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Gotta heal 'em all!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein neues, etwas zu lang geratenes Kapitel. Es haben nicht alle meine Aufgaben einen Platz in diesem Kapitel gefunden, weshalb ich sie ins nächste Kapitel mitnehme. Das wird wohl die nächsten Kapitel so gehen. Eine große Entschudligung an meine Göttin.
Die Regeln, die es ins Kapitel geschafft haben, findet ihr im Nachwort. Desweiteren habe ich die ab jetzt wichtigen Charaktere auf der Fanfiction-Seite hinzugefügt. Jetzt hör' ich auf zu reden und wünsch euch viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen

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Geduld ist eine Tugend

Die Stadt hatten wir schon bald hinter den Bäumen aus den Augen verloren. Psiana marschierte noch immer voller Tatendrang voraus, achtete jedoch darauf uns nicht zu verlieren. Hier mit Yumiko still nebeneinander her zu laufen fühlte sich nicht unbedingt an, als wären wir auf einem Wanderausflug. Wir hatten eine Mission, die wir nicht vergessen durften. Meine Gefühle schwankten zwischen Hoffnungen, wilde Pokemon zu sehen und zwischen Panik, am Ende womöglich zu versagen und all die Menschen, die mir in diesen 24 Stunden so viel Vertrauen geschenkt hatten, zu enttäuschen.

Abwesend spielte ich mit den Bällen an meinem Gurt und drehte sie dabei in ihrer Halterung hin und her.

"Nervös?", fragte Yumiko. "Nein... Ja." Ich wusste nicht einmal, ob ich nervös war. Bevor ich weiter sprach, nahm ich einen tiefen Atemzug. "Ich will die Leute hier nicht enttäuschen", gab ich laut zu, woraufhin Yumiko verständnisvoll nickte.

"Unsere Reise hat gerade erst begonnen. Konzentriere dich darauf das Ziel zu erreichen und nicht auf das Ziel selbst."

Überrascht starrte ich sie an. Für ihr junges Alter konnte sie schon sehr weise sein. "Du hast Recht. Konzentrieren wir uns darauf unser erstes Ziel zu erreichen: Mahagonia City." Die Karte Johtos war mir mehr als vertraut und ich hatte eine vage Vermutung, wo wir hin mussten. Mahagonia City lag östlich von Teak City. Gemäß meiner bisherigen Erfahrung mit der fiktionalen Karte war die Reise zwischen den zwei Städten ein Katzensprung gewesen. Doch ich befürchtete, dass hier nicht 100 Meter, sondern mehrere Kilometer zurück gelegt werden mussten, um in die nächste Stadt zu kommen.

Glücklicherweise gab es befestigte Wege, so wie den auf dem wir uns gerade befanden. Er führte uns nun schon eine ganze Weile durch den Wald und erleichterte uns das Gehen, indem es uns erspart blieb durchs Dickicht zu laufen. Immer wieder spähte ich ins dunkle Geäst in der zwiespältiger Hoffnung ein wildes Pokemon zu treffen. Momentan war ich völlig schutzlos und auf die Hilfe von Yumiko und ihren Pokemon angewiesen. Ich wollte zwar ein Pokemon sehen, um es fangen zu können, aber ich war nicht gerade in der Lage es vorher zu schwächen. Ich befand mich in einer Zwickmühle.

 

Im Grunde musste ich jeder Zeit mit einem Angriff rechnen. Ich gab mich nicht der Illusion hin, dass die Pokemon uns nur im Gras angreifen würden. Diese Situation war mit dem Mythos um die 5-Sekunden-Regel vergleichbar. Die Vorstellung, dass Bakterien und Keime fünf Sekunden warten würden, bevor sie ein zu Boden gefallenes Sandwich befielen war einfach nur abstrus. Ebenso abstrus war die Vorstellung, dass Pokemon warten würden, bis wir ins hohe Gras gehen würden, bevor sie angriffen. Nein, wir befanden uns hier in einem lebendigen Ökosystem. Hier konnte und würde dich alles angreifen, wenn du ihnen zu nahe kamst.

Tatsächlich entdeckte ich ab und zu ein Pokemon hinter einem Busch kauernd, auf einem Baum kletternd oder während es unseren Weg kreuzte. Innerlich strich ich eine imaginäre Liste ab von alle den Pokemon, die ich dabei sah. Auf den Bäumen versteckten sich ein paar Menki. Am Boden sah man kleine und große Rattfratze und immer wieder war das Geflatter von Flügel zu hören. Die Vorstellung, von Pokemon umringt zu sein war gleichsam überwältigend, wie erschreckend. Aber bis auf ein paar neugierige Blicke ließen sie uns alle bisher in Frieden. Verwundert stellte ich fest, dass nach und nach die Gegend spürbar bergiger und unzugänglicher wurde, fast so als wäre man ... Oh nein.

"Yumiko", räusperte ich mich. "Wo gehen wir hin?" Die Frage war unschuldig. Fast so unschuldig wie das Grinsen, dass ich zur Antwort bekam.

"Nach Mahagonia City natürlich." Nein, mit so etwas wollte ich mich jetzt nicht herum schlagen. "Ich meins' Ernst, Yumiko, wo sind wir?" In dem Moment tauchte hinter einer Biegung schon die ersten Ausläufer eines Gebirges auf. Im Grunde hätte sie sich daraufhin die Antwort auch sparen können. Ich wusste genau wo wir waren und das gefiel mir gar nicht.

"Wir gehen zum Kesselberg", verkündete sie euphorisch. "Dort gibt es ein riesiges System aus Tunneln, die geradezu geschaffen sind Pokemon zu trainieren und- was ist?" Als sie den Namen des Berges ausgesprochen hatte, hatte ich meinen Kopf in die Hand gelegt und begonnen meine Schläfe zu massieren. Ganz Ruhig! ... Leider blieb die Massage wirkungslos.

Tahmoh hatte uns extra geraten, keine Höhlen zu benutzen und wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass es noch einen anderen, sehr viel einfacheren Weg nach Mahagonia City gab, wäre sie mit dieser Aktion sogar ohne Konsequenzen durch gekommen... Wem machte ich etwas vor. Ich konnte ihr schlecht erzählen, dass ich Wissen über ihre Welt besaß, das ich eigentlich gar nicht haben dürfte. Sie würde mit dieser Aktion durchkommen und wir würden uns durch den Kesselberg schlagen müssen.

"Gar nichts", beantwortete ich atemlos ihre Frage. "Ich hatte nur nicht erwartet bereits nach ein paar Stunden das Innere eines Berges zu sehen. Besonders, da Tahmoh uns ausdrücklich gebeten hatte keine Höhle aufzusuchen", setzte ich ein wenig bissig nach.

"Hast du Platzangst?", überging sie mein Kommentar zu den Anweisungen des Hohepriesters. Erschrocken nahm sie die Hand vor den Mund. Kurz überlegte ich zu lügen und vorzugeben, dass mir enge Räume tatsächlich etwas ausmachten, aber jetzt waren wir bereits hier. Also konnten wir die Aktion auch genauso gut durchziehen.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nur hatte ich mich schon an das tolle Wetter gewöhnt." Gezwungenermaßen schenkte ich ihr ein Lächeln, obwohl mir gerade ganz und gar nicht nach Lachen zu Mute gewesen war. Damit setzten wir unserer Reise fort. Es dauerte auch nicht mehr lang, bis wir einen Eingang im Fels entdeckten. Ein riesiger Überhang markierte die Stelle, an der in den Fels gebohrt worden war und von wo aus sich die Tunnel erstreckten. Das Mädchen konnte es kaum erwarten hinein zu gehen, doch Innen war es stock dunkel.

"Hast du Taschenlampen?", fragte ich sie barscher, als ich es wollte. Von meiner Laune bemerkte sie allerdings nichts und ließ sich in ihrer freudigen Erwartung auf das, was vor ihr lag nicht aus der Ruhe bringen. Sie griff an ihre Bauchtasche und holte etwas heraus.

"Besser", sagte sie und warf, was ein Pokeball sein musste. Gespannt beobachtete ich, wie aus dem gelben Strahl aus Licht ein Pokemon wuchs. Es gab einen hörbaren Plop, als der Deckel aufsprang und das Pokemon aus dem Inneren frei gelassen wurde. Was ich sah besserte meine Laune in höchstem Maße. Das war sogar noch untertrieben. Mir entglitt in Wirklichkeit ein Kreischer, den alle Anwesenden aufschreckte.

"Du hast ein Glumanda?!", schrie ich ungläubig in einer viel zu hohen Stimme. Ich hatte nicht lange überlegt und war sofort, als ich erkannt hatte was es war, zu dem Pokemon mit dem Feuerschwanz gerannt. Ich warf mich fast zu Boden, um es Aug in Aug begutachten zu können. Ohne Zögern nahm ich seinen Kopf in die Hände und rieb sachte an seinen Bäckchen. Zunächst war es erschrocken zurück gewichen, doch ihm schien das Backenreiben zu gefallen. Zumindest ließen das zufriedene Brummen und die entspannte Haltung darauf schließen. Meine Hände konnten seinen Kopf fast vollständig umschließen oder anders gesagt: es war winzig.

"Aw, bist du süß." Am liebsten wollte ich es hochheben, aber hielt mich dann doch zurück. Stattdessen begnügte ich mich das Köpfchen zu massieren.

Seine Haut war glatt wie ein Babypopo, nur fühlte sie sich an als hätte sie zu lange in der Sonne gelegen. Von dem Pokemon ging eine starke Hitze aus und dabei streckte er seinen brennenden Schwanz weit von mir. Es hatte eine gesunde orangefarbene Bräunung und seine leuchtend blauen Augen hatte er genießerisch halb geschlossen.

"Den kleinen Kerl hier habe ich erst seit ein paar Wochen. Vater hat mir ein Ei geschenkt. Es hat ewig gedauert, bis er geschlüpft ist, aber das Herumtragen des Eis hat sich gelohnt. Ist er nicht entzückend?" Es war zu deutlich, wie stolz sie auf das Glumanda war. Sie hatte sich herab gebeugt und nahm ebenfalls an den Streicheleinheiten teil. So, wies es aussah musste man jeden Moment damit rechnen, dass es sich auf den Rücken legen würde in der Hoffnung den Bauch gekrault zu bekommen. Ich riss mich von ihm los und begutachtete ihn ein wenig aus der Distanz, die meine Höhe im Vergleich zu seiner bot. Wenn er erst ein paar Wochen alt war würde das seine Größe erklären. Er reichte mir nicht einmal ans Knie, was nicht verwunderlich war, wenn er noch nicht ausgewachsen war.

"Ich habe noch nie ein so schönes Glumanda gesehen", beantwortete ich ihre rhetorische Frage, noch immer auf das Feuer-Pokemon fixiert. Ein Ruf ließ mich jedoch herumdrehen. Psiana saß am Eingang und protestierte nun lautstark, dass wir der Höhle weniger Aufmerksamkeit geschenkt hatten, als dem Glumanda.

 

Der Anblick des Feuer-Starters hat meine Wut verrauchen lassen. Nun marschierten wir dicht hinter Glumanda und Yumiko strahlte mit dem Feuer seines Schwanzes um die Wette.

"Das ist doch viel besser als eine Taschenlampe. Glumanda erleuchtet uns den ganzen weg!"

In dem Fall musste ich ihr Recht geben. Der Tunnel war stockdunkel, doch mit dem kleinen Feuer-Pokemon direkt vor uns konnten wir in einem 360° Winkel unsere Umgebung im Auge behalten. In solchen Höhlen gab es für gewöhnlich nur eins: Zubat. Sie gehörten nie zu meinen Favoriten, vermutlich gerade weil man sie gefühlt zu tausenden im Laufe eines Spieles besiegen musste. Dem Gras konnte man ja noch ausweichen. Aber in Höhlen war man ihnen "schutzlos" ausgeliefert. Gutes Mädchen, gerade mal ein paar Minuten in der Höhle und schon beginnst du mit den schlechten Wortwitzen.

Mit jedem Schritt wurde die Luft spürbar kälter, weshalb ich den Reisverschluss meiner Weste mit einem Ruck schloss. Der zweite positive Faktor an Glumanda war, dass es neben Licht auch Wärme spendete. Allerdings war auf Grund seines jungen Alters seine Flamme noch recht klein, weshalb Yumiko schon bald zu frieren begann. Sie trug nur eine kurze helle Hose mit dünnen Leggins darunter. Ihr langes Tanktop bot ebenfalls kaum Schutz vor dem kühlen und feuchten Klima.

"Hast du keine Jacke?", fragte ich sie, als sie begann mit den Zähnen zu klappern. Doch sie schüttelte nur den Kopf. "Schon i-in Ordnung. Ich hab-be mich gleich a-aan die Kälte gewöhnt." Normalerweise war ich die Frostbeule. Ich wusste, weshalb ich auf eine lange Hose und Weste bestanden hatte... Eigentlich wollte ich sogar noch Handschuhe, hatte mich dann aber doch dagegen entschieden, was aber eher daran lag, dass ich die Leute nicht unnötig ausbeuten wollte. Handschuhe könnte ich später immer noch kaufen; falls ich denn Geld auftreiben könnte.

Wir folgten dem geradlinigen Tunnel eine Weile ohne auch nur auf ein einziges Pokemon zu treffen, doch dann öffnete sich der Weg vor uns und wir standen in einem riesigen freien Raum. An manchen Vorsprüngen hingen Fackeln, aber zum Größten Teil war es auch hier stock dunkel. Es fühlte sich jedoch anders an, als noch im Tunnel. Irgendwie spürte man, wenn man sich in einer engen Umgebung befand. Genauso spürte man, wenn man in einer riesigen Höhle stand, was wir eindeutig taten. Man atmete ganz anders und es hallte ganz anders. Deutlich waren die aneinander schlagenden Flügel der Pokemon, die in diesen Höhlen lebten zu hören. Hey, klasse, Zubat! Was für eine Überraschung. Ab und zu spürte man auch kleinere Beben, die von herabfallenden Felsen unsichtbar für unser Auge verursacht wurden. Mir wurde klar, dass man hier nicht einfach von einer Treppe zur anderen laufen würde, bis man den Ausgang erreicht hatte. Man musste ständig auf der Hut vor Steinschlag sein. Doch aus irgendeinem Grund war Yumiko froh hier zu sein.

"Ich hoffe du kennst den Weg", sagte ich zu ihr, die Hände vor der Brust verschränkt. Yumiko bestaunte noch immer die Höhle, in der wir uns befanden. "Mhh ja, ja." Augenrollend drehte ich mich zu Psiana. "Ich wusste es, hier rein zu gehen war eine ganz blöde Idee", flüsterte ich zu dem Pokemon. Ich hatte das Gefühl, dass das Pokemon tatsächlich einer Meinung mit mir war.

Links von uns führte der Weg in einer Steigung nach oben, während der Bereich vor uns sich weiter auf derselben Ebene in die Höhle erstreckte. Glumanda wählte den linken Weg -  danke Glumanda - weshalb wir nun in mehreren Metern Höhe an einem Abgrund liefen. Mit der linken Hand fuhr ich zur eigenen Stabilisierung über den kalten Stein, während es rechts von mir steil bergab ging. Ich hatte keine Höhenangst, aber für ein Geländer zwischen mir und einem schmerzhaften Tod wäre ich in diesem Moment sehr dankbar gewesen.

Psiana hatte den Vorteil die Körperbeherrschung einer Katze zu besitzen und Glumanda war noch zu klein um die Gefahr zu erkennen. Oder er war genauso naiv, wie seine Trainerin.

 

Ständig griff ich zu meiner Wasserflasche und beobachtete mit Schrecken, wie sie immer leerer wurde. Schnaufend steckte ich sie schließlich weg und zwang mich fürs Erste die Finger davon zu lassen. Der Marsch des Tages hing mir bereits in den Knochen und ich spürte während des Laufens bergauf, wie sich die ersten Blasen an meinen Füßen bildeten. In unregelmäßigen Abständen passierten wir kleine Öffnungen, durch die Luft strömte und die somit kühlende Wirkung hatten.

Aus einer solchen Öffnung kam plötzlich etwas heraus geflogen, als ich mit der Hand darüber strich. Ein lautes Kreischen erfüllte den Raum, was mehrfach als Echo an den Wänden zurück geworfen wurde und irgendwo einen weiteren Steinschlag auslöste. Ein Zubat flog aufgeregt um mich herum und kratze mich an den Händen, mit denen ich mein Gesicht schützte. Seine großen, ledernen Flügel schlugen mit jedem Zug gegen mich. "Yumiko, mach was!", rief ich über die Geräusche, die das aufgeregte Pokemon machte, hinweg.

Mit einem Mal war es jedoch verstummt und ich öffnete die Augen. Es schwebte völlig bewegungslos in einiger Entfernung in der Luft umgeben von einem schwach leuchtenden Licht. Mein Blick fiel auf Yumiko, die jedoch mit dem Finger auf einen Punkt vor mir zeigte. Dort stand Psiana mit weißen Augen. Es benutze eine Attacke ... Psychokinese!

Wie gestern hatte es eine Attacke benutzt, um mich zu schützen. Doch diesmal griff es an, anstatt nur zu verteidigen. Nachdem sie das Zubat mit Psychokinese von mir weg gezwungen hatte, öffnete es nun sein Maul und beschoss es mit kleinen gelben Kugeln. Nein, das waren Sterne! Sie benutzte Sternschauer! Ich war völlig fasziniert, ein kämpfendes Pokemon zu sehen. Es hatte etwas magisches, wie aus dem nichts diese kleinen Sterne auftauchten.

Das durch die Psychokinese zur Bewegungslosigkeit verdammte Zubat traf der Sternschauer mit voller Wucht. Fast gleichzeitig beendete Psiana die Psychokinese und das Zubat fiel mit lautem Geschrei gen Boden direkt auf Yumiko. Aus Reflex fing sie das nun bewusstlose Pokemon und legte es vorsichtig zurück in die Spalte, aus der es geflogen war.

Die Attacke hatte mich wirklich kalt erwischt, obwohl ich seit Stunden einen Angriff wilder Pokemon erwartet hatte. Dass ein Exemplar aber aus den Wänden geschossen kam, damit hatte ich nicht gerechnet. Nur langsam beruhigte sich mein Herzschlag, der sowieso auf Grund der Wanderung erhöht war. Im Licht des Feuers begutachtete ich meine zerkratzten Unterarme. Die Schnitte waren nicht tief und auch nichts, was ich nicht von meinem - na sagen wir - Pokemon zu Hause gewohnt gewesen wäre. Yumiko hingegen stammelte beunruhigt vor sich hin.

"Das tut mir so leid, ich war so überrascht, geht es dir gut? Glumanda kann noch kein Glut und bis ich einen Pokeball gefunden hatte, hat Psiana schon angegriffen!" Ihr Gesicht war käseweiß. Ich kann von Glück reden, dass Glumanda noch kein Glut kann, ansonsten wären meine Haare jetzt wohl angesengt.

"Nichts passiert, ich hab' mich nur erschrocken", beruhigte ich sie. Ich wendete mich schnell Psiana zu, die neben mir saß und bedankte mich. Doch das Pokemon starrte mich an, als wollte es sagen, dass es meine Schuld gewesen sei angegriffen worden zu sein.

 

Nach kurzer Pause setzten wir unseren Weg fort, dabei hatte ich jedoch zusätzlich zum Abgrund die Löcher in der Wand im Blick. Glücklicherweise blieb das Zubat das einzige, das uns angriff. Wir erreichten ein Plateau, von dem aus mehrere Tunnel in die Höhle abzweigten. Man sah jedoch wie sich eine natürliche Brücke aus Steinen über den Abgrund ins Dunkle erhob. Wirklich scharf war ich nicht über die geländerlose Brücke zu gehen und ich war froh, als Yumiko sich für einen der Tunnel entschied.

Die Luft hier war fürchterlich abgestanden und es roch nach fauligem Wasser. Nach einer Weile begann der Weg ein wenig abzufallen. Gleichzeitig wurde er schmaler, weshalb wir uns an manchen Stellen seitlich durch einen Engpass zwängen mussten. Noch folgte ich Yumiko stumm.

Der Abstieg war bis auf die wenigen Engpässe leichter als der Aufstieg. Nicht nur, weil man von allen Seiten eingeschlossen war und keine Angst haben musste bei einem falschen Schritt abzurutschen. Irgendwann hörten wir ein anhaltendes Geräusch, das definitiv nicht von Pokemon kommen konnte. Nach der gefühlt fünfzigsten Biegung kamen wir erneut in einer Höhle heraus, die jedoch im Gegensatz zu der ersten einen seltsamen eigenen Schimmer hatte. Damit war der Ursprung des seltsamen Geräusches und des modrigen Geruches geklärt. Vor uns erstreckte sich ein riesiger See, der durch Wasser, das durch die Wände sickerte, gespeist wurde. Das wenige Licht, das mit dem Wasser durch die Löcher seinen Weg ins Innere fand, verlieh der Höhle einen mystischen Schimmer.

 

Yumiko nutzte den See um nach kurzer Qualitätskontrolle ihre Wasserflasche aufzufüllen. Das Wasser des Sees war in ständiger Bewegung, weshalb der Geruch nach abgestandenen Wasser von den vielen Pfützen kommen musste. Schnell tat ich es ihr mit meiner fast leeren Flasche gleich, nahm einen ausgiebigen Schluck und seufzte zufrieden, als das kalte Wasser meine Kehler hinunter lief. Auf meine Bitte hin rasteten wir hier und legten eine kleine Essenspause ein. Mir knurrte der Magen und ich brauchte jetzt wirklich etwas zu essen. Zu meiner Überraschung holte Yumiko zwei Becher aus ihrem Rucksack. Fragend starrte ich den, den sie mir hin hob an. "Was ist das?," fragte ich skeptisch.

"Oh Verzeihung, willst du lieber einen Aprikokoriegel?", entgegnete sie schnell und kramte eine Art Schokoladenriegel hervor. Kopfschütteln nahm ich den Becher und las, was dort stand.

"Instant-Nudeln?!" Ich hatte richtigen Proviant erwartet: Brot, getrocknete Wurst, Obst. Aber keine Instant-Nudeln mit ... Tsitrusgeschmack.

"Die sind gut!", verkündete sie und füllte den Becher auch schon mit Wasser aus dem See. Wenig begeistert starrte ich auf meinen. Mit solchem Essen hatte ich mich bisher nie anfreunden können und ich bezweifelte, dass die Instant-Nudeln hier besser waren, als ihre Gegenstücke in meiner Welt. Wieso hatte sie überhaupt so ein Zeug dabei? Als ich zu meiner Reisebegleiterin schaute saß sie schon auf einem Felsen und hielt den Becher über dem Feuer von Glumanda, das still hielt. Scheinbar machten die Beiden das nicht zum ersten Mal.

"Hast du auch etwas für die Pokemon?", fragte ich meine Aufmerksamkeit weg von meinem Essen lenkend. Yumiko gestikulierte mit seltsamen Kopfbewegungen zu ihrem Rucksack.

"Ich habe eine Packung Pokefutter. Du kannst sie gerne holen." Da sie beschäftigt war ihren Becher über Glumanda zu erhitzen nahm ich ihr Angebot an und durchsuchte ihren Rucksack nach dem "Pokefutter". Hoffentlich stand die Bezeichnung auf der Packung, denn ich hatte keine Ahnung, wie Pokefutter auszusehen hatte. Was ich fand war ernüchternd. Ich Rucksack war voll mit verschiedensten Bechern, Riegeln, Tüten mit Knabberzeug und anderen Fertigprodukten. Da geht meine Hoffnung auf Brot dahin. Unter den bunten Tüten fand ich auch eine mit der Aufschrift 'Pokefutter'. Ich öffnete sie und entdeckte gelbliche Briketts, die Ähnlichkeit mit Trockenfutter für Hunde hatten. Es roch jedoch fruchtig süß und nicht nach dem typischen Frolic. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Briketts ein Pokemon aß, also nahm ich eine Hand voll und ging damit zu Glumanda. Begeistert nahm es drei aus meiner Hand und knabberte an ihnen immer darauf bedacht, sich nicht allzu sehr zu bewegen. Stumm fragte ich Yumiko mit einem Blick, ob sich Glumanda noch etwas holen dürfte. Drei waren aber wohl genug.

Schließlich ging ich zu Psiana, die es sich am Ufer gemütlich gemacht hatte. Ich ging vor ihr in die Hocke und hob ihr die restlichen Briketts hin. Zaghaft schnupperte sie an dem Futter und schien wenig erfreut zu sein. "Glaub' mir, ich bin auch nicht begeistert von dem Essen, was Yumiko mit genommen hat", flüsterte ich dem Pokemon zu. Ich legte die Briketts auf einem Taschentuch vor ihr ab und ging zurück zu Yumiko, die bereits gierig an ihren Nudeln schlürfte. Auf Grund der mangelnden Alternativen nahm ich mir schließlich den Becher, füllte ihn mit Wasser aus dem See und erwärmte ihn vorsichtig über Glumandas Feuer, das auch für mich still stand, während es noch immer an seinem Essen knabberte.

 

Während ich den Becher in meinen Händen drehte ließ ich meinen Blick ziellos über die Höhle gleiten. Da fiel mir etwas auf. "Du weißt wo wir sind, oder Yumiko?"

"Natürlich". Mit vollem Mund war sie kaum zu verstehen. "Wieso?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Der einzige Ausgang aus der Höhle ist dieselbe Öffnung durch die wir gekommen sind." Das hieß, der einzige Weg war wieder zurück zu gehen. Super, zurück nach oben durch die Engpässe.

Neugierig schaute sich nun auch Yumiko um, kam aber nur zum selben Ergebnis. Mir entging nicht, wie sie für ein paar Herzschläge aufhörte zu kauen.

"Du warst noch nie hier, hab' ich Recht?" Schief grinsend beobachtete ich jede ihrer Bewegungen. Selbst im schwachen Licht sah ich, wie sie rot anlief. Das war wohl ein 'Nein'. Wir waren ja noch nicht weit gegangen und der Weg ließ sich auch leicht zurück finden. Trotzdem hatten wir hier Zeit verloren.

"Ach Yumi, dein Abenteuergeist in allen Ehren, aber sag' das nächstes Mal, wenn du blind in irgendetwas hinein läufst. Dann merke ich mir den Weg und folge nicht einfach drauf los. Immerhin warst du diejenige gewesen, die gestern noch von Eile geredet hat." Ich schenkte ihr ein verständnisvollen Lächeln. Sie war ein paar Jahre jünger als ich und in manchen Situationen eben im Grunde genommen doch naiv. Indem ich einen Spitznamen verwendete wollte ich die Sache etwas entschärfen. Nicht, dass sie noch glauben würde, ich schimpfte mit ihr.

"Ich kenne den Weg", sagte sie stattdessen, noch immer mit rotem Gesicht. Irritiert sah ich sie an. "Das letzte Mal bin ich von der anderen Seite gekommen und hatte keine Gelegenheit gehabt den Gang zu erkunden", gab sie zu.

"Dann sag mir das und lauf nicht einfach in einen Gang hinein. Hast du geglaubt hier geht es nach draußen?"

"Ich hatte es gehoffte, ja."

Auf ihre naive Antwort musste ich unweigerlich schnaufen. Nicht alle Wege führten nach Rom, was unsere gegenwärtige Sackgasse ja bewies.

"Wir sind schon lange unterwegs und es wird sicher bald dunkel. Wir sollen aus der Höhle raus", sagte ich. Mit der Vorstellung die Nach draußen verbringen zu müssen hatte ich mich schon angefreundet, dafür war die Matratze im Miniformat schließlich da. Aber ich war nicht scharf darauf in der Höhle zu schlafen. Doch Yumiko blieb hartnäckig.

"Der Weg durch den Berg ist viel schneller, deshalb habe ich ihn von vorneherein gewählt. Ich versprech keine Abstecher mehr auf eigene Faust zu machen. Aber wenn wir jetzt aus der Höhle gehen, haben wir einen ganzen Tag verloren und vielleicht sogar mehr." Seufzend lehnte ich an die steinerne Wand hinter uns, an der wir unser kurzzeitiges Lager geschlagen hatten. Ich glaubte ihr, was die Route anging. Der Weg mochte schneller sein und der heutige Tag wäre vermutlich wirklich nur Zeitverschwendung gewesen, wenn wir jetzt umkehrten. Dennoch hatte ich Zweifel an ihrer Kenntnis, was die Höhle anging. 

"Erklär mir den Weg", verlangte ich schließlich. Yumiko hob erstaunt die Augenbrauen. "Erklär' mir, wie wir laufen werden. Welchen Weg müssen wir nehmen, wo landen wir daraufhin, wo geht's danach weiter, wo ist der Ausgang?", spezifizierte ich meine Frage.

Yumiko nahm sich ein paar Sekunden Zeit bevor sie antwortete. "Wir nehmen den mittleren Gang auf dem Plateau. Der Weg wird sehr steil werden und wir müssen ein wenig klettern. Aber er ist nicht lang. Er führt in eine weitere Höhle, die als Nestplatz der Zubat dient. Wir bleiben am Boden und durchqueren sie. Am Ende gibt es zwei Wege, von denen wir den rechten nehmen. Der wird ähnlich wie der erste, nur führt der uns wieder ein Stück bergab, bis er geradeaus weiter in die erste Höhle mündet. Wie werden einige Meter über dem Plateau herauskommen und eine Brücke benutzen. Der Weg ab da wird leichter, da er keine allzu großen Steigungen besitzt. Am Ende müssen wir nur noch über eine Rampe wieder nach unten, um den Ausgang zu erreichen." Mit geschlossenen Augen hatte sie den Weg beschrieben. Doch zufrieden war ich noch immer nicht gänzlich.

"Wie lange wird das dauern?"

Ein wenig ließ sie die Schultern hängen. "Aus der Höhle werden wir es nicht mehr schaffen. Der eigentliche Weg beginnt nach der Brücke. Er führt uns einmal durch den Berg." Ich seufzte, doch Yumiko sprach schnell weiter. "Wenn wir morgen früh aufbrechen sind wir mittags aus der Höhle raus und haben die Hälfte des Weges hinter uns, den wir hätten nehmen müssen, um um den Berg herum zu gehen. Wir sparen Tage!", versicherte sie mir. Ich ließ mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Ihre Beschreibung war gut und wenn wir auf etwas anderes stoßen würden, würde ich merken, dass wir falsch abgebogen waren.

In der Zwischenzeit war auch mein Essen dampfend heiß. Kaum hatte ich den ersten Bissen im Mund hielt ich inne. Das gibt's nicht. Die schmecken exakt wie zu Hause: grauenvoll. Doch der Hunger trieb es hinein. Das nächste Mal besorg ich den Proviant. Gabel für Gabel leerte ich schließlich den Becher.

Mit einem Blick auf Psiana stellte ich zufrieden fest, dass auch bei ihr der Hunger gesiegt und sie das Futter aufgegessen hatte. Das letzte, was ich wollte war, dass sie hungerte. Da es nicht wirklich Geschirr zu putzen gab machten wir uns auch direkt nach dem Essen wieder auf den Weg. Die ersten Schritte brannten wie Feuer, doch nach ein paar Meter gewöhnten sich meine Füße wieder an die Bewegung und der Schmerz ließ - nein, nicht nach aber er war ertragbar.

 

Durch dieselbe Öffnung, durch die wir die Höhle betreten hatten, verließen wir sie und machten uns an den Aufstieg. Diesmal lief ich jedoch vorne heraus. Wie erwartet war der Aufstieg nicht angenehm. Irgendwann blickte ich nur noch stoisch auf den Boden direkt vor mir und massierte mir gelegentlich die von Seitenstechen geplagten Stellen.

Erleichert atmete ich auf, als wir endlich wieder oben auf dem Plateau ankamen. Yumiko würde mir die Entscheidung überlassen, welchen Weg wir einschlagen würden. Sollten wir die Rampe nach unten gehen und die Höhle verlassen, oder den Weg durch den Berg wagen? Frustriert rieb ich mir das Gesicht, entschied mich jedoch für die zeitsparende Variante. Wortlos bog ich in den Gang, in den Yumiko und Glumanda mir folgten. Ich wollte nicht in Yumikos Gesicht schauen, die mit Sicherheit ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen hatte.

Wie bereits von ihr angedroht war dieser Gang sehr steil und voller Geröll. Mehr als einmal mussten wir über größere Haufen klettern oder uns an Wänden hochziehen. Letzteres war nicht gerade meine Stärke und Yumiko musste mich regelrecht in die Höhe ziehen. Dabei scheuerte ich mir auch noch die Innenseiten meiner Hand auf. Ich opferte ein wenig meines Wassers, um die Risse vom Dreck zu reinigen, aber trotzdem brannten sie wie Feuer. Ich hatte nicht erwartet, dass mein Medizin-Kit schon am ersten Tag zum Einsatz kommen würde. Über die tieferen Schnitte klebte ich Pflaster, beließ jedoch das Meiste, wie es war. Erleichtert atmete ich auf, als wir schließlich die Zubathöhle erreichten.

Der Lärm war schon im Tunnel zu hören gewesen, aber in der Höhle selbst war es ohrenbetäubend. Eine Mischung aus Flügelflattern und hohem Geschrei erfüllte die Luft. Kaum hatten wir die Höhle betreten, griffen uns auch schon ein halbes Dutzend gleichzeitig an. Psiana reagierte sofort und schoss erneut eine Salve Sternenschauer auf die Zubat. Auch Yumiko handelte schnell und warf einen Pokeball. Sie schien ihren Fehler während des ersten Angriffs wieder gut machen zu wollen. Mit einem lauten Plop, der sich zusammen mit dem Geschrei an den Wänden als Echo reflektierte, erschien etwas überraschend Riesiges. Ein bläulicher Schimmer ging von  dem Pokemon aus, oder besser von der glänzenden Kugel unter seinem Hals. Yumiko hatte tatsächlich ein Dragonir in den Kampf geschickt. Mit offenem Mund beobachtete ich, wie Psiana und Dragonir ein Zubat nach dem anderen zurück drängten. Dragonir schwebte förmlich in der Luft und bewegte sich geschmeidig um die angreifenden Pokemon. Seine Ausmaße waren gigantisch und ließen Psiana, die direkt unter dem Drachen stand, regelrecht winzig wirken. Glumanda schien die Pokemon anzufeuern. Verkneif dir den Wort Witz, Mimi. Verkneif's dir.

Energisch fuchtelte Glumanda mit den kleinen Händchen und unterstütze seine Kameraden mit diesem Tanz. Es dauerte nicht lange und alle angreifenden Zubat waren verschwunden. Zufrieden rief Yumiko ihr Dragonir zurück.

"Ein Dragonir...nett", versuchte ich nicht zu aufgeregt zu klingen. Ich hatte schon bei Glumanda peinlich genug über die Stränge geschlagen. Ich durfte mich nicht bei jedem Pokemon derart hinreißen lassen. Aber sie hatte ein verdammtes Dragonir!!! Ich räusperte mich. "Gut gemacht, Psiana", sagte ich zu dem Pokemon, dass sich unbeeindruckt die Ohren mit der Pfote putzte.

Bevor weitere Zubat sich doch noch entschieden würden uns anzugreifen beeilten wir uns durch die Höhle zu kommen. Wir blieben nahe der Wand und liefen im beschleunigten Gänsemarsch hintereinander her. Dennoch dauerte es eine Weile, bis wir die von Yumiko beschriebene Öffnung endlich erreichten. Wie versprochen gab es hier zwei abzweigende Wege und nach kurzem Vergewissern meinerseits bogen wir in den rechten Gang ab.

 

Mittlerweile war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich keine Lust mehr auf Laufen hatte. Meine Zehen und Sohlen taten weh und meine Verletzungen an den Händen brannten. Jeder Stein schien meinen Schmerz zu verschlimmern, da half es recht wenig, dass wir bergab liefen. Der Tunnel war teilweise eingestürzt, weshalb wir uns durch schmale Öffnungen quetschen mussten. Yumiko versicherte mir, dass der Tunnel noch nicht eingestürzt gewesen war, als sie hier während ihrer Herreise durchging.

Auch Glumanda fiel es zusehends schwerer Schritt zu halten. Das kleine Pokemon war noch zu jung, um solch große, beschwerliche Strecken hinter sich zu bringen, weshalb Yumiko gezwungen war Glumanda zurück in seinen Pokeball zu rufen, wo er sich ausruhen konnte. Ohne sein Feuer musste Yumiko nun doch die Taschenlampen auspacken, von denen sie mir eine gab. Mit ihnen beleuchteten wir uns den restlichen Weg hinaus auf eine Plattform.

Vorsichtig spähte ich hinab und erkannte die erste Höhle unter uns. Sie war sogar noch größer, als man von unten erahnt hatte. Wie schon vom Plateau ging auch hier eine Brücke hinüber zur anderen Seite, doch auch dieser hier mangelte es an zusätzlichen Kleinigkeiten, wie einem Geländer. Die Brücke selbst war zudem nicht gerade breit. Skeptisch blieb ich vor dem Aufgang stehen.

"Da sollen wir rüber?"

"Ja. Ich muss gestehen das war schon beim ersten Mal kein Spaß." Ungläubig schaute ich ihr in die Augen.

"Hast du ein Seil? Ich geh da nicht ohne Sicherung rüber!"

Yumiko versank in Gedanken. Derweil marschierte Psiana drauf los und betrat die Brücke. Geh ruhig vor wir kommen gleich nach, kein Problem.

"Ich hab's!", rief Yumiko plötzlich und griff hinter sich um kurz darauf einen Pokeball zu werfen. Zum Vorschein kam ein weiteres Mal ihr wunderschönes Dragonir.

"Mizu kann unser Seil sein. Sie kann neben uns fliegen während wir uns an ihr fest halten", verkündete sie auf das Drachenpokemon zeigend.

"Mizu? Ist das sein Name?"

"Ihr Name", berichtigte sie mich."Ihr voller Name lautet Mizuchi, aber ich nenne sie Mizu." Ein Spitzname für einen Spitznamen? Beinahe hätte ich sie gefragt, weshalb sie es nicht gleich Mizu nannte, entschied mich aber aus Respekt dagegen. Zärtlich strich sie dem Dragonir über die Schnauze. Es ohne irgendwelche Flügel schweben zu sehen war noch immer verstörend, aber gleichzeitig äußerst hypnotisierend. Die Art, wie es seinen Körper in Wellen bewegte hatte etwas Beruhigendes.

"Sie ist meine älteste Freundin", erzählte sie weiter. Überrascht hatte mich diese Information nicht. Immerhin kam sie aus Ebenholz City und wenn Sandra wirklich ihre Mutter war, dann war Yumiko mit Drachen aufgewachsen, speziell mit Pokemon wie Dragonir.

Psiana hatte derweil die andere Seite erreicht und rief nun ungeduldig nach uns. Hintereinander betraten wir die schmale Brücke und hielten uns an dem fliegenden Dragonir neben uns. Ich wusste, dass ich mich eigentlich auf meine Schritte konzentrieren sollte, aber ich kam nicht umhin immer wieder auf Dragonir, oder besser gesagt 'Mizu', neben mir zu schielen. Meine Hand lag auf ihrem meterlangen, blau-weißem Körper. Sie hatte ein feines Schuppengeflecht, dass bläulich mit ihren Bewegungen schimmerte. Man konnte deutlich die kleinen Schwingungen spüren, mit denen sie sich fortbewegte. Anders als Glumanda, war sie nicht heiß unter der Berührung, sondern nur warm.

Die Taschenlampe in der einen und das Dragonir an der anderen Hand überquerten wir ohne in die Tiefe zu stürzen die Brücke. Auf der anderen Seite gab es einen breiten Weg, der von unten wie ein Überhang aussehen musste. Diesem folgten wir nun stumm nebeneinander herlaufend. Ich rieb mir immer wieder die schmerzende Handflächen, aber ich schätzte es hätte schlimmer sein können. Der Weg selbst wurde immer breiter, bis er selbst du einem eigenen Weg durch den Berg wurde. Irgendwo mussten wir die Höhle unter uns also verlassen haben. Laut Yumiko würden wir von hier an den Berg durchqueren. Allerdings war es an der Zeit nach einer Schlafgelegenheit zu suchen.

 

Gerade, als ich sie darauf ansprechen wollte, tauchte ein alter, grauer Mann in dreckiger Kampfmontur sitzend am Wegrand auf. Bisher hatten wir keine anderen Menschen getroffen, weshalb mich seine Erscheinung ein wenig erschreckte. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Yumiko ging vorsichtig auf ihn zu als er seine Augen aufriss und "Kampf!!" schrie. Sowohl Yumiko als auch ich hüpften überrascht vom plötzlichen verbalen Ausbruch nach hinten, doch der Mann nahm eine Kampfposition ein und schaute Yumiko grimmig an. Allem Anschein nach forderte er Yumiko zu einem Kampf auf. Er warf einen Pokeball und sein erstes Pokemon erschien: ein Kicklee.

Yumiko reagierte und warf Dragonir in den Kampf. Ich selbst stellte mich zusammen mit Psiana ein wenig hinter Yumiko, um eine gute Sicht zu haben. Vor Vorfreude, gleich meinen ersten echten Pokemon-Trainerkampf miterleben zu dürfen, zappelte ich unruhig auf der Stelle. 

 

"Ich bin Leif, Kampftrainer mit Herzblut", stellte sich der Mann vor. Seine Stimme war trotz seines hohen Alters äußerst kräftig. Nach seiner Vorstellung erwiderte Yumiko die Höflichkeit ihrem Gegner ebenfalls ihren Namen zu nennen und daraufhin begann Leif den Kampf.

Kicklee eröffnete mit einem geschwungenen Doppelkick, dem Dragonir jedoch elegant auswich. Kicklee war eindeutig im Nachteil. Es griff nur mit verschiedenen Fußkicken an. Dragonir war dabei in der Luft schwebend deutlich in der besseren Position. Außerdem war Kampf nicht gerade effektiv gegen Drache.

Yumiko schrie den Konter Richtung Dragonir, noch bevor Kicklee auf dem Boden landete. Dragonir drehte sich daraufhin in unglaublicher Geschwindigkeit um die eigene Achse und schickte eine Windhose mit einem Schlag ihres Schwanzes Richtung Kicklee, das es gegen die Höhlenwand warf. Beeindruckt starrte ich Yumiko an.

Kicklee war jedoch noch nicht besiegt. Es hüpfte Beine voran wieder in den Stand und wartete auf weitere Befehle. Leif schien jedoch nicht im Mindestens besorgt zu sein und lachte lauthals. Er schien Spaß zu haben.

 

Mit dem Doppelkick würde er hier nicht weiter kommen, also entschied er sich für einen Sprungkick. Mit unmenschlicher Geschwindigkeit näherte es sich Dragonir und sprang direkt unter dem Pokemon nach oben. Dragonir hatte versucht dem Kick zu entgehen, indem es seine Position ständig änderte, doch Kicklee war schneller und traf sie am Bauch. Mit einem lauten Schrei fiel es zu Boden. Besorgt sah ich zu Yumiko, doch die war noch immer siegessicher. Dragonir schüttelte sich und sammelte ihre Kräfte. Von Yumiko hörte ich nur ein Wort. "Feuerodem!" Dragonir öffnete den Mund und feuerte einen purpur leuchtenden Strahl auf Kicklee. Dabei verteilte sich ein Geruch nach Benzin, dass von dem Feuerodem ausgehen musste. Als das Licht verblasste lag Kicklee bewusstlos am Boden.

 

"Beeindruckend, dein Dragonir ist gut trainiert", warf Leif Yumiko entgegen, während er Kicklee zurück in den Pokeball brachte. Sein nächstes Pokemon war ein Nockchan, was ebenfalls im Vergleich zu Dragonir mickrig wirkte.

Nockchan war wie Kicklee zuvor nicht im Vorteil, aber es hatte von Haus aus eine höhere Verteidigung, weshalb dieser Kampf länger dauern könnte. Neugierig beobachtete ich, ob Yumiko sich entscheiden würde ihr Pokemon zu wechseln, doch sie stand regungslos da, die Hände vor der Brust verschränkt.

Nockchan schlug wiederholt in schneller Folge in die Luft, wie es oft Boxer taten, um warm zu werden. Sein erster Angriff war auf Leifs Anordnung hin ein Feuerschlag. Sofort holte es mit der einen Hand zum Schlag aus, während es mit der zweiten Hand das Gesicht schützte. Seine Schlaghand leuchtete rot und fing augenblicklich Feuer. Irritiert sah ich zu, wie Dragonir, noch immer auf dem Boden liegend, dem Schlag mit einer Verrenkung auswich. Die Attacke war gegen ein Drachen-Pokemon nicht effektiv, also wieso hatte Leif diese Attacke -?

"Eishieb!", brüllte er plötzlich. Nockchan stand direkt vor Dragonir, das gerade noch in einer Ausweichbewegung war, um der vorigen Attacke zu entgehen. Mit der zweiten Hand, die eben noch sein Gesicht schützte, traf es Dragonir mit voller Wucht. Eisiger Wind kam uns entgegen und Dragonir brach schwer getroffen zusammen. Auch Yumiko hatte augenscheinlich mit so einer Finte nicht gerechnet, da sie besorgt das Gesicht verzog.

Leif hatte den Feuerschlag genutzt, um nahe an Dragonir zu kommen und um schließlich mit dem Eisshieb mit voller Wucht zuzuschlagen. Eigentlich sollte ich Yumiko unterstützten aber ich kam nicht umhin den Angriff ihres Gegners zu bewundern.

 

"Mizu! Alles in Ordnung?", rief Yumiko beunruhigt. Das Dragonir zitterte, hob jedoch stur den Kopf und den Körper in die Höhe, schaffte es aber nicht mehr zu fliegen. Fliegen! Das war die Lösung.

"Hast du ein Flug-Pokemon", fragte ich sie leise. Doch Yumiko schüttelte den Kopf.

"Dragonir schafft das", erwiderte sie und warf dem Pokemon etwas zu, was Dragonir aus der Luft fing. Kurze Zeit später hörte ihr Zittern auf. Beeren!

Nun setzte das angeschlagene Dragonir zum Gegenangriff an. Auf Yumikos Befehl hin benutzte es Eissturm. Eine ungewöhnliche Attacke, aber sicherlich hilfreich auch für eine Drachen-Trainerin. Feinste Eiskristalle umwirbelten Nockchan. Mit seinem Schwanz katapultierte sich Dragonir nach vorne und flog dicht über dem Boden auf das durch den Sturm geblendete Nockchan zu. "Slam!", schrie Yumiko.

Leif rief etwas, doch der Sturm ließ Nockchan nicht nur blind, sondern auch taub zurück. Dragonir flog in den Sturm und traf das Kampf-Pokemon mit voller Wucht. Es verlor den Stand, schlitterte auf dem Boden und blieb liegen.

"Meine Kämpfer sind K.O.", verkündete Leif und holte Nockchan zurück. Yumiko atmete erleichtert aus und ging zu Dragonir. Einen dritten Kampf hätte es nicht mehr überstanden. Lobend klopfte sie Mizu auf den Bauch und streichelte es über die Schnauze. Danach gönnte sie ihr eine Pause im Pokeball.

 

Leif kam zu ihr gelaufen und schüttelte ihr anerkennend die Hand. "Guter Kampf, junge Dame." Yumiko nahm das Kompliment gerne entgegen hob jedoch auch seine Intelligenz während des Kampfes heraus.

"Du hast mich besiegt. Das kommt nicht oft vor", erklärte er weiter. "Ich habe geschworen bei meiner Ehre als Kampfsportler jedem Trainer ein Pokemon zu schenken, der mich besiegt." Noch während er das verkündete griff er nach hinten und überreicht der überraschten Yumiko einen Pokeball. Immerhin passierte es nicht alle Tage, dass man von einem besiegten Trainer ein Pokemon geschenkt bekam. Mir kam diese Situation seltsam vertraut vor. Es gab tatsächlich einen Trainer, ich glaubte sogar hier im Kesselberg, der nach seiner Niederlage dem Spieler ein Rabauz schenkte. Aber der Mann vor mir konnte doch nicht derselbe sein...oder doch?

"Vielen Dank. Das ist wirklich großzügig", verkündete sie. Vermutlich von Neugier getrieben rief sie das Pokemon aus dem Ball. Mir setzte einen Moment der Atem aus, als aus dem Licht tatsächlich ein kleines, unruhiges Rabauz erschien. Es war nicht einmal halb so groß wie seine Nachentwicklungen von eben. Seine dünnen Ärmchen hatte es drohend in die Höhe genommen und wachsam schaute es zwischen uns umher. Seine violette Färbung war im Licht unserer Taschenlampen kaum zu sehen.

Yumiko ging vor ihm auf die Knie und stellte sich vor. Rabauz salutierte daraufhin, was wohl hieße, dass er sie akzeptiert hatte.

Räuspernd verschuf ich mir Gehör. "Ehm, ich denke ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Mimi, ihre Begleiterin." Mit dem Daumen zeigte ich auf Yumiko, die gerade Rabauz wieder in seinen Ball gerufen hatte. "Ein wirklich beeindruckender Kampf."

Leif positionierte sich mit breiter Brust. "Leif, Kampfsportler mit Herzblut", verkündete er lauthals erneut. "Ich fürchte meine Pokemon sind momentan zu geschwächt, um gegen dich anzutreten."

"Oh, das ist schon in Ordnung. Ich wäre sowieso kein Gegner für Sie", sagte ich mit schiefen Blick auf Yumiko, die neben mir kicherte.

"Verzeihen Sie die Frage, aber was machen Sie hier so ganz allein?" Unschuldig nahm ich meine Hände auf den Rücken. Zum einen erhoffte ich mir eine informativere Antwort auf die Frage, nach seiner Identität. Zum anderen war ich neugierig, weshalb wir bisher nur ihn getroffen hatten und sonst keinen anderen Trainer.

"Ich trainiere hier seit Jahren mit meinen Pokemon, um inneren Frieden zu finden und mich und meine Pokemon zur vollendeten Kunst des Kampfes zu führen."

"Seit Jahren? Wie lange sind sie denn schon hier", beteiligte sich nun Yumiko am Gespräch. Auf ihre Neugier war Verlass.

Ernsthaft grübelnd starrte der Mann in die Luft. "So genau kann ich dir das gar nicht sagen. Zeit ist hier im Berg nicht von Bedeutung", verkündete er und begann laut zu lachen, was jedoch in Husten überging. Schnell reichte Yumiko ihm ihre Wasserflasche, die er dankend annahm.

 

Unterdessen schob ich wie wild die Zahlen in meinem Kopf umher. Der Trainer, der einem nach dem Sieg über ihn ein Rabauz geschenkt hatte, war bereits beinahe dreißig Jahre als gewesen. Und der Mann vor mir war mindestens fünfzig. Bei näherer Betrachtung erkannte man, dass sein Anzug nicht wirklich passte. Er wirkte zu groß für seinen Körper. Der Anzug selbst war dreckig und verschließen, was darauf schließen ließ, dass er ihn schon lange besaß. Hatte der Anzug womöglich früher einmal besser gepasst? Nahm man Yumiko und ihre mögliche Verwandtschaft mit Sandra als Beweis hinzu, machten das etwa 20 Jahre, die der Mann hier in diesem Berg verbracht hatte! Beunruhigenderweise passte der Zeitraum zu seinem Alter. Und doch hatte ich das Gefühl, dass mir hier irgendetwas entging.

"Sie sollten den Berg von Zeit zu Zeit verlassen. Diese staubige Luft tut ihnen nicht gut", riet ihm Yumiko, als sie ihre Wasserflasche wieder zurück nahm.

"Vielleicht hast du Recht. Ich war schon ewig nicht mehr zu Hause." Plötzlich verfinsterte sich seine Mine. "Es wird Zeit, mir den Titel als Arenaleiter zurück zu holen! Sabrina wird nicht noch einmal über meine Pokemon triumphieren."

Während Yumiko ihn nur schief von der Seite anstarrte, griff ich mir an den Hals. Mein Herz schlug wie wild als mich eine Welle der Nostalgie überrollte.

Der alte, graue Mann vor mir war DER Leif, Kampf-Pokemontrainer aus Saffronia City, der die Stadt verlassen hatte, um im Kesselberg zu trainieren. Er und Sabrina stritten sich um die Vorherrschaft und um den Titel des ortsansässigen Arenaleiters. Mit seinen Kampf-Pokemon war Leif natürlich gegenüber Sabrinas Psycho-Pokemon im Nachteil gewesen und musste ihr den Titel des Arenaleiters überlassen. Hatte er all die Jahre im Kesselberg trainiert, um noch einmal gegen Sabrina zu kämpfen?!

Mein inneres Gefühlsleben schwankte zwischen freudiger Begeisterung und plötzlicher Panik. Der Mann war ein Teil der Geschichte, die ich vor Jahren nachmittags auf meinem alten GameBoy gespielt hatte. Ihn jetzt vor mir stehen zu sehen, gealtert mit gelebtem Leben war beides: aufregend und beängstigend zugleich. Wenn ich bereits bei einem "Nebencharakter" derart mit Herzklopfen reagierte, wie würde es erst werden, wenn wir auf dem Silberberg ankommen würden?

Mein schweres Atmen erregte Yumikos Aufmerksamkeit.

"Alles in Ordnung? Du siehst blass aus." Ich bezweifelte, dass sie das in dem Licht überhaupt hätte erkennen können, aber ich dankte ihr innerlich für ihre Sorge.

"Ich bin nur erschöpft, alles gut", versicherte ich ihr. Die Wahrheit konnte ich ihr schließlich nicht sagen.

"Ihr müsst schon lange unterwegs sein. Kommt, ich habe eine kleine Höhle gegraben, in der ich wohne. Wenn ihr wollt könnt ihr euch dort etwas ausruhen."

Gegen eine Rast hatte ich wirklich nichts einzuwenden. Eigentlich hätte ich es noch viel lieber, wenn wir den Tag als beendet ansahen und unser Nachtlager endlich aufschlugen. Ein wenig konnte ich Leif nachvollziehen. Zeit war hier im Berg nur ein Wort. Aber ich spürte, wie die Stunden ihren Tribut zollten und mich Müdigkeit überkam.

Yumiko musste es genauso ergehen, da sie schließlich Leifs Angebot dankend annahm. Ich überlegte lieber nicht wie mancher in meiner Welt auf die Einladung eines alten Mannes reagiert hätte, in seiner Höhle zu schlafen, nachdem man sich gerade einmal ein paar Minuten kannte. Aber hier schien nichts Verwerfliches daran zu sein, also folgte ich den beiden.

 

Leif führte uns schließlich ein kleines Stück zurück, blieb jedoch plötzlich mitten im Gang stehen. Skeptisch beobachtete ich, wie er an der Wand kratzte, die sich unter seiner Hand zu bewegen schien. Als ich sah, was sich da bewegte konnte ich nicht anders als anerkennend grinsen. Eine Gruppe Kleinstein hatten sich in den Eingang gelegt und ihn somit verschlossen. Beim Vorbeigehen hatte man die Kleinstein nicht gesehen, die förmlich mir ihrer Umgebung verschmolzen waren. Wie viele solcher Öffnungen und Kleinstein wir wohl einfach übersehen hatten?

Im Innern erwartete uns eine kreisrunde, recht geräumige Höhle, die sporadisch mit seltsam geformten Felsen eingerichtet war. Leif musste sie in Eigenarbeit hergestellt und mit Dingen, die er gefunden hatte verziert haben. Er bot uns getrocknetes Fleisch und Pilze an, wovon ich allerdings nur wenig aß. Das Fleisch war fischig im Abgang, weshalb ich davon ausging, dass es wirklich etwas fischartiges aus einem der Seen hier sein musste. Die Alternative wäre Zubat-Fleisch... Die Pilze hatten eine seltsame Konsistenz und rochen und schmeckten eigentlich nur nach Erde. Anstatt mich an Leifs Angeboten satt zu essen, nahm ich einen Riegel von Yumiko an, der aus verschiedenen Beerensorten und Weizen gepresst war.

Beim Essen hatte ich Leif gefragt, weshalb keine Trainer außer ihm im Berg zu sehen waren. Aber er hatte nur die Brust geschwollen und behauptet alle anderen besiegt zu haben. So gern ich ihm diese Erklärung gegönnt hätte, erschien sie mir jedoch unwahrscheinlich. Yumiko flüsterte mir schließlich zu, dass viele auf Grund der Gefahr durch die Krankheit lieber zu Hause blieben, als zu reisen. Wie es aussah, hatte Leif von der Krankheit noch gar nicht mitbekommen, dass sie existierte.

Endlich war die Zeit gekommen, meine Matratze auszuprobieren. Gespannt drückte ich den Knopf an deren Seine und bestaunte, wie sie sich mit saugendem Geräusch immer weiter ausdehnte. Nach wenigen Minuten hatte sie sich selbst auf eine beachtliche Größe gebracht. Sofort legte ich mich testend darauf und entschied, dass sie durchaus bequem war. Als ich so dalag wurden meine Augen immer schwerer. Ich schaffte es noch mir meine Decke aus der Tasche zu holen, damit ich nicht fror. Das Letzte was ich noch mitbekam war, wie Yumiko sich noch ein wenig mit Leif unterhielt. Die Beteuerung der Worte erreichten aber schon nicht mehr mein Bewusstsein, als sich meine schweren Glieder begannen zu entspannen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier die versprochenen Regeln minus denen, die ich nicht mehr geschafft habe ins Kapitel zu bringen:

- Wilde Pokémon: Zubat und Kleinstein (manche davon werden auch angreifen)
- Yumiko kennt sich aus in der Höhle, aber für dich ist der Weg extrem schwer zu meistern
- Ihr trefft Schwarzgurt Leif, der im Berg trainiert, und er fordert Yumiko zu einem Kampf heraus. Du entscheidest, wer gewinnt. Ist es Yumiko schenkt er ihr ein Rabauz.
- Ihr müsst mindestens eine Nacht in er Höhle übernachten. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Erenya
2015-10-11T15:39:37+00:00 11.10.2015 17:39
Interessant. Ich muss sagen, dass hier ist mit abstand das bisher interessanteste Kapitel. Es lässt mich mit Spannung mitfiebern wie du die items noch einbringen wirst. Ob es zum Einsatz von TMs und VMs kommt oder von "Schutz" und wie die Umsetzung ist.
Oder ob du etwas mit der Spielewelt brechen musst. Denn deutlich, dass es sich um die Spielewelt Pokemon handelt machst du ja schon mit Leif, auch wenn ich mich dunkel erinnere, dass alles etwas nach Golds Reise ansetzt.
Ich bin somit wirklich zum brechen gespannt wie es weiter geht.

Ach ja... ich dachte zwischendrin auch "Besser wäre es, wenn sie demnächst den Proviant für die Reise organisiert" Ich hoffe du kannst kochen. Dann wäre mehr als Instantfutter für Psiana sicher auch drin.
Antwort von:  ougonbeatrice
14.10.2015 12:15
Darin liegt für mich der Spass. Ich habe keinen einzigen Manga gelesen und auch die Serie vor Jahren aufgegeben. Was ich kenne sind die Spiele und die in eine realistische Umgebung einzubauen ist für mich die Herausforderung. Ich habe durchaus Ideen wie man verschiedene Items einbauen und umsetzten kann und ich h offe, dass meine Göttin mir die Gelegenheit dazu gibt. Immerhin darf ich nichts kaufen oder finden was sie nicht vorgibt.
Freut mich, dass du gespannt bist ^^
Von: abgemeldet
2015-07-15T22:20:38+00:00 16.07.2015 00:20
Ah, hier kam das Instant-Futter! Schön, dass Psiana noch mehr Persönlichkeit bekommt, indem es wählerisch ist. Gerade bei ihr gelingt dir die Annäherung an die eigentlich fremde Welt. Sie liest sich wie eine elegante, alte Katzendame. Sternschauer war obendrein schön dargestellt - obwohl mir das Zubat leid tat. Dem hätte ich einen Sieg gegönnt, weil es putzig und angriffslustig zu gleich war.
Dragonir ist beinahe besiegt, das lässt nichts Gutes für den Rest der Höhle erahnen. Etwas schwer ums Herz wurde mir bei Leif, den ich aks NSC wirklich, wirklich mochte. Die zwanzig Jahre im Kesselberg, die Kampftaktik, seine joviale Freundlichkeit .... ich hoffe, das Einsiedlertum hat ihn nicht noch gefährlich gemacht, aber nach dem Geschenk ist das wohl unwahrscheinlicher.

Ich warte auf einen ernsthaften Streit zwischen dir und Yumiko. Einfach die Route ändern, einen Umweg innerhalb der Höhle verschweigen: Das kann langfristig nicht gut gehen. Glumanda und Dragonir werden das SI-Gemüt nicht ewig dämpfen können. Oh, und Marill gab es doch aucc in der Höhle? Vielleicht gibt es einen nächtlichen Überfall ... oder die Erkenntnis, dass die Seuche auch im Berg ankommt. Sehr gruselig, nicht mal dort sicher zu sein, wo sich keine Trainerseele mehr hin verirrt.
Die Wortwitze fand ich schick. :-D

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  ougonbeatrice
16.07.2015 09:21
Genau das soll sie sein, eine elegante, alte Katzendame :)
Keine Gnade für die Zubat XD Wäre ja noch schöner sich von dem Höhlenherpes besiegen zu lassen. Das hätte am Ego vo Psiana gekratz, glaub ich.

Das stimmt, das geht lanfristig nicht gut. Ich bin sehr geduldig und ein Mensch bei dem es lange dauert, bis ich wirklich anfange böse zu werden. Demnach dauert es, bis es zwischen uns wirklich Krach macht. Aber ich rechne damit, dass durchaus eine Situation kommt, die unschön zwischen uns enden wird. Wäre es keine SI hätte ich meinen Charakter an dieser Stelle eiskalt aus dem Berg bewegt und YUmiko stehen lassen. Aber ich bin eben nicht so ^^

Ja, es gibt Marill aber nur im Wasser und nachts, soweit ich weiß.

Nochmal danke für die ganzen Kommentare ^^ Freut mich wirklich, dass es dir gefällt
Liebe Grüße Beato
Von:  yazumi-chan
2015-06-28T14:27:23+00:00 28.06.2015 16:27
Geduld ist eine Tugend <- Das beschreibt mein Gefühl vor einem fast 8k Kapitel sehr gut xD Bitte nicht immer in dieser Länge ;)
Zeit ist hier im Berg nicht von Bedeutung <- Ich habe sehr gelacht und es mit Schweizer-Akzent gelesen xD

Okayyyy. Als die Stelle kam, wo Leifs Identität verraten wurde, haben sich mir alle Haare aufgestellt. Irgendwie fand ich die Erkenntnis sehr gruselig, dass die Charaktere aus den Spielen noch immer an diesen Orten sind, 20 Jahre nach der Story, und habe für ein paar Sekunden mit einer tiefgehenden Verschwörung gerechnet xD
Der Kesselberg ist auf jeden Fall in den Top 5 meiner Nicht-Lieblingshöhlen. Aber wenn es Zeit spart...

An einer Stelle hast du würde fettgedruckt. Ich würde es stattdessen kursiv schreiben, einfach weil fett so extrem Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass ich zwei Absätze übersprungen und den Satz schon gelesen hatte, bevor ich mich zurück orientieren konnte :)
Irgendwie niedlich finde ich, dass Yumi wirklich nur Chips und Instant-Nudeln dabei hat xD Erinnert mich ein bisschen an kleine Kinder, die in Filmen oder Büchern von zu Hause abhauen und sich als Proviant mit Schokoriegeln und Bonbons eindecken.

Mein Fazit aus diesem Kapitel: Du magst schlechte Wortwitze xD
Antwort von:  ougonbeatrice
29.06.2015 12:24
Ja die Länge tut mir leid. Andererseits ist es auch recht passend zum Inhalt, da die Höhle dann doch sehr anstrengend und lang ist. Am Ende war ich dann aber doch selbst überrascht, wie lang es geworden ist. Eigentlich versuche ich um die 5000 Wörter zu schreiben. Ich fürchte das nächste Kapitel ist auch ein wenig drüber, hat aber bei weitem nicht die 7000 geknackt :)

Das ist in der Tat sehr gruselig wenn man sich vorstellt, dass der Mann 20 Jahre in dem Berg gelebt hat. Leif wurde mir vorgegeben (ich denke mal wegen der Möglichkeit Rabauz zu bekommen). Seine Geschichte lässt die Vorstellung zu, dass er dort all die Jahre gelebt hat. Aber ansonsten denke ich nicht, dass überall dieselben Trainer anzutreffen sind ^^

Und ja, ich liebe schlechte Wortwitze ;)


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