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Augenblicke

~ Warum Blau meine neue Lieblingsfarbe ist
von

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Kapitel 2 - Nasse Augen und nasse Schuhe

Kapitel 02 - Nasse Augen und nasse Schuhe
 

Zwei Wochen Später
 

~Jack~

Endlich Wochenende! Vor lauter Arbeit weiß ich kaum noch, wo mir der Kopf steht. Also nichts wie raus und den Kopf mal wieder frei bekommen!

Ich stehe also an der Bar meines Lieblingsclubs, dem Velvet, und versuche mir bei einem der vielen Barkeeper hinter der Theke ein Getränk zu bestellen. Kein leichtes Unterfangen. Es ist Samstag und der Schuppen ist proppenvoll. Ich bin demnach nicht der Einzige durstige Gast, der schnippend und handwedelnd vor ihnen steht.

Ich lehne an der Theke und winke dem nächsten vorbeihuschenden Barkeeper.

"Bin gleich bei dir", trällert der, meiner Meinung nach, übertrainierte Barkeeper, und schon ist er wieder weg.
 

Genervt will ich schon aufgeben, als sich zwei starke Arme um mich legen. Ein gut gebauter Brustkorb drückt sich an meinen Rücken.

"Hallo Fremder", kichert mir der Kerl ins Ohr.

Welch originelle Anmache! Dummer geht's anscheinend nicht. Ich verdrehe die Augen. Der Abend fängt ja echt gut an! Mal sehen wer sich da so tollpatschig und plump an mich ran macht.
 

Fast verrenke ich mir meinen Hals, nur um niemanden erkennen zu können. Der Kerl ist wohl kleiner als ich oder ist schnell vor meinem Blick in Deckung gegangen. Ich tippe auf meine erste Annahme.

Langsam drehe ich mich etwas in seinen Armen und... starre in unfassbar klare, blaue Augen, die mit den Lichteffekten des Clubs um die Wette strahlen.

Nun bin ich der dumme, den ich glotze gerade wohl wie ein Auto, nur nicht so schnell.
 

~David~

Zwei Wochen! Ich suche Jack jetzt schon seit zwei langen Wochen und auf einmal steht er plötzlich vor mir. Ich bin so glücklich!

Als ich damals mitten in der Nacht aufgewacht bin, war er nicht mehr da. Seitdem bin ich fast jeden Abend hier, in der Hoffnung IHN wieder zu sehen. Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf.

Theo hab ich davon nichts erzählt. Theo ist mein Bruder. Mein großer Bruder. Er hätte mir sicher die Rübe abgerissen, wenn ich ihm gebeichtet hätte, einen wild Fremden mit in unsere Wohnung genommen zu haben. Und das ich mit ihm geschlafen habe. Mir wird immer noch heiß wenn ich daran denke ...
 

Als ich vorhin den Club betreten habe, ging ich gleich auf die Suche nach Jack. Aber leider fand ich ihn nirgends. 'Scheiße! Wieder keine Spur von Jack.' Enttäuschung machte sich in mir breit. Wie all die vergangen Tage zuvor.

Da Theo heute Abend auch wieder an der Bar tätig ist, überlegte ich, ob es vielleicht besser wäre, wieder Heim zu fahren. 'In dem Gewühle, das hier heute herrscht, finde ich ihn sowieso nicht.' Da müsste Jack mir schon direkt in die Arme laufen.

Und gerade als ich Richtung Bar gehe, um Theo Bescheid zu sagen, dass ich wieder nach Hause fahre, sehe ich ihn. 'Jack!'

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Kann es immer noch nicht.
 

Verloren stand mein Traummann an der Theke und versuchte anscheinend sich etwas zu Trinken zu bestellen. Theo rannte an ihm vorbei, sagte irgendetwas zu ihm. Zum Glück wusste er nicht, wer Jack ist. Mein Bruder hätte ihm den Kopf abgerissen.

'Gut, wollen wir mal!' Ich schaute mich schnell in einem der unzähligen Spiegel hier an und befand mich für akzeptabel, bevor ich mich von hinten an Jack 'ran machte'.

"Hallo Fremder." Die Worte waren raus, bevor ich genauer darüber nachdenken konnte. Und nun hängt er in meiner Umarmung und sieht mich endlich wieder an!

Gott, riecht er heute wieder gut!
 

~Jack~

Habe ich ein Glück! Der Club ist brechend voll mit Kerlen und Kunstnebel, sodass man seine eigene Hand vor Augen nicht sehen kann, und wer genau findet mich? Mein letzter (mieser!) Fick. Und das ausgerechnet an meinem ersten freien Abend seit zwei Wochen!
 

Er strahlt mich an und leckt mir über die Lippen. Wie war das mit dem sabbernden Rotweiler?

"Du warst aber schnell weg letztens. Ich habe gedacht, dass du zum Frühstück bleibst. Leider habe ich deine Handynummer nicht. Dann hätte ich…", plappert Blondchen munter drauf los. Anscheinend mit dem Vorsatz, mir beide Ohren abzukauen. Aber da muss ich dankend ablehnen. Nochmal tue ich mir das nicht an.

"Sorry ich hatte es eilig. Ähm ... du entschuldigst mich? Ich will mir gerade was zu Trinken organisieren. Ist heute nicht so leicht."

Ich grinse etwas dümmlich und winde mich aus seinem Klammergriff, drehe mich wieder zur Theke.

Was bildet der sich eigentlich ein?

"Oh, kein Problem ..." Ich wähne mich schon in Sicherheit, als er sich neben mich stellt und weiter plappert.

"Was willst du denn? Ich kenne einen der Barkeeper."

"Ah Ficktamin B?!", lache ich trocken.

Er sieht mich erschrocken an, wird erst rot dann kalkweiß. Seltsam ...

"Äh, nein. Nur mein … ein Bekannter."

"... Okay ..." Was geht's mich an?

"Dann bring mir einfach ein Bier", weise ich ihn an und hoffe er trollt sich gleich wieder.

Er grinst mich wieder mit diesen Himmel von Augen an, haucht mir unvermittelt einen Kuss auf die Lippen und verschwindet in der Menge.

Soll ich schnell flüchten? Auf der Tanzfläche wird er mich nicht so schnell finden, denke ich.
 

Einen Moment noch schaue ich seinem Knackarsch hinterher. Er hat 'ne verdammt enge Hose an. Sie ist weiß. Dazu schwarze Boots und ein violettes Shirt, ebenso eng wie seine Hose. Sein blondes, kinnlanges Haar trägt er heute zum Seitenscheitel. Schade, dass er im Bett so ein selbstsüchtiges Arschlo...

Etwas schlägt mir auf die Schulter. Was denken sich die Kerle heute nur? Ich glaub ich spinne!

Ich dreh mich zu den Schläger um, der mich wohl für eine Art menschlicher Boxsack hält und erkenne Benny, meinen besten Freund.

"Hey Jacky-boy. Was war denn das eben für eine hinreißend süße Schnitte?"
 

~David~

Ein Bier also wieder. Da er Auto fährt, nehme ich lieber ein Alkoholfreies. Ich zwänge mich durch die Menge und schleiche hinter zu Theo.

"Was ist denn mit dir los Davi? Du strahlst so", begrüßt er mich.

"Gibst du mir was zu Trinken? Ein alkoholfreies Bier und einen Wodka Lemon, please!"

"Klar. Aber erst wenn du mir sagst, für wen das alles ist."

Ich verdrehe die Augen. Zum wütend werden bin ich allerdings gerade viel zu fröhlich.

"Für mich und einen Freund." Mehr muss er nicht wissen. Noch nicht.

"Was für einen Freund?", Theo verschenkt die Arme vor seiner Brust und schaut mich fragend an.

"Mensch, Theo. Ein Freund halt. Hab ich letztens kennen gelernt. Nun gib schon her! Er wartet."

"Ja, ja. Ich geh ja schon, Meister!"

Kurze Zeit Später bekomme ich meine Getränke und ich will schon wieder gehen als er mich wieder zu sich zurückruft.

"Davi?" Fragend schaue ich über meine Schulter.

"Lass dich nicht verarschen. Die Typen hier sind wie Tiere."

"Ich passe schon auf!" Theo muss es ja wissen ...
 

So schnell es mit den Gläsern in der Hand geht, laufe ich zurück. Zurück zu meinen Jack! Mein Herz rast so schnell, dass ich Angst habe, gleich umzukippen.

Fast wäre ich auch gestolpert, konnte es aber gerade noch verhindern. Es war aber auch voll hier heute!

Schon von Weitem kann ich wieder den großen Typen erkennen, den ich das letzte Mal bei Jack gesehen habe. Jetzt wird mir doch unwohl. Aber einen Rückzieher kann ich jetzt auch nicht machen, will ich auch gar nicht. Sicheren Schrittes gehe ich auf die Beiden zu, bis ich fast bei ihnen bin.
 

~Jack~

Benny ist knapp 2 Meter groß, breit gebaut, tiefe Stimme, blonde Haare (im Moment Pink gesträhnt) und die größte Tucke die ich kenne. Und einer meiner besten Freunde.

"Ist nur so ein Kerl", antworte ich auf seine Frage.

"Wenn du ihn nicht willst, stell mich doch mal vor. Den nehme ich gern mit nach Hause."

Ich grinse ihn schief an. "Der ist doch überhaupt nicht dein Typ." Benny steht auf richtige Kerle.

"Und? Bei ihm würde ich eine Ausnahme machen."

"Lass lieber die Finger von dem, Benny", rate ich ihm. "Der bringt's nicht im Bett. War echt 'ne schlechte Nummer. Hätte ich mir sparen können ..."
 

KLIRRRR!!!
 

Ich zucke zusammen. Das Geschepper kam direkt von hinten.

Nun, ich überlege noch, mir morgen dringend ein zweites paar Augen für meine Kehrseite anzuschaffen, oder wenigstens einen Rückspiegel, da ist definitiv mehr los als in meinem vorderen Sichtfeld, da beobachte ich auch schon, wie sich eine Pfütze Bier um meine Schuhe herum bildet.

Mensch! Meine Lieblingsschuhe!
 

Wütend drehe ich mich zu dem Idioten um, schon einen feindlichen Spruch auf meinen Lippen, doch plötzlich starre ich schon wieder in dieses tiefes blaue Meer. Das Meer schaut mich fassungslos an und wird immer feuchter.

Er heult!

'Verdammt! Das hat mir noch gefehlt. Bitte mach mir hier keine Szene!'Ich versuche irgendwas vor mich hinzu stammeln. Klappt aber nicht so wirklich. Na ja, scheiß Timing, aber vielleicht hilft ihm die Info ja weiter? Für seinen nächsten Fang. Aus Fehlern lernt kann man doch nur lernen. Das sagt man doch so, oder?
 

Mit seiner rechten Hand wischt er sich noch kurz übers Gesicht, bevor er sich umdreht und wegläuft, fast schon rennt. Ich halte ihn nicht auf. Im Gegenteil: Ich bin froh das er Klanglos verschwindet.

"Das war ... also echt! Der arme Kleine." Benny schüttelt seinen wasserstoffblonden Kopf.

"Wie bitte?" Ich drehe mich zu Benny und funkle ihn böse an. "Woher soll ich denn wissen, dass er hinter mir steht? Hättest ruhig mal was sagen können. Bekommst deine Klappe doch sonst nicht zu!"

"Jack, du bist so ein Arsch!", sprach's, drehte sich naserümpfend um die eigene Achse und wackelte davon.

Ich seufze. Warum ist Benny jetzt auch noch auf mich sauer? Aber was solls. Lange kann er mir nie böse sein. Genauso wenig wie ich ihm lange böse sein kann. Dazu kennen wir uns schon zu lange.

Das Blondie jetzt wahrscheinlich sauer auf mich ist, kann ich nicht verhindern. Und ich weiß noch nicht mal, ob ich das überhaupt verhindern will.
 

~David~

'Der bringt's nicht im Bett. War echt 'ne schlechte Nummer. Hätte ich mir sparen können...'

Klare Ansage! Was bin ich auch nur für ein Volltrottel! Wie konnte ich mir auch nur einbilden, dass … Ja was?

Egal! Das 'Was' ist soeben gestorben. Hoffentlich hat er nicht gesehen, das mir Tränen in die Augen gestiegen sind. Ich will nur noch hier weg!
 

Blind bewege ich mich durch die Menge, unterdrücke so gut es geht die immer wieder aufsteigenden Tränen.

Ich stolpere zu Theo hinter die Theke.

"Theo ...? Kannst du mich kurz nach Hause fahren?", schniefe ich ihm zu. Beherrschung ade!

"Klar. Warum ... Davi! Was ist passiert? Heulst du?"

Wunderbar! Glucke Theo ist wieder da!

"Schon Okay. Ich hab mich nur geirrt. Was falsch verstanden." Mehr oder weniger.

Theo packt mich und zieht mich hinter in den Mitarbeiterraum. "Los erzähl, dann geht's dir vielleicht besser."

Glaub ich weniger ...

"Okay ..."
 

Also erzähle ich ihm alles. Gut, nicht alles. Unser Bettabenteuer lass ich aus. Weswegen ich mir ein anderes Ende überlegen muss.

"… sein Freund sollte lieber die Finger von mir lassen. Ich wäre ein mieser Küsser und 'ne schlechte Nummer." Das klingt jetzt zwar nicht mal halb so schlimm wie die Wahrheit, aber Theo fegt's von den Socken.

"So ein mieses Arschloch! Wer war das? Zeig ihn mir! Ich schlag dem Kerl seine dreckigen Lügen aus'm Gesicht!"

"Lass gut sein Theo. So toll war er jetzt auch nicht. Du bekommst nur Ärger wenn du jetzt einem Gast eine knallst."

Er Atmet tief aus und schaut mich an.

"Okay, hast recht. Ich hab in einer Stunde Feierabend. Bleib am Besten so lange hier."

Ich nicke ergeben. Ob ich jetzt hier herumheule oder daheim mein Kopfkissen ertränke ist eh egal.
 

Als Theo wieder raus geht, bleibe ich erstmal sitzen. Immer wieder hallen Jacks Worte durch meinen Kopf nach. Warum hat er mir nichts gesagt? Oder ich ... Scheiße! Wie kann es für mich so toll gewesen sein und für ihn das genaue Gegenteil? So sehr ich auch versuche den Grund dafür zu finden, ich verstehe es nicht!

'Ist er deshalb mitten in der Nacht abgehauen?'Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht.

Mir wird schlecht. 'Und dann dränge ich Trottel mich ihm auch noch so auf und küsse ihn auch noch!'
 

Ich muss hier raus! Auf einmal wird es hier hinten im kleinen Mitarbeiterraum total stickig und ich bekomme kaum noch Luft. Ich stehe auf, verlasse den Raum und torkle in die Toilettenräume. Etwas kaltes Wasser im Gesicht wird mir gut tun. Auch wenn mich die Räumlichkeiten wieder an Jack erinnert. Da muss ich jetzt durch.
 

Als ich raus gehe, schaue ich mich kurz um, ob Jack irgendwo steht, sage dann Theo Bescheid und laufe rüber zu den Toiletten.

Leider hilft mir das nicht viel weiter, denn nun wo ich hier bin und die Kabine sehe, in der wir noch vor zwei Wochen rumgemacht hatten, kommen mir wieder die Tränen. Ich habe wirklich geglaubt, dass wir beide ...

Wasser!
 

Ich drehe den Wasserhahn auf und schütte mir eine Ladung kaltes Wasser über das Gesicht und meinen Nacken. Schon besser.

Mit dem Rücken lehne ich mich ans Waschbecken und schaue die Kabine an. Wie von selbst trete ich in besagte Kabine und setze mich auf den geschlossenen Toilettendeckel.

'Warum passiert mir das wieder? Warum werde ich immer nur von den Kerlen verarscht oder schlecht behandelt? Und bemerke es erst, wenn es zu spät ist?'
 

~Jack~

Jetzt stehe ich mit nassen Schuhen in einer Bierpfütze und bemitleide mich selbst. In letzter Zeit werde ich wirklich vom Pech verfolgt. Aber das hier setzt allem noch die Krone auf! Ich sehe nochmal kurz in die Richtung, in die die Heulboje verschwunden ist, sehe aber den kleinen Blondschopf nicht.

Wie hieß er eigentlich? Sein Name fällt mir nicht ein. Irgendwas mit D oder E ... Oder war es A ... Andreas? Nee.

Ach, scheiß doch der Hund drauf!

Was interessiert es mich wie er heißt? Soll Blondchen doch heumheulen bis seine wunderschönen, blauen Augen blutunterlaufen sind. Was kann ich dafür, das er nur an sich denkt und mich mit meiner Latte im Stich lässt?

Ich hab schließlich auch Gefühle. Irgendwo, manchmal, hin und wieder ...

Nun habe ich seine Gefühle gebrochen. Was soll's?

Shit happens! Und das zur Abwechslung nicht nur mir.
 

Ich fange an, an meinen Fingern zu kratzen. Scheiße, ich habe kein schlechtes Gewissen! Ich habe gar kein Gewissen!

Noch immer stehe ich dumm im Bier und erwische mich dabei, mir wieder den Hals nach Blauauge zu verrenken, ob ich ihn nicht doch irgendwo entdecke. Heute Abend hab ich bestimmt Nackenschmerzen.

Es reicht!
 

Ein Ruck geht durch meinen Körper und ich marschiere los. Mitten in die tanzende Menge. Ich schließe meine Augen und bewege mich zur Musik, versuche ihn zu vergessen.

Klappt auch erst ganz gut, bis vor meinem inneren Auge eine Welle auf mich zu rast, immer gewaltiger, rauschend und schäumend. Als die blaue Wassermasse sich tosend über mir bricht, schrecke ich auf.

Tagträume! In technicolor-blau.

Der Verstand ist ein seltsames Ding.
 

Vielleicht muss ich mal austreten? Ja, kann sein. Ich hatte schließlich ein Bier in den Schuhen.

Ab in die Sanitären Anlagen. Ich schlängle mich durch den tanzenden Mob und betrete die Toilettenräume.

Auf die ganzen Kerle dort achte ich nicht. Auch nicht auf die Geräusche die sie verursachen.

Mit den Händen stütze ich mich an einem Waschbecken ab. Eines der wenigen die relativ sauber sind.

Ein Blick in den Spiegel lässt mich stutzen.

Augenringe? Wo kommen die auf einmal her?

Schnell etwas Wasser ins Gesicht. Danach geht's Heim. Heute hat es sowieso keinen Sinn mehr. Der Abend ist gelaufen! Selbst Benny redet heute nicht mehr mit mir. Und auf die anderen Idioten hier hab ich auch keine Lust mehr.
 

Einmal ein- und ausatmen. Plötzlich herrscht eine ungewöhnliche Stille. Nur der Bass aus der Anlage dröhnt etwas. Nicht unangenehm. Gelegentliches Stöhnen, Seufzen, Schmatzen, Schniefen, ...

… Schniefen?

Ja, da ist ein Schniefen! Ich konzentriere mich drauf. Ein Papier raschelt, jemand schnäuzt.

Ich drehe mich um, gehe an den Toilettenkabinen vorbei und lausche. An der Dritten bleib ich stehen. Hier kommen die Geräusche her.

Mir kribbelt es in den Fingern und ehe ich überhaupt selbst realisiere was ich tue, legt sich meine Hand auf den Türknauf und öffnet die Tür, die tatsächlich nicht versperrt ist.'Nun spanne ich auch noch. Ich will gar nicht wissen, welche perversen Dinge die hier drin machen.'Aber vielleicht braucht ja jemand Hilfe ...?
 

"Hier ist besetzt." kommt es mir schniefend entgegen und ich traue meinen Augen nicht!

Da sitzt er, den Kopf in die Hände gestützt und flennt immer noch. Mein schlechtes Gewissen meldet sich heftig zurück und dreht mir den Magen um.

"Hast du nicht gehört? Besetzt! Geht wo anders vö..." Blau. Oh Gott! Immer wieder dieses Blau! Blau, das mich nun verdattert anblickt.

Kurz weiten sich seine Pupillen, ehe sie wieder zu kleinen Stecknadelköpfen werden.

Er strafft sich, steht auf und knallt mir doch tatsächlich die Tür vor der Nase zu.

"HAU AB DU ARSCH!!!"

Das hab ich echt nicht verdient ... oder? Und es schmeckt mir gar nicht, dass er mich für einen Arsch hält.
 

~David~

Keine Ahnung warum ich nicht abgesperrt habe. Zwei Kerle wollten schon hier rein zum Rummachen. Ich hatte einfach keine Kraft um aufzustehen.

Und schon wieder dreht sich der Türknauf. Hier geht es zu wie auf einer Flughafentoilette!

"Hier ist besetzt", bringe ich nur hervor und hoffe es reicht um den Störenfried zu vertreiben. Aber die Tür bleibt offen. Verdammt! Sieht der nicht, das ich meine Ruhe will?
 

"Hast du nicht gehört? Besetzt! Geht wo anders vö..." Nein! Jack! Jack steht vor mir und blickt mich erschrocken an. Ich flenne auf dem Männerklo und er erwischt mich dabei! Mein Körper handelt schneller als mein Verstand und schlägt ihm die Tür vor der Nase zu.

"HAU AB DU ARSCH!!!"

Ich kauere mich wieder auf der Toilette zusammen. Neue Tränen gesellen sich zu den schon Getrockneten.

'Bitte geh einfach ...'
 

~Jack~

Hoppla! Echt nicht mein Abend. Ich sollte seinen Rat befolgen und abhauen. Ja, ich sollte jetzt echt Heim fahren! Mir ein Bad einlassen und entspannen. Bisschen Musik hören. Mir eine Pizza bestellen und sie am besten in der Wanne vertilgen. Das wäre ein gelungener Abend nach diesem Desaster.

Doch ich kann meine Beine nicht vom Fleck bewegen, starre auf die geschlossene Tür, direkt vor meinem Gesicht.

Plötzlich schlägt er gegen die Tür, was mich zusammenzucken, und meinen Tagtraum von Badeschaum und Salamipizza platzen lässt.

"HÖRST DU SCHLECHT? ... Verschwinde doch endlich ... Verschwinde ... aus meinem Kopf." Das letzte flüstert er nur noch.
 

Dafür, dass ich in seinem Kopf bin, kann ich jetzt wirklich nichts. Wenigsten etwas. Nur, was suche ich da? Er wird doch nicht ...

Ich schließe die Augen. Scheiße! Nicht auch das noch! Da scheine ich nicht so schnell heraus zu kommen.

"Mach bitte die Tür auf und lass uns reden." Kam das gerade von mir?

Gut, Okay. Bringen wir das wieder in Ordnung! Da mein Hirn schon mal ohne Genehmigung meinerseits damit angefangen hat, muss ich das wohl. Sonst bekomme ich anscheinend niemals Ruhe.

Badewanne und Pizza ade.
 

"Nein!" Trotziges, kleines Blauauge.

Wenn mir doch endlich sein Name einfallen würde.

"Das vorhin war dumm Formuliert. Es war nur das ... äh." Äh ... ja was war das vorhin den nur? Es war so wie ich es gesagt habe. Herausreden bringt nix.

"Es war so wie du es gesagt hast." Ich glotz dumm die Tür an. "Was soll da 'ne andere 'Formulierung' helfen?"

Wo er recht hat, hat er recht. Und trotzdem: Da muss doch noch etwas zu retten sein?! Auch wenn es mir ja eigentlich egal sein kann.

"Ich kann schlecht nachdenken wenn ich mit einer Tür reden muss. Wenn wir normal miteinander reden könnten, dann kann ich dir auch alles erklären."

'Außerdem glotzen ein paar Kerle schon doof zu mir rüber.'

Einige sind sogar schon aus den Kabinen getreten.

Ich fühle mich unwohl und beobachtet.
 

Das Hauptproblem ist nur: WIE will ich ihm das erklären. Ich drehe mich gerade im Kreis. Vielleicht fällt mir ja was sinnvolles ein, wenn klein Blondie mal endlich die beschissene Tür auf macht.

"Es ist okay. Du brauchst mir gar nichts zu erklären. Ich werde mich damit abfinden das ich scheiße im Bett bin."

Erneutes heulen. Kichern hinter mir. Meine Rückseite ist ab sofort Sperrgebiet! Sauer drehe ich mich um.

"Halts Maul, oder ich stopf es dir!", blaffe ich die beschissene Kichererbse an.

"Gerne! Mit mir wird es bestimmt geiler als mit der Heulsuse da", kichert der Typ und guckt mich lasziv an.

Das reicht! Ich bin extrem angepisst! Dumme Sprüche hatte ich heute genug! Auch wenn die Meisten von mir kamen.
 

~David~

Warum verschwindet er nicht einfach? Warum will er mit mir Reden? Er kann doch froh sein, wenn er sich nicht mehr mit mir abgeben muss. Will er mich noch mehr quälen? Oder meint er sogar, mich ein weiteres mal ins Bett zu bekommen? Damit er nochmal über mich herziehen kann?

'Geh doch endlich!'Doch Jack bleibt hartnäckig.
 

"Ich kann schlecht nachdenken wenn ich mit einer Tür reden muss. Wenn wir normal miteinander reden könnten, dann kann ich dir alles erklären."

"Es ist ok. Du brauchst mir gar nichts zu erklären. Ich werde mich damit abfinden das ich scheiße im Bett bin."

Jemand scheint das lustig zu finden. Genau verstehe ich nicht was jetzt gesprochen wird, aber Jack scheint wütend zu werden.

Bevor es eskaliert, sollte ich doch einen Blick riskieren. Auf noch mehr Aufmerksamkeit kann ich gerne verzichten!
 

~Jack~

Ich will gerade auf den Kerl zu gehen, als ich höre, wie die Toilettentür aufgesperrt wird.

In der offen Tür steht er nun, wischt sich noch schnell mit dem Arm über das Gesicht und tritt dann zur Seite. Meine Wut verraucht urplötzlich als ich ihn so sehe. In meiner Magengegend zieht es unangenehm und ich bekomme wieder Schuldgefühle. Ich drehe mich ganz um und gehe ein paar Schritte auf ihn zu.
 

Das darauf folgende Kichern von dem Idioten hinter mir quittiere ich noch mit einem vernichtenden Blick und hoffe er fällt tot um. Tut er aber nicht, sondern verlässt grinsend dem Raum.

Langsam trete ich vor die Kabine und achte drauf, nicht gleich wieder die Tür vor die Nase zu bekommen.

Die Tür bleibt offen, ich gehe hinein und die Tür schließt sich hinter mir.
 

~David~

Fast sieht es so aus, als will Jack diesem einen Kerl eine verpassen. Dann aber, dreht er sich zu mir und sein Blick wird wieder weich. Besser ich lasse ihn zu mir, nicht dass er mit einer Schlägerei alles nur noch schlimmer macht und Theo hier auftaucht.

Ich trete zur Seite. Zögernd kommt er auf mich zu und ich schließe anschließend die Tür hinter ihm wieder. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.

Ich lehne mich an die Trennwand um meine zitternden Beine zu verbergen. Meine Stimme ist unsicher als ich wieder anfange zu Sprechen.

"Dann lass mal hören."
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  emina
2013-09-09T18:43:55+00:00 09.09.2013 20:43
ok jetzt muss ich dir ein Kommentar schreiben weil du einfach super schreibst.
Ich habe alle deine Geschichten gelesen und bin begeistert du bist gut und schnell ^__^
und die zwei hier sind einfach nur süß, zuckersüß mach schnell weiter


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