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Keine Kompromisse

Kaiba gegen die Yakuza
von

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Wie alles begann

Einleitung:
 

Noah Kaiba ist der leibliche Sohn von Gozaburo Kaiba. Setos und Mokubas leiblicher Vater ist bei einem Autounfall verstorben, die Mutter starb schon bei Mokubas Geburt, sie landen im Waisenhaus und werden von Gozaburo adoptiert, damit Noah einen Rivalen hat. Gozaburo sieht aber nur Potential in Seto und beachtet Noah und Mokuba kaum. Seto versucht alles um seine Brüder zu schützen, übernimmt durch eine List die Kaiba Corporation und zwingt seinen Adoptivvater somit zum Selbstmord. Die Kaiba Corp. wird nach Gozaburos Tod von einer Waffenproduktionsfirma in eine Computer- und Spielzeugfirma umfunktioniert.
 

Loyale Angestellte der Kaiba Brüder sind unter anderem der Butler Daimon Hobson, Setos persönlicher Bodyguard Roland Isono, Noahs persönlicher Bodyguard Fuguta Masahiro, Mokubas persönlicher Bodyguard Kemo Saruwatari und Wissenschaftler Scott Irvine.
 

Wichtigste Geschäftspartner der Kaiba Brüder sind Pegasus J. Crawford und Siegfried von Schroider. Seto Kaiba und Siegfried von Schroider kennen sich schon aus Kindertagen, mögen sich aber nicht sonderlich. Mokuba Kaiba und Leonhard von Schroider, der kleine Bruder von Siegfried, sind jedoch befreundet. Noah Kaiba steht der Sache vollkommen neutral gegenüber und kümmert sich um die Geschäfte zwischen Kaiba Corporation und der Schroider Corporation, während Seto Kaiba vorwiegend Geschäfte mit Pegasus J. Crawford und seiner Industrial Illusions führt. Varon, Amelda und Raphael sind Waisen, die von Pegasus adoptiert wurden und für ihn arbeiten.
 

Ex-Mitarbeiter der Kaiba Corp. und Feinde der Kaiba Brüder sind die Big 5, bestehend aus Vizepräsident der Unternehmensstrategie Konosuke Oshita, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung Soichiro Ota, Buchhalter und Leiter des Rechenwesens Shuzo Otaki, Rechtsberater und -anwalt Chikuzen Oka und Gozaburos und später Setos Ex-Assistent Kogoro Daimon.
 

Katsuya Jonouchi ist Sohn des Yakuza Bosses Saburo Jonouchi, der die Yakuza Bande Jonogami-kai anführt. Seine Mutter Kaori Kawai ist Ärztin und mit seiner Schwester Shizuka Kawai vor einiger Zeit abgehauen, weil sie das Leben als Yakuza Gattin nicht länger ertragen konnte. Shizuka ist 3 Jahre jünger als Katsuya und arbeitet im selben Krankenhaus wie ihre Mutter als Arzthelferin. Die Eltern sind geschieden, die Mutter hat also ihren Geburtsnamen wieder angenommen, Katsuyas Schwester folglich ebenso. Es gibt ein paar rivalisierende Gruppen, die sich manchmal Straßenschlachten mit der Jonogami-kai liefern oder versuchen Mitglieder der Bande zu beseitigen.
 

Setos und Katsuyas Vater haben zusammen Geschäfte gemacht, in denen es hauptsächlich um Waffen, Drogen und Diebesgut, hauptsächlich Antiquitäten, ging. Nach Gozaburos Tod muss sich Seto damit herumschlagen, dass Katsuyas Vater ständig versucht die Kaiba Corp. an sich zu reißen. Bis sich Katsuya eines Tages auf Setos Seite schlägt, weil dieser ihm unabsichtlich das Leben rettet.
 

Hiroto Honda ist Katsuyas bester Freund und arbeitet für Katsuyas Vater, steht aber vor der Entscheidung sich ebenfalls auf Setos Seite zu schlagen. Hirutani Rintama arbeitet ebenfalls für Katsuyas Vater. Hiroto Honda, Hirutani Rintama und Katsuya Jonouchi kennen sich seit der Mittelschule. Im Gegensatz zu Hiroto und Katsuya ist Hirutani jedoch vollkommen loyal gegenüber Katsuyas Vater, was später zu einer beinahe tragischen Konfrontation zwischen den dreien führt.
 

Yugi und Yami Mutou sind Zwillinge und arbeiten zusammen mit Anzu Mazaki bei der Polizei. Sie versuchen seit langem die Yakuza zu zerschlagen, konnten ihnen aber bisher nie illegale Aktivitäten nachweisen. Yugis und Yamis Eltern waren ebenfalls Polizisten und wurden von der Yakuza ermordet, wofür es allerdings noch keine Beweise gibt. Anzus Eltern sind Lehrer und nicht unbedingt glücklich mit Anzus Job. Yugi und Yami wollen Katsuya ins Zeugenschutzprogramm nehmen, dieser weigert sich allerdings, weil er nicht einfach von der Bildfläche verschwinden will, da er damit Familie und Freunde zurücklassen müsste. Yugi und Yami haben beide ein Auge auf Anzu geworfen, die sich allerdings nicht wirklich zwischen den beiden Zwillingsbrüdern entscheiden kann und sich daher auf keinen von beiden einlässt.
 

Sugoroku Mutou und Arthur Hopkins sind Privatdetektive, allerdings denken beide darüber nach endgültig in den Ruhestand zu gehen. Rebecca Hopkins ist die weltweit jüngste Privatdetektivin, allerdings hochintelligent, sie will die Hopes Detektei ihres Großvaters übernehmen. Ihre Eltern kamen bei einem Flugzeugunglück ums Leben. Sie freundet sich später mit Mokuba Kaiba und Leonhart von Schroider an, nachdem sie beiden durch einen glücklichen Zufall das Leben rettet.
 

Mai Kujaku ist Staatsanwältin und versucht ständig genügend Beweise zu sammeln, um die Yakuza hinter Gitter zu bringen, Ryou Bakura und Miho Nosaka sind ihre etwas schusseligen Assistenten und außerdem ein Paar, was die Sache allerdings nicht vereinfacht, da sie sich ständig gegenseitig die Schuld geben, wenn mal irgendetwas schief läuft.
 

Ryuji Otogi ist Drogenfahnder und arbeitet eng mit Yugi, Yami und Anzu zusammen, geht aber oft seine eigenen Wege und bringt sich deshalb meist in Schwierigkeiten. Seine Eltern sind Ärzte und leben in Amerika.
 

Keith Howard, Zygor Satake, Sid Takaido und Gosuto Kotsuzuka sind Waffenhändler und machen Geschäfte mit Gozaburo Kaiba und Saburo Jonouchi. Nach Gozaburos Tod haben sie einen abgrundtiefen Hass auf Seto und seine Brüder und verüben des Öfteren Mordanschläge auf sie.
 

Marik, Ishizu und Rishid Ishtar sind Archäologen aus Ägypten und auf der Suche nach gestohlenen Antiquitäten. Sie verfolgen den Schmugglerring Rare Hunters bis nach Domino. Mitglieder der Rare Hunters sind unter anderem Seeker Wills, Arkana Koyasu, Strings Zoppi, sowie Lumis und Umbra Mizushima.
 

~~~~~
 

Die Story beginnt an dem Tag, an dem Seto Kaiba auf Katsuya Jonouchi trifft und ihm das Leben rettet, ohne zu wissen wer dessen Vater ist und ohne zu ahnen, was das für Probleme mit sich bringt.
 

Prolog:
 

~~ Seto Kaiba ~~
 

Seto Kaiba war ein ehrgeiziger Mann, hart und unnachgiebig. So wurde er erzogen. Gozaburo Kaiba hatte dafür gesorgt, dass Seto zu einem beinahe gefühlskalten Menschen heranwuchs. Seine einzigen Lichtblicke waren seine Brüder Mokuba und Noah, für die er durch die Hölle gehen würde, wenn man es von ihm verlangt hätte.
 

Seit Gozaburos Tod hatte er einige Mordanschläge auf sich und seine Brüder vereiteln müssen, außerdem gab es einige Entführungsversuche und Hackerangriffe auf die Kaiba Corporation, mit denen er fertig werden musste. Der Stress der vergangenen Monate blieb nicht ohne Folgen. Mehrmals hatte er sich mit Tabletten zum Schlafen zwingen müssen, da er seit einiger Zeit unter Schlafstörungen litt.
 

Seto kannte den Grund nur zu gut. Die Yakuza bereiteten ihm arge Kopfschmerzen. Er selbst hatte zwar einen großen Einfluss auf Domino City, aber gegen den Yakuza Boss Saburo Jonouchi kam er dennoch nicht einfach so an. Und die hiesige Polizei schien auch keine große Hilfe zu sein, zumal diese laut einigen Gerüchten bereits von der Yakuza unterwandert wurde.
 

Immer wenn es schien, als würde endlich eine Anklage gegen Saburo gestellt werden können, verschwanden Zeugen von der Bildfläche oder wurden Beweise aus unerklärlichen Gründen vernichtet. Mittlerweile machte Seto sich nicht einmal mehr die Mühe die Polizei zu benachrichtigen, wenn es einen Zwischenfall in der Kaiba Corporation gab.
 

Auch heute hatte es einige Probleme im Hauptrechner gegeben, allerdings hatte sich diesmal Noah um die Angelegenheit kümmern wollen und Seto nachhause geschickt. Mokuba war derweil an Noahs Seite geblieben, um ihn zu unterstützen. Es war weit nach Mitternacht und Seto war nun mit seiner Limousine auf dem Weg in die Kaiba Villa. Er ahnte noch nicht, dass sein Leben wenige Minuten später etwas aus den Fugen geraten würde.
 

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Katsuya Jonouchi war ein wilder Draufgänger, der sich mit Waffen sehr gut auskannte. Das hatte er seinem Vater Saburo Jonouchi zu verdanken. Katsuya war nicht immer einer Meinung mit seinem Vater, was mehr als einmal zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen ihnen geführt hatte. Einmal hatte ihm sein Vater zwei Rippen gebrochen, weil er es gewagt hatte, seinem Vater Vorwürfe zu machen, dass seine Mutter mit seiner Schwester das Weite gesucht hatte.
 

Einerseits vermisste Katsuya seine kleine Schwester Shizuka, andererseits war er froh, dass sie nichts mehr mit der Yakuza zu tun hatte und seit einiger Zeit weit weg von Domino City wohnte. Er würde zwar alles dafür geben, sie wiederzusehen, aber er wollte sie nicht dieser ständigen Gefahr aussetzen. Das Leben in der Jonogami-kai war nicht immer einfach, ständig musste man sich vor der Polizei in Acht nehmen oder sich mit Rivalen aus anderen Yakuza Gruppen herumärgern.
 

Auch heute war Katsuya mal wieder auf der Flucht. Diesmal hatten es ein paar Mitglieder der Taido-kai auf ihn abgesehen, nachdem er in einem ihrer Spielcasinos etwas zu viel Glück an den Spielautomaten hatte. Seine Glückssträhne wurde nur dann unterbrochen, als zwei bullige Angestellte ihn freundlich des Casinos verwiesen. Dumm nur, dass Katsuya nicht so einfach gehen wollte, zumindest nicht ohne seinen Gewinn. Und dumm nur, dass die beiden Angestellten ihm seinen Gewinn nicht aushändigen wollten, zumindest nicht freiwillig.
 

Katsuya hatte die beiden Angestellten zusammengeschlagen, sich seinen Gewinn geschnappt und war aus dem Spielcasino geflüchtet. Nun allerdings hatte er gleich vier Männer auf seinen Fersen, die zudem auch noch bewaffnet waren und ständig Kugeln in seine Richtung abfeuerten. Nur seiner Schnelligkeit verdankte er es, dass er noch nicht verwundet wurde, allerdings holten seine Verfolger schneller auf, als ihm lieb war.
 

Als Katsuya schon befürchtete von seinen Verfolgern eingeholt zu werden, entdeckte er an einer Kreuzung eine schwarze Limousine, die gerade an einer roten Ampel Halt gemacht hatte. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, wer sich wohlmöglich in dieser Limousine befinden könnte, rannte er darauf zu. Er schaute sich noch einmal nach seinen Verfolgern um, sah jedoch noch niemanden, also zögerte er nicht länger, riss die hintere Tür der Limousine auf und sprang einfach hinein, genau als die Ampel auf Grün umschaltete und die Limousine sich in Bewegung setzte.

Schicksalhafte Begegnung

~~ Seto Kaiba ~~
 

Ich war ja einiges gewöhnt. Ich hatte viel gesehen. War vielen Menschen begegnet. Hatte viele Situationen überstanden. Habe Mordanschläge überlebt. Mich mit Entführern rumgeschlagen. Hackerangriffe vereitelt. Wurde von weiblichen und sogar männlichen Fans belagert. Aber bisher hatte es noch niemand gewagt, sich buchstäblich auf meinen Schoß zu werfen, bis heute. Mir war nicht ganz klar, wie ich mit so einer Situation umgehen sollte. Mein Bodyguard Roland nahm mir diese Entscheidung jedoch ab, indem er eine Waffe auf den Eindringling richtete und ihn anschrie:
 

„Keine Bewegung oder Du bist tot!“
 

„Ich bin unbewaffnet! Bitte nicht schießen!“
 

Der Eindringling zuckte auf meinen Knien erschrocken zusammen und rührte sich dann nicht einen Millimeter. Er schien nicht einmal mehr zu atmen, so still lag er auf meinem Schoß.
 

„Wer bist Du und was willst Du in Seto Kaibas Limousine?“
 

„Ich bin Katsuya und war auf der Flucht vor ein paar Gangstern. Ich hab nur ein Versteck gesucht und ich wusste nicht wem die Limo gehört. Bitte nicht schießen!“
 

Noch immer liegt der Eindringling völlig unbeweglich auf meinen Beinen, während er sich vor Roland zu rechtfertigen versucht. Die ganze Situation ist dermaßen lächerlich, dass man vermutlich darüber lachen könnte, jeder andere hätte es vermutlich auch getan.
 

„Darf ich mich erheben? Ich lieg hier ein wenig unbequem.“
 

Roland wirft mir einen fragenden Blick zu, ich nicke nur müde.
 

„Aber langsam, halt die Hände so, dass ich sie sehen kann und keine falsche Bewegung, sonst hast Du ein Loch im Kopf!“
 

Die Drohung scheint der Eindringling ernst zu nehmen, denn wie in Zeitlupe richtet er sich auf und hält seine Hände brav über seinen Kopf. Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu, wendet sich aber schnell wieder ab. Die Limousine fährt noch immer in Richtung Kaiba Villa und ich denke darüber nach, den Eindringling, der sich Katsuya nennt, einfach mitten auf der Straße aus der fahrenden Limousine zu werfen.
 

„Kann ich mich eine Weile hier verstecken? Also nur bis ich meine Verfolger abschütteln kann? Bitte?“
 

Wieder wirft mir Roland einen fragenden Blick zu, ich schau mir den Eindringling etwas genauer an und irgendwie kommt er mir ein wenig bekannt vor, kann ihn aber nirgendwo richtig zuordnen. Ich bin sicher, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen habe, auch sein Name ist mir unbekannt.
 

„Wer war hinter Dir her und aus welchem Grund?“, frage ich und erwarte eine eindeutige Antwort, von der ich meine Entscheidung abhängig machen werde, ob ich den Eindringling einfach hinauswerfen oder gar an Ort und Stelle abknallen lasse.
 

Der Eindringling wirft mir erneut einen kurzen Blick zu und senkt dann den Kopf.
 

„Ich war in einem dieser Spielcasinos im Taido-kai Gebiet und hab wohl etwas zu viel gewonnen, zumindest waren die Leute da nicht sehr erfreut drüber. Kann aber auch vermutlich daran liegen, dass ich einfach mit meinem Gewinn getürmt bin.“
 

Ich sehe ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Eindringlings, er schaut mir diesmal direkt ins Gesicht und ich erkenne an seinem Blick, dass er die Wahrheit sagt. Menschenkenntnis ist eines der nützlichen Dinge, die mir Gozaburo beigebracht hat. Mitgefühl gehört jedoch nicht zu den Dingen, die ich gelernt habe, es kümmert mich also nicht, was für Probleme dieser Eindringling hat. Ich werde ihn allerdings nur hinauswerfen lassen, das erspart meinen Angestellten das Saubermachen.
 

„Wirf ihn auf die Straße, Roland.“
 

Der Eindringling mit Namen Katsuya zuckt etwas erschrocken zusammen und senkt dann ziemlich geknickt den Kopf. Nebenbei gibt Roland dem Fahrer der Limousine die Anweisung irgendwo am Straßenrand anzuhalten. Ich bemerke nur am Rande, dass wir uns gerade in der Nähe des Gebietes der Jonogami-kai befinden, was für mich nicht ganz ungefährlich ist.
 

Ich überlege kurz, ob ich den Eindringling warnen soll, entscheide mich aber dagegen. Was geht es mich an, was mit dem Kerl passiert? Er wirft einen kurzen Blick aus dem Fenster und grinst dann breit.
 

„Ja, ich denke hier ist okay. Den Rest schaff ich auch alleine.“
 

Erneut betrachte ich mir den Eindringling genauer. Blonde, etwas zu lange Haare, die ihm ständig ins Gesicht hängen. Braune, leicht goldene Augen, die mir fast einen Blick in seine Seele gewähren. Sein Blick wird ernst, als er eine leichte Verbeugung andeutet. Meine Limousine hält am Straßenrand an.
 

„Danke für die Hilfe, Kaiba. Du hast mir das Leben gerettet, dafür schulde ich Dir was und ich pflege meine Schulden immer zu bezahlen. Immer!
 

Es klingt wie eine Drohung. Der Eindringling namens Katsuya öffnet die Tür meiner Limousine und steigt aus. Roland richtet noch immer seine Waffe auf ihn.
 

„Wir sehn uns, Kaiba.“
 

Bevor ich darüber nachdenken kann, ihm etwas zu erwidern, schließt er die Tür und rennt in Richtung Jonogami-kai Gebiet. Ein unangenehmes Ziehen macht sich in meiner Brust bemerkbar und ich ziehe nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Wenn ich doch nur wüsste, warum dieser Eindringling mir so bekannt vorkommt.
 

~~~~
 

Ich sitze in meinem Arbeitszimmer meiner Villa an meinem Schreibtisch und warte ungeduldig auf meine Brüder. Vor einer halben Stunde hat Noah mir mitgeteilt, dass er das Problem im Hauptrechner der Kaiba Corporation beseitigt hat und sich nun mit Mokuba auf dem Rückweg befindet. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass Mokuba nicht in meiner Nähe ist und das Noah sich um dessen Sicherheit kümmert.
 

Es ist nicht so, als würde ich ihm nicht vertrauen, aber manchmal sehe ich in seinen Augen, dass er mich dafür hasst, was ich seinem Vater angetan habe. Ich habe Gozaburo bei den Big 5 ausgestochen, habe mit den Anteilen meiner Brüder seine Firma übernommen. Ich hatte Noah nicht in meine Pläne eingeweiht, immerhin ging es hier um seinen leiblichen Vater. Zusammen mit den Prozenten der Big 5, meinen 4 Prozent und den 2 Prozent von Mokuba hatten wir 46 Prozent der Kaiba Corporation in unserer Hand. Gozaburo hatte 49 Prozent in seinem Besitz und Noah besaß seine eigenen 5 Prozent.
 

Gozaburo war sich so sicher, dass Noah auf seiner Seite stand, er hatte sich geirrt. Noah hat sich damals für mich und gegen seinen eigenen Vater entschieden, obwohl ich ihn nicht eingeweiht hatte in meinen Plan. Er hat sich freiwillig auf meine Seite gestellt und dennoch schaut er mich manchmal mit diesem Blick an, als würde er mich am liebsten erwürgen wollen. Ich kann ihn sehr gut verstehen. Wenn einer ein Recht darauf hat, mich umzubringen, dann Noah und nur er. Genau das hatte ich ihm auch zu verstehen gegeben, als er mich zum ersten Mal mit diesem Blick ansah, kurz nach Gozaburos Selbstmord. Damals hat er sich nur von mir abgewandt und ist gegangen. Danach haben wir nie wieder ein Wort darüber verloren.
 

„Mr. Kaiba?“
 

Ich schaue zur Tür meines Arbeitszimmers, an der mein loyalster Mitarbeiter steht. Daimon Hobson, mein Butler, der schon hier war, als ich, mit Mokuba an der Hand, die Kaiba Villa das erste Mal betrat.
 

„Ja?“
 

Daimon verbeugt sich leicht und räuspert sich kurz.
 

„Da ist ein junger Mann mit Namen Katsuya vor dem Tor und bittet um Einlass. Er sagt, Sie würden ihn kennen und er schulde Ihnen noch einen Gefallen.“
 

Ich ziehe irritiert meine linke Augenbraue hoch, die Sache gefällt mir nicht. Ich bin noch immer nicht dahinter gekommen, warum mir dieser Eindringling so bekannt vorkommt und nun taucht er auch noch in meiner Villa auf.
 

„Sagen Sie Roland, dass er ihn in mein Arbeitszimmer bringen soll, die übliche Prozedur.“
 

Daimon nickt und schließt die Tür. Roland wird den Eindringling nach Waffen durchsuchen, denn nur unbewaffnet kommt man an ihm vorbei. Geduldig wartend, wende ich mich wieder meinen Unterlagen zu. Was könnte dieser Eindringling von mir wollen? Es war nicht meine Absicht, ihm das Leben zu retten, er schuldet mir demnach auch nichts.
 

„Boss?“
 

Roland steht an meiner Tür. Ich nicke ihm zu.
 

„Bring ihn rein.“
 

Der Eindringling mit Namen Katsuya erscheint im Türrahmen und ich ziehe irritiert meine Augenbrauen zusammen. Er sieht übel aus.
 

„Haben Deine Verfolger Dich doch noch erwischt?“
 

Ich weiß nicht, warum ich ihn das frage. Eigentlich interessiert es mich ja nicht. Aber er sieht wirklich übel aus. Über seinem linken Auge sehe ich eine Schnittwunde, die noch immer leicht blutet. Der rechte Ärmel seiner Jacke ist abgerissen, auch dort sind Schnittwunden erkennbar. Seine Haare sind verdreckt und noch wilder als zuvor. Er humpelt auf meinen Schreibtisch zu und grinst ein wenig schief.
 

„Nein. Das hier war mein Vater.“
 

Bei dem Wort Vater verzieht sich sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse und ich nicke verstehend. Ja, mit dieser Art von Vater bin ich sehr gut vertraut.
 

„Und was verschafft mir nun die zweifelhafte Ehre Deines Besuches?“
 

Wieder dieser ernste Blick, den er mir schon in der Limousine gezeigt hat.
 

„Ich hab Dir etwas zu sagen, das mich vermutlich das Leben kosten wird. Kann ich darauf vertrauen, dass Dein Bodyguard mich nicht sofort abknallt?“
 

Ich nicke Roland zu, er steckt seine Waffe weg und zieht sich zurück.
 

„Ich warte vor der Tür. Wenn Sie mich brauchen?“
 

Der Eindringling nickt zufrieden und setzt sich auf einem Stuhl, der vor meinem Schreibtisch steht, direkt mir gegenüber.
 

„Also, was wolltest Du mir sagen, das so wichtig ist, dass Du dafür meine Villa aufsuchst, selbst auf die Gefahr hin sofort erschossen zu werden?“
 

Er senkt den Kopf, seufzt niedergeschlagen und sieht mich dann mit einem Blick an, der mir beinahe den Atem raubt und den ich schon oft gesehen habe. Immer dann, wenn ich in den Spiegel schaue.
 

„Mein Name ist Katsuya Jonouchi und mein Vater ist Saburo Jonouchi.“
 

Meine Arbeitszimmertür wird knallend aufgestoßen und Roland stürmt mit gezogener Waffe herein. Bevor er jedoch auf den Eindringling schießen kann, hebe ich die Hand und halte ihn davon ab.
 

„Roland!“
 

„Boss?“
 

„Warte draußen.“
 

„Aber…!“
 

„Das ist ein Befehl!“
 

Roland nickt, steckt seine Waffe wieder weg und wirft noch einen bitterbösen Blick auf den Eindringling, bevor er sich dann erneut zurückzieht. Ich kann seine Wut verstehen. Saburo Jonouchi ist das personifizierte Böse, selbst Gozaburo Kaiba kam nicht an die Niederträchtigkeit von Saburo heran und das ist noch eine riesige Untertreibung.
 

Und nun sitzt mir sein Sohn gegenüber und sieht mich mit diesem Blick an, der eindeutig zeigt, dass er keine Angst hat. Vor Niemandem. Nicht einmal vor dem Tod. Er ist so wie ich und es erschreckt mich, weil ich beinahe seine Gedanken lesen kann.
 

„Du hast sicher einen verdammt guten Grund, warum Du jetzt mit der bitteren Wahrheit rausrückst.“
 

„Den habe ich. Mein Vater plant Deine Firma an sich zu reißen. Mit allen Mitteln, wenn Du verstehst was ich meine. Und ich schulde Dir noch immer mein Leben. Also wollt ich Dich warnen und Dir helfen.“
 

„Dafür drehst Du einem Mann wie Saburo Jonouchi den Rücken zu? Weißt Du, worauf Du Dich da einlässt?“
 

Der Eindringling verschränkt nur lässig seine Arme.
 

„Natürlich weiß ich das. Er ist immerhin mein Vater. Aber es ist egal. Ich war nie wirklich einer Meinung mit ihm…“
 

Er schweigt kurz und schaut mit leerem Blick an mir vorbei.
 

„…Seit er zugelassen hat, dass meine Mutter mit meiner Schwester das Weite gesucht hat.“
 

„Nenn mir einen guten Grund, warum ich Dir glauben soll.“
 

Der Eindringling legt den Kopf leicht schief und schaut mich ernst an.
 

„Sind Deine Brüder schon zurück?“
 

Unruhe macht sich in mir breit, ich betätige eine Taste meiner internen Sprechanlage.
 

„Daimon?“
 

„Mr. Kaiba?“
 

„Sind meine Brüder schon eingetroffen?“
 

„Noch nicht, Mr. Kaiba. Ich werde Sie informieren, sobald sie die Villa betreten.“
 

„Tun Sie das.“
 

Ich wende mich wieder dem Eindringling zu, der leicht den Kopf schüttelt.
 

„Sie werden nicht kommen, befürchte ich. Mein Vater plant eine erneute Entführung. Wenn die gelingt…“
 

Mit einer etwas zu heftigen Handbewegung bring ich ihn zum Schweigen und greife zu meinem Handy um Noah anzurufen. Es klingelt einmal, zweimal, dreimal, dann nimmt endlich jemand ab.
 

„Seto?“
 

„Mokuba?“
 

„Seto! Hilf mir! Noah ist verletzt! Fuguta und Kemo sind ebenfalls leicht verwundet. Mir geht‘s gut, aber wir sind ein wenig umzingelt. Saburos Männer haben uns aufgelauert!“
 

Ich schlucke nervös.
 

„Wo seid ihr?“
 

„Zwischen dem Domino-Park und dem Taido-kai Gebiet. Ecke Masa Avenue. Wir haben uns hinter der Limousine verschanzt, aber lange können wir uns hier nicht halten.“
 

„Ich bin unterwegs.“
 

Ich lege auf, stecke das Handy wieder in die Tasche und begebe mich mit schnellen Schritten zu einer Seitentür meines Arbeitszimmers. Der Eindringling folgt mir unaufgefordert. Ich betrete meine kleine Waffenkammer, die ich extra für solche Notfälle habe einrichten lassen.
 

„Kannst Du mit einer Waffe umgehen?“
 

Ich höre ein belustigtes Schnauben.
 

„Na hör mal. Mein Vater ist nen verdammter Yakuza-Boss! Kannst Du mit ner Knarre umgehen?“
 

„Mein Vater hat die Dinger gebaut.“
 

Mehr ist als Antwort nicht nötig. Ich öffne meinen Waffenschrank und werfe ihm eine Beretta M 92 FS zu und vier passende Magazine. Ich selbst greife mir eine Beretta 92 FS INOX und ebenfalls vier Magazine. Nebeneinander verlassen wir mein Arbeitszimmer, Roland schaut mich verwirrt an.
 

„Boss?“
 

„Keine unnötigen Fragen, Noah und Mokuba sind in Gefahr.“
 

„Aber warum…“
 

„Keine Fragen jetzt! Später!“
 

Zu dritt verlassen wir die Kaiba Villa und machen uns bereit fürs Gefecht.

Unter Dauerbeschuss

~~ Noah Kaiba ~~
 

Ich war ja einiges gewöhnt. Ich hatte viel gesehen. War vielen Menschen begegnet. Hatte viele Situationen überstanden. Habe Mordanschläge überlebt. Mich mit Entführern rumgeschlagen. Hackerangriffe vereitelt. Wurde von weiblichen und sogar männlichen Fans belagert. Aber bisher hatte es noch niemand gewagt, mir wortwörtlich die sprichwörtliche Kugel zu verpassen, bis heute. Mir war nicht ganz klar wie ich mit so einer Situation umgehen sollte. Mein Bodyguard Fuguta nahm mir diese Entscheidung jedoch ab, indem er mich buchstäblich auf den Boden der Limousine warf und mir ins Ohr brüllte:
 

„Runter, wir sind unter Beschuss!“
 

Was ich nicht verstand, war die Tatsache, dass wir uns in einer, meiner Meinung nach vollkommen, kugelsicheren Limousine befanden und ich nun trotzdem eine Kugel in meiner linken Schulter spüren konnte.
 

Und als wäre das nicht schlimm genug, kam die Limousine auch noch ins Schleudern und prallte gegen eine Hauswand, weil anscheinend eine weitere Kugel auf den Fahrer abgefeuert wurde, der nun, wie ich annehmen musste, tot über seinem Lenkrad hing. Nicht dass es mich sonderlich gekümmert hätte, wäre da nicht die Tatsache, dass ich den Kerl mochte. Würde schwer sein, Ersatz für ihn zu finden.
 

„Raus hier, hier sitzen wir in der Falle!“
 

Kemo hatte wie immer alles ziemlich unter Kontrolle, als er Mokuba mit seinem eigenen Körper abschirmte und aus der Limousine schob, nur wenige Sekunden später zischte eine erneute Kugel knapp über Kemos Kopf hinweg und hinterließ eine blutende Streifwunde auf seinem Hinterkopf.
 

„Alles okay, Sir?“
 

Fuguta schirmte mich mit seinem Körper ab, während ich mich vorsichtig aus der Limousine zog, eine Kugel streifte seine linke Wange, als er einen Blick aus dem Seitenfenster riskierte. Ich konnte ihm nicht einmal irgendetwas erwidern, zu sehr war ich damit beschäftigt, das Loch in meiner linken Schulter zu zupressen, damit ich nicht zu viel Blut verlor. Es war verdammt schmerzhaft.
 

Jetzt sitze ich hier zwischen meiner Limousine und einer Hauswand gezwängt und versuche ruhig zu atmen. Vor wenigen Minuten hat uns Seto per Handy angerufen und uns mitgeteilt, er sei auf dem Weg. Die Frage ist nur, wird er rechtzeitig hier sein? Und, bringt er genug schweres Geschütz mit? Denn wenn ich mir die Situation hier etwas genauer betrachte, dann sitzen wir so ziemlich in der Klemme.
 

„Uns geht die Munition aus!“
 

Kemo feuert immer mal wieder auf die Gegner, die ich, von meiner Position aus, nicht sehen kann, während Mokuba sich um meine Wunde in der Schulter kümmert und Fuguta anscheinend nachschaut, ob unser Fahrer vielleicht doch noch am Leben ist.
 

„Kugel im Kopf. Keine Chance.“
 

Ich höre ein leises Schniefen und schau in Mokubas Gesicht, der die Zähne zusammengebissen hat und sich anscheinend sehr zusammenreißen muss, um nicht in Tränen auszubrechen. Die Kugeln pfeifen um uns herum, in weiter Ferne höre ich Polizeisirenen. Keine Ahnung ob die auf Weg hierher sind oder ganz woanders hin. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass wir ausgerechnet auf neutralem Gebiet und so dicht am Taido-kai Gebiet dermaßen hinterhältig überrannt werden. Ich war so naiv. Ich hätte wissen müssen, dass ein Saburo Jonouchi vor nichts zurückschreckt, um zu bekommen was er will. Denn nur die Jonogami-kai ist verrückt genug für so eine Aktion.
 

„Die Kugel steckt zum Glück nicht mehr drin und hat scheinbar auch nicht zu viel Schaden angerichtet. Trotzdem müssen wir Dich ins Krankenhaus bringen, Noah.“
 

Ich nicke seufzend.
 

„Ich weiß, Mokuba. Ist nur leider nicht ganz so leicht, bei dem Kugelhagel.“
 

Die Sirenen werden lauter. Befindet sich wohlmöglich doch ein Polizeifahrzeug in der Nähe und ist gar auf dem Weg hierher?
 

„Polizei?“
 

Fuguta scheint sich wohl dieselbe Frage zu stellen. Mich würde aber viel mehr interessieren, wer so lebensmüde sein könnte, um sich mitten in der Nacht und wie ich annehme alleine in einen scheinbaren Bandenkrieg der Yakuza einzumischen?
 

~~ Yami Mutou ~~
 

Ich war ja einiges gewöhnt. Ich hatte viel gesehen. War vielen Menschen begegnet. Hatte viele Situationen überstanden. Habe Mörder hinter Gitter gebracht. Mich mit Entführern rumgeschlagen. Mordanschläge vereitelt. Wurde mehrmals von weiblichen und sogar männlichen Kaiba-Fans über den Haufen gerannt. Aber bisher hatte ich es noch nicht gewagt, mich buchstäblich in die Höhle des Löwen zu begeben, um der Yakuza offen in die Suppe zu spucken, bis heute. Mir war nicht ganz klar wie ich mit so einer Situation umgehen sollte. Mein Bruder Yugi nahm mir diese Entscheidung jedoch ab, indem er einfach zielstrebig unseren Polizeiwagen in die Richtung steuerte, aus der wir die Schüsse hören konnten und ins Funkgerät brüllte:
 

„Wir kümmern uns drum!“
 

Ich war mir nicht sicher, ob ihm klar war, auf was wir uns hier gerade einließen.
 

„Wäre es nicht besser, wir warten auf Verstärkung?“
 

Ich war kein Feigling, im Gegenteil, ich bin ein, wie ich betonten möchte, verdammt guter Schütze. Dafür kann Yugi besser Autofahren als ich, viel besser sogar. Wirklich treffsicher ist er jedoch nicht, es behagt ihm nicht, Menschen zu verletzten, er ist dafür zu gutmütig. Aber wir haben immer alles gemeinsam gemacht und als ich mich damals für die Polizei entschied, ist er halt mitgekommen. Manchmal bereue ich meine Entscheidung, ihn mitgeschleift zu haben. Er ist nicht geschaffen für diesen Job.
 

„Keine Zeit, Yami. Und das weißt Du!“
 

Ich seufze leise. Das ist wieder typisch Yugi. Vermutlich sorgt er sich wieder über die vielen Opfer, die es geben wird, wenn wir gar nichts unternehmen. Ich sorge mich viel mehr um die Opfer, die es geben könnte, wenn wir völlig unvorbereitet in diese Sache hineinschlittern. Ich bin jedenfalls nicht gewillt, ihn zu opfern, nur um der Yakuza endlich eins auswischen zu können.
 

„Von mir aus. Aber halt Dich bitte im Hintergrund, Yugi. Ich will nicht, dass Dir was passiert, ja?“
 

Die Schüsse werden lauter, wir sind fast da.
 

„Du kennst mich doch.“
 

Ich boxe ihm freundschaftlich in die Schulter.
 

„Deswegen ja.“
 

Er grinst mich an mit seinem Strahlelächeln, als wären wir nicht gerade auf dem Weg, um mitten in einen verdammten Yakuza-Banden-Krieg zu platzen.
 

„Hab Dich lieb, großer Bruder.“
 

Ich grinse unbeholfen zurück, ich mag es nicht, wenn er mich so nennt. Ich bin nur 5 Minuten älter als er.
 

„Ich Dich auch, kleiner Bruder.“
 

Nur wenige Minuten später wird mir klar, wie groß das Ausmaß dieser Schießerei tatsächlich ist, nur um dann Sekunden später Yugis Kopf beiseite reißen zu müssen, weil eine Kugel gerade unsere Windschutzscheibe durchschlägt und in Höhe von Yugis Kopf im Fahrersitz stecken bleibt. Ich hab Augen wie ein Adler, mir entgeht nicht die kleinste Bewegung, das hat uns schon öfters das Leben gerettet.
 

„Danke.“
 

„Schon gut.“
 

Yugi hat dafür ein verdammt gutes Reaktionsvermögen und ein unerschütterliches Vertrauen, denn er lenkt das Polizeiauto scheinbar blind in die nächste Gasse, ohne gegen die Mauer zu fahren und hält dort an.
 

„Wie viele?“
 

„10. Zwei davon auf dem Dach der Nummer 9, einer von denen hat uns auch die Windschutzscheibe zerdeppert. Drei verstecken sich im Eingang der Nummer 12 schräg gegenüber. Zwei liegen auf der Straße und rühren sich nicht, vermutlich eliminiert. Zwei weitere schleichen sich geduckt auf eine Limousine zu. Drei andere geben aus der kleinen Gasse zwischen Nummer 7 und Nummer 5 Feuerschutz. Hinter der Limousine konnte ich zwei Köpfe ausmachen, vermutlich die Bodyguards, wen sie beschützen, weiß ich nicht, aber soweit ich erkennen konnte, ist es eine Limousine der KC. Der Fahrer ist scheinbar tot.“
 

Ich steige aus dem Auto und hol mir mein halbautomatisches Scharfschützengewehr HK PSG1 aus dem Kofferraum, das ich für besondere Notfälle immer dabei habe. Besonders geeignet bei Geiselnahmen, weil man aus einer großen Entfernung zielsicher die Geiselnehmer ausschalten kann, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben oder seine Position zu verraten.
 

„Sei vorsichtig, Yami. Ich halt hier unten die Stellung.“
 

Yugi schnappt sich eine Makarov Typ 59, einen chinesischen Nachbau der Makarow PM, aus dem Kofferraum. Die Waffe ist klein und handlich, genau das Richtige für ihn, dennoch seh ich es nicht gerne, wenn er mit dem Ding rumläuft. Die Waffe ist einfach zu ungenau und auch mit einer sehr ruhigen Hand verfehlt man viel zu oft das eigentliche Ziel. Was wahrscheinlich mit ein Grund ist, warum Yugi diese Pistole so mag, er schießt lieber daneben als jemanden ernsthaft zu treffen und zu verwunden.
 

„Du auch. Ich lass Dich ungern hier zurück.“
 

„Ich weiß, aber ich komm klar.“
 

Ich wuschle ihm noch einmal durchs Haar und marschiere auf die Feuerleiter zu, die an der rechten Hauswand angebracht ist. Ich brauch ne gute Position, damit ich alles im Blickfeld habe. Also ab aufs Dach.
 

„Bis später.“
 

„Ja, bis später.“
 

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Ich war ja einiges gewöhnt. Ich hatte viel gesehen. War vielen Menschen begegnet. Hatte viele Situationen überstanden. Habe Mordanschläge überlebt. Mich mit Rivalen aus anderen Yakuza-Gruppen rumgeschlagen. Aufstände in den eigenen Reihen vereitelt. Wurde von weiblichen und sogar männlichen Fans belagert. Aber bisher hatte ich es noch nicht gewagt, mich so offensichtlich gegen meine eigenen Leute zu stellen, bis heute. Mir war nicht ganz klar wie ich mit so einer Situation umgehen sollte. Mein Vater Saburo nahm mir diese Entscheidung jedoch ab, indem er mich mit dem Messer buchstäblich erdolchen wollte und mich anschrie:
 

„Ich bring Dich diesmal eigenhändig um!“
 

Zuvor hatte ich ihm mitgeteilt, dass ich bei seinem Plan, die Kaiba-Brüder diesmal endgültig auszuschalten, nicht mitmachen würde. Unter gar keinen Umständen. Ich nannte ihm keinen Grund, das war allerdings auch nicht nötig, vermutlich hätte es ihn nur noch mehr in Rage versetzt. Wie hätte ich ihm auch erklären sollen, dass es ausgerechnet Seto Kaiba war, dem ich mein Leben verdanke? Auch wenn es vermutlich nicht einmal seine Absicht war, mich zu retten und ich ihm im Grunde eigentlich gar nichts schuldig bin, wenn man es ganz genau betrachtet. Immerhin bin ich nur rein zufällig ausgerechnet in seiner Limousine gelandet.
 

„Versuch es, Arschloch!“
 

Mir war klar, dass ich gegen meinen Vater im Grunde kaum eine Chance hatte, er war einfach zu gut. Aber ich hatte einfach eine viel zu große Klappe und das Wort Aufgeben kannte ich nicht. Die Wörter taktischer Rückzug fielen mir jedoch noch rechtzeitig ein, als ich an Kaiba dachte und an seine Brüder. Ich musste ihn warnen. Um jeden Preis. Also machte ich mich aus dem Staub, ich war der Schnellste von uns allen, es war also im Grunde eine Kleinigkeit für mich. So ganz unverletzt entkam ich jedoch nicht. Mein Vater schaffte es sogar noch, mich mit dem Messer am Bein zu treffen, so dass es sogar stecken blieb.
 

„Verdammter Mist!“
 

Fluchend hab ich mir das nächstbeste Taxi geschnappt und bin auf direktem Weg zur Kaiba Villa gefahren. Das Messer warf ich aus dem Fenster, riss mir den rechten Ärmel meiner Jacke ab und verband die Wunde damit. Ich war unbewaffnet, als ich bei Kaiba ankam, was vermutlich mein Glück war. Dieser Bodyguard hätte mich vermutlich gar nicht erst in Kaibas Büro geschleppt und mich viel lieber gleich an Ort und Stelle abgeknallt. Nicht dass er das nicht auch jetzt noch könnte, immerhin sitzt er gerade neben mir in der Limousine und versucht mich mit seinem Blick zu ermorden, auch wenn ich seine Augen hinter seiner Sonnenbrille nicht erkennen kann.
 

„Roland. Wir reden später. Ich brauch den Typen noch.“
 

Kaiba sitzt auf der anderen Seite von diesem Bodyguard Roland, hat lässig ein Bein über das andere geschlagen und seine Arme verschränkt. Man sieht ihm nicht an, dass er nervös ist, aber ich weiß es dennoch. Ich kann es spüren. Beinahe körperlich. Wenn man sich solange auf der Straße rumtreibt wie ich, schärfen sich die Sinne wie von selbst. Und mir richten sich gerade die Nackenhaare auf, mein Instinkt sagt mir, dass dort ein wilder Tiger sitzt, der nur darauf wartet aus seinem Käfig gelassen zu werden. Und wehe dem, der sich dann in Sprungreichweite befindet.
 

„Die Sache gefällt mir nicht, Sir.“
 

Roland fixiert mich noch einmal kurz, zieht seine Augenbrauen über seiner Sonnenbrille zusammen und wendet sich dann endgültig von mir ab.
 

„Du kannst mich ja abknallen, wenn die Sache hier vorbei ist, falls ich dann noch am Leben bin.“
 

Ich mach mir keine Illusionen. Das wird ein harter Kampf. Und wenn ich mich auf Kaibas Seite schlage, gebe ich mit Sicherheit eine perfekte Zielscheibe ab. Meine Männer warten sicher nur darauf, einen Grund zu haben, um mich niederzustrecken. Ich hoffe nur, dass mein bester Freund Hiroto nicht zu den Leuten gehört, die gerade versuchen, die andren Kaiba-Brüder zu erledigen.
 

„Wir sind gleich da, Sir.“
 

Der Fahrer der Limousine verlangsamt sein Tempo und hält dann unaufgefordert in einer kleinen Seitenstraße in der Nähe der Masa Avenue an. Die Tatsache, dass nur zwei Straßen weiter das Gebiet der Taido-kai beginnt, mit der ich mich zuvor angelegt hatte, lässt mich leise aufseufzen.
 

„Klasse. Besser kann es gar nicht mehr kommen. Willkommen im Hexenkessel von Domino City.“
 

Links die Taido-kai, rechts die Jonogami-kai und ich mitten drin und das auch noch in Begleitung vom Teufel Kaiba und seines Advokaten Roland höchstpersönlich.
 

„Teilen wir uns hinterher ne Pizza?“
 

Ohne eine Antwort abzuwarten, spring ich aus der Limousine und sprinte die Seitenstraße entlang und um die Ecke in die Masa Avenue. Kaiba ist mir dicht auf den Fersen, Roland höre ich etwas weiter hinten. Ein Klicken rechts von mir lässt mich scharf bremsen, so dass Kaiba fast in mich reinrennt. Ohne nachzudenken, dreh ich mich zur Seite und feuere eine Kugel in eine Seitengasse auf der anderen Seite der Masa Avenue, während direkt neben mir eine Kugel ins Mauerwerk knallt.
 

„Was zum…“
 

Ein Mann fällt auf der anderen Straßenseite aus dem Schatten der Häuser und rührt sich nicht, Kaiba ist sofort still und zieht ebenfalls seine Waffe.
 

„Woher wusstest Du?“
 

Ich tippe auf mein rechtes Ohr und grinse Kaiba an.
 

„Perfektes Gehör, leider nur auf der rechten Seite. Links hat mich mal ne Kugel gestreift, seitdem hör ich da nicht mehr ganz so gut.“
 

Ich dreh mich wieder um und renne die Masa Avenue entlang, ich kann die Schüsse überlaut hören, dabei sind wir noch ein ganzes Stück vom eigentlichen Schauplatz entfernt. Was mich allerdings ein wenig verwirrt, ist die Tatsache, dass dort eine Waffe abgefeuert wird, die definitiv nicht zur Jonogami-kai gehört und mit Sicherheit auch nicht zu den Kaibas.
 

„HK PSG1, halbautomatisch, Kaliber 7,62 × 51 mm NATO, keiner von uns. Verdammt zielsicher, wer auch immer da auf dem Dach hockt.“
 

„Das ist eine Polizeiwaffe, Spezialeinheit.“
 

Ich nicke bestätigend.
 

„Ist scheinbar alleine unterwegs.“
 

Ich bleibe kurz stehen um die Geräusche besser unterscheiden zu können.
 

„Korrektur. Zu zweit. Aus ner Seitengasse kommt das Geräusch einer Makarov Typ 59, Kaliber 9,2 × 18 mm. Merkwürdige Wahl für nen Cop, zu ungenau.“
 

Geduckt schleichen wir uns näher heran, uns kommt zu Gute, dass die Hälfte der Straßenlaternen heute an Altersschwäche leidet und nur schwach flackern.
 

„Deine Männer halten sich wacker. Ich kann zwei Beretta Elite II hinter der Limousine hören, Kaliber 4,5 mm.“
 

„Sind von Gozaburo persönlich ausgebildet worden.“
 

Ich höre die Bitterkeit in Kaibas Worten und verstehe sofort. Das Verhältnis zu meinem Vater ist nicht viel besser.
 

„Also gut. Auf in den Kampf. Hoffen wir mal, dass der Cop uns nicht vorher erwischt.“
 

„Wenn er so zielsicher ist, wie Du sagst, wird er hoffentlich auch erkennen, wen er da im Visier hat.“
 

Ich unterdrücke ein Lachen.
 

„Genau das befürchte ich ja. Bei den Cops bin ich kein Unbekannter. Auf Dich wird er nicht schießen, bei mir sieht die Sache dann doch etwas anders aus.“
 

Und trotzdem lass ich es mir nicht nehmen, Kaiba frech anzugrinsen. Das hier ist genau nach meinem Geschmack. Ich bin zwar etwas angeschlagen durch die Schnittwunden und das kleine Loch im Bein, aber ich könnte mir keinen besseren Ort für mein vorzeitiges Ableben vorstellen, wenn es denn heute soweit sein sollte.

Finaler Kampf

~~ Yami Mutou ~~
 

Seit drei Minuten liege ich hier oben auf dem Dach und versuche die Position der Männer auszumachen, gegen die ich hier gerade antreten muss. Die zwei Scharfschützen auf dem Dach der Nummer 9 habe ich gleich bei meiner Ankunft ausgeschaltet, bevor sie mir gefährlich werden konnten, auch wenn ich dabei einen Streifschuss an der linken Schulter kassiert habe. Der eine Typ war verdammt schnell, aber nicht treffsicher genug, ich war besser. Bleiben also noch 8 lebende Zielscheiben.
 

„Yami? Alles okay da oben?“
 

Yugi macht sich scheinbar schon wieder Sorgen um mich. Dank des Security Headsets stehen wir zum Glück in ständiger Verbindung.
 

„Ja. Hab die Scharfschützen beseitigt. Werd mich jetzt um den Rest kümmern. Wie sieht‘s bei Dir aus?“
 

Kurze Zeit ist es still, mit Ausnahme der vereinzelten Schüsse, die unter mir auf der Straße und zwischen den Häusern zu hören sind.
 

„Keine besonderen Vorkommnisse. Die zwei Typen auf der Straße haben sich wieder zurückgezogen, nachdem ich ein paar Kugeln über ihre Köpfe gejagt hab. Der Rest der Männer scheint sich aufgeteilt zu haben. Kannst Du ihre derzeitige Position ausmachen?“
 

Suchend schau ich mich um, kann allerdings nur 6 Gegner erkennen, zwei befinden sich anscheinend außerhalb meines Blickfeldes.
 

„Einer kniet im Hauseingang der Nummer 7, ein zweiter kriecht in Höhe der Nummer 5 über die Straße in Richtung Limousine. Der Dritte hängt zwischen der Nummer 3 und der Nummer 5 in der Seitenstraße rum. Ein weiterer befindet sich noch immer in der Gasse zwischen Nummer 5 und Nummer 7 und zwei klettern gerade die Feuerleiter der Nummer 9 hoch. Die letzten beiden Kerle kann ich nirgends entdecken, wäre möglich, dass die sich irgendwo im Haus verkrochen haben oder sich gerade von hinten an Dich heranschleichen. Wäre besser, wenn Du Deine Position wechselst. Lass das Auto einfach stehn und verschwinde von da.“
 

„Aber…“
 

Ich knirsche mit den Zähnen.
 

„Kein ‚aber‘! Sofort!“
 

„Okay.“
 

Ich seufze leise. Mir gefällt diese ganze Sache nicht. Das sind mir einfach zu viele Gegner. Alleine werd ich damit nicht fertig und den Bodyguards bei der Limousine scheint die Munition auszugehen, denn von dort erklingt nur noch sehr vereinzelt ein Schuss. Lange werden die sich nicht mehr halten können.
 

„Wie sieht‘s aus mit der Verstärkung?“
 

„Nicht gut. Anzu hat mir mitgeteilt, dass scheinbar jeder gerade irgendwo im Einsatz ist, aus welchem Grund auch immer. Lagerhausbrand am Domino Pier. Einbruch im Villenviertel. Wir sind unterbesetzt. Kann ne Weile dauern, bis jemand herkommt.“
 

Genervt schließe ich die Augen.
 

„Na super. Worauf hab ich mich bloß wieder eingelassen.“
 

„Nicht meckern, Yami, wir schaffen das schon.“
 

Ich widme mich wieder meinen Beobachtungen, der Kerl auf der Straße schleicht sich immer dichter an die Limousine heran, den sollte ich schleunigst ausschalten.
 

„Sieh lieber zu, dass Du wegkommst, bevor die Dich da unten noch auseinandernehmen.“
 

„Bin schon unterwegs.“
 

Etwas Weißes schleicht sich an den äußeren Rand meines Gesichtsfeldes, meine Augen zucken beinahe automatisch nach rechts und hinauf in die Masa Avenue. Für so geübte Augen wie meine ist es kein Problem die Gestalt auf meiner Straßenseite auszumachen, trotz des trüben Lichtes der nur flackernden Straßenlaternen.
 

Es gibt in ganz Domino City nur zwei Personen, die so einen leuchtend weißen Mantel tragen und nur einer von ihnen würde es wagen sich so völlig unerschrocken mit eben diesem Mantel in feindliches Territorium zu begeben, wohl wissend, dass er für geübte Augen besonders in der Nacht eine verdammt gute Zielscheibe abgibt.
 

Was mich aber völlig aus dem Konzept bringt, ist der blonde Schopf der zweiten Gestalt, die sich direkt daneben befindet. Trotz der geduckten Haltung beider Gestalten kann ich erkennen, dass die zweite Gestalt kleiner ist, als die lebensmüde Zielscheibe neben ihm. Nur Sekundenbruchteile erhellt eine aufflackernde Laterne das Gesicht der Gestalt mit dem blonden Haarschopf und ich ziehe scharf die Luft ein.
 

Was, in Horus Namen, macht ein verdammter Yakuza-Sohn in Begleitung eines lebensmüden Multimilliardärs? Und warum, zum Rah, gehen die sich nicht gegenseitig an die Gurgel, sondern springen stattdessen, Seite an Seite, mitten in diesen kochenden Hexenkessel?
 

Noch während ich die beiden beobachte, schießt der verdammte Blondschopf einmal in Richtung Hauseingang der Nummer 7 und lässt den Typen dort in sich zusammensacken, während der lebensmüde Kaiba mit zwei gezielten Schüssen die beiden Kerle von der Feuerleiter an der Hauswand der Nummer 9 runterholt.
 

„Yugi, wir haben unsere Verstärkung, aber Du wirst nicht glauben wer da gerade angekommen ist. Jedenfalls haben wir jetzt 3 Probleme weniger.“
 

Was, zum Geier, geht hier vor sich?
 

„4 Probleme weniger. Einem hab ich hier unten gerade eine Kugel in die Schulter verpasst, als er versucht hat, mich von hinten anzuspringen. Bin grade dabei, den Kerl zu fesseln. Hab aber leider nen Messer in die Rippen bekommen, schmerzhaft. Werd wohl diesmal nicht um nen Krankenhausbesuch herumkommen. Anzu dreht mir dafür sicher den Hals um.“
 

Zornig zieh ich meine Augenbrauen zusammen.
 

„Wenn sie es nicht tut, mach ich es. Hab ich Dir nicht gesagt, Du sollst vorsichtig sein?“
 

„War ich doch, immerhin hab ich diesmal ja getroffen.“
 

Ich seufze niedergeschlagen. Dagegen kann ich nun wirklich nichts mehr erwidern.
 

„Fein. Hast gewonnen. Und jetzt verkriech Dich irgendwo und lass uns den Rest erledigen, bevor ich runterkomm und Dir wirklich den Hals umdrehe.“
 

„Geht klar.“
 

Nur Sekunden später springt der Mann, der sich bis eben noch liegend an die unten stehende Limousine herangeschlichen hat, auf und hechtet über die Motorhaube eben dieser, ich reagiere im selben Moment und jage dem Kerl noch im Sprung eine wohlgezielte Kugel in die Stirn, so dass er reglos auf der Motorhaube liegenbleibt und wie in Zeitlupe nach rechts zurück auf die Straße rutscht und somit aus meinem Blickfeld verschwindet.
 

Die folgende Stille ist schier erdrückend, in Anbetracht der Tatsache, dass nur Sekunden vorher ein stetiger Schusswechsel unten auf der Straße zu hören war. Und dann muss ich ruckartig den Kopf einziehen, weil gleich aus zwei Richtungen auf mich geschossen wird. Klasse!
 

„Yugi? Ich zieh mich zurück. Komm zurück zum Auto und bring Dein verschnürtes Paket mit, vielleicht brauchen wir den Kerl noch.“
 

„Okay, wir treffen uns unten.“
 

~~ Mokuba Kaiba ~~
 

Erschrocken starre ich in Richtung Motorhaube von Noahs Limousine.
 

„Habt ihr das gerade gesehn?“
 

Fuguta drückt mich sofort wieder runter auf den Boden.
 

„Bleib unten, Kleiner!“
 

Er schießt zwischen Hauswand und Limousine die Masa Avenue entlang.
 

„Wieder einer weniger. Aber jetzt hab ich keine Munition mehr. Was ist mit Dir, Kemo?“
 

An der nächsten Hausecke seh ich einen Mann zu Boden fallen, der war verdammt dicht, nicht so nah wie der, der jetzt hinter der Limousine liegt, aber dennoch.
 

„Eine Patrone noch, mehr hab ich nicht. Wer auch immer dieser Scharfschütze ist, er hat uns grade das Leben gerettet.“
 

„Ist mit Sicherheit einer der Cops, die hinten die Seitenstraße abgebogen sind.“
 

Kemo nickt zustimmend.
 

„Wird sich aber jetzt vermutlich eine andere Position suchen müssen, solange die von da drüben auf ihn feuern.“
 

„Fuguta!“
 

Seto! Ich dreh mich um, muss aber enttäuscht feststellen, dass mein Bruder nicht persönlich hier ist, seine Stimme kommt nur aus Fugutas Mini-Funkgerät.
 

„Boss?“
 

„Wer von euch hat grade den Typen an der Ecke niedergestreckt?“
 

„Das war ich, Sir.“
 

„Sehr gut. Sag Noah, er soll Dir mehr Gehalt zahlen. Dank Dir bin ich noch am Leben. Der Kerl hatte es doch tatsächlich gewagt, auf mich zu schießen. Idiot! Wir sind gleich da. Sonst alles okay bei euch?“
 

Fuguta schaut kurz zu mir und dann hinunter zu Noah, der nur halb bei Bewusstsein ist.
 

„Mokuba geht’s gut, nur Noah sieht übel aus, er muss dringend ins Krankenhaus. Und wir haben keine Munition mehr.“
 

„Keine Panik, behaltet einfach die Köpfe unten, wir kümmern uns um den Rest.“
 

~~ Seto Kaiba ~~
 

Wenn mich jemand fragen würde, warum ich zugelassen habe, dass mich ein verdammter Yakuza-Bengel in eine Schlacht begleitet, die ihn eigentlich gar nichts angeht und das obwohl ich ihm zu hundert Prozent misstraue, dann würde ich vermutlich antworten: ‚Weil er denselben kalten Blick besitzt wie ich.‘ und ‚Er ist wie das Spiegelbild meiner selbst.‘ Zumindest wäre das die Antwort gewesen, die ich vor wenigen Minuten noch gegeben hätte.
 

„Gleichstand, Kaiba. Wäre mir Dein blöder Bodyguard nicht zuvorgekommen, wäre ich jetzt in Führung.“
 

Sieht er das hier etwa als einen Wettstreit an, um zu sehen, wer von uns beiden die meisten Leute abknallt? Nicht gewillt, ihm eine Antwort zu geben, wende ich mich an Roland, der noch immer hinter uns herschleicht.
 

„Du weißt was zu tun ist.“
 

Mehr ist als Befehl nicht nötig. Wir haben schon ähnliche Situationen durchgemacht. Roland wird bei meinen Brüdern die Stellung halten und alles absichern, während ich mich um die Angreifer kümmere. Der Unterschied besteht nur darin, dass ich diesmal nicht alleine bin, um die Gegner auszuschalten, die das Leben meiner Brüder bedrohen.
 

Warum ich mich jedes Mal selbst in so eine Gefahr begebe, wurde ich schon das eine oder andere Mal gefragt. Meistens blieb ich den Leuten eine Antwort schuldig. Die Wahrheit ist, dass es vermutlich längst reine Routine ist, dass ich mich schützend vor meine Brüder stelle, ohne auf mich selbst irgendeine Rücksicht zu nehmen.
 

Das war schon so, als Mokuba geboren wurde und dafür unsere Mutter starb, weil sie während der Geburt einen Kreislaufkollaps hatte. Mit Noah kam nur ein weiterer Bruder hinzu, den ich um jeden Preis beschützen wollte. Das hat sich bis heute nicht geändert und wird sich auch bis zu meinem endgültigen Ableben nicht ändern. Und ich habe nicht vor in naher Zukunft das Zeitliche zu segnen.
 

„Ich krall mir den Typen in der Gasse zwischen der 5 und 7, nimmst Du den andren?“
 

Ich werfe dem Yakuza-Bengel Katsuya einen vernichtenden Blick zu, bevor ich mich, ohne ihm eine Antwort zu geben, von ihm abwende und zielstrebig auf die Seitenstraße zwischen der 3 und der 5, auf der anderen Straßenseite der Masa Avenue, zusteuere, immer darauf bedacht, mir keine Kugel einzufangen.
 

Ja. Es stimmt: ‚Er besitzt denselben kalten Blick wie ich.‘ Aber: ‚Er ist mit Sicherheit nicht mein Spiegelbild.‘ Denn: ‚Dieses dämliche Grinsen in seinem Gesicht zeugt eindeutig davon, dass der Kerl absolut, und das möchte ich ausdrücklich betonten, gar keinen Verstand besitzt!‘
 

„Bis später, Kaiba.“
 

Oder er ist noch viel lebensmüder als ich.
 

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Grinsend werfe ich Kaiba einen letzten Blick hinterher, bevor ich mich endgültig von ihm abwende, um mich um das eigentliche Problem zu kümmern. Anscheinend ist der Typ, in der kleinen Gasse schräg gegenüber, gerade damit beschäftigt, vor mir zu flüchten. Scheinbar hatte er erkannt wer sich gerade auf dem Weg zu ihm befindet. Ich kann überdeutlich das Geräusch seiner, von den Hauswänden abprallenden, stolpernden und stetig leiser werdenden Schritte hören.
 

„Du entkommst mir nicht.“
 

Anfangs hab ich mich noch vor meiner eigenen eisigen Stimme erschreckt, doch das ist Jahre her, nun kümmert es mich nicht mehr. Wenn ich mich in einem Kampf befinde, reagiert mein Körper fast automatisch. Jeder Muskel meines Körpers spannt sich an, mein Jagdinstinkt flammt auf. Fast andächtig lausche ich sekundenlang meinem stetig ansteigenden Pulsschlag, während ich meine Schritte leicht beschleunige.
 

„Niemand entkommt mir.“
 

Tief atme ich durch, schließe kurz die Augen und sprinte in der nächsten Sekunde, ähnlich einem Puma, hinter meiner Beute her. Ich muss, nein, ich werde ihn erwischen, bevor er sich zurück ins Gebiet meines Vaters flüchten und dort wohlmöglich Verstärkung holen kann.
 

Ich springe gekonnt über ein paar Kisten hinweg, die mir den Weg versperren und sprinte weiter in der engen Gasse zwischen den Häusern hindurch, vorbei an Mülltonnen, Feuerleitern und abgestellten Fahrrädern. Immer kleiner wird der Abstand zwischen mir und dem Kerl, der so verzweifelt versucht mir zu entkommen. Ich höre, wie er stolpert und sehe, im schwachen Schein einer Straßenlaterne, einen Kistenstapel in sich zusammenfallen, nur wenige Meter von mir entfernt.
 

Scheinbar fluchend rappelt sich meine Beute auf und rührt sich nicht mehr. Kein Laut dringt an meine Ohren. Ich verlangsame mein Tempo, fast gemächlich schreite ich auf die Gestalt zu, die ich nur schemenhaft neben den Kisten erkennen kann. Still bete ich dafür, dass es nicht mein Freund Hiroto ist und atme erleichtert auf, als ich einen Blick ist das Gesicht meines Gegenübers werfen kann.
 

„Hirutani.“
 

Meine Stimme ist eisig und ich bleibe direkt vor meinem besten Mann, Hirutani Rintama, stehen, den ich schon seit Ewigkeiten kenne und den ich einmal als Freund bezeichnet habe, damals, als ich das erste Mal gegen meinen Vater rebellierte und bevor ich wusste, wie hinterhältig und brutal er tatsächlich sein konnte.
 

Mit einem Blick der absoluten Verachtung starre ich ihn an, ich kann denselben Hass in seinen Augen sehen und einen Hauch von Angst.
 

„Katsuya.“
 

Es ist nur ein leises Zischen, das er mir voller Zorn entgegenschleudert. Wenn er könnte, hätte er mir vermutlich schon längst eine Kugel in den Kopf gejagt. Daher kann ich mit fast hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass er keine Munition mehr hat, um mich hinterhältig abknallen zu können.
 

Hirutani ist ein Feigling, ohne seine Knarre und seine Gefolgsleute ist er ein Niemand. Wenn ich wollte, könnte ich ihn einfach so erschießen, er würde es nicht einmal kommen sehn. Doch die geborgte Waffe von Kaiba steckt hinter meinem Rücken in meinem Hosenbund und ich habe nicht vor, auch nur eine Kugel für Hirutani zu verschwenden.
 

Schweigend starrt Hirutani mich an, sein Gesicht vor Zorn zu einer hässlichen Grimasse verzerrt, seine Haltung gekrümmt, sprungbereit. Die unbändige Angst, die er vor mir hat, lässt mich vor grimmiger Freude erzittern. Ich kann in seinen Augen lesen, dass er mit sich ringt und versucht eine Entscheidung zu treffen, Flucht oder Angriff.
 

Mit einem Knurren zückt er sein gezacktes Klappmesser aus seiner Hosentasche und entscheidet sich letztendlich doch für einen Frontalangriff auf mich. Geschickt weiche ich zur Seite aus, lasse ihn an mir vorbei stolpern. Er dreht sich ruckartig wieder zu mir um und kommt erneut auf mich zu, wieder lasse ich ihn ins Leere laufen. Wie in Zeitlupe sehe ich alle seine Bewegungen voraus.
 

Er ist schnell und ein guter Kämpfer, früher war er mal stärker als ich, aber auch das ist Jahre her. Wieder versucht er mich mit seinem Messer zu treffen, diesmal greife ich nach seinem Handgelenk und drücke kräftig zu, so dass er mit einem leisen Fluch das Messer fallen lässt. Ich fang das Messer mit meiner anderen Hand auf, noch bevor es auf dem Boden landen kann.
 

Mit einem geschickten Handgriff dreh ich ihm den rechten Arm auf den Rücken, presse ihn mit meinem ganzen Körper unbarmherzig auf den kalten Asphalt und drücke ihm sein eigenes Messer an die Kehle.
 

„Es wäre so einfach, Hirutani, ein einfacher Schnitt.“, zische ich eisig in sein linkes Ohr und kann spüren, wie sein Körper vor Panik erzittert, während sich die kalte Klinge immer tiefer in seine erhitzte Haut schneidet, Schweiß steht ihm auf der Stirn.
 

Er weiß, dass ich es ernst meine, er hat es schon einmal gesehn, damals, als ich das erste Mal getötet habe. Unbarmherzig. Kaltblütig. Grausam. So jedenfalls haben es alle Umstehenden empfunden. Für mich war es nur simple Rache. Der Kerl hatte es nicht anders verdient. Niemand versucht ungestraft meine kleine Schwester zu vergewaltigen. Niemand!
 

Da ich erst 13 war, bin ich mit einem Jahr auf Bewährung davongekommen. Die Aussage meiner Schwester hatte natürlich ebenfalls einen großen Einfluss auf das Urteil, ‚Tötung im Affekt‘ hieß es damals. Wenn es nach den Polizisten gegangen wäre, säße ich sicher lebenslang im Knast.
 

Seit damals hab ich natürlich noch ein paar andere Leute auf dem Gewissen. Allerdings war ich immer darauf bedacht, nur den untersten Abschaum von Domino City auszumerzen, ganz im Gegensatz zu Hirutani, dem es ein Vergnügen zu sein scheint, seine Opfer zu quälen, ganz gleich zu welcher Gesellschaftsschicht sie gehören.
 

„Du kannst mich nicht töten, Katsuya und das weißt Du.“
 

Hirutanis Stimme zittert, halb vor Wut, halb vor Angst. Ich presse ihm das Messer noch tiefer in seinen Hals, Blut fließt über meine Hand.
 

„Sei Dir da nicht so sicher, Hirutani.“
 

Erneut drücke ich die Klinge tiefer in seine Kehle und höre seinen gequälten Schrei mit stiller Genugtuung, bevor ich mich wieder aufrichte und ihn freigebe.
 

Verschwinde. Und bestell meinem Vater einen schönen Gruß. Wenn er an die Kaiba-Brüder ran will, muss er erst an mir vorbei.“
 

Mit seinem Klappmesser in der Hand wende ich mich von ihm ab, ich höre ihn hinter mir aufspringen, ich reagiere augenblicklich und noch bevor er sich auf mich stürzen kann, ramme ich ihm seinen eigenes Messer in die Brust, nur knapp über seinem Herzen. Stöhnend bricht er zusammen, es kümmert mich nicht.
 

„Ich hoffe, Du überlebst, damit Du meinem Vater die Botschaft übermitteln kannst.“
 

Ich werfe noch einen letzten Blick auf seine wimmernde Gestalt, dreh mich ungerührt um und marschiere zielstrebig zurück durch die enge Gasse in Richtung Masa Avenue.

Aufräumarbeiten

~~ Yugi Mutou ~~
 

Seufzend lehne ich an der Seite unseres Polizeiautos, während mir mein Bruder Yami einen festen Verband um den Oberkörper legt.
 

„Es ist zum Glück nur eine leichte Wunde auf der rechten Seite, zwischen der zweiten und dritten Rippe. Du hattest Glück.“
 

Ich deute etwas mürrisch auf seine linke Schulter, die ich vor wenigen Minuten verbunden habe.
 

„Du auch. Etwas weiter rechts und es hätte Deinen Hals getroffen.“
 

Yami zuckt nur mit den Schultern.
 

„Der konnte halt nicht zielen.“
 

Ich schüttle missbilligend den Kopf und deute dann auf den Gefangenen im Inneren des Wagens, der leise Flüche vor sich hinmurmelt.
 

„Was machen wir mit ihm?“
 

„Wir nehmen ihn nachher mit aufs Revier und werden ihn verhören. Mal sehen, wie gesprächig er ist. Pass erstmal auf ihn auf, ich kümmere mich mal um die Kaibas, dahinten scheint ja so langsam Ruhe eingekehrt zu sein. Wir müssen hier auf jeden Fall schleunigst verschwinden, bevor die Jonogami-kai Verstärkung schickt oder sich wohlmöglich noch die Taido-kai hier einmischt.“
 

Ich nicke ihm zu.
 

„Pass aber auf, vielleicht steckt noch jemand irgendwo und wartet auf seine Chance.“
 

Mein Bruder grinst mich nur verschwörerisch an und zieht seinen Colt Python .357 Magnum aus seinem Schulterhalfter.
 

„Soll er doch versuchen. Ich warte nur darauf.“
 

Er wuschelt mir noch kurz durchs Haar und wendet sich dann von mir ab. Ich schau ihm nach, bis er um die Hausecke verschwindet und in die Masa Avenue einbiegt.
 

~~ Yami Mutou ~~
 

Langsam und gemächlich geh ich auf die Limousine zu, die Hände in den Hosentaschen meiner Polizeiuniform vergraben.
 

„Seid ihr noch am Leben?“
 

Meine Stimme ist klar und deutlich, aber ruhig und autoritär. Ein bulliger Anzugträger mit Sonnenbrille kommt mir mit gezogener Waffe entgegen.
 

„Können Sie sich ausweisen?“
 

Ich seufze leise. War ja klar! Dabei bin ich bei den Kaibas eigentlich kein Unbekannter. Ich zieh langsam meine Dienstmarke und meinen Dienstausweis aus der linken Brusttasche und reiche sie an den Bodyguard, der mir irgendwann mal als Roland vorgestellt wurde, weiter.
 

„Wollen Sie auch noch Führerschein und Personalausweis? Oder meine Krankenversicherungskarte?“
 

Der Anzugträger versucht im schwachen Licht der Straßenlaternen meinen Ausweis zu studieren. Warum nimmt er nicht einfach seine Sonnenbrille ab? Es ist mitten in der Nacht! Er gibt mir Ausweis und Dienstmarke mit einem Kopfschütteln zurück.
 

„Danke, das genügt. Sind Sie der Scharfschütze von vorhin?“
 

Ich nicke knapp und deute mit dem Kopf auf die Limousine.
 

„Gibt’s Verletzte? Tote?“
 

Der Bodyguard seufzt niedergeschlagen.
 

„Fahrer tot. Mr. Noah Kaiba an der Schulter verletzt. Ansonsten nur Kleinigkeiten. Krankenwagen des Kaiba Hospitals ist bereits auf dem Weg.“
 

Knapp und informativ, wie es üblich ist bei den Kaibas und ihren Angestellten.
 

„Räumt Seto Kaiba wieder auf?“
 

Ist nicht das erste Mal, dass ich das fragen muss. Neuerdings häufen sich die Alleinaktionen von Seto Kaiba jedoch.
 

„Ja. Allerdings ist er diesmal in Begleitung.“
 

Er lässt ein leises Knurren vernehmen und räuspert sich entschuldigend.
 

„Wie kommt‘s, dass es ausgerechnet Katsuya Jonouchi ist?“
 

Die Antwort darauf würde mich wirklich interessieren.
 

„Da müssen Sie meinen Boss fragen, war nicht meine Idee.“
 

Ich nicke verstehend. Seto Kaiba hat so einige Geheimnisse, aber er wird schon wissen was er tut. Zumindest war es bisher immer so. Er tut nie etwas Unüberlegtes.
 

~~ Seto Kaiba ~~
 

Fluchend steck ich mir meine Waffe wieder zurück in die Manteltasche und kicke dem Yakuza-Abschaum, der vor mir auf dem Boden liegt und sich nicht mehr rühren kann, in die Rippen. Ich hasse es, wenn die Leute vor mir davonlaufen und ich ihnen hinterherjagen muss. Feiglinge, allesamt!
 

„Kein Arsch in der Hose, aber Hinterhalte planen und sich mit uns anlegen wollen!“
 

Ich wende den Blick von dem toten Typen ab und marschiere mit schnellen Schritten zurück durch die Seitenstraße in Richtung Masa Avenue. Unruhig beschleunige ich mein Tempo, so dass ich am Ende fast rennend die Hauptstraße betrete.
 

„Kaiba. Alles klar?“
 

Ich wende meinen Blick kurz nach links, der Yakuza-Bengel Katsuya grinst mich frech an.
 

„Sicher. Und selbst?“
 

Er zuckt grinsend mit den Schultern und deutet mit dem Kopf über eben diese.
 

„Messer in der Brust. Wenn er überlebt, übermittelt er meinem Vater eine Botschaft. Wenn nicht…“
 

Er macht eine wegwerfende Handbewegung und ich verstehe. Eine Überlebungschance ist vermutlich ziemlich gering. Ich wende mich von ihm ab und steuere auf Noahs Limousine zu und bemerke sofort den Polizisten, der sich zu Roland gesellt hat und mir nun entgegen kommt.
 

„Kaiba.“
 

„Mutou.“
 

Keiner von uns verschwendet viel Zeit mit Begrüßungen. Wir sind uns schon einige Male in ähnlicher Situation begegnet.
 

„Bekomm ich ne Erklärung?“
 

Er deutet kurz mit dem Kopf auf den Yakuza-Bengel, der sich neben mich gestellt hat und unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt. Scheinbar gefällt es ihm nicht sonderlich, einem Polizisten gegenüberzustehen.
 

„Später. Gibt`s Gefangene?“
 

Er zeigt mit dem Daumen über seine Schulter.
 

„Einer. Yugi kümmert sich um ihn.“
 

Der Yakuza-Bengel lässt ein Seufzen vernehmen und scharrt unruhig mit den Füßen.
 

„Kann ich ihn sehn? Also den Gefangenen? Vielleicht kenn ich ihn und kann euch nen paar Infos geben.“
 

Mutou wirft mir einen fragenden Blick zu, ich verschränke meine Arme und zucke leicht mit den Schultern.
 

„Deine Entscheidung.“
 

Er seufzt, wirft noch einen kurzen Blick zu dem Yakuza-Bengel und dreht sich dann um.
 

„Folg mir.“
 

Der Yakuza-Bengel Katsuya schaut mich kurz mit einem etwas unsicheren Blick an und folgt Mutou dann in eine Seitenstraße. Roland kommt unterdessen auf mich zu und deutet eine leichte Verbeugung an.
 

„Boss. Mr. Noah ist bei Bewusstsein, hat aber starke Schmerzen. Krankenwagen sollte in wenigen Minuten hier sein.“
 

Ich nicke knapp.
 

„Wie geht’s Mokuba?“
 

Roland seufzt leise.
 

„Den Umständen entsprechend gut. Er hat sich gut um Mr. Noah gekümmert, er ist aber ziemlich erschöpft und vor wenigen Minuten eingeschlafen. Ich hab ihn erstmal in die Limousine gelegt. Den Fahrer hab ich allerdings vorher rausgeholt.“
 

„Gut. Sorg dafür, dass er nachhause kommt. Ich kümmere mich hier um den Rest. Fuguta und Kemo sollen Noah ins Krankenhaus begleiten und sich ebenfalls behandeln lassen. Sobald Noah versorgt wurde, will ich, dass er heil nachhause gebracht wird. Ich will keinen erneuten Überfall. Verstanden?“
 

Er nickt.
 

„Jawohl, Sir.“
 

Roland dreht sich um und marschiert zurück zur Limousine, ich wende mich ab und gehe in Richtung Seitenstraße, in der Mutou und der Yakuza-Bengel verschwunden sind.
 

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Ein wenig erschrocken starre ich auf den Gefangenen, der fluchend und mit Handschellen gefesselt, auf dem Rücksitz der Polizistenkarre sitzt.
 

„Hiroto?“
 

Mein bester Freund schaut erschrocken hoch und drückt sich fast die Nase an der Autoscheibe platt.
 

„Katsuya? Was machst Du denn hier?“
 

Ich seufze leise und streich mir mit einer genervten Handbewegung durch die Haare.
 

„Dasselbe wollte ich Dich grade fragen!“
 

Er zuckt mit den Schultern.
 

„Hatte ich ne andre Wahl? Du warst ja nicht da. Und Du kennst doch Hirutani, der duldet keine Widerworte. Und Dein Vater schon gar nicht.“
 

Erneut seufze ich und werfe einen unsicheren Blick auf die beiden Zwillingsbullen, die mich argwöhnisch beobachten.
 

„Und nun sitzt Du ziemlich in der Klemme. Keine Ahnung ob mein Vater Dich hier rausboxen kann oder will.“
 

„Machst Du Dir etwa Sorgen?“
 

Ich werfe ihm einen mürrischen Blick zu.
 

„Klar! Du bist mein bester Freund.“
 

Hiroto lacht lustlos.
 

„Und warum kriege ich keine Erklärung für Dein plötzliches Verschwinden?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Hast Du doch gesehen. Musste erstmal meine eigene Haut retten und dann war da halt das hier.“
 

Ich mache mit der Hand eine Kreisbewegung, die das ganze Szenario hier umfasst.
 

„Also war’s ne spontane Entscheidung?“
 

Grinsend schau ich meinen besten Freund an.
 

„Kennst mich doch. Wann hab ich je lange über Entscheidungen nachgedacht?“
 

Er tut so, als müsse er sehr angestrengt überlegen und schüttelt dann grinsend den Kopf.
 

„Noch nie, soweit ich mich erinnern kann. Allerdings tust Du nie etwas ohne Grund. Und so wird es auch dieses Mal so sein. Also vertrau ich einfach mal darauf, dass Du weißt, was Du tust.“
 

Ich nicke ihm entschlossen zu.
 

„Glaub mir, das weiß ich verdammt genau.“
 

„Darf ich die Unterhaltung mal kurz unterbrechen?“
 

Ich dreh mich zu den beiden Cops um und schau den kleineren, der sich mir als Yugi Mutou vorgestellt hat, fragend an.
 

„Ja?“
 

„Mich würde interessieren, warum ein Mitglied der Jonogami-kai sich gegen seine eigenen Leute stellt und dann auch noch mit den Kaibas zusammenarbeitet?“
 

Ich komm nicht dazu, die Frage zu beantworten, denn der Grund, warum ich das hier mache, taucht gerade hinter ihm auf und wirft mir einen tötlichgiftigen Blick zu, der wohl deutlich machen soll, dass ich gefälligst die Klappe zu halten habe, ansonsten würde er mich ungespitzt in den Boden rammen und mir zusätzlich noch den Kopf abhacken. Ich deute mit dem Zeigefinger auf ihn.
 

„Der da weiß wieso. Ansonsten, kein Kommentar.“
 

Ich bin zwar kein Seto Kaiba, aber seine Standartworte kenn ich in- und auswendig.

Unterschlupf

~~ Yami Mutou ~~
 

War ja klar, dass diese Antwort kommen musste. Mürrisch dreh ich mich zu Seto Kaiba um und werfe ihm einen wütenden Blick zu.
 

„Arbeitet der Typ jetzt für Dich? Oder ist es die neuste Modeerscheinung kein Kommentar abzugeben?“
 

Er zuckt nur lässig mit den Schultern.
 

„Du kriegst schon noch Deine Erklärung, später. Lass uns erstmal hier aufräumen und zusammenpacken.“
 

„Fein! Aber nicht wieder so ein Mini-Statement eines Deiner Bodyguards, ich erwarte für dieses…“
 

Ich deute mit dem Kopf auf Katsuya Jonouchi, der noch immer unsicher neben uns steht und mittlerweile die Arme verschränkt hat.
 

„…Problem eine persönliche Erklärung von Dir.“
 

„Von mir aus, wenn Du dann Ruhe gibst?“
 

Ich nicke Seto Kaiba zu und wende mich dann an Katsuya Jonouchi.
 

„Was hast Du jetzt vor? Hast Du schon einen Unterschlupf gefunden, jetzt wo Deine eigenen Leute hinter Dir her sind?“
 

Er legt grinsend den Kopf schief.
 

„Kann euch Cops doch egal sein, ich steh doch bei euch auch schon längst auf der Abschussliste.“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Das mag für die anderen Abteilungen gelten, aber meine Abteilung steht der Sache vollkommen neutral gegenüber.“
 

„Spezialeinheit, richtig? Speziell ausgebildet für Personenschutz und Geiselnahmen?“
 

Ungläubig zieh ich meine rechte Augenbraue hoch.
 

„Woher…“
 

Er tippt sich ans rechte Ohr.
 

„Hab‘s am Geräusch des Scharfschützengewehrs erkannt, haben nicht viele so ein Ding. Kommt einem manchmal zugute, wenn man ein absolut perfektes Gehör hat.“
 

Ich nicke verstehend. Sein absolut perfektes Gehör überrascht mich nicht sonderlich, in Anbetracht der Tatsache, dass ich ein überdurchschnittliches Sehvermögen habe, das mir insbesondere in der Nacht besonders nützlich ist.
 

„Das beantwortet dennoch nicht meine Frage, was Du jetzt tun willst. Hast Du ein Versteck?“
 

Yugi greift sich meinen rechten Arm und ich schaue ihn an.
 

„Was?“
 

Er zieht nachdenklich seine Stirn in Falten.
 

„Wir könnten ihn ins Zeugenschutzprogramm stecken, da wäre er auch vor den anderen Abteilungen sicher, wir müssten es nur dem Hauptkommissar verklickern.“
 

Unser Hauptkommissar Kaneto Shiozawa war der Einzige, dem wir bedingungslos vertrauen konnten.
 

„Kommt gar nicht in Frage. Ich werde mich mit Sicherheit nicht auf irgendwelche Cops verlassen oder mich sonst irgendwie verstecken. Ich trete meinem Vater offen gegenüber, ganz gleich zu welchem Preis. Und ich habe auch nicht vor, meine Identität zu wechseln, nur um nicht mehr in der Schusslinie zu stehen, also vergesst das mit eurem verdammten Zeugenschutzprogramm mal ganz schnell wieder. Außerdem glaube ich eh nicht daran, dass ihr verdammten Cops mich beschützen könnt, die Zeugen sterben bei euch doch schneller als die Fliegen auf der Windschutzscheibe eines Rennwagens.“
 

Ich werfe diesem verdammten Blondschopf einen verärgerten Blick zu. Klar, es stimmte durchaus, wir haben schon einige Zeugen verloren, die sich in Zeugenschutzprogrammen befanden, aber unsere Spezialabteilung war bisher noch nicht davon betroffen. Allerdings hatten wir bisher auch nur wenig Zeugen, die wir versteckt halten mussten und für die Yakuza waren diese auch nicht sonderlich gefährlich. Dennoch gefällt mir diese ganze Sache hier nicht.
 

„Wie wäre es, wenn er erstmal bei mir unterkommt? Da wäre er mitten im Geschehen, aber dennoch relativ sicher.“
 

~~ Seto Kaiba ~~
 

Ich wusste nicht genau, warum ich diese Frage gestellt hatte, aber es erschien mir logisch. Dieser Yakuza-Bengel konnte zumindest gut schießen und mit dem Messer schien er anscheinend auch gut umgehen zu können und auch sonst wäre er eine Bereicherung für mich, wenn er ab jetzt auf meiner Seite stand. Er hatte Insiderwissen, auf das ich ungern verzichten würde. Es wäre also eine Schande, ihn einfach seinem Schicksal zu überlassen.
 

„Du meinst das ernst oder?“
 

Ich nicke Yami Mutou zu.
 

„Du weißt genau, dass ich nie scherze.“
 

„Verdammt, Kaiba, er ist von der Jonogami-kai!“
 

Ich zucke nur gleichgültig mit den Schultern.
 

„Und?“
 

Er fährt sich unruhig durch die hochgegelten Haare.
 

Saburos verdammter Sohn!“
 

Ich werfe einen Blick auf den Yakuza-Bengel, der mich eindringlich mustert, als würde er ernsthaft mein Angebot, ihn bei mir Unterschlupf zu gewähren, in Erwägung ziehen wollen.
 

„Ich weiß, wer er ist. Es kümmert mich aber einen verdammten Scheißdreck. Er hat mehr Insiderwissen als jeder andere. Ich brauche ihn. Und das ist mein letztes Wort zu dem Thema.“
 

Der Yakuza-Bengel Katsuya grinst mich an und nickt.
 

„Einverstanden. Wenn ich dadurch meinem Vater in die Suppe spucken kann, soll’s mir Recht sein.“
 

„Ach scheiße. Macht doch was ihr wollt! Yugi, wir verschwinden! Soll sich doch Kaiba um den Abtransport seiner verdammten Limousine kümmern und dem toten Fahrer. Ich hab kein Bock mehr auf diesen Scheiß!“
 

„Aber Yami…!“
 

„Kein ‚aber‘, wir fahren. Ich hab noch ein Verhör durchzuführen, vielleicht kriegen wir wenigstens diesen Hiroto in ein verdammtes Zeugenschutzprogramm!“
 

Er steigt mürrisch auf der Beifahrerseite des Polizeiwagens ein und knallt wütend die Tür hinter sich zu. Er mag es nicht, wenn er eine verbale Auseinandersetzung gegen mich verliert, in letzter Zeit verliert er häufiger gegen mich, was ihn ganz schön zu nerven scheint.
 

„Nimm es ihm nicht übel, Kaiba, er ist seit dem letzten Fiasko nicht besonders gut auf Dich zu sprechen.“
 

Ich schau Yugi Mutou nachdenklich an. Wie der Zwerg es in die Spezialabteilung seines Zwillingsbruders geschafft hat, verwundert mich immer wieder.
 

„Was kann ich bitte dafür, wenn er sich von einer Horde wildgewordener Fans über den Haufen rennen lässt?“
 

„Nicht viel, aber alleine Deine Anwesenheit auf einer Pressekonferenz erschwert uns Personenschützern die Arbeit erheblich.“
 

„Noah war auch da.“
 

„Sicher, aber seine Fans sind eher weiblicher Natur und viel umgänglicher, während Deine Fans mehr und mehr dem männlichen Geschlecht zuzuordnen sind. Außerdem sind sie weniger polizistenfreundlich, was mich nicht wirklich verwundert, in Anbetracht der Tatsache, dass Du beinahe im Alleingang schon einige kleine Yakuza-Gruppen erledigt hast, was ja eigentlich Aufgabe der Polizei gewesen wäre.“
 

Ich winke nur beiläufig mit der Hand ab.
 

„Das war alles nur zufällig, ein paar von denen hatten Hackerangriffe auf die KC verübt, eine Gruppe hat es sogar gewagt, meine Limousine vor der Villa in die Luft zu sprengen, gab zwar keine Opfer, aber dennoch kann ich solche Attacken nicht auf mir sitzen lassen und mit eurer Hilfe rechne ich schon lange nicht mehr. Den Grund dafür kennt ihr sehr gut.“
 

Er nickt etwas niedergeschlagen.
 

„Ich weiß. Entweder kommt die Polizei zu spät oder gar nicht. Glaub mir, auch für uns ist das nicht einfach. Wir werden viel zu häufig mit falschen Informationen gefüttert, zu falschen Einsätzen gelockt oder sonst irgendwie in die Irre geführt. Dass wir einen Maulwurf bei uns haben, ist uns also bekannt, vermutlich sind es sogar noch mehr, als wir glauben.“
 

„Yugi! Das geht Kaiba alles nichts an! Das ist unser Problem! Steig endlich ins Auto!“
 

Yugi Mutou seufzt und lächelt entschuldigend.
 

„Du hörst ja meinen Bruder. Wir halten Dich auf dem Laufenden, was diesen Hiroto hier angeht, vielleicht redet er ja. Und wenn Du neue Infos von Katsuya kriegen kannst, wäre es ganz nett, wenn Du uns einweihen würdest. Ich muss los. Wir sehen uns, Kaiba.“
 

„Ja. Ich werde Deinem Bruder noch die versprochene Erklärung zukommen lassen. Wenn ich hier aufgeräumt habe. Bis später also.“
 

„Bis später.“
 

Er dreht sich um, geht um den Wagen herum, steigt auf der Fahrerseite ein, schließt die Tür leise hinter sich, startet den Motor, winkt mir noch kurz zu, während Yami Mutou mich scheinbar einfach nur ignoriert, und fährt in Richtung Masa Avenue davon. Der Yakuza-Bengel Katsuya stellt sich neben mich und seufzt.
 

„Man, hoffentlich nehmen die Hiroto nicht zu hart ran, ich trau den Cops nicht über den Weg.“
 

„Wenn jemand fair mit Verbrechern ist, dann die Mutous, kannst also von Glück reden, dass sich Dein Freund in ihren Händen befindet, bei jedem anderen Cop würde ich mir jetzt Sorgen machen, dass am nächsten Morgen die Leiche Deines Freundes irgendwo am Pier gefunden wird.“
 

„Hm. Sehr beruhigend.“
 

„Komm, lass uns Noahs Limousine zur Villa fahren, wenn sie noch fährt. Den toten Fahrer müssen wir auch mitnehmen.“
 

Ich gehe in Richtung Masa Avenue.
 

„Och nö. Ich fahr doch keinen Leichenwagen.“
 

Der Yakuza-Bengel folgt mir.
 

„Du fährst ja auch nicht, sondern nur mit, also stell Dich nicht so an.“
 

„Was ist mit der andren Limo?“
 

„Die bringt Mokuba nachhause, sofern sich Roland schon darum gekümmert hat. Noah dürfte schon mit den andren Bodyguards in Richtung Krankenhaus abgefahren sein.“
 

„Domino General Hospital?“
 

„Nein, Du Idiot. Kaiba Hospital. Denkst Du, ich überlass die Sicherheit meines Bruders irgendeinem Krankenhaus?“
 

Der Yakuza-Bengel schnaubt leise.
 

„Angeber.“
 

„Loser.“
 

Ich schau mich auf der Masa Avenue um, alles ruhig, scheinbar wurden meine Befehle zu meiner vollsten Zufriedenheit ausgeführt.
 

„Verwöhnter Snob.“
 

„Straßenköter.“
 

Ich greife mir den toten Fahrer, der neben Noahs Limousine an der Hauswand lehnt.
 

„Leichenfahrer.“
 

„Mach lieber die hintere Tür auf, Yakuza-Bengel.“
 

„Ich hab nen Namen, Geldsack.“
 

Er öffnet die hintere Tür der Limousine und ich pack den Fahrer auf den Rücksitz.
 

„Sorry, hab ihn vergessen, Dorftrottel.“
 

„Ich heiß Katsuya, Du elender Bürohocker.“
 

„Und ich noch immer Kaiba, Du verdammter Fußabtreter.“
 

Ich geh um die Limousine herum, steige auf der Fahrerseite ein und versuche den Motor zu starten. Es klappt auf Anhieb, scheinbar haben sie die Limousine diesmal nicht völlig demoliert. Punkt für mich.
 

„Halt bloß Deine verdammte Klappe, Du Wohlstandskrüppel.“
 

Der Yakuza-Bengel steigt auf der Beifahrerseite ein und knallt die Tür zu.
 

„Das geht auch leiser, Du Primat.“
 

„Fahr lieber los, Du Sesselpuper.“
 

Ich schnall mich an und zieh meine Stirn in Falten.
 

„Schnall Dich lieber an, sonst fällst Du noch aus der Tür, Milchbubi.“
 

„Willst Du mich etwa rauswerfen, Du Spargeltarzan? Ich dachte, Du brauchst mich?“
 

Er schnallt sich ebenfalls an und ich fahre los, die Masa Avenue entlang Richtung Kaiba Villa.
 

„Vielleicht hab ich es mir ja anders überlegt, Du Amöbenhirn?“
 

Er wirft mir einen Seitenblick zu und grinst mich an.
 

„Hast Du nicht, Du Langsamfahrer.“
 

„Langsamfahrer? Warts ab, Du geistige Lichthupe.“
 

Ich gebe mehr Gas, so dass wir jetzt mit 100 km/h durch Domino-City düsen.
 

„Hast Du nicht mehr zu bieten, Anfänger?“
 

„Ist das falsche Auto dafür und die falsche Strecke, Du Hanswurst.“
 

„Alles nur Ausreden, Gernegroß.“
 

Ich seufze leise.
 

„Ich zeig Dir mal, wie man schnell fährt, später, wenn ich mich um die aktuellen Probleme gekümmert habe, Hasenhirn.“
 

„Von mir aus, Du Hackfresse. Soll mir Recht sein.“
 

„Gehen Dir langsam die Beleidigungen aus oder warum ziehst Du über mein Aussehen her, Dumpfbacke?“
 

„Nee, Du hast einfach nur ne Hackfresse und dazu ne Kartoffelnase.“
 

„Pass auf, was Du sagst, Du Kotzbrocken, sonst schmeiß ich doch noch aus der Limousine.“
 

Ich biege in die Toreinfahrt der Kaiba Villa ein, das Eisentor der Villa öffnet sich für mich automatisch.
 

„Tust Du nicht, immerhin brauchst Du mich, Du eingebildeter Lackaffe.“
 

„Bild Dir nicht zu viel darauf ein, Du unterbelichteter Pausenclown.“
 

Ich fahr die Limousine in die hintere Garage zu den andren Autos.
 

„Tu ich aber, Du Pissnelke.“
 

„Bist Du jetzt fertig, Du Labertasche?“
 

Ich werfe dem Yakuza-Bengel einen vernichtenden Blick zu. Er grinst mich an.
 

„Nur wenn Du fertig bist, Du Rübengesicht.“
 

„Musst Du unbedingt das letzte Wort haben, Du Schlumpf?“
 

Sein Grinsen wird breiter.
 

„Natürlich, Du kleines Frühstück.“
 

„Ich frühstücke Dich gleich, Du Hofnarr.“
 

Er schnallt sich ab und lehnt sich herausfordernd vor.
 

„Versuchs, Du Klappstuhl.“
 

Ich schnall mich ebenfalls ab.
 

„Mit Vergnügen, Du Knallerbse.“
 

Bevor er zu einer Antwort ansetzen kann, zieh ich den Yakuza-Bengel am Kragen seiner noch immer ziemlich ramponierten Jacke zu mir und drücke ihm einen Kuss auf seinen vorlauten Mund, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen. Im selben Atemzug spüre ich den Lauf einer Pistole an meiner linken Schläfe, was mich allerdings nicht davon abhält, ihn noch enger an mich zu ziehen und meine Zunge zwischen seine Lippen zu schieben. Die Pistolenmündung drückt sich schmerzhaft in meine Schläfe, nur Sekunden später zieh ich meine eigene Pistole aus der Manteltasche und drücke die Mündung in den Schritt des Yakuza-Bengels, was diesen leise aufstöhnen lässt. Ungläubig starrt er mich an, ich starre zurück, während ich mir mit seiner Zunge einen heißen Zungenkampf liefere. Atemlos drückt er mich von sich und presst mir die Pistole an die Stirn.
 

„Du verdammter Hurensohn.“
 

„Soll ich Dich nochmal küssen oder hältst Du endlich Deine Klappe, Du verdammte Pappnase?“
 

Noch immer drücke ich ihm meine Pistole in den Schritt, während er seine von mir geborgte Pistole weiterhin auf meine Stirn gerichtet hat. Seufzend senkt er seine Pistole wenige Atemzüge später, dreht die Pistole so, dass nun der Griff zu mir zeigt und grinst mich an.
 

„Fein, hast gewonnen, diesmal. Wäre einfach zu schade um meine Eier, die brauch ich noch.“
 

Ich greife mir seine Pistole, drücke meine eigene Pistole noch einmal etwas fester in seinen Schritt, so dass er erneut leise stöhnt und zieh mich dann wieder zurück.
 

„Dann steig aus, ich zeig Dir wo Du schlafen kannst. Wenn Du Kleidung brauchst, kannst Du die Dienstmädchen danach fragen, den Rest zeig ich Dir.“
 

„Sehr wohl, Kaiba. Ich folge auf Schritt und Tritt.“
 

„Spar Dir den Sarkasmus, sonst schieß ich Dir die Eier doch noch weg.“
 

„Tse. Spaßbremse.“
 

Seufzend steigt er aus und ich schüttle genervt den Kopf. Na da hab ich mir ja was angelacht. Womit hab ich das bitte verdient?

Bezahlung der Schulden

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Schweigend betrete ich hinter Kaiba seine riesige Villa, sein Butler hält die Tür für uns offen und verschließt sie hinter uns. Ich zieh meine völlig ruinierte Jacke aus und reiche sie an den Butler weiter.
 

„Die können Sie gerne vernichten, ist eh ruiniert.“
 

Er nimmt die Jacke entgegen und schaut mich nachdenklich an.
 

„Soll ich jemanden vorbeischicken, der sich um Ihre Wunden kümmert, Mr. Katsuya?“
 

Ich betrachte meine nackten Arme, an denen man jetzt deutlich die Schnittwunden erkennen kann, die ich mir während meiner Flucht von meinem Vater zugezogen habe, ich kann von Glück reden, dass er nicht auf mich geschossen hat und niemand von den anderen so gut zielen kann, wie er oder ich, das hätte sonst ganz böse ins Auge gehen können. Ich schüttle allerdings nachdrücklich den Kopf.
 

„Bringen Sie mir später einfach etwas Verbandszeug und was zum Desinfizieren und vielleicht neue Kleidung, um den Rest kümmere ich mich schon selbst.“
 

„Werden Sie länger bleiben?“
 

Ich schau Kaiba an, der hinten in der Eingangshalle vor der großen Treppe stehengeblieben ist und offensichtlich auf mich wartet.
 

„Hängt vom Boss ab. Keine Ahnung, wie lange er mich hier dulden wird. Aber vielleicht bleib ich ne Weile.“
 

Er nickt und verbeugt sich leicht vor mir.
 

„Sehr wohl, Mr. Katsuya.“
 

„Nennen Sie mich einfach nur Katsuya, lassen Sie bloß dieses Mister weg.“
 

„Wie Sie wünschen, Katsuya.“
 

Ich grinse ihn an und geh dann auf Kaiba zu, der unruhig mit dem rechten Fuß auf den Boden tippt und genervt die Arme verschränkt hat.
 

„Können wir jetzt endlich?“
 

„Sicher.“
 

Ich folge ihm die große Treppe hinauf, oben steht sein Bodyguard Roland, der sich kurz vor ihm verbeugt.
 

„Mr. Mokuba ist bereits in seinem Zimmer. Er schläft zwar, hat aber zwischendurch nach Ihnen gefragt, vielleicht sollten Sie noch kurz nach ihm sehen. Mr. Noah ist sicher im Kaiba Hospital angekommen, Kemo und Fuguta kümmern sich um seine Sicherheit, sie wurden bereits behandelt. Mr. Noah befindet sich derzeit noch im OP, ein glatter Durchschuss ohne nennenswerten Schaden, allerdings eine Menge Blutverlust. In Lebensgefahr schwebt er zum Glück aber nicht, er sollte im Laufe des Tages soweit stabilisiert sein, dass er in die Villa verlegt werden kann.“
 

Kaiba nickt seinem Bodyguard zu.
 

„Gut. Ich hab Noahs Limousine in die Garage gebracht. Ich will, dass sie eingehend untersucht wird. Ich will wissen, warum die kugelsicheren Scheiben so einfach durchbrochen werden konnten. Sorg auch dafür, dass der Fahrer ein Grab auf dem Familienfriedhof der Kaibas bekommt, da er keine Familie hatte und sich aus diesem Grund wohl kaum jemand um sein Begräbnis kümmern kann.“
 

Roland verbeugt sich erneut leicht.
 

„Selbstverständlich.“
 

„Kugelsichere Scheiben?“
 

Kaiba sieht mich an.
 

„Natürlich. Alle meine Limousinen sind kugelsicher, zumindest waren sie das, bis zum heutigen Vorfall.“
 

Ich zieh nachdenklich meine Stirn in Falten.
 

„Das ist nicht gut. Du solltest Dir ein paar andere Limousinen besorgen, die noch kugelsicherer sind.“
 

„Warum?“
 

„Weil mein Vater anscheinend eine neue Waffenlieferung bekommen hat, da sollten auch zwei Spezialgewehre vom Typ Barrett M82 dabei sein, besonders geeignet für leicht gepanzerte Fahrzeuge. Normale kugelsichere Scheiben sind da ein Kinderspiel. Du solltest auch die Cops darüber aufklären, deren kugelsichere Westen sollten da auch kaum noch Chancen haben.“
 

Kaiba knurrt mich wütend an.
 

„Warum hast Du das nicht gleich gesagt, Du Volltrottel?!“
 

„Was kann ich dafür? Als wir in der Masa Avenue ankamen, hab ich nur das Scharfschützengewehr von dem einen Cop gehört, die Berettas von den Bodyguards, die Makarow von dem andren Cop und ein paar CZ 85 Combat von meinen Männern. Da war keine Barrett dabei. Vielleicht hatte dieser Scharfschützenbulle die andren Scharfschützen mit den Barretts ja schon ausgeschaltet bevor wir aufgetaucht sind? Würde zumindest erklären, was die beiden Typen auf der Feuerleiter der Nummer 9 wollten.“
 

„Die wollten aufs Dach zu den Gewehren!“
 

Ich nicke bestätigend.
 

„Denke ich auch.“
 

„Mist!“
 

Er dreht sich zu Roland um.
 

„Schnapp Dir ein paar von den Sicherheitsleuten und fahr nochmal zurück in die Masa Avenue. Versuch die beiden Spezialgewehre vom Dach der Nummer 9 in die Finger zu kriegen, bevor es jemand andres tut. Wäre äußerst ungünstig, wenn die Gewehre wieder in die Hände von Saburo fallen oder sich vielleicht auch noch die Taido-kai die Dinger unter den Nagel reißt!“
 

„Sehr wohl. Ich mach mich sofort auf den Weg!“
 

Mit eiligen Schritten marschiert er an uns vorbei und die Treppe runter. Ich schaue ihm etwas schuldbewusst hinterher.
 

„Sorry. Hab nicht gedacht, dass die Info wichtig wäre. Ich dachte, dass die Lieferung noch nicht da wäre.“
 

„Woher hat Dein Vater die eigentlich?“
 

„Sagt Dir der Name Keith Howard etwas?“
 

Kaiba zieht seine Augenbrauen zusammen.
 

„Dieser amerikanische Waffenhändler, der sich seit einiger Zeit in Domino-City herumtreibt?“
 

„Genau der. Die Barrett M82 wird von der US-amerikanischen Firma Barrett Firearms Manufacturing, Inc hergestellt. Also wer sonst außer Keith Howard könnte meinem Vater sowas besorgen, jetzt wo Gozaburo aus dem Spiel ist?“
 

„Verdammt! Damit hätte ich rechnen müssen. Howard hat Geschäfte mit Gozaburo gemacht und ist demnach gar nicht gut auf mich zu sprechen.“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Tja, Du machst Dich im Untergrund der Yakuza halt nicht gerade beliebt. Also was erwartest Du?“
 

„Die sind doch selbst schuld. Was legen die sich auch mit mir an?“
 

Grinsend schüttle ich den Kopf.
 

„Kein Wunder, dass mein Vater Dich nicht ausstehen kann. Du lässt Dir von Niemandem etwas gefallen und zahlst immer alles mit gleicher Münze zurück.“
 

„Hast Du damit ein Problem?“
 

„Ich? Nein, warum sollte ich? Ich bin doch genauso. Ich sagte doch, dass ich meine Schulden immer sofort bezahle. Das gilt für alle Arten von Schulden, wenn Du verstehst, was ich meine?“
 

„Dann schuldest Du Deinem Vater noch ein paar Messerwunden.“
 

Ich grinse leicht.
 

„In der Tat. Leider muss ich da noch etwas warten, um diese Schulden zurückzahlen zu können, so leicht komm ich an meinen Vater nämlich erstmal nicht heran, vergessen werde ich es allerdings nicht, da kannst Du Dir sicher sein.“
 

„Bei Gelegenheit werde ich Dich daran erinnern, wenn ich den Scheißkerl in die Finger kriege. Und jetzt komm, ich zeig Dir Dein Zimmer, da kannst Du Dich duschen und Deine Wunden versorgen.“
 

~~ Seto Kaiba ~~
 

Schweigend folgt mir der Yakuza-Bengel durch die Gänge. Ich bleibe vor einer Tür in der Nähe meines Arbeitszimmers stehen.
 

„Hier ist ein Gästezimmer mit angrenzendem Badezimmer, mach es Dir bequem, Frühstück gibt’s um 07:00 Uhr, ein Dienstmädchen wird Dich wecken und ins Esszimmer bringen. Wenn Du mich brauchst, ich bin in meinem Arbeitszimmer, hab noch einige Dinge zu erledigen.“
 

„Um 07:00 Uhr? Bist Du wahnsinnig? Morgen ist Sonntag!“
 

Ich schau auf meine silberne Armbanduhr und schüttle den Kopf.
 

Heute ist Sonntag, es ist schon nach Mitternacht. Es wäre also ratsam, wenn Du gleich ins Bett verschwindest, damit Du pünktlich zum Frühstück wieder wach bist, sonst musst Du bis zum Mittag warten und das gibt es erst um 12:30 Uhr.“
 

Mürrisch und fluchend geht der Yakuza-Bengel an mir vorbei ins Gästezimmer, ohne mich weiter zu beachten. Ich zucke nur mit den Schultern und lass ihn allein, um mich stattdessen auf den Weg zu meinem Arbeitszimmer zu machen. Kurz vor meiner Arbeitszimmertür halte ich jedoch inne und öffne stattdessen die Tür schräg gegenüber, um Mokubas Schlafzimmer betreten zu können.
 

So leise wie möglich trete ich an das Bett meines kleinen Bruders heran, um ihn nicht zu wecken. Er hat wieder seine kleine Nachttischlampe angelassen, das macht er immer, wenn es einen Zwischenfall gab. Es nimmt ihn immer sehr mit, wenn auf uns geschossen wird und wenn dann auch jemand dabei getötet oder verwundet wird, ist es für ihn besonders schlimm. Er versucht immer stark zu sein, aber er ist erst 15, noch ein halbes Kind. Noah so verletzt zu sehen, war sicher unerträglich für ihn. Seufzend streich ich ihm ein paar Haare aus der Stirn. Ich hätte ihn nicht alleine lassen sollen. Ich hätte für sie beide da sein müssen.
 

„Seto?“
 

„Du bist ja wach? Wie geht es Dir?“
 

Er greift nach meiner Hand.
 

„Besser. Du bist ja da. Ist Noah im Krankenhaus?“
 

„Ja, noch im OP, aber nicht in Lebensgefahr. Mach Dir keine Sorgen, Kemo und Fuguta sind bei ihm. Noah sollte im Laufe des Tages zurückkehren, dann kann er sich hier ausruhen. Und jetzt schlaf weiter, hier passiert Dir nichts. Ich pass schon auf Dich auf.“
 

Er kuschelt sich tiefer in seine Kissen und zieht sich die Bettdecke bis unter das Kinn.
 

„Okay. Gute Nacht, Seto.“
 

Ich streiche ihm noch einmal durchs Haar und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn.
 

„Ja, gute Nacht, Mokuba.“
 

Leise verlasse ich sein Zimmer wieder, die Nachttischlampe lasse ich an, weil ich weiß, dass er sonst in Panik ausbricht, wenn er mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wird und es vollkommen dunkel im Zimmer ist. Wenn nur endlich dieser Kleinkrieg gegen die Yakuza ein Ende finden würde, dann könnte mein kleiner Bruder auch endlich ganz in Ruhe schlafen und ich auch.
 

Mürrisch betrete ich wenig später mein Arbeitszimmer und schließe die Tür. Schlaf werde ich heute mit Sicherheit keinen finden, dazu mache ich mir einfach zu viele Sorgen um Noah, außerdem muss ich Yami Mutou noch eine Erklärung liefern, warum der Yakuza-Bengel an meiner Seite ist und auf den Bericht von Roland warten, in der Hoffnung, dass er noch rechtzeitig in die Masa Avenue kommt, um sich die Gewehre vom Dach der Nummer 9 zu holen, bevor es jemand anderes tut.
 

Eine halbe Stunde lang passiert nicht sonderlich viel. Den Bericht für Yami Mutou habe ich bereits fertig geschrieben und ihm per Fax zukommen lassen. Ich habe ihm nur mitgeteilt, was ich ihm vorher schon gesagt hatte. Dass ich den Yakuza-Bengel Katsuya brauche, weil er mehr Insiderwissen hat, als jeder andere und dass er zu mir gekommen ist, weil er sich freiwillig gegen seinen Vater gestellt hat und dieses Mal endgültig. Von seinem Sprung in meine Limousine habe ich Mutou nichts berichtet, das geht niemanden etwas an. Dieser Vorfall würde diese ganze Sache ohnehin nur lächerlich erscheinen lassen.
 

Das Klingeln meines Bildtelefons lässt mich aufschauen. Ich greife nach dem Telefonhörer und sofort erscheint das Bild von Kemo auf dem kleinen Bildschirm. Er hat einen Verband um seinen Kopf.
 

„Kemo. Wie geht es Noah?“
 

„Den Umständen entsprechend sehr gut, Mr. Kaiba. Er hat den Operationssaal verlassen und liegt jetzt in seinem privaten Krankenzimmer, Fuguta hält Wache. Die Ärzte haben bei Mr. Noah eine Bluttransfusion durchführen müssen, da er sehr viel Blut verloren hatte, aber es geht ihm jetzt besser und er lässt Ihnen ausrichten, dass er im Laufe des Nachmittags wieder zuhause sein will, ganz egal, was die Ärzte hier sagen.“
 

Ich nicke verstehend.
 

„Lass ihm ruhig seinen Willen, wenn er der Meinung ist, dass er lieber hier sein will, als im Krankenhaus.“
 

„Selbstverständlich, ich hatte auch nichts anderes vor.“
 

„Gut. Sollte sich sein Zustand jedoch verschlechtern, benachrichtige mich bitte umgehend. Ansonsten sehen wir uns dann später.“
 

„Natürlich, Sir.“
 

Ich lege auf und seufze erleichtert. Das wäre also ein Problem weniger. Noah kommt heute Nachmittag wieder nachhause und es geht ihm gut, mal abgesehen von seiner Wunde in der Schulter. Es klopft an der Arbeitszimmertür.
 

„Ja?“
 

Roland steckt seinen Kopf durch die Tür und zeigt mir seinen erhobenen Daumen.
 

„Wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich die beiden Barretts sicherstellen konnte, inklusive der Munition. Die beiden Scharfschützen lagen auch noch auf dem Dach, von den anderen Leichen auf der Straße fehlte jedoch jede Spur. Vermutlich ist niemand auf die Idee gekommen, auf dem Dach der Nummer 9 nachzusehen, was vermutlich unser Glück ist.“
 

„Sehr gut. Mach Feierabend, um den toten Fahrer kannst Du Dich auch noch später kümmern.“
 

„Wie Sie wünschen, Sir. Gute Nacht.“
 

„Gute Nacht.“
 

Er schließt die Tür hinter sich und ich lehne mich in meinem Sessel zurück. Damit wäre auch dieses Problem beseitigt. Saburo muss sich jetzt neue Waffen besorgen, vielleicht verschafft mir das etwas Zeit, meine Limousinen noch sicherer zu machen, damit es nicht einen erneuten Zwischenfall dieser Art geben konnte. Mein Blick fällt auf die Uhr über meiner Arbeitszimmertür und ich seufze niedergeschlagen. Schon 02:35 Uhr und ich sitze noch immer hier, ohne Schlaf zu finden. Vielleicht sollte ich doch wieder zu den Schlaftabletten greifen, das würde allerdings bedeuten, dass ich dann für mehrere Stunden vollkommen aus dem Verkehr gezogen werde und das kann ich mir momentan einfach nicht leisten. Das erneute Klopfen an meiner Tür lässt mich die Stirn runzeln. Wer kann das sein?
 

„Ja?“
 

Der Yakuza-Bengel Katsuya, eingewickelt in einen weißen Bademantel und mit nassen, zurückgekämmten Haaren, tritt durch die Tür und schließt sie hinter sich. Irritiert zieh ich meine rechte Augenbraue hoch.
 

„Was willst Du hier? Und was soll dieser Aufzug?“
 

Er kommt dichter und bleibt ein paar Schritte vor meinem Schreibtisch stehen.
 

„Nun ja. Ich hab darüber nachgedacht, wie ich meine Schulden bei Dir zurückzahlen könnte.“
 

„Schulden?“
 

Er nickt.
 

„Ja. Also, dafür, dass Du mich vor der Taido-kai gerettet hast, hab ich Dir geholfen, Deine Brüder zu retten, da wären wir also quitt. Aber jetzt ermöglichst Du es mir, mich vor meinem Vater zu verstecken und gibst mir gleichzeitig die Möglichkeit, ihm offen gegenüber zu treten, weil er sich früher oder später ohnehin wieder mit Dir anlegen wird. Solange ich mich also hier aufhalte, laufe ich ihm und meinen Männern unweigerlich über den Weg. Ich bin hier also relativ sicher, aber dennoch mitten im Geschehen.“
 

„Worauf willst Du hinaus?“
 

Er streicht sich einmal durch seine nassen Haare.
 

„Ganz einfach. Ich will mich bei Dir dafür bedanken, also meine Schulden begleichen.“
 

„Du wirst sicher noch öfters die Möglichkeit bekommen, mir alles zurückzuzahlen, das musst Du nicht sofort tun.“
 

Der Yakuza-Bengel schüttelt den Kopf.
 

„Das kannst Du nicht wissen. Ich könnte morgen schon tot sein oder in wenigen Stunden und ich bleibe ungern jemandem etwas schuldig, deswegen mein Entschluss, die Schulden immer sofort zu begleichen, wenn mir das irgendwie möglich ist.“
 

„Und wie willst Du nun Deine Schulden bei mir bezahlen?“
 

„Ich habe nichts, was ich Dir als Bezahlung geben könnte, außer…“
 

Er öffnet den weißen Bademantel und lässt ihn einfach zu Boden gleiten.
 

„…mich.“
 

Interessiert lehne ich mich nach vorne, stütze mich mit den Unterarmen auf meinem Schreibtisch ab und betrachte ihn eingehend. Er ist vollkommen nackt und es scheint ihm nicht einmal peinlich zu sein. Über seinem linken Auge klebt ein breites Pflaster, der ganze rechte Arm ist mit einem weißen Verband umwickelt, der linke Unterarm ebenfalls. Quer über seinen Oberkörper zieht sich eine lange weiße Narbe, von seiner linken Schulter über seinen muskulösen Brustkorb bis zu seiner rechten Hüfte. Sein rechter Oberschenkel trägt einen weißen Verband. Bei genauer Betrachtung erkenne ich weitere kleinere Narben, die sich kreuz und quer über seinen nackten Körper verteilen, vermutlich sieht seine Rückseite nicht viel anders aus.
 

Er sieht aus wie eine verwundete Raubkatze, nein, nicht ganz so elegant, viel eher wie ein wilder Straßenköter, der in der Lage ist, eine Meute ausgehungerter Wölfe anzuführen, ohne Angst haben zu müssen, von ihnen gefressen zu werden, solange er sie nur anführt, anstatt sich gegen sie zu stellen. Er gibt mir seinen Körper, aber er unterwirft sich mir nicht. Ich kann ihn haben, aber nicht besitzen. Ein unerklärliches Ziehen in meinem Brustkorb lässt mich die Stirn runzeln. Sein Anblick erregt mich, meine enge schwarze Stoffhose spannt sich unangenehm über meine bereits schmerzhaft harte Erektion. Sein eigenes Glied steht beinahe kerzengerade nach oben und es scheint ziemlich unkontrolliert zu zucken. Scheinbar erregt es ihn, dass ich ihn so offen und schamlos mustere.
 

Er stemmt sich seine Hände lässig in die Hüften, spreizt leicht seine Beine, um einen sicheren Stand zu haben und ich schaue in seine braunen Augen, mit denen er mich herausfordernd anfunkelt, als wüsste er genau, wie mein Körper gerade auf ihn reagiert. Und ich komme zu der logischen Erkenntnis, dass ich ihn will. Und dass er weiß, dass ich ihn will. Und dass es ihn zu amüsieren scheint, dass ich ihn will.
 

Ich will ihn und nichts und niemand kann mich daran hindern, mir zu nehmen, was ich will.

tiefe Einblicke

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

schwere Entscheidung

~~ Hiroto Honda ~~
 

Seit zwei verdammten Stunden sitze ich schon in diesem beschissenen Verhörzimmer des Polizeihauptquartiers von Domino-City und muss mich mit diesen Zwillingsbullen rumärgern, die es anscheinend lustig finden, mit mir das Spiel ‚guter Bulle, böser Bulle‘ zu spielen. Wirklich witzig…meine Schulter brennt, zum Glück kann der kleine Bulle nicht zielen und hat mir nur eine Streifwunde verpasst, die er mir hinterher auch noch verbunden hat…
 

„Möchtest Du ein Glas Wasser?“
 

Der kleine, gute Bulle steht neben dem Tisch, nur zwei Schritte von mir entfernt, lächelt mich überaus freundlich an und hält mir ein Glas Wasser vor die Lippen, das ich allerdings nicht erreichen kann, da ich mit den Händen an den Stuhl unter mir gekettet bin. Als wäre ich so gewalttätig. Okay, zugegeben, ich hab den kleinen Bullen mit ‘nem Messer attackiert, aber nur, weil ich mich erschrocken hab, als der plötzlich in der Gasse auftauchte, in der ich mich versteckt hatte.
 

„Der kriegt erst Wasser, wenn er mit uns redet.“
 

Der große, böse Bulle sitzt, mit verschränkten Armen, am Tisch mir gegenüber, knurrt mich die ganze Zeit wütend an und versucht mich mit seinem Blick zu erdolchen. Die Rolle des bösen Cops ist wie für ihn gemacht, er hat diese Ausstrahlung, die einem tatsächlich eisige Schauer über den Rücken laufen lässt, wenn man ihm in die Augen sieht, die eine verdammt ungewöhnliche Farbe haben. Der perfekte Cop, während sein kleiner Bruder irgendwie so wirkt, als wäre er hier vollkommen fehl am Platz, einfach zu naiv und unschuldig. Und dennoch passen sie perfekt zusammen, das ist zumindest mein Eindruck, den ich während der Fahrt hierher und den zwei Stunden in diesem Verhörzimmer bekommen konnte.
 

Seit zwei Stunden versuche ich mich auszuschweigen. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Was, zum Teufel, soll ich tun? Soll ich mich wie Katsuya auf Seto Kaibas Seite schlagen? Und mich gegen die Jonogami-kai auflehnen? Mich von diesen beiden Cops in ein Zeugenschutzprogramm stecken lassen? Und mich vor der Yakuza verstecken, alles hinter mich lassen? Mich für die Jonogami-kai und gegen Katsuya entscheiden? Und gegen ihn kämpfen, auch auf die Gefahr hin, dass er mich hassen oder gar töten wird?
 

Nein, letztere Möglichkeit hab ich bereits ausgeschlossen, als ich in der Polizistenkarre saß und er mir zumindest halbwegs erklärt hat, warum er abgehauen ist. Bliebe also nur noch Möglichkeit eins und zwei. Mit Katsuya auf Seto Kaibas Seite gegen die Yakuza kämpfen oder mich feige davonstehlen und ihn mit dieser ganzen Scheiße alleine lassen. Im Grunde kenne ich meine Entscheidung bereits, nur wird sie diesen beiden Cops mit Sicherheit nicht gefallen und ich bin ihnen leider im Moment ziemlich ausgeliefert. Also, was tun?
 

„Darf ich mal telefonieren? Das steht mir doch zu, oder?“
 

Der kleine Bulle wirft dem großen Bullen einen Blick zu, der nur seufzend nickt und ein Handy aus seiner Jackentasche zieht.
 

„Nummer?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Keine Ahnung. Aber ich vermute, Sie wissen eine Möglichkeit, wie man diesen Seto Kaiba zu dieser späten Stunde noch erreichen kann?“
 

Die rechte fein geschwungene Augenbraue des bösen Bullen wird kurz in die Höhe gezogen, aber er tippt dennoch auf seinem Handy herum und hält es sich dann an sein rechtes Ohr. Es dauert etwa eine Minute, bis anscheinend jemand ans Telefon geht.
 

„Mutou hier. Störe ich gerade?“
 

Ich kann leider nicht verstehen, was am anderen Ende der Leitung gesagt wird, aber ich kann an den Gesichtszügen des Cops erkennen, dass es mit Sicherheit nicht gerade etwas Freundliches war.
 

„Unser kleiner Fang will mit Dir sprechen, ich nehme mal an, dass er sich mit einer Bitte an Dich richten wird. Wirst Du ihm zuhören?“
 

Der Cop seufzt leise und verzieht sein Gesicht zu einer etwas leidvollen Maske.
 

„Fein, ich gebe ihn Dir.“
 

Er reicht das Handy an seinen Bruder, der es wortlos entgegennimmt und mir ans linke Ohr hält. Ich beiße mir etwas nervös auf die Unterlippe.
 

„Hi, also… Ich wollte fragen… wäre es möglich, dass… also…“
 

„Was willst Du?“
 

Die Stimme ist eiskalt und schneidend, wie die eines eiskalten Killers. Ich schlucke unsicher. Ist das wirklich eine so gute Idee? Ach verdammt! Katsuya hat auch diesen Weg gewählt und das völlig spontan, weil er sich auf seinen Instinkt verlässt, auf den er sich bisher immer verlassen konnte.
 

„Können Sie mich ebenfalls aufnehmen, wie Sie Katsuya aufgenommen haben? Ich würde gerne an seiner Seite sein, wenn es gegen Saburo zum Kampf kommt. Er ist mein bester Freund und wo er ist, will auch ich sein.“
 

Klingt das zu kitschig? Vielleicht. Ist aber trotz allem die Wahrheit.
 

„Bin ich hier die Wohlfahrt? Oder ein Heim für heimatlose Straßenköter?“
 

Ich schließe verzweifelt meine Augen. Fuck. Soviel zu meinem Plan. Er wird mich also nicht aufnehmen.
 

„Gib mir Yami Mutou.“
 

Ich schau den großen Bullen unsicher an.
 

„Er will mit Ihnen sprechen.“
 

Er nickt.
 

„Okay.“
 

Der kleine Bulle reicht das Handy ohne Aufforderung an seinen großen Bruder weiter.
 

„Ja?“
 

Die Miene des bösen Bullen verzieht sich zu einer wütenden Grimasse.
 

„Nicht schon wieder, Kaiba! Gönn mir doch, verdammt nochmal, diesen Fang! …. Nein, komm mir nicht damit! …. Du kannst mich mal! …. Du drohst mir? …. Ja, ich weiß. …. Verflucht seist Du! …. Nein, er hat noch nichts gesagt. …. Fein, mach doch was Du willst. Aber wehe, ich finde seine Leiche im Hafenbecken des Domino-Piers. Dann komm ich persönlich vorbei und bring Dich hinter Gitter. Das gilt im Übrigen auch für den blonden Straßenköter in Deiner Obhut. Pass auf die Beiden auf! …. Nein, ich bring ihn Dir, das ist unauffälliger, als wenn Du mit Deiner beschissenen Limousine vors Polizeihauptquartier fährst. …. Um den Hauptkommissar brauchst Du Dir keine Sorgen machen, ich denke, der hatte sowas in dieser Richtung ohnehin schon erwartet, als er Deine ‚Erklärung‘ zu dem Yakuza-Bengel gelesen hat. …. Manchmal bist Du halt doch berechenbar, Kaiba. …. Ja, bis später.“
 

~~ Yami Mutou ~~
 

Wütend lege ich auf und atme erstmal tief durch. Dieser Seto Kaiba kostet mich wirklich noch den letzten Nerv. Immer setzt er seinen verdammten Willen durch und wenn ihm was nicht passt, fängt er an zu drohen. Wieso, zum Geier, lass ich mich ständig von ihm einschüchtern? Mist! Vermutlich liegt es daran, dass er alle seine Drohungen auch wahr machen könnte, wenn er wollte und er nie scherzt.
 

„Lass mich raten. Kaiba will, dass wir ihm Hiroto Honda ausliefern? Koste es, was es wolle?“
 

Ich schaue Yugi nachdenklich an und nicke dann seufzend.
 

„In der Tat. Er wäre sogar so weit gegangen, ihn hier persönlich auszulösen und abzuholen. Damit alles seine Richtigkeit hat, zahlt er sogar eine Kaution, dessen Höhe Du lieber nicht wissen willst.“
 

Yugi lächelt und zuckt mit den Schultern.
 

„Was hast Du erwartet? Er ist halt sehr reich, er kann es sich leisten. Mich wundert es aber, dass er die beiden Yakuzas bei sich aufnimmt, das hätte ich nicht erwartet.“
 

„Tja. Ich vermute mal, dass er sie nur benutzt, um an Saburo ranzukommen. Er wird sie vermutlich später einfach rauswerfen oder anderweitig entsorgen.“
 

Yugi wirft einen unsicheren Blick auf diesen Hiroto Honda, der mir bisher stumm gegenübersaß und nun nur leicht die Schultern hebt.
 

„Hey, ist besser, als da draußen ständig mit der Ungewissheit zu leben, ob man nicht hinter der nächsten Ecke eine Kugel in die Stirn bekommt oder ein Messer in die Brust. Bei Kaiba weiß ich dann zumindest, was mich erwartet. Und ganz ehrlich, ich arbeite lieber für Seto Kaiba, der zumindest noch einen Hauch von Menschlichkeit in sich trägt, als für Saburo Jonouchi, den man nur noch als Monster bezeichnen kann. Und wenn ich dabei drauf gehe, dann ist das halt so. Genau das wird sich Katsuya vermutlich auch gedacht haben.“
 

Ich schüttle müde den Kopf.
 

„Ihr Yakuzas seid doch alle verrückt.“
 

Er grinst mich an.
 

„Nicht verrückter als ihr zwei, kein anderer Bulle hätte sich so offen in eine Schießerei der Jonogami-kai eingemischt.“
 

Womit er vermutlich sogar Recht hat. Allerdings mag das auch daran liegen, dass die meisten ohnehin von der Yakuza bestochen werden, sich eben nicht in deren Angelegenheiten einzumischen.
 

„Mach ihm die Handschellen ab und lass uns gehen, Yugi.“
 

Ich erhebe mich von meinem Stuhl und geh, ohne auf eine Antwort zu warten, in Richtung Tür, um sie zu öffnen. Draußen steht Anzu und schaut mich nachdenklich an. Nach ihrem Blick zu urteilen, hat sie vermutlich alles im Nebenraum mitangehört und -gesehen, immerhin ist dieses Verhörzimmer mit einem Einwegspiegel, Kameras und Mikrophonen ausgerüstet, ganz modern eben.
 

„Ist das wirklich eine gute Idee, Yami?“
 

Ich leg ihr sanft meine rechte Hand auf ihre linke Schulter und schüttle lächelnd den Kopf.
 

„Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir können ihn hier nicht festhalten, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass er durch irgendeinen Unfall plötzlich tot umfällt. Und solange er sich weigert, mit uns zu kooperieren, können wir ihn auch nicht in ein Zeugenschutzprogramm stecken. Kaiba stellt eine Kaution und nimmt ihn auf, da wäre er also zumindest halbwegs in Sicherheit und vielleicht kriegen wir auf diesem Weg trotzdem die Infos, die wir benötigen.“
 

Anzu seufzt und zieht ihre Stirn in Falten.
 

„Trotzdem gefällt mir die Sache nicht. Kaiba ist einfach… ich weiß auch nicht. Er geht über Leichen, genau wie die Yakuza. Er hat seinen Adoptivvater in den Tod getrieben, auch wenn er vom Gesetz her in allen Anklagepunkten freigesprochen wurde. Ich weiß, dass er es getan hat. Und da sind mit Sicherheit noch mehr Leichen in seinem Keller, von denen wir gar nichts wissen.“
 

„Ich weiß, Anzu. Aber, so ungern ich das auch zugebe, im Gegensatz zu der Yakuza ist Kaiba das kleinere Übel und wenn ich ihn unterstützen muss, dann tu ich das. Auch wenn es gegen meine Prinzipien geht, jemandem zu helfen, der einfach so Menschen tötet oder töten lässt. Ohne Kaiba werden wir von der Yakuza überrannt, weil wir mit unseren legalen Mitteln einfach nicht mehr dagegen ankommen.“
 

„Aber, was würden eure Eltern dazu sagen, wenn sie es wüssten?“
 

Ich seufze niedergeschlagen.
 

„Unsere Eltern würden es verstehen. Die Yakuza hat sie getötet, weil sie zu viel wussten, auch wenn es niemand beweisen kann. Hauptkommissar Shiozawa sucht seit Jahren Beweise dafür, dass die Jonogami-kai die Finger im Spiel hatte und irgendwann kriegen wir sie. Kaiba ist nur eine weitere Hilfe, auf die wir nicht verzichten können. Je mehr Leute wir gegen Saburo ins Feld schicken können, desto besser.“
 

Anzu senkt seufzend den Blick, wendet sich ab und geht kopfschüttelnd, ohne ein weiteres Wort, nach links den Gang entlang, während Yugi zusammen mit Hiroto Honda neben mich tritt und ihr schweigend hinterherschaut.
 

„Lass uns gehen, Yugi.“
 

Ich wende mich nach rechts, Richtung Ausgang, Yugi folgt mir schweigend und schiebt diesen Honda vor sich her, der ebenfalls schweigt. Was soll er auch sagen, jetzt, wo alles bereits gesagt wurde? Schweigend verlassen wir das Polizeihauptquartier, um draußen in unseren Wagen zu steigen. Ich hoffe nur, dass wir unterwegs nicht von irgendwem abgefangen werden.
 

~~ Seto Kaiba ~~
 

Müde und etwas ausgepowert marschiere ich in Richtung meines Arbeitszimmers, um die Ankunft des zweiten Yakuza-Bengels zu erwarten. Der blonde Straßenköter hat sich vor einer halben Stunde bereits auf sein Zimmer zurückgezogen und schläft vermutlich tief und fest. Warum, zum Teufel, rennen mir diese Typen jetzt die Tür ein und rauben mir den Schlaf? Nicht, dass ich tatsächlich sowas wie Schlaf finden könnte, aber hier geht es ums Prinzip. Ich bin doch kein verdammtes Tierheim!
 

Nun gut, ich muss zugeben, ich hatte nichts anderes erwartet, als ich mitbekommen habe, dass dieser blonde Straßenköter den anderen Yakuza-Bengel kannte. Ich hatte eigentlich schon früher mit Mutous Anruf gerechnet. Seufzend betätige ich die Taste für Roland an meiner Sprechanlage. Ich mag es nicht, wenn ich ihn aus dem wohlverdienten Schlaf reißen muss, aber Sicherheit geht nun mal vor.
 

„Roland?“
 

Kurze Zeit ist es still, dann höre ich seine müde Stimme.
 

„Ja, Boss?“
 

Ich seufze leise.
 

„Tut mir leid, dass ich Dich wecke, aber wir erwarten gleich Besuch. Die Mutous bringen uns diesen Hiroto Honda vorbei. Kannst Du Dich um die Sicherheitsmaßnahmen kümmern? Den Rest erledige ich dann selbst.“
 

„Selbstverständlich, Sir. Ich zieh mir nur schnell was über.“
 

„Keine Eile, die werden sicher eine halbe Stunde brauchen, bis sie hier sind. Wenn Kemo und Fuguta wieder zurück sind, hast Du erstmal einen Tag frei, ich hoffe, das geht in Ordnung.“
 

„Danke, Sir!“
 

„Dafür nicht, Roland. Immerhin halte ich Dich ganz schön auf Trab.“
 

Das können Sie laut sagen, Sir! Aber im Gegensatz zu dem alten Kaiba gönnen Sie uns wenigstens eine Erholungspause, damit wir nicht total zusammenbrechen.“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Ich geh ganz nach dem Motto: Ein müder Bodyguard ist ein toter Bodyguard.“
 

Ich höre Roland durch die Sprechanlage lachen.
 

„Womit Sie vollkommen Recht haben, Mr. Kaiba. Und ein toter Bodyguard würde einen toten Boss nach sich ziehen.“
 

„Nicht notwendigerweise, Roland. Ich weiß mich sehr wohl selbst zu verteidigen.“
 

„Daran habe ich keinen Zweifel, Sir. Leider gilt das nicht für ihre Brüder, wo ein toter Bodyguard vermutlich doch eine Katastrophe wäre.“
 

„Was nicht heißen soll, dass ich Deine Hilfe nicht schätze oder Deinen Verlust nicht betrauern würde, Roland.“
 

„Bei Ihnen weiß ich sogar, dass Sie es ernst meinen, wenn Sie sowas sagen, weil Sie solche Nettigkeiten eher selten von sich geben. Aber wie auch immer. Ich werde mich mal auf den Weg machen, um die Mutous zu empfangen. Soll ich sie in Ihr Arbeitszimmer bringen?“
 

„Ja. Tu das. Und Danke.“
 

„Oho, auch noch ein Danke. Sie scheinen heute wirklich gute Laune zu haben, woran mag das liegen?“
 

Ich ziehe die Stirn in Falten. Ich hab gute Laune?
 

„Halt die Klappe und mach Deine Arbeit!“
 

„Sehr wohl, Boss. Ihr Wunsch ist mir Befehl.“
 

„Roland!“
 

„Ja?“
 

„Klappe!“
 

„Selbstverständlich.“
 

Seufzend lehne ich mich in meinem Sessel zurück und starre wütend auf meine Sprechanlage, als könnte ich damit Roland einen wütenden Blick zuwerfen, der ihn erdolcht. Manchmal wird mir dieser Kerl zu übermütig, allerdings kann ich nicht leugnen, dass er einen verdammt guten Job macht und jede meiner Launen einfach so hinnimmt. Er ist einer der wenigen, die mich rund um die Uhr ertragen können, ohne mich umbringen zu wollen oder vor mir zu flüchten. Ohne ihn würde mir wirklich etwas fehlen.

Erinnerungen

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Es ist Sonntag, kurz nach 6:00 Uhr und ich bin tatsächlich schon wach, obwohl mich niemand geweckt hat und es Frühstück erst um 7:00 Uhr gibt. Was hat mich aufgeweckt? Ach ja. Dieser immer wiederkehrende Albtraum von dem Tag, als meine kleine Schwester fast vergewaltigt wurde und ich in Folge dessen das erste Mal gemordet habe, mit 13.
 

Wenn ich heute darüber nachdenke, dann würde ich es wieder so tun. Der Typ war ihr verdammter Lehrer! Klassenlehrer sogar. Meine Schwester hat ihm vertraut. Sie hatte dem Kerl erzählt, wer unser Vater war und er war so verständnisvoll, Shizuka hat so von ihrem Lehrer geschwärmt. Dabei war alles, was der Kerl gesagt hat, nur Heuchelei. In Wirklichkeit sah er uns nur als unteren Abschaum der Gesellschaft, der vergewaltigt und ausgemerzt gehörte.
 

Ich bin so froh, dass ich damals mit Hirutani zu ihrer Schule gegangen bin, um sie abzuholen und mir den Lehrer mal genauer zu betrachten. Ich hab damals ihre Schreie aus der Sporthalle gehört. Shizuka konnte verdammt laut werden, wenn sie Angst hatte oder wütend war, aber ich werde nie diesen panischen Schrei vergessen! Nie! Und das Bild, das sich mir bot, als ich sie fand.
 

Ihre Schuluniform war teilweise zerrissen, man konnte ihr kurzes, weißes Top sehen und ihr weißes Höschen, das sie Gott sei Dank noch trug. Ihr Lehrer kniete über ihr, während sie am Boden kauerte und bis in die hintere Ecke des offenen Geräteraumes gerobbt war.
 

Ich hab nur noch rot gesehen vor Zorn. Ich hatte mein Messer schneller draußen, als ich denken konnte und hab dem Kerl die Kehle aufgeschnitten, bevor der überhaupt noch schreien konnte. Ohne eine Sekunde zu zögern. Mir war nicht klar, dass noch ein paar Schüler und Lehrer dem panischen Schrei meiner Schwester gefolgt waren und sich in der Sporthalle versammelt hatten, während ich dem Lehrer die Kehle aufschnitt.
 

Hirutani stand wie angewurzelt mitten in der Halle und starrte auf den toten Lehrer zu meinen Füßen, während Shizuka mir einfach nur heulend um den Hals fiel. Niemand wagte sich in unsere Nähe, weil ich noch immer das blutige Messer in der Hand hielt und alle mit einem mörderischen Blick bedachte, während ich meine kleine Schwester schützend an mich presste.
 

Es war für alle Umstehenden offensichtlich, was sich in der Sporthalle zugetragen hatte, aber alle starrten mich hasserfüllt an, als wäre nicht der Lehrer, der meine Schwester angerührt hatte, das Monster, sondern ich, der ihn dafür bestraft hatte. In ihren Augen war ich ein Mörder, ein eiskalter Killer, Abschaum. Irgendwer musste die Polizei gerufen haben, die mich später abführte. Die ganze Zeit über klammerte sich meine Schwester an mich und ließ sich von niemandem sonst anfassen.
 

Es war unsere Mutter, die Shizuka dann auf dem Revier abholte, während man mich wegen Mordes dabehalten wollte. Zwei Tage saß ich in Untersuchungshaft, bis die genauen Umstände geklärt waren. Irgendein Richter hat dann sein Urteil gefällt, ohne dass ich einer Verhandlung beiwohnen musste. Shizuka hatte bei der Polizei eine genaue Aussage gemacht, die mich vermutlich vor dem Knast rettete, zusätzlich zu der Tatsache, dass die meisten Cops und Richter Angst vor meinem Vater hatten oder von ihm bestochen wurden.
 

Als ich nachhause kam, war meine Mutter fort und meine Schwester ebenso. Mein Vater hat getobt und mich das erste Mal zusammengeschlagen. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Bis ich anfing, mich gegen ihn zu wehren und seine Männer Respekt vor mir bekamen und mir, ebenso wie ihm, zu gehorchen. Erst dann fing auch mein Vater an, mich zu respektieren.
 

Er gab mir Leselektüre und Lernvideos über Buchhaltung, Steuern, Löhne, Zollwesen und ich lernte bis zum Umfallen, während ich mir weiterhin durch Kämpfe in den eigenen Reihen und auf der Straße Respekt verschaffte und Morde beging, um Typen wie Shizukas Klassenlehrer und schlimmere Individuen zu bestrafen. Mit jedem Mord wurde ich kälter und raubtierartiger und schneller beim Töten. Meine Sinne wurden schärfer, meine Stimme eisiger, wenn ich auf der Jagd war.
 

Doch wozu das alles? Um meinem Vater zu gefallen? Um zu verhindern, dass jemand anderes das durchmachen musste, was Shizuka durchlitt? Was ihr fast passiert wäre? Oder waren diese ganzen Strapazen der vielen Jahre dazu da, endlich meinem Vater und der ganzen Yakuza zu trotzen und mit ihnen den größten Abschaum Dominos auszumerzen?
 

Wer weiß.
 

Ich habe meine Entscheidung getroffen und ich werde diesem Seto Kaiba helfen, seine Brüder und seine Firma vor meinem Vater oder wem auch immer zu beschützen.
 

Koste es, was es wolle!
 

Es klopft an meiner Zimmertür. Ob das der Weckdienst ist? Ich richte mich im Bett etwas auf.
 

„Herein?“
 

Eine zierlich wirkende junge Frau steckt zögerlich ihren Kopf durch einen kleinen Türspalt, vermutlich eins von den Dienstmädchen der Villa.
 

„Das Frühstück ist angerichtet, Herr Katsuya.“
 

„Nur Katsuya, ohne Herr.“
 

Die junge Frau errötet, nickt dann aber.
 

„Wie Sie wünschen, Katsuya. Master Seto erwartet Sie bereits, ebenso wie Mokuba und der heute sehr früh eingetroffene Gast Hiroto.“
 

„Hiroto Honda?“
 

Die junge Frau schaut mich überrascht an.
 

„Sie kennen ihn?“
 

Ich grinse breit.
 

„Und ob ich ihn kenne! Ich bin in 10 Minuten soweit.“
 

Die junge Frau nickt.
 

„Ich warte vor der Tür und geleite Sie dann ins Esszimmer.“
 

Sie schließt die Tür und ich springe fast aus dem Bett, nur um vor Schmerz zusammenzuzucken.
 

„Autsch.“
 

Ach ja. Ich hab mich ja vor wenigen Stunden von Kaiba in der Hündchenstellung durchvögeln lassen und er wollte mir aufgrund dessen den Kosenamen Hündchen verpassen, wie widerlich niedlich.
 

‚Du bist niedlich.‘
 

Argh! Blöder Idiot! Was denkt sich der Kerl eigentlich?
 

Mürrisch marschiere ich ins Badezimmer, putz mir die Zähne, wasch mir den Schlaf aus den Augen und bring meine Frisur in Ordnung, auch wenn sie nach wenigen Minuten meist so aussieht, als wäre ich durch einen Sturm marschiert. Ich zieh mir die neuen Sachen an, die mir Kaiba nach unserem Techtelmechtel noch gegeben hat. Alles aussortierte Kleidung von Noah Kaiba, der ungefähr meine Körpergröße und Statur hat.
 

Ich fühl mich mehr als unwohl in dieser schwarzen Anzugshose und dem weißen Herrenhemd. Gott sei Dank ist es keines von diesen Hemden, die mit Manschettenknöpfen versehen werden und eine Krawatte muss ich ebenfalls nicht tragen oder ein Jackett. Und ich werde mit Sicherheit auch keine von diesen eleganten Herrenschuhen tragen, meine schwarzen Turnschuhe passen sicher genauso gut.
 

Noch etwas müde öffne ich die Tür zu meinem Zimmer, draußen im Gang steht die junge Frau, dessen Name mir noch unbekannt ist.
 

„Wie heißt Du eigentlich?“
 

Die junge Frau errötet schon wieder. Mach ich sie etwa nervös?
 

„Ich heiße Sakura. Sakura Watashi.“
 

„Sakura? Wie die Kirschblüte?“
 

Sie nickt und wird noch eine Spur röter. Meine Güte, was für ein schüchternes Persönchen! So eine Frau habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich kenne sonst nur Yakuza-Bräute, die um meine Bandenmitglieder herumschleichen oder Strichmädchen, von denen ich schon etliche retten musste, weil deren Freier brutale Arschlöcher waren. Und meine Schwester, die ich aber schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe.
 

„Na denn, Sakura, Du schöne Kirschblüte, weise mir den Weg!“
 

Sie kichert leise, nickt und geht nach links den Gang entlang. Ich folge ihr und betrachte sie etwas genauer. Mit ihren hellbraunen schulterlangen Haaren, ihren hellbraunen leuchtenden Augen und ihrem schwarzweißen Dienstmädchenoutfit wirkt sie wie ein zierliches Püppchen in dieser riesigen Villa. Sie ist sicher noch keine 18, aber fragen werde ich nicht, denn man fragt eine Frau nicht nach dem Alter, auch in Yakuza-Kreisen nicht, oder vielleicht besonders dort nicht…
 

In Gedanken versunken betrete ich das Esszimmer, während mir Sakura die Tür offen hält. Und da ist er, mein bester Freund, der mich breit angrinst und mir mit der gerade angehobenen Kaffeetasse zuprostet, als wäre er hier zuhause. Links, ihm schräg gegenüber, sitzt ein schwarzhaariger Junge, den man von hinten glatt für ein Mädchen halten könnte, aufgrund der wirklich langen Haare. Wenn er sich nicht umgedreht hätte, hätte ich mich echt gefragt, ob Mokuba ein Mädchen ist, das nur so tut als wäre es ein Junge.
 

Der Junge grinst genauso breit wie mein bester Freund Hiroto, allerdings prostet er mir mit keiner Kaffeetasse zu, sondern steckt sich nur Sekunden später eine Weintraube in den Mund und schafft es dennoch dabei dieses breite Grinsen nicht zu verlieren. Das nenne ich niedlich! Ich starre an dem Jungen vorbei nach links und auf Seto Kaiba, der an der linken Stirnseite des langen Esstisches sitzt. Zumindest nehme ich an, dass es Seto Kaiba ist, denn außer einer aufgeschlagenen Tageszeitung mit der Aufschrift „Domino Sonntags-Tipp“, ein paar braunen Haaren, oberhalb der Zeitung und schlanken Fingern, mit denen die Zeitung festgehalten wird, sehe ich nicht viel von der Person.
 

Ich bleibe etwas unschlüssig zwischen der Zimmertür und dem Esstisch stehen und starre auf die Zeitung, während ich die Blicke von Hiroto und Mokuba auf mir spüre. Die Zeitung selbst ist dabei aber völlig uninteressant, viel mehr interessiert mich, was sich hinter dieser Zeitung versteckt. Ganz plötzlich wird die Zeitung ein Stück gesenkt und leuchtend blaue Augen starren mich an. Hat er gemerkt, dass ich in seine Richtung schaue?
 

„Setz Dich.“
 

Er macht eine Kopfbewegung nach rechts und deutet somit auf einen freien Platz genau gegenüber von Mokuba. Ich grinse breit und nicke. Er hebt die Zeitung wieder vor sein Gesicht und ich gehe einmal hinter ihm um den Tisch herum, um mich links von ihm auf den freien Stuhl niederzulassen. Hiroto, der links neben mir sitzt, boxt mir in die Rippen, ich kontere mit einem Ellenbogencheck und greife dann nach einem Brötchen aus einem Brötchenkorb, den mir ein anderes Dienstmädchen reicht. Das Dienstmädchen sieht nicht so schüchtern und zierlich aus wie Sakura, sondern eher so stolz und erhaben wie Seto Kaiba selbst, was aber natürlich auch an ihrer blauen Augenfarbe und ihren braunen Haaren liegen kann. Außerdem ist sie mit ihren langen Haaren und in ihrer schwarzweißen Uniform auch wesentlich hübscher.
 

„Kaffee?“
 

Und eine hübschere Stimme hat sie auch!
 

„Name?“
 

Sie schaut mich verwirrt an.
 

„Vom Kaffee?“
 

Ich schüttle grinsend den Kopf.
 

„Nein, Deiner!“
 

Hiroto prustet in seine Kaffeetasse, Mokuba verschluckt sich an seinem Brötchen und fängt an zu husten und die Zeitung rechts neben mir zittert verdächtig, was wohl heißen soll, dass selbst ein Seto Kaiba sich manchmal das Lachen verkneifen muss.

Verwirrungen

~~ Seto Kaiba ~~
 

Dieses kleine Yakuza-Hündchen bringt tatsächlich Leben in die Villa, allerdings sollte ihn wohl jemand warnen, dass meine Dienstmädchen mehr auf dem Kasten haben, als man ihnen ansieht.
 

„Nozomi. Lass es ihm durchgehen, ja? Ich brauch diesen Yakuza-Bengel noch.“
 

Ich kann sehen, wie ihre rechte Hand verdächtig nah an ihrer fast unsichtbaren Rocktasche liegt, von der ich weiß, dass sie dort immer ihre überaus handliche Pistole Glock 26 beherbergt. Ihre Hand ballt sich sekundenlang zu einer Faust und umfasst dann wieder die Kaffeekanne, die sie noch in immer ihrer linken Hand hält.
 

„Sehr wohl, Master Seto.“
 

Ich sehe, wie der Yakuza-Bengel eine Augenbraue hebt und einen verwirrten Blick zwischen mir und Nozomi hin- und herwirft. Soll ich ihn aufklären oder mich weiterhin darüber amüsieren, wie er meine Angestellten unterschätzt? Letzteres hört sich verlockender an.
 

„Ich danke Dir, Nozomi. Schenk ihm einen Kaffee ein und zieh Dich bis auf weiteres zurück.“
 

Sie seufzt leise, schenkt dem Yakuza-Bengel einen Kaffee ein und verbeugt sich leicht vor mir.
 

„Wenn Sie mit dem Frühstück fertig sind, rufen Sie mich bitte, ich werde mich dann mit Sakura um das Abräumen kümmern.“
 

Ich nicke ihr kommentarlos zu und sie verschwindet mit einem letzten bösen Blick auf den Yakuza-Bengel durch eine Seitentür in Richtung Küche.
 

„Was war das denn gerade?“
 

Ich falte meine Zeitung sorgfältig zusammen und lächle den Yakuza-Bengel kalt an.
 

„Du solltest wirklich vorsichtig sein mit Deinen Äußerungen. Du scheinst zu vergessen, für wen diese Mädchen arbeiten. Nicht jede mag es, so schamlos und plump angeflirtet zu werden, wie Du es bei Nozomi getan hast. Einige meiner Mädchen sind sich nicht zu schade, derartige Anmachungsversuche aufs Härteste zu bestrafen. Das gilt besonders für Nozomi. Und lass Dich nicht durch ihren Namen täuschen, der Hoffnung bedeutet, denn wer sich mit ihr anlegt, für den besteht keine Hoffnung.“
 

Das kleine Yakuza-Hündchen wirft mir nur einen überaus verwirrten Blick zu und scheint wirklich nicht zu begreifen, wie nah er gerade dem Tod gewesen ist. Wie äußerst amüsant.
 

„Häh?“
 

Ich schüttle nur amüsiert den Kopf, lege meine Zeitung neben mir an den rechten Rand des Tisches und greife stattdessen zu meiner Kaffeetasse, um endlich mein morgendliches Frühstück zu beginnen. Soll sich dieser Typ doch den Kopf über meine Worte zerbrechen. Was kümmert es mich? Aber vielleicht lässt er in Zukunft seine billigen Anmachsprüche, die er vermutlich dort draußen auf der Straße aufgegabelt hat. Meine Angestellten haben wahrlich Besseres verdient.
 

„Seto?“
 

Ich werfe Mokuba einen fragenden Blick zu, er zieht seine Stirn in leichte Falten.
 

„Geht es Noah gut?“
 

Ich nicke beruhigend.
 

„Keine Sorge, Mokuba. Noah ist über den Berg und sollte im Laufe des Nachmittags hier eintreffen. Mach Dir keine Gedanken mehr deswegen, ja?“
 

Er seufzt erleichtert und schnappt sich wieder eine Weintraube aus einer Schüssel.
 

„Okay.“
 

Ich greife nach der guten Butter, leider zeitgleich mit dem Yakuza-Hündchen, so dass ich anstatt der Butter seine rechte Hand erwische, die schon auf der Butterglocke liegt. Wie in Zeitlupe dreh ich mich zu ihm um und starre ihn wütend an. Er zuckt nur beiläufig mit den Schultern.
 

„Ich war schneller.“
 

Ich kralle meine perfekt manikürten Fingernägel in seinen Handrücken, er zieht seine Hand ruckartig zurück.
 

„Verfluchter Mistkerl! Du bist ein verdammt schlechter Verlierer, Du Arschloch!“
 

Ich greife mir einfach die Butter, ohne ihm einen Kommentar zu gönnen. Ein Seto Kaiba verliert nicht und wenn er zuerst die Butter haben will, dann kriegt er sie auch, aber das muss dieses Hündchen wohl noch lernen.
 

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Dieses verfluchte Arschloch! Erst verwirrt er mich mit seinen blöden Kommentaren und dann klaut er mir auch noch die Butter, obwohl ich sie zuerst erwischt hatte. Neben mir höre ich Hiroto leise kichern und ich werfe ihm einen wirklich mörderischen Blick zu.
 

„Hiroto! Das ist nicht witzig!“
 

Er kichert noch immer vor sich hin und grinst mich dann breit an.
 

„Komm schon, Katsuya, mach hier nicht so einen Aufstand. Wir sind hier nur zu Gast und sollten froh sein, dass wir überhaupt was zum Essen bekommen und dann auch noch solche Leckereien. Erinnere Dich daran wie oft Du auf das Essen verzichten musstest, weil Du Dich mal wieder mit Deinem Vater angelegt hast oder erinnerst Du noch an die Sache mit dem geklauten Spanferkel, für das Dein Vater Dich hart bestraft hat? Die Nar….“
 

Mein Herz verkrampft sich bei diesen Worten und ich spüre wie sich mein mörderischer Blick verfinstert, was auch Hiroto aufzufallen scheint, denn er wird ruckartig still.
 

„Noch ein Wort und Du bist tot, Hiroto.“
 

Meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren eisiger als sonst, was allerdings auch kein Wunder ist. Immerhin war Hiroto gerade dabei im Beisein eines halben Kindes über meine lange Narbe auf meinem Brustkorb zu reden. Es macht mir nichts aus, wenn Kaiba davon erfährt, aber für seinen kleinen Bruder ist diese Geschichte nicht gerade geeignet.
 

„Sorry, bin schon still.“
 

Ich entspanne mich langsam wieder und atme einmal tief durch.
 

„Schon klar.“
 

Ich greife nun nach der Butterglocke, die Kaiba wieder zurückgestellt hat und ignoriere seinen fragenden Blick und den ebenso neugierigen Blick seines kleinen Bruders.
 

„Dein Vater hat Dich hungern lassen?“
 

Seufzend schau ich auf den Jungen mit den langen schwarzen Haaren, der auf den Namen Mokuba hört und nicke leicht.
 

„Manchmal, als ich noch jünger und vor allem schwächer war. Keine große Sache. Ich hab mir mein Essen dann auf der Straße zusammengeklaut, manchmal auch direkt von Vaters reich gedeckten Tisch, wie das Spanferkel, das ich ihm direkt vor der Nase weggeschnappt habe, als er es einen Moment unbeachtet ließ. Er hat es zwar rausbekommen und mich bestraft, aber dafür hatte ich die Möglichkeit auf ein richtiges Festessen mit meinen besten Freunden.“
 

Wenn man davon absieht, dass mein damals bester Freund Hirutani derjenige war, der mich an meinen Vater verpfiffen hat, nur um seine eigene Haut zu retten. Tze, dieser feige Hund. Ich wünsche mir wirklich, dass er noch lebt, damit ich ihm erneut ein Messer in die Brust rammen kann, für all die vielen Male, in denen er mich betrogen und hintergangen hat.
 

„Wie hat Dein Vater Dich bestraft?“
 

Mokubas Blick wirkt nachdenklich und sorgenvoll. Und kurz schaut er auf seinen großen Bruder, wendet den Blick aber sofort wieder ab. Ich runzle leicht die Stirn. Kann es sein, dass Mokuba von den Narben auf dem Rücken seines großen Bruders weiß? Und von den Narben auf seinen Oberschenkeln? Ein Fuß wird mir plötzlich in mein rechtes Schienbein gerammt, ich unterdrücke mit Mühe und Not einen empörten Aufschrei.
 

Kaiba! Dieses Miststück! Meine Güte, ich hab doch schon kapiert, verdammter Idiot!
 

„Ach, nur das Übliche halt, ein bisschen davon, ein bisschen hiervon, der übliche Yakuza-Mist eben. Nichts Besonderes.“
 

Naja, wenn man eine riesige, von einem echten Samuraischwert zugefügte, Narbe, die sich zudem auch noch quer über den ganzen Oberkörper zieht, als nichts Besonderes bezeichnen kann. Ich kann froh sein, dass ich noch lebe. Die Narbe selbst stört mich eigentlich nicht weiter, nur die Tatsache, dass es nicht mein Vater selbst war, der diese Bestrafung durchführte, nein, es war ausgerechnet Hirutani, der Vaters Befehl zu seiner vollsten Zufriedenheit und ohne zu zögern ausführte.
 

Ich hab mir viel Zeit gelassen, um meine Schulden bei ihm zurückzuzahlen, was vielleicht daran gelegen haben mag, dass er wirklich mal mein bester Freund war, damals.
 

„Hier kann Dein Vater Dir nichts mehr antun, mein Bruder wird Dich schon beschützen.“
 

Ich verschlucke mich fast an meinem Brötchen, das ich mir gerade in den Mund gesteckt habe, werfe einen amüsierten Blick auf besagten großen Bruder und schüttle dann lachend den Kopf.
 

Das wage ich zu bezweifeln, Mokuba! Für Deinen Bruder bin ich genauso ein Yakuza-Abschaum wie mein Vater und sicher nicht mehr wert als eine Kugel in den Hinterkopf, wenn diese ganze Sache mit der Jonogami-kai erledigt ist. Aber keine Sorge, Kleiner. Dessen bin ich mir voll bewusst und ich bin außerdem hier, um euch vor meinem Vater zu beschützen, nicht umgekehrt, okay?“
 

„Du meinst wohl wir. Ich bin aus demselben Grund hier wie Du, Katsuya.“
 

Ich klopfe Hiroto auf die Schulter und nicke zustimmend.
 

„Seite an Seite?“
 

„Back to Back.“
 

„Wie rührend.“
 

„Klappe, Kaiba, davon verstehst Du nichts!“
 

Ich werfe ihm einen bösen Blick zu und wende mich wieder an seinen kleinen Bruder.
 

„Mach Dir keine unnötigen Sorgen, wir passen schon auf, dass mein Vater Dich nicht in die Finger bekommt. Und wenn wir dabei draufgehen, dann ist das nur ein Beweis dafür, dass wir zu schwach waren, nichts weiter. Nur die Starken überleben dort draußen, das wird in der Geschäftswelt der Kaibas sicher nicht anders sein, stimmt‘s?“
 

Mokuba nickt seufzend und wirft erneut einen kurzen Blick auf seinen großen Bruder. Und ich frage mich, wieviel der Kleine tatsächlich weiß. Vielleicht sollte ich ihn mal in einem stillen Moment fragen, ohne dass Kaiba etwas davon mitbekommt. Mich würde wirklich interessieren, woher die ganzen Narben auf Seto Kaibas Körper stammen, auch wenn ich mir schon denken kann, wer sie ihm zugefügt hat. Im Grunde kommt dafür nur dieser Gozaburo in Frage. Wer sonst hatte je diese Macht über Seto Kaiba?

unerwarteter Besuch

~~ Anzu Masaki ~~
 

Ich weiß nicht warum ich Yami nie wirklich widersprechen kann, wenn er so ernst ist wie heute früh, bei Yugi habe ich nie dieses Problem, was vermutlich auch daran liegt, dass er zu lieb ist, um wirklich ernst zu klingen. Er nimmt seinen Job zwar sehr ernst, aber manchmal glaube ich, dass er für diesen Beruf nicht geschaffen ist. Er ist zu unschuldig und teilweise sogar zu naiv, um Polizist zu sein. Er glaubt immer an das Gute im Menschen, also versucht er es zu vermeiden, auf andere Menschen zu schießen und sie zu verletzten oder gar zu töten, selbst wenn es bedeutet, dass er selbst dabei verletzt oder irgendwann sogar getötet wird. Dafür ist Yami zu entschlossen zu tun was nötig ist und bringt sich dabei immer wieder selbst in Gefahr, so dass er ständig irgendwelche Wunden hat, irgendwann werden sie ihn noch umbringen.
 

Ich mach mir Sorgen um die Beiden. Warum mussten sie unbedingt Polizisten werden, so wie ihre Eltern? Und warum habe ich mich dazu entschlossen, ihnen zu folgen, obwohl meine Eltern dagegen waren und wollten, dass ich Lehrer werde so wie sie? Vielleicht lag es an diesem Vorfall vor vielen Jahren. Die versuchte Vergewaltigung an diesem kleinen Mädchen in der Schule und die darauffolgende Reaktion dieses Jungen mit den wilden blonden Haaren und den zornigen braunen Augen.
 

Alle haben sie ihn verurteilt für das was er getan hat. Sogar meine Eltern hielten ihn für ein wildes Tier und einen Mörder, der hinter Gitter gehörte. Dabei wollte er doch nur dieses Mädchen beschützen. Er mag ein wildes Tier gewesen sein in diesem Moment. Aber ich sah nur einen seelisch verletzten Jungen, der ein ängstlich zitterndes Mädchen beinahe verzweifelt an sich presste und jeden auf Abstand hielt, der ihnen zu nahe kam. Sie sahen so mitleiderregend aus, so hilfsbedürftig, so schutzsuchend und so verlassen. Und niemand der Umstehenden schien sich wirklich um sie kümmern zu wollen, alle starrten sie nur angewidert an und warfen ihnen leise Verwünschungen hinterher, als sie aus der Sporthalle geführt wurden. Was ist nur aus den Beiden geworden? Ich kannte das Mädchen, sie ging auf die Grundschule, die direkt neben meiner Mittelschule lag. Shizuka hieß sie wohl, den Namen des Jungen weiß ich nicht, ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen und nach dem Vorfall waren beide spurlos verschwunden.
 

Ein Jahr später wurden dann Yamis und Yugis Eltern getötet, danach setzten sie alles daran, in die Polizeischule aufgenommen zu werden und ich ging mit, weil wir seit der Grundschule in einer Klasse waren und sich auch unsere Eltern sehr gut verstanden. Opa Mutou wurde nach dem Mord an seinem Sohn und seiner Schwiegertochter Privatdetektiv und sucht noch heute mit seinem besten Freund Professor Hopkins nach Beweisen, dass es Mord durch die Yakuza war und kein simpler Autounfall. Ich hab gehört, dass die Enkelin des Professors ebenfalls mithilft, dabei ist sie noch sehr jung. Angeblich ist sie wohl hochintelligent und könnte sich mit den Kaiba-Brüdern messen, wenn sie wollte. Der jüngste der Kaibas ist wohl ungefähr so alt wie sie.
 

Nun ja. Wie dem auch sei, ich habe eigentlich wichtigere Dinge zu tun, als mir so viele Gedanken über andere zu machen. Ich muss diese ganzen Akten sortieren, weil die Kollegen ständig Unordnung ins Polizeihauptquartier bringen und nie aufräumen. Und an wem bleibt das dann immer hängen? An mir! Und das nur, weil ich zu sensibel für den Außendienst bin. Der Hauptkommissar nannte es zwar zu aufbrausend, aber was soll’s.
 

„Anzu?“
 

Ich schaue auf und direkt in Yamis ungewöhnliche Augen.
 

„Ja?“
 

„Hast Du nicht längst Feierabend?“
 

Ich schaue an ihm vorbei auf die große Wanduhr über der Bürotür.
 

„Schon halb 8? Sitze ich schon wieder mehr als 10 Stunden vor diesem beschissenen Schreibtisch?“
 

„Sieht so aus.“
 

Ich seufze leise und werf die Akte, die ich gerade in der Hand halte, zurück auf den unsortierten Stapel auf meinem Schreibtisch und strecke mich erstmal ausgiebig. Büroarbeit ist so eintönig, besonders wenn man die Nachtschicht hat.
 

„Und wieso bist Du noch hier? Wo ist Yugi?“
 

„Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Kommissar bezüglich der beiden Yakuzas in Kaibas Obhut. Yugi ist schon im Auto. Der Kommissar hat mich gebeten, die Akten von Katsuya Jonouchi und Hiroto Honda zu Kaiba zu bringen, weil der die Akten einsehen wollte.“
 

„Aber, ist das nicht ein Umweg für euch, wenn ihr erst an der Kaiba Villa vorbeifahrt?“
 

Yami zuckt mit den Schultern.
 

„Und? Du kennst doch Kaiba. Er wartet nicht gerne und wenn er etwas will, dann möglichst sofort.“
 

Ich nicke bestätigend, suche beide Akten aus dem Aktenschrank hinter mir und zögere dann kurz.
 

„Wenn Du willst, fahre ich zu Kaiba und bring ihm die Akten vorbei.“
 

„Das würdest Du tun? Du magst Kaiba doch nicht.“
 

„Sicherlich. Aber ich bin neugierig. Dieser Katsuya Jonouchi geht mir nicht aus dem Kopf. Was ist das für ein Typ, dass Kaiba ihn freiwillig bei sich aufnimmt, obwohl er der Sohn seines wohl größten Widersachers ist?“
 

Yami mustert mich einige Sekunden lang und seufzt dann leise.
 

„Du hast schon irgendwie Recht. Dieser Katsuya Jonouchi ist nicht irgendwer. Ich hab seine Augen gesehen. Diesen entschlossenen Blick. Feurig, aber auch irgendwie ehrlich. Er ist jemand, auf den man sich verlassen kann, wenn man ihn erstmal auf seiner Seite hat. Ein treuer Charakter und ein Kämpfer, jemand, der ohne zu zögern für die durchs Feuer geht, die ihm etwas bedeuten, ein Beschützer, der niemals aufgibt, der aber auch hart sein kann und beinahe kaltblütig mordet, wenn er es für gerechtfertigt hält. Irgendwie ist er wie Kaiba, nur nicht so arrogant.“
 

„Hhm, jetzt bin ich erst recht neugierig. Okay. Ich bring die Akten zu Kaiba. Für mich ist das nur ein kleiner Umweg, wenn ich erst zu seiner Villa und dann zu mir nachhause fahre.“
 

Yami nickt und legt die Akten auf meinen Schreibtisch. Ich pack sie in meine große Handtasche, die unter meinem Schreibtisch steht. Bin gespannt ob ich diesen Katsuya Jonouchi in der Kaiba Villa antreffe.
 

Etwa eine halbe Stunde später folge ich diesem Roland durch die weitläufigen Gänge der Kaiba Villa. Es ist das erste Mal, dass ich hier bin und ich bin ungewollt beindruckt von der Architektur und den Kunstgegenständen, die hier überall verteilt sind. Geschmack haben die Kaibas jedenfalls, das lässt sich nicht leugnen, trotzdem mag ich besonders diesen Seto Kaiba nicht, daran wird sich vermutlich nie etwas ändern. Der Bodyguard bleibt vor einer unscheinbar wirkenden Tür stehen und klopft an, es erklingt ein herrisches „Ja“, das wohl eine Frage darstellen soll, aber eher genervt klingt. Er öffnet die Tür und steckt vorsichtig seinen Kopf hindurch.
 

„Anzu Masaki ist jetzt hier mit den Akten der beiden Yakuzas, Sir.“
 

„Schick sie rein.“
 

„Jawohl, Sir.“
 

Er zieht seinen Kopf wieder zurück und öffnet die Tür ganz, dreht sich dann zu mir um und deutet mit der Hand an, dass ich jetzt eintreten kann, ich nicke ihm kommentarlos zu und betrete das Zimmer, das sich bei näherer Betrachtung anscheinend als Seto Kaibas Arbeitszimmer herausstellt. Seto Kaiba selbst sitzt hinter seinem Schreibtisch und mustert mich argwöhnisch.
 

„Ich hatte mit den Mutous gerechnet, aber nicht mit Ihnen, Masaki. Ihre Abneigung gegen mich war immerhin für jeden ersichtlich.“
 

Ich zucke mit den Schultern und greife in meine Handtasche, um die Akten hervorzuholen, für die ich hergekommen bin.
 

„Daran hat sich auch nichts geändert, Kaiba. Ich wohne nur in der Nähe und für mich ist es nur ein geringfügiger Umweg, wenn ich Ihnen erst die Akten vorbeibringe, bevor ich nachhause fahre. Yami und Yugi wohnen dagegen am anderen Ende der Stadt.“
 

Früher wohnten sie noch nicht dort, aber nach dem Tod der Eltern sind sie zu ihrem Opa gezogen, der dort anfangs einen Spieleladen hatte, aus dem er dann seine Hopes Detektei gemacht hat.
 

„Wie auch immer. Spielt für mich keine Rolle. Geben Sie mir die Akten und verschwenden Sie nicht länger meine Zeit.“
 

Etwas angesäuert knall ich die beiden Akten auf seinen Schreibtisch und werfe ihm einen bösen Blick zu, den er einfach ignoriert, indem er nach den Akten greift und seine Aufmerksamkeit nur noch darauf lenkt. Dieser eingebildete Fatzke! Egomane! Wütend dreh ich mich um und will dieses Zimmer und die Villa nur noch so schnell wie möglich verlassen. Doch bevor ich die Tür öffnen kann, wird diese ruckartig geöffnet und jemand rennt mich beinahe um.
 

„Ups! Hab nicht gewusst, dass Du Besuch hast, Kaiba. Tut mir leid, Miss, ich wollte Sie nicht erschrecken.“
 

Irritiert starre ich an diesem Störenfried hinauf, er ist etwa einen halben Kopf größer als ich und scheint sehr muskulös zu sein, was man unter seinem weißen Herrenhemd fast überdeutlich sehen kann, da es leicht durchschimmert und er sonst nichts darunter trägt. Das ist es aber nicht, was mich irritiert, sondern diese braunen Augen, die mich amüsiert mustern und die mir erschreckend bekannt vorkommen. Nur woher? Und dann diese blonden Haare, die ihm wild ins Gesicht hängen. Wo habe ich dieses Gesicht nur schon mal gesehen? In irgendeiner Akte? Oder kenne ich ihn von früher?
 

„Köter! Noch nie was von Anklopfen gehört?“
 

„Zum letzten Mal, Kaiba, ich heiß nicht Köter, sondern Katsuya, merk Dir das mal und ich hab nicht angeklopft, weil es wichtig war, was ich zu sagen hatte, da wollte ich nicht erst warten bis Du mich hereinbittest.“
 

Katsuya?
 

„Katsuya Jonouchi?“
 

Er wirft mir einen fragenden Blick zu.
 

„Ja? Kennen wir uns?“
 

Ich schüttle den Kopf und zucke dann mit den Schultern.
 

„Nein. Ich glaube nicht. Allerdings kommen Sie mir bekannt vor. Ich habe Sie aber etwas jünger in Erinnerung, glaube ich. Ich bin nicht ganz sicher.“
 

Er mustert mich eingehend und dann weiten sich seine Augen beinahe panisch und ich höre nur ein leises geflüstertes Wort.
 

„Shizuka.“
 

Und ich begreife, warum mir sein Gesicht so bekannt vorkam. Warum habe ich es nicht gleich bemerkt? Dieser zornige Blick, den er mir gerade zuwirft und die wilden Haare, die ihm ins Gesicht fallen.
 

„Du…?
 

Bevor ich meinen Satz richtig aussprechen kann, greift er mir mit der rechten Hand an die Kehle und drückt zu.
 

„Kein Wort! Oder ich brech Dir das Genick!“
 

Und ich zweifle keine Sekunde daran, dass er es ernst meint. Er ist noch immer dieses wilde Tier von damals, das wilde Tier, das sich nur verteidigt, weil es in die Ecke gedrängt wurde.
 

„Köter! Hast Du sie noch alle? Das ist eine Polizistin, Gottverdammt!“
 

„Halt Dich aus meinen Angelegenheiten raus, Kaiba! Das hier geht Dich nichts an!“
 

„Ich trage für Dich die Verantwortung, also geht mich das sehr wohl etwas an. Du wirst in meiner Villa keinen Mord begehen und erst recht nicht an einer verdammten Polizistin.“
 

„Dann werd ich sie vor Deiner Villa umbringen und nicht mehr wiederkommen. Zufrieden?“
 

„Nein! Wirst Du nicht! Ich habe eine hohe Kaution für Dich bezahlt. Du schuldest mir was und eine einzige Nacht ändert nichts daran!“
 

Die Hand an meiner Kehle lockert sich leicht und er funkelt Kaiba, der inzwischen näher gekommen ist, wütend an.
 

„Du bist ein verdammtes Arschloch, Kaiba!“
 

„Ich weiß, ändert aber nichts daran, dass ich Recht habe, Katsuya.“
 

Er zieht wütend seine Augenbrauen zusammen und lässt endlich von mir ab, um stattdessen nach dem Hemdkragen von Kaiba zu greifen.
 

„Ach nee? Jetzt fällt Dir ein wie ich heiße, ja? Du verdammter Bastard!“
 

„Ich vergesse nie etwas, das könnte ich mir gar nicht leisten, Köter.“
 

„Halt Deine verdammte Klappe, Du Mistkerl!“
 

„Sonst was?“
 

Das beinahe schon hinterhältige Grinsen auf dem Gesicht dieses Yakuzas lässt mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen.
 

„Sonst zeige ich Dir mal was passiert, wenn ich die Kontrolle verliere.“
 

Kaibas Grinsen raubt mir beinahe den Atem. Seit wann zeigt er so viele Emotionen? Und vor allem, seit wann grinst er so herausfordernd?
 

„Soll ich etwa Angst haben, Hündchen?“
 

Und in der nächsten Sekunde passiert etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Dieser Katsuya zieht Kaiba tatsächlich am Hemdkragen zu sich runter und küsst ihn, heiß und verlangend. Und als wäre das nicht schlimm genug, küsst Kaiba ihn auch noch zurück, ebenso gierig, wie es scheint. Dabei starren sie sich gegenseitig an, als wollten sie sich mit bloßen Blicken erdolchen, während sie sich gegenseitig auffressen. Mit einer kurzen Handbewegung hinter dem Rücken des Yakuzas deutet Kaiba an, dass ich verschwinden soll, was ich auch ohne nachzudenken tue.
 

Nur raus aus dieser verfluchten Villa und weg von diesen wilden Tieren, bevor ich als Frühstückshappen auf ihrem Esstisch lande.

ertragenes Leid

~~ Noah Kaiba ~~
 

Wenn ich eines hasse, dann sind es Krankenhäuser, daran ändert auch dieses private Krankenzimmer nichts. Es ist ein Glück, dass es mir körperlich soweit wieder gut geht, dass ich dieses Krankenhaus schon verlassen kann. Der Arzt hat mir zwar strickte Bettruhe für die nächsten drei Tage und eine Schonfrist für mindestens zwei Wochen verordnet und mir etliche Schmerzmittel verschrieben, aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich mich dafür zuhause ausruhen kann, bei meinen Brüdern.
 

Gottseidank ist Mokuba nichts passiert und zum Glück war Seto so schnell da. Allerdings war ich sehr überrascht, als mir Kemo erzählt hat, dass Seto nicht nur in Begleitung von Roland erschien, sondern auch in Begleitung von Saburos verdammten Sohn und dass sich besagter Sohn zurzeit zusammen mit einem weiteren Yakuza-Bengel in der Villa aufhält. Was denkt Seto sich dabei? Ist er jetzt völlig durchgedreht? Seine Alleinaktionen sind ja schon schlimm genug, muss er sich jetzt auch noch mit dem Feind verbünden?
 

Nun ja. Er wird seine Gründe haben, das hat er eigentlich immer. Verstehen tu ich zwar nicht immer, was in seinem Kopf vorgeht, aber es verwundert mich nicht, denn er lässt sich ungern in die Karten schauen. So war er schon bevor mein Vater ihn adoptiert hatte. Ein misstrauischer Junge, der schon viel Leid ertragen hatte und jetzt versuchte, für seinen kleinen Bruder stark zu sein. Seto hat immer versucht, es meinem Vater Recht zu machen und uns zu beschützen, dabei hätte er es nicht nötig gehabt, mich ebenfalls vor der oftmals brutalen Strenge meines Vaters zu beschützen. Ich bin doch nicht mal sein leiblicher Bruder, dennoch hat er nie einen Unterschied zwischen Mokuba und mir gemacht. Er hat uns beide in Schutz genommen und alles ertragen, was mein Vater ihm angetan hat.
 

Ich weiß, dass er nicht nur körperlich unter meinem Vater gelitten hat, sondern auch seelisch, doch zugeben würde Seto es nie. Und doch glaube ich, dass er mittlerweile sowas wie eine Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt hat. Selbstverletzendes Verhalten, hoher Schlafmittelkonsum, der sich mit in seinem privaten Arbeitszimmer durchwachten Nächten abwechselt, unregelmäßige Nahrungsaufnahme, die oftmals sogar komplett verweigert oder schlicht vergessen wird, unangemessene Wutausbrüche, ständige Alleingänge gegen die Yakuza, die man nur noch als selbstmörderisch bezeichnen kann, Bindungsängste, gepaart mit dem übermäßigen Wunsch, Mokuba und mich vor allem Übel zu beschützen, selbst auf die Gefahr hin, dass er sich selbst dabei in Lebensgefahr bringt. Nach dem Tod meines Vaters hat er sich zwar nicht mehr selbst geritzt, aber dennoch sorge ich mich um ihn. Oftmals wirkt er wie tot, seelenlos, wie ein Roboter, der auf Automatik läuft. Nur bei Mokuba zeigt er ab und zu ein anderes Gesicht.
 

„Sir?“
 

Ich schaue zur offenen Krankenzimmertür, in der Fugata steht.
 

„Ja?“
 

„Wir können los. Kemo wartet unten in der Limousine.“
 

Ich nicke ihm zu und erhebe mich etwas mühselig von dem gemütlichen Sofa meines privaten Krankenzimmers.
 

„Soll ich Sie stützen?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Geht schon. Ist ja nur meine Schulter.“
 

Und die ist ziemlich fest verbunden. Mein Arm ist zusätzlich mit einem Dreieckstuch an meinem Oberkörper fixiert, damit ich meine Schulter nicht bewege und wirklich schone, wie es der Arzt verlangt hat, aber das behindert mich zum Glück nicht beim Gehen.
 

Ich folge Fugata durch die Gänge des Krankenhauses, in den Fahrstuhl und hinaus zur Limousine. Kemo öffnet mir die Tür und ich steige vorsichtig hinein. Schmerzen habe ich zum Glück keine mehr, dafür sorgen die Schmerzmittel. Aber umständlich ist es dennoch, wenn man nur noch einen Arm bewegen kann, selbst wenn es nicht der dominante Arm ist, der zur Bewegungsunfähigkeit verdammt wurde.
 

Ich schaue aus dem Fenster der Limousine und beobachte das Treiben auf den Straßen und Gehwegen, während wir durch neutrales Gebiet in Richtung Kaiba Villa fahren. Es kommt äußerst selten vor, dass ich mich um diese Zeit in der Limousine befinde, immerhin ist es Sonntagnachmittag und Sonntag ist der einzig freie Tag für uns Kaibas, was bedeutet, dass wir meistens irgendetwas gemeinsam unternehmen und in der Regel ein Privatauto benutzen, wenn wir unterwegs sind. Ist unauffälliger, meint zumindest Seto. Bisher ist zwar nie etwas passiert, wenn wir alle zusammen auf diese Weise unterwegs waren, aber das mag daran liegen, dass wir ständig andere Autos benutzen und nie zweimal dasselbe Auto an aufeinanderfolgenden Wochenenden. Mein Vater hat sich zu Lebzeiten eine riesige Sammlung an alten und neuen Autos angeschafft, die wir natürlich genauso nutzen, wie alles andere, was ihm je gehört hat. Wenn man bedenkt, wie sehr wir unter ihm gelitten haben, ist das allerdings nur ein schwacher Trost.
 

Die Limousine fährt durch das riesige Tor des Kaiba Anwesens und die Auffahrt hinauf, stoppt aber ziemlich ruckartig auf halben Weg zur Villa, was mich mürrisch die Stirn runzeln lässt.
 

„Warum halten wir hier? Die Villa ist doch weiter oben?“
 

Der Fahrer dreht sich zu mir um und sieht so aus, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
 

„Der Weg ist uns versperrt, Sir. Eine Weiterfahrt ist unter diesen Umständen nicht möglich.“
 

„Versperrt? Durch was?“
 

„Nicht durch einen Gegenstand, Sir, sondern durch eine Person, beziehungsweise zwei Personen, die sich scheinbar lautstark mitten in der Auffahrt unterhalten, wenn man es nicht sogar streiten nennen könnte.“
 

Ich wechsle einen Blick mit Fugata, der direkt neben mir sitzt.
 

„Streiten? Wer würde es wagen, sich ausgerechnet hier zu streiten?“
 

„Wer die zweite Person ist, kann ich Ihnen nicht sagen, Sir, aber, ob Sie es glauben oder nicht, die andere Person ist Master Seto.“
 

Ungläubig zieh ich meine rechte Augenbraue hoch.
 

Seto streitet sich mitten in der Auffahrt mit irgendwem? Das muss ich sehen!“
 

Ohne eine Antwort abzuwarten, öffne ich die Tür der Limousine und höre auch sofort Setos sehr laute Stimme.
 

„Ich habe Dir schon einmal gesagt, dass es nicht mein Problem ist, dass die Polizistin mein Grundstück verlassen hat, während Du beschäftigt warst. Ist doch Deine eigene Schuld, wenn Du Dich dermaßen provozieren lässt und alles um Dich herum vergisst. Also jammere mir hier nicht die Ohren voll. Du wirst das Grundstück nicht verlassen, nicht ohne meine ausdrückliche Erlaubnis und wenn Dir das nicht passt, dann kann ich auch ganz andere Seiten aufziehen, der Keller zum Beispiel ist ausbruchssicher.“
 

„Du willst mich hier einsperren?“
 

„Wenn Du es so ausdrücken willst?“
 

„Du kannst mich mal!“
 

„Liebend gerne, aber bitte zu einem späteren Zeitpunkt, Du siehst doch, dass mein Bruder gerade eingetroffen ist, ich habe also zu tun.“
 

„Dein Bruder interessiert mich nicht, ich unterhalte mich gerade mit Dir, also bleib gefälligst stehen und schau mich an, während ich mit Dir rede!“
 

„Du redest nicht, Du bellst, Hündchen. Schalte mal die Lautstärke etwas runter, das macht keinen guten Eindruck.“
 

„Scheiß auf den guten Eindruck, ich bin nicht hier, um Eindruck zu machen, sondern nur zu eurer Sicherheit, wenn Dir das nicht passt, kannst Du mich ja wieder rauswerfen, kümmert mich doch nicht, dann kann ich die Polizistin doch noch erwürgen, bevor sie irgendetwas tut, was mir schaden könnte.“
 

„Du wirst mir vermutlich nicht sagen, woher Du sie kennst oder woher sie Dich kennt?“
 

„Nein. Das geht…“
 

„Das geht mich nichts an, schon verstanden. Aber verzeih, wenn ich aus diesem Grund keinerlei Verständnis oder gar Mitleid für Deine Situation aufbringen kann. Du bleibst hier und das ist mein letztes Wort.“
 

„Leck mich doch, Kaiba!“
 

„Das hatten wir schon mal, wenn Du das noch ein paar Mal wiederholst, tu ich das wirklich noch, also vorsichtig mit Deinen Äußerungen.“
 

„Arschloch!“
 

„Du legst es tatsächlich darauf an, oder? Bettelst Du gerade um eine Wiederholung der letzten Nacht?“
 

„Nie im Leben! Das bildest Du Dir ein.“
 

„Hört sich aber ganz danach an. Und jetzt entschuldige mich bitte, mein Bruder wartet und ich lasse ungern jemanden warten. Du kannst gerne mitkommen und Dich vorstellen.“
 

„Und wenn ich nicht will?“
 

„Dann verschwinde einfach zurück in die Villa und belästige mich nicht weiter.“
 

„Du mieser, arroganter Mistkerl! Was glaubst Du eigentlich wer Du bist?“
 

„Ich bin Deine einzige Möglichkeit, Dich an Deinem Vater zu rächen und gleichzeitig der einzige Zufluchtsort, damit er Dich nicht vorher erwischt. Vergiss das niemals, Katsuya!“
 

„Warum zum Geier hört es sich immer wie eine Beleidigung an, wenn Du mich bei meinem Vornamen ansprichst?“
 

„Weil es vielleicht eine ist?“
 

„Du bist merkwürdig, Kaiba.“
 

„Und das sagst ausgerechnet Du?“
 

„Jaja, schon klar. Ich bin auch nicht viel besser, aber im Gegensatz zu Dir weiß ich, dass ich merkwürdig bin. Und jetzt geh endlich zu Deinem Bruder, der sieht so aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen, aus welchem Grund auch immer.“
 

Tja. Ob ich kurz vor einem Ohnmachtsanfall stehe, kann ich derzeit wirklich nicht sagen, geschweige denn ausschließen. Fest steht jedenfalls, dass ich Seto noch nie so gesehen habe, so energiegeladen, so animalisch, so lebendig. Das ist nicht der Seto, den ich kenne. Wer, zum Geier, ist das? Und wer, in Gottes Namen, ist der blonde Idiot neben ihm?

das Wichtigste im Leben

~~ Seto Kaiba ~~
 

Dieses Yakuza-Hündchen weiß anscheinend nicht, wann es besser die Klappe halten sollte, allerdings hat er Recht damit, dass Noah etwas blass um die Nase ist, als würde er wirklich gleich ohnmächtig werden.
 

„Hast Du starke Schmerzen?“
 

Er schaut mich etwas merkwürdig an und schüttelt dann den Kopf.
 

„Nein. Ich war nur etwas überrascht, Dich mitten in der Auffahrt streiten zu sehen. Willst Du mich Deiner Begleitung vorstellen?“
 

Er war überrascht? Ich werfe einen Blick auf das blonde Hündchen neben mir, der Noah mit einem mitleidigen Blick betrachtet. Nun ja. Vermutlich ist mein momentanes Verhalten wirklich überraschend, woran mag das liegen?
 

„Das ist Katsuya Jonouchi.“
 

„Saburos Sohn? Hat es einen Grund, warum er hier ist?“
 

Ich seufze leise und streich mir durch die Haare.
 

„Er hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass sein Vater drastischere Maßnahmen ergreifen würde, um an unsere Firma zu kommen und uns zu vernichten. Dann hat er mich begleitet, um euch aus der verzwickten Lage zu helfen. Im Gegenzug biete ich ihm einen Unterschlupf und die Möglichkeit, gegen seinen Vater anzutreten.“
 

Das ist nur die halbe Wahrheit, aber mehr muss Noah nicht wissen und das Yakuza-Hündchen scheint das ähnlich zu sehen, denn von dort kommt keinerlei Protest oder zusätzlicher Kommentar.
 

„Verstehe. Und Du bist sicher, dass Du ihm vertrauen kannst?“
 

Vertrauen?
 

„Ich vertraue niemandem, das solltest Du doch wissen.“
 

„Aber, Du duldest ihn hier und seinen Kumpel ebenfalls?“
 

Es passt ihm scheinbar nicht, dass die beiden Yakuza-Bengels hier sind, aber es überrascht mich nicht, denn immerhin gehören sie zum Feind.
 

„Sie haben wichtige Insiderinformationen und kämpferisch sollte man sie ebenfalls nicht unterschätzen. Sie werden uns sehr nützlich sein.“
 

Er mustert das Yakuza-Hündchen neben mir skeptisch.
 

„Ich hoffe, Du weißt, was Du tust, Seto!“
 

„Keine Sorge, das weiß ich durchaus.“
 

Obwohl ich nicht ganz sicher bin, warum ich die Schuldenrückzahlung des Hündchens in dieser etwas eigenwilligen Form akzeptiert habe, anstatt ihn hochkant rauszuwerfen, für diese Dreistigkeit. Bisher hat es niemand gewagt, mich auf eine derart plumpe Weise verführen zu wollen, auch wenn er es nicht wirklich darauf angelegt hatte, mich zu verführen, sondern sich mir einfach nur voll und ganz hingab. Es war dennoch ziemlich dreist.
 

Noah mustert das Hündchen noch einmal kurz und reicht ihm dann die rechte Hand zum Gruß.
 

„Noah Kaiba, Sohn von Gozaburo Kaiba und derzeit Vize-Präsident der Kaiba Corporation.“
 

Das Hündchen grinst und ergreift Noahs Hand.
 

„Katsuya Jonouchi, Sohn von Saburo Jonouchi, ehemals Mitglied der Jonogami-kai, ungelernter Buchhalter meines Vaters und seine rechte Hand, auch wenn letzteres nie offiziell war. Einfach nur Katsuya reicht aber vollkommen.“
 

Noah nickt und lächelt ein wenig.
 

„Dann sag Noah zu mir, Katsuya. Willkommen in der Welt der Kaibas.“
 

„Danke, Noah. Ich wollte schon immer mal wissen, die ihr Kaibas so lebt und warum mein sogenannter Vater euch so gar nicht leiden kann.“
 

„Und zu welcher Erkenntnis bist Du bisher gekommen?“
 

Das Hündchen wirft mir einen kurzen, leicht amüsierten Blick zu und grinst dann breit.
 

„Ich weiß zumindest, warum er Seto nicht ausstehen kann, denn der verkörpert genau das, was mein Vater nicht besitzt und das passt dem anscheinend gar nicht in den Kram, obwohl sich die beiden eigentlich ziemlich ähnlich sind.“
 

Noah zieht skeptisch seine rechte Augenbraue nach oben.
 

„Und was soll das sein?“
 

Das Grinsen des Yakuza-Hündchens verwandelt sich sekundenlang zu einem fast melancholischen Lächeln.
 

„Trotz all der Qualen, die er mit Sicherheit durchlitten hat, hat er sich hinter seiner eiskalten Fassade ein paar sehr wichtige Dinge bewahren können, die meinem Vater schon vor etlichen Jahren verloren gegangen sind.“
 

„Welche?“
 

Irgendwie will ich die Antwort auf Noahs Frage nicht hören und ich spiele sekundenlang mit dem Gedanken, den Köter zu erwürgen, bevor er etwas ausspricht, was mich in Verlegenheit bringen könnte. Und doch bin ich ein klitzekleines bisschen neugierig, was das Hündchen zu sagen hat.
 

„Familiensinn und Menschlichkeit.“
 

Noahs Augen weiten sich überrascht und auch ich kann meine Überraschung nur schwer verbergen. Was fällt diesem verlausten Köter eigentlich ein? Bevor ich ihm an die Gurgel gehen kann, bricht Noah in schallendes Gelächter aus, was mich mehr als nur irritiert.
 

„Seto! Ich mag den Kerl! Der ist einmalig! Wie lange ist er jetzt hier? Ein Tag? Und doch hat er Dich sofort durchschaut, das hat bisher noch niemand geschafft! Können wir ihn behalten?“
 

~~ Mokuba Kaiba ~~
 

Ein wenig irritiert und in Sorge marschiere ich seit einer halben Stunde durch die Villa auf der Suche nach Seto. Er ist weder in seinem Schlafzimmer, noch in seinem Arbeitszimmer, auch nicht in der Küche oder sonst irgendwo. Wo steckt mein großer Bruder nur bloß?
 

„Suchst Du jemanden?“
 

Überrascht drehe ich mich im Gang um und starre an diesem Yakuza-Typen hinauf. Wie hieß der noch gleich?
 

„Hiroto?“
 

Er zieht seine linke Augenbraue in die Höhe.
 

„Jupp, so heiße ich. Das beantwortet aber nicht meine Frage.“
 

Ich mustere ihn von oben bis unten. Er sieht schmutzig aus, voller Öl und Dreck.
 

„Was ist denn mit Dir passiert?“
 

Er schaut an sich hinab und kratzt sich dann etwas verlegen am Hinterkopf.
 

„Ich hab mir die etwas ramponierte Limousine angeschaut, da war unteranderem auch ein Einschussloch in der Ölwanne. Dass da nicht mehr passiert ist, war pures Glück. Der Garagenboden sieht allerdings ziemlich übel aus, über Nacht ist da nämlich fast das ganze Öl ausgelaufen, ne echte Sauerei, kann ich Dir sagen, wenn das die Umweltschutzbehörde mitkriegt, wird das teuer für euch. Soviel Öl kann das Grundwasser wirklich arg verschmutzen, wenn man nicht aufpasst. Ich wollte Kaiba gerade darum bitten, mir etwas Ölbindemittel zu besorgen, scheinbar habt ihr sowas nicht hier. Weißt Du wo Dein Bruder sich rumtreibt?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Ich war auch auf der Suche nach ihm. In der Villa scheint er nicht zu sein und draußen oder bei den Garagen scheinbar ja ebenfalls nicht.“
 

„Vielleicht ist er ja vorne? Ich bin durch den Hintereingang von den Garagen gekommen.“
 

Ich nicke nachdenklich und dreh mich um, um in Richtung Vordereingang durch den Gang zu marschieren. Hiroto folgt mir unaufgefordert.
 

„Kriegst Du die Limousine wieder in Gang?“
 

„Weiß nicht. Denke schon. Bei der Gelegenheit kümmere ich mich auch um das Sicherheitsglas und die bessere Panzerung der Karosserie, damit so ein Vorfall nicht mehr vorkommen kann. Ich bin zwar kein gelernter Mechaniker oder derartiges, aber mit Fahrzeugen und deren Sicherheit kenne ich mich wirklich gut aus, das deckt sich gut mit Katsuyas Interessen, der ein verdammter Waffennarr ist. Während er für die Buchhaltung und die Waffenbeschaffung der Jonogami-kai verantwortlich war, war ich eher der Fahrzeug- und Sicherheitsexperte. Wenn ich nicht bei der Yakuza wäre, wäre ich vermutlich Automobilmechaniker oder Sicherheitstechniker geworden.“
 

Ich werfe ihm einen Seitenblick zu.
 

„Wieso geworden? Das kannst Du doch noch immer werden. Was hindert Dich daran?“
 

Er lächelt etwas gequält und schüttelt den Kopf.
 

„Wer stellt heutzutage denn einen Yakuza ein? Noch dazu ohne abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung? Weder Katsuya noch ich haben jemals die High-School abgeschlossen, für einen Yakuza ist ein High-School-Abschluss niemals wichtig, ebenso wenig wie eine ordentliche Berufsausbildung. Alles was zählt, ist die Fähigkeit, schnell und präzise zu töten und Befehle ohne zu zögern zu befolgen. Wir haben nur auf dem Papier ganz normale Jobs wie jeder andere. In Wirklichkeit sind wir nur willenlose Tötungsmaschinen. Nicht mehr und nicht weniger.“
 

Nachdenklich runzle ich die Stirn.
 

„Nein. Du hast Unrecht, Hiroto. Wäret ihr wirklich willenlose Tötungsmaschinen, dann wäret ihr jetzt nicht hier, an Setos Seite. Dann würdet ihr euch nicht gegen Saburo und die Jonogami-kai auflehnen. Dann würdest Du mich jetzt einfach töten oder entführen, anstatt Dir darüber Gedanken zu machen, wie Du den Ölfleck in unserer Garage entfernen oder unsere Limousine sicherer machen kannst.“
 

Er zieht seine Augenbrauen leicht zusammen, als würde er meine Worte ernsthaft überdenken.
 

„Ja. Vielleicht. Vermutlich hast Du Recht und wir sind wirklich nicht so willenlos, zumindest auf Katsuya trifft das unweigerlich zu, der war schon immer ein Rebell, der den Gehorsam verweigert und sich gegen seinen Vater aufgelehnt hat. Was mich betrifft, so kann ich nur sagen, dass meine Loyalität einzig und alleine Katsuya gehört, nicht seinem Vater oder der Jonogami-kai und auch nicht euch Kaibas, sondern alleine meinem besten Freund. Ganz egal zu welchem Preis.“
 

„Warum?“
 

Er seufzt leise.
 

„Ich verdanke ihm mein Leben und das Leben meiner großen Schwester. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, versteh das bitte.“
 

Ich nicke verstehend und öffne ohne weitere Worte die Eingangstür der Villa, um draußen nach meinem Bruder zu suchen. Hiroto scheint ebenso wie ich zu wissen, was das Wichtigste im Leben ist. Denn nichts ist wichtiger als Familie und Freundschaft. Ich habe beides. Leonhard von Schroider als meinen besten Freund.
 

„Hallo, Mokuba, ich bin wieder da.“
 

Und Noah und Seto als meine Familie.
 

„Willkommen zuhause, Noah. Und ich hab Dich gesucht, Seto.“
 

„Und was ist mit mir?“
 

„Du bist nur das Haustier, Hündchen, also halt die Klappe!“
 

Und Katsuya als Haustier, zumindest wenn es nach Seto geht.

Geiselnahmen

~~ Ryuji Otogi ~~
 

Es ist doch kaum zu glauben, wie viele jugendliche Drogensüchtige es gibt und wie viele Kinder in den letzten Jahren dazugekommen sind. Die Yakuza nimmt scheinbar auf gar nichts mehr Rücksicht. Seit ich beim Drogendezernat arbeite, hat sich die Zahl der Drogentoten vervierfacht und die Tendenz ist weiterhin steigend. Wo soll das noch enden?
 

Die Drogensüchtigen werden auch immer skrupelloser beim Beschaffen der nötigen Geldmittel für ihren Stoff. Da werden alte Leute für ne Handvoll Yen halbtot geprügelt, oder Kinder um ihr weniges Taschengeld beraubt und Läden überfallen, wo es nicht selten auch zu Todesfällen kommt, wenn mal wieder jemand im Drogenrausch einfach wahllos in die Menge ballert oder manchmal sogar Geiseln nimmt, um noch mehr Geld zu erpressen.
 

So wie heute.
 

„Was für ein beschissener Scheißtag!“
 

„Das kannst Du laut sagen, Ryuji.“
 

Mein Gesicht verzerrt sich ungewollt zu einem breiten Grinsen.
 

„Yami! Altes Haus! Schon wieder die Spätschicht erwischt?“
 

Er klopft mir freundschaftlich gegen die linke Schulter.
 

„Und dank Dir heute schon um 19:00 Uhr statt laut Plan um 20:30 Uhr.“
 

Ich hebe abwehrend die Hände.
 

„Hey, das ist ne Geiselnahme, euer Job, aber ich wusste nicht, dass sie ausgerechnet euch schicken.“
 

Yami zuckt mit den Schultern und grinst.
 

„Wir sind eben die Besten.“
 

„Oder die Einzigen, die mit ihm klarkommen.“
 

„Danke, Yugi, sehr freundlich.“
 

Yugi grinst genauso breit wie sein großer Bruder. Es ist ein beinahe freudiges Wiedersehen, wären die Umstände nicht so ernst.
 

„Also, was liegt an? Ich brauche alle Infos, die Du hast.“
 

Yamis Tonfall ist so ernst wie die momentane Situation. Ich atme tief durch und schlage eine Akte auf, die ein Kollege mir vor wenigen Minuten gebracht hat.
 

„Tetsu Ushio und Koji Nagumo, beide 21 Jahre alt, ehemalige Schüler der Domino High, die sie aufgrund von Regelverstößen und daraus resultierender Suspendierung vorzeitig verlassen haben. Beide hielten es nicht für nötig, die Schule nach abgegoltener Strafe wieder aufzusuchen, stattdessen schlossen sie sich der Taido-kai an. Vorstrafen wegen Waffen- und Drogenbesitz, Erpressung, Diebstahl, Einbruch, Fahrerflucht, Körperverletzung. Warum die Beiden neuerdings auch Geiseln nehmen, wissen wir nicht, aber bei dem Vorstrafenregister überrascht mich das nicht.“
 

Yamis Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen.
 

„Ich erinnere mich an die Beiden. Die waren ein Jahrgang über uns und haben viel Mist gemacht, damals schon. Da sich beide unabhängig voneinander an Yugi vergriffen haben, hatte ich schon damals das Vergnügen ihre Bekanntschaft zu machen.“
 

Wir werfen zeitgleich einen Blick auf seinen kleinen Bruder, der nur grinsend mit den Schultern zuckt.
 

„Ich war jung und naiv.“
 

Er ist noch immer jung und naiv, aber ich verkneife mir jeglichen Kommentar, denn als ich das letzte Mal etwas Ähnliches gesagt habe, hatte ich die Mündung von Yamis Dienstwaffe im Nacken.
 

„Was wissen wir über die Geiseln und deren Anzahl?“
 

„Die bereits identifizierten Geiseln sind unter anderem der Ladenbesitzer Totani Ialos, ein Illusionist, der hier Zauberartikel verkauft, aber auch Dinge, die mit Märchen oder Legenden zu tun haben und sein jugendlicher Assistent Balfry Ginger, ein talentierter Nachwuchsmagier, der sich hier etwas Kleingeld nebenbei verdient. Außerdem wissen wir, dass sich noch zwei weitere Jugendliche im Laden aufhalten sollen, die nach Zeugenaussagen den Laden zwar betreten, aber noch nicht verlassen haben, bevor es zu dieser Geiselnahme kam. Wir sind nicht sicher, wo sich die Geiseln genau aufhalten, aber wir gehen davon aus, dass sie sich im hinteren Bereich befinden, wo es keine Fenster gibt. Tetsuo befindet sich im Laden, allerdings in einem Bereich, den wir nicht genau einsehen können, Koji hat den Laden durch eine Tür im hinteren Bereich verlassen, vermutlich bewacht er die Geiseln. Das ist alles, was wir bisher haben.“
 

„Na, das ist doch eine ganze Menge. Damit können wir doch arbeiten.“
 

„Und was habt ihr jetzt vor?“
 

Yami zwinkert mir verschwörerisch zu.
 

Das lass mal unsere Sorge sein, Ryuji, ist schließlich unser Job, wie Du es so passend formuliert hast.“
 

Yugi nickt zustimmend und ich schüttle nur missmutig den Kopf. Während Yugi jung und naiv ist und immer im Schatten seines großen Bruders steht, ist Yami eher ein Draufgänger und sehr von sich überzeugt, der blüht erst so richtig auf, wenn es irgendwo Action gibt, dabei strahlt er allerdings so eine überwältigende Aura aus, dass man gar nicht anders kann, als ihm zu vertrauen, egal worum es geht.
 

~~ Rebecca Hopkins ~~
 

Es ist lange her, dass ich die Zeit hatte, mich in Domino einfach nur mal umzusehen. Es kommt selten vor, dass ich sonntags mal keine Klienten habe und somit frei, also muss ich diesen Tag genießen. Zumindest würde ich das gerne, leider fällt das etwas schwer, wenn vor dem Café, in dem ich mein Kirschsahneeisbecher genießen will, eine ganze Schar von Polizisten die Straße absichern und ständig Kommandos durchs Megaphone brüllen. Da drüben im Laden ist scheinbar eine Geiselnahme im Gange.
 

Letzten Monat hatte ich den Ladenbesitzer als Klient, angeblich fühlte er sich beobachtet. Allerdings gab es keinerlei Hinweise auf einen Stalker, der Ladenbesitzer hat die Suche nach zwei Wochen einstellen lassen und gemeint, er wäre wohl doch nur paranoid. Ob es vielleicht doch einen Stalker gab?
 

Mürrisch erhebe ich mich von der Sitzbank, schnappe mir meine Handtasche und verlasse das Café, ohne meinen angefangen und bereits bezahlten Kirscheisbecher weiter zu beachten. Ich muss der Polizei die Infos weitergeben, die ich habe.
 

Zielstrebig marschiere ich auf die rotweiße Absperrung zu und werde prompt von einem jungen Polizisten aufgehalten.
 

„Du kannst hier nicht durch, junge Dame.“
 

Ein wenig genervt hole ich meinen Ausweis und eine meiner Visitenkarten aus meiner Handtasche und reiche beides an den Polizisten weiter.
 

„Rebecca Hopkins, Privatdetektivin. Ich möchte den Verantwortlichen sprechen, da ich wichtige Infos habe.“
 

Der junge Polizist mustert mich skeptisch, nickt dann aber und gibt mir meinen Ausweis zurück.
 

„Warten Sie hier, ich werde die Mutou-Brüder benachrichtigen.“
 

Mit der Visitenkarte in der Hand dreht er sich um und geht zu einer kleinen Gruppe von Polizisten, wo er sich kurz mit zwei von ihnen unterhält. Die Mutou-Brüder, Zwillinge, die in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten sind und zudem Enkel von Opas bestem Freund Sugoroku Mutou. Obwohl die Zwillinge in einem Anbau neben der Hopes Detektei wohnen, überschneiden sich unsere Aufgabenbereiche kaum.
 

Während wir in Erscheinung treten, wenn noch kein Verbrechen nachgewiesen werden kann, kümmern sich Yugi und Yami um die überführten Verbrecher. Manchmal kommt es vor, dass wir ihnen einen Verbrecher aushändigen, über den wir zufällig gestolpert sind und dann kommt es manchmal vor, dass wir auf Bitten der Polizei Nachforschungen anstellen, weil ihnen selbst die Hände gebunden sind, letzteres ist aber eher selten der Fall.
 

Ich sehe Yugi auf mich zukommen, während Yami mit einem mir nicht namentlich bekannten Typen zu einem Jeep in der Nähe geht. Der Typ neben Yami passt hier irgendwie nicht rein mit seinen langen schwarzen Haaren, die er lässig zu einem Zopf gebunden hat, seinem roten ärmellosen Shirt und seiner überaus engen schwarzen Hose. Ein Würfelohrring an seinem linken Ohr lässt in mir die Vermutung aufkommen, er wäre schwul. Und wenn ich darüber nachdenke, dass Yami privat manchmal einen ähnlichen Kleidungsstil hat, wobei er allerdings nur schwarz bevorzugt und keinen Ohrschmuck, dafür aber Lederarm- und Halsbänder trägt, dann ist es ein sehr merkwürdiges Gefühl. Ob Yami schwul ist?
 

„Hallo, Becci. Was führt Dich zu uns?“
 

Mein Herz klopft unnatürlich schnell und ich starre aufgeschreckt in Yugis Gesicht. Verdammt! Der Gedanke, Yugi könnte ebenfalls schwul sein, ist definitiv nicht gut. Ich zwinge mich zu einem routinierten Lächeln.
 

„Hallo, Yugi. Ich habe ein paar Infos für euch, die den Besitzer des Ladens betreffen. Es lag der Verdacht vor, dass er gestalkt wird, wir konnten zwar nichts Verdächtiges finden, aber ich habe auf meinem Tablet ein paar Überwachungsbänder und einen Grundriss vom Laden. Vielleicht hilft es euch ja.“
 

Yugi nickt lächelnd und öffnet die Absperrung für mich.
 

„Lass uns zu Yami und Otogi gehen.“

Das Wunderkind und der Schnüffler

~~ Yugi Mutou ~~
 

Ich führe Becci zum Jeep, an dem Yami und Otogi stehen. Yami nickt freundlich als er sich zu uns umdreht, dafür sieht Otogi sehr skeptisch zu Becci und fragt sich vermutlich, was ein blonder Teenie hier verloren hat, also übernehme ich die Aufgabe, Beccis Hiersein zu erklären.
 

„Darf ich vorstellen? Rebecca Hopkins, weltweit jüngste Privatdetektivin.“, zeige ich auf sie. „Und das ist Ryuji Otogi, Drogenfahnder.“, nicke ich zu ihm.
 

Beide geben sich nach kurzem Zögern die Hand und betrachten sich misstrauisch.
 

„Schön, dass ich das Wunderkind mal persönlich treffe.“
 

Otogi grinst breit, während Becci ihre gezupften Augenbrauen zusammenzieht.
 

„Ich hasse diesen Spitznamen, Schnüffler.“
 

Otogis Grinsen wird breiter.
 

„Oho, ein Wunderkind mit Haaren auf den Zähnen. Gefällt mir. Willkommen an Bord, Miss Hopkins.“
 

„Rechtherzlichen Dank, Mister Otogi.“
 

Ohje. Die Beiden können sich scheinbar auf Anhieb nicht leiden. Ich werfe einen etwas unsicheren Blick zu Yami, der sich scheinbar unbeteiligt in Otogis Akten vergraben hat. Als würde er merken, dass ich ihn ansehe, hebt er den Kopf und lächelt mich beruhigend an, als wollte er mir sagen, dass ich mir keine unnötigen Sorgen machen soll. Diesen Blick hab ich das erste Mal an ihm bemerkt, kurz nachdem unsere Eltern bei dem Autounfall starben.
 

Als wir die Nachricht über ihren Tod erhielten, waren wir in der Schule, ich weiß nicht mehr welches Fach wir hatten, irgendwie erinnere ich mich an kaum etwas, nur an das leere Gefühl in mir drin, Yamis schwitzige Hand in meiner und Anzus Tränen an meiner Schulter. Ich selbst konnte nicht weinen, Yami meinte später, ich hätte unter Schock gestanden. Er selbst hat die Tränen verdrängt und vermutlich nur heimlich geweint, wo ihn niemand sah. Erst drei Tage später konnte ich weinen, denn es war Mamas Geburtstag, der 28. April und wir saßen alle bei Opa und haben uns Bilder angeschaut. Papa als Kind, Papa und Mama bei der Abschlussfeier ihrer Schule, Papa und Mama bei ihrer Hochzeit und bei unserer Geburt im Krankenhaus. Mama hat gestrahlt, Papa sah dafür etwas blass aus. Opa hat erzählt, dass Papa bei der Geburt dabei sein wollte, allerdings vor Schreck in Ohnmacht gefallen ist, als rauskam, dass es Zwillinge sind. Er hatte nicht wissen wollen, was es wird, deshalb hat Mama keine Ultraschallbilder machen lassen und bei den anderen Untersuchungen wurde auch nicht festgestellt, dass zwei Kinder in Mamas Bauch heranwuchsen. Aber auch wenn Papa etwas geschockt war, hat er uns dennoch beide gleichermassen geliebt, ebenso wie Mama. Wir waren so glücklich, so unendlich zufrieden mit unserem Leben.
 

„Yugi? Alles in Ordnung?“
 

Ich schaue auf und sehe Yami direkt vor mir und seinen sorgenvollen Blick, der auf mir ruht. Er wischt mir mit seinem linken Daumen eine Träne aus dem rechten Augenwinkel, ich seufze leise und nicke dann.
 

„Geht schon wieder. Es waren nur Gedanken. Ist schon vorbei.“
 

Er sieht mich noch ein paar Sekunden lang an und nickt dann ebenfalls.
 

„Gut. Aber wenn Du reden willst?“
 

„Ich weiß. Danke.“
 

„Ich störe euch ja nur ungern bei euren Geschwistergesprächen, aber Miss Hopkins hier hatte gerade eine überaus verrückte wie geniale Idee.“
 

Yami schaut Otogi fragend an.
 

„Was für eine Idee?“
 

Otogi zeigt ihm auf Beccis Tablet einen Bauplan, scheinbar den des Ladens.
 

„Siehst Du hier im hinteren Bereich den Lüftungsschacht? Gerade breit genug für ein Kind, allerdings endet der Schacht an der Außenwand in einer Höhe von ca. 2 Metern, ein Kind würde dort also niemals rankommen. Ein Erwachsener könnte dort zwar ran, aber nicht in den Lüftungsschacht reinkommen.“
 

„Worauf willst Du hinaus?“
 

Becci schiebt sich in unser Blickfeld und Otogi einfach zur Seite.
 

„Ganz einfach, Yami. Wenn mich jemand in die Höhe des Lüftungsschachtes bringen kann, kann ich durch diesen ins Innere des Ladens vordringen, ohne gesehen zu werden. Ich kenn mich in dem Laden aus, immerhin hab ich den zwei Wochen lang durch Kameras und auch persönlich überwacht.“
 

„Du weißt, dass wir das nicht zulassen können, Becci, es ist zu gefährlich.“
 

„Hat Dich das jemals davon abgehalten, zu tun, was richtig war, Yami?“
 

„Das ist was anderes, das ist mein Job als Polizist.“
 

„Und ich bin Privatdektivin aus Überzeugung, mein Job ist meist noch gefährlicher als Deiner und das weißt Du.“
 

„Trotzdem...“
 

Ich greife Yami an die linke Schulter, so dass er mich ansieht und schüttle dann resigniert den Kopf.
 

„Lass gut sein, Yami. Du weißt wie sie ist. Sie hat ihren eigenen Willen.“
 

Er seufzt und streicht sich etwas irritiert durch die Haare.
 

„Na fein, aber Du gehst nicht ohne Minikamera und Headset dort rein, ist das klar? Wenn ich könnte, würde ich Dir auch noch eine Waffe geben, aber Du hast keinen Waffenschein.“
 

„Keine Sorge, Yami, ich hab eine Walther P22Q White Edition Schreckschusspistole, die mir Opa erst vor kurzem besorgt hat, ich hab auch eine Sondergenehmigung, dass ich die benutzen darf, auch wenn ich noch keine 18 bin. Ich komm klar, wirklich.“
 

~~ Rebecca Hopkins ~~
 

Ich weiß zwar nicht, ob meine Idee wirklich so gut ist, wie ich gesagt habe, aber es erscheint mir die einzig logische Lösung für dieses Geiselnahmenproblem zu sein. Wer außer mir könnte sich beinahe unbemerkt durch diesen engen Lüftungsschacht quetschen? Selbst Yugi ist dafür zu groß, nur ein Kind kann durch diesen Schacht krabbeln, allerdings würde ein normales Kind nicht auf die Idee kommen, so etwas zu tun. Aber ich bin ja auch nicht normal, wenn auch normal groß, vielleicht sogar etwas zu klein für mein Alter, was mir heute sogar nützlich ist.
 

„Pass auf Dich auf, Becci, ja? Tu nichts Unüberlegtes!“
 

Yami schiebt mich durch die enge Öffnung des Lüftungsschachtes, während ich Yugis besorgte Stimme über das Headset höre.
 

„Ich komm heil zurück, das verspreche ich Dir, Yugi.“
 

Zumindest hoffe ich das. Was hat mich nur geritten, dass ich mich freiwillig auf diese waghalsige und hinrissige Idee eingelassen habe? Wessen verrückte Idee war das?
 

Achja. Das war meine. Na super. Daran ist nur dieser Otogi schuld, ich wollte ihm beweisen, dass ich es ebenfalls drauf habe und nicht nur ein Wunderkind der Medien bin. Ich bin verdammtnochmal zuallerst Privatdetektivin!
 

Mit einem mehr als mulmigen Gefühl im Bauch krieche ich den Lüftungsschacht entlang, es ist staubig hier drin und ziemlich dunkel, aber eine Taschenlampe würde mich hier drin nur zu einem leicht sichtbaren Ziel machen und mich verraten. Gottseidank leide ich nicht unter Klaustrophobie.
 

„Bei der nächsten Abzweigung musst Du nach links, Miss Hopkins.“
 

„Ich weiß, Mister Otogi, ich hab den Plan im Kopf.“
 

„Verzeih, Du bist ja das Wunderkind.“
 

„Yami! Gib dem Schnüffler bitte einen Schienbeintritt von mir, ich bin gerade etwas beschäftigt.“
 

„Mit Vergnügen.“
 

„Wah? Aua, Yami, das ist nicht lustig!“
 

„Auftrag ausgeführt. Sei bitte vorsichtig da drin, Becci. Wir wissen nichts über den Zustand der Geiseln oder die mentale Verfassung der Geiselnehmer. Diese ganze Sache ist äußerst gefährlich, wenn das schief geht...“
 

„...bist Du Deinen Job los, ich weiß.“
 

„Um meinen Job mach ich mir keine Sorgen, aber wenn Dir was passiert, dann bringt Professor Hopkins mich um, wenns nicht schon vorher Opa erledigt.“
 

Bei dem Gedanken an die beiden alten Männer, die Yami an die Gurgel springen, muss ich unweigerlich grinsen. Das ist irgendwie zu witzig. An der nächsten Abzweigung biege ich links ab und krieche vorsichtig weiter durch den Staub. Plötzlich höre ich leise Stimmen von vorne.
 

„Bitte jetzt Funkstille halten, ich komm näher.“
 

„Ist gut, wir werden jedes Wort mithören und alles sehen, was Du siehst, mach Dir keine Gedanken, Dir passiert nichts, sei aber trotzdem vorsichtig.“
 

„Bin ich immer, Yami, anders als Du.“
 

„Hey, willst Du damit sagen, ich wäre unvorsichtig?“
 

„Frag mal Yugi, wie oft man Dich schon zusammenflicken musste und jetzt still, ich bin fast da.“
 

„Okay, wir sind hier.“
 

Leise und überaus vorsichtig schleiche ich weiter, biege an der nächsten Abzweigung rechts ab und sehe sofort einen kleinen Lichtschein, der von links durch ein Lüftungsgitter dringt. Von dort kommen auch die leisen Stimmen, die immer lauter werden, je dichter ich komme.
 

„Mein Bruder wird Ihnen das Geld nicht geben, viel eher wird er Sie ausfindig machen und Sie umbringen, wenn mir etwas passiert.“
 

„Das gilt für meine Brüder ebenso, Sie sollten sich also sehr gut überlegen, was Sie hier tun.“
 

„Haltet die Klappe, ihr dummen Gören! Eure Brüder werden schon bezahlen, verlasst euch drauf!“
 

Irgendwie kommen mir die Stimmen der beiden Teenies bekannt vor. Wo hab ich die schon mal gehört? Ich krieche vorsichtig näher an das Lüftungsgitter heran, sehe aber nichts weiter als eine Tür an der hinteren Wand und einen Typen, der direkt davor steht, vermutlich dieser Koji Nagumo.
 

„Sie sollten uns wirklich freilassen, bevor unsere Brüder hier auftauchen.“
 

„Ja. Sonst könnte es sehr gefährlich für Sie werden.“
 

Der Typ kommt wütend dichter, so dass ich leicht zusammenzucke, allerdings kommt er nicht in meine Richtung, sondern beugt sich in der Nähe des Lüftungsgitters nach unten und zieht scheinbar einen der Jugendlichen am Kragen seines T-Shirts nach oben.
 

„Nur für euch wird es gefährlich, wenn ihr nicht sofort still seid, hab ihr das verstanden?“
 

Ich runzle nachdenklich die Stirn, aber nicht wegen den Worten des Typen, sondern wegen den langen schwarzen Haaren des Teenagers in seinen Klauen. Wenn ich richtig liege mit meiner Vermutung, dann haben wir jetzt ein verdammt großes Problem.
 

Ein riesiges Problem.

Der Feind meines Feindes

~~ Yami Mutou ~~
 

Das ist gar nicht gut.
 

„Yugi, setz Dich umgehend mit Seto und Noah Kaiba in Verbindung, find raus, ob die Kaiba Brüder wissen, wo sich Mokuba befindet und mit wem er unterwegs ist. Ich habe eine ganz böse Vermutung und wenn die stimmt, gibt es hier vermutlich ein Blutbad.“
 

Ich runzle die Stirn und schaue mürrisch auf den Bildschirm, auf dem sich der Hinterkopf von dem einen Teenager abzeichnet.
 

„Wird erledigt, Yami.“
 

Ich nicke ihm zu.
 

„Gut. Ich werde Hauptkommissar Shiozawa benachrichtigen und Verstärkung anfordern, die hier alles weitläufig abriegeln. Verdammt! Warum ausgerechnet mitten in der Innenstadt zum einzigen verkaufsoffenen Sonntag des Monats? Und dann auch noch zu einer Zeit, wo sich viele Menschen hier aufhalten?“
 

Hauptsächlich Jugendliche treiben sich derzeit in der Innenstadt herum, sitzen in Cafés, bummeln durch die noch offenen Läden oder stehen Schlange an den Imbissbuden. Wenn das hier eine geplante Geiselnahme war, frage ich mich, warum ausgerechnet heute? Oder war es nur ein einfacher Überfall und die Geiselnahme der beiden Teenys war nur zufällig? Oder hatte es etwas mit dem letzten Vorfall zu tun? Immerhin war die Aktion der Jonogami-kai in der Nähe des Taido-kai Gebietes. Vielleicht haben die dort irgendetwas mitbekommen und wollen sich durch diese Geiselnahme einen Vorteil gegenüber der Jonogami-kai verschaffen. Dass die beiden Gruppen gemeinsam an dieser Sache hier beteiligt sind, wage ich zu bezweifeln, dafür hassen sich die Gruppen zu sehr. Immer wieder kommt es zu Bandenkämpfen mit etlichen Verwundeten und manchmal auch Toten. Eine friedliche Zusammenarbeit ist also mehr als unwahrscheinlich.
 

„Warum, zum Teufel, erwischt es immer die Kaibas?“
 

„Weil die sich überall Feinde machen, wo sie auch aufkreuzen?“
 

Ich rolle genervt mit den Augen.
 

„Das war eine rhetorische Frage, Ryuji.“
 

„Ich weiß. Und auf rhetorische Fragen erwartest Du keine Antwort, schon klar. Aber Du musst doch zugeben, dass ich Recht habe. Zeig mir irgendjemanden da draußen, der nicht manchmal mit dem Gedanken spielt, den Kaiba-Brüdern den Boden unter den Füßen wegziehen zu wollen. Ich sage Dir, Du wirst niemanden finden. Die Kaibas sind zu mächtig, sie machen jedem irgendwie Angst und Angst kann zu Hass werden, Hass auf die Kaibas. Aber kaum jemand wagt sich an Seto oder Noah, wer also muss ständig diesen Hass ertragen?“
 

„Ich weiß, Ryuji. Wenn Mokuba tatsächlich schon wieder in so eine Sache verwickelt ist, dann ist das wirklich beschissen. Wir müssen ihn da rausholen, unverletzt. Koste es was es wolle, hast Du verstanden?“
 

Ich funkle Ryuji nachdrücklich an, er salutiert vor mir wie ein Soldat.
 

„Natürlich. Du bist der Boss. Ich mach nichts ohne Deine ausdrückliche Erlaubnis.“
 

„Was zu beweisen wäre. Ich kenn Dich, Ryuji. Deine riskanten Manöver sind beinahe legendär.“
 

„Nun komm schon, so schlimm ist es doch nicht, immerhin hab ich fast immer Erfolg damit.“
 

„Und meistens landest Du hinterher mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Und Deine Klienten sind so traumatisiert, dass die eine Hälfte Dich verklagt und die andere Hälfte panisch zusammenzuckt, wenn auch nur Dein Name erwähnt wird.“
 

„Warum nennst Du die Dinge nicht beim Namen, Yami? Es ist doch kein Geheimnis, dass ich mit Drogendealern, Drogensüchtigen und den Yakuzas verkehre. Ich habe überall meine Informanten, dadurch hab ich schon etliche Jugendliche und Kiddys aus der Drogenszene rausschaffen können.“
 

Ich nicke mürrisch.
 

„Ich weiß. Ich mach mir nur Sorgen. Du weißt nie, wem Du im Untergrund vertrauen kannst oder wer Dich im nächsten Moment für eine handvoll Yen verrät. Es ist gefährlich und ich will nicht irgendwann vor Deinem Grab stehen müssen, um Dir zu sagen, dass ich Dich gewarnt habe.“
 

Er klopft mir auf die Schulter und grinst mich an.
 

„Keine Sorge. Wenn ich sterbe, wird von mir vermutlich nicht einmal etwas übrig bleiben, das man in ein Grab stecken kann.“
 

Ich schlage seine Hand wütend beiseite.
 

„Haha, äußerst witzig, Mister Otogi. Und jetzt nerv nicht, ich muss den Kommissar benachrichtigen.“
 

„Sehr wohl, Mister Mutou. Wie Sie wünschen.“
 

Er verbeugt sich mit einer äußerst übertriebenen Geste und verschwindet grinsend in Richtung Absperrung, um mir den nötigen Freiraum zu verschaffen, um den ich gebeten habe. Und ich frage mich, ob der Typ einfach nie wirklich ernst bleiben kann oder ob dieses lässige Getue nur darüber hinwegtäuschen soll, dass er doch sowas wie Angst verspürt und Nervosität.
 

Als ich ihn vor zwei Jahren kennenlernte, war er neu in der Stadt und auf der Suche nach einem Mädchen, dass von zuhause ausgerissen war, um mit ihrem Freund zusammenzuleben. Die Spur führte hierher nach Domino-City, der angebliche Freund war ein Drogendealer, der das Mädchen systematisch drogenabhängig gemacht hatte und sie dann einfach mitnahm, als er hierherkam. Ryuji wollte das Mädchen aus dem Drogensumpf holen, sie war erst 14, als er sie nachts im Domino Park fand. Mit einer Überdosis Heroin im Körper. Ich lernte ihn kennen, als er am nächsten Tag mit besagtem Freund im Polizeihauptquartier erschien. Der Drogendealer war übel zugerichtet, mehr tot als lebendig. Ryuji selbst sah allerdings auch nicht wirklich besser aus, kaum hatte er den Typen bei uns abgeliefert, brach er blutend zusammen und musste im Krankenhaus notoperiert werden. Eine Kugel hatte sich ziemlich nahe seines Herzens in seinen Brustkorb gebohrt. Ein Wunder, dass er das überlebt hat. Ich habe keine Ahnung, woher er ursprünglich kommt, aber nach diesem Tag ist er hiergeblieben und macht als Drogenfahnder seinen Job, so gut es ihm eben möglich ist.
 

~~ Seto Kaiba ~~
 

Wütend werfe ich mein Handy auf den Schreibtisch und starre sekundenlang an die Wand, ohne etwas zu sehen. Und mir stellt sich die Frage nach dem Warum. Warum immer wieder Mokuba? Warum nicht wir? Weil Mokuba angreifbarer ist? Und wir unerreichbar?
 

„Kaiba? Was wollte Mutou von Dir?“
 

Ich fixiere diesen kleinen Yakuza-Bengel mit einem wütenden Blick, so dass er sichtlich zusammenzuckt.
 

„Mach Dich bereit. Ich brauch Dich. Mokuba wurde vermutlich von der Taido-kai als Geisel genommen. Und wie ich annehme, ist noch jemand bei ihm, dessen Bruder über diese Nachricht nicht sehr erfreut sein wird. Ich muss kurz rüber zu Noah, wir treffen uns in 5 Minuten draußen vor der Garage, wir nehmen den Porsche.“
 

Ohne eine Antwort von ihm abzuwarten, marschiere ich an ihm vorbei in Richtung Tür, welche jedoch ruckartig geöffnet wird, bevor ich sie erreiche.
 

„Seto! Es gibt ein Problem! Leon und Mokuba sind vermutlich in der Gewalt der Taido-kai, allerdings wissen wir nicht wo genau. Siegfried hat mich gerade angerufen, anscheinend haben die Geiselnehmer Kontakt mit ihm aufgenommen und werden es vermutlich in den nächsten Minuten auch bei uns versuchen.“
 

„Ich weiß, wo sie sind. Yugi Mutou hat mich eben kontaktiert. Die Geiselnehmer haben sich mitten in der Innenstadt in einem Laden verschanzt, der sich Magic & Wizards nennt. Ich bin auf dem Weg dorthin. Halte bitte hier die Stellung, falls sich die Geiselnehmer tatsächlich noch hier melden. Und sag Schroider wo die Geiselnahme stattgefunden hat, wir treffen uns dort.“
 

Noah sieht mich ungläubig an.
 

„Du willst mit Siegfried zusammenarbeiten? Du kannst ihn doch nicht ausstehen.“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Hab ich eine Wahl? Du bist noch nicht einsatzfähig. Keine Sorge, die Polizei ist schon vor Ort und wird mich hoffentlich davon abhalten, Schroider umzubringen. Außerdem gibt's da dieses Sprichwort: Der Feind meines Feindes...“
 

„...ist mein Freund?“
 

So genau würde ich das nicht nehmen, aber so in etwa.“
 

Noah nickt und klopft mir auf die Schulter.
 

„Sei vorsichtig. Und hol die Kiddys heil da raus, ja?“
 

„Worauf Du Dich verlassen kannst. Köter, bei Fuß!“
 

Mit schnellen Schritten marschiere ich durch den Gang, der Köter folgt mir fluchend, während er Dinge murmelt wie bin kein Hund, Arschloch und arroganter Mistkerl. Ich ignoriere ihn, denn in meinem Kopf dreht sich alles nur noch darum, Mokuba zu befreien. Koste es was es wolle.

Kampf der Giganten

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Seit ungefähr 10 Minuten befinde ich mich in Gegenwart der wohl mächtigesten Männer Dominos und fühle mich mega unwohl. Ich würde am Liebsten sofort von hier verschwinden. So viele Giganten auf einem Haufen ertrag ich einfach nicht. Seto Kaiba weiß ich mittlerweile ja zu nehmen, aber dieser Siegfried von Schroider ist mir nicht geheuer und dieser Ryuji Otogi ist auch nicht viel besser, dazu die Mutou-Brüder und dieser restliche Haufen an Cops. Definitiv kein Ort für jemanden wie mich. Ich wünschte, Hiroto wäre hier, aber der sollte in der Villa bleiben, da er ebenso wie Noah aufgrund der Verletzung noch nicht wirklich einsatzfähig ist.
 

„Ist mir egal, wie Sie es anstellen, ich will meinen Bruder wiederhaben, notfalls geh ich selber rein und hole ihn da raus!“
 

Dieser Siegfried von Schroider scheint ziemlich schwache Nerven zu haben, im Gegensatz zu ihm wirkt Seto Kaiba wie die Ruhe in Person, allerdings scheint um ihn herum die Luft zu gefrieren, weshalb ich es vorgezogen habe, mich in Yugi Mutous Nähe aufzuhalten, der wirkt hier wenigstens noch normal auf mich.
 

„Etwas viel Trubel dahinten nicht wahr, Jonouchi?“
 

Ich schau ihn etwas mürrisch an.
 

„Nennen Sie mich nicht so, ich hasse diesen Namen. Nennen Sie mich Katsuya.“
 

Er mustert mich nachdenklich.
 

„Wenn Du aufhörst mich zu siezen, nenn ich Dich Jou, als Kurzform für Jonouchi, abgemacht?“
 

Ich rolle irritiert mit den Augen, nicke jedoch.
 

„Okay. Mutou. Wie sieht der weitere Plan aus? Hat Dein Bruder eine Idee, wie wir diese Geiselnahme zu einem Ende bringen können, ohne irgendwelche Verletzten zu riskieren?“
 

„Der Plan ist bereits im vollen Gange. Wir haben jemanden im Inneren des Gebäudes, der uns mit Informationen über den Standort der Geiseln versorgt hat. Dadurch konnten wir auch frühzeitig in Erfahrung bringen, um wen es sich bei den Geiseln überhaupt handelt. Die Identität der beiden Teenager war uns zu Beginn der Geiselnahme nämlich noch völlig unbekannt.“
 

„Wo ist denn euer Informant?“
 

„Im Lüftungsschacht im hinteren Bereich des Gebäudes, ausgestattet mit Mikrokamera und Headset.“
 

In meinem Kopf beginnen die Alarmglocken zu schrillen.
 

„Moooment mal. Ich kenne den Lüftungsschacht in diesem Gebäude, ich kenne alle Lüftungsschächte in dieser Gegend und ich weiß mit Sicherheit, dass in diesen Schacht keine erwachsene Person hineinpasst. Das letzte Mal war ich vor 7 Jahren hier drin, danach war ich zu groß und zu breit. Du willst mir doch nicht ernsthaft weiß machen, dass ihr ein Kind als Informanten in dieses Gebäude geschickt habt?!“
 

Ich weiß, dass ich laut geworden bin, das zeigen die Reaktionen um mich herum, denn alles schaut mich an und die Gespräche um mich herum sind ruckartig verstummt.
 

„Beruhige Dich, Jou, Rebecca ist kein gewöhnliches Kind, sie kommt mit der Situation zurecht, glaub mir. Außerdem ist sie in keiner unmittelbaren Gefahr, dafür garantiere ich.“
 

„Kein gewöhnliches Kind? Was soll das heißen? Und wenn sie die Kriegsgöttin persönlich wäre, ein Kind bleibt ein Kind, verdammt nochmal!“
 

„Rebecca? Rebecca Hopkins? Enkelin von Arthur Hopkins?“
 

Kaiba sieht wütend aus. Genauso wütend wie ich, was mich unheimlich freut, allerdings auch ein wenig verwundert. Warum ist er jetzt so wütend? Yugi Mutou scheint davon ebenso verwirrt zu sein.
 

„Ja? Kennst Du sie?“
 

„Sie nicht, aber ich kenne Arthur. Zu Gozaburos Lebzeiten war er mein Privatlehrer in Architekturgeschichte. Ich glaube nicht, dass er sehr erfreut darüber sein wird, wenn er erfährt, in welcher Situation sich seine einzige Enkelin gerade befindet. Sorg dafür, dass sie umgehend zurückkehrt, das Risiko, dass sie dort entdeckt wird, ist einfach zu groß.“
 

Yugi Mutou wechselt einen hilfesuchenden Blick mit seinem großen Bruder, während ich immer wieder zwischen Kaiba und den Mutou-Brüdern hin und her schaue und neugierig abwarte. Letztendlich nickt Yami Mutou scheinbar resigniert.
 

„Na fein. Ich werde sie kontaktieren, auch wenn wir gerade eine Funkstille ausgemacht haben und nur als stiller Beobachter fungieren, um ihren Standort nicht durch unnötige Geräusche zu verraten.“
 

„Sie muss ja nicht antworten, reicht wenn sie einfach nur eine klare Anweisung bekommt, die sie ohne zu zögern befolgt.“
 

Yami Mutou seufzt, während er mit Kaiba im Schlepptau zu einem Übertragungswagen am Rande der Absperrung marschiert.
 

„Kaiba, Rebecca ist keine von Deinen Mitarbeitern und auch nicht von meinen. Sie hat einen ziemlichen Dickkopf. Was meinst Du wohl, warum sie überhaupt da drin ist?“
 

Ich folge den beiden auf Schritt und Tritt, da mich diese Unterhaltung wirklich interessiert. Beide wirken als wären sie einander ebenbürtig, so wie sie durch diesen wilden Haufen Polizisten schreiten, als gäbe es nichts normaleres auf der Welt, während sie von neugierigen Passanten dabei beobachtet werden. Zwei starke Männer, ungebrochen, unerreichbar, unbeugsam, irgendwie auch unheimlich und doch auf eine gewisse Art anziehend. Es weckt in mir den Wunsch, sie zu biegen und zu brechen, nach meinen Belieben zu formen. Doch während mich vermutlich der Respekt vor dem Gesetz davon abhalten würde, mich Yami Mutou zu näheren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich Seto Kaiba nach meinen Wünschen geformt habe. Obwohl es wohl momentan eher danach aussieht, als würde er mich nach seinen Wünschen umformen...
 

~~ Rebcca Hopkins ~~
 

Angespannt lausche ich dem Tumult in dem Zimmer unter mir und frage mich, ob das hier wirklich gut geht.
 

„Was soll das heißen Schröder und Kaiba arbeiten mit den Mutous zusammen?“
 

„Das heißt eben genau das und das Schlimmste ist, es ist ausgerechnet Seto Kaiba da draußen und ich hab diesen Jonogami-kai Bengel ebenfalls draußen rumlaufen sehen.“
 

„Diesen Bengel von Saburo?“
 

„Genau den.“
 

„Aber draußen wimmelt es nur so von Cops, warum rennt Saburos eigener Sohn da mit rum? Ist er denn wahnsinnig?“
 

„Weiß der Geier. Ich hab was davon läuten hören, dass er bei seinem Vater in Ungnade gefallen und nun vogelfrei ist. Gestern soll er sogar seine eigenen Männer niedergemetzelt haben. Es gab einen Überlebenden.“
 

„Aber das sind nur Gerüchte, geb da nicht so viel drauf.“
 

„An jedem Gerücht ist was Wahres dran, Koji.“
 

„Schon möglich, aber selbst wenn, warum hängt er mit den Cops rum?“
 

„Er hängt nicht dem denen rum, sondern mit diesem Kaiba, zumindest rennt er ihm ständig wie ein läufiger Köter hinterher.“
 

„Hhm. Das würde in der Tat Sinn machen. Wenn der Bengel nur ein bisschen Verstand hat, dann hat er einen Deal mit den Kaibas gemacht. Saburo wird das gar nicht gefallen.“
 

„Gut für uns, einer mehr, der dem alten Biest auf den Sack geht.“
 

„Wo Du Recht hast. Aber was machen wir jetzt mit den Geiseln? Zahlen werden deren Brüder wohl nicht. Und die andren beiden sind nichts wert.“
 

„Abmurksen natürlich. Dann rauf aufs Dach, über die andren Dächer aus dem Umkreis der abgesperrten Zone und untertauchen.“
 

Mist! Das klingt nicht gut. Ich muss irgendetwas tun!
 

„Becci.“
 

Nur mit Mühe kann ich einen erschrockenen Aufschrei verhindern.
 

„Hör zu. Du musst sofort zurückkommen. Das Ganze ist zu gefährlich.“
 

Yami. Er macht sich scheinbar Sorgen.
 

„Ich weiß, ich kann Dir nichts befehlen, aber ich kann Dir raten, an die Worte Deiner Eltern zu denken, bevor sie in dieses Flugzeug gestiegen sind.“
 

Verdammt! Er tut es schon wieder! Warum zieht er immer in solchen Momenten die Eltern-Karte?
 

„Erinnere Dich an die Worte: Du bist zu klug und zu neugierig für Dein junges Alter, Becci, Du überschätzt Dich dabei manchmal, denn trotz Deines ganzen Wissens bist Du noch ein Kind, also bitte begib Dich nicht unnötig in Gefahr bis wir zurück sind und Dich retten können. Deine Eltern sind noch nicht zurück und in meinen Augen bist Du noch immer ein Kind, also komm da raus, Becci. Sofort!“
 

Seufzend schließe ich die Augen, werfe noch einen Blick in das Zimmer unter mir, in dem es verdächtig still geworden ist und erschrecke mich fast zu Tode, als direkt vor dem Lüftungsgitter das Gesicht von diesem Koji auftaucht.

Rettung in letzter Sekunde

~~ Mokuba Kaiba ~~
 

Verwirrt starre ich auf den Geiselnehmer, der Koji genannt wurde. Ganz plötzlich hat er sich nämlich mit gezogener Waffe direkt unterhalb des Lüftungsgitters an der Wand hinter uns postiert und starrt angespannt durch die Ritzen des Gitters, Sekunden später höre ich einen lauten Knall und sehe Koji mit einem Aufschrei nach hinten stolpern. Er lässt die Waffe fallen und greift sich mit beiden Händen ins Gesicht.
 

„Meine Augen! Meine Augen!“
 

„Scheiße!“
 

Der andere Geiselnehmer, dessen Namen ich nicht kenne, schiebt Koji beiseite und feuert auf das Lüftungsgitter, ich lasse mich zur Seite fallen und greife nach der Pistole, die Koji fallengelassen hat und ohne lange zu zögern, schieß ich dem anderen Geiselnehmer ins linke Bein, einen Augenblick später springt ihm Leon von hinten auf den Rücken, so dass der Typ zu Boden geht. Ich werfe mich ebenfalls auf ihn und zusammen halten wir ihn fest.
 

„Lasst mich los, ihr dummen Gören! Koji, tu was! Koji, verdammt!“
 

„Meine Augen! Ich kann nichts sehen! Meine Augen!“
 

Ich höre einen lauten Knall aus Richtung des Lüftungsgitters und Sekunden später auch aus Richtung der Tür. Das Lüftungsgitter fällt scheppernd zu Boden und die Tür knallt lautstark gegen die Wand. Und dann geht alles verdammt schnell, so schnell, dass ich kaum reagieren kann, bevor ich mich in den Armen von Seto wiederfinde.
 

„Ist alles in Ordnung? Mokuba? Bist Du verletzt?“
 

„Seto?“
 

„Ja! Ich bin hier. Warum hast Du niemanden informiert, dass Du in die Stadt willst?“
 

„Ich wollte doch nur ein paar antike Märchenbücher mit Leon anschauen. Ich wusste ja nicht, dass wir hier überfallen werden.“
 

Naja, nach dem Angriff der Jonogami-kai hätte ich aber eigentlich mit sowas rechnen müssen.
 

„Ach, Mokuba. Das nächste Mal nimmst Du Kemo mit, ganz egal wohin, verstanden?“
 

„Ja, großer Bruder, verstanden.“
 

~~ Leonhard von Schroider ~~
 

Die fast brutale Umarmung meines Bruders überrascht mich nicht sonderlich, allerdings ist es mir peinlich, dass er wegen mir seine Fassung verliert. Eigentlich ist er nämlich ein sehr beherrschter Mensch, der keine Gefühle nach außen hin zeigt, schon gar nicht in Gegenwart anderer Personen. Er kann selbstverständlich auch sehr aufbrausend sein, wenn etwas nicht nach seinen Wünschen ausgeführt wird oder jemand versucht ihn zu hintergehen, aber wirklich die Kontrolle verliert er nur wenn ich in Gefahr bin, was schon oft dazu geführt hat, dass ich entführt wurde, um ihn zu erpressen, das ist ein Schicksal, das ich mit Mokuba teile.
 

„Leonard! Wie oft habe ich Dir schon gesagt, dass Du ohne Bodyguard nicht aus dem Haus gehen sollst! Ich weiß ja, dass es Dir peinlich ist, aber denk doch bitte daran, dass solche Sachen wie heute ständig passieren, wenn Du alleine unterwegs bist! Du weißt genau, dass ich Dich nur beschützen will, also tu doch mal endlich das was ich Dir sage. Verdammt!“
 

Ich seufze nur leise und lass die erneute Standpauke unkommentiert über mich ergehen. Hat ohnehin keinen Sinn, meinem Bruder erneut erfolglos erklären zu wollen, dass ich auch sowas wie ein Privatleben benötige und keinen Babysitter. Selbst die Tatsache, dass ich neuerdings einen Privatlehrer habe, der mir etwas in Sachen Selbstverteidigung beibringt, scheint meinen Bruder nicht großartig zu beruhigen. Nun, ich bin noch ganz am Anfang und meine wenigen Kenntnisse haben mir heute nicht großartig geholfen, diese Geiselnahme zu verhindern, aber beim nächsten mal wird es hoffentlich etwas besser laufen. Auch wenn mein Bruder das vermutlich anders sehen wird. Über seine Schulter hinweg wechsle ich einen Blick mit Mokuba, der sich wie ich nicht gegen die Umarmung seines Bruders wehrt. Er rollt mürrisch mit den Augen und grinst mich verschmitzt an, so dass ich ebenso zurückgrinsen muss. Um uns herum herrscht hecktisches Treiben, aber uns beide kümmert das herzlich wenig.
 

Mokuba und ich kennen uns schon seit frühester Kindheit, wir haben oft Blödsinn angestellt und haben uns dabei oftmals ungewollt in Gefahr gebracht. Mit 9 Jahren sind wir alleine in den Zoo gegangen, weil unsere Brüder keine Zeit für uns hatten, aber weil uns langweilig war, wollten wir auf den Elefanten reiten. Die sahen ganz friedlich aus, so von weitem. Bis wir über die Mauer geklettert und in den Graben des Geheges gefallen sind. Wäre nicht zufällig ein Pfleger im Gehege gewesen, hätte der Elefantenbulle uns vermutlich niedergetrampelt. Unsere Brüder haben uns für diese Aktion ganze zwei Wochen Hausarrest verpasst und eine ordentliche Standpauke obendrauf. Was uns allerdings nicht davon abgehalten hat, weitere Abenteuer zu erleben und gegen Regeln zu verstoßen. Der heutige Vorfall war allerdings etwas zuviel Abenteuer, wenn man bedenkt, dass dieses Mal die Yakuza ihre Finger im Spiel hatte.
 

Mein Blick fällt plötzlich auf ein junges Mädchen, gleichzeitig bemerke ich, dass Mokuba das Mädchen ebenfalls entdeckt hat. Warum ich sie nicht sofort bemerkt habe, wird mir ebenfalls sofort klar, denn sie wird von zwei sich ähnlich aussehenden Polizisten umringt, so dass man von ihr eigentlich nur noch ihre langen blonden Haare sehen kann. Aber was macht ein Mädchen hier? Eine Geisel war sie nicht und sie scheint auch nicht mit den anderen durch die Tür gekommen zu sein. Ganz automatisch starre ich auf das Lüftungsgitter auf dem Fussboden und hinauf zu der Öffnung des Lüftungsschachtes. War es das Mädchen, dass auf Koji geschossen hat?
 

Verwirrt starre ich das Mädchen an, sie scheint meinen Blick zu spüren und dreht sich zu mir um. Und mein Herz klopft augenblicklich etwas schneller, als mir klar wird, dass mich das Mädchen anlächelt. Irgendwoher kenne ich dieses Gesicht, kann es allerdings nicht sofort zuordnen, aber sie scheint kein normales Mädchen zu sein, soviel ist klar. Wenn mein Bruder mich endlich aus seiner Umklammerung entlässt, muss ich unbedingt herausfinden, wer das Mädchen ist!
 

~~ Rebecca Hopkins ~~
 

Mein Herz klopft noch immer so laut, dass ich kaum ein Wort von dem verstehe, was mir Yugi und Yami erzählen, aber ich vermute, dass sie nicht sehr erfreut darüber sind, dass ich mich so in Gefahr gebracht habe. Aber ganz ehrlich, was hätte ich sonst tun sollen? Ein leiser Rückzug wäre nicht mehr möglich gewesen, da dieser Koji nur darauf gewartet hat, dass sich etwas im Lüftungsschacht bewegt. Ich musste zuerst reagieren, ihm also mit der Schreckschusspistole ins Gesicht zu schießen, war meine einzige Option, glücklicherweise konnten die beiden Jungs die Situation zu ihren Gunsten nutzen und den anderen Geiselnehmer überwältigen, bevor der sich auch nur klar darüber werden konnte, was hier eigentlich los war.
 

„Das war wirklich sehr leichtsinnig von Dir, Rebecca! Versprich mir, dass Du solche Aktionen in Zukunft unterlässt, haben wir uns verstanden, junge Dame?“
 

Yami lässt mal wieder den strengen Vater raushängen, während Yugi mich nur wie eine besorgte Mutter nach möglichen Verletzungen untersucht.
 

„Ja, Papa, habe verstanden.“
 

„Nenn mich nicht immer so, Du weißt genau, dass ich das nicht leiden kann. Du nimmst mich nie ernst.“
 

„Ist doch aber alles gut gegangen, also reg Dich nicht so auf, ja?“
 

„Wie war das? Ich soll mich nicht aufregen? Soll ich das mal dem Professor erzählen? Bin gespannt wie Du ihm diese ganze Situation erklären willst.“
 

„Tust Du ja doch nicht. Denn dann müsstest Du ihm auch erklären, wie ich überhaupt in so eine Situation kommen konnte und die Wahrheit wird ihm sicher nicht gefallen, nicht?“
 

„Erpresst Du mich gerade? Denkst Du ich habe Angst vor dem Professor?“
 

„Das vielleicht nicht, aber vor Opa Mutou.“
 

„Das...also...hab ich nicht!“
 

Yugi hinter mir kichert leise vor sich hin, während Yami vor mir verzweifelt versucht seine Fassung zu bewahren. Ich fühle mich beobachtet und starre aufgeschreckt nach links in die ebenso überraschten Augen des Jungen, der sich mit Mokuba unter den Geiseln befand. Seine zu einem Zopf gebundenen langen Haare sind ein wenig zerzaust, was ihn irgendwie niedlich erscheinen lässt. Der Gedanke bringt mich unweigerlich zum lächeln. Ich weiß nicht genau, wer der Junge ist, aber er kommt mir bekannt vor. Wenn die beiden überfürsorglichen Ersatzeltern mich endlich freigeben, muss ich ihn unbedingt nach seinem Namen fragen.

schlaflose Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

unbestechlich lebensgefährlich

~~ Mai Kujaku ~~
 

Der heutige Montag ist schon jetzt eine einzige Katastrophe. Erst klingelt mein Wecker nicht, weil die Batterie leer war, dann brennt in der Küche die Sicherung durch, als ich die Kaffeemaschine einschalte, dann entdecke ich einen Kratzer an meinem weißen 4er BMW Cabrio, der vorher nicht da war und dann verlegen meine schusseligen Mitarbeiter die Akte des neuen Falles, der über das Wochenende herreingeflattert ist. Irgendetwas über eine Geiselnahme und mal wieder ist Seto Kaiba darin verwickelt.

Über die Kidnappenversuche von Mokuba Kaiba könnte man mittlerweile ein Buch schreiben, allerdings waren die meisten Fälle selten so eindeutig wie dieses Mal. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die beiden Geiselnehmer aus der Affäre ziehen können. Es sei denn sie bestechen den Richter oder die Geschworenen, was in letzter Zeit leider viel zu häufig passiert. Manchmal werden sogar die Staatsanwälte bestochen, die den Fall dann absichtlich verlieren. Oder Zeugen und sonstige Beweise verschwinden spurlos, so dass die Angeklagten ungeschoren davonkommen.

Es ist schwer in dieser Zeit unbestechlich zu sein und höchstgradig lebensgefährlich, aber ich habe mir vorgenommen, mich nicht einschüchtern zu lassen, niemals. Nicht seit diesem verhängnisvollen Fall, in dem ein 13jähriger Yakuza einen Lehrer niedergemetzelt hat, um seine noch jüngere Schwester zu beschützen. Es kam nie zu einer Gerichtsverhandlung, das Urteil wurde von einem bestochenen Richter gesprochen und der Fall zu den Akten gelegt.

Es ist nicht so, dass ich den Jungen verurteilt hätte, gewiss nicht. Was mich an dieser Geschichte stört, ist die Tatsache, dass der Fall auf diese Weise vertuscht wurde, ohne jemals an die Öffentlichkeit zu dringen. Da wird ein minderjähriges Mädchen fast vergewaltigt und ein minderjähriger Junge zum Mörder und niemanden scheint es zu kümmern, was aus den beiden wird und das nur, weil beide aus einer Yakuzafamilie stammen.

Die Yakuza sind gefährlich, keine Frage, doch es sind nicht die Kinder, die dafür bestraft werden sollten, denn sie können es sich nicht aussuchen, in welche Lebensverhältnisse sie hineingeboren werden. Und dennoch werden sie verurteilt und haben am Ende gar keine andere Wahl als selbst den Weg der Yakuza zu gehen und ihre eigenen Kinder auf die gleiche harte Weise zu erziehen, wie sie selbst erzogen wurden. Und das nur weil sich der Rest der Welt vor der Yakuza fürchtet und sie aus diesem Grunde ausgrenzt und meidet, ohne sie verstehen zu wollen. Ignoranz ist gefährlich. Und es gibt schlimmere Individuen als die Yakuza, denn die spielen wenigstens mit offenen Karten, anders als die scheinheiligen Richter, Polizisten, Anwälte, Reporter, Geschäftsmänner und Abgeordnete, die sich hinter dem Rücken der Öffentlichkeit von der Yakuza bezahlen lassen, während sie so tun, als hätten sie eine blütenreine Weste.
 

„Mai?“
 

Ich schaue von der Akte auf, die Ryou nach langem Suchen in Mihos Aktentasche gefunden hat.
 

„Was gibt es, Miho?“
 

Miho Nosaka steht schüchtern in der leicht geöffneten Tür.
 

„Da ist Besuch für Dich da, zwei Männer in dunklen Anzügen und Sonnenbrillen.“
 

Ich schlucke nervös.
 

„Tattoos? Narben? Fehlende Finger?“
 

Miho schaut angespannt über ihre Schulter in den Gang.
 

„Der Eine hat auf dem rechten Handrücken eine schwarze Spinne tättowiert und ihm fehlt ein Stück des kleinen Fingers, der Andere hat eine lange Narbe über der linken Augenbraue. Er hat die Hände ständig in den Hosentaschen.“
 

Ich beiße mir unwirsch auf die Lippen.
 

„Yakuza.“
 

War ja klar, dass die irgendwann auftauchen.
 

Ich erhebe mich entschlossen und nicke Miho zu.
 

„Führ die Herren bitte ins Nebenzimmer und bring uns einen schwarzen Tee. Und sag Ryou, dass er umgehend bei den Kaibas anrufen soll, um ein wichtiges Telefonat zwischen ihnen und mir in circa einer halben Stunde zu arrangieren.“
 

„Natürlich.“
 

Sie nickt kurz und verlässt das Büro, ich gehe zu der Tür an der rechten Seite und betrete das Nebenzimmer, wenige Minuten später betritt mein ungebetener Besuch durch die Tür zum Gang ebenfalls das Zimmer.

Mir ist sofort klar, dass man mich nicht bestechen, sondern bedrohen will, denn die Jacketts der beiden Männer werden beim Eintreten kurz von ihnen zur Seite geschlagen, so dass ich bei beiden je eine Waffe im Schulterhalfter sehen kann. Beide tragen ihre Waffe links.
 

Ich straffe meine Schultern und geh erhobenen Hauptes und mit einem zuckersüßen Lächeln auf die Männer zu.
 

„Wollen Sie sich setzen? Meine Assistentin bringt gleich einen Tee.“
 

Der Typ mit der Narbe über dem Auge hebt verneinend die Hand.
 

„Nein Danke. Sie wissen weshalb wir hier sind?“
 

Ich verschränke die Arme vor der Brust.
 

„Sicher nicht um mich zu beschützen. Aber wenn Sie glauben, mich mit gezeigten Waffen einzuschüchtern, dann irren Sie sich. Um mich mundtot zu machen, müssen Sie mich erschießen. Für meine beiden Mitarbeiter gilt dasselbe.“
 

Der Typ mit der Narbe wechselt einen kurzen Blick mit seinem Begleiter und schaut mich dann wieder mürrisch an.
 

„Wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit auf diesen Fall lenken, aber wir könnten Sie und Ihre Mitarbeiter für die Unannehmlichkeit entschädigen.“
 

Ich lächle etwas stärker und schüttle den Kopf.
 

„Tut mir leid, aber unsere Kanzlei ist unbestechlich.“
 

„Ist das Ihr letztes Wort?“
 

Ich nicke bestätigend.
 

„Das ist es.“
 

Der Typ mit der Narbe tritt einen Schritt auf mich zu und starrt mich böse an. Ich unterdrücke den Impuls, vor ihm zurückzuweichen.
 

„Das werden Sie bereuen. Sie hören von uns.“
 

„Davon gehe ich aus.“
 

Es klopft an der Tür und Miho kommt mit einem kleinen Tablett ins Zimmer.
 

„Der Tee ist nicht mehr nötig, die Herren wollten uns gerade verlassen.“
 

Miho schaut erschrocken auf die Männer, die abrupt an ihr vorbeimarschieren und sie dabei unsanft beiseitestoßen. Ich höre wenig später die Tür ins Treppenhaus laut zuknallen und dann ist der Spuk auch schon vorbei. Dass diese Sache jedoch noch ein Nachspiel haben wird, ist nicht von der Hand zu weisen.
 

„Mai? Herr Kaiba wäre jetzt bereit für ein Gespräch.“
 

Ich nicke Ryou zu, der den Kopf um die Ecke geschoben hat und dabei Mihos Blick zu meiden scheint. Seine typische Trotzreaktion wenn er einen Streit mit Miho hatte.
 

„Danke, Ryou. Leite das Gespräch in mein Büro.“
 

„Natürlich.“
 

Sein Kopf verschwindet wieder und ich höre Miho seufzen.
 

„Du solltest Dich bei ihm entschuldigen, Miho.“
 

„Ich weiß.“
 

Ich nicke ihr zu und betrete dann mein Büro, wo ein lebenswichtiges Telefongespräch auf mich wartet.
 

Etwas angespannt setze ich mich an meinen Schreibtisch und greife nach dem Telefonhörer.
 

„Mai Kujaku, Staatsanwältin, am Apparat. Mit welchem Kaiba habe ich das Vergnügen?“
 

„Seto Kaiba hier, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Miss Kujaku.“
 

Ich atme erleichtert aus. Ich ziehe Seto Kaiba seinem Bruder Noah Kaiba vor. Noah Kaibas öffentliches Auftreten als perfekter Gentleman erinnert mich zu sehr an den Schauspieler Jean-Claude Magnum, der mir ständig nachstellt, seit ich ihm vor einigen Jahren auf einem Kreuzfahrtschiff begegnet bin. Nun ja, vielleicht hätte ich nicht mit ihm flirten sollen, nur damit ich seine Luxussuite bei einem gezinkten Pokerspiel gewinnen konnte. Aber wer hätte auch ahnen können, dass ich ihn damit so sehr beeindrucke, dass er mich auf der Stelle heiraten will?
 

„Im Gegenteil, Mister Kaiba, ich bin hocherfreut Ihre Bekanntschaft zu machen.“
 

„Interessant. Und was könnte eine Staatsanwältin einer kleinen Kanzlei wie Ihrer von mir wollen?“
 

Ich ziehe die Akte auf meinem Schreibtisch näher heran und blättere darin herum.
 

„Mir wurde der Geiselnahmenfall vom Wochenende übertragen und die Taido-kai hat mir soeben einen Besuch abgestattet. Ich habe sie mehr oder weniger freundlich hinausbefördert, worauf man mir klargemacht hat, dass ich das bereuen würde.“
 

„Und was kann ich nun für Sie tun, Miss Kujaku?“
 

Auf diese Frage habe ich gewartet.
 

„Nun. Aufgrund der vorherigen Ereignisse sehe ich das Leben meiner Mitarbeiter und meines in Gefahr und wollte daher um etwas Unterstützung von Ihnen erbitten.“
 

Es ist still in der Leitung.
 

„Sie meinen Personenschutz?“
 

Ich seufze erleichtert. Er hat auf Anhieb verstanden.
 

„Ja. Ich traue der Polizei nicht und einen persönlichen Bodyguard, der keine Angst vor der Yakuza hat, kann sich meine kleine Kanzlei nicht leisten.“
 

„Also wollen Sie sich einen meiner Leute ausborgen.“
 

„Wenn möglich.“
 

Er schweigt ziemlich lange und dann höre ich ihn tatsächlich leise lachen.
 

„Ich habe zufällig die perfekten Männer für diesen Job. Sie sind zwar keine Bodyguards in dem Sinne, aber absolut fähig, Sie und Ihre Mitarbeiter zu beschützen.“
 

Ich lächle erfreut.
 

„Vielen Dank für die Hilfe, Mister Kaiba.“
 

„Keine Ursache, Miss Kujaku. Ich schicke Ihnen die Beiden umgehend in die Kanzlei.“
 

Ohne eine Verabschiedung legt er einfach auf und ich starre etwas verwirrt, aber auch erfreut auf das Telefon, bevor ich es auf den Schreibtisch lege und mich zufrieden in meinem Sessel zurücklehne. Soll die Taido-kai ruhig kommen, die werden schon sehen, was sie davon haben.

neuer Job

~~ Seto Kaiba ~~
 

Ich schaue auf den blonden Yakuza, der soeben eingetreten ist und mich abwartend anschaut.
 

„Hol Deinen Kumpel und dann fahrt ihr zu dieser Adresse.“
 

Ich hole eine Visitenkarte von Mai Kujaku aus einer Schreibtischschublade und einen Autoschlüssel und reiche beides an den Köter weiter.
 

„Der Schlüssel ist für die Limousine, die Honda verbessert hat. Es gibt 3 Personen zu beschützen, Gegner sind die Taido-kai.“
 

In seinen Augen erkenne ich zuerst Entsetzen, als er die Visitenkarte studiert, dann Erstaunen, als er den Schlüssel an sich nimmt und zuletzt pure Freude, als ich ihm den Gegner nenne. Dann fällt mir ein, dass er ja noch eine offene Rechnung mit der Taido-kai hat und ich grinse amüsiert.
 

„Lass Dich nicht unnötig in einen Kampf verwickeln, hier geht es hauptsächlich um Verteidigung, nicht um Angriff, verstanden?“
 

Er salutiert wie ein Soldat, grinst dabei aber wie ein rebellischer Schuljunge.
 

„Jawohl, Boss. Aber darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Angriff manchmal die beste Verteidigung ist?“
 

Ich nicke vergnügt.
 

„Das ist in der Tat manchmal der Fall, doch dieses Mal nicht.“
 

Er verzieht enttäuscht den Mund.
 

„Na schön, dann halt Verteidigung ohne Angriff. Ich bin dann mal weg.“
 

Und im nächsten Moment ist er auch schon hinausgestürmt und knallt die Tür hinter sich zu.
 

Ich schüttle amüsiert den Kopf. Der Bengel scheint ein richtiges Energiebündel zu sein und scheinbar kann er es gar nicht erwarten, sich mit der Taido-kai zu messen, dabei scheint es ihm sogar egal zu sein, dass er eine Staatsanwältin beschützen soll.
 

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Mit schnellen Schritten laufe ich durch den Gang in den hinteren Teil der Villa wo sich die Gästezimmer und auch Hirotos Zimmer befinden. Ohne anzuklopfen reiße ich die Tür zu seinem Zimmer auf.
 

„Hiroto! Wir haben einen Job!“
 

Er steht halb angezogen vor dem Kleiderschrank und zuckt erstmal zusammen.
 

„Verdammt, Katsuya! Lernst Du denn nie, vorher anzuklopfen, wenn Du mein Zimmer betrittst? Und was brüllst Du hier so rum?“
 

Ich kratze mich verlegen am Hinterkopf, grinse aber breit.
 

„Ähm, Sorry? Ich krieg das noch in den Griff, versprochen.“
 

Er winkt irritiert ab und zieht sich ein weißes Seidenhemd über.
 

„Lass stecken, schaffst Du doch eh nicht. Du sagtest was von Job?“
 

Ich nicke aufgeregt.
 

„Yep! Wir sollen ´ne Staatsanwältin vor der Taido-kai beschützen. 3 Personen, die Kaiba ab sofort unter seinen Schutz gestellt hat und wir kriegen die extra sichere Limo.“
 

Hiroto starrt mich mürrisch an.
 

„Staatsanwältin? Bist Du irre? Ich beschütze doch nicht eine von denen!“
 

„Papperlapapp. So schlimm ist das nicht. Wenn die vor der Taido-kai beschützt werden will und dafür extra bei Kaiba anruft, dann ist sie sicher unbestechlich und gesetzestreu.“
 

„Mag ja sein, aber...“
 

Ich unterbreche ihn mit einer unwirschen Handbewegung.
 

„Kein Aber. Mach Dich fertig, wir brechen in 10 Minuten auf.“
 

„Ach! Du machst ja doch was Du willst. Verdammt!“
 

Ich klopfe ihm lachend auf die Schulter und sprinte hinaus auf den Gang.
 

~~ Hiroto Honda ~~
 

Unglücklich starre ich Katsuya hinterher und greife nach den schwarzen Lackschuhen, die Noah Kaiba mir gestern gegeben hat. Katsuya weigert sich, solche Schuhe anzuziehen, aber ich habe damit kein Problem. Es sieht äußerst elegant aus, zusammen mit der schwarzen Anzughose, dem weißen Seidenhemd und dem dunkelgrünen Jackett, das bordeauxrote Jackett, das sich Katsuya ausgesucht hat, war mir zu auffällig. Krawatten tragen wir beide nicht, dafür aber elegante Ledergürtel und passende Schulterhalfter für unsere Waffen.
 

10 Minuten später sitze ich neben Katsuya in der Limousine, die er fährt.
 

„Ich hab mal ein wenig recherchiert, um etwas über die Staatsanwältin rauszufinden und hab mal Roland ausgefragt. Er meinte, die Miss Kujaku wäre sowas wie ein Maneater.“
 

Ich starre ihn überrascht an.
 

„Maneater?“
 

Er nickt, während er die Limousine vom Grundstück fährt.
 

„Yep. Angeblich wickelt sie so ziemlich jeden Mann um ihren Finger. Lässt sich aber auf keinen von ihnen wirklich ein. War noch nie verheiratet und sieht wesentlich jünger aus, als sie tatsächlich ist. Und sie soll teuflisch sexy sein.“
 

Ich ziehe amüsiert eine Augenbraue hoch.
 

„Klingt ganz so, als wäre sie genau Dein Typ.“
 

„Hatte ich auch schon gedacht. Daher wollte ich Dich fragen, ob es Dir was ausmacht, wenn ich mich ganz allein um sie kümmere, während Du die andren Beiden beschützt.“
 

Ich seufze leise.
 

„Natürlich macht mir das was aus. Dachtest Du, ich würde sowas sagen? Beschütz Du mal Deine Staatsanwältin, aber sei bloß vorsichtig, okay?“
 

Er grinst mich breit an.
 

„Bin ich das nicht immer?“
 

Ich greif mir an die Stirn, irgendwie bekomm ich grade übelste Kopfschmerzen.
 

~~ Miho Nosaka ~~
 

Nervös kaue ich auf meinen Fingernägeln herum und starre auf unsere Eingangstür, die halb verglast ist und beschriftet. Mai Kujaku – Staatsanwältin steht da in einfachen weißen Lettern.

Seit dem Besuch der beiden Yakuzas sind etwa 45 Minuten vergangen und mit jeder verstreichenden Sekunde werde ich nervöser. Mai sagte, dass Mister Kaiba ein paar Leute vorbeischickt, die uns beschützen sollen, aber wie schnell können die hier sein? Sind sie schneller als die möglicherweise angeheuerten Killer der Taido-kai?

Ich zucke zusammen als ein Schatten vor der Tür auftaucht und jemand anklopft. Ryou steckt seinen Kopf aus der Bürotür und nickt mir zu. Nervös und mit zitternden Beinen erhebe ich mich, geh um den Empfangstresen herum und auf die Eingangstür zu.

Mit zitternden Fingern drehe ich den Schüssel um, atme tief durch und öffne die Tür.
 

Vor mir stehen zwei Männer, die ungleicher nicht sein könnten und doch dieselbe Wildheit ausstrahlen. Der Eine mit wirren, blonden Haaren, offenem bordeauxroten Jackett und dunklen Turnschuhen zu einer schwarzen Anzughose und leicht aufgeknöpftem, weißen Seidenhemd. Der Andere mit hoch gegeltem, braunen Haar, zugeknöpftem, dunkelgrünen Jackett, schwarzen Lackschuhen, schwarzer Anzughose und ordentlich geknöpftem, weißen Seidenhemd.

Keiner von beiden hat sichtbare Narben oder Tattoos und keine Sonnenbrillen verdecken ihre Augen. Ich starre in die braunen Augen des blonden Mannes und schlucke nervös.
 

„Was kann ich für Sie tun?“
 

Der blonde Mann grinst.
 

„Wir sind hier um für Sie etwas zu tun. Kaiba schickt uns. Wir sind Ihre Beschützer.“
 

Erleichtert lehne ich mich an den Türrahmen.
 

„Gottseidank!“
 

Ich trete beiseite und lass die beiden Männer eintreten, ohne weitere Fragen zu stellen.
 

~~ Katsuya Jonouchi ~~
 

Fasziniert starre ich die blonde Schönheit, die hinter ihrem Schreibtisch sitzt, an und vergesse dabei fast völlig, ans Atmen zu denken. Sie ist in der Tat genau mein Typ. Lange, blonde, leicht wellige Haare; wunderschöne Augen mit einem Stich ins Violett; rote, volle Lippen, die zum Küssen einladen; einen prallen Busen, der sich deutlich unter ihrer engen Bluse abzeichnet.
 

„Katsuya? Was denkst Du?“
 

„Sie ist eine absolute Traumfrau!“
 

„Häh?“
 

Ich blinzle verwirrt und schaue auf Hiroto, der rechts von mir steht. Er starrt mich mit großen Augen an und schüttelt dann missbilligend den Kopf. Und mir dämmert es gerade, dass ich mich mal wieder zum Affen gemacht habe.
 

„Hab ich das gerade laut gesagt und dabei total am eigentlichen Thema vorbeigeredet?“
 

Hiroto nickt und macht eine kurze Kopfbewegung in Richtung der blonden Schönheit. Ich schlucke nervös und wende meinen Kopf langsam wieder nach vorn. Das breite Lächeln auf dem Gesicht der Staatsanwältin lässt mich erröten.
 

„Vielen Dank für das absolut charmante Kompliment, Mister Jonouchi. Wenn Sie so denken, haben Sie sicher kein Problem damit, persönlich auf mich aufzupassen, während sich Ihr Freund um meine beiden Mitarbeiter kümmert. Das war übrigens die Frage, auf die Ihr Freund eine Antwort wollte.“
 

Ich grinse verlegen.
 

„Damit bin ich natürlich einverstanden, aber nennen Sie mich bitte Katsuya und nicht Mister Jonouchi.“
 

Sie nickt.
 

„Kann ich gut verstehen.“
 

Ich ziehe ein grimmiges Gesicht.
 

„Mein Vater ist auf seine Art berühmt und auch ich habe mir notgedrungen einen Namen gemacht. Ich versuche, das alles hinter mir zu lassen und die Kaibas helfen mir dabei. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“
 

Die Staatsanwältin schaut mich mit einem merkwürdigen Blick an, der mich nervös macht.
 

„Ich erinnere mich an einen Fall, der mir als unwichtige Sekretärin eines hochrangigen Richters vor etlichen Jahren zufällig in die Hände fiel.“
 

Ich beiße mir unsicher auf die Unterlippe.
 

„Was für einen Fall?“
 

„Der Fall um einen 13jährigen Yakuza, der in einer Sporthalle einem Lehrer die Kehle aufgeschnitten hat, weil dieser über die 10jährige Schwester des Yakuzas hergefallen ist.“
 

Mein Gesicht ist eine unbewegliche Maske, aber tief in meinem Inneren brodelt es. Aber anders als bei der Polizistin, die mich augenscheinlich wiedererkannt hat, reagiere ich nicht impulsiv, sondern behalte mit Mühe und Not die Kontrolle.
 

„Klingt interessant. Warum wurde über diesen Fall nie in den Medien berichtet?“
 

Das würde ich gerne wissen. Ich wurde damals so schnell abgefertigt, aber die Presse, die sonst nie eine Gelegenheit ausließ, um über die Yakuza zu berichten, hat nie auch nur ein Wort über einen brutalen Mord an einem unschuldigen Lehrer erwähnt. Keinerlei Berichte, nicht einmal Gerüchte, niemand hat mich seit dem Tag des schriftlich überbrachten Urteils je darauf angesprochen. Bis jetzt.
 

„Das ist einfach zu erklären. Der Lehrer, der ganz offensichtlich versucht hat ein minderjähriges Mädchen zu vergewaltigen, war der Sohn eines hochrangigen Abgeordneten, der aus diesem Vorfall keine große Sache machen wollte. Es standen Wahlen vor der Tür, der Abgeordnete konnte sich keine schlechte Presse leisten. Saburo Jonouchi hat ihn erpresst, es war die perfekte Gelegenheit, dem Abgeordneten ins Handwerk zu fuschen, er galt bis dahin als völlig unbestechlich und harter Yakuzagegner.“
 

Hhm ja, das ist typisch für meinen Vater. Er schlägt aus dem Leid der Anderen sein Kapital, so ist er bis heute.
 

„Was ist aus dem Abgeordneten geworden?“
 

„Er hat sich ein Jahr nach dem Vorfall in seinem Haus erhängt, allerdings wurde gemunkelt, dass er beseitigt wurde. Bewiesen wurde es nie.“
 

Auch das ist typisch für meinen Vater. Unliebsame Gegner begehen plötzlich Selbstmord oder haben einen folgenschweren Unfall, doch in fast allen Fällen war es schlicht und ergreifend Mord, der nie nachzuweisen ist. Und selbst wenn es ganz klar nach Fremdverschulden aussieht, erscheint es nicht im Polizeibericht, weil Beweise vernichtet oder gefälscht werden. Und wenn es Zeugen gibt, werden diese bestochen, bedroht oder beseitigt.
 

„Hatte der Mann keine weiteren Familienangehörigen?“
 

Der mitleidige Blick der Staatsanwältin lässt mich zusammenzucken. Sie schüttelt den Kopf.
 

„Er hatte nur noch seinen Sohn, deshalb hat niemand seinen Selbstmord in Frage gestellt, immerhin war sein einziger Sohn ein Jahr zuvor plötzlich aus unbekannten Gründen verstorben.“
 

Unbekannte Gründe?! Aber es gab Zeugen, verdammt!“
 

Die Staatsanwältin grinst und ich höre Hiroto neben mir leise zischen, dass ich die Klappe halten soll, doch es ist bereits zu spät.
 

„Zeugen gab es in der Tat, aber woher weißt Du das, Katsuya?“
 

Ah... Woher weiß ich das? Ja, woher bloß? Möglicherweise weil ich dieser 13jährige Yakuza bin, der den Lehrer niedergemetzelt hat?
 

Ich schweige verbissen und verfluche meine große Klappe.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer sich fragt, wie die Dienstmädchen von Kaiba aussehen, der kann in die Charakterbeschreibung schauen, dort tauchen Sakura und Nozomi ebenfalls auf, zusammen mit zwei weiteren Dienstmädchen, die ebenfalls noch eine kleine Rolle in dieser Geschichte spielen werden. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (65)
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Von:  MikaChan88
2016-07-17T20:25:40+00:00 17.07.2016 22:25
Total super kapi
freu mich schon aufs nächste ^-^
Von:  Niua-chan
2016-07-02T19:25:30+00:00 02.07.2016 21:25
Na da werden Katsuja und Honda was zu tun bekommen^^
Antwort von:  Nightprincess
03.07.2016 10:03
war wohl etwas zu offensichtlich, dass es ausgerechnet die beiden sind, oder? ^^
Antwort von:  Niua-chan
03.07.2016 14:45
Das ist doch nicht schlimm, die beiden passen perfekt für diese Aufgaben und du gönnst mir die Freude richtig geraten zu haben^^
Antwort von:  MaiRaike
08.07.2016 12:33
Es war schon sehr offensichtlich, aber es passt sehr gut xD
Von:  Sammy5522
2016-04-25T05:28:57+00:00 25.04.2016 07:28
Freu mich schon wenn es weiter geht .
Von:  MikaChan88
2016-04-10T13:16:34+00:00 10.04.2016 15:16
Die ff ist der absolute Hammer
Bin schon gespannt wie es weiter geht ^-^

cu,
MikaChan
Von:  Niua-chan
2016-04-06T20:42:45+00:00 06.04.2016 22:42
Tja Sex als Beruhigungsmittel ist eine gute Idee und baut Stress ab^^
Das Katsujas Hände Zittern finde ich interessant und zeigt doch das er eigentlich nicht ganz so entspannt ist wie es den Anschein gibt... wenn die gestörte Nachtruhe von ihm nicht eh schon Bänder spricht.
Die klare und einfache Kommunikation zwischen den beiden finde ich echt gut
Liebe Grüße
Niua
Von:  Akikou_Tsukishima
2016-02-11T21:43:31+00:00 11.02.2016 22:43
Yeah wieder was neues aber schon wieder so kurz..

😭
Von:  Niua-chan
2016-02-10T23:21:35+00:00 11.02.2016 00:21
Uhu es geht weiter wie schön^^
Ich fand es toll die Befreiung aus 3 Blickwinkeln zu lesen, vor allem die sich doch sehr ähnlichen Standpauken. Sehr witzig. Interessant ist das Knistern zwischen Leonard und Rebecca, da bin ich noch sehr gespannt, vor allem woher sie sich kennen
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-12-21T23:08:18+00:00 22.12.2015 00:08
Warum sind die Kapos bloß immer so kurz 😭
Von:  Niua-chan
2015-12-21T17:47:26+00:00 21.12.2015 18:47
Interessante Gedanken die Katsuja da am Ende von seinem Part hat...wirklich interessant
Yami hat auch Methoden seinen Willen durchzusetzen und dann ist es trotzdem zu spät
Antwort von:  Nightprincess
21.12.2015 18:57
fragt sich jetzt nur, zu spät für wen? haha... schaun wir mal, nich? ^^
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-11-24T06:18:31+00:00 24.11.2015 07:18
Interessantes leben hat ryuji hinter sich XD

Das ende ey XD
Ich wusste ein Lacher kommt noch haha


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