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Melly oder wie zähme ich meinen Vampir

von

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Kapitel 2

Kapitel 2:
 

Wir kamen ohne Probleme aus dem Anwesen. Der Gastgeber war zwar enttäuscht, dass wir schon so früh gehen, aber was soll man machen… Außerdem ist es zwei Uhr nachts als wir in den schwarzen Sportwagen steigen und ich den Motor starte. Ich sehe zu Cyr, der sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen hat.

„Alles in Ordnung?“ Er sieht mich nicht an, antwortet nicht. Klasse, selbst wenn er verletzt ist ignoriert er meine Fragen. Echt Spitze! Der Bursche auf der Rückbank schweigt und starrt noch immer irgendwie verklärt zu Cyr. Vampirischer Charme, ich sags ja. Gott wie nervig. Gut das die Fahrt bis zum Quartier der Organisation nicht so lange dauert. Ich lenke den Wagen in die Tiefgarage und stelle ihn auf dem vorgesehenen Platz ab.

„Aussteigen!“ Faucht Cyr den Burschen an. Es war ein richtiges Fauchen. Verwaschen, hart und kaum menschlich. Ich sehe ihn erschrocken an. Er beißt die Zähne zusammen und sieht mich an.

„Bringst du ihn rein! Ich gehe zum Arzt!“ Jetzt klingt er klarer, aber immer noch etwas geknurrt.

„Nein!“ Erkläre ich hart. Das ist totaler Blödsinn, außerdem wäre das für Cyr eine Chance dem Arztbesuch und dem Aufenthalt in der Krankenstation zu entgehen. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen.

„Ich werde dich in die Krankenstation begleiten! Und dann den Jungen wegbringen!“ Ich steige aus und gehe dann um das Auto herum um ihm die Tür zu öffnen. Cyr sieht wütend aus, seine grauen Augen blitzen regelrecht. Okay, das muss ich mir merken. Reize keinen verletzten Vampir. Egal jetzt ist es eh schon zu spät.

„Komm!“ Ich versuche meine Stimme so beruhig wie möglich zu halten, trotzdem habe ich Angst. In seinem jetzigen Zustand ist Cyr unberechenbar. Cyr steigt aus dem Wagen. Seine Bewegungen sind lauernd und fließend. Wenn ich es nicht gesehen hätte, würde ich niemals denken er wäre verletzt. Ich gehe an ihm vorbei und öffne die hintere Tür des Autos. Da wo der Bursche sitzt. Cyr hebt das Kinn ein wenig, er schnuppert. Seine voll ausgefahrenen Eckzähne blitzen zwischen seinen geöffneten Lippen. Scheiße. Schnell nehme ich die Spritze, die ich neben meiner Pistole im Oberschenkelholster stecken habe und steche dem Burschen in den Hals. Ein Beruhigungsmittel. Klar so geplant war das nicht. Ich wollte den Burschen eigentlich gleich mit nehmen. Aber in seinem momentanen Zustand ist Cyr eine tickende Zeitbombe. Wenn ich den Jungen mitnehme und nur eine Sekunde unaufmerksam bin kann das unseren Tod bedeuten. Denn Cyr ist gefährlich, besonders jetzt wo seine Natur ihn dazu zwingt Blut aufzunehmen. Da ist es egal, dass er eigentlich nur Kunstblut zu sich nimmt. Jetzt ist sein Verlangen nach Blut verdammt stark. Ich lasse ihn keine Sekunde aus den Augen, während ich das Auto abschließe.

„Geh vor!“ Seine grauen Augen brennen sich in meine. In ihnen steht blanke Gier. Hunger nach meinem Blut. Ich erwidere seinen Blick, auch wenn ich am liebsten zurückweichen und wegrennen würde. Meine Hände sind eiskalt und zittern. Ich kralle meine Finger in die Falten meines Kleides. Keine Schwäche zeigen. Denn wer Schwäche zeigt ist tot. Die erste Lektion, die Cyr mir beigebracht hat. Vielleicht auch um mich vor sich selbst zu schützen. Bestimmt. Innerlich lache ich über mich selbst. Als ob Mein Leben irgendetwas für ihn bedeuten würde. Plötzlich sehe etwas in seinen Augen flackern. Seine lauernde Haltung lässt ein wenig nach, dann dreht er sich um und geht auf die Tür der Tiefgarage zu. Ich folge ihm. Wachsam. Als er die schwere Tür aufzieht sehe ich wie sein Blick sich wieder verändert. Der Schmerz weckt den Vampir, der nach Blut verlangt um wieder zu Kräften zu kommen. Nach meinem Blut.

„Geh weiter!“ Ich lege alle Autorität in meine Stimme, die ich habe. Cyr faucht wütend. Ich weiche nicht zurück, sehe ihn eindringlich an. Ein Schauer läuft durch seinen Körper. Ich sehe wie er um seine Selbstbeherrschung kämpft. Er schwankt umklammert seinen verletzten Arm. Ich taste nach meiner Waffe. Wenn er die Kontrolle endgültig verliert werde ich schießen müssen. Cyr fährt herum. Ich reiße die Pistole hoch. Er stürzt sich auf mich. Ist bei mir bevor ich überhaupt abdrücken kann. Sein Körper presst sich fest gegen meinen. Seine linke Faust donnert neben meinem Kopf gegen die Betonwand der Tiefgarage. Ich sehe direkt in seine grauen Augen. In ihnen tobt ein Sturm. Seine Kiefer mahlen aufeinander. Er sagt irgendetwas. Zu verwaschen in seinem Fauchen, als dass ich ihn verstehen kann. Ich bin wie gelähmt. Der Lauf meiner Waffe liegt direkt über seinem Herzen. Wenn ich jetzt abdrücke werde ich ihn töten. Die magischen Kugeln die ich verwende können keinen Vampir töten, außer ich schieße ihm direkt ins Herz. Cyr senkt langsam den Kopf. Sein Blick liegt auf meinem freien Hals. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Macht es nicht besser. Er beobachtet meinen Puls. Seine Nasenflügel beben. Ich kann abdrücken… Nur eine kleine Bewegung meines Fingers… Ich kann nicht. Ich kann Cyr nicht einfach so töten. Ich kann einfach nicht. Langsam löst sich meine Hand von dem Griff der Pistole. Sie donnert zu Boden. Ich atme tief durch. Selbst wenn Cyr mich beißt heißt das nicht, dass er mich gleich töten wird. Cyr tötet nie ohne einen guten Grund. Ich schließe meine Augen. Konzentriere mich voll und ganz darauf mich zu beruhigen. Ich vertraue Cyr bei jedem Angriff mein Leben an, warum also auch nicht jetzt. Bin ich jetzt vollkommen bescheuert? Ich stehe hier unbewaffnet vor einem Vampir, einem verletzten Vampir? Einem ausgehungerten, verletzten Vampir! Ich bin lebensmüde. Er wird mich töten. Ich spüre wie Cyr sich noch näher an mich presst. Seine glatten Lippen legen sich auf meinen Hals. Hauchzart. Irgendwie… sanft! Mein Puls schießt sofort wieder in die Höhe. Ich atme tief ein und aus. Versuche mich zu beruhigen. Für Panik ist es definitiv zu spät! Cyr murmelt wieder etwas, während er seine Nase in meinem Haar vergräbt. Warte. Ich dachte er würde mich gleich beißen?! Ich reiße überrascht die Augen auf. Seine Schultern wirken irgendwie entspannter als noch vor ein paar Minuten. Hilfe was ist denn jetzt passiert?

„Lavendel!“ Seine Stimme ist noch immer mehr Fauchen als alles andere. Aber ich versehe was er sagt. Trotzdem verstehe ich den Sinn nicht.

„Was?“ frage ich definitiv zu atemlos.

„Du riechst nach Lavendel!“ Cyrs Worte klingen völlig irrational. Was labert er da gerade? Geht es wirklich um mein Parfüm?

„Ich mag deinen Duft. Irgendwie… beruhigend!“ Was zum Teufel? Hat mein Parfüm ihn jetzt etwa davon abgehalten mich zu beißen? Ganz langsam löst er sich von mir und tritt einen Schritt zurück. Jetzt stütz er seinen verletzten Arm wieder mit der gesunden Hand.

„Danke, dass du nicht geschossen hast!“ murmelt er und weicht meinem Blick aus. Ohne ihn aus den Augen zu lassen hebe ich meine Waffe auf.

„Danke, dass du mich nicht gebissen hast!“ erwidere ich unsicher und verstaue die Pistole wieder in ihrem Holster.

„Lass uns in die Krankenstation gehen!“ Wortlos gehen wir nebeneinander durch die leeren Gänge. Ich spüre Cyrs Nähe. Mein ganzer Körper kribbelt noch immer. Dann kommen wir in einen belebteren Teil des Gebäudes. Als die anderen Cyr sehen, weichen sie zurück. Alle spüren seine mangelnde Kontrolle. Sie sehen mich entsetzt an. Ich bin ein Mensch, wage mich in seine Nähe. Ich werfe den Schlüssel einem der Flurwächter zu.

„Menschlicher Zeuge betäubt im Wagen.“ Er versteht was ich meine und er wird sich darum kümmern. Weil ich als Cyrs Partnerin ein Sonderstellung habe und weil ihm gerade jetzt keiner in den Weg kommen will. Dann erreichen wir die Krankenstation. Die Schwester am Tresen sieht Cyr entsetzt an.

„Raum eins!“ piepst sie und springt von ihrem Stuhl auf.

„Ich hole Mirko!“ Und schon ist sie verschwunden. Ich folge Cyr in den genannten Raum. Ein Behandlungszimmer mit Liege, Regalen und einem Bett. Er setzt sich auf die Liege, öffnet den Knopf seines Smokings. Ich gehe zu ihm und helfe ihm beim Ausziehen. Er zieht scharf die Luft ein. Meine Hand wandert wie ferngesteuert zu seiner Wange und streicht sanft darüber. Ein Räuspern lässt mich zurückzucken. In der Tür steht Mirko. Der leitende Arzt. Ein Heiler.

„Cyr!“ Er tritt auf meinen Partner zu und legt ihm ohne Vorwarnung die Hand auf die Stirn. Cyr faucht und versucht auszuweichen. Doch Mirko ist mit seiner Untersuchung bereits fertig.

„Melly, hilf ihm beim ausziehen, dann leg dich hin, Cyr!“ Ich folge den Anweisungen. Während Mirko alles vorbereitet. Als ich von der Liege zurückweichen will, schließt sich Cyrs unverletzte linke um mein Handgelenk. Mein Blick fährt über seinen nackten Oberkörper. Seine Schulter ist blau verfärbt und hat einen seltsamen Höcker. Ausgerenkt, deswegen wollte er vorhin den Arm nicht heben. Er kann es gar nicht. Über seine Flanke zieht sich ein klaffender riss von knapp unter der Brustwarze bis fast zum Becken. Die Wunde blutet noch immer leicht. Mirko tritt neben mich. Sein Blick aus tiefschwarzen Augen fällt auf Cyrs Hand, die meinen Arm umklammert hält. Er greift nach Cyrs rechtem Arm. Vorsichtig, trotzdem zuckt er zusammen.

„Du kennst das Spiel ja! Es ist nicht das erste Mal, dass ich dir die Schulter einrenke!“ Er wartet nicht auf Cyrs zustimmendes Nicken. Zwei kurze Handgriffe, ein knirschendes Geräusch und schon ist es vorbei. Cyr packt mein Handgelenk noch fester, als der Arzt sich jetzt seiner Seite zuwendet. Ich winde mich. Das tut weh. Cyrs schmerzverschleierte Augen sehen mich irgendwie flehend an.

„Nimm meine Hand!“ flüstere ich leise, Cyr gehorcht und drückt auch nicht mehr so fest. Mirko desinfiziert die Wunde, näht und verbindet sie. Dann nimmt er ein Glas mit einer dunkelroten Flüssigkeit und hält sie Cyr hin.

„Trink!“ Kurz zögert der Vampir, dann gehorcht er. Mirko hilft ihm noch in eine Armschlinge und kommandiert ihn dann in das Bett. Ich sehe wie Cyr vergeblich versucht die Augen offen zu halten. Seine Hand in meiner entspannt sich. Mirko sieht nickend auf ihn hinab und sieht mich dann fragend an.

„Bist du in Ordnung?“ Ich nicke nur. Und streiche mir ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Cyr schläft jetzt für mindestens zwei Stunden! Du hattest es nicht leicht mit ihm, oder?“ Ich atme tief durch. Nein. Er hätte mich fast gebissen. Hat er aber nicht! Ich sehe noch mal auf meine Partner hinab. Auf sein entspanntes Gesicht und das wirre Haar.

„Ging schon. Ich schreibe meinen Bericht und komme dann wieder her.“ Irgendetwas sagt mir, dass ich Noch einmal nach Cyr sehen sollte bevor ich für diese Nacht nach Hause fahre.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mei2001
2015-12-11T19:50:51+00:00 11.12.2015 20:50
Mir gefällt dein Schreibstil!


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