Gruppenarbeit
Die Fronten schienen verhärteter denn je.
Heute war Freitag, es war also bereits drei Tage her seit wir von Hinata diese ‚Sache‘ erfahren hatten. Trotzdem hatte sich bisher nichts geändert – und schon gar nicht gebessert. Zwar war Sakura ziemlich enttäuscht von der Blauhaarigen gewesen, doch stand sie ihr trotz allem in dieser Zeit bei. Bisher hatte die Hyuuga keine Chance gehabt mit ihrem Freund oder ihrem Cousin zu sprechen. Naruto ignorierte seine Freundin seit diesem Zwischenfall komplett, selbst, wenn er seine Pausen bei uns verbrachte. Offensichtlich schien er auch Sasuke und Shikamaru vollkommen auszublenden, da auch diese mehrmals probierten mit ihm zu sprechen – ohne Erfolg. Und wenn sie es dann bei Neiji versuchte sagte dieser immer nur ‚Er wolle davon nichts hören, es widere ihn nur an‘. Ich hatte großes Mitleid mit ihr. Niemand – außer uns – wollte ihr zuhören. Niemand wollte ihr die Chance geben, die Sache zu erklären. Es stimmte, sie hatte eine Nacht bei dem Uchiha verbracht, doch war das vor ihrer Zeit mit dem Blonden. Sie erzählte uns, dass es letztes Jahr nach dem Schulfest passierte. Alles geschah so schnell. Sie hatte einfach zu viel getrunken und so kam eins zum anderen. Er nahm sie mit auf sein Zimmer, wobei sie selbst natürlich nicht daran dachte, was seine Absichten waren. Sie hatte eine naive, unschuldige Natur, und bisher wenig Erfahrung mit Jungs. Als er damit begann, sie zu verführen, hatte sie sich erst gewehrt. Doch er wollte einfach nicht aufhören. Es war nicht so, dass sie es in diesem Moment nicht genoss, die Zärtlichkeit eines Mannes auf ihrer Haut zu spüren, doch war er nicht derjenige, mit dem sie so etwas erleben wollte. Doch ihre Sinne schienen durch den Alkohol wie vernebelt zu sein. Normalerweise dachte sie ständig an Naruto, doch diese Intimität, die sie dort mit Sasuke teilte, übermannte sie, und schließlich gab sie sich Sasuke’s Anziehung vollkommen hin. Er hatte ihr versprochen gehabt, niemandem davon zu erzählen – und bisher hielt er sein Versprechen auch. Hinata wollte diese ganze ‚Geschichte‘ einfach nur vergessen, schließlich kam sie nur zwei Wochen später mit dem Blonden zusammen. Naruto war seit Kindertagen ihre große Liebe. Sie bereute trotzdem nicht, dass sie diese Nacht mit Sasuke verbrachte. Sie bereute lediglich, dass sie Naruto nicht schon eher davon erzählte.
„Miss Yamanaka!“ Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an dieses Unglück. Irgendwie musste es doch möglich sein der Blauhaarigen zu helfen. „MISS YAMANAKA!“ – „Hey, aufwachen Ino!“, stupste mich Shikamaru von der Seite an. „Hm?“ Verwirrte blickte ich ihn an. „Miss Yamanaka, wenn Sie bitte dem Unterricht folgen würden? Zum Träumen haben sie später noch Zeit.“, ermahnte mich der Lehrer. Es war doch zum Haare ausreißen. Ich konnte mich keine Minute auf den Unterricht konzentrieren. Selbst die Tatsache, dass ich den restlichen Tag neben dem Nara verbringen musste erschien mir dadurch völlig belanglos. „Ich hoffe doch du denkst gerade an mich!“, flüsterte er mir verführerisch zu. °Oh nein! Nicht das auch noch …° Seine Stimme warf mich vollkommen aus meinem Konzept. Sie klang wie Melodie in meinen Ohren. Aber halt, was dachte ich denn da? „Vergiss es, nicht alles dreht sich nur um dich!“, antwortete ich ihm weniger neckisch als ich eigentlich wollte. „Machst du dir Sorgen um die kleine Hyuuga?“ Traurig senkte ich meinen Blick. „Ihr Zwei, ich kann euch einfach nicht verstehen. Ihr habt Hinata’s Leben völlig aus der Bahn geworfen. Und dann interessiert es euch nicht mal!“ „Das stimmt nicht.“, antwortete er mir ernst. „Ich wusste gar nichts davon. Und eines kann ich dir zu 100% versichern, Sasuke kümmert es sehr wohl. Außerdem, du vergisst, das Neiji und Naruto kein Wort mehr mit ihm wechseln. Sie sind ebenso seine Freunde. Glaubst du das lässt ihn einfach kalt?“ „Und WARUM muss er dann so eine Aussage machen? Dann wäre das doch alles gar nicht rausgekommen und niemand hätte jetzt Probleme!“, kam es wütend von mir zurück. „Nun ja, weißt du …“ Sein Blick schweifte von mir zu Sakura. „Er wollte --!“ „Mister Nara, Miss Yamanaka! Das ist die letzte Verwarnung. Wenn sie nicht augenblicklich still sind, finden sie sich im Büro der Rektorin wieder!“, rief Sensei Kakashi uns mit stark wütendem Unterton zu. Sakura sah mich von einer der vorderen Reihen an und verdeutlichte mir mit einer Geste, jetzt besser ruhig zu sein. Mit diesem Lehrer war wohl nicht zu spaßen. Aber was meinte der Braunhaarige wohl damit? Ich brannte darauf zu erfahren, was er mir eben sagen wollte, doch ich entschied, dass es besser war zu warten, bis die Geschichtsstunde vorbei war. Nachdem die Stunde vorbei war – und uns nur 10 Minuten Pause bevorstanden – huschten Tenten und ich augenblicklich zu Sakura’s Platz. „Sag mal, was haben du und Shikamaru denn da getrieben? Sensei Kakashi ist sonst kaum aus der Ruhe zu bringen!“, kam es neugierig von der Ama. „Das erklär ich euch später.“, antwortete ich leicht abwesend. Unsere rosahaarige Freundin brachte einen lauten Seufzer hervor. „Was’n los Saku?“, fragte Tenten besorgt. „Wir haben jetzt Sozialkunde mit Sensei Asuma. Das heißt Naruto und Hinata werden hierherkommen.“, seufzte sie abermals vor sich hin. „Wo ist da das Problem?“, fragte ich. Sie blickten mich beide mit mitleidigem Blick an. „Sie sitzen nebeneinander, direkt hinter euch!“, stimmten sie gleichzeitig ein. Oh weh…
Ich ging zurück an meinen Platz und ließ mich genervt auf den Stuhl fallen. Ich beobachtete, wie einige unserer Mitschüler den Raum wechselten und dafür andere ihren Platz einnahmen. Ein lautes Kreischen war zu hören und mit hochgezogenen Augenbrauen wanderte mein Blick zur Klassenzimmertür, durch die nun Sasuke hereinkam. „Du hier Sasuke?“, konnte ich Setsu aus der ersten Reihe hören. „Seit wann bist du denn in diesem Fach eingetragen?“, säuselte sie weiter. Ich warf einen kurzen Blick auf Sakura, die nur mit offenem Mund dasaß und ihn aufmerksam beobachtete. Langsam beugte sich der Schwarzhaarige zu ihr runter und hauchte ihr ein ‚Erst seit kurzem‘ ins Ohr. Kurz nach ihm kam nun auch Naruto ins Klassenzimmer. Doch ohne seinen ehemaligen Freund eines Blickes zu würdigen lief er zu seinem Platz. Als Sakura und ich mitbekamen, auf wessen Platz der Uchiha zusteuerte, bekam ich leichte Panik. Kurz blieb er an unserem Tisch stehen, um seinen Kumpel zu begrüßen. „Geile Sache, dass du das geschafft hast!“, kam es von meinem Banknachbar. „Ob das mal gut geht!“, fuhr er mit einem aufgesetzten Lächeln fort. „Wir werden sehen.“, bekam er kurz zurück. Dann ging er weiter und meine Vermutung bestätigte sich. Sasuke setzte sich direkt neben Naruto. Ich drehte mich zu ihnen um und sah, wie der Blonde ihn fassungslos anstarrte. Damit hatte wohl keiner gerechnet.
Unerwarteter Weise betrat nun auch Neiji den Raum. Tenten starrte ihren Freund ungläubig an. „Neiji, was machst du denn hier?“ „Sehen warum Hinata auf einmal in meinem Kurs ist!!“, antwortete er gereizt. Er ging direkt zu der Bank, an der sich Sasuke niedergelassen hatte. Auch seine Freundin stürmte nun los, um Ärger zu vermeiden. „Was-hat-das-zu-bedeuten-Uchiha?“ Mit zusammengekniffenen Augen verlangte er deutlich eine plausible Antwort. Doch dieser machte keine Anstalten. Wahrscheinlich war das auch besser so. Der Hyuuga schien mehr als nur gereizt zu sein. Doch schließlich schaute Sasuke auf. „Ganz einfach, ich habe‘ den Kurs mit Hinata getauscht.“ Völlig monoton sprach er diesen Satz aus. „Ich glaube du hast mich letztens nicht ganz verstanden. Sprich meine Cousine nie, NIE wieder an!!“ „Beruhige dich doch Schatz.“, kam es blitzschnell von Tenten. Man sah deutlich die Sorge in den Augen der Braunhaarigen. Neiji gab seiner Freundin einen Kuss und verschwand daraufhin wieder aus dem Raum. Die Schulglocke ertönte und kündigte damit die nächste Stunde an. Ich bemerkte, wie sich Shikamaru eine meiner Haarsträhnen schnappte und sie leicht um seine Finger zwirbelte. „Sensei Asuma ist nicht so streng wie Sensei Kakashi.“ Ein verführerisches Grinsen schlich sich in sein Gesicht. Ich konnte kaum wiederstehen, als ich mich dennoch dazu durchrang, seine Hand wegzuschlagen und ihm ein ‚Lass das‘ zuzuflüstern. Als ich mich wieder unserem Lehrer widmete bemerkte ich Setsu’s finsteren Blick. Anscheinend hatte sie die Sache mitbekommen, was wiedermal nichts Gutes bedeutete.
Sensei Asuma baute sich vor der Klasse auf und räusperte einige Male seine Stimme, um die volle Aufmerksamkeit der Klasse zu bekommen. „Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen. Ich bin mir sicher, dass sie alle bisher eine anstrengende Woche hatten, weshalb ich mir für den heutigen Unterricht etwas ganz Besonderes ausgedacht habe. Wir – oder besser gesagt Sie alle – werden ein Projekt durchführen. Um die Sache angenehmer und einfacher zu gestalten, werdet ihr diese Aufgabe jeweils als Paar bewältigen.“ Sofort begannen alle Schüler untereinander zu tuscheln. Ich schätze die meisten machten sich Pläne, wie sie als erstes zu Sasuke und Shikmaru kommen sollten, um diese zu fragen. Doch sofort schoss Temari’s Hand in die Höhe. „Ja bitte, Miss Sabakuno?“ Sie stützte ihren Kopf auf ihre Hand, schlug die Beine übereinander und fing mit gespielt freundlicher Stimme an zu sprechen: “Dürfen wir uns unseren Partner denn aussuchen?“ Der Lehrer begann zu seufzen. „Nein, tut mir leid. Wenn ich das erlauben würde, würde hier wahrscheinlich das Chaos ausbrechen. Ich weiß wie gerne sie alle mit Mister Uchiha und Mister Nara arbeiten würden. Deswegen habe ich mir das hier einfallen lassen.“ Er ging hinter sein Pult und holte eine Box hervor. „Darin sind Zettel, die jeweils eine Nummer haben. Alle Nummern kommen zweimal vor. Das heißt also, wer die gleiche Nummer hat wird auch zusammenarbeiten.“ Nahezu die gesamte Klasse stöhnte auf. Gleich nachdem Setsu einen Zettel gezogen hatte, wand sie sich zu uns um und rief:“ Shikamaru-Liebling, Sasuke-Schatz, was habt ihr für Nummern?“ Verführerisch klimperte sie mit ihren künstlichen Augenwimpern. Da mein Banknachbar allerdings damit beschäftigt war, sich böse Blicke mit Sakura auszutauschen, bemerkte er die Rothaarige nicht. Sasuke hingegen schenkte ihr nur einen genervten Blick. Verärgert rief sie nun seinen Namen etwas lauter. Nun sah der Angesprochene ebenfalls mit genervtem Blick zu ihr. „Was ist?“, fragte er ungehalten. Seine Unfreundlichkeit schien sie etwas aus der Bahn zu werfen, doch sofort wickelte sie eine ihrer Strähnen um ihren Zeigefinger. „Ich wollte nur wissen, welche Nummer du und Sasuke-Schatz gezogen haben!“ Der Braunhaarige drehte sich um zu seinem besten Freund. Sowohl er als auch der Nara fingen an, selbstsicher zu Lächeln. Im ganzen Klassenzimmer wurde es still. Natürlich wollten alle Mädchen wissen, ob einer von ihnen ihr Partner war. „Warum willst’n das wissen, Setsu?“ „Vielleicht habe ich ja die gleiche Nummer wie einer von euch beiden!“, kicherte sie los. Sasuke lehnte sich entspannt in seinen Stuhl zurück. „Das glaube ich kaum!“, sprach er spöttisch. Sofort verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. „Ach nein? Und warum nicht?“, mischte sich die Sabakuno ein. „Weil wir schon wissen, wer unsere Partner sein werden!“, antworteten die Schönlinge gleichzeitig. Temari zog ernst ihre Augenbrauen zusammen und Setsu’s Augen wurden nun noch größer. „Und wer soll das bitte sein?“ Shikamaru warf einen eindeutigen Blick zu mir herüber. Verdammt, wieso wusste er, welche Nummer ich hatte? Ich hatte nur einmal ganz kurz draufgeschaut, dass konnte er unmöglich gesehen haben. Doch dann traf es mich wie ein Blitz. Sasuke musste es von hinten gesehen haben. „Soll das etwas heißen, dass dieses Miststück mit dir zusammenarbeiten wird?“, fauchte Setsu drauf los. „Die hat doch hundert Pro betrogen!“ – „Zügeln sie Ihre Zunge!“, mischte sich nun der Lehrer ein. Er zückte Zettel und Stift und sah gespannt in die Runde. „Ich werde mir nun ihre Konstellation notieren. Also, wer hat die Nummer eins?“ Ich erschrak, als ich sah, welche Hände nach oben schnellten. Ich konnte an Sakura’s Blick erkennen, dass sie genauso geschockt war wie ich. Nein, sie war es fast noch schlimmer. Völlig versteinert saß sie auf ihrem Platz. „Okay, Miss Sakura Haruno und Mister Sasuke Uchiha.“ Genauso wütend wie sie mich anstarrten wanderten die Blicke der Mädchen nun zu meiner Freundin. Als er sich die restlichen Nummern notiert hatte, stellte ich fest, das Naruto mit Tenten eine Gruppe bildete. An ihrer Gestik konnte ich erkennen, dass sie das gleiche dachte wie ich. Es war eine gute Chance, den Uzumaki dazu zu bringen, sich mit Hinata zu versöhnen, oder sie zu mindestens erst einmal anzuhören.
Für den Rest der Stunde mussten wir uns nun mit unseren Partnern zusammensetzten. Der Uchiha schlenderte selbstsicher zu Sakura, die immer noch diesen versteinerten Gesichtsausdruck hatte. Die Arme hatte es aber auch wirklich nicht leicht. Gerade nach dieser ganzen Geschichte musste sie nun auch noch mit diesem Kerl zusammenarbeiten. Neugierig ließ ich meinen Blick nun zu Team 6, Naruto und Tenten schweifen. Als dieser gerade aus dem Fenster sah, zeigte sie mir mit dem Daumen nach oben gerichtet, dass bis jetzt anscheinend alles ganz positiv lief. Vielleicht ließe der Uzumaki ja mich sich reden. Als ich mich letztendlich zu Shikamaru drehte, grinste der mich schon breit an. Eines war definitiv klar: Das würde eine ziemlich lange Doppelstunde werden.