auf Brusthöhe. Eine lächerliche weise zu zeigen, das er seine Schmierfinger von meinem Liebsten genommen hatte. Bei soviel Dummheit hätte ich lachen müssen, doch leider ging es hier um meinen Sora, der mich noch immer verängstigt anguckte. Auf einer gewissen Art tat er mir sogar leid, doch es war nur ein sehr kleiner Teil der so dachte.
 

Es vergingen ein paar Sekunden, bis Axel endlich auf die Idee kam sich umständlich um zu drehen , mich ertappt an zu sehen. Trotz der ganzen Situation versuchte er sich an einem unschuldigen Gesichtsausdruck, doch ich vermutete, das nicht mal Roxas ihn diesen Blick abgekauft hätte.
 

„Raus aus dem Bett, Axel!“ Ich funkelte ihn wütend an und beobachtete ihn bei jeden seiner Bewegungen die er tat, als er mir tollpatschig gehorchte. Nun hatte ich freien Blick auf meinem Liebsten, der sich auf seinen Unterarmen gestützt hatte und wie erstarrt auf mich sah. Der Stoff des Oberteils hing lose um seine schultern und entblößten seine nackte Brust. Er sah aus wie ein Kaninchen vor der Flinte eines Jägers, doch als sich der erste Schock gelegt hatte, konnte ich noch etwas anderes in seinen Augen erkennen. War es Erleichterung? Ich konnte es nicht definieren, da ich viel zu wütend war, um mich direkt darauf zu konzentrieren.
 

Schließlich besaß Axel die Frechheit wieder zu sprechen. Sobald ich seine Stimme hörte, riss ich meinen Blick von Sora los und drehte meinen Kopf zu ihm. Er schreckte bei meinem Blick ein wenig zurück, doch seine Hände blieben trotzdem noch da wo sie waren. Deutlich konnte ich seine Handflächen sehen, an denen eine grüne Creme klebte, die wie Schleim aussah. Langsam hasste ich diese Farbe, schien sie mir doch nur Unglück zu bringen. Es konnte einfach kein Zufall sein, das selbst Axels Augenfarbe grün war.
 

„Hör zu, ich habe deinen Freund nur mit der Salbe eingerieben“, erklärte er, „Und ich war nur oberhalb seines Bauchnabels. Ehrlich, großes beste Freunde Ehrenwort!“ Ich starrte ihn nur finster an, doch er versuchte weiterhin mich zu beruhigen. Doch ich wollte mich nicht beruhigen, sondern lieber meine Faust in sein Gesicht sehen. Eine gebrochene Nase wäre noch ein schönes Extra für diese Dreistigkeit. Nur die Tatsache das er ein langjähriger Freund war, hielt mich davon ab.
 

„Oh, das hast du gut erkannt, Axel“, fuhr ich ihn an und ging ein paar Schritte vor, um ihm am Kraken zu packen. Ein bisschen zu fest, schnürte ich ihm etwas den Hals ab. Doch es kümmerte mich nicht, schließlich sollte er Angst vor mir haben, um seine Lektion zu lernen. In seinem Gehirn sollte es sich einbrennen, das niemand meinen Liebsten so anfasste!
 

„Es ist mein Freund! Ich habe dir schon mal gesagt, das ich dir alle Knochen brechen werde, wenn du ihn anfasst!“
 

„Das war vor Jahren“, erwiderte er kleinlaut. Ich zog ihm am Kragen zu mir, so dass unsere Nasen sich fast berührten. „Das gilt für die Ewigkeit!“, knurrte ich. Prompt ließ ich ihn los. Er taumelte etwas zurück und sah mich schockiert an. Sein Gesichtsausdruck gefiel mir, erst recht als ich ihn wütend an funkelte und zur Tür zeigte.“und nun raus, Axel! Wenn du dein Gesicht in diesem Zustand behalten willst, solltest du gehen.“
 

Er gehorchte still und ging wie ein getretener Hund an mir vorbei. Als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, sah ich wieder zu Sora, der unter meinem Blick kaum merklich zusammen zuckte. Seine Position hatte sich verändert, er saß diesmal auf dem Bett und starrte mich aus glänzenden Augen an. Sein Oberteil war noch immer offen und ich konnte seine Brust glänzen sehen. Am liebsten hätte ich ihn in die Dusche geschleppt und das Zeug und die Abdrücke von Axels Händen von seiner Haut gewaschen. Doch ich hielt mich davon ab.
 

„Und nun zu dir“, brummte ich. Mit raubtierartigen Blick pirschte um das Bett herum, immer meine Beute im Visier. „Was sollte diese idiotische Aktion?“
 

Er zog die Beine näher an seinem Körper, das halbe Gesicht hinter seinen Knien versteckt, als eine Art Schutz. „Meine Mutter ist gegangen. Sie konnte mir die salbe nicht auf die Brust schmieren und -“

„Du hast zwei gesunde Hände.“

Sora atmete laut ein. „- du warst im Badezimmer.“

„Ich sage es gerne noch einmal: Du hast zwei gesunde Hände!“ Zum Beweis riss ich eine Hand von seinem Knie weg und hob sie vor seinem Gesicht. Ob es ihm nun weh tat oder nicht, war mir egal.
 

„Aber“, begann er weinerlich und seufzte hilflos, „Aber er hat es gern gemacht.“

Ich lachte humorlos auf und ließ grob seine Hand wieder los. „Natürlich hat er das. Es ist Axel, von dem wir hier reden.“ Sora sagte nichts mehr und schmollte. Natürlich mit den Armen vor der Brust verschränkt, wie ein kleines Kind. Er versuchte wieder seinen Hundeblick, doch der hätte auch nicht funktioniert, wenn er nicht einen erneuten Hustenanfall bekommen hätte. Ich ließ ihn einfach husten und verließ das Schlafzimmer, um in die Küche meine Ruhe zu finden.
 

Dort blieb ich eine Zeitlang, machte mir mein wohlverdientes Frühstück und las die Morgenzeitung. Doch richtig konzentrieren konnte ich mich darauf nicht. Es lag nicht an das wehleidige Rufen meines Namens, sondern eher an meine überspannten Nerven. Ich war überfordert, das wusste ich selbst und das ich überreagiert habe, lag auf der Hand. Nur zugeben käme nicht in Frage. Vielleicht waren meine Handlungen nicht durchdacht gewesen, doch auch Sora sollte seine Lektion lernen. Schließlich war ich noch wütend auf ihn, auch wenn ich meine Fehler eingesehen hatte.
 

Ich mochte es nicht, wenn man meinen Freund anfasste, wobei mir selbst schon Blicke auf die Nerven gingen, wenn es jemand wagte, meinen Freund zu lange an zu gucken. Ich stutzte und hob meinen Kopf, um nachdenklich in die Ferne zu schauen. Das war jedenfalls früher einmal so gewesen. Doch konnte ich mich nicht daran erinnern, wann es das letzte Mal gewesen war. Meine eigene Lektion gab ich mir selbst, als ich angestrengt darüber nachdenken musste, wann wir überhaupt das letzte Mal als Paar ausgegangen waren. Ich konnte mich nicht mehr erinnern und irgendwie deprimierte mich das noch viel mehr.
 

Meine Schläfen pochten, meine Augen brannten und ich fand mich allein in der Küche wieder, mich selbst mit düsteren Gedanken quälen. Ein tolles Wochenende. Ich seufzte laut und strich mir den Pony aus dem Gesicht. Mein Entschluss war gefallen und einer von uns musste vernünftig handeln. Wieder einmal würde ich es sein, also stand ich auf und versuchte noch einmal mit Sora zu reden. Schließlich waren wir keine Kinder mehr und würden uns wie erwachsene Menschen miteinander unterhalten können.
 

Doch als ich auf dem Flur stand, war die Tür geschlossen. Ich runzelte die Stirn, konnte ich mich doch nicht daran erinnern sie geschlossen zu haben. Und warum sollte Sora sie zugemacht haben? Aus dem Inneren des Zimmers konnte ich Soras Stimme hören. Misstrauisch hob ich die Augenbrauen und öffnete so leise wie möglich die Tür. War mein Freund jetzt dazu übergangen mit sich selbst zu reden? Ich linste in das Zimmer und fand schließlich Sora auf dem Bett sitzend vor. Seine Stimme war leise als ob er flüstern wollte. Ich wusste nicht genau, ob es an seiner Heiserkeit lag oder wirklich daran lag, das ich sein Gespräch nicht hören sollte.
 

Wenn es das letztere war, war er ziemlich unachtsam, da er mir den Rücken zugewandte und sich komplett auf das Telefongespräch konzentrierte. Still hörte er seinen Gesprächspartner zu. Meine Neugierde wurde erst geweckt, als Sora zu reden begann. Mir klappte der Mund auf als ich seinen Worten lauschte. So ein hinterlistiger kleiner Kerl.
 

„Du hättest ihn sehen sollen! Ich dachte er würde Axel schlagen!“, rief er aufgeregt in das Telefon. Wieder hörte er aufmerksam zu, was der andere zu sagen hatte. „Aber du verstehst mich nicht!“, jammerte er und stand schwungvoll auf, um vor dem Fenster auf und ab zu laufen. „Er war wirklich sauer! Ich denke, wie sind zu weit gegangen. Ihn eifersüchtig zu machen war eine sehr schlechte Idee.“
 

Wieder stille, seine Schritte beschleunigten sich und nervös spielte er mit einen seiner Haarsträhnen. Er sah so verzweifelt aus und ich freute mich darüber, schließlich ging es um mich in diesem Gespräch und schon die Bruchstücke dieses seltsamen Telefonats hatten gereicht, das ich mich beherrschen musste, um nicht in das Zimmer zu platzen. Ich hielt mich zurück und wartete darauf, was er noch zu sagen hatte.
 

„Ich habe alles so gemacht wie du gesagt hast. Nur habe ich Angst das er mich verlassen könnte“, rief er nun gequält aus, „Ja, ich habe übertrieben und auch geheult. Nur hättest du mal seinen Blick sehen sollen, er war so voller ...“ Er drehte sich in diesem Moment um und starrte mich erschrocken an. Ich sah nur mit selbstgefälligen Blick zurück.
 

„Rede' nur weiter, Sora“, sagte ich ruhig, doch der Brünette drückte nur eilig auf den Knopf seines Handys und warf es auf das Bett. Sein dummer Gesichtsausdruck war unbezahlbar.
 

„Nun“, fragte ich und gab ihm einen spöttischen Blick, „Was hast du mir zu erzählen?“

Sora sah mich nur verdattert an und stotterte sinnlose Worte vor sich hin.
 

„Möchtest du mir nicht von deiner kleinen Show erzählen, Soralein?“ Meine Stimme klang gefährlich. Wieder nur Schweigen von meinem Liebsten, der es nicht einmal mehr wagte, mir in die Augen zu sehen. Ich wartete ab und es vergingen elende langsame Sekunden, bis er endlich zu reden begann.
 

„Ich wollte doch nur...“

„Mich hinters Licht führen? Deine Heulerei, dieses Scheiß angetatsche von Axel und diese verdammten Vorwürfe! Wofür machst du so einen Scheiß?“

„Aufmerksamkeit“, schrie Sora schrill und hustete, bei der Überforderung seiner Stimmbänder. Ich schnaubte verächtlich. „Ich dachte, so könnte ich dich bei mir halten.“
 

„In dem du mich belügst und mich verarscht? Wer weiß alles von diesem Theater? Lachen unsere Freunde schon über den dummen Riku? Gefällt es dir wenigstens, mich wie ein Idiot dastehen zu lassen?“
 

„Aber Riku“, rief er weinerlich. Als ich genauer hinschaute, konnte ich tatsächlich Tränen in seinen Augen sehen. Jetzt konnte er schon auf Knopfdruck heulen. Mir sollte es egal sein, fühlte ich doch in Moment nur Verachtung für ihn.
 

Er lief auf mich zu, wollte noch irgendetwas entgegen setzen, doch ich schob ihn einfach nur weg, so dass er ein wenig zurück taumelte. Müde von diesem ganzen Theater, drehte ich mich um und verließ ohne ein weiteres Wort zu sagen die Wohnung. Bevor sich die Wohnungstür ganz hinter mir schloss, konnte ich noch ein zartes „Wohin gehst du, Riku“ hören.

die Wahrheit

Achtlos lief ich die Straße entlang, meine Augen die hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen waren und deutlich konnte ich die Blicke, der an mir vorbei laufenden Passanten fühlen. Vielleicht war es nur Einbildung, weil ich mich schlecht fühlte und auch dementsprechend aussah. Vielleicht lag es auch an meine rücksichtslose Art, die dazu führte, dass die anderen Passanten ausweichen mussten, um nicht von mir umgerannt zu werden. Es war egal warum, es änderte schließlich nichts an der Tatsache, dass ich mich unwohl fühlte. Ich wollte einfach nur fort, suchte die Einsamkeit, um meinen Kopf endlich wieder frei zu bekommen.
 

Als ich das nächste Mal meinen Kopf hob, fand ich mich am Strand wieder und war nicht mal sonderlich überrascht, das mich meine Füße ausgerechnet hier her trugen. Schwerfällig ließ ich mich in den weichen Sand fallen und versuchte den Anblick zu genießen, der sich vor mir erstreckte. Mein Blick war auf das Meer gerichtet, die Sonne, die sich in dem Wasser spiegelte und es in einer goldenen Farbe tauchte. Das betrachten dieser schönen Aussicht und das rauschen der Wellen, hatten mich sonst immer beruhigt.
 

Doch heute schien alles anders zu sein, denn es deprimierte mich nur noch mehr. Es war der Platz, wo Sora und ich als Kinder soviel Zeit verbracht hatten und er mir seine Liebe gestanden hatte. Also eindeutig nicht der richtige Ort für mich, um hier länger zu verweilen. Es schmerzte nur noch mehr und ließ mich wütend werden. Das war nicht meine Absicht gewesen, als ich übereilt die Wohnung verließ. Ich neigte dazu, gerne zu leiden und mich in eine Art Selbstmitleid zu stürzen, doch war es nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wütend über mich selbst, diesen Ort ausgewählt zu haben, sprang ich auf und lief am Wasser entlang, um mich etwas zu beruhigen.
 

Mit gesenktem Kopf lief ich drauf los und ließ meine Gedanken schweifen, doch schon bald landeten sie wieder bei Sora. Ich versuchte zu verstehen, warum der Brünette solche kindlichen Aktionen startete, doch eine richtige Antwort konnte ich nicht finden. Manchmal konnte ich ihn einfach nicht verstehen, begriff nicht, was in seinem kleinen süßen Kopf vorging. Ich fühlte mich durch seinen lächerlichen Plan einfach nur verletzt, egal was seine Gründe, für sein seltsames Benehmen waren.
 

Nach Stundenlangen herum irren, stießen die spitzen meiner Schuhe gegen eine Steinkante und verblüfft sah ich auf. Meine Augen erweiterten sich noch mehr, als ich realisierte, wo ich gelandet war. Ich machte mir eine geistige Notiz, dass ich besser darauf achten sollte, wohin ich ging, denn das war auf keinen Fall mein Ziel gewesen. Brummend starrte ich auf das kleine Türschild, das in der Steinwand eingebettet war und drückte auf dem Knopf daneben. Ein surrendes Geräusch folgte und ich schob schwerfällig die Tür auf.
 

Als ich die Stufen der Treppe hinauf ging, erwartete Roxas mich bereits. Zuerst war ich froh, dass mich nur der Blonde empfing, doch als ich in sein Gesicht sah, war die Freude auch schnell wieder vorbei. Er stand mir in Sachen finster gucken in nichts nach. Ich war beeindruckt, hielt aber seinen Blick stand. Als Roxas merkte, das seine Taktik nicht funktionierte, ging er dazu über, mich einfach nur abfällig anzuschauen. Er musste sich nicht einmal die Mühe machen, schließlich war mir schon von vorne rein klar, das Sora mit ihm gesprochen hatte und er sauer auf mich war. Warum ich mir das überhaupt antat, war mir schleierhaft.
 

„Was bildest du dir eigentlich ein?“, fuhr er mich sofort an. Dass wir noch immer auf dem Flur standen, schien ihm vollkommen egal zu sein. Aber was sollte ich schon von jemandem verlangen, der seinen Freund selbst in einem überfüllten Café eine Szene machte?
 

„Darf ich reinkommen?“, fragte ich nur unbeeindruckt und wartete nicht einmal eine Antwort ab. Ich schob mich einfach an ihm vorbei und betrat die Wohnung. Das laute zuschlagen der Tür ließ mich dabei kalt. Er hatte schon immer einen Hang zur Dramatik und konnte sich nur schwer zusammen reißen. In dem Punkt ähnelte er Sora, nur war es bei meinem Liebsten, das er sein Herz auf der Zunge trug und viel zu schnell anderen Menschen vertraute.
 

„Also? Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“ Ich hörte seine bissigen Worte, doch nahm mir mit der Antwort Zeit. Gemächlich setzte ich mich in den nächstbesten Sessel und sah ihn kalt an, doch dieses Benehmen schien ihn nur noch wütender auf mich zu machen. Darum mochte ich Roxas so gern, seine aufbrausende Art machte ihn zu einem würdigen Gegner und sorgte für einen interessanten Streit.
 

„Sora ruft mich andauernd an und ist nur am Heulen“, informierte er böse, dabei seltsam mit seinen Armen herum fuchteln. Von außen wirkte mein Gesicht ausdruckslos, doch natürlich trafen mich seine Worte. Nur nicht so hart, wie Roxas es beabsichtigt hatte, da ich noch immer sauer auf ihn war. „Er hat mir alles erzählt. Wie zum Teufel schaffst du es immer wieder, den kleinen so zu verletzen? Du bist solch ein Idiot!“
 

„Ich?“, schoss ich fassungslos zurück. „Er war derjenige, der mich mit seinen scheinheiligen Vorwürfen in den Wahnsinn getrieben hat. Er hatte diesen kindlichen Plan, diese lächerliche Show ab zu ziehen! Alles was er in diesen scheiß Tagen erzählt hatte war gelogen, nur damit ich bei ihm bleibe und ihn und seine verrückte Mutter ertragen muss. Nicht zu vergessen, sein nervtötender Freund, der ja unbedingt auch noch auftauchen musste, nachdem du ihn rausgeschmissen hast!“
 

Nach meinen kleinen Ausraster hätte ich mehr erwartet, doch Roxas starrte mich nur an und klatschte sich kurz darauf mit der flachen Hand gegen die Stirn. Gequält aufstöhnend, schüttelte er seinen Kopf, nur um sich kurz darauf auf die Ecke des Kaffeetisches zu setzen und mich ernst anzusehen. Der Blonde war nie ein Mensch gewesen der viel lachte, doch dieser intensive Blick, ließ mich dann doch hart schlucken.
 

„Du verstehst es einfach nicht“, sagte er gereizt. „Er tat es, um dich zurück zu gewinnen. Diese Show, wie du sie nennst, war dazu bestimmt gewesen, dich wach zu rütteln. Alles war wahr, was er sagte. Nur hatte ich ihm geraten, alles etwas zu übertreiben und seine Vorteile zu nutzen, um dein Interesse zu wecken oder dein Beschützerinstinkt. Wie immer du es auch nennen möchtest.“
 

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich das hörte. Dementsprechend böse klang meine Stimme, bei meiner Antwort. „Das war dein verdammter Plan?“ Er verdrehte nur die Augen, sein spöttisches Grinsen, ärgerte mich.
 

„Natürlich oder glaubst du wirklich, dass ich mir weiterhin sein Gejammer anhöre? Es war ja nicht mehr mit anzusehen, wie er litt und du zu egoistisch warst, um es zu bemerken. Sein Geheule war ja kaum noch zu ertragen!“ Er grinste zufrieden, als er meinen verdatterten Ausdruck sah.
 

„Er hat sich bei dir über mich beschwert?“, fragte ich irgendwann leise.

„Ja und es häufte sich mit der Zeit. Ich habe ich versucht zu helfen und ihm Tipps gegeben, doch die gingen gründlich schief. Wie zum Beispiel die Sache mit dem Essen.“
 

verwirrt sah ich ihn an, doch er seufzte nur übertrieben und half mir netterweise auf die Sprünge. „Er wollte dich mit einem Essen in einem Restaurant nach der Arbeit überraschen, doch nachdem er dich mit dieser Blondine gesehen hatte, ist er nur heulend abgezogen. Sora interpretiert in Situationen gern falsche Dinge hinein.“ Ich stöhnte nur und warf ein „so ähnlich habe ich ihm das auch gesagt“ ein. Doch mein Zwischenruf wurde nur mit einem Augenrollen quittiert. „Es war kein Zuspruch für dein Verhalten. Ich bin noch immer auf Soras Seite, auch wenn ich zugebe, das er etwas zu impulsiv handelte. Er hätte gleich sagen sollen was ihm stört, als es begonnen hatte.
 

„Was hatte begonnen?“

Roxas seufzte und fuhr sich durch das blonde Haar. „Das könnte ein längeres Gespräch werden“, meinte er bitter. „Willst du einen Kaffee?“Ich nickte und kam nicht umhin, mich wie ein verdammtes Arschloch zu fühlen. Warum wusste Roxas besser über unsere Beziehung Bescheid als ich selbst? Schließlich war ich es doch, die sie führte. Als er mit zwei Tassen zurück kam, setzte er sich mir gegenüber und ich nahm dankbar einer der Tassen entgegen.
 

„Wo waren wir?“, fragte er mehr zu sich selbst, als zu mir und fand schnell eine Antwort. „Ich muss ja zugeben, das diese Blondine wirklich süß ist. Sie passt perfekt in dein Beuteschema.“ Ich hob eine Augenbraue, zu spät merkend, das ich noch immer meine Sonnenbrille aufhatte und er es nicht sehen konnte.
 

„Ich habe ein Beuteschema?“, fragte ich ungläubig.

Er grinste kurz. „Ja, du scheinst auf die Unschuldsmasche abzufahren. Auf dieses süße Image scheinst du zu stehen, deshalb hab ich Sora auch geraten, diese spezielle Seite auszunutzen. Niemand kann unschuldiger gucken als Sora. Es ist eine Eigenschaft, die ihn für dich so anziehend macht. Jedenfalls war es früher einmal so gewesen. Er machte eine Pause, um seine Worte richtig auf mich wirken zu lassen.
 

„Er ist auch heute noch sehr anziehend für mich“, betonte ich schärfer, als ich es beabsichtigt hatte. Ich wusste nicht einmal, warum ich mich eigentlich rechtfertigte. Wahrscheinlich lag es einfach daran, das ich mich unwohl fühlte, so sehr im Mittelpunkt zu stehen. Es machte mich einfach nervös zu wissen, das der Blonde so viele intime Dinge über uns wusste, die nur Sora und mich etwas angingen. Ich wollte gar nicht wissen, was Sora ihm so alles anvertraut hatte und wie mies ich bei Roxas jetzt da stand. Haare raufend, versuchte ich das Gefühl der Hilflosigkeit zu unterdrücken, damit ich nicht wie ein vollkommener Waschlappen auf den Blonden wirkte. Die ganze Situation war grotesk , so dass ich am liebsten wieder gegangen wäre. Doch ich bezweifelte, das er mich so einfach gehen ließ. Schließlich war er der beste Freund von Sora und wollte für ihn nur das Beste. Ein sehr guter Charakterzug – wenn ich nicht sein Opfer gewesen wäre. Er ließ mich nicht aus den Augen und prüfte jede neue Reaktion, die ich machte. Ein weiterer Grund, warum ich hier wieder weg wollte.
 

„Sora war immer dabei, wenn ein Treffen unserer Freunde anstand. Es war unglaublich wie gut er sein fröhliches Gesicht aufrecht erhalten konnte. Niemand hat irgendetwas gemerkt oder ein Verdacht geäußert, das er nicht glücklich sein könnte. Die meisten sahen nur diesen gutgelaunten Jungen, der ziemlich gut darin war, immer wieder neue Ausreden zu erfinden, warum sein Freund nicht auf den Partys anwesend war. Es war letztes Jahr zu Weihnachten, als seine Fassade zu bröckeln begann. An diesem Tag hatte er sich schon seltsam benommen, als er auf der Party angekommen war und mehr von dem Weihnachtspunsch getrunken, als er vertrug. Später am Abend war er dann so betrunken, das Axel ihn ins Nebenzimmer bringen musste, damit er sich nicht komplett blamierte.“
 

„Warum hast du ihn nicht aufgehalten“, fragte ich ungehalten.

„Ich bin nicht sein Babysitter“, schoss der Blonde zurück und ich wich unbewusst etwas zurück, bei der schärfe seiner Worte. Er atmete tief durch und erzählte ruhig weiter. „Jedenfalls hat er mir gesagt, dass du nicht nach Hause gekommen bist und er nicht wüsste, wo du seist. Ich bin davon überzeugt, dass er mir das nicht erzählt hätte, wenn er nüchtern gewesen wäre. Da kam zum ersten Mal der Verdacht auf, das du jemanden anderen haben könntest.“
 

„Es entspricht aber nicht der Wahrheit“, sagte ich grob.

Roxas zuckte nur mit den Schultern. „Was soll er bitteschön denken, wenn du Nächtelang nicht nach Hause kommst und keinerlei Erklärungen für dein Benehmen hast?“
 

„Ich habe ihm gesagt, das ich mit den anderen bei einem Blitzballspiel war. Tidus könnte es sogar bestätigen.“ Roxas ließ meine Erklärung unbeeindruckt und beugte sich vor, um mich strafend anzusehen. „Die ganze Nacht?“, zweifelte er an. Ich grinste bei der Erinnerung an unseren Spiel und rief großspurig aus: „Hey, unsere Mannschaft hatte gewonnen, das musste gefeiert werden. Es war eine sehr feucht fröhliche Party und am Ende haben wir am Strand geschlafen, weil wir zu faul waren unsere betrunkenen Ärsche nach Hause zu schleppen.“ Ich lachte auf. „Dort zu schlafen war eine dumme Idee gewesen, da mein Haar voller Sand war und mein Rücken geschmerzt hatte. Am Sonntag hatte ich dann den ganzen Tag verschlafen.“
 

Roxas konnte meine Freude über diese kleine Geschichte nicht teilen und legte den Kopf schief, um mich einfach nur fassungslos anzugucken. „Während du deine kleine Party gefeiert hast, hab ich mit Sora telefoniert. Er war vollkommen aufgelöst und ich durfte ihn trösten und sagen, das du in Ordnung bist. Er hat sich Sorgen gemacht.“
 

„Das musste er nicht.“ Roxas stöhnte genervt auf und warf die Arme hoch. Diesmal war er nicht mehr so geduldig , wie noch am Anfang unseres Gespräches. „Das tut er aber. Ich weiß noch nicht einmal, warum er noch mit dir Idioten zusammen ist. Er hat soviel besseres als dich verdient! Du trittst seine Liebe doch nur mit Füßen und du bist selbst für das Offensichtliche zu blind!“
 

Dies wollte ich natürlich nicht auf mich sitzen lassen: „“Hey, ich liebe ihn auch, verdammt noch mal“, brüllte ich und schlug mit den Händen auf den Kaffeetisch. Für einen Moment sah Roxas mich überrascht an, doch es wich schnell einem spöttischen Grinsen. „Ja, um ihn zu ficken. Für etwas anderes scheint er ja für dich nicht mehr gut genug zu sein“, schrie er provozierend zurück. „Es ist das einzige, was er noch an Liebe von dir bekommt!“
 

Ich musste meine neu aufgestaute Wut kontrollieren, um nicht Dinge zu tun, die ich im nächsten Moment bereuen könnte. Es war schwer, da Roxas mich mit diesen rechthaberischen Gesichtsausdruck ansah. Ich hasste diesen Blick. Doch noch mehr hasste ich dieses böse Funkeln in seinen Augen, auch wenn ich wusste, das in meinen dasselbe Funkeln war. Trotz meiner geballten Fäuste, machte Roxas einfach weiter.
 

„An einem Tag hast du ihn zu einem Blowjob überredet, obwohl du wusstest, dass er es nicht mochte.“

„Ich habe ihn nicht gezwungen!“

„Aber er hat es trotzdem getan, um dir zu gefallen. Er tut viele Dinge für dich, nur damit du glücklich bist.“

„Du tust ja geradeso, als würde ich ihn nur für meine Zwecke benutzen!“

„Nein, ich will damit nur sagen, dass diese Beziehung einseitig geworden ist und es nur noch Sora ist, der versucht diese Beziehung zu retten. Du nimmst nur und das ist nicht sexuell gemeint. Darum hatte ich Sora dazu geraten, sich von dir zu trennen.“
 

Der letzte Satz schockierte mich und ich merkte nicht einmal, das ich ihn mit offenem Mund anstarrte. Neue Dinge kamen ans Licht, die mir so gar nicht gefallen wollten. Nur musste ich mir selbst eingestehen, das es in diesem Fall nicht um mich ging, sondern ganz allein um Sora. Wahrscheinlich hatte Roxas sogar Recht und Sora wäre besser dran, wenn er sich von mir trennte. Nur konnte ich mir ein Leben ohne Sora nicht mehr vorstellen, schließlich waren wir zusammen aufgewachsen und alles miteinander geteilt. Er würde mir fehlen, war er doch ein wichtiger Teil in meinem Leben. Schon allein der Gedanke daran, ihn nicht jeden Tag neben mir im Bett liegen zu haben und mit ihm aufzuwachen, war schrecklich.
 

„Du musst dir nicht einmal wirklich Sorgen machen. Er hat jedes Mal betont, wie sehr er dich liebt und das er sich nie von dir trennen könnte“, beruhigte er mich spöttisch, als ob er meine Gedanken lesen könnte. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl. Bitter starrte ich in die Tasse zwischen meinen Händen, um nicht auf Roxas sehen zu müssen. Doch dieser schien milder gestimmt zu sein und tätschelte beruhigend meine Hand. „Wenigstens hast du richtig gehandelt, als Axel ihn angefasst hat.“ Als ich überrascht meinen Blick hob, versuchte er mich aufmunternd anzusehen, auch wenn es ihm nicht so recht gelingen wollte. Ich sah verwirrt zurück.
 

„Huh, hat Sora dir wirklich alles erzählt, was geschehen war?“

Roxas grinste. „Ja und Axel hatte sich beschwert, wie grob du mit ihm umgegangen bist.“ Mein Blick musste besonders dumm aussehen, da Roxas zu kichern begann. Erst recht, als ich meine Sonnenbrille abnahm, um ihn besser ansehen zu können.
 

„Aber wie konnte er sich bei dir beschweren? Du warst doch sauer auf ihn, wegen der Sache mit Demyx!“ Ich war vollkommen überfordert mit diesen neuen Informationen, doch anstatt einer Antwort, bekam ich nur schallendes Gelächter. Ich fühlte mich wie ein Trottel, als ich so ausgelacht wurde, doch ich denke, das ich es auch verdient hatte. Ob es mir nun gefiel oder nicht.
 

„Sora hatte mir erzählt, dass du das Zeug in die Augen bekommen hast, aber nicht wie scheiße du aussiehst“, gluckste er. Ich fluchte nur ungehalten und riet ihm den Mund zu halten. Aber natürlich hielt er sich nicht daran und lachte bei meinen Drohungen nur noch mehr. In diesem Moment, stand er seinen nervigen Freund in nichts nach. Ich wartete finster drein blickend darauf, das sich der Blonde endlich wieder beruhigte, doch scheinbar war mein Äußeres der Lacher des Tages für ihn. Mein Ego war mehr als nur angekratzt. Irgendwann räusperte er sich endlich und ich erhielt meine ersehnte Antwort. Es war auch besser für ihn, da ich drauf und dran war, einfach zu gehen. Mit dem weglaufen war ich schließlich schon vertraut.
 

„Okay, zurück zum Thema“, sagte er schließlich und versuchte ernst zu gucken. Es gelang nicht ganz, denn immer wieder finge er zu glucksen an. So konnte man doch kein ernstes Gespräch führen. Verärgert setzte ich meine Sonnenbrille wieder auf und Roxas schien sich langsam wieder zu beruhigen. „Du glaubst doch nicht wirklich, das Demyx eine Chance gegen mich hätte? Axel würde ihn nicht mal ansprechen, geschweige denn mit ihm reden, wenn er vor ihm stehen würde. Schließlich weiß Axel was er an mir hat und wie ich reagiere, wenn ich davon erfahre.“ Er war vollkommen von seinen Worten überzeugt und ich selbst beeindruckt, von seinen Worten. Axel war ein verrückter Kerl, doch er liebte Roxas und der Blonde wusste es und vertraute ihm. Meine Gedanken schweiften zu Sora ab und ich erwischte mich dabei, ein kleines bisschen auf das Paar eifersüchtig zu sein. Ihre Beziehung war nicht perfekt, aber sie hatten etwas, was Sora und ich nicht hatten. Vertrauen und vor allem Ehrlichkeit.
 

„Es war nur ein Vorwand, um Axel einen Grund zu geben, damit er zu euch kommt. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hättest du wahrscheinlich nicht so reagiert, das wusste ich. Schließlich sind Sora und ich Brüder ähnlich.“ Die Wahrheit war nicht schön, war es doch nur ein weiteres Puzzlestück in einem Bild aus Lügen. Sie hatten mich ordentlich reingelegt und hätte ich Soras Gespräch mit dem Blonden nicht belauscht, wäre ich wohl für immer unwissend geblieben. Das störte mich, auch wenn dann wohl alles anders gelaufen wäre und ich hier nicht sitzen würde. Ich wollte mir lieber nicht ausmalen, was geschehen wäre. Das schlimmste war eine Trennung. Mir wurde wurde klar, das alles so geblieben wäre, wenn Roxas nicht diesen albernen Plan gehabt hätte und ich aus allen Wolken fiel, wenn sich Sora überraschend von mir trennte. Die Erkenntnis traf mich hart und schnell vergrub ich mein Gesicht unter meinen Händen. Roxas sah ruhig zu und klopfte beruhigend meinen Kopf, wie ein Hund, der auf ein Kommando brav gehört hatte.
 

„Ich denke, ich muss keine neuen Beispiele aufzählen damit du erkennst, was für ein Idiot du warst“, sagte Roxas mitleidig, doch ich schnaubte nur als Antwort. Als ich mich endlich wieder richtig hinsetzte, gab mir Roxas wieder eines seiner aufmunternden Lächeln. Ich erwiderte es halbherzig, doch aus meinen Mund kamen nicht so nette Worte: „Ich bin nicht allein an dieser Situation Schuld“, merkte ich warnend an, „und nenne mich ja nicht noch einmal einen Idioten.“
 

Er schüttelte nur grinsend den Kopf. „Nein, das bist du nicht, richtig. Dazu gehören immer zwei, nur hast du dich so egoistisch benommen, das ich in diesem Fall leider auf Soras Seite bin. Schließlich sind dir deine Bedürfnisse wichtiger als die von Sora. Selbst deine lächerliche Arbeit scheint wichtiger zu sein.“
 

Das war der Punkt, wo ich nicht mehr über meine Worte nachdachte und es einfach so aus mir heraus platzte: „Wenn seine dumme Mutter sein Collegegeld gespart hätte, müsste ich diesen furchtbaren Job gar nicht erst machen! Meine Eltern hatten seit meiner Geburt dafür gespart, damit ich jetzt auf das College gehen kann. Nur diese verrückte Kräuterhexe hielt es für ihren Sohn nicht notwendig!“ Meine Stimme klang heftiger als ich es beabsichtigt hatte, doch als ich zu Roxas sah, war auf seinem Gesicht nur ein gerührter Ausdruck.
 

„Weiß Sora das?“

Ich schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, er soll weiterhin eine gute Meinung von seiner Mutter haben, so verkehrt sie auch ist. Ich selbst hatte es nur durch Zufall erfahren, als das Thema aufgekommen war. Zum Glück war Sora nicht da, als wir uns stritten. Da meine Meinung über sie nicht die beste war, hab ich ihr gesagt, dass sie eine gewissenlos sei und Sora ihr scheiß egal wäre. Sie kam nur mit irgendwelchem spirituellen Zeug und das es doch nur materielle Dinge seien. Geld bestehe schließlich nur aus Papier und würde viel zu wichtig genommen werden.“
 

Wütend schüttelte ich den Kopf. Ich war mir nicht einmal sicher, warum ich ihm das erzählte. Eigentlich wollte ich es für mich behalten. Das war der Punkt, wo ich meinen Blick wieder auf Roxas richtete und ihn eindringlich ansah. „Halte einfach die Klappe darüber, ja?“, bat ich. „Bester freund hin oder her. Er soll nicht wissen, das ich zum Teil sein College bezahle, die andere Hälfte kommt von meinen Eltern, da meine Mutter Sora wie ihren eigenen Sohn behandelt.“
 

Er lächelte mich weich an. „Ich finde es süß“, sagte er einfach. Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte. Sie machte mich sogar ein bisschen verlegen, auch wenn ich es mir von außen nicht anmerken ließ. „Roxas“, warnte ich. Er lachte und lehnte sich mit seiner Tasse im Sessel zurück. „Okay, ich werde nichts sagen, auch wenn es mir schwer fallen wird, schließlich wissen wir alles voneinander.“ Ich hob fragend eine Augenbraue, war aber im nächsten Moment dankbar dafür, das er nicht näher darauf einging. Mir reichte schon der Gedanke, das Sora dem Blonden intime Dinge über uns erzählte. Einen kleinen Beweis, wurde mir ja schon mit diesem Gespräch gegeben.
 

„Bianca akzeptiert das einfach so, dass ihr das bezahlt?“

Ich brummte. „Ja, auch wenn 'einfach so' nicht die richtige Worte dafür sind. Seitdem ich das tue, ist auch unser Verhältnis schlechter geworden. Doch ich bin recht zufrieden, da sie vor Sora immer nett zu mir ist.“
 

Roxas machte ein nachdenkliches Gesicht. Ich hatte gedacht, das er irgendetwas sagen würde, doch es dauerte eine Weile, bis ich ihn endlich wieder reden hörte: “Mir gefällt der Gedanke nicht, das Sora keine Ahnung davon hat, was hinter seinem Rücken passiert, aber ich werde meinen Mund halten“

„Es ist unser letztes Jahr auf dem College. Danach können wir endlich von dieser Insel und zusammen irgendwo anders ein neues Leben beginnen. Falls es noch ein 'zusammen' gibt.“
 

Roxas beugte sich vor und stellte leise seine Tasse auf dem Tisch ab, um freundlich meine Hand zu ergreifen. Ich war überrascht, das ich ihn mit ein paar Worten so besänftigen konnte.“Wenn du endlich aufhörst, dich wie ein Arschloch zu benehmen, wird es auch weiterhin ein 'zusammen' geben“, fand der Blonde direkte Worte. „Nur solltest du dich ändern und ihn als Partner sehen und nicht nur als Mitbewohner mit gewissen Vorzügen.“ Seine Worte trafen mich, doch es war einer der Eigenschaften von Roxas, die ich wirklich an ihm mochte: er sprach alles gerade heraus, ohne viel Schnick Schnack.
 

„Das wird nicht gerade einfach“, seufzte ich und strich mir über das Haar. „Ich habe einen strengen Wochenplan und...“
 

„Wer sagt, das es einfach sei?“ Er blinzelte mich schelmisch an, währen er aufstand und mich dazu aufforderte, es ebenfalls zu tun. Ich folgte ihm missmutig und kam nicht drum herum zu denken, das er mich diskret aus der Wohnung haben wollte. Meine Vermutung wurde bestätigt, als ich mit ihm auf dem Flur stand und er bereits die Tür geöffnet hatte.
 

„Gehe zu ihm“,sagte er sanft und schob mich aus der Tür. Als ich mich kurz zu ihm umdrehte, grinste er. „Und überarbeite noch einmal deinen Wochenplan. Es wird sich lohnen, seinen Namen öfter in dem Kalender zu schreiben.“
 

Ich wollte noch etwas erwidern, doch stand ich vor einer verschlossenen Tür. Verdattert starrte ich kurz darauf, dann machte ich mich auf den Weg nach Hause. Zum ersten Mal, fiel mir dieser Schritt wirklich schwer.

Once More, with Feeling

Ich versuchte mir im Kopf ein paar Worte zurecht zu legen, was ich ihm sagen könnte. Doch alles was ich mir so zusammen reimte, kam mir wie der größte Mist vor. Da ich mit Spontanität auch nicht wirklich glänzen konnte, sah ich schwarz für die bevorstehende Konfrontation. Meine Chancen standen relativ schlecht, doch ich hatte eine winzige Hoffnung, dass er mich wenigstens anhören würde. Mein Herz schlug schneller, als ich unseren Wohnblock erreichte.
 

Meine Nerven waren angespannt, als ich schwerfällig die Stufen der Treppe hinauf ging und vor unserer Haustür stehen blieb. Lächerlicherweise malte ich mir die schlimmsten Dinge aus, die passieren könnten, sobald ich die Tür aufgeschlossen hatte. Umso vorsichtiger stieß ich die Tür mit meinem Fuß auf, als ob etwas dahinter lauern könnte. Doch natürlich war da nichts. Als ich den Flur betrat, stieg mir der strenge Geruch der Kräutermedizin in die Nase. Es war das Einzige vertraute was ich bemerkte, ansonsten war es nach den ereignisreichen Tagen ungewohnt still.
 

„Sora?“, rief ich und zuckte etwas beim klang meiner eigenen Stimme zusammen. Es kam keine Antwort zurück. Ich steuerte direkt auf das Schlafzimmer zu und keuchte leise, als ich ein kleines Bündel unter der Decke vorfand. Nur ein paar braune Strähnen guckten aus der Decke hervor und ich konnte ein kleines Schniefen vernehmen. Behutsam stieg ich auf das Bett und versuchte mich vorsichtig zu ihm zu bewegen, um ihn nicht zu wecken, falls er schlafen sollte. Ein feiger Teil von mir wollte das sogar, so würde ich mir dieses Gespräch erst einmal ersparen können. Doch war ich mir auch im klaren, dass ich es nur unnötig hinaus zögern wollte. Vorsichtig schob ich die Decke ein wenig beiseite, um in das gerötete Gesicht meines Liebsten zu sehen. Er hatte geweint, stellte ich schuldig fest.
 

Unfähig dazu mich zu bewegen bei diesem Anblick, saß ich da und starrte auf das schlafende Gesicht meines Liebsten. Seine Muskeln, die ein wenig zuckten, als hätte er einen schlechten Traum. Trotz dieser bitteren Erkenntnis war ich mir nicht sicher, ob ich es wagen sollte ihn auf zu wecken. Gerade als ich meine Hand von seiner Schulter nehmen wollte, bewegte er sich ein bisschen und hob träge seinen Kopf. Ungläubig blinzelte er mich an und brauchte einen Moment um zu realisieren, das ich wirklich vor ihm saß. Als er erkannt hatte, dass ich wirklich da war, sprang er unbeholfen auf und versuchte zu mir zu gelangen. Nur war er ein wenig zu stürmisch und verhedderte sich mit dem Fuß in der Decke, weshalb er auf mich fiel. Sora kümmerte sich nicht darum und nutzte lieber den Moment, um mich sofort in die Arme zu schließen. Ich war verwirrt über sein Verhalten, da ich mit so etwas nie gerechnet hatte.
 

Nach einem kleinen Schockmoment, löste ich mich aus meiner Starre und erwiderte zaghaft die Umarmung. Ich hatte gedacht, das irgendetwas passierte, wenn ich meine Arme um den zitternden Körper legte, doch zu meinen erstaunen geschah nichts. So wurde ich mutiger und drückte ihn fester an mich. Als er sein Gesicht in mein Shirt vergrub und ich bereits die leichte Feuchtigkeit seiner Tränen dort fühlen konnte, wusste ich, das es die richtige Entscheidung war, wieder zurück zu kommen. Ich hatte ihn vermisst, auch wenn es sich nur um ein paar Stunden handelte, die wir getrennt waren. Ich schloss meine Augen und vergrub meine Nase in das braune Haar, den schwachen Geruch von 'Medizin' einatmend, der von ihm ausging. Es störte mich nicht, genoss ich doch nur die Wärme, die von dem anderen Körper ausging und durch den Stoff meiner Kleidung an meine Haut drang.
 

„Ich habe dich vermisst“, flüsterte er in mein Ohr.

„Ich dich auch, Sora.“ Ich konnte ihn unkontrolliert schniefen hören. Er weinte bitterlich und ich bedauerte, das diese Tränen wegen mir vergossen wurden. Ich versuchte ihn zu beruhigen, flüsterte süße Worte in sein Ohr, doch auch nach endlosen Minuten wollte er nicht aufhören zu weinen. Also hielt ich ihn weiter in meinen Armen und hoffte darauf, das er bald damit aufhörte. Ich hasste es, wenn er traurig war. Eine hübsche Ironie, wenn man bedachte, dass ich es selbst für lange Zeit nicht mal bemerkt hatte und er wegen mir weinte. Ich schob diesen Gedanken ganz weit weg von mir, schließlich war es nicht mehr wichtig, denn ich war wieder da und würde meine Fehler gut machen. Auch wenn es schwer für mich sein würde, nicht in alte Muster wieder zurück zu fallen.
 

„Riku?“, schniefte es unter mir und verheulte Augen blickten zu mir auf.

„Ich bin ganz Ohr.“

„Du denkst zu viel.“ Er gluckste leicht, doch endete es nur in einem Husten, der schnell wieder verebbte. Ich drückte ihm einen Kuss auf seinem Kopf.

„Vielleicht.“ Er schmiegte sich an meine Brust.

„Hör' auf damit. Du bist wieder hier und allein das macht mich glücklich.“

Es waren einfache Worte, doch versetzten sie mir einen Stich in meinem Herzen. Sacht zog ich ihn etwas von mir weg, um ihn ins Gesicht sehen zu können.
 

„Das reicht dir?“ Sora wich meinem Blick aus und zupfte an meinem Ärmel herum, der für ihn plötzlich sehr interessant schien. Ich hob meine Hand und legte sie auf seine Wange, um sein Gesicht sacht zu mir zu ziehen. Ich wollte ihn dazu zwingen mir in die Augen zu sehen, doch er senkte nur störrisch seine Lider.
 

„Sora?“, sprach ich ihn direkt an, doch er schlug nur meine Hand weg und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.

„Nur weil ich wieder hier bin, heißt das nicht, dass alles vergessen ist“, versuchte ich zu erklären, erntete aber nur ein energisches Kopfschütteln.

„Doch“, nuschelte er gegen meine Haut. „Vergiss was ich gesagt habe. Die Hauptsache ist doch nur, dass du wieder da bist.“
 

Ich konnte kaum glauben, was mein Liebster da von sich gab. Seine Worte klangen so falsch, dass ich mich einfach nur schlecht fühlte, als ich das hörte. Wollte er wirklich so schnell nachgeben, seine eigenen Bedürfnisse so zurück stecken, nur damit ich bei ihm blieb? So kannte ich meinen Liebsten nicht, wollte ihn auch gar nicht so kennen lernen. Ich musste handeln. Die Scherben wieder zusammen setzen, die zerbrochen waren.
 

„Ich werde immer bei dir sein“, flüsterte ich, während ich ihm zärtlich über seinem Rücken streichelte. „Nur werde ich es nicht einfach ignorieren, was du zu mir gesagt hast. Diese ganze Show, hast du nicht umsonst veranstaltet. Also rede mit mir.“ Ich konnte seine Lippen auf meine Haut fühlen, doch wollte er mir noch immer nicht ins Gesicht sehen. Wenn er sich wohler fühlte, mir nicht in die Augen sehen zu müssen, während wir redeten, war es okay für mich. Wahrscheinlich würde es mir sogar leichter fallen, so die richtigen Worte zu finden.
 

„Es war Roxas Idee“, meinte er patzig. Leicht schmunzelnd, spielte ich mit einer seiner braunen Haarsträhnen, während ich überlegte, wie ich weiter vorgehen sollte. „Ich weiß“, sagte ich nach einer kleinen Pause. „Nur hast du dich auf diese Idee eingelassen. Dafür muss es einen Grund gegeben haben.“ Er blieb still. Wenn es so weiter ging, würde unser Gespräch die ganze Nacht dauern. So kamen wir einfach nicht weiter. Wieder sagte ich seinen Namen, als Zeichen, dass er etwas sagen sollte. Geduldig wartete ich auf eine Reaktion und bewegte mich etwas, um meine Beine auszustrecken und die unbequeme Position zu ändern. Es war etwas komplizierter, Sora auf meinem Schoß zu setzen, da seine Arme nie meine Schultern verließen. Unruhig rutschte der Brünette auf meinen Oberschenkeln herum, um eine bequeme Position zu finden. Als er endlich zufrieden war, begann er zu sprechen. Viel zu leise, sodass ich genau hinhören musste, um ihn verstehen zu können.
 

„Ich war so traurig, als du einfach zur Schule verschwunden bist, und habe Roxas angerufen, als meine Mutter mich gezwungen hatte, ein Erkältungsbad zu nehmen. Einfach nur, damit ich mit jemandem reden und meinen Kummer loswerden konnte. Doch Roxas war genervt von mir – toller bester Freund – und sagte mir, dass ich meine Chance nutzen sollte, um alles zu sagen, was ich auf dem Herzen hatte. Da ich krank bin, sollte ich meine Vorteile nutzen – ich wusste nicht einmal das ich welche habe – und wehleidig sein, damit du dich um mich kümmerst.“ Er schniefte wieder, während er mit seinem Ärmel unter seiner Nase rieb.
 

„Roxas hat Recht, Sora“, sagte ich bestimmt. „Es gibt so viele Dinge, die ich an dir liebe.“

„Meinen Arsch?“, fragte Sora ungewohnt garstig. Doch davon wollte ich mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch wenn mich seine schroffe Aussage doch etwas überraschte. „Natürlich Sora, ich bin nur wegen deinem Arsch mit dir zusammen.“ Er brummte irgendetwas vor sich hin, was ich nicht verstehen konnte. Nur eins war sicher, dass ihm meine Antwort nicht passte. Vielleicht war es auch nicht nett von mir, doch mochte ich das ausschmücken von Wahrheiten nicht. Es war nicht meine Art und Sora wusste es.
 

„Wenn ich an irgendwelche Ärsche Interesse hätte, wäre ich nicht mit dir zusammen. Schließlich könnte ich davon ziemlich viele haben.“

„Das ist natürlich beruhigend“, rief Sora gereizt aus. Durch meine Worte verärgert, versuchte er von meinem Schoß zu rutschen, doch ich hielt ihn einfach auf seinen Platz. „Deine Arroganz ist wirklich unglaublich!“, rief Sora empört aus. Wieder versuchte er ein paar erfolglose Befreiungsversuche,nur um ein paar Minuten später endgültig aufzugeben.
 

„Ist es wirklich Arrogant, wenn ich die Wahrheit sage? Du weißt, das ich jeden haben könnte, wenn ich nur wollte. Nur will ich es gar nicht.“ Sora sah zum ersten Mal auf und blickte mich aus böse funkelnden Augen an. Ein fremder Anblick für mich, da ich ihn noch nie so gesehen hatte. Seufzend vergrub ich meine Nase in seinen Nacken, um dort über seine weiche Haut zu streichen.
 

„Sei doch mal ehrlich, Sora“, murmelte ich diesmal sanfter. „Ich bin weder kommunikativ, noch sonderlich sympathisch. Als einen einfachen Menschen kann man mich auch nicht bezeichnen. Davon mal abgesehen, dass es über einen One-Night-Stand nicht hinausgehen würde, denn sobald sie mich näher kennenlernen, wären sie auch schon wieder verschwunden.“

„Mach dich nicht so schlecht und vor allem, hör' auf von One-Night-Stands zu reden! Das tut mir nur weh.“

„Wie gesagt, es ist nur die Wahrheit. Weißt du noch wie wir uns kennengelernt haben?“ Sora stutzte und dachte kurz darüber nach. Dann nickte er.
 

„Es war am Strand. Wir waren so ungefähr fünf oder sechs Jahre alt.“

„Genau und Kairi und du habt am Wasser mit euren Holzschwertern gespielt. Ich hatte euch eine Weile beobachtet, bis du irgendwann zu mir kamst und mich angesprochen hattest. Ich selbst hätte mir das nicht getraut.“

„Kairi wollte mich auch daran hindern, dich anzusprechen, da sie Angst vor dir hatte.“

„Richtig und das ist der Punkt. Ein Beispiel dafür, wie ich auf andere Menschen wirke.“

„Wir waren Kinder!“, protestierte Sora. Ich nickte ruhig. Niemals meine Augen von ihm abwendend.
 

„Es geht mir darum, dass niemand etwas mit dem neuen Kind zu tun haben wollte. Gerade wegen meiner Art. Nur du kamst auf mich zu gerannt und hast mich bei der Hand genommen, um mein Freund zu werden.“

„Das macht doch alles gar keinen Sinn!“, jaulte Sora böse auf.
 

„Lass mich doch einfach mal weiter reden und unterbrich mich nicht andauernd“, seufzte ich. Sora warf mir einen abfälligen Blick zu, doch ich ignorierte es einfach und sprach im ruhigen Ton weiter. „Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich allein geblieben und hätte niemals so viele neue Freunde gefunden. Du hast sie mir vorgestellt und mir mit deiner offenen Art unbewusst gezeigt, was es heißt, nicht allein zu sein. Außerdem hast du mir gezeigt, dass ich durchaus dazu fähig bin, mich einem anderen Menschen zu öffnen und eine Beziehung zu führen. Ich hatte immer gedacht, dass es für mich unmöglich sei.“
 

Während ich redete, hatte ich meine Wange an seinem Hals gelegt. Es sollte eine Geste des Trostes für ihn sein, doch insgeheim war es nur ein Schutz für mich, damit ich ihm nicht in die Augen sehen musste. Ich war solch ein elender Feigling. Als ich nun aufblickte, betrachteten mich ein paar blaue Augen aufmerksam. In ihnen war eine seltsame Mischung aus Betroffenheit und Trauer zu finden. Seine Lippen öffneten sich etwas, als ob er etwas sagen wollte, doch sie formten nur lautlos meinen Namen. Diesmal war ich es, der weg sah, um seinen Blick nicht mehr länger ertragen zu müssen.
 

„Hör zu, du weißt das ich nicht gut in reden bin. Einfach weil ich schon immer ein recht distanzierter Mensch war“,fuhr ich eher ungeschickt fort. Ich konnte Soras Blick immer noch auf mich fühlen, was das reden noch ein wenig erschwerte. Doch ich wollte aussprechen, was ich für ihn fühlte. „Um meinem Herzen hatte ich eine unsichtbare Mauer gezogen, die noch immer da ist, um nicht verletzt zu werden. Trotzdem hast du es irgendwie geschafft, sie nieder zu reißen, um sie für dich frei zu legen.“
 

Wieder stoppte ich mich und schielte zu ihm auf, als ich ein Keuchen vernehmen konnte. Es war nur ein kurzer Moment, trotzdem bemerkte ich diesen seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht, der es mir nicht gerade einfacher machte, weiter zu reden. Ich hasste meine Unsicherheit, doch noch mehr hasste ich es, das ich diese elende Angst nicht einfach abstellen konnte. Sie machten mich so verletzlich und ich hasste dieses Gefühl der Verwundbarkeit. Sie machten mich zu einem schwachen Menschen.
 

Trotzdem machte ich weiter, nahm eine Hand von seinem Rücken, um zärtlich über seine Brust zu streichen, bis sie über seinen Herzen stoppte. „Mein Herz wird immer genau da sein Sora und da wird es für immer bleiben.“ Eine leicht zitternde Hand legte sich über meine. Ein erstes Zeichen, das er verstand. Seine Finger, die meinen Handrücken ein wenig drückten und tröstlicher waren, als ich mir eingestehen wollte. Ich beugte mich vor und legte meine Lippen auf seine Knöchel, um dort einen Kuss hinzuhauchen.
 

„Du bewahrst es in dir auf und sorgst dafür, das es niemand verletzen kann. Das hast du schon immer getan und es wird sich auch nie etwas daran ändern. Du bist es, der mich beschützt, mich aufbaut und mich zu einem besseren Menschen macht.“ Er nahm seine Hand von meinen Lippen, nur um sie mir unter das Kinn zu legen und meinen Kopf zärtlich aber bestimmt nach oben zu ziehen. Mir gefiel die neue Situation nicht, da ich ihn so direkt in die Augen sehen musste. Vereinzelte Tränen kullerten ihm über die Wangen, die ich ihm vorsichtig mit dem Daum wegstrich.
 

„Das hast du mir nie erzählt“, flüsterte er. Seine Unterlippe zitterte ein wenig, als würde er jeden Moment richtig losweinen wollen. Sein Anblick versetzte mir einen Stich im Herzen, doch konnte ich nichts weiter tun, als ihn wieder in meine Arme zu schließen und ihn so zu trösten. Dankbar gab er sich meiner Umarmung hin und klammerte sich wieder an mich. „Ich weiß, ich hätte viele Dinge schon viel früher sagen sollen“, gab ich zu. „Doch dachte ich, das es nicht nötig wäre und du wüsstest, was ich für dich fühle.“ Sora schüttelte seinen Kopf an meiner Brust.
 

„Ja, das hättest du wohl. Dann hätte ich mich auch nicht wie ein Freund fühlen müssen, den man ab und an mal fickt, wenn es einem in dem Kram passte und ansonsten allein lässt!“ Ich hob geschockt meinen Blick, um ihm in seine seltsam trüben Augen sehen zu können. In ihnen war nicht mehr diese sorglose Fröhlichkeit, die ich so sehr liebte. „Sora“, versuchte ich es noch einmal, doch er ließ nur schniefend den Kopf hängen. Die Tränen, die er so lange zurück gehalten hatte, kullerten über seine Wangen. Sein Anblick war für mich kaum zu ertragen, so nahm ich panisch sein Gesicht in meine Hände und suchte seinen Blick. „Was redest du für einen Unsinn. Ich liebe dich Sora.“ Der Brünette hatte nur einen spöttischen Laut dafür übrig und wich meinen Blick aus.
 

„Wenn es so ist, wie du sagst, warum fühle ich mich nicht mehr geliebt von dir?“ Er sah mich traurig an. Seine Hände, die nach meinen Handgelenken griffen. Doch zu meiner Überraschung, wollten sie meine eigenen Hände nicht von seinem Gesicht entfernen, sondern umklammerten sie, um wenigstens ein wenig halt zu haben. Ich dachte nicht einmal nach, als ich ihm fast flehend in die Augen sah und ihm wieder sagte, das ich ihn liebte.
 

„Liebe allein scheint nicht zu reichen, um eine Beziehung aufrecht zu erhalten“, flüsterte er. Ein gequältes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, während die Tränen seine Wangen hinunter liefen. Sein Körper sackte ein wenig zusammen, wobei sich seine Stirn auf meine Schulter legte. Tatenlos beobachtete ich, wie er seine Arme um meine Taille klammerte, ohne selbst imstande zu sein, irgendetwas zu tun. Ich schaute auf den zitternden Körper meines Liebsten, erinnerte mich an den Tag, als Sora mir seine Liebe gestanden hatte. An diesen Tag gab es keine Zweifel. Er war vollkommen überzeugt davon gewesen, das alles gut für uns ausgehen würde. Meine eigenen Bedenken wurden mit seinen positiven Worten weggewischt. Er liebte mich und ich liebte ihn. Was sollte schon passieren? Und nun saßen wir hier und meine Bedenken hatten sich bewahrheitet.
 

„Es tut mir leid“, flüsterte ich. Träge hob ich meine Hände, um über seinen Rücken zu streichen. Diese Geste konnte ich nicht lange ausüben, denn Sora sprang überraschend auf, um wütend mit dem Finger vor meiner Nase herum zu fuchteln. „Und wehe du wagst es, jetzt so einen scheiß zu denken, das du nicht gut genug für mich bist oder so einen Quatsch! Ich schwöre dir, ich trete dir in den Arsch, wenn du auch nur einen Augenblick daran denkst!“ Ich konnte nur verwirrt auf meinen Liebsten starren, der vor mir kniete und dessen Finger viel zu nah vor meinem Gesicht herum fuchtelte. Wenn er so weiter machte, würde er mir damit noch ein Auge ausstechen. Doch verstand ich was er mir sagen wollte und nahm seine Drohung ernst. Brav nickte ich, wobei ich seine Hand von meinem Gesicht wegzog. Sora merkte es nicht einmal und ließ sich einfach wieder auf meine Oberschenkel fallen.
 

„Ich will doch nur, das wir eines dieser lächerlichen Paare sind, die Hand in Hand laufen, sich dämlich benehmen, wenn sie herum turteln und sich idiotische Kosenamen geben!“, rief er motzend aus. Ich zog die Augenbrauen hoch. „So wie Tidus und Yuna?“ Sora sah mich angesäuert an und nickte. „Ich habe es satt, unseren Freunden irgendwelche Lügen auftischen zu müssen, weil du mal wieder nicht bei unseren Treffen dabei bist. Genauso wie ich es zum kotzen finde, mir irgendwelchen Schmuck oder kleine Geschenke kaufen zu müssen, nur damit ich sagen kann, das du sie mir geschenkt hast!“ Wieder konnte ich Sora nur anstarren, nur diesmal war es im Unglauben.
 

Sora sah meinen Blick zum Glück nicht. Trotzig ließ er seine Schultern hängen und fuhr sich mit dem Ärmel über sein verheultes Gesicht. Ich ließ ihn in Ruhe, davon überzeugt das es besser war, einfach meinen Mund zu halten. Erst als sich unerwartet auf mich warf und wir nach hinten fielen, hielt ich ihn reflexartig an den Hüften fest, damit er nicht hinunter fallen konnte. Sora sorgte sich nicht und blieb einfach auf mir liegen. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, ließ aber meine Hände, dort wo sie waren. „Ich will meinen Riku zurück!“, murrte er. Ich lächelte ein bisschen bei diesem trotzigen Satz. „Mein reizbaren, unsympathischen Riku, der nicht jede Blondine anlächelt.“
 

„Meine Worte waren ernst gemeint“, seufzte ich. Sora rückte augenblicklich etwas zur Seite, um seinen Kopf auf meine Schulter zu legen. Als sich unsere Blicke trafen, lag ein wütendes Funkeln in seinen Augen. „Das du jeden haben könntest?“ Es war nicht sonderlich überraschend, das er ausgerechnet auf diesen Part unseres Gespräches kam. „Nein, das du mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hast, als wir uns begegnet sind. Und das nur mit deinen großen blauen Augen und deinen abscheulichen Hundeblick!“
 

An meinem Ohr dran ein empörtes Schnauben. Ich schielte zu ihm hinunter, nur um seinen bösen Blick einzufangen. „Das hat vielleicht früher funktioniert, aber heute nicht mehr.“ Ich strich ihm über die geröteten Wangen, nicht sicher, was ich von der neuen Wendung halten sollte. „In den letzten Tagen hat es doch wunderbar funktioniert“, brummte ich. Damit gab sich mein Liebster natürlich nicht zufrieden. Er machte ein böses Gesicht, das ziemlich seltsam aussah, wenn man bedachte, das er vor wenigen Minuten noch geheult hatte.
 

„Du bist zweimal einfach abgehauen“, warf er sofort ein. Ich strich mir durch das Haar und bedachte ihn mit einem ernsten Blick. „Ich weiß und es tut mir leid.“ Sora richtete sich auf, sodass unsere Gesichter sich beinahe berührten. Er verlagerte sein Gewicht auf meinem Oberkörper, seine Beine jeweils links und rechts von meinen Seiten abgestützt und sah ebenso ernst zurück. „Du kannst nicht jedes Mal weglaufen, wenn wir Probleme haben.“
 

„Ich weiß“, antwortete ich, meine Hände, die sich auf seine Wangen legten, damit ich ihn zu mir ziehen und einen Kuss auf seine rauen Lippen hauchen konnte. „Du hast mich lange nicht mehr ohne einen speziellen Grund geküsst.“ Zart lächelte er gegen meine Lippen. „Speziellen Grund?“, fragte ich dumm, während Sora mit meinem Haar spielte. Er nickte leicht. „Ja, ohne das du wieder mal in meine Hose willst.“
 

„Du tust ja geradeso, als würde ich nur das von dir wollen.“

Sora zuckte mit den Schultern. „Du hast mich nur beim Sex geküsst, ansonsten war ich Luft für dich.“ Er stutzte, um kurz über seine Worte nachzudenken. „Obwohl das auch nicht stimmt. Schließlich warst du ja nie da.“

„Es wird sich einiges ändern, Sora. Das ist ein Versprechen. Der Brünette hielt inne, um prüfend mein Gesicht zu studieren. Er war nicht wirklich überzeugt von meinen Worten, doch meinte ich es vollkommen ernst. So schnell würde ich ihn nicht aufgeben, auch wenn es ein schwerer Weg werden würde, um ihn davon zu überzeugen.
 

„Ich hoffe es“, flüsterte er schon bald und legte seinen Kopf wieder zurück an meine Schulter. So gut es ging zog ich die Bettdecke über uns, da sein Körper noch immer zitterte. „Du weißt, das ich meine Versprechen nicht einfach so gebe. Du kannst dir sicher sein, das es mein Ernst ist.“
 

„Ich hoffe es“, wiederholte er trotzig. „Es wird auch deine letzte Chance sein. Ich könnte es nicht ertragen von dir getrennt zu sein, doch so kann es auch nicht weiter gehen. Ich will mich einfach nicht mehr wie ein benutzter Freund fühlen, den man nach belieben besucht, um Spaß mit ihm zu haben und dann einfach wieder verlässt.“ Es waren ungewohnt ehrliche Worte von Sora, die mich benommen die Augen schließen ließen. Wann hatte er begonnen erwachsen zu werden? Noch nie hatte er mir so klar seine Konsequenzen für mein Handeln offen gelegt. Ich war wirklich schockiert über diese neue Seite meines Liebsten. Trotzdem hoffte ich inständig, das es die letzte Überraschung an diesem Wochenende war. „Du wirst nicht mehr leiden müssen. Schon allein, weil Roxas mir in den Arsch tritt, wenn ich dich noch einmal verletze. Dieser Junge tut nur so harmlos. In Wirklichkeit steckt in ihm ein kleiner Tyrann.“
 

Sora gluckste. „Ich habe eine Menge Leute auf meiner Seite, die dir in den Arsch treten, wenn du wieder Mist baust. Das macht mein unwiderstehlicher Charme!“ Ich schnaubte verächtlich und drückte ihm einen Kuss auf seinen Haaransatz. „Ja, Charme hast du, doch sollte dieser nur für mich bestimmt sein.“ Ich konnte nichts gegen meine Besitzansprüche tun. Sie waren einfach da, auch wenn ich nicht in der Position war, überhaupt welche zu haben. Sora störte sich nicht daran und kuschelte sich an meinem Hals, um dort gegen meine empfindliche Haut zu lächeln.
 

„Es hilft mir aber, dich zu kontrollieren. Ohne mich würdest du nur irgendwelchen Mist bauen. Ich bin dein jiminy cricket sozusagen.“
 

„Du bist noch so vieles mehr“, lachte ich bei seinem Vergleich und schloss meine Arme um seinen Körper. Die Wärme, die von ihm ausging, war Balsam für meine Seele. Auch wenn es für mich schwer wird, es wieder gut zu machen, wollte ich mich trotzdem der Illusion hingeben, das für den Augenblick alles in Ordnung war. Was die kommenden Tage brachten, wusste ich nicht, doch würde ich es schneller heraus finden, als mir lieb war. Müde schloss ich meine Augen, um endlich den benötigten Schlaf zu bekommen. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Es gab keinerlei Zweifel in mir, alles wird wieder gut werden. Vielleicht war es der Einfluss von Sora, das ich so naiv dachte, doch war ich davon überzeugt, das ich nicht von seiner Seite weichen würde.
 

Kampflos gab ich ganz sicher nicht auf. Schließlich war Sora mein. Als eine Art Bestätigung, drückte ich ihn fest an mich. Ein kleines Keuchen entkam seinen geröteten Lippen, bei dieser etwas groben Behandlung. Mein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RandaleEiko
2013-11-10T20:57:19+00:00 10.11.2013 21:57
schönes kapi *.* ;) <3
Von:  RandaleEiko
2013-11-09T15:54:58+00:00 09.11.2013 16:54
ich freu mch echt riesig auf das neue kapitel ^^ huu bin schon voll gespannt
Antwort von:  LadySam
10.11.2013 15:10
Dann viel Spaß beim lesen ^^
Antwort von:  RandaleEiko
10.11.2013 15:25
danke :D
Von:  Fenneja
2013-08-20T16:44:35+00:00 20.08.2013 18:44
Endlich ein neues kapitel, suupii :D

Och Rikuuu.. Er sollte wirklich etwas aufmerksamer sein wenn es um Sora geht..
Sora tut mir aus verschiedenen Gründen leid, erstens, weil er krank ist, zweitens, dass Riku sich so miserabel um ihn kümmert, in jeglicher Hinsicht und drittens, weil er so eine merkwürdige Mutter hat XD

Sind Axel und Roxas auch zusammen? Die beiden find ich auch voll knuffig *_*

Freu mich schon wenns weiter geht (:
Antwort von:  LadySam
20.08.2013 23:20
Ja, wie gesagt, muss die Kapitel nur abschicken - einfache Sache^^
Er gibt sich ja Mühe, schließlich geht er ja wieder nach hause zurück (wenn auch durch Roxas geschimpfe^^) Sora ist es ja von klein auf nicht anders gewöhnt, so findet er die Ansichten seiner Mutter auch nicht merkwürdig und da Riku sich wenigstens da zurück hält, ist es für ihn eben normal. Also kein Grund, um Mitleid mit dem Kleinen zu haben :)und ja, Roxas und Axel sind zusammen. Irgendwie sind sie in meinen Geschichten immer schon zusammen und es gibt keine spezielle Nebengeschichte mit ihnen - warum auch immer oO

ps: keine Sorge, alle Kapitel werden hier hochgeladen :)
Von:  Fenneja
2013-08-19T00:00:00+00:00 19.08.2013 02:00
Ich muss sagen, dass ich teilweise keine Luft mehr vor lauter Lachen bekommen habe, denn ich hätte mir niemals vorstellen können, dass Riku so angeekelt sein kann XD

Wirklich TOP :D
Also ich würde mich echt freuen wenn's schnell weiter gehen würde! :)
Antwort von:  LadySam
19.08.2013 17:58
Oh, danke schön *-*
Doch was richtig gemacht und jemanden zum Lachen gebracht - freut mich ^-^
Na ja, erkältete Menschen sind ja auch eklig :P da hat der gute schon recht, irgendwie. Deinen Wunsch kann ich dir übrigens auch erfüllen, da die Geschichte bereits fertig ist und die einzelnen Kapitel nur noch abgeschickt werden müssen.

Also lieben Dank für dein Kommi und ein nächstes Kapitel wird bald folgen :)


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