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Ein zweites Leben

von

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Aussprache

Der schöne Nachmittag neigte sich dem Abend. Oscar und Andre ritten jetzt jeder auf seinem eigenen Pferd nach Paris. Ohne Hast erreichten sie die große Stadt und schlugen den Weg zu Alain ein. Rosalie und Bernard hatten sich schon bei ihm eingefunden. „Wie bei einer Verschwörung“, dachten Oscar und Andre beim Betreten der Wohnung. Bernard, Rosalie und Diane schlürften an dem Tee, den Madame de Soisson ihnen reichte. Alain beliebte stehen zu bleiben und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, um alle am Tisch im Blickfeld zu haben. Nach einer knappen Begrüßung gesellten sich Oscar und Andre zu ihm.
 

„Wir wissen über Eure Verbannung Bescheid“, begann Bernard sogleich aufgeschlossen mit dem Gespräch: „Andre hat es uns heute Vormittag mitgeteilt. Rosalie und ich sind bereit Euch zu begleiten, Lady Oscar. Aber wollt Ihr die Sache wirklich auf Euch beruhen lassen? Ich meine, Ihr steht schon so lange treu in den Diensten Ihrer Majestät und sie behandelt Euch wie einen gemeinen Verbrecher!“
 

„Bernard...“ Oscar ließ ihn nicht weitersprechen. Seiner direkte Art war sie schon gewohnt, aber trotzdem behagte es ihr nicht. „So darfst du es nicht sagen ohne Wahrheit zu kennen“, erläuterte sie ihm betont sachlich. „Ihre Majestät macht es, um mich vor dem Hofstaat in Sicherheit zu wissen.“
 

„In Sicherheit?“ Bernard verstand sie nicht und zog streng seine Augenbrauen zusammen: „Lady Oscar! Ihr nehmt sie auch noch in Schutz?! Was ist los mit Euch? Seht Ihr denn nicht, dass sie Euch zu Grunde richtet?“
 

„Bernard!“, ermahnte ihn nun auch Andre, zum Schutz seiner Frau: „Oscar hat Recht, mit dem was sie sagt! Die Königin will uns nur helfen!“
 

„Deine Fürsprache in allen Ehren, aber du täuschst dich, Kumpel!“, spie Alain neben ihm zischend aus: „Denke daran, was ich dir heute gesagt habe: Man kann der Königin nicht trauen! Du siehst doch selbst, was sie mit deiner Frau anstellt!“
 

Oscar hielt es nicht länger aus. Ihr hitziges Temperament schoss ihr sogleich kochend durch das Blut. „Schluss damit!“, donnerte sie barsch den beiden Männern dazwischen: „Du und Bernard verdreht mir noch alles!“
 

Alain verstummte wie auf Befehl und Bernard sah sie verständnislos an. Die Damen am Tisch erschraken und Andre flüsterte Oscar beschwichtigend von der Seite zu: „Bitte rege dich nicht auf, Oscar. Denke an deinen Zustand.“
 

Mechanisch legte sich Oscar ihre Hand auf den Bauch. Sie atmete tief ein und aus. „Du hast recht“, sagte sie im nächsten Moment etwas versöhnlicher zu ihm und fasste sich mit freien Hand an die Stirn. „Ich darf mich nicht aufregen... Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist... Bitte entschuldigt...“
 

„Lady Oscar!“ Rosalie sprang umsorgt vom Tisch auf und eilte schon zu ihr. „Geht es Euch nicht gut?“ Sie berührte vorsichtig Oscar am Arm.
 

„Es geht schon, Rosalie...“ Oscar atmete ruhiger. Der Blick in das reine und fürsorgliche Antlitz der jungen Frau, ließ sie zuversichtlicher werden. „Ich glaube, ich sollte mich lieber hinsetzen...“ Sie ließ sich von Rosalie an den Tisch geleiten.
 

„Was ist mit ihr los, wenn ich fragen darf?“, wollte Alain von Andre wissen, aber dieser folgte Oscar, ohne ihm zu antworten.
 

Diane rückte für Oscar einen Stuhl zurecht. Dankend nahm sie dies an und setzte sich gegenüber von Bernard und Rosalie. Andre blieb hinter ihr am Stuhl stehen und legte ihr seine Hände auf die Schultern. Madame de Soisson stellte sogleich eine warme Tasse mit wohltuendem Tee vor ihr ab. „Der stärkt und beruhigt“, erklärte sie ihr und ein wissendes Schmunzeln breitete sich auf ihrem alternden Gesicht aus. „Verzeiht die Frage, aber in welcher Woche seid Ihr schon angekommen?“
 

Oscar blinzelte verwirrt zu ihr. Madame de Soisson deutete mit einem Blick auf die Hand an ihrem Bauch und Oscar verstand. „Ich schätze seit unserer Vermählung...“, äußerte sich Oscar überlegend: „Aber sagt, wie Ihr meinen Umstand herausgefunden habt? Ich habe das nämlich selbst bis gestern nicht gewusst. Um ehrlich zu sein, wenn die Königin mich nicht darauf hingewiesen hätte, wäre ich immer noch ahnungslos.“
 

„Das kann durchaus passieren, weil es Euer erstes ist.“ Madame de Soisson setzte sich neben ihre Tochter und belächelte Oscar weiterhin gütig. Wie anders war doch diese adlige Frau im Vergleich zu vielen anderen aus ihrem Stand: Blaublütig geboren, erzogen wie ein Mann und dennoch behandelte sie all ihre Mitmenschen gleich und gerecht. Sie jagte keiner Macht nach, gab sich zufrieden mit dem was sie hatte und war keineswegs selbstgefällig. Lady Oscar war stets gutherzig zu ihren Freunden, half ihnen in schwierigen Zeiten und verhielt sich immer ungezwungen, wenn sie zu Besuch war. Schon am ersten Tag ihrer Bekanntschaft hatte sie Madame de Soisson leid getan und mit den Jahren hatte sie sie ins Herz geschlossen. Und vielleicht war es genau das, dass sie anspornte, ihr beizustehen und auch zu helfen.
 

„Und ich habe das herausgefunden, weil ich selbst Mutter bin, Lady Oscar. Das war nicht schwer zu erraten. Ich erkenne die Anzeichen sehr wohl.“
 

Oscar war verblüfft und gleichzeitig verwundert. Wie konnte es aber sein, dass ihre eigene Mutter nichts mitbekommen hatte? Und das, obwohl sie fünf Kinder hatte?! „Meiner Mutter ist aber nichts aufgefallen...“, entfuhr es ihrem leicht geöffneten Mund.
 

„Ich vermute, da Eure Mutter mehr an der Seite Ihrer Majestät weilt, als zu Hause ist. Da könnte es sein, dass ihr Eure Umstände nicht aufgefallen sind.“ Madame de Soisson fand auch darauf eine plausible Erklärung: „Soweit ich weiß werden in Adelsfamilien die Kinder anders erzogen. Die Eltern überlassen sie den Lehrern und Kinderfrauen. Wohingegen wir, die einfachen Menschen, unsere Kinder selbst erziehen und sie immer an unserer Seite haben, bis sie alt genug sind, um auf ihren eigenen Füßen zu stehen.“
 

Oscar kam nicht umhin, ihr bewundert zuzustimmen. Das wäre so durchaus möglich. Nicht, dass Madame de Jarjayes gefühlskalt wäre. Nein, sie war sogar eine nette und liebevolle Mutter. Sie sahen sich nur selten. Oscar war als Kommandant der königlichen Garde ständig unterwegs und ihre Mutter verbrachte als Hofdame der Königin kaum Zeit zu Hause oder mit ihr. Oscar konnte sich zusätzlich gut vorstellen, dass es auch daran lag, dass es keinen Grund für einen Verdacht gab. Einen Vorteil, den sie sich durch ihre Erziehung angeeignet hatte. In Anbetracht ihres jetzigen Umstandes, war es vielleicht sogar ein Segen. So würde ihre Mutter nicht darauf kommen, dass sie ein Kind erwartete. So, wie sie auch nicht darauf gekommen war, dass Oscar mit Andre eine heimliche Beziehung führte und mit ihm schon vermählt war. Das Gleiche galt auch für ihren Vater. Allerdings blieb da noch Sophie. Andres Großmutter war doch ihr einstiges Kindermädchen! Nun, vielleicht hatte die alte, gute Frau noch nichts bemerkt, weil die Schwangerschaft gerade erst in der Anfangsphase war. Oscar schwor sich insgeheim, sich weiterhin so zu verhalten wie bisher, um keinen Grund zu geben, Andre oder ihren Umstand zu verraten.
 

Derweilen starrten alle im Raum Oscar unfassbar an: Bernard und Alain hielten ihre Münder und Augen weit offen. Bei Rosalie und Diane glänzten vor Freude die Gesichter. Andre amüsierte sich über seine Freunde und Oscar redete ungerührt mit Madame de Soisson weiter, ohne auf die anderen zu achten: „Wenigstens verstehe ich nun, wie die Königin das erkennen konnte. Sie verbringt mehr Zeit mit ihren Kindern und deswegen ist ihr mein Zustand sofort aufgefallen. Sie möchte, dass ich in den Süden Frankreichs fahre. An einen abgeschiedenen Ort, wo kein Mensch mich erkennt.“
 

„Ihre Majestät scheint Euch sehr zu mögen, wenn sie Euch öffentlich in die Verbannung schickt, aber im Hintergrund nur auf Euren Wohl bedacht ist.“
 

„So sieht es aus, Madame de Soisson. Und das versuche ich gerade zu erklären.“
 

„Versteht mich nicht falsch, Madame Oscar, aber einem Mann kann man das nicht so einfach erklären. Entweder redet man gegen eine Wand oder man findet nicht die passenden Worte.“
 

„Wie wahr!“ Oscar fühlte sich befreiter und schenkte Madame de Soisson ein dankbares Lächeln.
 

Alain entriss sich von der Wand und schlenderte verdutzt zu Andre. „Warum hast du uns nicht schon vorher gesagt, dass bei euch ein Kind unterwegs ist?“
 

„Das würde ich auch gern wissen!“, fand auch Bernard seine Fassung zurück: „Das ist nicht sehr nett von dir, Andre!“
 

„Lasst ihn in Ruhe!“, verteidigte ihn Oscar von ihrem Platz aus: „Er hat es selbst erst vor wenigen Stunden erfahren!“
 

„Wenn das so ist...“ Alain grinste über beide Ohren und klopfte Andre kräftig die Schulter. „Dann gratuliere ich euch beiden herzlich! Oh, Mann, da hast du dich ganz schön reingehängt, in der Nacht eurer Heirat!“
 

„Alain!“, mahnte ihn Andre peinlich berührt, aber er lachte mit. Gleich darauf folgten auch von den anderen die Glückwünsche an ihn und Oscar. Besonders Rosalie und Diane schwärmten glückselig. Aber wie lange würde diese Freude noch andauern? Oscar spürte einen unangenehmen Druck in sich. All diese Leute waren nett zu ihr und behandelten sie, als wäre sie eine von ihnen. In den Jahren ihrer Freundschaft hatten sie sich gegenseitig lieb gewonnen. Das würde sich jedoch bestimmt schlagartig ändern, wenn sie erfahren, was sie mit dem Kind vor hatte... Oscar tat es unendlich leid und sie fühlte sich elend dabei, so etwas überhaupt offenbaren zu müssen. Aber wenn sie hoffte eine Lösung zu finden, dann musste sie es tun...
 

„Nun gut. Ich habe die Königin in dieser Hinsicht missverstanden“, sprach Bernard, nachdem sich alle soweit beruhigt hatten. Seine direkte Art und seine Entschlossenheit hatten sich nicht geändert. Er verschränkte seine Arme vor sich und unterstrich damit sein ernstes Gesicht. „Aber es rechtfertigt trotzdem nicht ihr Verhalten gegenüber ihrem Volk!“
 

„Sie ist bescheidener geworden“, meinte Oscar offen und kehrte aus ihrer Gedankenwelt zurück. Ihr Gemüt wühlte sich innerlich auf, obwohl sie sich um Beherrschung bemühte. „Sie will nur für ihre Kinder da sein. Warum kann das niemand verstehen?“
 

„Das verstehen wir sehr gut, Lady Oscar. Aber sie ist die Königin von Frankreich!“, gab Bernard nicht klein bei, als erkläre er damit alles.
 

Oscar verstand innerlich seine Meinung nur zu gut und konnte sie nachvollziehen, aber sie war mit ihm noch nicht fertig. Sie war noch aufgewühlter und sprach mit einem mütterlichen Instinkt, der noch vor wenigen Augenblicken für sie selbst ein Fremdwort war. „Soll sie etwa ihre Kinder in fremde Hände abschieben und sie den Gouvernanten überlassen, nur um ihr Volk zufrieden zu stellen?“
 

„Das verlangt niemand von ihr! Aber das Volk braucht sie!“, beharrte Bernard hartnäckig: „Das wisst Ihr doch genauso gut wie ich, Lady Oscar!“
 

Ja, das wusste sie. Aber sie bezog das Gespräch unbewusst auch auf sich. Sie rang mit sich und kämpfte ihre Anspannung nieder. Sie musste an ihr Kind denken und durfte sich nicht aufregen, das hatte ihr Andre noch vor wenigen Augenblicken gesagt und das würde sie befolgen. „Dann sag mir, was ich tun soll?!“, bat sie Bernard im ruhigeren Ton, aber ein leichtes Zittern in ihrer Stimme konnte sie dennoch nicht unterdrücken: „Ich kann sie nicht beeinflussen, sie gegen ihren Willen zwingen. Das ist unmenschlich und ich werde es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können!“
 

„Ich kann Euch sehr gut verstehen, Lady Oscar. Ihr habt Euer ganzes Leben dem Dienst Ihrer Majestät geopfert. Aber irgendwann müsst auch Ihr an Euch denken!“ Bernard senkte seinen Tonfall auch, milderte seinen Gesichtsausdruck und redete etwas zuversichtlicher: „Ihr habt Andre geheiratet und werdet bald Mutter.“
 

„Glaub mir, daran denke ich jede freie Minute und auch daran, wie ich das Leben vieler unschuldiger Menschen schützen kann. Besonders das meines Mannes und unseren ungeborenen Kindes...“ Oscar verstummte auf einmal. Sie konnte nicht mehr. Wie sollte sie hier ihre Pläne offenbaren, wenn sie schon alleine bei Bernard scheiterte und das Gefühl hatte, gegen eine Wand zu reden, wie Madame de Soisson es vorhin so trefflich geäußert hatte?!
 

„Du bist damit nicht alleine, Oscar“, erinnerte Andre hinter ihren Rücken sanft. Er wusste ganz genau, was sie bewog und wie sie sich fühlen musste. Sie spürte seine tröstende Hand auf ihren Schultern und das gab ihr die nötige Stütze.
 

„Er hat recht, Oberst“, meldete sich Alain nach ihm zu Wort: „Wir sind auch noch da! Und ich überlege mir sowieso, Euch ebenfalls zu begleiten. Ich kann mir doch nicht entgehen lassen, Euch im Umstandskleid zu sehen!“ Er bleckte frech seine Zähne und bewegte mit seiner Aussage die Unterhaltung in eine andere Richtung: „Und Euren Andre kann man doch nicht mit Bernard alleine fahren lassen!“
 

Bernard verzog daraufhin eine beleidigte Miene. „Willst du etwa sagen, ich bin eine schlechte Gesellschaft?“
 

„Nicht doch!“, heiterte ihn Alain auf: „Du bist einfach zu ernst! Und unser Freund braucht Spaß, sonst vergeht er uns in einem Jahr!“
 

„Ich würde gerne auch mitkommen...“, ertönte es von Diane und ihre Mutter schloss sich ihr auch noch an: „Und da ihr Raufbolde keine Ahnung von werdenden Müttern habt, wird es anscheinend besser sein, dass ich auch mitkomme. Natürlich, wenn Lady Oscar nichts dagegen hat.“
 

„Ich habe keine Einwände.“ Oscar schmunzelte. Diese Menschen waren loyal, vertrauenswürdig und ließen sie so sein, wie sie war. Aber wie lange noch? Oscar wurde sogleich wieder ernst. Sie umklammerte ihre Tasse mit beiden Händen und schaute flüchtig auf jeden, der vor ihr am Tisch saß. Der Moment der Offenbarung war gekommen und sie musste da durch. „Es gibt noch eine Sache zu klären, bevor ihr mir alle in den Süden folgt...“ Sie machte eine kleine Atempause und fuhr so sachlich wie möglich fort: „Ich werde dort ein Haus kaufen, groß genug für uns alle. Ich werde mit euch zusammen wohnen und dort mein Kind zur Welt bringen. Aber ich werde nicht...“, weiter kam Oscar mit ihrer Rede nicht. Sie stockte. Ihr schnürte es die Kehle zu und der massive Druck von vorhin breitete sich wieder in ihrem Brustkorb aus. Oscar konnte es nicht über sich bringen, den Satz zu vollenden. Hilfesuchend schaute sie zu ihrem Mann.
 

Andre verstand sie auf Anhieb. Ihm erging es wie ihr. Er verstärkte den Griff seiner Finger auf ihren Schultern. „Oscar will sagen...“, begann er in die Runde schauend, aber auch er kam nicht weiter. Ein drückender Kloß entstand in seinem Hals und er musste hart schlucken.
 

„Na sag schon, was ist!“, drängte ihn Alain und stupste ihm mit seinem Ellbogen in die Seite. „Hat es etwas mit uns zu tun?“
 

Andre fand seine Sprache wieder. „Nein“, versicherte er seinem Freund krächzend: „Wie kommst du darauf?“
 

Oscar schüttelte bekräftigend ihren Kopf. „Es hat ganz und gar nichts mit euch zu tun...“ Sie stellte einen Arm auf die Tischkante und stützte darauf ihre Stirn. Sie senkte ihre langen Wimpern auf den Tee vor sich und legte sich mühevoll ihre Worte zurecht. Sie musste mehrmals schlucken, um ihre Rede überhaupt vortragen zu können. „Ich kann Soldaten befehligen... ich kann Armeen in die Schlacht führen... selbst um das kämpfen, was mir lieb und teuer ist... Aber ich kann nicht verantworten... was mit unserem Kind passieren würde... Andre und ich wollen gute Eltern sein, aber wir dürfen es nicht behalten...“ Oscar brach ab. Sie konnte niemandem mehr in die Augen sehen. Zu welch Abscheulichkeit war sie doch fähig! Es war ihr selbst unerträglich und zuwider! Dennoch hatte sie es gesagt. Aber leichter ums Herz war ihr deshalb nicht. Oscar erwartete Verachtung und abfällige Bemerkungen zu ihrer Person, aber es geschah eine kurze Weile nichts.
 

Eine fassungslose und bedrückende Stille herrschte im Raum, bis Bernard sich in die Faust räusperte. „Jetzt wird mir klar, weshalb Ihr für die Königin und ihre Kinder gesprochen habt. Ihr habt Euch selbst damit gemeint. Habe ich nicht recht?“
 

„Ja, du hast recht“, sagte Andre anstelle von Oscar, der kein Wort mehr von den Lippen kam. Es nahm sie sehr mit, machte ihr zu schaffen und das spürte er deutlich. „Aber glaube mir, Bernard“, setzte er weiter an: „Wir wollen unser Kind keineswegs von uns trennen... Uns bleibt nur keine andere Wahl...“
 

„Das müsst ihr doch gar nicht!“, mischte sich unverhofft Rosalie ein. Mit feuchten Wimpern sah sie Oscar an und fasste sich ans Herz: „Lady Oscar, Ihr habt mir in schweren Zeiten sehr geholfen. Erweist mir bitte die Ehre, auch Euch helfen zu können. Ich werde mich um Euer Kind kümmern und Ihr könnt es mit Andre jederzeit besuchen kommen.“
 

Oscar hob überwältigt den Blick und nahm die Hand von der Stirn. „Rosalie...“, brachte sie nur verstockt zu Stande. Sie konnte nicht verhindern, dass auch ihre Augen glasig schimmerten, als hätte sie Rosalie angesteckt.
 

„Meine Frau hat gar nicht so unrecht“, fügte Bernard noch mit einer List hinzu: „So wird die Welt der Adligen nicht erfahren, dass Ihr und Andre bei uns euer gemeinsames Kind besucht.“
 

Oscar richtete ihr Augenmerk auf ihren Mann, der genauso angetan war, wie sie. „Was sagst du dazu, Andre? Du weißt, ich werde dir folgen, falls du dich für etwas anderes entscheidest.“
 

„Oscar...“ Andre sah ihr tief gerührt in die Augen und erinnerte sich beiläufig an eine Szene aus ihrem früheren Leben: Nachdem Oscar ihm die Liebe erwidert hatte und sie am früheren Morgen in der Kaserne eintrafen, sagte sie vor allen Soldaten auch, dass sie ihm folgen würde.
 

Alain missverstand sein Zögern und stieß ihm kräftig zwischen die Schulterblätter. „Sei ein Mann, Kumpel! Stimme endlich zu und wir folgen deiner Frau bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss und einer gerechten Sache dient! Und natürlich, wenn wir damit den Aristokraten eins auswischen können!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Madame_Malou
2015-03-07T01:10:30+00:00 07.03.2015 02:10
Ach wie schade, ich hatte ebenso gedacht das Oscar mit ihrem Kind Heimkehr unter dem Vorbehalt dass das Kind "keine" Eltern mehr habe und sie es als Nachfolger in ihre Fußstapfen treten lassen wird. Gegen Oscar's Dickkopf kommt der General so oder nie an, erstrecht nicht wenn die Königin eine so gute Freundin seiner Tochter ist. ;) Wie schon gesagt wurde war das zu der damaligen Zeit gang und gebe Kinder zu adoptieren. Selbst Marie Antoinette die Kinder über alles liebte, hat neben ihren eigenen immer wieder Kinder adoptiert, darunter z.B. auch einen Bauernjungen und die Töchter einer ihrer Bediensteten, damit MAUS Tochter Mme Royal eine Spielgefährtin bekam...aber ich schweife ab. XD Ich bin dennoch gespannt wie und ob es den Freunden gelingt das Kind der beiden als das von Rosalie und Bernard durch gehen zu lassen und ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. :D
Antwort von:  Madame_Malou
07.03.2015 02:13
...damit MA's Tochter...
Tut mir leid fürs doppelt Kommentieren, mein Autokorekt ist schuld. *schäm*
Antwort von:  Saph_ira
07.03.2015 21:35
Schon ok, ich verzeihe dir und bedanke mich für deinen lieben Kommi. ;-) Ähm... Das mit Adoption wäre es zu einfach für die Handlung in der Story und noch schmerzhafter für Oscar und André, denn dann wächst zwar ihr Kind bei ihnen, aber es darf niemals Papa und Mama zu ihnen sagen und sie dürfen ihn erst gar nicht so sehr als ihr Kind bezeichnen, denn dann würde es auffallen und es würde viel Spekulationen geben. Besonders wenn das Kind noch zusätzlich Ähnlichkeiten mit seinen Eltern haben würde - wie äußerlich so auch im Charakter. Das wird ganz bestimmt schiefer gehen und Oscar mit Andre werden schneller mit ihrem Geheimnis auffliegen, als es bei Bernard und Rosalie aufwachsen würde. So denke ich zumindest und deshalb hab ich die Variante mit Rosalie und Bernard gewählt. ;-)
Von:  hunny123
2014-07-31T16:50:32+00:00 31.07.2014 18:50
die truppe in einem Haus? *lach* das stelle ich mir sehr amüsant vor. dann müssen ja bernard und rosalie noch ein eigenes kind bekommen, dann sind es zwei, die miteinander spielen können :)
bin gespannt was ihnen zusammen alles noch so passiert.
Antwort von:  Saph_ira
31.07.2014 19:50
Dankeschön für deine Worte und es freut mich, dass dir es gefällt. Allerdings muss ich dich in einer Sache enttäuschen: Bernard und Rosalie bekommen kein eigenes Kind, zumindest nicht in dieser Story. Das wäre zwar eine gute Idee, aber für mich wäre dann umständlich auch für sie eine extra Rolle zu geben, wo es hauptsächlich um Oscar und Andre geht. Ich hoffe, dass du mir das vergibst. :-)
Von:  alandatorb
2014-05-31T16:45:35+00:00 31.05.2014 18:45
Schade ... ich dachte schon Oscar würde nach der Geburt mit dem Kind nach Hause kommen und es adoptieren, da es "keine" Eltern mehr hat und sie noch einen Erben braucht :) So wäre sie wenigstens mit ihrem Kind zusammen und das wäre ja auch eine gängige Methode in der Zeit gewesen - nur noch die Erlaubnis der Königin für die Adoption holen - fertig.
Aber der Gedanke, dass sich Rosalie um das Kleine kümmern wird, ist auch schön.
Ich lasse mich einfach weiter überraschen und freue mich auf die nächsten Kapitel.
LG
Alanda
Antwort von:  Saph_ira
31.05.2014 20:29
Das mit der Adoption wäre auch eine interessante Möglichkeit. Da könntest du auch recht haben. ;-) Allerdings wäre dann die Frage, ob der General damit einverstanden wäre, dass Oscar aus der Verbannung ein sozusagen "fremdes" Kind mitbringt und ihn auch noch großziehen will. Aber deine Gedanke gefällt mir gut. So könnten Oscar und Andre ihr Kind in der Tat immer bei sich haben. Nur müssen sie dann darauf achten, dass der Kleiner keinen der beiden ähnelt, wie Äußerlich so auch im Verhalten. ;-)
Dankeschön herzlich für deie Worte. :-)
Liebe Grüße :-)
Von:  FeelLikeParadise
2014-05-31T16:25:46+00:00 31.05.2014 18:25
Ich muss mich Broedl anschließen! Das innige Vertrauen der Freunde ist inzwischen sehr stark und kommt hier, in diesem Kapitel gut zur Geltung. Außerdem mag ich es, wie du Rosalie, Bernard, Alain usw. beschreibst und sie mit in die Geschichte mit einbeziehst.:) Dadurch wachsen sie einem wirklich sehr ans Herz.
Ich hoffe nur, dass ihr Plan, das Kind "versteckt" zu halten nicht schief läuft.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel
LG:)
Antwort von:  Saph_ira
31.05.2014 20:29
Ja, hoffen wir das Beste für sie. Dankeschön sehr für deine lieben Worte. ;-)
Liebe Grüße :-)
Von: abgemeldet
2014-05-31T11:21:06+00:00 31.05.2014 13:21
Ach, die beiden Männer... Einfach herrlich wie die beiden versuchen auf Oscar einzureden! Die Szene ist wirklich amüsant. ;)

Man merkt sehr deutlich, wie tiefgründig die Freundschaft aller geworden ist, wie viel Vertrauen sich da aufgebaut hat. Diese Entwicklung ist dir wirklich gut gelungen, denn immerhin arbeitest du ja schon seit einigen Kapiteln darauf hin. Ich finde es toll, dass die beiden so eine Unterstützungen und einen Rückhalt erfahren.

Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel!
Antwort von:  Saph_ira
31.05.2014 16:00
Ein herzliches Dankeschön für deine lieben Worte. Ich gebe dir recht, ich arbeite seit einigen Kapiteln in der Tat darauf hin. Und ich versuche meinen Figuren in der ganzen Tragik das Leben ein kleines bisschen nicht allzu schwer zu machen. ;-)


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