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Coldhearted Lover

von

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Schwäche (K)

Die Türe des Raumes war gesichert und Wheeler konnte nicht raus. Welch ein amüsantes Katze-Mausspiel. "Unbezahlbar, dein Gesichtsausdruck", stellte ich fest und grinste triumphierend. "Ist das jetzt dein Ernst", fragte sich der Blonde und trat gegen die Türe. Trete ruhig dagegen - Geld war nie meine Sorge. Und außerdem siehst du einfach so jämmerlich dabei aus, dass es mich wieder einmal belustigt, dich so zu sehen.
 

Mit Händen und Füßen versuchte er, die Türe auf irgendeine Weise einen Spalt aufzukriegen - er scheiterte jedes Mal. Wheeler drehte sich zu mir um, blickte mich hasserfüllt an und näherte sich mit zügigen Schritten. "Diesmal", fing er an, "bist du zu weit gegangen". Ich lachte auf, machte einen Schluck aus der Teetasse und wartete auf weitere Ausbruchversuche vom Köter. Diese folgten aber nicht. Wie schade.
 

Stattdessen kam er mir ganz nahe, worauf ich einige Schritte zurücktrat. Vor so etwas ärmlichem stehe ich doch nicht direkt gegenüber. In der selben Sekunde, in der mein Gedanke stattfand, griff sich Wheeler die Fernbedienung. Nein. Sofort fiel ich über ihn her und versuchte, mir diese köstliche Situation nicht zu Nichte machen zu lassen. Ich versuchte, ihm die Fernbedienung zu entreissen, drückte mit einer Hand gegen seine Schulter. Der 17-jährige drückte mit seinem Fuß gegen mein Knie, beide Hände umschlossen die Fernbedienung. Das war der meiste Körperkontakt, den ich mit diesem Amateur hatte. Und es war so gut tuend.
 

Während wir die ganze Zeit auf die Knöpfe drückten, aktivierte sich eine weitere Sperrung. "Türe durch vierstelligen Code versiegelt", sagte die automatische Stimme und wir beide ließen das schwarze Gerät fallen. Hatten wir uns nun wirklich eingesperrt, mit einem Code, den wir nicht kannten? Ein kurzes Zucken durchfuhr meinen Körper. War es Freude, oder war es Angst? Egal, welches von beiden nun Überhand nahm - ich würde es nicht zeigen. Gefühle unterdrücken, das wurde mir zur Lebensaufgabe gemacht. Und die bittersüße Ironie dahinter war: Es tat weh.
 

"Öffne diese scheiß Tür, Kaiba. Ich werde nicht die Nacht hier verbringen!", schnauzte mein Gegenüber und war nach diesen Worten genau so fassungslos, wie ich. Ich war in meinem eigenen Büro eingesperrt. Mit... ihm. Adrenalin durchpumpte meinen Körper, ich sog die Luft scharf ein. Mein Versuch, dies leise zu tun, scheiterte. Wheeler bekam es mit und blickte mich fragend an. "Kannst du nicht einem deiner doofen Securityfutzis sagen, sie sollen uns rausholen?", der Blondhaarige klang erst angesäuert, danach aber erkannte man einen dezenten, lockeren Gesichtsausdruck.
 

"Ich habe keine Lust, mich mit so einem dummen Vorfall zu beschäftigen. Du schläfst am Boden, Töle", sprach ich bestimmend und knippste das Licht aus. Es war dunkel. Meine fantasievollen Gedanken begannen, sich in meinem Kopf auszubreiten. Kaiba, du spinnst. Du spinnst schon seit einer Weile so herum, wenn es um diesen Mann hier geht. Das muss ein Ende haben, du musst damit aufhören. Das kann so nicht weitergehen.
 

"Mum, ich bin heute bei einem...Freund", seine Stimme klang zerbrechlich. Er war verzweifelt. Die Stimme seiner Mutter schrillte im Telefon, mahnte und verwarnte. Kurz hielt ich inne; Er hatte noch seine Mutter. Fast alle in meinem Alter haben noch eine Mutter. Ich jedoch... konnte mich nicht einmal von ihr verabschieden. Tränen bildeten sich in meinen Augen, ich atmete tief ein. Meine Eltern wurden mir einfach genommen.
 

Ich wischte mir das Nass weg, und tat so, als hätte ich das nie gefühlt. Kurz darauf legte Wheeler auf, das Gespräch aber schien aber von seiner Mutter aus nicht beendet gewesen zu sein. Sie schimpfte noch in den Hörer, doch dann wurde sie einfach ignoriert. "Hat der kleine Kleffer Stress zu Hause?", fragte ich amüsiert und grinste. Mir war zwar überhaupt nicht nach Grinsen zumute, aber wer bin ich, wenn ich Schwäche zeige.
 

"Wenigstens habe ich noch Eltern", zischte die Person neben mir und versetzte mich in einen Zustand, den ich nicht unterdrücken konnte. Ich musste das Gesicht verziehen, um nicht zu weinen. Dies half leider Nichts, worauf ich sofort begann, zu schluchzen. Es war mir schon egal, ob er mich so sieht. Es war schon egal, denn ich hatte es satt, alles hinunter zu schlucken. So tun, als wäre ich nie verletzt worden. Tränen rannen mir über die Wangen - dieses Gefühl hatte ich schon längst vergessen. Eine Zeit lang kannte ich es gar nicht mehr.
 

"Kaiba, w-weinst du?", kam es vorsichtig von Joey, der ein paar Schritte auf mich zu machte. "Tut mir echt Leid. Aber deine Aussage trieb mich zur Weißglut", gab er zu und legte seine Hand auf meine linke Schulter. Ich konnte den Tränenfluss gar nicht mehr stoppen, er hatte seinen eigenen Willen.
 

Ich konnte meine kalte Seite nicht mehr hervorrufen, und fiel augenblicklich in Joeys Arme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onlyknow3
2015-03-25T08:09:05+00:00 25.03.2015 09:09
Merkt er jetzt wie viel Joey doch bei ihm bewirkt? Seto sollte sich darauf einlassen, das wird er aber nicht. Mach weiter so, freue mich auf das nächste tolle Kapitel von dir.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2015-03-24T20:45:11+00:00 24.03.2015 21:45
Ähm, ... sehr kurz. Aber eindeutig rührend.
Freu mich aufs nächste Kapitel.
Antwort von:  Blaubeere20
24.03.2015 21:49
Leute, es ist mir jetzt schon ziemlich klar, dass es euch kapitelweise zu kurz ist. Aber 800 Worte pro Kapitel sind nun mal meine Einteilung. Bitte findet euch damit ab, danke.


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