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[Barkeeper-Reihe 03] Barkeeper in Not

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Kapitel 08 - Geladene Teilchen

Kapitel 08 - Geladene Teilchen
 

~Marcell~

"Das gibts nicht! Verdammt!" Zum x-ten Mal durchwühle ich meinen Spind.

"Was denn?"

"Meine Schürze ist weg!"

"Vielleicht hast du sie Zuhause liegen lassen", sagt Laurin achselzuckend.

"Habe ich nicht! Gestern Abend habe ich sie hier reingehängt! Da bin ich mir sicher!"

"Nimm dir eine Neue und komm endlich. Theo tobt schon."

"Ist gut." Soll Theo doch toben! Ich bin geladen! Was ich Laurin nämlich verschwiegen habe ist, dass das schon die dritte Schürze ist, die aus meinem Spind verschwunden ist. Heute Abend nehme ich sie mit nach Hause! Soviel steht fest.

Eilig nehme ich mir eine Neue, binde sie mir um und betrete meinen heutigen Arbeitsbereich. Gleich bin ich mitten drin im Trubel, bediene sofort meinen ersten Gast für heute und erhalte ein saftiges Trinkgeld. Vielleicht wird der Abend ja doch noch gut!

Wie immer vergeht die Zeit wie im Flug, wenn ich arbeite. Der Job macht mir noch immer riesigen Spaß und ich merke gar nicht, dass meine Ablöse schon da ist. "Du hast schon längst Feierabend!", brüllt mir Sören zu, der plötzlich neben mir auftaucht. "Du sollt aber noch mal zu Theo hoch, hat mir eben Joe gesagt."

"Ist gut!" Ich ziehe noch schnell meinen letzten Gast für heute ab und trolle mich, damit ich den anderen Jungs nicht im Weg rumstehe. Was ich bei Theo soll, kann ich mir schon denken. Sicher bekomme ich gleich einen Ordner in die Hand gedrückt, den ich mit zu Anton nehmen soll.

Seit vier Tagen hat Theo nun schon das Zepter des Clubs in der Hand, und es läuft wie geschmiert. Anton hat die Chance genutzt und kuriert sich richtig aus, was mich ungemein erleichtert. Nicht nur, weil ich schon vorher der Meinung war, dass er dringend mal ausspannen sollte. Und ich gebe mein Bestes, dass er das auch ausgiebig tut. "Theo?" Ich klopfe an die Bürotür und höre ein gebrummtes Herein. "Du wolltest mich sehen?"

"Ja. Kannst du das gleich mitnehmen? Anton muss da was unterschreiben und gleich wegfaxen. Hat er ein Fax bei sich in der Wohnung?"

"Gute Frage. Keine Ahnung."

"Er wird schon wissen, was zu tun ist." Ich bekomme einen dinA4 großen Umschlag in die Hand gedrückt. "Schönen Abend euch noch."

"Danke ..." Ich will echt nicht wissen, was Theo über mich und Anton denkt. Wahrscheinlich, dass zwischen uns was läuft. Tja, aber leider kann ich das nicht gerade bestätigen, falls mich jemand zu einer wahren Antwort zwingen würde. Außer gelegentlichen, kleineren Knutschattacken läuft bei uns nämlich gar nichts! Keinen Schimmer woran es hängt, aber es will nicht so richtig anlaufen zwischen uns. Das kann auch daran liegen, dass ich viel zu schüchtern in der Angelegenheit bin. Die Küsse gehen deshalb auch immer nur von ihm aus. Ich selbst traue mich einfach nicht, mich ihm anzunähern. Das sollte ich aber vielleicht mal tun! Ja, ja Marcell. Das nimmst du dir jetzt wieder vor und dann kneifst du wieder! Immer das Selbe!

Ich verabschiede mich von Theo und gehe wieder runter in den Club. In Gedanken versunken laufe ich in die Umkleiden, ziehe das Shirt aus und packe meine Schürze in eine Tüte. Die kommt jetzt mit! Dem Umschlag stecke ich auch dabei und laufe dann zum Hinterausgang hinaus. Umständlich krame ich den Schlüssel für mein Fahrradschloss aus meiner Hosentasche und gehe zu der Straßenleuchte, an der ich mein Rädchen angekettet habe und schreie ungläubig auf. "Scheiße!" Mein Fahrrad ist weg! Dort, an der Laterne, wo ich es vorhin noch angebunden habe, liegt nun das geknackte Schloss auf dem Boden und sieht aus, als habe es jemand mit einem Bolzenschneider bearbeitet. "Verflucht!"

Angepisst schaue ich mich um. Niemand zu sehen. Und nun? Ich habe natürlich wieder meine Monatskarte nicht dabei und Geld habe ich auch keins. Ach doch! Mein Trinkgeld! Aber was stelle ich jetzt wegen meinem Fahrrad an? Ich meine, es ist ein alter Drahtesel, aber die Reifen waren dank der Messerattacke neulich brandneu. Und teuer.

Da ich aus Erfahrung weiß, dass eine Anzeige so gut wie nichts bringt und ich um diese Uhrzeit sowieso nicht mehr viel erreichen kann, beschließe ich erstmal nach Hause zu fahren. Ich habe jetzt echt keinen Kopf mir darüber noch Gedanken zu machen. Aber wenn ich raten müsste, wer mein Fahrrad entführt hat, dann bräuchte ich nicht lange darüber nachzudenken.
 

~Anton~

Zufrieden begutachte ich mein Werk. "Perfekt!" Lobe ich mich selbst. Jetzt nur noch etwas Musik und das wars. Alfredo ist im Gästezimmer eingesperrt, damit er nicht das gute Essen ruinieren kann und ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass Marcell gleich hier sein müsste.

Ich habe mir von meinem Lieblingsrestaurant ein dreigängiges Menü nach Hause liefern lassen. Nur für Marcell und mich. Sozusagen als Dankeschön, dass er sich so hinreißend um mich gekümmert hat die letzten Tage. Und natürlich auch, um unser kleines Techtelmechtel endlich ein klein wenig zu vertiefen. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass da noch was zwischen uns steht. Leider habe ich keine Ahnung, was genau das sein könnte, sonst hätte ich schon längst was dagegen getan. Aber ich werde es schon noch aus der Welt schaffen. Ganz sicher! Vielleicht braucht Marcell einfach noch etwas mehr Sicherheit. Oder es liegt an seinem Ex, dass er noch nicht bereit dazu ist, war Neues anzufangen. Falls es an Letzteren liegt, werde ich mich wohl oder übel noch ein wenig gedulden müssen. So was braucht sicher Zeit, die ich ihm natürlich auch gerne geben werde.

Inzwischen ist es mir auch total egal, dass ich damit meine eigens aufgestellten Regeln breche. Ich muss nur in Marcells Augen blicken, ach was sage ich?! Ich muss nur an ihn denken, schon weiß ich, dass ich nur ihn will und werde unruhig, weil ich die Sekunden zähle, bis er endlich wieder bei mir ist. Kurzum: Ich bin total verschossen in meinen kleinen Barkeeper! Und ich kann noch nicht mal genau sagen, wann es mich so dermaßen erwischt hat. Diese Gefühle waren plötzlich da und lassen sich partout nicht mehr verscheuchen.

Hinter mir höre ich, wie der Aufzug nach unten fährt. Er kommt! Schnell zünde ich die Kerzen an und nein! Die sind nicht zu viel des Guten. Kerzenschein gehört eben zu einem Abendessen dazu! Das ist jedenfalls meine Meinung. Das vertraute PLING kündigt meinen Gast an. Aufgeregt laufe ich zum Aufzug und stelle mich direkt daneben ins Dunkle. Ich will Marcells überraschtes Gesicht sehen, wenn er den gedeckten Tisch direkt vor dem Aufzug sieht und ich habe mir nicht zu viel versprochen.

Grinsend sehe ich zu, wie Marcell aus dem Aufzug tritt und mit offener Kinnlade stehen bleibt. "Was ist denn hier los?"

"Überraschung", sage ich leise und gehe ein paar Schritte auf ihn zu.

"Das sehe ich. Wieso hast du ...?" Ihm bleiben die Worte weg.

"Weil ich mich bei dir bedanken will. Für deine Hilfe und deine fürsorgliche Krankenpflege."

"Du willst dich bei mir bedanken? Eigentlich sollte es doch andersherum sein!" Ich zucke mit den Schultern.

"Ist doch egal jetzt. Das Essen ist da und darüber zu diskutieren würde es nur kalt werden lassen." Ich reiche ihm meinen Arm und führe ihn humpelnd an seinen Platz.

"Riecht das gut."

"Ich hoffe, es schmeckt dir. Ich wusste nicht genau, was du alles isst. Wenn du was nicht magst, dann lass es liegen." Marcell lächelt mich an und meine Knie werden weich. Diese dämlichen Schmetterlinge!

Vorsichtig schenke ich ihm etwas Wein ein, damit nichts daneben geht. Ich fasse es nicht, aber ich bin tatsächlich aufgeregt! Ich erhebe das Glas und Marcell tut es mir gleich. "Dann auf uns und darauf, dass sich deine Probleme schnell klären werden!"

"Auf uns! Und auf das Velvet." Klirrend treffen sich unsere Weingläser. "Hm. Der ist gut."

"Natürlich! Oder meinst du, ich biete meinen Barkeepern schlechten Wein an?"

"Nein. Aber könntest du. Von Weinen habe ich nämlich keine große Ahnung."

"Ehrlich gesagt, ich auch nicht", gebe ich zu, was Marcell zum lachen bringt. Mein Herz schlägt schneller. "Wie war die Arbeit heute?", lenke ich schnell ein, bevor ich was Dummes sage. Wein löst meine Zunge leider immer viel zu schnell, was aber nach Marcells Umzugsaktion vor einigen Wochen nicht das Schlechteste war, wie ich mich erinnere. Dennoch. Ich passe besser auf, dass ich nicht zu viel davon trinke. "Nach einem holprigen Start lief es ganz gut."

"Holprig?"

"Ach, ich habe meine Schürze liegen lassen." Seine Schürze? "Nichts Weltbewegendes." Wieso nur habe ich das Gefühl, dass hier schon wieder was nicht stimmt?
 

Ich lasse es erstmal auf sich beruhen und frage nicht weiter nach. Der gemeinsame Abend soll schön werden und nicht von Arbeits-Gequatsche beherrscht werden. Zugegeben, ich habe damit angefangen, aber nur aus der Not heraus. Aber über was könnten wir uns sonst noch unterhalten? Zwar war Marcell die letzte Zeit über sehr oft bei mir, aber so richtig unterhalten haben wir uns noch nicht miteinander. "Machst du Sport?", frage ich ihn einfach aufs gerade Wohl heraus.

"Früher bin ich oft schwimmen gegangen. Doch im Moment fehlt mir die Zeit einfach dafür."

"Verständlich", antworte ich.

"Und du? Hast du Hobbys?"

"Nicht so wirklich. Mein Hobby ist mein Club. Armselig, was?"

"Nein, das ist doch schön. Du kannst das machen was du gerne tust und damit dein Geld verdienen."

"Ach? Dann magst du deine Arbeit etwa nicht?"

"Doch! Klar mag ich sie." Er schaut mich ganz erschrocken an. "Nur ist Drinks mixen eben nicht mein Hobby."

"Was dann?", will ich wissen und nippe an meinem Wein. Hatte ich nicht gesagt, dass ich damit langsam machen wollte?

"Ich schwimme wie gesagt gern und fahre Inliner. So was eben." Ich lege das Besteck hin und stütze mein Kinn auf den Händen ab. Scheiß auf Knigge! Leicht grinsend musterte ich meinen süßen Barkeeper. "Was denn?", frag dieser scheu.

"Du verschweigst mir was."

"Nein!"

"Doch. Das sehe ich dir an. Du wirst ganz rot um die Nase herum." Hat er etwa ein schmutziges Geheimnis? Ich will es wissen!

"Na ja. Also ... Ich schreibe ..."

"Oh." Das ist alles?

"Das weiß bis jetzt niemand." Ich verstehe nicht ganz warum ihm das peinlich ist.

Es sei denn ... "Was genau schreibst du denn?" Ha! Bingo! Marcell läuft rot an. "So so. DAS schreibst du also?", schmunzle ich und greife schon wieder zum Wein.

"Nicht nur! Es sind halt Geschichten mit unterschiedlichen Themen." Die Geschichten kann ich mir schon vorstellen! "Guck nicht so!"

"Ich sage doch gar nichts!"

Marcell legt seinen Kopf schief und grinst hämisch. "Jetzt verrate mir mal dein schmutzigstes Geheimnis, nachdem ich dir meins verraten habe."

"Ich habe keine schmutzigen Geheimnisse. Und außerdem ist das schreiben von Büchern nichts Schmutziges."

"Das sagst du."

"Das macht mich ja geradezu neugierig auf deine Schreibkünste", feixe ich und lehne mich näher zu ihm rüber.

"Lenk nicht ab! Dein Geheimnis! Los!"

"Hm." Ich überlege. Habe ich wirklich ein düsteres, peinliches Geheimnis? Da fällt mir eigentlich nur eins ein. "Okay. Aber wehe du sagst es jemanden", beschwöre ich ihn.

"Ich werde schweigen wie ein Grab!"

"Na dann ..." Ich trinke mir noch ein bisschen Mut an und rede drauf los. "Es passierte vor ein paar Jahren. Gerade als ich das Velvet eröffnet hatte. Die Eröffnung war Bombe gewesen und ich war so glücklich, dass ich nach Feierabend meine Angestellten noch zum Feiern einlud. Die Getränke gingen auf mich und wir tranken uns ordentlich einen an. Der Morgen kam, der Alkoholspiegel stieg und ich verabschiedete mich in mein Büro. Ich war so dicht! Na ja. Theo war mir gefolgt, hatte noch eine halbvolle Flasche Sekt in der Hand und meinte: "Die muss weg, bevor sie schlecht wird!" Wir hauten uns auf den Fußboden, weil darin noch nichts stand außer ein klappriger Schreibtisch, und tranken die Flasche leer. Wir lachten und kicherten die ganze Zeit über, keine Ahnung warum. Sicher vom vielen Alkohol. Und dann, plötzlich, lag Theo auf mir, schob mit total ungeschickt die Zunge in den Hals und ich dachte, warum nicht? Doch der Kuss war katastrophal. Es stimmte einfach gar nichts dran. Theo lies mich wieder los, schaute mich wie ein verschrecktes Karnickel an und dann ... lachten wir wie irre los. Wir haben nie wieder darüber gesprochen, aber seitdem sind wir so was wie Freunde."

Marcell hat ganz gebannt zugehört und runzelt die Stirn, nachdem ich mit meiner Beichte fertig bin. "Du hast mit Theo geknutscht? Ohne Scheiß?" Ich nicke. "Hammer!" Erleichtert greife ich wieder zur Gabel. Für einen winzigen Augenblick hatte ich Angst, er könnte deswegen sauer sein.
 

~Marcell~

Mit Theo also. Ein so furchtbar schmutziges Geheimnis ist das zwar nicht, aber ich gebe mich damit zufrieden.

Anton und ich unterhalten uns noch recht gut während dem Essen und ich muss zugeben, dass mich seine Überraschung richtig glücklich macht. Ich meine, so was Romantisches! Ein Abendessen mit Kerzenschein. Das hat bist jetzt noch niemand für mich gemacht. Irgendwie traurig, wenn ich es recht bedenke, da ich schon einige Beziehungen hatte.

"Das war alles unglaublich lecker. Danke." Satt bis zum Anschlag lehne ich mich zurück und schiebe den Teller von mir. "Fragt sich nur, wie ich jetzt noch schlafen soll, so vollgestopft wie ich bin."

"Wir könnten ja noch was machen."

"Du mit deinem Fuß ganz sicher nicht!", blaffe ich Anton an.

"Ich will ja auch keinen Dauerlauf mit dir starten. Ich spreche von einer DVD. Lust?" Und wie!

Anton pustet die unzähligen Kerzen aus und lässt das dreckige Geschirr einfach auf dem großen Esstisch stehen. Das hat noch bis Morgen zeit, meint er. Anstatt uns auf die Couch zu hauen, gehen wir in Antons Schlafzimmer und werfen dort die DVD ein. Hier kann er sein Fuß besser hochlegen und ich schreie eine stumme Dankeshymne zum Himmel, dass das mit seinem Fuß passiert ist. Ohne diesen kleinen Vorfall, hätten wir uns vielleicht gar nicht geküsst und ich würde jetzt ganz sicher nicht hier neben ihm liegen und einen Film gucken. "Ach!" Da fällt mir doch gerade was ein!

"Was?!" Anton, schon ganz vertieft in den Anfang des Films, zuckt zusammen.

"Tschuldigung, aber drück mal auf Pause." Ich renne schnell zu meiner Tasche und ziehe den Umschlag heraus. "Theo hat mir das gegeben. Da muss ganz dringend eine Unterschrift drunter", erkläre ich Anton, und gebe ihm besagten Umschlag.

"Jetzt?"

"Er sagte, es sei wichtig." Anton schaltet das Licht an, wobei ich die Gelegenheit gleich mal nutze und seinen Fußknöchel untersuchen. Ob da noch mal etwas von der Salbe drauf muss?

"Ach Mist! Nicht das noch!" Ich trete zurück, denn Anton schwingt seine Beine aus dem Bett. "Guck du ruhig weiter. Das ist wirklich wichtig."

"Hätte ich dir das schon eher geben müssen?" Hab ich jetzt was falsch gemacht?

"Nein. Die lesen das eh erst Morgen früh. Ich mach das schnell." Weg ist er. Och Mensch! Alleine macht Filmgucken keinen Spaß!
 

***
 

~Marcell~

Zwei Leute unterhalten sich. Es hört sich so an, als komme es von ganz weit her. Ich versuche zu verstehen, was die da zu bereden haben, erkenne aber keinen Sinn hinter ihrem Gerede. Plötzlich ertönt ein komischer Laut, wie ein Zischen das abrupt abstirbt. Die Stimmen sind verstummt und es wird dunkel. Aber Moment mal! War es eben überhaupt hell gewesen? Ich weiß es nicht, denn ich habe die Augen geschlossen. Schlafe ich? Ja. Bis eben habe ich noch ganz fest geschlafen. Meine Schlafstätte schwankt und etwas legt sich auf mich. Eine Decke, wie ich bemerke. Ich werde immer wacher und zwinge meine Augenlider nach oben. "Was ...?"

"Habe ich dich geweckt? Das wollte ich nicht." Eindeutig Antons Stimme. "Bleib ruhig liegen. Mein Bett ist breit genug." Ach her je! Ich liege immer noch in Antons Bett? Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich bin eingeschlafen während dem Filmgucken, weil Anton die ganze Zeit über verschwunden war, um diese Papiere zu studieren.

"Was hat den so lange gedauert?", frage ich ihn gähnen und rutsche mich unter der Decke zurecht. Die Jeans nervt. Ob ich sie ausziehen darf?

"Ich musste mir das erst alles durchlesen. Tut mir leid. Das mit dem Film wiederholen wir aber, oder?"

"Ist gut." Warum sollte ich meine Jeans nicht ausziehen dürfen? Ich tu's einfach! Hab ja 'ne Shorts drunter. Im Liegen fummle ich mich aus der Hose und schiebe sie aus dem Bett. Viel besser! Ich ziehe die Decke enger um mich und schließe die Augen. Mittlerweile bin ich viel zu müde, um mir einen Kopf darüber zu machen, dass ich gerade neben meinem Boss im Bett liege, er nur wenige Zentimeter von mir entfernt liegt und was das alles bedeuten könnte. 'Wahrscheinlich gar nichts', denke ich noch mit argem Bedauern, als ich schon wieder langsam in den Schlaf abdrifte.
 

Wie gut das hier duftet! Wo kommt nur dieser Duft her? Ich rutsche mit meinem Kopf voran und merke etwas Hartes, gegen das ich sanft stoße. Das muss die Quelle des guten Duftes sein und tatsächlich! Als ich meine Nase dort entlangreibe, reicht es schon viel intensiver. Ich robbe mit meinem ganzen Körper an das lecker duftende Ding und lege meinen Arm um dieses Etwas. Es bewegt sich, wie ich verwirrt feststelle. Etwas legt sich nun um mich, zieht mich fester an den Duftende Körper und ich seufze leise. 'Das ist Anton', wird mir bewusst und ich beginne zu lächeln.

Ich muss noch näher an ihn ran, auch wenn es kaum noch möglich ist, aber ich reibe meinen gesamten Körper gegen seinen, bis wir wie angegossen ineinander passen. 'Wie füreinander gemacht', schießt es mir in den Sinn und mit diesem Gedanken schlafe ich schon wieder ein.

Das Nächste, das ich mitbekomme ist, wie Antons Fingerspitzen durch meine Haare kraulen und ich mich frage, ob er das bewusst tut, oder ob er noch schläft. Neugierig öffne ich ein Auge und ... halte die Luft an. "Morgen." Anton ist eindeutig wach und scheint mich schon eine ganze Zeit lang angeschaut zu haben. Sein Gesicht liegt so nah vor meinem, dass sich fast unsere Nasen berühren. "Ich dachte schon du wachst nie auf."

"Dachtest du?", krächze ich und harre aufgeregt der noch kommenden Dinge.

"Ich hoffe, du hast gut geschlafen."

"Habe ich."

"Wie schön." Bei seiner tiefen, halb geflüsterten Stimme bekomme ich eine Gänsehaut und ich glaube, weiter unten stellt sich noch was ganz anderes auf. Ich kann mich nicht regen, werde von seinem Blick ganz gefangen genommen und spüre, wie seine Hand, die eben noch in meinen Haaren vergraben war, langsam hinabsinkt, hinter meinem Ohr entlangstreift, mich dadurch erschaudern lässt und sich dann auf meine Wange legt. Sanft streichelt er mich dort und rutscht kurz danach unter mein Kinn, das er leicht anhebt, um mich küssen zu können.

Ich schließe erneut die Augen und gehe auf den Kuss ein, fühle das altbekannte Kribbeln und die heißen Stromschläge, die mich jedes Mal überfallen, wenn sich unsere Lippen berühren.

Meine Hände finden von ganz allein Antons Oberkörper und befühlen die feste Beschaffenheit unter seinem Shirt. Bilder von unserem ersten Aufeinandertreffen kommen mir in den Sinn. Ich muss jetzt einfach wissen, wie sich die Haut darunter anfühlt! Außerdem bin ich noch in dem wunderbaren Dazwischensein, zwischen schlafen und wachen, was mich alle Zurückhaltung vergessen lässt. Und während sich Antons Zunge in meinen Mund stiehlt, schlüpfen meine Finger unter den Stoff seines Shirts und wandern auf der seidigen Haut umher. Kleine geladene Teilchen kitzeln meine Fingerspitzen. Der pure Wahnsinn!

Anton seufzt in den Kuss und dreht sich halb auf mich. Der Kuss wird stürmischer und in mir brennt jede Sicherung durch. Komplettstromausfall in meinem Hirn sozusagen. Die unteren Regionen übernehmen das Denken und das ziemlich eindeutig. Ich schiebe meine Hände auf Antons Rücken, bringe ihn somit dazu, sich ganz auf mich zu legen und ich will schon meine Beine für ihn auseinandergleiten lassen, da löst er sich von mir und zieht zischend die Luft ein.

Ich kapiere erst gar nicht was los ist, möchte einfach nur, dass er endlich weitermacht, aber Anton rollt von mir runter und schlägt die Decke auf. Jetzt sickert mir nach und nach die Erkenntnis ins wieder langsam anlaufende Hirn. Sein Knöchel!
 

~Anton~

So ein Mist! "Autsch!" Ich betaste meinen schmerzenden Knöchel vorsichtig, ziehe meine Hand aber wieder zurück. Warum musste das gerade jetzt passieren?

"Verdammt! Zeig her!" Marcell materialisiert sich neben meinem Fuß und streicht sanft über die schmerzende Stelle. "Tut es sehr weh?"

"Es geht schon wieder. Als ich mich eben auf dich gelegt habe, bin ich nur blöd aufgekommen." Ich Dämmlack! Vor lauter Geilheit habe ich nicht mehr dran gedacht, dass ich meinen Fuß noch schonen muss!

"Salbe?", fragt mich mein süßer Krankenpfleger. Warum nicht? Die Salbe tut wirklich gut und Marcells Berührungen erst recht, der sie mir zärtlich in die Haut einreibt. Damit fertig, legt er die Salbe wieder neben mir auf den Nachttisch. Doch ich bin schneller, schnappe seine Hand, die Salbe fällt runter und er schaut mich überrascht an.

Kommentarlos ziehe ich ihn zu mir hinunter und hebe ihn auf mich drauf, sodass er rittlings auf mir zum Sitzen kommt. "Ich glaube, die Stellung ist fußschonender", raune ich ihm zu und lege meine Hände auf seinen Bauch, der sich schnell hebt und senkt. Marcells Augen sind so groß wie Untertassen. "Was ist? Willst du nicht mehr?"

"Und wie ich will!", ruft er grinsend und stürmt meinen Mund. Himmlisch!

Wir können gar nicht mehr voneinander lassen, loten die fremden Gebiete mit unseren Zungen aus und ziehen uns gegenseitig die T-Shirts über den Kopf. Da ich quasi wehrlos bin mit meiner Prellung und Marcell auch noch über mir thront, komme ich in den Genuss seiner Liebkosungen, die er gleichmäßig auf Gesicht, Hals und Brust verteilt. Auch wenn wir beide ganz eindeutig spüren können, dass wir mehr als erregt sind, bleibt es nur dabei. Die Gürtellinie ist tabu, was mich aber auch nicht weiter stört. Ich genieße das Brennen in mir, die heiß aufwallende Erregung, das mir dieses Spiel ermöglicht. Wie ein Kind im Süßigkeitenladen, das aber nur eine Praline naschen darf, jedoch genau weiß, dass es den Rest bald auch kosten wird. Alles zu seiner Zeit ...

Ich beschränke mich darauf auf seinem Rücken umherzuwandern, die Wirbelsäule zu ertasten und über die dortigen Muskelstränge zu streicheln. Marcell erschaudert dabei in regelmäßigen Abständen und seufzt gegen meine feuchte Haut. Immer wieder rutscht er zu mir herauf, raubt mir atemlose Küsse und verschwindet wieder nach unten. Als er zum wiederholten Male wieder über mir schwebt, umfasse ich sein Gesicht. "Was wird das eigentlich?"

"Was denn?" Er grinst mich frech an und leckt sich über die rot-geschwollenen Lippen. Seine neu entdecke Forschheit gefällt mir!

"Von deinem Auf- und Abgetauche wir einem ja ganz schwindelig."

"Echt?" Ich nicke. "Na gut. Dann bleibe ich eben unten." Lachend winde ich mich unter Marcel, den der Frechdachs taucht mit seiner Zunge in meinen Bauchnabel, wo ich verdammt kitzelig bin. "Gefällt dir das auch nicht?"

"Das kitzelt!"

"Interessant", wispert er und küsst die empfindliche Haut rund um meinen Bauchnabel herum. Keuchend zucke ich immer wieder zusammen und fasse in sein Haar. Eine Mischung aus Erregung und kribbelndem Kitzeln sucht mich heim und lässt mich wanken zwischen seinen Kopf näher ziehen und wegschieben. Marcell macht mich wahnsinnig! "Marcell! Bitte!" Scheiße! Ich flehe ihn doch nicht etwa gerade wirklich an?!

"Bitte was?" Oh, zwing mich nicht dazu, noch weiter zu winseln!

"Ich will dich küssen", presse ich hervor und umgehe damit ein weiteres Flehen. Es hilft. Marcell rutscht wieder zu mir hoch, schenkt mir ein strahlendes Lächeln und leckt mir über die Lippen.

Jetzt übernehme ich die Führung, ziehe meine Beine an und klemme mit meinen Oberschenkeln seine Hüfte ein. Diesmal passe ich auf meinen Fuß auf und mein Manöver klappt ohne dass ich mir ein weiteres Mal Schmerzen bereite. Mit meinen Händen packe ich seinen Kopf, natürlich nicht zu fest, und halte ihn umfasst, während ich seinen Mund erobere und stürmisch plündere.

"Anton ...!" Wie mich das geil macht, wenn er meinen Namen so verlangend hervorpresst! Seine Hüfte reibt gegen meine und ich gerate ins wanken. Soll ich es wagen? Die ausgewachsene Beule in seiner engen Shorts ist kein Stück mehr zu leugnen und meine erst recht nicht.
 

Ganz vorsichtig schiebe ich eine Hand zwischen uns, fahre mit meinen Fingern über den Stoff und fühle einen kleinen feuchten Fleck auf der Erhebung. In mir schmoren alle Leuchten durch, die vorher noch Alarm geschlagen haben, dass ich das hier nicht überstürzen soll. Ich will ihn! Und zwar jetzt! "Marcell! Ich ..." Es klingelt!

Marcell und ich schauen uns an wie zwei schwangere Milchkühe und horchen angestrengt mit angehaltenen Atem in die nun wieder herrschende Stille. "Hast du das auch gehört?", fragt er mich.

"Ja. War das meine Kling..." Da war sie schon wieder! "Mist!"

"Ich mach auf", erklärt sich Marcell bereit und rutscht von mir runter.

Mit trockenen Mund schaue ich ihn an. Wie er da steht, nur mit einer Shorts bekleidet, in der man eigentlich mehr erkennen kann, als dass sie verbirgt. So geht er nicht vor meine Tür! "Marcell!" Ich steige aus meinem Bett und humple ihm nach. "Geh zurück in mein Schlafzimmer!"

"Aber ich bin doch schon ..."

"Geil!" Seine Augenbrauen heben sich. "Ähm ..." Was quassle ich denn da? "Du hast ... Du bist ..." Zum besseren Verständnis zeige ich auf seinen Schritt.

"Oh."

"Das ... Ich will nicht, dass dich jemand anderes so ..."

"Verstehe schon", grinst er. Es klingelt ein drittes Mal. "Aber bei dir sieht die Sachlage nicht gerade besser aus." Ich schaue an mir herunter.

"Oh."

"Gucken wir doch erstmal, wer da unten nach dir verlangt", schlägt er vor und drückt auf eins der Knöpfchen meiner Gegensprechanlage.

"Ja?", frage ich genervt in die kleinen Schlitze.

/Hey Boss! Ich bin es, Sebastian./ Na, das nenne ich mal einen Coitus interruptus! Mein Schwanz entschließt sich schnell das Weite zu suchen und verkrümelt sich in den Untiefen meiner Shorts. Danke Sebbi!

"Was willst du?"

/Ich mache mir Sorgen um Sie. Weil Sie schon so lange krank sind. Ich habe auch frisches Obst dabei, damit sie schnell wieder gesund werden. Und wie Sie wissen, kann ich bestimmt auch dafür sorgen, dass Sie ganz bequem ihn Ihrem Bett zum liegen 'kommen'./ So ein Biest! /Wenn Sie möchten, spiele ich wieder den kleinen, versauten Pfleger für Sie./ Shit! Der hat sie doch nicht mehr alle!

"Verschwinde Sebastian! Mir geht es gut und ich brauche deine Pflege nicht!"

/Aber .../ Marcell nimmt den Finger vom Knopf und würgt somit Sebastians Gemähre ab.

"So ein Spinner!", ärgere ich mich über den unerwünschten Störenfried vor meiner Haustür und schaue Marcell nach, der ins Schlafzimmer geht. Gute Idee! "Der hat Nerven, einfach am frühen ... Was tust du da?" Ich stutze.

"Mich anziehen."

"Wieso?!" Nein, nein, nein! Er glaubt doch jetzt nicht, dass da was zwischen mir und Sebastian läuft! "Falls du denkst, da würde was ..."

"Sebastian weiß also wo du wohnst?" Enttäuscht schaut mich Marcell an. Das sieht nicht gut aus.
 

~Marcell~

"Keine Ahnung! Aber das ist ja auch kein Staatsgeheimnis!" Anton humpelt auf mich zu, doch ich knöpfe mir gerade die Jeans zu. "Du willst doch nicht wegen dem jetzt gehen?"

"Ich hab noch was zu erledigen", lüge ich und ringe mir ein Lächeln ab, wonach mir gerade allerdings nicht im geringsten ist. "Ich komme nachher noch mal hoch, ja?" Ich lege meine Hand auf seine Wange und rausche aus dem Schlafzimmer.

"Aber ... Marcell!"

"Hab's eilig!" Mit zittrigen Fingern drücke ich auf den Aufzugknopf, der gerade noch rechtzeitig kommt. Ich trete ein und drücke auf mein Stockwerk.

"Marcell, lass uns doch miteinander reden!" Anton erscheint vor dem Aufzug, doch zu spät. Die Tür schließt sich und ich sause nach unten.

In meiner Wohnung lehne ich mich mit dem Rücken gegen die Wohnungstür und könnte mir auf der Stelle in den Arsch treten. "Super hinbekommen!", lobe ich mich selbst. "Was denkt Anton jetzt bloß von mir?" Mein Bauch krampft sich zusammen.

'Und wie Sie wissen, kann ich bestimmt auch dafür sorgen, dass Sie ganz bequem ihn Ihrem Bett zum liegen 'kommen'. Wenn Sie möchten, spiele ich wieder den kleinen, versauten Pfleger für Sie', hallt es durch meinen Kopf. Ich hab's gewusst! Da lief was zwischen den beiden! Vielleicht immer noch, denn wieso sonst weiß dieser Twink, wo Anton wohnt? Bestimmt haben die zwei es schon mal in Antons Bett ... Ich mag gar nicht darüber nachdenken!

Meine Kehle schnürt sich zu und erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich meinen Boss mag. Wie sehr ich mich schon in ihn verliebt habe. Bin ich am Ende doch nur ein Spielzeug für ihn? Wie Sebastian? Ende ich auch mal wie er vor Antons Haustür und klingle ihn und seine neuste Eroberung aus dem Bett?

Ich will mir das erst gar nicht zu lebhaft vorstellen. Ich will daran glauben, dass das zwischen uns was Besonderes ist, aber das kann ich gerade nicht. Ich will nicht wieder von einem Menschen hintergangen werden, den ich liebe! Das halte ich nicht noch mal aus.
 

******
 

Jaaa, ich bin gemein. Doofes Ende für ein Kapitel, aber ich kann nix dafür! Ehrlich! Wenn ich es euch doch sage!

Ach, Mann. Mir glaubt ja eh niemand. -____-“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  selena
2014-09-28T20:38:29+00:00 28.09.2014 22:38
sebastiaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *ihn mit dolchblicken anstarr*
wie kannst du es wagen, die beiden in so einer situation zu stören?????????!!!!!!!!!!!!!!!
mir tut anton grad am meisten leide, weil er absolut nix für sebastians dämliche sprüche kann.
und das marcell dann sowas denkt, war voll klar gewesen.
scheiße aber auch, das es wieder zu so einem ende in diesem kapi kommen musste. :(
Antwort von:  Fara_ThoRn
30.09.2014 07:00
Ich lad ja schon das nächste Kapitel hoch. -___-"
Und Sebbi kann sie ja nicht immer stören. *gg*
Antwort von:  selena
30.09.2014 18:00
das will ich ihm auch geraten haben, das er das jetzt bald mal schnallt und die beiden in ruhe lässt.
sorry, aber ich mag sebbi kein bisschen. -.-
Von:  Morphia
2014-09-28T20:05:47+00:00 28.09.2014 22:05
Ja, du bist gemein. X.x
Ich hasse Sebbi! Ich hoffe, der wird bald gefeuert. *Anti-Sebbi-Club gründe*
Antwort von:  selena
28.09.2014 22:39
*als allererstes in den anti-sebbi-club eintritt*
Antwort von:  Fara_ThoRn
30.09.2014 06:59
Hey! Ich will auch! xD


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