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Earning Angel Wings

von

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~: Fateful encounter :~

» Glaube kann Berge versetzen und die Hoffnung stirbt zuletzt. «

(Sprichwort)
 

~* Erste himmlische Sphäre, Übergangstor *~
 

Die großen Engel mit den schneeweißen Flügeln und den silbern blitzenden Schwertern in der Hand traten langsam zur Seite und ließen die beiden Frauen passieren.

Die Gewalten waren jedes Mal eine sehr beeindruckende Erscheinung und Eve, noch immer in ihrer Menschenform, kam nicht umhin, einen zweiten Blick in ihre unbeweglichen, ernsten Gesichter zu werfen ehe sie und der Seraphim den runden Durchgangsbogen und somit auch seine Wächter passiert hatten.

Sie kamen an ein riesiges Tor aus purem massivem Gold. Seine Flügel mussten Tonnen wiegen und waren ohne den Willen Raphaels, der die Grenzen bewachte, nicht zu öffnen.

Sephrenia lächelte amüsiert, als ihre Ziehtochter wie ein staunendes Kind den Kopf in den Nacken legte um das Ende der goldenen Pforte zu erkennen. Sie war zum ersten Mal da und wie alle von dem Anblick schlicht und ergreifend überwältigt. Eve, die nur wenig von den Wundern des Himmels zu Gesicht bekommen hatte, weil sie eben so menschlich wie möglich aufwachsen sollte, war von der Erscheinung geradezu paralysiert.

Als die Flügel auch noch lautlos begannen, sich zu öffnen stieß die junge Engelsfrau unwillkürlich einen leisen Schrei aus. Hinter dem sich stetig verbreiternden Spalt konnte sie das helle klare Blau des Erdenhimmels erkennen und unter ihnen erhob sich eine gewaltige Stadt.

Aufgeregt beugte sie sich nach vorne. Die Erde hatte sie ebenfalls noch nicht gesehen, wenn ihr auch viel davon erzählt worden war und sie war mehr als neugierig auf die Menschen die sie bevölkerten.

„Gabriel hat dich sicher schon darüber aufgeklärt, dass sich das Tor immer über dem Ort öffnet an den man geschickt wird?“ erkundigte sich Sephrenia lächelnd während sie dem Gewirr aus Häusern unter ihnen einen kritischen Blick zuwarf. „Das ist ja der reinste Irrgarten! Pass auf, dass du dich nicht verläufst!“

Eve lächelte nur während sie sich ihrer Ziehmutter zuwandte und ihr zum Abschied einen leichten Kuss auf die Wange drückte. „Ich bin vorsichtig, versprochen. Ich melde mich so bald wie möglich bei euch, macht euch keine Sorgen!“

Der Seraphim zwang sich, das Lächeln zu erwidern. Das Gesicht ihrer Adoptivtochter strahlte geradezu vor lauter Vorfreude.

„Viel Glück bei deinem Auftrag!“ rief sie ihr nach, während die Ältere mit schwerem Herzen beobachtete, wie Eve winkend durch den Spalt des Tores schritt.

Als die Engelsfrau kurz darauf zu Nebel zerstob, um sich irgendwo in der Stadt unter ihr wieder zu materialisieren, hielt Sephrenia die Tränen nicht länger zurück die ihr nun stumm über die Wangen rannen.

Sie zuckte überrascht zusammen als sie eine sanfte Hand auf ihrer Schulter spürte und sie gleich darauf gegen die feste, tröstliche Brust von Gabriel gezogen wurde, der ihr beruhigend über den Rücken strich.

„Es wird alles gut, Liebes. Vertrau dem Herren!“ murmelte er leise während seine Augen ins Leere starrten.

Ja, Vertrauen war das einzige das sie jetzt noch aufrecht hielt.

Und der Glauben in Eves Fähigkeiten.
 

~* Hölle, siebte und tiefste Sphäre, Thronsaal des Höllenfürsten *~
 

„Die Beschwörung ist in weniger als zwei Stunden vollendet, Meister. Die Blutmagier haben vor einigen Sekunden die letzte Phase der Zeremonie erreicht.“ die leisen Worte hallten unnatürlich laut in der riesigen finsteren Halle wider.

Ein zufriedenes Lächeln umspielte die schmalen Lippen des hübschen, etwa dreißigjährigen Mannes auf dem hohen, reich verzierten dunklen Thron am anderen Ende des Raumes.

Seine blasse, feingliedrige Hand umspielte gedankenverloren den Knauf der Lehne, die den Kopf eines Drachen darstellte während ein nachdenklicher Ausdruck in seine dunkelroten Augen trat.

„Es kann doch nicht sein, dass du nichts von dem Ganzen mitbekommen hast! Du siehst doch sonst alles. Warum tust du nichts dagegen?“ murmelte er vor sich hin und richtete seinen Blick gedankenverloren nach oben.

Er schien durch die steinerne Decke viele Meter über ihm hindurch zu sehen, als würde er dort eine Antwort finden.

„Vielleicht wirst du nachlässig, mein Lieber? Dieser Fehler wird dir jedenfalls teuer zu stehen kommen. Du hast jetzt keine Möglichkeit mehr, den Zauber aufzuhalten. In der letzten Phase kann niemand mehr von außen eingreifen.“

Luzifer erhob sich, und der weiche, teure Stoff seiner schwarzen Kleidung raschelte leise.

Grübelnd strich er nicht vorhandene Falten aus seinem perfekt sitzenden Hemd. Die feinen Lederstiefel machten kein Geräusch auf dem Boden, während er über die glatten kunstvoll behauenen Steine auf die große Flügeltüre zuschritt.

Der lange weite Umhang umwehte seine schlanke, aufrechte Figur als sich das Tor wie von Geisterhand öffnete um ihn hindurch zu lassen. Der breite Gang war mit flackernden Fackeln beleuchtet, doch darauf achtete der finstere Fürst nicht als er seinen Weg fortsetzte.

„Da ist was im Busch! Du hattest bis jetzt immer irgendwas in der Hinterhand um meine Pläne in letzter Sekunde zu durchkreuzen! Aber diesmal nicht!“ knurrte der gefallene Engel, während er sich entschlossen über die pechschwarzen, zurückgegelten Haare strich die ihm bis zu den Schultern reichten.

„Nein, diese Sache versaust du mir nicht, mein Lieber!“
 

~* Erde, Lilienweg, eine Seitenabzweigung der Blumenstraße *~
 

Eve blinzelte ein paar Mal, ehe sich ihre Augen an die neue Umgebung angepasst hatten und sie etwas erkennen konnte.

Von dem ungewohnten Teleportationssprung war ihr schwindlig und eine leichte Übelkeit machte sich in ihrem Magen breit. Unsicher taumelte sie einige Schritte zurück bis sie das raue Holz eines Gartenzauns an ihrem Rücken spürte gegen den sie sich dankbar lehnte.

Sie atmete tief ein und aus und versuchte, ihre überreizten Nerven zu beruhigen indem sie sich ganz auf das unbekannte Umfeld konzentrierte. Die Luft roch ungewohnt, nach Sonne, Hitze, Staub, heißem Teer und verschiedenen Blumen die wohl hinter dem Zaun blühten.

Auch den Duft nach Holz und alter Farbe, der von ihrer Lehne kommen musste glaubte sie wahrzunehmen. Über alledem lastete der typische Gestank nach Abgasen.

Langsam lies sie ihren Blick umherwandern. Die schmale Gasse lag im Schatten der hohen Häuser die links und rechts emporragten. Der Weg war geteert und gerade mal so breit, dass ein Auto gut durchfahren konnte.

Überall waren diese kleinen Gärtchen vor den Gebäuden, die mehr oder weniger kunstvoll angelegt waren und durch Zäune von dem Gässchen abgegrenzt wurden. Die Straße, auf die der Weg mündete, schien sehr befahren zu sein, das Geräusch vorbeikommender Autos war ein ständiges Rauschen in Eves Ohren.

Entschlossen richtete sich die junge Frau auf.

Das leise Zwitschern eines Vogels der in einem der Sträucher in den Gärten sitzen musste begleitete sie als der Engel wie einem inneren Zwang gehorchend auf die belebtere Straße zusteuerte. Ganz hier in der Nähe wohnte das zwölfjährige Mädchen das sie beschützen sollte. Sie beschloss, sich das Haus einmal näher anzusehen.

„Blumenstraße 15.“ Murmelte sie vor sich hin und kniff die Augen zusammen als das gleißende Licht der Sonne plötzlich aus einem schmalen Spalt zwischen zwei Häusern hervorblitzte und sie blendete.

Sie lief vorsichtig an die Zäune der Gärten gedrückt weiter.

Auf der einen Seite faszinierte sie die lärmende, schnelle Welt um sie herum, andrerseits war sie ein wenig verängstigt. Alles war so neu und unterschied sich gänzlich von ihrer bisherigen Umgebung.

Sie bog um die Ecke und musste sofort einigen Fußgängern ausweichen die ihr auf dem Gehsteig entgegenhasteten. Prüfend sah sie erst nach links, dann nach rechts. Mittelalterlich anmutende Häuser, manche mehr manche weniger gut erhalten, säumten den Straßenrand.

Hier war kein Platz für Vorgärten und die Fronten der Gebäude reihten sich dicht an dicht. Allesamt waren sie ziemlich hoch, hatten mindestens zwei Stockwerke und standen aneinandergepresst wie eine Mauer entlang der dreispurigen Straße.

„Das muss wohl der alte Stadtkern sein.“ Grübelte sie, sich an die vielen Hochhäuser erinnernd, die sie von oben gesehen hatte und von denen hier nichts zu sehen war.

„Neunzehn.“ Murmelte Eve als sie einen Blick auf das Nummernschild des großen Sandsteingebäudes unmittelbar vor ihr warf.

Sie wandte sich nach rechts und ging ein Stück die Straße entlang. Dabei musterte sie die Platanen die man am Wegesrand gepflanzt hatte um ein wenig Grün in den sonst recht eintönigen Farbmischmasch aus braun und grau zu bringen. Schließlich erreichte sie ein hohes, etwas heruntergekommenes Gebäude, über dessen Eingangstor in stolzen goldenen Lettern eine Fünfzehn prangte.

Eve war so beschäftigt, auf dem großen Klingelbrett nach dem Namen Masato zu suchen, dass ihr das geschmolzene Schloss in der dunklen Holztüre nicht auffiel, die sie deshalb auch ohne Probleme öffnete.

Aus dem gleichen Grund bemerkte sie ebenso wenig, wie aus ihren Handflächen weißliche, feinem Nebel ähnliche Magie floss, deren Tröpfchen in allen erdenklichen Farben funkelten und das zerstörte Metall wieder regenerierten.

Dann betrat sie das dunkle und enge Treppenhaus, der Torflügel fiel mit einem dumpfen Knall hinter ihr zu und sie blinzelte erst einmal im Dämmerlicht, als die Sonne plötzlich ausgeschlossen wurde.

Es roch alt und modrig. Die schiefe, ausgetretene Holztreppe führte etappenweise nach oben und ein kunstvoll geschnitztes Geländer schützte vor dem Herabfallen. Durch kleine verstaubte Fenster wurden die unregelmäßigen Stufen ein wenig beleuchtet, so dass es der jungen Frau nicht allzu schwer fiel, ihren Weg sicher durch die einzelnen Stockwerke zu finden.

Langsam arbeitete sie sich nach oben vor, immer wieder stehen bleibend und die neuen Eindrücke und Gefühle aufnehmend, die ihr aus den Wohnungen von ihren Bewohnern entgegenströmten.

Sie brauchte sicherlich eine Viertelstunde ehe sie den dritten Stock erreichte wo auch die Masatos wohnen mussten, ihr Name war nämlich auf keinem der Schilder an den Türen weiter unten gestanden.

Ohne dass sie es wirklich bemerkte wurde es immer dunkler im Treppenhaus. Als sie zufällig einen Blick aus einem der kleinen Fenster werfen wollte, fiel der jungen Frau schließlich auf, dass die Sonne verschwunden war.

Stattdessen bedeckten schwere graue Wolken den Himmel und Windstöße ließen die Wipfel der Bäume erzittern, die sie in dem kleinen Hintergarten auf den das Fenster blickte sehen konnte.

Erstaunt runzelte Eve die Stirn.

Sie hätte nicht gedacht, dass sich auf der Erde das Wetter so schnell ändern würde!

Außerdem schien eine undefinierbare Spannung in der Luft über der Stadt zu liegen. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie schwören können, dass sie von Magie herrührte, doch das konnte hier auf der Welt der Menschen unmöglich der Fall sein.

Sie zuckte zusammen, als plötzlich ein Blitz über die dunklen Wolkenmassen raste und es gleich darauf zu regnen begann. Ein leises Grummeln kündigte an, dass das Gewitter noch nicht so nah war wie es schien.

Fasziniert starrte der Engel nach draußen.

Es störte sie nicht, dass sie alles ein wenig verschwommen sah, da die Scheibe nicht die Sauberste war. Ihre ganzen Sinne waren nach draußen gerichtet. Ohne es mit ihren Augen wahrnehmen zu müssen spürte sie die Atmosphäre der Stadt.

Die Angst der wild lebenden Tiere, wie sie panisch einen Unterschlupf vor dem Unwetter suchten. Wie die Pflanzen unter dem Druck des Windes ächzten und die Menschen auf der Straße eilig in die Häuser hasteten.

Die Stimmung hatte sich grundlegend verändert, war nicht länger friedlich und ruhig ... angefüllt und total überreizt durch diese von außen kommenden Eindrücke, entging dem Engel gänzlich die gewaltige schwarze Aura im Inneren des Hauses, die die Obergeschosse wie eine Wolke einzuhüllen schien.

Ein lautes Rumpeln über ihr ließ sie zusammenzucken. Verwundert starrte sie auf die antike Holzdecke über ihr. Hatte das Gebäude nicht nur drei Stockwerke gehabt?

Nein, die Treppe führte noch weiter hinauf.

Es musste der Dachboden sein aus dem das Geräusch gekommen war. Vielleicht hatte da oben eines der Tiere Unterschlupf gesucht und sich nun in seiner Panik verletzt?

Ein Blitz erhellte für kurze Zeit die ausgetretenen Stufen, gleich darauf folgte ein heftiger Donnerschlag. Das Gewitter war in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit herangekommen.

Entschlossen steuerte der junge Engel auf die schwere, massive Eichenholztüre zu, die zum Speicher führte.

Im Moment konnte sie ohnehin nicht wieder nach draußen.
 

~* Zur gleichen Zeit auf dem Speicher *~
 

„Musste das sein, Anger? Du hast mich zu Tode erschreckt!“ beschwerte sich Wantonness halblaut und deutete anklagend auf den großen Kistenhaufen der eben noch fein säuberlich aufeinander gestapelt an der Wand gelehnt hatte.

Die große Frau, die daneben stand, grinste nur.

Es war ein äußerst unangenehmer Ausdruck, vor allem, da sich das kalte Licht der Neonröhre, das den großen Dachboden erhellte, in ihren stahlgrauen Augen spiegelte und diese dadurch noch eisiger aussahen als sie ohnehin schon waren.

Wantonness starrte genervt zur hölzernen Decke die der Dachstuhl bildete. Es war nur allzu offensichtlich was ihr Gegenüber zu einer derart kindischen Tat der Zerstörung geführt hatte: Die Dämonin hatte sich langweilt.

Die anderen drei waren um das Schwert geschart gewesen, das, hinter einem Stapel Kisten gut verborgen, in einem Amboss aus purem Silber stak und sich dank dem Bann keinen Zentimeter bewegte. Loki hatte allerdings keine Probleme diesen zu lösen.

Er hatte eine Beschwörung gemurmelt und langsam wandelte sich das geweihte Silber, was ihn und alle anderen Dämonen am Berühren hinderte, in dunkelgraues mattes Eisen um.

Es würde nur noch wenige Minuten dauern, bis es die Klinge erreicht hätte, so dass der schwarzhaarige Dämon es herausziehen konnte. Wantonness wollte sich gerade ein wenig auf dem Speicher umsehen, als sie das lautstarke Poltern der Kisten herumfahren ließ.

Glücklicherweise hörten die Menschen dank dem Bannkreis, den die Himmlischen um den Speicher gelegt hatten, nichts von dem Lärm.

„Führ dich nicht immer so auf!“ spöttelte Anger gerade und riss die andere aus ihren Gedanken. „Ein Höllengeborener kann durch nichts erschreckt werden!“

Wantonness wollte gerade zu einer schnippischen Erwiderung ansetzen, als Loki plötzlich überrascht die Luft einsog.

Die beiden erstarrten.

„Es kommt jemand!“ zischte er warnend in Dämonensprache. Schon immer hatte der Sohn Luzifers eine selbst für hohe Angehörige der dunklen Sphären außergewöhnliche Wahrnehmung besessen.

„Ihr haltet euch da raus! Das ist meine Sache!“ murmelte er und veranlasste die drei anderen, hastig hinter den größten der herumstehenden Gegenstände zu verschwinden.

Der hübsche Dreizehnjährige lächelte grimmig, während er sich gut sichtbar in der Mitte des Raumes gegenüber dem Eingang postierte.

Jetzt, so kurz vor dem Ziel würde er sich durch nichts aufhalten lassen!

Seine überaus feinen Sinne hatten den zarten Geruch eines Himmlischen wahrgenommen. Dem exquisiten Duft nach sogar den eines außerordentlich mächtigen Engels. Langsam fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen.

Wenn er Glück hatte würde heute nicht nur Gloom von ihrem Bann befreit werden.
 

Eve stockte.

War da nicht eben ein seltsames Geräusch, wie das Zischen einer Schlange oder das geheimnisvolle Säuseln des Windes gewesen, das ihr unwillkürlich eine Gänsehaut beschert hatte? Sie zuckte mit den Schultern und versuchte mit der Geste gleichzeitig das unangenehme Gefühl abzuschütteln, das sie erfüllte und vor dem Eintreten warnen wollte.

Bei dem Sturm, der durch das Unwetter draußen tobte, waren derartige Geräusche sicher nichts Ungewöhnliches. Außerdem konnte sie hier oben direkt vor der Tür kaum die Hand vor Augen sehen, so dunkel war es mittlerweile.

Dennoch ... die feinen Härchen an ihrem Nacken hatten sich aufgestellt und über ihre Haut fuhr ein unangenehmes Kribbeln.

Wäre Eve wie jeder normale Engel aufgewachsen und erzogen worden, hätte sie gewusst, dass ihre Sinne auf Dämonen reagierten, die ganz in ihrer Nähe sein mussten und alles wäre anders gekommen.

Doch die junge Frau hatte Derartiges nie gelernt, und so öffnete sie entschlossen die massive schwere Türe, die seltsamerweise problemlos und ohne ein Geräusch von sich zu geben aufschwang und hinter der ein erstaunlich heller Raum zum Vorschein kam.

Eve blinzelte ein paar Mal gegen das gleißende Licht, das im Gegensatz zu dem düsteren Treppenhaus schon geradezu blendete, als sie überrascht in das erleuchtete Zimmer taumelte.

Die Tür schlug mit einem Knall hinter ihr zu und die junge Frau zuckte erschrocken zusammen, während sie allmählich immer mehr Details ihrer Umgebung erkannte.

Kistenstapel und andere sperrige Dinge füllten den Speicher bis unter die Dachschrägen vollständig aus. In der Mitte hatte man allerdings einen kreisrunden Bereich völlig leer gelassen, so dass man den staubigen Holzboden aus dunklen Brettern erkennen konnte.

Eve erstarrte unwillkürlich, als ihr Blick plötzlich auf den Jungen fiel der, die Hände in den Taschen seiner schwarzen Cargoohose, lässig im Zentrum der freien Fläche stand.

Das T-Shirt in der gleichen Farbe, auf dem in roten Buchstaben „Wanna play?“ stand und die dazu passenden Sneakers ließen den Engel die Stirn runzeln.

Irgendetwas sollte ihr dieser Aufzug sagen, vor allem die Farbgebung, doch unter dem bohrenden, irgendwie zwingenden Blick aus den funkelnden, ebenfalls pechschwarzen Augen des gutaussehenden Jungen fiel ihr nicht ein was.

Sie schien keinen klaren Gedanken fassen zu können und fuhr sich verwirrt durch die blonden Haare.

Ein spöttisches Lächeln, das so gar nicht zu seinem Alter passen wollte, machte sich auf den hübschen gebräunten Zügen ihres Gegenübers breit.

Als er dabei blitzend weißen Zähne entblößte fiel ihr auf, dass seine Eckzähne ein Stückchen spitzer und länger als gewöhnlich zu sein schienen.

Aber diese Erkenntnis entglitt ihr genauso schnell wieder wie sie gekommen war. Das Lächeln wurde breiter.

Mühsam formte sie einen Satz. Die Worte flossen träge von ihren Lippen, es fiel ihr schwer, überhaupt etwas zu sagen, als wäre alles aus zähem Sirup.

Irgendetwas stimmte mit diesem Jungen ganz und gar nicht, dem die blauschwarzen glatten Haare kess in die Augen fielen.

Sie zwang ihre Zunge, sich zu bewegen.

„Ähm ... was machst du denn hier so ganz alleine?“ Ihre Stimme klang schwach und zittrig, wie sie verwundert feststellte. Sollten die zwingenden Augen des Jungen, die von innen heraus zu glühen schienen etwa ...

Ein lauter Donnerschlag, der das Haus zum erbeben brachte beendete diesen Gedanken abrupt.
 

Loki grinste.

Es war verwunderlich, dass dieser außergewöhnlich hübsche junge Engel überhaupt noch sprechen konnte.

Zwar wendete er nur einen einfachen leichten Hypnosezauber an, um nicht etwa irgendwelche Wächterengel in der Nähe aufmerksam zu machen, denn die Barriere war ausschließlich dazu da, Menschen fernzuhalten und dämpfte seine magische Aura auf keine Weise, aber in der Regel reichte bereits dieser simple Spruch aus, um seine Gegenüber völlig wortlos zu machen.

Als Sohn des Höllenfürsten gab es auf der Seite des Lichts kein wirkliches Gegenstück zu ihm, und so waren eigentlich alle Hellen gegen seine Zauber mehr oder weniger machtlos.

Irgendetwas war anders an dieser Himmlischen in Menschengestalt und es war nicht nur die für einen Engel völlig ungewöhnliche Farbe ihrer rehbraunen Augen.

Er beschloss, sich später darum zu kümmern.

Dass sie von oben kam stand nicht zur Debatte. Der Geruch nach Ätherischem der sie wie ein Hauch umgab war absolut eindeutig, nichts anderes verströmte diesen Duft.

Jetzt galt es, keine Zeit zu verlieren.

Wenn sie sprechen konnte würde sie den Bann vielleicht auch bald abgeschüttelt haben. Und dann möglicherweise irgendwelche Dummheiten machen wenn sie erkannte, mit was oder besser gesagt wem sie es zu tun hatte.

Oder was er vorhatte.

Es war sowieso sehr seltsam, dass sie so ganz ohne Schutz völlig ahnungslos hier hereingekommen war. Normalerweise konnten auch Engel die Anwesenheit von Dämonen spüren – wenn sie bis auf eine bestimmte Distanz herangekommen waren.

Der Dreizehnjährige zuckte mit den Schultern.

Es war einfach Glück gewesen, beschloss er, während er auf die junge Himmlische zuging, ihre Augen stetig mit den seinen festhaltend, bannend.

Und er war entschlossen, diesen seltenen Umstand auszunutzen.
 

Eve folgerte gerade resigniert, dass der unbeweglich dastehende Junge offensichtlich vorhatte sie zu ignorieren, als die schlanke Gestalt, die ihr etwa bis zum Kinn reichte, auf sie zutrat.

Dabei starrte er sie unentwegt an, als habe er Angst, dass sie davonlaufen würde. Sie musste unwillkürlich lächeln.

Was für ein absurder Gedanke!

Er war schließlich ein kleiner dreizehnjähriger Jugendlicher und kein finsterer zwielichtiger Mann, vor denen man sie gewarnt hatte! Sie beugte sich ein Stückchen hinunter um mit dem Jungen, der jetzt nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war, auf einer Höhe zu sein.

Vielleicht fürchtete er sich ja vor IHR?

„Du brauchst keine ...“ setzte sie an, doch da hatte er mit wenigen Bewegungen, die so schnell waren, dass sie überrascht zusammenfuhr, die Distanz zwischen ihnen überwunden und ehe sie sich versah seine warmen festen Lippen auf ihre gepresst.

Eve sog überrascht den Atem ein und wollte eine abwehrende Bewegung machen, doch es war ihr unmöglich, auch nur einen Finger zu rühren wie sie zu ihrem Entsetzen feststellen musste.

Noch nie war ihr jemand so nahe gekommen, geschweige denn, dass man etwas Derartiges versucht hatte.

Dieser unverschämte Halbwüchsige küsste sie auf den MUND!! Nicht nur, dass er ihrer Meinung nach dafür noch viel zu jung war, nein, sie war sich diesmal ganz sicher, dass sich so etwas auf jeden Fall nicht gehörte.

Der Engel konnte den leichten, ungewöhnlichen Geruch nach Rauch und Feuer wahrnehmen, der sein eigener zu sein schien und der sie in seiner Andersartigkeit und Intensität verblüffte und betäubte.

Sie war viel zu geschockt um sich dagegen zu wehren, als seine sanfte Zunge gegen ihre Lippen drückte und sich schließlich in ihren willenlosen Mund schlängelte. Sie starrte nur in die unendlichen Tiefen seiner pechschwarzen Augen, die sie aufzusaugen schienen.

In all der Verwirrung ihrer Gefühle und Empfindungen bemerkte sie auch seinen Zauber nicht, mit dem er ein magisches Band zu ihr knüpfte und dann langsam begann ihre Energie abzusaugen.

„Wie alt schätzt du mich, Engelchen? 13? 14? 15?“ flüsterte er mit einer überraschend rauen, aber ebenso hypnotisierenden Stimme leise an ihrem Mund, die ein ihr unbekanntes Kribbeln in ihrem Bauch auslöste als sie sie durchrieselte.

Während er die Worte aussprach, schien er zu wachsen, immer älter auszusehen. Seine dunklen Augen, die ihren Blick keinen Moment losließen, bekamen langsam eine bernsteinfarbene Tönung die immer heller wurde, bis seine Iris aus Gold zu bestehen schien, das von geschlitzten Pupillen durchbrochen wurde.

„Ein Dämon!“ schoss es Eve durch den Kopf und sie sog erschrocken die Luft ein was Loki mit einem leisen Lächeln, das sie an ihren Lippen spüren konnte, quittierte.

Sie hatte keine Chance mehr!

Irritiert bemerkte die Himmlische, wie die Ärmel ihres Shirts plötzlich über ihre Hände schlabberten und der Ausschnitt haltlos ihre Schultern zu ihrem Bauch hinunter glitt, so dass ihr Oberkörper nur noch von einem weißen Seidenunterhemdchen bedeckt wurde.

Auch ihre Jeans schien ungewöhnlich weit und lang zu sein ...

Was machte dieser Dämon mit ihr?

Feste Hände, die sich selbst durch den Stoff wie Feuer auf ihrer Haut anfühlten, schlossen sich um ihre Taille und hoben sie mühelos in die Höhe, um den Kontakt nicht zu unterbrechen, als Loki immer mehr seine normale Größe annahm.

Völlig wehrlos ließ sie es geschehen.

Er schien im Gegensatz zu ihr keinerlei Probleme mit seiner Kleidung zu haben, die einfach mit wuchs.

Ein flaues Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit und ihr wurde schwindelig. Plötzlich wurde ihr die magische Bindung, die er durch den Kuss mit ihr geknüpft hatte und aufrecht erhielt und durch die er irgendetwas aus ihrem Körper zu saugen schien bewusst. Hysterisch versuchte der Engel ein weiteres Mal, den Kontakt abzubrechen.

Es ging nicht, sie konnte ihren Kopf keinen Zentimeter bewegen!

Dann spürte sie eine sanfte Berührung an der Wange und blinzelte ungläubig. Das was sie da sah war unmöglich! Sie glaubte Flügel zu erkennen, die sie einhüllten, beide wie einen Kokon umschlossen und sie vollständig von der Außenwelt abschirmten - so dass niemand in den Prozess während er ablief eingreifen konnte.

Aber dieser Junge – oder besser gesagt mittlerweile junge Mann, der ihr noch immer unverwandt in die Augen blickte und damit jegliche Abwehr ihrerseits im Keim erstickte war doch ein Dämon!

Und die Höllenwesen hatten zwar Flügel aber doch keine ... ihr Denken verwirrte sich immer mehr, und ihr letzter Gedanke war

*Federn? Schwarze Federn?!*

Dann wurde alles dunkel.
 

*:------------------------~*~--------------------------:*

TBC.
 

loki *finster lächel* "du hast doch sicher vor, ein kommi dazulassen, oder?"

*gloom im fackellicht aufblitzen lass* "gut."



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  la_estrella
2008-02-14T11:31:58+00:00 14.02.2008 12:31
Aiaiaia...Ne..Ich muss sofort weiterlesen! Keine Zeit für lange Kommentare! *lach* Das Kapitel war ganz nach meinem Geschmack! Hab nichts auszusetzen.
Soo..das reicht! Bis zum nächsten Kappi! ^^

LG
*estrella
Von: abgemeldet
2008-01-08T13:05:31+00:00 08.01.2008 14:05
wow...alle achtung ich bin sprachlos. weiter so
Von: abgemeldet
2004-03-20T11:40:47+00:00 20.03.2004 12:40
Hey das ist echt zaotal gut.
Bitte bitte schreib ganz schnell weiter!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

caio Lani
Von: abgemeldet
2004-01-25T13:29:32+00:00 25.01.2004 14:29
eine echt hammer geile ff!
und loki ist sooooooooo cool beschrieben!!! wann gehts weidaaaaaaaaaaaaaa?? *entzugserscheinungen hat*
die namen sind auch cool! wie wantonness aus dem englischen ^^

schreib büdde büdde schnell weiter!!!!

ciao ciao
°_azaya_°

ps: was ist eigentlich mit maYas größter Coup??
die ff ist auch hammer mega cool!! hab sie mir vor ein paar tagen durchgelesen ^^ wirklich!! ich ziehe meinen hut vor deinem talent. echt oberste spitzenklasse!
(hör nicht auf mein geschwätzt, ich bin eine unwürdige und hab nix zu sagen -.-)
Von:  Bythia
2004-01-24T13:13:42+00:00 24.01.2004 14:13
Hey!^^
Hab deine FF schon oft gesehen, aber bin irgenwie nie wirklich daran gedacht sie zu lesen...keine Ahnung warum!?
Tja, und jetzt eben...dacht ich mir..warum eigentlich nicht?
Und dann, hab ich sie halt gelesen und bin tooooooooooooooo
oootaaaaaal begeistert!^^
du musst unbedingt soofort weiterschreiben!
Einfach super!

Cu Bythia^^
Von: abgemeldet
2004-01-23T21:29:01+00:00 23.01.2004 22:29
Hallöchen!!!!
Bin mal grade so über diene Story "gefallen" und finde sie echt klasse!!! Freue mich schon aufs nächste Chapter!!!
Ciao
vinchen
Von: abgemeldet
2004-01-23T19:12:23+00:00 23.01.2004 20:12
Ich klasse!
Ich bin totla begeister und warte auf das nächste Chappi!

Yanis
Von:  Nex_Caedes
2004-01-21T21:44:04+00:00 21.01.2004 22:44
Super cools spitzen mäsiges kapitel mach weiter so
nex
Von: abgemeldet
2004-01-18T14:04:49+00:00 18.01.2004 15:04
Hut ab!
Bin gerade über deine Story gestolpert und kann nur sagen: Spitze!
Von:  starwater
2004-01-17T14:04:08+00:00 17.01.2004 15:04
WOW!!!! Diese Fanfic ist wirklich genial!!!^^
Total spannend und interessant !!!
Freu mich schon total auf das nächste Chap;)
Knuddelääz , starwater


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