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Der Schrein der Himmel II: Höllenhunde

Sess x Kag
von

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04 – Seine wahre Bestimmung

„Du Bastard hast sie entkommen lassen!“, schrie der Geist Sou'ungas aufgebracht. „Wegen deiner sinnlosen Prahlerei ist alles in Gefahr! Wenn sie entkommt, werden wir nie unser Ziel erreichen!“ Die Aura des Schwertes flackerte heftig und umfing Naraku. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, entlud der Geist seine dunkle Macht über dem Hanyou, der vor Pein zusammengekrümmt nach Luft rang. Nachdem der höllische Sturm abgeflaut war, zischte Naraku: „Krieg dich wieder ein. Wo soll sie denn hin? Es gibt kein Entrinnen von diesem Ort. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sie wieder haben.“ „Oder es ist eine Frage der Zeit, bis die Toten sie zu einer der ihren gemacht haben! Eine lebendige Seele an diesem Ort, das ist ein gefundenes Fressen für diesen Abschaum! Sieh zu, wie du das wieder gerade biegst! Wir brauchen ihre reine Seele, um uns diesen Ort endgültig Untertan zu machen!“ „Jetzt warte es ab. Es wird sich alles finden“, sagte er mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen und verließ die Kammer. Er stand auf einer kleinen Anhöhe und überblickte die Verdammnis. „Du willst spielen, Miko? Wohlan, die Jagd beginnt.“
 

Sesshoumaru hielt immer noch fassungslos Tessaiga in der Hand. Wie konnte das sein? Warum akzeptierte das Schwert, nach dem er sich so lange gesehnt hatte, ihn plötzlich? Prüfte es tatsächlich das Herz seines Trägers, so wie es der alte Schmied ihm einst gesagt hatte? Aber er hatte keine Zeit das Rätsel zu erforschen. Er stand auf, befestigte die Schwertscheide an seinem Gürtel neben Tokijin und Tenseiga und zog das Schwert, das einst sein Bruder führte. Nichts war mehr zu erahnen von der eben noch so unscheinbaren, rostigen Klinge. Der riesige Fangzahn seines Vaters ragte stolz in die Luft und verstand sofort den Wunsch seines Trägers. Die Klinge pulsierte einmal kurz und färbte sich schwarz; die Technik, die er einst gemeistert hatte, um sie dann an Inuyasha zu verlieren, das Meido Zangetsuha. Welch bittere Ironie des Schicksals, ging es ihm durch den Kopf. Er verließ den Raum und trat auf den großen Platz vor dem Tempel. Er kannte genau die zerstörerische Kraft des Tores zur Unterwelt und wollte nicht alles und alle um sich herum mit sich nehmen. Er konzentrierte sich auf das Schwert und schlug einen Bogen durch die Nacht. Laut tosend öffnete sich der Pfad vor ihm, der kalte Hauch der Unterwelt verbreitete sich sofort und ließ den anderen das Blut gefrieren. „Beschützt Rin und den Schrein. Das dreckige Halbblut plant etwas.“ Mit diesen Worten trat er in den schwarzen Kreis und verließ die Welt der Lebenden.

Er trat ein in die Schatten und das Tor schloss sich hinter ihm. Dunkelheit umgab ihn, nur der Weg vor ihm war erleuchtet. Er kannte diesen Ort, er war hier schon einmal. Damals, als er das Meido Zangetsuha noch nicht vollständig gemeistert hatte, stieg er in die Unterwelt hinab, um Rin und Kohaku zu retten, die von einem Youkai der Unterwelt gefressen worden waren. An diesem Tag hätte er Rin fast verloren. Das Leben seiner Tochter war von der Dunkelheit verschlungen worden, obwohl er den Wächter vernichtet hatte. Nur dank seiner Mutter und ihres Meido Steins konnte Rin noch einmal von den Toten zurückkehren. Dieser Tag hatte ihn Demut vor dem Leben gelehrt; auch wenn er Tenseiga besaß, er war nicht Herrscher über Leben und Tod.

Und nun ging er auf dem gleichen Weg um seine Liebste aus dem Totenreich zu retten. Doch diesmal würde ihn sein Weg tiefer in die Dunkelheit führen. Er erreichte wieder das Zentrum dieses Ortes, dort wo die Toten auf ihre Reise in die eigentliche Unterwelt warteten. Ein Berg Leichen lag vor ihm auf dem ein riesiger Dämon stand und die Seelen erbarmungslos in den Fluss stieß, der in die eigentliche Unterwelt führte. Selten nur befand er eine Seele für würdig erlöst zu werden von der ewigen Pein. Seine Anwesenheit blieb nicht unbemerkt. Die Seelen der Toten klammerten sich immer noch an ihr Leben, wollten ihren Tod nicht akzeptieren. Sie kamen auf ihn zu, versuchten ihn einzukesseln, um dann über seine Lebensenergie herfallen zu können, die sie retten könnte vor ihrem Schicksal. Auch der Wächter wurde auf ihn aufmerksam. Ein Lebender an diesem Ort, das war wider die Natur. Es war seine Aufgabe für Ordnung zu sorgen und das Gleichgewicht zu bewahren. Doch noch bevor er zum vernichtenden Schlag ausholen konnte, schlug Sesshoumaru ihm mit Tenseiga den Kopf von den Schultern und der Wächter verlor sich im ewigen Nichts. Doch die Toten wollten nicht von ihm lassen, zu verlockend war die Chance, die sich ihnen hier bot. Doch auch das hatte er bereits einmal erlebt. Tenseiga schien in hellem Licht und schenkte den Seelen Frieden und Erlösung. Nachdem dieses erste Hindernis überwunden war, konnte er nun den Sprung in den Fluss der toten Seelen wagen. Doch er hütete sich den Nebel zu berühren; auch diese Seelen gierten nach seinem Leben. Deshalb schwebte er über dem Dunst und folgte dem Strom hinab in die Tiefe.
 

Er folgte dem Lauf des Nebels einige Zeit, der ihn immer weiter in die Tiefe führte, auch die Dunkelheit um ihn herum schien sich nochmals zu verdichten. Ein Mensch oder sogar ein einfacher Youkai könnte niemals diesen Weg lebend beschreiten, schoss es ihm in den Kopf. Er hoffte, dass Kagome trotz des Ortes noch lebendig war, sie schien über einen anderen Weg in die Unterwelt gelangt zu sein. Schließlich verlor sich der Nebel in der Ferne, nachdem er unter einer hölzernen Brücke durchgeflossen war. Das musste der Eingang zur Unterwelt sein. Elegant kam er auf dem Übergang zum Landen und sah sich um. Vor ihm erstrecke sich eine weite Ödnis, die von zerklüfteten Steinen bedeckt war. Einige Felsnadeln ragten steil in den Himmel. Am Ende der Ebene konnte er eine Art Gebäude erkennen, das aber mehr wie eine steinerne Ruine wirkte.

Überall waren Tote. Tote Menschen, die zumeist kraftlos auf dem Boden lagen und vor sich hin siechten, tote Youkai, die durch die trostlose Gegend zogen oder einfach ins Nichts starrten. Alle stanken sie furchtbar nach Tod und Verwesung, viele sahen aber fast lebendig aus. Doch immer wieder tauchten Wesen auf, denen dieser Geruch fehlte. Finstere Gestalten, die stolz und herrschaftlich durch das Totenreich zogen. Das mussten die Wächter sein, er hatte Legenden gehört über diese Wesen. Weder Mensch noch Youkai lebten sie an diesem Ort unter dem Befehl des Herrschers der Unterwelt. Ihre Aufgabe war es zu verhindern, dass eine tote Seele entkommen konnte und einige Tote wurden auf fürchterliche Weise von ihnen gequält, um sie für die Verfehlungen in ihrem Leben büßen zu lassen. Sie waren hässlicher als jeder Oni, ihr Körper war verunstaltet, die Gesichter bloße Fratzen. Irgendwo hier musste Kagome sein und er würde sie finden. Er verließ die Brücke und begann seine Suche auf der verödeten Ebene.
 

Kagome rannte immer weiter, einfach geradeaus. Hauptsache sie kam weg von Naraku. Schnell hörte sie seinen Spott und das Fluchen Sou'ungas nicht mehr, aber sie lief weiter. Doch nach einiger Zeit änderte sich die Umgebung. Das felsige Labyrinth der Ruine hatte sie verlassen, sie erreichte nun einen Wald aus toten Bäumen. Gespenstisch streckten sie ihre Äste nach allen Richtungen aus und das fahle Zwielicht brach sich zwischen ihnen. Die Aufregung und das Adrenalin hatten sie während ihrer Flucht vergessen lassen an welch furchtbarem Ort sie war, doch nun brach die Angst über sie herein. Unheimliche Geräusche umgaben sie und sie konnte spüren, dass sie nicht allein war. Beklommen sah sie sich immer wieder um, folgte mit den Augen jedem Geräusch, doch sie konnte Nichts und Niemand entdecken. Langsam und vorsichtig ging sie weiter, immer tiefer in den geisterhaften Wald hinein.

Eine verweste Hand griff plötzlich von hinten nach ihrer Schulter. Ein Schauer durchlief sofort ihren Körper und sie schaffte es gerade noch sich loszureißen, bevor sie von der zweiten Hand zu Boden gerissen werden konnte. Sie rannte sofort los, bloß Weg von diesem Horror! Dabei sah sie sich kurz um und bemerkte jetzt erst, dass sich eine Gruppe von Toten hinter ihr versammelt hatte. Unwillkürlich musste sie an Narakus Warnung denken, dass die Verstorbenen nach ihrer Lebenskraft gierten und alles versuchen würden an sie zu gelangen. Aber wenn sie hier ihrer Lebensenergie beraubt werden würde, dann gäbe es keine Fluchtmöglichkeit mehr, niemals würde sie diesen schrecklichen Ort mehr verlassen können! Panik stieg immer weiter in ihr auf und sie lief so schnell ihre Beine sie nur tragen konnten. Sie hörte das Wehklagen und Heulen der Meute hinter ihr, sie kamen immer näher und näher. Gleich würden sie sie einholen und sie hatte keine Möglichkeit sich irgendwie zur Wehr zu setzen. Abrupt musste sie abbremsen, denn vor ihr tat sich ein tiefer Abgrund auf. Nun war sie gefangen zwischen einer tiefen Spalte im Boden und der Sehnsucht der Toten nach einer Rückkehr ins Leben.
 

Der verzweifelte Schrei einer Frau drang plötzlich an Sesshoumarus Ohr. Er befand sich inzwischen inmitten der Ebene und lief in den Tälern zwischen den Felsen. Die Stimme, sie kam ganz aus der Nähe! Konnte das Kagome sein? Seine Schritte beschleunigten sich und als er eine Senke, die hinter einem großen Brocken verborgen lag, erreichte, wurde er Zeuge eines grausamen Schauspiels. Eine menschliche Frau lag dort, bedrängt von einem Wächter. Das Höllenwesen hielt eine grobe, blutverschmierte Klinge in der Hand und die Kleidung der Frau war blutüberströmt. Der Dämon beugte sich nun zu ihr hinab und stieß seine Pranke in ihren Bauch, um etwas daraus zu ziehen. Sesshoumaru hörte die Schmerzensschrei und das Wimmern, es ging selbst ihm durch Mark und Bein. Mit einem Ruck hielt der Dämon nun ein blutverschmiertes Kind in den Händen, das laut anfing zu schreien. „Nicht, tut Ihm nichts!“, flehte die Frau unter Schmerzen, doch der Teufel verschlang das Baby augenblicklich. „Das geschieht dir recht, Schlampe! So ergeht es jeder, die sich von einem Dämon nehmen lässt und auch noch sein Kind austrägt!“ Verstört und in Tränen aufgelöst sah die Frau auf das Maul des Teufels, aus dem noch immer Blut tropfte. „Sieh mich nicht so an, Youkaihure, du hast es nicht besser verdient!“ Mit diesen Worten führte er seine Folter weiter und trat brutal auf sie ein.

Sesshoumaru ging ein kalter Schauer über den Rücken. War das etwa das Schicksal aller menschlichen Frauen, die ein Kind mit einem Youkai hatten? Sofort musste er an Kagome und sein Junges denken. Würde auch sie so die Ewigkeit verbringen müssen, gequält in der Unterwelt? Wieder einmal meldete sich die Stimme seines alten Ichs in seinem Kopf. „Sie hat es verdient, sie ist ein erbärmlicher Mensch, der einem schwächlichen Hanyou das Leben schenkt.“ Doch bevor er diesen Gedanken bewerten konnte, ließ der Teufel von der Frau für einen Moment ab und er konnte endlich ihr Gesicht erkennen. Izayoi! Das war die menschliche Gefährtin seines Vaters!

Alte, lange verdrängte Erinnerungen überfluteten seinen Geist. Er erinnerte sich an den Hass, den er ihr entgegenbrachte. Hass dafür, dass sie der Grund war, dass seine Mutter aus seinem Leben vertrieben wurde, Zorn und der Wunsch nach Rache, weil sie der Grund war, dass sein Vater jämmerlich in den Flammen eines Menschenschlosses verreckt war. Er sah sich wieder vor seinem inneren Auge, wie er den Leichnam seines Vaters aus den verkohlten Trümmern zog, die Fährte von ihr und seinem gerade geborenem Bruder in der Nase. Sie, der wertlose Mensch und der Hanyou, konnten fliehen und weiterleben, weil Inu no Taisho sein Leben für diese beiden gegeben hatte. Und auch schon vorher hatte sich sein Vater sehr verändert, als er sie kennengelernt hatte, was die Entfremdung zwischen Vater und Sohn weiter vorantrieb.

Doch nun übernahm sein Verstand wieder, er war wieder mit seinen Gedanken und Gefühlen in der Gegenwart. Und wenn er nun Izayoi sah, musste er unweigerlich sofort an Kagome denken. Ihre braunen Augen sahen ihn aus Izayois tränenverschleiertem Blick an. Sie war nicht anders, eine Sterbliche, die den Bund mit einem Dämon eingegangen war. Und auch wie Izayoi hatte sie ihr Herz nicht irgendeinem Dämon geschenkt, sondern einem Daiyoukai, einem der Herrscher über die Youkai. Keine Dämonin konnte ihm das geben, was sie ihm gab, das sah er inzwischen ein. Ihre Güte, die Wärme, die sie in sein Leben brachte, all das machte ihn stärker. Und er konnte sich auch nicht gegen diese Empfindungen wehren; sein inneres Biest hatte sich entschieden. Er konnte den Weg seines Vaters nachvollziehen, dass er eigentlich nicht vor einer Wahl gestanden hatte, sondern dass es sein Schicksal war, dem er gefolgt war.

Izayoi war keine Verräterin an den Menschen, sie hatte seinen Vater nicht getötet. Sie hatte ihn einfach so genommen, wie er war, ohne einen Unterschied zu machen. Es war die Entscheidung Inu no Taishos sein Leben für seine Gefährtin und seinen Sohn zu opfern. Und nun lag sie hier in ihrem Blut, misshandelt und erniedrigt. Allein, niemand beschützte sie vor dem Schrecken der Unterwelt. Und eines Tages würde auch seine Liebste hier in ihrem Blut liegen, genauso gequält und beschimpft. Doch das würde er niemals zulassen! Und vielleicht konnte Izayoi ihm wertvolle Informationen geben, um Kagome zu retten.
 

Er zog Tokijin und stürmte die Anhöhe hinab. Der Höllendämon war völlig überrumpelt und konnte kaum ausweichen. Ein tiefer Schnitt klaffte an seinem Arm. Irritiert sah er, wer ihn angegriffen hatte. „Was verteidigst du das Menschenweib? Du bist doch ein Youkai. Oder hast du sie etwa auch gefickt?“, höhnte er und entflammte die Wut des Herrn des Westens noch weiter. Er hatte sich dabei wieder aufgerichtet und zischend schloss sich die Wunde an seinem Arm wieder. Er konnte sich regenerieren? Die grobschlächtige Klinge in seinen Klauen wiegend sah er den Daiyoukai abschätzig an. „Was willst du, Bürschchen? Und was suchst du hier, du bist nicht tot.“ Sesshoumaru schwieg, dieses sinnlose Geschwätz vor Kämpfen nervte ihn und er sah darüber hinaus auch keine Notwendigkeit den Höllenbewohner über seine Absichten aufzuklären. Er sah ihn nur mit kaltem, verächtlichem Blick an. „Oh, hat es dir die Sprache verschlagen!“, wurde er weiter verhöhnt, aber er ließ sich nicht provozieren. „Das Menschenweib hat dich nicht zu interessieren und du hast lebend hier nichts verloren. Aber das werde ich nun ändern!“ Mit diesen Worten kam der Teufel auf ihn zu gestürmt und hieb wild auf ihn ein. Sesshoumaru parierte die Schläge, die zwar hart, aber unplatziert auf ihn niederregneten.

Da war sie plötzlich, die Lücke in der Deckung seines Gegners! Er ließ Tokijin hervorschnellen und rammte es in den fetten Wanst des Höllenwesens. Doch dieser war unbeeindruckt. Er zog sich das Schwert aus dem Körper und brach es über seinem Knie entzwei. Wie konnte das sein? Tokijin war aus den Zähnen Goshinkis geschmiedet, wie konnte es so leicht zerbrochen werden? „Damit willst du mich vernichten? Mit diesem kümmerlichen Schwert?“, lachte der Wächter verächtlich. „Ein schwaches Schwert geführt von einem schwachen Dämon, das kann mir nichts anhaben! Und auch deine anderen Schwerter werde ich zerstören, du hast hier keine Macht! Und jetzt stirb!“

Er stürzte sich sofort wieder auf Sesshoumaru, der nun sichtlich Mühe hatte den wilden Angriffen auszuweichen. Immer wieder schaffte er es nur knapp der rostigen Klinge auszuweichen. „Zu stolz einfach aufzugeben und zu sterben, was?“, spie ihn der Höllenwächter verächtlich an. Wieder wich er einem Schlag aus, der von oben auf ihn hinab sauste. Doch plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Die Klauen seines Gegners hatten seine Brust durchbohrt, nur knapp wurde sein Herz verfehlt. Schwer atmend ging er auf die Knie, das Blut sprudelte stoßweise aus der Wunde. Verdammt, wieso hatte er diesen Schlag nicht erahnt? Diese Wunde machte selbst ihm zu schaffen, wenn er die Blutung nicht stoppen würde, wäre sein Schicksal besiegelt. „So gefällst du mir schon besser“, ätzte sein Gegner und holte zum finalen Schlag aus. Doch sein Schwert wurde gestoppt; Sesshoumaru hatte es mit der Energiepeitsche umwickelt und zog die Klinge zu Boden. „Netter Versuch, aber wie lange wirst du das durchhalten? Du wirst sekündlich schwächer… Ich habe Zeit.“

Er hatte recht, ging es Sesshoumaru durch den Kopf. Sein Blick trübte sich bereits jetzt und die Umgebung drehte sich. Wenn seine Kraft versiegt war, würde der Teufel nicht zögern ihn zu töten. Das durfte nicht sein, dass er an diesem Ort im Kampf fiel! Er musste seine Gefährtin retten, er durfte einfach nicht sterben! Doch eine bleierne Müdigkeit durchzog immer weiter seinen Körper, der ihm nun den Dienst versagte. Ich darf nicht verlieren, war der letzte klare Gedanke in seinem Kopf, bevor Schwärze ihn umfing.
 

War er nun tot? Er war allein in der Finsternis und ein warmes Gefühl durchfloss ihn. Sein Körper war noch immer schwer verletzt, aber er fühlte keinen Schmerz mehr. Aber dieser Ort… das war nicht die Welt der Toten. Wo war er nur gelandet? „Du hast es endlich verstanden, Sesshoumaru“, hallte plötzlich eine Stimme durch das Nichts. „Endlich hast du deine Bestimmung gefunden und dein Schicksal angenommen.“ Er kannte diese seltsame Stimme irgendwoher. Die Stimme, die eine war und sich doch wie viele anhörte. Aber das war unmöglich! Wieso sprachen sie zu ihm?

„Du bist in diesem Kampf über dich hinaus gewachsen, du hast dein altes Wesen endlich überwunden und bist zu einem wahren Daiyoukai geworden.“ Ein wahrer Daiyoukai? Was meinten sie damit, das war er doch schon davor? „Nein, Sesshoumaru, du warst vorher einfach nur ein starker Youkai, dessen Vater ein Daiyoukai war.“ Er hatte völlig vergessen, dass die Namenlosen in seinen Kopf gucken konnten. Und jetzt war er ihrem Treiben wieder hilflos ausgeliefert und musste sich verspotten lassen. „Ihr nennt die Herrscher der Youkai zwar Daiyoukai, aber das ist nur noch ein Wort. Über die Jahrtausende haben die Youkai vergessen, was es bedeutet ein wahrer Daiyoukai zu sein. Nach langer Zeit überwand schließlich dein Vater die Grenzen seines Seins und wurde zum wahren Daiyoukai. Auch wenn er das nur kurze Zeit war.“ Die Gedanken überschlugen sich in Sesshoumaru. Was war es, das einen Dämon zu einem Daiyoukai werden ließ? Sein Vater war seit er denken konnte immer ein mächtiger Youkai gewesen bis er…

„Ganz recht, bis er sein kaltes Youkaiherz befreite und zu einem mitfühlenden Wesen wurde. Er hat sich selbst und die Grenzen seiner Existenz überwunden.“ Das war es, was sein Vater ihm immer versuchte begreiflich zu machen, dachte Sesshoumaru. Doch er hielt es für Schwäche und vergrub sein Herz noch tiefer, bis er schließlich gar nichts mehr fühlte und strebte nach Macht und Stärke. Er verachtete seinen Vater so sehr für dessen vermeintliche Schwäche, dass er sogar mit dem Gedanken gespielt hatte seinen Platz einzunehmen. Doch nun ergab so vieles plötzlich Sinn. Er erinnerte sich an das Gespräch mit seinem Vater am Abend seines Todes. „Sesshoumaru, gibt es jemanden den du beschützen willst?“ Er hatte den Sinn hinter dieser Frage seines Vaters nicht verstanden, es als sentimentale Schwäche abgetan. Doch nun begriff er langsam, was sein alter Herr ihm damals versuchte begreiflich zu machen. Und warum er ihm Tenseiga hinterließ. Das Meido zu meistern war Nebensache; er hatte versucht ihm den Weg zu zeigen ein wahrer Daiyoukai zu werden!

„Besser spät als nie, dass du es begreifst“, spotteten die Götter. „Das, was ihr Dämonen Stärke nennt, ist eure Schwäche. Nur eine liebende Seele hat die Macht die Welt zu verändern. Das solltest ganz besonders du wissen, du bist nur deshalb noch am Leben.“ Kagomes Stärke, deren Quell in ihrer Liebe zu allen Wesen lag, sinnierte er. Sie stand so unerschrocken für ihre Werte ein, dass sie sogar mit den Göttern um sein Schicksal gefeilscht hatte.

Aber wenn er nun auch ein mitfühlendes Herz hatte, warum waren da all diese Zweifel in ihm? Diese Stimme seines alten Ichs, die ihm immer wieder einredete ein Schwächling zu sein? Warum fühlte er sich nicht mächtig, sondern unvollkommen? Früher war sein Weg klar, er hatte seinen Platz in der Welt, doch nun war alles in Bewegung, alles in Frage gestellt. Wenn er doch nun ein wahrer Daiyoukai war, warum fühlte es sich nicht richtig an, warum dieser Selbstzweifel? „Das ist dein Schicksal, Sesshoumaru. Deine Kraft hängt von deinem Herzen ab, denke immer daran.“

Der Höllenwächter war verwirrt. Warum pulsierte plötzlich die Aura seines Gegners mit neuer Kraft? Doch bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, befreite sich der eben noch geschlagen Geglaubte und schleuderte sein Schwert bei Seite. Ein strahlendes Licht umgab Sesshoumaru, das die Wunde in seiner Brust schloss und sich dann an seinem linken Arm sammelte. Immer wieder entlud sich diese Kraft in Blitzen und die Luft knisterte. Beide waren überrascht von der plötzlichen Wendung und starrten ehrfurchtsvoll auf das Leuchten. Doch Sesshoumaru begriff, was vor sich ging und richtete die entfesselte Energie auf den Teufel. Der wurde hart zu Boden geschleudert und sah verwundert auf die Wunde in seinem Torso. Weitere Häme lag ihm auf der Zunge, doch bevor er seine Verachtung dem Daiyoukai entgegen schleudern konnte, wurde er von den Lichtblitzen zerfetzt, die ihren Ursprung in seiner Verletzung hatten.

Das Licht an Sesshoumarus Linken verblasste nun langsam und enthüllte einen Arm, der ein Schwert hielt. Wie konnte das sein? Ungläubig betrachtete er seine nun wiedergekehrte Gliedmaße. „Der Mangel deines Arms war ein Symbol für den Mangel in deinem Herzen. Den hast du nun überwunden und so hast du auch diesen Makel überwunden“, hallte die Stimme der Götter in seinem Bewusstsein. „Das ist das Schwert deiner Bestimmung, Bakusaiga!“
 

Immer weniger Schritte trennten Kagome von dem tödlichen Abgrund. Doch es gab kein Entrinnen, die Toten kamen immer weiter auf sie zu. Aber aufgeben würde sie nicht, sie würde sich mit Händen und Füßen wehren! Grimmig ballte sie ihre Fäuste. Doch plötzlich erfasste sie etwas, hob sie hoch in die Luft und trug sie fort von dieser ausweglosen Lage. Sie drehte ihren Kopf zu ihrem Retter und erkannte ihn sofort: Inuyasha! Er hatte sie wie so oft früher gerettet! „Was tust du hier an diesem Ort, obwohl du nicht tot bist?“, fragte der Hanyou sie, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-05-26T20:03:52+00:00 26.05.2019 22:03
A so kann man Bakusaiga,Sesshomaru s linken Arm und das Sesshomaru seinen Vater übertrifft auch einbaut toll Idee habe moch nie es in einem anderen ff gelesen..

InuYasha und Izayoi in der unterwelt warum das ????
Von:  KagomeKizu
2016-12-10T18:50:59+00:00 10.12.2016 19:50
Einfach Klasse, super das es Sesshoumaru jetzt endlich verstanden hat! *freu*
Toll das Kagome doch noch gerettet wurde von InuYasha.
Bin gespannt wie's weitergeht.

Glg Kago
Von: abgemeldet
2015-01-03T14:33:57+00:00 03.01.2015 15:33
Echt toll. Sess hat es endlich ganz verstanden, was sein Vater ihm gesagt hat.
Und Inu Yasha ist auch wieder da. ^^
Toll!^^
Antwort von:  Seelenfinsternis
05.01.2015 01:01
Es hat ja auch lang genug gedauert...
Von:  cindy-18
2014-05-21T15:24:24+00:00 21.05.2014 17:24
cool echt gut geschrieben

Von:  Salada
2014-05-20T13:52:29+00:00 20.05.2014 15:52
haha ....ja find ich echt gut! jetzt taucht auch noch inu yasha auf ;)
Antwort von:  Seelenfinsternis
22.05.2014 07:02
eig war es doch klar oder? Oder denkst du der Plural im Titel ist nur Zufall? ;)


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