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Alaska

von

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Kleine Überraschungen

„Steele, wann hört der Wald endlich auf? Ich mag das nicht.“, murrte sie ungehalten, doch schaffte es nicht, diese verdammte Panik runterzuschlucken. Kaskae war sich um ehrlich zu sein verdammt sicher dass, wenn sie allein gewesen wäre, sie wahrscheinlich vor Angst gestorben wäre.

„Ist ja gut“, meinte er beruhigend „Gleich sind wir durch. Ist ja nur ein kleiner Abschnitt. Zudem…“ Er sah sie vielsagend von der Seite an „Hast du etwa Angst vor ein paar Bäumchen?“

„Gar nicht… Ich steh nur nicht drauf nachts durch den Wald zu schleichen.“

„Wir schleichen nicht“, wand Steele jedoch ein „Ich gehe und du drückst dich an mich.“

„Oh… ‘Tschuldige.“, murmelte Kaskae und nahm schnell etwas Abstand von Steele. Sie wollte ihn nicht belästigen, aber ohne seine direkte Nähe glaubte sie ihr Herz würde noch schneller schlagen, als es jetzt schon tat.

„Ach, so schlecht fand ich das gar nicht.“, meinte Steele halblaut und mit einem vielsagenden Grinsen im Gesicht, doch als er das Entsetzten auf Kaskaes Gesicht sah, verschwand dieses süffisante Grinsen von seinen Lippen und er starrte sie einen Moment verwirrt an. Er wusste warum sie ihn so ansah, zumindest konnte er es nachvollziehen, doch er musste seinen Kopf jetzt irgendwie aus der Schlinge ziehen, denn er durfte sie, grade sie, auf keinen Fall irgendwie gegen sich aufbringen. Er konnte es sich einfach nicht erlauben dass diese Hündin irgendwie schlecht auf ihn zu sprechen war.

Hm… Vielleicht sollte er seine ‚Bedürfnisse‘ nach seinem eigenen, kleinen Vergnügen nicht gerade als erstrangig sehen. Kaskae war eben nicht so billig wie zum Beispiel Dixie es noch bis vor ein paar Monaten gewesen wäre.

Manchmal fragte Steele sich ob Kaskae nicht vielleicht kastriert war, denn sie zeigte unnormal wenig von sich. Die allermeisten Hündinnen, die er je gekannt oder einfach nur gesehen hatte, zeigten immer etwas mehr, wahrscheinlich ohne es zu merken.

Hündinnen liefen immer leichtfüßiger, mit schwingendereren Bewegungen, sie hatten meistens einen eigentlich recht schönen, federnden Gang. Siehatten einfach so was feminines, aufreizendes an sich, wenn sie liefen, saßen, fraßen… Wenn sie einfach nur dastanden. Und Kaskae… Hm.

Das einzige mal, das sie aufreizender als ein Besenstiel gewesen war, war als sie bei ihrer ersten wirklichen Bewegung in ihn gerannt war und es verdammt eilig hatte.

Und ja, sie hatte ihn damals natürlich angemacht, wen auch nicht? Sie war eine bildschöne, rassige Malamutehündin, nur zeigte sie das viel zu selten. Sie war zierlicher als Steele, aber sie würde sicherlich etwas Muskeln aufbauen, wenn sie sich entsprechend bewegen könnte.

Und ihr Gang war eher abgehackt und recht hart, so als wolle sie den Schnee unter ihren Pfoten regelrecht totstampfen. Wirklich zur Geltung kam ihr Körper so nicht.

Aber Kaskae hatte eine Sache, die sie nicht verstecken könnte, nämlich ihr verdammt hübsches Gesicht. Vor allem ihre Augen. Sie hatte wirklich tolle Augen, fast wie die von Füchsen, so lang und spitz.

„Sag mal“, begann sie misstrauisch „Sollte das grade eine Anmache oder so ein?“

Dank nach Steele, DENK. Und wenn möglich nicht über ihre Lendengegend.

„Ganz ruhig“, begann er und schmunzelte „Nennt sich Zynik, muss ich dir erst erklären was das ist?“

Nun schienen such Kaskaes Züge wieder zu entspannen und sie kicherte sogar kurz. „Glaub mir, ich kenn es, aber du hast einen verdammt trockenen Humor, arbeite da mal dran. Kann zu Missverständnissen führen.“, erklärte sie und kam wieder ein bisschen näher.

Steele entspannte sich langsam wieder als Kaskae sich wieder an ihn drückte und ihm dieses Überlegenheitsgefühl übermittelte. Es klang mies, es klang eingebildet und herablassend, aber Steele genoss es so verdammt sehr wenn er an unterwürfige Hunde geriet. Er war nun mal jemand der gerne ganz oben in der Rangfolge stand und die einzigen WESEN, die überhaupt das Recht hatten noch über ihm zu stehen waren Menschen.

Das war es aber auch schon. Alles andere, egal was es war, hatte sich unterzuordnen. So war es schon immer gewesen und umso schwerer war der Schock gewesen, als er vor fast zwei Monaten alles verloren hatte. Sämtlichen Respekt den man vor ihm hatte, war weg. Er hatte es sich völlig verspielt.

Insgeheim hätte Steele im Nachhinein alles ganz anders gemacht. Er hätte auf den Musher hören sollen und diesem die Zeit zum Navigieren geben sollen, als sie in diesem Schneesturm waren und nicht einfach auf eigene Faust losrennen sollen. Dann hätte er Star härter treten sollen, als dieser auch nur das Maul auf machte. Und dann wäre es nie so weit gekommen. Sie hätten sich nie mit diesem Halbblut abgeben müssen und vor allem hätte er sich nicht alle Karten bei den Hündinnen der Stadt verspielt.

Er sah zu seiner Rechten, wo Kaskae sich noch immer nervös an ihn presste.

Okay, außer sie. Sie war die Ausnahme, aber auch nur weil sie die ganze Geschichte nicht mitbekommen hatte. Hätte sie es, würde er sie heute wahrscheinlich nur noch von hinten sehen. Hm, nicht dass das ein schlechter Anblick war, oh nein, keinesfalls, aber dann wäre er von sämtlichen sozialen Kontakten abgeschnitten.

Doch endlich waren sie aus dem kleinen Waldabschnitt draußen.

Augenblicklich spürte Steele wie Kaskae aufatmete und die Schultern entspannte, als keine Baumwipfel mehr über ihr hingen.

„Na endlich, ich dachte schon das hört nie auf. Aber was wolltest du mir denn nun zeigen? Wenn‘s was langweiliges ist, bring ich dich nämlich echt um, dafür bin ich nämlich nicht diesen Todespfad da grade gelaufen.“, plapperte Kaskae und setzte sich in den Schnee, als auf Steele Platz nahm.

„Keine Sorge, es müsste jeden Moment so weit sein. Ich bin mir sicher dass es dir gefallen wird, das heißt… solange du es noch nie gesehen hast.“, erklärte Steele ihr und sah in den Himmel.

„Warte, auf was warten hier? Würdest du vielleicht ein kleines Bisschen genauer werden?“, bat Kaskae gespielt süß und legte, als Steele nicht antwortete, den Kopf schief und sah ihn aus ihrem unwiderstehlichsten Blick an. Bei Menschen klappte der, warum nicht bei Rüden?

„Gedulde dich einfach, es müsste jeden Moment so weit sein… Aber du hast Augen wie ein Fuchs… erinnern mich an Katzen.“

Das sollte eine neckische Bemerkung sein, alles was Kaskae jedoch tat war kichern.

Und dann kam plötzlich das auf was sie wartete…

Am Himmel, direkt über ihnen begann sich plötzlich, einfach so aus dem Nichts, etwas zu bewegen. Einen Sekundenbruchteil dachte Kaskae ein riesiger Adler hätte seien Schwingen ausgebreitet, doch dann wurde das Licht immer größer und heller. Ein Tier war das nicht, das merkte sie.

Doch was auch immer es war, was auch immer sich da am Himmel, in allen Tönen von Türkis bis Weiß erstreckte, war einfach traumhaft schön.

Doch, das war es tatsächlich.

Nur hatte Kaskae keine Ahnung was das denn nun seien sollte. Doch es interessierte sie auch gar nicht, diesem Ding einfach dabei zuzusehen, wie es sich bewegte, fand sie schon unglaublich spannend, denn sie hatte so etwas einfach noch nie gesehen.

Und es machte sie sprachlos, diese Anmut die diese Lichter auf die gesamte Umgebung zauberten, war einfach atemberaubend.

Sie hatte davon gehört, natürlich, jeder Hund hatte davon doch schon mal gehört, man musste echt hinter dem Mond leben um davon nichts mitzubekommen. Ihre Mutter hatte ihr davon zum ersten Mal erzählt, ihr und ihren Geschwistern.

Nur gesehen hatte Kaskae es nie. Wie auch? Sie hatte ihr Leben bisher so weit südlich verbracht, natürlich konnte sie es nie sehen.

Aber jetzt konnte sie.

Sie hatte wirklich schon viel davon gehört, wie schön es doch sein sollte, aber Kaskae hätte nicht gedacht dass es so schön war! Es machte ihr Gänsehaut und DAS hatte bisher NICHTS geschafft. Sie hatte wirklich noch nie Gänsehaut bekommen weil sie irgendwas besonders schön fand. Jedenfalls war das Gefühl was sie in dem Moment durchfuhr unbeschreiblich. Sie spürte diese aufregende Wärme durch ihren Körper fahren und konnte das briete Grinsen gar nicht mehr unterdrücken.

„Ja, okay, ich geb’s ganz offen zu, das hier ist es wirklich wert. Ich seh das grade zum ersten Mal, das ist toll!“, quiekte sie freudig in die Stille, als sie Steeles erwartungsvollen Blick im Nacken spürte.

Na ja, eigentlich war sein Blick nicht direkt auf den Verschluss ihres Halsbands gerichtet, also starrte er ihr auch nicht in den Nacken…. Nun ja… Nacken… Rücken… Becken… War ja irgendwie FAST das gleiche.

„Also hatte ich doch Glück mit dir, ich dachte mir schon dass dir das gefallen würde.“, meinte er mit einem triumphalen Ausdruck auf dem Gesicht.

„Woher?“, wollte Kaskae nun wissen, ohne den Blick von den Nordlichtern zu lassen.

„Ich wusste doch dass du weiter aus dem Süden kommst. Ich denke da sieht man so was nicht und meiner Erfahrung nach ist für Jeden das Nordlicht beim Ersten Mal was ganz besonderes. Und warum sollte ich es dir vorenthalten, wenn das hier doch deine letzte Nacht ist, in der du die Gelegenheit hast es zu sehen?“

Kaskae grinste noch immer über beide Ohren und löste den Blick langsam von dem Naturschauspiel über ihren Köpfen.

„Weißt du eigentlich was genau das ist?“, wollte sie nun wissen.

Steele schüttelte den Kopf. „Interessiert dich das etwa?“

„Na ja, neugierig bin ich schon, ich hab da wirklich keine Erfahrung mit. Das ist das erste Mal dass ich das überhaupt mal sehe. Ich hab ja schon so viel davon gehört, aber ich hätte nicht gedacht dass es so hübsch ist… Das war echt unglaublich nett von dir mich hier her zu bringen, das war es wert. Machst du so was eigentlich mit jeder Hündin?“, murmelte Kaskae und spürte im nächsten Moment plötzlich wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Oh nein, was hatte sie da denn wieder für respektloses Zeug gelabert? Nein, oh nein! Sie wollte doch ‚Hund‘ sagen, im Sinne von Freunde oder Hunde die neu in den Ort kamen. Sie wollte nicht dass er jetzt glaubte dass sie von ihm dachte dass er einer von diesen Rüden war, der sich das Vertrauen einer Hündin nur erschlich um sie irgendwann nageln zu können, wirklich! Doch wie richtig Kaskae lag wusste sie gar nicht.

Jetzt war ihre größte Sorge erst mal was anderes, denn was ihr da rausgerutscht war, hatte sie eigentlich wirklich nicht so gemeint.

Sie sah sofort reuevoll zu Steele, doch sein entsetzter Gesichtsausdruck sprach Bände und Kaskae fühlte sich noch schlechter.

„Wie ist das jetzt bitte zu verstehen?“, fragte er verunsichert und die Angst, dass die größtmögliche Katastrophe passiert war, beschlich ihn. In diesem Fall hieß diese Katastrophe Dixie. Dixie oder Sylvie, oder irgendein Hund des Orts, der Kaskae, irgendwie, mal ganz nebenbei, die Wahrheit über Steele erzählt hatte.

Steele konnte es sich nicht leisten Kaskae zu verlieren, denn sie war, was soziale Kontakte anging, alles was er hatte. Und es sollte sich ja mal mehr daraus entwickeln, zumindest so viel mehr dass sie ihn mal ran ließ.

Aber wenn sie jetzt wirklich die Wahrheit über ihn wusste, warum sah sie ihn dann so reuevoll an, so als ob sie einen Fehler gemacht hätte? Er hätte jetzt eher mit einem wütenden Zähne fletschen gerechnet.

„Tut mir leid“, begann Kaskae eilig „Ich hab das nicht in DEM Sinne gemeint, ich wollte eigentlich Hund sagen, Hund im Sinne von ‚Freunde‘ oder so, ich will nicht dass du denkst dass ich dich für so eine Art von Rüden halte, ich…“ Sie holte nach Luft und sah unglaublich beschämt in den Schnee, in dem sie ihre Pfotenabdrücke sehen konnte „… Ich drücke mich manchmal ein bisschen blöd aus, wirklich, tut mir Leid… Ich meine du bist ja nicht wirklich so… ‘Tschuldige.“

Sie wusste nicht was sie sonst sagen sollte.

„Du… meinst das also nicht ernst?“, fragte Steele sicherheitshalber nach, auch wenn er erleichtert war, dass Kaskae sich nur verplappert hatte. Denn wenn sie herausfinden würde, wie er wirklich war, hätte er sich auch mit ihr alles verspielt. Es war doch gewissermaßen gut, dass man ihn im Ort mit reiner Ignoranz bestrafte und so tat als hätte es ihn nie gegeben, wenn das so weiter ging würde Kaskae nie von ihm erfahren und er hatte die Zeit eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Und wenn sie dann irgendwann doch die Wahrheit über ihn erfuhr, dann war sie schon viel zu sehr an ihn gebunden um wirklich wütend auf ihn sein zu können.

Zumindest war das in der Theorie so.

„Nein, wirklich… Sei mir einfach nicht böse, ja?“, bat sie kleinlaut und sah mit einem solchen Schuldbewusstsein zu Steele, dass sie ihm fast schon leid tat. Da hatte sie sogar mit einer Sache halbwegs Recht und dann fühlte sie sich so schlecht deswegen.

„Schon in Ordnung“, beruhigte Steele sie „Mach dir keinen Kopf darüber, ist ja gut. Mich freut‘s einfach dass es dir gefallen hat.“

„Da bin aber froh, ich dachte wirklich du nimmst mir das jetzt übel. Ich wäre nämlich ziemlich eingeschnappt wenn du sagen würdest ich wäre leicht zu haben, oder so.“, erzählte sie und grinste schief, ehe sie sich erhob um sich den Schnee vom Hinterteil zu schütteln.

Steele beobachtete sie dabei aus den Augenwinkeln und versuchte sich, was sein Grinsen anging, halbwegs in Zaum zu halten, denn was Kaskae hier gerade von sich sagte war einfach zu widersprüchlich. Zum einen sagte sie, sie wäre nicht leicht zu haben, zum anderen streckte sie ihm den halben Hintern entgegen und merkte es wahrscheinlich nicht mal. Sie hatte wirklich absolut keine Ahnung von Rüden und was ihnen gefiel, generell bezweifelte Steele stark, dass sie schon einmal engeren Kontakt zu welchen hatte.

Aber gut, er würde sich nicht beklagen.

„Eine Frage“, begann er, als sie auch das letzte Bisschen Schnee aus ihrem Fell entfernt hatte „Du hast nicht zufällig eine Ahnung wie du deine Kette los bekommen willst?“

„Äh, nein. Nicht wirklich…“, meinte sie schweren Herzens und sah wieder auf die Nordlichter „Zu Dixie sagte ich schon dass ich einfach ganz lieb seien werde, bis man sie mir wieder abnimmt. Jane ist nicht so schrecklich hart, ich bin da guter Dinge.“, meinte sie enthusiastisch.

„Ich finde es einfach nur unnötig dir diese Kette anzudrücken. Sollst du doch abhauen und deinen Spaß haben, da ist nichts dabei.“

„Ach, Jane ist es einfach nicht gewohnt dass Hunde einfach so auf der Straße herumlaufen, sie macht sich eben Sorgen um mich… Zudem“ Kaskae kratze sich im Stehen mit dem Hinterbein an der Seite „Stell dir vor ich wäre Läufig“ Ja, er gab zu, das war eine schöne Vorstellung „Da würde man mich doch sowieso an die Kette legen, das ist klar.“

Einen Moment wollte Steele so was sagen wie ‚Welch Verschwendung‘, doch dann zügelte es sich selbst. So ein Kommentar würde Kaskae ganz bestimmt nicht gut aufnehmen, auch wenn Steele langsam Fortschritte in dieser Beziehung zu ihr machen wollte. Doch vielleicht wäre zu schnell. Kaskae sollte nicht glauben dass er nur hinter ihrem Becken her war… auch wenn das ja grundsätzlich nicht ganz falsch war… Aber um ehrlich zu sein hatte er sie doch auch so ganz gern gewonnen, er hing durchaus ein wenig an ihr, das gab er ja zu.

„Du willst also einfach gar nichts tun?“, hakte Steele etwas enttäuscht nach.

„Hey, keine Sorge, ich werde ja nicht ewig an der Kette hängen, versprochen.“, versicherte sie ihm und grinste ihn wieder auf diese unwiderstehliche Art und Weise an. Diese niedliche, unschuldige Art.

„Aber ich hab mal eine Frage an dich“, fuhr sie fort „Kennst du Kaltag?“

Steele stellte bei dem Klang von Kaltags Namen die Ohren auf und starrte Kaskae merklich verwirrt an. Was hatte diese dreckige Flohschleuder bitte mit Kaskae zu tun?

„Aha, also nicht… Na ja, nicht so wichtig, die Frage war sowieso blöd.“, wand Kaskae schnell ab.

„Nein, frag ruhig, vielleicht kann ich ja trotzdem helfen.“, meinte Steele schnell, denn irgendwie war er neugierig geworden.

„Ach, die Frage ist aber echt total bekloppt, aber… Na ja, also das war so: Star hat mir vor ein paar Tagen im Ort ein Stück Fleisch gegeben, als er erfuhr dass ich sozusagen… freiwillig hungern… muss…“ Wenn Kaskae das so erzählte fühlte sie sich mehr als nur blöd, sie schämte sich richtig „U-und er war echt total niedlich und nett zu mir und da wollte ich wissen ob du vielleicht weißt was er oder Rüden insgesamt so mögen. Ich würde mich gerne irgendwie revanchieren, denn ich hab ihm in der Nacht davor noch anderes Fleisch wegefressen und irgendwie fühl ich mich schon schlecht deswegen und so… Jedenfalls würde ich aber auf dem Wege Kaltag ein bisschen besser kennenlernen… Ich weiß nicht, irgendwie… Hm, ist ganz schwer zu sagen, ich würde nicht sagen dass ich verliebt in den bin, ach was, nein, ich will nichts von denen, aber ich kenne doch noch immer nur so wenige Hunde hier und irgendwie würde ich doch auch ganz gerne mal…“ Als sie Steeles Gesichtsausdruck sah, stockte sie jedoch. Er starrte sie an als hätte er einen Geist gesehen und innerlich stand er, auch wenn Kaskae das jetzt weniger wissen konnte, kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Am liebsten hätte er sie angeknurrt und ihr überdeutlich gesagt dass sie gar nicht erst daran denken sollte auch nur ein Wort mit diesen Vollidioten zu reden, doch es war ihm leider klar, dass er sich das auf gar keinen Fall leisten konnte.

„Äh, Steele? Stimmt was nicht, du siehst nicht grade glücklich aus…“, meinte Kaskae besorgt und drückte sich mit der Seite ein wenig gegen ihn „Frierst du oder so?“

Er schüttelte schnell den Kopf und sammelte sich sofort wieder, wobei er sagen musste dass der Fakt, dass Kaskae sich, wenn auch wieder etwas ungewollt, an ihn drückte, ihm gefiel.

„Nein, alles in Ordnung, ich war nur etwas… Nun ja, wie soll ich sagen, entsetzt dass du es denen so leicht machen willst.“

„Hm?“

„Wie war das mit ‚ich bin nicht leicht zu haben‘?“, hakte Steele mit deutlicher Ironie in der Stimme nach.

Kaskae verdrehte daraufhin nur genervt die Augen, auch wenn sie grinsen musste.

„Du verstehst das ganz falsch, ich will doch gar nichts von denen, ich will einfach nur neue Freunde gewinnen. Ich meine wir haben April, das heißt ich bin schon fast einen ganzen Monat hier und kenne immer noch kaum jemanden so wirklich.“, erklärte sie ihm, schien wohl aber gar nicht daran zu denken sich von ihm zu entfernen. Dass sie also noch immer an ihn gedrückt im Schnee saß schien sie wohl nicht zu stören, beziehungsweise sie interessierte es nicht.

„Kaskae, du bist zu gut für diese Hunde. Glaub mir, die wollen alle nur eines von dir und irgendwann wirst du unvorsichtig… Bleib bei deinen Freundinnen, das wäre das sicherste, ja?“ Man hörte deutlich dass Steele noch immer nicht überzeugt war. Wenn es nach ihm ginge würde Kaskae die ganze Zeit nur bei ihm bleiben. Sie sollte einfach keine anderen Rüden kennenlernen, denn er wusste genau wo das Enden würde. Dass es so enden würde war ja kein Problem, aber dann sollte sie bitte mit ihm so enden.

Star oder Nikki machten ihm da natürlich keine Sorgen, die warne weder ansehnlich, noch würden sie es jemals schaffen ihre Gene auch nur irgendwo zu verbreiten, doch Kaltag… Hm, Steele wusste nicht auf was Kaskae so stand, aber Kaltag war eben leider keine völlige Katastrophe und hatte irgendwo sogar Chancen irgendwann mal was mit einer Hündin anfangen zu können.

„Hey, willst du mir etwa vorschrieben mit wem ich mich abzugeben habe und mit wem nicht?“, fragte Kaskae fast schon entsetzt und entfernte sich nun wieder ein wenig von ihm.

„Ach nein, so war das doch gar nicht gemeint. Seh es lieber als Warnung, ja?“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Ich bin erwachsen, ich werd schon auf mich aufpassen können, ja“, meinte sie schmunzelnd und stand auf „Ich sollte jetzt übrigens langsam gehen… Meine innere Uhr sagt mir dass Janes Eltern bald aufbrechen, für ihre Arbeit… Es macht dir doch nichts aus wenn ich jetzt einfach gehe, oder? I)ch kann mir grade einfach keinen weiteren Ärger leisten.“ Sie seufzte schwerfällig.

„Ist schon in Ordnung, aber ich komme mit.“

„Hey, ich kann auch auf mich selbst aufpassen.“, versuchte Kaskae ihn umzustimmen, doch Steeles nächstes Kommentar sagte wohl alles.

„Hey, wer hat sich vorhin in Todesangst an mich gequetscht?“, fragte er süffisant grinsend und schüttelte sich schnell das Fell auf, ehe er die Führung übernahm.

Er sah zwar wie Kaskae die Auge verdrehte, doch zumindest leistete sie keinen Widerstand mehr.
 

„Also dann“ Kaskae tippelte schnell in den Garten ihrer Herrchen und zog das Tor mit den Zähnen hinter sich zu, was sogar funktionierte „Ich hab keine Ahnung wann wir uns das nächste mal wieder sehen, aber… Es war echt toll von dir war du mir da gezeigt hast.“ Sie grinste ihn durch das Gitter entgegen und seufzte gequält. Der Gedanke an eine Kette gebunden zu sein war der schlimmste den es für sie gab. Dennoch, sie wollte niemanden zur Last fallen. Es war eben nicht leicht ein Hund zu sein, sie musste sich mit ihrer eigenen Blödheit auseinandersetzen. In ein paar Tagen oder Wochen war die Kette doch sowieso Schnee von gestern.

„Ach, glaub mir, es war mir eine Ehre deine letzte Nacht in Freiheit zu etwas besonderem zu machen“, meinte Steele schmeichelnd und machte sich nun auch langsam auf seinen Weg „Also dann, denk dir was wegen der Kette aus.“

Kaskae schmunzelte und sagte: „Jane ist schwach… Ich bekomm das schon hin, mach dir keine Sorgen um mich.“

Sie sah Steele noch so lange durch den Maschendraht hinterher, bis er in der Dunkelheit verschwunden war. Und nach nicht mal allzu langer Zeit begaben sich tatsächlich Janes Eltern aus dem Haus und sahen seufzend zu Kaskae, die sehnsüchtig in die Welt hinter dem Zaun starrte.

Oh je, wenn sie mit dieser billigen Nummer schon Janes Vater zum Seufzen brachte, wie leicht würde es dann werden um Jane davon zu überzeugen dass eine Kette das schlimmste, nur Menschenmögliche für einen Hund war?



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