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Follow the silver moonlight

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So damn lost

Um sie herum herrschte abgrundtiefe Schwärze. Die Dunkelheit umgab sie wie eine große samtene Decke, benebelte ihren Verstand und lähmte ihre Glieder. Mühsam versuchte sie sich zu entsinnen was geschehen war, doch ein stechender Schmerz im Hinterkopf hielt sie davon ab.

Sie fühlte sich hilflos, schwach und müde.

So endlos müde.

Instinktiv wusste sie, dass sie dem Bedürfnis nach Schlaf nicht nachgeben durfte. Sie musste bei Bewusstsein bleiben und die Dunkelheit überwinden, um vollends wieder zu sich zu kommen.. Doch momentan fehlte ihr einfach die Kraft dazu. Es war so verlockend sich einfach in der samtenen Schwärze treiben zu lassen.

Das Gesicht eines Mannes tauchte plötzlich vor ihrem inneren Auge auf. Blondes, zerzaustes Haar, das ein gut geschnittenes Gesicht umrahmte. In seinen blauen Augen hatte ein besorgter Ausdruck gestanden, als er sie gemustert hatte.

Er hatte ihr seinen Namen genannt.

Arthur Pendragon.

Sie ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen.

Pen-dra-gon.

Sie hatte das Gefühl, dass sie diesen Namen schon einmal vernommen hatte, aber ihr fiel beim besten Willen nicht ein, in welchem Zusammenhang.

Wer war er bloß?

Ihr entfuhr jäh ein leises Stöhnen, als das schmerzhafte Pochen in ihrem Hinterkopf wieder stärker wurde. Offenbar war es nicht ratsam sich in ihrem Zustand so viele Gedanken zu machen.

Als sich plötzlich eine Hand auf ihre Stirn legte, gelang es ihr durch den Schreck endlich die bleierne Dunkelheit zu überwinden. Sie riss jäh die Augen auf und blickte in das gütige Gesicht eines älteren Mannes.

„Verzeiht wenn ich Euch erschreckt habe. Ich wollte lediglich überprüfen ob ihr Fieber habt.“ Er zog seine Hand zurück und betrachtete sie prüfend. „Wie fühlt Ihr Euch?“

„Ich habe grässliche Kopfschmerzen,“ sagte sie leise. Ihre Stimme klang heiser und sie wagte nicht sich zu bewegen aus Angst, dass der Schmerz dann intensiver werden könnte.

„Ah, das war nicht anders zu erwarten.“ Die Miene des Mannes war mitfühlend, als er sich erhob und zu der Kommode neben dem großen Himmelbett schritt, in dem sie lag. Wachsam sah sie zu wie er nach einem Krug griff und etwas von einer dampfenden bräunlichen Flüssigkeit in einen Becher goss. Er setzte sich wieder zu ihr auf die Bettkante und hielt ihr den Becher hin. „Trinkt das. Es wird Eure Kopfschmerzen lindern.“

Vorsichtig richtete sie sich auf und griff mit einem schwachen Lächeln nach dem dargebotenen Gefäß. „Habt Dank,“ sagte sie und nahm bedächtig einen Schluck des Gebräus. Es schmeckte furchtbar bitter, aber um die schrecklichen Kopfschmerzen loszuwerden und endlich wieder klar denken zu können, hätte sie beinahe alles getan.

Den Becher fest umklammernd lehnte sie sich zurück in die weichen Kissen und sah sich neugierig im Raum um. Er war hell und freundlich eingerichtet und beherbergte neben dem Himmelbett und der Kommode noch einen Schrank und einen reich verzierten Wandspiegel, der über einem Kamin aufgehangen war. Hinter einem halb zugezogenen Vorhang konnte sie im angrenzenden Zimmer einen Tisch mit Stühlen erspähen.

Unwillkürlich runzelte sie die Stirn. „Wenn Ihr die Frage gestattet, wo bin ich hier? Und wer seid Ihr?“ fragte sie an den älteren Mann gewandt.

„Mein Name ist Gaius und ich bin der Hofarzt hier am Hofe von Camelot.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an. „Erfreut Euch kennenzulernen, Mylady.“

Er schaute sie eindringlich an und schließlich wurde sie gewahr, dass er darauf wartete, dass sie ihm ihren Namen nannte. Sie öffnete den Mund um ebendies zu tun, doch ihr kam einfach nicht in den Sinn wie sie hieß oder woher sie stammte. Mit Entsetzen erkannte sie, dass sie sich nicht nur mehr daran erinnern konnte was mit ihr geschehen war, nein, schlimmer noch, sie hatte nicht den blassesten Schimmer wer sie überhaupt war. Es war als hätte jemand ihre Identität aus ihrem Gedächtnis getilgt. Da war nichts als undurchdringliche Schwärze wo ihre Erinnerungen hätten sein müssen. Es war fast als hätte sie zuvor nicht existiert.

Sie begann unkontrolliert zu zittern und starrte blicklos am Hofarzt vorbei, den Becher in ihren Händen halt suchend umklammernd. „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern wer ich bin,“ hauchte sie entsetzt und diese Tatsache auszusprechen flößte ihr mehr Angst ein als der Umstand, dass sie nicht wusste wie sie in dieses Zimmer gekommen war.

Gaius sah sie mitfühlend an. „Beruhigt Euch bitte. Dieser Zustand ist nicht von Dauer. Ihr werdet Euch eines Tages wieder entsinnen wer Ihr seid, dass versichere ich Euch als Arzt.“

In ihren Augen zeigte sich ein Funke Hoffnung, als sie ihn nun mit ihrem Blick fixierte. „Ist das die Wahrheit?“

Er nickte und nahm ihr sanft den Becher aus den verkrampften Fingern. „Ja, offenbar habt Ihr Euch bei Eurem Sturz eine besondere Art der Gehirnerschütterung zugezogen, welche mit einer partiellen Amnesie einhergeht. Bedauerlicherweise habe ich keine Ahnung wann Ihr Euch wieder an alles erinnern könnt. Das könnte bereits morgen der Fall sein oder aber erst in einem Monat.“

Ein Monat? Ihre Augen weiteten sich vor Schreck als sie versuchte seine Worte zu verarbeiten. Es fühlte sich grauenhaft an, wenn man nicht wusste wer man war. Und mit diesem Gefühl sollte sie eventuell einen Monat leben?

Im schlimmsten Fall sogar noch länger?

Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und bemühte sich darum die Fassung zu wahren. Sie fühlte sich unglaublich einsam und hätte am liebsten bittere Tränen vergossen, doch die Anwesenheit von Gaius hielt sie zurück. Wie betäubt starrte sie ins Leere, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.

Der Hofarzt schien genau zu spüren, dass sie nun Zeit für sich benötigte, um wahr zu haben was mit ihr geschehen war.

„Ich werde Euch nun allein lassen, damit Ihr Euch etwas ausruhen könnt,“ sagte er und neigte respektvoll den Kopf. „Doch vorher möchte ich Euch noch das hier geben. Es gehört Euch und wenn mich nicht alles täuscht, liefert es Euch einen wichtigen Hinweis auf Eure Identität.“ Er überreichte ihr ein kleines herzförmiges Medaillon aus Silber.

Sie nahm es mit fragendem Blick entgegen und betrachtete es eingehend. Es war wunderschön gearbeitet und als sie näher hinsah konnte sie die in feinen Lettern eingravierten Worte >Für Marie< ausmachen.

Ein Hinweis auf ihre Identität? Sollte das etwa bedeuten, dass sie Marie hieß?

„Mein Name ist also Marie,“ wisperte sie. Sie kostete den Klang des Namens aus, versuchte irgendetwas Vertrautes daran zu finden, doch genauso gut hätte sie jeden anderen Namen aussprechen können.

Enttäuscht biss sie sich auf die Unterlippe.

„Ich danke Euch“, sagte sie dann leise und starrte auf das Medaillon in ihren Händen.

Gaius nickte noch einmal, bevor er den Raum endgültig verließ.

Marie wartete darauf, dass seine Schritte auf dem Gang verklungen waren, bevor sie ihrem Kummer endlich freien Lauf ließ. Tränen strömten über ihre Wangen und ihr Körper erbebte immer wieder unter ihren Schluchzern, während sie das Medaillon eng an die Brust presste.

Es stellte das Bindeglied zu ihrem alten Leben dar und war der einzige Hinweis darauf wer sie wirklich war. Ob es ihr helfen würde sich zu erinnern? Das wünschte sie sich mehr als alles andere.



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