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Old Friends

Nur gemeinsam sind wir unbesiegbar
von

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Verspätete Einsicht Teil 1

Zwei Jahre lang hatte Kanda nichts mehr von Kaede gehört, aber er nahm sich vor ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte.

Er würde auf sie warten, egal wie lange es auch dauern mag und daher kam es ihm auch gelegen, dass er jetzt mehr Missionen austragen musste als sonst. Immerhin war er ein General und als dieser musste er seinen Pflichten nachkommen.

Außerdem musste er Lavi und Allen nicht länger ertragen, sie gingen ihm noch mehr auf die Nerven, als sie merkten, dass der Schwertkämpfer immer umgänglicher wurde.
 

Kanda befand sich gerade mitten im Kampf gegen einige Level-Drei Akuma und schlug einen zurück, als ein weiterer hinter ihm auftauchte und ihn angreifen wollte. Ehe er reagieren konnte, wurde der Dämon von einem, kreisrunden Feuersiegel zerstört und er blickte verärgert zu dem Störenfried. Zwei CROWs stießen dazu und landeten neben dem jungen General.

Er wollte ihnen gerade seine Meinung geigen, als aus der Kutte des kleineren CROWS ein silberne Kette hervor schaute und wieder von demjenigen hinter der Kutte gelegt wurde. Der Schwertkämpfer starrte die Person erschrocken an.

„Sie haben ziemlich nachgelassen, Herr General.“, ertönte eine weibliche Stimme und die Person legte ihre Maske ab.
 

„Kaede!“, erwiderte er und blickte in ihr lächelndes Gesicht. Ein Lächeln, das er schon richtig vermisste. Der laute Schrei der Akuma riss ihn aus seiner Überraschung und er wandte sich ihnen wieder zu.

„Die Zentrale hat uns geschickt um Sie zu unterstützen, General.“, erklärte der andere CROW.

Zu dritt besiegten sie die zähen Gegner schnell, Kanda erkannte wie sehr sie ihre Fähigkeiten verbesserte und freute sich auch für sie. Als sie die Mission erfolgreich ausgeführt hatten und das Innocence fanden, betraten sie ein kleines Gasthaus. Während Kaede und Kanda etwas essen wollten, wartete der zweite CROW lieber vor der Tür.
 

„Und du bist jetzt ein ausgebildeter CROW?“, fragte er schließlich und blickte in ihr Gesicht. Er wollte gerne ihren Pony zur Seite nehmen, um die zwei Punkte auf ihrer Stirn sehen zu können, traute sich aber nicht.

„Ja.“, antwortete sie lächelnd.

Es bedeutete ihm schon sehr viel, dass sie die Kette trug, die er ihr vor zwei Jahren schenkte und wollte nichts überstürzen.

„Und wie viele Liebeserklärungen hast du bisher bekommen?“, fragte sie. Kanda verschluckte sich an seinem Tee und sah die junge Frau neben sich erschrocken an. Er hat ja viele Fragen erwartet, wie es ihm ginge oder was er in der letzten Zeit getan hat, aber diese?

„Wie zum Teufel kommst du jetzt auf diesen Blödsinn?“, fragte er entsetzt. Kaede biss ein Stück vom Obstkuchen ab und lachte auf.

„Hey, du bist ein General und ein gutaussehender noch dazu. Wenn ich an General Cross zurückdenke, er hatte so viele Frauen bei sich, man kam gar nicht mehr nach mit dem zählen.“, erklärte die Dunkelhaarige. Der Schwertkämpfer sah sie misstrauisch an und erkannte erst jetzt, dass sie Ohrringe trug. Hatte sie jemals welche getragen, fragte er sich und überlegte. Zumal sie nicht wie gewöhnliche Ohrringe aussahen.

„Du starrst so auf meine Ohrringe.“, gab sie lachend von sich und blickte in seine braunen Augen, als er seinen Blick abwandte.

„Es ist das Zeichen, dass ich zu den Ranghöchsten CROWs gehöre.“, erklärte sie und sah wieder zu ihrem Stück Kuchen.

„Jetzt mal die ganzen Scherze beiseite. Wie geht es dir?“, fragte Kaede schließlich.

„Ganz gut und dir?“, fragte der junge Mann zurück und blickte wieder zu ihr.

„Ich kann mich nicht beklagen.“, erwiderte sie knapp und nahm noch ein Stück des Kuchens zu sich.

„Wie viele Männer haben dir denn ihre Liebe gestanden?“, der Schwertkämpfer drehte den Spieß nun um und hörte sie neben sich wild husten. Entgeistert riss sie ihren Kopf in seine Richtung, hielt aber inne, als sie seinen ersten Blick sah.

Kaede überlegte kurz, eigentlich hatte ihr bisher keiner seine Liebe gestanden. Aber sie fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn sie einfach welche erfindet und benutzte ihre Finger zum zählen.

„Ich glaube es waren elf. Doch, elf Männer waren es.“.

„Was? Elf Männer und du hast keinen von ihnen genommen?“, fragte Kanda ungläubig. Das CROW-Mitglied lachte auf und konnte auch beinahe nicht damit aufhören.

„Nein, ganz sicher nicht. Ich brauche einen Mann an meiner Seite, auf den ich mich verlassen kann und diese wurden allesamt nach dem ersten Halbjahr von der Akademie ausgeschlossen, weil sie die Prüfungen nicht bestanden haben.“, erklärte sie und wischte sich die Lachtränen weg.

Zumindest das, entsprach der Wahrheit. Aus dem ersten Jahr, wurden viele Schüler ausgesiebt, damit nur die Besten und Stärksten übrig bleiben.

Schließlich waren sie eine Spezial-Einheit.
 

Der Blauhaarige lächelte und trank die letzten Tropfen des Tees aus seiner Tasse.
 

„Kaede! Wir müssen langsam weiter!“, ertönte nun die genervte Stimme ihrer Begleitung, er stellte sich zu den alten Freunden und nahm seine Maske ab. Dunkelrote Haarsträhnen schauten aus seiner Kapuze hervor und braune Augen musterten den General vor sich kritisch.

„Ah. Das ist Raphael, er hat mit mir die Ausbildung abgeschlossen und das ist mein alter Freund Yuu.“, stellte sie beide Männer einander vor.

Der Rotschopf reichte seinem Gegenüber die Hand, die der Schwertkämpfer in seine nahm, nachdem er aufstand. Der CROW war viel kleiner als er, aber trotzdem noch größer als Kaede, wobei das nicht sonderlich schwer war, größer als sie zu sein.

„Raphael Rodriguez, sehr erfreut.“, stellte er sich vor und hielt inne, als er den erhöhten Druck seines Griffs vernahm.

„Kanda.“, erwiderte er nur knapp und starrte dem jungen Mann miesmutig in seine braunen Augen.

Kaede spürte wie zwischen den beiden wohl jede Menge Funken flogen und trennte ihre Hände voneinander.

„I-Ich bin ja schon fertig, ich gehe eben noch schnell den Kuchen bezahlen.“, sagte sie mit einem gequälten Lächeln und lief zur Theke.

„Versuchen Sie erst gar nicht, Kaede für sich gewinnen zu wollen. Ich werde der Mann an ihrer Seite sein.“, zischte Raphael und sah sein Gegenüber wütend an.

Kanda lächelte und nahm seine Herausforderung an. Was wüsste er schon über sie, früher oder später würde sie wieder bei ihm sein. Dass sie seine Kette trug sprach Bände und er müsste sich nur in Geduld üben.

„Wollen wir dann?“, hörte der CROW sie hinter sich fragen.

„Bis zum nächsten Mal, Yuu!“, sie verabschiedete sich mit einer Umarmung. Sie nahm die Hand ihres Kameraden und zog den jungen Mann hinter sich her.

Mit einem schelmischen Grinsen blickte er noch zu dem General zurück, ehe er das Gasthaus verließ.
 

„Tche, was findest du nur an diesem Typen?“, schimpfte der Rotschopf, als er sich von ihrem Griff losriss.

„Er ist mein Freund und ich bin mit ihm zusammen aufgewachsen.“, erklärte sie lächelnd und zog ihre Maske wieder an.

Fluchend nahm er seine Maske vom Gürtel und wollte sie auch gerade anziehen, als Kaede ihm in die Wange kniff.

„Hör endlich auf damit!“, ächzte er und schlug ihre Hand weg.

„Du weißt gar nicht wie ähnlich ihr euch seid. Er ist auch immer so mies drauf wie du.“, erwiderte sie lachend. Raphael hielt inne und sah bedrückt zu ihr.

„Kaede.“, rief er nach der jungen Frau und erhielt einen fragenden Blick.

„Hast du dich deswegen mit mir angefreundet? Weil ich ihm so ähnlich bin?“, fragte er fast wütend.

„Was fragst du denn da?“, fragte sie zurück und führte ihre Hand zu ihm, als er diese wegschlug.

„Beantworte meine Frage!“. Kaede schreckte etwas zurück.

„Natürlich nicht! Ich habe mich mit dir angefreundet, weil ich dich mag und nicht weil du ihm ähnelst. Zumal mir das auch erst vor kurzem aufgefallen ist.“, erklärte sie aufgeregt. Sie wurde plötzlich von ihm gepackt und an sich gedrückt.

„Ich könnte es nicht ertragen, wenn du nur bei mir bist, weil ich dich an ihn erinnere.“, flüsterte Raphael.

„Du bist du und Yuu ist Yuu. Denk nicht so einen Unsinn und lass uns weiter gehen.“, erwiderte die Dunkelhaarige.
 

Erst am späten Abend kamen die CROW-Mitglieder in Rom an, erschöpft warfen sie sich auf einen freien Platz in der Cafeteria.

„Ich gehe uns mal etwas zum Essen holen. Du isst doch-.“, fing sie an, wurde aber von dem Rotschopf zurück in den Stuhl gedrückt.

„Ich gehe schon.“, erklärte er mit einem kleinen Lächeln und lief zum Koch. Keine zehn Minuten später kam er mit einem Tablett zurück und schob der jungen Frau die Schüssel mit dem Obstsalat hin.

„Ah, vielen Dank!“, sagte sie noch, ehe sie verwundert zum Schälchen blickte und dort ein kleines Stück Esspapier erspähte.
 

„Es tut mir leid“ zierte die süße Notiz und entlockte ihr damit ein erleichtertes Lächeln.
 

„Ich hätte an deiner Stelle wohl dasselbe gedacht, entschuldige bitte, dass ich immer so viel von ihm erzählen muss.“, erwiderte sie und sah ihn entschuldigend an.

„Mach dir keinen Kopf. Wenn man mit jemanden seit siebzehn Jahren so viel Zeit verbringt, kann man auch schlecht ein anderes Thema zum erzählen haben.“, antwortete er knapp und schnitt mit seiner Gabel den Teigfladen durch.

Eigentlich sind es ja nur zehn Jahre, aber dieser Teil ihrer Vergangenheit ging nur ihr näheres Umfeld etwas an.

„Es gibt einige Dinge, die euch zwei wie einen Unterschied zwischen Tag und Nacht erscheinen lässt.“, fing Kaede an und nahm einen großen Löffel vom Obst. Raphael sah sie fragend an.

„Yuu hasst scharfes Essen, du bist viel redseliger und gebildeter. Er ist unglaublich ungeduldig und ständig gereizt. Und um dich muss ich mir weniger Sorgen machen, weil du deine Grenzen im Kampf kennst und dich rechtzeitig zurückziehst.“, zählte sie einige der Unterschiede zwischen ihnen auf.

Raphael lächelte leicht.

„Dieser Yuu ist also ein schweigsames, dummes, dauergereiztes, ungeduldiges und lebensmüdes Weichei?“, hackte er noch einmal nach. Kaede sah ihn schmollend an.

„Du bist gemein, so habe ich das überhaupt nicht gemeint.“, murmelte sie beleidigt und stopfte den Rest vom Obstsalat in sich hinein, ehe sie mit dem leeren Schälchen vom Platz aufstand.

Der Rotschopf packte ihren Arm und zog sie leicht zurück.

„Hey, tut mir leid. Aber sei bitte nicht mehr beleidigt.“, bat der junge Mann und ließ wieder von ihr ab. Er schlang sein Essen noch schnell hinunter und folgte ihr.
 

„Kaede, wir haben ab morgen eine Woche Urlaub. Hättest du nicht Lust irgendwohin zu fahren?“, fragte er, als er sie auf dem Weg in ihr Zimmer einholte.

Stimmt, den Urlaub hatte sie schon ganz vergessen und überlegte kurz.

„Ich würde gerne zu meinem Bruder fahren, ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen.“, murmelte sie noch nachdenklich.

„Dann begleite ich dich.“, sagte Raphael noch mit einem breiten Lächeln und schob sie zu ihrem Zimmer.

„Aber willst du nicht selbst zu deiner Familie fahren?“, fragte die junge Frau verwundert, als sie merkte wie sich sein Griff um ihre Schultern verkrampfte.

„I-Ich kann sie auch ein anderes Mal sehen.“, erwiderte er mit einem aufgezwungenen Lächeln, legte seine Arme um ihren Rücken und drückte sie zu sich zurück.

„Viel lieber würde ich gerne mehr über dich erfahren.“, fügte er leise hinzu und drückte ihr einen Kuss gegen die Schläfe.

„Schlaf gut.“, sagte er noch und ließ von ihr ab, ehe er sie auf dem Weg in sein Zimmer machte. Kaede sah ihm noch bedrückt nach, als sie die Türklinke in ihre Hand nahm und ihren Raum betrat. Schließlich verließ sie diesen doch wieder und eilte zu seinem Zimmer, als sie in jenes hineinstürmte.

„Raphael, was ist-.“, fing sie besorgt an, als sie hineinplatzte und ihn gerade beim umziehen störte.

„Entschuldige.“, sagte sie leise und wollte sein Zimmer gerade wieder verlassen, als er sie zurückhielt und zu sich zog.
 

„Bleib.“, bat er, als er die junge Frau gegen seine nackte Brust drückte und ihren warmen Atem daran spürte.

„D-Du verhältst dich so seltsam, seitdem wir Yuu getroffen haben.“, fing sie an, traute sich aber nicht in seine Augen zu sehen, als er sie von sich drückte. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und strich liebevoll über ihre Wangen.

„Ich habe mich in dich verliebt, Kaede.“, erklärte der Rotschopf leise und näherte sich ihrem Gesicht. Obwohl sie ihn so überrascht ansah, legte er seine Lippen auf ihre und küsste sie zärtlich.

Erst als die junge Frau seine Zunge über ihre Lippen streichen spürte, realisierte sie was hier gerade geschah und drückte ihn von sich weg.

„T-Tut mir leid.“, antwortete sie nur knapp und verließ ohne ein weiteres Wort sein Zimmer. Überfordert schloss sie sich in ihr Zimmer ein und vergrub ihr Gesicht in das Kissen auf ihrem Bett. Sie liebte ihn ja auch, aber mehr wie einen Freund, dachte sie und öffnete das silberne Medaillon an ihrer Kette.

Daisya machte sich bestimmt über sie lustig und strich vorsichtig über das Foto in dem Anhänger. Es war ein Foto ihrer alten Einheit und es machte ihr immer Mut, wenn sie diesen mal wieder verlor.

„Was würdest du an meiner Stelle tun, Daisya?“, murmelte Kaede verzweifelt.

„Mittlerweile hat sogar ein Idiot gerafft, dass du total auf Kanda abfährst. Obwohl, wenn ich mir dich so ansehe. Du bist definitiv dümmer als ein Idiot.“, hörte sie seine Stimme neben sich und riss ihren Kopf erschrocken in dessen Richtung, nur um die kleine Plüsch-Eule in ihrem Blickfeld zu haben.

„Daisya?!“, rief sie nach ihm und nahm das Kuscheltier in die Hände.

„Was hast du gesagt?“, fragte sie noch, weil sie sein Gemurmel nicht ganz verstanden hat. Als sie sein spöttisches Lachen hörte, spürte sie wieder diese Aggressionen ihm gegenüber in ihr aufsteigen und warf das Kuscheltier gegen die Wand.

Was tat sie da eigentlich?

Seufzend warf sie sich wieder in ihr Bett zurück und starrte gedankenverloren auf die Decke.
 

„Kaede. Schieß diesen Ralf in den Wind.“, Daisya erschein vor ihr und hatte wieder dieses schmierige Grinsen im Gesicht.

„Raphael!“, verbesserte sie ihn und sah ihn grummelnd an.

„Wie auch immer, dieser Typ ist nichts für dich.“, erwiderte er mit einem Schulterzucken. Die Dunkelhaarige sah ihn fragend an.

„Ganz ehrlich, wenn ich die Wahl hätte zwischen einer kleinen Krähe und einem richtigen Mann, wer sagt denn da Nein zum richtigen Mann?“, erklärte der Exorzist.

„Und wer ist deiner Meinung nach ein richtiger Mann?“. Kaede musterte ihn misstrauisch und wartete ungeduldig seine Antwort ab.

„Ich zum Beispiel. Aber sicher nicht dieser Ralf!“, lachte er laut und wurde direkt von ihr zurückgeschlagen. Jammernd legte er seine Hand auf die schmerzende Wange und sah beleidigt zu seinem alten Teammitglied.

„Raphael, und du Dummkopf willst ein richtiger Mann sein?“, verbesserte sie ihn wieder.

„Wer ist hier der Dummkopf, der das Offensichtlichste vom Offensichtlichsten nicht erkennt?!“, keifte er zurück und stand wieder auf.

„Dann sag es doch, wenn es so offensichtlich ist!“, brüllte Kaede zurück und wurde von ihm gepackt.

„Beweis mir, dass du nicht dümmer als ein Esel bist und finde es selbst heraus!“, schimpfte Daisya und verpasste ihr eine Kopfnuss.
 

Als Kaede ihre Augen öffnete fand sie sich am Boden wieder und hielt sich ächzend den Kopf. Sie ist wohl aus dem Bett gefallen, dachte sie grummelnd und rieb sich die Augen.

Jetzt wird sie schon in ihren Träumen von diesem Idiot belästigt und kletterte wieder in ihr Bett.

„Beweis mir, dass du nicht dümmer als ein Esel bist und finde es selbst heraus!“, erinnerte sie sich an seine Worte und durchbohrte die Zimmerdecke mit wütenden Blicken.

„Blödmann, ich werde dich nie wieder mehr um einen Rat bitten!“, schimpfte Kaede laut und drehte sich beleidigt zur Seite. Das letzte Mal, als sie ihn um Hilfe bat, endete darin, dass sie alleine gegen einige Akuma kämpfen musste, dachte sie und packte ihre Sachen zusammen.

Sie schrieb Raphael noch eine Nachricht und hinterließ diese dem Koch, mit der Bitte sie ihm sofort zu übergeben, ehe sie sich zum Bahnhof aufmachte und in den nächsten Zug einstieg.

Etwas Auszeit von der Zentrale könnte sie ebenfalls gebrauchen. Seitdem sie die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat und in die nächsten Ränge befördert wurde, wurde sie nur von Missionen überhäuft.
 

Zu ihrem Glück dauerte die Fahrt nicht lange und sie war schneller in China angelangt, als sie dachte.

Mit schrecklichem Herzklopfen stand sie nun vor dem Eingang zur Höhle, zur asiatischen Abteilung und ihrem Zuhause. Ihr wurden die Tore direkt geöffnet und sie machte sich auf dem direkten Weg in das Besprechungszimmer ihres Bruders, aber dort fand sie ihn nicht auf. Im Labor war er auch nicht.

Schließlich lief sie in sein eigenes Zimmer und fand ihn dort in einer Zeitschrift herumblättern, als er fragend hoch blickte und das Magazin direkt zur Seite warf.

Überglücklich warf sie sich in die Arme des Mannes und drückte sich eng an ihn.

„Ich habe dich so schrecklich vermisst.“, murmelte sie kaum hörbar, da sie ihr Gesicht in sein Oberteil vergrub.

„Und ich dich erst.“, erwiderte er glücklich und erdrückte die junge Frau beinahe.

„Die Zentrale hat mir zwar immer gesagt, dass es dir bei ihnen gut gehen würde. Aber dich in meinen Armen zu halten, ist einfach tausend Mal besser.“, sagte er noch und lachte.

„Vor lauter Missionen hätte ich beinahe vergessen, dass ich jetzt meinen Urlaub hätte, wenn mich mein Freund nicht daran erinnert hätte.“, gestand die Dunkelhaarige und kuschelte sich weiter an ihn.

„Dein Freund also?“, hackte Bak grinsend nach.

„Ein Freund.“, verbesserte sie den Blondschopf und lachte leise.

„Hast du Hunger? Ich sage unserem Koch gleich, dass er ein großes Menü herzaubern soll.“, er wollte gerade aufstehen, als er von der jungen Frau festgehalten wurde und sah sie fragend an.

„Bleib noch hier. Ich habe sowieso keinen Hunger.“, erklärte Kaede und kuschelte sich wieder in seine Arme.

Zwei ganze Jahre, hat sie ihn schon nicht mehr gesehen und wollte den schönen Moment noch genießen. Lächelnd strich er über ihre noch länger gewordenen Haare und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.

„Dann erzähl mal, wie war denn die Ausbildung?“, fragte er neugierig.

„Furchtbar, du kannst dir gar nicht vorstellen was sie uns alles abverlangt haben. Ich war am Ende des Tages immer froh, dass wir etwas essen und dann schlafen durften.“, fing Kaede an.

„Und du hast dort einen Freund gefunden?“, fragte Bak weiter und betonte das „einen“ besonders.

„Ja, einen Freund. Er heißt Raphael und er war ein ziemlicher Einzelgänger. Ich hab einfach die ganze Zeit mit ihm geredet, auch wenn er mich anfangs ignoriert hat und dann haben wir uns eben angefreundet.“, erklärte sie und entlockte ihm ein Lachen.

„Und er hat mir gestern seine Liebe gestanden.“, fügte sie noch bedrückt hinzu.

„Ist doch schön, oder nicht?“, bohrte der Blondschopf weiter.

„Ich weiß es nicht. Daisya meinte, er wäre nichts für mich.“, antwortete die Exorzistin nachdenklich.

„Daisya?“.

Sie holte ihr Medaillon hervor und öffnete es, um ihm das Foto zu zeigen. Er wusste direkt, wer gemeint war, denn Tiedoll, Marie und Kanda kannte er ja bereits. Aber er wusste auch, dass er bei einem Akuma-Angriff ums Leben kam.

„Er ist mir im Traum erschienen.“, erklärte sie und seufzte, als sie an seine Worte dachte.

„Ich denke, dass er vom Himmel aus einen ganz guten Überblick hat. Vielleicht solltest du ihm einfach vertrauen.“, sagte Bak schließlich und drückte die junge Frau von sich.

„Aber ich kann seine Worte nicht ernst nehmen, er hat schon immer den größten Stuss von sich gegeben.“, murmelte sie und schloss den Anhänger wieder.

„Hast du diese schöne Kette von General Tiedoll bekommen? Du musst ihm wirklich sehr wichtig sein.“, fragte er und musterte sie noch kurz, als er den Anhänger in seine Hand nahm. Kaede blickte fragend auf den silbernen Anhänger.
 

„Trag es, wenn du mir wieder vertrauen kannst.“.
 

„Entschuldige mich, Nii-san. Ich muss mir kurz die Arche ausleihen.“, sagte sie und sprang hektisch auf, ehe sie wieder zu ihm zurücklief und sich noch mit einem Kuss auf seine Wange von ihm verabschiedete.

„Kaede?“, rief er ihr noch verwirrt nach, doch sie hörte ihn schon nicht mehr. Sie lief so schnell sie konnte ins Labor und öffnete das Tor zur europäischen Abteilung.

Daisya hatte Recht, sie war wirklich ein dummer Idiot. Sie hatte in den zwei Jahren viel Zeit um über ihre Freundschaft zu Kanda nachzudenken und legte seine Kette an, weil sie ihm bei ihrer Rückkehr zeigen wollte, wie wichtig er ihr ist. Sie wollte ihm wieder vertrauen.

Aber er meinte etwas ganz anderes und das wurde ihr erst jetzt klar.
 

Laut Komui befand sich der junge General zurzeit in Sibirien, da dort gleich mehrere Innocence aufgetaucht sind und er die Abteilung auch vor wenigen Tagen verlassen hat.

„Ah, Kaede-chan! Zieh dir aber etwas-.“, fing der Abteilungsleiter besorgt an, aber bevor er seinen Satz beenden konnte, hatte sie das Zimmer bereits verlassen und er seufzte schwer.

Hoffentlich würde sie sich keine Erkältung einfangen, weil sie immer relativ kurze oder dünne Sachen trug, dachte er noch und widmete sich wieder seinem Nickerchen zu.

Durch die Arche öffnete sich dort kurzzeitig ein Tor und die junge Frau trat mit ihren Sandalen in etwas unangenehm Kaltes. Kaede erschrak, als sie die schneebedeckte Landschaft sah und wollte gerade wieder zurück, um sich dickere Kleidungsstücke zu holen, als sich das Tor direkt wieder auflöste und sie nur in die Leere griff.

Ein eiskalter Wind blies ihr um die Ohren und ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen, aber da musste sie jetzt durch und kuschelte sich in die dunkelrote Kutte ihrer Uniform ein.
 

Ziellos streifte sie durch den verschneiten Wald, als sie einige Kilometer weiter die Präsenz von Akuma wahrnahm. Sie erhöhte ihr Lauftempo und beeilte sich, schnell den Ort des Geschehens zu erreichen, vielleicht bräuchte ja jemand ihre Hilfe, dachte sie und sah auch schon die ersten Akuma.

Es waren viele Level-Zwei und Level-Drei Akuma dort und sie erstarrte für einen Moment, als sie auch noch einen Level-Vier Dämon erkannte. Drei Personen wurden von diesen umzingelt.

Die Level-Drei Akuma starteten einen gemeinsamen Angriff, gegen ein Mädchen und einen Jungen, als der General, der bei ihnen war, vor sie sprang und sich dafür bereit machte, den kommenden Angriff irgendwie abzublocken.

Die gewaltige Plasmakugel kam auf sie zugeschossen und sein Griff um beide Schwerter wurde fester und richtete sie schützend vor sich. Sie wurden zwar von dem hellen Licht eingehüllt, aber sie merkten selbst, dass sie keinerlei Schaden erhielten und erkannten auch den Grund, als sich die Rauchwolke wieder legte.

Irgendjemand hat eine Barriere um sie herum beschworen und den Angriff negiert.

„Was ist das? Wurden wir von diesen Dämonen jetzt auch noch eingesperrt?“, fragte das Mädchen ängstlich und klammerten sich an den braunhaarigen Jungen neben sich.

„Wir bekommen Verstärkung.“, antwortete der General mit einem zufriedenen Lächeln und sah sich in der Umgebung um.

Eine Person in dunkelroter Kutte tauchte auf und nutzte die Bäume als Hilfe, um so hoch wie möglich zu springen. Die Akuma, die vor der Barriere standen wurden in zahlreichen Feuerkugeln eingedeckt, aber beiden Erwachsenen war klar, dass sie damit nicht siegreich sein würden.

„Dieser Typ ist ein CROW.“, erklärte der Junge schließlich, er hatte schon viel von ihnen gehört und würde am liebsten selbst zu einem ausgebildet werden wollen.
 

Die Barriere um den jungen General wurde aufgelöst und er konnte sich wieder frei bewegen, während das CROW-Mitglied in die schützende Pyramide der Jugendlichen sprang und direkt den nächsten Zauber beschwor.

Durchsichtige Hände gingen von den Papiertalismanen der maskierten Person aus, die das Mädchen, den Jungen und den General packten. Das blonde Mädchen schreckte zurück und versuchte die Hände von sich zu reißen, was ihr aber nicht wirklich gelang.

„Habt keine Angst. Das sind heilende Hände, die eure Verletzungen versorgen werden.“, erklärte der CROW. Der Junge schmunzelte leicht, es war also kein Typ, sondern eine Frau, dachte er und blickte wieder zu dem dunkelhaarigen Schwertkämpfer.

„Können Sie den General noch irgendwie unterstützen? Wir würden ihm ja gerne helfen, aber wir sind zu schwach.“, fragte er schließlich und sah, wie er große Mühe damit hatte, gegen die vielen Akuma zu kämpfen.

„Macht euch keine Sorgen, sobald alle schlimmeren Wunden verheilt sind, kämpfe ich mit ihm weiter. Es gab keinen Akuma, den wir zusammen nicht besiegen konnten.“, antwortete die vermummte Person und schmunzelte. Der Junge sah sie verwundert an, er wusste, dass es für CROWs nicht üblich war, mit Exorzisten zusammenzuarbeiten. Die Hände an ihm und seiner Schwester lösten sich auf und der CROW nahm endlich seine Maske ab.

Schwarze Haarsträhnen hingen in ihr Gesicht, die Jugendlichen blickten in ihre graublauen Augen. Mit einem Lächeln verließ sie die Barriere schließlich und eilte zu dem Schwertkämpfer.
 

Sie lief in den Wald und sprang auf einen Baum, von dort aktivierte sie wieder Byakugo, das nicht nur wieder die Kraft des Generals weiterhin wiederherstellte, sondern auch seine Angriffe verstärkte. Nur mit einem direkten Kontakt, konnte sie die Stärke seiner Angriffe erhöhen.

„Warum hilft sie ihm nicht? Wenn sie nicht mitkämpft, wird der General doch verlieren!“, murmelte das Mädchen fast wütend.

„Dummkopf, sie hilft ihm doch. Siehst du denn nicht, dass seine Angriffe stärker geworden sind und er sieht nicht mehr so erschöpft aus. Sie ist kein gewöhnlicher CROW.“, erklärte der Junge und beobachtete den Schwertkämpfer genau.

Zumindest die Level-Zwei Akuma sind alle vernichtet, erkannte er erleichtert und erschrak, als der Level-Vier Dämon direkt vor ihnen stand und gegen die Barriere hämmerte.
 

Kaede blickte mit einem zufriedenen Lächeln zu dem Exorzisten, es waren nur noch wenige Level-Drei Akuma übrig, schreckte aber plötzlich auf, als sie einen seltsamen Stich in ihrem Herz spürte.

Wieso hatte sie plötzlich so große Mühe damit, Tozansho aufrechtzuerhalten und warf einen Blick zu den Jugendlichen.

Entsetzt erkannte sie, dass der Level-Vier gegen die Pyramide schlug und sich bereits zahleiche Risse in der Wand bildeten. Eilig sprang sie von Baum zu Baum und deckte den Dämon mit Flammenkugeln ein.

„Lass sie in Ruhe!“, rief sie ihm zu, als sie einige Meter vor ihm landete. Da sie durch die Ausbildung lernte, Byakugo auch ohne ihre Talismane zu beschwören, brauchte sie sich keine Sorgen mehr machen, sich doch einmal wegzubewegen und im Normalfall den Zauber zu unterbrechen.

Aber lange kämpfen konnte sie damit auch nicht und sah den Akuma vor sich zornig an. Sie musste einfach darauf hoffen, dass Kanda seinen Kampf schnell beendet und ihr dann zur Hilfe eilt.

„Versuch mich doch mal zu fangen.“, forderte sie den Level-Vier, mit einem schelmischen Grinsen, heraus und lief los.

Das ließ sich der Akuma nicht zweimal sagen und lief ihr direkt hinterher. Kaede musste eingestehen, dass in solchen Momenten die Ausbildung doch nicht so schlecht war und sie wusste daher, dass die Dämonen verspielt waren.
 

Sie wollte gerade einen Blick zurück werfen, im der Hoffnung schneller als der Akuma zu sein, als sie von der Seite gerammt wurde, durch einige Baumstämme flog und auf den verschneiten Boden landete. Der Dämon hatte sie hart erwischt, er war verdammt schnell, viel zu schnell und zu mächtig.

„Noch eine Runde!“, bat der Akuma grinsend und lief wieder auf sie zu. Im letzten Moment konnte sie seiner nächsten Ramm-Attacke noch ausweichen, verlor ihn aber aus den Augen.

„Hinter dir!“, hörte Kaede seine kindliche Stimme hinter sich und wurde wieder zu Boden geschlagen.

Seine Angriffe hatten eine unglaubliche Kraft, mit der sie nicht mithalten konnte und betete, dass Kanda bald kommen würde. Nur mit großer Mühe, konnte sie sich wieder aufrichten und wischte sich das ganze Blut aus dem Gesicht, das sie durch seine Angriffe verlor.
 

„Es ist so langweilig mit dir zu spielen. Vielleicht wird es mit dem anderen Exorzisten lustiger.“, sagte der Akuma, der plötzlich vor ihr stand.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in seine, als er schließlich mit seiner Hand ihre Brust durchbohrte.
 


 

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Dun, dun, dun - The Drama! xD
 

Ja, Raphael ist ein 1-Kapitel-Nebencharakter geworden. Eigentlich, wollte ich mehr über ihn schreiben, als ich mir dachte, dass ich die Geschichte nicht noch länger unnötig in die Länge ziehen kann, als ich es ohnehin schon tue x)

Deswegen denkt euch einfach nichts, bei seiner Reaktion auf die Frage hin, warum er nicht zu seiner Family fahren will.
 

Vielleicht kann jemand den Grund ja erraten? ;D



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