Zum Inhalt der Seite

Kindersegen

Schuldig x Ran
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

14

-Ayas POV-
 

Das konnte einfach nicht sein. Wie hatte dieser Mistkerl nur geschafft die Ärzte davon zu überzeugen ihn zu entlassen? Knapp eine Woche zu früh. Nun saß ich am Steuer meines Wagens und schielte immer wieder prüfend zu dem Schwarz neben mir, der mit geschlossenen Augen am offenen Fenster lehnte und sich den Fahrtwind um die Nase wehen ließ. Für einen Moment kam mir der Gedanken, wie es wohl wäre, wenn ich an einer Dornenhecke entlang schrammen würde. Genugtuung breitete sich für diesen Moment in mir aus. Doch der frische Lack an meinem Wagen war mir dieses kurze Vergnügen nicht wert. Wir kamen am Koneko an und ich nahm seine Tasche vom Rücksitz. Zum Weglaufen war er einfach noch zu lahm – Gut für ihn. Hätte ich ihm noch hinterherjagen müssen wie einem trotzigen Kind, hätte er es sicher nicht überlebt. Zumal er für längere Strecken eine Unterarmstütze benötigte, die mir als Mordwaffe völlig ausreichend erschien. Ich ließ ihn in den Laden eintreten, wo er von Ken und Yoji empfangen wurde. Yoji hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und zwischen seinen Lippen klemmte eine glimmende Zigarette. Sein Blick glitt prüfend über den Feind in seinem Revier. Er schien überzulaufen vor Testosteron und seine ganze Ausstrahlung sollte jedem klar machen, dass er hier der Hahn im Korb war. Das Alphatier. Ken hingegen lehnte am Tresen und stützte sich nach hinten ab. Auch er musterte Schuldig argwöhnisch. Mit einem kurzen Blick zwischen meinen Kollegen hin und her, machte ich ihnen deutlich, dass auch ich wenig begeistert war. Doch nun mussten wir zusammen durch diese Situation durch.

„Könnte lustig werden!“, hörte ich es von dem Deutschen und sah sein überlegenes Lächeln.

„Reiß dich zusammen und du bleibst am Leben!“, drohte Yoji und löste seine Haltung auf.

„Ich gehe! Die Luft wird mir zu knapp.“, murmelte er und griff nach seiner Jacke und seinem Schlüssel.

So hatte ich den Blonden noch nicht gesehen.

Ken stieß sich vom Tresen ab und ging auf Schuldig zu.

„Es tut mir leid, was dir passiert ist. Doch das ändert nichts!“, erklärte er und wand sich zum Gehen.

Sein Weg führte ihn in den hinteren Teil des Ladens. Ich war mir sicher, dass auch er, wie Yoji, einfach aus der Situation raus musste.

„Komm mit!“, befahl ich knapp und führte Schuldig in die Wohnung.

Bei jedem Raum, den ich ihm zeigte durchzog mich ein Gefühl von Übelkeit. Er sollte nicht hier sein. Wir sollten nicht zusammen an ein und dem selben Ort sein. Das war nicht richtig. Nachdem ich ihm Küche und Bad gezeigt hatte brachte ich ihn in Omis Zimmer.

„Hier wirst du für den Übergang bleiben. Auch wenn es dir egal ist. Das hier ist Omis Zimmer. Hab also etwas Respekt davor.“, meinte ich und stellte seine Tasche auf den Schreibtisch.

„Ich nehme an, hier sind überall Wanzen und Kameras?“, kam es fast gelangweilt von dem Schwarz und ich nickte nur.

„Dachte ich mir.“

„Als Zeichen unseres guten Willens werden wir dich nicht einsperren. Du sollst schließlich kooperieren. Doch bei der kleinsten Abweichung von unseren Regeln werde ich dich in einen winzigen, dunklen Raum im Keller anketten. Bei Wasser und Brot.“, drohte ich.

Er musste nicht wissen, dass aus Sicherheitsgründen keiner der Räume verschlossen werden konnte.

„Ich gehe jetzt. Ich habe noch mehr zu tun, als mich um dich zu kümmern.“

Damit verließ ich den Raum und zog die Tür hinter mir zu. Ich musste meine Schicht im Laden antreten.
 

-Schuldigs POV-
 

Ich sah mich nur kurz in dem kleinen Raum um. Es war ausgeräumt worden. Ich konnte noch die Dellen im Boden erkennen, wo einmal schwere Schränke standen. Trotz der Hektik, mit der das Zimmer bereitet wurden war, waren ein paar kleine Details erhalten geblieben. Ich fand auf dem Schreibtisch ein Bild der vier Weiß im Blumenladen. Es war ein Schnappschuss, doch es drückte so viel aus. Ein trauriges Lächeln zog sich über meine Lippen.Vorsichtig stellte ich das Bild an seinen Platz zurück und sah mich weiter um. Ein Bücherregal war vollgestopft mit Computerbüchern und Zeitschriften für Programmierer. Das Bett war offensichtlich frisch bezogen und eine Vase mit frischen Blumen standen auf dem Nachttisch. Fast war ich mir sicher, dass es die Arbeit des kleinsten Weiß war, die mir hier versuchte das Gefühl eines Gefängnisses zu nehmen. Ein mal wieder bewies sich, was ich so oft in dem Kleinen gelesen hatte. Er hatte ein gutes Herz. Hier würde ich mich ganz sicher benehmen. Auch wenn das Bild Weiß zeigte, die Zeitschriften in Eile in das Regal gestopft wurden und das Bettzeug Falten aufwies erinnerte es mich an mein Zuhause. Eine seltsame Mischung aus unser allen Räumen. Mein Chaos, Brads pragmatischer Einrichtungsstil, Nagis Computerzeug und Jays Stille. Ich räumte meine Tasche aus und verstaute meine Kleidung in dem Schrank und schob die Tasche mit dem Fuß unter diesen. Dann ließ ich mich auf das Bett sinken. Mein Körper verlange Ruhe. Ich streckte meine Fühler aus und ertastete die Gedanken der Weiß. Yoji war, vermutlich nach einer Raucherpause, wieder in das Gebäude zurückgekehrt. Nun ließ er seinen Unmut am Geschirr aus und beschwerte sich bei dem Steingut über die herrschende Situation. Ken und Ran, nein Aya, schienen den Laden geöffnet zu haben und konzentrierten sich auf die vielen Stimmen der Mädchen. Ich machte mir nicht die Mühe sie alle zu lesen, ließ sie eher wie einen rauschenden Bach durch mich hindurch waschen, doch die Mehrzahl der Gedanken glichen sich erheblich und dabei ging es nicht um Blumen. Ich lächelte.

//Ganz schön anstrengend so angegraben zu werden, nicht?//, dachte ich neckend in seinem Kopf und erntete einen leisen, jedoch harschen Fluch.

//Hab dich nicht so. Du bist der Einzige, mit dem ich hier reden kann. Die anderen Beiden würden mich ohne mit der Wimper zu zucken nieder meucheln, egal was ich ihnen zu sagen hätte.//, schmollte ich übertrieben.
 

-Ayas POV-
 

Die Mädchen waren heute irgendwie besonders anhänglich. Ich hörte die Stimme in meinem Kopf und rieb die Zähne aufeinander.

/Dann hättest du im Krankenhaus bleiben sollen!/, gab ich patzig zurück.

Es war nicht meine Entscheidung gewesen. Es war seine. Also sollte er auch mit den Konsequenzen leben.

/Und wage es dir ja nicht, einen von uns zu lesen!/, drohte ich schnell.

Ich vernahm ein theatralisches Seufzen.

//Diese seelische Folter! Diese Grausamkeiten! Ich beschwere mich bei der UN! Menschenrechtsverletzung!//, jammerte es. Ich schnaufte.

/Wenn du so viel Langeweile hast kannst du auch arbeiten!/, herrschte ich ihn ungehalten an.

Die Anzahl der Kunden überstieg den normalen Pegel erheblich. Der Kontakt mit Schuldig brach ab. Ich hatte nichts anderes erwartet. Der Deutsche wollte immer nur seinen Spaß. Aber arbeiten? /Fauler Sack!/, dachte ich. Ich schnaufte verächtlich, als ich einen Blumenstrauß in schützendes Papier wickelte. Weich lächelte ich das kleine Mädchen an, als sie ihn bezahlte. Das Mädchen kam jede Woche und kaufte für ihre Oma Blumen, da diese nicht mehr oft aus dem Haus konnte. Sie erinnerte mich an meine kleine Schwester. Geflochtene Zöpfe, ehrliche, strahlende Augen und ein großes Herz.

„Oh mein Gott!“, schnappte ich aus dem beginnenden Tuscheln auf. Mein Blick folgte denen unserer Kundschaft und ich zuckte kurz zusammen. Eiseskälte lief mir durch die Nervenbahnen. Schuldig stand lässig an die Wand des Treppenhauses gelehnt, die Hände in den Hosentaschen. Er trug eine weiße Anzughose und ein blaues Hemd, welches so gut zu seinen Augen passte. Ich schüttelte diesen Gedanken ab. Wie hatte er es nur so schnell geschafft sich umzuziehen? Auch diesen Gedanken verdrängte ich. Seine Haare waren zu diesem verdammten Zopf gebändigt, der viel zu viel von seinem markanten Gesicht preisgab. Gekonnt lieferte er einen Filmreifen Augenaufschlag und ein sehnendes Seufzen der Mehrzahl der Kunden war sein Lohn. Ich ächzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Was machte dieser Schwarz da?
 

-Schuldigs POV-
 

Ich hatte nichts von meiner Ausstrahlung verloren. Ich senkte meinen Kopf ein wenig und setzte mein verführerischstes Lächeln auf. Die Damen schmolzen dahin. Ich hörte die Fragen nach meiner Person in ihren Köpfen und stieß mich von der Wand ab. Ich musste viel Kraft aufbringen, doch diesen Auftritt brauchte ich einfach nach so langer Zeit. Ein Teil in mir wollte auch die beiden Kitten ärgern, die mich erst geschockt, dann mit unterdrückt glühender Wut taxierten. Mit langsamen Schritten ging ich auf Aya zu, der mich prüfend musterte. Seine Augen funkelten dunkel. Sehr dunkel. Es passte ihm gar nicht, dass ich jetzt hier war. Mein Lächeln wuchs zu einem überheblichen Grinsen, als ich vor ihm stand. Noch immer hatte ich meine Hände in den Hosentaschen. Ich spürte die sehnsüchtigen Blicke und fing etliche Gedanken auf, die sich darum drehte, wie ich mir Aya schnappte und ihn leidenschaftlich küsste.

/Keine schlechten Gedanken!/, dachte ich für mich und hob mein Kinn überlegen.

Ayas Augen begannen mich drohender zu begutachten.

„Ich komme zum arbeiten, großer Meister!“, erklärte ich spöttisch devot.

Nur das winzige Zucken an seinem unteren Augenlid verriet seine aufflammende Wut. Oh wie mir diese Wut schmeckte. Wie süßer, warmer Honig.

/Dir ist hoffentlich bewusst, dass du mit diesem debilen Grinsen aussiehst als ob du nur ein Stück Seife im Kopf hast!/, herrschte er mich an und mein Grinsen wurde breiter. Seife also? Wollen wir ihm mal zeigen, was Seife alles kann. Wenn ich mit ihm fertig war, würde er wohl keine Seife zum Waschen mehr nehmen können. Ich drang tief in seine Gedanken ein und holte die Bilder unserer gemeinsamen Küsse hervor. Ich holte seine ganzen Gefühle daran hervor und schickte die Impulse durch seine Nervenbahnen.

„Na gut. Hier sind die Listen mit den Bestellungen und den Lieferungen. Verschwinde im Lager und sieh nach, ob alles da ist!“, erklärte er mir kühl und ich nickte anerkennend. So viel Disziplin. Disziplin, die es zu brechen galt.

„Jawohl!“, flüsterte ich und deutete eine kleine Verbeugung an.

Die sich überschlagenden Gedanken der anwesenden Kundschaft erheitere mich. Doch den größten Spaß hatte ich an dem roten Kater.
 

-Ayas POV-
 

Mit Bedacht begab sich Schuldig in das Lager. Ich würde ihm nicht sagen, dass ich diese Aufgabe schon erledigt hatte. Von meinem Standpunkt aus hatte ich ihn noch gut im Blick, doch die Kundschaft würde ihn nicht weiter ertragen müssen. Die Gefühle in mir peitschte ich immer wieder herunter. Das würde er später büßen müssen. Ich bediente noch einige Kunden, ehe sich der Laden langsam leerte. Immer wieder huschte mein Blick auf den Schwarz, der sich zumindest äußerlich voll auf seine Aufgabe konzentrierte. Innerlich jedoch trieb er seinen Schabernack mit mir. Ich kochte. Ken berührte mich an der Schulter und als ich aufsah, verriet mir sein Blick, dass ich mich ganz mit Schuldig beschäftigen konnte. Er würde die restlichen Kunden bedienen und ich könnte den Schwarz um die Ecke bringen. Zur Tarnung säuberte ich die Theke, rückte näher an das Lager heran und beobachtete Schuldig. Ich wartete auf den Moment in dem ich ihn unbehelligt mit irgendetwas erschlagen konnte, als er mir einen neue Welle dieser Gefühle durch meinen Körper jagte. Intensiver als zuvor. Ich unterdrückte ein angespanntes Geräusch. Noch immer scheinbar vertieft in seine Arbeit zog er den sich gelockerten Haargummi aus seiner Mähne. Eindeutig zu langsam um nicht als Show durchzugehen. Ohne seine Aufgabe zu unterbrechen fuhr er sich mit beiden Händen durch die orangene Mähne und band sie zu einem festeren Zopf.

//Gefällt dir, was du siehst?//, fragte es verführerisch schnurrend in meinem Kopf. Dabei legte er den Kopf schief und bedachte mich mit einem tiefen Blick.

Ich schnaufte verächtlich und wand meinen Blick auf die Arbeitsplatte.

/Sicher nicht. Diese verfilzte Matte ist eher abschreckend. Hoffentlich ladet nicht eins deiner splissigen Haare auf unseren schönen Blumen/, konterte ich. Ein amüsiertes Kichern war der Lohn.

Einen Todesblick von mir später war das Kichern nur noch ein siegessicheres Grinsen. Wenigstens was. Er schob die Ärmel seines Hemdes über die Ellen und ich besah mir das sich bietende Schauspiel von Licht und Schatten auf dem seidig glänzenden Stoff. Vielleicht war es wirklich Seide. Das reine Blau änderte seine Farbe in winzigen Nuancen, wenn Schuldig sich bewegte.

//Es gefällt dir doch!//, hallte es überlegen in mir und ich knurrte dunkel.

„Halt dich aus meinem Kopf fern!“, zischte ich ihm scharf zu.

Er durfte einfach nicht wissen, was in meinem Kopf vorging.
 

-Schuldigs POV-
 

Mein Blick wanderte von den Papieren zu dem roten Kätzchen. Ich war mir sicher, dass er die oberste Schicht der Arbeitsplatte schon herunter gerieben hatte. Sein Blick war starr und seine Gedanken versuchten sich vor mir zu verstecken. Immer wieder schnappte ich einen verzweifelten Gedanken auf. Er mochte also kein Blau? Nein. Er hasste es? So ein Lügner. Er war angespannt. Mit kindlicher Freude beschloss ich diese Situation zu nutzen.

„Chef!“, meinte ich wie ein Praktikant und winkte ihn zu mir. Er kam widerwillig und sah auf das Papier.

„Was?“, knurrte er mich an und begann meine Arbeit zu kontrollieren.

Dies war meine Chance. Ich beute mich weit zu ihm. So weit, dass mein Atem seinen Hals und sein Ohr berühren konnte.

„Da ist eine Spinne in deinem Laden! Vielleicht eine Trichternetzspinne!“, erklärte ich bedrohlich ruhig und deutete in die Ecke des Laden, die am weitesten von uns entfernt war.

„Dann kümmere dich doch drum, wenn es dich stört!“, fauchte er mich an und machte einen großen Schritt zurück. Seine Gedanken kreisten jedoch nicht um die harmlose kleine Spinne. Ich schnaufte entsetzt.

„Ich dachte du wärst einer von den Guten?! Muss ich mich wohl bei deinem Chef beschweren...“, jammerte ich gespielt.

Seine Hand ballte sich zu einer zitternden Faust und die leidenschaftlichen Gedanken an eine Begegnung zwischen mir und seinem Katana schickten mir heiße Schauer über den Rücken..
 

-Ayas POV-
 

Dieser... Das konnte doch nicht wahr sein.

„Ich bin doch nicht dein Babysitter!“, murrte ich und wand mich ab.

Ich bemühte mich ruhig zu bleiben, doch dieser Schwarz machte es mir wirklich nicht einfach.

//Wenn du mich mit Aufgaben betraust, die du schon längst gemacht hast um mich zu ärgern, darf ich das auch!//, kam es überlegen von ihm.

„DU darfst schon mal gar nichts!“, herrschte ich ihn an. Ich spürte Kens alarmierten Blick in meinem Rücken.

„Du darfst nur noch atmen, weil ich so gütig bin und es dir gestatte!“, zischte ich drohend nahe vor seinem Gesicht. Zu meinem Leidwesen verging das debile Grinsen in seinem Gesicht nicht.

„Öhmm...“, unterbrach Ken Schuldig und mich dabei uns hochzuschaukeln und ich blickten ihn an.

„Ich könnte Hilfe brauchen!“, erklärte er.

Er war völlig durchnässt und hielt einen großen Blumentopf in den Armen. Ich wand mich von Schuldig ab und begab mich zu Ken um ihm zu helfen. Nur wenige Schritte außerhalb des Ladens reichten um auch mich bis auf die Haut zu durchnässen. Die Kälte des Regens halfen mir wieder runter zu kommen.

„Wäre besser, wenn wir erst mal zu machen. Bei dem Wetter kommt eh keiner!“, meinte er mit fragendem Unterton und ich nickte.

Es hatte keinen Sinn den Laden offen zu lassen. Es regnete in strömen. Ich trat ein und blieb erschrocken stehen. Schuldig war weg. Augenblicklich kochte meine Wut wieder auf.

„Ich habe ihn hoch geschickt. Ich dachte mir, da kann er nicht so viel anstellen.“, kam es mit einem entschuldigenden Unterton von dem Brünetten und ich nickte erneut.

Er schloss den Laden und ich stieg die Treppe hinauf, nachdem ich meine Schürze verstaut hatte. Mein Weg führte mich in Schuldigs Zimmer. Ich musste kontrollieren, ob er wirklich nicht geflohen war. Er lang auf seinem Bett und richtete sich auf, als er mich wahrnahm. Augenblicklich drehte ich mich weg und wollte gehen.

//Ran.//, hielt er mich mit einer sanften Stimme in meinem Kopf auf und ich blieb lautlos seufzend stehen. Warum ging ich nicht einfach weiter? Noch einmal drehte ich mich um und blickte ihn genervt an.

/Was?/
 

-Schuldigs POV-
 

Ich erhob mich von meinem Bett und griff das Handtuch, welches auf einer Ecke des Bettes lag. Ich ging zu ihm und entfaltete das trockene Tuch.

//Du bist ganz nass//

Er blickte mich reserviert an und machte einen Schritt nach hinten. Er machte sich Gedanken um die Wanzen in meinem Zimmer und ich lächelte sanfter. Also waren hier nur Wanzen, keine Kameras. Mit bedacht legte ich ihm das Handtuch über den Kopf und die Schultern. Nur an den Ecken hielt ich es noch fest.

//Du musst aufpassen, dass du nicht krank wirst. Kätzchen sind nicht für Wasser gemacht.//

Stur zog er meine Hände von dem Tuch und rieb sich die Haare trocken. Demonstrativ drückte er mir anschließend das klamme Handtuch wieder in die Hand und sah mich trotzig an. Seine Augen funkelten in dunklem Violett. Eine Farbnuance, die mich mehr als reizte. Ich griff in seinen Nacken und zog ihn mit einem kräftigen Ruck zu mir. Noch ehe er widersprechen konnte lagen meine Lippen schon auf Seinen. Ich konnte den hilflosen Protest in seinen Gedanken ganz klar lesen, doch als ich meine Lippen bewegte, wurde es still in seinem Kopf. Eine Stille, die ich in ihren Ansätzen bereits kannte. Das vor mir war Ran. Der unschuldige junge Mann, der sich nach dieser Liebkosung sehnte.

//Niemand sieht uns!//, versicherte ich in seinen Gedanken und leckte ihm genüsslich über die Lippen. Bereitwillig öffnete er seinen Mund und empfing meine Zunge mit seiner.

/Hast du mich so vermisst?/, dachte ich für mich und lächelte. Ich schlang meinen Arm um ihn und zog ihn fest an mich heran. Ich wollte seinen kühlen Körper an mir spüren. Wollte ihn wärmen.

„Aya?“, erklang eine junge Stimme und trieb den rassigen Kater von mir weg. Er hielt sich für einen Moment die Lippen und machte dann einen großen Schritt rückwärts.
 

-Ayas POV-
 

Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren. Meine Lippen wurden noch immer von diesem Prickeln durchzogen. Schuldigs Blick wurde kälter und er hob sein Kinn etwas.

„Ich bin hier, Omi!“, rief ich und bemühte mich um größtmögliche Ruhe. Mein Blick blieb an Schuldig kleben und immer wieder herrschte ich ihn in Gedanken an, dass er den Mund zu halten hatte. Omi trat neugierig in das Zimmer ein und bedachte Schuldig mit nervösen Blicken. Ihm war deutlich anzusehen, dass es ihm mehr als unangenehm war mit diesem Mann unter einem Dach atmen zu müssen. Lange sahen sie sich schweigend an, bis Omi minimal zusammenzuckte. Mein Blick schnellte zu dem Schwarz herüber und erhaschte das kurz Zucken um seine Mundwinkel. Er hatte es getan. Er hatte in Omi etwas gelesen.

„Omi! Geh!“, befahl ich trocken und der Kleine nickte um kurz darauf zu verschwinden. Eiskalt sah ich Schuldig an, ehe auch ich aus dem Zimmer verschwand. Ich folgte Omi in Kens Zimmer und fand beide dort vor. Omi wühlte mit zitternden Fingern in seinem Rucksack und Ken rieb sich die Haare trocken.

„Ihr müsst vorsichtig sein n seiner Nähe.“, erklärte ich den Umstand, den ich nicht erklären musste. Beide Nickten und ich sah erneut zu Omi.

„Denkt an irgendetwas Nutzloses, wenn ihr ihn in euren Köpfen merkt und vor allem... Sagt es mir!“, mahnte ich und ging nach einem weiteren Kopfnicken der Beiden in mein Zimmer. Ich war müde und verwirrt. Die Küsse im Auto und im Krankenhaus waren das Eine. Doch dass er mich hier geküsste hatte... Hier wo er in wenigen Augenblicken hätte tot sein können. Das war noch mal etwas ganz anderes.

Der Abend kam und ich machte mich daran der hungrigen Meute etwas vorzusetzen. Viel würde ich nicht zu tun haben. Yoji hatte sich abgemeldet und mir erklärt, dass er sicher über Nacht wegbleiben würde. Das Zwinkern verriet mir, dass er nun eins seiner berüchtigten „dritten Dates“ hatte. Da blieb er immer über Nacht weg. Ken und Omi hatten nur geringen Hunger angekündigt. Ich beeilte mich mit dem Essen und nahm den Topf mit der Gemüsepfanne vom Herd. Mit einem gefüllten Teller in der Hand klopfte ich an Kens Tür.

„Essen!“, meinte ich nur und ging wieder. Ich war nicht dazu da, auch noch den Kellner zu spielen. An Schuldigst Tür überlegte ich ob ich klopfen sollte. Doch die Höflichkeit zwang mich dazu. Ich klopfte und öffnete die Tür. Schuldig lief probehalber in dem Zimmer auf und ab. Er blieb stehen, als er mich sah und heftete seinen Blick auf den Teller in meiner Hand.

„Essen ist in der Küche!“, erklärte ich ruhig und ging auch hier wieder. Endlich konnte ich mich in mein Zimmer begeben. Ich schloss die Tür hinter mir und atmete durch. Mein Zimmer. Meine Oase der Ruhe und der Ordnung. Mein Kleinod der Entspannung. Ich setzte mich auf meine Couch und schaltete den Fernseher ein. Nichts was ich häufig tat. Mit den Nachrichten im Ohr und der Ankündigung an einen Western begann ich zu essen.

//Kitty!//, drängte sich der Schwarz in meinen Kopf und ich schnaufte genervt. Konnte ich denn gar keine Ruhe mehr finden?
 

-Schuldigs POV-
 

Langsam folgte ich den Flur zur Küche. Ich hatte wirklich Hunger, doch der Gedanken daran, dass man mich hier alleine herumlaufen ließ schrie in mir mir nur nach einer hinterhältigen Falle. Ich trat in die Küche und blieb stehen. Omi starrte mich erschrocken an und die zwei Teller in seinen Händen begannen zu zittern. Er versuchte zwar es zu unterdrücken und an seine Hausaufgaben zu denken, doch ich konnte seine Angst deutlich sehen. Krampfhaft überlegte ich, wie ich mich verhalten sollte. Sollte ich der sein, den der Kleine von seinen Missionen kannte? Oder sollte ich der sein, der mit seinem Team auf dem Sofa fletzte und bei Cola und Popcorn einen Aktionfilm ansah? Ich erinnerte mich an meine Entscheidung etwas Graues zu sein.

/Gut. Ich bin die Schweiz!/, entschied ich und versuchte mich an einem gutmütigen Lächeln. Gar nicht so einfach.

„Ich bin nur hier um was zu essen.“, erklärte ich und hob entwaffnend meine Hände. Der Blick des Weiß Chibis wurde prüfender.

„Ich verrate nichts...wäre nicht gut. Weder für meinen schönen Hals noch für meinen Hintern!“, scherzte ich und begab mich zu dem Topf mit Essen, der mich schon mit seinem Geruch lockte.

„Da du auch davon isst, nehme ich an, da ist kein Gift drin.!“, murmelte ich neckend und fing einen fast spielerischen Blick des Kleinen auf.

„Bis ich da war sicher nicht. Du wirst wohl pokern müssen.“, erklärte er mit einem überlegenen Lächeln und ging.

/Alle Achtung!/, dachte ich und nahm mir eine Portion. Er hatte es versucht zu verstecken, doch ich hatte aufgeschnappt, dass er nichts getan hatte. Ich ging in mein Zimmer und aß. Schnell begann ich mich zu langweilen.

//Kitty!//, dachte ich und empfing ein genervtes Schnauben.

//Mir ist langweilig!//, schmollte ich kindlich.

/Dann schlaf! Dann haben alle Ruhe und du drängst dich nicht ungefragt in fremde Gedanken!/, peitschte es mir mit ehrlicher Wut entgegen. Ich lehnte mich in die Kissen meines Bettes zurück und blickte an die Decke.

//Ich mach das nicht mit Absicht! Nicht immer zumindest!//, verteidigte ich mich.

//Manchmal überschwemmt es mich auch einfach. So wie bei deinem Kurzen!// Kurz herrschte Stille zwischen uns.

//Mir ist immer noch langweilig!//, maulte ich. In diesem Zimmer gab es nicht mal einen Fernseher. Ich nahm an, dass der kleine Weiß über seinen Pc fern sah, wenn er überhaupt fern sah. Ich erhob mich und verließ das Zimmer. Mir war ja nicht untersagt worden das Zimmer zu verlassen.

//Lass mich einfach bei dir fernsehen. Du hast mich unter Kontrolle und ich...naja.. ich kann halt fernsehen!//

/Du? In meinem Zimmer? Vergiss es!/, schnappte es zurück und ich lachte leise.

//Herzchen, ich stehe schon vor deiner Tür. Was sollen deine Kollegen denken, wenn sie mich hier stehen sehen?

Mit einem Mal herrschte Stille und Sekunden später wurde die Tür geöffnet und ein wütender Kater blitzte mich aus dunklen Amethysten an. Seine Hand schnellte nach vorn, griff meinen Kragen und zerrte mich in das Zimmer, ehe die Tür geräuschvoll zuschlug.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück