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A Song of Ice and Fire: A Smile of Shadows

von

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Loras


 

I have found the paradox, that if you love until it hurts, there can be no more hurt, only more love.

(Mother Teresa)

~*~

LORAS

 

Renlys Berührung war Sonnenstrahlen und Schmetterlingsflügel, Grasflecken auf Seide und Lachen, federleichte Küsse und Pfirsichsaft. Es war Sommer, Renly war neunzehn, er gerade sechzehn. „Ich liebe dich“, sagte er leise und zupfte einen vereinzelten Grashalm von heller Haut; Renlys Brust vibrierte sachte unter ihm, als er lachte. „Ich weiß“, antwortete er und küsste ihn.

Olyvars Haut war heller als Renlys, und seine Haare waren blond, nicht dunkel, aber wenn er die Augen schloss, machte das keinen Unterschied.

Renlys Berührung war Leidenschaft und Feuer, schwitzige Laken und Salz, heißer Atem im Mondlicht. „Ich liebe dich“, flüsterte seine Stimme an Loras‘ Ohr; er spürte vertraute Finger in seinem Haar. „Ich weiß“, antwortete er atemlos gegen seine Lippen. Es war Nacht und draußen tobte der Sturm.

Er konnte Olyvars Nägel in seinem Rücken spüren, bloße Haut auf seinem Bauch und die Bewegung seiner Hüfte unter ihm. Manchmal half es nicht, wenn er die Augen schloss; Olyvar war schlank, wo Renly muskulös gewesen war, er war ein gutes Stück kleiner und seinem Lächeln fehlte die Wärme.

Renlys Berührung war Geborgenheit und Zuhause, Wärme und Erfüllung, sanfte Fingerspitzen auf blauen Flecken und Kratzern aus dem letzten Tjost, vorwurfsvolle Blicke, wenn er etwas als zu risikoreich empfand, Bewunderung und Hochgefühl. „Ich will auch eine von diesen Rosen, weißt du?“, murmelte Renly und er grinste. „Ich bring dir eine mit“, antwortete er sanft.

„Verschwinde.“

Seine Stimme war leise, aber fest. Olyvar warf ihm einen fast verletzten Blick zu und Loras verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.

„Ich sagte, verschwinde“, zischte er, „Dein Silber liegt auf der Kommode.“

Er schloss die Augen, bis ihm das Rascheln von Seide und die Tür, die ins Schloss fiel, verriet, dass er allein war. Erst dann richtete er sich auf und griff nach seinen Kleidern.

Sein Weg führte ihn in den Götterhain. Er war nie besonders religiös gewesen, aber dort war es ruhig und verlassen, es gab keine neugierigen Blicke und keine dummen Fragen, bloß kühlen Wind und Stille. So abgeschieden wie möglich ließ er sich auf eine der Steinbänke sinken und stützte den Kopf in die Hände.

Renly.

Das Verdrängen hatte eine Weile ganz gut funktioniert, nicht zuletzt durch Olyvars tatkräftige Unterstützung. Er hätte nicht sagen können, woran es lag, doch spätestens mit seinem Traum vor weniger als einer Woche fühlte es sich an, als sei eine alte Verletzung wieder aufgebrochen, und der Schmerz war kein bisschen zurückgegangen.

Seitdem hatte es keine Nacht mehr gegeben, in der er nicht aufgewacht war, mit Tränen auf den Wangen und dem Gefühl kalter, lebloser Haut unter seinen Fingern, in bebender Ekstase mit dem Geschmack von Renlys Lippen auf seinen, mit dem erdrückenden Gefühl von völliger Leere in seiner Brust und der vergeblichen Hoffnung, nach dem nächsten Blinzeln aufzuwachen und sich in Sturmkap in Renlys Armen wiederzufinden.

Hinter seinen Augen brannte es und rasch presste er die Lider zusammen und tat sein Bestes, um sich auf etwas anderes zu konzentrieren, doch das hatte nur zur Folge, dass seine Gedanken zu Margaery und dieser verfluchten Hochzeit abdrifteten, und damit natürlich zu Joffrey und der Tatsache, dass der auf Renlys Thron saß, und…

Das Metall war glatt und poliert unter seinen Händen, warm von Renlys Körper und der Sommersonne, als Loras ihm dabei half, die letzten Schnallen zu schließen. Renly warf einen argwöhnischen Blick an sich herunter und seufzte leise; Loras schmunzelte.

„Ihr seht gut aus, milord.“

Renly warf ihm einen Blick über die Schulter zu. „Ich seh‘ aus wie ein Ritter“, antwortete er, „Ich hab noch nie…“

„Ihr seid der Lord von Sturmkap“, antwortete Loras, musterte ihn prüfend und zupfte dann Renlys Umhang ein wenig mehr zurecht. Er war grün, wie seine Augen. „Oder Ihr werdet es sein, sobald Ihr nach unten in den Hof gegangen seid und Eurem Bruder den Treueeid geleistet habt, Ihr seid jetzt volljährig und könnt Eure Pflichten übernehmen.“

Renly wirkte alles andere als begeistert, doch das Lächeln stahl sich für einen Moment auf sein Gesicht zurück, als er Loras‘ Fingern mit den Augen folgte, bevor es bei dem Gedanken an seine Brüder wieder verschwand.

„Stannis ist nicht da, oder?“

„Nein“, antwortete Loras, „Aber ich bin da, reicht Euch das nicht?“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht und er zupfte noch ein wenig mehr an dem schweren Samtstoff herum, bis er Renly schließlich in lässigen Wellen über die Brust fiel. „Schon besser“, stellte er fest, „Die Leute werden Euch bewundern…“

Renly grinste ein wenig verlegen. „So?“

Ihre Blicke trafen sich und Loras streckte wie selbstverständlich die Hand aus, um Renly eine dunkle Strähne aus der Stirn zu streichen.

„Natürlich“, fuhr er leise fort, „bewundern die meisten davon dich ohnehin schon…“

Er trat hinter Renly, um den Rest seines Umhangs zu ordnen, und flüchtig trafen sich ihre Blicke über den Spiegel hinweg, bevor er wie selbstverständlich einen flüchtigen Kuss auf Renlys Halsbeuge hauchte.

Schritte auf dem Kies rissen ihn aus seinen Gedanken; sein Kopf schoss hoch, gerade noch rechtzeitig, um Sansa Stark zu sehen, die bei seinem Anblick erstarrte wie vom Blitz getroffen.

Wunderbar; das letzte, was er jetzt brauchte, war irgendeine Verehrerin, die meinte, ihn trösten zu müssen… andererseits wirkte sie mit ihren geröteten Augen so, als sei sie eher selbst auf der Suche nach irgendjemandes Schulter zum Ausweinen, und daran war ihm persönlich noch viel weniger gelegen, dafür hatte sie ja schließlich ihren, äh, Ehemann, wenn der denn dazu in der Lage war.

Hastig stand er auf und drückte sich mit einer halbherzig gemurmelten Entschuldigung an ihr vorbei auf den Rückweg zu seinen Gemächern, kam jedoch keine zwei Schritte weit, bevor ihre Stimme ihn zurückhielt.

„Ser Loras…?“

Er schaffte es, keine Miene zu verziehen, als er sich zu ihr umdrehte.

„Lady Sansa?“

Sie war blass; offensichtlich war er nicht der einzige, der in dieser verfluchten Stadt recht wenig Schlaf bekam, aber so betrachtet wunderte ihn das wohl nicht.

Anscheinend kratzte sie ein bisschen Mut zusammen, bevor sie wieder etwas näher kam.

„Was bringt Euch her?“, fragte sie leise.

Flüchtig presste Loras die Lippen zusammen.

Sei ein besserer Lügner, hatte Olenna gesagt.

„Die Stille, milady“, antwortete er höflich, „Ich wurde im Glauben an die Sieben erzogen, aber das bedeutet nicht, dass ich die Abgeschiedenheit des Götterhains nicht zu würdigen gewusst hätte.“

Feuchte Blätter und der Geruch von Erde, die Rufe von Seemöwen und geflüsterte Liebkosungen, Bartstoppeln und Renlys Lippen an seiner Kehle, mit einem erstickten Laut grub er die Fingernägel in die weiche Haut an seiner Hüfte

Sansa starrte ihn eine Sekunde lang wortlos an. „Ich verstehe“, sagte sie dann langsam.

Ein Moment fast peinlich berührten Schweigens folgte.

„Es tut mir leid wegen Lord Renly“, sagte sie dann leise.

Irgendwo in Loras‘ Magengrube zog sich erneut etwas schmerzhaft fest zusammen. „Ich richte es meiner Schwester aus“, antwortete er rasch, und verkniff sich die Bemerkung, dass sie das bereits erwähnt hatte, als sie beide noch verlobt gewesen waren.

„Ich habe es nicht eurer Schwester gesagt“, antwortete Sansa ein wenig steif, „Ich sage es Euch.“

Loras spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. „…milady?“

Flüchtig huschte Sansas Blick ringsum, bevor sie auf der Steinbank Platz nahm und Loras einen auffordernden Blick zuwarf; seine Beine bewegten sich wie von selbst, als er sich neben sie setzte.

Erneut herrschte Stille, wenn man von den zwitschernden Vögeln irgendwo im Geäst absah; Sansa hatte die schlanken Hände in ihrem Schoß gefaltet und musterte ihn ein wenig verstohlen.

„Ich wollte Euch nicht in Verlegenheit bringen“, sagte sie schließlich, „Ich dachte nur – nach allem, was man sich erzählt…“

Loras‘ Augenbraue zuckte unweigerlich. „So, was erzählt man sich denn?“, fragte er vielleicht ein wenig schärfer als gedacht; die wenig schmeichelhaften Gerüchte waren ihm ja durchaus bekannt, und auch, wenn sie ihn in Bezug auf seine Person eher weniger interessierten, bezogen sie immer noch Renly mit ein…

Sansa zuckte kaum merklich zusammen. „Ihr wart sein Knappe in Sturmkap“, antwortete sie, „Und sein Page, und später dann…“ Ihr stieg die Röte in die Wangen und mit Mühe verschluckte sie ein ‚sein Liebhaber‘; Loras presste die Lippen zusammen.

„Ich erinnere mich an die paar Wochen, die wir verlobt waren“, fuhr Sansa fort, während ihr Gesicht noch eine Spur dunkler wurde, denn offenbar war ihr klar, wie unangemessen das Gespräch eigentlich war, das sie gerade führten, „Und ich – ich habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt, und…“

Loras starrte sie an. „Unterstellt Ihr mir gerade ernsthaft, ich hätte ein – unangemessenes Verhältnis mit dem Ehemann meiner Schwester gehabt?“, fragte er heiser, während jede Faser und jeder Muskel in seinem Körper Lügner kreischte.

Sansa zupfte ein wenig nervös am bestickten Saum ihres Ärmels. „Nein“, antwortete sie dann noch leiser, „Ich frage Euch, ob Ihr Lord Renly geliebt habt.“

Loras‘ Lippen bewegten sich stumm, während er versuchte, genug Gedanken für eine Lüge zusammenzukratzen, für eine Ausrede oder irgendetwas vergleichbares, was weder ihn noch Renly noch ihre Familien in tiefste Schande stürzen würde, ist das ein Trick?, aber Sansa Stark war wohl kaum in der Position, ihm irgendwelche Fallen zu stellen, bloß damit Joffrey aus dem nächsten Busch gesprungen kam um Renlys Andenken noch ein bisschen mehr zu schänden, seine Finger zitterten kaum merklich und hastig ballte er die Fäuste.

„Immer“, flüsterte er, bevor er etwas dagegen tun konnte, „Von der ersten Minute in Sturmkap an – bis zu – immer…“

Er schaffte es gerade noch, seinen Atem nicht wie Schluchzer klingen zu lassen, konnte jedoch die Tränen nicht mehr zurückhalten, doch überraschenderweise nahm Sansa nicht kreischend Reißaus, um überall hysterisch zu verkünden, dass die Gerüchte stimmten und man sie beinahe an einen noch schlimmeren Lustmolch verheiratet hätte; im Gegenteil, sie bleib sitzen, reichte ihm mit elfenbeinerner Miene ihr Taschentuch und hörte stumm zu, während er es nicht mehr schaffte, die Worte zurückzuhalten, die sich so lange in seinem Hinterkopf angestaut hatten, von denen selbst Margaery nicht alles wusste, die aus ihm hervorströmten, als hätte sie eine Mauer eingerissen, und während er in den Armen eines praktisch fremden Mädchens um das weinte, was er verloren hatte.



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