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Responsbility

Arthur und Merlin eilten den Gang entlang, an dessen Ende sich die Räumlichkeiten des Hofarztes befanden. Der Prinz ignorierte die neugierigen Blicke, die ihm nach geworfen wurden, als er mit einer bewusstlosen Frau auf dem Arm durch das Schloss hastete. Es war einerlei was die anderen denken mochten. Für ihn zählte jetzt nur, dass Gaius sich der Verletzten so schnell wie möglich annahm. Zeit für Erklärungen blieb später immer noch.

Er und Merlin stürzten förmlich in Gaius großzügig angelegte Kammer, die mit allerlei Gerätschaften, Folianten, Kräutern und Phiolen bestückt war.

Der Hofarzt blickte erschrocken hoch, als die beiden jungen Männer den Raum betraten. Er stellte Mörser und Stößel, mit denen er hantiert hatte, hastig beiseite und eilte ihnen entgegen.

„Was ist geschehen?“ fragte er, als Arthur den Körper der jungen Frau sacht auf die Liege gleiten ließ, auf die er wies.

„Wir sind ihr im Wald begegnet. Sie wurde von einer Gruppe Männer verfolgt, die ihr nach dem Leben trachteten. Offenbar möchte jemand sie unter allen Umständen los werden,“ erklärte Arthur schnell und sah aufmerksam zu wie Gaius vorsichtig die Platzwunde an der Schläfe der Unbekannten untersuchte, aus der ein dünnes Rinnsal Blut sickerte.

Dann tastete der Hofarzt behutsam und mit kundigen Händen den übrigen Körper der Frau auf der Suche nach weiteren Verletzungen ab. „Außer der Wunde am Kopf hat sie noch zwei geprellte Rippen. Doch um die kann ich mich später noch kümmern. Weitaus mehr Sorge bereitet mir die Kopfverletzung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich bei ihrem Sturz eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Wie lange ist sie nun schon ohne Bewusstsein?“

„Schon den ganzen Weg zurück nach Camelot,“ murmelte Arthur und ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten, als er das unnatürlich blasse Gesicht der Fremden betrachtete. Er bemerkte nicht wie Gaius und Merlin einen überraschten Blick austauschten.

„Das ist kein gutes Zeichen,“ meinte der Hofarzt schließlich mit sorgenvoller Miene. „Merlin, sei doch bitte so gut und hole mir heißes Wasser. Ich muss die Wunde säubern.“

„Natürlich, Gaius.“ Merlin griff sich den Eimer hinter der Tür und verschwand nach draußen um der Bitte eiligst nachzukommen.

Während Gaius leise vor sich hin murmelnd diverse Kräuter aus seinen Regalen zusammensuchte, blieb Arthur nichts weiter übrig, als die Unbekannte zu mustern. Er wusste, dass es merkwürdig erscheinen musste, dass er immer noch hier verweilte, doch aus irgendeinem Grund mochte er die Verletzte nicht allein lassen. Sie weckte seinen Beschützerinstinkt und das verwirrte ihn. Wenn er daran dachte, dass es irgendjemanden gab, der sie tot sehen wollte, stieg maßlose Wut in ihm auf und er fragte sich wieder aus welchem Grund jemand wünschte sie würde ihr Leben aushauchen. In was war sie nur hinein geraten?

Wenig später kam Merlin zurück. In seinem Schlepptau hatte er zwei königliche Wachen. Arthur wusste gleich, dass sie wegen ihm gekommen waren und so war es auch. „Sire, Euer Vater wünscht Euch in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen.“

Der Prinz nickte den beide Männern zu. „Selbstverständlich. Ich werde mich sogleich auf den Weg machen.“ Mit dieser Aussage waren sie offenbar zufrieden, denn sie begaben sich augenblicklich wieder auf ihren Posten.

Arthurs Lippen entschlüpfte unwillkürlich ein Seufzen, als er sich an Gaius wandte. Seine täglichen Verpflichtungen holten ihn immer viel zu schnell ein, wenn er nach Camelot zurückgekehrt war. „Lasst es mich wissen, wenn sie wieder zu sich kommt. Ich muss ihr einige Fragen stellen.“

Gaius nickte. „Das werde ich, Sire.“

Ein dankbarer Gesichtsausdruck huschte über Arthurs ansonsten ernste Gesichtszüge, bevor er sich umdrehte, um dem Wunsch seines Vaters Folge zu leisten. Ehe er die Tür hinter sich schloss, richtete er noch das Wort an Merlin. „Hilf Gaius sie zu versorgen. Deine anderen Pflichten können bis zum Nachmittag warten.“

Dann war er verschwunden und ließ einen verblüfften Merlin zurück. „Habe ich mich verhört oder hat er mir tatsächlich bis zum Nachmittag frei gegeben?“

Gaius hörte einen kurzen Moment auf die Wunde am Kopf der Unbekannten vorsichtig mit heißem Wasser zu reinigen und warf dem schwarzhaarigen Burschen vor ihm einen tadelnden Blick zu. „Du sollst mir zur Hand gehen. Davon, dass du dich auf die faule Haut legen kannst, war nicht die Rede.“ brummte er dann und tupfte sorgfältig weiter.

„Spielverderber,“ maulte Merlin, doch in seinen Augen stand der Schalk geschrieben, was Gaius gegen seinen Willen ein leichtes Lächeln entlockte. „Reich mir bitte den Tiegel dort hinten.“

Merlin tat wie ihm geheißen und sah neugierig zu wie der Hofarzt einen grüne Paste gleichmäßig auf der Wunde zu verteilen begann. Dann griff er nach den sterilen Streifen aus Gaze, die er schon bereit gelegt hatte, und machte sich daran einen Verband anzulegen.

„Wisst Ihr was ich nicht verstehe?“ unterbrach Merlin nach einer Weile die friedliche Stille. „Warum Arthur dermaßen besorgt um diese Frau ist.“

„Du kennst Arthur. Er hat ihr das Leben gerettet und fühlt sich nun einfach verantwortlich für ihr Wohlergehen.“ Gaius verknüpfte die losen Enden des Verbandes und steckte ihn fest. „Ich denke bei jedem anderen würde er sich genauso verhalten.“

Zweifelnd blickte Merlin hinab auf die Fremde, deren Brust sich unter ihren Atemzügen sacht hob und senkte. „Vielleicht habt Ihr recht. Und dennoch, ich habe Arthur noch nie so erlebt. Diese Frau ist ihm völlig fremd, er kennt noch nicht einmal ihren Namen und trotzdem wäre er hier an ihrer Seite geblieben, wenn seine Verpflichtungen es zugelassen hätten.“ Er half Gaius die diversen Tiegel und Fläschchen wieder an ihren angestammten Platz zu stellen.

„An deiner Stelle würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, Merlin. Sicherlich berührt ihr Schicksal ihn. Sie ist noch so jung und doch wünscht jemand ihren Tod und beauftragt Männer um sie töten zu lassen. Wem würde das nicht nahe gehen?“

Merlin nickte nachdenklich und warf erneut einen Blick auf die Bewusstlose. „Vermutlich ist es so,“ räumte er ein. Er trat einen Schritt näher an das improvisierte Krankenlager heran. „Wer sie wohl sein mag?“

„Das wird sie uns sagen können, wenn sie wieder zu sich kommt,“ meinte Gaius ruhig und nahm seine Stelle neben der Patientin wieder ein. „Du würdest mir indes einen großen Gefallen erweisen, wenn du hinaus gehen und Weidenrinde sammeln könntest. Ein Tee daraus wird die Kopfschmerzen lindern, unter denen sie nach so einem Sturz garantiert leiden wird, wenn sie das Bewusstsein zurückerlangt. Ich kümmere mich derweil um ihre geprellten Rippen.“

Merlin nickte und wandte schnell den Blick ab, als der Arzt begann den Oberkörper der Unbekannten freizulegen. Doch Gaius' überraschter Ausruf ließ ihn wieder herumfahren.

„Was ist?“ fragte er und spähte an Gaius vorbei. Seine Augen weiteten sich interessiert, als er das herzförmige Medaillon aus schimmernden Silber entdeckte, welches in der Halsbeuge der Bewusstlosen ruhte. Als er genauer hinsah, bemerkte er, dass dort etwas in feinen Lettern eingraviert war, doch er vermochte nicht zu erkennen was dort stand. „Könnt Ihr das lesen?“ wandte er sich an den Hofarzt.

„Warte, das haben wir gleich,“ versicherte Gaius ihm und holte eines seiner Vergrößerungsgläser herbei. Dann beugte er sich mit der Linse und zugekniffenem Auge über das Medaillon.

Merlin wippte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. „Und?“

Gaius richtete sich wieder auf und blickte nachdenklich auf die Fremde hinab. „Ich glaube ich kenne nun ihren Namen. Dort steht Für Marie.“

„Marie?“ wiederholte Merlin verwundert. „Ein ziemlich ungewöhnlicher Name für diese Gegend, nicht wahr?“

Der Hofarzt nickte und legte die Linse sorgsam zurück in ihr Kästchen. „In der Tat. Sie muss eine Adelige aus einem entfernten Königreich sein.“ Er begab sich wieder an das Krankenlager. „Genaueres werden wir aber erst erfahren, wenn sie erwacht. Vorherige Spekulationen führen zu nichts. Also ab mit dir und bring ausreichend Weidenrinde mit.“

Es widerstrebte Merlin zu gehen, doch er wollte Gaius nicht verärgern. Er griff sich das kleine Weidenkörbchen, das auf dem Tisch stand, verabschiedete sich mit einem knappen Gruß und verschwand schnellen Schrittes um seiner Aufgabe nachzukommen.
 

Währenddessen betrat Arthur in einem anderen Teil des Schlosses den kleinen Thronsaal. Sein Vater, König Uther, saß über einige Verträge gebeugt am Tisch und blickte auf, als er bemerkte, dass sich ihm jemand näherte.

„Arthur,“ begrüßte er seinen Sohn.

„Vater,“ Arthur neigte respektvoll den Kopf. „Du hast mich rufen lassen?“

Der König nickte und bedeutete ihm zu seiner Rechten Platz zu nehmen. „Ich muss mit dir etwas Wichtiges im Bezug auf Cenred besprechen. Sein Vorgehen in der letzten Zeit bereitet mir große Sorge. Doch zunächst würde ich gerne erfahren was es mit dieser jungen Frau auf sich hat, der du heute morgen im Wald offenbar das Leben gerettet hast.“ Er warf seinem Sohn einen interessierten Blick zu.

Arthur erwiderte diesen forschenden Blick ohne die Miene zu verziehen. Insgeheim ärgerte er sich jedoch über die Art und Weise wie sein Vater ihn musterte. Als ob er eine Indiskretion begangen hätte, über die der König sich nun amüsierte. Dass Uther bereits jetzt von dem Vorfall im Wald wusste, erstaunte ihn hingegen nicht im geringsten. In Camelot ein Geheimnis für sich zu behalten war ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest wenn man der Prinz war, der rund um die Uhr dem wachsamen Auge der Öffentlichkeit und seines Vaters ausgesetzt war.

Er nahm sich eine Handvoll Weintrauben aus der großen Schale in der Mitte des Tisches und steckte sich eine der süßen kleinen Früchte in den Mund, bevor er eine Antwort gab. „Sie wurde von vier Männern angegriffen, die ihr allem Anschein nach nach dem Leben trachteten. Wenn Merlin und ich nicht zur Stelle gewesen wären, dann wäre sie nun tot.“

Uther nickte nachdenklich und nahm einen Schluck Wein aus dem Kelch, der vor ihm stand. „Wo ist sie nun? Ich würde gerne mit ihr sprechen.“

„Ich fürchte, dass ist im Moment nicht möglich, Vater,“ wehrte Arthur ab.

Uther hob die Augenbraue. „Was meinst du damit?“

„Nun,“ Arthur schob sich eine weitere Traube in den Mund, die er bedächtig zerkaute und dann runter schluckte. „Sie hat bei dem Überfall Verletzungen davon getragen und ist ohne Bewusstsein. Gaius kümmert sich in seiner Kammer um sie. Ich weiß noch nicht einmal wen ich gerettet habe, da sich noch keine Gelegenheit geboten hat mit ihr zur sprechen.“ Bei diesen Worten presste er verstimmt die Lippen aufeinander. Es verlangte ihm sehr danach endlich zu wissen wie die Fremde hieß. Immer nur an sie als die Frau, die er gerettet hatte, zu denken, missfiel ihm. Er wollte diesem hübschen Gesicht mit den ausdrucksstarken Augen umrahmt von einer braunen Lockenmähne endlich einen Namen geben können.

„Gibt es denn keinerlei Hinweise darauf, wer sie sein könnte?“ wollte Uther wissen.

Arthur schüttelte den Kopf. „Ich habe sie noch nie zuvor gesehen, aber anhand ihrer Kleidung vermute ich, dass sie von Adel sein muss. Vielleicht aus einem der entfernteren Königreiche im Norden oder Westen.“

„Nun gut, dann werden wir wohl erst Gewissheit erlangen, wenn sie wieder zu Bewusstsein kommt. Ich möchte, dass du dann mit ihr sprichst und herausfindet wer sie ist und warum diese Männer hinter ihr her waren. In der Zwischenzeit veranlasse ich, dass sie in eins der Gastgemächer gebracht wird.“ Der König gab den beiden Wachen an der Tür ein Zeichen und wenig später betrat Morgana den Thronsaal.

Sie deutete einen leichten Hofknicks an und faltete dann sittsam die Hände. „Ihr habt nach mir schicken lassen, Sire?“ Fragend blickte sie den König mit ihren grünen Augen an.

„Morgana, wärst du so freundlich und lässt eins der Gastgemächer im Westflügel herrichten? Wir haben einen Gast, der in Kürze dort einziehen wird.“ Mit einem wohlgefälligen Lächeln betrachtete der König sein Mündel, welches wie immer tadellos aussah.

Morganas Blick huschte kurz zu Arthur, der aufgestanden und an eines der Fenster getreten war, aus dem er nun schon eine ganze Weile grübelnd hinaus blickte. Also schenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem König. „Das werde ich, Majestät. Ihr wird es an nichts mangeln.“

Arthur verdrehte unbemerkt die Augen, als ihm klar wurde, dass Morgana ebenfalls schon über alles was sich am Morgen zugetragen hatte Bescheid wusste. Der König hatte mit keiner Silbe erwähnt, dass es sich bei dem Gast um eine Frau handelte und dennoch sprach Morgana von einer sie. Nein, derlei Neuigkeiten in Camelot für sich zu behalten war einfach nicht möglich.

Nachdem Morgana gegangen war, um ihrem Auftrag nachzukommen, wandte sich das Gespräch von Uther und Arthur den Machenschaften Cenreds zu.

Letztendlich einigten sie sich darauf eine Patrouille aus zuschicken, die auskundschaften sollte welch neue Pläne der benachbarte König sich nun wieder zurecht gelegt hatte. Dass ihm Camelot ein Dorn im Auge war, war allgemein bekannt und doch wagte er nicht Uther öffentlich den Krieg zu erklären, da er genau wusste wie wehrhaft das Schloss und seine Bewohner waren.

Nach dieser Einigung durfte Arthur sich zurückziehen. Er beschloss zum Übungsplatz hinunter zu gehen und ein wenig an seiner Morgensterntechnik zu arbeiten. Etwas körperliche Ertüchtigung würde ihm ganz gut tun und seine Gedanken von der Unbekannten ablenken.

Zumindest hoffte er das.



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