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Melly oder wie zähme ich meinen Vampir

von

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Kapitel 11

Kapitel 11:
 

Irgendwie hat sich etwas zwischen mir und Cyr verändert. Seit dem Besuch bei meinen Eltern und der Diskussion mit Mirko. Ich habe das Gefühl, Cyr sucht mehr meine Nähe. Früher, also vor seiner Verletzung… Das klingt komisch, wenn ich da früher sage… immerhin war das erst vorgestern. Aber egal. Also vor der Begegnung mit der schwarzen Witwe, die für Cyr nicht so schön geendet hat, war er anders. Viel scheuer. Wie ein Tier. Er war richtig gehend Menschenscheu. Er hat es immer geschafft in einer Menschenmenge niemanden zu berühren und wenn ihn doch unvorbereitet jemand angefasst hat, ist er zusammengezuckt. Ich habe mich nie getraut ihn anzufassen. Ich hatte immer Angst vor ihm und vor dem wozu er im Stande ist. Das hat sich geändert. Obwohl er mich da in diesem Flur der Organisation angegriffen hat, habe ich weniger Furcht. Vielleicht liegt das daran, dass ich in diesem Moment irgendetwas in seinen Augen gesehen habe. Etwas, dass ihn menschlicher macht. Er war immer so kontrolliert, unnahbar. Aber in diesem Moment war er schwach. Der Vorfall hat ihn irgendwie Menschlich gemacht. Ich habe seine schlimmste Seite gesehen, den Vampir in ihm. Unkontrolliert. Und doch macht mir das weniger Angst als diese aufgezwungene Kontrolle, dieses einkerkern seiner Natur. Cyr hat Schwächen, ebenso wie ich und jedes andere Wesen auf diesem Planeten. Und eine davon ist seine Natur, zumindest scheint er es so zu sehen, denn ich habe das Gefühl, dass er sie immer mehr unterdrückt. Aber jetzt zurück zu dem, was sich seit dem verändert hat. Cyr sucht mehr meine Nähe. Ich glaube das habe ich schon mal gesagt. Früher war immer ich es, die auf ihn zu gegangen ist. Ich habe ihn auf den Bällen zum Tanz aufgefordert, ich habe seine Hand ergriffen, wenn wir mal wieder ein Paar spielten und ich habe immer um Hilfe gefragt. Wenn uns keiner Beobachtete ging er auf Abseits und wenn wir doch irgendetwas zusammen tun mussten, dass irgendwelchen Körperkontakt, egal welcher Art beinhaltete, so tat immer ich den ersten Schritt. Und genau das hat sich verändert. Erstens zuckt Cyr nicht mehr zusammen, wenn ich ihn unvorbereitet berühre. Und zweitens gehen Berührungen auch von ihm aus und er hält keinen Sicherheitsabstand mehr. Das erst mal so wirklich fällt mir das aus, als ich nach dem Abendessen beschließe etwas fern zu sehen. Cyr ist noch in der Küche und kocht sich einen Tee. Inzwischen kann er mit meinem Wasserkocher umgehen. Ich mache es mir schon mal auf dem Sofa bequem. Mein Sofa hat so eine L-Form und davor steht ein Glastisch. Ich setze mich auf die Seite wo ich meine Beine hochlegen kann und frontal zum Fernseher sitze. Auf der Lehne liegen zwei Decken. Ich nehme mir eine davon und schnappe mir dann die Fernbedienung. Kaum läuft das Gerät kommt Cyr durch die Tür. Er hält eine Tasse in der Hand und sieht einfach nur schlecht aus. Seine Haut ist weiß wie ein Laken, richtig fahl. Ich habe ihm einen Pullover gegeben, den Samuel das letzte Mal vergessen hat, weil er einfach wesentlich dicker ist, als alles, was er so besitzt. Aber mein Bruder ist nun mal um einiges breiter gebaut, was zur Folge hat, dass Cyr in dem Pullover zu verschwinden scheint. Dadurch wirkt er verloren und verletzlich. Aber am meisten erschrecken mich seine Augen. Das sonst so leuchtende harte Silber. Ist matt und glanzlos und gleichzeitig wirken seine Augen glasig. Cyr geht um den Tisch herum und ich rechne eigentlich fest damit, dass er sich ganz ans andere Ende des Sofas setzt. Doch das tut er nicht. Ganz langsam lässt er sich direkt neben mir auf das Polster sinken und stellt die Tasse ab. Sein Arm berührt meinen. So nah sitzt er neben mir und starrt blicklos auf den Fernseher. Ich bin wie erstarrt. Was ist denn jetzt kaputt. Okay vorhin im Bett hat er sich auch an mich gekuschelt, aber da habe ich es mir mit Mirkos Anwesenheit erklärt. Cyr wollte es einfach nur überzeugender machen. Aber das jetzt kann ich so nicht erklären. Immerhin sind wir alleine. Bis auf Becca, aber sie ist ein Hund und wird Cyr deswegen wohl kaum komisch beäugen.

Plötzlich fällt mir auf das Cyr zittert. Friert er? Er zieht die Beine auf das Polster und schlingt den gesunden Arm um seine Knie. Er friert! Ich nehme die zweite Decke und lege sie über seine Schultern. Er zieht die Schultern ein wenig hoch und lehnt sich dann an mich. Ich sehe ihn überrascht an.

„Cyr?“ Seine trüben Augen sind starr auf den Fernseher gerichtet.

„Lass uns einfach den Film schauen!“ Ich wende meinen Blick nach vorne. Viel habe ich bis jetzt nicht mitbekommen. Ich war viel zu sehr auf Cyr fixiert. Und das wird auch nicht viel besser. Cyr rutscht immer weiter nach unten, bis er mit dem Kopf in meinem Schoß liegt und die Beine ausgestreckt hat. Aber er bekommt genauso wenig mit. Seine Augen sind geschlossen. Ich betrachte sein angespanntes Gesicht. Blass mir dunklen Ringen unter den Augen. Zu Abend hat er nichts gegessen, nur Tee mit Kunstblut zu sich genommen. Er saß still mir gegenüber. Ihm geht es momentan ziemlich schlecht und eigentlich gehört er ins Bett. Aber er wollte diesen Film mit schauen. Aber vielleicht geht es ihm gar nicht um den Film, sondern um meine Gesellschaft? Neee, ich meine das ist Cyr, oder? Der Cyr, der nichts von Körperkontakt hält, der der noch heute Mittag zusammen gezuckt ist, als meine Mutter ihm über die Schulter strich. Immer noch derselbe Mann. Derselbe Mann, über den ich nichts weiß, der sich bis vorgestern noch weigerte meine Familie kennen zu lernen. Der immer nur über die Arbeit mit mir gesprochen hat. Der sich nicht berühren ließ. Es ist immer noch Cyr, der da dösend in meinem Schoß liegt. Ich weiß immer noch nicht mehr über ihn. ich kenne ihn noch immer nicht besser. Und doch hat sich zwischen uns was Grundlegendes verändert. In dem Moment, wo ich die Waffe habe fallen lassen, wo ich ihn mit zu mir genommen habe und begonnen habe für ihn da zu sein. Ich streiche ihm über die Flanke, genau über den Verletzungen. Er zuckt nicht mal. Es verändert sich nicht mal der Tonus seiner Muskulatur. Kein Anspannen. Nichts.

„Cyr?“ Spreche ich ihn leise an. Ist er überhaupt noch wach? Als Antwort bekomme ich nur rein leises grummeln, dass einfach alles heißen kann.

„Cyr, hey. Hier kannst du nicht schlafen! Die Couch ist viel zu unbequem für dich mit deinen Verletzungen!“ Davon werde ich nicht abrücken. Außerdem jetzt wo er scheinbar keine Probleme hat mit mir zu kuscheln, sollte er doch ohne Schwierigkeiten mit mir in einem Bett schlafen können!

„Können wir nicht einfach hier bleiben?“ Jetzt verstehe ich ihn, wenn auch mühsam.

„Nein. Ich mache jetzt den Fernseher aus, dann gehen wir hoch ins Bett und schlafen.“ Er rührt sich keinen Millimeter, auch wenn ich sanft gegen seinen Rücken schiebe.

„Cyr, du kannst hier vielleicht so schlafen, aber für mich ist das mehr als unangenehm!“ Ich spreche leise und eigentlich sind die Worte auch nicht für Cyr bestimmt. Aber er hört sie natürlich trotzdem. Fast sofort sitzt er aufrecht. Und hält sich dabei stöhnend die Flanke. Ich lege schnell die Decken zur Seite. Alles andere werde ich morgen machen. Ich folge Cyr die Treppe nach oben und zusammen legen wir uns schlafen. Es dauert keine fünf Minuten, da hat er sich wieder dicht an mich geschmiegt. Ich bin viel zu müde, als dass ich mir da noch weiter Gedanken machen kann.
 

Mitten in der Nacht weckt mich ein nerv tötendes, viel zu lautes Piepen. Das Bett neben mir ist leer. Wo ist Cyr? Ein leises Bumm, ein unterdrückter Fluch. Er steht rechts vom Bett und hat sich gebückt um dieses Piepende Ding, das er scheinbar hat fallen lassen vom Boden aufzuheben. Sein Handy wie ich kurz darauf feststelle als er ran geht. Ich verstehe kein Wort des Gesprächs. Cyr hört nur zu. Ab und zu stellt er eine Frage oder gibt einen Zustimmenden laut von sich. Nach Fünf Minuten legt er auf und dreht sich zu mir. Er ist immer noch so blass.

„Wir müssen in die Zentrale.“ Er beginnt sich anzuziehen.

„Warum? Außerdem darfst du gar nicht mit deinen Wunden!“ Kein Zögern.

„Es ist scheinbar wichtig. Sie haben Mirkos Zustimmung!“ Okay, ich krieche aus meinem warmen, weichen Bett und beginne ebenfalls mich anzuziehen. Was zum Teufel war so wichtig Cyr mitten in der Nacht aus dem Bett zu klingeln, noch dazu wo er verletzt ist?!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mei2001
2015-12-11T20:41:14+00:00 11.12.2015 21:41
Klasse kapi!
Von: abgemeldet
2015-06-10T14:54:37+00:00 10.06.2015 16:54
Cyr und Melanie sind so süß ~♥

ich bin schon gespannt warum sie zur zentrale müssen...
Es macht tierisch Spaß deine ff zu lesen. Echt ey ein sehr großes Lob an dich . Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel.

lg
blackbutlerfan


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