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Internatsleben

InoShika ⎸ SasuSaku ⎸ NaruHina ⎸ NeijiTen
von

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Fortschritt, oder Rückschritt?

Die Tage vergingen wie im Flug.

Eine gewisse Konstante schlich sich in mein Leben ein, die mir ein stabile und beruhigende Oase der Erholung bot. Anfangs wurde ich geplagt von einem unermüdlichen Schuldbewusstsein, doch je mehr die Zeit voranschritt, desto mehr verflüchtigte sich dieses Gefühl auch wieder. Doch eines Stand zweifelsohne fest: Egal wie ich mich entscheiden würde, ich würde jemanden verletzen. Meine wirren Gedanken stoppten erst, als ich von zwei rehbraunen Augen aus meiner eigenen kleinen Welt gerissen wurde. Doch anders als früher brachten sie mich nicht mehr so leicht aus der Fassung. Ich konnte diese Atmosphäre nicht beschreiben. Seine Seelenspiegel zogen mich in ihren Bann, doch gleichzeitig taten sie das auch nicht. Ich bemerkte, wie er mich mit den seinen fixierte und musste leise kichern. Ein großes Fragezeichen trat nun an die Stelle seiner Wachsamkeit, doch ich dachte nicht im Traum dran, mich zu erklären. Die plötzliche Vibration meines Handys lenkte unser beider Aufmerksamkeit jedoch schließlich voneinander ab.

„Ja?“

Shikamaru warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, den ich abermals gekonnt ignorierte.

„Es ist 17Uhr. Hast du mich vergessen?“

„Natürlich habe ich das nicht, Sai.“, entgegnete ich ihm. Eine glatte Lüge. Ich hatte ihn vergessen. „Ich bin schon auf dem Weg.“

Hastig kramte ich die vor mir liegenden Bücher zusammen. Schnell und doch sorgfältig baute ich einen Stapel, den ich mit einem kurzen Nicken meinem Gegenüber zuschob. „Danke das du mir in Physik geholfen hast.“ Ein starkes Seufzen verließ seinen Mund. Auch ohne, dass er etwas sagte wusste ich, dass es ihn störte, dass Sai und ich ein Paar waren. In der ersten Zeit, in der er es erfuhr und unsere Beziehung noch frisch war, sprachen wir ausnahmslos kein Ton miteinander. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, spürte ich … ja, was war es denn eigentlich genau? Hass? Traurigkeit? Eifersucht? Ich konnte es nicht genau zuordnen, doch mir war es auch mehr als lieb, nicht mehr über sein Innerstes zu erfahren.

„Mir wäre lieber, du würdest nicht gehen.“, erhob er nun schließlich doch seine Stimme. Ich wusste nur selten nicht, was ich sagen oder erwidern sollte. Doch Shikamaru Nara erhöhte diese Quote der Sprachlosigkeit stetig. Ich wollte seine Aussage einfach ignorieren, denn ich war doch – mehr als ich mir selbst eingestehen wollte – froh darüber, dass der junge Nara-Sprössling irgendwann sein negativen Gefühle bei Seite schob, und mir weiterhin bei meinen schulischen Leistungen half. Im Laufe der Zeit musste ich mir immer wieder mein Ziel vor Augen rufen. Und für dieses Ziel musste ich kämpfen und Bestleistungen erbringen. Außerdem wollte ich das hart verdiente Geld meiner Eltern und die immensen Kosten für dieses Internat nicht verschwenden. „Bis dann, Shikamaru.“, kam letztlich nur aus meinem Mund. Mit diesen wenigen paar Worten verließ ich schließlich endgültig seinen Raum. Erst jetzt spürte ich das leichte Kribbeln in meinen Beinen und die ungewollte Nervosität. Bewusst oder auch nicht – es war ausnahmslos klar, dass ich nicht nur auf Grund seiner schulischen Hilfe froh über seine emotionale Kehrtwende war.
 

Angekommen an unserem üblichen Treffpunkt erwartete Sai mich mit seinem üblichen monotonen Lächeln. Früher, als wir uns gerade erst kennengelernt hatten, hielt ich es immer für sehr oberflächlich, geradezu abwertend, doch ich akzeptierte mit der Zeit, dass mein Freund eben einfach diese Art von Mensch war, der seine Emotionen nur schwer ausdrücken konnte. Geschweige denn, dass er jemand war, der sie strategisch gut zum Einsatz bringen konnte.

Alles wiederholte sich, und so auch die Mehrheit unserer Treffen. Sie liefen oft nach einem ähnlichen Muster ab. Manchmal haderte ich mich mit mir selbst, dass das alles, was wir taten, einfach nicht ich war; dass es zu langweilig war. Doch dann bewies mir der Schwarzhaarige unbewusst immer, dass ich mich täuschte. Er wurde zu einem festen Dreh- und Angelpunkt, der mir Kraft gab und mich auf seine Art und Weise von meinen Problemen ablenkte, wie es sonst keiner vermochte.

Schnell schüttelte ich meinen Kopf, denn selbst mir wurde langsam klar, dass ich eindeutig zu viel grübelte. Das würde mir nur frühzeitige Falten bescheren, oh nein, ohne mich, das schwor ich mir. „Sind wir hier richtig?“ Sai blieb stehen und ließ sein Augenpaar durch die Gegend schweifen. „Scheint mir schon.“ Ich war schon ganz aufgeregt, was vermutlich auch deutlich zu erkennen war. Doch endlich einmal konnte man von einem positiven aufgeregt sein sprechen, wenn es sowas überhaupt gab. Vier Monate war es her, dass wir alle uns versammelt hatten. „U-zu-ma-ki“, las ich den Namen auf dem Klingelschild laut vor. Mein Finger wanderte in Richtung des Knopfes, und just in diesem Augenblick griff Sai nach meiner Hand, wirbelte mich herum und küsste mich direkt auf meinen Mund. Eine leichte Röte stieg in mein Gesicht und ein wohlwolliges Gefühl verbreitete sich in meiner Magengegend. Er brummte zufrieden, ehe er seine Hand, die meine weiterhin fest umklammert hielt zurück in die vergangene Position brachte und klingelte. Hinata öffnete uns vorsichtig die Tür. Voller Glanz stand sie dort im Rahmen vor uns. Ihre Augen leuchteten zufrieden und ihr Gesicht war umhüllt wie das einer Fee. Sie wirkte viel zu anmutig und glücklich in diesem Moment. Ich freute mich so für meine Freundin. Endlich konnte sie das Leben führen, wie sie es auch wollte. „Kommt rein ihr Zwei, ihr seid die Letzten, die anderen sitzen schon im Wohnzimmer.“, gestikulierte sie uns kurzerhand in ihre Wohnung. Beim Eintritt bemerkte ich sofort ihren wohlgeformten Bauch, den sie vorher leicht geschickt hinter der Tür versteckt hatte. Mit offenem Mund stand ich vor meiner Freundin. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Meine Händen entglitten mir in Hinatas Richtung und umkreisten, ohne sie zu berühren, fasziniert ihre Rundungen. Was vier Monate doch ausmachen konnten.

Angekommen in dem kleinen aber doch mit Leben gefüllten Wohnzimmer entdeckte ich alle Freunde, die ich seit meinem Umzug in diese Gegend finden konnte. Hinata setzte sich glücklich neben ihren neuen Zimmergenossen und jetzigen Ehemann Naruto. Beide strahlten nur so voller Zufriedenheit, was automatisch auch auf uns überging. Auch Neiji und Tenten waren gekommen. Niemand wusste so recht, wie es zwischen den beiden weitergehen sollte, doch es war klar, dass der mutige Schritt seiner Cousine auch Neiji neue Hoffnung gab: Hoffnung auf eine Zukunft mit Tenten. Sakura kam alleine, ohne Sasuke, obwohl jeder in diesem Raum bereits wusste, dass die zwei sich regemäßig miteinander trafen. Trotzdem leugnete Sakura dies vor allen anderen – außer vor mir. Meine rosahaarige Freundin sagte mir immer wieder, dass ich sie wohl nicht täuschen konnte, denn meine Situation wäre ja die gleiche wie ihre. Was mich nur noch mehr verwirrte, denn ich wurde aus diesem immer wieder kommenden Satz nicht schlau. Ich verstand letzten Endes nicht, wieso es Sakura so schwerfiel, zu ihrer neuen Liebe zu stehen.

„Wo ist Kiba?“, ploppte es schließlich in meinen Gedanken auf. „Ich dachte wir wären die Letzten?“ „Kiba-kun musste leider absagen für heute.“, antwortete die Frischvermählte sogleich als habe sie nur auf diese eine Frage gewartet. „Schade, ich hatte gehofft, dass wir uns alle mal endlich zwanglos wiedersehen.“ Alle nickten zustimmend, womit das Thema kurzerhand vom Tisch gefegt wurde.

Wir redeten schließlich über dieses und jenes. Über meine Zeit in meinen anderen Heimaten. Über Gaara und Kankuro, über Kiba und seine Hundesucht. Alles was uns in den Sinn kam, auch, wenn es völlig unbedeutend war, erfüllte es den Raum mit Heiterkeit. Immer wieder brachen wir in ungeniertes Gelächter aus und freuten uns aus ganzem Herzen einfach über den heutigen Abend. Hinata wollte ein leichtes Abendbrot für jeden vorbereiten, was dazu führte, dass die Mädels sich in der Küche versammelten und die Jungs sich weiterhin im Wohnzimmer über Belangloses unterhielten. Hin und wieder musterte ich die neue Wohnung des Uzumaki Paares. Sie war wirklich klein, kaum der Rede wert, aber das war nur allzu logisch. Hinata hatte uns erzählt, das Narutos Eltern, Minato und Kushina Uzumaki, ihnen zwar hier und da halfen, aber auch sie der Meinung waren, dass die beiden nun auf eigenen Beinen stehen mussten, jetzt, da sie ein Kind erwarteten. Während das Essen köchelte kramte die ehemalige Hyuuga – ein Name, der ihr laut eigenen Aussagen fortan nichts mehr bedeutete – ein paar Fotos ihrer Hochzeit hervor. Wir alle staunten, wie wunderschön und harmonisch die zwei Jugendlichen strahlten. Sie feierten diesen besonderen Tag nur unter sich. Bei Trauung entschieden sie sich dafür, ihre Familien nichtsdestotrotz zumindest eine Einladungskarte zukommen zu lassen. Minato und Kushina waren auf einigen der Bilder zu erblicken, doch von den Hyuugas war lediglich ihr Cousin Neiji zu sehen. Gleich darauf schenkte – trotz aller Einwände ihres Ehemannes – Kushina ihrem Sohn als letztes großes Geschenk einen dreitätigen Trip, um all den Stress und all die Sorgen an diesem Ort zu begraben. Hinata beschrieb sowohl den Tag ihrer Trauung als auch ihre selbst ernannte Hochzeitsreise als glücklich und wahnsinnig harmonisch, was mich nur umso mehr für sie erfreute. Hinata und Naruto waren einfach das perfekte Paar – und jetzt wurde aus ihnen die perfekte Familie. Ich wusste genau, dass sie die Schwierigkeiten, die noch vor ihnen lagen, auch mit Leichtigkeit überwinden würden. Ein wenig zu melancholisch versank ich abermals in meine eigene kleine Gedankenwelt. Was war das nur für eine komische Gefühlswallung, die da in mir aufkam? Neid? Missgunst? Nein. Es fühlte sich an, als ob mein innerstes Seelenleben mir mitteilen wollte, dass ich Reue empfand. Doch was konnte ich denn bereuen? Mein Leben war toll. Ich hatte erschwingliche Noten, eine liebe Familie, verlässliche Freunde und einen strebsamen Zukunftsplan. Außerdem hatte ich einen Freund, Sai, der sich die allergrößte Mühe gab, mich stehts und ständig glücklich zu machen.

Als die Uhr nach unseren ganzen Gesprächen letzten Endes bereits 22.30Uhr anzeigte, erkannte man auch in Hinatas und Narutos Augen die Anstrengung, die sie uns entgegenbrachten. Vermutlich waren die beiden mehr als nur müde. Doch waren sie auch viel zu höflich, als dass sie uns zum gehen auffordern würden. Sakura schlug deshalb vor, die Party hiermit zu beenden, und alle waren damit einverstanden. Gemeinsam traten wir unseren Rückweg an, zurück zum Internat. Lediglich die junge Familie Uzumaki blieb in ihrer neuen Unterkunft, denn keiner von beiden war nun mehr an diesem Internat eingeschrieben. Hinatas baldige Geburt zog andere Probleme mit sich, und Naruto entschied sich stattdessen dafür, in einer Firma einen Job zu beginnen, der zwar mies bezahlt wurde, aber immerhin überhaupt ein Einkommen generierte. Tenten und Neiji entschieden sich im Endeffekt auch dafür, noch nicht zurückzukehren, und so blieben nur Sai, Sakura und ich auf halbem Wege zurück. Die Nacht war angenehm kühl, nicht zu warm und doch auch nicht zu kalt, sondern genau richtig. Der Himmel war klar, und man konnte die Sterne ungestört beobachten. Abende wie diese waren nahezu perfekt. Angekommen am unserem Zielort entschied sich mein Begleiter dazu, bereits in sein Zimmer zu gehen, weil er morgen einen harten Tag vor sich haben würde. Ich akzeptierte seine Entscheidung, auch, wenn ich natürlich hoffte, dass er es sich noch einmal anders überlegen würde, wenn er meinen traurig-halbgespielten Blick sah. Doch dem war nicht so. Sakura stimmte Sai überraschender Weise ohne viel Tamtam zu, und so verschwanden beide in das innere des Gebäudes. Irgendwie fühlte ich mich überhaupt nicht mehr müde, also wanderte ich noch ein wenig über den bereits verlassenen Schulhof. Unbewusst lief ich in Richtung des gemütlichen Sees, an dem Sasuke mich vor einiger Zeit geküsst hatte. Er befand sich ganz in der Nähe, und doch waren – erstaunlicherweise – immer sehr wenig Leute in dieser Gegend. Doch bis auf diese dumme Erinnerung, die ich immer mit diesem Gewässer verband, liebte ich diesen Ort wirklich sehr. Die Sicht war trotz des klaren Himmels schlecht, doch vielleicht waren es auch nur meine Augen, die den Geist aufgaben. Doch wenn ich mich nicht gänzlich irrte, lag dort jemand auf meinem Plätzchen und beobachtete die Nacht. Leise schlich ich mich an die unbekannte Person heran und war seltsamer wenig überrascht, als ich erkannte, wer dort lag. Der junge Mann wirkte im Schein des Mondlichts geradezu majestätisch, und viel anmutiger als er es sonst tat.

STOP

Was dachte ich da gerade nur?

„Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr hierher.“, erhob der Braunhaarige plötzlich seine Stimme. Mein Herz schlug schneller. Seine Stimme wirkte weich, mit einem wolligen Unterton.

„Shikamaru, was machst du um diese Uhrzeit hier?“

„Das könnte ich dich wohl auch fragen.“, entgegnete er mir nur keck. Ich tapste einige Schritte vorwärts und platzierte meinen Körper direkt neben dem des Nara-Sprössling. Viel zu Nahe. Viel zu Nahe setzte ich mich an ihn heran. Mein Herz machte abermals einen Satz. Ich bemerkte, die seine Augen in meine Richtung starrten. So, wie er es oft tat, wenn er mir Nachhilfe gab. Doch irgendwie auch anders. Sein Blick war in meine Richtung gelenkt, auf mein Gesicht, und doch war es so, als würde er direkt durch mich hindurchsehen.

„Und, was machst du nun hier?“, versuchte ich erneut ein Gespräch zu beginnen.

„Auf dich warten“, schoss es sogleich aus seinem Mund. „Können wir reden, ohne, dass wieder Fluchtgefahr besteht?“

„Das kann ich nicht versprechen.“, kam es nach einiger Zeit mit viel zu ruhiger Stimme aus meinem Mund. Eigentlich wollte ich sarkastisch klingen, doch scheinbar weigerte sich mein Körper dagegen.

„Oh man, echt nervig.“, seufzte er drauf los. Ich blähte meine Wangen auf und wollte schon zum Konter ansetzen, als er abermals das Wort ergriff:

„Es ist wichtig. Dann hör mir bitte wenigstens zu.“ Seine Ton klang nun um einiges ernster und ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich nickte lediglich. Sollte er reden.

Für einige Sekunden – oder waren es doch Minuten – sah er mir wieder tief in die Augen. Mein Körper bebte und ich verstand meine eigenen Funktionen nicht mehr.

„Ino, du weißt was ich für dich empfinde. Und ich will nicht, dass es so endet. Es dauert nicht mehr lange bis das Schuljahr um ist, und wir schließlich von dieses Internat aus einen neuen Lebensweg einschlagen müssen. Ich will nicht, dass jeder seinen Weg geht. Oh man, wie nervig. Ich klinge schon wie ein verrücktes 14-jähriges Mädchen.“, seufzte er erneut und grub sein Gesicht nun tief in seine Handfläche. „Ino, ich sag´s jetzt einfach direkt. Ich will zwar nicht das du mich hasst, aber mach Schluss mit Sai.“ Shikamaru´s Worte trafen mich wie ein Feuerwerk. Wieso würde ich nicht wütend? Normalerweise hätte ich ihn geohrfeigt, was er sich einbilden würde, sowas überhaupt zu sagen. Oder geschweige denn auch nur zu denken. Doch nichts von dem passierte. Seltsam. Ich war die Ruhe in Person. Doch irgendwie auch nicht. Mein Nebenan wartete auf eine Antwort, doch als er merkte, dass nichts kommen würde, begann er einen neuen Versuch. Und es waren diese drei Worte, die alles veränderten.

„Ich liebe dich.“, flüsterte er schon fast in Richtung des Nachthimmels.

Mein Dasein verselbständigte sich. Ich packte den Nara am Kragen seinen Shirts, brachte ihn mit all meiner Kraft in eine sitzende Position – und küsste ihn. Alles in mir loderte in einem heißen innerlichen Gefecht. Ich wusste genau, was ich hier tat. Ich wusste genau, dass es falsch war. Und ich wusste genau, dass ich mich nach nichts mehr sehnte, als nach seinen männlichen Lippen. Zunächst musterte der Braunhaarige mich mit erschrockenen offenen Augen, doch es dauerte nicht lange, ehe auch er in den Kuss einstieg. Er war wild. Besitzergreifend. Ungewohnt forsch, doch genau das mochte ich so sehr daran. Es war ein fordernder Kuss nach mehr. Und anders. Es war anders, als wenn ich Sai küsste. Ich wusste, nein wollte sogar mehr; und dass ich Sai damit betrügen würde. Doch das war mir im Moment egal. Ich wollte die Person, die sich vor mir befand, und die mir signalisierte, dass sie dies auch wollte. Es wäre ein Schalter in meinen Kopf, den ich ausschalten konnte. Der die Gleichgültigkeit aktivierte. Wieso nur? Wieso er das überhaupt in mir auslösen? Sai war ein guter Kerl. Er hatte etwas Besseres als mich verdient. Ich würde ihm diese Sache erklären müssen, ehe ich mit ihm Schluss machte. Ich liebte Sai, doch noch mehr liebte ich Shikamaru. Es sprudelte aus mir heraus, wie aus einem Brunnen. Jedes einzelne unserer Treffen lockte diese Gefühlsregung in mir hervor. Diese Zufriedenheit, die dieser Kuss mir gab, war beängstigend.

Unser beider Atem war schwer und verlangend. Shikamaru war der erste, der sich löste, und stur weigerte ich mich dagegen, doch trotzdem kämpfte er sich durch, um wenigstens ein paar Worte sprechen zu können. „Ino?“, stieß er mit heißen Atem hervor und ich hörte deutlich, dass er, der schlauste Typ, den ich kannte, die Welt nicht mehr verstand. Doch ich wollte jetzt alles, aber nicht reden. Erneut verwickelte ich ihn in einen Kuss und platzierte kurzerhand meinen Körper auf seinem. Eines war wohl sicher: Diese Nacht würde ich nie wieder vergessen.
 

Am nächsten Morgen fand ich mich in seinem Zimmer wieder und war überrascht, nicht von einem komisch guckenden Sasuke begrüß zu werden. „Na wo soll er schon sein.“, antwortete der Nara als ob er meine Gedanken lesen konnte. Ich schielte so gut es ging auf den nebenanstehenden Wecker. 9.20Uhr. Es war Sonntag, und ich wusste, dass Sai ein Frühaufsteher war. Das heißt, er würde längstens schon im Musik- oder Kunstraum vorzufinden sein. Auch auf die Gefahr hin, diese angenehme Situation zu zerstören, ergriff ich das Wort an diesem Morgen.

„Ich muss mit Sai reden.“ Ein widerwilliges Brummen war das einzige, was mein Bettgenosse dazu anscheinend zu sagen hatte. Langsam öffnete er seine rehbraunen Augen. Diese Augen, die mich komplett verzehrten. „Nein.“, bettelte er gespielt kindisch. Ich konnte nicht anders als darüber zu lachen. „Ich muss.“ Ich bemerkte, wie sein Blick urplötzlich hellwach wurde und einen besorgten Schein an den Tag legte. „Was ist?“, kicherte ich herunterspielend darauf los.

„Wieso hast du das getan?“

„Hab ich was getan?“

„Mit mir geschlafen.“ Wollte er darauf wirklich eine Antwort haben?

„Also, wenn ich dir das wirklich erklären muss, dann bist du wohl doch nicht der klügste Kopf hier.“, versuchte ich wiederholt die Situation herunterzuspielen. Vorsichtig, aber doch besitzergreifend griff er nach meinem Handgelenk und zog mich zum zweiten Mal eng an sich heran. „Wieso?“, hakte er erneut nach. „Ich dachte, du hasst mich, also?“

Dieses Mal war ich es, die ihm forsch in die Augen sah. „Na klar, und weil ich dich hasse, liege ich hier zusammen mit dir in einem Bett.“

Sein Gesicht verzog sich in immer größere Zweifel, und ein lautes Seufzen entglitt nun meinem Mund. „Ich ..“, begann ich. Doch irgendwie blieb mir sogleich die Spucke im Hals stecken. Was wollte ich eigentlich sagen? Das ich ihn liebte? Das er es war, den ich die ganze Zeit über liebte? Das ich endlich zu meinen Gefühlen stand und zur Einsicht kam? War das nicht offensichtlich?

„Shikamaru, ich muss wirklich mit Sai reden. Er hat das verdient. Das ich ihm die Wahrheit sage meine ich.“

Der junge Mann im Bett erwiderte nicht mehr, weshalb ich das Thema vorerst beendet sah. Ich nutze die Chance und griff nach meiner Kleidung, um mich anzuziehen, und Shikamaru hielt mich nicht auf. Weder er noch ich wollten jetzt noch einen Streit entfesseln. Plötzlich schoss mir Sasuke erneut durch den Kopf. „Woher wusste er, dass ich hier bin?“, fragte ich mit einem Nicken gen Richtung seines Bettes seinen Zimmergenossen.

„Du musst die Kausalität anders betrachten“.

Ich wartete darauf, dass er weitersprach, da mein Bick ihm ganz offensichtlich zeigte, dass ich nicht wusste, was er meinte. Da er nicht den Anschein machte, dieses Gespräch in irgendeiner Weise weiterzuführen, griff ich nach meinem Handy. 6 verpasste Anrufe, 4 eingegangene SMS.
 

Guten Morgen, Schönheit. Bist du schon wach? – Sai
 

Ino, wo steckst du? – Sakura
 

Ino?- Sakura
 

Ich verstehe, wenn du wach bist, komm schnell zurück, du musst mir unbedingt helfen. – Sakura
 

Das war wieder typisch für meine rosahaarige Freundin. Alle verpassten Anrufe stammten von ihr. Sai schrieb mir lediglich diese eine SMS. Zugleich froh als auch missmutig darüber begann ich, zunächst ihm zu antworten, denn ein Gespräch mit ihm hatte jetzt oberste Priorität.

Plötzlich ertönte die Vibration meines Handys und ich bemerkte erneut einen ankommenden Anruf. Sakura. Was war nur so dringend, dass sie so penetrant um meine Aufmerksamkeit buhlte?

„Sakura, guten Morgen.“

„Morgen Sonnenschein.“, erwiderte sie mit einer viel zu fröhlichen Stimme. „Wo bist du?

„Also, weißt du …“

„Schon gut, das war eine rhetorische Frage, ich weiß es schon längst von Sasuke.“

„Sasuke?“, kam es lediglich aus meinem Mund. Irgendwas an diesem Gespräch war komisch. Es hatte gerade erst begonnen, doch ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich bemerkte, wie Shikamaru mich etwas zu neugierig beobachtete, so, als ob er meine Reaktionen überprüfen wollte.

„Ich erkläre es dir später, Ino. Persönlich. Aber jetzt komm erstmal wieder her. Du musst mir doch helfen, mein Hochzeitskleid auszusuchen.“

Und mit diesem Satz beendete meine Freundin unser Telefonat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kaninchensklave
2020-05-06T17:37:49+00:00 06.05.2020 19:37
ein Tolles Kap

tja Ino ist ein klein wenig Neidisch aber gegen soviel Glück und Perfektheit mit Harmonie da kann Ihre noch Beziehung mit Sai nicht mithalten, auch wenn Hiashi es sich nicht eingestehen möchte jedoch ist auch Ihm bewusst das Hinata regelrecht aufblüht in einer Schwangerschaft die alles andere als geplant war und doch ein absoulutes Wuschkind /Enkelkind ist

oh ich sehe es vor mir sobld das kleine auf der Welt ist sie wird in Ihrer Oma Rolle genauso afblühen wie Hinatza in Ihrer Mutter Rolle, während Naruto arbeitet Hinata sich um die Geld eintelung sowie Haushalt und Kind kümmert wird sich Minato nicht wundern wo einiges an Geld hin wandert denn Kushina wird ihren Enkel extrem verwöhnen ^^

Ino hat mit shikamaru geschlafen und wird wohl Sai bald abschießen auch wenn es ihr shcwer fallen wird aber Ino weiss shcon wer ihre große Liebe sein wird und zwar Shikamaru

GVLG


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