Unfreiwillig zu dritt
Lauwarmes Wasser prasselte über Puraidos Körper und sie seufzte entspannt auf. Sie war sofort, als sie zu Hause angekommen waren, unter die Dusche geflüchtet, es tat so unglaublich gut. Puraido fühlte fast, wie der ganze Stress des Tages abgewaschen wurde.
Sie stand ganze zehn Minuten unter der Dusche, für sie war das schon ein Rekord im Langduschen, normalerweise versuchte sie immer so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen, weshalb Duschen bei ihr immer relativ fix ging, baden tat sie nie. Sie fand die Vorstellung Ekel erregend, im eigenen Dreck zu sitzen. Das war zudem auch ein Grund, warum sie nie ins Schwimmbad ging. Es war einfach zu eklig für sie. Allein schon die Vorstellung, was da alles für Keime und anderes Widerliches im Wasser waren. Klar, es wurde „gereinigt“ aber dennoch, da schwammen so viele Menschen drin rum, da lief es Puraido eiskalt den Rücken runter.
Sie stieg aus der Dusche und trocknete sich ab, danach zog sie sich T-Shirt, Jogginghose und Socken an und wollte das Bad verlassen. Sie hatte sich ein Handtuch um die Schultern gelegt, damit ihre Haare nicht ihr T-Shirt nass machten. Von Föhnen hielt sie auch nichts, viel zu laut und man verbrauchte im Endeffekt nur unnötige Energie. Sie öffnete die Tür und erschrak, als sie Kid davor stehen sah. „W-was machst du denn da?“, stammelte sie.
„Dich beobachten, tja, so ein kleines Fensterchen in der Tür könnte für dich ein Nachteil sein, wenn du es nicht verhängst“, er grinste breit.
Puraido war puterrot angelaufen. „Was hast du gesehen!“, quietschte sie.
„Genug“, lachte Kid.
„Spanner!“, fauchte Puraido und stürmte an ihm vorbei. Sie konnte es nicht fassen.
„He, was ist denn los?“, wollte Ace wissen. Die anderen saßen träge im Wohnzimmer und schauten sich „Scrubs“ im Fernsehen an.
„Kid ist los, elender Spanner“, brummte Puraido. Sie war nur froh, dass Halo nicht hier war, er war unten bei Toby, hätte er das mitgekriegt, dann wäre hier die Hölle los gewesen.
Ace stand auf und legte seine Hände auf Puraidos Schultern. „Ach, Kopf hoch, mach dir nichts draus, Kid ist so armselig und braucht das eben“, meinte er.
Puraido stieß die Luft aus und nickte. „Stimmt, da hast du wohl recht“, murrte sie.
Kid, welcher im Türrahmen stand, fand das gar nicht so witzig. „Willst du Stress, Portgas?“, fauchte er.
„Nö, doch wenn du arme, hilflose Mädchen bespannst … Noch dazu ein Mädchen, welches uns helfen will. Das ist doch schon mehr als armselig“, warf Ace ihm vor.
Eine Wutader pochte auf Kids Stirn und er schritt bedrohlich auf Ace zu. „Halt lieber den Mund, Feuerfaust. Sonst setzt es was“, Kid baute sich vor Ace auf, doch dieser schien unbeeindruckt. Er hob die Hand und ließ sie entflammen.
„Leg dich nicht mit mir an, Eustass“, knurrte Ace.
„Leute! Schluss jetzt!“, ging Smoker dazwischen.
„Halt du dich da raus!“, fuhr Kid den Marinekapitän an.
„Es reicht jetzt!“, schrie Puraido auf, sie stellte sich zwischen die drei Männer und funkelte sie wütend an, beziehungsweise, sie funkelte nur Kid wütend an. Sie legte jeweils eine Hand auf Ace’ und auf Kids Brust und versuchte sie voneinander wegzudrücken. „Benehmt euch, sonst fliegt ihr raus!“, ihre Stimme überschlug sich fast.
Ace reagierte auf Puraidos Berührung und gab seine Kampfhaltung auf, Kid jedoch starrte Puraido erbost an, allerdings hatte er ebenfalls keine Lust hier rauszufliegen, er drehte sich um und setzte sich auf die Couch.
Puraido atmete erleichtert auf. „Ich glaub, ich muss wen abschlachten“, murmelte sie und ging zu einem Regal.
„Wie meinst du denn das?“, wollte Shanks wissen, er hatte verwundert die Augenbrauen hochgehoben.
Puraido zog eine Schachtel aus dem Regal und hielt „DmC: Devil May Cry“ in die Höhe. „Das meine ich“, brummte sie. Sie legte das Spiel in ihre Xbox und startete sie.
„Das ist also das Spiel, von dem ihr ersten geredet habt“, bemerkte Law.
„Genau, mein Lieblingsspiel“, Puraido startete ihren letzten Spielstand. Sie hatte sich vorgenommen, das Spiel in allen Schwierigkeitsstufen durchzuspielen. Sie hatte es erst seit einigen Wochen, dadurch, dass sie meistens lange Arbeiten musste, kam sie nicht wirklich zum Spielen, weshalb sie jetzt auch erst bei der Schwierigkeitsstufe „Dante muss sterben!“ angelangt war.
Sie fing wieder bei Level Eins an. Schon beim Intro zogen sich ihre Mundwinkel nach oben.
Sie spielte mehrere Stunden auf diesem Schwierigkeitsgrad und dieser hatte es wirklich in sich. Ace schaute Puraido begeistert beim Spielen zu, bei ihr sah das so einfach aus. Doch das täuschte, auch für sie war es am Anfang schwierig, die Gegner waren verdammt stark. Doch sie wollte es unbedingt schaffen. Sie wollte unbedingt „Hölle oder Hölle“ erreichen und durchspielen, denn das hörte sich richtig interessant an.
„Ich will auch mal!“, kam es da von Ace. Puraido schielte zu ihm, sie war gerade mitten im Kampf gegen Bob Barbas.
„Moment, jetzt nicht!“, fauchte sie ihn an und versuchte den Controller vor Ace’ grabschender Hand in Sicherheit zu bringen. „Ich muss das Level noch fertig machen, dann kannst du auch mal!“, fuhr Puraido ihn an.
„Beeil dich!“, verlangte Ace.
„Klappe, sonst darfst du gar nicht mehr“, Puraido hasste es, wenn man sie beim Spielen störte. Es dauerte noch einige Zeit, bis sie den Endgegner besiegt hatte. Ace quengelte noch mehrmals dazwischen. Sie wartete, bis ihr Spiel gespeichert war und startete für Ace ein Neues. Niemand durfte auf ihren Speicherständen spielen! Das konnte sie gar nicht leiden.
„So, welchen Schwierigkeitsgrad willst du?“, fragte sie ihn dann.
„Den, den du eben hattest“, meinte Ace.
„Sorry, das funktioniert nicht. Den musst du erst Freispielen. Du kannst dich zwischen ‚Menschlich‘, ‚Teufelsjäger‘ und ‚Nephilim‘ entscheiden“, teilte sie ihm mit.
„Dann mach irgendwas drauf“, brummte Ace.
„Gut, du solltest leicht anfangen. Du fängst auf ‚Teufelsjäger‘ an. DMC hast du ja noch nie gespielt, oder?“
Ace schüttelte nur den Kopf und er grinste, als das Intro wieder anfing. Es vergingen noch einige Stunden in denen Ace spielte. Dieser war sehr begeistert. Zorro, Law und Chopper waren schon nach drüben gegangen um zu schlafen. Shanks pennte bereits auf der Couch und auch Smoker war nahe dran einzuschlafen. So ohne Beschäftigung wurde es schon ziemlich langweilig und das Zugucken machte ihn nur müde.
Kid schlief fast im Sitzen ein, er hatte den Ellbogen auf die Lehne gestützt und das Gesicht auf die Faust.
Puraido gähnte lange, danach sah sie auf die Uhr und musste erschrocken feststellen, dass es schon halb zwei war. Sie musste morgen um sechs Uhr wieder aufstehen. „Ace, du musst jetzt Schluss machen, es wird Zeit fürs Bett“, murmelte sie.
„Och Menno, schon?“, schmollte er.
„Was heißt hier schon? Es ist gleich zwei Uhr, nachts wohlgemerkt. Es ist spät genug, du kannst morgen weiterspielen“, versprach sie.
„Wirklich?“
„Ja, wirklich“, in ihrer Stimme schwang Ungeduld mit.
Widerwillig gab Ace ihr den Controller und Puraido schaltete die Konsole aus. Sie warf einen Blick auf die anderen, welche schon tief und fest schliefen. „Hm, gut, Kid schläft auch schon. Den will ich sowieso nicht mehr in meinem Bett haben“, brummte sie.
„Kann ich mitkommen? Auf der Couch ist es so eng“, bat Ace, welcher jetzt aber auch gähnte.
Puraido errötete leicht, allerdings nickte sie. „Ja, jemand muss mich ja vor den bösen Clowns beschützen“, murmelte sie.
„Klar, mach ich doch liebend gerne“, Ace grinste breit.
Puraido lachte auch leicht, danach gingen sie ins Schlafzimmer. Puraido legte sich in die Mitte des Bettes und Ace legte sich zu ihrer rechten neben sie. Er schlief sofort ein, während Puraido ihre Wecker noch neu stellte. Sie kontrollierte jeden Abend, ob die Wecker noch in Ordnung waren, denn es war ihr anfangs immer mal wieder passiert, dass sie verschlafen hatte, weil die Wecker nicht klingelten.
Danach legte sie sich zurück und betrachtete Ace. Sie musste leicht lächeln und den Kopf schütteln. Sie glaubte es noch immer nicht. Ace lag neben ihr. Der Ace aus One Piece. Sie schnaubte leicht und rückte etwas näher an ihn heran. Auch sie schloss die Augen und schlief schnell ein.
Kid schlug grummelnd die Augen auf. Das passte ihm gar nicht, dass Portgas mit Puraido ins Schlafzimmer ging. Das war sein Platz! Er wollte neben Puraido liegen, zum einen weil ihr Bett bequem war und zum anderen weil sie eine Frau war. Er wollte nicht mit den anderen zusammengequetscht schlafen und schon gar nicht mit Trafalgar. Es graute ihn immer noch davor, dass es Leute gab, die ihn mit dem Chirurg des Todes verkuppeln wollten.
Er erhob sich und ging zu Puraidos Schlafzimmer. Leise öffnete er die Tür. Er unterdrückte ein Knurren als er sah, dass sie an Ace gekuschelt da lag und friedlich schlief. Warum hatte sie ihm das eigentlich erlaubt? Als Kid in der ersten Nacht neben ihr gelegen hatte, war sie sogar geflüchtet, doch diesen Kerl ließ sie freiwillig neben sich schlafen? Kid schnaubte und trat nun ganz in den Raum. Das würde er sich nun nicht gefallen lassen.
Er ging um das Bett herum und legte sich auf seinen Platz, zu Puraidos linker Seite. Zum Glück war noch genug Platz im Bett. Er zog die Decke über sich und schlang wieder einen Arm um Puraido, mit einem Ruck zog er sie zu sich rüber, ohne, dass sie dabei erwachte.
Halbwegs zufrieden schloss er die Augen und driftete in einen tiefen Schlaf.
Puraido fühlte sich irgendwie eingequetscht, sie spürte einen warmen Körper sowohl links als auch rechts neben sich. Sie schlug die Augen auf, da ihr das etwas seltsam vorkam. Warum lag Ace zweimal neben ihr?
Doch zu ihrem entsetzen lag da nicht noch einmal Ace, nein, es war Kid, der sie an sich gedrückt hielt, Ace war im Laufe der Nacht auch näher an sie heran gerückt, sodass sie sich wie eine Scheibe Wurst zwischen zwei Brotscheiben fühlte. Sie war von den beiden Jungs eingequetscht.
„Hilfe“, wimmerte sie. Warum hatte Kid sich doch noch zu ihnen gelegt? Hatte er nicht schon geschlafen?
Zum Glück klingelte da Puraidos Wecker, sodass die beiden Jungs ebenfalls aufwachten.
„Kid … was machst du hier?“, wollte Ace verschlafen wissen.
„Bis eben schlafen. Ist ja auch schließlich mein Platz hier“, grummelte Kid. „Und dich brauchen wir hier ganz sicher nicht, also verzieh dich“, setzte er noch hinzu. Danach legte er sich wieder hin und zog Puraido noch näher an sich.
Diese war knallrot im Gesicht und ihr Herz raste. „Ähm, Kid. Ich muss aufstehen und zur Arbeit“, stammelte sie.
„Muss das sein?“, fragte er.
„Ja, also lass mich raus!“, fuhr sie ihn an. Nur widerwillig hob er seinen Arm an und ließ Puraido frei.
Diese huschte so schnell es ging aus dem Bett. Sie kramte ihre Sachen aus dem Schrank zusammen und verschwand im Bad um sich umzuziehen. Sie war vollkommen durcheinander.
Ihr Körper war zittrig und sie musste sich krampfhaft beruhigen. Das war ihr dann doch etwas zu viel Nähe gewesen. Sie legte ihre Hände an ihre glühenden Wangen. „Oh Morgan Freeman! Puraido, reiß dich zusammen“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild.
Es dauerte einige Zeit, ehe sie sich beruhigt hatte und sich endlich für die Arbeit fertig machen konnte.