Der Plan
Nachdem Lorion dem Mädchen seinen Plan erläutert und diese ihn sich aufmerksam angehört hat, haben sich die beiden auf den Rückweg gemacht, um auch Sophies Großvater davon zu berichten.
Sie betreten gerade das Haus, in dem die beiden leben, als der alte Mann hastig von seinem Stuhl aufspringt und zu seiner Enkelin eilt.
„Sophie! Gott sei Dank!“, ruft er hörbar erleichtert und umarmt das junge Mädchen, welches seine Umarmung erwidert. „Entschuldige, Opa. Ich hätte nicht weglaufen sollen.“, gibt sie beschämt zu und schaut betrübt zur Seite. „Ist schon in Ordnung, Liebes. Ich hätte nicht diese Sachen sagen sollen. Ich weiß, dass ich dich damit furchtbar verletzt habe.“, entschuldigt sich auch ihr Opa bei ihr, woraufhin sie ihn dankend anlächelt. „Opa…Lorion und ich haben dir etwas zu sagen. Setz dich. Wir müssen über etwas sehr Wichtiges reden.“, meint das Mädchen ruhig und in einem bedachten Tonfall.
Die drei nehmen erneut am Esstisch Platz, woraufhin der Elf zu Sprechen beginnt: „Sophie und ich, wir haben uns über eine Möglichkeit unterhalten, unsere beiden Kulturen wieder zu vereinen. Damit meine ich, dass es doch schön wäre, wenn die Elfen wieder gemeinsam und in Frieden mit den Menschen leben würden.“ Sophies Großvater sieht den Jungen nachdenklich an. „Es wäre wirklich schön, wenn wir dies erreichen könnten, doch inwiefern hast du dir das vorgestellt, mein Junge? Sollen die Elfen einfach in die Städte und Dörfer hinein spazieren und von heute auf morgen beschließen, wieder mit ihnen zusammen zu leben?“, will er von ihm wissen, woraufhin Sophie einschreitet. „Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht so in etwa. Wir könnten gemeinsam mit den Elfen zuerst in die Dörfer gehen und den dort lebenden Menschen diesen Vorschlag unterbreiten. Wenn die Bewohner sehen, dass wir beide, zwei Menschen, gut mit den Elfen auskommen, würden sie ihnen vielleicht eine Chance geben und wir könnten weiter in die Städte ziehen und ihnen dasselbe beweisen. Dass Menschen mit Elfen friedlich zusammen leben können!“ Sie sieht ihren Opa mit feurigen und aufgeweckten Augen an, was auch dem alten Mann nicht entgeht. Seine Enkelin wieder mit diesem Strahlen im Gesicht zu sehen, erfüllt ihn mit Freude.
„Und deine Gefolgschaft will das wirklich durchziehen? Ihr wollt allen Ernstes in die Städte und Dörfer zurückgehen, zu denselben Menschen, die euch einst verscheucht haben?“, will er ein letztes Mal von dem Elf wissen, woraufhin dieser behutsam nickt. „Wir wollen endlich wieder ein friedvolles Leben führen und dazu gehört es auch, in die Städte zurückzuziehen, in denen die Menschen leben. Sie hassen uns zwar und wollen nichts mit uns zu tun haben, doch wenn ich euch zwei ansehe, dann wird mir klar, dass es noch mehr solcher Menschen wie euch geben muss. Menschen, die nichts von dem Krieg, der einst stattgefunden und unser aller Leben verändert hat, zu tun haben wollen und daran glauben, dass wir Elfen euch nichts Böses wollen.“
Jetzt erkennt der alte Mann das Feuer auch in Lorions Augen und muss sich eingestehen, dass er nichts dagegen tun und sich dessen Willen und Mut nicht beugen kann. „Einverstanden. Lasst uns die Elfen wieder mit den Menschen vereinen.“, erklärt er sich dazu bereit, den beiden beizustehen, woraufhin Sophie einen kleinen Freudenschrei auslässt und zuerst ihrem Großvater und anschließend Lorion um den Hals fällt.
Der Elf nickt dem alten Mann dankend und respektvoll zu, was dieser erwidert, als das junge Mädchen bereits freudig anfängt, den Plan für die Rückkehr der Elfen auszuarbeiten.
„Und du bist dir ganz sicher, dass du das wirklich machen willst?“ Sophie, ihr Großvater und der Elf Lorion stehen am nächsten Morgen vor ihrer Haustür und bereiten sich auf ihren Weg vor. Denn Sophie will mit ihm mitgehen, um seiner Familie, seinen Freunden und all den anderen Elfen zu beweisen, dass auch sie keine bösen Absichten hat und sie sich den Städten und Dörfern und den dort lebenden Bürgern stellen sollen.
„Ja, Opa. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher.“, antwortet das Mädchen ihm mit einem Grinsen im Gesicht, woraufhin dieser seiner Enkelin einen letzten Kuss auf die Stirn drückt und ihren Schal richtet. „Pass ja auf, dass du dich nicht erkältest. Der Winter ist keine Jahreszeit, mit der man spaßen sollte.“, ermahnt er sie nachträglich. Sie lächelt herzhaft und entfernt sich langsam von der Hütte, während hingegen Lorion noch für einen kurzen Moment bei dem alten Mann bleibt.
„Und dir rate ich auch, dass du auf dich aufpasst. Aber noch viel mehr auf mein kleines Mädchen. Wenn ihr irgendetwas passieren sollte, wird dir das sehr leidtun.“, weist er den Elf zurecht, der eilig nickt und sich dann gemeinsam mit dem Mädchen auf den Weg zu seinem Stamm macht.
Sie nehmen den Weg durch den Wald und sind dabei immer so vorsichtig und leise wie es nur geht, um nicht von den Jägern oder jemand anderem entdeckt zu werden.
Nach einer ganzen Weile sind sie schon fast an ihrem Ziel angekommen.
Sie stehen am anderen Ende des Waldes und schauen auf eine weite mit Schnee bedeckte Wiese herab.
„Hier ist es?“, fragt Sophie ihn neugierig, woraufhin der Elf zustimmend nickt und mit dem Finger nach vorne deutet. Sophie folgt seiner Hand bis hin zu einer Stelle, an der ein riesiger Baum steht.
„Wir werden gleich in diesen Baum gehen aber mach dir keine Sorgen. Wir leben weniger darin, als vielmehr darunter.“ Er lächelt sie an, was sie erwidert. Die Vorstellung in wenigen Minuten in einen Baum gehen zu müssen, beunruhigt und belustigt sie zugleich.
„Hast du Angst?“, will Lorion auf einmal von ihr wissen, als kurze Zeit Stille herrscht. „Ich weiß nicht. Vielleicht ein wenig.“, gibt sie peinlich berührt zu und lächelt den Elf verlegen an. „Brauchst du aber nicht. Wir werden das gemeinsam durchstehen. Es wird alles gut werden.“ Während er dies sagt, nimmt er vorsichtig ihre Hand und schenkt ihr sein schönstes Lächeln, wobei das Mädchen rot anläuft.
„Wollen wir?“, fragt er sie ein letztes Mal, woraufhin sie nickt und die beiden Hand in Hand auf den Baum zusteuern.
War between humans and elves (Part 1)
The End
