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Ein zweites Leben

von

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Geständnis

Oscar konnte sich selbst kaum noch ertragen. Nach dem Gespräch mit der Königin war sie ziellos durch die Gegend geritten, bis ihr Pferd an einem See Halt machte. Es war der See nicht weit von ihrem Anwesen. Sie hatte ihr Pferd alleine tränken lassen und dabei im Sattel stumme Tränen vergossen. Für das Kind, das sie unter ihrem Herzen trug. Es würde bei fremden Menschen aufwachsen, das hatte sie beschlossen. Wie niederträchtig! Oscar wäre am liebsten noch einmal durch unzählige Gewehrkugeln gestorben, als solch eine Abscheulichkeit durchzuführen! Aber sie hatte keine andere Wahl. Die Königin hatte es für sie so ausgedacht und dem würde sie folgen. Andre würde ihr das sicherlich niemals verzeihen. Trotz all seiner Liebe zu ihr, würde er sich höchstwahrscheinlich von ihr abwenden und sie niemals mehr in seiner Nähe ertragen können...
 

Vielleicht würde sich Rosalie dem kleinen Wesen annehmen, was allerdings keinen Unterschied für Oscar machte. Es gab auch andere Möglichkeiten: Sie konnte mit dem Kind nach Hause kommen und ihrer Familie die Wahrheit auf den Tisch legen. Das würde sie aber alle umbringen! Wenn sie Glück haben würden, würden sie mit dem Leben davonkommen und fliehen können. Oder sie konnten gleich nach der Geburt des Kindes Frankreich verlassen und in einem fremden Land ein neues Leben zu dritt beginnen. Aber Oscar konnte auf keinen Fall ihre Heimat verlassen! Sie wurde in Frankreich geboren, war hier aufgewachsen und würde auch hier sterben, falls die Revolution losbrechen würde. Wenn nicht, dann würde sie die Tuberkulose zu Grunde richten. Sie musste das alles mit allen Mitteln verhindern und das hieß, sie konnte ihr Land nicht verlassen und die Menschen, die sie liebte und schätzte, im Stich lassen!
 

Oscar hatte die Tränen getrocknet, die Zügel an sich genommen und war nach Hause geritten. Im Stall traf sie auf Andre. Wie er sie angesehen hatte! So liebevoll und umsorgt, aber das hatte ihr noch mehr geschmerzt. Sie hatte ihn alleine gelassen, konnte ihm nicht länger ins Gesicht sehen. Aber das würde sie früher oder später tun müssen! Vor ihm konnte und wollte sie die Wahrheit nicht verbergen. In ihrem Zimmer hatte sie sich ihrer Uniform entledigt; eine bequeme Hose, ein Hemd und eine Langweste angezogen und wartete nun mit plagenden Gewissensbissen auf ihn.
 

Etwa eine Stunde später kam Andre herein, durchquerte ihren Salon und stellte das Tablett mit der Mittagssuppe und dem Brot für sie beide auf dem Tisch ab. Oscar hatte keinen Appetit, aber sie würde essen. Für das Kind.
 

Andre fand seine Frau nicht in ihrem Salon oder im Kaminzimmer, sondern auf ihrem Bett. Sie trug ihre bequemen Sachen und saß mit angezogenen Knien auf ihrer Bettdecke. Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlagen und ihr Gesicht zwischen den Kniescheiben vergraben. Andre sah nur ihren Scheitel und ihre blondgelockte Haarpracht, die ihre Schultern und Oberarme verhüllte. „Oscar?“ Er trat vorsichtig an ihr Bett heran. „Ich habe das Essen für uns mitgebracht.“ Das war nicht das, was er eigentlich sagen wollte. Er wollte wissen, was mit ihr los war! Andre setzte sich zu ihr auf die Bettkante. „Oscar, was ist mit dir? Was ist passiert?“
 

„Ich gebe es nicht her!“, erklang von ihr ein leises, ersticktes Murmeln: „Nein, niemals!“
 

„Was gibst du nicht her?“, hakte Andre sanft nach, obwohl ihm das Herz schmerzte, sie in solch einer verlorenen Verfassung zu sehen.
 

Oscar hob ihren Kopf und sah ihn an - verzweifelt und aussichtslos, was ihm noch mehr Kummer bereitete. „Andre, ich...“ Ihre Stimme kippte wieder. Sie fand keinen richtigen Ausdruck, aber wenigstens hielt sie den Blick. Und er sah sie so an, wie vor kurzem im Stall. Das sanfte Grün seiner Augen brannte wie ein glühendes Feuer durch ihren Körper und trieb ihr neue Tränen in die Augen. Oscar versuchte noch, die verräterische Nässe zurückzuhalten, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Augen glasig schimmerten.
 

„Oscar, wenn du schweigst, dann kann ich nicht wissen, was dir fehlt!“ Andre überwand die bisher gehaltene Grenze der Schicklichkeit und fuhr ihr sachte durch das Haar an der Schläfe. Seine Finger streiften an ihrer Wange und verharrten dann unter ihrem Kinn. „Liebes, bitte, sage doch etwas! Ist es wegen der Verbannung? Was hat die Königin noch von dir verlangt? Ich verstehe sie sowieso nicht! Wie kann sie dir so etwas antun? Ich dachte ihr seid Freunde!“
 

„Das sind wir“, meinte Oscar verstockt und schluckte den bitteren Kloß in ihrer Kehle hinunter. Sie genoss die Wärme seiner Hand und fragte sich gleichzeitig, ob das das letzte Mal sein würde. Würde er sich von ihr abwenden, wenn er erfährt, welches Schicksal ihrem gemeinsamen Kind bevorstand? Er wusste noch nicht einmal, dass er überhaupt Vater würde! Aber wie sollte sie ihm das beibringen, ohne ihm die Vorfreude auf sein Vaterglück zu zerstören?! Das würde nicht gehen! Sie musste es ihm sagen – er hatte ein Anrecht darauf! Oscar atmete tief ein und aus. „Ihre Majestät hat das getan, um mich zu schützen, Andre... Um uns zu schützen.“
 

Andre bemerkte die anlaufenden Tränen in ihren sonst so wunderschönen, himmelblauen Augen und das jagte ihm einen messerscharfen Stich durch den Brustkorb. Warum sagte sie ihm nicht endlich, was mit ihr los war?! Ihr Leid war doch auch seines! Ihr Kinn zitterte und ihre Lippen zogen sich zu einem Strich zusammen. Sachte und hauchzart fuhr er mit seinem Daumen darüber. Und obwohl es ihm schwer fiel, versuchte er trotzdem den ruhigen Ton in seiner Stimme beizubehalten. „Ich verstehe immer noch nicht, wovon du sprichst, Oscar, meine Liebe.“
 

Aber wie lange würde er sie noch seine Liebe nennen? Oscar musste wieder bitter schlucken. „Mein Geliebter...“, hauchte sie kaum hörbar und mit leicht zittriger Stimme: „Es fällt mir schwer das zu erklären...“
 

„Also gut!“ Andre gab erneut auf. Vorerst! Er fand noch einen kleinen Ausweg: „Weißt du was?! Wir gehen jetzt gemeinsam essen und danach versucht du es noch einmal.“
 

„Das ist ein guter Vorschlag.“ Oscar war ihm dankbar für die Nachsicht mit ihr, aber auch nach dem Mittagessen gelang es ihr nicht. Ihr Zuhause schien der falsche Ort dafür zu sein.
 

Andre übte sich auch weiterhin in Geduld. Oscar spielte am Klavier während er den Tisch abräumte und das Geschirr in die Küche trug. Er bedrängte sie nicht, ließ sie mit ihren Gedanken alleine und half stattdessen seiner Großmutter oder anderen Bediensteten im Haushalt.
 

Bei ihnen gab es nur ein Gesprächsthema: Die Verbannung von Lady Oscar, wie sie das aufnahm und was die Königin sich dabei gedacht haben mochte?! Andre gab darauf nur einsilbige Antworten, da er selber kaum eine Ahnung davon hatte. Er versuchte nicht allzu sehr in den Gesprächen mitzuwirken. Nur wenn man ihn ausfragte. Denn schließlich war er der beste Freund von Lady Oscar, wuchs mit ihr auf und fuhr mit ihr in die Verbannung. Seine Großmutter ermahnte ihn streng, auf sie gut aufzupassen, sonst bekäme er es mit ihr zu tun!
 

„Selbstverständlich werde ich auf Oscar achtgeben“, schwor Andre von sich überzeugt und verdrehte insgeheim die Augen. Natürlich würde er auf Oscar aufpassen! Immerhin war sie seit zwei Wochen seine rechtmäßig angetraute Ehefrau und sie liebten sich schon seit vier Jahren!
 

Oscar kam irgendwann aus ihrem Zimmer, machte Andre ausfindig und bat ihn, die Pferde zu satteln. Sie wollte mit ihm an den See ausreiten und dann nach Paris aufbrechen. Andre war erleichtert, dass sie sich wenigstens gefangen hatte und nicht mehr so bedrückt aussah. Sie setzte sogar ein kleines Lächeln auf. Ob echt oder vorgegaukelt, war ihm nicht von Bedeutung. Wenn sie unter sich sein würden, würde sie vor ihm schon nicht ihre Gefühle verbergen.
 


 


 

Am Nachmittag ritten Oscar und Andre den See entlang und dem Wind entgegen. Sie atmeten die frische Luft ein und aus, beobachteten den trällernden Schwarm von Vögeln am kaum bewölkten Himmelsgrund. Sie ließen das leise Rauschen des Windes in den Baumkronen auf sich wirken und spürten die wärmende Sonnenstrahlen auf sich. Das war ihr gemeinsamer Ort, an dem sie sich abgeschieden und unbeobachtet fühlten. Die fahrbare Straße lag weit von hier entfernt und sie fühlten sich hier, in dieser unberührten Natur, immer wohl.
 

Oscar zügelte unvermittelt ihr Pferd und wartete, bis Andre seinen Braunen neben ihr auch anhielt. Sie hatte sich die Worte bis hierher zusammengelegt und sah verträumt vor sich in die Ferne. „In unserem früheren Leben, in der Nacht nach deinem Ableben, irrte ich durch die Gassen von Paris...“, begann sie ruhig und klar zu sprechen: „...ich dachte an dich und sah dabei eine Illusion, ein Trugbild von mir und dir... Wir sind die Küste auf meinem Pferd entlang geritten und ich hörte unser fröhliches Gelächter. Ich saß vor dir, du hattest mich in deinen Armen gehalten und wir waren glücklich...“
 

„Oscar...“ Andre betrachtete angetan ihr seitliches Profil und fragte sich gleichzeitig, warum sie wieder im vergangenen Leben schwebte. Sie sollte lieber ihm ihr Kummer offenbaren. Oder brauchte sie dafür etwa noch mehr Zeit? Vielleicht aber wollte sie aus der Illusion Wirklichkeit werden lassen und deswegen erzählte sie ihm davon? Gut möglich. Sie sprach doch meistens in Rätseln. Und andererseits, mit ihr auf einem Pferd zu reiten, hörte sich nicht übel an. Andre verzog ein verwegenes Lächeln, um seine Frau etwas aufzumuntern: „...wenn du möchtest, meine liebste Oscar, steige ich gerne zu dir in den Sattel und wir reiten gemeinsam um den See herum, so, wie in deiner Illusion.“
 

„Gerne, aber zuvor muss ich dir etwas Wichtiges gestehen...“, sagte Oscar halblaut. Der erste Schritt war nun endlich getan. Jetzt musste Oscar ihren Satz nur noch zu Ende bringen. Obwohl es ihr immer noch schwer fiel und sie Angst hatte, was danach folgen würde. Sehr eigenartig! Sie scheute doch sonst keine Herausforderungen! Nun, es ging diesmal nicht nur um sie... Oscar sammelte ihren ganzen Mut, senkte ihren Blick und zog ihre Mundwinkel leicht nach oben. „Andre... ich bin... du wirst...“ Nein, so ging das nicht! Sie sollte es mit einer anderen Formulierung versuchen! „Andre, ich habe eine Überraschung für dich...“
 

„Eine Überraschung?“ Andre war im nächsten Augenblick verdattert. Er konnte nicht anders, als seine Frau schief von der Seite anzusehen. Warum machte sie das? Könnte es sein, dass es etwas mit ihrem Kummer zu tun hatte? Oder hatte sie etwa ihr Versprechen vergessen? Wenn es so war, dann musste er sie daran erinnern und diesmal würde er die Überraschung nicht annehmen, egal was es sein würde! „Oscar, du hast mir versprochen: Keine Überraschungen mehr!“
 

Oscar sah zu ihm auf und ihre Blicke trafen sich. Beiderseits eindringlich und musternd. „Ich kann nichts dafür!“, rechtfertigte sich Oscar sogleich unschuldig: „Du hast es verschuldet!“ Sie legte eine Hand zart auf ihren Bauch und schaute darauf. Ihre blonden Locken umrahmten sogleich ihr Gesicht und Andre sah nur die Kontur ihrer Augen, der Nasenspitze und das rot ihrer Lippen. Der Moment der Offenbarung war gekommen. Oscar atmete noch einmal tief ein und aus. Sie war jetzt bereit, sich der Tatsache zu stellen, egal welche Folgen es auf sich ziehen würde: „Die Überraschung ist hier, Andre. In mir. Sie wächst und entwickelt sich unter meinem Herzen.“
 

Zuerst verstand sie Andre nicht so recht, aber gleich darauf traf es ihn wie ein Schlag! Schon alleine ihre Hand auf dem Bauch müsste für ihn einleuchtend sein! Und jetzt auch noch ihre Worte dazu! Eine Überraschung, die durch ihn entstand und die sie nun unter ihrem Herzen trug, konnte nur eines bedeuten: Ein Kind! Sein Kind! Für Andre begann sich die Welt vor seinen Augen zu drehen. Die Erkenntnis, dass er Vater werden würde, lähmte ihm das Denken und machte ihn augenblicklich bewegungsunfähig. Wie ein gefällter Baum kippte er aus dem Sattel und landete im Gras. Den Aufprall nahm er kaum wahr. Er musste erstmal die Neuigkeit verdauen, die in ihm alles auf den Kopf stellte und ihn beschwipst machte.
 

Ein ihm allzu vertrautes, umsorgtes Gesicht schob sich in sein Blickfeld. Er hatte schon zuvor ihren Schreckenslaut vernommen. Nun sah er ihre blaue Augen, zartlinigen Gesichtszüge und ihre blutroten, süßen Lippen, die seinen Namen formten: „Andre! Ist dir etwas passiert?“ Ihre Hände betasteten feinfühlig seine Stirn und seine Wangen. „Sag doch bitte etwas!“
 

„Oscar...“, hauchte er leise und versuchte sich mit Hilfe seiner Ellbogen hochzuziehen. Oscar griff ihm unter den Arm, stützte seinen Rücken und half ihm dabei. Dann saßen sie im gelbgrünen Gras, hielten sich die Hände und sahen sich lange an. „Ist es wahr?“, unterbrach Andre als erster die Stille. Er wirkte noch etwas benommen, aber seine Augen glitzerten vor Freude.
 

Oscar bestätigte ihm das mit einem kaum merklichen Nicken. „Ich habe das selbst erst gestern erfahren.“
 

„Erfahren?“ Andre schaute verwundert und gleichzeitig besorgt drein. Hieß das etwa, dass noch eine dritte Person davon wusste? „Von wem erfahren, Oscar?“
 

„Von Ihrer Majestät.“ Oscar ließ seine Hände los, setzte sich neben ihn und erzählte alles. Dabei zog sie ein Bein an sich, vergrub ihre Finger in die weiche Erde und sah auf die rollenden Wellen des Sees vor ihr in unmittelbarer Nähe.
 

Andre wurde derweilen einiges klar: Die Königin hatte das alles klug ausgedacht und wollte Oscar nur vom Schlimmsten bewahren! Daher die Verbannung und merkwürdigen Forderungen, die ihm jetzt viel verständlicher erschienen! Er schämte sich beinahe für sein schnelles Vorurteil gegenüber Ihrer Majestät.
 

Oscar beendete an dem Punkt, dass sie morgen die schriftliche Genehmigung für den Kauf eines Hauses im Süden Frankreichs von Marie Antoinette bekommen und ein paar gewöhnliche Umstandskleider abholen würde. Das würde im Hintergrund geschehen, ohne dass es jemand merkte. Oscar traute sich nicht, ihren Mann anzusehen. Sie schaute weiterhin trübsinnig auf die dunkle Oberfläche des Sees und wartete auf das Urteil ihres Geliebten.
 

Andre hatte ihr aufmerksam zugehört und konnte sein Vaterglück noch immer kaum fassen. Er und Oscar würden ein Kind bekommen und eine Familie werden! Zeitgleich begriff er, dass das auch Gefahren mit sich brachte und ihm fiel Oscars Verhalten am heutigen Mittag wieder ein: „Ich gebe es nicht her! ... Nein, niemals!“, hatte sie auf ihrem Bett erstickt und aufgelöst gemurmelt. Meinte sie etwa das Kind? Andre schluckte bangen Herzens. Er begriff auf Anhieb alles, ohne dass Oscar es ihm genauer erklären brauchte. Das Familienglück entschwand ihm vor den Augen und füllte sich mit Zorn. Diese Welt war ungerecht und grausam! Wieso wurden sie wiedergeboren, wenn ihnen das zweite Leben, abgesehen von der erwiderten Liebe, auch noch solch ein Leid bescherte!
 

Oscar stand wortlos auf und ging auf ihr Pferd zu. Mit hängenden Schultern - wie heute Mittag im Stall. Es quälte sie und zehrte an ihr, das sah Andre schon an ihrer Haltung und er fühlte mit ihr. Oscar blieb dicht bei ihrem Schimmel stehen, aber stieg nicht auf. Ihre Hände schlang sie um ihre Mitte und verharrte reglos. Sie rechnete nun mit dem, was sie die ganze Zeit befürchtet hatte. Sie wusste nicht, wie sie es verkraften sollte, wenn er ihr seine Liebe entziehen würde. Es fröstelte sie und ein erdrückender Schmerz in ihrem Brustkorb raubte ihr beinahe die Luft zum Atmen. Sie hörte wie das Gras raschelte, als er sich erhob und sich ihr nährte. Dann spürte sie ihn dicht hinter sich und ihr Herz machte einen Satz.
 

Andre fasste sie an den Oberarmen und spürte sofort, wie angespannt sie war. Ihm war klar, dass es nicht an seiner Annäherung und Berührung lag. Nein, etwas anderes musste in ihr vorgehen. Das war ganz bestimmt wegen dem Kind. „Wir werden schon einen Ausweg finden, Liebste.“ Er wollte ihr Trost spenden; ihr beweisen, dass sie mit ihm immer rechnen konnte und dass er ihr in allen Sachen beistehen würde. Er würde sie nie im Leben verlassen, egal was geschehen würde. „Ich habe schon Bernard und Alain über deine Verbannung unterrichtet. Sie stehen alle hinter dir, Oscar. Sie werden uns nicht im Stich lassen. Das haben sie mir deutlich zu verstehen gegeben.“
 

Oscar spürte die vertraute Wärme, die sein Körper ausstrahlte, auf ihrem Rücken. Die Furcht, dass er sich von ihr abwenden könnte, wich langsam von ihr. Wie gerne würde sie sich an ihn lehnen und in seinen starken Armen alles vergessen. Aber das ging nicht. Es war noch nicht alles geklärt. „Sie wissen aber nichts von dem Kind“, sagte sie leise und schluchzte verhallend.
 

„Dann werden wir es ihnen sagen. Gemeinsam ist es doch viel leichter nach einer Lösung zu suchen.“
 

Das klang vielversprechend, hoffnungsvoll und ermunternd. Oscar drehte sich um ihre eigene Achse und sah Andre mit feuchten Wimpern ins Gesicht. Nein, er würde sie niemals verlassen! Wie konnte sie nur daran zweifeln? Erneut bewies er ihr, wie stark und unendlich seine Liebe zu ihr war. „Andre, ich...“
 

„Sag nichts, wir werden das schon schaffen“, unterbrach er sie sanft. Eine Hand legte er ihr an die Wange, die andere schob er ihr auf ihren Bauch und zog sein Gesicht zu ihr. „Ich werde es auch niemals hergeben! Wir werden zusammen dafür kämpfen.“
 

„Andre...“ Oscar war den Tränen nahe. Seine Worte überwältigten sie, gaben ihr die nötige Kraft und neuen Mut. Sie umschloss fest seine Hand auf ihrem Bauch und gab sich seinem innigen Kuss hin. Es war erlösend und wohltuend. Ihre Liebe überdauerte alle Gefahren und jedes Leid. Sie bedeckte alles mit dem schönen Gefühl der Wonne, der Geborgenheit und ließ alles um sich herum vergessen.
 

Andre löste den Kuss auf. „Und jetzt...“, sagte er liebevoll: „...steigen wir auf dein Pferd, reiten entlang des Sees und denken nicht daran, was passieren könnte.“
 

„Ja, das wäre schön“, erwiderte Oscar und ein reines Lächeln huschte über ihre Mundwinkel.
 

Andre half ihr in den Sattel und stieg dann selber hinter ihr auf. Sie saß seitlich, er schlang seine Arme um sie und hielt gleichzeitig sie und die Zügeln fest. Er ließ das Pferd gemütlichen Ganges antraben, sie lehnte sich an ihn und gemeinsam genossen sie den Ausritt, wie in der Illusion aus ihrem früheren Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Madame_Malou
2015-03-06T16:24:05+00:00 06.03.2015 17:24
Ooooh war das schön! *seufz* Die beiden sind einfach für einander bestimmt! Und nie im Leben würde Andrè seine Oscar im Stich lassen, wer solch eine Liebe hat der brauch die Zukunft nicht fürchten! ♡
Andrè's Reaktion auf sein Vater werden, köstlich und so typisch Andrè! So liebenswert wie er ist so tollpatschig ist er auch manchmal, er ist einfach ein Unikat! :D
Antwort von:  Saph_ira
06.03.2015 20:35
Ein liebes Dankeschön für dein Kommentar. ;-) Ich muss zugeben, dass es auch für mich eines der lieblings Kapiteln ist, weil es einfach herzzereißend ist. XD Und ich gebe dir recht, Andre würde Oscar nie im Leben verlassen - egal was sie anstellt, dafür liebt er sie einfach zu sehr. Und vor allem würde er zu seinen Taten den Mann stehen und sich nicht aus der Verantwortung ziehen, aber es ist halt Oscar und sie hat halt manchmal ihre Make bzw. solch ein Bedenken. XD
Von:  hunny123
2014-07-31T16:36:27+00:00 31.07.2014 18:36
toll dass du die schlüsselszene aus dem anime miteinbezogen hast. herrlich. ich frage mich ab jetzt shcon, wie das kind wohl heißen mag...und ob es ein mädchen doer junge sein wird. *lach*
Antwort von:  Saph_ira
31.07.2014 19:42
Diese Szene aus dem Anime hat mir auch gefallen und ich fand es schön, wenn ich sie mit in meine Story miteinbeziehe. Und was das Kind angeht, dann lass dich überraschen. ;-)
Vielen, lieben Dank für dein Kommi. :-)
Von:  black-flower
2014-06-10T18:44:24+00:00 10.06.2014 20:44
oh was für ein toles kapitel!!! du hast die gefühle der beiden wirklich sehr gut rüber gebracht. genau so habe ich mir andres reaktion vorgestellt! ^^
bisher gefällt mir deine geschichte wirklich gut weil es nie langweilig wird. allerdings muss ich zugeben, das mir einige von marie antoinettes forderungen komisch und nicht plausibel vorkommen. aber das wirst du ja vielleicht noch auflösen deshalb will ich erstma weiterlesen ^^ mach weiter so!
Antwort von:  Saph_ira
10.06.2014 21:14
Oh, vielen lieben Dank für dein Kommentar ;-)
Wegen Forderungen kann ich gleich auflösen. Marie Antoinette will Oscar unbedingt als Kommandat behalten und deswegen ist ihr nichts besseres eingefallen. ^^ Aber danke, dass du so aufmerksam bist und schreibst, was dir eigenartig vorkommt. Das schätze ich sehr. :-)
Von:  FeelLikeParadise
2014-05-25T19:53:23+00:00 25.05.2014 21:53
Ein sehr emotionales Kapitel aber auch ein sehr befreiendes! :) Endlich weiß es Andre und kann sich auch freuen. Außerdem finde ich es echt schön, dass auch ihre Freunde hinter ihr stehen und auch bleiben werden, wenn sie von dem Kind erfahren. Aber darum mache ich mir keine Sorgen:)
Andres Reaktion ist sehr, sehr gut auf ihn abgestimmt :D Haha ;D
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.
LG:)
Antwort von:  Saph_ira
25.05.2014 21:59
Ein liebes Dankeschön für deine Worte. ;-)
Ich freue mich auch, wenn mir es immer wieder gelingt, mit meinen Kapiteln zu begeistern und zu erfreuen. ;-)
Liebe Grüße :-)
Von: abgemeldet
2014-05-25T18:06:36+00:00 25.05.2014 20:06
Ich liebe das Kapitel und habe es verschlungen - mehrmals!!! Du kannst einen wirklich ganz schön auf die Folter spannen, denn der Moment, auf den ich jetzt schon so lange lauer, ist endlich da.

Ich finde du hast die Stimmungen der beiden wirklich großartig erfasst und beschrieben. Andres Reaktion - ich lacge noch immer köstlich!
Antwort von:  Saph_ira
25.05.2014 21:38
Vielen, lieben Dank ;-)
Es freut mich, dass ich dir mit dem Kapitel so viele Freude bereiten konnte. ;-)


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