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Erzähl mir Mär

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Dornröschen

Als die Dame ihren König

Jahrelang kein Kindlein schenkte,

Stand sie nächtens unversöhnlich

In den Wassern und sie senkte
 

Ihren Leib ins kalte Nasse,

"Lieber Mond", begann ihr Flehen,

"Schenkst du mir kein Kindlein, lasse...

Lasse mich gleich hier vergehen."
 

Und der Mond erstrahlte herrlich

Auf den grünen Wasserflächen,

Aller Schwermut schien entbehrlich

Und ein Frosch begann zu sprechen:
 

„Ehe dreizehn Monde schwinden,

Wirst du Mutterglück empfinden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  halfJack
2015-10-03T12:03:01+00:00 03.10.2015 14:03
Der Rhythmus des zweiten Sonetts liest sich wesentlich rascher, außerdem ist es konzipiert, als gäbe es keinerlei Unterbrechung, als wäre das alles in einem einzigen Satz geschrieben, abgesehen von dem absichtlichen Zögern, als die Dame auf ihr Flehen nach einem Kind fordert, solle ihr Wunsch nicht erfüllt werden, würde sie vergehen wollen. An dieser Stelle wirkte es auf mich nicht wie eine aus der Not eingefügte Pause, um den Rhythmus aufrecht zu erhalten. (Vielleicht ist es trotzdem so, das will ich nicht beschreien.) Da es um die Gegenleistung des eigenen Lebens geht, ist ein bisschen Zögern durchaus angebracht.
In diesem Part ist die Verbindung zwischen dem ersten und dem dritten Sonett besonders ersichtlich. Sollte es ebenfalls nur Zufall sein, so fällt dennoch das Wasser auf, um das es vormals ging, und am Ende der Frosch, welcher im nächsten, im "Froschkönig", wieder auftaucht (im wahrsten Sinne des Wortes). Es wirkt, als seien die Ausschnitte aus den Märchen - schließlich sind das immer nur unvollständige Momentaufnahmen - in das nächste Märchen übergehen und damit ein völlig neues erschaffen.
Ohne das dazugehörige Ölgemälde wäre übrigens nicht ganz klar, warum die Wasserflächen mitten in der Nacht grün sind, zumindest schien es mir ein merkwürdiger Umstand zu sein.


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