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A Song of Ice and Fire: A Smile of Shadows

von

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Arya


 

Never deprive someone of hope; it might be all they have.

(H. Jackson Brown, Jr.)

 

~*~

 

ARYA

 

Edmure und seine Frau schliefen, doch Arya war hellwach.

Schon seit drei Tagen hatte sie kaum ein Auge zugetan; immer noch wartete sie darauf, dass Gendry etwas von sich hören ließ, oder dass er ihr irgendein Zeichen gab... ab und an hatte sie ihn unten im Hof arbeiten sehen, doch er hatte nie wieder nach oben zu ihrem Fenster geschaut.

Unter ihren Fellen rollte sie sich ein wenig mehr zusammen, beobachtete den Vollmond durch das vergitterte Fenster und lauschte auf jedes Geräusch.

Würden Robb und ihre Mutter zurückkommen, um sie zu holen? Würde der Hund ihnen helfen, zu entkommen? Seit der furchtbaren Nacht, in der sie Grauwind weggeschickt hatte, hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen, und er hatte so getan, als gäbe es sie nicht, als er aufgebrochen war. Aber er hatte Joffrey verlassen, oder nicht, das hatte er selbst gesagt...

Sie kniff die Lider zusammen und verdrängte die aufkeimende Müdigkeit.

Vielleicht entkamen sie auch nicht. Vielleicht würde man sie in Königsmund hinrichten, wie ihren Vater. Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht. Boltons Männer hatten Robb mitgenommen, damit der Maester einen Blick auf ihn hatte werfen können, und sie hatten ihn nicht wieder zu ihr und ihrer Mutter zurück gebracht. Er hatte immer noch furchtbar krank ausgesehen, als die Soldaten der Freys ihn nach draußen in den Hof geschleift hatten, um mit ihm und ihrer nach Mutter nach Königsmund aufzubrechen; blass, unrasiert und mit furchtbar stumpfen Augen schien er nicht einmal gemerkt zu haben, wie Lady Catelyn erst wütend, dann verzweifelt nach ihrer Tochter verlangt hatte, wie sie einem der Soldaten sehr unladyhaft das Gesicht zerkratzt hatte bis der sie hatte bändigen können, während Arya hinter dem vergitterten Fenster gekauert hatte, die Hände über die Ohren gepresst, um sie nicht hören zu müssen.

Ihr bekommt sie nicht, ihr bekommt sie nicht, Arya, Arya...!

Ihre Augen brannten verräterisch und rasch fuhr sie sich mit dem Ärmel über die geschlossenen Lider.

„Mama“, flüsterte sie kaum hörbar gegen den rauen Pelz, und ärgerte sich selbst darüber, wie zittrig ihre Stimme klang. Sie musste sie finden. Sie musste ihnen helfen, Joffrey durfte nicht...

Ein kratzendes Geräusch war draußen am Türschloss zu hören und sie fuhr zusammen.

Unweigerlich richtete sie sich auf, während das Herz ihr bis zum Hals klopfte, suchte mit der freien Hand etwas, womit sie sich im Zweifel verteidigen konnte. Ihre Finger schlossen sich um den Griff eines Weinkruges. Lord Edmure schnarchte leise, wachte jedoch nicht auf.

Arya presste die Lippen zusammen und umklammerte ihre Waffe fester, huschte auf leisen bloßen Füßen zur Tür hinüber.

Der Türknauf drehte sich fast in Zeitlupe; das Schloss öffnete sich mit einem leisen Knirschen. Der Weinkrug sauste durch die Luft und traf mit einem dumpfen Geräusch auf etwas Hartes; der Eindringling sackte mit einem erstickten Fluch nach vorn auf die Knie und hielt sich mit beiden Händen den Kopf.

„Scheiße, was ist bloß falsch mit dir?!“, murmelte er mit einem Stöhnen; Arya ließ mit einem lautlosen Quietschen alle Beherrschung fallen und schlang die Arme um Gendrys Hals.

„Ich dachte, du wärst einer von denen!“, zischte sie ihm im Flüsterton zu, „Warum hast du so lange gebraucht, ich dachte du hättest mich nicht gesehen – was machst du überhaupt hier, ich dachte, du wärst bei der Bruderschaft...“

„Jaah“, murmelte Gendry ein wenig gedämpft und benommen, offenbar rang er noch mit den Nachwirkungen des Weinkruges, „Können wir das verschieben bevor die Wachen draußen ihren Rausch ausgeschlafen haben, das war nämlich echt ziemlich langwierig, die vertragen hier eine ganze Menge...“

Erst jetzt fiel Arya auf, dass er in der Tat roch, als habe man ihn in billigem Wein gebadet.

„Du stinkst“, stellte sie fest und trat einen Schritt zurück, nur um erneut gegen etwas weiches zu stoßen; beinahe hätte sie diesmal wirklich erschrocken aufgequietscht, doch Edmure legte ihr rasch die Hand über den Mund.

„Wer ist das?“, fragte er leise, aber scharf.

„Gendry Wasser, milord“, antwortete Gendry leise und ein wenig heiser, „Waffenschmied, aber bin auch ganz gut im Schlösser knacken... wollen wir dann gehen?“

Lady Roslin erwies sich als das größte Problem. Arya hatte inzwischen festgestellt, dass sie und Edmure sich offenbar überraschend gut verstanden – sie war fast schüchtern, hatte Arya mehrfach unter Tränen versichert sie habe von all dem nichts gewusst, und Arya hatte schon festgestellt, dass sie und Sansa wahrscheinlich wunderbar zurecht gekommen wären und sich den ganzen Tag über irgendwelche Strickmuster hätten unterhalten können. Dummerweise hatte sie auch ähnlich wenig Ahnung vom Schleichen wie Sansa – Arya riet ihr schließlich, ihre Stiefel einfach auszuziehen und barfuß zu gehen, um weniger Geräusche zu machen, was sie mehr als unwillig tat. Immerhin hatte Gendry daran gedacht, Arya ein Messer aus der Schmiede mitzubringen – ein kleines zwar, und es war nicht Nadel, aber besser als nichts.

Edmure war unbewaffnet – er hatte Arya das Messer abnehmen wollen, sie hatte sich geweigert und schließlich hatte er es dabei bewenden lassen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass es ihm überhaupt nicht behagte, „seine Frau und ein kleines Mädchen einem dahergelaufenen Schmied anzuvertrauen“, wie er gesagt hatte, doch Arya hatte nur die Augen verdreht und ihn darauf hingewiesen, dass er ja bleiben konnte, wenn er zu feige war. Er war nicht geblieben.

Gendry schaffte es, die Tür hinter ihnen wieder einigermaßen zu verschließen, damit es nicht sofort auffiel, dass sie nicht mehr in ihren Gemächern eingeschlossen waren; er hatte die Wahrheit gesagt, die drei, vier Wachen, die auf dem Gang postiert gewesen waren, schliefen tief und fest. Arya umklammerte ihr Messer ein wenig fester und hielt dennoch die Luft an.

„Du hältst mich für total blöd, oder“, murmelte Gendry, als Arya ihn darauf hinwies, dass es vermutlich nicht allzu klug war, die Haupttreppe zu nehmen, „Wir haben an alles gedacht...“

„Wir?“ Arya sah ihn mit großen Augen an und Gendry hob flüchtig die Schultern. „Glaubst du echt, in zwei Monaten kriegt die Bruderschaft nicht mit, dass die Robb Starks kleine Schwester an irgendeinen Frey verheiraten wollen?“, antwortete er, „Hast du gedacht, ich lass dich da sitzen oder was?“

Arya starrte ihn mit halboffenem Mund an, während ihr Herz unweigerlich ein wenig schneller schlug. „Aber du hast so lange gebraucht“, flüsterte sie während sie ihm auf die Brustwehr folgte – inzwischen bedeckten Wolken den Mond, was ihnen ein bisschen Schatten gab, „Ich dachte...“

„Jaah, ich musste halt die Burg erstmal kennen lernen“, murmelte Gendry, „Rausfinden was wo ist und so... Ruhe jetzt, sonst hört man uns...“

Sein Oberkörper und sein Gesicht verschwanden vollständig im Schatten, als sie sich an die Mauer drückten; Arya musste im ersten Augenblick den Impuls unterdrücken, nach seiner Hand zu greifen – gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich daran, dass sie ja wohl lange genug ohne ihn ausgekommen war.

In den wenigen Strahlen silbrigen Mondlichtes hätte man Edmure für eine Statue halten können; kein Muskel regte sich in seinem Gesicht, lediglich seine Augen huschten wachsam die Mauer entlang, und zum ersten Mal fiel Arya auf, dass er ja tatsächlich schon im Krieg gewesen war, zusammen mit Robb.

Sie wischte sich die schwitzigen Hände an ihrer Hose ab – es war immer noch die gleiche Kleidung, die Yoren ihr gegeben hatte; sie hatten ihr zwar befohlen, ein Kleid anzuziehen, aber nachdem sie den ersten, der versucht hatte, sie dazu zu zwingen, so feste in die Hand gebissen hatte, dass der noch ein paar Tage darauf einen Verband getragen hatte, hatten sie es aufgegeben. Ein wenig zögerlich griff sie dann doch nach Gendrys Ärmel, um ihn im Dunkeln nicht aus den Augen zu verlieren, als sie die Mauer entlang schlichen, still und leise wie Schatten.

Auf der anderen Seite des Walls konnte sie einen der Wachsoldaten langsam auf und ab gehen sehen; seine Schritte waren schleppend und der Enthusiasmus, mit dem er seiner Aufgabe nachging, war deutlich erkennbar.

Unweigerlich huschte sie ein wenig mehr zu Gendry und stolperte gegen ihn, als dieser stehen blieb.

„Was machst du denn?!“, zischte sie; Gendry legte ihr rasch die Hand über den Mund und sie biss ihn einem Impuls folgend in die Finger.

Gendry fluchte leise.

„Glaubst du, wir können einfach durchs Haupttor wie in Harrenhal?“, zischte er zurück, „Wir müssen warten, bis Lord Beric…“

Er unterbrach sich selbst; die Bewegungen unten im Hof waren emsiger geworden, und erst jetzt bemerkte Arya den schwachen orangefarbenen Schimmer in der Dunkelheit, der schwerlich von der Morgenröte stammen konnte.

„Was ist das?“, flüsterte sie.

„Feuer“, antwortete Gendry überflüssigerweise und sie unterdrückte den Impuls, die Augen zu verdrehen.

„Ja, aber-“

„Schnell jetzt.“ Er griff nach ihrem Arm und zog sie rasch weiter; die Flammen an der Ostmauer züngelten höher und jetzt sah Arya auch die Rauchfahne gegen den Nachthimmel. Sie erreichten das Ende der Mauer, gerade als einer der Wachsoldaten dort hinauftrat und erstarrte, als er sie sah. Es war der rothaarige Kerl, der die Tür zur Festhalle bewacht hatte.

Schlagartig fühlten Aryas Hände sich eiskalt und schwitzig an; der Soldat öffnete den Mund, um Alarm zu geben, und ohne darüber nachzudenken glitt sie hinter Gendry hervor und sprang den Mann an, das Messer, das Gendry ihr gegeben hatte, nach vorn gerichtet.

Sie stürzten beide und kugelten die Treppe hinunter; ihr Kopf schlug gegen die Stufen und ihr wurde schwarz vor Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MorganMidnight
2019-01-10T17:02:02+00:00 10.01.2019 18:02
Ich bin echt begeistert!!!!!!!!!
Deine FF ist echt der Wahnsinn!!!!!!!
Wie du es schaffst meine Lieblingscharaktere nicht sterben zu lassen und es dann auch noch so realistisch ist!!!!!!!!!
Ich bewundere dich!!!!!!!!
Deine Story ist auch sehr lustig (ein halber Meter weniger Erde hätte auch gereicht)!!!!!!!!!!!!
Ich bin schon gespannt auf das nächste Kapitel!!!!!!!!!!!
Wird Sansa auch den Gnom heiraten müssen, oder erlöst du sie?
Vielleicht Renly, denn mit Loras versteht sie sich eigentlich sehr gut!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2014-07-17T20:54:22+00:00 17.07.2014 22:54
Hey,

ist es böse, wenn ich mir wünsche, dass sie ihn getötet hat?
Ich bin sehr gespannt, was will die Bruderschaft mit Arya und vor allem mit Edmund oder ist der einfach nur gerettet worden, weil er bei Arya war?
Gut gefallen hat mir Aryas weiche Seite, es ist einfach nur tragisch, dass Mutter und Tochter sich um Haaresbreite verpasst haben. (Wobei das im Original noch schlimmer ist.)

Liebe Grüße,
Mita
Antwort von:  BluejayPrime
17.07.2014 23:00
Nein, ich glaube, das ist nicht schlimm. Namenlose Redshirts/Redheads... ;D Freut mich, dass es dir gefallen hat :) <3

LG
Bluejay êe


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