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Melly oder wie zähme ich meinen Vampir

von

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Kapitel 10

Kapitel 10:
 

Auf der Rückfahrt ist Cyr deutlich anzumerken, dass es ihm definitiv nicht gut geht. Er ist noch stiller, leichenblass und hat die gesunde linke zur Faust geballt. Ich spreche ihn erst an, als ich zuhause in die Auffahrt fahre.

„Komm Cyr wir sind da!“ Nur langsam hebt er den Kopf. Seine Augen sind trüb und verschleiert. Verdammt ich hätte ihn nicht mitnehmen sollen. Das mit seinen Verletzungen ist doch erst vorgestern gewesen! Es ist erst der dritte Tag. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht gut geht! Aber nein. Ich musste ja zu meinen Eltern fahren. Ich harke mich bei Cyr unter und bugsiere ihn Richtung Haustüre. Becca springt freudig um mich herum. Plötzlich bleibt sie abrupt stehen.

„Wo zum Teufel wart ihr?“ Cyr bleibt abrupt stehen. Ich schaue nach rechts und direkt in Mirkos strenge Augen. Er lehnt an der Wand neben der Tür. Cyr verkrampft sich neben mir.

„Ich dachte ich habe mich klar genug ausgedrückt.“ Sein Blick durchbohrte Cyr. Ich sehe wie Cyrs gesunde Hand sich zur Faust ballt. Seine Knöchel treten weiß hervor Dann entspannt er sie wieder, Gelenk für Gelenk, Finger für Finger.

„Wir waren doch nur Mittagessen!“ werfe ich ein, doch Mirko hat nur Cyr im Blick.

„Du hast mir dien Wort gegeben, Cyr! Also pack deine Sachen!“ Cyr zuckt zusammen und lässt den Kopf hängen. Das meint der Arzt jetzt nicht ernst, oder? Cyr hält sich doch an die Regeln. Ich meine er hat doch nur am Tisch gesessen und sonst nichts. Er hat nicht trainiert oder so. Und wenn ist das doch alles meine Schuld! Aber warum zum Teufel widerspricht Cyr nicht? Langsam wendet er sich ab und geht zur Haustür. Ich folge ihm.

„Kann ich nicht bleiben?“ Seine Worte sind so leise, dass selbst ich sie kaum verstehe. Ich schließe ihm die Tür auf und drücke dann ganz leicht seine Hand.

„Geh schon mal hoch. Wir kommen gleich nach.“ Er hebt nicht mal den Blick, sondern verschwindet einfach im Haus. Becca läuft ihm nach und ich drehe mich zu Mirko um.

„Cyr bleibt hier!“ Seine Augenbrauen schießen in die Höhe. Ich verschränke meine Arme vor der Brust.

„Aha, warum sollte ich meine Meinung ändern?“ Ich atme tief durch. Jetzt gilt es. Cyr hat endlich mal gesagt, was er möchte. Okay, es war eine Frage, warum sich an dem momentanen Zustand etwas ändern sollte. Aber trotzdem. So wie ich es verstanden habe, wollte er gerne bleiben, also würde ich mich dafür einsetzen.

„Weil es für Cyr besser wäre!“ Ich fahre mir durchs Haar.

„Cyr in ein Krankenzimmer zu sperren und ins Bett zu zwingen ist falsch! Er braucht Freiraum!“

„Nein, er braucht Ruhe!“ unterbricht mich Mirko hart.

„Aber das schließt sich doch nicht gegenseitig aus! Ruhe hat er hier genug. Er schläft viel und isst. Er hat weder trainiert, noch sich irgendwie überbelastet. Wir waren nur bei meinen Eltern Mittagessen!“ Er sieht mich skeptisch an. Sehr, sehr skeptisch. So als würde er mir nicht glauben.

„Vielleicht ist er etwas erschöpft, aber schau dir seine Verletzungen an. Er hält sich an die Regeln!“ Mirko sieht noch immer nicht überzeugt aus. Ich seufze resigniert und gehe ins Haus. Wenn er mir nicht zuhören will, dann muss ich es ihm eben zeigen. Von Cyr ist nichts zu sehen. Ich habe vorhin gesagt, er soll schon mal hoch gehen. Vielleicht ist er ja wirklich im Schlafzimmer. Ich gehe nach oben. Cyr steht vor dem Schrank. Sein ganzer Körper ist angespannt, sein Gesicht ausdruckslos. Er hat sich nicht mal die Jacke ausgezogen. Und was zum Teufel macht er da? Er zieht seinen Stapel T-Shirts aus dem Fach, das ich extra für seine Sachen frei geräumt habe.

„Er packt freiwillig!“ gibt Mirko hinter mir von sich. Nein das tut er nicht, aber das muss ich dem Arzt wohl erst noch klar machen. Ich trete auf Cyr zu und nehme ihm die T-Shirts aus der Hand.

„Komm, zieh die Jacke aus und das Hemd. Mirko wird sich erst mal die Wunden ansehen, bevor er entscheidet ob du gehst oder bleibst!“ Sein Blick ist voller unterdrückter Hoffnung. Ich streiche ihm über die Schulter und führe ihn dann zum Bett.

„Setz dich!“ Cyr gehorcht und ich helfe ihm beim ausziehen, dann mache ich Platz und sehe Mirko auffordernd an. Wortlos lässt er sich von dem Arzt den Verband abnehmen und die Wunde an seiner Seite neu versorgen. Er zuckt nicht einmal zusammen. Dann wendet sich Mirko seiner Schulter zu. Vorsichtig bewegt er den Arm in alle Richtungen. Cyrs Zähne bohren sich in die Unterlippe. Er gibt keinen Laut von sich. Nichts. Mirko tastet ihn ab.

„Schmerzen?“ Er schließt die Augen.

„Ja!“ Mirko legt ihm einen Salbenverband an und hilft ihm dann wieder in den Gilchrist.

„Das sieht ganz gut aus!“ Nickend setze ich mich zu Cyr auf die Bettkante. Egal ob ihm die Nähe jetzt gut tut oder nicht. Es hilft wahrscheinlich, wenn Mirko mitbekommt, dass er mich an sich ran lässt.

„Also bleibt er hier!“ Ich fixiere den Arzt, doch statt einer eindeutigen Antwort reagiert er nur mit einem weiteren Befehl.

„Ich will mit dir unter vier Augen reden!“ Ich spüre wie Cyr neben mir zu zittern anfängt.

>Leg dich hin! < Die Worte möchte ich nicht laut aussprechen, weil ich ganz genau weiß, dass er Widerworte geben würde.

>Warum? Damit ich in fünf Minuten wieder aufstehen muss? < Hab ichs nicht gesagt? Sein Knurren kann ich schon fast wirklich hören.

>Cyr! Du legst dich hin und ich kümmer mich um alles andere, okay?!< Silbergraue Augen fixieren mich lange, dann nickt er langsam und legt sich vorsichtig auf den Rücken. Ich decke ihn zu.

„Ich bin gleich wieder da!“ erkläre ich sanft und verlasse das Zimmer. Mirko folgt mir auf den Fuß.

„Melanie, was soll das?“ Ich schließe die Küchentür hinter uns und fülle den Wasserkocher auf.

„Mirko! Cyr geht es schlecht! Ja das ist mir bewusst! Sein Kreislauf ist instabil. Ihm wir immer wieder schwindelig und seine Körpertemperatur schwankt extrem. Ich bin nicht blind! Ich bekomme das mit! Die letzten zwei Tage ist er nur zum Essen runter gekommen und um eine halbe Stunde mit mir und Becca an die frische Luft gegangen. Ich habe die Zeit mich um ihn zu kümmern. Ich habe die Zeit zu warten bis er zum Essen kommt, wenn er Hunger hat.“ Während ich rede koche ich Tee und fülle die Wärmflasche.

„Cyr braucht niemanden, der seinen Zustand überwacht, der ihm zu festgelegten Zeiten einfach das Essen hinstellt. Ein wenig Fürsorge lässt er zu, aber es wird ihm schnell alles zu viel! Er ist nun mal ein Einzelgänger!“ Ich hole eine Packung Kekse aus dem Schrank und mische das Kunstblut unter den Tee. Entschieden sehe ich Mirko an.

„Cyr bleibt hier!“ Er verschränkt die Arme vor der Brust. Sieht mich lange an.

„Na gut, er kann bleiben! Aber wenn irgendetwas ist… Ruf mich an! Ich werde alle zwei Tage vorbeikommen. Und wenn sich sein Zustand auch nur ein winziges bisschen verschlechtert werde ich ihn mitnehmen!“ Erleichtert atme ich durch.

„Wie lange ist er krankgeschrieben?“ Frage ich leise in die entstandene Stille.

„Erster Januar!“ Das sind noch über sechs Wochen. Ich frage mich ob Cyr wirklich so lange die Füße still halten kann. Scheinbar sind mir die Gedanken anzusehen.

„In zwei drei Wochen wird er mit einem leichten Training anfangen können, aber einsatzbereit ist er erst wieder im neuen Jahr.“ Okay das klingt logisch und ist bei jemandem wie Cyr mit Sicherheit auch sinnvoll. Aber jetzt sollte ich vielleicht erst mal nach Cyr sehen. Ich trage alles nach oben und stelle es auf den Nachttisch. Der Vampir hat sich zusammengerollt und zittert. Seine Augen sind geschlossen und er beißt sich auf die inzwischen schon blutige Unterlippe. Vorsichtig lege ich ihm eine Hand in den Nacken und fahre sanft durch sein schwarzes Haar.

„Cyr? Ich hab dir eine Wärmflasche gemacht.“ Silbergraue Augen blinzeln mich erschöpft unter dunklen Wimpern an. Er hebt die Decke ein winziges Stück und ich schiebe ihm die Wärmflasche darunter. Lächele ihn an.

„Du darfst hier bleiben!“ Die Erleichterung in seinem Blick tut mir in der Seele weh. Und ich kann nicht anders, als mich neben ihn aufs Bett zu setzen. Er rutscht ein Stück zur Seite. Es dauert nicht lange, da schmiegt sich Cyrs kalter Körper an mich. Ich lehne mich in die Kissen zurück und ziehe die zweite Decke über ihn und mich. Ein leises Räuspern lässt mich aufsehen. Mirko steht im Türrahmen. Sein Blick ist ungewohnt weich. Er nimmt seine Tasche und sieht Cyr direkt in die Augen.

„Du hast wirklich Glück mit deiner Partnerin.“ Dann geht er ohne weitere Einwände. Ich spüre wie Cyr das Gesicht an meiner Schulter vergräbt und sich langsam entspannt. Seine Temperatur steigt auch langsam wieder auf ein normales Level. Meine Hand zaust durch sein weiches Haar.

„Was hast du zu ihm gesagt?“

„Als ob du es nicht gehört hättest.“ Er schnaubt empört.

„Im Normalfall lausche ich nicht!“ Ich weiß, dass das stimmt. Immerhin war er ziemlich erleichtert, als ich ihm gesagt habe, dass er bleiben kann. Das wäre er nicht so gewesen, wenn er es schon vorher bewusst hätte.

„Nicht viel. Die Wunden sehen gut aus. Ich habe ihm nur klar gemacht, dass du hier besser aufgehoben bist, als bei ihm.“ Cyr erwidert nichts, richtet sich kurz auf um seine Tee leer zu trinken. Dann rückt er noch etwas näher an mich heran. Er liegt einfach nur neben mir und starrt ins Leere. Nach einigen Minuten nehme ich mein Buch vom Nachttisch und beginne zu lesen. Becca stuppst die Schlafzimmertür auf und legt sich in ihr Körbchen, nachdem sie sich versichert hat, das ich auch da bin. Das macht sie immer so, stellt sich kurz am Bett auf und schaut nach. Und irgendwie habe ich das Gefühl sie hat auch Cyr gesehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mei2001
2015-12-11T20:37:16+00:00 11.12.2015 21:37
süßes Kapi!!
Von: abgemeldet
2015-06-06T23:19:58+00:00 07.06.2015 01:19
Wieder ein Hammer Kapitel


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