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Special Ark

von

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Ab in die Hölle

Am nächsten Morgen fuhr Leon pünktlich wie ein Uhrwerk vor Arks Wohnung vor. Der Detektiv stand trotzdem schon rauchend an der Straße, gleichmütig, als gingen ihn die Probleme der Welt nicht das Geringste an. Als der Wagen hielt, ließ er sich schweigend in den Beifahrersitz gleiten. „Guten Morgen“, grüßte Leon mit unbilligendem Nasenrümpfen, „Könntest du die Zigarette ausmachen? Ist ein Nichtraucherwagen.“ Ark fasste den halb aufgebrauchten Stummel am brennenden Ende, zerdrückte die Glut, zerbröselte die Zigarette anschließend über dem Aschenbecher – so klein wie möglich, um so viel Dreck in Leons Auto zu hinterlassen wie es irgend ging – und flötete: „Jesses, der Staat gönnt seinen Sklaven aber auch wirklich gar keinen Spaß.“

 

Leon lenkte den Wagen zurück in den Verkehr: „Hast du dir die Instruktionen durchgelesen, die ich dir dagelassen habe?“ Ark lächelte ihn beflissen an und zog die braune Mappe aus seinem Rucksack: „Noch nicht. Wollte mir die Spannung nicht verderben.“ Leon seufzte leidend: „Es könnte dir das Leben retten, also tu es bitte einfach, okay?!“ Er erntete ein gefügiges Nicken. Ark las die ersten Zeilen, klappte die Mappe dann jedoch wieder zu und streckte sich in seinem Sitz aus: „Hab vergessen, dass mir beim Lesen im Auto immer schlecht wird.“

 

„Ark!“

 

„Bleib locker, Mann! Natürlich habe ich mir die verdammten Instruktionen durchgelesen! Glaubst du etwa, ich bin scharf darauf, noch einmal ins Terra Incognita zu taumeln?!“

 

Leon entspannte sich sichtlich, während Ark die Mappe wieder aufschlug und die Berichte noch einmal eingehend studierte: „Ich soll also in diese Einrichtung eindringen, mich ein bisschen umsehen und bei Bedarf nötige Maßnahmen zur Gefahrenbekämpfung vornehmen. Der letzte Teil stimmt mich etwas nervös. Ha, ‚bei Bedarf‘! Wir wissen beide, dass es nicht so leicht werden wird, wie es uns die Sesselfurzer gerne weismachen würden, nicht wahr?“ „Das ist noch nicht gewiss“, antwortete man ihm.

 

„Es ist erstaunlich, wie viel Naivität du dir erhalten hast ...“

 

Leon behielt diesmal eine Antwort für sich, und so fuhr er ungerührt fort: „Und dieser Tyrant, den ihr gefunden habt, war der einzige Streuner? Kein Verdacht auf weitere Feindbewegung?“

 

„Keiner. Durch ihn sind wir auf das Problem erst aufmerksam geworden und konnten den ... oder wahrscheinlich, besser gesagt, einen Eingang zur Anlage finden. Alle anderen Spuren verliefen buchstäblich im Sand. Was immer es dort unten auch gibt, es liegt an dir, es herauszufinden.“

 

„Halleluja ...“

 

Ark starrte aus dem Fenster und brummte verstimmt: „Ein unterirdisches Labor, mit vielen freundlichen Wissenschaftlern darin ... Habe ich erwähnt, dass ich an Achluophobie leide?“ Leon schüttelte leidgeprüft den Kopf: „Nein, das höre ich jetzt zum ersten Mal.“

 

„Und Stenophobie?“

 

„... Nein.“

 

„Und Zombiephobie?“

 

„Ist das überhaupt ein Wort?“

 

„Ich wollte nur sichergehen, dass du meinen Standpunkt auch wirklich begriffen hast“, erwiderte Ark seelenruhig, „Wie lange werden wir unterwegs sein? Ich kann mir nämlich vorstellen, dass es ziemlich rumplig wird. Zwei Männer, eingepfercht in einen Chevi, auf dem Weg in die Wüste. Das macht mein Arsch nicht lange mit!“ Er zog eine Flasche Sprudel aus dem Rucksack und nahm einen kräftigen Schluck. Leon lachte: „Mach dir deswegen keine Sorgen. Fahren tun wir nur bis zum Polizeirevier. Dort steigen wir in einen Hubschrauber um.“

 

Das kühle Nass spritzte an die Windschutzscheibe und tropfte klebrig daran hinab, nachdem es Ark mit einem erstickten Schrei direkt wieder ausgespuckt hatte. Erschrocken über den unerwarteten Ausbruch verriss Leon das Lenkrad und fuhr einen unangenehmen Schlenker. „Du tickst wohl nicht ganz richtig?!“, entfuhr es ihm undiplomatisch, „Was zum Teufel ist denn nun wieder los?!“ Ark wischte sich hustend den Mund ab: „Glaubst du im Ernst, dass ich jetzt zu allem Überfluss auch noch in einen Hubschrauber steige?!“ Leon erkannte das Problem nicht: „Was ist dagegen einzuwenden?!“ Ark sah ihn groß an: „... Was dagegen ... Na, alles! Liest du dir die Berichte deiner geschätzten Kollegen vielleicht auch mal durch?!“

 

Er hob eine Hand und zählte, um keine Katastrophe auszulassen, an den Fingern ab: „Chambers: Helikopter abgestürzt. Kennedy: Abgestürzter Helikopter auf Dach des RPD. Valentine: Helikopter abgeschossen. Redfield: Abgestürzter Helikopter auf Friedhof. Kennedy: Luftunterstützung abgeschossen. Redfield: Luftunterstützung abgeschossen. Kennedy: Helikopter abgestürzt. Redfield und Muller: Helikopter abgeschossen. Nicht zu vergessen meine eigene wenig erbauende Erfahrung in diesem Sektor. Die Scheiße, die Umbrella gebaut hat, ist eine einzige Geschichte aerodynamischer Tragödien!“ Leon sah ihn misstrauisch von der Seite an: „Woher hast du diese Informationen?“ Er schnaubte verächtlich: „Ich habe Mittel und Wege.“

 

„... Wie viel weißt du wirklich, Ark?“

 

„Hey, bleib locker. Ich bin Privatdetektiv und ich bin gut in dem, was ich tue, aber wir reden hier immerhin vom Secret Service. Ich weiß vielleicht mehr als der gewöhnliche Durchschnittsbürger, aber es reicht mit Sicherheit nicht aus, um mich auf ewig zum Schweigen bringen zu müssen.“

 

„Das meinte ich nicht! Ich wollte lediglich-“

 

„Nun, ich wollte lediglich auf dem Laufenden bleiben. Tun wir also einfach so, als würden sich die Informationen nach Nutzung selbst zerstören – vielleicht stimmt das ja sogar, kommt ganz drauf an, was sich mir in Nevada alles so entgegenstellt!“

 

Leon wirkte trotz eines Hauchs von Misstrauen erleichtert: „Du hast den Hergang also verfolgt. Es freut mich, zu hören, dass es dir nicht egal ist.“ „Es ist mir egal“, betonte Ark nachdrücklich, „ich will nur früh genug erfahren, wann es zu gefährlich werden könnte, in L.A. mit den eigenen Organen bestückt durch die Straßen zu spazieren. Und lenk nicht vom Thema ab. Ist dir eigentlich bewusst, dass Brad Vickers der einzige Pilot war, der mehr als einen Einsatz überlebt hat? Und das auch nur, weil er ein verdammtes Genie war, welches die Situation korrekt einzuschätzen wusste – zumindest zum eigenen Vorteil! Welcher Schwachkopf ist denn tatsächlich noch lebensmüde genug, um bei euch als Pilot anzuheuern?!“ Ermattet schüttelte sein Freund den Kopf: „Du bist ein Zyniker geworden.“

 

„Und du ein Arschloch. Das Leben ist schlecht.“

 

„Hör zu, wegen des Flugs brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ich fliege das Ding selbst und bin verdammt gut darin!“

 

„Soll ich mich jetzt etwa besser fühlen? Das letzte Mal bist du mit so einem Teil durch ein Bürogebäude gerauscht!“

 

„Und habe es überlebt!“

 

„Mit knapper Not!“

 

Ark atmete tief durch und massierte sich die zu pochen begonnene Stirn: „Vergiss nicht, dass ich keine Kampfmaschine bin wie du. Ich habe kein Spezialtraining absolviert, dass mich höher springen, schneller denken und länger laufen lässt.“ Er tippte sich an die Schläfe, dann an die Nierengegend seines dunkelblauen Anoraks, unter der sich seine Beretta befand: „Meine Sicherheit hängt von dem hier und dem hier ab, also versuch wenigstens, dich mit allzu übertriebenen Actioneinlagen zurückzuhalten, okay?“ Leon hob eine Hand zum Schwur: „Versprochen. Es ist nicht in meinem Sinne, deine Leiche ins Hauptquartier zurückschleppen zu müssen.“ Ark lehnte sich mit hinter dem Kopf gefalteten Händen zurück: „Dann werden wir sicher gut miteinander auskommen, mein Freund. Zumindest unter den gegebenen Umständen.“

 

In einiger Entfernung sahen sie das Gebäude des Polizeireviers über die anderen Häuser emporragen und er schluckte unsicher: „Oh je, meine Aviophobie macht sich bemerkbar ...“ „Jetzt auch noch das“, höhnte es sarkastisch zurück, „Du hast in den letzten Jahren wirklich ein Menge Ängste entwickelt, die ich dir niemals zugetraut hätte.“

 

„Gehört alles zum Posttraumatischen Belastungssyndrom.“

 

„Es ... tut ... mir ... leid!“

 

„Als ob ich mir davon was kaufen könnte.“

 

---

 

Ark stützte sich auf die hüfthohe Mauer, die aus dem Sand ragte und linste neugierig den kurzen Treppenaufgang hinunter, der zu einer schmutzigen, rostigen Stahltür führte. Er richtete sich schnaubend wieder auf und schlenderte zum Helikopter zurück, aus dem Leon soeben einen länglichen Metallkoffer hievte und neben einige andere Kisten stellte: „Wie harmlos alles von oben wirkt und wie übel es wird, wenn man erstmal drinsteht im Schlamassel.“ Er öffnete den Koffer und entnahm ihm das versprochene Schrotgewehr. Flink lud er es mit den beigefügten Patronen, legte auf einen nahegelegenen Stein an und drückte dreimal hintereinander ab. Er ließ es sinken und begutachtete es eingehend: „Hm, nicht schlecht. Die Schussfrequenz ist zufriedenstellend und der Rückstoß gering. Ein bisschen schwer vielleicht ...“ „Du hast auch immer was zu meckern“, brummte der Agent und stellte ihm eine Kiste Parabellum hin, „Das Ding ist allerneueste Technologie und du hast trotzdem noch was dran auszusetzen?!“ Ark zuckte mit den Schultern: „Naja, wenigstens haben deine Bosse daran nicht geknausert. Aber weißt du, ich bezweifle, dass es da unten Nachschub für diese hochmoderne Büchse gibt.“

 

„Deswegen solltest du die Munitionskiste mit dir nehmen.“

 

„Die ganze Kiste?! Das Teil wiegt Tonnen! Ich muss mich bewegen können, Leon!“

 

„Nur, bis du eine geeignete Basis gefunden hast! Dort kannst du die Vorräte lagern und bei Bedarf Nachschub besorgen.“

 

„Klar, weil sowas ja auch meistens so gut funktioniert ...“

 

Der Detektiv seufzte und zog seinen Rucksack heran, um ihn mit Munitionsschachteln aufzufüllen. Dann schnallte er ihn sich auf den Rücken, schob das Gewehr ins Halfter und hängte es sich über die Schulter. Als er das Gewicht der beiden Munitionskisten prüfte, stöhnte er leidend: „Puh. Eigentlich bräuchte man bei einem solchen Einsatz drei Männer. Einen Stürmer, einen Verteidiger und einen Packesel, der den beiden so viel Waffen und Patronen hinterher schleppt, wie er tragen kann. Das wäre echt hilfreich! ... Nun, zumindest so lange, bis er bei einem Hubschrauberabsturz oder sonst einem unglücklichen Umstand das Leben verliert.“ Leon warf ihm einen warnenden Blick zu und reichte ihm ein kleines Gerät, welches er unsicher betrachtete. Der Agent tippte sich ans Ohr und Ark strich es sich nach einigen skeptischen Sekunden über das eigene.

 

„Test. Test. Leon? Hören Sie mich?“

 

Ark sah seinen Gegenüber ausdruckslos an: „... Ich hab ʼne Frau im Kopf, Leon.“ „Einmal ist immer das erste Mal“, erwiderte sein Freund und wandte die Aufmerksamkeit dann der Kollegin zu, „Hunnigan, wir hören Sie laut und deutlich. Sind Sie sicher, dass ihm der Empfang da unten nicht flöten geht?“

 

„Absolut. Die ‚Will-oʼ-the-whisps‘, oder kurz Wows, sind die neuesten Headsets auf dem Markt. Da muss es schon ganz dicke kommen, ehe die den Geist aufgeben.“

 

„Ihr Wort in Gottes Ohr.“

 

Er sah Ark auffordernd an: „Wollen wir?“ Dieser zuckte mit den Schultern, zog seine Pistole aus dem Halfter und stieg ohne weitere Fragen zu stellen die Stufen hinab: „Von Wollen kann keine Rede sein.“ An der dicken Stahltür angekommen fragte Leon: „Haben wir schon einen Plan, wie wir reinkommen?“ Ark runzelte die Stirn: „Woher soll ich das wissen?“ „Er redet mit mir“, ertönte Ingrids fuchsige Stimme.

 

„... Ah.“

 

Etwas freundlicher, aber merklich angespannt fuhr sie fort: „Unsere Spezialisten haben das Schloss bereits geknackt. Die Kombination lautet 43625719. Vergessen Sie nicht, hinter sich wieder abzuschließen. Wir wollen nicht noch mehr Überraschungen in den Nachbarorten riskieren.“

 

„Verstanden. Wie sieht es drinnen aus?“

 

„Der Satelliten-Scan hat keine Feindbewegung geortet.“

 

Ark warf misstrauisch dazwischen: „Wann wurde der durchgeführt?“ „Vor vierundzwanzig Stunden“, antwortete ihm Ingrid widerwillig. Er rollte mit den Augen und richtete sich ernst an Leon: „Dann sollten wir uns besser nicht zu sehr darauf verlassen. Selbst triviale B.O.W.s können innerhalb eines Tages recht weit kommen.“ „Mit Verlaub“, zischte es aus dem Headset, „die moderne Technik war uns in den vergangenen Jahren eine weitaus größere Hilfe als gewisse Leute!“ Ark stutzte und warf Leon einen stechenden Blick zu: „Wird die mich jetzt die ganze Zeit mit ihren Kommentaren beglücken?“ „Nein“, bemühte sich dieser zu schlichten, „es bleibt dir überlassen, ihre Anrufe anzunehmen. Aber ich empfehle dir dringend, auf sie zu hören. Ich für meinen Teil möchte die Unterstützung der F.O.S. nicht mehr missen.“

 

Ark entfuhr ein Stöhnen, was in ein entmachtetes Seufzen überging. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und brummte, den Blick sehnsüchtig gen Himmel gerichtet, als wünschte er sich, gerade ganz woanders zu sein: „Na schön, vielleicht sollten wir nochmal von vorn anfangen, hm? Ich bin Ark Thompson, Privatdetektiv, und wir haben uns für diesen Fall offensichtlich am Hals, ob wir wollen oder nicht. Also, auf gute Zusammenarbeit.“ Beide vernahmen ein unverständliches Mosern in der Leitung, bis die Kommunikationsexpertin schließlich etwas weniger schnippisch erwiderte: „Ingrid Hunnigan. Gleichfalls.“ „Na, geht doch“, nickte Ark einigermaßen zufriedengestellt, „zu Beginn hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Sie mich ignorierten, Miss Hunnigan.“ „Ich habe es versucht, ja“, kam prompt die Antwort und Leon bedeckte sich verzweifelt mit der Hand die Augen. Ark jedoch fischte sich nur unbeeindruckt seine Zigaretten aus der Brusttasche und steckte sich eine an: „Dachte ich mir. Darf man fragen, warum?“ „Antipathie“, fuhr die Frau lapidar fort.

 

„Aber Sie kennen mich doch gar nicht?“

 

„Das muss ich auch nicht. Alles, was ich wissen muss, ist, dass wir mit Notrufen überschwemmt werden, bei denen tausende von Menschenleben auf dem Spiel stehen könnten und Sie sich währenddessen anstellen wie ein Vorschulkind, obwohl Ihre Mission so elementar einfach ist, dass selbst unsere unfähigsten Kadetten sie im Schlaf durchführen könnten!“

 

Dies weckte seine Aufmerksamkeit: „Ihr habt Kadetten für so ʼn Scheiß?!“ „Sie übertreibt“, griff Leon hastig ein und fauchte ins Mikrofon, „Es reicht, Hunnigan!“ Beschwichtigend versicherte er seinem Freund: „Ich wollte einfach kein Risiko eingehen, okay? Schmeichelt es dir denn wirklich kein bisschen, dass ich deinen Fähigkeiten mehr traue als denen unseres eigenen Nachwuchses?“

 

„Du meinst, du willst die Verluste klein halten.“

 

„Nein, verdammt, das meine ich nicht!“

 

„Als ob ein Egoist wie er anders denken könnte ...“

 

„Hunnigan! Ark, wir wissen beide, dass du alles andere als egoistisch bist, also hör nicht auf sie!“

 

„Hast du mich vorhin nicht noch um das Gegenteil gebeten? Nein, keine Sorge. Ich höre sowieso lieber auf dich. Und was sagt das über sie aus, wenn die ihr zugewiesenen Agents anstatt auf sie lieber auf jemanden hören, auf den sie lieber nicht hören würden, hm?“

 

„Sie tun hier nach sehr langer Zeit endlich mal wieder das Richtige! Fällt Ihnen das so schwer?!“

 

„Sagt die Frau, deren Mitarbeiter zwei unbeteiligte junge Leute als Geiseln nehmen.“

 

Endlich blieb es still und Ark zupfte sich das Wow zufrieden grunzend aus dem Ohr, um es Leon zu reichen: „Das wird nichts. Bevor ich mich auf so eine Unterstützung verlasse, arbeite ich lieber allein.“ Doch Leon schüttelte eindringlich den Kopf und flehte: „Behalt es. Wenigstens für Notfälle. Hunnigan, wir gehen jetzt rein. Melden Sie sich bei Ark, wenn es neue Informationen gibt.“

 

„Selbstredend.“

 

„Ich verlass mich auf Sie. Ende.“

 

Er zückte seine Beretta und schielte betreten zu Ark hinüber, der bereits schussbereit an die Wand gepresst neben der Tür stand. Düster grollend tippte er die Zahlen in ein verdrecktes Nummernfeld ein und murmelte: „Tut mir leid deswegen.“ „Schon gut, binʼs gewohnt“, winkte Ark ab, „hab oft mit Staatsdienern zu tun. Die tragen die Nase alle so hoch, dass der Hinterkopf übers Pflaster schleift. Die Dauerbelastung schädigt das Hirn und Paff! Ein neuer Fachidiot ist geboren!“

 

„Sie ist normalerweise ganz anders ...“

 

„Nun, das bringt mir nicht viel, oder?“

 

Leon seufzte deprimiert und trat einen Schritt zurück, als sich der Stahl quietschend beiseiteschob: „Nicht wirklich. Hör mal, wegen des Auftrags ...“ „Stecks dir sonst wo hin, Leon“, unterbrach ihn Ark barsch, „du brauchst es mir nicht zu erklären. Ich habe begriffen, dass er zu leicht und unwichtig für Top-Ermittler wie deiner einer ist und ich völlig unnötigerweise aus einer Mücke einen Elefanten mache. Sie hat recht! Wenn du mich nicht wenigstens her kutschiert und mir so ein bisschen guten Willen entgegengebracht hättest, wäre ich jetzt mit Sicherheit nicht hier, sondern in der Redaktion der L.A.Times, mit einer höchst aufschlussreichen Aufzeichnung eines noch aufschlussreicheren Gesprächs zwischen einem mittellosen Detektiv und einem hochrangigen D.S.O.-Mitarbeiter.“ Leon horchte überrascht auf: „Was meinst du damit?“ Ark klang fast gelangweilt: „Mein Appartement ist video- und audioüberwacht. Und sollten Lott und Lily noch einen Schritt weiter in diesen Mist reingezogen werden, könnte ich mich dazu veranlasst fühlen, einen kleinen, die öffentliche Sicherheit gefährdenden Skandal zu provozieren, das meine ich damit.“ Der Agent sah ihn entgeistert an: „Aber ... warum hast du dich dann nicht komplett geweigert, den Auftrag anzuneh-“ Ark schoss ihm einen wütenden Blick zu: „Wie lange willst du noch lamentieren?! Ich verlier hier meine Konzentration, Mann!“

 

Leon stutzte, begriff und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ark blieb eben doch Ark, hilfsbereit und fast ein wenig zu selbstlos für sein eigenes Wohl, egal wie abweisend er zu sein vorgab.

 

Er machte sich bereit für die Infiltrierung, während es von der Seite leise zickte: „Idiot. Blieb mir doch gar nichts anderes übrig! Gehört ja fast schon zur Nachbarschaft, die Gegend hier! Als ob ich scharf drauf wäre, demnächst verdammte Zombies im Vorgarten stehen zu haben!“ Sie legten die Pistolen an und traten durch die Tür hinein in den dunklen Bunker. Vorsichtig und aufmerksam erfassten sie bei jedem Schritt ihre Umgebung, stets darauf bedacht, sich dem zu erwehren, was sie aus der Dunkelheit heraus anzuspringen gedachte. Leons Hand strich an der kalten Wand entlang, bis er meinte, etwas wie einen Schalter ertastet zu haben und tatsächlich flackerte gleich darauf Licht auf. Er hörte Ark durch die Zähne pfeifen: „Die Stromrechnung muss astronomisch sein!“ Er kicherte und entgegnete: „Ich bezweifle, dass der Laden an das örtliche Netz angeschlossen ist.“

 

Sie befanden sich in einem langen Tunnel ohne großartige Möglichkeit des Hinterhalts, und so entspannten sie sich etwas. Arks Blick wanderte über die Decke: „Fliegen sind schon erstaunliche Lebewesen. Manchmal denke ich, dass sie ihren Weg in ein verschweißtes Fass finden würden, ließe man ihnen lang genug Zeit.“ Hinter ihm ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Knarzen und er fuhr erschrocken herum: „Was zum Teufel wird das, wennʼs fertig ist?!“ Leon wandte sich von dem Ziffernblock der Eingangstür ab und murmelte nachdenklich: „Ich schließe den Ausgang, siehst du doch. Wie Hunnigan schon sagte, wir wissen nicht, wie der Tyrant von hier entkommen konnte und ich will ihm wenn möglich keine Schlupflöcher bieten.“ Ark trat säuerlich lächelnd zu ihm: „Und du hältst es für eine bessere Idee, uns zusammen mit ihm hier einzusperren, ja?“ Leon prüfte geistesabwesend einige in der Nähe aufgestapelte Kisten: „Wir sind nicht eingesperrt. Im Gegensatz zu B.O.W.s sind wir intelligent genug, ein Passwort einzugeben, richtig?“

 

Er wandte sich Ark seufzend zu: „Naja, sieht doch alles ruhig aus. Von hier ab bist du auf dich allein gestellt. Solltest du ein Problem haben, zögere nicht, dich an Hunnigan zu wenden, okay? Sie ist vielleicht im Moment etwas schlecht gelaunt, aber wenn es drauf ankommt, wird sie dich nach besten Kräften unterstützen, verlass dich auf mich.“ Ark tippte auf dem Zahlenfeld herum und brummte nur kurz, um zu zeigen, dass er ihm zuhörte. „Sieh dir die Sache an, triff die nötigen Vorkehrungen und melde dich, sobald du alles erledigt hast“, fuhr Leon weiter fort, „Wenn es mir möglich ist, hole ich dich ab, wenn nicht, schicke ich einen vertrauenswürdigen Vertreter. Denk dran, auch wenn die Mission mit geringer Priorität eingestuft wurde, solltest du deine Deckung nicht vernachlässigen. Mindestens ein T-103 hält sich hier auf, also sei vorsichtig! ... Okay. Ich mach mich dann mal auf den Weg zurü-“

 

„Das Passwort funktioniert nicht.“



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