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Nogoth yelta ye Eldar rûth

Zwergenhass und Elbenzorn
von

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Begehrlichkeiten

>Sie geht ihm tief unter die Haut...sie geht ihm nicht mehr aus dem Kopf....schon lange nicht mehr...doch das war nicht immer so....aber jetzt, jetzt nimmt sie ihm mit ihrem unvergleichlichen Duft jedes mal den Atem und wenn sie ihm nahe ist, hat er das Gefühl als müsse er ihre Nähe mit jeder Pore seiner Haut trinken...als müsse er sie atmen...als müsse er ohne sie sterben. So sehr hasst und liebt er diese elbenblütige Frau zu gleichen Teilen, die wie Sonne und Mond oder Tag und Nacht nicht ohne einander existieren können und doch so gegensätzlich sind.<
 

Diese bittere Erkenntnis treibt ihn immer weiter voran, lässt ihn nahezu jede Nacht ruhelos wie einen Getriebenen durch das Haus geistern...ein paar mal schon hat Dis ihn so gefunden...aber sie hat nichts gesagt...obwohl er fühlen kann, dass sie sich große Sorgen um ihn macht. Er weiß, dass seine Schwester unbewusst etwas spürt, auch wenn sie es ihm nicht offen sagt. Sie kennt ihn zu gut, um zu wissen, dass etwas mit ihm schon eine ganze Weile nicht mehr stimmt, ja dass etwas in ihm aus dem Gleichgewicht geraten ist.
 

Sie sieht es ihm an.
 

Als die Zwergin wie durch Zufall kurze Zeit später aufsteht, um noch einmal nach ihrem jüngsten Sohn zu sehen und auch um ihren Durst zu stillen...muss sie zwangsläufig an nahezu allen Zimmern vorbei, um zur großen Wohnküche zu gelangen. Die Türe steht halb offen, die schwarzhaarige Zwergenfrau fährt erschrocken in sich zusammen, als sie einen dunklen Schemen darin wahr nimmt, der sich nicht regt, lediglich schwach vom Mondlicht des jungen Vollmondes erhellt ist er still und unbeweglich wie ein Schatten.
 

Doch beim zweiten Hinsehen bemerkt sie, dass es ihr Bruder ist, den sie da in der Dunkelheit am Tisch sitzen sieht.
 

Dis ist barfuß, sie bemüht sich besonders leise zu sein und sich gegebenenfalls zurückzuziehen noch bevor er es bemerkt, aber er hat sie trotzdem gehört...sie sieht wie er rasch und sichtlich alarmiert in ihre Richtung blickt und auch wenn sie seine Augen in der Dunkelheit nicht sehen kann, weiß sie dennoch, dass sie weit fort sind. Diese eigenartige Leere in seinen Augen hat sie mittlerweile schon öfter gesehen.
 

„Kannst du wieder nicht schlafen Thorin?“
 

Fragt sie ihn leise, es klingt besorgt und nahezu atemlos, mit dem ihre Worte die gespenstische Stille im Haus durchdringen.
 

Er sieht zu ihr...sagt zunächst nichts, nickt dann aber einmal kurz und entschlossen.
 

Seine Schwester seufzt leise und betritt schließlich beherzt den geisterhaften Raum, der in der bläulich schimmernden Nachtschwärze merkwürdig bedrückend auf die junge Zwergin wirkt. Als sie näher kommt, sieht sie das schwache Mondlicht, das silbern und seltsam unwirklich in sein markantes Gesicht fällt. Es lässt sie unwillkürlich erschrocken aber für ihn nahezu gänzlich unsichtbar in sich zusammenfahren. Dis ist zutiefst beunruhigt und bestürzt. Er sieht schrecklich aus...übernächtigt, rastlos...seine ansonsten eher gleichmäßig ausgeglichenen Gesichtszüge wirken in diesem Licht ausgezehrt und verhärmt.
 

Es ist ihr beinahe so, als wäre er geistig gesehen nicht da. Ihr Bruder wirkt so ungewohnt abwesend, in seinen Gedanken vertieft ganz weit fort. Kilis Mutter weiß zudem sehr gut, dass er seit mehreren Tagen kaum noch isst oder gar trinkt. Er verweigert ihr jegliches Essen...egal was sie ihm hinstellt, selbst die Dinge, die er bisher gerne mochte. Sie hat es mit allen Mitteln versucht..ohne Erfolg. Das ist etwas was es zuvor auch noch nie bei ihm gegeben hat. Statt dessen hat sie von ihm den Eindruck gewonnen, als wirke er ungewohnt fahrig auf sie und dazu hat er sichtbar abgenommen und zwar mittlerweile so viel, dass es nicht nur sie allein bemerkt hat.
 

Die junge Zwergin weiß sich keinen Rat mehr und ahnt doch intuitiv schon lange, dass es irgendwie mit dieser Frau zu tun haben muss, mit dieser rothaarigen Frau mit dem Elbenblut. So schlecht wie jetzt in diesem Augenblick hat er noch nie zuvor ausgesehen. Er macht den Anschein auf sie, als wäre er verrückt geworden oder wenn nicht, fehlt jedenfalls nicht mehr viel bis er den Verstand tatsächlich verliert. Wüsste sie es nicht besser, so müsste sie fast annehmen ihr älterer Bruder habe so etwas wie Liebeskummer...aber so etwas kann nicht sein.
 

Nicht bei ihm...oder am Ende etwa doch?
 

Langsam ja zögernd wagt sie sich ein Stück näher an ihn heran, wobei sich der Gedanke merkwürdig hartnäckig in ihrem Kopf fest setzt, als sie ihn endlich anzusprechen wagt. „Fehlt dir etwas Thorin, sag mir ist alles in Ordnung?“ Fragt sie ihn so vorsichtig und sehr leise. Hastig fährt er halb von seinem Platz hoch, beinahe als habe sie ihn mit etwas aufgeschreckt. Er streicht sich just mit einer sichtbaren Verlegenheitsgeste durch den dichten, dunklen Schopf der im Augenblick noch von der Nacht zerzaust wirr in alle Richtungen absteht.
 

„N..nein...es ist nichts Dis...geh schlafen und lass mich. Es ist alles gut, mach dir keine Sorgen. Ich hab nur nachgedacht nicht mehr...glaub mir!“
 

Er verstummt, Dis sieht aber nahezu sofort, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagt oder vielmehr spürt sie es. Doch im Moment nützt ihr das ohnehin nichts, denn er wird es ihr nicht verraten. Sie geht mit gemessenen Schritten entschlossen zum Tisch und nimmt sich die kleine Talgkerze und den Zunder um ein wenig mehr Licht in dieses Dunkel zu bringen, das nicht nur in diesem Raum vorzuherrschen scheint. Er hindert sie nicht daran, sagt aber auch nichts dazu. Als sie fertig ist, blickt sie ihren älteren Bruder forschend an, ihre Besorgnis steigt und doch kann sie nichts dagegen tun.
 

Sie sieht ihn da sitzen, lediglich in seinen Beinkleidern und seiner Tunika, beides nachlässig geschlossen. Seine Arme stützen seinen Kopf, der jetzt auf die Tischplatte und noch weiter ins Leere hinaus starrt, wobei sich ein tiefer fast schon verzweifelter Seufzer aus seiner Brust schält. Als er sich kurz bewegt sieht sie etwas an seinem Hals schimmern und da hat sie es zum ersten mal ganz bewusst vor Augen...das was er da um seinen Hals trägt kennt sie nicht, es ist ihr fremd.
 

Überrascht stutzt sie, als sie erkennt um was es sich handelt.
 

Es ist ein völlig unscheinbarer weißer Anhänger aus klarem Bergkristall, nicht groß aber doch groß genug, um offenbar etwas darin aufzubewahren. Seinen größten Schatz...eine einzelne Strähne dunkelroten Haars, gefasst in unvergängliches reines Kristall. Die eine Strähne, die er einst vor langer Zeit der Einen gestohlen hat, die er insgeheim liebt...oder von der er wenigstens geglaubt hatte, er würde sie lieben. Damals als er noch so jung gewesen war.
 

Es erscheint ihm tatsächlich mehr als eine Ewigkeit her. Es war die unbedachte Wette mit Dwalin gewesen. Er hatte sie damals noch nicht einmal gekannt, nicht mehr als ein vielleicht zweimal gesehen. Ihr Haar war wie flammendes dunkles Feuer, wie die Glut der großen Schmelzöfen...ebenso faszinierend und ebenso fremd. Er weiß aber noch sehr gut, dass er sich damals bereits auf den ersten Blick in sie verliebt hat....und auch daran, dass Dwalin ihn deswegen aufgezogen hat.
 

Er selbst war damals nicht mehr als ein einfältiger, draufgängerischer junger Narr mit einem noch größeren Mundwerk gewesen, das zudem nicht immer das hielt, was es da so von sich zu geben pflegte. Oh nein er hat gewiss nicht vergessen, wie ungeschickt er sich angestellt hat und wie tölpelhaft, nur um diesen kostbaren Schatz zu erhalten, den er von ihr tatsächlich nur durch puren Zufall hatte erhaschen können und er hat auch nicht vergessen, wie sie ihn zuerst beschimpft und dann als sie gemerkt hat, warum er es tat zur Strafe lauthals ausgelacht hatte.
 

Und doch hat er sie nie vergessen können...bis heute nicht. Nur an ihr Gesicht, an das kann er sich seltsamerweise nicht mehr erinnern...weshalb weiß er nicht mehr. Es ist schon so lange her so unendlich lange seit Smaug kam, es war noch im Erebor gewesen vor dem Drachen. Alles was danach gekommen ist hat er verdrängt...der Schmerz darüber sitzt einfach zu tief.
 

Als Dis ihn kurz darauf abermals anspricht fährt er so erschrocken hoch, als hätte er sie bereits wieder vergessen. „Thorin wer soll das glauben, sieh dich doch an...ich mache mir Sorgen um dich, aber ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du es mir nicht sagen wirst. Daher kann ich dir nur den Rat geben, das du endlich tust, was immer du tun musst, bevor es dich zerstört...denn das wird es, wenn du so weiter machst, das sage ich dir.
 

Ich liebe dich, du bist mein Bruder, der Einzige den ich noch habe. Mahal ich kann nicht länger tatenlos zusehen, wie du dich selbst quälst. Was immer es ist, handle endlich. Konsequenzen wird es so oder so nach sich ziehen, egal wie du dich entscheidest.“
 

Der junge Zwergenkönig fährt unterdessen verwirrt und sichtlich ungehalten von seinem Platz hoch.
 

„Ich weiß überhaupt nicht wovon du sprichst. Aber Dis ich sage dir eines, lass ruhen was immer du andeuten willst. Ich möchte nicht darüber sprechen und ich weiß sehr wohl, dass du dich um mich sorgst, aber das musst du nicht. Ich weiß schon was ich tue...und jetzt gute Nacht.“ Mit diesen knappen, wie eindeutigen Worten steht er urplötzlich ungewöhnlich resolut auf und macht Anstalten zu gehen.
 

Dis seufzt leise, ehe sie ihm antwortet. „Das wird es auch nicht verbessern oder verändern. Flucht hat noch nie geholfen und davor die Augen zu verschließen erst recht nicht Thorin.“ Sagt sie anschließend leise aber ungewöhnlich nachdrücklich zu ihm. Er zuckt heftig zusammen. „DAS weiß ich..danke, aber ich bedarf heute keines noch so gut gemeinten Ratschlags mehr Schwester...und jetzt gute Nacht!“
 

Er verstummt und geht ohne sich noch einmal umzublicken. Zu groß ist das Unbehagen darüber, eventuell von ihr ertappt worden zu sein. Die bittere Erkenntnis darüber zu gewinnen, dass seine Schwester vielleicht längst mehr weiß oder mehr ahnt, als ihr das letzten Endes gut tun kann...und auch ihm gut tun würde. Die Furcht und die Scham darüber, zu wissen was ihn plagt wird langsam übermächtig und doch kann er sich dem noch immer nicht stellen.
 

der nächste Tag.....
 

Thorin ist früh wach oder besser hat er sich diese Nacht wie so viele wieder schlaflos um die Ohren geschlagen...aber heute muss er fort, er hat noch viel zu tun. Heute nehmen ihn unweigerlich seine Pflichten als Anführer dieser Gruppe von Zwergen in Anspruch, dem er nachkommen muss. Außerdem weiß er, dass sie heute noch einmal zu Kili kommen wird und ihr will er nicht schon wieder über den Weg laufen müssen, das gibt zumeist nur Scherereien und darauf hat er heute gewiss keine Lust. Nach einem kaum nennenswerten Frühstück das Dis ihm nach dieser Nacht ungewöhnlich schweigsam hingestellt hat, macht er sich auf den Weg seine Aufgaben und Pflichten zu erfüllen. Es ist noch vor dem Morgengrauen als diese ihn aus dem Haus hinaus führen.
 

Er hat wieder kaum etwas gegessen...und seinen Platz beinahe so verlassen wie er ihn vorgefunden hatte.
 

Langsam macht sich die Schwester deswegen wirklich große Sorgen. Sie weiß nicht mehr was sie tun soll, aber sich irgend jemandem anvertrauen ist ihr unangenehm. Es bleibt da eigentlich nur die Einzige übrig, der sie halbwegs vertraut. Die junge elbenblütige Heilerin. Als Lyriel wenig später überpünktlich erscheint, um wie vereinbart noch einmal nach Kili zu sehen, fasst sich Dis schließlich ein Herz und schüttet ihre Sorgen und ihren Kummer bei der rothaarigen Frau aus, wobei sie vage hofft, diese möge vielleicht ein Rezept kennen, um Thorin wenigstens wieder zur Vernunft zu bringen.
 

Ja ihn, der früher gewiss kein Kostverächter gewesen war und dem jetzt nahezu jegliche Lust am Essen vollständig abhanden gekommen ist und nicht nur das allein.....
 

Als Lyriel bei dem jungen Zwerg am Lager steht und ihm den Verband wechselt, sowie noch einmal mit ihrer Heilkraft versucht, das inzwischen schon stark gefallene Fieber noch weiter zu abzusenken, wagt Dis es nach einigem Überlegen und abwägen endlich doch sie darauf anzusprechen. Die beiden Frauen sind allein...ein Grund mehr weshalb Dis es wagt, ihr Herz vor der jungen Frau auszuschütten. Wäre Thorin im Haus würde sie das niemals tun, aus gutem Grund.
 

„Lyriel?“
 

Die Heilerin sieht überrascht auf, als sie Dis leise Stimme vernimmt die ungewöhnlich angespannt klingt.
 

„Was? Ist etwas geschehen...ist etwa etwas mit dem Jungen, was ich wissen müsste?“
 

Fragt sie die Zwergin sofort alarmiert. Die Halbelbin sieht die hübsche Zwergenfrau mit dem pechschwarzen Haar und diesen seltsam intensiv dunkelblauen Augen verwirrt an. Dis schüttelt jedoch sofort den Kopf.
 

„Nein..nein es ist nur...“ sie bricht ab. Lyriel blickt sie jedoch weiterhin forschend an.
 

„Es ist Thorin nicht wahr?!“
 

Nimmt sie Dis schließlich die Worte aus dem Mund. Sie hat schon allein an ihrem Blick erkannt, um wen es sich handeln muss. Die junge Zwergenfrau nickt erst schwach, aber dann entschlossen und heftig, womit sie den Verdacht der Heilerin bestätigt. Lyriels Ton wird augenblicklich geschäftsmäßig.
 

„Was ist mit ihm?“
 

Hakt sie einen Moment später entsprechend spröde nach.
 

Dis lächelt unwillkürlich, als sie in das ebenmäßige Gesicht mit den für ihr Volk hochgezogenen schmalen Wangenknochen der elbenblütigen Frau blickt, aber dann wird ihr Ausdruck traurig ja richtig besorgt. Ein Umstand der auch der Halbelbin mit dem leuchtend roten Haarschopf nicht entgeht.
 

„Etwas stimmt nicht mit ihm Heilerin...ganz und gar nicht. Ich sage dir, er isst nicht, er schläft nicht mehr und meine Güte hast du ihn dir einmal genauer angesehen? Er wirkt als würde ihn etwas von innen heraus verzehren. Er wird immer kraftloser ja er hat sogar schon an Gewicht abgenommen und das nicht wenig. Bei Mahal ich weiß mir keinerlei Rat mehr. Außerdem verweigert er sich mir seit einigen Tagen total..er spricht nicht einmal mehr mit mir. Sag was soll ich tun? Hilf mir ich habe Angst...ich habe Angst um ihn, er ist doch mein Bruder. Und trotzdem erscheint er mir im Moment so vollkommen unbekannt..als wäre er ein Fremder.“
 

Die Halbelbin strafft sich, wobei sie sichtlich überrascht wirkt.
 

„Oh...so ist das also. Nun das klingt mir ehrlich gesagt mehr nach Kummer, als nach einer Krankheit. Hättest du das mit dem Essen und dem Trinken nicht erwähnt, hätte ich bei ihm irgend eine körperliche Schwäche vermutet, die manchmal auftreten kann, wenn man sich überanstrengt oder ähnliches. Aber das hier klingt mir sehr nach...nach..ja ich weiß nicht Dis? Verzeih...bist du sicher, dass da nicht vielleicht irgend eine Frau im Spiel sein könnte? Der Zustand hört sich für mich eher nach starkem Herzenskummer an.
 

Ich...ich wusste ja nicht...sag gibt es da tatsächlich eine, die sein Herz so sehr gefangen hält, um dies bei ihm so derart heftig hervor zu rufen?“
 

Dis schluckt hart, wobei sie die Heilerin ernst ansieht.
 

„Ich bin mir nicht sicher, aber sagen wir so ich ahne es...er will nicht darüber sprechen, zumindest nicht mit mir. Doch wenn es so sein sollte, erkenne ich ihn jedenfalls nicht wieder. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, muss es ja beinahe so sein...weil...weil er so noch niemals zuvor gewesen ist. Mein Bruder war noch niemals zuvor so sehr an einer Frau interessiert....um..um sein solches Verhalten hervor zu rufen, verstehst du?
 

Ich weiß, wie sich Herzenskummer äußern kann...aber ich habe diese Tatsache bei ihm bisher schlicht nicht wahr haben wollen, bei ihm der sich noch niemals für derlei Dinge hat erwärmen können. Frauen waren für ihn bisher vollkommen nebensächlich...aber jetzt wo du es erwähnt hast....ja es könnte wirklich der Fall sein, dass er unglücklich verliebt ist?
 

Oh sag mir Heilerin, was...was kann ich denn tun?“
 

Lyriel lächelt ganz plötzlich sanft.
 

„Nichts..gar nichts kannst du tun als abzuwarten. Wenn es wirklich eine für ihn geben sollte, so wird es sich wohl früher oder später von selbst zeigen, er kann es nicht für immer verleugnen. Vielleicht wirst du sie ja schneller kennenlernen als du glaubst.“
 

Plötzlich schnaubt Dis leise, es klingt ein wenig resigniert.
 

„Oh, ich glaube fast sie schon zu kennen.“
 

Sagt sie anschließend trocken.
 

Die Halbelbin fährt sichtlich erschrocken zu ihr herum, als sie bemerkt auf wen diese Anspielung jetzt genau abzielt.
 

„Wa..was willst du damit andeuten?“
 

Das hat sie Dis nicht sagen wollen und doch ist es ihr jetzt einfach so heraus gerutscht. Die Zwergin strafft sich derweil hastig.
 

„Nichts..nichts gar nichts Lyriel. Ich habe nur laut gedacht verzeih mir, das war alles. Wie konnte ich so dumm sein...ich weiß doch dass er nicht gut auf dich zu sprechen ist. Aber weißt du in sein Herz hinein blicken kann niemand, vielleicht sagt ihm das ja längst ganz etwas anderes als sein Verstand ihm sagen will...daher würde ich nie etwas ausschließen, wie unwahrscheinlich es oberflächlich betrachtet auch sein mag!“
 

Lyriel schluckt hart, als sie das die andere Frau sagen hört. Eine Aussage die sicherlich durchaus einen wahren Kern in sich beinhaltet. Doch leider können die beiden Frauen das begonnene Gespräch nicht mehr fortsetzen, da sie gleich darauf von Dis älterem Jungen unterbrochen werden, der nicht eben leise ins Zimmer hinein gestürmt kommt und seiner Mutter irgend etwas vom alten Damm am Stausee weiter unten im Tal erzählen will, den die Männer am heutigen Tag erneuern müssen, damit er nicht nachgibt.
 

Der kleine Stausee der das Tal weiter nach unten hin abgrenzt ist Wasservorrat und zugleich Nahrungsgrundlage für die kleine zwergische Gemeinschaft, vordringlich da er als einziger See weit und breit die beiden kleinen Fischteiche speist. Und da der Gebirgsfluss ebenfalls durch ihn hindurchfließt erhält dieser das Wasser klar und ungewöhnlich rein.
 

Wasser ist ungemein kostbar für sie alle...auch Lyriel weiß das und auch sie muss heute noch Wasser holen, da ihr Vorrat nahezu gänzlich zur Neige geht. Doch ihr hilft gewiss niemand dabei es den weiten Weg den Berg hinauf zu schleppen. Sie muss es schon allein tun und das möglichst noch bevor es dunkel wird. Aus diesem Grund hält sie sich heute nicht übermäßig lange damit auf bei Dis zu verweilen.
 

Sie versorgt Kili gewissenhaft und geht dann zügig als sie fertig ist, denn die Heilerin hat heute noch so einiges zu erledigen. Auch weil ein Teil ihrer Kleider ebenfalls einer dringenden Grundreinigung bedarf. So nimmt sie sich, als sie kurz darauf in ihrem Heim ankommt den schweren Wasserkrug vor, um ihn wie üblich auf dem Kopf zu transportieren. Zusätzlich holt sie eine große Ledertasche und befüllt diese mit ihrer verschmutzten Kleidung beziehungsweise auch mit der Seife, denn schließlich soll ja alles sauber werden. Zum guten Schluss bewaffnet sie sich gewissenhaft mit ihrem langen Elbendolch. Es ist eine ganz ordentliche Strecke bis ins Tal hinunter und man weiß ja nie auf wen man so alles treffen könnte.
 

Lyriel ist vielleicht manches, aber sicher nicht unvorsichtig. Als alleinstehende Frau kann sie sich nur auf sich selbst verlassen, das weiß sie. Ja das hat sie inzwischen sehr gut und auch sehr schmerzlich gelernt. Eine Erfahrung die nicht besonders schön aber dafür heilsam gewesen ist. Und ihr auch sehr deutlich klar gemacht hat, dass sie niemanden braucht.. Sie kann sehr gut für sich alleine sorgen. Mit einem leisen Seufzer schultert sie Tasche und Wasserkrug und macht sich schließlich auf den langen Weg zum See.
 

Er führt sie vom Dorf weg weiter hinunter in das kleine Tal, das nach unten hin wesentlich breiter ist und von dem schmalen Gebirgsfluss geteilt wird, der sich in den aufgestauten See ergießt. Auf der anderen Seite haben die Zwerge ihn angestaut und durch Kanäle verbunden um die beiden kleinen Teiche immer mit möglichst frischem Wasser zu speisen, da sie ihnen als eine ihrer Hauptnahrungsgrundlagen dienen.
 

Denn Fisch ist besser als gar nichts und da die überwiegend karge Gegend in den Ered Luin keinen Ackerbau oder gar Viehzucht möglich macht, deckt sich der übrige Fleischbedarf der Gemeinschaft damit zumeist aus der Jagd oder aber dem Handel mit den anderen Bergbewohnern die weiter unten leben. Im Moment hat die Heilerin allerdings andere Sorgen, als dass die beiden Fischteiche keine oder zu wenig Nahrung abwerfen oder aber der Staudamm undicht werden könnte, das ist Sache der Männer und geht sie nichts an. Sie weiß, dass die Männer heute am Damm arbeiten wollen, sie hat es von Fili gehört. Um dem damit nahezu vorprogrammierten Ärger möglichst aus dem Weg zu gehen, entschließt sie sich kurzerhand weiter oben nahe am Einfluss des kleinen Stausees zu bleiben.
 

Dort kann sie genauso gut ihren Wasservorrat auffüllen oder aber ihre Kleider waschen, denn dort ist der Fluss breiter und es gibt obendrein flache Felsen auf denen sie beim Waschen bequemer sitzen kann, als weiter unten am Damm. Daher erscheint ihr diese Entscheidung wohl so oder so die bessere zu sein. Da Lyriel keine andere Wahl hat, macht sie es so, wie sie es sich vorgenommen hat. Dennoch ist sie sehr vorsichtig. Sie weiß nie, auf was oder wen sie auf dem einsamen schmalen Weg ins Tal stoßen könnte, so ist sie immer auf der Hut. Der Dolch bleibt zwar momentan noch in ihrem Gürtel stecken, aber sie hat ihn griffbereit...ohne ihn würde sie niemals das Haus verlassen...niemals.
 

Dafür gibt es hier in der Gegend eindeutig zu viele Vagabunden oder Banditen und die wollen nicht immer nur die materiellen Besitztümer der Bergbewohner an sich bringen, manchmal kommen diesen Strolchen auch noch ganz andere Dinge in den Sinn und eine Frau allein wäre leicht gefundene Beute für sie. Das weiß sie nur zu gut. Sie ist vorsichtig, hört sich immer wieder nach verdächtigen Geräuschen auf ihrem Weg ins Tal um.
 

Doch sie scheint Glück zu haben, sie begegnet niemandem. Als sie die gewünschte Stelle endlich nach beinahe zwei Stunden strengen Fußmarsches erreicht hat, steht die Sonne schon weit im Süden. Es ist noch immer schwülwarm und so ist sie ordentlich ins schwitzen geraten. Die Heilerin muss sich kurz ausruhen. Sie lässt ihre Sachen so an der ihr geeigneten Stelle sinken und beugt sich zum klaren Gebirgswasser hinunter weil sie durstig ist. Aus der hohlen Hand schöpft sie das klare Wasser, das ihre trockenen Lippen benetzt und so wohltuend in ihre trockene Kehle hinunter rinnt.
 

Es ist so still hier, auch weil sie nichts weiter, als die rauen Stimmen der Adler hoch in den Lüften über sich hören kann. Aber ganz plötzlich hört sie doch irgendwelche anderen Stimmen schwach wie von weit fort zu sich hinauf schallen. Es müssen wohl die der Männer weiter unten im Tal am andere Ende des Sees sein. Als sie die Augen mit ihren Händen beschattet um sie vor der Sonne zu schützen, glaubt sie tatsächlich schwache Schemen wahr zu nehmen, die sich dort am Damm bewegen. Aber die sind weit fort, die werden sie hier oben ganz sicher nicht stören.
 

Lyriel lässt sich Zeit...sie ist erschöpft und weiß zudem, das der Rückweg mit all den schweren Sachen im Gepäck nachher um so schwerer werden wird. Bedächtig beginnt sie so als allererstes damit den Wasserkrug mit dem lebensnotwendigen Nass zu befüllen. Um sich die Sache ein wenig zu versüßen fängt sie an zu singen...es sind die Lider ihrer Kindheit. Lider die sie von ihrer elbischen Mutter und auch von den Zwergen des Berges gelernt hat.
 

Sie weiß, dass sie eine sehr schöne beruhigende Singstimme hat, eine die auch andere verzaubern kann...doch das hat sie so gut wie noch nie auszuprobieren gewagt. Der Zauber ihrer Stimme liegt tief und sie lässt ihm niemals freien Lauf, außer sie ist gänzlich allein, denn da kann sie niemanden gefangen nehmen als sich selbst und bei ihr wirkt er ja glücklicherweise nicht. Immer wieder sieht sie sich prüfend nach irgendwelchen unangemeldeten Eindringlingen um...aber sie ist und bleibt allein. Das beruhigt.
 

So kümmert sie sich schließlich um ihre schmutzige Wäsche, die eine Grundreinigung wirklich dringend nötig hat. Ihre klare Stimme begleitet das was sie tut und ihre Lider klingen so mal melancholisch, mal traurig durch die Stille des engen Tales und sind dazu alle reiner Zauber...hätte sie jedoch gewusst, dass eben diese nahezu magisch anziehend auf jemanden wirken, mit dem die Heilerin an dieser Stelle im Leben nicht gerechnet hätte, so wäre sie wohl auf der Stelle verstummt.
 

Thorin hat derweil den ganzen Tag geschuftet wie ein Tier um mit den Männern den undichten Damm zu erneuern. Er ist staubig, müde und ordentlich verschwitzt. Außerdem fühlt er sich nach dieser heftigen körperlichen Anstrengung nahezu völlig erschlagen. Er ist der Letzte der zurück geblieben ist, alle anderen Männer hat er bereits voraus ins Dorf geschickt, auch wenn Balin ihn partout nicht allein gehen lassen wollte, so hat er es dennoch durchgesetzt. Thorin ist kein Feigling, er weiß seine Waffe meisterhaft zu führen und er ist bewaffnet. Wer soll sich also schon an ihn heran wagen. Hier? In den Ered Luin...so nahe am Dorf? Das kann er sich gewiss nicht vorstellen.
 

Der junge Anführer ist so also allein unterwegs um die Ufer des Sees zu überprüfen, um nachzusehen ob es irgendwo undichte Stellen gibt, aus denen der See eventuell Wasser verlieren könnte. Er folgt damit zielstrebig dem Ufer des Sees von unten hin bis nach oben zum Einflussgebiet nach. Dort wo der Fluss in den Stausee mündet ist die Engstelle. Außerdem kann er dort auch nachsehen, ob der Fluss dieses Jahr noch genügend Wasser führt.
 

Völlig in Gedanken versunken folgt der junge Zwerg dem steinigen Ufer bis er fast an der oberen Mündung angelangt ist...um ihn herum ist es beinahe totenstill. Er hört nichts als den Wind leise seufzend durch die Felsen streichen und ab und zu das kehlige Schreien der mächtigen Greifvögel die hier in den Bergen leben. Doch ganz plötzlich wehen unverkennbar leise Wortfetzen und fremde Klänge in seine Richtung.
 

Verblüfft blickt er auf. Er war glücklicherweise vorsichtig...so bringt er sich schnell hinter einem der großen Felsen im Flussbett in Sicherheit um nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Nicht bevor er nicht weiß, was da vorne vor sich geht und ob ihn nicht eine unangenehme Überraschung erwarten könnte. Doch als er neugierig um den Felsen herum späht...verschlägt es ihm beinahe die Sprache, als er erschrocken feststellt was es da ein Stück weiter vorne zu sehen gibt.
 

Es..es ist die Heilerin und sie ist allein. Thorin kann es nicht fassen, ausgerechnet die schon wieder? Aber wie er es auch anstellt, er kommt einfach nicht drum herum nun doch wissen zu wollen, was sie da eigentlich macht, so ganz allein. Er weiß genau, dass ihn das sicher nichts angeht. Aber die Neugier ist einfach zu groß, also beschließt er vorerst zu bleiben und sie vorsichtshalber im Auge zu behalten. Man(n) weiß ja nie.
 

In seinem Versteck wartet er geduldig ab, was sie wohl als nächstes tun wird und da hört er plötzlich ihre Stimme leise zu ihm durch dringen. Er hört sie das erste mal überhaupt singen. Ihr Gesang trifft ihn vollkommen unvorbereitet mitten ins Herz. Etwas vergleichbares wie das hat er noch nie zuvor gehört....es verzaubert ihn gänzlich, reißt ihn unweigerlich mit sich fort. Ihre klaren Worte dringen bis tief in seine wunde Seele hinein....es sind die Lieder seiner Heimat, die sie singt, denn auch die Heilerin spricht seine Sprache, und das überraschend gut, auch wenn sie dies in seinem Beisein niemals freiwillig tun würde.
 

Aber eigentlich mag sie Khuzdul, es ist die Sprache ihrer Kindheit. Die ihres Vaters schon daher wird sie diese niemals vergessen können. Lyriel die nicht im geringsten ahnt, dass sie von einem dunkelblauen Augenpaar höchst interessiert und neugierig beobachet wird hat ihre Arbeiten inzwischen fein säuberlich erledigt. Ihre Wäsche ist gewaschen und wieder ordentlich in ihrer Tasche verstaut damit sie diese in ihrem Garten zum Trocknen an die Leine hängen kann. Auch der Wasserkrug ist gefüllt und wartet eigentlich nur darauf von ihr nach Hause gebracht zu werden. Die Halbelbin sieht sich noch einmal aufmerksam um.
 

Sie weiß ganz genau, dass sie viel Zeit gebraucht hat um ihre Wäsche zu säubern, denn der Nachmittag schreitet unerbittlich weiter voran und der Weg zurück ist weit. Aber sie hat auch nicht vergessen, dass ihr selbst eine gewisse Grundreinigung nicht schaden könnte, wo sie schon mal da ist und sie ist sich zudem nicht sicher wie lange es wohl bis zum nächsten Mal dauern wird. Also fasst sie einen Entschluss, wenn sie sich beeilt schafft sie es spielend noch vor dem Dunkel werden nach hause zu kommen...gesagt getan. Sie sieht sich noch einmal hastig und aufmerksam nach irgend welchen eventuellen unwillkommenen Eindringlingen um.
 

Doch sie ist weiterhin allein...das glaubt sie zumindest. Mit geschickten Fingern löst sie so als erstes die langen Flechten ihres dunkelroten Haars bis es ihr offen über die Schultern bis zu ihren Hüften hinunter fällt...dann löst sie die Knöpfe und Knoten ihrer Überkleider und schlüpft schließlich ein wenig zögerlich aus diesen hinaus.
 

Nun trägt sie nur noch ihr helles Untergewand aus Leinen. Aber auch dieses fällt schließlich der Schwerkraft zum Opfer. Sie trägt alles säuberlich zu einen Haufen zusammen und legt sich anschließend nur wieder ihren schmalen Gürtel mit dem Dolch um die nackten Hüften. Als sie fertig ist überbrückt sie geschickt das kurze Stück bis zum See hin, der an der Stelle vom Ufer her nicht tief ins Wasser ragt.
 

Sie lässt sich genügend Zeit um sich abzukühlen, ehe sie weiter hinein geht um sich zu waschen und auch um eine kurze Runde zu schwimmen, denn das hat sie schon sehr lange nicht mehr getan und sie wähnt sich dazu vollkommen allein....also hat sie alle Zeit der Welt. Der Übermut erfasst sie kurzzeitig und so plantscht und lacht sie gelöst laut auf als sie durch das klare und erfrischende Wasser springt wie ein junges Mädchen...sie hat so selten etwas zu lachen...doch heute...ja heute genießt sie es allein zu sein und diese einmalige Freiheit nur für sich zu haben.
 

Lyriel die nicht im Geringsten ahnt, wie nahe sie damit unweigerlich an Thorins Versteck vorbei kommt ist weiterhin vollkommen unbedarft. Sie hat keine Ahnung, dass es dem jungen Zwergenmann bei diesem für ihn völlig unerwarteten Anblick nicht nur allein seiner Sprache sondern auch noch so allerlei seiner anderen Sinne beraubt hat. Er hat damit ungewollt etwas vor die Nase bekommen, was ihn ganz und gar nichts angeht und ist derweil schwer am Schlucken, denn er weiß nicht was er machen soll. Ohhhwww verdammt und ihre nackten Tatsachen sind dazu beileibe alles andere als unattraktiv für ihn.
 

Der junge Zwerg fährt unvermittelt heftig in sich zusammen, denn erneut überkommt ihn dieses merkwürdige Gefühl als würde sie ihn geradezu magisch anziehen. Sein Blick klebt dabei weiterhin fasziniert an ihrem langen feuerroten Haar fest, das in wilden Strähnen flüssigen Feuers durch die Luft tanzt und das so nahe, dass er nur noch danach zu greifen braucht.
 

Er der unweigerlich eine besondere Schwäche für rotes Haar hat...und das schon immer....schon immer...
 

...und nicht nur das allein...



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