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Nogoth yelta ye Eldar rûth

Zwergenhass und Elbenzorn
von

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Schatten der Vergangenheit

Noch bevor er etwas sagen kann, dreht sie sich um und verschwindet lautlos und überraschend flink in der samtblauen Dunkelheit der Nacht. Er weiß genau, wer da nach ihm ruft, denn er hat ihn bereits an der Stimme erkannt. In diesem Fall macht es keinen Sinn ihr weiter folgen zu wollen. Sie wird es auch nicht zulassen, das weiß Thorin sehr gut. Also strafft er sich kurz, ein leises resigniertes Seufzen dringt dabei aus seiner Brust, ehe er sich endlich bemerkbar macht. „Hier..ich bin hier Dwalin. Hier drüben!“ Das ist alles was in dem Moment über seine leicht zitternden Lippen dringt. Selbst seine eigene Stimme klingt merkwürdig belegt, etwas was er normalerweise von sich so nicht kennt. Der junge Zwergenmann muss erst noch verdauen, was ihm da gerade widerfahren ist.
 

Thorins Gedanken hängen dabei nicht unbedingt an dem Kampf fest, den er sich eben wieder einmal mehr oder minder durch Zufall mit ihr geliefert hat, so als würde der Fluch andauernd mit dieser eigensinnigen, wie widerspenstigen Elbenhexe zusammen zu stoßen nie ein Ende nehmen. Nein er hat dabei etwas zu sehen bekommen, was ihn im Grunde beileibe nichts angeht. Ihn dabei aber ungewollt so sehr aus der Bahn geworfen hat, dass er echte Schwierigkeiten hat wieder klar zu denken. Er hat nicht im Ansatz geahnt welch starke Anziehungskraft und welchen Reiz sie auf ihn ausübt. Das ist etwas, was er sich bisher anzuerkennen vehement verweigert hat. Es ist etwas, was er partout nicht wahr haben will...etwas wovor er im wahrsten Sinne des Wortes die Augen verschließt. Eben weil es nicht sein darf.
 

Er fürchtet es auch deshalb so sehr, weil das in der Moralvorstellung seiner Welt nicht vertretbar ist, seinem Gerechtigkeitsempfinden geht dies zutiefst gegen den Strich. SIE ist vom selben Blute wie diese gierigen und elendiglich feigen Waldbewohner mit den Spitzohren, die sein Volk und damit auch ihn damals so gnadenlos im Stich ließen als Smaug kam. Ja sie ist zweifelsfrei vom selben frevelhaften Blut so wie auch Thranduil, den er nur unwesentlich mehr verachtet als die Heilerin. Thorin fährt sich hastig mit der freien Hand durch den mittlerweile lang gewordenen dichten, dunklen Haarschopf. Er ist verwirrt, kann beim besten Willen nicht verstehen, warum ihn das bisschen nackte Haut, das er zufällig zu sehen bekommen hat jetzt so sehr verunsichert und er versteht auch nicht, warum ihn genau dieser banale Umstand so plötzlich Dinge durch den Kopf gehen lässt, die ihn zutiefst beunruhigen und verwirren.
 

Der Zwerg hat bisher nicht wahr haben und sehen wollen, dass sie eine schöne Frau ist und auf ihre Art damit als durchaus anziehend und begehrenswert gilt, gerade weil ihr äußeres Erscheinungsbild fremdländisch und damit ungewöhnlich interessant wirkt. Das ist etwas was er im Zuge dessen mit wachsendem Entsetzen feststellt. Und noch etwas kann er nicht vergessen, die Tatsache, dass sie den Blick bemerkt hat, mit dem er sie vorhin angestarrt hatte und er weiß auch, dass sie ihn in dieser Hinsicht wohl längst durchschaut hat.
 

Ja er ist ein Lügner und ein verdammt schlechter dazu...dessen wird er sich in dem Moment nur allzu schmerzlich bewusst.
 

All der Hass, all der alte tiefsitzende Groll, ja die Blutschande all das, was er sich dahingehend so lange eingeredet hat, ist sicher ein Grund, dafür verachtet er sie auch zutiefst, aber es ist so gesehen eben nur ein Grund von vielen...denn dass es da längst noch einen ganz anderen und damit wesentlich tiefgründigeren gibt, will er nicht sehen.
 

NEIN...diese Blöße wird er sich im Leben nicht geben. Niemals wird eine Frau soviel Macht über ihn erlangen....auf keinen Fall! Vorher stirbt er lieber, dessen ist er sich ganz sicher und bevor er diese eine nimmt, nimmt er sich lieber gar keine, auch das ist etwas, was ihn nicht mehr länger loslässt.
 

ER wird sich niemals von einer Frau bevormunden lassen, dazu hat er zulange mit einer unter einem Dach gelebt und er kennt seine jüngere Schwester vom Wesen her nur zu gut, um genau zu wissen, was das für ihn bedeutet, wenn er sich jemals an eine Andere binden wollte. Es ist nicht so, dass er nicht schon darüber nachgedacht hat. So manches mal ist ihm der Gedanke daran schon durch den Sinn gegangen, eine Gefährtin für sich zu wählen. Doch er lebt nicht allein auch das weiß er, er trägt in dem Sinn schon Verantwortung für eine Familie.
 

Thorin hat Hochachtung vor seiner jüngeren Schwester...die, die beiden halbwüchsigen Jungen ganz alleine erziehen muss, seit Kilis und Filis Vater vor einigen Jahren starb. Ihr ältester Bruder versucht seither sein möglichstes, diese Lücke zu füllen um ihr zu helfen, aber die beiden Jungen sind eben doch nicht seine Söhne, auch wenn er sie liebt als wären sie es. Trotzdem merkt er immer wieder wie schwierig es mit den beiden ist und Dis selbst ist auch nicht eben einfach. Sie ist eine strenge aber gütige Mutter, bei der auch ihm oft genug das Gefühl überkommt, sie wolle auch noch ein wenig an ihm herum erziehen. Außerdem steht sie ihm was diesen gewissen Durinlastigen Starrsinn anbelangt in nichts nach, es gibt wenige die es mit ihm aufzunehmen wagen.
 

Aber Dis kennt zumeist kein Pardon und wenn sie mit seiner Meinung nicht einverstanden ist, lässt sie ihn das wissen. So war es damals auch mit der halbelbischen Heilerin. Thorin hat bis heute nicht verstanden, warum seine jüngere Schwester sie so vehement verteidigt hat und das bis heute noch tut. Das ist etwas was ihm nicht in den Kopf will. Er kann sich keinen Reim darum machen, wieso sie sich für dieses fremde, dahergelaufene Elbenbalg so einsetzt. Aber Dis ist eine Frau und die sind in manchen Dingen eben anders...manchmal auch in der Denkweise, also nimmt er es eben so hin. Es bleibt ihm ja keine andere Wahl, schließlich kann er sich nicht ständig über seine Schwester hinwegsetzen, auch wenn es ihm nach wie vor sehr schwer fällt, die Anwesenheit der Heilerin im Dorf zu akzeptieren.
 

Als er noch schwer damit beschäftigt ist über all das nachzudenken, taucht Dwalin urplötzlich vor ihm in der Dunkelheit auf. Er sieht seinen Freund ganz nahe heran kommen. „Thorin? Du...du hast ja dein Schwert gezogen ist alles in Ordnung?“ Fragt er ihn sofort alarmiert. Der junge Zwergenkönig nickt hastig. „Ja ja es geht mir gut...es ist nicht`s, ich hatte nur gedacht, dass ich etwas gehört hätte..das ist alles.“ Mit diesen etwas barschen, wie eindeutig halbwahren Worten lässt er die Klinge rasch zurück in die Lederscheide an seinem Gürtel gleiten und macht Anstalten auf den Jüngeren zu zu gehen. Der sieht ihm etwas verwirrt entgegen. „Ich hab dich schon eine ganze Weile gesucht Thorin. Dis hat sich schon große Sorgen gemacht. Sie hatte Angst, dass dir etwas geschehen sein könnte, als du vorhin nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurück kamst.“ Hakt Dwalin kurzentschlossen aber auch etwas verunsichert nach.
 

Thorin geht zu seinem Freund und klopft ihm aufmunternd auf die Schulter, wobei er ihn mit einer knappen Handgeste gleichzeitig dazu auffordert ihm zu folgen.
 

„Ich habe nur die Grenzen kontrolliert das war alles...immerhin wollen wir es vermeiden von ungebetenen Gästen überrascht zu werden, oder etwa nicht?“ Entgegnet er dem Jüngeren dabei leicht unterkühlt. Der Zwergenkrieger mit dem wilden braunen Haarschopf schluckt, er spürt irgendwie instinktiv, dass Thorins Antwort ihm nicht die ganze Wahrheit sagt, aber er schluckt es vorerst hinunter. „Ist gut, ich verstehe. Wir sollten jetzt aber lieber zurück gehen, ehe Dis wirklich Angst bekommt.“ Sagt der junge Zwerg statt dessen rasch zu seinem Freund. Thorin nickt entsprechend. „Du hast recht, geh voraus ich folge dir.“ Antwortet er ihm schließlich überraschend gelassen, wobei er den Jüngeren jedoch mit einer leicht befehlenden wie zugleich einladenden Geste zum Voraus gehen auffordert.
 

Wenig später sind beide Männer in der nahen Dunkelheit verschwunden. Nicht wissend, dass sie von einem dunkelgrünen Augenpaar aufmerksam und äußerst skeptisch beobachtet werden. Lyriel ist entgegen Thorins Annahme nicht sofort gegangen. Statt dessen hat sie sich in einem nahen Gebüsch verborgen, um zu sehen, mit wem er sich abgibt und ob ihr davon Gefahr drohen könnte. Sie ist inzwischen schon so misstrauisch geworden, dass sie niemandem mehr über den Weg traut und diesem Zwerg am allerwenigsten. Erst als die beiden Männer eine ganze Zeit lang fort sind, wagt sie sich aus ihrem sicheren Versteck heraus und geht anschließend leise zu ihrer Hütte zurück.
 

Sie hat den Kampf mit Thorin dabei ebenfalls noch deutlich vor Augen stehen und muss sich, als sie zu Hause ist dazu auch noch ihre schmerzenden Füße verarzten, auf die ihr dieser Trampel von einem Zwerg gestiegen ist und das auch noch ohne es wirklich zu bemerken . Lyriel ist einerseits wütend und verletzt, wieder hat er sie beschimpft und sie herausgefordert, als wäre sie ein Übel, dass es um jeden Preis zu bekämpfen und zu vernichten gilt. Aber sie hat auch gesehen, was da noch war und das verunsichert sie noch viel mehr. Warum hat er sie so eigenartig angesehen? Ja warum nur? Es war so so merkwürdig und seltsam verwirrend.
 

Fast hätte sie schwören können, dass sie in seinen Augen eine Spur von Interesse an sich hatte aufblitzen sehen. Gerade ER, der doch so vehement behauptet, sie zutiefst zu verachten..was also sollte das? Lyriel seufzt leise, da sie sich das im Moment ohnehin nicht erklären kann, beschließt sie diese Gedanken kurzerhand auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und sich lieber auf das zu konzentrieren, das gerade anliegt und das ist unweigerlich der morgige Tag, von dem sie jetzt schon weiß, dass sie dem Zwergenmann höchstwahrscheinlich wieder über den Weg laufen wird. Zwangsläufig muss sie das ja, da sie vermutlich noch einmal nach Kili sehen muss.
 

Als nächste Morgen graut, sie kaum aufgestanden ist und ihre Katze geschweige denn sich selbst noch nicht im Ansatz richtig versorgt hat, klopft es bereits Sturm an ihrer Türe. Verwirrt blickt sie auf, es ist noch nicht mal richtig hell draußen. Glücklicherweise ist sie wenigstens vollständig angekleidet, aber sie fragt sich trotzdem, wer das in aller Welt so früh um diese nachtschlafende Zeit sein kann? „Heilerin..Heilerin ich bin es, bitte komm schnell, es geht ihm schlechter!“ Hört sie ganz plötzlich Dis warme, klare Stimme von der anderen Seite der Türe her rufen. Merklich überrascht blickt sie zur Türe.
 

„Ich bin hier... warte...ich komme!“ Ruft sie der aufgeregten Zwergenfrau ruhig aber entschlossen entgegen, wobei sie Anstalten macht aufzustehen und zur Türe zu gehen, um sie herein zu lassen. Kaum hat sie den Riegel fort geschoben, steht die junge Mutter bereits aufgelöst und mit deutlich geröteten Augen in der Türe. Lyriel geht zu ihr hin und will ihr beruhigend eine Hand auf den Arm legen, doch Kilis Mutter packt sie statt dessen und will sie energisch mit sich fort ziehen. „Komm es geht ihm schlechter. Lyriel bitte...ich...ich glaube er stirbt!“ Ruft ihr die aufgeregte Zwergin dabei entgegen. Die Heilerin versucht sich von ihr los zu machen, auch da sie noch nicht einmal Schuhe an hat.
 

< Schon wieder, keine > fährt ihr dabei unwillkürlich durch den Kopf. Zu Dis sagt sie dabei jedoch relativ gelassen. „DIS lass mich los, ich komme ja...hast du gehört? Ich komme. Warte noch einen Moment, ich muss mich nur noch kurz fertig anziehend dann können wir gehen.“ Entgegnet ihr Lyriel leise aber nachdrücklich wohingegen, die Zwergin ungeduldig von einem Fuß auf den Anderen tritt und es kaum erwarten kann, bis sie endlich fertig ist. Als die Heilerin endlich komplett angezogen auf der Bildfläche erscheint, geht sie mit eiligen Schritten vor ihr her und versucht sie so weiterhin zur Eile anzutreiben. Die Frau mit dem dunklen roten Feuerschopf folgt ihr dabei so schnell sie kann, denn sie weiß genau, dass Dis nicht einfach nur so zu ihr gekommen ist. In diesem Fall muss es dem Jungen wohl wirklich wesentlich schlechter gehen, sonst hätte sie das nicht getan. Als sie etwa fünf Minuten später dort ankommen wo Dis und ihre Familie lebt, überkommt die rothaarige Halbelbin wieder einmal mehr ein so merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, als sie SEIN Haus betritt. Sie weiß schon dass er da ist, noch ehe sie ihn sieht.
 

Dis lässt sie hinein und geht voraus in das Zimmer des Jungen. Lyriel folgt ihr mit der üblichen Anspannung im Magen nach und das nicht umsonst...denn kaum ist sie bei Kili angelangt bleibt sie wie angewurzelt stehen. Denn da ist ER...so wie sie es bereits geahnt hat. Sie sieht ihn an dem Bett des Jungen sitzen. Er wirkt stark übernächtigt und sein Gesicht ist deutlich von Sorgen gezeichnet. Kaum sieht er sie, fährt er wie vom Blitz getroffen von seinem Stuhl hoch. Sein markantes Gesicht verzerrt sich zu einer zornigen Grimasse. „Warum hörst du nicht auf mich Dis? Sag, wieso hast du sie geholt? Ich sagte dir doch, dass wir sie nicht brauchen. Er wird es auch so überleben!“ Faucht er beiden Frauen dabei ungehalten und überdeutlich hörbar entgegen.
 

Dis sieht ihn dafür prompt mit tödlich ernstem und empörten Blicken an, ehe sie ihm antwortet. „ER ist immerhin MEIN Sohn Thorin. Ich weiß deine Sorge um ihn und deinen Rat durchaus zu schätzen Bruder, aber jetzt entscheide ich das selbst und wenn ich SIE brauche, dann ist das so! Es ist mir herzlich egal was DU mit ihr für ein Problem hast Thorin. Aber jetzt ist sie hier und jetzt wird sie Kili helfen, hast du mich verstanden?“ Dis Augen funkeln zornig und noch ehe Thorin ihr etwas passendes darauf entgegnen kann, packt sie ihn unvermittelt und schiebt ihn energisch in Richtung der Türe. Dabei muss sie mit ihm zwangsläufig an Lyriel vorbei, die noch im Türrahmen steht und die ganze Szene schweigend beobachtet.
 

Dis sieht dabei nicht, wie die Beiden sich ansehen. Der eigentümlich lauernde Ausdruck in beiden Gesichtern, mit denen sie sich intuitiv umschleichen wie zwei Raubtiere kurz vor dem Sprung. Und zugleich steht da die selbe Unsicherheit in ihren Augen geschrieben, die eindeutig davon zeugt nicht zu wissen, wie man den Anderen denn jetzt einschätzen oder besser wie man denn mit ihm umgehen soll? Am Liebsten würde er sie umgehend vor die Türe setzen, doch das wagt er nicht...nicht in dem Zustand in dem sich seine Schwester befindet und er weiß auch, dass Kili sie wirklich notwendig braucht, auch wenn er es für sich selbst vielleicht nicht wahr haben will.
 

Also schweigt er und lässt es geschehen. Er geht...wenn auch widerwillig, nimmt sich dabei aber vor besser in der Nähe zu bleiben, sicher ist sicher. Er bringt es nicht über sich ihr zu vertrauen...nicht diesem elbischen Frauenzimmer, wer weiß denn schon so genau was sie tun könnte, ließe er sie mit dem Jungen zu lange allein.



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