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Smokey Christmas

Von den Schattenseiten des Weihnachtsmanndaseins
von

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Bon Appetit!

Das nächste Haus war erreicht.

Seufzend ließ sich Smoker aus dem Schlitten gleiten, strich einem seiner Renntiere noch einmal kurz liebevoll über den weichen Hals und stapfte dann erneut zum Schornstein.

Noch war er guter Dinge.

Dem Namen nach zu schließen war das nächste Kind ein Mädchen. Ansonsten gab es keine besonderen Eintragungen.

Nun, die meisten Mädchen würden wohl kaum mit Spielzeugkanonen nach ihm schießen. Geschweige denn, mit Gasmaske gerüstet, wie im Krieg auf ihn warten.

Smoker verdrängte die leichte Sorge, die sich seit dem Vorfall mit Capone bei ihm in der Magengegend breit machte und ließ lässig die nächste, diesmal pinke, Christbaumkugel in den Kamin fallen und drückte auf den Knopf seiner kleinen Stoppuhr in Weihnachtsbaumform.

Als die anderthalb Minuten abgelaufen waren atmete er noch einmal tief ein, begann sich zu konzentrieren und löste sich dann kurze Zeit später in weißen Rauch auf.

In dieser Form glitt er dann auch schon erneut durch den verrußten Schornsteinschacht raus aus der eisigen Kälte, hinab in die Wärme der Wohnstube.
 

Diesmal wurde er tatsächlich nicht von irgendeinem Kugelhagel empfangen.

Im Gegenteil, der Geruch von frisch Gebratenem stieg ihm in die Nase.

Der Weihnachtsmann ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ein gemütliches Wohnzimmer, gehalten im ländlichen Stil. Auf dem Kaminsims standen Bilder einer dreiköpfigen Familie und darüber hing der ausgestopfte Kopf eines Elches an der Wand.

Die Herkunft des vielversprechenden Duftes war schnell entdeckt:

Direkt neben einem festlich geschmückten Weihnachtsbaum stand ein massiver Holztisch, auf welchem ein wahres Festmahl ausgebreitet worden wahr, dass einem das Wasser im Mund zerlaufen ließ.

In einem großen, gefüllten Truthahn steckte ein rotes Fähnchen, mit den Worten:
 


 

Frohe Weihnachten, Weihnachtsmann!

Danke dafür, dass du mir jedes Jahr tolle Geschenke bringst.

Das habe ich alles ganz alleine für dich gekocht. Lasse es dir schmecken, du hast es dir verdient!

Bonney

PS: Wage es ja nicht, das Essen links liegen und verkommen zu lassen, dafür wäre es viel zu schade und ich hätte es genauso gut selbst essen können!


 

Smoker trat an den Tisch.

Ja, es roch ziemlich verführerisch und es sah auch genauso verführerisch aus. Da einer der Anforderungen für den Weihnachtsmann die war, dass er auch ja alle liebevoll gebackenen Plätzchen der Kinder aufaß und hingestellte Milch austrank, verteilte die Organisation an ihre Mitglieder kurz vor der Bescherung Tabletten, die dafür sorgten, dass man bis zum 25. so viel Essen konnte, wie man wollte ohne, dass es sich schädlich auf den Körper auswirkte. Gleichzeitig unterdrückten sie auch jedwede Art von Hungergefühl.

Auf Dauer war das verdammt ungesund und manche, vor allem weibliche, Weihnachtsmänner waren teilweise süchtig danach geworden und letztendlich elendig daran zu Grunde gegangen, aber so lange man sich auf ein Tablette pro Jahr beschränkte, war wohl alles in Ordnung.

Also gab es auch keinen Grund für Smoker solch ein Festessen links liegen zu lassen.

Er stürzte sich zwar nicht so begeistert auf Essen, wie manch einer seiner Kollegen, wovon einer beispielsweise eine fast schon abartige Vorliebe für Kekse und Plätzchen entwickelt hatte, aber er konnte die Mühen eines so niedlichen Kindes auch nur schwer ignorieren.
 

Smoker setzte sich auf den extra dafür bereitgestellten Holzstuhl und nahm Gabel und Messer in die Hand. Er schnitt sich ein großes Stück vom Truthahn ab, lud es auf seinen Teller und wollte gerade ein etwas kleineres zu seinem Mund führen, als ein lautes, panisches „Nein!“ durch den Raum schallte.

Ehe sich Smoker versah, war ein kleiner Schatten zu ihm hinüber gesprungen und klammerte sich kurz darauf verzweifelt an seinem Arm mit der Gabel in der Hand fest: „Du darfst das nicht essen!“

Er blickte überrascht zu dem rosahaarigen Mädchen hinab.

Schon wieder eine Gasmaske...

Etwas sagte ihm, dass es sich bei ihr um die kleine Bonney handeln musste: „Und wieso hast du dann das Fähnchen geschrieben und dir solche Mühe gemacht, wenn ich es dann doch nicht Essen darf?“

Sie antwortete ihm gar nicht, stattdessen hörte er nur ein lautes Knurren.

Nach kurzem Überlegen wurde ihm klar, dass es sich hierbei um ihren Magen handelte.

Das Mädchen, welches mittlerweile auf seinem Schoß Platz genommen hatte, ignorierte Santa mittlerweile völlig und hatte nur noch Augen für das, vor ihm ausgebreitete, Essen. Doch dann schüttelte sie heftig den Kopf: „Nein, nein, nein! Ich wollte damit den Weihnachtsmann fangen. Ich darf es nicht essen, sonst ist alles vorbei, aber…“

Ihr Blick wanderte zurück zum Truthahn: „… die Versuchung ist einfach zu groß!“

Mehr, als nur ein bisschen verwirrt sah Smoker dabei zu, wie die Kleine kurz darauf auf den Tisch sprang und in Sekundenschnelle gierig das gesamte Festmahl hinunterschlang.

Faszinierend, wie viel in solch einen kleinen, eigentlich doch recht schlanken, Körper hineinpasste...
 

Kaum war sie fertig, schleckte sie sich genüsslich die fettigen Finger ab.

Smoker hob eine Augenbraue: „Und wie sollte das dir bitteschön auch nur ansatzweise dabei helfen, den Weihnachtsmann zu fangen?“

Sie sah zu ihm hinüber und grinste breit, braune Bratensoße war um ihren ganzen Mund herum verschmiert: „Ganz einfach! Ich bin davon ausgegangen, dass du deine Pflicht erfüllen und dich auf das Essen stürzen würdest, also…“

Weiter kam sie nicht, denn sie kippte einfach nur nach hinten weg auf den leer geputzten Truthahnteller und begann leise vor sich hin zu schnarchen.

Scheinbar hatte sie irgendeine Art Schlafmittel unter das Essen gemischt. Aber letztendlich hatte der Hunger, dann wohl doch höhere Priorität genossen, als das Verlangen, wach zu bleiben und den Weihnachtsmann zu schnappen.

Smoker seufzte leise. Wäre sie nicht gewesen, hätte er wahrscheinlich wirklich das gesamte Essen verdrückt. Und auch ein Weihnachtsmann war nicht vorm Schlaf gefeilt.
 

Nach kurzem Zögern schob Smoker den Stuhl zurück und richtete sich auf.

Es war schon ein leicht befremdlicher Anblick, wie sich das Mädchen auf den leeren Tellern sichtlich zufrieden gelegentlich hin und her wälzte und vor sich hin schlummerte.

Und wohl auch etwas gefährlich, wenn man bedachte, dass sie mit etwas Pech auf ein Messer oder eine Gabel rollen oder im schlimmsten Falle sogar vom Tisch fallen konnte.

Also wischte Santa ihr erst mit einer Serviette den Mund ab und nahm sie dann vorsichtig auf die Arme, um sie anschließend  auf die große Ledercouch im Wohnzimmer zu legen.

Praktischerweise ruhte dort auch bereits eine rotbraune, mit Renntieren bestickte Flauschedecke. Ohne zu zögern nahm Smoker jene in die Hand und mummelte das Mädchen darin ein.

Danach noch schnell die Geschenke ablegen und dann löste er sich auch schon wieder in Rauch auf.

Bonney derweil war es herzlich gleichgültig, dass sie die doofe Wette gegen die Jungs verloren hatte. Wenigstens hatte sie heute nicht hungern müssen und in ihren Träumen konnte sie auch gleich damit fortfahren riesige Festessen hinunterzuschlingen.



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