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Das erste Opfer des Krieges

von

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Anschlag

An jenem Abend hatte Cooper nicht mehr viel getan. Ein kurzes Abendessen, Sushi im Hotel eigenen Restaurant, dann eine heiße Dusche und das Bett.

Am nächsten Morgen wurde er vom Telefon seines Hotelzimmers geweckt. Verschlafen wühlte er sich aus den Kissen seines westlichen Bettes und nahm den Hörer ab. Die Stimme eines jungen Mannes war am anderen Ende der Leitung zu hören, er entschuldigte sich mehrmals, nannte die Uhrzeit und beendete den Weckruf höflich.

Cooper machte sich fertig, zog seinen Anzug an und steckte sich einen kleinen Pin ans Revers der eine kanadische und eine japanische Flagge zeigte. Zu guter Letzt packte er seine Aktentasche, schwang sie sich über die Schulter und verlies sein Zimmer.

Pünktlich erschien Tamiko in der Lobby des Hotels, wie gewohnt in einer korrekt sitzenden Uniform begrüßte sie ihn mit dem typisch asiatischen Lächeln, Cooper tat es ihr gleich und begrüßte sie respektvoll. Nach allen Formalitäten fuhren sie mit Wagen und Chauffeur zur Polizeihochschule Tokio. Im Hellen wirkte Tokio weniger bunter aber nicht weniger interessant. Nach einer recht langen Fahrt durch den dichten Tokioter Verkehr erreichten sie die Polizeihochschule an der Cooper einen Vortrag über Terrorismusbekämpfung halten sollte. Diese Prozedur hatte er schon oft wiederholt, in London, Berlin, Paris, Washington er war mittlerweile routiniert darin. Im großen Auditorium der Hochschule baute er einen Notebook auf, das einem extrem dünnen roll- und biegbaren Tablett glich und sprach sich mit der Haustechnik ab um das Gerät mit der riesigen Leinwand hinter sich zu koppeln. Er musste feststellen, dass sein Notebook weitaus älter war als die Technik in einer japanischen Polizeischule, nach anfänglichen Problem lief jedoch alles korrekt. Langsam füllte sich das Auditorium mit uniformierten Polizeistudenten und anderen hochrangigen Angehörigen der japanischen Polizei. Tamiko hatte ihm bis dahin immer übersetzend zur Seite gestanden und ihm geholfen sich verständlich zu machen. Nun jedoch brauchte er sie für den Vortrag nicht, er würde ihn wie überall auf Englisch halten. Das Licht wurde gedämpft und der Saal wurde ruhig. Es ging los. Die üblichen Begrüßungsfloskeln, eine kurze Gliederung, dann der Vortrag.
 

„Terrorismus gibt es nicht erst seit dem 11. September 2001, schon die alten Römer hatten mit Terroristen zu kämpfen. Terrorismus ist ein Problem, das omnipräsent schon seit tausenden von Jahren existiert und immer von der Sichtweise des Betrachters abhängt, nicht jeder Terrorist wird in unseren Augen ein Feind der Freiheit sein. Er wird niemals zur Gänze ausgelöscht werden können, der Terrorismus; wir können keinen Krieg gegen ihn führen denn er ist keine Armee, kein Land und auch keine Gruppierung. Der Terrorismus ist in erster Linie eine Idee, ein Gedanke und solange es Menschen gibt die bereit sind für ihre Idee alles zu tun wird es auch den Terrorismus geben. Aus diesem Grund haben wir nur eine Waffe dagegen, Wissen. Erst wenn wir wissen wie das System funktioniert es berechnen und vorhersagen können, wird es uns möglich sein Anschläge zu verhindern. Wir werden die Hintergründe und die genauen Ziele kennen müssen um etwas zu tun. Letztlich beginnt nämlich der Terrorismus in den Köpfen eines jeden einzelnen von uns.

Fangen wir aber zunächst beim Ursprung an…….“

Routiniert arbeitete er den Vortrag ab und zwei Stunden später war endete er mit dem üblichen höflichen Applaus. Danach war stets eine halbe Stunde für Fragen anberaumt, dann noch etwas Smalltalk während sich der Saal leerte danach die Rückfahrt zum Hotel.
 

Tamiko hatte ihre Hände wieder brav in ihren Schoß gelegt und starrte nach vorn auf die volle Straße. Gedankenverloren blickte er durch das Fenster nach draußen. Niemand sprach ein Wort. Cooper hatte inzwischen einen Spitznamen für Tamiko gefunden, „Eisprinzessin“, sie war hübsch und doch so kalt, jedes Mal wenn er versuchte Tamiko in ein Gespräch zu verwickeln blockte sie schnell ab aber immer so, dass es nicht unhöflich wirkte. Plötzlich hielt der Wagen, mitten in der Stadt im Bezirk Horakawacho auf der Hauptstraße. Cooper konnte große Menschenmassen und eine Polizeiabsperrung einige Fahrzeuge vor ihnen erkennen. Neugierig schnallte er sich ab, öffnete die Tür und trat mit einem Bein aus dem Fahrzeug. Eine große Gruppe überwiegend junger Menschen schienen gegen etwas zu demonstrieren, konnte aber ihre Schilder nicht lesen. Die Stadtpolizei versuchte hingegen die Lage unter Kontrolle zu halten. Es dauerte eine Weile, doch dann schien die Situation plötzlich zu eskalieren. Er konnte nicht erkennen wer angefangen hatte doch plötzlich flogen Steine und Flaschen durch die Luft, Tränengasgranaten flogen wurden zurückgeworfen und Demonstranten und Polizisten prügelten aufeinander ein. Cooper setzte sich wieder ins Auto und schloss die Tür.

„Officer Tamiko, was ist da vorne los gegen wen oder was wird hier protestiert?“ Fragte er die hübsche Japanerin die sich nun zu einer Antwort genötigt fühlte. Sie haderte einen Moment, versuchte ihre Worte so zu verpacken, dass ihr Land nicht schlecht aussah. „Es gibt derzeit Teile der Bevölkerung die mit Japans aktueller Außenpolitik nicht ganz konform sind. Das in Kombination mit rüstungsorientierten Projekten zu Stabilisierung der Wirtschaft schaffen besonders unter Japans Studenten großes Unverständnis.“ Man sah ihr an, dass ihre Worte ihr offensichtlich großes Unbehagen bereiteten. Sie fuhren einen Umweg und obwohl Cooper mehrfach versuchte ein Gespräch über das Gesehene in Gang zu bringen zeigte Tamiko ihre gewohnte Kälte. Man lud ihn am Hotel ab, ein kurzes und höfliches „Auf Wiedersehen“ dann stand Cooper wieder in seinem Hotelzimmer. Kaum angekommen entledigte er sich seiner Aktentasche, seines Jacketts und Krawatte, es war warm genug draußen und verließ das Hotel wieder um auf eigene Faust zu untersuchen was dort vor sich ging, schließlich hatte er noch einen Tag in Tokio bevor er wieder zurück musste.

Nachdem der kanadische Bundespolizist eineinhalb Stunden in die falsche Richtung gegangen war kam er weitere zwei Stunden später an der Stelle an wo er zuvor noch die Straßenschlacht mitangesehen hatte. Die Straßen waren bereits geräumt, Polizeikräfte und Demonstranten waren verschwunden. Nur noch zerfetzte Plakate und jede Menge Gerümpel zeugten von der Schlacht, doch auch diese Zeugnisse wurden schleunigst von der Straßenreinigung beseitigt. Um Anwohner zu fragen fehlten ihm die Japanisch Kenntnisse und angesichts eines knurrenden Magens beschloss er erstmal ein kleines Restaurant zu besuchen das in seinen Schaufenstern mit Bildern und Plastik Modellen von Nudelsuppen und Fischgerichten warb. Alle Kunden, immerhin fünf quetschten sich vor das Hologramm einer Nachrichtensendung. Der Besitzer des Restaurants und gleichzeitig Chefkoch löste seine Augen von der Nachrichten Sendung und kam eiligst zu Cooper herüber. Sich offensichtlich dafür entschuldigend, dass er nicht schon Coopers Gedanken hatte lesen können merkte der nett aussehende, ältere Mann schnell, dass Cooper kaum ein Wort japanisch verstand oder sprach. Schnell war eine Speisekarte organisiert in der die Gerichte auch auf Englisch und deutsch beschrieben waren. Schnell entschied er sich für „japanese chicken noodle soup“ und „biru“ immerhin eines der wenigen Worte die er kannte und sah wieder gebannt zu der Gruppe Japaner die sich noch immer die Füße platttraten und ihre Mahlzeiten kalt werden ließen. Coopers Mobiltelefon klingelte. Verwundert nahm er das Gespräch. Daniels, ein guter Kollege von ihm war in der Leitung. „Shit, Coop geht es dir gut? Man ein Glück, dass ich dich erreicht habe, wir versuchen schon seit einer Stunde dich zu erreichen im Hotel sagte man uns du seist nicht da, man wir dachten schon das schlimmste. Warst du in der Nähe als es passiert ist?“ Cooper runzelte verwundert die Stirn. „Wie jetzt, du meinst bei der Straßenschlacht?“ Fragte er und wunderte sich, dass Daniels das schon wissen konnte, denn für gewöhnlich war so etwas nur Erwähnung in den Abendnachrichten wert.

„Was…? Von welcher Straßenschlacht redest du da? Ich meine natürlich den Anschlag, lebst du hinterm Mond, liest du keine Newsfeeds im Netz?“ Schallte es zurück. „Nein nicht hier, Internet wäre über meinen Mobilprovider zu teuer und japanisches Fernsehen verstehe ich nicht und die Zeigen nicht gerade dauerhaft BBC auf allen Fernsehgeräten in der Stadt weißt du?“ Gerade wollte Cooper nach der Art des Anschlages fragen als seine Aufmerksamkeit auf das Hologramm in dem Restaurant fiel. Nun sah man statt des Nachrichtensprechers eine scheinbare Liveaufnahme der „Kamakura“ Brücke, die parallel zum „Tokyo Bay Aqua Line“ Tunnel die gesamte Bucht von Tokio überspannte. Die Brücke war an einer Stelle zerstört und Teile der Fahrbahn waren in die Bucht gestürzt. „Ich ruf dich zurück.“ Sprach Cooper nun in sein Telefon, legte entgegen der Proteste Daniels auf und ging zu dem Nachrichtenhologramm hinüber.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2017-02-03T22:16:20+00:00 03.02.2017 23:16
Arme Socke, bekommt nichtmal was zum Frühstück!?

Okay, das Kapitel macht Lust auf mehr. Jetzt will ich doch gern wissen, was es mit dem Anschlag auf die Brücke auf sich hat. Die Proteste, in die Cooper da reingeraten ist, scheinen ja noch die geringsten Ausläufer der ganzen Situation gewesen zu sein. Sehr schön geschriebenes Kapitel. Du bringst Japan gut rüber.


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